Mobilität der Zukunft – Technik, Trends, Innovationen

Page 1

JULI 2016

Auch als APP für Smartphones & Tablets

MOBILITÄT DER ZUKUNFT Technik, Trends, Innovationen

NEUE LOGISTIK Schlanke Lieferketten Seite 20

NEUE AUTOS Autonomes Fahren Seite 24

NEUE APPS Vernetzte Mobilität Seite 28

Dies ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage der CAPITAL bei.


Seite 2

Marktreife Technologien für die autonome Mobilität Modernste Drive-by-Wire- und Sensorik-Lösungen als Kerntechnologie für das autonome und teilautonome Fahren der Zukunft. Mit revolutionären Lösungen in der Fahrzeug-Technologie bewegt Paravan die Welt. Wir entwickeln ausfallsichere Fahrund Lenksysteme von Morgen, kombinierbar mit modernster Sensortechnik und Sonderbau. Als Technologieführer bieten

wir mit unseren Schlüsseltechnologien die Grundlage für das autonome bzw. teilautonome Fahren. Nachrüstbar und adaptiv für alle Fahrzeugtypen in den Bereichen Automotive, Nutz- und Sonder-Fahrzeuge, Busse, Landtechnik, etc.

• Straßenzugelassen nach ECE R 10, 13 und 79 • Ausfallsicher dank mehrfacher aktiver Redundanz (kein Sicherheitsfahrer notwendig) • Zertifiziert nach ISO 26262 ASIL D • Zahlreiche Top-Referenzen, Prototypen und Showcars für das autonome Fahren

Paravanstraße 5-10 72539 Pfronstetten-Aichelau Telefon: 0 73 88 / 99 95-572

www.paravan-industry.com

Foto: Rinspeed AG

• Über 200 Mio. km Erfahrung auf der Straße


IMPRESSUM

Seite 3

G R U S S W O RT

Liebe Leserin, lieber Leser, in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 802086 -530 F +49 (0) 30 802086 -539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com

HERAUSGEBERIN Sara Karayusuf Isfahani (V.i.S.d.P.) REDAKTEUR Klaus Lüber PROJEKTLEITUNG Arina Trofimova ART DIRECTION Denis Held LAYOUT Valerie Junger AUTOREN Mirko Heinemann Lars Klaaßen Kai Kolwitz Klaus Lüber LEKTORAT Gina Wittlich ILLUSTRATIONEN Wyn Tiedmers www.wynt.de FOTOS (S.4) www.istock.com DRUCK Mohn Media Mohndruck GmbH CHEFREDAKTION Mirko Heinemann Klaus Lüber (stellv.) GESCHÄFTSFÜHRUNG Edi Karayusuf Sara Karayusuf Isfahani

HINWEIS: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und spiegeln nicht zwingend die Meinung der Herausgeber wider.

wir stehen vor der größten Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des Automobils. Das automatisierte und vernetzte Fahren kommt – und die Antriebswende zur Elektromobilität hat begonnen. Diese Entwicklung an der Spitze zu gestalten, ist für Deutschland als Autoland Nr. 1 wohlstandsentscheidend. Wir gehen deshalb voran – auf drei zentralen Feldern: 1. Wir entfachen in Deutschland eine neue Dynamik bei der Elektromobilität. Das Kernprojekt ist dabei der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Mit 300 Millionen Euro bauen wir 15.000 Ladesäulen. 2. Wir haben mit dem Digitalen Testfeld Autobahn auf der A9 die erste intelligente und voll-digitalisierte Straße errichtet – und bringen dort das automatisierte und vernetzte Fahren aus den Laboren in den Realverkehr. In einem nächsten Schritt schließen wir das Digitale Testfeld Autobahn an den Stadtverkehr an, um weitere Erfahrungen und Daten zu den noch einmal komplexeren Fahrsituationen im urbanen Umfeld zu gewinnen. Gleichzeitig öffnen wir unseren Rechtsrahmen für den Sprung vom Autofahrer zum Autopilot. 3. Wir begreifen Big Data als Chance und schaffen in Deutschland ein starkes Ökosystem für Mobility-Startups. Mit der neuen mCLOUD stellen wir Millionen an Mobilitäts-, Geo- und Wetterdaten offen zur Verfügung und schaffen damit die Voraussetzung für Wertschöpfung aus Daten. Mit dem mFUND starten wir einen Förderfonds mit 100 Millionen Euro für die frühe Entwicklung digitaler Innovationen im Bereich Mobilität. Ich bin überzeugt: Mit unserer Zukunftsoffensive treiben wir die Digitalisierung und Elektrifizierung des Verkehrs weiter voran und stellen uns an die Spitze bei der Mobilität 4.0.

Alexander Dobrindt MdB Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

I N H A LT

Seite 4 Aktuelle Meldungen Seite 6 Mobilität der Zukunft Seite 13 Smarte Flotten Seite 16 Nie wieder Stau Seite 20 Schlanke Lieferketten Seite 22 Strategieforum Seite 24 Turbo mit Handbremse Seite 26 Forum der Akteure Seite 28 Mit der App durch die Stadt Seite 29 App-Galerie

Alle Artikel, alle Themen, alle Inhalte im neuen OnlineFormat!


Seite 4

AKTUELLES

www.inpactmedia.com/technologie

Fokus: Mobilität der Zukunft

mCloud

Autonomes Fahren

Kaufprämie

Zum Auftakt des Weltverkehrsforums im Mai verkündete das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) den Start der sogenannten mCloud. Gemeint ist ein Datenportal, über das Mobilitäts-, Geo- und Wetterdaten aus den Geschäftsbereichen des BMVI für Gründer, Start-ups und Mobilitätsanbieter zur freien Verfügung gestellt werden, darunter etwa Daten der 1.700 Zählstellen der Bundesanstalt für Straßenwesen (Straßenauslastung, Verkehrsdichte), Flutzeiten und Wasserstände an der Deutschen Bucht, Echtzeitdaten über die Pegelstände der Bundeswasserstraßen oder Zeitreihen der über 1.000 Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes. Als erstes Unternehmen hat die Deutsche Bahn AG Datensätze in die mCloud eingebunden: Fahrplandaten und Informationen über die Parkplatzsituation an Bahnhöfen. Das BMVI plant darüber hinaus, Daten des Erdbeobachtungssatelliten-Programms Copernicus und auch die bislang kostenpflichtigen Daten des Deutschen Wetterdienstes, offen zur Verfügung zu stellen.

Wie schafft man einen verbindlichen Rechtsrahmen für autonomes Fahren? Mit dieser anspruchsvollen Frage beschäftigt sich ein aktuelles Strategiepapier, das Bundesfinanzminister Alexander Dobrindt Ende Mai vorgelegt hat. Unter dem Titel „Digitale Souveränität: Wir schaffen den Regelbetrieb für das Auto mit Autopilot“ wurde ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das im Kern vorschlägt, Mensch und Maschine im juristischen Sinne gleich zu behandeln. Wer das Steuer aus der Hand gibt, soll demnach auf das autonom fahrende Auto vertrauen dürfen. Er hat dann keine Verpflichtung, sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren und darf sich mit anderen Dingen beschäftigen, etwa der Zeitungslektüre oder der Beantwortung von E-Mails. Damit reagiert die Politik auch auf die Wünsche der Verbraucher. In einer Bitkom-Umfrage sprachen sich im vergangenen Jahr 41 Prozent der Befragten dafür aus, dass selbstfahrende Autos bald in Deutschland zugelassen werden. 86 Prozent forderten aber zugleich, offene Haftungsfragen rasch zu klären.

Trotz des erklärten Zieles der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen, geht es mit der Elektromobilität im Augenblick nur schleppend voran. Im letzten Jahr waren lediglich 55.000 elektrisch betriebene PKW angemeldet. Um den Verkauf anzukurbeln, hat die Bundesregierung Mitte Mai beschlossen, den Kauf von Elektroautos künftig mit einer Prämie zu fördern. Für reine Elektroautos beträgt der Zuschuss 4000 Euro, für Hybridfahrzeuge 3000 Euro. Finanziert wird dies zur Hälfte von der Autoindustrie. Die andere Hälfte, insgesamt 600 Millionen Euro, zahlt der Staat. Anträge für die Prämien können beim zuständigen Bundesamt BAFA gestellt werden. Die Aktion ist bis zum 30. Juni 2019 befristet, endet aber in jedem Fall, sobald die Fördersumme aufgebraucht ist. Auch eine Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektroautos von bislang fünf auf zehn Jahre wurde beschlossen. Außerdem finanziert der Staat mit 300 Millionen Euro den Aufbau von 15.000 neuen Strom-Ladestellen.


Seite 5

Beitrag FUTURICE GMBH

»Innovationen kann man nicht befehlen« Die Automobilbranche steht vor einem Dilemma: Wie lässt sich die digitale Transformation mit traditionellen Geschäftsmodellen verbinden?

Herr Casanova, ist die Automobilbranche schon bereit für den digitalen Wandel?

Das muss ich mit einem klaren Jein beantworten. Einerseits sind das Interesse an und die Bereitschaft zur Transformation groß. Das hören wir immer wieder in Gesprächen und über die Anfragen, die uns als Beratungshaus erreichen. Andererseits tut sich natürlich gerade eine so traditionelle Industrie wie die Automobilbranche schwer, die nötige Flexibilität zu entwickeln, die eine Digitalisierung fordert. Deren Organisationsstruktur und Kultur ist schlicht eine andere, „alte“ Welt.

Was raten Sie Ihren Kunden?

Gian Casanova Managing Director Futurice GmbH

Warum sind Unternehmensstruktur und -kultur so wichtig?

Wenn wir von einer „echten“ digitalen Transformation sprechen, betrifft das immer das gesamte Unternehmen und geht weit über ein paar Investitionen in die IT hinaus. Ganze Geschäftsmodelle müssen hinterfragt werden, Sie fangen, wenn Sie so wollen, wieder auf einem weißen Blatt Papier an. Eine solch große Umwälzung gelingt nur dann, wenn Sie jeden Mitarbeiter, jede Struktur, jeden Ablauf miteinbeziehen. Haben wir deshalb so wenig positive Transformationsbeispiele in Deutschland?

Genau. Es gibt eine große Lücke zwischen den Ambitionen der Verantwortlichen und den Möglichkeiten, die die „alte Welt“ zulässt. Ein Beispiel hierfür sind die Budgets. In der Regel sind sie vorhanden, aber selbst ein Vorstandsvorsitzender bekommt nur dann eine Freigabe von seinem CFO, wenn der Return on Investment im Vorfeld definiert werden kann. Wer jedoch digital erfolgreich sein will, muss ausprobieren können, muss eine gewisse Risikomentalität mitbringen. Sind uns deshalb die US-Firmen voraus?

Eindeutig ja. Die digitale Transformation findet in den USA statt. Und was tatsächlich besorgniserregend ist: Das Silicon Valley zieht immer mehr Know-how aus Deutschland ab, insbesondere aus der Automobilbranche.

In erster Linie fahren wir ganz klassische Analysen und schauen uns an, in welchen Schritten welche Prozesse angegangen werden können. Das umfasst natürlich auch die IT, aber eben nicht ausschließlich. Wir evaluieren beispielsweise auch, wie attraktiv ein Unternehmen für junge Talente ist. Natürlich sind große Namen wie etwa Daimler, VW oder BMW per se keine schlechten Adressen. Junge IT-Spezialisten sind jedoch sehr gefragt und werden stark umworben.

Das heißt, der Kampf um Talente ist ein entscheidender?

Absolut. Denn ohne die richtigen Köpfe an Bord kann ein Transformationsprozess meist gar nicht beginnen. Und insbesondere die jüngere Generation möchte kein kleines Rädchen in einem großen Unternehmen mehr sein. Sie wollen den Einfluss ihrer Arbeit sehen, wollen Eigenverantwortung und kreativen Freiraum. Da wird ein agiles Start-up schnell attraktiver als ein großer Konzern. Sie sehen also auch hier die Herausforderungen der „alten Welt“. Dass es möglich ist, beweist doch aber beispielsweise Tesla.

Tesla wird in Teilen immer noch belächelt. Viele glauben noch nicht an den nachhaltigen Erfolg. Aber Sie haben Recht, Tesla macht aus digitaler Sicht vieles richtig. Allerdings reden wir hier auch von einem neuen Konzept, einem jungen Unternehmen, das nicht eine über Jahrzehnte gewachsene Struktur als Ballast mit sich trägt. Futurice kommt ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Ist das ein Vorteil in der Beratung?

