ART OF DANCE | No. 3

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ART OF DANCE No. 3 // SEPT 2018 MAGAZINE BY POSTERINO & COMPANY

POSTERINO DANCE COMPANY ON STAGE Nachlese Theater an der Rott

KULTURSTIFTUNG DES BUNDES Förderung für Posterino Dance Company

KÜNSTLERNETZWERKE FORDERN Kulturpolitik in den Großstädten MIT REZENSIONEN UND 6 EMBEDDED VIDEOS

REPORTAGE IM BAYERISCHEN FERNSEHEN: "TANZ DER TALENTE" AUSZEICHNUNG FÜR GESELLSCHAFTSPOLITISCHEN TANZFILM NACHWUCHSARBEIT MIT AUDITION WORKSHOPS IN ITALIEN ARD-MAGAZIN: CHOREOGRAFIEN FÜR DIE WISSENSCHAFT URAUFFÜHRUNGEN BEI BALLETTGALA IN MÜNCHEN VERHALTENSKODEX FÜR POSTERINO & COMPANY GAETANO POSTERINO IM SOMMERINTERVIEW


INHALT EDITORIAL 4 Bleiben Sie neugierig auf Außergewöhnliches KULTURSTIFTUNG DES BUNDES 5 Posterino Dance Company erhält Förderung bis 2020 FILMPREIS FÜR "ENTFREMDUNG" 7 Filmprojekt von Bayerischer Staatsregierung ausgezeichnet BALLETTGALA IN MÜNCHEN 9 Zwei Uraufführungen von Gaetano Posterino PERFORMANCE-NACHLESE 12 Posterino Dance Company am Theater an der Rott #METOO #WENOT 17 Verhaltenskodex für Posterino & Company in Kraft gesetzt "TANZ DER TALENTE" 18 Reportage des Bayerischen Fernsehens über Posterino Dance Company

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POSTERINO DANCE COMPANY 20 Porträt und neue TänzerInnen NACHWUCHSARBEIT IN ITALIEN 28 Workshop Auditions von Posterino Dance Company in Arezzo un Catania "PINK UND BLAU" 30 Choreografien für ARD-Wissenschaftsmagazin KICK-OFF-TAGE IN AALEN 34 Pressekonferenz und mehr für Tanzfestival imPULS2018 WHAT'S NEXT? 35 Geplante Veranstaltungen 2018 und 2019 KULTURPOLITIK 45 Künstlernetzwerke fordern Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen POSTERINO IM SOMMERINTERVIEW 48 Für die Aalener Nachrichten

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EDITORIAL IMPRESSUM HERAUSGEBER: Posterino & Company Nymphenburger Str. 10 80335 Munich V.I.S.D.P.: Gaetano Posterino REDAKTION: Andreas Kullmann DESIGN & LAYOUT: madmagz DRUCK: Druckzentrum Rottal-Inn, Eggenfelden FOTOS: Andreas Kullmann, Antonin Michna, A.S.D. Arteballetto Catania, Frank Bäumer, Jürgen Schröder, Netzwerk Freie Szene München e.V., Tanzland Foto Titelseite: "Through my Eyes", Choreografie von Gaetano Posterino Foto letzte Seite "Love me if you can!", Choreografie von Gaetano Posterino HINWEIS: Events, Daten und Casts können Veränderungen unterliegen. Bitte beachten Sie hierzu die jeweils aktuellen Angaben auf unserer Webseite. © 2018: Posterino & Company www.gaetanoposterino.net

ART OF DANCE // Bleiben Sie neugierig Sie lesen die bereits dritte Ausgabe von ART OF DANCE, herausgegeben von Posterino & Company, dem Dachlabel von Gaetano Posterino als Choreografen und von Posterino Dance Company. Einmal jährlich geben wir darin Einblicke in die Arbeit des Choreografen und Didakten Gaetano Posterino. Wir möchten Sie damit neugierig machen bzw. halten auf einen außergewöhnlichen Künstler und sein Umfeld zwischen Ballett, Tanztheater, Oper und NachwuchsAusbildung. Aus der Spielzeit 2017/2018 informieren wir über Vorstellungen in München, Eggenfelden und Aalen, einen Filmpreis, Fernseh-Reportagen und -Produktionen, eine 2-JahresFörderung der Kulturstifung des Bundes, neue TänzerInnen in der Company, kulturpolitische Forderungen von Künstlernetzwerken und unseren neuen Verhaltenskodex zur Prävention von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch. Lesen Sie auch das Sommerinterview mit Gaetano Posterino für die Aalener Nachrichten. Ferner erfahren Sie mehr über unsere bereits geplanten Veranstaltungen in 2018/2019. Erstmals enthält diese Ausgabe in der Online-Version auf madmagz.com auch Direktlinks auf sechs Videos. Einfach die grünen Abspielsymbole klicken und Video ansehen. Wir wünschen viel Freude beim Lesen und Anschauen. Herzlichst Ihre Posterino & Company. //

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KULTURSTIFTUNG DES BUNDES // Förderung für Posterino Dance Company Wir freuen uns sehr: Posterino Dance Company hat im November 2017 eine 2-Jahres-Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes / Dachverband Tanz Deutschland für die Spielzeiten 2018/ 2019 und 2019/2020 zugesprochen bekommen. Vielen Dank an die Jury, die in dieser zweiten Runde 600.000 € an acht Projekte vergeben hat. Gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Aalen werden wir einiges an Performances und Workshops für das Publikum auf die Beine stellen. Los geht es in der Spielzeit 2018 / 2019 zunächst mit einer weiteren Tour der erfolgreichen zeitgenössischen RepertoireStücke "Through My Eyes" und "Love me if you can!" - nachdem diese bereits in

Wiesbaden, München und Eggenfelden zu Gast waren. Im Rahmen des Programms Tanzland fördert die Kulturstiftung des Bundes Kooperationen zwischen den Theatern der INTHEGA und Tanzensembles in Deutschland. Die INTHEGA ist die Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen. Das Programm Tanzland ziel darauf ab, in den kleinen und mittleren Städten, in denen der Tanz bis-her selten oder gar nicht stattfand, ein kontinuierliches Publikumsangebot zu schaffen. Aufgrund des eingereichten, überzeugenden Projektantrags entschied die Tanzland-Jury, bestehend aus Dr. Christiane Theobald, stellvertretende Intendantin des Staatsballetts Berlin, Tarek Assam, Ballettdirektor der Tanzcompag-

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nie Gießen, und Werner Müller, Intendant des Theaters Fürth, auch die Zusammenarbeit von Posterino Dance Company mit der Stadt Aalen zu fördern. In der Stadthalle Aalen mit 1035 Plätzen veranstaltet das städtische Amt für Kultur und Tourismus jedes Jahr zahlreiche Veranstaltungen, darunter Gastpiele von Landestheatern und freien Bühnen. Zuletzt war auch auch das Stuttgarter Ballett zu Gast. Im Theaterring-Abonnement wird ein Querschnitt verschiedener Sparten geboten. 2020 wird in Aalen der Kulturbahnhof eröffnet. In dem umgebauten historischen Gebäude werden die städtischen Kultureinrichtungen Musikschule (mit Ballettsaal), Theater und das genossenschaftliche "Kino am Kocher" einziehen. Ein Saal für 300 Besucher hat bislang in Aalen gefehlt. Das neue Zentrum setzt starke Impulse für das Kulturleben Aalens, dort soll sich eine Tanzszene etablieren können. Dazu trägt eine innovative Tanzreihe bei, die mit der Posterino Dance Company entwickelt und gestartet wurde. In diesem Jahr geht es unter dem Titel imPULS 2018 Tanz.Bewegung.Emotionen mit einer jährlichen Herbstreihe mit Schwer-punkt Tanz los. Dabei wird unter Einbin-dung von weiteren lokalen Partnern in einem Mix aus Bühne, Sachhintergrund und Praxiserfahrungen ein Vermittlungsangebot mit einer Breitenwirkung für Tanz im Allgemeinen und zeitgenössischem Tanz im Besonderen erzielt. Die kontinuierliche Zusammenarbeit von Posterino Dance Company und der Stadt Aalen ist Grundlage, die Sparte Tanz stärker und nachhaltig zu etablieren und in einem mit dem Kulturbahnhof neu geschaffenen Umfeld fest zu verankern. // Mehr Informationen: www.tanzland.org

