Konsumentenforum Magazin Nr. 57

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R체ckblende

Rechtsf채lle | Interviews | Anl채sse

Das Magazin des Konsumentenforums kf

Der E-Patient

Elektronisches Patientendossier | S.12

Geschmack aus dem Labor Aroma-Zusatzstoffe in Lebensmitteln | S. 6 1 konsum.ch

F채lscher & Piraten Interview mit F. Clerc von STOP PIRACY | S. 10

Nr. 57 Juni/Juli 2017


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Als Mitglied des Konsumentenforums... ... steht Ihnen unsere Rechtsberatung bei juristischen Problemen kostenlos zur Verf+gung. Wurden Sie Opfer einer Online-Betr+gerei? Erhalten Sie Mahnungen f+r Produkte, die Sie gar nicht bestellt haben? Handelt es sich bei dem gekauften Markenartikel um eine F'lschung?

... helfen wir Ihnen bei der Vermittlung und kontaktieren auf Wunsch die Gegenpartei. Weigert sich der H'ndler seine defekte Ware zur+ck zu nehmen? Reagiert der Lieferant nicht auf Ihre Beanstandungen? Ist ein normales Gespr'ch +berhaupt nicht mehr m*glich?

... erhalten Sie unser Magazin viertelj'hrlich per Post zugestellt und werden informiert +ber: Die Herstellungsweise von Lebensmitteln, politische Themen die den Konsum betreffen, Produkt- und Preisvergleiche, betr+gerische Online-Anbieter, Projekte des kf und vieles mehr!

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Fr. 50.- Jahresbeitrag (f+r Privatpersonen)

Fr. 500.- Jahresbeitrag (f+r Vereine, Verb'nde, Organisationen)

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser

„Digitalisierung“ ist momentan in aller Munde und h'ngt vielen bereits zum Hals heraus. Obwohl wir uns erst an der Schwelle zum digitalen Zeitalter befinden, wird der Begriff so inflation'r verwendet, dass er seinen Wert schon verloren hat - 'hnlich der „Nachhaltigkeit“, die von der Marketingwelt dermassen penetriert worden ist, dass sie von Konsumenten nur noch als leere Worth+lse wahrgenommen wird. Doch wir sollten die Augen nicht vor der digitalen Revolution verschliessen, sie l'sst sich n'mlich nicht ignorieren und wird unser Leben in den n'chsten Jahrzehnten mindestens so sehr auf den Kopf stellen, wie es dies die zweite industrielle Revolution ab den 1870er Jahren getan hat. Denn Digitalisierung wird vieles sein: Selbstfahrende Autos, paketliefernde Post-Drohnen, beratende Juristen-Bots (= Computerprogramme) oder blutdruckmessende Badezimmer, die unser Leben sicherer und effizienter machen sollen. Die Entwicklung wird uns aber nicht nur n+tzen, sie wird unser gesellschaftliches Leben vor enorme Herausforderungen stellen. Im Finanz- und Versicherungssektor bspw. ist wegen der Automatisation von Dienstleistungen mit einem massiven Stellenabbau im zweistelligen Prozentbereich zu rechnen. Wie werden diese Leute besch'ftigt? Gibt es +berhaupt noch Arbeit f+r Sie? Werden wir uns erneut die Frage nach dem bedingungslosen Grundeinkommen stellen m+ssen? Fragen +ber Fragen, die sich jetzt noch nicht endg+ltig beantworten lassen. Wir wollen aber nicht nur Fragen stellen, sondern auch Antworten liefern. In dieser Ausgabe beleuchten wir einen Teilbereich der Digitalisierung: Das elektronische Patientendossier, welches - in einem ersten Schritt - die Behandlungen in den Spit'lern kosteng+nstiger und effizienter machen soll. Auch hier gibt es noch viel zu tun.

Agenda Abstimmungsvorlagen f+r den 24. September 2017: Bundesbeschluss vom 14. M'rz 2017 +ber die Ern'hrungssicherheit. (direkter Gegenentwurf zur zur+ckgezogenen Volksinitiative „F+r Ern'hrungssicherheit“)

............................................................... Bundesbeschluss vom 17. M'rz 2017 +ber die Zusatzfinanzierung der AHV durch eine Erh*hung der Mehrwertsteuer. ...................................................................... Bundesgesetz von 17. M'rz +ber die Reform der Altersvorsorge 2020* *Diese Vorlage kommt nur zur Abstimmung, wenn das gegen diese Vorlage ergriffene Referendum zustande kommt. Der Beschluss des Bundesrats steht unter Vorbehalt. Die Referendumsfrist l'uft am 6. Juli 2017 ab. ...................................................................... Weiterf+hrender Link: www.admin.ch

Dominique Roten Kommunikationsleiter

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R+ckblende Rechtsf'lle | Interviews | Anl'sse

Immer noch die g+nstigste Rechtsberatung der Schweiz! An der kf-Generalversammlung vom 17. Mai wurde der Antrag, die Mitgliederbeitr'ge zu erh*hen, einstimmig angenommen. Die Jahresmitgliedschaft f+r Privatpersonen betr'gt neu Fr. 50.- (vorher Fr. 30.-) und f+r Vereine und Organisationen Fr. 500.- (vorher Fr. 200.-). Die neuen Konditionen sind ab sofort g+ltig. F+r die Erh*hung der Beitr'ge gibt es mehrere Gr+nde: 1) H*here Druck- und Portokosten: Bis 2015 wurde lediglich ein Heft pro Jahr publiziert, mittlerweile wird das kf-Magazin viermal j'hrlich ver*ffentlicht. Das Heft gibt es zwar in digitaler Form, wird aber auch in gedruckter Form an alle kf-Mitglieder und Parlamentarier des Bundeshauses verschickt. Wir sehen im PrintMedium eine h*here Wertigkeit und auch eine Chance, den Anliegen der Konsumenten mehr Nachdruck zu verleihen. 2) Sinkende Subventionen: Der Subventionskuchen f+r die vier nationalen Konsumentenorganisationen betr'gt mittlerweile weniger als eine Million Franken und droht noch kleiner zu werden. B+rgerliche Politiker, allen voran FDP-Pr'sidentin G*ssi, st*ren sich seit l'ngerem daran, dass sich die Konsumentenorganisationen auch politisch 'ussern. Eine von ihr eingebrachte Motion will eine "Pr'zisierung der gesetzlichen Grundlagen f+r die Gew'hrung von Finanzhilfen an Konsumentenorganisationen". 3) Zeitgem'sse Beitr'ge: Vergleicht man die Jahresbeitr'ge anderer Vereine mit 'hnlichen Angeboten, waren wir bisher 50% g+nstiger. Mit der Erh*hung auf Fr. 50.- f+r Privatpersonen bleiben wir schweizweit die g+nstigste Organisation mit eigener Rechtsberatung.