Wir denken schon. Wir können das, was wir tun und empfehlen, auch tatsächlich umsetzen. Gerade in der Beratung ist dies nicht immer gegeben. Und es macht es natürlich einfacher, tatsächliche Hindernisse in der Umsetzung vorherzusehen. Schließlich haben wir unzählige Prozesse bereits selbst durchlaufen.

www.futurice.com


MOBILITÄT DER ZUKUNFT Welche Rolle wird das Auto in Zukunft spielen? Wie fördert man Elektromobilität am sinnvollsten? Welches Potenzial hat autonomes Fahren wirklich? Auf dem Weg in die Mobilität der Zukunft sind noch viele Fragen offen. ► Klaus Lüber

/ Redaktion



A

nfang Mai 2016 waren drei renommierte deutsche Mobilitätsforscher in die Radiosendung „SWR2 Forum“ eingeladen, um über die Zukunft der Mobilität zu sprechen. Anlass war das gerade von der Bundesregierung beschlossene Förderpaket für Elektroautos. Aber eigentlich ging es im Gespräch sehr schnell gar nicht mehr nur um die Frage, wie man denn am schnellsten möglichst viele strombetriebene PKW auf deutsche Straßen bringen könnte. Sondern um viel Grundsätzlicheres. Wir müssen, so die Experten, Mobilität als solche neu denken. Allein die Antriebe unserer Fahrzeuge von fossil auf nicht-fossil umzustellen, reiche nicht aus, so der Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim, emeritierter Professor der Universität Trier. Das Ziel könne es schließlich nicht sein, aktuell rund 45 Millionen deutsche Verbrennungsmotoren gegen die gleiche Zahl Elektroantriebe einzutauschen. „Wir müssen die Anzahl der Fahrzeuge insgesamt reduzieren. Und das erreichen wir nur, indem wir die Rolle unserer Autos neu definieren.“ DAS AUTO NEU DENKEN

Bislang meinten wir mit Auto vor allem den individualisierten Privatverkehr, so Monheim. Doch dieses Konzept sei nicht zukunftsfähig. Es sei viel sinnvoller, Autos als eine Form öffentlicher, geteilter Mobilität zu definieren, wie es jetzt schon in Carsharing-Modellen funktioniert. Dem pflichtete auch Weert Canzler, Mobilitätforscher am Wissenschaftszentrum Berlin, bei. Asien und Südamerika, die größten Automobilmärkte der Welt, stoßen schon jetzt an infrastrukturelle Grenzen, so Canzler. „Dort muss man sich schon jetzt die Frage stellen, wie man Automobilität in Zukunft gewährleisten kann, ohne dass noch mehr Menschen ein eigenes Auto besitzen.“

Natürlich gäbe es auch hierzulande vielversprechende Ansätze, betonte der dritte Experte im Bunde, Willi Diez, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, und meinte die Tatsache, dass zwei große deutsche Automobilhersteller ja bereits Carsharing-Konzepte anbieten. Car2go, ein Gemeinschaftsprojekt von Daimler und dem Autovermieter Europcar, sowie Drive Now, ein Joint Venture von BMW und Sixt, sind bereits seit fünf Jahren am Markt. Und das überaus erfolgreich. Mehr als 580 000 Kunden sind bei Drive Now registriert, bei Car2go sind es weltweit 1,2 Millionen. Car2go ist mit Abstand der größte Anbieter in diesem Markt und inzwischen weltweit vertreten. In 31 Städten sind die blauweißen Smarts präsent, davon die Hälfte in Nordamerika. Selbst nach China will die Firma jetzt expandieren. MANGELHAFTE FÖRDERKONZEPTE

Trotzdem sind ausgerechnet in Deutschland die Bedingungen für Carsharing noch nicht ideal. International sind die öffentlich geteilten Autos gerade besonders in den Städten erfolgreich, in denen die Autoteilsysteme mit kostenlosen Parkplätzen verbunden sind. In Deutschland sollte ein bundesweites Carsharing-Gesetz eigentlich noch in dieser Legislaturperiode die Rechtsgrundlage für Kommunen schaffen, mit den Mobilitätsanbietern über Freiparkangebote zu verhandeln. Doch ist bislang ein solches Gesetz noch nicht in Sicht. „Jede Stadt fummelt da verzweifelt allein rum“, so Heiner Monheim. Was bereits bestehende Fördermaßnahmen angeht, beispielsweise das im letzten Jahr beschlossene Elektromobilitätsgesetz und nun die aktuelle Kaufprämie für Elektroautos, gaben sich Monheim, Canzler und Diez kritisch. Ein Durchbruch sei erst dann zu erwarten, wenn man gleichzeitig aufhöre, den Verbrennungsmotor ►►


Seite 9

Beitrag FLUGHAFEN MÜNCHEN GMBH

(Erlebnis-) Flughafen München Wer die Zeit bis zum Abflug am Flughafen bisher als lästiges Übel empfunden hat, war wohl länger nicht in München. Hier setzt man auf Innovationen für ein Mehr an Erlebnissen.

Frau Wittlieb, Shoppinghighlight, Eventlocation, Bürokomplex – sind die Zeiten, in denen es an Flughäfen nur ums Fliegen ging, vorbei?

Kundengruppe aber die Wahl zwischen digitalen und persönlichen Elementen. Das sind wichtige Erkenntnisse, die wir anschließend im Betrieb berücksichtigen.

Ich würde es anders formulieren: Flughäfen sind heute viel mehr als reine Infrastruktur – insbesondere große Drehkreuze wie München. Das liegt vor allem an den veränderten Sarah Wittlieb Kundenanforderungen. Während die Leiterin InnovationsQualität eines Flughafens früher anmanagement, Flughafen München hand von Basisanforderungen wie GmbH Lage, Sauberkeit, Beschilderung und ähnlichem definiert wurde, lautet die zentrale Frage heute, was bietet mir ein Flughafen während meines Aufenthaltes? Urlaubsreisende schätzen etwa das Shoppingangebot, Geschäftsreisende priorisieren eine reibungslose, zeitsparende Reise.

Geben Sie diese Erfahrungen dann auch an die Betreiber der Gewerbeflächen weiter?

Und wie reagieren Sie in München auf diese veränderten Anforderungen?

Wir versuchen, unsere Marke für die jeweilige Zielgruppe spürbar und erlebbar zu gestalten. Wir haben ein sehr großes Einzugsgebiet und uns ist wichtig, dass der Urlaub schon am Flughafen beginnt, beziehungsweise Geschäftsreisende nicht mehr Zeit als nötig hier verbringen müssen. Um die Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe zu verstehen, setzen wir vom Flughafen München auf das so genannte ‚Open-InnovationKonzept’.

Tatsächlich betreiben wir rund 70 Prozent der Retailund Gastroflächen im Konzern selber, weil wir diese als ein wichtiges Instrument ansehen, die Marke Flughafen München positiv zu besetzen. Mit regelmäßigen Aktionen und Events erreichen wir auch Gäste aus dem Umland, die als Besucher zum Flughafen kommen. Und unsere eigene „Airbräu“-Brauerei ist mittlerweile so beliebt, dass wir viele Tagesgäste haben, die im Sommer Zeit in unserem Biergarten verbringen. Sie arbeiten beim Thema Innovation aber auch sehr aktiv mit Start-ups zusammen.

Das ist richtig. Wir haben beispielsweise gemeinsam mit einem Start-up unsere Open-Innovation-Plattform „InnovationPilot“ ins Leben gerufen. Die müssen Sie sich wie eine Community in den gängigen sozialen Medien vorstellen, über die unsere Mitarbeiter, Geschäfts- und Endkunden über Innovationen und neue Ideen diskutieren. Die besten Ideen werden dann im Rahmen eines Piloten direkt auf ihre Umsetzbarkeit getestet und es wird Feedback bei den Kunden eingeholt. Dabei kann sich zwar auch herausstellen, dass ein Pilotprojekt nicht alltagstauglich ist. Insgesamt glauben wir aber, dass Innovationen schnelle Umsetzungszeiten erfordern. Welches ist Ihr aktuellstes Projekt?

Das heißt, Sie gestalten nicht im stillen Kämmerlein, sondern holen sich gezielt Input von außen?

Genau. Wir führen etwa regelmäßige Workshops mit Vertretern der verschiedenen Zielgruppen durch, um gemeinsam den Flughafen München zu einem echten Erlebnis zu machen; gerade mit einer Gruppe so genannter‚ „Silver Ager“, der unter anderem sehr interessante Einblicke zum Thema digitale Medien hervorgebracht hat. Hier hatten wir intern die Nutzung digitaler Medien bei der älteren Generation unterschätzt. Wichtig war dieser

Wir erstellen gerade 360°-Ansichten vom Flughafen, die dann über unsere digitalen Kanäle wie etwa unsere Webseite sowie die Kanäle unserer B2B-Kunden ab Juli 2016 abgerufen werden können. So können Sie bequem von zu Hause ihre individuelle Reise durch den Flughafen planen und sich über das reichhaltige Angebot an Shops und Restaurants am Flughafen München informieren.

www.munich-airport.de


Seite 10

Das sahen auch die Experten im SWR2-Talk so. Weert Canzler betonte dabei die Vorreiterrolle von Tesla. Schon heute, so Canzler, verkaufe Tesla ja nicht nur Elektroautos, sondern auch gleich das Solarpanel und einen Stromspeicher für zuhause. „Die deutsche Automobilindustrie mit ihren Zulieferern muss sich massiv neu orientieren“, so Willi Diez. „Automobilhersteller werden immer mehr zu Dienstleistungsunternehmen, die Mobilitätsdienstleistungen anbieten und nicht mehr nur die klassische Hardware, sondern auch die entsprechende Sofware.“ AUTOMOBILE STRUKTUREN

weiter zu fördern. „Wir brauchen ein Verbrenner-Ausstiegsprogramm, so wie wir einen Kohleausstieg brauchen“, sagte Canzler. „Föderprogramme alleine bleiben wirkungslos, wenn wir sie nicht kombinieren mit einer restriktiven Politik gegenüber dem Verbrenner.“ Wobei die Bedingungen für eine solche Trendwende, gab Canzler auch zu bedenken, in Deutschland bislang nicht gerade ideal waren. Es sei natürlich klar, so Canzler, dass sich eine Industrie, die seit Jahrzehnten sehr viel Geld damit verdient, die besten Verbrennungsmotor-Fahrzeuge der Welt zu bauen, etwas schwer damit tut, in alternative Antriebstechnologien zu investieren. AUTOMOBILBRANCHE IM STRUKTURWANDEL

Anderseits haben die deutschen Automobilhersteller wohl gar keine andere Wahl, als sich auf einen grundlegenden Strukturwandel einzustimmen. Am deutlichsten wird dies bei VW, das aufgrund der Dieselaffäre auch aus Imagegründen besonders bemüht ist, das eigene Geschäftsmodell zu reformieren. Seit März 2016 hat der ehemalige Apple Manager Johann Jungwirth als Leiter Digitalisierungsstrategie bei VW die Aufgabe, den Konzern für die Mobilität der Zukunft vorzubereiten. Es geht darum, so Jungwirth, einen Wandel vom Autohersteller zum Mobilitätsanbieter zu vollziehen. Künftig werde man nicht nur Autos zum Kauf oder Leasen anbieten, sondern nachhaltige Mobilität – mit Elektrofahrzeugen und selbstfahrenden Fahrzeugen.