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»ENTFREMDUNG« Filmpreis der Bayerischen Staatsregierung ART OF DANCE // 7


Auszeichnung für gesellschaftspolitisches Filmprojekt Am 7. November 2017 hatte das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration den Ballettfilm "Entfremdung" veröffentlicht. Die Premierenfeier fand an diesem Tag in der HFF Hochschule für Fernsehen und Film München statt. Dem Spot zugrunde liegt ein Konzept der Nachwuchsregisseurin Naira Cavero zur sozialen Prävention und Deradikalisierung. Darauf aufbauend hatte Gaetano Posterino eine Choreografie entwickelt und mit den Tänzerinnen erarbeitet. Der Film wurde mit einem Preis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet und war ab dem 9. November 2017 bayernweit in allen großen Kinos zu sehen.

Der Choreograf Gaetano Posterio war Teil des Produktionsteams, dem auch zehn Tänzerinnen u.a. des Bayerischen Juniorballetts und der Hochschule für Musik und Theater München angehörten. Der Spot erzählt die Geschichte eines geheimnisvollen, extatischen Zustandes, der sich mehr und mehr verselbständigt. Dabei werden detailgenau die Veränderungen der Hauptfigur beobachtet. So entsteht ein kraftvoller und emotionaler Einblick in das Leben und die Perspektive der Protagonistin, die sich nach und nach aus ihrem sozialen Umfeld zurückzieht und radikalisiert. //

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BALLETTGALA IN MÜNCHEN »Bach for One« und »Breathing Spaces« ART OF DANCE // 9


THEATER KUBIZ Zwei Werke als Uraufführungen

Die Gala am 20. Januar 2018 im Theater Kubiz in München-Unterhaching war restlos ausverkauft. Sie präsentierte einen attraktiven und hochkarätig besetzten Ballett- und Tanzabend. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Gästen boten BMICA Academy in ihrer diesjährigen Vorstellung einen repräsentativen Querschnitt durch die verschiedenen Stile und Ausdrucksformen der Ballettund Tanzkunst. Zusammen mit Stars aus der internationalen Ballettwelt kam eine Auswahl bekannter und beliebter Stücke aus dem klassischen Repertoire, kombiniert mit Kostproben zeitgenössischer Choreografien zur Aufführung. Darunter auch zwei neue Werke von Gaetano Posterino: "Bach for One" und "Breathing Spaces". Clea Albrecht rezensierte in der FebruarAusgabe des Münchner Feuilletons über

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"Breathing Spaces": "... entwickelt sich auf einem sanft perkussiven orientalischen Klangstrom zu einem fast meditativ in den Raum hinein atmenden Kontinuum weicher neoklassischer Bewegungen, in die sehr dezent Elemente aus klassischem indischen Tanz eingewebt sind." Und Klaus-Peter Fürst schreibt in seiner Kritik auf Tanznetz.de: "Acht Studentinnen tanzten das moderne 'Breathing Spaces' von Gaetano Posterino, der öfters für die BMICA choreografiert. Sie füllten mit ihrer Bewegungsqualität und ihrem Gefühl für den Raum diesen mit Energie." Es war ein wunderbarer Tanzabend. //

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NACHLESE //

POSTERINO DANCE COMPANY ON STAGE Rückschau auf sechs Vorstellungen am Theater an der Rott

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SECHS VORSTELLUNGEN // Rückblick auf Theater an der Rott, Eggenfelden Die Premiere am 23. Februar 2018 im Eggenfelder Theater an der Rott war ein toller Erfolg, das Publikum hat die Werke und die tänzerische Leistung begeistert mit stehenden Ovationen aufgenommen. Theaterintendanz und Premierengäste haben dem Ensemble bei der anschließenden Premierenfeier im Theater einen warmen Empfang mit viel Beifall bereitet. Auch die weiteren fünf Vorstellungen bis 4. März 2018 konnte das Ensemble das Publikum mit "Through Pina's Eyes" und "Love me if you can!" in seinen Bann ziehen. Die beiden Stücke waren nach Wiesbaden und München weiter auf Tour. Im Oktober 2018 werden sie in der Stadthalle Aalen mit einer Förderung der Kulturstiftung des Bundes zu sehen sein.

Die Passauer Neue Presse schrieb am 26 Feburar 2018 in ihrer PremierenRezension von Raimund Maisenberger: "... spielt Posterino in seiner ganz eigenständigen Contemporary-Bewegungssprache und in assoziativ-collagierender Weise mit Motiven... Verquickt wird dies mit Geräuschen der Tanzenden, mit Text, Gesang und theatralen Elementen wie einer Tänzerin, die am Boden klebt wie das Insekt am Fliegenfänger. Statt von Musik meist von Sounds begleitet: Keuchen, Herzschlag, Schritte im Kies, Glassplittern. ... Zu wohlgelaunten Oldies ... vollzieht sich das Liebesritual von Werben, Nähe und Distanz, Erfüllung und Enttäuschung - tänzerisch zwischen Neoklassik und Disco stark vor allem Corinne Cilia und Aya Sone. ... Premierenjubel."

Choreografien: Gaetano Posterino Tänzer: Corinne Cilia, Alice Mucci, Charles Riddiford, Aya Sone, Fabio Sonzogni, Gabriel Wanka Unterstützt von: Fondation Blomensaet und Bottaini Merlo International Centre of Arts

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In der ARD-Mediathek zur Begleitreportage des Bayerischen Fernsehens findet sich im Text: "Gaetano Posterino ist Choreograf, Tanzregisseur, Ballettmeister sowie kĂźnstlerischer Leiter seiner eigenen Posterino Dance Company, einer wahren Talentschmiede. Und diese Talente hatten am Wochenende in Eggenfelden ihren ersten groĂ&#x;en Auftritt." Wir kommen sehr gerne wieder ins Theater an der Rott nach Eggenfelden! //

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#metoo #wenot VERHALTENSKODEX FÜR POSTERINO & COMPANY Im Zuge der #metoo-Debatte besonders auch in der Welt der Kunstschaffenden hat der Deutsche Bühnenverein jüngst einen wertebasierten Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch herausgegeben. Auch wir, Posterino & Company, geben grundlegende künstlerische Impulse in eine sich stets wandelnde Gesellschaft und sind daher nicht nur Bewahrer der künstlerischen Freiheit, sondern auch Katalysator gesellschaftlicher Weiterentwicklung. Aus diesem Verständnis verpflichten wir uns und unsere TänzerInnen in allen Veranstaltungen wie Workshops, Bühnenproduktionen etc. zur Einhaltung dieses Verhaltenskodex, den wir auf jenem des Deutschen Bühnenvereins basierend erstellt und in Kraft gesetzt haben. Darin regeln wir unter anderem:

"Wir zeigen damit Haltung und ermutigen uns gegenseitig, jede Form von Übergriff oder Diskriminierung zu unterbinden. Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit sind für uns elementar. Wir stellen uns der Herausforderung, die Diversität unserer Gesellschaft in Arbeit abzubilden und zu leben. Dabei zeigen wir einander Respekt und Wertschätzung. Wir sorgen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und ein soziales Miteinander mit dem Willen, Konflikte offen anzusprechen und zu lösen. Wir bemühen uns um klare und vertrauensvolle Kommunikation. Wir tragen aufgrund dieses Selbstverständnisses und als Arbeit- / Auftraggeber die Verantwortung, unsere TänzerInnen aktiv vor sexueller Belästigung und Machtmissbrauch zu schützen." //

Auf unserer Facebook-Seite Posterino & Company haben wir viel positiven Zuspruch für unseren Schritt erhalten. Sie finden den vollständigen Text des Kodex auf unserer Webseite direkt in der Fußzeile. Und wir hoffen, dass die Theater und Ensembles mit einem solchen Kodex ganz viele Nachahmer finden.

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»TANZ DER TALENTE« Reportage des Bayerischen Fernsehens ART OF DANCE // 18


Am Montag, den 26. Februar 2018, zeigte das Bayerische Fernsehen in seiner Abendschau eine Reportage über die Proben und die Premiere von "Through Pina's Eyes" und "Love me if you can!" am 23. Februar 2018 am Theater an der Rott in Eggenfelden. Im Mittelpunkt standen dabei das Engagement von Gaetano Posterino für seine beiden Nachwuchstänzer, ihre Emotionen mit Blick auf die Premiere und ihre Integration in die Tanzkompanie. An einem der Probentage hatte bereits morgens um 8:15 Uhr ein Fernsehteam den Probenraum in der Münchner Innenstadt belagert, in dem die Posterino Dance Company ihr tägliches Training absolvierte und für die sechs GastspielVorstellungen am Theater an der Rott probte. Ein zweiter Drehtag war dann für den Premierentag vor Ort in Eggenfelden angesetzt. Eine spannende und besondere Zeit für die Company. //

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POSTERINO DANCE COMPANY Portrait und neue TänzerInnen ART OF DANCE // 20


POSTERINO DANCE COMPANY // Drei neue TänzerInnen Gaetano Posterino gründete 2002 in Wiesbaden seine eigene Tanzcompagnie, die er als Künstlerischer Leiter bis heute führt. Zu Beginn kreierte er den Nukleus ihres Repertoires mit dem Hessischen Staatsballett. Seither präsentiert die Company regelmäßig vielseitige, zeitgenössische choreografische Werke. Ziel der Company ist, Gaetano's choreografische Leidenschaft und Kreativität mit den Fähigkeiten außergewöhnlicher Tänzer zu kombinieren, deren unterschiedliche kulturelle Hintergründe zu integrieren und damit einzigartige Tanzstücke auf die Bühne zu bringen. Mit regelmäßigen Auditions pflegt Gaetano sein Ensemble. Dieser Prozess umfasst Tänzer mit internationalem Hintergrund, um dem Publikum kreative Arbeiten abseits vom Mainstream in Deutschland und im Ausland zu bieten.

In den letzten Jahren hat sich die Company enorm entwickelt. Inzwischen verfügt sie über 13 erfahrene Professionals und junge Talente aus Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Portugal. Wir freuen uns besonders über die Neuzugänge Chantal Julie Fink, Margarida Neto und Bernardo Pereira. Die TänzerInnen werden in wechselnden Besetzungen für kleine und große Formate in Produktionen eingesetzt. Unter den Companymitgliedern sind i.W. über Auditionen ausgewählte TänzerInnen, aber auch Talente, die im Rahmen von Drittproduktionen entdeckt wurden, z.B. von der Hochschule für Musik und Theater München oder dem Bayerischen Juniorballett. Die Company ist damit auch eine potenzielle Erfahrungsplattform für Nachwuchs aus Tanzbildungseinrichtungen.

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POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPORTRAITS #1

CORINNE CILIA Nationalität: Italien // Ausbildung: Bhakti Victor Ullate Performing Arts School in Madrid, Mila Plavsic Ballet School in Ragusa // Letzte Arbeiten: De Dutch Junior Dance Division Den Haag, Theater an der Rott

FRANZISKA ANGERER Nationalität: Deutschland // Ausbildung: Ballettakademie Benedict-Manniegel München, Académie de Danse Princesse Grace Monaco / Montecarlo // Letzte Arbeiten: Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Bayerische Staatsoper, Staatstheater am Gärtnerplatz, Deutsche Oper am Rhein, Stadttheater Klagenfurt

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POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPORTRAITS #2

REBECCA GOLLWTIZER Nationalität: Deutschland // Ballett- und Tanzausbildung: Bottaini Merlo International Center of Arts München, Hochschule für Musik und Theater München, Ballettschule des Hamburg Ballett // Letzte Arbeiten: Milano Contemporary Ballet, Hospital zum Heiligen Geist Poppenbüttel, Stadttheater Bozen, Theater Kubiz München, Bürgerhaus MünchenUnterföhring, Bayerische Staatsoper

CHANTAL JULIE FINK // NEU Nationalität: Deutschland // Ballett- und Tanzausbildung: Ballettakademie München Hochschule für Musik und Theater, John Cranko Ballettakademie Stuttgart // Letzte Arbeiten: Ballett Dortmund, Bayerisches Staatsballett, Semperoper Ballett Dresden, Stuttgarter Ballett

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POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPORTRAITS #3

ANNALISA PICCOLO Nationalität: Italien // Ballett- und Tanzausbildung: Accademia Nazionale di Danza Roma // Letzte Arbeiten: Staatsoperette Dresden, Teatro di Rapallo, Teatro Grande Roma, Festival Danza in Fiera, Teatro delle Vittorie Roma

MARGARIDA NETO // NEU Nationalität: Portugal // Ballett- und Tanzausbildung: Tanz Akademie Zürich, Escola de Danca do Conservatorio Nacional Lissabon // Letzte Arbeiten: Ballet of Difference, Bayerisches Juniorballett

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TITRE POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPRORTRAITS #4

CHARLES RIDDIFORD Nationalit채t: Australien // Ballett- und Tanzausbildung: Royal Winnipeg Ballet Aspirant Program, New Zealand School of Dance, Australian Ballet School // Letzte Arbeiten: Theater an der Rott, Bayerische Staatsoper M체nchen, Melbourne Ballet Company, Queensland Ballet, Royal Winnipeg Ballet

BERNARDO RIBEIRO PEREIRA // NEU Nationalit채t: Portugal // Ballett- und Tanzausbildung: NBS Northern Ballet School Manchester, Escola de Danca do Conservat처rio Nacional Lissabon, Ginasiano Escola de Danca Lissabon // Letzte Arbeiten: Landestheater Linz, Mystic Ballet Connecticut, English National Ballet, National Ballet Company of Portugal

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POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPORTRAITS #5

