FUNDSCENE MAI 2015

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Die internationale Crowdfundingszene in starken Bildern, ausdrucksvollen Berichten und brisanten Interviews

Magazin für innovative Finanzstrategien

Crowdinvesting und Kleinanlegerschutz CrowdDay 2015 Ein Tag für die Crowd

Bettervest

Startet Eigenfunding

Boris Janek

Ausgabe 3 | Jahrgang 1 | Mai-Juni 2015

Hinter den Kulissen, einer Crowdfunding Kampagne

Im Gespräch mit Robert Michels Crowdinvesting oder Venture Capital

Deutschland €7.20 Österreich €8.20

Manager Digital Business und Innovation VR-NetWorld GmbH

Crowdfunding boomt in Europa



EDITORIAL

Herzlich Willkommen Liebe Leserinnen und Leser, Ulrich Träm Leitender Redakteur

Crowdfunding boomt in Europa, aber nicht nur in Europa auch in der restlichen Welt entwickelt sich Crowdfunding, zu einer immer interessanter werdenten altenativen Finanzirungsform für Künstler, Startup`s und KMU`s. Ein voller Erfolg war der dritte CrowdDay in Köln, wo wir als Medien Partner mit von der Partie waren.Den Teilnehmern rauchten förmlich die Köpfe von den viele Informationen, die Sie in den Vorträgen und Workshops erhalten haben .„Was wie Dennis Schenkel Innitiator des CrowdDays sagt gewollt war“. Immer wieder ein Thema in den letzten Monaten, das Kleinanlegerschutzgesetz. Wir haben zu diesem Thema zwei Meinungen von Rechtsanwälten eingeholt, die sich mit dem Thema Crowdfunding/Crowdinvesting und Kleinanlegerschutz beschäftigen. Viele die sich mit dem Thema Crowdfunding intensiv auseinandersetzen wissen es schon„CROWDFUNDING BOOMT IN EUROPA“ nach einer Studie von Ernst & Young wird in diesem Jahr ,voraussichtlich die Marke von sieben Milliarden Euro überschritten

Cover Foto: © Tharakorn - Fotolia.com

Auf www.fundscene.com berichten wir tagesaktuell ständig am Puls der Zeit. Gerade in unserer hektischen Welt werden aktuelle Berichte mit Bezug zum Tagesgeschehen und in den Sozialen Medien diskutierte Themen immer gerne gelesen, was unsere Zugriffszahlen belegen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen des FUNDSCENE Magazins Live your Dream

Ulrich Träm FUNDSCENE

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Ausgabe 3 | Jahrgang 1 | Mai - Juni 2015

58 CrowdDay 2015 Ein Tag für die Crowd

56 Bettervest startet Eigenfunding

STANDART 3 Editorial 4 Inhalt 78 Abo 78 Impressum 78 Vorschau

NEWS

36 Hinter den Kulissen, einer Crowdfunding Kampagne

6 OHLALA Erstes Food-Franchise-System im Crowdfunding bei DEUTSCHE MIKROINVEST 7 Companisto startet erstmals Finanzierungsrunde für Kinofilm 8 WEISSENHAUS Europa-Rekord: 7,5 Mio. Euro von knapp 1.700 Schwarminvestoren in das 5-Sterne-Ostsee-Resort WEISSENHAUS Grand Village & Spa investiert 9 CONDA und FinTech Startup Holvi starten gemeinsam durch 10 CONDA CEO begrüßt neues Crowdfunding Gesetz 11 Bundestag stärkt Startup Investitions-

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landschaft Der Deutsche Bundestag hat das Kleinanlegerschutzgesetz verabschiedet

INSIDE REPORT

12 Crowdfunding boomt in Europa

32 Das Kleinanlegerschutzgesetz, grundsätzlich will das Gesetz eine Regulierungslücke schließen

SPOTLIGHT

NTERVIEW

18 Bürgerzins Plattform für innovative Projekte mit ökologischem Hintergrund

42 Entrepreneur Business Angel und Autor Günter Faltin unsterstützt als Business Angel Startup Unternehmen und Entrepreneure von Morgen

22 Immobilieninvestments für jedes Portemonnaie

44 Aescuvest hilft Erfindern und kreati-


Inhalt 24 Crowdinvesting oder Venture Capital

26 Crowdinvesting und Kleinanlegerschutz

ven Unternehmern bei der Realisierung von Projekten in der Medizientechnik 48 Ohne Risikokapital von Privaten wird es nicht gehen 50 Gigflip Du entscheidest, wo die Musik spielt 52 Kladde Buchverlag Mit der Crowd zum Buch 56 Nordstarter Im Gespräch mit Isabel Jansen von Nordstarter der Crowdfunding Plattform der Hamburg Kreativ GmbH

40 Boris Janek Manager Digital Business und Innovation VR-NetWorld GmbH

BOOK CORNER

KARRIERE

64 Schizo Wirtschaft 64 Das Handbuch für Startups 65 The Fire of Change 65 Like So netzwerken Sie sich an die Spitze 66 Von Einem, der auszog das Leben zu lernen 66 Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt 67 Die Gesetze der Gewinner 67 Silicon Valley 67 Die 4-Stunden Woche

68 Mit Begeisterung die Crowd aktivieren Für eine Erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne braucht man eine begeisterte Crowd 72 Nur wer abschließt, hat verkauft! Die innere Angst des Verkaufers vor dem Abschluss

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NEWS

OHLALA

Erstes Food-Franchise-System im Crowdfunding bei DEUTSCHE MIKROINVEST Das neue Franchise-System OHLALA ist Bistro, Café, Crêperie, Pâtisserie und Boulangerie zugleich. Mit der Verbindung von schneller und feiner französischer Küche bringt das Münchner Unternehmen das Pariser Lebensgefühl in die Systemgastronomie. Das Crowdinvesting bei DEUTSCHE MIKROINVEST bietet Anlegern jetzt die Gelegenheit, den wirtschaftlichen Erfolg des Franchise-Konzepts mitzuverfolgen und daran zu partizipieren. In der von Burger, Pizza, Pasta und Asian-Food geprägten Welt der Systemgastronomie kommt die französische Küche nur am Rande vor. Dabei steht Frankreich nicht nur für die „haute cuisine“, sondern mit seinen Quiches, Flammkuchen, Crêpes, Galettes und Pasteten gerade auch für die schnelle und dennoch feine Küche.Das Franchise-System OHLALA hat es sich zur Aufgabe gemacht diese Lücke zu schließen und bietet potenziellen Franchisenehmern ein erprobtes Konzept mit großem Sortiment und einer modernen Servicekultur. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die Franchisenehmer gering. Alle Produkte werden weitestgehend fertig angeliefert und erhalten vor Ort nur noch den letzten – für die Kunden einsehbaren – Schliff. Dass aufgrund der optimierten Gastronomieprozesse nur eine Teilküchenprozession benötigt wird, macht das Konzept nochmal reizvoller. „Potenzielle Franchisenehmer in der Gastronomie konnten sich bisher nur für weitestgehend ausgereizte Konzepte

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entscheiden. Vom Burger, über die Salatbar, hin zum Italiener, Asiaten und Türken und dem unvermeidlichen Coffeeshop gibt es zwar zahlreiche Anbieter, aber sie sind austauschbar und unterliegen einem hohen Konkurrenzdruck. Wir bieten unseren Franchisenehmern ein innovatives Gastrokonzept mit hohem Aufmerksamkeits- und Wiedererkennungseffekt“ erklärt Jürgen Zender, Geschäftsführer der Ohlala Franchise und Beteiligungen GmbH. Das Konzept wurde bereits in einem Münchener Betrieb erprobt und die Prozesse durch ein kreatives und erfahrenes Managementteam für das Franchising optimiert. Die Speisekarte, Infrastruktur, Kundenansprüche und Raumgestaltung sind heute das Ergebnis eines kontinuierlichen Anpassungs- und Verbesserungsprozesses, der seit Gründung des ersten OHLALA – Betriebs im Jahr 2011 das Gastronomie-System auszeichnet. In nur drei Jahren entwickelte sich das OHLALA an diesem Standort vom kleinen Feinkosthändler mit einigen wenigen Stehtischen zum Gastronomiebetrieb mit bis zu 700 Kunden am Tag und annähernd 750.000 € Jahresumsatz. Die so gemachten Erfahrungen wurden in das Franchise-Konzept integriert und finden sich in der Skalierbarkeit des OHLALA – Systems wieder. Das Konzept passt sich der Fläche an, vom einfachen Crêpes- und Flammkuchenstand am Bahnhof oder Flughafen bis zur 350 qm großen Tages- und Abendgastronomie im Mischgebiet. Das schafft Expansionsspielräume für Franchisenehmer. Mit ausgewählten Partnern ist das Unternehmen heute in der Lage innerhalb von drei Monaten einen neuen Betrieb schlüsselfertig zu übergeben und dank der hochmodernen Infrastruktur bis zu 12 Franchisenehmer pro Jahr zu gewinnen, ihre Betriebe aufzubauen und in den ersten Wochen intensiv zu betreuen. Der aktuelle Finanzierungsbedarf liegt bei

650.000 € und soll unter anderem über das Crowdinvesting akquiriert werden. Mit dem Kapital plant das Unternehmen Personalkosten für das anstehende Akquise- und Betreuungspotenzial zu decken, Anlagen und Betriebsmittelinvestitionen für einen neuen Pilotbetrieb zu tätigen und den Aufbau und späteren Verkauf eines weiteren hochrentablen Standorts zu finanzieren. Auf der Beteiligungsplattform DEUTSCHE MIKROINVEST haben interessierte Anleger die Möglichkeit den wirtschaftlichen Erfolg des Franchise-Konzepts mitzuverfolgen und daran zu partizipieren. Bei einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren erhalten Investoren einen attraktiven Staffelzins je nach Beteiligungshöhe von 7 % bis 9 % Die Zinsauszahlung erfolgt alle drei Monate. Die Zeichnung ist ab 250 € möglich und erfolgt für den Anleger kostenlos. Ausführliche Informationen zum Angebot erhalten Sie auf den Projektseiten der Ohlala Franchise und Beteiligungen GmbH.


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Companisto startet erstmals Finanzierungsrunde für Kinofilm Foto: WMÜFR

Der Kinofilm WIE MÄNNER ÜBER FRAUEN REDEN zeigt den ewigen Anziehungskonflikt zwischen Frau und Mann mit all seinen Missverständnissen aber auch großen Emotionen Deutsche Filmemacher realisieren ihre Produktionen häufig durch staatliche Förderung. Nicht so das Berliner Produzententeam Henrik Regel und Björn Birg. Gemeinsam mit den Schauspielern finanzierten die beiden den Dreh von WIE MÄNNER ÜBER FRAUEN REDEN selbst vor. „Wir haben das Drehbuch gelesen und waren sofort begeistert, weil es aus echten Charakteren aus dem Leben besteht“, so Björn Birg. „Staatliche Filmfinanzierung in Deutschland dauert in der Regel lange und hat viele Vorgaben. Wir wollten sofort loslegen und dabei unsere künstlerische Freiheit erhalten“, ergänzt Henrik Regel. Die beiden Produzenten haben sich deshalb entschieden, den Film komplett über ihr Netzwerk vorzufinanzieren. „Schauspieler wie Oliver Korittke, Barnaby Metschurat, Ellenie Salvo Gonzalez, Frederick Lau und Kida Ramadan aber auch Investoren aus dem Musik-/ Film- und Marketing-Bereich konnten wir sehr schnell überzeugen, sich mit uns zu einer Crowd zusammenzuschließen“, sagt Björn Birg.

Der Film ist eine authentische Berliner Großstadtkomödie Den beiden gebürtigen Berlinern Birg und Regel war es dabei wichtig, mit WIE MÄNNER ÜBER FRAUEN REDEN einen Kinofilm zu drehen, der in Berlin spielt, aber auch anderswo in Deutschland das Publikum zu begeistern vermag. Der Kinofilm ist bereits abgedreht und fertig geschnitten. „Unser Film zeigt den ewigen Anziehungskonflikt zwischen Frau und Mann mit all seinen Missverständnissen aber auch großen Emotionen“, erläutert Björn Birg. Im Zentrum steht eine Clique aus fünf Freunden, die im Szenekiez Kreuzberg auf unterschiedliche Art und Weise mit der Herausforderung des Erwachsenwerdens kämpft. Ziel sei es gewesen, einen Film mit echten Dialogen zu drehen und eine alltägliche und direkte Sprache zu benutzen, die in Kreuzberg auch tatsächlich unter Männern gesprochen werde. „Vor allem weibliche Zuschauer bekommen dadurch eine seltene Gelegenheit, einmal heimlich Mäuschen spielen zu können, wenn Männer über Frauen reden – so ist eine authentische Großstadtkomödie für das breite Publikum entstanden“, schwärmt Henrik Regel. Finanzierungsrunde soll Film bundesweit in die Kinos bringen Um den Film zu finanzieren, haben sich die Produzenten entschieden, sich auf der Internetplattform Companisto interessier-

ten Anlegern vorzustellen. „Der Film wurde durch eine Crowd aus unserem Netzwerk vorfinanziert – dass er jetzt über ein Crowdinvesting abgeschlossen werden soll, ist für uns absolut folgerichtig“, verdeutlicht Björn Birg. Die Finanzierungsrunde soll die Postproduktion, die Filmmusik und das Marketing ermöglichen, um den Film bundesweit in die Kinos zu bringen. Bereits Ende 2011 sammelte das Filmprojekt STROMBERG – DER FILM erfolgreich über das Internet Geld ein, um sich zu finanzieren; die Rendite für Investoren betrug damals 17%. Die Produzenten von WIE MÄNNER ÜBER FRAUEN REDEN bieten den Investoren eine Beteiligung an den verkauften Eintrittskarten sowie an den weiteren Verwertungsrechten an: Bei einem Gesamtinvestment von einer Millionen Euro erhält die Gemeinschaft der Companisten für die erste Million verkaufter Kinotickets 1 € pro verkaufter Kinokarte, danach 0,50 € pro verkaufter Kinokarte. Nach dem Kinostart folgt die Auswertung auf Blu-Ray/DVD, Video on Demand, Pay-TV und Free-TV. An diesen Verwertungserlösen beteiligen die Produzenten die Gemeinschaft der Companisten mit 10%. FUNDSCENE

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WEISSENHAUS

Europa-Rekord: 7,5 Mio. Euro von knapp 1.700 Schwarminvestoren in das 5-Sterne-Ostsee-Resort WEISSENHAUS Grand Village & Spa investiert

Europas größtes Crowdinvesting WEISSENHAUS Grand Village Resort & Spa hat mit einer Rekord-Investitionssumme von 7,5 Mio. Euro abgeschlossen.

Europas größtes Crowdinvesting WEISSENHAUS Grand Village Resort & Spa hat mit einer Rekord-Investitionssumme von 7,5 Mio. Euro abgeschlossen. WEISSENHAUS ist ein 5-Sterne-Resort 100 km nördlich von Hamburg in Ostholstein. Im Verlauf der vergangenen 10 Jahre investierte der Hamburger Unternehmer Jan Henric Buettner insgesamt 65 Mio. Euro in das 400 Jahre alte Dorf, um es samt Schloss in eine exklusive Hotelanlage umzuwandeln. Anschließend entschied sich Buettner für eine ergänzende Finanzierung auf der Berliner Crowdinvesting-Plattform Companisto, die im Juli 2014 startete. Im Januar 2015 wurde die Finanzierungsrunde aufgrund der hohen Nachfrage noch einmal geöffnet. „Als wir vor etwa einem Jahr die Idee entwickelten, für WEISSENHAUS ein Crowdfunding durchzuführen, war das völlig experimentell und der Ausgang ungewiss. Aber es reizt mich schon immer, neue Wege zu gehen

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und die Bestätigung die wir für dieses Projekt erhalten haben, war grandios“, so Buettner rückblickend. „Für mich persönlich als VC-Unternehmer ging es dabei weniger darum, Geld einzusammeln, sondern ein Leuchtturm-Projekt zu realisieren, das zeigt, was mit neuen Wegen in der Finanzierung auch in Europa machbar ist. Vermutlich nicht mein letztes Projekt dieser Art.“ Bei der Schwarmfinanzierung für WEISSENHAUS handelt es sich um die erste Immobilienfinanzierung auf Companisto überhaupt. „Mit der Finanzierung des Resorts wollten wir eine neue Anlageklasse eröffnen und interessierten Investoren die Möglichkeit geben, ihr Portfolio zu diversifizieren“, sagte Tamo Zwinge, Geschäftsführer von Companisto. „Die Verbindung von 4 % Mindestverzinsung, einer variablen Bonusverzinsung, die vom Resort-Umsatz abhängig ist, hat 1.679 Schwarminvestoren überzeugt, 7,5 Mio. Euro zu investieren. Das zeigt das Potential von Crowdinvesting in Europa.“


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CONDA und FinTech Startup Holvi starten gemeinsam durch Holvi CEO Johan Lorenzen

isches Know-how nach Österreich, gehen aber gleichzeitig einen Schritt weiter in Richtung Europa“, erklärt CONDA Co-Geschäftsführer Paul Pöltner. Natürlich weist der CONDA-Geschäftsführer auch darauf hin, dass Unternehmensbeteiligungen in Form von „equity based Crowdfunding“ immer mit einem gewissen Risiko verbunden sind.

Holvi mit eigener Zahlungsdienstleisterlizenz

Gemeinsam erreichen sie mehr: Österreichs größte Crowdinvesting-Plattform CONDA und das finnische FinTech-Start-up Holvi beschließen eine Kooperation, um die Möglichkeiten für Start-ups und junge KMU in Österreich und Europa zu erweitern. Ziel der Kooperation ist, das Finanzangebot von CONDA mit den neuesten technologischen Entwicklungen von Holvi auf dem Gebiet der Zahlungsmethoden und Transaktionsdaten zu verknüpfen. Nach dem erfolgreichen Start in den

deutschsprachigen Raum Ende 2014, zieht CONDA Crowdinvesting weiter konsequent in Richtung Europa. Nächster Milestone ist dabei die Kooperation mit dem finnischen Finanztechnologie(„FinTech“)-Start-up Holvi. Ziel der Kooperation ist, Crowdinvesting auf CONDA mit den neuesten technologischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Zahlungsmethoden und Transaktionsdaten zu verknüpfen. „Mit der Technologie von Holvi optimieren wir bestmöglich das Angebot für unsere Projekte und Start-ups. Mit dieser Kooperation bringen wir europä-

Seit Sommer 2014 hat Holvi eine eigenständige Zahlungsdienstleisterlizenz, die auch in den Europäischen Währungsraum übertragen wurde. Holvi bietet dadurch eine offene – aber gezielt angepasste – Infrastruktur mit Anti-Geldwäsche, Anti-Terrorprüfung und KYC unter einem Dach. Ist nun beispielsweise ein Registrierungsprozess bei CONDA abgeschlossen, kann der Crowd-Investor sicher und unkompliziert durch Holvis Gateway sofort Geld überweisen und investieren. Ist ein Projekt finanziert, wird dieses auch eingeladen die zusätzlichen Features der Finnen zu nutzen, die in das Projektkonto zusätzliche KMU-Tools verbaut haben. „Gemeinsam mit CONDA bauen wir ein Epizentrum der modernen Wirtschaft, das Crowdinvesting mit allen Zahlungsmethoden und Transaktionsdaten vereint. Holvi liefert die Technologie und bringt mit seiner unabhängigen Zahlungsdienstleisterlizenz gleichzeitig die nötigen rechtlichen Grundvoraussetzungen”, sagt Johan Lorenzen, CEO von Holvi. FUNDSCENE

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CONDA CEO begrüßt neues Crowdfunding Gesetz des neuen Crowdfunding-Gesetzes. Die beiden Gründer und Geschäftsführer der größten österreichischen Crowdinvesting-Plattform CONDA Crowdinvesting begrüßen den Entwurf der Regierung. Wir freuen uns, dass Crowdfunding von nun an in Österreich gesetzlich verankert sein wird. Wir stimmen der Einschätzung des Staatssekretärs zu, dass Start-ups und KMU von dem Gesetz profitieren werden und unterstützen die Ambition der Regierung, Österreich zum Gründerland Nummer 1 machen zu wollen“, erklären Horak und Pöltner unisono. Prospektpflicht steigt auf fünf Millionen

Im Zuge der Regierungsklausur in Krems wurden letzte Woche die Details zum neuen Crowdfunding-Gesetz präsentiert.

Im Zuge der Regierungsklausur in Krems wurden letzte Woche die Details zum neuen Crowdfunding-Gesetz präsentiert. Damit wird Crowdfunding in Österreich gesetzlich verankert, die Grenze für den Kapitalmarktprospekt von bisher 250.000 Euro wird auf fünf Millionen Euro steigen. Die Geschäftsführer der größten österreichischen Crowdinvesting-Plattform CONDA Daniel Horak und Paul Pöltner begrüßen den neuen Entwurf der Regierung. Wien, am 31. März 2015. “Wir wollen Österreich wieder an die Spitze bringen. Darum haben wir uns bei der Regierungsklausur auf kurz- und langfristige Maßnahmen zur Konjunkturbelebung, Modernisierung und Attraktivierung des Standorts Österreich geeinigt”, so Staatssekretär Harald Mahrer am zweiten Tag der Regierungsklausur in Krems im Zuge der Präsentation

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Die oftmals diskutierte Prospektpflicht von bisher 250.000 Euro soll nun auf fünf Millionen Euro steigen. Erst ab 100.000 Euro braucht es ein Informationsblatt, ab eineinhalb Millionen besteht eine Prospektpflicht light, ab fünf Millionen dann eine volle Prospektpflicht. Dazu gibt es ab jetzt eine formelle Einzelanlagebeschränkung von 5.000 Euro pro Projekt und Jahr. Dies gilt pro Projekt und Jahr, nicht aber pro Unternehmen und Jahr. Ein Unternehmen kann mehrere Projekte einreichen. Weiters darf man in Österreich auch in Zukunft Crowdfunding über spezialisierte Crowdfunding-Plattformen betreiben. „Auch bei näherer Betrachtung erachten wir das Gesetz als großen Erfolg und als Bestätigung für unser Crowdinvesting-Modell, da wir die rechtlichen Anforderungen bereits erfüllen. Mit den neuen Rahmenbedingungen sehen wir den Markt weiter im Aufwind und können zuversichtlich in die Zukunft blicken“, so Horak und Pöltner abschließend.


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Bundestag stärkt Startup Investitionslandschaft Der Deutsche Bundestag hat das Kleinanlegerschutzgesetz verabschiedet Tamo Zwinge, Geschäftsführer von Companisto, der größten Crowdinvesting-Plattform in Deutschland, begrüßte die heutige Abstimmung: „Der ursprüngliche Gesetzesentwurf hätte die Umsetzung der digitalen Agenda erheblich behindert, weil er den Zugang von Startups zu Wagniskapital erschwert hätte“, sagte Zwinge, der im März 2015 als Sachverständiger in der öffentlichen Anhörung vor dem federführenden Finanzausschuss des Bundestag die Position von Crowdinvesting-Plattformen in Deutschland vertreten hatte.

Problematisch aus Sicht der Branche seien ursprüngliche Pläne gewesen, ab einer Investitionssummer von 1 Million Euro eine Vermögensanlagenprospektpflicht einzuführen sowie Investoren dazu zu verpflichten, ein eigenhändig unterschriebenes Papier auszudrucken und an die Crowdinvesting-Plattform postalisch zu senden. „Crowdinvesting findet ausschließlich online statt. Dies hätte einen massiven Medienbruch dargestellt“, so Zwinge. Künftig soll dies weiter ausschließlich online möglich sein.

„Das heute verabschiedete Gesetz stärkt die Startup-Investitionslandschaft sowie Deutschlands digitale Wettbewerbsfähigkeit“, so Zwinge weiter. Wichtig seien auch Regelungen zum Verbraucherschutz, wie beispielsweise das zur Kenntnisnehmen von Hinweisen, dass es sich bei Crowdinvesting um Wagniskapital handelt – was es bei Companisto bereits heute gibt. „Anlegerschutz ist von zentraler Bedeutung, weil nur so nachhaltiges Vertrauen in Crowdinvesting entstehen kann“ so Zwinge abschließend.

„Der ursprüngliche Gesetzesentwurf hätte die Umsetzung der digitalen Agenda erheblich behindert, weil er den Zugang von Startups zu Wagniskapital erschwert hätte“ FUNDSCENE

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Crowdfunding boomt in Europa Volumen der alternativen Finanzierungen hat sich innerhalb von zwei Jahren versechsfacht

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ie alternative Finanzierung von Unternehmen über Online-Plattformen boomt. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), Start-ups und auch Privatpersonen sichern sich immer häufiger frisches Geld über Crowdfunding oder Direktdarlehen („peer to peer lending“) von Konsumenten oder anderen Firmen. So kletterte der gesamte Markt für alternative Finanzierungen in Europa von 487 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 2,96 Milliarden Euro im Jahr 2014. Damit hat sich das Volumen innerhalb von zwei Jahren versechsfacht. Allerdings entfällt auf Großbritannien der Löwenanteil in Höhe von 2,34 Milliarden Euro. Es folgen Frankreich mit einem Volumen in Höhe von 154 Millionen Euro und Deutschland mit einem Volumen in Höhe von 140 Millionen Euro.

Foto: © tashatuvango - Fotolia.com

Auch im langjährigen Vergleich bleibt die Reihenfolge die gleiche: In Großbritannien beträgt das Gesamtvolumen der Jahre 2012 bis 2014 3,56 Milliarden Euro, Frankreich kommt auf einen Wert von 253 Millionen Euro und Deutschland auf 236 Millionen Euro. Insgesamt entfallen damit allein auf Großbritannien drei Viertel des gesamten europäischen Marktes für alternative Finanzierungen.

Text: Ernst & Young und des Cambridge Centre for Alternative Finance. Basis sind Daten sowohl von 14 großen Branchenverbänden als auch von 255 führenden Onlineplattformen für alternative Finanzierungen europaweit. „Die Finanzierungsmöglichkeiten erweitern sich“ „Das eindrucksvolle Wachstum bei alternativen Finanzierungen wird sich auch im laufenden Jahr fortsetzen und voraussichtlich die Marke von sieben Milliarden Euro deutlich überschreiten“, erwartet Christopher Schmitz, Partner bei EY. „Das ist ein gutes Signal für junge Firmen. Die Finanzierungsmöglichkeiten für gute Ideen und Produkte erweitern sich, sie sind nicht mehr allein auf den Bankkredit oder Risikokapitalgeber angewiesen. Durch das rasante Wachstum werden alternative Finanzierungen zunehmend auch für traditionelle Investoren attraktiv. Crowdfunding und andere Instrumente rücken dadurch immer weiter aus der alternativen Ecke und werden zum Mainstream.“

Bei den derzeitigen Wachstumsraten wird Großbritannien seinen Vorsprung auch noch eine Weile behalten. Während das Finanzierungsvolumen dort seit 2012 jährlich um durchschnittlich 159 Prozent wuchs, betrug das Plus auf dem europäischen Festland 115 Prozent.

