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Musik
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Schlossgrabenfest 2022 – endlich wieder Feste feiern!
INTERVIEW: BENJAMIN METZ | FOTO: KLAUS MAI
W Im Mai 2019 wäre in der Darmstädter Innenstadt das Schlossgrabenfest zum 22. Mal über die Bühne(n) gegangen, doch es kam aus bekannten Gründen anders. Zwei Jahre musste Südhessen auf ein Comeback warten, das nun ab dem 2.6. folgt. FRIZZmag hat Thiemo Gutfried zum Gespräch getroffen, der das Fest gemeinsam mit Frank Grossmann veranstaltet.
FRIZZmag: Im Februar seid ihr und euer Team in der Regel bereits mittendrin in der finalen Planung des „Schlossgrabenfests“: etliche Bands sind da meist schon gebucht, Verträge mit Gastro und Partnern geschlossen, Personal eingestellt. Wie war eure Reaktion, als damals, Anfang 2020, erste Meldungen über ein Virus aus China die Runde machten?
uns zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet hat, dass sich das irgendwie auf unsere Planungen auswirken, geschweige denn zu einer weltweiten Krise entwickeln wird. Nach anfänglichen Kapazitätsbeschränkungen für Veranstaltungen mussten ab dem 13. März alle Konzertsäle ihre Türen schließen. Ab wann war euch klar, dass das nichts mehr wird mit dem 22. Schlossgrabenfest?
Wir hatten zunächst immer die Hoffnung, dass das in absehbarer Zeit auch wieder vorbeigehen wird. Wir waren stets im engen Austausch mit der Stadt und den Behörden und haben bis zuletzt gehofft. Anfang März zeichnete sich dann jedoch ab, dass es eher nichts wird. Am 19. März musste das Schlossgrabenfest dann final abgesagt werden. Was waren die nächsten Schritte?
plant man 365 Tage im Jahr, nach dem Prinzip „nach dem Festival ist vor dem Festival“. Die Planungen waren damals, wie du schon gesagt hast, bereits in der letzten Phase. Und auf einen Schlag wurde klar, dass den ganzen Ausgaben, die wir schon im Vorfeld ein ganzes Jahr über für die Vorbereitungen aufwenden mussten, keinerlei Einnahmen gegenüberstehen werden. Denn wir generieren nur Einkünfte, wenn das Fest stattfindet, z. B. über Standvermietungen, den Becherverkauf oder Sponsoring. Nur Ausgaben, keine Einnahmen – man muss kein Betriebswirt sein, um gleich zu erkennen, dass das eine Vollkatastrophe ist. Zum Glück arbeiten wir mit vielen Partnern schon seit Jahren sehr gut zusammen und die sind uns meist sehr entgegengekommen, indem sie nicht auf die Erfüllung der Verträge bestanden haben. Auch die Sponsoren haben uns unterstützt und uns einen Teil der bereits gezahlten Gelder für die Produktion einer
digitalen Ausgabe des „SGF“ zur Verfügung gestellt. Im Frühjahr habt ihr diesen mehrstündigen „Schlossgrabenfest Livestream“ mit lokalen Bands und Talks und Infos rund ums Fest ins Netz gebracht. Wie seht ihr solche Livestreaming-Shows im Rückblick und auch auf die Zukunft betrachtet?
Ich denke, Streaming wird das Live-Erlebnis nie ersetzen können. Bei Konzerten geht es ja auch darum, andere Menschen zu treffen und mit ihnen die gemeinsame Leidenschaft und Begeisterung für die Musik, die da von der Band auf der Bühne kommt, zu teilen. Ein Konzert hat immer auch etwas mit Feiern zu tun und das ist im Wohnzimmer nur begrenzt möglich. Das gemeinsame Feiern auf dem „Karolinenplatz-Wohnzimmer“ ist durch nichts zu ersetzen! 2021 wart ihr abermals hoffnungsvoll gestartet, das Fest – pandemiegerecht – stattfinden lassen zu können. Stadt und Land hatten ihre Unterstützung angekündigt. Warum hat das nicht geklappt?
Weil wir keine Förderung für das Jahr 2021 bekommen haben. Die Unterstützung, die wir vom Land bekommen haben, war für den angesprochenen Scherbenhaufen und die Planungskosten, die bereits für das Jahr 2020 angefallen waren. De facto hat uns also im letzten Jahr die wirtschaftliche Grundlage gefehlt, um das „SGF“ überhaupt kostendeckend durchführen zu können. Die damaligen Corona-Schutzauflagen hätten einen enormen Personalaufwand bei gleichzeitiger, massiver Kapazitätsbeschränkung erfordert, sodass zudem auch der Charakter des „Schlossgrabenfests“ einfach komplett verloren gegangen wäre. Mit Blick auf die Erwartungshaltung des Publikums ans „SGF“ hat das so keinen Sinn für uns gemacht. Seit der Absage im vergangenen Jahr war es recht still um euch. Wie seid ihr durchs letzte Jahr gekommen, als Agentur und privat? Diese dauernde Einschränkung, das macht ja auch was mit einem.
