Leseprobe: WESTFALIUM extra - Gartentour

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· Botanische Radtour

Selten und exotisch

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Westfalium extra

Gartentour

Freifrau mit grünem Daumen Bei Viktoria von dem Bussche

Botanische Radtour ·

Die neue Landesgartenschauroute Pflanzenraritäten finden

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Private Gartenparadiese entdecken

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Über die Hecke gespäht

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· · Westfalium extra 15

Über die Hecke gespäht

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Westfalium extra 15

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Freifrau mit grünem Daumen

Selten und exotisch

Über die Hecke gespäht

Freifrau mit grünem Daumen

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Botanische Radtour

Selten und exotisch

Westfalium extra 15 · 2014 · 6 Euro · H 58458

In der Garten-Galerie Beate Stork, Bad Sassendorf


Seite 6 Lünen, Hamm, Oelde, RhedaWiedenbrück, Rietberg, Paderborn und bald auch Bad Lippspringe – das sind die LandesgartenschauStädte Westfalens. Die 140 Kilometer lange Landesgartenschauroute verbindet diese Orte zu einer botanischen Radtour

Foto: Tourismuszentrale Paderborner Land

Inhalt

Öffentliche Gärten und Parks z z

Historisches zwischen Bäumen und Blumenbeeten

Eine Ausstellung in der Baumschule Igel Gartenkultur in Bramsche

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Rhododendron-Paradies im Naturpark Hohe Mark

Um Schloss Lembeck blühen Pflanzen aus fernen Kontinenten

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Meeresluft und lustige Verirrungen in Bad Salzuflen

Der Kurpark und der Hortus Vitalis, Deutschlands größter Irrgarten

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Rosige Aussichten auf 2.000 Quadratmetern

Der Schaugarten von Noack Rosen in Gütersloh

Grüne Weltreise in Münster

Die Exoten im Botanischen Garten Fotos:IPP/Nepke

Die Gartenfestivals in England, Frankreich und den Niederlanden dienten ihr als Vorbild, 1998 veranstaltete sie ihr erstes eigenes Fest im prächtigen Garten von Schloss Ippenburg: Gartenfest-Pionierin Viktoria Freifrau von dem Bussche im Portrait

Die Freifrau mit dem grünen Daumen

Viktoria von dem Bussche und ihre Gartenfestivals in Ippenburg

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Pedalvergnügen zwischen Lünen und Bad Lippspringe

Auf der Landesgartenschauroute zu den schönsten Parks

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Farbkleckse am Ackerrand

Blühstreifen gefallen nicht nur Bienen, Hasen und Vögeln

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Kleinkunst im Kleingarten

Wilm Weppelmann und seine Freie Gartenakademie

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Alte Gartenkunst aus Versailles in neuem Design

Die Dr. Hammer GmbH fertigt Pflanzenkübel aus Edelstahl

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Der Blick hinter die Hecke

Privatgärten der Region öffnen ihre Pforten

Natursteine für das Wohnzimmer unter freiem Himmel Terassengestaltung mit Schiefer, Marmor und Co.

z Foto: Jennifer Bahn

Fast 10.000 verschiedene Pflanzenarten von allen Kontinenten dieser Erde sind im Botanischen Garten der Westfälischen Wilhelms-Universität zu finden. Der Besuch in einem der Gewächshäuser gleicht somit einer Etappe auf einer Weltreise. Westfalium stellt die Exoten unter Glas vor

Galanthophile und Linda verzweifelt gesucht

Pflanzenraritäten zu finden gleicht einer Schatzsuche

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Marsch, marsch ins Beet!

Das Themenjahr im LWL-Freilichtmuseum in Detmold

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Zurück zu den Wurzeln

Neuer Geschmack mit alten Gemüsesorten

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Kies statt Rasen, wilde Stauden statt Rosenbeet

Der moderne Garten von Familie Hippe-Schuster aus Enger

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Glitzernde Schönheit mit Mehrwert

Fontänen und Bachläufe machen Schwimmbecken zum Highlight

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Ein Klassiker für Individualisten

Pflasterklinker bringen Abwechslung auf die Terrasse

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Grenzgänger aus Edelstahl

Die Sitzmöbel von Lizzy Heinen machen sich drinnen wie draußen gut

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Der Garten als Bühne für Kunst

