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DIE SCHÖNHEIT DER DIFFERENZ

„FÜR ETWAS – Hadija Haruna-Oelker: Die Schönheit der Differenz

NICHT GEGEN ETWAS“

Am 14. März erscheint Hadija Haruna-Oelkers Buch „Die Schönheit der Differenz“. Die Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Moderatorin setzt sich schon lange mit Rassismus, Intersektionalität, Kolonialismus und Diskriminierung auseinander und engagiert sich seit Jahren u.a. in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Ihr Buch ist nominiert für den diesjährigen Leipziger Buchpreis in der Kategorie: „Sachbuch / Essayistik“.

›› Interview: Sohra Nadjibi

Hadija Haruna-Oelkers Arbeit ist beindruckend, ihre Haltung, ihr Reden und Schreiben, ihr Engagement. Sie kuratierte das Rahmenprogramm der Tagung „Was ismus: Reflexion und Widerstand“ 2021 im Historischen Museum, moderiert das Format StreitBar der Bildungsstätte Anne Frank, saß als Expertin bei

Markus Lanz und erhielt 2021 den Sonderpreis „Medienspiegel“ für transparenten Journalismus für den

Rundfunkbeitrag „Dekolonisiert euch! Die Öffentlich-Rechtlichen und die Migrationsgesellschaft.“

Außerdem übersetzte sie gemeinsam mit Uda Strätlin und Kübra Gümüşay „The Hill we Climb“ von

Amanda Gorman ins Deutsche. Im Februar 2022 moderierte die Politologin auf dem Literatur-Festival „Wir sind hier 2.0“ eine Veranstaltung mit Dr.

Emilia Roig und Teresa Bücker.

Und das ist nur ein kurzer Einblick in ihr umtriebiges Schaffen. Hadija Haruna-Oelker vereint in ihrem Buch feinsinnig, differenziert und analytisch ihre persönliche Geschichte mit gesellschaftspolitischen Reflexionen und entwirft eine Vision von einer anerkennenden und wehrhaften Gesellschaft.

Wann entstand die Idee zu deinem Buch? Gedanklich ist das Buch länger in mir gewachsen, mit meiner persönlichen und politischen Auseinandersetzung. Ich habe mich während meines Studiums ab 2006 intensiv mit Rassismus beschäftigt, und ab 2015 mit dem Denkraum der Intersektionalität, also damit, wie sich Diskriminierungsformen in einem Menschen überschneiden können, was das gesellschaftlich bedeutet. Mit diesem Buch wollte ich jahrzehntealtes Wissen auf private und journalistische Weise übersetzen. Damit reihe ich mich ein und finde es schön, dass marginalisierte Perspektiven nun vermehrt im Literaturbetrieb gehört werden. Es ist wichtig, dass wir über unsere Differenzen sprechen, um mit mehr Verständnis füreinander einer vermeintlichen Spaltung etwas entgegenzusetzen.

Der Titel klingt verheißungsvoll, Differenz nicht als etwas Trennendes, sondern als Bereicherung wahrzunehmen. Ja, genauso ist es gemeint und so fühle ich es auch. Der Titel des Buches war da, bevor ich es geschrieben habe. Er beschreibt meine Haltung anderen Menschen gegenüber. Ich bin in meinem Leben von vielen umgeben, die mir ihre Differenzerfahrungen in allen Facetten gezeigt haben. Wir haben uns begleitet und voneinander gelernt und diese Erkenntnisse fließen alle mit ein.

Wir reisen in fremde Länder, erleben fremde Kulturen gerade wegen der Differenz. Und doch stößt Differenz im Alltag in der Gesellschaft auf Ablehnung, Zugehörigkeit wird abgesprochen. Woran liegt das? Das hat viele Gründe, die sich sowohl auf individueller Ebene in der eigenen Sozialisierung, aber auch durch ein politisches Außen erklärt lassen. In unseren Einstellungen vermeintlich anderen gegenüber sind wir auch von sogenannten Framings beeinflusst, also wenn bestimmte Themen medial oder politisch einseitig gerahmt werden. So gilt Identitätspolitik inzwischen vielerorts als ein negatives Schlagwort und es gibt andere Begriffe, die von rechts gekapert wurden, von Spaltung sprechen oder auf Homogenität pochen. Und faktisch profitieren auch Menschen in nicht-diskriminierten Positionen bewusst und unterbewusst von bestimmten Abläufen, Routinen, also Strukturen. Das alles sind Richtungen des Drucks und Gegendrucks, der immer wieder spürbar wird. Wie gelingt eine offene und plurale Gesellschaft? Wenn mehr von uns die Richtung einschlagen, sich ehrlich, vollständig und zeitgemäß mit unserer Gesellschaftsgeschichte auseinanderzusetzen. Wir brauchen den Blick zurück in die Zeit des Kolonialismus, der Shoah und des Porajmos (Anm. der Redaktion: Porajmos bezeichnet auf Romanes den Völkermord an den Roma in der Zeit des Nationalsozialismus), also die des Zweiten Weltkrieges, um zu verstehen, wie jüdische, schwarze, behinderte oder queere Menschen kategorisiert und abgewertet wurden, um vernichtet zu werden und welches Erbe davon uns heute noch ganz unterschiedlich prägt, ob wir das wollen oder nicht. Dagegen hilft nur Kontakt, sich damit kritisch beschäftigen, Wissen aneignen. Eine Veränderung beginnt im Denken, mit unserer Sprache. Viel wurde schon über das Thema Privilegien gesprochen. Dass es darum geht, eine eigene Standortbestimmung vorzunehmen, also, sich zu fragen, wo habe ich Vorteile in der Gesellschaft, auch wenn ich mir das nicht ausgesucht habe. Es geht darum, Streit und Aushandeln in einer anderen Dimension als Pro und Contra zu suchen. Ich glaube, dass wir im Nachdenken, Sprechen und Aushandeln unseres Miteinanders weniger Sorge und Empörung, sondern mehr Verständnis für mögliche Irritationen auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen brauchen. Am Ende ist die Frage, was wir morgen anders machen wollen.