Schweizer Ticketh'ndler ver'rgert ganz Europa In letzter Zeit h'ufen sich wieder die Beschwerden von unzufriedenen viagogo-Kunden, welche ihre Tickets nicht oder viel zu sp't erhalten haben. Da der Genfer Ticketh'ndler in ganz Europa t'tig ist, haben unsere Rechtsberaterinnen momentan alle H'nde voll zu tun und bearbeiten auch F'lle unzufriedener Engl'nder, Schweden, Franzosen usw. Wir warnen darum nochmals ausdr+cklich davor, Tickets +ber viagogo zu kaufen. Was viele nicht realisieren: Das Portal verkauft Tickets aus zweiter Hand und ist kein offizieller Ticketh'ndler wie bspw. Ticketcorner oder Starticket. www.konsum.ch/viagogo-veraergert-ganz-europa

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Erkl'rvideo „Benzinpreis“ Warum ver'ndern sich dauernd die Benzinpreise? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Benzin und B*rse? In unserem selbst produzierten Erkl'rvideo gehen wir auf diese Thematik ein und erkl'ren, wie die B*rse die Benzinpreise beeinflusst. Der Film ist gratis abrufbar unter: www.konsum.ch/category/erklaervideos

Weitere Erk'rvideos, die auf unserer Webseite abrufbar sind: „Allgemeine Vertragsbedingungen“ Allgemeine Gesch'ftsbedingungen (AGB) sind vertragliche Klauseln, die zur Standardisierung und Konkretisierung von Massenvertr'gen dienen. Im Versicherungsbereich werden diese AVB (Allgemeine Versicherungsbedingungen oder allgemeine Vertragsbedingungen) genannt. Oftmals erscheinen diese Vertr'ge extrem komplex und undurchsichtig. Dieses Video zeigt die wichtigsten Punkte zu standardisierten Vertr'gen auf. Auch in franz*sischer und italienischer Sprache abrufbar „Bei Kabelanschl+ssen wird oft zu viel bezahlt“ Viele Schweizer bezahlen j'hrlich Fr. 400.- f+r einen Kabelanschluss, den sie gar nicht mehr ben*tigen w+rden. Dies trifft dann zu, wenn TV, Internet und Telefon nicht vom Kabelnetzbetreiber sondern von einem klassischen Telekom-Anbieter bezogen werden. Firmen wie UPC halten sich bei der Aufkl'rung der Konsumenten stark zur+ck. Wir kl'ren auf wie Sie vorgehen m+ssen, um diese sinnlose finanzielle Doppelbelastung zu beseitigen.

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Geschmack aus dem Labor Aroma-Zusatzstoffe in Lebensmitteln

Aroma-Zusatzstoffe sind ein zweischneidiges Schwert: Dank ihnen bekommen Fertiggerichte, Saucen und Desserts +berhaupt erst Geschmack, aber wegen ihnen vergeht uns dieser machmal auch. Unser Unbehagen gegen+ber dem k+nstlichen Geschmack aus dem Labor ist eigentlich ganz nat+rlich, denn mit den Zusatzstoffen essen wir etwas, dass es in der Natur nicht gibt. Und weil die

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meisten Aroma-Zusatzstoffe bloss mit „Aroma“ deklariert werden m+ssen, stellen sich den Konsumenten viele Fragen. Was ist der Unterschied zwischen nat+rlichen und naturidentischen Aromen? Welche Zusatzstoffe sind gesundheitssch'digend? Und vor allem: Wieviele Erdbeeren stecken in einem Erdbeerjoghurt? Dominique Roten, Konsumentenforum


Geschmack aus dem Labor

Um es gleich vorweg zu nehmen, es steckt bloss eine halbe Erdbeere (ca. 9g) in einem Erdbeerjoghurt mit 150g Inhalt - egal ob Bio oder nicht. Damit liegt das Erdbeerjoghurt immer noch vor dem „Joghurt mit Fruchtzubereitung“, welches lediglich den Drittel einer Erdbeere (ca. 6g) aufweisen muss. Man mag nun dar+ber die Nase r+mpfen und der LebensmittelIndustrie Geiz vorwerfen, doch so einfach ist es nicht: W'hrend der industriellen Verarbeitung verlieren Erdbeeren ihr Aroma und schmecken nur noch fade. Darum behelfen sich die Hersteller mit Ersatzstoffen aus dem Labor, um das Geschmackserlebnis zu verst'rken. „Nat+rliches Erdbeeraroma“ bedeutet, dass das Aroma aus einem Naturprodukt gewonnen wurde. Das heisst aber nicht, dass es auch aus Erdbeeren stammt. Erdbeeraroma kann auch aus anderem pflanzlichem oder sogar tierischem Gewebe sowie aus Mikroorganismen wie Schimmelpilzen, Hefen oder Bakterien hergestellt werden. G'be es diese Aromen nicht, k*nnte der weltweite Bedarf an gewissen Speisen nicht gedeckt werden. Die Amerikaner bspw. essen sehr viele Produkte mit Erdbeergeschmack. W+rde man das Erdbeeraroma mit echten Erdbeeren ersetzen, k*nnte man mit der weltweiten Erdbeer-Ernte nur 5% des US-Bedarfs decken.

Schon gewusst? Erdbeeren (lat. Fragaria) geh*ren aus botanischer Sicht nicht zu den Beeren sondern zu Sammelnussfr+chen.

In der EU sind ca. 2700 verschiedene Aromastoffe erlaubt. Diese werden auf den LebensmittelEtiketten aber nur mit „Aroma“ deklariert, ohne Angaben von Art und Menge der zugesetzten Substanzen. Diese fehlende Transparenz der Lebensmittelangaben st*rt viele Konsumenten zurecht. Dass sich die Hersteller dagegen wehren, die Substanzen detailliert aufzulisten, hat mir ihrem Gesch'ftssinn zu tun: Kaum ein Kunde w+rde ein Produkt kaufen, dass sich wie ein 'rztliches Rezept liest… ausserdem - und da stimmen wir teilweise zu - w+rde die Etikette bei all diesen Zutaten immer schwerer zu lesen sein. Aber im digitalen Zeitalter w're es ein leichtes f+r die Hersteller, die Substanzen auf ihrer Webseite zu ver*ffentlichen.