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Westfalium extra

Foto: Bundesamt für Naturschutz

Was die Galeristen Edeltraut Haut und Eberhard Schnake raten

Wildblumen wie Mohn, Kornblumen, Kornraden und Wildkamille bringen nicht nur Farbe in Ackerlandstreifen, sondern stellen einen Lebensraum für Vögel, Bienen und Schmetterlinge dar, dessen Erhaltung der Unterstützung von Landwirten bedarf

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Im heimischen Garten z

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Kunst aus dem Metallbaubetrieb

Die Arbeiten von Peter Leiss sind wahre Blickfänge

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Skulpi, Birdi und Waldo

Die Skulpturen der Brüder Ebeling setzen farbenfrohe Akzente

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Zwischen Kiesfläche und Gemüsebeet

Sechs Experten diskutieren über die Zukunft der Gartengestaltung

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Rubriken z z z

Vorwort Kompakt Impressum/Westfalium Intern

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Foto: Winfried Rusch Foto: VG Bild-Kunst, Bonn

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Foto: Herbert F. Gruber

Noack-Westfalium-So_6-14_90x127_Layout 1 28.05.14 07:24Inhalt Seite 1

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Normalerweise sind private Gartenparadiese vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Aber manchmal dürfen Neugierige auch einen Blick hinter die Hecke werfen. Der Billerbecker Gartenfreund Winfried Rusch hat Westfalium verraten, wo und wann der Blick hinter die Hecke willkommen ist

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GARTENROSEN

Foto: Galerie Mertenshof

Foto: Ursell BorstellFoto: Schloss Neuhaus

in allen

Pflanzenliebhaber mit einem Faible für Ausgefallenes und Exotisches haben es nicht leicht, wenn es um den Pflanzenkauf geht. Doch Pflanzenbörsen, -gesellschaften und Spezialgärtnereien leisten da Abhilfe, wo das Sortiment der Gartencenter erschöpft ist

FARBEN & FORMEN -

direkt vom Züchter!

NOACK-Ros engarten

VERKAUFSOFFEN

Sonntag, 22.Juni von 11-16 Uhr ‚Tipps direkt vom Rosenzüchter’ 11.30 und 14.30 Uhr Treffpunkt: Rosengarten Vorführung: ‚Dekorieren mit Rosen’ 13.30 Uhr Treffpunkt: Verkauf

NOACK ROSEN Im Waterkamp 12 - 33334 Gütersloh Tel.: 05241 20187 - www.noack-rosen.de Mo-Fr 8-18 Uhr - Sa 9-14 Uhr

Seite 68 Limonengrüne Euphorbien und himmelblaue Wegwarten mitten in Gruppen von Wildstauden setzen Akzente im Kiesgarten der Familie HippeSchuster aus Enger. Große Wasserflächen bringen Ruhe ins Gesamtbild des modernen Gartens, der ganz ohne Rasen auskommt

120.000 bunte Blüten während der Lengericher Gartentage 2014

Seite 76 Wenn es um Skulpturen im Garten geht, ist die Grenze zwischen Kunst und Kitsch ein schmaler Grat. Galeristen wie Edeltraut Haut von der Galerie Mertenshof in Rheda-Wiedenbrück oder Eberhard Schnake von der Kunsthalle Schnake in MünsterHiltrup beraten beim Kunstkauf und helfen so, diese Gratwanderung zu meistern

29. Juni 2014 · Gartenmesse im Innenhof der LWL-Klinik Lengerich · Tag der offenen Gärten 19. Juni bis 29. Juni 2014 Unter dem Motto „Gestalten mit Steinen in schönen Gärten“ erwarten Sie spannende Veranstaltungen. www.lengericher-gartentage.de

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Gartentour

Blütenträume im

Im Naturpark Hohe Mark ist das Wasserschloss Lembeck besonders unter Rhododendron-Freunden weithin bekannt. Die aparten Gehölze verwandeln den weitläufigen Park in den Monaten April bis Mai in ein Blütenmeer.