Woraus schöpfst du Kraft? Empowerment ist sicherlich ein festes Element, aus dem ich Kraft schöpfe und die Kraft der Philosophie des Ubuntu, die mich auf diesem Weg begleitet hat. Es ist darum auch ein persönliches Sachbuch geworden, in dem es nicht nur um eine rationale Analyse geht, sondern auch um Emotionen. Die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Tsitsi Dangarembga, hat es in ihrer Rede 2021 so wunderbar erklärt und in den Mainstream getragen. Während der französische Philosoph Descartes sagte: „Ich denke, also bin ich“, sagt Ubuntu: „Ich fühle, also bin ich.“ Und: „Ich bin, weil wir sind.“ Es geht also um ein Bewusstsein, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Wie entstand dein Mindset – das die Differenz feiert! Wir alle bringen unsere Geschichten mit und es gibt so vieles, was wir nicht voneinander wissen. Daraus ergibt sich ein mehrperspektivisches Bild auf Lebenserfahrungen und das zu begreifen und zu fühlen war mein Weg, auf dem ich auch Fehler gemacht und andere verletzt habe und selbst verletzt wurde. Ich habe mich bewusst mit mir selbst auseinandergesetzt, um mehr von den anderen zu verstehen. Mein Leben als Schwarze Frau, meine Mutterschaft, aber auch mein sozialer Aufstieg und Zugang zu etablierten Räumen beeinflussen meine heutige Perspektiven. All das sind sehr persönliche Dinge mit gesellschaftlicher Relevanz, die ich auf dem Weg zu der, die ich jetzt bin, erfahren habe. ›› Ich glaube, dass wir im Nachdenken, Each One Teach One und Citizens

Sprechen und Aushandeln unseres for Europe veröffentlichten Ende 2021 den ersten Afrozensus. Wie

Miteinanders weniger Sorge und bewertest du den Einfluss dieser Empörung, sondern mehr Verständnis Erhebung? Der Afrozensus ist ein Schlüsselmofür mögliche Irritationen auf dem Weg ment, hat die Professorin für Diffezu neuen Erkenntnissen brauchen. ‹‹ renzforschung Maisha-Maureen Auma bei der Vorstellung erklärt. Er sei wegweisend für einen Wandel zu „anständigen Institutionen“, die alle mit einbeziehen, wenn Gesetze oder neue Richtlinien entschieden werden. Also eine Basis, dass Schwarze Menschen nicht ständig beweisen müssen, dass Rassismus real ist und ein Schutz davor ihr Menschenrecht. Der Weg dorthin ist noch weit, aber zumindest haben wir jetzt Zahlen und Daten. Der Afrozensus ist ein Novum, weil er von Schwarzen Organisationen selbst erhoben wurde. Empowerment gegen die Isolation quasi und wir mussten keine Angst haben, dass die Datenerhebung uns schadet. So macht es Sinn, denn wir brauchen mehr Daten über unsere Migrationsgesellschaft, um effektive Strategien und Gesetze zu formulieren. Dein Buch unterlief „Sensitivity Reading“. Warum ist dir das so wichtig? Mir ging es darum, viele Perspektiven von Menschen nebeneinander und gleichzeitig sichtbar zu machen, auch die Positionen, für die ich nicht sprechen kann. Das war eine Herausforderung und ein Wagnis, das ich eingegangen bin. Es war mir wichtig, von Menschen begleiEs war mir wichtig, von Menschen begleitet zu werden. Ich versuche mich in diskritet zu werden. Ich versuche mich in diskrimierungssensibler, anerkennender Spramierungssensibler, anerkennender Sprache, weil sie für mich eine Form der Handche, weil sie für mich eine Form der Handlung ist. Sprache ist politisch und ich glaulung ist. Sprache ist politisch und ich glaube, dass eine Veränderung im Denken be, dass eine Veränderung im Denken auch über sie stattfindet. Und so ist auch auch über sie stattfindet. Und so ist auch der gesamte Schreibprozess des Buches der gesamte Schreibprozess des Buches ein begleiteter, weil ich mich selbst im Verein begleiteter, weil ich mich selbst im Verstehen von alldem, was uns ausmacht, als stehen von alldem, was uns ausmacht, als Lernende begreife. Lernende begreife.

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