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Es werden drei verschiedene Gruppen von Aromen unterschieden: K+nstliche Aromen Diese Aromen werden synthetisch hergestellt und sind in der Natur nicht anzutreffen. K+nstliche Aromastoffe nehmen nur einen untergeordneten Anteil bei der Aromatisierung von Lebensmitteln ein, es dominieren nat+rliche und naturidentische Aromastoffe (siehe unten). Vor allem bei einfachen Lebensmitteln wie nichtalkoholischen Getr'nken, Brausen, S+sswaren und Desserts kann eine Anwendung erfolgen. Ethylvanillin wird dabei am h'ufigsten eingesetzt. Naturidentische Aromen Ebenfalls k+nstlich hergestellt werden naturidentische Aromen. Sie sind eine Komposition aus chemisch definierten Aromastoffen, die die gleiche molekulare Gestalt wie nat+rlich vorkommende Aromastoffe haben - also chemisch identisch sind aber nicht oder nur teilweise aus nat+rlich vorkommenden Stoffen gewonnen werden. Nat+rliche Aromastoffe Nat+rliche Aromastoffe werden aus Naturprodukten gewonnen. Sie sind pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Sie werden mit rein physikalischen Verfahren aus den betreffenden Nahrungsmitteln oder Gew+rzen gewonnen und nicht chemisch modifiziert. Beispielsweise Erdbeeraroma aus Erdbeeren oder Vanillearoma aus Vanilleschoten.

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Geschmack aus dem Labor

Allergiker sollten bei Aromen vorsichtig sein. Wenn zum Beispiel jemand auf Haseln+sse allergisch reagiert, sollte er Produkte meiden, die nat+rliches Haselnussaroma enthalten. Es kann aber auch vorkommen, dass jemand nicht auf das Aroma selbst, sondern auf den Tr'gerstoff reagiert, mit dem das Aroma dem Lebensmittel zugesetzt worden ist. Ein beliebter Tr'gerstoff ist zum Beispiel Sojalecithin, auf den einige allergisch reagieren. Es empfiehlt sich darum, immer die Zutatenliste auf den Etiketten zu lesen.

Schon gewusst? Im Gegensatz zu Farbstoffen und Konservierungsstoffen haben Aroma-Stoffe keine E-Nummern.

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Shrimps* an Tomatensalsa

Das folgende Menu ist so lecker, dass es keine Aroma-Zusatzstoffe n*tig hat. Herzlichen Dank, Diana Michel, f+r die Einsendung des Rezepts**! Rezept f+r 2 Personen (Zubereitungszeit: ca. 30 Min.) Zutaten

Wie Lebensmittelzusatzstoffe werden auch Aromastoffe gesundheitlich bewertet und zugelassen. Es existieren jedoch keine Studien dar+ber, wie sich ein Cocktail aus einer Vielzahl t'glich aufgenom-mener Aromen langfristig auf die Gesundheit und das Geschmacksempfinden auswirkt. Wer lieber ganz auf Zusatzstoffe verzichten m*chte, h'lt sich an nat+rliche Lebensmittel. Lebensmittel ohne Zusatzstoffe -

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Frische Buttermilch / Crème FraÎche / Sauerrahm Molke und Kefir ohne Fr+chte / Milch Naturjoghurt / Quark Eier Frische Kartoffeln Frisches Gem+se Frisches Obst (ausser gewachste !pfel oder oberfl'chenbehandelte S+dfr+chte) Frische Pilze Sprossen und Keime H+lsenfr+chte Getreide(flocken) getrocknete Nudeln Reis (nicht Schnellkochreis) N+sse und Samen Reines Pflanzen*l Honig Kaffeepulver Nat+rliches Mineralwasser und Quellwasser Rohes Fleisch

400 g Shrimps / 2 MSP weisser Pfeffer, frisch gemahlen / Zitronengras (wenig) / 2 MSP Cayennepfeffer / 1 KL Salz / 1 EL Kokosfett / 3 grosse Knoblauchzehen / 30g Sellerie, gesch'lt / 2 Karotten / 250g gehakte, gesch'lte Bio-Tomaten frisch (oder aus der Dose) / 250 ml Kokosmilch

Zubereitung Knoblauch pressen, Karotten sch'len und mit Sellerie in kleine W+rfel schneiden. Kokosfett in einer Pfanne auf hoher Temperatur schmelzen. Shrimps und alle Gew+rze ausser das Salz dazugeben. Gem+se hinzuf+gen und st'ndig r+hren bis alle Shrimps rosa sind. Herd auf mittlere Stufe schalten. Kokosmilch, dazugeben, r+hren und ca. 2 Minuten kochen lassen. Tomaten hinzuf+gen und r+hren. Salzen und ca. 10 Minuten kochen lassen. Danach servieren.

N'hrwerte f+r eine Person: 514 kcal / 40g Eiweiss / 35g Fett / 9g Kohlenhydrate Dazu passt: (Parf+m-)Reis *die Shrimps stammen von Aemme Shrimp in Burgdorf > www.aemmeshrimp.ch **Diana Michel kreiert regelm'ssig neue Rezepte nach dem Paleo-Prinzip. > www.paleobern.com


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Die lieben Betriebsanleitungen !rger vorprogrammiert...

Wer hat sich noch nie +ber Betriebsanleitungen ge'rgert? Vorausgesetzt, man findet +berhaupt eine, gibt es sie oft nur in Englisch oder in schlecht +bersetztem Deutsch, es fehlen notwendige Informationen oder sie ist nur als PDFDokument abrufbar, ist jedoch mehrere hundert Seiten dick. Wer will schon in so einem Schm*ker st*bern, um herauszufinden, mit welchem Knopf man die gew+nschte Funktion erreicht? Yvette Allimann, tecom Schweiz