AYA SONE Nationalität: Japan // Ballett- und Tanzausbildung: Sakon Sachiko Ballet School, Kyoto Ballet Academy // Letzte Arbeiten: Theater an der Rott, Staatsoper München, Theater HochX München, Hessisches Staatstheaer Wiesbaden, Landesbühnen Sachsen, Staatstheater am Gärtnerplatz, Staatstheater Braunschweig, Stadttheater Chemnitz

ARIANE ROUSTAN Nationalität: Frankreich // Ballett- und Tanzausbildung: Palucca Schule Dresden, Ecole Nationale Supérieure de Danse de Marseille // Letzte Arbeiten: Gärtnerplatztheater München, Zappalá Dance, Theater HochX München, Tania Perez Salas Compañia de Danza Mexico, Collective Body Dance Lab New York, Bennyroyce Dance Produc-tions New York, Jeune Ballet du Quebec

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TITRE POSTERINO DANCE COMPANY // MITGLIEDER KURZPORTRAITS #6

GABRIEL WANKA Nationalität: Deutschland // Ballett- und Tanzausbildung: Heinz-Bosl-Stiftung München, Ballettschule der Wiener Staatsoper // Letzte Arbeiten: Theater an der Rott, Theater HochX München, Richard-Wagner-Festival Wels, Lehár Festival Bad Ischl, Musiktheater Linz, Neue Oper Wien, Theater Akzent Wien, Landestheater Linz //

LUCAS TEODORO Nationalität: Brasilien // Ballett- und Tanzausbildung: Ballettakademie Bottaini Merlo International Center of Arts Munich // Letzte Arbeiten: Metropolitan Rio de Janeiro, Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Theater Leo17 München, Teatro Castro Mendes Campinas

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NACHWUCHSARBEIT IN ITALIEN Workshop Auditions in Arezzo und Cantania ART OF DANCE // 28


ZEITGENÖSSISCH UND MODERN

In Zusammenarbeit mit Progetti per la Danza Arezzo und A.S.D. ArteBalletto Catania war Gaetano Posterino im April und Mai 2018 auf der Suche nach Nachwuchs in Italien.

Auf der Suche nach Nachwuchs in Italien

Eine wunderbare Gelegenheit für die Mädchen und Jungen, mit ihm zeitgenössische und moderne Choreografie zu trainieren und sich selbst dabei zu präsentieren. Für Federica Benenati, Paula Bruno und Francesco Salpietro, drei dabei ausgewählte TeilnehmerInnen, geht es nach diesen Workshop-Wochenenden zusammen mit ihrer Akademieleiterin Patrizia Perone im September 2018 nach München. Sie werden dort eine Woche lang hospitieren, das tägliche Training mit absolvieren und die Produktionsproben von Posterino Dance Company begleiten und erleben. //

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»PINK UND BLAU« // Choreografien für ARD-Wissenschaftsmagazin Das ARD-Wissenschafts-Magazin "W wie Wissen" strahlte am Samstag, den 21. April 2018, einen aktuellen Beitrag zum Thema möglicher Unterschiede zwischen Gendern aus: Pink und Blau – nur ein kleiner Unterschied? Der spannende Beitrag enthält zum Thema auch choreografische Arrangements von Gaetano Posterino, u.a. aus "Romeo und Julia" und "Dornröschen" sowie zwei neue Kreationen. Es tanzten Chantal Julie Fink (ehemals Stuttgart Ballett, jetzt Posterino Dance Company) und Clemens Fröhlich (ehemals Het Nationale Ballet, jetzt Stuttgart Ballett). Regie führte Frank Bäumer vom Bayerischen Fernsehen, die Sendung moderierte Dennis Wilms. Sind Männer und Frauen wirklich so unterschiedlich? Körperlich natürlich – da sind die Unterschiede sichtbar. Aber im

Denken, im Gehirn? Was sagt die Wissenschaft? Beim überwiegenden Teil der kognitiven Leistungen und bei der Intelligenz gibt es keinen Unterschied, so Neurowissenschaftler. Nur bei der "mentalen Rotation", also wenn man eine dreidimensionale Form gedanklich im Raum drehen soll, schneiden Männer etwas besser ab, die Frauen sind in Sprachtests etwas besser. Aber diese Unterschiede sind gering, die Leistungen variieren innerhalb der Geschlechter stärker als zwischen ihnen. Männliche und weibliche Gehirne sind nicht zu unterscheiden, die Geschlechterunterschiede sind winzig klein! Die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwimmen – ob auf der Bühne mit Kunstfiguren wie bei Conchita Wurst oder in einer androgynen Modewelt. Und dennoch ist das Geschlecht wichtig für das Selbstbild.

Konzept & Regie: Frank Bäumer, Bayerisches Fernsehen Choreografien: Gaetano Posterino Tänzer: Chantal Julie Fink und Clemens Fröhlich Kamera: Marcus Marschall Cut: Stefanie Tosoni

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In einer Renzension schreibt Arnd Wesemann in der Mai-Ausgabe des TheaterMagazins über Gaetano Posterino's Choreografien für das ARD-Wissenschaftsmagazin: "W wie Wissen: Nur ein kleiner Unterschied? Die ARD-Sendung ... behandelt den biologischen Unterschied von Mann und Frau: andere Chromosomen, andere Hirngröße, andere Anatomie, andere Hormone, andere Krankheitsbilder, andere Lebensdauer und ein anderes Immunsystem. Daraus resultieren unterschiedliche Verhaltensweisen, eine neurobiologische Trennung der beiden Wesen von Mars und Venus, in die dann auch «Gender», also das psychosoziale Geschlecht, hineinspielt. Kinder beginnen schon früh, sich dem einen oder dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen. Sie lernen, dass sich

die Jungs- und die Mädchenwelt durch Gendermarketing unterscheidet, das wie nebenbei auch eine fast normativ wirkende Ungleichberechtigung erzeugt. Interessant an dem Beitrag ist, wie er bebildert wird. Die ehemalige Stuttgarter Balletttänzerin Chantal Julie Fink und Clemens Fröhlich von Het Nationale Ballet tanzen im Lauf der Sendung vier Duos, etwa aus «Romeo und Julia» und «Dornröschen». Für die Kamera choreografiert von Gaetano Posterino, erzählt das Ballett über sexuelle Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Und nimmt eine Gegenposition zur Wissenschaft ein: Keines der Duos markiert den Unterschied der Geschlechter. So werden die hier versammelten Belege zum aggressiven Mann und zur unterwürfigen Frau ins Reich der Vorurteile verwiesen." //

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Kick-off-Tage in Aalen // PRESSEKONFERENZ UND MEHR Ende Juni 2018 fand in Aalen das dreitägige Kick-off für die Kulturwochen in Aalen statt: Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Gaetano Posterino, Profi-Choreo-Lab, Tanzvorstellung und open air Flashmob in der Innenstadt. „Ein starkes Zeichen für eine gute Sache.“ Mit viel Stolz in den Augen hielt Oberbürgermeister Thilo Rentschler das druckfrische Heft während der Pressekonferenz in der Hand, das das Programm der ersten Aalener Kulturwochen zusammenfasst: Tanz, Literatur, Theater, Musik, Kunst. Er versprach einen "wunderbaren Kulturherbst". Posterino Dance Company ist im Rahmen einer Kooperation mit der Stadt Aalen ein wichtiger Teil dieses umfangreichen Spektakels von Juni bis November 2018. Mit den Kulturwochen startet auch die