In Deutschland ist für den Markt der alternativen Finanzierungen noch Luft nach oben. Das durchschnittliche jährliche Wachstum kommt mit 113 Prozent gerade an den europäischen Durchschnitt von 115 Prozent heran. Beim Gesamtvolumen liegt Deutschland zwar auf Platz drei im europaweiten Vergleich. Beim Pro-Kopf-Volumen reicht es jedoch nur für den achten Platz. Auf jeden Deutschen entfallen rechnerisch 1,70 Euro alternatives Finanzierungskapital. Auf jeden Briten entfallen 36,00 Euro. Estland (16,70 Euro) und Schweden (10,90 Euro) folgen auf den Plätzen zwei und drei.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY)

Bei der Zahl der Online-Plattformen für alternative Finanzierungen führen ebenfalls die Briten mit insgesamt

In diesem Jahr wird voraussichtlich Marke von sieben Milliarden Euro überschritten FUNDSCENE

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Deutschland bei Pro-Kopf-Investitionsvolumen nur auf dem achten Platz in Europa

65 Plattformen. Spanien (34) und Frankreich (33) folgen mit einigem Abstand. Deutschland und die Niederlande kommen auf 31 Plattformen, danach folgt, ebenfalls mit einigem Abstand, Polen (elf Plattformen). „Dem britischen Markt für alternative Finanzierungen kommt nach wie vor eine besondere Rolle zu“, hebt Schmitz hervor. „Nach der Finanzkrise musste sich die Wirtschaft dort schnell nach alternativen Geldquellen umsehen, weil der traditionell starke Bankenstandort besonders hart getroffen wurde. Die britische Regierung unterstützte die Entwicklung mit einem freundlichen regulatorischen Umfeld. Der Rest Europas zog erst spät nach – die hohen Wachstumsraten zeigen aber, dass hier noch viel Fantasie drin ist.“ 5.800 kleine und mittelständische Unternehmen sichern sich alternative Finanzierungen Insbesondere für KMU sind die alternativen Finanzierungsmöglichkeiten sehr attraktiv. 2014 erhielten rund 5.800 KMU zusammen 200 Millionen Euro (ohne Großbritannien). Seit 2012 hat sich damit das Finanzierungsvolumen von 66 Millionen Euro pro Jahr durchschnittlich um 75 Prozent erhöht. Die Zahl der so (teil) finanzierten Unternehmen hat sich seit 2012 (1.084 KMU) mehr als verfünffacht. Insgesamt konnten somit auf dem europäischen Festland im Jahr 2014 fast 350.000 Projekte voll durch Crowdfunding, Direktdarlehen und andere Instrumente finanziert werden. Das bedeutet eine Zunahme von 366 Prozent im Vergleich zu 2012 (über 74.000). Auch die Zahl der aktiven Spender und Investoren hat deutlich zugenommen. Sie stieg von 422.000 im Jahr 2012 um 258 Prozent auf 1,51 Millionen im Jahr 2014. „Alternative Finanzierungsformen setzen sich zunehmend in ganz Europa durch. Es wird spannend sein zu sehen, wie Banken und andere traditionelle Finanzdienstleister auf den Trend reagieren. Sollten auch sie entsprechende Angebote schaffen, kann das dem Wachstum einen ordentlichen Schub geben. Für weiteres Wachstum sind aber auch entsprechende Re-

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gulierungen nötig, die sowohl Geldgebern als auch den Firmen die nötige Sicherheit bieten“, sagt Schmitz. Regulierungen vielerorts zu strikt – oder gar nicht vorhanden Ein Blick auf die unterschiedlichen Regulierungen in Europa zeigt, dass die entsprechenden Online-Plattformen oft noch nicht die nötigen regulatorischen Bedingungen vorfinden. Jede fünfte Plattform beklagt zu strenge regulatorische Vorschriften im eigenen Land. Dort, wo es noch keine entsprechenden Vorschriften gibt, beklagt fast jedes vierte Unternehmen, dass die geplanten Regularien zu streng seien. Auf der anderen Seite rufen viele Unternehmen aber auch nach klareren Vorschriften. 15 Prozent sagen, dass es keine spezifischen Regeln für alternative Finanzierungen gebe, diese aber dringend gebraucht würden. Die mengenmäßig beliebteste Finanzierungsform in Europa (ohne Großbritannien) ist das Direktdarlehen von Privatpersonen („peer-to-peer consumer lending“), bei dem sich Individuen über Online-Plattformen Geld leihen. Zumeist handelt es sich um unbesicherte Kredite anderer Privatpersonen. Diese Form ist bei Start-ups sehr beliebt. Das Volumen betrug 2014 knapp 275 Millionen Euro. Auf Platz zwei der beliebtesten Finanzierungsformen steht das „reward-based crowdfunding“, das für viele Crowdfunding im klassischen Sinne ist. Dabei werden über eine Online-Plattform Geldmittel eingesammelt. Die Geldgeber erhalten dafür später eine (nichtfinanzielle) Belohnung, beispielsweise bekommen sie das fertige Produkt früher als andere oder in einer luxuriöseren Ausstattung. Hierdurch sammelten Firmen 2014 insgesamt über 120 Millionen Euro ein. Deutlich stärker noch wächst das Direktdarlehen von Firmen bzw. Institutionen („peer-to-peer business lending“), das sich vor allem für KMU eignet, um schnell Mittel zu erhalten. Geldgeber können andere Firmen oder Institutionen, aber auch Privatpersonen sein. Insgesamt kamen dadurch 93,1 Millionen Euro zusammen. In den vergangenen beiden Jahren wuchs dieses Segment durchschnittlich um 272 Prozent und damit signifikant stärker als die beiden anderen Finanzierungsmethoden. „Erfolgreiche Finanzierungsrunden über Plattformen wie Kickstarter oder der Börsengang des Online-Kreditvergabeplatzes Lending Club haben das Thema der alternativen Finanzierungen einem breiten Publikum bekannt gemacht. Gerade für Start-ups ist der Weg zur Bank nicht mehr die einzige Finanzierungsmöglichkeit. Aber auch sich sonst traditionell finanzierende Firmen sind so auf neue Möglichkeiten aufmerksam geworden“, sagt Schmitz.

Foto: © pressmaster - Fotolia.com

2014 fast 350.000 Projekte durch Crowdfunding, Direktdarlehen oder andere Instrumente finanziert


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SPOTLIGHT

bettervest versteht sich als Vernetzungs-, Kommunikations- und Finanzierungsplattform für den effizienten und effektiven Einsatz von Energie.

Bettervest Startet Eigenfunding Die Grundidee für bettervest entstand bereits 2006 als Patrick Mijnals in seiner Arbeit als Trendund Zukunftsforscher erstmals auf das Phänomen Crowdfunding stieß

Seit wann gibt es bettervest? Die Grundidee für bettervest entstand bereits 2006 als Patrick Mijnals in seiner Arbeit als Trend- und Zukunftsforscher erstmals auf das Phänomen Crowdfunding stieß. Inspiriert von der Plattform TribeWanted, auf der 5000 Menschen eine Südseeinsel durch Crowdfunding pachteten und dem Buch Faktor Vier von Ernst Ulrlich von Weizsäcker, dass sich mit den Potenzialen der Energieeffizienz in Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigt. Im Juni 2012 stellte er die Idee beim Startup Weekend in Frankfurt vor und lernte Evgenij Terehov und Torsten Schreiber, zwei der späteren Mitgründer kennen. Gemeinsam mit Ingo Birkenfeld und der Energieeffizienzexpertin Marilyn Heib wurde im Laufe des Jahres die Gründung initiiert und im Februar 2013 erfolgte der Handelsregistereintrag. Wer ist das Team hinter bettervest? Das Gründerteam besteht aus 5 Personen. Marilyn Heib (Ingenieurin & Energieeffizienzexpertin): Vertrieb & Qualitätssicherung, Evgenij Terehov (IT Berater & Programmierer): Plattformentwicklung und Betrieb, Torsten Schreiber (Unternehmer, Social Media Marketing Spezialist): Kommunikation und Investor Relations, Patrick Mijnals (Trend- & Zukunftsforscher, Innovationsmanager): Geschäftsführung und -entwicklung, Ingo Birkenfeld (Dozent, Ökonom & Analyst): Finanzen. Von den drei Business Angels, die aus dem Bereich energieeffiziente Beleuchtung stammen ist einer auch aktive im operativen Geschäft von bettervest tätig. Darüber

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hinaus haben wir einen Auszubildenden für Büromanagement und einige studentische Mitarbeiter und Praktikanten. Was ist die Kernkompetenz von bettervest? bettervest versteht sich als Vernetzungs-, Kommunikations- und Finanzierungsplattform für den effizienten und effektiven Einsatz von Energie. Vordergründig vermitteln wir kleinen und mittleren Unternehmen, Vereinen und sonstigen Institutionen eine unbürokratische Form der alternativen Finanzierung für ihre Effizienzprojekte. Auf den zweiten Blick geht es aber viel mehr, darum diesen Stakeholdern die Nutzung der kommunikativen Mehrwerte eines Energieeffizienz-Crowdfundings zu liefern: Kundenbindung und -akquise, Mitarbeiterbeteiligung, Corporate Social Responsibility sowie die Einbindung von Bürgern in den Sozialmedien und der geografischen Umgebung. Warum habt Ihr ein Eigenfunding gestartet? Wir lassen die Crowd sehr eng an unserer Arbeit teilhaben lassen und binden sie


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häufig auch in wichtige Unternehmensentscheidungen ein. Seit dem ersten Tag von bettervest denken wir auch darüber nach sie direkt an unserem Erfolg teilhaben zu lassen. Nun ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. Mit der Unterstützung unserer Seedinvestoren hat bettervest den Proof of Concept in 22 erfolgreichen Projekten (zwei weitere laufen noch) und über 1,2 Millionen Euro eingesammelten Kapital geschafft, die zu gut 800 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr führen. Nun sind wir bereit den nächsten Wachsstumsschritt zu gehen. Um den Finanzbedarf zu decken werden zwei Strategien verfolgt. Zum einen ein Eigen-Crowdfunding und zum anderen die Beteiligung von professionellen/institutionellen Anlegern, die ihren Fokus auf Social-Impact-Investitionen legen oder darüber hinaus aus strategischen Gründen und zum wechselseitigen Nutzen am Unternehmen interessiert sind. Was versprecht Ihr euch von dem Funding? Wie gesagt ist es uns zunächst wichtig, unseren wichtigsten Unterstützern die Möglichkeit zu geben am Erfolg des Unternehmens teilzuhaben. Darüber hinaus weiß natürlich niemand besser, was die Marketing-Vorteile eines Crowdfundings sind. Natürlich wollen wir auch möglichst viele Multiplikatoren erreichen, um unsere Unternehmen bekannt zu machen und unser Vision zu verbreiten. Wie werden die Investoren beteiligt? Wie in Deutschland üblich nutzen wir partiarische Nachrangdarlehen. Was passiert mit dem eingesammelten Kapital nach erfolgreichem Funding? bettervest hat sich mit dem vermeintlichen Nischenthema Energieeffizienz als eine der führenden Crowdinvesting-Plattformen in Deutschland etablieren können. In der nächsten Phase der Unternehmensentwicklung wird es auf dem deutschen Markt zunächst um das Sichern und Ausbauen dieser Position gehen. Gleichzeitig sollen weitere explorative Schritte im Afrikanischen Markt (Siehe Solarcontainer-Projekt) und erste Expansionsschritte im euroäischen Ausland angegangen werden. Dazu werden wir zusätzliche Mitarbeiter in den

Bereichen Projektvertrieb, Entwicklung, Contentproduktion und Energieberatung einstellen, uns juristisch auf ausländische Märkte vorbereiten und unsere IT-Plattform weiterentwickeln. Welche Vorteile haben Investoren die in bettervest investieren? Zunächst einmal können die Investoren natürlich direkt an unserer Unternehmensentwicklung partizipieren und so gewissermaßen mit einer Investition in das gesamt Portfolio der aktuellen und zukünftigen Projekte investieren. Darüber hinaus haben wir noch ein paar exklusive Rewards vorbereitet, die zum Fundingstart bekannt gegeben werden. Wodurch unterscheidet Ihr euch von anderen Plattformen, was ist euer USP? Bei bettervest investiert man in ökologisch nachhaltige Projekte von etablierten Unternehmen und Institutionen, die ihr ökonomisches bestehen am Markt bereits unter Beweis gestellt haben. Sie generieren kalkulierbare Energiekosteneinsparungen und damit Renditen für die Anleger, ohne sich einseitig von Einspeisevergütungen abhängig zu machen. Wer auf einen Glücksgriff hofft und sein Geld verhundertfachen möchte ist bei uns falsch. Wer sein Geld aber sinnvoll und mit einer risiko-angemessenen Rendite anlegen möchte, kann sich – am besten mit vielen kleinen Investitionen in unterschiedliche Projekte – ein interessantes Impact-Investment-Portfolio aufbauen. Wie bei allen Plattformen bleibt am Ende des Tages aber natürlich ein Totalverlustrisiko bestehen.

Bei bettervest investiert man in ökologisch nachhaltige Projekte von etablierten Unternehmen und Institutionen,

Wo seht Ihr bettervest in den nächsten Jahren? Wir werden uns zunächst auf den deutschsprachigen Raum, sowie ausgewählte europäische und afrikanische Länder fokussieren, aber die Energiewende ist eine globale Herausforderung, die globale Antworten braucht. bettervest erklärtes Ziel ist es jedes nachhaltige, CO2-sparende und rentable Energieeffizienzprojekt auch tatsächlich erkannt, finanziert und realisiert wird. Wir wollen die globale Crowd zum größten Investor und Nutznießer der Energiewende machen!

Über das Unternehmen bettervest

bettervest ist die erste Crowdfunding-Plattform, über die Bürger gemeinschaftlich Geldbeträge ab 50€ in Energieeffizienz-Projekte etablierter Unternehmen, Vereine, Kommunen und sonstiger Institutionen investieren können und im Gegenzug finanziell an den Einsparungen beteiligt werden. Mit den Projektgeldern werden nur nachhaltige Energieeffizienz-Maßnahmen umgesetzt, die von Energieberatern konzipiert sind und für die nachweislich hohe Kosten-, Energie- & CO2-Einsparungen prognostiziert wurden.

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bürgerzins Plattform für innovative Projekte mit ökologischen Hintergrund Im Gespräch mit Thomas Priermeier Geschäftsführer Grüne Werte Energie Gruppe Wer ist das Team hinter der Crowdfunding Plattform bürgerzins? Hinter bürgerzins steht die Grüne Werte Energie Gruppe. Die Gruppe ist seit Jahren erfolgreich am Markt tätig. Mit unseren eigenen Energieanlagen erzeugen und liefern wir Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung und Energieversorgung. Auf dieser Basis bieten wir auch seit Jahren eine breite Palette stabiler und ertragreicher Geldanlagen an. Unsere Crowdfunding-Plattform bürgerzins ist damit zwar neu am Markt, dahinter steht aber ein kompetentes Team mit über 20 Jahren Erfahrung. Wir sind also quasi ein sehr erfahrener Neuling. Welche Projekte findet man auf bürgerzins? Wir sind eine Plattform für erfolgversprechende und innovative Projekte mit einem ökologischen Hintergrund sowie aus dem Bereich der „grünen Energie“. Bei uns findet man unter anderem Unternehmen und Projekte, die ressourcen- und klimaschonend Energie erzeugen oder die Energieeffizienzprojekte umsetzen. Gestartet sind wir beispielsweise mit einem Crowdlending-Projekt, über das eine Anlage zur Verarbeitung von Holz-Pellets finanziert wird. Das ist auch ein schönes Beispiel für unsere Zielsetzung, denn die Energieerzeugung aus diesen Holzpellets ist ökologisch wertvoll und auch aus wirtschaftlicher Sicht äußerst attraktiv. Mit einem der nächsten Projekte wird nun eine Energieeffizienzmaßnahme realisiert. Klingt ein bisschen sperrig, bedeutet aber, dass ein Unternehmen die Beleuchtung seiner Fabrikhallen auf effiziente LED-Technik umstellt. Aus der eingesparten Energie wird dann das Crowdlen-

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ding-Projekt bedient. Auch hier ein Beispiel für ein Projekt, in der es drei Profiteure gibt: Das Unternehmen welches die Energieeffizienzmaßnahme realisieren kann, der Kunde der sich am Crowdfunding-Projekt beteiligt und eine attraktive Rendite erzielt und letztlich auch die Umwelt, die durch die Energieeinsparung mit deutlich weniger klimaschädlichen Emissionen belastet wird. Wir haben auch ein „Parmesan-Projekt“ in der Pipeline. Dazu möchte ich momentan nur so viel verraten dass es nicht nur wirtschaftlich und ökologisch attraktiv für Anleger ist, sondern zusätzlich auch ein kulinarisches „Schmankerl“ dazu gibt! Wodurch unterscheidet Ihr Euch von anderen Crowdfunding Plattformen? Wir verstehen uns ja nicht nur als reine Plattform. Vielmehr stehen wir Projektstartern mit unserem Team auch in der Entwicklung und Konzeption der Crowdfunding-Projekte zur Verfügung. Wer also sein Projekt über die Crowd finanzieren möchte, hat mit uns einen Partner, mit dem er zusammen sein Geschäftsmodell entwickeln und darauf seine Crowdfunding-Kampagne planen kann. Wenn gewünscht stehen den Projektstartern unsere Branchenspezialisten zur Verfügung und wir können nahezu ein Komplettpaket in der Betreuung anbieten. Wer sein Projekt auf unserer Plattform präsentieren möchte bekommt also nicht nur die reine Plattform, sondern auf Wunsch auch geballte Erfahrung im Bereich der grünen Energie und deren Finanzierung. Für den Anleger hat dies auch einen unmittelbaren Nutzen. Auf unsere Plattform kommen nur Projekte, von denen wir selbst überzeugt sind. Also alle Projekte sind von unserem Team

sowohl von ihrer ökonomischen als auch von ihrer ökologischen Seite her intensiv geprüft. Und nur wenn unsere Experten das zugrundeliegende Geschäftsmodell auch für tragfähig einschätzen, geben wir grünes Licht für einen Projektstart. Nach welchen Kriterien werden die Projekte auf bürgerzins ausgewählt und wie werden diese überprüft? Für uns zählen zwei Hauptkriterien, nach denen wir die Projekte prüfen und auswählen: Zunächst einmal deren ökologische Sinnhaftigkeit. Für bürgerzins kommen nur Projekte in Frage, die diese ökologische Hürde nehmen. Konkret bedeutet das, dass über die Crowdfunding-Projekte beispielsweise regenerative Energieerzeugung, das Einsparen von Ressourcen oder die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen realisiert werden muss. Dies


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einzuschätzen ist unsere Kernkompetenz, denn das ist der Bereich in dem sich die hinter bürgerzins stehende Grüne Werte Energie Gruppe seit Jahren erfolgreich tummelt. Das zweite Hauptkriterium ist für uns die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Projekts. Das Geschäftsmodell des Projekts muss wirtschaftlich tragfähig und das dem Crowdfunding-Angebot zugrunde liegende Zahlenwerk realistisch sein. Denn die Investoren, die über bürgerzins Geld anlegen wollen, sollen dies nicht nur mit einem guten Gewissen tun können, ihr Geld in umwelt- und klimaschonende Projekte zu investieren; sie sollen auch sicher sein, damit auch eine attraktive Rendite zu erzielen und ihr Geld nicht in den Sand zu setzen. Auch diese Prüfung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und das Entwickeln und Prüfen entsprechender Businesspläne ist unsere Kernkompetenz. So habe ich mich

seit 15 Jahren auf Projekte der erneuerbaren Energien konzentriert und dabei europaweit zahlreiche Anlageprojekte realisiert und optimiert, die auf die Konzeption von nachhaltigen Kapitalanlagen für Privatanleger ausgerichtet waren. Und im Zweifel ist die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Crowdfunding-Projekts bei bürgerzins eben auch Chefsache. Worauf sollte ich als Anleger achten, bevor ich in ein Projekt investiere? Als Anleger sollte ich mir durchaus die Mühe machen, mich über das jeweilige Crowdfunding-Projekt zu informieren. Hierzu muss allerdings nicht immer eine langwierige Unternehmensanalyse durchgeführt werden; oftmals reicht der gesunde Menschenverstand, um sich ein schlüssiges Bild von einem Projekt zu verschaffen. Am Anfang steht natürlich die Gretchenfrage:

Halte ich das Geschäftsmodell und das dem Crowdfunding-Angebot zugrunde liegende Zahlenwerk für realistisch. Optimismus ist fantastisch, aber das Geschäftsmodell muss auch realistisch sein. Wie bereits eingangs erwähnt ist dies auch für uns ein wichtiger Aspekt, den wir vor Veröffentlichung eines Projekts auf der bürgerzins-Plattform intensivst prüfen! Investieren sie als Anleger nur in ein Projekt, wenn sie das zugrundeliegende Geschäftsmodell auch für wirtschaftlich nachhaltig tragfähig einschätzen! Hier spielen auch die Köpfe hinter dem Projekt eine große Rolle. Von Vorteil ist natürlich, wenn das Crowdfunding-Projekt von einem erfahrenen Team umgesetzt wird. Dies muss insbesondere im Fall von Start-ups auch kein Ausschlusskriterium sein. Hier ist es aber aus meiner Sicht wichtig, dass sich diese Start-ups zumindest kompetente Partner für die Bereiche ins Boot holen, die sie mit eigenen Ressourcen nicht ausreichend abdecken können. Eine Idee ist nur so gut wie der Plan, diese Idee auch in die Realität umzusetzen. Das Chance-Risiko-Verhältnis eines Projekts muss natürlich auch passen. Je höher das Risiko des Projekts und je länger das Kapital gebunden ist, desto attraktiver muss natürlich auch die realistisch erzielbare Rendite für den Anleger sein. Der interessierte Anleger sollte auch sicherstellen, dass eine gewisse Mittelverwendungskontrolle stattfindet. Also dass das über die Crowd eingesammelte Geld auch nur im Sinne des Crowdfunding-Projekts investiert wird. Wir bei bürgerzins arbeiten hier beispielsweise mit einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer zusammen. Dieser prüft jede Zahlung aus dem eingesammelten Kapital einzeln und gibt die Zahlung nur dann frei, wenn diese dem Crowdfunding-Zweck und der auf bürgerzins angegebenen Mittelverwendung entspricht. Wie immer ist auch eine vernünftige Streuung der Investitionen ein Schlüssel zum Anlageerfolg. Hier hat Crowdfunding natürlich den unschätzbaren Vorteil, dass Anleger bereits mit sehr kleinen Beträgen in einzelne Projekte einsteigen und ihre Investition damit auf mehrere Crowdfunding-Projekte streuen können. Welche Unterstützung gebt Ihr den Projektstarten auf bürgerzins? Bei bürgerzins bekommt der Projektstarter nicht nur die Plattform für sein Projekt FUNDSCENE

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geboten, sondern auf Wunsch auch die Unterstützung unseres Team an Branchenspezialisten und unser Netzwerk, so dass wir in der Betreuung nahezu ein Komplettpaket anbieten können. Dies beginnt bei der Erstellung eines Businessplans, geht über Konzeption der passenden Crowdfunding-Struktur bis hin zur Begleitung während und nach der Funding-Phase. Darüber hinaus halten wir einen Pool an Freelancern vor, die wir den Projektstartern zur Verfügung stellen können. Also wenn es beispielsweise darum geht Fotos für die Kampagne zu machen, das Projekt in einem Videoclip vorzustellen, Projektverträge rechtlich prüfen zu lassen oder die Crowdfunding-Kampagne in den sozialen Netzwerken zu begleiten. Wir können also zusammen mit den Projektstartern ein stimmiges Konzept erarbeiten, wie das Crowdfunding-Projekt erfolgreich aufgesetzt und realisiert werden kann. Ein potentieller Projektstarter kann sich über uns also sehr viel Vorarbeit sparen und braucht auch zunächst kein Crowdfunding-Experte sein, um bei uns ein Crowdfunding-Projekt erfolgreich zu lancieren. Crowdfunding verzeichnet in den letzten Jahren ein sehr großes Wachstum, wie nachhaltig wird Ihrer Meinung nach diese Entwicklung verlaufen? Ich bin sicher, dass Crowdfunding speziell auch in Deutschland weiter eine Erfolgsstory bleiben wird. Ich sehe auch eine zunehmende Spezialisierung und Professionalisierung bei den Plattformen und den Kampagnen, die dem Markt guttut. Crowdfunding hat sich für Anleger bereits zu einer neuen, eigenen Assetklasse entwickelt und wird dabei in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Insbesondere die niedrigen Mindest-Anlagesummen stellen hier für den Investor einen großen Vorteil dar. Auch mit geringen Summen kann der Anleger in vielversprechende Start-ups investieren oder sein Geld als Alternative zu den nahezu unverzinsten Spareinlagen in renditeträchtige, festverzinsliche Crowdlending-Projekte anlegen. Auf der anderen Seite bietet Crowdfunding für Startups und KMUs exzellente Möglichkeiten, sich fair und direkt zu finanzieren. Denn die Welt steckt voller Ideen: Sie müssen nur entdeckt und gefördert werden. Für kleine,