Auch dass autonomes Fahren in Zukunft eine große Rolle spielen wird, war für alle drei Wissenschaftler klar. Willi Diez sprach von einem vollkommen neuen Konzept von Mobilität. „Das Auto wird neue innere Werte bekommen. Wir werden arbeiten, lesen, wir werden Gymnastik machen, schlafen.“ Keine Einigkeit dagegen herrschte bei der Frage, wann genau mit einem flächendeckenden Einsatz der neuen Technologie zu rechnen ist und was dies für den Individualverkehr bedeuten wird, der nach Meinung der Wissenschaftler nie ganz verschwinden wird. Dass diese Frage so schwierig zu beantworten ist, hatte für Willi Diez auch damit zu tun, wie wichtig das Auto in seiner Rolle als privates Fortbewegungsmittel für unser Leben war und ist. „Das Auto ist ja mehr als ein Fahrzeug, es ist immer noch ein Statussymbol, ein Zeichen von Unabhängigkeit und Freiheit. Und es gibt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das der öffentliche Nahverkehr noch nie und wenn überhaupt, immer weniger bieten kann.“ Das sieht auch Weert Canzler: „Unser moderner Alltag ist immer noch tief geprägt von automobilen Strukturen. Die meisten Menschen haben einen großen Teil ihres Lebens um das Konzept des privaten Autos herum organisiert.“ REGELN FÜR AUTONOMES FAHREN

Auch was die Technologie des autonomen Fahrens angeht, sind noch viele Fragen zu klären. Und nicht alle haben mit Technik zu tun. Immer noch ist der Rechtsrahmen für selbstfahrende Verkehrsteilnehmer unklar: Wer entscheidet in extremen Momenten, wer trägt die


Seite 11

Beitrag DB SYSTEL GMBH & DB DIALOG GMBH

In 33 Tagen von der Idee zur Umsetzung – der Reisebuddy als innovativer SMS-Concierge der Deutschen Bahn Ende des dritten Quartals 2015 fand sich ein interdisziplinäres Team aus Mitarbeitern der DB Systel und der DB Dialog zusammen, um gemeinsam ein innovatives Projekt voranzutreiben: den Reisebuddy – ein konzerninternes Start-Up, welches dem Kunden kostenlos*, 24 Stunden 7 Tage die Woche persönlich seine Anfragen rund ums Reisen beantwortet. Starre Strukturen, lange Entscheidungswege und umfangreiche Konzeptarbeit wurden ersetzt durch flexibles Ausprobieren, schnelle Entscheidungen und Lösungen. Den Überblick behalten die beiden Projektleiterinnen Maren Reinsch (Leiterin Sales & Services von DB Dialog) und Peggy Karstedt (Digital Strategist bei DB Systel). Bereits am 23. November 2015, nach nur 33 Arbeitstagen, ist der Service operativ gestartet und die ersten Kundenanliegen wurden gelöst. Ein eigens dafür eingearbeitetes Team steht seitdem mit Rat und Tat zur Seite – Reisebuchungen, Hotelzimmer, Restaurantempfehlungen,

Verantwortung und wer haftet, wenn der Mensch das Lenkrad an einen Autopiloten abgibt? Für den Verbraucher sind solche Fragen wichtig, wie eine Umfrage des Hightech-Verbandes Bitkom im vergangenen Jahr deutlich machte. Damals sprachen sich zwar 41 Prozent dafür aus, dass selbstfahrende Autos bald in Deutschland zugelassen werden. 86 Prozent forderten aber zugleich die Politik auf, offene Haftungsfragen rasch zu klären. Immerhin legte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt Ende Mai ein Strategiepapier namens „Digitale Souveränität: Wir schaffen den Regelbetrieb für das Auto mit Autopilot“ vor. Dobrindts Vorschlag: Autofahrer sollen bei der ordnungsgemäßen Benutzung von autonomen Fahrzeugen zumindest teilweise von Sorgfaltspflichten – und damit ihrer rechtlichen Verantwortung – befreit werden. Außerdem wurde die Gründung einer Kommission mit Vertretern aus Wissenschaft, Autoindustrie

sogar Konzerttickets oder ein Strauß Blumen – und in vielen anderen Bereichen, die den Reisenden vor, während und nach der Reise beschäftigen. Getreu dem Motto „Mach mehr aus Deiner Reise“ sind hier der Fantasie des Kunden keine Grenzen gesetzt und durch die persönliche Beantwortung der Anfragen wird immer eine Lösung gefunden. Die geschäftsfeldübergreifende Zusammenarbeit der IT-Tochter des Bahnkonzerns, DB Systel und der DB Dialog, dem Kunden-Kontakt-Center der Deutschen Bahn, ermöglicht von Anfang an eine effiziente Umsetzung des Projekts: Eigene IT-Lösungen wurden entwickelt und Mitarbeiter auf den besonderen Service vorbereitet. Die Registrierung kann direkt auf der Homepage www.reisebuddy.com oder per SMS an 0152 548 27300 mit dem Stichwort „Capital“ erfolgen. *Abgesehen von eventuell anfallenden SMS-Kosten durch den Provider

www.reisebuddy.com

und Digitalwirtschaft angekündigt. Sie sollen „klare Leitlinien für Algorithmen“ entwickeln, die die Reaktion des Fahrzeugs in Risikosituationen bestimmen. Für das autonome Fahren wie für andere neue Mobilitätskonzepte gilt: Sie müssen sich nahtlos in den Alltag integrieren lassen. Besonders für den ländlichen Raum gibt es hier nach Meinung von Heiner Monheim eklatanten Nachholbedarf. „Was wir dringend bräuchten, wäre eine effiziente Systemförderung für neue Mobilitätskonzepte im öffentlichen Verkehr.“ Stattdessen würde, so Monheim, im Rahmen des aktuellen Bundesverkehrswegeplans weiterhin vor allem die automobile Infrastruktur gefördert. „Nach wie vor ist ein Drittel des deutschen Schienennetzes nicht elektrifiziert.“ INTELLIGENTE APPS

Was den urbanen Raum angeht, beurteilten die Experten die Situation etwas positiver. Hier habe das Konzept der sogenannten intermodalen Mobilität tatsächlich das Potenzial, zu einem neuen Verständnis von Mobilität zu führen. Gemeint ist die Möglichkeit, über eine Smartphone-App schnell und bequem zwischen einzelnen ►


Seite 12

öffentlichen Verkehrsmitteln zu wechseln. „Vieles, was früher kompliziert war oder gar nicht möglich, wird jetzt mit intelligenten Apps, mit persönlichen Mobilitätsprofilen, extrem einfach. Es erlaubt das, was beim Auto immer extrem wichtig war: Routinen. Man kann sich hervorragend bewegen, ohne groß nachzudenken“, so Weert Canzler. Eine hohe Funktionalität bieten schon heute Apps wie Moovel, ein Service von Daimler, und Qixxit, das von der deutschen Bahn angeboten wird, und die beide den Anspruch haben, sowohl den städtischen Nah- als auch den Fernverkehr abzubilden. Anfang Mai kündigte Bahn-Chef Rüdiger Grube in einem Interview mit der Wirtschaftswoche die Einführung einer „übergreifenden nationalen Mobilitätskarte“ an „mit der der Kunde alles machen kann: Zug fahren, Räder ausleihen, Busse und Taxis nutzen und bezahlen. Am Monatsende gibt es dann eine Rechnung wie fürs Telefon. Und der Kunde

hat die Garantie, dass das System stets den günstigsten Tarif abrechnet.“ Für Canzler, Monheim und Diez wäre das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, gerade angesichts der Tatsache, dass man es in Deutschland bislang mit einer sehr fragmentierten Mobilitätsverantwortung zu tun habe. Das bekräftigt auch Rüdiger Grube im Wirtschaftswoche-Interview. „Die Kommunen und die Länder sind für den Regionalverkehr zuständig, und viele verteidigen ihre Königreiche, indem jeder seine eigene Mobilitätskarte hat.“ Noch ist nicht klar, wann das neue Angebot der Bahn für Kunden zur Verfügung steht. „Aktuell sind konkrete Aussagen zur Ausgestaltung und zum Zeitpunkt einer Einführung noch nicht möglich“, so ein Sprecher der Bahn auf Anfrage. Die Zukunft der Mobilität bleibt spannend. ■


Seite 13

Beitrag ALPHABET DEUTSCHLAND

»Ganzheitliche Lösungen für moderne Unternehmensflotten« Home Office, mobiles Arbeiten, unterschiedliche Firmenstandorte – die moderne Arbeitswelt verlangt von Beschäftigten ein hohes Maß an Mobilität und Flexibilität. Unternehmen haben deshalb zunehmend komplexe Anforderungen an ihren Fuhrpark. Mit innovativen Business Mobility-Lösungen und ganzheitlicher Beratung macht Leasing- und Full-Service-Anbieter Alphabet Unternehmen fit für die Mobilität von heute und morgen. „Eine flexible, effiziente und nachhaltige Flotte steht bei vielen Unternehmen weit vorne auf der Mobilitätsagenda. Sie benötigen Services, die über den klassischen Leasingvertrag hinausgehen“, so Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing bei Alphabet Deutschland. „Wir beraten umfassend und schneiden unsere Produkte und Services individuell auf die Wünsche unserer Kunden zu – vom mittelständischen Unternehmen bis zum Großkonzern.“ Neben modernen Mobilitätslösungen wie Corporate Carsharing und eMobility bietet Alphabet eine Vielzahl an Dienstleistungen aus einer Hand: vom Werkstatt- und Reifenservice über Tankkarten und Eco-Fahrertrainings bis hin zum kompletten Schadenmanagement. Mit der App AlphaGuide haben die Nutzer sogar unterwegs Zugriff auf

viele Services. Fahrer erhalten professionelle Unterstützung im Schadenfall sowie jederzeit Informationen zu ihrem Alphabet Fahrzeug und Vertrag. Und nicht nur das: Als digitaler Mobilitätsberater erinnert die App an Termine und den rechtzeitigen Aufbruch und zeigt auch Werkstätten, Tankstellen und Ladesäulen in der Nähe an. „Der AlphaGuide erleichtert so nicht nur den Alltag von Fahrern, sondern reduziert auch den administrativen Aufwand von Fuhrparkmanagern“, so Tim Beltermann. alphabet.de

Smarte Flotten Im Fuhrparkmanagement von Unternehmen rechnet sich die Umstellung auf Elektrofahrzeuge – wenn der Einsatz effizient gesteuert wird.

Lars Klaaßen / Redaktion

R

und 25.000 Dienstwagen weltweit umfasst die Flotte des Softwareanbieters SAP. Sie ist für 25 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens verantwortlich. „Deshalb haben wir einen ganzheitlichen Mobilitätsansatz entwickelt, der unsere strategischen Ziele sicherstellt sowie neue Geschäftsmodelle und Innovationen fördert“, sagt Projektleiter Nachhaltigkeit Marcus Wagner. So hat SAP das Ziel, bis 2020 die Elektrifizierung der Firmenwagenflotte auf 20 Prozent auszubauen. „Der Aufbau von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge macht einen Großteil unserer Projektinvestitionen aus“, so Wagner. „Langfristig verbessert das aber nicht nur unsere Umweltbilanz, sondern rechnet sich auch ökonomisch.“

„Infolge hoher Fixkosten, aber niedriger variabler Kosten bieten Elektrofahrzeuge bei hoher Auslastung bereits heute die Perspektive eines wirtschaftlichen Einsatzes – nicht zuletzt, weil der bei Verbrennungsmotoren hohe Wartungsaufwand entfällt“, sagt Wolfgang Fischer, der die Bereiche Anwendungsprojekte, Rahmenbedingungen und das Schaufenster Elektromobilität bei der e-mobil BW leitet. Die Agentur des Landes Baden-Württemberg arbeitet mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand an der Industrialisierung und Markteinführung zukunftsfähiger Mobilitätslösungen. „Elektrofahrzeuge funktionieren“, so Fischer, „in Flotten von Unternehmen und anderen Organisationen, auch im ►


Beitrag ARI FLEET

Pendlerverkehr, als Taxi oder beim Carsharing sowie in Spezialanwendungen, etwa auf dem Flugfeld am Flughafen Stuttgart.“ Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen auf E-Mobilität, derzeit mit 43 Autos, vor allem für Service, Vertrieb und Instandhaltung. So werden die fast lautlosen Fahrzeuge in der Nacht etwa vom Schließdienst der U-Bahnhöfe genutzt. Noch bis Ende 2016 will die BVG weitere 57 PKW mit herkömmlichem Antrieb durch E-Fahrzeuge ersetzen. Dann ist nahezu die gesamte PKW-Flotte umgestellt. Auch elektrisch betriebene Kleintransporter kommen zum Einsatz. Im Bus-Betrieb hingegen wurde bislang nur eine Linie umgestellt – das Pilotprojekt soll helfen, wichtige Erkenntnisse im Alltagsbetrieb zu sammeln. Gegenüber PKW und Lieferwagen hinkt der Entwicklungsstand von Bussen hinterher, unterschiedliche Ladesysteme werden noch erforscht. Wie wirtschaftlich und stadtverträglich elektrische Lieferfahrzeuge im Stadtverkehr sein können, haben Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation untersucht. Das Ergebnis: Setzen Unternehmen die elektrischen Lieferwagen unter planbaren und wiederkehrenden Bedingungen ein, können nicht nur Emissionen reduziert werden, sondern auch operative Kosten bei der Zustellung. Die bis zu dreimal höheren Anschaffungskosten für E-Lieferfahrzeuge lassen sich durch geringere Gesamtbetriebskosten des Fuhrparks kompensieren. Welches Potenzial aus elektrisch betriebenen Lieferfahrzeugen geschöpft werden kann, beschreibt Projektleiter Steffen Raiber: „Die Belieferung von Innenstädten stellt ein ideales Anwendungsfeld für Elektromobilität dar, das bestätigen die Ergebnisse. Jetzt ist es wichtig, weitergreifende elektromobile Zustellkonzepte zu entwickeln.“ ■

Herr Strika, braucht der deutsche Markt tatsächlich noch einen Flottenmanager?