Reihe imPuls, die in Zusammenarbeit mit Posterino Dance Company erarbeitet wurde. Eine erste Kostprobe des international besetzten Ensembles konnten die Aalener schon am Samstag, den 30. Juni 2018, um 11 Uhr bei einem Flashmob am Aalener Rathaus genießen. Mehr von und mit Posterino Dance Company gibt es dann im Oktober mit einer Podiumsdiskussion "Theater trifft Oper trifft Tanz" und zwei Vorstellungen in der Stadthalle Aalen zu sehen. Mit den Kulturwochen steuert Aalen auch auf die Eröffnung des Kulturbahnhofs im Jahr 2020 zu. Die Stadt denkt mit den Kulturwochen voraus. „Wir sind schon dabei, die Schwerpunkte für das Jahr 2019 zu definieren“, blickte Kulturamtsleiter Dr. Schurig in die Zukunft. Auch dafür ist Posterino Dance Company bereits fest eingeplant. //

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What's next? GEPLANTE VERANSTALTUNGEN 2018 UND 2019 ART OF DANCE // 35


Summer Choreo Lab // BALLETTSCHULE ESTHER Gaetano Posterino gibt wieder einen Workshop in München. Beim Summer Choreo Lab in der Ballettschule Esther in München-Sendling wird am ersten September-Wochenende Modern Dance Choreo gelehrt. Die Veranstaltung richtet sich an begeisterte TänzerInnen mit Fortschrittsgrad Middle Level. Die Teilnehmer erwartet viel Spaß und die Möglichkeit, von Gaetano's umfangreicher Bühnen- und Choreografieerfahrung zu profitieren. Für beide Tage beträgt die Teilnahmegebühr 70,00 €. Anmeldungen bitte per Email an e-m-ballett@t-online.de. //

MODERN DANCE CHOREO WORKSHOP 1. / 2. September 2018 13:00 - 15:00 Uhr Anmeldung: e-m-ballett@t-online.de Studio: Ballettschule Esther Perchtinger Str. 6 81379 München U3 Machtlfinger Str.

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Open Professional Ballet Class // MUCCA MÜNCHEN Posterino Dance Company öffnet seine Türen: Während des Probenzeitraums für eine Bühnenproduktion besteht innerhalb von drei Wochen jeweils am Dienstag und Donnerstag die Möglichkeit, am täg-lichen professionellen Ballett-Training der Company teilzunehmen. Eine wunderbare Gelegenheit für TänzerInnen auf den Levels Advanced, Pre-Professional und Professional, gemeinsam mit Profitänzern zu trainieren. Tickets gibt es auf Eventim für jeden einzelnen der sechs Tage. Man kann auch spontan vorbei schauen und vor Ort bezahlen. Ticketinhaber haben aber aufgrund der limitierten Kapazität Vorrang. Teilnahme-Gebühr: Vorverkauf auf Eventim 15,75 €, vor Ort 15,00 €. //

BALLET TRAINING MIT POSTERINO DANCE COMP. 11. / 13. / 18. / 20. / 25. / 27. September 2018 10:00 - 11:30 Uhr Tickets auf Eventim: https://bit.ly/2vYxdSC Lokation: MUCCA Schwere-Reiter-Str. 2 80636 München

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Podiumsdiskussion // STADTHALLE AALEN Als „Vorwort“ zu den beiden zeitgenössischen Tanzabenden mit Posterino Dance Company im Rahmen von imPULS2018 treten drei Sparten der darstellenden Künste in den öffentlichen Diskurs. Auf dem Podium: Kay Metzger, Intendant des Theaters Ulm, Tonio Kleinknecht, Intendant des Theaters Aalen, und Gaetano Posterino, Künstlerischer Leiter der Posterino Dance Company. Moderiert von Miriam Althammer, Theaterwissenschaften Universität Bayreuth, werden sich die drei Spartenvertreter angeregt über Verbindendes und Unterscheidendes zwischen Oper, Theater und Bühnentanz austauschen. Posterino’s Stück „Through my Eyes“ für Aalen mag dabei mit seiner Verbindung von Tanz, Teatralik und Opernarie als Diskursobjekt dienen. //

»THEATER TRIFFT OPER TRIFFT TANZ« 12. Oktober 2018 19:00 Uhr Eintritt frei Gefördert von: Kulturstiftung des Bundes

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Posterino Dance Company on stage // STADTHALLE AALEN Die beiden erfolgreichen zeitgenössischen Repertoire-Werke von Posterino Dance Company touren weiter durch Deutschland. Nach Wiesbaden, München und Eggenfelden nun nach Aalen, dieses Mal wieder in den Versionen für sechs Tänzer. "Through my Eyes" ist eine Hommage an die ganz eigenen Facetten von Bewegung, Mimik und Gestik. In Perfektion zeigt sich nichts anderes als eben Vollkommenheit. Das Stück bearbeitet die Faszination am Eigenen von Bewegungen, Mimiken und Gesten, am Verräterischen, Spielerischen, Unbewussten, Durchschaubaren, und das Interesse am Kind, das in jedem Menschen schlummert und das sich immer noch beredt und genau ausdrücken kann, wenn man seine Sprache versteht. In dem Tanztheater-

»THROUGH MY EYES« »LOVE ME IF YOU CAN!« 12. / 13. Oktober 2018 20:00 Uhr Tickets: tourist-info@aalen.de www.reservix.de Gefördert von: Kulturstiftung des Bundes Unterstützt von: MUCCA, Fondation Blomensaet

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stück werden die Tänzer diese Aspekte durch die Augen des Choreografen reflektieren. "Love me if you can!" dreht sich im Grunde um das ewig währende Thema Einsamkeit, Sehnsucht und Suche nach Liebe. Eine Frau durchlebt im Handlungsstrang Liebe, Ablehnung, Hass und Leidenschaft. Und findet am Ende ihre eigene Identität und ihren eigenen Weg. In einem dynamischen Tanzreigen zu Soul-Music aus den Sixties sind die Tänzer hautnah und individuell in einer modern-neoklassischen Choreografie zu erleben. Im Anschluss an die Vorstellung vom 13. Oktober stehen die Künstler für ein Publikumsgespräch zur Verfügung. // ART OF DANCE // 40


Posterino Dance Company on stage // THEATER HOCHX MÜNCHEN Mit drei vollen Abenden im Theater HochX präsentiert sich Posterino Dance Company wieder on stage in München mit zwei Uraufführungen von Gaetano Posterino. "Pink and Blue" baut auf dem Konzept von vermeintlichen oder fließenden Gendergrenzen auf, welches dem ARDWissenschaftsmagazin "W wie Wissen" vom 21. April 2018 zum gleichen Thema zugrunde liegt. Gaetano Posterino hatte für die Sendung vier Choreografien zur Bebilderung entwickelt. Mit Stilmitteln wie provozierend vertauschten Rollenverhaltensmustern sollen in Verlängerung des Konzeptes die Eigenheiten der Geschlechter ausgeleuchtet bzw. aufgehoben werden, wobei wissenschaftliche und empirische Forschungsergebnisse einfließen.