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Fotos: Herbert F- gruber

er moorige Boden rund um das prächtige Wasserschloss im Münsterland brachte den einstigen Obergärtner Heinrich Nottelmann 1967 auf die Idee, in Lembeck eine Sammlung mit Rhododendren aus fernen Kontinenten anzulegen. Die auch als „Alpenrosen“ bekannten Gehölze sind insbesondere in den Hochgebirgen rund um den Globus verbreitet und sie lieben humusreiche, feuchte Böden. Besonders schöne Sorten stammen aus den Gebirgen Japans, zu ihnen gehören auch die duftenden Azaleen. Sie haben in Lembeck eine Heimat gefunden, denn Heinrich Nottelmann hatte für die exotischen Sträucher einen besonderen grünen Daumen.

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Bis heute wird sein Erbe hoch gehalten. Zwar ging er 1982 in den wohlverdienten Ruhestand, mit seiner Rhodendronsammlung hat er den Lembecker Park allerdings zu einer beliebten Sehenswürdigkeit gemacht. Seine Karriere begann er 1933 als Lehrling in der Schlossgärtnerei und wurde ab 1949 deren Leiter. In den 1960er Jahren beschäftigte er sich, inspiriert durch die Arbeiten des RhododendronExperten Gerd Krüssmann im Dortmunder Rombergpark, mit Rhododendren und Azaleen. In den frühen 1960er Jahren startete er damit, in Lembeck eine eigene Sammlung anzulegen, die dem artenreichen Landschaftspark bis heute ein besonderes Gepräge verleiht.


Gartentour

Foto: LWL

Lembecker Park

Ursprünglich hatte der Lembecker Schlosspark barocke Formen mit symmetrischen Wegachsen, ornamental geformten Beeten und streng geschnittenen Hecken. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage jedoch, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, in einen englischen Landschaftspark umgestaltet. Mit seinen weitläufigen, halbschattigen Arealen auf moorigem Grund unter großen Bäumen bietet der Park den exotisch anmutenden Rhododendren beste Wachstumsbedingungen. Ab dem Jahr 2003 ließ Catherine Gräfin von Merveldt den Park in nördlicher Richtung erweitern und mit tausenden Blumenzwiebeln

von Frühblühern bepflanzen. So ist der Vorfrühling mit seinen Narzissenwiesen eine besondere Zeit im Jahr und Pflanzenfreunde erwarten sehnlichst die alljährliche Öffnung der Anlage von März bis Oktober. Über das ganze Sommer-Halbjahr setzt sich dann der Blühreigen mit Pfingstrosen, Wisterien, Rosen und subtropischen Kübelpflanzen fort. Die vielen, teils ausgefallenen Gehölze aus aller Herren Länder verwandeln den Park schließlich im Oktober mit ihrem imposanten Herbstlaub in einen bunten Malkasten, in dem vor allem die Rot- und Gelbtöne dominieren. An lauen Sommerabenden eröffnen die vielen Wasserfrösche in den Gräften und

Im Park blühen (v. l. n. r.): Rhododendron „Farnivalls Daughter“, Blauregen, pastellfarbene Rhododendren, Veilchenbaum, gelbe Duft-Azaleen und Kamelien

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Gartentour

Fotos: Herbert F. gruber

Die Bergclematis schmückt den Toreingang, Zierlauch duftet in den Gärten (u.)