Darüber könnte man in der Tat streiten. Wir glauben jedoch, dass der Grund für unser erfolgreiches Wachstum in Deutschland und Europa seit unserem Markteintritt 2012 in UK und 2014 in Deutschland und Kontinentaleuropa auch darin begründet liegt, Majk Strika dass wir uns von der Masse der an- Managing Director Europe, deren Anbieter abheben. Also positiv ARI Fleet formuliert heißt das, der Markt braucht nicht noch einen Flottenmanager, sondern einen mit einer anderen Herangehensweise. Wir sehen uns als Flottenmanager für Profi-Flotten, sprich komplexe gemischte Fuhrparks, welche zur Erbringung von Dienstleistungen der Kunden strategisch wichtig sind. Es gibt auf dem deutschen Markt keinen Dienstleister der sowohl PKW, Transporter, LKW, Sonderfahrzeuge sowie Flurförderzeuge mit unserer Servicetiefe bedienen kann. Man darf auch nicht vergessen, dass in Deutschland nahezu 50% der Flotten gekauft oder ohne Services finanziert sind. Hier besteht ein sehr großer Bedarf an Unterstützungen rund um den Lebenszyklus der Fahrzeuge. Und wie gehen Sie an die Dinge heran?

Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen, das seit über 70 Jahren in den USA im Flottengeschäft aktiv ist und somit nicht den Zwängen der Kapitalmärkte und deren Gewinnforderungen unterworfen ist. Anders als in Deutschland und Europa dominiert dort ein offenes, transparentes, verbrauchsgerechtes Modell den Markt. Geschlossene Fullservice-Leasing Angebote mit versteckten Kosten und Margen werden in den USA nicht nachgefragt. Dort sind die Gesellschaften erfolgreich, die den Kunden vollkommen transparent die niedrigsten Total Cost of Ownership


Seite 15

Zurück in die Zukunft Der Flottenmarkt in Deutschland wird sich verändern, glaubt man bei ARI Fleet und bereitet sich mit offenen, transparenten Angeboten darauf vor.

ohne versteckte Margen bieten können. Dass wir das können, beweisen wir in den USA seit vielen Jahren mit über 1 Millionen gemanagten Fahrzeugen in unserem Portfolio und nun bieten wir dieses Konzept auch hierzulande an.

hauptsächlich Datenanalysten und Programmierer. Diese können auf über 300 IT Spezialisten in Nordamerika zurückgreifen. Das zeigt, wie stark wir an die IT als Zukunft des Flottenmarktes glauben.

Warum haben sich die Märkte in den USA und Europa so unterschiedlich entwickelt?

»Mit der entsprechenden IT können wir einem Kunden genau sagen, wann ein Transporter in Düsseldorf, Berlin oder München in die Werkstatt muss.«

In den Neunzigern waren viele Entscheider und Flottenmanager in Europa davon überzeugt, dass die Risiken einer Kaufflotte nicht zu managen seien. Zu der Zeit haben viele Banken und auch die Automobilhersteller mit ihren eigenen Leasinggesellschaften, den sogenannten Captives, den Markt für sich entdeckt. Damals kam auch das Konzept des Closed-End-Leasings auf, das vereinfacht ausgedrückt für eine fixe Pauschale den Kunden die Risiken vermeintlich komplett abnimmt, sich dies jedoch sehr intransparent und teuer bezahlen lassen. Und dieses Konzept ist heute nicht mehr zeitgemäß?

Wir glauben nicht, dass es das noch ist. Damals war das IT-Umfeld nicht sonderlich entwickelt, Aufstellungen erfolgten manuell und es gab kaum Tools, mit denen sich Daten oder Kosten vergleichen ließen. All das ist heute anders. Mit der entsprechenden IT können wir einem Kunden genau sagen, wann ein Transporter mit einer bestimmten Laufleistung in Düsseldorf, Berlin oder München in die Werkstatt muss, um neue Bremsscheiben zu bekommen. Gerade für gewerbliche Flotten ist diese genaue Kalkulation und damit Reduzierung der Ausfallzeiten ein großer Vorteil.

Welche Vorteile haben die Kunden von dieser Transparenz?

Eindeutige Kostenvorteile. Allein beim Thema Wartung lassen sich Einsparungen von 20 bis 30 Prozent erzielen. Und auch bei den Restwerten verdienen FullService-Gesellschaften heute ordentlich mit, weil sie seit der Finanzkrise Restwerte deutlich konservativer kalkulieren. Dies kostet Kunden leicht bis zu 50 Euro pro Fahrzeug pro Monat on top. Und wollen Kunden mehr Transparenz?

Sie setzen also stark auf IT und Big Data?

Strukturen wie im deutschen Flottenmarkt, die über so viele Jahre gewachsen sind, lassen sich nicht über Nacht aufbrechen. Darum geht es uns auch nicht. Wir glauben jedoch, dass sich der Flottenmarkt auch hierzulande nachhaltig verändern wird und sind dafür bestens aufgestellt. Seit Markteintritt in Europa sind wir rund 45 Prozent gewachsen. Und wir beobachten, dass immer mehr große Unternehmen ihre Flotten finanzieren, so wie es schon vor rund 40 Jahren der Fall war. Es geht also zurück in die Zukunft und dort warten wir dann schon.

Absolut. Wir haben in den letzten zehn Jahren rund 50 Millionen Euro jährlich in unsere IT investiert, so dass wir heute stolz sagen können, dass wir hier wirklich ‚State of the Art’ sind. In Deutschland haben wir aktuell rund 120 Mitarbeiter und davon sind allein 35 in der IT tätig,

www.arifleet.de


Seite 16

Nie wieder Stau

Automobilhersteller arbeiten mit Hochdruck am vernetzten und autonomen PKW. Die Fahrzeuge sollen den Verkehr effizienter und sicherer machen.

Kai Kolwitz / Redaktion

E

in letzter Kaffee, dann der Weg zur Garage. Kurz den Wagen von der Ladestation abnabeln, auf den Fahrersitz und das Fahrziel „Büro“ im Steuerungssystem bestätigen. Den Rest macht das Auto alleine. Es lenkt, bremst, beschleunigt, hält an roten Ampeln und rangiert schließlich im Firmenparkhaus sogar selbstständig auf den Stellplatz. Nur wenn die Lage zu unübersichtlich wird oder eine Entscheidung gefragt ist, ertönt ein Signal und der Fahrer muss kurz von Hand eingreifen. So lange der Verkehr in normalen Bahnen läuft, kommt das Auto auch ohne den Menschen auf dem Fahrersitz zurecht. Eine Zukunftsvision? In der Tat. Aber eine, die in wenigen Jahren schon Wirklichkeit sein könnte. Denn auf dem Weg zum autonom fahrenden Auto sind die Hersteller schon weit voran gekommen. Abstandsregeltempomaten messen die Distanz zum Vordermann und bremsen oder beschleunigen das Fahrzeug automatisch. Spurhalteassistenten überwachen die Fahrbahnmarkierungen. Kameras, Sensoren und schnelle Computer im Auto analysieren den Verkehr und erkennen heute schon automatisch, wann die Lücke groß genug ist zum Überholen. Aus all dem hat Mercedes den so genannten „Drive Pilot“ geschaffen, der die neue E-Klasse automatisch über die Autobahn steuert. Nur gelegentlich muss der Fahrer per Sensor bestätigen, dass er noch da ist und eingreifen könnte. Autobahnkreuze und ähnliches können die Elektronik noch überfordern. Aber die Routinearbeit schafft der Wagen alleine.

BMW, Audi und weitere haben immerhin schon Stauassistenten im Programm, die ihre Modelle selbstständig durch den zähen Verkehr lenken. Und verbreiten sich die Innovationen weiter, dann werden die autonomen Steuerungssysteme in einigen Jahren auch in den ganz kleinen, billigen Fahrzeugen angekommen sein. Im April 2016 billigte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf, der erlaubt, dass Computer im Auto mehr Steuerungsaufgaben ausführen dürfen. Es muss nur sichergestellt sein, dass der Fahrer die Elektronik überstimmen kann. Die Szenarien, in denen in Zukunft die Automatik lenken soll, zeigen, in welche Richtung die Entwickler blicken. Nicht übernehmen soll die Elektronik in Situationen, in denen das Fahren Spaß macht. Doch die Routinefahrten, den Stau, das, was zermürbt und müde macht, das soll Elektronik dem Menschen in einigen Jahren abnehmen. ►►


Seite 17

Beitrag HERE

Autonomes Fahren: Intelligente Karten weisen den Weg Auf der Autobahn entspannt zurücklehnen oder arbeiten – beides ist gar nicht mehr so abwegig. Intelligente digitale Karten lassen Autos künftig „um die Ecke“ schauen. Herr Rabel, warum braucht man digitale Karten für autonomes Fahren?

Für autonomes Fahren benötigen Sie zunächst einmal viele Sensoren im Fahrzeug wie Kameras oder Radar. Wir glauben jedoch, dass diese Sensoren alleine nur für ein verhältnismäßig unkomfortables Fahrerlebnis sorgen würden. So breite Marktakzeptanz zu erreichen, ist schwierig, da die Skepsis der Nutzer extrem hoch wäre.

diese Vertrautheit mit einer Strecke ermöglicht unsere HD Live Map einem autonomen Fahrzeug. Wie generieren Sie Ihre digitalen Kartendaten für die HD Live Map?

Zum einen fahren wir die Straßen mit unserer eigenen Flotte, den HERE True Cars, ab. Sie sind mit LiDAR ausgestattet und erfassen die Umgebung in 3D. Autonome Fahrzeuge benötigen Dietmar Rabel jedoch zusätzlich vielfältigere, dynamische und Direktor Produktaktuellere Daten. Daher nutzen wir für die HD Und digitale Karten können das ändern? management Autonomes Fahren, Live Map auch die Sensordaten von vernetzten Sensoren alleine haben eine begrenzte HERE Fahrzeugen auf der Straße. Diese können wir Reichweite. In Kombination mit den vielen Daten entweder direkt in unserer Cloud verarbeiten oder unsere unserer cloudbasierten HD Live Map werden diese Grenzen Flotte losschicken, um gemeldete Veränderungen zu prüfen quasi weggewischt. Das Auto kann praktisch um die Ecke seund entsprechend in unserer Karte zu aktualisieren. hen, dort Gefahren antizipieren und entsprechend reagieren. Wie genau sollen Autos künftig um die Ecke sehen?

Ein Beispiel: Das Auto soll auf einer Straße einen LKW überholen. Bevor die Sensoren überhaupt in Aktion treten und beispielsweise den Gegenverkehr prüfen können, müssen vorab viele Fragen geklärt werden. Wohin geht die Fahrt? Gibt es eine Spur zum Überholen? Ist ein Fahrbahnwechsel möglich und erlaubt? Gibt es die Spur in 200 bis 300 Metern auch noch, wenn der Überholvorgang abgeschlossen ist? Gibt es mögliche Hindernisse wie eine Baustelle oder Straßenarbeiten? Und das alles weiß die HERE HD Live Map?

Ja. Dafür haben wir sie mit verschiedenen Informationsschichten – so genannten Layern – ausgestattet. Zunächst einmal fließen hochpräzise Kartendaten zu Straßenverläufen, Fahrspuren oder Tempolimits in die HD Live Map ein. Beim zweiten Layer handelt es sich um dynamische Echtzeitdaten wie Baustellen, Straßenarbeiten oder das Beschneiden von Bäumen entlang der Landstraße. Die dritte Komponente sind Daten zum menschlichen Fahrverhalten. Generell sind auf Landstraßen 100 km/h erlaubt, die wollen Sie aber nicht in jeder Situation fahren – zum Beispiel in einer Kurve. Denken Sie an Ihre eigene Fahrpraxis. Wenn Sie eine Strecke gut kennen, fahren Sie ganz anders als auf Routen, die Sie zum ersten Mal fahren. Genau

Das heißt, dem autonomen Fahren steht ab sofort nichts mehr im Wege?

Ganz so einfach ist es nicht. Wir arbeiten sehr eng mit den großen Automobilherstellern in Forschung und Entwicklung zusammen. Doch bevor es soweit ist und es autonomes Fahren tatsächlich serienmäßig gibt, müssen noch etliche tausend Testkilometer gefahren werden. Das Fundament ist gesetzt und es ist gut. Nun geht es um den Feinschliff. Wann und wo werden wir autonomes Fahren erleben?

