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Freunde der finanzwelt, vor rund vier Wochen wurde ich auf einer Veranstaltung in Berlin zum Thema „Zukunft der Versicherung“ gebeten, einen 30-minütigem Vortrag zu halten. Dieser sollte eigentlich nur eine nette Einleitung zum aktuellen „Status quo“ der Branche werden. Es wurde aber ein etwas weniger netter Ausblick zum „Quo vadis“. Als einziger Referent verzichtete ich auf Powerpoint und Handout. Ich begründete dies mit meinem einleitenden Satz: „Was Sie jetzt hören, habe ich niemals gesagt und werde, falls man mich zitiert, auch abstreiten, jemals gesagt zu haben!“ Und weil es keinerlei schriftliche Beweise dafür gibt, werde ich jetzt den Teufel tun und hier sicher nicht schreiben, was ich da über die Branche prognostiziert habe. Aber warum eigentlich? Warum darf man nicht mehr aussprechen, was alle denken? Es geht nicht nur um Compliance, gute Geschäftsbeziehungen oder Höflichkeit. Mittlerweile sind wir so eingeschränkt durch Konformität, Common Sense und Political Correctness, dass man sich kaum mehr traut, seine Meinung offen zu publizieren. Jeder, der es trotzdem tut, kann sich auf einen gewaltigen Shitstorm einstellen. Ich vermisse eine gute Diskussionskultur. Den klassischen Diskurs. Sprechen wir über These, Antithese, Synthese. Gerade in der heutigen Zeit wäre genau das nötig, um die aktuellen Herausforderungen wie Krieg, Inflation, Globalisierung oder Klimawandel zu meistern. Aber bei allem gibt es immer nur die eine Meinung. Kein links oder rechts davon. Nur die eine Wahrheit. Kein Kompromiss und vor allem viel frustrierender, keine Lösung in Sicht!
Wir machen uns das Leben in Deutschland und der EU lieber noch etwas schwerer. Wir haben eine Bankenkrise, die man aber nicht so nennen darf. Aber wenn man sie, also die nicht bestehende Bankenkrise anspricht, ist sie, also die nicht bestehende Bankenkrise, ja dieses Mal nicht systematisch... Hm, warum darf man die Dinge nicht so benennen, wie sie sind? Sie erinnern sich sicherlich noch, welche und wie viele Banken die Subprime-Krise ausgelöst haben? Was hat man ge- lernt? In den USA seitdem nicht viel. Außer vielleicht, marode Holzhäuser nicht doppelt und dreifach mit Hypotheken überbewertet in die Bücher zu nehmen. Aber die Systematik (Sie verstehen schon: es ist nicht systematisch, was gerade passiert) hat sich in Übersee kaum geändert. Solvency II und ähnliche Regularien verhindern zumindest bei uns vorerst einen Dominoeffekt und die Kurse haben sich ja auch schnell vom Schock wieder erholt. Aber da kann man nur sagen: Glück gehabt! Denn trotz der kurzfristigen Kurseinbrüche und Banken, die vom Parkett genommen wurden, hat man stoisch, wie im Fünf-Jahresplan einer kommunistischen Wirtschaftsplanung, die Zinsen noch mal erhöht. Moment ... Zinsen erhöht? Ursache? Wirkung? Wirklich drüber nachgedacht und es trotzdem gemacht? Naja, ... Stand März 2023 sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Aber nicht wegen staatlicher Eingriffe, sondern eher trotzdem.
Noch einmal: Wir machen es uns in Europa lieber noch etwas schwerer. Während China munter mit Russland Handel treibt und schön günstig Rohstoffe einkauft, verschärfen wir die Situation für Industrie, Handel und Gewerbe lieber weiter bei uns und bauen mit negativen Standortfaktoren unseren Wirtschaftsstandort weiter ab. Beispiel gefällig? Wir wollen neuen Wohnraum schaffen, aber erhöhen Bauvorschriften und Zinsen. Zudem werden Genehmigungsprozesse weiter verschleppt, so dass von Opportunity und Chancen selbst jetzt durch leicht gefallene Immobilienpreise kaum die Rede sein kann. Nachdem also klar war, dass der Staat die 400.000 Wohnungen nicht bauen wird, werden private Unternehmen nicht etwa unterstützt, diese Lücke zu füllen, sondern weiterhin behindert. Und als wäre das alles nicht genug Ungemach, beschäftigen wir uns lieber wieder mit PC-Themen. Wobei das PC nicht etwas für Personal Computer, sprich IT, Digitalisierung oder Netzausbau steht. Um Gottes willen! Political Correctness ist viel wichtiger. Wer braucht schon Internetverbindungen in Zeiten der Mobilität und Homeoffice, wenn Geschlechterrollen und kulturelle Aneignung noch nicht ausreichend geklärt sind? Karl May, der native Amerikaner (bloß nicht Indianer sagen!!!) statt dem noch lange gängigem Bild der „blutrünstigen Wilden“ als gütig, liebevoll und hoch moralisch gezeichnet hat, wird also verdammt. Geschichte wird aus heutiger Sicht beurteilt und nicht in die damalig herrschende Situation eingeordnet und bewertet. Und eine Frage zur kulturellen Aneignung habe ich noch: Wenn sich Prinz Harry, zugegebenermaßen politisch nicht so korrekt, als Nazi beim Kostümfest verkleidet, ist das auch kulturelle Aneignung? Und wenn ja, wer darf sich darüber beschweren? Die Reichsbürger?