Ur, quos di ut ute maioreh enderrori doluptatis milit hicto quam, officabo

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Teichen ein quakendes Konzert und mischen sich unter das Gezwitscher der zahlreichen Vögel. Bis heute gehört Schloss Lembeck den Nachfahren von Maria Josefa und Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel. Das Adelsgeschlecht erhielt das Anwesen nebst einigen Gütern im Jahr 1017 als Lehen durch Heinrich II. Im Bereich des heutigen Nordflügels errichteten die Herren von Lembeck ab 1190 einen wehrhaften Turm, von den Einheimischen „Motte“ genannt. Während des ausklingenden Mittelalters erwuchs die Motte zu einer befestigten, wehrhaften Wasserburg. Im Jahr 1526 heiratete Berta von Lembeck in die aus Recklinghausen stammende Adelslinie von Westerholt ein. Ausgelöst durch den spanisch-niederländischen Krieg und den 30-jährigen Krieg folgten für Lembeck turbulente Zeiten. Im Jahr 1631 musste die verschuldete Familie von Westerholdt den Besitz an die holländische Linie derer von Westerholdt-Hackfurt verkaufen. Mit dem westfälischen Frieden begannen in Lembeck wieder ruhigere Zeiten. Schlossherr Conrad Adolf von Westerholdt-Hackfurt ließ die Anlage deshalb in der Hoffnung auf einen lang anhaltenden Frieden erheblich erweitern und gab der einstigen Trutzburg eine offene Form in Gestalt eines Schlosses. Wie in Westfalen üblich ist die Anlage bis heute auf zwei Inseln gelegen. Diejenige der Vorburg beherbergte bis 1887 ein landwirtschaftliches Gut. Im 18. Jahrhundert hinterließ der bekannte Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun (1695-1773) auch in Lembeck seine Spuren. Im Jahr 1717 gestaltete er im Schloss den Schlaun’schen Festsaal. Schloss Lembeck befindet sich bis heute im Eigentum der Familie von Merveldt, die im Jahr 1726 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Neben dem prächtigen Park und den beeindruckenden Außenanlagen des gut erhaltenen Schlosses sind auch mehrere Museen Anlaufpunkte für Besucher. Das Schlossmuseum eröffnet Einblicke in das Leben des westfälischen Landadels und lädt ein zu einer kleinen Zeitreise durch die Epochen des Barock, Rokoko, Empire, Biedermeier und Historismus, die auch Lembeck geprägt haben. Auf Absprache ist eine Besichtigung der Galerie mit Werken von Hanns Hubertus von Merveldt möglich. Im Dachgeschoss der Hauptburg betreibt der Lembecker Heimatverein ein Heimatmuseum. Seit Ostern 2010 ist das im Schloss eröffnete Hotel-Restaurant eine echte Bereicherung. Nach ausgedehnten Spaziergängen im Park lockt die Schlossterrasse mit kulinarischen Angeboten, vom Kuchenbuffet bis zum erlesenen Menü. So ist es kein Wunder, dass insbesondere Brautpaare mit ihren Hochzeitsgesellschaften das traumhafte Ambiente für ihre Feiern entdeckt haben. Gartenfreunde erwarten zum Auftakt des Sommers alle Jahre wieder die Landpartie „the finest“. Eines der edelsten Gartenfestivals in Westfalen verzaubert dann seine Besucher mit den Angeboten von über 100 erlesenen Ausstellern. Star- und Sterneköche locken im Schatten der viele Jahrhunderte alten Parkbäume mit Gaumenfreuden. Ein umfangreiches Kulturprogramm mit Musik, Lesungen und Walkacts sorgt für Kurzweil. Unter den Angeboten in stilvollen Pagodenzelten stöbern die Besucher in ausgefallenen Pflanzen, Gartenarchitektur, Mode und Design. So können Gartenfreunde der Enge des Privatgartens entfliehen und wie ehemalige Feudalherren im Park von Schloss Lembeck lustwandeln. Herbert F. Gruber Graf von Merveldt’sche Rentei, Schloss 2, 46286 Dorsten-Lembeck, Tel. 02369/7167, www.schlosslembeck.de Schlosshotel Lembeck, Inga Nottelmann & Team, Schloss 1, 46286 Dorsten-Lembeck, Tel. 02369/7213, www.schlosshotel-lembeck.de Landpartie „the finest“ Schloss Lembeck, 19.-22. Juni 2014, www.landpartie-schloss-lembeck.de


Foto: Herbert F. gruebr

Gartentour

Lauschige Wege zwischen alten Rhododendren machen Lembeck zum romantischen Erlebnis

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Die blühende Hasenapotheke

Westfalen ist ein Hasenland. In den Feldfluren des Münsterlandes und in der Soester Börde fühlt sich Meister Lampe so richtig wohl. Hier soll es Reviere mit bis zu 240 Hasen je Quadratkilometer gegeben haben. Doch die Bestände der Mümmelmänner schwanken mit den Jahren stark und nicht immer ist dies einfach zu erklären.