Vor einiger Zeit kaufte ich einen neuen Fernseher mit LED-Bildschirm, Hochaufl*sung, Internet-Zugang, Bluetooth und einer Sound-Bar f+r einen angenehmen Klang. Das Ger't war zwar nicht ganz billig, aber dennoch keine Luxusausf+hrung. Mein Heimnetzwerk erkannte den Fernseher, aber es gelang mir nicht, mit dem Rechner in Verbindung zu treten und meine Fotos, Videos und Kinofilme am Fernseher anzuschauen, obschon dies die Dokumentation und der Verk'ufer versprochen hatten. Was nun? Der Verk'ufer wusste nicht weiter und die Information in der Betriebsanleitung – im Ger't integriert und +ber die Fernbedienung abrufbar - war so karg gehalten, dass ich damit auf keinen gr+nen Zweig kam. Nun blieb nur noch das Internet. Auch dort suchte ich vergeblich nach brauchbaren Informationen. Der Hersteller machte dennoch darauf aufmerksam, dass man sich strikt an die Anweisungen halten soll, um den Fernseher nicht definitiv zu besch'digen... Schliesslich gab ich es auf und unternahm seither keinen neuen Anlauf, trotz einiger Software-Updates, denn ich habe noch anderes zu tun, als stundenlang nach brauchbaren Benutzerinformationen zu suchen. Die Erfahrung war doppelt unangenehm: &blicherweise habe ich keine Probleme mit technischen Ger'ten und zudem habe ich eine Ausbildung mit Abschluss zum Verfassen von technischer Dokumentation. Umso unverst'ndlicher scheint mir die Situation. Ich verstehe nun besser, warum Betriebsanleitungen eher als unangenehme Pflichtlekt+re angesehen werden, obschon sie grunds'tzlich wichtig w'ren. Ger'te kauft man, um sie zu benutzen. Einerseits werden Ger'te immer komplexer und anderseits gibt es Bestrebungen, sie benutzerfreundlicher zu gestalten. Zudem h'ngt der Einsatz von technischen Ausr+stungen immer mit irgendwelchen Gefahren zusammen: Elektrischer Schlag, Verletzungen, St*-

rungen oder Sch'den am Ger't selber oder an anderen Ausr+stungen, mit denen es verbunden wurde. Betriebsanleitungen sind dazu bestimmt, die Bedienung bzw. die Benutzung des Ger'ts sicherzustellen und Schwierigkeiten sowie Gefahren abzuwenden. Und schliesslich gelten diesbez+glich unter anderem das Bundesgesetz +ber die Produktehaftpflicht (Produktehaftpflichtgesetz, PrHG, SR 221.112.944), die Verordnung +ber die Sicherheit von Maschinen (Maschinenverordnung, MaschV, SR 819.14) und die Verordnung +ber die Produktesicherheit (PrSV). Das Regelwerk gibt Aufschluss +ber die Pflichten und Rechte der Hersteller und Verk'ufer sowie die Pflichten und Rechte der Benutzer. Diese Bestimmungen sind rechtlich verbindlich. Ein paar Beispiele aus der Praxis: Aus der Bedienungsanleitung einer Digitaluhr... "Zeiger ausw'hlbor durch das Eigent+mers Operation. - Dr+ckt auf den Knopf "Set" um die gespalte Zeit zu fassen, wenn sie Stille l'uft innerlich."

US-Hersteller sichern sich gegen alles ab... "Seien Sie vorsichtig, wenn Sie den Einstellungsschalter und Zoom-Knopf benutzen, w'hren Sie Ihr Auge am Sucher haben, damit Sie sich nicht versehentlich Ihren Finger ins Auge stecken."

Asiatische Anleitung ins Deutsche +bersetzt... "Stellen Sie die Gerte des Singweisen Griffers Zur EINSTELLUNG. Eine nette Singstimme wird verbeugen den anderen Teil auf denn Telephon von h*render Yhrer geheimer Unterredung"

tecom Schweiz Die tecom Schweiz wurde 1987 gegr+ndet und ist der Fach- und Berufsverband f+r technische Kommunikation. www.tecom.ch

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F'lscher & Piraten Interview mit Florence Clerc, Gesch'ftsleiterin von STOP PIRACY

Die OECD sch'tzt, dass rund 2.5% des Welthandels durch F'lschungen und Piraterie "erwirtschaftet" werden. Dies entspricht einem Handelsvolumen von rund 461 Mrd. US-Dollar. Die Verbrecherorganisationen die den Handel mit F'lschungen gr*sstenteils kontrollieren, finanzieren mit dem Verkauf gef'lschter Produkte andere kriminelle Aktivit'ten wie z.B. den Drogen- oder den Menschenhandel. Gleichzeitig bieten ihnen F'lschungen auch eine vergleichsweise risikoarme M*glichkeit, ihr schmutziges Geld zu waschen. Den Schweizer Konsumenten stellt sich dabei die Frage, wie die Situation im Inland aussieht. Florence Clerc, Gesch'ftsleiterin von STOP PIRACY, liefert Antworten.

kf: Unsere Rechtsberatung wird oft von Konsumenten kontaktiert, welche sich nicht sicher sind, ob sie ein gef'lschtes Medikament gekauft haben. Das scheint ein immer gr*sseres Problem zu werden. Das ist richtig. Gem'ss Sch'tzungen der WHO sind weltweit 10% aller Medikamente gef'lscht, auf illegalen Websites ist es sogar jedes Zweite. Der Bezug von Arzneimitteln aus dem Internet birgt ernste Gefahren f+r die Gesundheit. Gef'lschte Medikamente k*nnen zu hoch oder zu niedrig dosiert sein, den notwendigen Wirkstoff gar nicht enthalten oder sogar mit sch'dlichen Stoffen versetzt sein.

kf: Florence Clerc, was ist eigentlich der Unterschied zwischen F'lschung und Piraterie? F. Clerc: Unter einer F'lschung verstehen wir die unerlaubte Nachahmung eines Originalprodukts. F'lscher versuchen, ein Original in den Eigenschaften zu kopieren, um so vom Ruf des Originalprodukts zu profitieren, welcher auf einer Marke, einer Herkunftsangabe wie bspw. „Swiss Made“ einem Design oder einem Patent beruht. Piraterie dagegen ist das unerlaubte Kopieren von Werken. Unter Piraterie wird die unlizenzierte Verwertung von Werken und Leistungen verstanden, die durch das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte gesch+tzt sind. Dies sind beispielsweise Filme, Musikst+cke, B+cher, Bilder, Computerprogramme etc. kf: Welche Schweizer Produkte werden am h'ufigsten gef'lscht? F. Clerc: Das sind meistens Marken mit einer starken Identit't und die ein Symbol f+r Qualit't sind - am h'ufigsten sind es Schweizer Luxus-Uhren.

© IGE / Bildquelle: www.stop-piracy.ch

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© IGE / Bildquelle: www.stop-piracy.ch

kf: Angenommen, ich kaufe als Privatperson eine F'lschung. Muss ich mir Sorgen machen? Die Einfuhr von gef'lschten Produkten in die Schweiz ist verboten - auch f+r Privatpersonen. Wenn der Zoll gef'lschte Waren im Gep'ck von Reisenden oder in Paketen der Post findet, kann er diese zur+ckbehalten und vernichten. Der Markeninhaber kann auch Ersatz f+r den Schaden verlangen, den er aufgrund der Einfuhr des gef'lschten Gegenstandes erlitten hat. Strafbar machen sich K'ufer von F'lschungen aber nicht. Wer eine F'lschung oder ein illegales Angebot entdeckt hat oder Opfer eines Betrugs wurde, sollte den Vorfall unbedingt dem Originalhersteller oder direkt der Polizei melden. Auf www.stop-piracy.ch publiziert unser Verein einige n+tzliche Adressen und gibt Ratschl'ge, wie man F'lschungen erkennen kann, was juristisch zu beachten ist und welche M*glichkeiten die Produzenten haben, die selber Opfer von F'lschern geworden sind.