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Für uns zählen zwei Hauptkriterien, nach denen wir die Projekte prüfen und auswählen: Zunächst einmal deren ökologische Sinnhaftigkeit innovative Projekte ist das über klassische Bankenkredite oftmals nicht ganz einfach. Schwierig könnte es in der Zukunft aber für kleinere Plattformen werden, die nur eine Plattform stellen, aber keinen nennenswerten Mehrwert bieten. Ich sehe die Zukunft hier in einem Zusammenspiel aus großen, international aufgestellten Plattformen die mit ihrer Plattform in erster Linie einen Marktplatz bieten auf der einen Seite, und kleineren, spezialisierten Plattformen mit einem klaren Mehrwert über die reine Plattform hinaus. Zur zweiten Gruppe zählt zweifelsohne unsere bürgerzins! Wie bewerten Sie den Entwurf zum Kleinanlegerschutzgesetz? Zunächst einmal begrüßen wir die Idee, einen gewissen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der für Sicherheit der Anleger und Projektstarter sorgen soll. Denn überall wo Kapital fließt, besteht das Risiko, dass dadurch auch wenige schwarze Schafe angelockt werden können. Ob nun der aktuelle Entwurf des Kleinanlegerschutzgesetzes in die richtige Richtung zielt, möchte ich allerdings eher bezweifeln. Unsere europäischen Nachbarn haben zuletzt Regeln etabliert, die den Schutz der mündigen Anleger in einen vernünftigen Kontext der gelebten Realitäten im Web setzt. Das deutsche Kleinanlegerschutzgesetz entmündigt den Privatanleger richtiggehend und spricht ihm die Kompetenz ab, sich selbst eine Meinung zu bilden und seine Anlageentscheidungen selbst zu treffen. Ich hoffe, dass vor der Verabschiedung des Kleinanlegerschutzgesetzes noch einige Änderungen im Entwurfstext vorgenommen werden. Wir sind jedenfalls entsprechend vorbereitet und bekommen durch das Kleinanleger-

schutzgesetz auch keine Knüppel zwischen die Beine geworfen. Wo seht Ihr die Plattform bürgerzins in den nächsten 5 Jahren? Wenn wir uns in fünf Jahren wieder zusammensetzen, wird bürgerzins auf eine lange Reihe erfolgreich platzierter und abgeschlossener Crowdlending- und Crowdinvesting-Projekte zurückblicken können. Wir werden uns weiter auf unseren Schwerpunkt konzentriert haben, also weiterhin zusammen mit unseren Start-ups und Projektstartern innovative Projekte mit einem ökologischen Hintergrund und aus dem Bereich der grünen Energie realisieren. Für Startups und KMUs aus diesem Bereich werden wir DER Ansprechpartner sein, um jenseits der starren Bankdarlehen flexible und attraktive Finanzierungsmöglichkeiten maßzuschneidern. Und nicht zuletzt werden wir in fünf Jahren eine große Zahl zufriedener Anleger haben, die ihr Kapital immer wieder gerne in die Projekte auf unserer Plattform investieren. Wie interessant ist eine Finanzierung durch Crowdfunding auf bürgerzins für Startups und KMUs? Für beide Gruppen, also sowohl für aufstrebende Start-ups als auch für etablierte Mittelständler ist bürgerzins überaus interessant! Wenn das zu realisierende Projekt aus dem Bereich der grünen Energie oder der Energieeffizienz stammt, sind wir genau der richtige Ansprechpartner, um für diese Unternehmen individuelle Finanzierungsund Beteiligungsmodelle über die Crowd zu entwickeln und zum Erfolg zu begleiten. In zahlreichen Gesprächen haben wir immer wieder gehört, dass selbst etablierte Mit-


Foto: bürgerzins

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Ich bin sicher, dass Crowdfunding speziell auch in Deutschland weiter eine Erfolgsstory bleiben wird. telständler bei Banken nur sehr schwer an Kreditmittel kommen, wenn es um die Finanzierung innovativer Maßnahmen geht. Über bürgerzins können diese Mittelständler zusammen mit unseren Spezialisten individuell flexible und attraktive Finanzierungsmöglichkeiten maßschneidern. Wie schon mehrfach betont, stellen wir dabei nicht nur die reine Plattform. Vielmehr kann der Projektstarter hier auf die geballte Erfahrung und Kompetenz unserer Gruppe und unseres Netzwerks zurückgreifen. Ein mittelständisches Unternehmen braucht also noch kein Crowdfunding-Spezialist sein, um über bürgerzins eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne zu starten. Im noch höheren Maß gilt dies auch für Startups. Durch die finanzielle Unterstützung einer Vielzahl von Investoren, die wir über bürgerzins von einer Idee begeistern können, können viele kleinere Beträge gesammelt werden. Diese vielen kleinen Beträge können zusammen als größere Summe dem Unternehmen als „Starthilfe“ dienen und somit ein innovatives Projekt nachhaltig aus der Taufe heben.

Privatanleger mit Crowdinvesting endlich eine attraktive Alternative, auch mit kleinen Summen in vielversprechende Start-ups zu investieren und ihr Kapital dabei auch breit zu streuen. Diese Möglichkeit stand im deutschsprachigen Raum bislang in erster Linie nur institutionellen Anlegern beziehungsweise Anlegern mit hohen Investitionssummen offen. Aber nicht nur im Bereich der Start-ups gibt es große Vorteile für Investoren: mit Crowdlending etwa haben Privatanleger eine schöne Alternative , um ihr Geld festverzinst anzulegen.

Insbesondere bei der faktischen „Nullzinspolitik“ der Banken bietet die Crowd hier attraktive Anlagemöglichkeiten mit einer Verzinsung, die dem klassischen Banker die Tränen in die Augen treibt. Die Chancen des Crowdfundings liegen aber nicht nur im überaus hohen Renditepotential: nicht zuletzt stellt das hohe Maß an Transparenz einen großer, Vorteil für den Investor dar. Der Anleger weiß genau, in was er sein Geld investiert; und in was nicht. Auf bürgerzins beispielsweise wird schon während der Funding-Phase exakt aufgezeigt, in was das eingesammelte Kapital investiert wird. Diese Mittelverwendung wird zudem über einen neutralen Wirtschaftsprüfer überwacht und sichergestellt. In unserem ersten Projekt wird auch eine eigene Webcam installiert, damit jeder Anleger das Objekt seiner Investition auch buchstäblich mit eigenen Augen und in Echtzeit mit verfolgen kann. Über bürgerzins wird der Investor auf der Plattform während der kompletten Laufzeit des Projekts über das Projekt informiert und auf dem Laufenden gehalten. Hinzu kommt, dass der Privatanleger gezielt Anlageprojekte auswählen kann, die er auch inhaltlich unterstützen möchte. In unserem Fall also insbesondere Projekte, welche ein nachhaltiges, ökologisches Geschäftsmodell verfolgen, ohne dabei wirtschaftliche Abstriche hinnehmen zu müssen. www.buergerzins.de

Wo sehen Sie die Vorteile und Chancen des Crowdfunding? Crowdfunding bietet ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung, Transparenz und geringe Kosten. Für Anleger bietet Crowdfunding eine ganze Reihe von Vorteilen. So haben FUNDSCENE

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Immobilieninvestments für jedes Portemonnaie „Warum sollten Geldanlagen in Projektentwicklungen von Immobilien großen Investoren vorbehalten sein? Diese Ausgrenzung kleinerer Anlagebeträge ist nicht zeitgemäß. Dabei werden und wurden im Bauboom der vergangenen Jahre gerade hier erstklassige Renditen erzielt.“, sagt Carl von Stechow, Gründer und Geschäftsführer von ZINSLAND. Da viele Anleger an der Glaubwürdigkeit von Bankberatern zweifeln und sich zunehmend online informieren und ohne Bankberatung investieren, nimmt sich ZINSLAND diesem Umbruch in der Finanzbranche jetzt an. Um an großen Immobilieninvestments teilhaben zu können, setzt von Stechow darauf, die Finanzkraft von Anlegern zu bündeln: im Crowdinvesting.

Jeder zweite Anleger möchte in Immobilien investieren, doch die Beteiligung an Projektentwicklungen im Immobilienbereich ist bisher eher betuchten Anlegern vorbehalten, die mehrstellige Millionenbeträge aus ihrer Portokasse zahlen können.

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Jeder zweite Anleger möchte in Immobilien investieren, doch die Beteiligung an Projektentwicklungen im Immobilienbereich ist bisher eher betuchten Anlegern vorbehalten, die mehrstellige Millionenbeträge aus ihrer Portokasse zahlen können. Der Hamburger Carl von Stechow hat sich vorgenommen dieses Marktgesetz zu durchbrechen: Sein Unternehmen ZINSLAND ermöglicht Immobilien-Investitionen für jede Portemonnaiegröße. Das dreiköpfige Gründerteam, bestehend aus erfahrenen Immobilien-Fachleuten und einem Internet-Experten, hat ein Anlage-Modell entwickelt, das auf die Kraft der Masse setzt: Beim Crowdinvesting wird online informiert und mit nur wenigen Klicks investiert. Nach Projektabschluss liegen die geplanten Zinsen bei über sechs Prozent. Durch größtmögliche Transparenz in allen Phasen des Investments, birgt ZINSLAND einerseits ein kalkulierbares Risiko für die Anleger. Die Absicherung durch feste Kapitalgeber in der Funding-Phase sichert die Transaktion für Anleger und Projektentwickler.

Obwohl beim Schwarminvestionsmodell aktuell bewusst mit kleinen Beteiligungen oder niedrigen Investitionssummen geworben wird, möchte von Stechow langfristig einen Perspektivenwechsel. „Schon der Gebrauch des Wortes Kleinanleger stört mich. Warum sollte man jemanden, der bereit ist, 500 oder 5.000 Euro zu investieren, abwertend behandeln? Es gibt für jeden Betrag ein passendes Investment gibt. Jeder der etwas anderes behauptet, ist nur zu faul umzudenken und flexible Strategien zu entwickeln“, so von Stechow. ZINSLAND spricht jeden Anleger an, der sich für Immobilien interessiert und sich nicht auf das unpersönliche Fondsangebot einer Bank verlassen möchte: von Anwalt und Zahnarzt, über Rentner und Hausfrau bis hin zum Studenten. Auch für Projektentwickler dürfte die von ZINSLAND angestrebte Investment-Neuordnung attraktiv sein. „Trotz verbesserter Kreditversorgung durch Banken ist Mezzanine-Kapital weiter gefragt“, so von Stechow. „Wir wollen Anleger und Projektentwickler endlich unkompliziert zusammenbringen.“ Obwohl das Konzept innovativ ist, sieht sich ZINSLAND aber nicht als klassisches Start-Up. „Hinter uns steht ein Unternehmen mit zehnjähriger Erfahrung im Bereich der Finanzierung von Immobilien-projektentwicklungen.“, sagt Carl von Stechow.


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Die Neugründung von ZINSLAND ist aus der VIVUM GmbH heraus entstanden. VIVUM ist seit 2005 Spezialist für Real Estate Private Equity Investments. Moritz Eversmann, Geschäftsführer der VIVUM GmbH, ist Mitgründer und Gesellschafter bei ZINSLAND. „Mit ZINSLAND übertragen wir unser sehr erfolgreiches Geschäftsmodell in mehrfacher Hinsicht auf eine andere Ebene. Einerseits ermöglicht ZINSLAND attraktive Immobilieninvestments für jeden Geldbeutel und andererseits wollen wir auf die bereits laufende Transformation der Finanz- und Immobilienbranche mit einem zeitgemäßen Angebot reagieren. “, erklärt Moritz Eversmann. In seinen bisherigen beruflichen Stationen, als Berater bei Deloitte Consulting, im Business Development des Immobilienmaklers Engel & Völkers und zuletzt als Investmentmanager bei VIVUM, beobachtete von Stechow jahrelang sorgfältig die Innovationen der Branche. Nicht alles, was glänzte, hatte Bestand. Seine Konsequenz: „Wir setzen nicht auf Wachstum um jeden Preis, sondern wollen uns bei ZINSLAND langsam, nachhaltig und mit kleineren Projekten (Volumen: 2 Mio. Mezzanine Kapital) somit qualitativ entwickeln.“ Diese Haltung teilt auch Dr. Stefan Wiskemann, ebenfalls Mitgründer und Gesellschafter bei ZINSLAND. Dr. Wiskemann, der sich als Business Angel und Investor in den vergangenen Jahren an vielen Start-ups beteiligt hat, ist überzeugt von der Vision von ZINSLAND. „Mit einer kleinen Summe zur Bank zu gehen und nicht zu wissen, was damit passiert und was ich eventuell irgendwann als Rendite erhalte, ist weder dienstleistungs- noch zukunftsorientiert. Mit ZINSLAND wird für Menschen ohne großes Privatvermögen eine Assetklasse eröffnet, die sonst gar nicht erreichbar ist.“ Auf der Online-Plattform „zinsland.de“ informiert sich der Anleger über die Produkte. Ab einem Anlagebetrag von 500 Euro kann er in Form eines Nachrangdarlehens in lukrative Immobilienprojektentwicklungen investieren. Über ein bis drei Monate erstreckt sich die FundingPhase. Auch wenn der gesamte Kapitalbedarf, nicht über die Crowd bereitgestellt wird, erhält der Entwickler den gesamten Kapitalbedarf, so dass das Projekt in jedem Fall realisiert werden kann. „Das Investitionsvolumen ist durch Kapitalpartner von ZINSLAND abgesichert“, so Eversmann. Zudem werden Risiken für den Anleger dadurch weiter minimiert, dass die Projekte von ZINSLAND schon fortgeschritten sind. „Es werden Projekte in reiferen Projektphasen finanziert, so dass kein Anleger Angst haben muss, dass er in eine grüne Wiese ohne Baurecht investiert“, so von Stechow.

Nach Abschluss des Projekts wird die Verzinsung und Gewinnbeteiligung ausgezahlt. Aufgrund der langjährigen Expertise des Gründerteams verfügt ZINSLAND über nachhaltiges Know-how in der Auswahl und Beurteilung von Immobilienprojekten. Neben dieser eigenen Auswahl wird ZINSLAND Einschätzungen eines renommierten externen Immobilien-Experten zu jedem Objekt auf der Seite veröffentlichen. Es ist eine bewusste Entscheidung, dass ZINSLAND so viel Wert auf Immobilienexpertise legt. „In anderen Bereichen kann es sinnvoll sein, wenn man auch fachfremde Mitarbeiter einstellt, aber in einem Bereich, in dem Menschen uns ihr Geld anvertrauen, sollten Menschen arbeiten, die sich mit der Materie exzellent auskennen. Generalisten sind bei ZINSLAND nicht gefragt“, sagt Carl von Stechow. Weil die Investition online im Netz abläuft, ist es für von Stechow wichtig, von Projektbeginn an Nähe und Transparenz zwischen Anleger und Projektentwickler zu schaffen. „Neben dem ausführlichen Reporting werden Webcams den Fortschritt des Bauprojekts dokumentieren. So kann jeder Anleger den Baufortschritt online verfolgen. “

Aufgrund der langjährigen Expertise des Gründerteams verfügt ZINSLAND über nachhaltiges Know-how in der Auswahl und Beurteilung von Immobilienprojekten. Neben dieser eigenen Auswahl wird ZINSLAND Einschätzungen eines renommierten externen Immobilien-Experten zu jedem Objekt auf der Seite veröffentlichen.

Auch wenn die Finanzbranche im Umbruch ist und sich die Anlegerstruktur verändert: Der klassische Gedanke „Haus bauen, Baum pflanzen, Kind zeugen“ ist in der Gesellschaft nach wie vor fest verankert. „Beim Abhaken des Punktes Haus bauen können wir ab sofort jedem helfen“, sagt Carl von Stechow. www.zinsland.de FUNDSCENE

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Crowdinvesting oder Venture Capital Uli Fricke, Mitgründerin der Triangle Venture Capital Group und Geschäftsführerin der Crowdinvesting-Plattform FunderNation, hat das Aufeinandertreffen der beiden Finanzierungsformen als Chance erkannt.

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m 26. März versammelte sich die deutsche Crowdfundingund Crowdinvesting-Szene zum dritten CrowdDay in Köln. Uli Fricke, Geschäftsführerin der Crowdinvesting-Plattform FunderNation und der Triangle Venture Capital Group, referierte in ihrem Vortrag, wie ähnlich sich Crowdinvesting und Venture Capital doch sind, und gleichermaßen unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch muss ein Crowdinvesting ein Venture Capital Investment nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil. Für lange Zeit haben die Venture Capi-

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tal-Geber die Schwarmfinanzierung kritisch beäugt. Der anhaltende Aufwärtstrend und Erfolg der Crowd-Finanzierung, hat jedoch schon viele Kritiker dazu gebracht ihr Urteil zu überdenken. Uli Fricke, Mitgründerin der Triangle Venture Capital Group und Geschäftsführerin der Crowdinvesting-Plattform FunderNation, hat das Aufeinandertreffen der beiden Finanzierungsformen als Chance erkannt. Auf dem CrowdDay erklärt sie, dass die Investitionsformen nahtlos miteinander kombinierbar sind, sogar voneinander profitieren. Die Verknappung von Venture Capital in den letzten Jahren stellt junge Unternehmen vor neue Herausforderungen, denn das benötigte Finanzierungs-

volumen zu erreichen gestaltet sich immer schwieriger. Und hier kommt die Crowd ins Spiel. Eine Kombination von Venture Capital und Crowdinvesting schafft aber nicht nur Synergien, um benötigte Gelder zu erreichen. Durch das Investment vieler Einzelner erreichen die Unternehmen eine höhere Finanzierungs-reichweite, von der Risikostreuung mal abgesehen. Die VC’s, die extrem ehrgeizig finanzielle Ziele verfolgen und selektiv investieren, treiben Unternehmen mit ihrem Netzwerks und fachlicher Unterstützung an. Sie können jedoch auch äußerst unbequem für Entrepreneure


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Durch das Investment vieler Einzelner erreichen die Unternehmen eine höhere Finanzierungs-reichweite, von der Risikostreuung mal abgesehen.

Die Vision dieses Zusammenspiels birgt

zum aktuellen Zeitpunkt noch einige Hürden: die Investitionsbedingungen weichen zum Teil voneinander ab, sind die Verträge mit Venture-Capital-Gebern doch sehr streng formuliert was Gesellschafterstrukturen, Mitspracherechte und Exitmöglichkeiten angeht. Die Crowdinvestoren haben vergleichsweise geringere Ambitionen, sich in die Geschäftsentwicklung einzubringen. Diese Differenzen lassen sich aber vertraglich lösen, indem vergleichbare Bedingungen für Co-Investments hergestellt, und die Interessen für Folge-Investments bestmöglich angeglichen werden. Dann kann Crowdinvesting ein fester Bestandteil in der Kapitalfindung werden und die Venture Capital-Gesellschaften denken über Co-Investments mit crowdfinanzierten Unternehmen nach.

Foto: © Kurhan - Fotolia.com

werden, denn für sie zählt lediglich das Ergebnis, weswegen sie auch erheblich das Geschäft beeinflussen ohne nach außen hin wahrgenommen zu werden. Hier punktet die Crowdinvesting-Kampagne mit ihren Werbeeffekten und dem Marketing-Buzz, sowie der Möglichkeit in einen direkten Austausch mit dem Markt zu treten. Die Unternehmen genießen diese Aufmerksamkeit von Markt und Kunden ohne ihre finanziellen Ziele außer Acht zu lassen. Wenn nun Venture Capitalist und Crowd-Investor zu Co-Investoren werden, ganz egal in welcher Finanzierungsrunde, „kommt es zu einer Win-Win-Win-Situation, die alle Beteiligten profitieren lässt– Unternehmen, VC’s und die Crowd“ ist sich Uli Fricke sicher.

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Crowdinvesting und Kleinanlegerschutz

Eine Herausforderung Im Gespräch mit Christian Daniel Schubert

Mit welchen Herausforderungen hat die Crowdinvesting Szene 2015 zu kämpfen? 2015 hält viele Herausforderungen für den Crowdinvestingmarkt parat. Zum einen wäre das die Umsetzung und Anpassung von Crowdinvesting an neue gesetzliche Voraussetzungen durch das Kleinanlegerschutzgesetz, das voraussichtlich Mitte dieses Jahres verabschiedet wird. Zum anderen muss sich die Brache aber auch neben diesen formalen Herausforderungen

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stärker professionalisieren, um nicht nur in einer Nische des Kapitalmarkts ihr Dasein zu fristen, sondern vielmehr als echtes Anlageprodukt und ergänzende Finanzierung zu Bankkrediten wahrgenommen zu werden. Welche Veränderungen gibt es für das Crowdinvesting durch das Kleinanlegerschutz Gesetz? Im Wesentlichen unterliegt die Emission

von Beteiligungen an Unternehmen, z.B. in Form von Genussrechten oder GmbH-Anteilen, einer umfangreichen Prospektpflicht. Manche Crowdinvesting-Plattformen nutzen daher bisher eine Beteiligungsform mit einer kapitalmarktaufsichtsrechtliche Lücke: Das partiarische Darlehen. Partiarische Darlehen sind im Vermögensanlagegesetz (VermAnlG) bisher nicht als Finanzinstrumente definiert und die Emission von partiarischen Darlehen


INSIDE REPORT

Partiarische Darlehen sind im Vermögensanlagegesetz (VermAnlG) bisher nicht als Finanzinstrumente definiert und die Emission von partiarischen Darlehen damit nicht prospektpflichtig.

damit nicht prospektpflichtig. So können die Aufwendungen für die Erfüllung von kapitalmarktaufsichts- und anlegerschutzrechtlichen Bestimmungen sowohl auf Plattform- als auch Unternehmensseite möglichst gering gehalten werden. Dies könnte sich jedoch in 2015 ändern. Im Zuge des Insolvenzfalls von Prokon, bei dem 75.000 Investoren Vermögensanlagen für insgesamt mehr als 1,4 Mrd. EUR gekauft und dann Verluste daraus erlitten haben, hat der Gesetzgeber mit einer verschärften Regulierung des Finanzmarktes reagiert und ein Kleinanlegerschutzgesetz entworfen, um nicht-professionelle Investoren besser zu schützen. Dieser Gesetzentwurf erfasst künftig auch partiarische Darlehen als Finanzinstrumente und wird daher bisher unter dem Radar der BaFin fliegende Crowdinvesting-Modelle auf den Schirm bringen und der Pros-

pektpflicht unterwerfen. Welche rechtlichen Bestimmungen müssen nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Kleinanlegerschutz in Zukunft eingehalten werden? Das Kleinanlegerschutzgesetz sieht, aufgrund seiner Konzeption als Reaktion auf den Prokonfall, viele Änderungen für alle Emittenten von Vermögensanlagen vor, die nicht an einer Börse bzw. an den Finanzmärkten handelbare Beteiligungen anbieten. Crowdinvesting, bzw. die Emittenten mit Crowdinvestingprodukten, werden daher im Prinzip vom Kleinanlegerschutzgesetz miterfasst. Crowdinvesting ist hierbei jedoch keine eigne Beteiligungsform, sondern vielmehr ein Prozess, bei dem nicht nur eine gemeinsame Finanzierung eines Unternehmens

erfolgt, sondern auch die Entscheidungsfindung für eine Anlage gemeinsam getroffen wird. Das heißt, dass die Entscheidungsfindung mittels der Intelligenz der Masse erfolgt und mittels einer Crowdinvesting-Kampagne umgesetzt wird. Dabei haben die Crowdinvesting-Plattformen verschiedene Beteiligungsmodelle gewählt, die unterschiedlichen Bestimmungen unterliegen. Da das Kleinanlegerschutzgesetz aber auf die jeweiligen Beteiligungsformen abstellt, müssen je nach Beteiligungsmodell verschiedene Normen eingehalten werden. Ich möchte mich daher im Folgenden auf die für alle Beteiligungsformen gültigen und wesentlichen Bestimmungen beschränken. An erster Stelle wäre hier das Quasi-Werbeverbot von Crowdinvestingprodukten zu nennen. Werbung darf nur noch in Medien erfolgen, „deren Schwerpunkt zumindest gelegentlich auch auf der Darstellung von FUNDSCENE

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wirtschaftlichen Sachverhalten liegt“ und die Werbung muss zugleich „im Zusammenhang mit einer solchen Darstellung“ stehen. Breit angelegte Werbemaßnahmen, etwa Bannerwerbung in Onlinemedien oder Flyer als Offlineaktion, werden dadurch kaum mehr möglich sein. Nur steht dies im vollkommenen Widerspruch zum Konzept des Crowdinvesting. Die Crowd, das ist eben die breite Öffentlichkeit die auch nur durch Massenmedien angesprochen werden kann. Erwähnenswert ist auch, dass die Regierung nach erheblicher Kritik an der vorletzten Version des Entwurfes eines Kleinanlegerschutzgesetzes von einem postalischen Versand eines unterschriebenen Vermögensinformationsblattes (VIB) abgerückt ist. So soll es nun ausreichen, dass das VIB ausgedruckt, unterzeichnet, eingescannt und per E-Mail an den Anbieter gesandt wird. Dies stellt zwar gegenüber dem Postversand eine erhebliche Erleichterung dar, ist aber weiterhin eine anachronistische Hemmschwelle. In Zeiten von Kommunikation per Smartphone und elektronischen Börsenhandelssystemen ist es quasi überflüssig, Verträge oder Informationsblätter auszudrucken. Einen vergleichbaren Anlegerschutz könnte man auch über andere Funktionen, wie etwa durch eine unvermeidbare Mindesteinblendedauern des VIBs auf dem Bildschirm des Investors, erreichen. Zuletzt wären dann auch noch umfangreiche Änderungen bei der Prospektpflicht zu nennen. Wie genau funktioniert das in Zukunft mit der Prospektpflicht? Im Wesentlichen unterteilt sich die Prospektpflicht rechtlich in zwei große Bereiche: Während an der Börse handelbare, verbriefte Wertpapiere im Wertpapierprospektgesetz (WpPG) geregelt sind, richtet sich das VermAnlG an Emittenten von nicht handelbaren Anteilen, die sogenannte Vermögensanlagen, wie z.B. GmbH-Anteile, Genussrechte oder atypisch stille Beteiligungen öffentlich anbieten. Da Startups in der Regel nicht gleich den Schritt auf das Börsenparkett wagen, trifft das letztgenannte Gesetz auf sie zu. Dabei erfolgt die Emission von Beteiligungen üblicherweise direkt durch das Startup selbst. In diesem Falle ist das Startup zur Erstellung eines Prospektes verpflichtet, welcher von der BaFin gebilligt werden muss. Die Crowdinvesting-Plattform fungiert lediglich als Vermittler. Alternativ dazu kann die Beteiligung auch über eine Finanzierungsgesellschaft erfolgen. FUNDSTERS beispielsweise verfügt über so eine Finanzierungsgesellschaft, die FUNDSTERS Venture Capital, welche die Anteile am Unternehmen erwirbt und eigene Anteile an die Kleinanleger emittiert, um den Erwerb zu refinanzieren. Hierzu hat FUNDSTERS Venture Capital ein Pro-

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spekt erstellt und von der BaFin billigen lassen. Über den Weg dieser Zwischengesellschaft entfallen dann dem Startup Prospekterstellungs- und Prüfungskosten durch die BaFin. Ausnahmen von der Prospekterstellung gab es bis jetzt nur für Emissionen, bei denen der Verkaufspreis der angebotenen Beteiligungen insgesamt nicht 100.000 Euro überstieg oder, wenn weniger als 20 Beteiligungen angeboten wurden. Diese Schwelle existiert bei Crowdinvestingmodellen, bei denen Anteile in Form von stillen Beteiligungen oder Genussrechten emittiert werden, weiterhin. Nur bei partiarischen Darlehen wird es in Zukunft zwar einen höheren Schwellenwert, in Höhe von Einer Millionen Euro geben, jedoch dürfen dann die jeweiligen Investitionsbeträge eines Investors 1.000 Euro pro Emission nicht übersteigen. Es sei denn, der Investor weist entweder ein frei verfügbares Vermögen in Form von Bankguthaben über 100.000 Euro nach, oder er investiert maximal den zweifachen Betrag seines durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens. Ist dies der Fall, so kann er bis zu 10.000 Euro investieren. So wird im Rahmen des Kleinanlegerschutzgesetzes die höhere Schwelle für eine Prospektpflicht mit Anlagebeschränkungen für Investoren gekoppelt. Die Bundesregierung will die Deutsche Startup Szene fördern, wird aber durch das Kleinanlegerschutz Gesetz nicht gerade den Startup Unternehmen die Möglichkeit auf eine alternative Finanzierung genommen? Ja. So sieht es zurzeit aus. Zwar wird die Emission von Nachrang- und partiarischen Darlehen unter 1.000.000 Euro und die Emission von anderen Beteiligungsformen bis 100.000 EUR im VermAnlG von der Prospektpflicht befreit, jedoch haben insbesondere Tech-Startups einen weitaus höheren Kapitalbedarf, wie auch die vielen erfolgreichen Venture Capital Deals in Tech-Startups aus den USA beweisen. Dort wurden einer Studie von Ernst & Young zufolge im Jahr 2013 durchschnittlich 0,5 Millionen US-Dollar Venture Capital in Seedfinanzierungen von Startups investiert, während es in Europa nur 0,2 Millionen US-Dollar waren. Bei der ersten Finanzierungsrunde lagen die Amerikaner dann schon bei 2,5 Millionen US-Dollar, die Europäer nur bei 1,3 Millionen US-Dollar. Wohlgemerkt, dieser Vergleich bezieht sich auf ganz Europa. Deutschland hinkt auch hier regelmäßig dem UK, den Skandinavischen und Benelux Ländern sowie Frankreich hinterher. Soll ein kapitalintensives Startup im Hochtechnologiebereich finanziert werden, kann dies allein an den Kosten für die Kapitalbeschaffung der ersten zwei Runden scheitern. Schon die Prospekterstellungskosten durch Anwälte und die anschließende Prüfung durch die BaFin belaufen sich schnell auf 20.000 Euro und beschäftigen den Emitten-

Es entsteht für Startups praktisch eine sehr teure Eintrittskarte zum öffentlichen Kapitalmarkt, die eine Tech-Startup Finanzierung in der Öffentlichkeit quasi unmöglich macht.


