N2_SEPTEMBER| 2013
Herzlich Willkommen zum HORGANIC Rundbrief! Dies ist der Zweite unserer Rundbriefe, die alle vier Monate verschickt werden. Nachdem Sie die Perspektive und Ziele von HORGANC bereits aus dem ersten Brief kennen möchten wir Ihnen nun am Beispiel der Partnerländer Deutschland, Spanien, Slowenien und Bulgarien einen Einblick in die Lage mental beeinträchtigter Menschen auf dem Arbeitsmarkt geben. Außerdem finden Sie auch Informationen zum aktuellen Projektstand und der Entwicklung in sozialen Netzwerken. Viel Spaß beim Lesen!
Dieses Projekt wird finanziert mit Hilfe des Lebenslanges-Lernen-Programm Grundtvig, Sub-Programm der Europäischen Union.
FORTSCHRITTE DES HORGANIC PROJEKTS Das Mitarbeiterteam hinter HORGANIC ist im Moment dabei, die Inhalte für den HORGANIC Kurs zu entwickeln. Fachleute aus Deutschland arbeiten am Kurrikulum, was sozusagen der technische Teil ist, der sich auf Gartenarbeit und -kultur bezieht. Gleichzeitig arbeiten Fachkräfte aus Bulgarien an einer ergänzenden Methodik experimentellen Lernens, die den Teilnehmern ermöglicht, im Bereich sozialer Fähigkeiten zu wachsen. Beide Teile sind eng miteinander verbunden und verfolgen das gleiche Ziel: Menschen mit Beeinträchtigung soziale und fachliche Fähigkeiten zu vermitteln, die ihren Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen bzw. verbessern. Am 23. – 24. Oktober wird das zweite Planungstreffen in Maribor (Slowenien) stattfinden. Dort werden die Partner gemeinsam die Materialien sichten, die bisher erstellt wurden und über Verbesserungen reden. Außerdem wird die Arbeit des kommenden Jahres geplant werden, was auch den Pilotkurs mit Teilnehmern beinhaltet!
WER IST HINTER HORGANIC? Aufgrund der Wirtschaftskrise hat Spanien die zweithöchste Arbeitslosenquote (26,9% im Mai 2013) innerhalb der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die nur von Griechenland mit 27% übertroffen wird. am schwersten betroffen ist der Baubereich, gefolgt von (industrienahen) Dienstleistungen. Letztere Bereiche haben einen großen Anteil von Mitarbeitern mit Behinderung, die dementsprechend stark von der Krise betroffen sind (SPEE, 2008). Der Zugang zum Arbeitsmarkt hängt von der Art und Schwere der Behinderung ab. Mit 15,4% und 17,1% schreiben Menschen mit mentaler Beeinträchtigung oder Lernbehinderung diesbezüglich die niedrigsten Quoten, die im Dezember 2012 (INE) erfasst wurden. Dazu kommt, dass diese Mitarbeiter niedrigere Löhne bekommen und damit unter dem Schnitt der Menschen mit Behinderung liegen. Die Regierung bemüht sich, Menschen mit Behinderung zu fördern indem sie Firmen, die diese Zielgruppe beschäftigt steuerliche Vorteile verschafft, aber diese Maßnahme reicht natürlich noch lange nicht aus. Als Antwort auf diese Situation hat die Stiftung INTRAS sich auf die Fahne geschrieben Menschen mit besonderen Bedürfnissen zum Arbeiten zu ermutigen. INTRAS war sich der Tatsache immer bewusst, dass Beschäftigung ein Schlüsselfaktor ist, wenn es darum geht, für Menschen mit Behinderung einen Zustand sozialer Normalität herzustellen. Durch Gründung von und Zusammenarbeit mit sozialen Unternehmen unterstützt diese spanische Stiftung die Arbeitssuche. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen und Unternehmen zu stützen, die es sich zur Aufgabe machen, mental beeinträchtigte Menschen selbstverständlich in ihren Arbeitsalltag einzubinden. Das Beschäftigungssystem in Slowenien weist mehrere Möglichkeiten auf Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und sozial zu integrieren. Eine dieser Möglichkeiten ist das Programm der beruflichen Rehabilitation, das unterschiedliche Dienstleistungen mit dem Ziel des Erlangens und Erhaltens von Beschäftigung anbietet und Integration auf dem Arbeitsmarkt unterstützt. Dienstleistungen zur beruflichen Rehabilitation reichen von der Einschätzung der beruflichen Fähigkeiten über Ausbildung und Trainings am Arbeitsplatz bis hin zur Anpassung des Arbeitsplatzes, professioneller Unterstützung vor Ort, etc. Weiterhin können Menschen mit Behinderung (zu denen auch Menschen mit mentaler Beeinträchtigung