Diese dauernden Aufs und Abs und dieses ständige “nur auf Sicht planen zu können” und keine Prognosen zu haben – das ist emotional schwierig, ja. Als Unternehmer steckt man sich normalerweise eher langfristige Ziele und wir waren auf einmal gefordert, permanent im Zwei-Wochen-Rhythmus zu denken. Auch das ist schwierig, wenn man, wie im Falle des „Schlossgrabenfests“, Vertragsverpflichtungen eingehen soll, die weit über einer Million Euro liegen. Aber durch die Überbrückungsprogramme des Bundes und mit einer gewissen „den Gürtel enger schnallen“-Haltung sind wir mit unserem Team mit einem blauen Auge durch diese Zeit gekommen. Und es hat uns zusätzlich geholfen, dass wir durch unseren „Corporate“-Bereich Aufträge für digitale Veranstaltungen unserer Kunden hereinbekommen haben, die uns auch sehr unterstützt haben. All das zusammen hat uns überhaupt in die Lage versetzt, dass wir heute sagen können: „Wir gehen das Schlossgrabenfest wieder an“. Gab es auch eine Exit-Strategie, also den Plan, das Schlossgrabenfest einfach ganz sein zu lassen?
Ganz weit weg war der Gedanke irgendwann nicht mehr. Aber wir haben unser halbes Leben mit diesem Fest verbracht. Da hängt auch emotional sehr viel dran. Aus eigener Kraft würden wir das nicht beenden, denke ich. Wenn das Fest jedoch irgendwann nicht mehr finanzierbar ist, dann ist das sicher noch mal etwas anderes. Nun wird das „SGF“ 2022 wieder stattfinden können, allerdings
@frankensteinkulturfestival
THE SWEET
HARTMANN • ECHOES • NATURALLY 7
E.L.O. performed by PHIL BATES & BAND
VOCALIVE • RUDELSINGEN
...und viele weitere!
mit einer wesentlichen Änderung: Das Fest wird Eintritt kosten. Wie waren die Reaktionen hierauf?
Durchwachsen, überwiegend positiv – das Gros der Leute nimmt das mit Verständnis auf. Der „Becher-Eintritt“ wird nun durch ein klassisches Ticketsystem abgelöst. Anders geht‘s einfach nicht mehr, da sich die Anforderungen an Sicherheit und Einlassmanagement deutlich erhöht haben und die Kosten für die Veranstaltung insgesamt, also Bandgagen, Personal, Logistik und vieles andere mehr, enorm gestiegen sind. Das ist zum Teil explosionsartig nach oben gegangen und mit einem „Eintritt“ von fünf Euro für den „SGF-Becher“ nicht mehr abbildbar. Den Becher wird‘s übrigens weiterhin geben, aber als normalen Pfandbecher, der überall zurückgegeben werden kann und nicht zusätzlich gekauft werden muss. Wir gehen davon aus, dass vielen Besucher*innen das Fest etwas wert ist und sie diesen Schritt mitgehen. Und das neue System erhöht auch den Komfort vor Ort, denn wir kalkulieren mit weniger Gästen und daher wird auch mehr Platz zum Feiern für alle sein. Wie lief eigentlich die musikalische Programmplanung nach zwei Jahren Pause? Ich könnte mir vorstellen, dass hier aktuell ziemlich viel in Bewegung ist: Tausende Acts wollen wieder Konzerte spielen, aber es gibt auch zigtausend verschobene Veranstaltungen.
Das Booking für das diesjährige „SGF“ war eine ziemliche Herausforderung, weil die Nachfrage der Veranstalter nach Bands und Künstler*innen das Angebot aktuell deutlich übersteigt. Was aber auch verständlich ist: Die Bands haben einen enormen Nachholbedarf und viele Veranstaltungen wurden die letzten zwei Jahre 1:1 verschoben, d. h. die Bands spielen dieses Jahr schon ihre ganzen verschobenen Konzerte und stehen für weitere nur begrenzt oder gar nicht zur Verfügung. Zum Glück haben wir über die Jahre sehr gute Beziehungen zu diversen Agenturen in ganz Deutschland aufgebaut, das hat uns sehr geholfen. Mit Milow und Alice Merton habt ihr bereits zwei erste namhafte Headliner für dieses Jahr angekündigt. Das sind zwei von noch ungefähr sechzig Bands, die noch folgen. Könnt ihr schon weitere Acts nennen, auf die sich die „SGF“- Fans freuen dürfen?
An unserem bewährten Konzept halten wir auch 2022 fest: Jeden Tag gibt es einen großen nationalen Headliner und viele tolle Newcomer aus ganz Deutschland, vor allem aber aus der Region. Alice Merton wird am Donnerstag das „SGF“ eröffnen und am Samstag wird Milow zu Gast sein. Mittlerweile steht auch noch Tim Bendzko für den Sonntag fest. Für den Freitag sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Ein bunter Reigen toller Künstler*innen für ein buntes „SGF“-Publikum, so soll‘s sein. Wie sehen eure Planungen für die Zukunft aus?
Wir glauben fest an die Zukunft des Festes und hoffen, dass die Besucher:innen den Wandel mitgehen. Dieser Schritt zum Eintritt war unvermeidbar und wenn wir ihn jetzt nicht gehen, werden wir das Fest nicht mehr in der vertrauten Form erhalten können. Ansonsten geht‘s für uns dieses Jahr dann weiter mit „Osthafenfestival“, das wir am 23. und 24. Juli im Frankfurt Osthafen mit vielen tollen Bands veranstalten. Vielen Dank für das Gespräch.
Schlossgrabenfest 2022 Do., 2.6. bis So., 5.6.22, Innenstadt, Darmstadt verlost 3 x 2 Festival-Tickets. Verlosungsregeln siehe Seite 46. ES: 30.4. Weitere Infos und Tickets: M www.schlossgrabenfest.de
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Songzyklus von Wunderland Anno Schreier Wunderland Wunderland Wunderland Wunderland Wunderland Wunderland
/ Ensemblemitglied: Juliana Zara (Musiktheater) / Foto: Neven Allgeier Gestaltung: Bureau Sandra Doeller Identitti Identitti
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