INSIDE REPORT

In der Crowdinvesting-Szene gibt es derzeit eine lebhafte Diskussion über die geplanten Schwellenwerte des Kleinanlegerschutzgesetzes.

ten, egal ob Crowdinvesting-Plattform oder Startup, für mindestens drei Monate mit der BaFin. Zeit, die dem Startup für Produktentwicklung und Vertrieb fehlt. Und dabei ist noch nicht mal sicher, ob das Kapital auch tatsächlich eingeworben wird. Es entsteht für Startups praktisch eine sehr teure Eintrittskarte zum öffentlichen Kapitalmarkt, die eine Tech-Startup Finanzierung in der Öffentlichkeit quasi unmöglich macht. So bleiben in Deutschland für die erste Finanzierungsrunde die nichtöffentlichen, aber sehr begrenzten Finanzierungsmöglichkeiten durch Family, Friends und Business Angels. Es hat daher den Anschein, dass die Lobby der Verbraucherschützer die Assetklasse Startups ausschließlich für wenige Business Angels und Venture Capital Fonds vorbehalten möchte.

Wie sollte ein Kleinanlegerschutz Gesetz, daß für Anleger aber auch für die Startup Unternehmen gleichermaßen sinnvoll ist, aussehen? In der Crowdinvesting-Szene gibt es derzeit eine lebhafte Diskussion über die geplanten Schwellenwerte des Kleinanlegerschutzgesetzes. Es wird z.B. gefordert, die Schwellenwerte der Prospektpflicht für alle Beteiligungsformen auf fünf Millionen Euro zu erhöhen. Verbraucherschützer schmerzen jedoch schon die im Gesetzentwurf genannten Schwellenwert. Daher liegt hier eine klassische politische Diskussion vor: Was ist schutzwürdiger? Die Interessen der Startups oder die der Kleinanleger? Mit vielen Regelungen des Kleinanlegerschutzgesetzes könnten Startups gut leben. Es ist aber doch so, dass besonders die sehr kosten- und zeitintensive Prospekterstellung ein fast FUNDSCENE

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unüberwindbares Hindernis für eine Finanzierung in der Öffentlichkeit darstellt. Nichtsdestotrotz ist die Prospektpflicht das Mittel, um für Investoren Transparenz und auch eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Investitionen herstellen zu können. Die Prospektpflicht ist daher nötig. Aber könnte sie nicht anders umgesetzt werden? So, dass auf der einen Seite Investoren ohne juristische Vorbildung im Bilde sind? Und ist es auf der anderen Seite möglich, Plattformen und Startups durch eine besser durchdachte Prospektpflicht mit weniger Verwaltungskosten zu belasten, um nicht allein aus Kostengründen Startups den Zugang zu Kapitalmärkten zu verbauen? Ich plädiere daher für ein „Prospekt light“ für Startups.Dazu bedürfte es jedoch einer Diskussion, die sich in erste Linie um die Inhalte eines Prospektes dreht. Eine Diskussion um Transparenz. Eine Diskussion, welche Daten überhaupt benötigt werden, damit Investoren bei Investitionen in Startups eine Renditechance oder ein Verlustrisiko einschätzen können, ohne ein 120 Seiten langes Prospekt in Jura-Kauderwelsch lesen zu müssen. Eine Diskussion, welche die Darstellungsform von Daten zum Gegenstand hat, um Kleinanlegern verständlich ein Finanzprodukt zu erklären, ohne generell eine Anlage in Startups, wie von vielen Verbraucherschützern gefordert, zu verteufeln. Eine reine Diskussion um Schwellenwerte greift hier zu kurz. Wie bewertest Du die österreichische Regulierung für Crowdinvesting? In Österreich wurde am 14. April das sogenannte Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) für alternative Finanzierungsformen, wie das Crowdinvesting, vom österreichischen Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zur Begutachtung gegeben. Auf dieser Grundlage könnte in Österreich die Prospektpflicht für Startups neu geregelt werden.Bis jetzt sieht das AltFG vor, dass ab einer Emission von einer Vermögensanlage über 100.000 Euro ein VIB erstellt werden muss. Ab einer Emission von 1,5 Millionen Euro besteht eine „Prospektpflicht light“ und ab fünf Millionen Euro die volle Prospektpflicht. Ebenso wie in Deutschland ist aber auch hier eine Beschränkung der jeweiligen Investitionsbeträge von Investoren geplant.Da das österreichische Kapitalmarkaufsichtssystem ähnlich wie in Deutschland gestaltet ist, sollten wir die dortige Entwicklung aufmerksam verfolgen. Die Idee eines „Prospekt light“ geht schon in die richtige Richtung, um die Interessen von Anlegerschutz und Finanzierungsbedarf von Startups in Einklang zu bringen. Ich bin gespannt darauf, welche Anforderungen und Inhalte die österreichischen Aufsichtsbehörden an ein „Prospekt light“ konkret stellen werden. Denn das wird die eigentliche große

Herausforderung von Gesetzgeber und Verwaltungen sein. Ich hoffe dann nur, dass die Vorteile eines „Prospekt light“ auch hierzulande von Politik und Verbraucherschutzlobby gesehen werden. Ist eine europäisch einheitliche Crowdinvesting Regulierung möglich? Ich denke – eher nicht. Erstens liegt es daran, dass ich bei meiner Teilnahme an verschiedenen Foren in Brüssel höchst unterschiedliche Interessen der einzelnen Mitgliedstaaten wahrgenommen habe, die eine Einigung auf eine einheitliche Regelung erschweren.

Es gibt in Europa seit in Kraft treten der römischen Verträge im Jahr 1958 zwar eine Kapitalverkehrsfreiheit, aber dennoch keinen echten gemeinsamen Kapitalmarkt

Zweitens sprechen wir bei Crowdinvesting von einer Nische des Kapitalmarktes. Es gibt in Europa seit in Kraft treten der römischen Verträge im Jahr 1958 zwar eine Kapitalverkehrsfreiheit, aber dennoch keinen echten gemeinsamen Kapitalmarkt. Bis jetzt können nur wenige bestimmte, hoch standardisierte und regulierte Formen von Finanzprodukten mit dem sogenannten „Europa-Pass“ europaweit vertrieben werden. Und die Bankenunion startete erst im November 2014. Es ist wirklich fraglich, ob für die sehr fragmentierte Crowdinvesting-Branche eine einheitliche Regulierung realistisch ist, zumal bei 28 Mitgliedstaaten 28 unterschiedliche Kapitalmarktaufsichtssysteme existieren, die es zu harmonisieren gilt. Im UK werden zum Beispiel der Emittent und der Vertrieb, bzw. die Investorenkreise reguliert, in Deutschland dagegen viel mehr das Finanzprodukt an sich. So sind allein schon die Rahmenbedingungen und Ansätze des Aufsichtsrechts in den einzelnen Mitgliedsstaaten absolut unterschiedlich und nicht miteinander vergleichbar.Eine einheitliche Regulierung – ein wirklich schwieriges Unterfangen. Wie siehst Du die Entwicklung der Crowdinvesting Szene in den nächsten 5 Jahren? Ich halte nicht viel von orakeln. Eine Entwicklung lässt sich mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen schwer voraussagen. Jedoch sehe ich in der Crowdinvesting-Branche viel Potential, aber auch viele Hausaufgaben. Insbesondere muss sie sich stärker professionalisieren und mehr Assetklassen für breitere Investorenkreise bieten, um nicht nur für Early Adopter, sondern vielmehr für die Mehrheit der Bevölkerung – die Crowd in all ihren Facetten – Investitions- und Finanzierungsangebote anzubieten. Dies sind die Aufgaben, die die Branche bewältigen muss, um langfristig und nachhaltig erfolgreich zu sein. www.fundsters.de

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Das Kleinanlegerschutzgesetz, grundsätzlich will das Gesetz eine Regelungslücke schließen

Robert Michels ist Partner im Frankfurter Büro von Dentons. Er ist auf Kapitalmarkt-, Banken und Wertpapierrecht spezialisiert und berät derzeit mehrere Crowdinvesting-Plattformen und Fintechs.

Herr Michels was verändert sich durch das Kleinanlegerschutzgesetz für die Crowdfunding Plattformen? Durch den verabschiedeten Entwurf des Kleinanlegerschutzgesetzes entstehen für Crowdfunding-Plattformen neue Erlaubnispflichten. Erstmalig sollen partiarische Darlehen, Nachrangdarlehen und sämtliche wirtschaftlich vergleichbare Vermögensanlagen reguliert werden. Damit unterfallen auch diese Anlagen zukünftig entweder dem Kreditwesengesetz oder der Prospektpflicht nach dem Vermögensanlagengesetz. Betroffen wären insgesamt sämtliche Anlageformen, bei denen der Anbieter einem unbegrenzten Kreis von Anlegern durch ein öffentliches Angebot eine Anlage (einen vermögenswerten, auf Barausgleich gerichteten Anspruch) im Austausch für eine zeitweise Überlassung von Geld vermittelt. Ausschließlich im Wege der Anlageberatung oder Anlagevermittlung über Internetplattformen vertriebene Vermögensanlagen werden zwar von einigen Anforderungen des Vermögensanlagengesetzes ausgenommen (sogenannte Befreiung für Schwarmfinanzierungen), allerdings unterfallen auch die befreiten Vermögensanlagen weiterhin der Erlaubnispflicht nach der Gewerbeordnung. Für die Crowdfunding-Plattformen stellt sich daher zunächst die Frage, ob sie bezüglich der neu regulierten Anlagen als Anbieter im Sinne des Vermögensanlagengesetzes gelten könnten, wodurch sie selbst, neben

dem Emittenten, prospektpflichtig wären bzw. in den Anwendungsbereich einer Prospekthaftung kämen. Darüber hinaus werden Kontrollpflichten bezüglich der Einzelanlageschwellen für einzelne Anleger geschaffen. Hierbei dürfen sich die Plattformen allerdings auf die von dem Anleger gegebene Auskunft seiner Vermögensund Einkommensverhältnisse verlassen und unterliegen keiner eigenen Prüfungspflicht. Zu beachten sind darüber hinaus auch die Werbevorgaben. Gibt es Ausnahmen bei der Regulierung? Grundsätzlich will das Gesetz eine Regelungslücke schließen, aufsichtsfreie Bereiche wird es daher in Zukunft wohl nicht mehr geben. Vorgesehen sind allerdings nach der sogenannten Schwarmfinanzierungsausnahme Befreiungen von einigen Anforderungen des Vermögensanlagengesetzes für solche Vermögensanlagen, die ausschließlich im Wege der Anlageberatung oder Anlagevermittlung über Internetplattformen vertrieben werden. Diese Tätigkeit bedarf nur einer Erlaubnis nach der Gewerbeordnung. Dazu darf zum einen der Verkaufspreis sämtlicher von dem Anbieter angebotenen Vermögensanlagen desselben Emittenten nach dem verabschiedeten Gesetzesentwurf 2,5 Million Euro nicht übersteigen. Die erfolgte Anhebung von ursprünglich 1 Million Euro war geboten, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland im Vergleich

1) http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/047/1804708.pdf, Drs. 18/4708, Stand 22.04.2015

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Das FUNDSCENE Magazin im Gespräch mit Robert Michels Partner im Frankfurter Büro von Dentons


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zu anderen europäischen Ländern aufrecht zu erhalten. Zum anderen muss die Plattform gesetzlich zur Prüfung der bestimmten Einzelanlageschwellen (1.000 bzw. 10.000 Euro) verpflichtet sein, die mit dem Gesamtbetrag der Vermögensanlagen desselben Emittenten, die von einem Anleger erworben werden können, nicht überschritten werden dürfen. Wird durch das Kleinanlegerschutzgesetz nicht die noch recht Junge Crowdfunding-Szene überreguliert? Die Crowdfunding-Szene muss mit dem verabschiedeten Gesetz hoch zufrieden sein, da fast alle Kritikpunkte am ursprünglichen Entwurf vom Gesetzgeber aufgegriffen wurden. Verbleibender Hauptkritikpunkt ist jedoch die Ungleichbehandlung einzelner Anlagearten, die zu einer Wettbewerbsverzerrung unter den Plattformen führt und für die es keine überzeugenden, sachlichen Gründe gibt. Gibt es durch das Kleinanlegerschutzgesetz Einschränkungen bei der Werbung für ein Crowdfunding Projekt? Die Vermarktung von Crowdfinanzierungs-Projekten bzw. Vermögensanlagen in der Presse und den elektronischen Medien bzw. sozialen Netzwerken ist uneingeschränkt zulässig. Allerdings ist ein deutlich hervorgehobener Warnhinweis erforderlich. Dieser kann bei, aus lediglich Schriftzeichen bestehenden Werbungen in elektronischen Medien, in einem separaten Dokument erfolgen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Werbung weniger als 210 Schriftzeichen umfasst und einen deutlich hervorgehobenen Link auf dieses Dokument enthält, der mit „Warnhinweis“ gekennzeichnet ist. Worauf sollte man rechtlich bei einem Crowdfunding Projekt achten? Da Vermögensanlagen eine Reihe von Informations- und Transparenzpflichten nach sich ziehen, sollten bei Crowdfinanzierungs-Projekten vor allem folgende Punkte beachtet werden: Der Anbieter der Vermögensanlagen muss einen Verkaufsprospekt (sofern keine Ausnahme einschlägig ist) und vor Beginn des öffentlichen Angebots ein Vermögensanlagen-Informationsblatt erstellen. Darüber hinaus ergeben sich Pflichten zur Erstellung und Bekanntmachung von Jahresabschlüssen und Lageberichten. Zudem sind Emittenten einer Vermögensanlage nach Beendigung des öffentlichen Angebots verpflichtet, jede Tatsache, die sich auf FUNDSCENE

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Eine Regulierung auf europäischer Ebene ist eine echte Herausforderung

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sie oder die emittierten Anlagen unmittelbar bezieht, unverzüglich zu veröffentlichen, wenn sie geeignet ist die Pflichterfüllung (z.B. Rückzahlung) gegenüber dem Anleger erheblich zu beeinträchtigen. Die Laufzeit von Vermögensanlagen wird auf mindestens 24 Monate ab dem Zeitpunkt des erstmaligen Erwerbs festgelegt. Eine ordentliche Kündigung ist nur mit einer Frist von mindestens 6 Monaten möglich. Letzteres dient allerdings dem Schutz des Emittenten. Bei den neu regulierten

Vermögensanlagen ist zudem darauf zu achten, ob die bereits genannten Voraussetzungen für eine Ausnahme von diesen Anforderungen gegeben sind. Wie sehen Sie die Chancen auf eine Europaweit gleiche Regulierung des Crowdfunding Marktes? Eine Regulierung auf europäischer Ebene ist eine echte Herausforderung und noch am ehesten für den Bereich des Crowdlendings zu bewerkstelligen. Ich bezweif-


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ding-Szene in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt? Die deutsche Crowdfunding-Szene war rückblickend schlecht beraten, einen Weg an der Regulierung vorbei zu suchen, anstatt pro-aktiv wenigstens sogenannte „best practice guidelines“ zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang wird auch das jetzt schon bestehende (Prospekt)Haftungsrisiko der Plattformen verkannt, sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass bereits in der Vergangenheit eigentlich prospektpflichtige Anlageformen vertrieben wurden. Unter den zahlreichen Plattformen gibt es teilweise hervorragende Ideen und Ansätze, insbesondere wenn es um Nischenthemen geht. Allerdings wird der Konsolidierungsdruck unter den Plattformen zu einer erhöhten Wettbewerbssituation führen und nur wenige der Plattformen werden in drei Jahre noch am Markt sein. Im gleichen Atemzug werden auch einige der jetzt bestehenden sogenannten Interessenverbände und damit verbundene Crowd-Dienstleister von der Bildfläche verschwinden.

le, dass es kurzfristig gelingen wird, die zahlreichen eigen- und fremdkapitalähnlichen Anlageformen des Crowdinvestings zu harmonisieren. Wenn eine solche europäische Regulierung jedoch letztendlich geschaffen werden kann, gehe ich davon aus, dass sie deutlich über den gegenwärtigen Entwurf des Kleinanlegerschutzgesetzes hinausgehen wird.

Die deutsche Crowdfunding-Szene war rückblickend schlecht beraten einen Weg an der Regulierung vorbei zu suchen, anstatt pro-aktiv wenigstens sogenannte „best practice guidelines“ zu erarbeiten.

Wie sehen Sie die Zukunft des Crowdfunding-Marktes in Deutschland und Europa? Die Besonderheit des Crowdfundings im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen besteht in dem mehr oder weniger unmittelbaren Kontakt zwischen dem Emittenten und dem Investor. Insbesondere jüngere Anleger werden von dieser Investmentart angezogen, da die Abläufe unkonventioneller und unbürokratischer sind. Ich denke daher, dass das Crowdfunding als eine alternative Investmentform dazu geeignet ist, die Anlagekultur in Deutschland nachhaltig zu verbessern. In sehr vielen europäischen Ländern ist das Crowdfunding noch gar nicht richtig angekommen, sodass das Potential für den europäischen Markt als erheblich anzusehen ist. In Deutschland sehe ich insbesondere unter Berücksichtigung der Entwicklung in den USA und UK noch deutliche Wachstumschancen für die Crowdlending-Plattformen. Allerdings sollte die deutsche Politik ihren Beitrag leisten und beispielsweise über das Setzen von Anreizen (auch steuerlicher Art) nachdenken. „Natürlich muss in diesem Zusammenhang eine weitere Professionalisierung der Branche erfolgen.“

Über das Unternehmen Dentons

Dentons ist eine globale Wirtschaftskanzlei, die Mandanten einen Mehrwert in einem zunehmend vernetzten, komplexen und wettbewerbsintensiven Markt bietet. Aus dem Zusammenschluss der drei Rechtsanwaltskanzleien Salans LLP, Fraser Milner Casgrain LLP (FMC) und SNR Denton entstanden, steht Dentons mit rund 2.600 Berufsträgern an mehr als 75 Standorten in über 50 Ländern zur Verfügung. Dentons berät sowohl kleine Unternehmen als auch international tätige Konzerne – auf lokaler, regionaler und globaler Ebene.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die CrowdfunFUNDSCENE

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Wir haben sehr lange im Voraus geplant. Gemeinsam mit unserem Partner Seedmatch wurde ein ausgefeilter Projektplan auf die Beine gestellt, bei der alle Themen von A bis Z mit Verantwortlichkeiten, Ansprechpartnern und Deadlines festgelegt wurden.

Hinter den Kulissen, einer Crowdfunding Kampagne Das FUNDSCENE Magazin l체ftet das Geheimnis hinter Protonet`s Crowdfunding Erfolg, im Gespr채ch mit Ali Jelveh, Chief Revolutionary Officer, Protonet GmbH.

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Wer steckt hinter Protonet? Neben mir und meinem Mitgründer Christopher steckt hinter Protonet ein inzwischen 50-köpfiges Team. Unsere Investoren und Business Angels gehören natürlich auch dazu. Sie glauben an unsere Vision und geben uns nicht nur Kapital, sondern stehen uns auch mit gutem Rat als erfahrene Unternehmer zur Seite. Was hat es mit Carla, Carlita und Maya auf sich? Carla, Carlita und Maya sind unsere Antwort auf die Frage nach Datenhoheit. Die intuitiv bedienbare Software Protonet SOUL liefert dabei eine besonders einfache Kommunikations- und Projektstruktur, ein Dateimanagement und vieles, was ich sonst noch brauche um mein kleines Unternehmen zu führen – alles in einem Tool und ohne IT-Verständnis bedienbar. Dabei liegen die Daten auf der eigenen kleinen orangen Box zu Hause oder im Büro und nicht in einem externen Rechenzentrum. Carla, Carlita und Maya sind unsere Produktbezeichnungen für die verschiedenen Modelle. Ausgelegt sind sie für unterschiedliche Nutzungsanforderungen, so können wir für jedes Team den richtigen Server empfehlen. Außerdem sind Carla, Carlita und Maya Made in Germany. Ihr habt mit eurem Crowdfunding sämtliche Rekorde gebrochen, hättet ihr mit so einem Zuspruch der Crowd gerechnet? Natürlich waren wir überzeugt von unserem Produkt und unserer Strategie, aber dass wir einen Weltrekord erzielen – damit haben wir natürlich nicht gerechnet. Wie habt ihr euch auf das Crowdfunding vorbereitet? Wir haben sehr lange im Voraus geplant. Gemeinsam mit unserem Partner Seedmatch wurde ein ausgefeilter Projektplan auf die Beine gestellt, bei der alle Themen von A bis Z mit Verantwortlichkeiten, Ansprechpartnern und Deadlines festgelegt wurden. Nach welchen Kriterien habt ihr die Crowdfunding Plattform ausgesucht? Da wir bereits einmal mit Seedmatch gearbeitet haben, fiel die Wahl nach den guten Erfahrungen nicht so schwer. Wir haben aber dennoch die Alternativen abgewogen, denn in Deutschland gibt es etwa 70 Crowdfunding Plattformen, darüber hinaus internationale Schwergewichte wie Kickstarter oder Indiegogo. Einer der Hauptgründe war, dass Seedmatch die größte Plattform für Equity-Crowdfunding ist und daher über das größte Investorenpotential verfügt. FUNDSCENE

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Wie wichtig ist das Produkt für den Erfolg einer Crowdfounding Kampagne? Das Produkt ist natürlich ein elementarer Bestandteil. Gerade bei Hardware ist Crowdfunding einfacher mit einem Produkt, das auch die Bedürfnisse der potentiellen Kunden trifft. Aber es gibt auch genug Beispiele, bei denen das Produkt eher zweitrangig ist, z.B. hat im letzten Jahr ein Amerikaner 55.000 Dollar für Kartoffelsalat per Crowdfunding eingesammelt. Da kommen dann wieder die Köpfe und Charaktere ins Spiel.

Crowdfunding ist zum Teil Storytelling. Investoren investieren in eine Vision der Zukunft,

Welche Unterstützung habt ihr durch Seedmatch erfahren? Das Seedmatch-Team hat uns mit ihrem konstruktiven Feedback vor allem bei der Optimierung des Businessplans und der Kampagne geholfen. Auch die Kommunikationsinhalte für die Crowd und die Schwerpunktlegung für die Kommunikation mit den Investoren konnten wir so optimal vorbereiten und umsetzen. Wie sollte eine Crowdfunding Kampagne aufgebaut sein damit sie erfolgreich wird? Crowdfunding ist zum Teil Storytelling. Investoren investieren in eine Vision der Zukunft, in eine Geschichte, die heute prognostiziert und morgen umgesetzt werden soll. Diese muss man aufzeigen um erfolgreich zu sein. Zusammen mit der exakten Planung, einem guten Spannungsbogen und dem richtigen Produkt ist schon viel getan. Ein weiterer Erfolgsfaktor war wahrscheinlich unsere intensive Kommunikation. Wir haben z.B. eine Roadshow gemacht. Auch wenn es sich scheinbar widerspricht, Offline für ein Online-Investment zu werben, freuen sich viele Investoren über den direkten Kontakt zu „ihrem“ Startup und wollen die Menschen dahinter einmal in der Wirklichkeit treffen. Wie wichtig ist das Team hinter der Crowdfunding Kampagne? Das Team ist immer wichtig. Leute investieren in Köpfe und Charaktere, die sie als sympathisch und zuverlässig empfinden. Das ist ähnlich wie mit politischen Wahlen, einem Kandidaten, der unsympathisch wirkt, gibt man auch eher ungern seine Stimme. Daneben muss das Team auch untereinander verlässlich sein. Vertrauen ist also sowohl nach innen als auch nach außen unerlässlich.