zählen) einer Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, einem sozialen Unternehmen mit wirtschaftlichem Hintergrund oder sogar eine selbstständige Tätigkeit aufnehmen. Weil viele Arbeitgeber immer noch glauben, Menschen mit Beeinträchtigung könnten nicht so produktiv sein wie ihre „psychisch gesünderen“ Kollegen, bietet die Agentur für Arbeit in Slowenien mit Unterstützung der EU in unterschiedlichen Bereichen Unterstützung an. Auf diese Art machen immer mehr Arbeitgeber Erfahrungen damit, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Das kann dazu beitragen, dass Arbeitgeber ihre Vorurteile und Stereotype ablegen. Außerdem bekommen Menschen mit Behinderung eine Chance, sich als gleichwertige, kompetente Mitarbeiter zu erweisen. Das wiederum trägt dazu bei, dass Arbeitgeber untereinander positive Erfahrungen austauschen, was eine direkte Wirkung gegen die Stigmatisierung im Hinblick auf Integration und Beschäftigung von Menschen mit mentaler Beeinträchtigung hat. Experten suchen konstant nach neuen Wegen und Möglichkeiten, Menschen mit Beeinträchtigung in unterschiedliche Berufe zu integrieren. In den letzten Jahren wurden viele Initiativen durchgeführt, die darauf abzielen, alternative Lösungen zu finden, um für Menschen mit Beeinträchtigung unterschiedliche berufliche Möglichkeiten zu erschließen. HORGANIC ist eine der aktuellsten dieser Initiativen, die – gefördert durch die EU – in die oben beschriebenen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt passt. Der direkte Einfluss auf die Kursteilnehmer soll ihnen helfen, sich auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden und zu integrieren. Das wird durch
Stabilisation ihrer Gesundheit, Verbesserung ihrer Fähigkeiten, Sozialisation und Integration in die weitere Umgebung erreicht und führt zu einer Verbesserung der Lebensqualität eines jeden Teilnehmers mit mentaler Beeinträchtigung. In Deutschland ist die Geschichte von Menschen mit Behinderung und wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht von Höhen und Tiefen geprägt. 9,9% aller Menschen mit Behinderung leiden an einer psychischen Erkrankung – angefangen bei leichter kognitiver Beeinträchtigung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen, die die betroffene Person an der Teilnahme an Arbeitsleben und Gesellschaft hindert. Über Jahrhunderte hinweg wurden mental beeinträchtigte Menschen komplett aus der Gesellschaft ausgeschlossen und waren von ihren Familien abhängig. Seit dem 19. Jahrhundert ist es die offizielle Aufgabe des Staats sicherzustellen, dass niemand aufgrund seiner Behinderung diskriminiert wird (Artikel 3 Abs.3 Satz 2 Deutsches Gesetzbuch). Der Staat sichert Menschen mit Beeinträchtigung dieselben Optionen und Wahlmöglichkeiten zu, die auch Menschen ohne Behinderung haben. Um das zu gewährleisten haben Menschen mit Behinderung besondere Rechte und Pflichten. Von Frühförderung bis hin zu Pflege – es gibt immer klare Richtlinien. Auch im deutschen Gesundheitssystem gibt es Richtlinien wie Menschen mit Behinderung zu behandeln und zu fördern sind. Im Beschäftigungsbereich ist es streng verboten, Menschen aufgrund ihrer Behinderung zu benachteiligen. Andererseits ist es möglich, Menschen genau deshalb zu bevorzugen. Auch ist es gesetzlich festgelegt, dass Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten zu einen bestimmten Prozentsatz Menschen mit Behinderung beschäftigen sollen. (§71 SGB IX). Obwohl das deutsche Gesetz darauf ausgerichtet ist, Menschen mit Behinderung zu integrieren, sieht die Realität manchmal anders aus: Menschen werden aus fadenscheinigen Gründen abgewiesen und haben trotz hoher Qualifikation Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle zu finden. Viele versuchen es gar nicht erst und leben auf Kosten des Staats, was sie aber nicht erfüllen kann. Eine Institution, die sich die Unterstützung von sozial benachteiligten Menschen auf die Fahne geschrieben hat ist das CJD. Indem wir barrierefreien Zugang zu Bildung und Ausbildung gewährleisten unterstützen wir Menschen mit Behinderung und ermöglichen unseren Kunden einen Schritt in die richtige Richtung, hin zu Integration und Inklusion.