Fälscher & Piraten

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kf: Hand aufs Herz: Gibt es auch Schweizer, die Produkte f'lschen?

Ausstellung & Reisetipp

Das l'sst sich nicht ausschliessen, aber wir kennen keine F'lle. Die Produktionskosten sind in der Regel zu hoch. L'nder mit tiefen Kosten machen dies wesentlich h'ufiger.

Wer sich f+r das Thema rund um F'lschung und Piraterie interessiert und sch*ne Landschaften zu sch'tzen weiss, dem sei die Ausstellung "Sch*ner Schein - Dunkler Schatten" empfohlen.

kf: Digitalisierung ist momentan in aller Munde und wird unser Leben in den n'chsten Jahren in vielerlei Hinsicht massiv ver'ndern. Mit welchen Herausforderungen sieht sich STOP PIRACY konfrontiert?

Die kleine aber feine Ausstellung befindet sich in Gandria, einem malerischen Tessiner D*rfchen am Lago di Lugano. Das D*rfchen l'sst sich einfach von Lugano aus mit dem Schiff erreichen - wegen seiner engen Gassen und steilen Treppen ist es f+r gehbehinderte Personen eher ungeeignet.

Dokumente und Pl'ne lassen sich heute im Internet einfach und schnell herunterladen. Bei den Markenund Designrechten werden wir in den n'chsten Jahren vor einigen Herausforderungen stehen... Immer mehr F'lscher bieten ihre Waren auf Sozialen Medien wie Facebook an. Diese Inserate sind nach ein paar Stunden bereits wieder verschwunden, was es f+r die Kontrollbeh*rden sehr schwierig macht, die T'ter zu verfolgen. kf: Mit welcher Strafe hat ein Verk'ufer in der Schweiz zu rechnen, wenn er gewerbem'ssig mit F'lschungen handelt?

Die interessante Ausstellung des Schweizer Zollmuseums und STOP PIRACY ist noch bis am 20. Oktober 2018 ge*ffnet.

Mit einer Geld- und/oder Freiheitsstrafe von maximal f+nf Jahren. Bei gewerbem'ssigen F'llen m+ssen die Beh*rden von Amtes wegen eingreifen. kf: Florence Clerc, vielen Dank f+r das Interview.

Zur Person und zum Verein

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Florence Clerc, aus Neuenburg stammend und in Bern aufgewachsen, ist seit August 2016 Gesch'ftsf+hrerin des Vereins STOP PIRACY. Im Fokus der Vereinsarbeit stehen Aufkl'rungskampagnen und die Kooperation und Koordination zwischen den Mitgliedern aus Verwaltung und Privatwirtschaft zu Gunsten der %ffentlichkeit. STOP PIRACY ist politisch neutral. www.stop-piracy.ch

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Der E-Patient Chancen und Gefahren des elektronischen Patientendossiers

Schl+sselbeinbruch, Operation am 12.08.2020, Inselspital Bern Blutdrucksenker, 2x 50mg t'glich, verschrieben durch Dr. med. Muster

DNA-Test: Brustkrebs-Risiko liegt bei 40%

Antidepressiva, vertrauliche Daten, nur einsehbar mit Erlaubnis des Patienten

Erh*hter Leberwert > Erh*hung der KK-Pr'mie

Morbus Crohn, seit 04.02.2025

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Der E-Patient

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Interessenkonflikte

Es f'llt schwer, bei den vielen "Playern" die &bersicht zu behalten: Alle Schweizer Spit'ler TV-Werbung: Segen m+ssen bis 2020 das elektronische Patientendossier (EPD) fl'chendeckend eingef+hrt haben - im Gegensatz zu den freipraktizierenden !rzten, f+r die der digitale Schritt freiwillig ist. Auch bei den 1984, 19:55 Uhr. Gem+tlich sitzen wir sich vor dem betroffenen Berufsverb'nden ergibt kein einheitliches und Bild. schauen Einige leisten Fernseher uns Grundlagenarbeit das Ende der f+r das EPD,an. w'hrend andere dem weist Projektauf kritisch Tagesschau Dagmar Berghoff den gegen+berstehen. Hinzu kommen IT-Unternehmen, n'chsten Programmpunkt "Vier F'uste f+r ein die mitmischen, weil sie das grosse Gesch'ft mit den Halleluja" hin und w+nschtMitten uns allen im Namen der Datenmengen wittern. drin, in diesem ARD einen sch*nen Abend. Es folgt Werbung. "Ich umk'mpften digitalen Sturm, stehen die Patienten und verlieren die Orientierung. kl'renin' auf... muss auf's Klo!", "Und ich geh'Wir schnell Keller!". F+nf Minuten sp'ter betritt Bud Spencer den Dominique Roten, Konsumentenforum Saloon. "Mach Platz, ich bin der Landvogt!", t*nt es Das EPD weckt grosse Hoffnungen - es soll die grossspurig aus der Stube und getreu Nina Hagen's Medizin effizienter und kosteng+nstiger machen. Song wieder TV. Prim'r"glotzen" geht eswirdarum, die Daten der Patienten l+ckenlos in einem digitalen Dossier zu sammeln und 1994. 21:20 Uhr. Wiederum den Informationsfluss zwischen den Spit'lern zu sitzen wir eintr'chtig vor dem Sebastian Frehner verbessern. Laut SVP-Nationalrat TV. lief "Das Schweigen eineGestern Verbesserung: "Das EPD wird zu einer Steigerung der Qualit't der Behandlungen f+hren, die der L'mmer" auf RTL. Wir Patientensicherheit erh*hen und die Kosteneffizienz schauen's heute. Der VHSsteigern." Etwas kritischer sehen es diejenigen, die Rekorder rattertarbeiten leise vorsollen: sich !rzte, Apotheker, t'glich damit hin. Pl*tzlich bricht der Film Ern'hrungsberater. ab Pflegefachleute, Hebammen, F+r und eine Stimme will uns das sie sind noch zu viele Dinge nicht geregelt. Bspw. k*nnen gewisse mit pflanzlichen WirkWaschmittel "Der Heilmittel Weisse Riese" stoffen, mangels Einlesecode verkaufen. "Boah, spuhl bloss dienicht elektronisch erfasst werden. In solchen F'llen drohen NebenWerbung Die Werbung wirkungen,weiter!" wenn diese Heilmittel mit nichtkompaflimmert im Schnelldurchlauf an werden. Viele dieser tiblen Medikamenten kombiniert uns vorbei. Endlich, Hannibal "Kinderkrankheiten" wird man jedoch in den n'chsten Jahren +berwinden und esauf. ist davon auszugehen, Lecter's Gesicht! Wir atmen dass ein Grossteil der freipraktizierenden Mediziner nicht haben abseitsstehen will, wenn das gemeinsam? EPD eingef+hrt Was die beiden Szenarien In wird. beiden wird Fernseh-Werbung ignoriert. Was unterscheidet sie Patienten voneinander? 1984 die schlug man die Auch bei den gehen Meinungen Zeit tot - 1994 beschleunigte sie, Intimsph're genau wie auseinander. W'hrend die einen man um ihre f+rchtenFreilich und sich als Spielball der keine Pharmalobby heute. benutzen wir 2016 Videosehen, freuen sich die anderen +ber mehr Sicherheit Kassetten mehr, sondern greifen zur+ck auf das und &bersicht. Generell gilt: Es wird niemand zeitversetzte Fernsehen, welches von TV-Verbreitern gezwungen, beim EPD mitzumachen. wie Swisscom und UPC angeboten wird. Durch die Im folgenden listen wir Vorteile undder Gefahren des M*glichkeit des &berspulens Werbung elektronischen Patientendossiers auf... "gewinnen" wir je nach Sender und Filml'nge 10 bis 20 Minuten - ein Komfort den wir liebgewonnen haben. Dieser Komfort ist nun bedroht. Zahlreiche TV Sender beklagen sinkende Werbeeinnahmen aufgrund