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ür Rückgänge der Hasenzahlen in den letzten Jahren machen Jäger und Naturschützer die strengen Winter der Jahre 2012/13 und das frostige Frühjahr 2012 verantwortlich. Mit Sorge werden auch der stetig zunehmende Maisanbau und die zunehmende Zerschneidung der Lebensräume durch Verkehrswege und Siedlungsflächen gesehen. Der Hase ist das Charaktertier einer ganzen Reihe von Tierarten, die als Lebensraum die offene Feldflur dem Wald vorziehen. Auch Fasan, Rebhuhn, Feldhamster, Kiebitz, Wachtel und Feldlerche sind an die Kultursteppe angepasst. Ihre Hochzeit hatten diese Tiere zur Zeit der Dreifelderwirtschaft. Ausgehend von karolingischen Klöstern kam um 1100 n.Chr. die Erkenntnis auf, dass sich landwirtschaftliche Böden regelmäßig regenerieren müssen. Im

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Foto: Bundesamt für Naturschutz

Gartentour


Gartentour einem bemerkenswerten Projekt stellt die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft in Münster interessierten Landwirten in diesem Jahr erstmals kostenloses Saatgut für Blühstreifen zur Verfügung. Die Maßnahme soll auch 2015 weitergeführt werden. In den Saatgutmischungen sind 14 Pflanzenarten enthalten, darunter auch Sommerblumen, Perserklee, Buchweizen, Senf und die „Bienenpflanze“ Phacelia. Neben wildlebenden Säugetieren und Vögeln sollen nämlich auch Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge unterstützt werden. Dies freut insbesondere die Imker. Denn für diese markiert das Ende der Lindenblüte im Frühsommer einen kritischen Punkt. Die Linde ist das letzte blühende Großgehölz im Blühreigen eines Jahres, danach müssen Bienen und Hummeln ihre Nahrung auf Gartenblumen oder eben auf den Feldern suchen. Für den Nestbau von Vögeln und für die Junghasen haben die Blühstreifen und Ackerrandstreifen jedoch einen Nachteil: Sie liegen direkt an den Feldwegen oder sogar an Landstraßen, so dass mit ständiger Unruhe für die Tiere gerechnet werden muss. Als Brutplatz werden sie deshalb nur selten angenommen. Als besonders sensibel bei Beunruhigung gilt die Feldlerche, für die deshalb ein Sonderprogramm unter dem Namen „Lerchenfenster“ angeschoben wurde. Dabei handelt es sich um unbewirtschaftete Kleinflächen inmitten der Felder, auf denen sich Wildkräuter ausbreiten dürfen. Diese Flächen haben den Vorteil, dass sie vom Feldrand aus nicht gesehen werden können. Die Tiere sind dort ungestört. Für die Anlage der Lerchenfenster definiert die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft jedoch auch gewisse Richtlinien. So muss die Fläche mindestens 150 Meter vom nächsten Ortsrand oder vom nächsten Baumbestand entfernt sein. Wege, Strauchhecken und Greifvogelansitze müssen mindestens 50 Meter weit weg sein. Die Lerchenfenster dürfen zudem nicht in der Wintergerste angelegt werden, denn der Zeitpunkt der Ernte kommt dort zu früh und die Brut ist noch nicht ausgeflogen. Die Fenster sollten mindestens 20 Quadratmeter groß sein. Bei der Auswahl der Kulturpflanzen für die Biogaserzeugung geht die landwirtschaftliche Forschung inzwischen neue Wege und sucht nach Alternativen zum Mais. Beim Zentrum für Nachwachsende

Sonnenblumen können ebenso wie Mais für die Biogaserzeugung genutzt werden (l.). Gesunde Hasen sind ein Indiz für eine intakte Kulturlandschaft