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Wie habt ihr die sozialen Medien in euer Funding mit einbezogen? Social Media war neben der klassischen Pressearbeit der wichtigste Kommunikationskanal für uns. Wir haben vor allem Twitter und Facebook genutzt um mit unserer #CHOICE Kampagne die Leute auf das Crowdfunding aufmerksam zu machen. XING und verschiedene Blogs haben wir ebenfalls in unsere Strategie mit einbezogen um eine noch größere Reichweite zu erzielen und auch um mit den Leuten in eine direkte Interaktion zu treten. Man muss allerdings dazu sagen, dass wir bereits eine funktionierende Social Media Kommunikation hatten, auf die wir nur aufbauen mussten. Nach welchen Kriterien würdet ihr selbst in ein Crowdfunding investieren? Wir würden es vermutlich ähnlich wie professionelle Investoren angehen und auf eine Portfolio-Strategie setzen. So kann man das Risiko minimieren und dabei sogar verschiedene Projekte unterstützen. Zudem würden wir versuchen in Produkte mit hohem Innovationsgrad zu investieren. Wie bewertet ihr das Gesetz zum Kleinanlegerschutz? Der Gesetzgeber ist durch politischen Druck oftmals dazu gezwungen, reaktiv zu handeln, das kennt jeder. Wir hätten uns an einigen Stellen aber eine realistischere Sichtweise auf das Problem gewünscht. Vielmehr sollte die Politik dazu beitragen, weiterhin Investitionen in Innovationen zu fördern. Nun geht das Geld wieder zurück in die Bank oder noch schlimmer – unters Kopfkissen. Wie seht ihr die Entwicklung des Crowdfunding in den nächsten Jahren in Deutschland? Je nach Regulierung hat Crowdfunding in der Early- und in der Seed-Stage weiterhin das Potential den Markt mitzugestalten. Gerade für Leute die keine guten Erfahrungen mit Business Angels gemacht haben, weil keine guten Returns geliefert wurden oder die Business Angels zu viel Druck auf die Gründer ausgeübt haben, wird Crowdfunding eine gute Alternative darstellen.


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INTERVIEW

Boris Janek

Manager Digital Business und Innovation VR-NetWorld GmbH Erzählen Sie uns doch etwas über sich! Ich bin 47 Jahre alt, Soziologe seit fast 20 Jahren in der Internetbranche und mehr als 10 Jahre in der Finanzbranche unterwegs. Ich bin verheiratet, wohne im Rheinland. Fussball, insbesondere der 1 FC Köln und mit Frau und Hund durch Städte und Wälder ziehen, gehören zu meinen liebsten Freizeitaktivitäten. Sie sind Manager Digital Business und Innovation bei der VR-NetWorld GmbH, welche Aufgaben obliegen Ihnen speziell? Im Fokus meiner Tätigkeit stehen Innovationen und die Digitale Transformation. Ich bin für das Finden neuer Geschäftsbereiche und neuer Services zuständig. Ich berate Banken und versuche die Veränderung der Finanzbranche aktiv zu gestalten. Wie kam es dazu, dass sich die Volksbanken Raiffeisenbanken dazu entschlossen haben, eine Crowdfunding Plattform zu starten? Das war prinzipiell ein Projekt von mir. Schon lange bin ich im intensiven Austausch mit Franz Welter. Wir führen gemeinsam Workshops durch. Bei einem Gedankenaustausch sind wir gemeinsam auf die Idee gekommen, dass crowdfunding eigentlich die Wiederentdeckung der genossenschaftlichen Idee auf digitalen Plattformen ist.In der VR NetWorld GmbH und auch bei der Volksbank Bühl haben wir dann ganz schnell Sympathisanten für die Idee gefunden. Wir haben dann potentielle Anbieter gesucht und gefunden und über ein Pilotprojekt mit der Volksbank Bühl die Plattform entwickelt und ausgestaltet. Welche Schwierigkeiten hat eine Bank beim Aufbau einer Crowdfunding Plattform? Von Schwierigkeiten kann man eigentlich

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nicht reden. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie weit die Bank auf dem Weg der digitalen Transformation schon ist. Erkennt Sie, welche Chancen in einer solchen Plattform liegen. Dies gelingt zumeist besser, wenn die Bank zumindest schon Social Media Erfahrungen hat und erkennt, dass sich das Bankgeschäft sehr stark verändern wird. Der Kunde und sein Erlebnis rücken immer mehr in den Fokus. Crowdfunding stellt neue Beziehungen zu Menschen in der Region und natürlich zu den Kunden her. Die Bank lernt viel für weitere Schritte. Ansonsten muss die Bank natürlich die Ressourcen aufbringen und bereitstellen und mit den dynamischen Veränderungsprozessen umgehen, die durch crowdfunding entstehen. Wie wird die Plattform in den einzelnen Regionen angenommen? Sehr gut. Es gibt nur gute Erfahrungen. Über das Angebot der Plattform wird viel gesprochen. Die Banken verbessern ihr Image, erhalten viel positive Reputation in allen Kanälen und natürlich werden zahlreiche Projekte eingestellt. Wir sind also mehr als zufrieden Welche Vorteile hat eine genossenschaftliche Crowdfunding Plattform? Das besondere an unserer Aktivität ist eigentlich, dass wir das crowdfunding in die Region bringen und Menschen auf das Thema aufmerksam werden, die nicht zur digitalen Elite bzw. zu den Digital Natives gehören. Wir bringen crowdfunding in die gesellschaftliche Mitte und nehmen den Nutzern oder Interessenten viele Ängste, die sie wohl bei der Nutzung der reinen Online Unternehmen hätten. Welche Kriterien muss ein Projekt erfüllen, damit es den Weg auf die Plattform

„Viele schaffen mehr“ schafft? Es muss sich um ein soziales Projekt aus der Region handeln und es darf natürlich nicht gegen Regeln der Plattform bzw. gesetzliche Regeln verstoßen. Ist Crowdfunding nur eine Trenderscheinung oder hat es das Potenzial, klassische Anlagen und Investitionsmodelle abzulösen? Crowdfunding ist in keinem Fall eine Trenderscheinung. Sie wird klassische Anlagen und Investitionsmodelle dauerhaft ergänzen. Sie wird sie sicher nicht ersetzen, sie wird den klassischen Anlagen und Investitionsmodellen aber ein gutes Stück vom Kuchen abnehmen. Allerdings hängt der weitere Erfolg auch davon ab, wie unser Gesetzgeber mit dem Thema umgehen. Das neue Kleinanlegerschutzgesetz stellt in der vorgesehenen Form eine Gefahr da, nicht für crowdfunding an und für sich, aber für die Entwicklung in Deutschland. Wird sich durch Crowdfunding und Social Banking das klassische Bankengeschäft nachhaltig verändern? Definitiv. Vor allem werden digitale Technologien das Banking nachhaltig verändern. Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die man sicherlich als disruptiv bezeichnen kann. Viele klassische Anbieter werden schrumpfen oder ganz verschwinden, viele Internetunternehmen werden – für sie attraktive- Teile des Bankgeschäftes übernehmen. Wie wichtig sind heute Soziale Medien für Banken und wie sollten Banken mit den Sozialen Medien umgehen? Soziale Medien sind extrem wichtig, sie sind unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Kundenbeziehung und jede Kundenbeziehung verlagert sich immer weiter


INTERVIEW

man das gewaltige Innovations- und Veränderungsprojekt, das durch Crowdfunding ausgelöst wird. Wir erleben durch normale Menschen angestoßene Veränderungsprozesse auf allen Ebenen. Wir sehen neue Produkte, neue Services, die Entwicklung neuer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und sogar kultureller Trends, die ohne Crowdfunding gar nicht möglich gewesen wären. Und dabei stehen wir eigentlich noch am Anfang der Entwicklung

Foto: © Boris Janek

Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Crowdfunding in den nächsten Jahren entwickeln? Das hängt – wie schon gesagt – von der Politik unserer Regierung ab. Wenn das Kleinanlegerschutzgesetz noch einmal zugunsten der Plattformen angepasst wird, dann werden wir deutliches Wachstum sehen. Wir werden mehr Banken sehen, die sich des Themas annehmen und eigene Lösungen anbieten bzw. mit Plattformen kooperieren. Trotzdem wird es eine deutliche Konsolidierung geben, denn meiner Meinung nach gibt es zu viele Plattformen und gerade die nur auf Deutschland ausgerichteten Plattformen werden es schwer haben. Der Markteintritt von kickstarter wird den Druck noch erhöhen. Und wir werden spannende neue Formen des crowdfundings sehen. Momentan boomt ja das Immobilien Thema. Ich sehe z.B. in der Ausbildungsfinanzierung gewisse Potentiale.

in Richtung soziale Medien. Darüber hinaus lässt sich eine Kundenbeziehung über kein anderes Medium so eng und dazu kostengünstig führen, wie über soziale Medien. Darüber hinaus sind soziale Medien der Einstieg in die Veränderung des Unternehmens von einer eher analogen in eine digitale Ausrichtung. Wer als Bank heute auf die Nutzung sozialer Medien verzichtet, hängt sich selber von jeder Entwicklung ab. Wird es in Zukunft die Möglichkeit geben, über Crowdfunding/Crowdinvesting bei den Volksbanken Raiffeisenbanken z. B. in Startup oder Mittelständische Unternehmen zu investieren? Wir arbeiten daran und ich würde mir das wünschen. Mehr kann ich aber dazu nicht sagen Wo sehen Sie das Potential des Crowdfunding? Aus Nutzersicht führt Crowdfunding zu mehr Unabhängigkeit. Darüber hinaus sind mehr Wettbewerb und mehr alternative Finanzierungsangebote gut für den Finanzkunden. Möglicherweise muss die Nutzung noch einfacher werden und es müssen Produkte geschaffen werden, in die auch der normale Verbraucher leicht investieren kann. Nicht vergessen darf

Wie bewerten Sie den Gesetzentwurf zum Kleinanlegerschutzgesetz mit Ausblick auf die Finanzierung von Startup und Mittelständische Unternehmen durch Crowdfunding? Wie schon gesagt. Dieser ist dringend zu überarbeiten. Verbraucherschutz ist gut – auch wenn ich nicht verstehen kann, dass man in Deutschland den Menschen vor jedem Fehler glaubt schützen zu müssen. Das mag gut gemeint sein. Aber gut gemeint, ist eben das Gegenteil von. Für mich führt das die Menschen eher in eine Abhängigkeit, die ich nicht für gut halte . Wer Crowdfunding über reguliert, agiert für mich leichtsinnig und vieleicht sogar undemokratisch, weil er die Veränderungspotentiale nicht erkennt oder nicht an Veränderung interessiert ist. www.financezweinull.de FUNDSCENE

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Entrepreneur Business Angel und Autor Günter Faltin unterstützt als Business Angel Startup Unternehmen und die Entrepreneure von morgen Herr Faltin, gerade ist Ihr zweites Buch „Wir sind das Kapital“ erschienen. Können Sie uns kurz erzählen, um was es in dem Buch geht? Mit „Wir sind das Kapital“ möchte ich die Fantasie und den Wagemut in jedem Einzelnen von uns wecken. Eine Anstiftung zur persönlichen Revolution. Unsere Wirtschaft braucht mehr und andere Unternehmer – mit einem breiteren Spektrum und anderen Werten, einen modernen Typus des Entrepreneurs, um der zunehmend einseitigen, aggressiven und verdummenden Ökonomie etwas entgegenzusetzen. Wir können nicht weitermachen wie bisher.

Mit „Wir sind das Kapital“ möchte ich die Fantasie und den Wagemut in jedem Einzelnen von uns wecken.

Entrepreneurship ist ein Thema, das Ihnen am Herzen liegt. An der Freien Universtität Berlin haben Sie den Arbeitsbereich Entrepreneurship aufgebaut. Was vermitteln Sie den jungen Menschen? In meinen Veranstaltungen zeige ich Wege auf, wie man systematisch aus einer Anfangsidee ein durchdachtes und ausgereiftes Entrepreneurial Design entwickeln kann. Dies ist ein sehr systematischer und durchaus zeitaufwändiger Prozess, aber unabdingbar, um sein Ideenkind auf solide Füße zu stellen. Erst danach beginnt die praktische Umsetzung. Was macht einen Entrepreneur aus? Meine langjährige Erfahrung sagt, dass ein Entrepreneur, der aus seinen Überzeugungen heraus ein Konzept durchdenkt und ausarbeitet, ein enormes Potential an Kreativität und Durchschlagskraft entwickelt. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass Personen, die man gemeinhin auf gar keinen Fall als Gründer aussichtsreich bewerten würde, sich hervorragend im Prozess der Gründung und des Aufbaus des Unternehmens geschlagen haben, eben, weil ihr Entrepreneurial

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Design extrem ausgereift war. Entscheidend war dabei auch immer, dass der Gründer authentisch blieb und sich ein Feld gesucht hatte, in dem seine persönlichen Vorlieben und Stärken liegen. Seit einigen Jahren gibt es die Entrepreneurship Summit in Berlin. Was bieten Sie hier den Entrepreneuren? Was ist das Ziel des Summit? Wer ist die Zielgruppe? Der Fokus liegt seit Beginn auf der Vermittlung von Methoden und Techniken zur Erarbeitung eines tragfähigen, ausgereiften Geschäftskonzepts. Die Teilnehmer sollen befähigt werden, konzept-kreativ zu gründen, Business Modell Innovationen zu entwickeln. Mit dem Summit betonen wir, Komponenten einzusetzen, statt das Unternehmen von Grund auf neu aufzubauen. Dabei erwies es sich als hilfreich, sich mit Gleichgesinnten, die ebenfalls mit dem Aufbau ihres Unternehmens befasst sind, auszutauschen. Sie sind Business Angel und Coach verschiedener Startup Unternehmen. Wie wichtig ist es Ihnen, die Startup Szene zu unterstützen? Und wie unterstützen Sie die Unternehmen? Entrepreneurship ist eine offene, zu schöpferischem Handeln einladende Angelegenheit. Wir brauchen Start-ups, die nicht nur ständig neue Bedürfnisse herauskitzeln, sondern als genügsame, aber als zukunftsfähig Handelnde intelligenter wirtschaften. Bescheidener, was den Verbrauch an Ressourcen angeht. Anspruchsvoller, wenn es um geglücktes Leben geht. Mit meiner Stiftung Entrepreneurship unterstütze ich Gründer dabei mit diversen Angeboten: Wir haben einen Entrepreneurship Campus eingerichtet, wo man online sehr viel Material zur Ausarbeitung eines Entrepreneurial Designs findet sowie ein Online-Trainingsprogramm. In unseren Offline-Veranstaltungen – dem Labor für Entrepreneurship und dem Entrepreneurship Summit – bieten wir den Teilnehmern die Möglichkeit, von erfolgreichen Entrepreneuren zu lernen, Sparringspartner, Mentoren oder Business Angels zu finden und in Workshops, Impulsgruppen und bei Vorträgen von Experten das eigene Wissen zu vertiefen. Zum Schluß, was würden Sie Menschen mit auf dem Weg geben die mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen? Nicht allein zu bleiben, sondern Gesprächspartner zu suchen. Man braucht ein Gegenüber. Jemanden, der konstruktiv mitdenkt, um aus einem Einfall oder einer Anfangsidee ein wirklich tragfähiges Ideenkonzept zu erarbeiten. Heute ist die Qualität des Entrepreneurial Design ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Wir bedanken uns für das offene Gespräch


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„Wir brauchen Start-ups, die nicht nur ständig neue Bedürfnisse herauskitzeln, sondern als genügsame, aber als zukunftsfähig Handelnde intelligenter wirtschaften.“

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Foto: © aescuvest GmbH Fotografie Michael Weber

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aescuvest hilft Erfindern und kreativen Unternehmern bei der Realisierung von Projekten in der Medizientechnik. Das FUNDSCENE Magazin im Interview mit aescuvest Gründer Dr. rer. nat. Patrick Pfeffer Herr Dr. Pfeffer, Sie haben ´aescuvest´ gegründet. Was hat Sie bewogen, ein Crowdinvesting Portal für Medizintechnik zu starten? Mein Bioinformatik-Studium, meine einschlägigen Berufserfahrungen in medizinischen Bereichen und meine persönlichen Ambitionen zielten folgerichtig genau auf das, was aescuvest zukünftig leisten wird. Mir macht es Freude, Erfindern und kreativen Unternehmern bei der Realisierung von Projekten zu helfen. Hinzu kommt ein riesiger Markt, der bedingt durch den demographischen Wandel stetig weiter wächst. Aber nicht nur der Bedarf an klinischen Leistungen für immer mehr, immer älter werdende Menschen legt zu, auch das Bewußtsein jüngerer Generationen, gesünder zu leben, verstärkt sich und schafft somit immer neue Nischen im Markt, die von extrem findigen Leuten bedient werden. Allerdings haben viele Einsteiger von den sattsam bekannten Absagen zur klassischen Finanzierung die Nase voll. Und auch fortgeschrittene Unternehmer scheitern oft genug bei den eigenen Banken, wenn es um Weiterentwicklungen und Neuerungen geht. Bei uns entscheiden ausgesuchte Fachleute und erfahrene Investoren, ob eine Idee vertrauenswürdig und vielversprechend für die Zukunft ist. Wodurch unterscheidet sich aescuvest von anderen Crowdfunding- oder Crowdinvesting Plattformen? Was ist euer USP? Das generelle Crowdfunding sammelt Geld bei Unterstützern, die sich für eine beliebige Idee begeistern lassen und diese mit einem spendenähnlichen Beitrag fördern wollen. Als Anerkennung für eine erfolgreiche Umsetzung werden ideelle oder materielle Belohnungen versprochen. Unser spezialisiertes Crowdinvesting will Anleger anhand ausgesuchter Innovationen dafür gewinnen, mit dem investierten Kapital eine angemessene Rendite zu erzielen. Parallel soll auf diesem Wege dem Unternehmer zum Durchbruch seiner Geschäftsidee verholfen werden. aescuvest widmet sich als erstes Portal ausschließlich dem Gesundheits- und Medizinsektor. Diese

Die komplexen Zusammenhänge zwischen Finanzierung und vertrieblicher Ausrichtung, nebst Einbindung versierter Investoren verlangt eine sehr gute Abstimmung, um jeder Crowd-Kampagne den richtigen Kick zu geben.

Spezialisierung erhöht unsere Kompetenz und unsere Glaubwürdigkeit so nachhaltig, daß ein permanenter Wettbewerbsvorsprung entsteht. Die komplexen Zusammenhänge zwischen Finanzierung und vertrieblicher Ausrichtung, nebst Einbindung versierter Investoren verlangt eine sehr gute Abstimmung, um jeder Crowd-Kampagne den richtigen Kick zu geben. Als Alleinstellungsmerkmal bezeichnen wir unter anderem die ´Hexagonauten´. Das ist unser ´Wissenschaftlicher Beirat´, der alle eingereichten Ideen auf Herz und Nieren prüft. Nur mit dessen Empfehlung geht es in unserem Haus weiter bis zur Präsentation. Starke Medienpartner sorgen dafür, daß bei einer Kampagne mehrere zehntausend Gesundheitsexperten von der Innovation erfahren. Wie unterstützen Sie die Unternehmen während der Crowdinvesting Phase? Die Prüfung durch den ´Wissenschaftlichen Beirat´ ist konstruktiv ausgelegt. Wer sich diesen Experten mit seiner Idee stellt, der ist hinterher in jedem Falle schlauer, auch wenn es nicht auf Anhieb mit einer Präsentation klappt. Wer den Weg weitergeht, der wird in allen wichtigen Belangen beraten und unterstützt. Diese maximale Aufmerksamkeit vermeidet Fehler und Missverständnisse und sorgt für eine rapide Beschleunigung sämtlicher Prozesse. Beginnt aescuvest mit der Marketing-Kampagne, wird sich diese auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen ausbreiten und mit Unterstützung unserer medizinaffinen Medienpartner in sämtlichen relevanten Netzwerken landen. Aus Erfahrung wissen wir, wie wichtig die kontinuierliche Kommunikation zwischen Inventor und Investor ist. Wir sorgen dafür, daß hier keinesfalls Defizite entstehen, sondern beide Seiten stets über den Status quo informiert bleiben. Unsere Mannschaft besteht aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten mit entsprechend vielfältigen Begabungen. Die bestmögliche Verständigung zwischen den teils sehr gegensätzlichen Welten von Unternehmern und Anlegern wird aescuvest fortlaufend gewährleisten. Welche Projekte gab es bisher auf aescuvest? Aus den rund siebzig Einreichungen, haben FUNDSCENE

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sich zum Start des Portals die ersten fünf Projekte herauskristallisiert, denen wir zutrauen, nachhaltigen Erfolg im Markt zu erzielen. Ein straffes Inkubationsprogramm sowie die finanzstrategische Leitplankenstellung bilden die unabdingbare Voraussetzung für eine eng getaktete Realisierungsphase und damit einhergehend, ein überschaubares Risiko auf Investorenseite. Ohne schon zu viel zu verraten, es bahnt sich durchaus eine kleine medizintechnische Revolution im Bereich Knochenbruch an. Nach welchen Kriterien selektiert Ihr Projekte, bevor diese den Weg auf die aescuvest Plattform schaffen? Wir kennen die besonderen Voraussetzungen, wir beherrschen die komplizierten Regeln und wir wissen um die kritischen Bedingungen, von denen der Erfolg eines Projektes abhängt. Unsere Checkliste ist lang, weil wir uns der Verantwortung bewußt sind, die unsere Akteure später zu übernehmen haben. Also: Ist das Produkt medizinisch sicher, wird es die strengen Tests bestehen und zugelassen. Ist das Ganze unter ethischen Gesichtspunkten vertretbar und ist das Projekt auch in juristischer Hinsicht wasserdicht? Passt das Projekt vom Gesamtvolumen der Investitionen und einer planbaren Zeitachse zum Crowdinvesting? Wann dürfen Anleger erstmals mit einer Rendite rechnen?

Foto: © aescuvest GmbH Fotografie Michael Weber

Wir sehen im Crowdinvesting derzeit die einzig interessante Alternative zur Anlage in Aktien.

Wie kann ich als Investor auf der Plattform aescuvest in ein Unternehmen investieren? In einer nutzerfreundlich gestalteten Online-Führung kann jeder ab 250 Euro aufwärts in medizinische Innovationen ´Made in Germany´ investieren. Wer sich in größerem Umfang an einem Projekt finanziell oder auch anderweitig beteiligen will, dem stehen verschiedene Optionen offen, die wir angemessen zum jeweiligen Projekt verhandeln wollen. Ganz entscheidend aber ist das transparente Verfahren und die treuhänderische Verwaltung aller Anlagen, so daß für alle Beteiligten, die vertraglich zugesicherten Abläufe

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und Verwendungszwecke zu jeder Zeit nachvollziehbar sind. Wie können Investoren am Erfolg eines Unternehmens profitieren? In den Verträgen sind festgelegte Zinskomponenten in Abhängigkeit von Kennzahlen wie Umsatz, Ertrag und/oder Gewinn enthalten. Darüber hinaus investieren in diesem Bereich viele Akademiker, Ingenieure und branchenverwandte Anleger. So kommt es zu Synergien, von denen alle Projektbeteiligten profitieren. Die Bereitschaft von Crowdinvestoren zusätzlich mit Kontakten und Know-how zu helfen, macht sich in vielen Fällen bezahlt und ermöglicht dynamische Effekte. Sollten im jeweiligen Projektverlauf große Investoren einsteigen oder Übernahmen durch die Industrie angestrebt werden, gelten für diesen Fall entsprechend vorteilhafte Exit-Szenarien. Welche Chancen und Risiken bietet Crowdinvesting für Anleger? Durch den direkten Kontakt zwischen Start-up-Gründer und Investor bildet sich eine persönliche Vertrauensbasis. Der Investor ´begreift´ im wahrsten Sinne des Wortes auf wen und was er sich einlässt. Der selbständige Unternehmer bringt sich selbst voll und ganz für die Sache ein und steht mit seinem guten Namen für das Projekt. Diese zielorientierte Herangehensweise verkürzt den Weg bis zum Markteintritt nachweislich. Das Investment macht sich signifikant früher bezahlt als in vielen sehr langfristig geplanten Anlagevermögen. Eine weitere Chance besteht für Anleger in der gezielten Trennung von einzelnen Investments, getreu dem Sprichwort ´never put all eggs in one basket!´. Sollten sich die Erwartungen in einem Falle nicht bestätigen, verbleiben immer noch gute Chancen bei anderen Projekten. Der unmissverständliche Hinweis auf etwaige Verlustrisiken wird bei unseren Projekten klar zu erkennen sein und keinesfalls nur im ´Kleingedruckten´ stehen. Eine absolut sichere Altersversorgung sieht demzufolge anders aus. Thema „Kleinanlegerschutzgesetz“, in wie weit wird sich das Ihrer Meinung nach auf das Crowdinvesting auswirken? Die Branche professionalisiert sich. Wir


Foto: © aescuvest GmbH Fotografie Michael Weber

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begrüßen eine nachvollziehbare Regulierung im Sinne des Investorschutzes, möchten aber auch davor warnen, dass sich Deutschland den Weg in diesen innovationsfreundlichen Wandel nicht verbaut und Menschen vorschreibt, in welchem Umfang investiert werden darf. Im Übrigen sind wir davon überzeugt, daß die Investoren ein quasi-demokratisches Prinzip begründen und gemeinsame Entscheidungen sich daher gegenseitig positiv beeinflussen. Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Crowdfunding/Crowdinvesting in den nächsten Jahren weiterentwickeln? Wir sehen im Crowdinvesting derzeit die einzig interessante Alternative zur Anlage in Aktien. Und dies wird sich im Rahmen der absehbaren Entwicklung an den Finanzmärkten wohl kaum ändern. Negativzinsen auf Bankguthaben, sinkende Renditen aus Finanzprodukten, inflationär gesteuerte Tendenzen und andere Unsicherheiten schreien ja förmlich nach handfesten Alternativen. Das Crowdinvesting wird ein ergänzender Bestandteil von Finanzierungsstrategien sein und unter dem Begriff ´Co-Investment´ ein zusätzliches Werkzeug darstellen. Aescuvest ist dabei, hier die richtigen Weichen zu stellen. Wir orchestrieren die strategischen Verbindungen aus Crowdinvesting, Fördermitteln, Venture Capital und Corporate Finance, um Innovationen ´from idea to impact´,

also vom zündenden Gedanken bis zum nachhaltig etablierten Markterfolg zu begleiten.