und Fluch zugleich

desdieelektronischen der Spuhl-FunktionVorteile und wollen Konditionen von zeitversetztem Fernsehen mitbestimmen. Der Ausfall Patientendossiers der Werbeeinnahmen der Sender belief sich letztes F+r Patienten Jahr auf 67 Millionen Franken und wurde durch die Rechteabgeltung mit 5.4 Millionen Franken nicht 1) Die Patienten haben permanenten Zugriff auf ihre kompensiert. F+r 2017 sogar mit einem medizinischen Datenrechnet in ihremman Patientendossier. Ausfall von 123 Millionen Franken. "L'ngerfristig 2) Patienten entscheiden, wer Einsicht in ihre Daten k*nnen so die werbefinanzierten Free-TV-Sender erh'lt und behalten jederzeit die Kontrolle +ber nicht +berleben", argumentiert die Interessendie Zugriffe. gemeinschaft Radio und Fernsehen IRF. 3) Patienten haben die Sicherheit, dass im Notfall Mitschuldig an sinkenden Werbeeinnahmen sind auch alle wichtigen Daten verf+gbar sind. die Zuschauer-Analysen: F+r !rzte Knapp 2'000 Leute in der 1) !rzte erhalten Einsicht in erfolgte Behandlungen, Schweiz lassen sich beim Laborwerte und Medikationen der Patienten Fernsehschauen "messen".und Es k*nnen dadurch diewird Qualit't ihrer Arbeit weiter nicht nur analysiert, erh*hen. welche Sender laufen, son2) Erforderliche Informationen den Patienten dern auch, zu an welchen Stellen k*nnen direkt im nicht eigenen Informationssystem zugeschaut wird. Daoder via Internet abgerufen werden. durch, dass man die Messungen verfeinert hat, ist vernun 3) Behandlungs- und Medikationsfehler werden ringert, da alle relevanten Daten Patientenanalytisch das imbelegt, was dossier vollst'ndig verf+gbar eigentlichsind. alle schon wussten:und Dieandere Werbung wird am F+r Apotheker, Pflegende Behandelnde liebsten ignoriert. Die Resultate dieser Analysen 1) Apotheker erhalten dank dem nicht Patientendossier f+hren dazu, dass die Werbepartner mehr bereit einen &berblick +ber die Gesamtmedikation ihrer sind,Patienten im selben und Ausmass f+r Werbung zu bezahlen wie k*nnen diese so individueller fr+her. beraten. 2) Pflegende, Physiotherapeuten und andere Die TV Sender wollen logischerweise die &berspuhlBehandelnde k*nnen spezifischer auf Wir die Funktion w'hrend der Werbung verbieten lassen. Patientenbed+rfnisse eingehen. h'tten damit wieder 'hnliche Zust'nde wie 1984. Gegen soVorteil ein Vorhaben man als KonsumentenGr*sster f+r alle kann ist der verbesserte Informationsfluss. Dadurch teure sein. Mehrfachunterorganisation eigentlich sollen nur dagegen Oder? suchungen der Vergangenheit angeh*ren. Konsumenten sollen die freie Wahl haben, ob sie sich die Werbung anschauen wollen oder nicht. Sender wie SAT 1, RTL, VOX oder ProSieben sind f+r viele Leute erst "schaubar" geworden, seit sie die Werbung +ber-

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Machtfaktor E-Patient

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1) Die aktuellen IT-Systeme sind noch verbesserungsw+rdig und ber+cksichtigen die Bed+rfnisse des medizinischen Personals zu wenig.

Der Wechsel von der analogen, verstaubten Patientenmappe zum digitalen und modernen Patientendossier ist noch weit und steinig. Momentan sieht es so aus, als ob die Spit'ler die Frist des Parlaments bis 2020 einhalten werden. Die technischen Anforderungen sind in der ersten Phase der Umsetzung durchaus zu bew'ltigen: Es geht vor allem darum, dass alle Beteiligten Zugriff auf die n*tigen Dokumente haben. Statt dass das Spital Austrittsberichte per Post oder E-Mail verschickt, stellt es diese als PDF-Dokument online, wo der Hausarzt oder die Spitex-Angestellten den Bericht lesen k*nnen. Die meisten Spit'ler verf+gen heute schon +ber umfangreiche elektronische Datenbanken mit Informationen +ber ihre Patienten wie Krankengeschichten, R*ntgenbilder, laufende Behandlungen, Medikation, Laborwerte, Allergien usw.

2) Eine l+ckenlose Information zu gew'hren, ist ein ehrgeiziges Ziel. Bspw. haben Heilmittel mit pflanzlichen Wirkstoffen keinen Einlesecode und k*nnen deshalb digital nicht erfasst werden. Solche Informationsl+cken sind eine potentielle Gefahr f+r Patienten.