Foto: Kanzler

Foto: RLV

Foto: RLV

Wechsel von drei Jahren überließen die Bauern daher ein Drittel ihrer Äcker der Brache und schufen damit gleichzeitig ein Dorado für bodenbrütende Vögel wie Lerche und Rebhuhn. Später wurde der Fasan als Jagdwild eingeführt, der sich auf diesen Flächen ebenfalls wohl fühlte. Mit dem Aufkommen der modernen, technisierten Landwirtschaft und der zunehmenden Etablierung von Mineraldünger wurde die Brache immer unattraktiv. In Zeiten landwirtschaftlicher Überproduktion griff zeitweise sogar der Staat ein und förderte das Nichtbewirtschaften von Ackerflächen mit Beihilfen oder finanziellem Ausgleich. Diese Programme, mit denen Getreideberge und Milchseen gestoppt werden sollten, sind inzwischen in fast allen Bundesländern eingestellt worden, denn kaum ein Landwirt interessiert sich noch dafür. Seit die Energiewende auch die Landwirte zu Energiewirten gemacht hat, ist der Boden kostbar. Energiepflanzen – allen voran der Mais – konkurrieren mit den klassischen Feldfrüchten und machen ihnen die Produktionsflächen streitig. Für die Wildtiere ist die zunehmend intensive Landnutzung fatal. Neben der Abnahme von Brachflächen ist auch die immer dichtere Bewirtschaftung der Kulturflächen zu beklagen. Oft kommt schon die Mähmaschine, wenn die auf den Äckern heranwachsenden Jungtiere ihr Nest noch nicht verlassen können. Viele Nestlinge, junge Hasen und Rehkitze finden einen qualvollen Tod. Das Problem ist jedoch erkannt und Jäger, Naturschützer und Landwirte suchen nach Lösungen. Bekannt sind die Förderung sogenannter Ackerrandstreifen durch die NRW-Landesregierung oder das Anlegen von Blühstreifen. Bei den Ackerrandstreifen handelt es sich um nicht bewirtschaftete Randbereiche von Feldern, auf denen sich dann standorttypische Wildkräuter ausbreiten können. Da das Artenspektrum unter den Wildpflanzen aber oft schon eingeschränkt ist, breiten sich vorwiegend Gräser aus. Attraktive Ackerwildkräuter und Blumen wie Mohn, Kornblume, Kornrade und Wildkamille kommen nicht überall zum Zuge. Zunehmend etabliert sich deshalb die aktive Einsaat sogenannter Blühstreifen, in deren Saatgutmischungen die begehrten Wildblumen enthalten sind. In

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Foto: LBV-NDS

Gartentour

Rohstoffe im Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaft auf Haus Düsse in Bad Sassendorf-Ostinghausen setzt man neben den bekannten Sonnenblumen auch auf Knöterichgewächse oder die Durchwachsene Silphie. Diese hochwachsende, mehrjährige Pflanze ähnelt optisch einer Sonnenblume. Einmal ausgebracht, kann sie mehrere Jahre beerntet werden. Doch die Ausbringung ist ein Problem. Das Saatgut ist für die Drillmaschine zu fein und müsste aufwendig pilliert werden, zudem läuft es zögerlich auf. So ist die kostspielige Pflanzung die momentan noch gebräuchliche Alternative bei der Begründung der Kulturen. Ansonsten ist die Silphie eine mit großem Wohlwollen beäugte Neuigkeit, insbesondere bei den Imkern. Die Pflanzen liefern eine gute Bienennahrung. Weniger aufwendig ist die Aussaat hochwachsender und biomassereicher Wildpflanzen für die Biogaserzeugung. Mit einem Feldversuch „Biogas aus Wildkräutern“ laufen unter der Regie der Initiative „Netzwerk Feldflur“ auch Versuche in Westfalen. Auch Franz-Josef Schulze Thier aus Billerbeck beteiligt sich daran. Für den Landwirt hat die Sache insbesondere auch eine ästhetische Komponente. Er denkt an die vielen Radfahrer, die an seinen Feldern im Sommer vorbeiradeln: „Sie haben beim Anblick meiner Felder große Freude – so wie ich selbst.“ In der Tat ist die Ablehnung der vielen Maisfelder in der Bevölkerung vorwiegend emotional begründet. Davon

ist auch Landwirt und Biogasanlagen-Betreiber Klaus Zündorf aus Bad Lippspringe überzeugt: „Wenn die Maispflanzen nicht so hoch wären und man darüber hinweg in die Landschaft schauen könnte, würden sich garantiert viel weniger Leute darüber aufregen!“ Vor einigen Jahren hatte er die Idee, die Randflächen seiner Maisäcker mit Sonnenblumen zu bestellen und entfachte damit mehr Begeisterung in der Bevölkerung, als ihm lieb war. Regelmäßig wurden die Sonnenblumen in großem Stil von Blumenfreunden abgeschnitten – für die Biogasanlage blieb nicht viel übrig. Genau diese Blumenliebe brachte im vergangenen Jahr Landwirte rund um Dülmen und Coesfeld aber auf die Idee, Sonnenblumen-Blühstreifen für einen guten Zweck anzulegen. Besucher der Feldflur durften die leuchtend gelben Sonnenblumen mitnehmen und wurden dazu angehalten, im Gegenzug eine Spende für die Aktion „Lichtblicke“ dazulassen. Diese 1998 gegründete Spendenaktion unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien in Nordrhein-Westfalen, die in eine finanzielle, materielle oder seelische Notlage geraten sind. Informationen zu dieser Initiative gibt es beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Es ist eine Idee, die zahlreiche Nachahmer findet. Zur Landesgartenschau im Jahr 2017 sollen Blühstreifen die Besucher zum Austragungsort in Bad Lippspringe leiten. Auch Landwirt Klaus Zündorf hat bereits seine