Wir haben mit der HD Live Map einen großen Technologieschub erzielen können – insbesondere in Punkto Genauigkeit. Auch andere Komponenten des autonomen Fahrens sind hochentwickelt. Wir glauben, dass Nutzer in weniger als fünf Jahren schon davon profitieren können – vermutlich auf den Autobahnen, weil hier ähnlich wie im Flugverkehr die Umgebung gut zu kontrollieren ist. Es gibt keinen Gegenverkehr und keine zusätzlichen Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer. Zur Autobahn müssen Sie dann vielleicht noch fahren, dort angekommen können Sie sich für viele hundert Kilometer entspannt zurücklehnen. Interview: Julia Thiem 360.here.com company.here.com


Seite 18

Erst recht gilt das für den Bereich, in dem das Fahren zum reinen Job wird: Mercedes etwa erprobt auch Nutzfahrzeuge mit Autopilot, seit dem vergangenen Jahr sogar mit Genehmigung auf öffentlichen Autobahnen. Die Logik dahinter: Ein solcher Assistent wird nie müde, er verschleißt nicht an schlechter Luft und Monotonie, er bremst auf jeden Fall, wenn vor ihm der Verkehr steht – und er geht keine Risiken ein, weil er schnell nach Hause will oder einfach die Geduld verliert. Bei Mercedes glaubt man deshalb, durch autonom oder teilautonom fahrende LKW die Zahl der schweren Unfälle mit solchen Fahrzeugen deutlich verringern zu können und gleichzeitig das Leben derjenigen, die sie lenken, angenehmer zu machen. Erst recht wird das zum Tragen kommen, wenn Fahrzeuge nicht mehr als autonome Teilchen in einem unstrukturierten Verkehr unterwegs sein werden. Auch hier wird sich das Fahren in den kommenden Jahren wohl deutlich verändern: Im Moment wird gerade der so genannte „Car2X-Korridor“ aufgebaut, der sich als Teststrecke von Rotterdam via Frankfurt bis nach Wien ziehen soll. „Car2X“ steht für die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur, deshalb wird entlang des Korridors intelligente Technik montiert, die mit den vorbeifahrenden Autos Informationen austauschen kann. Im ersten Schritt werden das vor allem Warnungen vor Baustellen sein, in Zukunft könnte das Angebot immer umfassender werden: Das Stauende, die ungesicherte Unfallstelle hinter der Kurve, die plötzliche Glätte – all das, was ein Fahrzeug einmal registriert hat, könnte auch dem nachfolgenden Verkehr zur Verfügung gestellt werden. Parallel dazu könnten auch die Lenkmanöver des einen PKW in Echtzeit in die Berechnungen der anderen Fahrzeuge einfließen. Staus ließen sich im Kollektiv der vernetzten Fahrzeuge

so managen, dass dabei möglichst wenig Zeit und Energie für alle auf der Strecke blieben. Experten rechnen mit deutlichen Sicherheitsund Effizienzgewinnen, wenn der vernetzte Verkehr einmal flächendeckende Wirklichkeit ist. Beim „Car2X-Korridor“ ist Siemens einer der wichtigsten Zulieferer. „Die Vernetzung legt wiederum die Grundlage für die Zukunft des autonomen Verkehrs“, beschreibt Daniel Hobohm, Experte im Bereich Intelligente Verkehrssysteme des Unternehmens. Auch freie Stellplätze in Parkhäusern sollen nach der Siemens-Vision in Zukunft in die Info-Netzwerke einfließen, ebenso wie Standorte und freie Kapazitäten an Ladestationen für E-Autos in der Nähe. Denn auch diese Technologie dürfte nach mühsamem Beginn in den kommenden Jahren deutlich Fahrt aufnehmen – und das Fahren auf eine weitere Art neu definieren. Visionäre träumen derweil weiter von der Brennstoffzelle – einem Aggregat, das Wasserstoff schadstofffrei in Elektrizität umwandelt und dessen Treibstoff sich tanken ließe wie Benzin. Die Technik ist serienreif, nur eine Investition in entsprechende Zapfsäulen wäre nötig. Der Wasserstoff wiederum ließe sich mit dem überschüssigen Strom erzeugen, den Windkraftanlagen an stürmischen Tagen erzeugen – das Ideal von der schadstofffreien Fortbewegung wäre plötzlich ganz nah. Aktuell sind Technik-Ethiker damit beschäftigt, die Frage zu stellen, welche moralischen Probleme automatisch fahrende Autos wohl in Zukunft aufwerfen. Doch die Ingenieure sind geneigt, sie zu beschwichtigen. Denn dadurch, dass autonome Systeme rein rational agieren und darauf gedrillt sind, Risiken um jeden Preis zu vermeiden, so sagen sie, würden sich selbstfahrende Autos im Verkehr sehr vorsichtig verhalten. Viel defensiver als man das von menschlichen Fahrern kennt. ■

»Experten rechnen mit deutlichen Sicherheitsund Effizienzgewinnen.«


Seite 19

Beitrag FAURECIA AUTOMOTIVE GMBH

Wie der Innenraum das Fahrzeugerlebnis verändern wird

13. – 17. 9. 2016

Automobilzulieferer Faurecia gibt Einblick in das Cockpit der Zukunft

Tomorrow’s Service & Mobility – der neue Hotspot für Innovationen

Die Megatrends autonomes Fahren und Konnektivität treiben die Automobilindustrie voran und werden die zukünftige Mobilität maßgeblich prägen. Neben dem Fahrerlebnis wird sich auch Faurecia Konzept „Intuition“ das Nutzungsverhalten der Insassen während der Fahrt verändern. Schon jetzt wird der Fahrzeuginnenraum zunehmend intelligenter, vernetzter, funktionaler und vielseitiger, um auf die neuen Bedürfnisse der Endverbraucher einzugehen. Faurecia, einer der weltweit führenden Automobilzulieferer, reagiert auf diese Entwicklungen und präsentiert mit „Intuition“ seine Vision des Cockpits der Zukunft: In dem Innenraumkonzept werden neueste und zukunftsweisende Innovationen kombiniert, um die Konnektivität an Bord noch weiter zu verbessern. Es kommen intelligente und schalterlose Oberflächen zum Einsatz, die durch ein haptisches Feedback und die Veränderung von Leuchtelementen eine Eingabe bestätigen, beispielsweise bei der Aktivierung der Klimaanlage. Zudem ist eine Reihe von Black Panel HD-Bildschirmen vorhanden, die nahtlos in die Oberflächen integriert sind. Im „HandsFree-Modus“, dem autonomen Fahrmodus, können die Fahrer ihren Sitz zurücklehnen, um so eine bequemere Position einzunehmen. Dabei wechselt das Ambiente der Innenraumbeleuchtung automatisch. Mittels Induktionstechnologie lassen sich zudem elektronische Geräte über kabellose Ladestationen aufladen. Eine weitere Errungenschaft von Faurecia ist Active Wellness™. Das Sitzkonzept ist das branchenweit erste System, das Müdigkeit oder Stress der Insassen erfassen und Gegenmaßnahmen ergreifen kann. Active Wellness™ kann ohne Hautkontakt die Vitaldaten wie Herzschlag und Atemrhythmus der Insassen messen und im Bedarfsfall Massage-, Erfrischungs- oder Entspannungsprogramme einleiten, die das Wohlbefinden der Insassen steigern. Diese und weitere Technologien, die Faurecia bereits auf der IAA 2015 vorstellt hat, werden das Fahrerlebnis maßgeblich beeinflussen und den Weg für das Cockpit der Zukunft ebnen.

Willkommen in der Festhalle Frankfurt! In dieser exponierten Lage präsentieren erstmals namhafte Fahrzeughersteller, Zulieferer und Start-ups ihre Produkte und Lösungen zu den Themen Connectivity, alternative Antriebe, automatisiertes Fahren und Mobility Services. Hier erleben Sie Mobilität von morgen schon heute – auch bei der Sonderschau zum Automechanika Frankfurt Innovation Award.

www.faurecia.de

automechanika-frankfurt.com

“ ted Mobility ies „Connec er S . rt ce u n kf re Confe nach Fran 15. 9. 2016 bility kommt am vent.de/mo n co ! n re ie tr is g Jetzt re


Seite 20

Schlanke Lieferketten Die Globalisierung wird erst durch reibungslos funktionierende Lieferketten ermöglicht. Klimawandel und Digitalisierung stellen die Branche vor große Herausforderungen.

Lars Klaaßen / Redaktion

D

eutschland zählt zu den führenden Exportnationen der Welt. Der Anteil der Ausfuhren am Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 50 Prozent und jeder vierte Arbeitsplatz hängt hierzulande davon ab. Diese Gewichtung dürfte sich künftig wohl noch verstärken: Bis 2050 wird die Weltökonomie laut OECD um den Faktor vier, der Frachttransport in den Nicht-OECD-Staaten um den Faktor sechs wachsen. Der Güterverkehr in Deutschland wird sich in den Wachstumsregionen und auf den Nord-Süd- und Ost-Westachsen in den nächsten 20 Jahren vermutlich verdoppeln. Für jeden Bundesbürger werden schon heute pro Jahr rund 45 Tonnen Güter bewegt – von täglich zwei Millionen Transportfahrzeugen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass unser Wohlstand auf reibungslos funktionierenden Lieferketten basiert, gewährleistet von einer effektiven Logistik. Klimawandel und Digitalisierung stellen die Akteure dieser Branche vor neue Herausforderungen – Nachhaltigkeit und Effizienz sind gefragt. „Wenn man betrachtet, wie schnell das Smartphone sich etabliert und unseren Alltag stark verändert hat, bekommt man einen Eindruck davon, was im Transportwesen bevorsteht“, sagt Michael Benz, Professor am Logistik Institut der International School of Management in Frankfurt am Main. Sensoren ermöglichen es bereits heute, zu erfassen wer oder was sich wo befindet, Telematikdaten können im großen Stil erfasst und analysiert werden. „Die Smart-Mobility ist zwar bereits Realität“, so Benz, „da schlummern aber aufgrund der zahlreichen Vernetzungsmöglichkeiten nach wie vor riesige

Potenziale.“ Bei der Logistik wird es sehr bald zu spürbaren Veränderungen kommen: „Je mehr Transparenz in einer Logistikkette vorhanden ist, umso eher und genauer kann ich sie beplanen, also einen schlanken Prozess abbilden“, sagt Benz. „So lassen sich Bestände senken, Prozesse besser synchronisieren und Kosten einsparen.“ Das starke Wachstum des Welthandels bewältigt die Digitalisierung damit allein aber nicht. „In vielen urbanisierten Ballungsräumen sind die Kapazitätsgrenzen schon heute erreicht“, sagt Stephan Rammler. Der Professor am Institut für Transportdesign der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig beschäftigt sich mit der Zukunft der Mobilität. In seinem neuen Buch „Schubumkehr“ plädiert er für eine drastische Richtungsänderung. „Mobilität ist von fundamentaler Bedeutung für unsere arbeitsteilige Ökonomie wie für unseren privaten Lebensstil, aber extrem produkt- und ressourcenintensiv.“ Globalisierung hat vor allem auf dem Arbeitsmarkt stattgefunden. Extreme Kostengefälle machten es rentabel, Produktionen in andere Erdteile auszulagern und dafür weite Transportwege in Kauf zu nehmen. „Die Digitalisierung wird viele Arbeitsplätze durch Computer und Roboter überflüssig machen“, so Rammler. „Dann wird verstärkt wieder am Zielort produziert, um Lieferkosten zu senken.“ Was aber bleibt, sind die Transportwege innerhalb der Ballungsräume. E-Mobilität könnte das Problem der Emissionen lösen. „Ohne effizientes Logistik-Management, das eine gesamte Region umfasst“, sagt Rammler, „lässt sich das Problem knapper Kapazitäten im Straßenraum aber nicht lösen“. ■


Seite 21

Beitrag HOUSE OF LOGISTICS & MOBILITY (HOLM) GMBH

Wegbegleiter der digitalen Transformation Im House of Logistics and Mobility arbeiten Wirtschaft und Wissenschaft Tür an Tür Die schnelle und zuverlässige Versorgung mit Gütern und Waren und die Möglichkeit, sicher und bequem mobil sein zu können, bilden die Grundlagen für moderne, arbeitsteilige Ökonomien und Gesellschaften. Wachsende Personen- und Güterverkehre stellen die Logistik- und Mobilitätsbranche aber weltweit vor große Herausforderungen. Wie verändert sich etwa die Branche im Zuge der digitalen Transformation, die wie keine Innovation zuvor unser Leben und Arbeiten in einem beispiellosen Tempo neu strukturieren wird? Antworten auf diese Herausforderungen gibt das House of Logistics and Mobility (HOLM) in Frankfurt am Main. Als Zentrum für interdisziplinäre und anwendungsorientierte Projektarbeit, Innovation sowie Aus- und Weiterbildung rund um Logistik und Mobilität bietet das HOLM die neutrale physische Plattform, auf der Hochschulen und Unternehmen projektorientiert kooperieren. HOLM versteht sich deshalb als Wegbereiter und Wegbegleiter und unterstützt und begleitet Ideenentwicklung und Innovationen. Die Themen, mit denen sich die Partner im HOLM beschäftigen, sind so vielfältig wie die beteiligten Unternehmen und Hochschulen: Wir identifizieren „GameChanger“, diskutieren, wie die Branchen darauf reagieren können und fragen, wie wir etwa die Mobilität in Metropolregionen gestalten müssen. Schon heute zeichnet sich ab, dass der Kunde unterschiedlichste Verkehrsträger für die Fahrt von A nach B wird nutzen können, ohne tiefere Kenntnis von Tarifen und Fahrplänen haben zu müssen. Reisen wird bequemer und vor allem einfacher werden. Mit autonom fahrenden Autos und Lastkraftwagen wird die Sicherheit auf den Straßen erhöht und die Fahrt stressfreier werden. Zugleich verbessert die harmonisierte Geschwindigkeit der Fahrzeuge den Durchfluss des Systems Straße: Die vorhandenen Kapazitäten werden effizienter genutzt. Pedelecs, E-Bikes und Lastenräder verändern die Mobilität und die Logistik auch in unserem Nahraum. Die Lieferung des Päckchens am gleichen Tag der Bestellung oder die Fahrt mit dem elektrisch angetriebenen Zweirad ins Büro verbessern nicht nur Service und Lebensqualität – auch die Stadt als Lebens- und Arbeitsraum wird an Attraktivität gewinnen.