Foto oben v.l.n.r.: Dieter Kern, Jörg Diehl, Patrick Pfeffer, Christoph Severin, Torsten

Wo sehen Sie aescuvest in den nächsten Jahren? aescuvest will so schnell wie möglich der marktführende Innovationsmotor der deutschsprachigen Medizinlandschaft werden und außerdem als Entwickler neuartiger Geschäftsmodelle in der Gesundheitsindustrie Maßstäbe setzen. Es liegt in unserem eigenen Interesse, daß die entstandene Aufmerksamkeit, die große Neugier und der echte Vertrauensvorschuss von uns genutzt und die Investoren mit starken Ideen und handwerklich einwandfreier Umsetzung begeistert werden. Wir sind absolut sicher, zur rechten Zeit am rechten Ort sein.

Schreiber

Unser Motto besagt es in prägnanter Form: Gesundheit lohnt sich. Für jeden von uns. FUNDSCENE

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Foto: © wko

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Ohne Risikokapital von Privaten wird es nicht gehen Das FUNDSCENE Magazin im Gespräch mit Herbert Rohrmair-Lewis Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft in Österreich Warum ist Crowdfunding/Crowdinvesting gerade für Start-up Unternehmen ein interessantes Finanzierungsmodell? Bislang war die Unternehmensfinanzierung durch Investitionen von Privaten nur äußerst eingeschränkt möglich. Gemeinsam mit den strengen Eigenkapitalvorschriften für Banken – Stichwort Basel III – führte das immer öfter zu ernsthaften Schwierigkeiten bei Unternehmen, Kredite für notwendige Investitionen zu erhalten. Insbesondere Jungunternehmen und Start-ups fehlte oft das Risikokapital für die rasche Umsetzung von dynamischen Innovationen im Technologiebereich. Mit Crowdinvesting lösen wir endlich die Finanzierungsbremse und geben ihnen Zugang zu ausreichend Fremdkapital, damit sie richtig durchstarten können. Wie sollte eine Regulierung für Crowdfunding / Crowdinvesting als alternative Finanzierungsform für Start-up Unternehmen aussehen? Die österreichische Bundesregierung stellte Ende März die Eckpunkte des neuen AltFG (Alternativfinanzierungsgesetz) vor. Das neue Gesetz schafft endlich rechtliche Sicherheit für Unternehmer und private Geldgeber. Besonders die Erfüllung unserer Kernforderung nach der Anhebung der Obergrenze für die kostspielige Prospektpflicht auf 5 Millionen Euro freut uns sehr! Darunter gibt es – ebenfalls wie von der JW gefordert – stufenweise Informationspflichten. Von 100.000 EUR bis 1,5 Mio EUR gibt es einfache Infopflichten. Zwischen 1,5 Mio EUR und 5 Mio EUR wird es ein vereinfachtes Prospekt nach einem Schema F geben. Die Begrenzung der privaten Investitionen auf 5.000 Euro pro Projekt wirkt auf den ersten Blick wie eine Bevormundung. Doch kann jeder Betrag darüber hinaus investiert werden, der Investor gibt dazu nur eine freiwillige Selbstnennung seines Monatsnettoeinkommens an. In Begutachtung ging das Gesetz am 14. April. Wir haben mit diesen Eckpunkten gute Voraussetzung für gute Rahmenbedingungen. Natürlich muss man sich dann den juristischen Wortlaut noch im Detail ansehen. Eines steht jedoch schon fest: Es ist eine gute Balance zwischen den Erfordernissen der Startup-Szene und dem Anlegerschutz gelungen.

Welche Unterstützung gibt es seitens der Wirtschaftskammer Österreich Junge Wirtschaft, wenn ein Unternehmen/Start-up ein Crowdfunding zur Finanzierung starten möchte? Wir haben als Junge Wirtschaft einen Crowdfunding-Leitfaden herausgegeben. Darin erklären wir, welche Projekte überhaupt für diese alternative Finanzierungsform geeignet sind, wie Crowdinvesting funktioniert, wie man Kapital durch Crowdinvesting erhält und was sowohl für Jungunternehmer als auch für Investoren zu beachten ist. Weiters gibt es bereits ein WIFI-Seminar (Wirtschaftsförderungsinstitut), in welchem alle Aspekte von Crowdinvesting vermittelt werden. Abgerundet wird das Angebot von regelmäßigen Diskussionsveranstaltungen.

Bislang war die Unternehmensfinanzierung durch Investitionen von Privaten nur äußerst eingeschränkt möglich.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach Crowdfunding / Crowdinvesting in den nächsten Jahren entwickeln? Österreichs Wirtschaft und Gesellschaft hat die Vorteile des Crowdinvestings längst erkannt. In Österreich wurden im Jahr 2013 fünf, im Jahr darauf 21 Projekte mittels Crowdinvesting realisiert. Das ist per se zwar eine gute Entwicklung, dennoch gibt es enormen Spielraum nach oben. Wir erwarten, dass die nun klaren rechtlichen Rahmenbedingungen einen Schub an Crowdinvesting-Projekten bewirken werden. Gerade in England und den USA hat sich das Crowdfunding/Crowdinvesting in den letzten Jahren erfolgreich als Alternative Finanzierungsform etabliert, wo sehen Sie im deutschsprachigen Raum noch Nachholbedarf ? Nachholbedarf sehe ich vor allem im Bereich des Risikokapitals. Besonders in Österreich wird immer wieder argumentiert, dass eine Investition in ein Unternehmen ein großes Risiko ist. Natürlich ist es das. Aber in Österreich werden durchschnittlich pro Person rund 700 € im Jahr in Lotto investiert – mit viel höherem Risiko. Man muss aufhören sich zu Tode zu fürchten! Wir brauchen dieses Kapital, damit Firmen investieren können und somit auch Arbeitsplätze schaffen. Ohne Risikokapital von Privaten wird es nicht gehen. FUNDSCENE

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Wer oder was ist gigflip? Julian Buehler, Co-Founder & Managing Director: gigflip ist die erste wirkliche Crowdfunding-Plattform für Konzerte in Deutschland. Künstler oder Veranstalter geben Rahmendaten wie Stadt, Datum, Ticketpreis und die zu erreichende kritische Masse an Fans/Ticketkäufern an. Ab dann liegt es in der Hand der Fans: In einem vorher festgelegten Votingzeitraum können sie auf www.gigflip.com für ihre Lieblingsband abstimmen und den Gig in ihre Stadt holen. Das Beste daran ist, dass das Konto der Ticketkäufer erst belastet wird, wenn das Voting erfolgreich ist. Damit schaffen wir Sicherheit für alle Seiten. Die Fans müssen nicht in Vorkasse gehen und auch für die Initiatoren wird es erst verbindlich, wenn ausreichend Fan-Support vorhanden ist. Mit gigflip geben wir Fans eine Stimme. Sie können mitbestimmen, wo ihre Bands auftreten und sich unnötige Reisen zu Konzerten sparen, bei denen sie mehr Geld für das Benzin, als für das Ticket ausgeben müssen.

Stephan von Rohden, Co-Founder & Managing Director: Nachdem sich das technische Setup unserer Public-Beta erfolgreich bewährt hat, gehen wir im Zuge unseres Redesigns in Kürze mit einem neuen Feature an den Start: dem „Wunschzettel“. Damit können sich Fans selber organiseren und die Initiative ergreifen, um ihre Stadt ins Rennen für das nächste Konzert zu bringen. Dazu geben sie einfach an, in welcher Stadt sie ihren Lieblingskünstler sehen möchten, ­was sie bereit wären, ­maximal für ein Ticket zu bezahlen. Im Anschluss teilen sie ihren Wunsch in ihren Netzwerken und mobiliseren ihre Freunde, denn die Chancen auf ein Wunschkonzert steigen, je mehr Fans einer Stadt den selben Wunsch äußern. Im zweiten Schritt kann der Künstler dann die aktivsten Städte in einer Crowdfunding-Kampagnen gegeneinander antreten lassen. Mit dem Wunschzettel generiert der Künstler bereits eine kritische Masse, die er für seine Kampagnen aktivieren kann und entdeckt das tatsächlcihe Nachfragepotenzial. FUNDSCENE

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Foto: © razoomanetu - Fotolia.com

Du entscheidest, wo die Musik spielt!


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Grundsätzlich liegt die Gestaltungsfreiheit jedoch beim Musiker und die Crowd entscheidet, welche Konzerte tatsächlich stattfinden sollen.

Wer ist das Team hinter gigflip? Julian: 6 hochmotivierte Talente aus den verschiedensten Disziplinen arbeiten derzeit an gigflip.com: Von der Akquise neuer Künstler/Bands über Produkt-Management und -Entwicklung bis hin zu Marketing und administrativen Themen. Das Besondere ist, dass wir alle unterschiedliche Stärken haben und uns mit unseren Erfahrungen gegenseitig ergänzen: Sie reichen von der Musikbranche, über Startup- und VC-Erfahrungen bis hin zum Mittelstand. Seit Herbst haben wir mit team neusta einen neuen strategischen Investor an Bord, der uns mit seinen weitreichenden Erfahrungen und Fähigkeiten im Bereich der strategischen und technischen Entwicklung auch personell unterstützt. Werden die eingereichten „Wunschkonzerte“ vorselektiert oder lasst Ihr die Crowd entscheiden? Stephan: „Wunschkonzerte“ werden von uns in dem Sinne nicht vorselektiert. gigflip ist eine offene Platt-

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form, die es allen Fans ermöglichen soll, ihre Konzertbedürfnisse anzumelden und ihre Künstler in ihre Stadt zu holen. Bevor Kampagnen starten können, müssen sie von uns freigegeben werden. Dabei stellen wir sicher, dass keine in irgendeiner Art diskriminierende oder gegen das Gesetz verstoßende Inhalte zum Tragen kommen. Grundsätzlich liegt die Gestaltungsfreiheit jedoch beim Musiker und die Crowd entscheidet, welche Konzerte tatsächlich stattfinden sollen. Wie erreicht Ihr die Fans und wie baut Ihr eure Reichweite aus? Julian: Ein Großteil unseres Traffics erreichen wir über die bereits bestehenden Kanäle der Künstler, die bei uns vertreten sind und ihre gigflip-Profile in ihren Netzwerken teilen. Darüber hinaus haben wir eine Reihe spannender Partnerschaften mit anderen Marken aus der Branche in der Pipeline, die uns helfen sollen, unser Produkt bekannter zu machen. gigflip ist ein schlag-


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kräftiges Tool für Bands und Interpreten, um näher an ihre Fans heranzukommen und bestehende Beziehungen weiter auszubauen. Wir ermöglichen es Musikern in einen Dialog mit ihren Fans zu treten und stärker auf die eigentlichen Bedürfnisse einzugehen. Es liegt jedoch stark in der Verantwortung des Künstlers, seine Crowd für seine Kampagnen zu aktivieren. Über gigflip kann die Künstler-Fan-Beziehung dann interaktiv und verbindlich gestaltet werden, mit dem Ergebnis sehr emotionaler „Wunschkonzerte“. Wie wichtig ist Crowdfunding für Musiker heute und wie seht Ihr den Stellenwert in den nächsten Jahren? Stephan: Crowdfunding für Musiker ist ein Konzept mit stetig steigender Teilnahme, sowohl aus Künstlersicht, als auch auf Seiten der Fans. Bands können ihr Schicksal ohne Einschränkungen durch ein Label, selbstbestimmt in die Hand nehmen, oder auch mit dem Label zusammen kreativ werden und neue Projekte angehen und Ideen ausprobieren. Mittlerweile starten Musiker verschiedenster Größenordnung Crowdfunding-Kampagnen. Es geht schon immer noch darum finanzielle Mittel für das nächste Projekt zu generieren, aber auch um neue Anreize für die Fanbase zu schaffen. Musik lebt stark von Emotionen.Die Einbeziehung von Musikfans in die eigene Entwicklung bzw. Karriere ist vor dem Hintergrund immer weiter steigender Ansprüche auf Fanseite enorm wichtig für die Kundenbindung von Bands. Julian: Über 2/3 der Umsätze generiert die Musikindustrie heute aus dem Live-Segment. Klaus Meine, Sänger der Scorpions, hat das mal schön auf den Punkt gebracht: „Früher haben wir gespielt, um unsere CDs zu promoten, heute produzieren wird CDs, um die Live-Auftritte zu promoten.“ Auf der anderen Seite sind alle Spielstätten in Deutschland während eines Konzerts im Schnitt aber nur zu 55% ausgelastet. Das heißt, dass die mit Abstand wichtigste Erlösquelle der Musikbranche sehr ineffizient organisiert ist, Angebot und Nachfrage überschneiden sich nur ungenügend. Das bedeutet ökonomisch betrachtet auf der einen Seite Ausgaben für Konzerte in Städten mit zu geringer Nachfrage, auf der anderen Seite ungenutztes Umsatzpotenzial in Städten, die man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat. Mindestens genauso schlimm ist aber auch die Frustration auf Seiten der Fans, wenn sie sich nicht abgeholt oder angesprochen fühlen. Dieses Problem zu lösen, bildet den Urpsrung der Idee zu gigflip. Der Wunschzettel, die Gewinnung und Auswertung der Daten über den Markt und die Bedürfnisse der Fans sowie das risikofreie Angebot für Konzerte, die nur gespielt werden, wenn genügend Fans sich verbindlich committen, das ist der goldene Weg für eine Branche im Umbruch in eine blühende Zukunft.

Wieviele erfolgreiche Projekte gab es bisher auf gigflip? Stephan: Seit dem Launch unserer aktuellen Public Beta im Januar 2014 wurden 13 Events erfolgreich über gigflip.com gecrowdfunded. Ein Beispiel ist das erfolgreiche Voting der Killerpilze, die mit Hilfe von gigflip.com ihr erstes Clubkonzert in Aschaffenburg gespielt haben. Gerne blicken wir auch auf die erfolgreichen Kampagnen für das HOLI Festival in Eberswalde und die Berlin Music Video Awards zurück. Wie ist die Resonanz bei den Musikern zu der Möglichkeit über euch Konzerte zu realisieren? Julian: Bei den meisten Acts bilden Abverkaufszahlen der letzten Tour/Konzerte und Facebook-Statistiken die Grundlage für die Tourplanung. Diese garantieren aber leider keine Wiederholungserfolge. Der Veranstalter BSE aus München hatte sich mit Konzerten von Britney Spears und Sean Paul verspekuliert, und ist Konkurs gegangen, nachdem er sich auf die Erfolge der letztjährigen Gigs verlassen hatte. Die Facebook-Statistiken geben auch nur eine grobe Orientierung. 100.000 Likes bedeuten bei weitem nicht, dass 100.000 Menschen auch Geld für ein Ticket ausgeben würden.

Klaus Meine, Sänger der Scorpions, hat das mal schön auf den Punkt gebracht: „Früher haben wir gespielt, um unsere CDs zu promoten, heute produzieren wird CDs, um die Live-Auftritte zu promoten.“

Stephan: Marktforschung ist für Künstler und ihre Managements grundsätzlich ein Dorn im Auge, denn sie ist sehr teuer, kompliziert und vor allem zeitaufwändig. gigflip vereinfacht diesen Prozess für Künstler, die nur bezahlen müssen, wenn sie bei uns erfolgreich Tickets verkaufen. Und das schönste ist, dass unsere Plattform Fans dazu animiert, diese Daten freiwillig und in guter Qualität anzugeben. FUNDSCENE

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Kladde Buchverlag

Derzeit präsentieren wir unsere Projekte auf den zwei bekannten deutschen Plattformen visionbakery und startnext.

Wie kam es zu der Idee Bücher via Crowdpublishing zu finanzieren? Die Grundzüge des Crowdpublishing sind bereits im Literaturbetrieb verankert: Subskription und Mäzenatentum. Es lag also nahe, dass sich Crowdfunding auch in der Buchbranche wiederfinden würde. Für uns war die Idee hinter Crowdpublishing eine Antwort auf die Fragen und Probleme, die derzeit die Branche bewegen.

Wie kommt das Konzept vom Kladdebuchverlag bei den Autoren an? Großartig. Vor allem weil wir mit diesem Konzept sowohl etablierte Schriftsteller/innen als auch Newcomer begeistern können. Das liegt zum einen an den fairen Honoraren, die uns Crowdpublishing ermöglicht, zum anderen an der Nähe zwischen Autoren- und Leserschaft.

Seit wann gibt es den Kladdebuchverlag? Gestartet sind wir im Herbst 2013. Wobei wir uns selbst weiterhin in einem Gründungsprozess sehen. Vielleicht weil wir aus einem studentischen Kontext unter Betreuung des Zentrums für Technologietransfer der Universität Freiburg stammen, probieren wir vieles aus, bessern das Konzept immer wieder nach, entwickeln neue Ideen.

Kommen die Autoren auf Sie zu und/oder wählen Sie die Autoren aus? Sowohl als auch. Bei uns treffen viele neue Manuskripte und Buchideen ein, die wir prüfen und ggf. für eine Veröffentlichung bzw. eine Fundingkamapgne in Betracht ziehen. Es kommt aber auch vor, dass wir uns direkt an Autorinnen und Autoren wenden. So haben wir uns beispielsweise im Falle des Social-Media-Romans „Zwirbler“ sehr um das Projekt bemüht, da er unserer Meinung nach für Crowdfunding prädestiniert war.

Auf welchen Plattformen werden die Bücher vom Kladdebuchverlag finanziert? Derzeit präsentieren wir unsere Projekte auf den zwei bekannten deutschen Plattformen visionbakery und startnext. Weitere sind auch auf Indiegogo geplant. Langfristig ist jedoch eine Plattform für literarische Projekte geplant. An der Entwicklung arbeiten wir bereits mit verschiedenen Partnern aus der Buchbranche. Wieviele Bücher wurden schon über Crowdpublishing finanziert? Insgesamt konnten wir 6 Projekte erfolgreich abschließen, 5 davon waren Bücher. Damit haben wir innerhalb von 6 Monaten 5 Novitäten finanzieren können.

Bisher über Crowdfundign realisierte Bücher: Druckstauffekt - Sabine Wirsching Besucher - Jonathan Löffelbein Wilde Lilie - Stephanie Kovacs Zwirbler, der 1. Facebookroman - TG Gergely Teglasy Berlin Geschichte in Geschichten - Ulrich Pätzold

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Wird die Kampagne auch von Ihnen beworben/unterstützt? Unser Interesse ist natürlich, dass ein angebotenes Projekt auch genügend Leserinnen und Leser überzeugt. Daher unterstützen wir jedes Projekt mit Marketingund PR-Maßnahmen. Da Crowdfunding jedoch vor allem im deutschsprachigen Raum noch immer ein Randthema ist, sind auch die Autorinnen und Autoren gefordert. Es hat sich gezeigt, dass vor allem die Präsenz der Urheber während der Kampagne über deren Erfolg entscheidet. Wie werden die Autoren vom Kladdebuchverlag nach erfolgreicher Finanzierung unterstützt? nach erfolgreicher Finanzierung beginnt für uns die klassische Verlagsarbeit, die auch eine umfassende Autorenbetreuung miteinschließt. Wir übernehmen Produktion und Vertrieb, Marketing- und Pressearbeit, wir organisieren Lesungen, ermöglichen die Teilnahme an Wettbewerben und unterstützen bei möglichen Folgeprojekten und Manuskripten.

Foto: © hitdelight - Fotolia.com

Foto: Jonas Al-Nemri/Simon Schaetzle

Mit der Crowd zum Buch


INTERVIEW

Unser Interesse ist nat端rlich, dass ein angebotenes Projekt auch gen端gend Leserinnen und Leser 端berzeugt.

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Nordstarter

Im Gespräch mit Isabel Jansen von Nordstarter der Crowdfunding Plattform der Hamburg Kreativ GmbH

Die Projekte auf Nordstarter können gemeinnützige oder altruistische Zwecke verfolgen, aber auch kommerzielle Vorhaben umsetzen.

Wann wurde die Crowdfunding-Plattform Nordstarter gelauncht? Die regionale Crowdfunding-Plattform wurde im November 2011 gestartet. Seither verhilft Nordstarter als Finanzierungs- und Vermarktungsinstrument den Kultur- und Kreativschaffenden Hamburgs ihre Projektideen aus den Schubladen zu holen und in die Tat umzusetzen.

die Auswahl der daraus geförderten Projekte wird durch die Crowd getroffen. Somit sind zum Beispiel die Preisgelder für verschiedene Crowdfunding Wettbewerbe die auf Nordstarter ausgetragen wurden, aus dem Crowdfonds an die Gewinner geflossen. Dazu zählt der Wettbewerb für Kurzfilmemacher „crowd for shorts“ oder auch der Design-Wettbewerb „Hamburg Möbel – Design:Funding“.

Wer steckt hinter dem Projekt Nordstarter? Die Hamburg Kreativ Gesellschaft betreibt die Plattform Nordstarter in Kooperation mit Startnext. Als städtische Einrichtung mit der Aufgabe, die Rahmenbedingungen für die Hamburger Kreativwirtschaft zu verbessern, wir mit Nordstarter ein neues Finanzierungsinstrument. Zur Kreativwirtschaft gehören elf Teilbranchen: Architektur, Bildende Kunst, die darstellenden Künste, Design, Film, Literatur, Musik, Presse, Rundfunk, Software/Games und die Werbung. Wir begleiten die Ideenhaber bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Projekte. Kreative können Beratungsgespräche wahrnehmen, die Fortbildungen der Hamburg Kreativ Gesellschaft besuchen, Unterstützung bei der Raumsuche erhalten und zielgenau vernetzt werden.

Welche Kriterien muss ich erfüllen, um auf Nordstarter ein Projekt zu starten? Die Projekte auf Nordstarter können gemeinnützige oder altruistische Zwecke verfolgen, aber auch kommerzielle Vorhaben umsetzen. Die Spannbreite ist groß: Spielfilme, Designermöbel, Musik, Kunstmagazine, Ausstellungen aller Art, Kinderkulturtage oder Festivals. Mit Hilfe von Crowdfunding können zum Beispiel Kulturprojekte finanziert und Prototypen hergestellt werden oder kommerzielle Projekte aus der Kreativwirtschaft eine Auftragsvorfinanzierung finden. Alle Projekte, die eine kreative oder künstlerische Komponente aufweisen, können die Plattform zur Finanzierung nutzen.

Warum habt Ihr euch als Partner Startnext mit ins Boot geholt? Die technische Basis für Nordstarter ist die Crowdfunding Plattform Startnext. Wenn Sie Ihr Projekt auf Nordstarter angelegt haben, wird Ihr Projekt zusätzlich auf Startnext veröffentlicht. Das hat einerseits den Vorteil, dass die Projekte auf regionaler Ebene eine größere Sichtbarkeit erfahren und eine Betreuung vor Ort möglich ist. Anderseits kann zugleich von der großen Reichweite von Startnext profitiert werden. Was hat es mit dem Crowdfonds auf sich? Dies ist ein Fonds, aus dem zusätzliche Gelder an die Projekte verteilt werden können. Die Idee des Netzwerkgedankens von Crowdfunding findet sich in dem Konzept des Crowdfonds wieder. Privatpersonen sowie Unternehmen können in den Fonds einzahlen,

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Wie hat sich in den letzten Jahren die Crowdfunding Szene in Hamburg entwickelt? Seit der Gründung von Nordstarter ist das Interesse stetig gestiegen und Crowdfunding hat sich als alternatives Finanzierungsinstrument in Hamburg etabliert. Das zeigen Projekte wie die Kampagne zur Erhaltung des Kulturschiffs MS Stubnitz oder die Rettung des Clubs „Hasenschaukel“. Aber auch kleinere Projekte machen deutlich, dass die Crowdfunding Szene wächst. Wir haben vor allem im Musik- und Filmbereich Projekte, die mehr als einmal Nordstarter nutzen um beispielsweise ein neues Album oder einen neuen Kurzfilm zu finanzieren. Mittlerweile konnten 142 Projekte erfolgreich finanziert werden. Auch an den Teilnehmerzahlen des einmal monatlich stattfindenden Crowdfunding Clubs sieht man, dass die Crowdfunding Szene wächst – jeden Monat ist der Workshop ausgebucht.


INTERVIEW

Welches sind so die gängigsten Fragen, die an euch als Betreiber von Nordstarter herangetragen werden? Eine beliebte Frage ist, was man als sogenanntes Dankeschön, also die Gegenleistung für die Unterstützer anbieten kann. Die Dankeschöns haben einen Bezug zu Ihrem Projekt und entstehen im Zuge der Projektrealisierung. Dabei hat man die Möglichkeit materielle oder immaterielle Gegenleistungen anzubieten. Der Fantasie sind da ( fast) keine Grenzen gesetzt. Dankeschöns können z. B. sein: Gespräch mit dem Künstler, Nennung im Abspann des fertigen Films, ein Designobjekt, Gastrolle im Hörspiel oder auch die Platzierung Ihres Logos. Außerdem wird oft nach dem Ablauf und der Dynamik einer Kampagne gefragt. Die Starter sollten sich nicht hinter ihren Projekten verstecken. Sie sollten Gesicht zeigen und authentisch sein, denn die Crowd unterstützt nicht nur Ideen, sondern vor allem auch die Menschen, die hinter diesen Ideen stehen. Crowdfunding ist kein Spaziergang und die Starter müssen sich bewusst sein, dass eine Kampagne viel Energie und Zeit kostet. Wenn man sich jedoch gut auf die Kampagne vorbereitet und weiß worauf man sich einlässt, steht der erfolgreichen Finanzierung meist nichts im Wege. Den Zeitaufwand kann man vorher kalkulieren, genau wie die Kosten für die Gegenleistungen inklusive Versandkosten, die gegebenenfalls anfallen. Zur Vorbereitung bieten wir einmal im Monat den bereits erwähnten Crowdfunding Club an. Was ist der Nordstarter Crowdfunding Club? Beim regelmäßig stattfindenden Nordstarter Crowdfunding Club erfahren die Teilnehmer, wie sie ihre Kampagne optimal vorbereiten und welche Faktoren den Ausgang ihrer Kampagne beeinflussen. Die gute Vorbereitung eines Crowdfunding-Projektes ist die beste Grundlage, um das Projekt erfolgreich zu finanzieren. Außerdem gibt es Ratschläge, welche Gegenleistungen oder „Dankeschöns“ gut geeignet sind, damit möglichst viele Geldgeber Ihr Projekt mitfinanzieren. Die Teilnehmer haben Gelegenheit, ihre Projekte und Ideen vorzustellen und erhalten hilfreiches Feedback von anderen Projektinhabern. Seit wann gibt es die Nordstarter Crowdfunding Club Veranstaltungen? Die Veranstaltungen finden seit April 2012 monatlich statt. Wer kommt zu euren Nordstarter Crowdfunding Club Veranstaltungen? Generell Menschen, die Crowdfunding-Projekt planen, aber Hilfestellung beim Planen ihrer Kampagne suchen. Eine vage Vorstellung ist ausreichend und auch für allgemein am Thema Crowdfunding Interessierte ist der Workshop offen.