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Foto: Stefan Wolfert-WLV

Foto: Anika Boerries

Landwirt Heinrich Everwien und sein Sohn Paul aus Dülmen sammelten mit: Blumen vom Acker für die Aktion Lichtblicke


Gartentour Gesellschaft

Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, Schorlenstr. 11, 48143 Münster, Tel. 0251/4175147, www.stiftung-westfaelische-kulturlandschaft.de Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, 59505 Bad Sassendorf-Ostinghausen, www.duesse.de Bruno Nebelung GmbH, Freckenhorster Str. 32, 48351 Everswinkel, www.nebelung.de Deutsche Wildtier Stiftung, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, www.deutschewildtierstiftung.de Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, Schorlemerstr. 15, 48143 Münster, Tel. 0251/417501, www.wlv.de

Foto: WLV Foto: Jacob Magnus

Mitwirkung erklärt. Dann heißt es auf den Wegen zur Gartenschau: „Blumenpflücken erlaubt“. Um auch den Feldhasen in Lande zu helfen, wurde zwischenzeitlich ein Projekt ins Leben gerufen, das über die Schaffung von Lebensraum noch weit hinausgeht. Es wurde nämlich festgestellt, dass den Mümmelmännern inzwischen viele Nahrungspflanzen fehlen, die sie vor Krankheiten schützen. Hasen ernähren sich von einer bunten Mischung aus Wildkräutern und Gräsern, die man in ihrer Gesamtheit als „Hasenapotheke“ bezeichnet. Die Deutsche Wildtierstiftung unterstützt deshalb die Ausbringung solcher Mischungen, in denen zum Beispiel Gelbklee, Hornschotenklee, Inkarnatklee, Rotklee, Schwedenklee, Luzerne, Weißklee, Malve, Wilder Kümmel, Löwenzahn, Wilde Möhre, Schafgarbe, Wegerich, Wiesenknopf, Hirtentäschel, Anis, Fenchel, Petersilie, Glockenbume, Wegwarte, Bibernelle und Dill enthalten sind. Wer diese opulente Mischung nicht umständlich selber zusammenstellen will, hat es mittlerweile leicht. Die 1925 in Münster gegründete Saatgutfirma Bruno Nebelung hat unter ihrem bekannten Markennamen „Kiepenkerl“ neuerdings eine Saatgutmischung mit dem Namen „Hasenapotheke“ im Angebot, die auch ganz bequem im Onlineshop bestellt werden kann. Und die ist eventuell nicht nur für Landwirte interessant, sondern für alle Tierfreunde, die ein Grundstück im Außenbereich haben und dort einsäen können. Die „Hasenapotheke“ wäre zum Beispiel für die Unterpflanzung von Streuobstwiesen hervorragend geeignet. Herbert F. Gruber

Foto: Wiki

Links: Die Feldlerche ist durch die intensive Landnutzung zunehmend bedroht (o.). Malven und Sommenblumen mischen sich ins Getreide (u. l.). Rechts: Der Bodenbrüter Kiebitz braucht ruhige Feldabschnitte (o.). Blumenvielfalt am Feldrand (M.). Der Fasan wurde einst als Jagdwild ausgewildert (u.)

Hofladen & Westfälisches Hofcafé

Spargel & Erdbeeren frisch vom Feld!

Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 19 Uhr & sonntags Schlemmerfrühstück von 9.30 bis 12Westfalium Uhr extra 35

Bauer Dalhaus, Achterfeld 61a, 46282 Dorsten


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