»PINK AND BLUE« »MONDO PARADISO« 25. / 26. / 27. April 2019 19:30 Uhr Tickets: www.theater-hochx.de Unterstützt von: Fondation Blomensaet

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Das zweite Werk "Mondo Paradiso" widmet sich dem Thema der globalen Umweltverschmutzung. Verarbeitet werden die Auswirkungen, unser Einfluss und Beitrag sowie besonders unsere verspürte Ohnmacht im Angesicht der episch-globalen Ausmaße und Wirkungszusammenhänge. Dabei kommt dem Werktitel ein bewusst zynischer Ansatz bei der Konzeption zu. Das Werk wird durch Ansprüche an den Einsatz von Multi-media, Bühnenausstattung und Kostümen zu einer besonderen Herausforderung, um die gewünschte drastische Wirkung zu erzielen. //

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Posterino Dance Company on stage // STADTHALLE AALEN Im Rahmen der Reihe imPULS gastiert Posterino Dance Company auch in 2019 in der Stadthalle Aalen mit zwei vollen Abenden. Das Programm TANZLAND der Kulturstiftung des Bundes macht die beiden Uraufführungen möglich. "What if": Man fragt sich, was wäre, wenn man sich auch nur für ein paar Minuten erlaubte, das zu tun, worauf man in diesem Augenblick gerade Lust hat. Wie viel Zeit einem doch verloren geht beim Abwägen möglicher Folgen, bis man sich entscheidet, nur um nachher keinen Irrtum eingestehen zu müssen. Wie viele Minuten der Weisheit kommen einem abhanden, weil man den Mut nicht aufbringt, das zu tun, was man wirklich will. Die kürzesten Wörter, nämlich ja und nein, erfordern nach Pythagoras das

»WHAT IF« »ZWISCHEN HIMMEL UND DIR« 11. / 12. Oktober 2019 19:30 Uhr Tickets: tourist-info@aalen.de Gefördert von: Kulturstiftung des Bundes Unterstützt von: Fondation Blomensaet

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meiste Nachdenken. Eine Ode an die Spontaneität: Sechs Tänzer auf der Bühne zeigen, wie man total spontan und authentisch handeln kann. Durch Tanzfolge und eine kurze flash impro auf eine experimentelle Art und Weise interagieren sie mit dem Publikum, welches sich immer mehr und mehr involviert fühlt. Das Ensemble präsentiert sich mal skurril, mal emotional, mal stark sowie dominant und mal tragisch-komisch - so, wie man spontan sein darf. "Zwischen Himmel und Dir": In unserer heutigen begrenzten und entgrenzten Gesellschaft geht es doch um die Nähe zu sich und zu anderen, um die Distanz zu sich und zu anderen. Geht es um Fremdeln mit sich, seinem Körper und der Welt an sich. Niemand bleibt unsicht-

bar. Alle bleiben innerhalb ihrer Grenzen? Oder vielleicht doch nicht? Diese Fragen bearbeiten die sechs Tänzer in der Konstellation eines experimentellen Tanztheaterwerks, welches die Antworten in besonderer Manier zu einem vielfältigen Gesamterlebnis verbindet. Individuelle, unterschiedliche Ausdrucksformen, Techniken sowie Herangehensweisen sind dabei die choreografischen Stilmittel. Das Stück gibt damit dem Publikum einen intensiven Einblick in die Bandbreite der modernen Tanztheaterwelt, ihre Formen, Sichtweisen und Inhalte. Hoch, runter, links, rechts, schneller und schneller eilen die Tänzer durch Bewegungsformen, bis einer nach dem anderen zu Boden sinkt. Sie haben sich sozusagen ihre Grenzen überschreitend an den Fragen abgearbeitet. //

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KULTURPOLITIK // KÜNSTLERNETZWERKE FORDERN VERBESSERUNG IHRER ARBEITSBEDINGUNGEN Künstlerstimmen: "Man muss ein enormes Durchhaltevermögen haben und sich die freie Arbeit leisten können, man braucht noch irgendwie andere Einnahmequellen", meint die Theatermacherin Susanne Reifenrath. "Ich komme in manchen Jahren besser und in anderen schlechter über die Runden", beschreibt die regelmäßig auf Kampnagel produzierende Choreografin Jenny Beyer ihre Situation, und von "wahnsinnig langem Atem" spricht Antje Pfundtner. Sie gilt als derzeit am besten geförderte Künstlerin der Stadt Hamburg. Im März 2017 legte sie im Wirtschaftsmagazin „brand eins“ ihre Finanzen offen: "Ich arbeite seit 2001 als freie Künstlerin und entwickle meine eigenen Tanzstücke, seit 2012 produziere ich meine Arbeiten mit einem Team. Ich habe Preisgelder bekommen, kriege Fördergeld und verdiene pro Jahr trotzdem nur rund 25.000 Euro vor Steuern. Verglichen mit anderen geht es mir noch gut. Ausbeutung? Die findet in meiner Branche täglich statt. Ich arbeite überwiegend in der freien Szene, da ist im Grunde wenig geregelt. (…) Ohne öffentliche Förderung hast du eigentlich keine Chance. Nur kannst du dich auf Förderung nicht verlassen, und dieser Druck droht dich auszubrennen. Nicht wenige geben ihre künstlerische Selbstständigkeit deshalb auch auf.“ Aus nachkritik.de vom 26. April 2018

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a muss man sich nichts vormachen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen sind für freie Künstler überwiegend schwierig, in Teilen sogar prekär – von Alterversorgung ganz zu schweigen. Beispielhaftes Zeugnis hiervon geben die nebenstehenden persönlichen Äußerungen von Hamburger Tanz- und Theatermachern aus dem Magazin nachtkritik.de vom 26. April 2018. Doch Künstler geben grundlegende Impulse in eine sich stets wandelnde Stadtgesellschaft und sind daher nicht nur Bewahrer der künstlerischen Freiheit, sondern auch Katalysator einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Darüberhinaus sind die freien darstellenden Künste ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen Lebens einer Stadt. Als Innovationsmotor trägt die Kunst viel zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, entzieht sich jedoch selbst ungewollt einer unmittelbaren Verwertbarkeit. Ihr gesellschaftlicher Beitrag lässt sich nicht als ökonomischer Faktor mit Zahlen messen. Auf der anderen Seite gehen Dynamik und Wirkungsweisen der freien Szene nicht mit der Mechanik von Politik und Bürokratie im Gleichschritt. Sicher, Städte wie Hamburg, Berlin oder München stecken viel Geld in die etablierte Kunst wie institutionelle Ensembles und Häuser. Nach Meinung der freien Künste aber werden sie selbst vernachlässigt, was ihren quantitativen und qualitativen Anteil am sichtbaren kulturellen Leben nicht wiederspiegele. So haben sich in vielen Städten, darunter z.B. Hamburg, München oder Köln, die freien Künstler in organisierten Netzwerken zusammengetan. Darin finden sich Vertreter von Theater, Tanz, Performance, Musik-, Kinder-, Jugendund inklusivem Theater. Ihr Ziel ist es, Kräfte zu bündeln, den kreativen Dialog mit den kommunalen Verwaltungen koordiniert voran zu treiben und so die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Nach Meinung der Münchner Netzwerker schrumpften die Freiräume für die Kunst in München in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Die Szene könne sich nicht entsprechend entfalten. Der Mangel an Ressourcen bedrohe Qualität und Professionalität des Kunstschaffens. Die Künstler wanderten in attraktivere Städte ab. Denn es gibt durchaus Städte wie Dresden, Frankfurt, Halle oder Berlin, die ihre Etats für die freie ART OF DANCE // 45