Was war das verrückteste Projekt, das über Nordstarter finanziert wurde? Mit der Crowdfunding Kampagne für den Erhalt des Kulturschiffs MS Stubnitz wurden im letzten Jahr Nordstarter Rekorde gebrochen. Mithilfe von 1.463 Unterstützern gelang es, eine Fundingsumme in Höhe von 59544 € einzunehmen. Somit ist der Erhalt für voraussichtlich die nächsten 5 Jahre gesichert. Dass diese Summe zusammengekommen ist, haben am Anfang nicht viele für möglich gehalten. Nordstarter ist nach eigenen Angaben selbst im internationalen Vergleich eine der erfolgreichsten Crowdfunding-Plattformen, was macht Ihr anders als andere? Der Erfolg hängt sicher mit der Vorort-Beratung und dem regionalen Ausrichtung zusammen. Außerdem können wir als Kreativgesellschaft die Starter bei ihrer Kampagne unterstützen – durch Beratung, Workshops sowie Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Wir bewerben Sie über unsere Kanäle und platzieren sie auf entsprechenden Veranstaltungen. Alle Beteiligten haben die Möglichkeit sich persönlich kennenzulernen und diese Vernetzung bringt die Projekte nach vorn. Und Aufmerksamkeit ist ein Schlüssel zu einer erfolgreichen Kampagne.

Beim regelmäßig stattfindenden Nordstarter Crowdfunding Club erfahren die Teilnehmer, wie sie ihre Kampagne optimal vorbereiten und welche Faktoren den Ausgang ihrer Kampagne beeinflussen

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Es erwartete Sie ein Tag voller Informationen, spannenden Vortr채gen und hochwertigen Workshops. Der CROWDDAY wurde nun schon zum Dritten mal von Dennis Schenkel Veranstaltet. Dennis Schenkel ist Vorstandsmitglied des Deutschen Crowdsourcing Verbands und des German Crowdfunding Networks

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Es haben sich viele neue Kontakte ergeben und es sind sogar erfolgreiche Kampagnen aus dem CrowdDay heraus entstanden.

Foto links: Dennis Schenkel Initiator des CrowdDay`s Foto unten links Prof. Dr. Ralf Beck im Interview mit Torsten Schreiber von Bettervest Foto unten: Dr. Michael Gebert Foto rechts oben: Dennis Schenkel mit Christian Schubert von Fundsters

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ass Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdsourcing nicht mehr nur Randerscheinungen sind oder gar nur eine kleine Nische besetzen, zeigte in diesem Jahr der 3te CrowdDay in Köln, der neben dem CrowdDialog in München eine der größten und wichtigsten Crowdfunding Veranstaltungen Deutschlands ist. Die Deutsche Crowdfunding, Crowdinves-

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ting, Crowdsourcing Szene verzeichnet ein starkes Wachstum, was sich an den Teilnehmerzahlen des CrowdDay widerspiegelte. Vom Gründer eines Startups bis zum Juristen, der sich über das Thema Crowdfunding, Crowdinvesting Crowdsourcing informieren wollte, vom mittelständischen Unternehmer über zahlreiche Mitarbeiter verschiedener IHK`s waren Vertreter fast jeder Branche und Altersgruppe anwesend. Dass Crowdfunding, Crowdinvesting und

Crowdsourcing nicht nur für kleine Projekte oder Startup Unternehmen interessant sein kann, zeigten die Vorträge und Workshops die von den mehr als 30 Referenten gehalten wurden. Begrüßt wurden die Teilnehmer von Alexander Hoeckle, IHK Köln Geschäfstführer International und Unternehmensförderung. Die Eröffnung der Konferenz durch Prof. Tobias Kollmann, Beauftragter für die Digi-


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tale Wirtschaft in NRW setzte den Startschuss zu einem Informationsmarathon. Die Teilnehmer des CrowdDays erwarteten interessante Stunden mit Vorträgen und Workshops voller Wissen über Crowdfunding und Crowdinvesting. So stellten sich etwa verschiedene Plattformen vor. Es wurde über die Rechtslage von Crowdfunding in Deutschland referiert. Den Crowdfunding Interessierten wurde aufgezeigt, für welche Bereiche sich Crowdfunding und

Crowdinvesting bestens eignet, aber auch dass Crowdfunding kein Selbstläufer ist, wie immer noch all zu oft fälschlicherweise angenommen wird. Auch oder gerade für Künstler, Musiker und Filmschaffende ist Crowdfunding eine interessante Finanzierungsmöglichkeit. Aber auch der Mittelstand, das Rückgrat unserer Deutschen Wirtschafft kann von der Crowd profitieren.

hatten die Teilnehmer beim offenen Networking die Chance Ihre Erfahrungen auszutauschen, sich mit den Referenten zu unterhalten, um Anregungen und Ideen für das eigene Crowdfunding Projekt zu sammeln. Wer den CrowdDay verpasst hat und sich für das Thema Crowdfunding, Crowdinvesting oder Crowdsourcing interessiert, sollte den CrowdDialog im kommenden Herbst in München nicht versäumen.

Nach dem offiziellen Tagesprogramm FUNDSCENE

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BOOK CORNER

Schizo-Wirtschaft

Nur radikales Umdenken und Andershandeln kann uns helfen Unsere Wirtschaft krankt an inneren Widersprüchen. Zwei renommierte Wirtschaftsprofessoren fordern eine neue ökonomische Vernunft. Jeder Einzelne ist Teil des Wirtschaftssystems. Doch dieses System funktioniert nicht mehr, weil jeder alles will: als Unternehmer günstiger als andere produzieren und Gewinn machen, als Mitarbeiter beste Arbeitsbedingungen haben und viel verdienen, als Kunde immer billiger und immer bequemer einkaufen, und zwar beste Qualität, und als Bürger die Zukunft der Kinder sichern und die Umwelt retten. Alle Akteure agieren „gespalten“, je nachdem in welcher Rolle und an welchem Punkt der Wertschöpfungskette sie gerade stehen. Das Ergebnis ist eine Schizo-Wirtschaft, in

der das eigene Handeln nicht den Normen entspricht, an denen man das Handeln der anderen misst oder die man selbst angeblich einhält. Ökonomische und soziale Irrwege sind die Folge: grotesk verschiedene Löhne für gleiche Arbeit, nicht deklariertes Pferdefleisch in Fertiggerichten, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, unlautere Verträge, andererseits aber auch überzogene Ansprüche, opportunistisches Verhalten und mangelndes Verantwortungsbewusstsein von Mitarbeitern und Konsumenten. Die renommierten Wirtschaftsprofessoren Christian Scholz und Joachim Zentes decken die Ursachen dieser Widersprüche auf und fordern ein radikales Umdenken aller Wirtschaftsakteure. Sie zeigen Wege zu einer nachhaltigen, sozialen und erfolgreichen Wirtschaft auf, von der

alle Beteiligten profitieren. Das Ergebnis: ein fundiertes Plädoyer für eine neue ökonomische Vernunft.

Das Handbuch für Startups Die deutsche Ausgabe von ‚The Startup Owner‘s Manual‘ Ein Startup ist nicht die Miniaturausgabe eines etablierten Unternehmens, sondern eine temporäre, flexible Organisation auf der Suche nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell: Das ist die zentrale Erkenntnis, die

dem Handbuch für Startups zugrundeliegt. Es verbindet den Lean-Ansatz, Prinzipien des Customer Development sowie Konzepte wie Design Thinking und (Rapid) Prototyping zu einem umfassenden Vorgehensmodell, mit dem sich aus Ideen und Innovationen tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Lean Startup & Customer Development Der Lean-Ansatz für Startups basiert, im Unterschied zum klassischen Vorgehen, nicht auf einem starren Businessplan, der drei Jahre lang unverändert umzusetzen ist, sondern auf einem beweglichen Modell, das immer wieder angepasst wird. Sämtliche Bestandteile der Planung – von den Produkteigenschaften über die Zielgruppen bis hin zum Vertriebsmodell – werden als Hypothesen gesehen, die zu validieren bzw. zu falsifizie-

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ren sind. Erst nachdem sie im Austausch mit den potenziellen Kunden bestätigt wurden und nachhaltige Verkäufe möglich sind, verlässt das Startup seine Suchphase und widmet sich der Umsetzung und Skalierung seines Geschäftsmodells. Der große Vorteil: Fehlannahmen werden erheblich früher erkannt – nämlich zu einem Zeitpunkt, an dem man noch die Gelegenheit hat, Änderungen vorzunehmen. Damit erhöhen sich die Erfolgsaussichten beträchtlich.

Für den Praxiseinsatz Sämtliche Schritte werden in diesem Buch detailliert beschrieben und können anhand der zahlreichen Checklisten nachvollzogen werden. Damit ist das Handbuch ein wertvoller Begleiter und ein umfassendes Nachschlagewerk für Gründerinnen & Gründer. Von deutschen Experten begleitet Die deutsche Ausgabe des international erfolgreichen Handbuchs entstand mit fachlicher Unterstützung von Prof. Dr. Nils Högsdal

und Entrepreneur Daniel Bartel, die auch ein deutsches Vorwort sowie sieben Fallstudien aus dem deutschsprachigen Raum beisteuern.


BOOK CORNER

The Fire of Change – für ein besseres Leben ist es nie zu spät

The Fire of Change”„The Fire of Change“ ist die Bibel für Ungläubige, ein Gedankenmassaker für Stehengebliebene und das Manifest für Lebenssüchtige.” Für ein besseres Leben ist es nie zu spät Was dieser Mann erlebt und angestellt hat, reicht locker für drei Leben. Rainer Biesinger hat getreu dem Motto „Harder, Faster, Louder“ alles ausprobiert, was ging: Alkohol, Drogen, Gewalt – das volle Programm. Vollgas auf der Überholspur in der Achterbahn des Lebens. In The Fire of Change konfrontiert er den Leser mit den Tiefschlägen seiner Vergangenheit. Mit unverblümten Worten

schildert er seinen inneren Kampf und die Wandlung vom körperlichen und psychischen Wrack zum erfolgreichen Coach und Vortragsredner. Totenkopfschmuck, tätowierte Arme, ein Tunnel im Ohr – Rainer Biesinger ist anders und fällt auf. Wie sein Buch. The Fire of Change ist keiner dieser fluffig leichten Ratgeber, die man liest und schnell wieder vergisst. Biesinger schildert seine Abstürze in drastischen Worten, die sich dem Leser einbrennen. Als „Gedankenmassaker für Stehengebliebene“ bezeichnet er selbst sein Werk. Provozierende und schonungslose Einsichten statt Blümchenfantasien. Er reißt den Leser aus der bequemen Passivität, benennt die wesentlichen Gründe, die Menschen da-

ran hindern, glücklich zu sein und formuliert Lösungen, die jeder für sich adaptieren kann. Rainer Biesinger hat sich aus seiner persönlichen Hölle befreit und zeigt anhand konkreter Beispiele und Handlungsanweisungen, wie man sich seinen eigenen Dämonen stellt. Seine Methode ist KRASS, Konsequent – Radikal – Aktiv – Selbstbestimmt – Stark. Zur Seite steht ihm dabei sein Alter Ego

und Erkenntnisse aus einer Welt, die von Extremen geprägt war. Seine Message: „Es ist nie zu spät, dein Leben grundlegend zu ändern. Du musst es nur wollen!“ Rainer Biesinger!

Junior, ein Drache, der die dunkle Seite seiner Persönlichkeit verkörpert. Jeder von

uns hat diesen Drachen in sich, den wir in seine Schranken weisen müssen, um unsere Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu ergreifen. Gemeint sind damit nicht nur Extreme wie Drogen- oder Alkoholsucht. Es begegnen uns täglich scheinbar harmlose, aber ebenso verheerende Formen der Abhängigkeit, zum Beispiel Arbeits-, Internet- Kauf-oder Sportsucht. The Fire of Change ist eine Einladung zu einer kompromisslosen Reise an einen Ort, den Viele gut zu kennen glauben, obwohl sie ihn meist fürchten und meiden – ihr Innerstes. Rainer Biesinger teilt seine gelebten Erfahrungen

Like So netzwerken Sie sich an die Spitze 1000 „Freunde“, aber kein Netzwerk? Netzwerken können wir überall und zu jeder Zeit. Doch viele Likes und Visitenkarten zu sammeln, bedeutet noch kein funktionierendes Netzwerk! Ob im persönlichen Kontakt oder online – es gibt Spielregeln, die zu beachten sind, um erfolgreiche und nachhaltige Beziehungen aufzubauen. Die Netzwerk-Expertin Petra Polk offenbart, wie Netzwerken zu einer Lebensphilosophie wird. Die Leser erfahren, welches Netzwerk für sie ideal ist, wie Social Media richtig eingesetzt werden kann, gezielte Kontaktpflege betrieben und Events sinnvoll genutzt werden, und was für eigene Veranstaltungen notwendig ist. Die Autorin verrät, warum Geben und Zuhören so unverzichtbar und welche typischen Fehler vermeidbar sind. Einsteiger erhalten außerdem Tipps, wie sie ihre Schüchternheit überwinden und sich im Small Talk üben können. Mit eigenen Erfahrungen und vielen unterhaltsamen Storys bringt Petra Polk den Lesern Inspiration und vermittelt, wie aus „friends“ gute Kontakte und echte Beziehungen werden

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BOOK CORNER

Von Einem, der auszog, das Leben zu lernen

Was bewegt einen Topbanker dazu, von heute auf morgen seinen Beruf an den Nagel zu hängen, den Rucksack zu packen und zu Fuß die Alpen überqueren zu wollen? März 2007. Die internationalen Finanzmärkte sind in glänzender Verfassung. Rudolf Wötzel, Deutschlandchef der Sektion Mergers & Acquisitions bei der globalen Investmentbank Lehman Brothers, ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als ihm bewusst wird, dass er etwas verändern muss. Er will weg von der Welt,

in der Erfolg, Macht und Konsum das Leben bestimmen. Ein abenteuerlicher Plan reift in ihm: ein Fußmarsch quer durch die Alpen, von Ost nach West, von Salzburg nach Nizza. Er kündigt seine hochbezahlte Stellung und bricht auf ins Unbekannte: auf dem Rücken

alles Lebensnotwendige, vor sich die Alpen und viel Zeit. Rudolf Wötzel bewältigt 1.800 Kilometer, 120 Etappen, viele davon hochalpin, 129 Gipfel, darunter 33 Viertausender und 65 Dreitausender. Über die Berge zu mir selbst ist die packende Geschichte einer radikalen Neuorientierung, die Geschichte eines Menschen, der ein großes Rad drehte, für den Erfolg, Luxus und Prestige selbstverständlich waren, der sich aus freien Stücken zum Ausstieg und zur Verwirklichung eines neuen Lebenskonzeptes entschloss. Rudolf Wötzels Reise über die Gipfel der Alpen wird eine Reise zu sich selbst, während er in unendlich vielen Stunden der Einsamkeit seine schillernde Vergangenheit verarbeitet und ein neues Leben beginnt.

Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt! Wie arbeitet das menschliche Gehirn? Das weiß niemand besser als Gedächtnisstar Christiane Stenger. Sie zeigt, wie man seinen Kopf effizienter nutzen kann. Das menschliche Gehirn ist unfassbar komplex und faszinierend, jeden Tag leistet es Erstaunliches. Und trotzdem kennt wohl fast jeder die leidigen Prokrastinations-, Überforderungs- und Blockadefallen. Sogar die erfolgreiche Gedächtniskünstlerin Christiane

genialer im Alltag. Wie lässt sich etwa die tägliche Informationsflut besser bewältigen? Ist Multitasking wirklich ein Weg zu mehr Effizienz oder vielleicht doch nur ein Mythos? Was bringen Zeitmanagementtechniken, was Meditationsübungen? Welche Lernstrategien

Die Autorin zeigt, wie sich die Erkenntnisse der Hirnforschung in die Praxis umsetzen lassen und wie die Funktionen des Geistes effektiver genutzt werden können. Nicht, um absolut perfekt zu werden, aber doch etwas

Das Buch enthält viele Tests, Trainingsübungen und natürlich die einzigartigen Visualisierungen von Christiane Stenger. Die Leserinnen und Leser erfahren von der populären Gedächtnisexpertin alles, was sie über die Funktionsweise ihres Gehirns wissen müssen und können so künftig konzentrierter, effizienter und zugleich entspannter arbeiten. Darüber hinaus erhalten sie unterhaltsame Einblicke in den Arbeitsalltag der Autorin, die von ihren persönlichen Erfahrungen berichtet.

Stenger scheitert bisweilen an sich selbst. In ihrem neuen Buch geht sie den Ursachen auf den Grund. Sie erklärt, wie das Gehirn funktioniert und was in ihm passiert, wenn es sich während der Arbeit trotz drängender Deadline von Facebook und Co ablenken lässt. Denn trotz seiner Leistungsfähigkeit und enormen Kapazitäten hat auch das Gehirn so seine ganz eigenen Macken. Wie man seinen Kopf dennoch effektiv nutzen kann, beschreibt Stenger in ihrer spannenden Forschungsreise durch das menschliche Gehirn.

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sind tatsächlich Erfolg versprechend? Welchen Einfluss haben Sport, Ernährung und Schlaf wirklich auf die Gehirnleistung? Wie bringt man sein Hirn dazu, neue Wege einzuschlagen? Was geht im Gehirn vor, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen sind?


BOOK CORNER

Die Gesetze der Gewinner Mit Bodo Schäfers 30 Tage Programm die Grundprinzipien des Erfolgs umsetzen.

Silicon Valley.

Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zu kommt Faszinierend und zum Fürchten zugleich. Wer ins Silicon Valley kommt, fühlt sich manisch-depressiv. Manisch, weil der Ort buchstäblich vibriert vor Erfolg, Erfindergeist, Enthusiasmus und fiebriger Schnelligkeit. Depressiv, weil sofort klar ist, dass Europa, verglichen mit dem neuen Zentrum des Universums, alt aussieht. – Aus erster Hand berichtet Christoph Keese von den Innovationen im Silicon Valley und verbindet die vielen Facetten des digitalen Wandels zum großen Bild.

Erfolg und ein erfülltes Leben – diese Ziele haben wir alle. Doch oft geben wir uns mit zu wenig zufrieden. Unsere Visionen, unsere Träume werden von Verpflichtungen, Frustrationen oder dem Alltagsgeschäft überlagert. Genau hier setzt das Coaching von Bodo

Schäfer ein. Er hat 30 leicht nachvollziehbare Strategien entwickelt und erprobt, die beruflichen und persönlichen Erfolg befördern. Jedes Gesetz wird ausführlich erklärt und enthält einen Praxisteil mit Aufgaben und Übungen,die der Leser gleich ausprobieren und umsetzen kann. So kann man Tag für Tag feststellen, wie sich die eigenen Verhaltensweisen und die Sicht auf die Welt ändern innerhalb nur eines Monats.

Die Gesetze der Gewinner helfen dabei:

100-prozentige Kontrolle über die Arbeit und Terminpläne zu gewinnen; mit Kritik und mit Stress umzugehen; sich von Ängsten zu befreien; Unzufriedenheit in Erfolgsenergie umzuwandeln; mehr Geld zu verdienen; echte Anerkennung zu erhalten.

Die 4-Stunden-Woche

Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben Warum arbeiten wir uns eigentlich zu Tode? Haben wir nichts Besseres zu tun? Und ob! – sagt Timothy Ferriss. Der selbständige Unter-

nehmer war lange Zeit ein Workaholic. Doch inzwischen praktiziert er MBA – Management by Absence – und rührt damit an ein Tabu. Gilt doch sonst die Formel: Je länger man im Büro rumhängt, desto wichtiger ist man. Ferriss dagegen ist überzeugt: Jeder sollte und kann sich im Job rar machen – und wird dadurch freier, reicher und glücklicher. Mit viel Humor, provokativen Denkanstößen und einem Sack voll erprobter Tipps weist Ferriss den Weg in die 4-Stunden-Woche: Lesen Sie Ihre E-Mails nur noch einmal die Woche und machen Sie eine Informationsdiät! Auch Outsourcing, Delegieren und das konsequente Aussitzen von Problemen sind der erste Schritt in die persönliche Freiheit. Ferriss öffnet den Blick für einen völlig neuen Lifestyle – ein Dasein mit mehr Zeit, mehr Leben, mehr Freiheit. FUNDSCENE

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KARRIERE

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KARRIERE

Mit Begeisterung die Crowd aktivieren

Für eine Erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne braucht man eine begeisterte Crowd

Wer ist Sascha Schumacher, erzählen Sie uns doch etwas über sich!? Ich bin 28 Jahre jung und komme aus Troisdorf. „Aver mi Hätz, dat schlät für Kölle“. Wer mich kennt, der weiß, dass ich anders bin. Ich bin gelernter Physiklaborant (IHK) und Versicherungsfachmann (IHK). Die harte Schule des Verkaufens und mein Technikverständnis sind bares Gold in Beratungen wert, das sagen vor allem meine Kunden als Feedback. Seit über acht Jahren zeige ich Selbstständigen und Firmen was ihr Produkt oder Dienstleistung in der Kommunikation können muss, sodass es von der Zielgruppe gekauft wird. Schließlich kauft keiner den Hammer des Hammers willen, sondern viel mehr für das was er kann: Das Bild Ihrer Partnerin an der Wand zu befestigen. Wie kann ich die Crowd für mein Projekt aktivieren? In allen meinen Beratungen fange ich wie folgt an: Gibt es Menschen die Ihre Idee, Ihre Lösung oder Ihre Dienstleistung wirklich brauchen? Bitte verabschieden Sie sich davon, die Crowd belehren und bekehren zu wollen. Das können Sie nur mit viel Durchhaltevermögen und Geld schaffen. Fragen Sie sich stattdessen IMMER: Was kann meine Lösung? Wie leicht kann ich den Nutzen erklären? Wer profitiert davon? Wer ist meine Zielgruppe? Wie stark profitiert diese Zielgruppe? Wie oft gibt es diese Zielgruppe? Und vor allem, wie leicht kann ich meine Zielgruppe erreichen?

In diesem Bereich bin ich der Profi, der die notwendige Distanz hat. Der nicht diese „Vaterliebe“ hat. Der das Produkt auch kritisch betrachtet. Sie kennen es von Ihren Freunden, die gerade ein Kind bekommen haben. Was für Sie und mich lapidar ist, ist für den Vater gerade der Sinn des Lebens. „Mein Kind kann schon Papa sagen.“ Es ist schön, schön für den Vater, doch wie bewegt es uns? Oft höre ich in meinen Gesprächen, dass wirklich Jeder diese Lösung braucht. Nur leider gibt es dazu keinen passende Suchformel. In Folge dessen wird ohne externe Hilfe diese Kampagne mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90% scheitern. Denn Herr und Frau „Jeder“ findet der Kampagnenersteller nicht. Kann ihn nicht erreichen und nicht auf Unterstützung hoffen. Diese Fragen sind also das Fundament für den Erfolg einer jeden Kampagne. Kleiner Tipp: Diese Fragen kann man innerhalb von maximal zwei Tagen klären. Projektstarter ersparen sich somit unnötig verschwendete Manntage und Kapital. Oft muss auch kein Prototyp erstellt werden. Wie kann ich Menschen für mein Produkt/ Geschäft begeistern? Nichts leichter als das! 1. 60 Sekunden und nicht eine Sekunde mehr!Können Sie Ihrer Zielgruppe Ihre Idee innerhalb von maximal 60 Sekunden erklären? Und zwar so, dass Sie bei der Ziel-

gruppe ein Problem löst oder einen Vorteil generiert? Nein? -> Zurück in die Ideenschmiede und an Ihrem Pitch arbeiten. Egal welchen Sinn Sie ansprechen optisch, akustisch, olfaktorisch, gustatorisch oder taktil. Ihre Botschaft muss einfach sein und sofort einschlagen! Sie haben keine zweite Chance dazu! 2. Brenne für meine Idee! Und zwar genau DU!Menschen haben zwei Arten der Motivation in Kombination mit einem der fünf Grundbedürfnisse. Grundsätzlich unterscheide ich: Motivation Von-Weg-Motivation: Mein Gegenüber ist oder kann sich in einem Zustand befinden, den er schnell wieder verlassen möchte. Hinzu-Motivation: Mein Gegenüber möchte gerne einen Zustand erreichen oder herstellen, den er jetzt gerade noch nicht hat. Grundbedürfnisse Freude: Grosszügigkeit, Vergnügen, Liebe zur Familie, Schenkungstrieb oder Sympathie Ansehen: Prestige, Stolz, „dabei“ sein oder Anlehnungsbedürfnis „in“ sein Sicherheit: Gesundheit, Selbsterhaltung, Sorgenfreiheit oder Risikofreiheit Profit: Spartrieb, Gewinnstreben, Geld einsparen oder Zeit gewinnen Komfort: Ästhetik, Bequemlichkeit oder Schönheitssinn Kenne ich den Nutzen meines Vorhabens, die Zielgruppe, den Kanal über den ich meiFUNDSCENE

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machen. Auf die Erreichung von Meilensteinen in meiner Kampagne. „Schon 1.000 $ zusammen.“ Oder „50 Unterstützer, Ihr seid die Besten!“ Aktiv auf Umfragen teilnehmen lassen. Auf neue Beiträge in Youtube und / oder Facebook oder in Fachzeitschriften aufmerksam machen. Stellen Sie sich einfach mal vor: Sie haben eine Kampagne und schaffen es in dieses Magazin hinein. Sobald die Veröffentlichung entsteht schreiben Sie auf Ihren Blog darüber. Entnehmen passende Passagen. Verweisen Sie auf die Quelle mittels einem Link. Optimieren Sie den Blogbeitrag mittels Fotos. Machen Sie Ihn mittels Plugins in den sozialen Medien teilbar. Nun bereiten Sie den Newsletter vor, versenden diesen und bitten aktiv darum, dass der Beitrag in den sozialen Netzwerken geteilt wird. Der Empfänger ist Ihnen eh schon positiv gesonnen, denn er hat Ihnen seine PRIVATE E-Mail Adresse gegeben. Sie müssen nur die Crowd an die Hand nehmen. Und geben Sie die Möglichkeit, dass Ihre Fangemeinde wächst. Bauen Sie an das Ende dieses Artikels eine Möglichkeit ein, dass Ihre Fans immer up to Date sein können. Und wie? Sie haben es erkannt. Mit dem guten Newsletter. Wie spreche ich neue Kunden an? Wenn Sie Ihre Zielgruppe kennen, können Sie herausfinden wo sich diese aufhält und auch wann. In der heutigen Zeit sind wir alle transparent. Nutzen wir dies zu unserem Vorteil. Ich selbst spreche grundsätzlich keine Kunden mehr an, sondern eher Meinungsgeber. Es ist genial einfach und einfach genial. ne Botschaft versenden möchte, so kann ich mit Leichtigkeit mein Gegenüber für mich gewinnen. Denn nun weiß ich, was ich meinem Gegenüber mitteilen muss. Was bringt mehr, online oder offline Akquise, oder macht es der gesunde Mix? Mix it, Baby! Ein altes Sprichwort aus meiner Versicherungslehre: „Wer gut streut, der rutscht nicht.“ Es gibt nicht den WEG. Aber eines ist klar. Über die digitalen Wege kann ich schneller Informationen verbrei-

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ten. Kontakte die ich über einen Offlineweg erschließe, sollte ich tunlichst auf einen digitalen Kanal umleiten. Hier haben sich vor allem Newslettersysteme bewährt. Warum? Normalerweise gehen die Posts auf Facebook und / oder Youtube, je nach Likeanzahl und Freundesanzahl unter. Leite ich die Crowd hingegen auf eine Landingpage (Auffangseite) mit einem Newslettersystem, kann ich diese zielgerichtet steuern. Wie mit einem Brennglas kann ich die Crowd auf meine neuen Artikel in FB aufmerksam

Vorteil davon ist: Der Meinungsgeber hat schon eine Community, die genau meine Zielgruppe ist. Spricht er positiv darüber, beeinflusst er mein Fanwachstum.Spendet er, kann ich ihn auf meiner Homepage erwähnen. Durch Unterstützung mittels einem Interview hat er für seinen Channel wieder neuen Content, den auch ich wieder sharen kann.