In einem n'chsten Schritt werden im EPD strukturierte Datens'tze abgelegt. Das bedeutet, dass ein Apotheker bspw. auf die Medikationsliste eines Patienten zugreifen, diese ab'ndern und danach wieder speichern kann. Daf+r m+ssen die Formate aller involvierten Berufsgruppen kompatibel sein.

3) Die Informatiksysteme in Apotheken, Praxen und Spit'lern sind nicht vollst'ndig miteinander kompatibel. Momentan sind zu viele verschiedene Programme von verschiedenen Anbietern im Umlauf. So ist (noch) kein Informationsfluss m*glich.

Etwas l'nger d+rfte es bei den Haus'rzten dauern. Viele 'ltere !rzte weigern sich, den digitalen Schritt zu machen und ihre Infrastruktur anzupassen. Und so werden die Spit'ler vorerst weiterhin gefaxte &berweisungen einscannen oder Austrittsberichte auf Papier verschicken m+ssen.

Gefahren und Probleme des elektronischen Patientendossiers

4) Was passiert, wenn ein Arzt feststellt, dass ein Kollege falsche Informationen in ein Dossier hineingeschrieben hat? Darf er sie dann einfach +berschreiben? Sollten wegen der falschen Angaben Komplikationen entstehen, w'ren die Beweise nach dem &berschreiben weg. 5) Wenn Patienten die Dosierung der Medikamente laufend ihrem Gesundheitszustand anpassen m+ssen, bedeutet dass eine laufende Aktualisierung der Online-Medikamentenliste, was mit einem zeitlichen Mehraufwand verbunden ist. Wer soll daf+r bezahlen? 6) Wie sehen die Notfallpl'ne bei Hackerangriffen aus? Gesundheitsdaten sind 'ussert heikel und es ist anzunehmen, dass Cyber-Kriminelle versuchen werden, die wertvollen Daten zu stehlen.

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Momentan laufen mehrere Modellversuche in 10 Kantonen


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Schluss mit der Hotelpreisbindung Gegenartikel zu "Buchungsstress", Magazin Nr. 56

Weshalb sich ein Verbot der Preisbindung zwischen Hotelier und Online-Buchungsplattform f+r den Konsumenten lohnt. Lorenzo Schmiedke, hotelleriesuisse

"Am Ende bezahlen die Verbraucher" – Zu diesem Schluss kam j+ngst Miika Blinn, Vertreterin des Bundesverbands der Verbraucherzentrale in Deutschland, in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Da Online-Buchungsplattformen hohe Kommissionen bei den Hoteliers verlangen, fliesse dies immer in die Preiskalkulation mit ein, erkl'rt Blinn. Die Digitalisierung birgt grosse Chancen, auch in Bezug auf den Megatrend Online-Buchungen. Diese sind im letzten Jahr um 32 Prozent gestiegen! Bald wird die +berw'ltigende Mehrheit der Buchungen online durchgef+hrt. Selbst Stammkunden m*chten in Zukunft bequem +ber das Smartphone buchen. Die positiven Errungenschaften sind unumstritten. Auswahl, Reichweite, Schnelligkeit oder Transparenz lassen das Konsumentenherz h*her schlagen. Auch die Schweizer Hotellerie profitiert davon. Hoteliers kommunizieren in Echtzeit weltweit und erreichen die G'ste umgehend. Deshalb muss erst einmal klargestellt werden: Niemand will Online-Buchungsplattformen verbieten! Es geht einzig allein um die sogenannte enge Parit'tsklausel, eine Preisbindung, die Hoteliers verbietet auf der hoteleigenen Website das Zimmer g+nstiger zu verkaufen, als auf der OnlineBuchungsplattform. Das w're so, als wenn dem Bauer verboten w+rde auf dem Hofladen seine Milch oder Eier nicht billiger verkaufen, als bei Migros oder Coop. Der Zusammenhang zwischen enger Parit'tsklausel und rasant steigenden Online-Buchungen ist sehr problematisch, da so die unternehmerische Freiheit massiv eingeschr'nkt ist. Weshalb ist es nun auch f+r den Konsumenten gut, "Knebelvertr'ge" zu verbieten? Nachdem europaweit die weite Parit'tsklausel, also die Preisbindung zwischen den Online-Buchungsplattformen, verboten wurde, erhofften sich die Beh*rden mehr Wettbewerb und damit sinkende Preise und Kommissionen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Preise bleiben in der digitalen Welt weiter k+nstlich hoch, auch die Kommissionen sind

nicht gesunken. Neue Wettbewerber mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen haben in der Schweiz wegen der engen Parit'tsklausel keine Chance sich zu etablieren. Deutschland beispielsweise hat schon reagiert und die enge Parit'tsklausel ganz verboten. Und pl*tzlich bewegen sich die Preise. Die hoteleigene Website wurde zum "Preisleader" und die Zimmer kosten bis zu 10 Prozent weniger. Schliesslich muss der Hotelier auf seiner Website keine Kommissionen bezahlen. Dies zeigt: Wenn sich die Preise bewegen, ist das gut f+r den Konsumenten. Der direkte Vertrieb im digitalen Bereich wird durch das Verbot endlich wieder zum ernstzunehmenden Wettbewerber. Als Konsument m*chte man nat+rlich kein Preischaos und nicht den ganzen Tag den besten Preis f+r ein Zimmer suchen. Die Wettbewerber gehen jedoch bereits auf dieses Bed+rfnis ein. Zum Beispiel hat das Bewertungsportal "Trivago" die Preise der Hotelwebsite nun integriert, und der Gast kann anhand dieser Portale ohne grossen Aufwand das g+nstigste Angebot w'hlen. Weiter haben nun in Deutschland dank dem Verbot neue Wettbewerber im Bereich der OnlineBuchungen verst'rkt Fuss fassen k*nnen. Beispielsweise +berwacht das Startup "DreamCheaper" f+r Touristen die Hotelkosten und bucht bei Preissenkungen des gebuchten Zimmers automatisch um. Der Gast kann sich entspannt mit dem Wissen zur+cklehnen, zum besten Preis gebucht zu haben – ganz ohne enge Parit'tsklausel. Es profitiert also neben dem Hotelier ebenso der Gast, und das Verbot w+rde eine klassische Win-WinSituation schaffen. Direkt online beim Hotel zu buchen w+rde m*glich, ohne hohe Kommissionen bezahlen zu m+ssen. &brigens: Das Hotel mit dem besten Ranking ist oft nicht "das Beste", sondern jenes, das an die OnlineBuchungsplattform am meisten bezahlt. OnlineBuchungsplattformen sind dem Konsumenten gegen+ber hier nicht ganz transparent, was dieser immer beachten sollte.