Szene massiv aufgestockt haben. Dabei verbleiben aber jeweils erhebliche Unterschiede beim Verhältnis zum Gesamtetat oder auch beim Anteil an der Kunstförderung insgesamt. Aber woran mangelt es nun konkret im Einzelnen, was sind die Kernforderungen der Künstlernetzwerker? FINANZIELLE MITTEL Produktionskosten sind immer ein zentrales Thema. Private Sponsoren und Mäzene sowie vielfach auch eigene Mittel stellen wichtige Finanzierungsbausteine dar. Sponsoren oder Mäzene finden sich für viele Künstler und Kollektive aber sehr schwer, da haben eigentlich nur die Großen eine Chance. So kommt man ohne öffentliche Förderung nicht aus. Vie-

merziell vermietete Räumlichkeiten übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Produktionskollektive. Das erschwert die Kontinuität der Arbeit und Etablierung der Künstler. Es wäre sicher schön, wenn sich auch institutionelle Spielstätten stärker für die freie Szene öffnen würden. Nach Meinung der Netzwerke fehlt es jedenfalls an professionell ausgestat-teten, bezahlbaren und langfristig nutz-baren Probenräumen, Ateliers, Studios und Werkstätten. Theater, Spielstätten und Infrastrukturmaßnahmen müssten besser ausgestattet werden, um profes-sionelle Produktionsbedingungen ge-währleisten zu können. Die Stadt Wies-baden zum Beispiel hat dies in ihrem Kulturentwicklungsplan 2030+ bereits erkannt. Über die Dokumentation hinaus

Forderungen der Künstlernetzwerke: Mehr Geld, Räume und Transparenz, weniger Bürokratie. Gelingt das? le Kommunen fördern zwar Produktionen über ein Antrags- und Vergabeverfahren mit Juryentscheidungen. Die verfügbaren Mittel können aber immer nur wenigen Bewerbern zugutekommen, sie reichen bei der Vielzahl an Anträgen nicht hin, um einen ausreichenden Beitrag für eine angemessene Zahl an Projektförderungen abzudecken. Produktionskosten und Lebenshaltung sind in den teuren Großstädten besonders hoch. Es geht den Netzwerkern nicht zuletzt deshalb auch um eine faire Entlohnung. Deshalb fordern sie eine massive Aufstockung der Mittel und einen angemessenen Anteil an den kommunalen Kulturetats. Denn diese sind ebenso notwendig für Investitionen in Probenräume und Spielstätten. RÄUMLICHKEITEN In den meisten kommunalen Wirkungsgebieten herrscht ein Mangel an Probenund Präsentationsräumen. Die wenigen sind weit im Voraus ausgebucht, kom-

fehlt es aber noch an konkreten Umsetzungsmaßnahmen. Angeregt werden von den Netzwerkvertretern auch die Erschließung von Kunstarealen in zentraler Lage sowie der Schutz bestehender Infrastrukturen vor dem Ausverkauf an die Immobilienwirtschaft. Da drängt sich unweigerlich eine Abwägung mit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und dem Ausweis von Gewerbegebieten in den Großstädten auf - beides ebenfalls knappe kommunale Ressourcen. Aufgabe der Kommunalpolitik bleibt es mithin, im Dialog regelmäßig mit Blick in die Zukunft entsprechend abzuwägen. WENIGER BÜROKRATIE Die Antrags- und Abrechnungsverfahren für Fördermaßnahmen sind in Teilen sehr aufwändig und bürokratisch. Sicher, es geht um die Zuwendung öffentlicher Gelder. In einem gewissen Umfang sind Formalien und Rechenschaft deshalb not-

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Letzten Endes geht es um kulturpolitische Unabhängigkeit. Und doch auch um's liebe Geld. wendig. Die Kritik der Netzwerke entzündet sich aber an Themen wie nicht ausreichender Fokussierung auf ortsansässige Künstler bei der Mittelvergabe, die bürokratische Komplexität der Verfahren und die teilweise nur jährlichen Abgabetermine. Insbesondere letztere erschweren die Synchronisierung mit anderen Förderprogrammen auf Bundes- oder Landesebene, um für größere Produktionen Gelder aus verschiedenen Töpfen akquirieren zu können. Daraus ergibt sich für die Netzwerke die Forderung nach einer Überarbeitung und Entbürokratisierung der Mittelvergabe. Angesichts weiterer Forderungen nach mehr Transparenz bei Jurybesetzungen und -entscheidungen, Mitspracherechten und Selbstbestimmung darf man nicht vernachlässigen, dass viele Städte schon

einiges zu den Aspekten aus den Forderungskatalogen leisten. Auf Landesebene hat NRW jüngst bis 2020 die Fördermittel von acht auf 12,5 Mio Euro pro Jahr erhöht. Dazu kommen neue Förderansätze, längere Förderlaufzeiten sowie die neu eingeführte Exzellenzförderung. Von der auf zwei Jahre ausgeweitenen Projektförderung sollen bis zu 80 Projekte profitieren. Das Beispiel macht Mut. Dialog ist erst einmal wichtig, um auch Verständnis für die jeweiligen Nöte und Zwänge zu schaffen. So bleibt aus Sicht der Künstler wie von deren Publikum zu hoffen, dass der begonnene Dialog zwischen den Netzwerken und der Politik wie der Verwaltung am Ende Früchte trägt, um die Vielfalt und die Qualität des freien Kunstangebots nicht nur zu erhalten, sondern noch besser zu entwickeln. //

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POSTERINO IM SOMMERINTERVIEW // Für die Aalener Nachrichten Herr Posterino, Sie waren nach Ihrer Ausbildung in Italien und Kanada ein gefragter internationaler Ballettstar mit Auftritten in über 100 Ländern. Was hat Sie bewogen, Choreograf zu werden?

Kreieren und Ausdrücken sozusagen Regie in meinem Künstlerleben geführt.

Nun, man muss sich das nicht in Reihe geschaltet vorstellen. Ich habe meine erste Choreografie bereits 1995 auf die Bühne gebracht. Ab 2001 choreografierte ich dann parallel zu meiner Tänzerkarriere sehr intensiv eigene Werke zunächst u.a. mit dem Hessischen Staatsballett und meiner eigenen Company, die ich 2002 gegründet hatte. Ich bin dabei in jungen Jahren nicht der Einsicht gefolgt, dass die Zeit des aktiven Tanzens irgendwann zu Ende ist, und man eine Anschlussbetätigung braucht. Vielmehr hat meine Leidenschaft für das eigene

Im Rahmen von Aktivitäten zur Gastspielakquise erhielten wir eine positive und sehr sympathische Antwort des Kulturamts der Stadt Aalen. Die gemeinsamen Überlegungen konzentrierten sich sehr schnell auf eine mögliche GastspielFörderung durch die Kulturstiftung des Bundes. Alles Weitere war dann kreativ überzeugende und handwerklich gute Arbeit. Besonders freut mich, dass meine existierenden Werke „Through My Eyes“ und „Love me if you can!“ sowie deren künstlerische Konzeptionen Erfolgsbestandteil des Förderantrags waren.

Wie kam es zur 2-Jahres-Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes?