House of Logistics and Mobility (HOLM)

Das House of Logistics and Mobility hat die Vielfalt dieser Themen strukturiert und sieben Handlungsfelder definiert, die das Arbeitsprogramm bilden: „Urbane Logistik & Mobilität“, „Energie & Klima“, „Gesellschaft in Logistik und Mobilität“, „Intelligente Verkehrssysteme“, „Aviation Next Generation und „Innovatives Wertschöpfungsdesign“. Für das Handlungsfeld „Urbane Logistik & Mobilität“ entwickeln die HOLM-Partner ein Mikrodepot-Projekt unter der Überschrift „Urbane Wirtschaftsverkehre“. In anderen Projekten beschäftigen sich die Partner mit der Frage, wie durch besseren Service elektromobile Angebote häufiger genutzt werden können, wie Augmented Reality das Arbeiten und Reisen erleichtern wird oder der Kraftstoffverbrauch im Straßengüterverkehr durch Einsatz digitaler Technologien reduziert werden kann. „Die Kooperation der Partner in unserem Haus am Frankfurter Flughafen, einem der am besten erreichbaren Standorte in Europa, die Arbeit Tür an Tür unter einem Dach und mit direktem Zugriff auf vielfältige wirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenzen schafft nahezu ideale Grundlagen für erfolgreiche Innovationen. Wenn Sie an der Zukunft mitarbeiten wollen, kommen Sie zu uns. Wir bieten auch kleinen Unternehmen große Chancen“, sagt HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

www.frankfurt-holm.de


Seite 22

S T R AT E G I E F O R U M

Impulse

Wie sieht die Mobilität DR. OLIVER GRÜN

Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) und Vorstandsvorsitzender der GRÜN Software AG

AXEL SCHÄFER

… ist Diplomingenieur und Wirtschaftsinformatiker und außerdem Mitglied des IT-Beirates der Bundesregierung.

… ist Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) und war viele Jahre erfolgreich im Leasing-Vertrieb.

Nichts assoziiert man weltweit so sehr mit Deutschland wie seine Autos. Erschreckenderweise wird die deutsche Autoindustrie aber aktuell in den neuen Trends, sei es Elektroantrieb oder autonomes Fahren, abgehängt. Die deutschen Autohersteller arbeiten mittlerweile an selbstfahrenden Autos, dennoch sind Tesla oder Google mit ihren selbstfahrenden Autos trotz Erfahrungsvorsprung der deutschen Hersteller zu einer ernsten Konkurrenz geworden. Man sollte sich hier nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruhen.

Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. (BVF), Mannheim

Die Zukunft wird vernetzter und effizienter. Es wird einfacher sein, bedarfsgerechte Mobilitätslösungen einzusetzen. Durch intelligente Systeme wird die flexible Auswahl, Kombination und das Teilen von Mobilitätsmitteln selbstverständlich. Elektromobilität wird verbreitet sein, aber nur ein Zwischenschritt zu wirklich nachhaltigen Lösungen. Selbstfahrende Fahrzeuge werden Unfälle vermindern helfen und vielfältige Kommunikation und ein Arbeiten während der Fahrt ermöglichen.

FRANK NEUMANN

EDZARD OVERBEEK

… startete 2000 die Masterplanung für den Flughafen München.

… arbeitete in führenden Positionen für Unternehmen wie Cisco, Fujitsu und Siemens.

Leiter Leitplanung und Masterplanung Flughafen, München GmbH

Die Herausforderungen an die Mobilität der Zukunft sind immens. Wo geht die Reise hin? Vernetzt, elektrisch, autonom, CO2 neutral – oder eben ganz einfach „smart“. Klar ist, die Verknappung von Ressourcen und Kapazitäten wird sich verstärken und gerade die global wachsenden Megazentren benötigen intelligente Antworten. Mobilitätsdienstleister müssen ihre Kräfte bündeln und interagieren, um der individuellen Nachfrage gerecht zu werden.

CEO von HERE, Entwickler und Anbieter cloudbasierter Kartendienste

Um Mobilität in Zeiten anhaltender Urbanisierung nachhaltig zu gestalten, sind die Entwicklung und der Einsatz von Software und alternativen Antrieben entscheidend. Ebenso wichtig ist die Vernetzung aller Verkehrsträger mit ausreichenden Informationen über ihre Verfügbarkeit. Hier spielen auch cloudbasierte Karten eine wichtige Rolle, um u.a. Strecken zu optimieren und Fahrzeiten zu verkürzen.


Seite 23

www.inpactmedia.com/technologie

der Zukunft aus? CATHLEEN KLÖTZING

INGO SCHWARZER

… koordiniert seit 2007 den Bereich Elektromobilität und seit 2014 den Bereich Intelligente Verkehrssysteme (IVS).

… arbeitet seit 1976 als IT-Spezialist für die Deutsche Bahn und leitet außerdem das Forschungskonsortium SD4M des BMWi.

Bereich Effiziente Mobilität, Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH

Fußgänger, Radfahrer und autonome eShuttle teilen sich die Verkehrsflächen, Parkplätze sind Grünflächen gewichen, es herrscht angenehme Ruhe, die Luft ist sauber. Wir arbeiten in Sachsen gemeinsam mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen an einer CO2-freien, schadstoffärmeren, ressourcen-schonenden, intelligent vernetzten und sicheren Mobilität, die alle Bedürfnisse jüngerer und älterer Bewohner in den Städten sowie auf dem Land erfüllt.

Fellow und Chief Digitalist der DB Systel

Die Mobilität der Zukunft wird vor allem datenbegleitet sein, dadurch wird sich der intermodale Verkehr ändern und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Die Menschen wollen sich nicht mit Technik beschäftigen, sondern erwarten Innovationen wie beispielesweise einen digitalen Reisebegleiter. Hier setzen auch die Themen der Zukunft an, Projekte wie Reisebuddy oder Forschungsprojekte wie Smart Data For Mobility (SD4M) sind nur der Anfang. Die zu erwartenden Veränderungen sind disruptiv.

MATTHIAS WISSMANN

ROLAND ARNOLD

… war zunächst Bundesminister für Forschung und Technologie sowie von 1993 bis 1998 Bundesminister für Verkehr.

... entwickelt mit seinem Team seit 1997 innovative Mobilitätslösungen und Drive-by-Wire Systeme.

Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)

Zusätzlich zum Hochlauf der Elektromobilität ist das vernetzte und automatisierte Fahren ein Schlüsselthema. Schon heute ist ein erheblicher Anteil der neuzugelassenen PKW mit modernen Kommunikationstechnologien und Fahrassistenzsystemen ausgestattet. Dieser Anteil wird noch deutlich zunehmen: In den kommenden drei bis vier Jahren investieren die deutschen Hersteller und Zulieferer bis zu 18 Milliarden Euro allein in die Digitalisierung. Autofahren wird damit noch sicherer und komfortabler.

Gründer und Geschäftsführer, PARAVAN GMBH

Die Mobilität wird durch das Fortschreiten der Digitalisierung revolutioniert. In den nächsten 10 Jahren werden selbstfahrende Autos selbstverständlich unser Straßenbild bereichern. Schon heute rüstet Paravan Prototypen zum autonomen Fahren für renommierte Automobilhersteller und Zulieferer mit ausfallsicheren straßenzugelassenen Drive-by-Wire Systemen im Gesamtpaket mit modernster Sensorik aus.


Seite 24

Turbo mit Handbremse Eine neue Kaufprämie soll den Durchbruch für Elektroautos bringen. Sie wird nicht ausreichen.

Mirko Heinemann / Redaktion

F

rankreich tut es, Großbritannien auch. China tut es schon lange. Die Rede ist von Kaufprämien für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Lange hat sich die Bundesregierung geweigert, den Turbo für den stotternden E-MobileMarkt zuzuschalten. Dass eine Kaufprämie der richtige Weg sein würde, um den Absatz abgasfreier Fahrzeuge anzuschieben, konnte man im Ausland bereits beobachten. Bis zu 10.000 Euro können Käufer eines E-Autos im Nachbarland Frankreich dazu bekommen, Briten erhalten bis zu 11.000 Euro und Chinesen können sogar bis zu 17.000 Euro an Zuschüssen kassieren – plus begehrte Zufahrtsgenehmigung für das Stadtgebiet von Peking. Der Lohn allerorten: nicht überwältigende, aber ansteigende Zulassungszahlen von E-Autos. Von solchen Beträgen können die Deutschen nur träumen. Immerhin: 4000 Euro für ein elektrisches, 3000 Euro für ein Hybrid-Auto können Käufer ab sofort als Zuschuss beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen. Dazu kommt die Befreiung von der

KfZ-Steuer, außerdem Vergünstigungen in den Städten, etwa die Nutzung von Busspuren oder kostenlose Parkplätze in den Innenstädten. Dies müssen die Kommunen allerdings noch beschließen. Da gibt es Hemmnisse: Während in Stuttgart E-Autos schon seit Jahren kostenfrei parken, reagieren andere Großstädte wie Berlin, Hamburg, München ablehnend. Noch fehlt ein einheitlicher rechtlicher Rahmen. Den großen Durchbruch wird die Kaufprämie alleine nicht bringen. Das Regierungsziel, eine Million E-Autos bis 2020 auf deutschen Straßen, wird höchstwahrscheinlich verfehlt. So lange E-Autos teuer sind – der VW-Kleinwagen Up! kostet als Elektroauto dreimal soviel wie der Basis-Benziner – so lange der Sprit günstig bleibt und so lange keine flächendeckende Lade-Infrastruktur vorhanden ist, werden Stromer eine Ausnahmeerscheinung bleiben. Zu leiden haben die Stadtbewohner. Ausgerechnet in den Metropolen, die sich derzeit weigern, Impulse für E-Fahrzeuge zu geben, würde mehr E-Mobility auch mehr Lebensqualität bedeuten. Lieferanten, Kleinbetriebe, Handwerker und City-Pendler

könnten vom Gratisparken und der Nutzung der Busspuren profitieren. Lärm und Abgase würden reduziert, das Wohnklima verbessert. Eventuell vermag die neue, blaue Umweltplakette die Situation etwas zu verbessern. Sie soll die Zufahrt in besonders mit Abgasen belastete Stadtviertel erschweren und nur an Autos mit Euro 6-Norm vergeben werden. Viele Dieselfahrzeuge, darunter LKW und Lieferwagen, müssten draußen bleiben. Die Verordnung könnte noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. Die Politik kann sich noch so sehr bemühen – die Mobilitätswende wird ausbleiben, wenn die Autoindustrie nicht mitspielt. Die Unternehmen bekunden zwar öffentlich immer wieder ihr Vorhaben, verstärkt in innovative Mobilitätskonzepte zu investieren; die Elektromobilität scheint dazu aber nicht zu gehören. Das Werbebudget für E-Autos „Made in Germany“ haben die Automanager im vergangenen Jahr um vier Fünftel auf 16 Millionen Euro zusammengestrichen, wie die Medienberatung Ebiquiti ermittelte – nur ein karges Hundertfünfzigstel des Gesamtbudgets von rund 2,5 Milliarden Euro. ■


Seite 25

Beitrag BAYERN INNOVATIV

Kompetenz für Elektromobilität in Bayern Elektromobilität ist auf dem Vormarsch – lediglich die Automobilnation Deutschland hat hier noch keine Leitfunktion. Kompetenzstellen im Land sollen das ändern.