hotelleriesuisse hotelleriesuisse z'hlt rund 3000 Mitglieder und verantwortet die Schweizer Hotelklassifikation. www.hotelleriesuisse.ch 15



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&ber uns Schweizerisches Konsumentenforum kf

Vorstand

Blanca Ramer

Fachfrau Energie, Mobilität, Technologien

Fachbeirat Heinz Beer Eva Brechtbühl Felix Frey Karin Geser Ursula Gross Ivo Gut Lahor Jakrlin Margrit Kessler Urs Klemm Marc Müller Blanca Ramer Pascal Rudin Beda Stadler Peter Sutterlüti Ursula Trüeb Gabriela Winkler Paul Zwiker

Babette Sigg

Präsidentin | Fachfrau Konsumentenrechte

Energie, Nachhaltigkeit Tourismus Energie Bildung Recht Mehrwertsteuer Kommunikation, Werbung Gesundheitswesen Lebensmittel Versicherungen Energie, Mobilität Kinder- und Jugendrecht Gesundheitswesen Post, Service Public Lebensmittelsicherheit Energie Codex Alimentairus

Susanne Staub

Liliane Legrand

Fachfrau Landwirtschaft

Fachfrau Gesundheitswesen

Politischer Beirat Alois Gm+r Sebastian Frehner Bernhard Guhl Beat Flach

Nationalrat CVP, Kt. Schwyz Nationalrat SVP, Kt. Basel-Stadt Nationalrat BDP, Kt. Aargau Nationalrat GLP, Kt. Aargau

Geschäftsstelle Dominique Roten Jan Ramseyer Rahel Nyffenegger Nina Ramseyer Carina Stucki

Kommunikationsleiter Projektleiter Rechtsberaterin Rechtsberaterin Administration & Grafik

Ombudsstellen No)mi Sch*ni Balz Horber

E-Commerce Fleisch

Belpstrasse 11 | 3007 Bern Tel. 031 380 50 30 | forum@konsum.ch www.konsum.ch

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Babettes Schlusswort Letzte Woche f+hrte mich ein Anlass meines Impressum Berufsverbandes nach St. Gallen, in die Schweizer Textilstadt schlechthin. St. Galler Herausgeber Stickerei – das galt etwas in der Welt! Und Namen wie Schl'pfer und Forster sind heute Schweizerisches Konsumentenforum noch ber+hmt und ihre Produkte begehrt. Der Belpstrasse 11 Besuch des Textilmuseums geh*rt f+r uns 3007 Bern Couturièren zum Pflichtprogramm; und so Tel. 031 380 50 30 Fax 031 380 50 31 kamen wir in den Genuss der sehenswerten forum@konsum.ch Ausstellung „Fast Fashion“. Dieser Begriff ist www.konsum.ch Twitter: @kf_schweiz analog zu Fast Food zu verstehen. Mode / Kleider, heute auf dem Laufsteg, morgen in den L'den, trendig, qualitativ nicht gerade Beratung hochstehend, aber preisg+nstig bis billig. Die Ausstellung zeigt ohne Tel. 031 380 50 34 moralischen Drohfinger die Konsequenzen der Spirale: immer schneller, kfberatung@konsum.ch immer mehr, immer g+nstiger… und diese Konsequenzen sind, wie so oft, nicht hier in der westlichen Welt, sondern f+r die Textilarbeiterinnen Spendenkonto in den Produktionsl'ndern verheerend. Sicherheit und Schutz, geregelte PC 80-59025-0 Arbeitszeit, gen+gend Pausen: das sind Wunschtr'ume in den (Verein) Textilfabriken. Pr'sidentin Wer ein T-Shirt f+r f+nf Franken kauft, wundert sich nicht, dass es nach dem Waschen verzogen ist, die Farbe schnell verbleicht, die N'hte Babette Sigg Frank platzen, die S'ume ausfransen. Es war ja so billig – also weg damit und in Redaktion/ den Caritassack! Und genau dieses Leibchen, f+r dessen Produktion die Gestaltung N'herin aus Bangladesh gerade einmal einen Rappen erh'lt (bitte lesen Sie dies nochmals: einen Rappen), landet nach einer langen Reise wieder Dominique Roten in der Dritten Welt, wo Arbeiterinnen die angelieferte textile Ware sortieren, auseinandertrennen und der Weiterverarbeitung zu Druck Rub Media AG, Bern F+llmaterial, Isolationen und Weiterem zuf+hren. Nun steht es dem liberalen Konsumentenforum nicht an, den Konsum Auflage. einschr'nken zu wollen. Aber wir alle k*nnen uns durchaus ein paar 1’600 Stk. Gedanken zur Arbeitssituation derjenigen Menschen machen, die es uns erm*glichen, im Schnellzugtempo neue Textilien zu erstehen. „Neue“ Jeans, die beim Kauf bereits gebleicht, zerschlissen und zerknittert sind, verursachen bei der Herstellung Staublungen und Ver'tzungen - und dies, ohne das die Arbeiter durch eine Sozialversicherung gesch+tzt sind, Krank, versehrt? Weg damit, der n'chste, aber schnell! Hinter jedem Produkt stehen Menschen. Die Wertsch'tzung ihnen gegen+ber sollte uns veranlassen, mit allen G+tern sorgf'ltig umzugehen und somit ihre Lebensdauer zu verl'ngern.

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kf-Shop www.konsum.ch/shop

Sportbeutel "Helden" - CHF 15.00

Stoff-Tasche "kf" - CHF 15.00

Kleber "Zur+ck/Refusée" - CHF 3.00

Impfbrosch+re - CHF 10.00

Kleber "Keine Werbung" - CHF 2.00

Schl+sselanh'nger "kf" - CHF 10.00

! HT’S IMrkzMeugER C U A R B ER G Ä e. TR ER SS WA die Botschaft, wir haben die Talente und die We Sie haben

Druckerei l Verlag l Zeitschriften l Medienlogistik Rub Media AG

|

Seftigenstrasse 310

|

CH-3084 Wabern

|

Postfach, 3001 Bern

|

www.rubmedia.ch

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konsum.ch Das Magazin des Konsumentenforums kf Nr. 53 | Juli/August 2016

Das Magazin des Konsumentenforums kf Nr. 57 | Juni/Juli 2017

P.P.

3007 Bern Post CH AG


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