In Bulgarien sind die Schwierigkeiten im Bereich Beschäftigung im System verankert. Die nationale Agentur für Arbeit ist in regionale und lokale Unterabteilungen aufgesplittert, die „Arbeitsbüros“. Hier wird die Unterstützung bei der Suche nach Arbeit mit Hilfe von Flyern, Broschüren und Aushängen organisiert. Auch haben sich in den letzten Jahren private Beschäftigungsunternehmen gebildet, die gegen Gebühr informieren, konsultieren und Arbeit für ihre Kunden finden. Unglücklicherweise sind in der Gesetzgebung des Landes für Menschen mit Beeinträchtigung keinerlei besondere Rechte zur Arbeitsfindung festgelegt. Es gibt eine einzige Verordnung, die Beschäftigte mit mentaler Beeinträchtigung im Fall einer Entlassung schützt. Der Prozess der Arbeitsfindung für Arbeitssuchende spielt sich in Bulgarien in etwa so ab: •
Der Betroffene meldet sich bei der Arbeitsagentur und bekommt für sechs Monate Arbeitslosengeld.
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In dieser Zeit besucht der Arbeitssuchende täglich die Arbeitsagentur, um nach Stellenanzeigen zu suchen.
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Jeder Kunde kann an Seminaren zur Weiterqualifikation teilnehmen, die von der Arbeitsagentur angeboten werden. Der erfolgreiche Abschluss ist aber keine Garantie dafür, eine Stelle zu finden.
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Ein Seminar darüber, wie man eine Stelle findet wird nicht angeboten.
All diese Regelungen gelten genauso für mental beeinträchtigte Menschen. Informationen und Trainingsangebote dazu, wie man als mental beeinträchtigter Mensch eine Stelle finden kann werden in der Regel ohne gesetzliche Grundlage von psychiatrischen Kliniken und sozialen Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Beeinträchtigung angeboten. Dort wird auf den Einzelnen eingegangen und individuell entschieden, welche Informationen dienlich sind. Der Prozess verläuft in etwa wie folgt: Klärung, wie nach einer Arbeitsstelle gesucht werden kann, erstellen des Lebenslaufs, Erstellen des Anschreibens, Diskussion über realistische Beschäftigungsmöglichkeiten des Klienten und dazugehörige Fähigkeitsanalyse. Im Verlauf seiner Behandlung in der Einrichtung werden für den Klienten Aufgaben zur Arbeitsfindung festgelegt, ein Teil davon ist der tägliche Besuch der Arbeitsagentur, um Stellenangebote zu suchen. Es wird sichergestellt, dass der Einzelne seine Aufgaben erfüllen kann und dies auch tut, so werden seine Fähigkeiten eingeschätzt. Bei einer Rückentwicklung werden die Aufgaben entsprechend verändert und oft nach einer Unterstützung in der direkten Umgebung des Klienten gesucht. Innerhalb der Einrichtung arbeiten unterschiedlichste Teams zusammen, um die Entwicklung des Klienten möglichst genau im Blick zu haben und seine Chancen auf Arbeit zu erhöhen. Aktuell gibt es leider keine gesetzlichen Grundlagen für multidisziplinäre Zusammenarbeit und effektive Unterstützung wenn es darum geht, Menschen mit Beeinträchtigung in ein Beschäftigungsverhältnis einzubeziehen.
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Dieses Projekt wird finanziert mit Hilfe des Lebenslanges-Lernen-Programm Grundtvig, Sub-Programm der Europ채ischen Union. Diese Website spiegelt nur die Ansichten des Autors wieder. Die Kommission kann f체r etwaige Nutzbarmachung und Missbrauch der enthaltenen Informationen nicht verantwortlich gemacht werden.
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