In diesem Sinne – bleiben Sie sich treu, Ihr Lenard von Stockhausen
Titelstory
06 Erfolge brauchen Weitsicht, keine Sprints
08 Anpacken und Zuversicht schaffen – Interview mit Andreas Pohl
10 So stark ist die Deutsche Vermögensberatung aufgestellt
Berater
12 Vertriebswege – Gemixt, geschüttelt und gerührt
14 Recruiting – Wie verhalte ich mich, wenn ich als „potenzieller Kandidat“ per Social Media etc. angesprochen werde?
16 „Es geht immer weiter!“ – Roundtable mit Alexandra Markovic-Sobau, Vertriebsleiterin der Hallesche Krankenversicherung a. G., Tanja Bender, Head of Branch bei Candriam, und Gabriele Radl, selbstständige Beraterin mit FIS Finanz- und Invest-Services GmbH und Vorstand bei den FinanzFachFrauen e. V.
22 Fachkräftemangel – Wie Sie neue Mitarbeiter schon vor dem ersten Arbeitstag binden (müssen)
24 Smarte Beratung mit KI – Aufstieg der Maschinen
26 DSGVO im Vertrieb – Datenschutz ready for Take-off
28 Im Schaltraum der Finanzwelt – Interview mit Sandra Navidi, Juristin, Finanzexpertin, Rednerin, Bestseller-Autorin sowie Gründerin von BeyondGlobal LLC
70 Energiewende – Erneuerbare Energien im Spotlight
30 Bestandspflege – Der Drache und sein Gold
32 Storytelling – Es war einmal…
34 Kommunikationskrisen – Only bad News are good News!
36 Dieselskandal – Wegweisendes EuGH-Urteil
Versicherungen
38 Im Dauerumbruch mit hoher Taktzahl – Interview mit Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, Zeidler Consulting GmbH
42 Liquidität bleibt das A und O für den Unternehmenserfolg – Interview mit Ines Ahnen, Maklerreferentin der R+V
44 Arbeitskraftabsicherung – Finanzielle Not ohne Lohn und Brot
48 Berufsunfähigkeit – Nicht unterschätzen: Die Stolperfallen der Dienstunfähigkeit
52 Stärkerer Fokus auf die Rentenphase – Interview mit Christian Nuschele, Head of Distribution der Standard Life in Deutschland
54 Verbundene Risikolebensversicherung – Man lebt nur zweimal
SACHWERTE & IMMOBILIEN
66 Zehn Jahre kristallines Osmium – Interview mit Ingo Wolf, Direktor des deutschen Osmium-Institutes
70 Energiewende – Erneuerbare Energien im Spotlight
72 Soziale Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen – Interview mit Sawas Koutsidis, Geschäftsführer der MEDZENTRUM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
74 Temporäres Wohnen – Eine attraktive Nische
76 Fünf Jahre Immobilien-Teilverkauf: „Die Motive für einen Teilverkauf haben sich deutlich gewandelt“ –Interview mit Christoph Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von wertfaktor
78 Offene Immobilienfonds – Unerschütterliche Investments?
80 So macht man aus Mietern Eigentümer – Interview mit Nils T. Kohle, Erfinder und Gründer von OWNR
86 Private Equity – Keine Rekorde, aber gut gewappnet
88 Value Add – Ein neues Gewand
Investmentfonds
90 Knappes, überlebenswichtiges Gut – Interview mit Verena Kienel, Leitung der Abteilung NachhaltigkeitsResearch, und Nedim Kaplan, Senior Portfoliomanager, bei ÖKOWORLD
92 Bewertung Tech-Sektor – Schwieriges Terrain
94 „Substanziell gute Unternehmen“ – Interview mit Andreas Wosol, Head of Value und Senior Portfolio Manager bei Amundi Asset Management
96 Deutschlandaktien – Licht und Schatten im Wechsel
98 Stets offen für Neues bleiben – Interview mit Alexander Mozer, rezooM Capital GmbH
100 „Rohstoffe erfahren langfristig strukturelle Unterstützung“ – Interview mit Patrick Vogel, Leiter strategisches Asset Management und Senior Portfoliomanager bei TBF Global AM
Branchennews
58 News & Events
ADVERTORIALS
41 Bestandsverkauf „richtig gemacht”
46 Die R+V Versicherungsgruppe – Mehr Liquidität für Unternehmenskunden mit Lösungen der R+V
56 DELA Lebensversicherungen – E-Bike Boom: Risiko von Hobby und Freizeit in die Beratung einbeziehen
82 DEUTSCHE FINANCE GROUP – …hat sich mit ihrer Kapitalverwaltungsgesellschaft im Bereich Alternative Investmentfonds als Marktführer positioniert
RUBRIKEN
03 Editorial
102 Vorschau/Impressum