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Was hat er davon? Hinzu-Motivation: Freude – Großzügigkeit Ansehen – Von Anfang an unterstützt & dabei Anerkennung – Danke, dass du mir hilfst. Gewinnstreben – Mehr Fans -> Mehr Werbeeinnahmen

typen erstellen lassen, Kanäle erschließen und auf passende Messen gehen, die auch wieder förderfähig sind. Das sind nicht mal 10€ am Tag für Marketing. In jeden BP gehört auch der Posten Werbebudget einkalkuliert.

Wie kann ich die sozialen Medien gewinnbringend nutzen? Seien Sie sozial. Machen Sie Ihre Artikel teilenswert. Überlegen Sie was die sozialen Medien hören wollen. Wer kann diese lesen und wer liest sie aktuell?

Von-Weg-Motivation: Komfort – Bequemlichkeit: Woher kommt neuer Content? Wer schreibt den Content? Wer bearbeitet diesen?

Wenn Sie jetzt der Crowd sagen, dass Sie für Marketing, Video etc. einen Kredit aufgenommen haben, weil Sie an Ihr vielmehr an unser aller Projekt glauben, hat das eine enorme moralische Wirkung. Dies ist so eine enorme Absichtserklärung, dass andere nur noch Ihnen folgen können. Was machen erfolgreiche Heeresführer? Sie stehen in erster Linie an der Front. Sie schauen Ihrer Herausforderung in die Augen. Drehen sich zu Ihrem Heer um und schreien: „Crowd, Gemeinsam erreichen wir alles! Ich glaube an unser Projekt! 25.000 € habe ich hinein gesteckt! Jeden Cent habe ich von Herzen gegeben! Wer mir heute hilft, dem garantiere ich einen Platz an meiner Seite.

Die Erfahrung aus den acht Jahren als Berater haben mir immer nur eines gezeigt. Wer nicht bereit ist Geld auszugeben, der wird keines erhalten. Viele Menschen haben mir Beteiligungen angeboten. Heute gibt es diese Unternehmen nicht mehr, da die Inhaber nicht durchgehalten haben.

Ich kann also ein neues Gadget einem Blogger, Marketeer zu Verfügung stellen. Gibt es das Produkt noch nicht bzw. gibt es noch keinen Prototypen dazu, frage ich Ihn nach seiner Meinung. Nach seiner Markteinschätzung. Dies kann ich auch mit Fachforen, Gruppen, Vereinen und Zeitungen machen. Umso besser ich vernetzt bin, desto schneller und besseren Erfolg hat man. Kann ich auch mit kleinem Budget eine gute Marketing Kampagne starten? Die Frage ist: Wie gut sind JETZT meine Kontakte? Haben Sie jetzt die besten Branchenkontakte? Am besten diese noch aus Kindergartenzeiten. Dann steht dem Erfolg nichts im Wege. Bin ich schon seit Jahren in der Szene bekannt - noch besser.

Mit dem Start dieser Kampagne haben wir begonnen die Welt zu verändern!“ Und glauben Sie mir, das wird Ihre Zielgruppe mitreißen. Denn Sie wissen nun eines, wir haben einen gefunden, der für UNSER Ziel bereit ist zu kämpfen. Sie sind nun das Gesicht der Kampagne geworden.

Machen Sie bitte daher eines, holen Sie sich die Profis in Ihr Unternehmen und bezahlen Sie diese auch. Es ist ein Zeichen von Anerkennung. Sie sammeln in Ihrer Kampagne ja auch keine Absichtserklärungen und Knöpfe, sondern vielmehr Geld. Machen Sie es Henry Ford nach: „Wer eine Sache am besten kann, sollte das eine tun, was er kann.“ In diesem Sinn wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute für Ihre zukünftigen Projekte und Kampagnen.

Gut – Butter bei den Fischen. Das sind < 1% der Kampagnenersteller. Also klopfen wir einmal an der Tür der Realität an. Wenn ich eine Kampagne begleite rate ich immer: Haben Sie Geld in der Tasche. Selbst ein Bauer weiß, dass er ohne Geld keinen Samen für die Saat kaufen kann und somit keine Ernte und keine Erträge haben wird. Ein sehr guter Freund von mir, Dennis Schenkel, sagt immer: „Haben Sie min. 10% eher 20% Kapital an der Hand um eine erfolgreiche Kampagne zu erstellen.“ Und ich gebe ihm Recht! Zu 100%. In der heutigen Zeit ist es kaum noch mit einem Aufwand verbunden für ein gutes Vorhaben aus dem Stand 25.000 € von einer Bank zu beantragen. Selbst der Staat fördert dies. Leihe ich mir z.B. aktuell 25.000 € für zehn Jahre, erhalte ich einen Zinssatz von 2,60% p.a.. Speziell für Startups! Das macht eine anfängliche Rate von nur 262,50 € monatlich fallend. Damit kann ich Marketing durch Profis betreiben lassen, Videos und ProtoFUNDSCENE

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Nicht wirklich verwunderlich, denn rund 80% der Verk채ufer fragen gar nicht erst nach dem Verkaufsabschluss! 72

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Nur wer abschließt, hat verkauft! Die innere Angst des Verkäufers vor dem Abschluss Viele Verkäufer stellen sich nicht genügend auf den Kunden ein, sie interessieren sich nicht wirklich für sein „Problem“. Diese These vertritt Stefan Dederichs und setzt sie in seinem Konzept „LuckySelling®“ um. Ein potenzieller Erfolgsweg für alle Vertriebler? „Viele Verkäufer scheitern im Bereich des Abschlusses. Nicht wirklich verwunderlich, denn rund 80% der Verkäufer fragen erst gar nicht erst nach dem Verkaufsabschluss! Für die meisten Verkäufer ist die bloße Nachfrage nach der Unterschrift bereits eine harte Verkaufstechnik, die sie scheuen.“ Verkaufstrainer Stefan Dederichs analysiert die Verhaltensweisen von Vertriebsspezialisten – und erkennt reichlich Verbesserungspotenzial, schon zu Beginn des Verkaufsgespräches. Nicht selten gehen Verkäufer suboptimal auf die Kundenbedürfnisse ein und haben dann große Schwierigkeiten, den Kunden zum Ziel -sprich Abschluss- zu bringen. Warum versäumen es ungewöhnlich viele Unternehmen, ihren Vertrieb abschlussorientiert auszurichten? Warum gibt es keine vorbereiteten Verträge und können Preise nicht direkt im Gespräch genannt werden? Weil der Verkäufer davon ausgeht, dass der Kunde das Geschäft sowieso nicht sofort unterzeichnen kann. Dabei ist gerade im Handel jeder Kunde, der das Geschäft ohne Kaufentscheidung verlässt, ein verlorener Kunde. Kauft er nicht bei mir, dann kauft er beim Wettbewerber. Ca. 70% der Kunden, die im Verkaufsgespräch nicht kaufen, kaufen auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr bei diesem Anbieter. Die Aufgabe eines guten Verkäufers ist es deshalb, dem Interessenten schon im Gespräch zu einer optimalen Lösung zu verhelfen. Wie geht ein Experte diesen Weg zum Abschluss?

Das ErfolgsDreieck Stefan Dederichs hat das „ErfolgsDreieck“ entwickelt. Es verdeutlicht auf grafische Weise, in welchen Stufen

der Abschluss vorbereitet wird. Beim ErfolgsDreieck beginnen der Kunde und der Verkäufer unten auf einer Linie, Kunde rechts und Verkäufer links. Ziel ist es, dass Kunde und Verkäufer gleichzeitig an die Spitze des Dreiecks, dem „Abschluss“, gelangen. Wenn der Verkäufer nun oben angelangt ist und nach dem Kaufabschluss fragt, der Kunde braucht aber noch Informationen, dann wird es nicht zum Abschluss kommen. Das trifft ebenso zu, wenn der Kunde bereits oben ist und Kaufsignale sendet, der Verkäufer aber noch weiter seine tollen Argumente loswerden möchte. Die Missverständnisse basieren auf einem Trugschluss vieler Verkäufer: Für sie beginnt der Verkaufsakt erst im oberen Bereichs des Dreiecks, also an der Spitze bei der Abschlussfrage oder im Bereich der Einwand-Vorwandbehandlung. Das ist jedoch nicht richtig. Der Abschluss fängt bereits im eigentlichen Verkaufsgespräch an und sogar noch vorher: bei der inneren Einstellung des Verkäufers.

Abschlusschance nicht versenken Vertreibsprofi Dederichs hat oft erlebt, wie zum Greifen nahe Abschlüsse von Verkäufern verpatzt werden Der Trainer berichtet in dem Zusammenhang gerne von einer kleinen Erfahrung. Während seiner ehemaligen Vertriebstätigkeit von Software für Reisebüros musste er bei einem Interessenten warten. Dederichs verfolgte ein Gespräch zwischen der Reisebüroverkäuferin und einem jungen Pärchen. Das suchte eine kurzfristige Reise nach Mallorca, war im Abflug jedoch auf einen speziellen Tag festgelegt. Es gab kein passendes Angebot nach Mallorca, das Paar schwenkte nach Empfehlung der Verkäuferin auf Tunesien um. Die Reiseexpertin konnte dort einen sehr guten Club empfehlen. Es gab passende Flüge, der Preis stimmte und den jungen Leuten gefiel der Club. Doch was machte die Verkäuferin? Statt sich auf das Angebot zu konzentrieren, suchte FUNDSCENE

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Gedankliche Basis für das LuckySelling® ist eine Studie von Dr. Michael Müller. Die Abhandlung erklärt, inwieweit kunden- und abschlussorientiertes Verhalten den Verkaufserfolg sowie die Kundenloyalität beeinflussen. 74

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Ein Kunde kauft aus zwei Gründen: zum einen weil er Lösungen sucht und zum anderen weil ihn Emotionen ansprechen und überzeugen.

ten den größten Verkaufserfolg und höchste Werte der Kundenloyalität. Dabei kann sich eine zu große Kundenorientierung natürlich auch vertriebshemmend auswirken. Interessant ist in jedem Fall, dass ein kunden- und abschlussorientierter Verkäufer ebenso bei der Kundenloyalität besser punktet als ein reiner Berater. Kunden- und Abschlussorientierung schließen sich also nicht gegenseitig aus, kombiniert laufen sie zur Hochform auf. Genau an diesem Punkt setzt das LuckySelling® von Stefan Dederichs an: Hier steht der Kunde im Mittelpunkt, nicht der Verkäufer und auch nicht das Produkt. sie nach anderen Offerten. Nach einer Weile sagte der Mann zu seiner Frau: „Wir nehmen Tunesien“. Bei jedem Verkäufer klingeln jetzt die Glocken in den süßesten Tönen! Nicht bei dieser Verkäuferin: Sie suchte weiter und sagte zum Ende hin: „Ich drucke Ihnen das Angebot aus, sie wollen sich das sicher noch mal zuhause in Ruhe überlegen.“ – Mensch, was gibt es dann da noch zu überlegen? Für den Kunden war alles klar und passte super. Zudem wies die Angestellte auf das Internet hin, man könne sich das Hotel ja dort noch mal ansehen. Da hätte sie auch gleich hinzufügen können: „Und buchen Sie dann auch direkt dort!“ Solch ein Verkaufsakt macht niemanden glücklich, meint Stefan Dederichs: „Der Kunde hatte deutlich signalisiert, dass es eine gute Lösung für ihn gibt - dann macht man den Sack auch zu.“ Der Verkäufer hat keinen Einfluss mehr auf den Kunden, sobald dieser das Geschäft verlassen hat. Wer weiß, vielleicht geht der Kunde noch zum Wettbewerber, vielleicht findet er im Internet ein besseres Angebot? Der Verkäufer braucht die richtige Einstellung zum Abschluss – nur wer abschließt, hat verkauft!

LuckySelling® – Lucky day! Zusammen mit seinem Team hat Dederichs das LuckySelling® entwickelt. Was steckt hinter dem Programm? Das basiert auf der Annahme, dass Verkäufer „Glücklichmacher“ sind. LuckySelling® bedeutet „Kunden glücklich machen“, ohne den Fokus auf den Abschluss zu verlieren. Abschluss hat nichts mit reinen harten Abschlusstechniken zu tun. Sondern damit, dass der Kunde zum einen eine optimale Lösung erhält und zum anderen emotional angesprochen wird. Gedankliche Basis für das LuckySelling® ist eine Studie von Dr. Michael Müller. Die Abhandlung erklärt, inwieweit kunden- und abschlussorientiertes Verhalten den Verkaufserfolg sowie die Kundenloyalität beeinflussen. Bis dahin hatte die Vertriebsforschung nur wenige gesicherte Erkenntnisse bezüglich eines effektiven Vertriebsverhaltens erzielt. Erst jetzt wurde zwischen Kundenorientierung und Abschlussorientierung differenziert. Was besagt das Ergebnis der Studie? Verkäufer, die gleichzeitig eine hohe Kundenorientiertheit und eine hohen Abschlussorientierung besitzen, erziel-

Ein Fass an Emotionen Ein Kunde kauft aus zwei Gründen: zum einen weil er Lösungen sucht und zum anderen weil ihn Emotionen ansprechen und überzeugen. Nur wenn das Problem des Kunden wirklich gelöst wird, wird er auch kaufen. Je passender die Lösung ist, umso größer ist die Abschlusschance. Bei den Lösungen geht es nicht um die Produkteigenschaften, sondern um den Nutzen für den Kunden. Neben der sachlichen Überzeugung ist es wichtig, die Emotion anzusprechen. Weshalb, das zeigt die Forschung. Seit Anfang dieses Jahrztausends wissen wir, dass der präfrontale Cortex (Denkhirn) keine Entscheidung trifft. Dieser Teil des Gehirns sitzt im Stirnbereich und hier sitzt das abstrakte, planerische Denken, Mathematik und Geometrie. Eben das, was wir mit Ratio und Logik beschreiben. Bei Entscheidungen jedoch ist bereits eine drittel Sekunde vor der Reaktion des Denkhirns ein Impuls im Limbischen System messbar. Das Limbische System ist der Teil des Gehirns, in dem Gefühle, Unterbewusstsein und Erfahrungsschatz gelagert werden. Das Limbische System nutzt für seine Entscheidung alle Information, die es in der Vergangenheit gesammelt hat. Diese Ergebnisse gehen an das Denkhirn, dort werden sie rational begründet. Bei allen Entscheidungen haben die unbewussten Anteile unserer Persönlichkeit das erste und das letzte Wort, wir beschließen Maßnahmen auf Grund unserer Emotionen. Verstand und Vernunft sind lediglich Berater. Deshalb ist es im Verkaufsgespräch so wichtig, die Emotionen der Kunden anzusprechen. Verkäufer stehen unter enormen Erwartungsdruck. Sie sollen immer mehr Zeit investieren, um höhere Umsätze zu erwirtschaften. Bei diesen beruflichen Strapazen ist es extrem wichtig, dass der Verkäufer einen Ausgleich findet. Nur wenn er auch Zeit für ein schönes und relaxtes Leben findet, kann er Spitzenleistungen erbringen. Auf Basis des LuckySelling® erlernt der Verkäufer, wie er seine Effizienz steigert. Das bedeutet, er erwirtschaftet mit gleicher Anzahl an Terminen eine deutlich höhere Abschlussquote. Er steigert seine Lebensqualität, trifft auf zufriedenere Kunden und erwirtschaftet mehr Umsatz. FUNDSCENE

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KARRIERE

Mein Beruf macht mir einfach eine Riesenfreude. Wenn der Mensch im Leben das macht, wofür er wirklich brennt, dann kann er richtig was umsetzen

Hallo Herr Dederichs, Sie sind seit dem Jahr 2000 selbständiger Trainer und Speaker und bringen nun bereits ihr zweites Buch heraus. Was treibt Sie an? Mein Beruf macht mir einfach eine Riesenfreude. Wenn der Mensch im Leben das macht, wofür er wirklich brennt, dann kann er richtig was umsetzen. Mir macht es großen Spaß, meine Erfahrungen und mein Wissen aus 20 Jahren aktivem Vertrieb auf der Bühne, im Seminar und eben in Form von Büchern weiterzugeben. Worin unterscheiden sich Ihre beiden Bücher? In meinem ersten Buch, „Servicewüste Deutschland – Begeisternd Verkaufen“, habe ich die wichtigsten Informationen und Techniken, die ein Verkäufer als Handwerkzeug benötigt, zusammengetragen. Es ist ein grundlegendes Buch, das in den Schrank von jedem Verkäufer gehört. Locker geschrieben, schnell zu erfassen, eine leichte Kost. Mein neues Buch „Nur wer abschließt, hat verkauft!“ hatte ich länger geplant. Mir war aufgefallen, dass sich in all der Vertriebsliteratur kein Buch so richtig mit dem Verkaufsabschluss befasst. In den letzten 5 Jahren habe ich mit meinem Team zahlreiche Methoden entwickelt, die dem Verkäufer dabei helfen, eine höhere Abschlussquote zu erzielen und gleichzeitig die Stornoquote zu minimieren. Das neue Buch legt somit seinen Schwerpunkt auf den Verkaufsabschluss. Ideen schnell umsetzen – das liegt Ihnen? Wenn die Ideen gut sind – ja. Nehmen wir mein erstes Buch. Ich hatte damals ein neues Seminar ausgearbeitet und deshalb viel recherchiert. Meine Frau hatte die Idee, das Material als Grundlage für ein Buch zu nehmen, als wir mit dem Flieger auf den Weg in den Urlaub

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waren. Na, das war es dann mit dem Urlaub. Gleich im Flieger habe ich begonnen das Buch zu schreiben. Ich habe schon immer nach der Devise gehandelt „Anpacken und loslegen was du nicht innerhalb von 72 Stunden beginnst, machst du meistens nie wieder“. Es gibt eine ganze Menge Speaker und Trainer, besonders auch zu dem Thema Vertrieb. Was unterscheidet Sie von den Kollegen? Meine Vorträge und Vertriebstrainings, die auf dem LuckySelling® basieren, unterscheiden sich in der Herangehens- und Denkweise von anderen. Im Vertrieb gibt es noch sehr viele Schwachstellen und damit eine Menge Arbeit für uns Verkaufstrainer. Ich bin fest davon überzeugt, dass es genug Platz für uns alle gibt. Wir müssen hier noch intensiver an die Einstellung der Verkäufer heran. Jeder Sportler weiß, dass er ohne Trainer keine Spitzenleistung erwirtschaften kann. Das ist bei den Verkäufern häufig etwas anders, die haben von Natur aus eher ein großes Ego. Ich darf das so sagen, ich bin ja selbst Verkäufer. Da stehen viele auf dem Standpunkt – na was will der Trainer denn? Ob der das überhaupt besser kann? Ich denke, das ist gar nicht die Frage. Es fragt sich ja auch niemand, ob der Trainer von den Klitschkos besser ist als diese. Natürlich nicht, sonst wäre der Trainer ja Weltmeister. Es geht darum, dass der Trainer aus dem Einzelnen die bestmögliche Leistung heraus holt. Er schaut, an welcher Stelle der Schützling noch effektiver und erfolgreicher sein könnte. Genau da setze ich mit dem LuckySelling® an. Der Verkäufer wird nicht verbogen, er behält seine eigene Identität. Ich helfe ihm dabei, seine Abschlussquote nachhaltig zu erhöhen.


KARRIERE

Als Speaker und Trainer sind sie viel unterwegs und haben sicher wenig Zeit für Privates. Wie finden sie ihren Ausgleich? Ich habe früh verstanden, dass ich Gas geben muss, wenn ich arbeite. Da bin ich extrem effizient und zielstrebig. Aus dem Grund ist es meine Spezialität, aus jedem Termin das Beste heraus zu holen. Genau so habe ich schon früh begonnen, ein relaxtes und ausgeglichenes Leben zu führen. Ich halte mir meine Freizeit frei für Hobbys und Familie. Wir leben nur einmal und wirklich glücklich kann man aus meiner Sicht im Leben nur werden, wenn alles in Balance ist. Ich nehme mir die Zeit zum Golf spielen und fahre gerne mit meiner Frau auf der Harley. Ganz besonders habe ich immer ein Auge für die kleinen Dinge im Leben. Wenn es ihr möglich ist, begleitet mich meine Frau auf Vortragsund Seminar-Touren. Ich kann von mir sagen, dass ich genau das Leben führe, welches ich mir immer erträumt habe. Und bin der festen Überzeugung, dass dies jeder schaffen kann, wenn er wirklich daran glaubt und daran arbeitet – und genau dabei möchte ich andere Menschen unterstützen.

Über Stefan Dederichs, Der Abschluss-Experte

Stefan Dederichs ist Speaker, Trainer und Autor. Er zählt als „der“ Experte für den Verkaufsabschluss im deutschsprachigen Raum. Dederichs war über 20 Jahren aktiv im Vertrieb tätig. Bereits unmittelbar nach der Ausbildung suchte er mit 21 Jahren die Selbstständigkeit und übernahm als Handelsvertreter den bundesweiten Vertrieb und den Aufbau einer Außendienststruktur für eine Softwarefirma. Er hat Erfahrung im Aufbau mehrerer Unternehmen. Unter anderem verantwortete Dederichs als Sales Director den europaweiten Gesamtvertrieb eines Softwareunternehmens und erwirtschaftete dabei acht Jahre in Folge eine jährliche Umsatzsteigerung von über 20 %. Während seiner aktiven Vertriebstätigkeit galt er als erfolgreichster Verkäufer seiner Branche. Er ist ein Mann aus der Praxis für die Praxis. Zusammen mit seinem Team hat er diverse Verkaufsmethoden entwickelt, die zu höheren Abschlussquoten führen. Seine Trainings basieren alle auf dem LuckySelling®. Ziel von Stefan Dederichs ist es, mit dem Mythos aufzuräumen, dass sich abschlussorientiertes Verhalten negativ auf Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität auswirkt. Stefan Dederichs´ Devise lautet „anpacken und loslegen“. Die Zuhörer sollen nach dem Vortrag und Training aktiv Handeln und zu „Machern“ werden. Verkäufer suchen häufig nach äußeren Gründen, warum der Verkaufserfolg ausbleibt, statt sich auf ihre Stärken zu konzentrieren. Dabei weiß Stefan Dederichs: „Man verliert nie gegen bessere Produkte, sondern nur gegen bessere Verkäufer.“

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VORSCHAU

Impressum

Die 10 erfolgreichsten Crowdfunding Kampagnen im ersten Quartal 2015

Foto: © FotolEdhar - Fotolia.com

Herausgeber: Ulrich Träm - Markus Elsässer Chefredakteur: Ulrich Träm (V.I.S.D.P.) Stellv. Chefredakteur: Sabine Elsässer Redaktion: Pamina Fabienne Elsässer Autoren in diesem Magazin: Markus Elsässer, Pamina Fabienne Elsässer, Ulrich Träm, Sabine Elsässer Geschäftsführer: Sabine Elsässer Verlag: Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Waldblickstr. 40 - DE-75245 Neulingen

Zahlen-Daten Fakten alle Crowdfunding Plattformen im Überblick

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Foto: © Denis Aglichev - Fotolia.com Foto: © Andrey Kiselev - Fotolia.com

Wie plane ich eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne

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Die 15 verrücktestenCrowdfunding Projekte der letzen Monate

Registergericht: Amtsgericht Mannheim Registernummer: HRB 706231 Ust-Ident-Nummer:DE264671277 ISSN: 2364-138X Tel.: +49 (0)72374868197 E-Mail: pr@fundscene.com Anzeigenleitung: Edeltraut Richter +49 (0) 8968071298 edeltraud.richter@ads4economy.de Abo-Service Bestellungen oder Änderungen senden Sie bitte an: FUNDSCENE Abo Betreuung Waldblickstr.40 75245 Göbrichen Tel.: +49 (0)72374868197 Preis Jahresabo Print 6 Ausgaben innerhalb Deutschland 36€ inkl. Lieferung. Jahresabo inkl. Internationalem Versand 60€

Web: www.fundscene.com E-Mail: pr@fundscene.com Die Inhalte des FUNDSCENE Magazines sind urheberrechtlich geschützt, alle Rechte liegen beim Verlag Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Vervielfältigung oder Nachdruck bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

Anzeigen- und Redaktionsschluss ist der 05. Juni 2015

Die nächste Ausgabe des FUNDSCENE MAGAZINES erscheint am 25. Juni 2015


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