Dr. Rainer Seßner Geschäftsführer Bayern Innovativ

Dr. Johann Schwenk Leiter der Projektleitstelle Elektromobilität, Bayern Innovativ

Aktuell liegt der Anteil elektrischer Fahrzeuge in Deutschland unter ein Prozent; das entspricht rund 50.000 Fahrzeugen. Davon sind etwa 63 Prozent gewerblich und 37 Prozent privat genutzt, ca. 4.000 Nutzfahrzeuge und LKWs sowie 150 Busse. Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit deutlich hinter anderen Industrienationen wie Japan oder den USA. Selbst in Europa gibt es, insbesondere in Skandinavien, stärkere Heimatmärkte für Elektrofahrzeuge. Anders als bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren – hier gehört die deutsche Automobilindustrie zur Weltelite – sind wir bis heute keiner der Vorreiter für Elektromobilität. „Das liegt vor allem daran, dass Elektrofahrzeuge im Vergleich zum klassischen Verbrenner einfach zu teuer sind und auch die Ladeinfrastruktur deutlich ausgebaut werden muss“, erklärt Dr. Johann Schwenk, Leiter der Projektleitstelle Elektromobilität der Bayern Innovativ. Darüber hinaus gelte es, in kommenden Generationen die Batteriekapazitäten für eine größere Reichweite spürbar zu erhöhen. Zudem müsse sich die Branche stärker auf den Wandel einstellen und diesen nachhaltig vorantreiben, wie Schwenk erklärt: „Es ist unbedingt ein Umdenken in den Köpfen der Automobilmanager nötig. Ansonsten könnte es passieren, dass wir hier ähnliche Umwälzungen erleben wie die Mobilfunkbranche in den letzten Jahren. Im schlimmsten Fall würden wir dann alteingesessene Branchengrößen und die damit verbundene Zulieferindustrie scheitern sehen.“ Die zentrale Frage dabei: Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus und wer wird diese gestalten? Ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten durch Digitalisierung und Sharing-Economy wird auch künftige Kundenbedarfe beschreiben. Das Fortbewegungsmittel der Zukunft wird demnach

geteilt werden, vernetzt und elektrisch sein. Das heißt aber auch, dass ganz neue Anbieter das Thema Mobilität für sich entdecken und dank Synergien aus ihrem Kerngeschäft Vorteile gegenüber den klassischen Playern haben. Man denke nur an Namen wie Google oder Apple, die bereits angekündigt haben, beim Thema Mobilität einzusteigen. In deren Vision ist das Auto aber nur ein weiteres Endgerät – elektrisch angetrieben und digital vernetzt. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft wären bei entsprechender Umwälzung fatal. Hat die Automobilwirtschaft hier doch einen erheblichen Anteil an der Wertschöpfung und am Wohlstand unserer Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, das Thema mit höchster Priorität anzugehen. „Bayern Innovativ als Herz eines Ecosystems für Innovation, Technologietransfer und Technologiepolitik wird Elektromobilität als ein wesentliches, zukunftsweisendes Feld der eigenen Arbeit gemeinsam mit Politik und Wirtschaft vorantreiben“, sagt Dr. Rainer Seßner, Geschäftsführer der Bayern Innovativ. Wesentlich ist u. a. der koordinierte Aufbau von Ladeinfrastruktur, die Unterstützung der Kommunen dabei sowie ein geeignetes Technologiemarketing zum Markthochlauf. www.bayern-innovativ.de/elektromobilitaet


Seite 26

FORUM DER AKTEURE

www.inpactmedia.com/technologie

Mobilitätswende Die Redaktion befragt Experten zu neuen Mobilitätskonzepten. Dr. Bernhard Rohleder BitkomHauptgeschäftsführer

Stefan Vorndran Vorsitzender des Ausschusses Business Travel im DRV

Prof. Dr. Henning Kagermann Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE)

»Unternehmen müssen die digitale Entwicklung aktiv steuern.«

»Gute Planung ist entscheidend für den Erfolg einer Geschäftsreise.«

»Technologisch ist die Mobilitätswende bereits heute möglich.«

Teilstrecken der A9 in Bayern werden zur Hightech-Fahrbahn ausgebaut. Es stehen Tests mit autonomen Fahrzeugen im Praxisbetrieb an. Nun will der Gesetzgeber auch den Rechtsrahmen anpassen. Schon in wenigen Jahren werden nicht nur teil-autonome, sondern selbstfahrende Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein – LKW ebenso wie PKW. Diese Entwicklung hat enorme Bedeutung für die Automobilindustrie und sie strahlt auf andere Wirtschaftszweige aus: Was bedeutet es zum Beispiel für den Landwirt, wenn künftig autonome Landmaschinen sein Feld bestellen? Wie verändern sich Lieferketten in der Logistik? Die Wirtschaft muss sich diesen Fragen jetzt stellen. So müssen zum Beispiel Aus- und Weiterbildung angepasst werden. Vor allem müssen die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle prüfen. Dabei reicht es nicht aus, die digitale Entwicklung zu adaptieren. Auch Traditionsunternehmen müssen sie aktiv steuern – und zu Treibern der digitalen Mobilitätsrevolution werden.

Bei einer Dienstreise kommt es Geschäftsführern vor allem auf drei Dinge an: eine schnelle Verbindung, Sicherheit und eine hohe Produktivität auf der Reise. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Chefsache Business Travel 2016“ von Travel Management Companies im Deutschen ReiseVerband (DRV). Statt ihren Angestellten langwierige Anreisen zuzumuten, achten 97 Prozent der Entscheider vor allem auf schnelle Verbindungen bei Dienstreisen. Darauf, dass diese auch preisgünstig sind, legen 67 Prozent der Entscheider Wert. Wichtig ist Geschäftsführern auch das Thema Sicherheit (88 Prozent) und eine hohe Produktivität auf der Reise (85 Prozent). Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Unternehmen greift deshalb auf die Erfahrung von Geschäftsreisebüros zurück. Vor allem größere Unternehmen vertrauen dabei auf die Dienste eines professionellen Geschäftsreisebüros. Rund zwei Drittel der Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern arbeiten mit einem Reisebüro zusammen. Die Firmen schätzen dabei die effizientere Abwicklung der Buchung.

Vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Herausforderungen wie Klimawandel oder Urbanisierung und sich verändernder individueller Nutzerbedürfnisse geht es um nichts weniger, als um die Gestaltung einer Mobilitätswende, die den Straßenverkehr umweltfreundlicher, sicherer, zeitsparender und wirtschaftlicher gestaltet. Schon heute sind batterieelektrische Fahrzeuge lokal emissionsfrei unterwegs. Die zunehmende Automatisierung in Fahrzeugen, beginnend bei Assistenzsystemen, steigert die Sicherheit des Individualverkehrs. Neue, digitale Mobilitätsdienste reduzieren die Barrieren zwischen einzelnen Verkehrsträgern und erleichtern den Umstieg zwischen den vielfältigen Mobilitätsangeboten. Technologisch ist die Mobilitätswende bereits heute möglich. Doch es gilt jetzt die Rahmenbedingungen für Vernetzung und Automatisierung zeitnah zu schaffen und mit den Vorteilen der Elektromobilität zusammenzubringen. Denn die Mobilität der Zukunft ist elektrisch, vernetzt und automatisiert.

www.bitkom.org

www.chefsache-businesstravel.de

www.nationale-plattform-elektromobilitaet.de


Seite 27

Beitrag PENDIX GMBH

Zukunft auf zwei Rädern In urbanen Ballungsräumen ist Platz Mangelware.

Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Sind Zweiräder deshalb das Verkehrsmittel der

Das stimmt natürlich, die Wetterkomponente lässt sich beim Fahrrad nicht wegdiskutieren. Allerdings stehen wir auch erst am Anfang der E-Bike Bewegung. Wir glauben, dass sich auch für diese Herausforderung einfache Lösungen durch neuartige Mobilitätskonzepte finden lassen, wenn das Thema erst einmal an Dynamik gewinnt.

Zukunft?

Herr Herzog, Sie rüsten herkömmliche Fahrräder über den Fachhandel mit Elektroantrieben aus. Wie groß ist die Nachfrage?

Es gibt bereits 2,1 Millionen E-Bikes in Deutschland und die Nachrüstung herkömmThomas Herzog Geschäftsführer licher Fahrräder mit Elektroantrieben wird immer Was braucht es für mehr Dynamik? und Mitbegründer beliebter – auch deshalb, weil wir mit unserem Wenn Sie einmal in Richtung Kopenhagen Pendix GmbH Pendix-Antrieb nun ein ausgereiftes Modell oder Amsterdam schauen, dann sehen Sie, auf den Markt gebracht haben, das sich für eine Vielzahl dass wir hierzulande noch deutlich in die Fahrradinfravon Rädern eignet und von unabhängigen Prüfinstituten struktur, beispielsweise Radschnellwege, investieren müsim Hinblick auf Sicherheit und Qualität getestet wurde. sen. Wie schnell uns das gelingt, hängt natürlich auch Damit ist das Nachrüsten vom Mountainbike bis zum Klappdavon ab, wie stark sich Politik, Länder und Kommunen für rad durch den geschulten Fachhändler kein Problem mehr. das Thema engagieren. Wir rechnen ganz realistisch mit weiteren zehn Jahren, bevor die Zweiräder die Innenstädte vollends erobern. Verändern elektrisch angetriebene Fahrräder die Mobilität? Wir glauben schon. Gerade in großen Städten ist das begrenzte Raumangebot ein echtes Problem. Fahrräder Liegt das auch am bisherigen Preis der E-Bikes? mit Elektroantrieb könnten hier eine Lösung sein. Vor allem In erster Linie liegt es sicherlich an der fehlenden Infraauch deshalb, weil sie sich ideal mit anderen Verkehrsstruktur. Es stimmt allerdings auch, dass E-Bikes noch mitteln kombinieren lassen. immer deutlich teurer sind. Wir glauben aber, dass wir mit unserer Lösung „Made in Germany“ hier gut aufgestellt Wie könnte eine solche Kombination aussehen? sind, dies zu ändern. Denn zum einen bieten wir eine Unser Pendix-Antrieb ist so konzipiert, dass sich knapp nachhaltige Lösung, die bestehende Fahrräder integriert. 80 Prozent der heutigen Räder nachrüsten lassen. Das heißt, Und zum anderen liegen wir preislich für die Nachrüstung auch leichte Klapp- oder Falträder können ganz einfach eines Pendix-Antriebs deutlich unter dem durchschnittzum E-Bike werden. Dann könnten Sie beispielsweise mit lichen Preis eines guten E-Bikes. dem Zug oder dem Auto weitere Strecken überbrücken, um dann die Innenstädte mit dem Rad zu erkunden. www.pendix.de

Dein Antrieb fürs Leben Wir haben die Welt des eBikes revolutioniert und eine typenunabhängige Antriebskomponente entwickelt.

Ob City-, Trekking- oder Mountainbike – der Pendix Antrieb lässt sich an nahezu jedes Rahmenmodell montieren. Inner halb kurzer Zeit machst Du aus jedem Fahrrad ein leistungsstarkes eBike. Mehr Infos unter: www.pendix.de


Seite 28

Mirko Heinemann / Redaktion

W

ohl jeder, der in einer fremden Stadt unterwegs ist, träumt von der Smartphone-App, in die man das Reiseziel eingibt und die dann in Windeseile alle vorhandenen Verkehrsmittel miteinander vergleicht. Die App spuckt dann den schnellsten und kostengünstigsten Weg aus und bucht auf Anforderung alle dafür nötigen Tickets. Die Idee ist naheliegend, die Umsetzung eigentlich kein Hexenwerk – sollte man vermuten. Die Praxis ist weitaus komplexer. Die Vernetzung von Verkehrsdaten, Forscher sprechen von „integrierter Mobilität“, steckt immer noch in den Kinderschuhen. Mobile Datenverbindungen sind noch nicht überall schnell und stabil. Mit der Zusammenarbeit der Betreiber von öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln hapert es. Und die Vernetzung der Dinge hat gerade erst begonnen. Dabei gilt die effiziente Vernetzung aller Verkehrsträger, vom Fußweg über das Fahrrad, Car- und Bike-Sharing, Mitfahrzentralen, den ÖPNV bis hin zum eigenen PKW, als wichtiger Schlüssel zur Energiewende in den Städten. Einige Mobilitäts-Apps werben bereits um Nutzer (siehe rechte Seite). Doch der Dreiklang der wichtigsten – Ally, Moovel, Qixxit – mündet in einen anderen, der zeigt, wo noch Probleme liegen: Konkurrenz, Kosten, Kompatibilität. Konkurrenz gibt es vor allem um die Daten. Zwar sind Fahrpläne von Bussen und Bahnen für jedermann einsehbar, doch was nützt es dem Anwender, wenn der Bus ausfällt oder auf der U-Bahn-Strecke gebaut wird? Und was ist mit Staus oder Wettereinflüssen? „Echtzeitdaten“ heißt das Zauberwort, doch die liegen von den allerwenigsten Anbietern vor.

Mit der App durch die Stadt Besonders im urbanen Raum ist der Bedarf nach vernetzten Verkehrslösungen groß. Erste Angebote werben bereits um Nutzer.

Am besten vernetzt sind die Anbieter von urbanen Car-Sharing-Lösungen wie Drive Now und Car2Go, sind doch ihre Fahrzeuge mit GPS und mobilem Internet ausgestattet und liefern auf diese Weise aktuelle Daten über Standort und Verfügungsmöglichkeiten. Der größte deutsche Fahrradverleih, „Call a Bike“ der Deutschen Bahn, hat ebenfalls viele seiner Bikes mit GPS und mobilem Internet ausgestattet. In ausgewählten Städten können Fahrräder wie bei den obigen Car-Sharing Betreibern überall im Stadtgebiet abgestellt werden. Ihr Standort wird auf einem digitalen Stadtplan auf dem Smartphone angezeigt. An solche Daten müssen Entwickler von integrierten Mobilitätslösungen herankommen. „Offene Daten sind ein wichtiger Teil der Mobilität der Zukunft“, ließ folgerichtig Ally-CEO Tom Kirschbaum twittern. Das klingt gut, ist jedoch eine zweischneidige Sache. Der Wert von Daten ist auch den Mobilitätsanbietern bekannt, sie wachen eifersüchtig über diesen Pool und kooperieren nur mit ausgewählten Partnern. Der Zugang zu Verkehrsdaten wird zur Kostenfrage. Dazu kommt: Auch die Privatsphäre der Kunden muss gewahrt bleiben. Wenn jeder per Mausklick sehen kann, auf welcher Straße der Kollege oder Ehepartner mit dem gemieteten Fahrzeug soeben mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist, wird Datenschutz zur Farce. Dann stellt sich die Frage der Kompatibilität. Auch hier kocht jeder sein eigenes Süppchen. Um etwa übergreifende Ticketshops zu entwickeln, muss eine Vielzahl von Systemen integriert werden. Deren Digitalisierung steckt oft selbst noch in den Kinderschuhen. Jeder nutzt eine andere Plattform, andere Bezahlmodalitäten, andere Ticketformen. Die nächste Herausforderung wäre der Sprung aus der urbanen Nische hin zum ländlichen Raum. Hier gibt es erste Ideen, aber bislang keine überzeugenden Konzepte. Der Anfang ist gemacht, bis zu einer wirklich „integrierten Mobilität“ sind aber noch viele Hürden zu nehmen. ■


Seite 29

Beitrag SÄCHSISCHE ENERGIEAGENTUR – SAENA GMBH

In Sachsen läuft der Verkehr Mikroelektronik, Fahrzeugbau, Zulieferindustrie, leistungsfähige Ingenieurunternehmen sowie renommierte Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen – die Liste der Vorzüge des Industriestandorts Sachsen ist lang und einer der wesentlichen Gründe, warum der Freistaat beim Thema Elektromobilität und vernetzte Mobilität ganz vorne mit dabei ist. Und das mit ehrgeizigen Zielen: Unter dem Titel „Synchrone Mobilität 2023“ sollen innovative Forschungsergebnisse zu neuen Fahrzeugkonzepten, Assistenzfunktionen, IT-Vernetzungen, Kommunikations-, Ortungs- und Navigationstechnologien sowie kooperativen Verkehrssteuerungen exemplarisch im Großraum Dresden – als einem der ersten urbanen Testfelder für hochautomatisiertes Fahren – etabliert werden. Schon heute bildet die Dresdner Verkehrsleitzentrale eine zentrale Komponente des operativen Dresdner Straßenverkehrsmanagements und in Sachsen ansässige Unternehmen treiben die Initiative, die sich nicht nur durch den urbanen, sondern insbesondere durch den intermodalen Ansatz auszeichnet, engagiert voran. In den

Projekten stehen neben dem motorisierten Individualverkehr auch der ÖPNV sowie der Rad- und Fußverkehr von Anfang an mit im Fokus der Projekte. Solche Innovationen sind natürlich nur möglich, weil bereits eine breite Unterstützung durch das Land Sachsen, genauer gesagt durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr existiert. Koordiniert werden die sächsischen Aktivitäten durch die Kompetenzstelle Intelligente Verkehrssysteme bei der SAENA. Sie vernetzt alle Akteure aus diesem breiten Themenfeld, um bestehendes sächsisches Potential aus Forschung, Industrie und Dienstleistung zu aktivieren und auszubauen. Die Kompetenzstelle steht Ihnen als Ansprechpartner für Ideen und Netzwerkanfragen jederzeit zur Verfügung.

www.ivs-sachsen.de

APP-GALERIE

Ally

Moovel

Qixxit

App speziell für den städtischen Nahverkehr. Angezeigt werden Ankunftsund Abfahrtszeiten, lokale Haltestellen und hilfreiche Live-Updates, zum Beispiel zu Fahrplanänderungen. Die Nachfrage der Kunden wird dabei ständig analysiert. Mobilitätsanbieter können dann auf die Daten zurückgreifen und in Echtzeit auf das Kundenverhalten reagieren. Ziel des Unternehmens ist es außerdem, eine effektive Software für den fahrerlosen Verkehr der Zukunft bereitzustellen. „Wir bauen die Software, das Betriebssystem für den selbstfahrenden Nahverkehr“, so Ally Mitgründer und CEO Maxim Nohroudi kürzlich gegenüber der Berliner Morgenpost. www.allyapp.com

Die Mobilitäts-App des Daimler-Konzerns kombiniert Öffentlichen Personennahverkehr, die Carsharing-Anbieter car2go und Flinkster, mytaxi, Taxi-Ruf, Mietfahrräder und die Deutsche Bahn. Seit April 2016 können ÖPNV-Tickets im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) direkt in der moovel App gekauft werden. In Stuttgart kamen bereits im November 2015 ÖPNV-Tickets im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) dazu. Dort machte Moovel zudem mit Preisaktionen in Phasen hoher Feinstaubkonzentrationen auf sich aufmerksam. VVS-Einzeltickets konnten dann über die moovel App zu 50 Prozent des regulären Fahrpreises erworben werden. www.moovel.com

Die App der Deutschen Bahn bezieht nahezu alle Verkehrsmittel von Flugzeug, Bahn und Bus bis Mietwagen und Rad in eine umfangreiche Routenplanung ein. Eine Besonderheit der Software sind die Anpassungsmöglichkeiten an individuelle Kundenbedürfnisse. So ist es etwa möglich, einzelne Verkehrsmittel auszuschließen. Wer etwa keinen Führerschein hat, kann das eigene Auto und Carsharing in der Routensuche unberücksichtigt lassen. Außerdem kann man Reisezeit, Preis und Anzahl der Umstiege nach persönlicher Präferenz sortieren. Selbst die Geschwindigkeit zu Fuß und die Strecke, die maximal mit dem Fahrrad zu bewältigen ist, lassen sich vorgeben. www.qixxit.de


Seite 30

Beitrag DASSAULT SYSTEMES

Digitale Transformation in der Automobilindustrie Mit Plattformstrategie und speziellen Branchenlösungen zu digitaler Kontinuität und vernetzter Zusammenarbeit im Entwicklungs- und Fertigungsprozess Die Mobilität der Zukunft wird nicht nur unser Nutzungsverhalten sondern auch die Interaktion mit Fahrzeugen verändern. Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine spielt hier eine wichtige Rolle, da Kunden heute neben der Funktionalität auch Erlebnisse erwarten. Die neue Fahrzeuggeneration muss daher herkömmliche Konstruktionstechniken mit Internet-KonAndreas Barth Managing Director nektivität, alternativen Energiequellen EUROCENTRAL, Dassault Systèmes und Technologien für das autonome Fahren vereinen. Dies führt unweigerlich zu mehr Komplexität – sowohl im Fahrzeug als auch beim Hersteller. Konkret bedeutet dies: mehr Konstruktionsund Entwicklungsarbeit, eine engere Verquickung der Disziplinen und mehr Tests, um die komplexen Funktionalitäten verifizieren zu können. Alles auf Basis digitaler Daten. Die Ziele der Entwicklung werden über Anforderungen definiert. Um sicherzustellen, dass keine Anforderungen übersehen oder das Produkt mit Funktionen überfrachtet wird, werden Mobilitätskonzepte stets mit den Anforderungen abgeglichen. Ändern sich Anforderungen im laufenden Entwicklungsprogramm, kann sich jede Schnittstelle zwischen Partnern oder innerhalb eines Unternehmens als teuer herausstellen. Bei der Automatisierung solcher Programme und dem Bereitstellen einer Infrastruktur, die Compliance, Durchführung und wirksame Erfolgskontrolle sicherstellt, ist moderne Software-Technologie und eine durchgängige Innovationsplattform unabdingbar. Spricht man von der Mobilität der Zukunft, geht man im Zeitalter der Vernetzung noch einen Schritt weiter: Alle Produkte werden erfasst und zum Internet der Dinge verbunden – auch Fahrzeuge. Was vernetzte Mobilitätskonzepte so einzigartig macht, sind die ungeheuren Datenmengen, die von Dutzenden von Sensoren in Millionen von Fahrzeugen im direkten Umfeld oder weltweit gesammelt und mit anderen Daten aus der Umgebung bzw. der Infrastruktur kombiniert werden können. Das Fahrzeug als intelligentes System wird innerhalb des Geltungsbereichs größerer Systeme simuliert, wie

beispielsweise Verkehrsnetze, Energienetze und auch gemeinschaftliche und private Versorgungsnetze. Mithilfe dieser Daten werden Applikationen im Auto Einzug halten, die zu mehr Sicherheit, individuellem Komfort, weniger Verkehrsstaus und vor allem zur Senkung des Energieverbrauchs beitragen. Dies steigert die Mobilität des Einzelnen und sorgt mit neuen Geschäftsmodellen für eine bessere Umwelt.

Das Konzeptfahrzeug „Link & Go“ wurde auf der cloudbasierten 3DEXPERIENCE Plattform von Dassault Systèmes entwickelt.

Das Konzeptfahrzeug „Link & Go“ von AKKA Technologies ist ein Beweis dafür, wie sich Wissen aus dem Engineering mit sozialen Innovationen verbinden und damit eindrucksvolle Perspektiven für die autonome Mobilität der Zukunft eröffnen lassen. Entwickelt wurde das Konzeptfahrzeug auf der 3DEXPERIENCE Innovationsplattform von Dassault Systèmes, die alle Personen, Informationen und Prozesse weltweit miteinander verbindet. Sie ermöglicht es Herstellern ganz im Sinn von Industrie 4.0, die Komplexität der Entwicklungs- und Fertigungsprozesse zu bewältigen und gleichzeitig einzigartige Produkterlebnisse zu schaffen. Die digitale Transformation ist auch Leitthema unseres diesjährigen 3DEXPERIENCE Forums, das am 25. und 26. Oktober in Berlin stattfindet. www.3ds.com/de


beaufort8.de

Seite 31

In Ihrem Auto lassen Sie ja auch nicht jeden hinters Steuer. Warum sollte das bei Ihren Prozessen anders sein?

Mit MHP – Ihrem Prozesslieferanten und Digitalisierungsexperten – kommen Sie schneller und sicherer zum Ziel. Unser Antrieb ist dabei die perfekte Symbiose aus Management- und IT-Beratung. Kein Wunder, dürfen wir aktuell mit unseren über 1.500 Mitarbeitern für mehr als 250 Kunden – darunter über 50 Weltmarktführer – beratend die Richtung mitbestimmen. Mehr Informationen finden Sie unter: www.mhp.com

Excellence in Management- and IT-Consulting for Automotive. Deutschland I Schweiz I England I USA I China I Rumänien


Seite 32

NFON erspart uns jede Menge Ärger. Und bis zu 50 % Telefonkosten.

Die Telefonanlage einer neuen Generation. Über 150 intelligente Funktionen und kein Haken. Keine Vertragsbindung, Abrechnung nur nach tatsächlich genutzten Nebenstellen und am Ende eine satte Kostenersparnis. Zudem TÜV-zertifizierte Sprachqualität und die Sicherheit einer Cloud-Lösung, made in Germany. Wie klingt das für Sie?

nfon.com


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.