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reograf sehr erfolgreich. 2015 dann der Umzug von Wiesbaden nach München, quasi ein Neuanfang. Wie haben Sie Fuß gefasst? Privat und beruflich habe ich immer noch ein Bein in Wiesbaden, Wahl-Münchner bin ich aus privaten Gründen geworden. Und so wollte und musste ich in München einen beruflichen Zweit- oder Neuanfang starten. In München beruflich Fuß zu fassen, war nicht ganz einfach. Ich kannte diese Stadt und ihre Möglichkeiten bzw. Beschränkungen in der Tanzszene gar nicht. So musste ich überaus aktiv werden und habe an viele Türen geklopft. Als Neuer in einer Großstadt wie Mün-chen trifft man erst einmal auf etablierte Netzwerke. Aber ich bin hartnäckig, und so hat sich vieles sehr gut entwickelt. Warum ausgerechnet die Stadt Aalen? Aalen ist insofern ein Zufallsprodukt, aber auch ein noch ungeschliffenes Juwel des zeitgenössischen Tanzes. Ich habe große Freude daran, mit meiner choreografischen Arbeit auch in den Dialog mit meinem Publikum zu treten. Der zeitgenössische Tanz ist in Aalen und der Region noch nicht so als Kunstform und Bühnenprodukt verbreitet. Deswegen ist es für mich eine besondere Herausforderung, diese Sparte gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Aalen dem interessierten Publikum in der Region näher zu bringen und es dafür zu begeistern. Deshalb freue ich mich, dass die Förderung über zwei Jahre Aufführungen von Posterino Dance Company in Aalen mit meinen Werken möglich macht. Und die bisherige Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen aus dem Kulturamt der Stadt Aalen macht sehr viel Spaß. Sie haben inzwischen über 50 Werke für verschiedene Gruppen und etablierte Ballettensembles choreografiert und waren auch an ihrem langjährigen Wohnort Wiesbaden als Solist und Cho-

Inzwischen sind Sie solide in München angekommen und geben auch außerhalb Gastspiele als Choreograf für andere Ensembles wie an der Semperoper Dresden oder dem Teatro Massimo in Palermo. Was ist Ihr Langzeit-Ziel? Solide ist für mich irgendwie keine Kategorie. Aber ich bin sehr dankbar für das, was ich in München und anderen Städten bei Gastspielen seither erreichen und erarbeiten durfte. Meinem Traumberuf als Ballettdirektor gehe ich für meine Company mit allen künstlerischen Freiheiten nach. Es wäre darüber hinaus noch ein besonderes Glück, in Residenz an einem festen Haus arbeiten zu können. Das erleichtert vieles, man hat eine feste Struktur verfügbar. Langfristig ist bei Zielen relativ, ein Planungs- bzw. Visionszeitraum von mehr als ein paar wenigen Jahren erscheint mir nicht realistisch. In jedem Fall möchte ich weiter wachsen und mich mit meiner Company so viel wie möglich kreativ verwirklichen. Was ist ihrer Meinung nach das Härteste am Tänzerdasein? Definitiv physisch und psychisch frisch zu bleiben. Man muss unglaublich viel trai-

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nieren, das erfordert Leidenschaft, Leidensfähigkeit und Disziplin. Körper und Psyche stehen ständig unter Stress, darauf muss man sich einrichten. Privatleben steht da immer hinten an. Mit nachlassender Leistungsfähigkeit muss man umso härter an sich arbeiten. Dazu kommt das hohe Verletzungsrisiko, das man eingeht. Es ist ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit, denn irgendwann, spätestens mit Anfang vierzig, ist Schluss. Worin bestehen die Unterschiede zwischen ihrer früheren internationalen Karriere als Tänzer und nun als Choreograf? Ein Tänzer muss Rollen tanzen, die von einem Choreografen in dessen Stil geschaffen wurden. Man muss sich in ein

beobachte oder denen ich begegne, und ich versuche zu verstehen. Oder insbesondere Musik, die ich per Zufall höre, in die ich mich dann regelrecht reinstürzen kann. Das alles sind Quellen meiner Inspiration. In der Stadthalle Aalen diskutieren Sie am 12. Oktober ab 19 Uhr im Rahmen des öffentlichen Podiumsgespräches „Theater trifft Oper trifft Tanz“ gemeinsam mit den Intendanten der Theater Ulm und Aalen. Im Gegensatz zu einem Theater- oder Opernregisseur wird von einem Choreografen auch erwartet, ganz neue Werke als Autor zu schaffen. Das ist richtig, für mich aber keine Belastung. Natürlich habe ich auch Klassiker

“Meinem Traumberuf als Ballettdirektor gehe ich für meine Company mit allen künstlerischen Freiheiten nach.”

Ensemble einfügen. Man wird geprägt. Als Choreograf kreiert man die Schritte und Körperbewegungen. Man trifft lau-fend Entscheidungen und ist Führungspersönlichkeit, künstlerischer Kopf, Motivator, Didakt, Antreiber, Bremser und Coach in Einem, der die Tänzer prägt. Beide Berufe haben grundsätzlich andere Anforderungen an Körper und Psyche, Disziplin brauchen sie beide. Und nicht jeder gefeierte Tänzer kann von seinen Fähigkeiten her ein Choreograf werden. Wodurch werden Sie am meisten inspiriert? Durch meine Umgebung, mein Leben, meine Wurzeln, meine Tänzer. Vor allem treibt mich das Bedürfnis, durch Choreografie darüber zu kommunizieren, was in meiner Seele, meiner Fantasie und meinen Visionen schlummert. Aber auch einfache Situationen, Menschen, die ich aus

aus dem Fundus der Handlungsballettstücke oder Opern für große Ensembles in Szene gesetzt. Aber der besondere Reiz an inhaltlich eigenen Werken liegt für mich darin, ein neues Thema auf-zugreifen und konzeptionell sowie cho-reografisch umzusetzen. Da ist man in allen Dimensionen frei und offen. Bei Klassikern geht man immer das Risiko ein, mit anderen Inszenierungen verglichen zu werden. Bei der Umsetzung von aktuell relevanten Themen hingegen das Risiko, den Nerv des Publikums nicht zu treffen. Das macht für mich den Reiz und die Spannung aus. Bis jetzt habe ich das mit meinem choreografischen Stil aber immer geschafft. Wobei mir Kritiken inhaltlich im Grunde nicht so wichtig sind wie das Publikum selbst. Ich halte es da mit einer bekannten Münchner Ballettkritikerin, die einmal sagte: „Eine schlechte Kritik ist besser als gar keine“. Da schadet manchmal auch eine Polarisier-

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ung nicht. An sich ist mediale Aufmerksamkeit aber wichtig, wenn man als Künstler ernst genommen werden will. Wie würden Sie Ihren choreografischen Stil beschreiben? Der klassische Spitzentanz ist eine höchstentwickelte Bewegungstechnik, die den Tänzern eine perfekte Körperbeherrschung und Eleganz ermöglicht. Diese Technik ist die Grundlage meiner Arbeit, wurde und wird von mir aber als Bewegungsvokabular beständig unter Einbindung von modern-zeitgenössischen Elementen zu einem eigenen versatilen und zeitgenössischen Stil hin weiterentwickelt. Dieser Stil ist auch für die Tänzer eine Herausforderung, man muss sich deshalb über Jahre geeignete internationale Talente zusammensuchen und sie zu einem Ensemble verschmelzen. Denn sie sollen den Spannungsbogen von klassischer Spitze über Theater-elemente bis hin zur modernen Boden-arbeit beherrschen und körperlich aus-drücken können. Ganz und gar nicht klassisch, sondern zeitgenössisch sind hingegen die Konzepte meiner Stücke. Obwohl es einen konkreten Inhalt gibt, ist dessen Umsetzung in Tanz und Bewe-gung nicht wie im klassischen Ballett ein-zeln handelnden Personen zugeordnet, sondern mehrdimensional oder abstrakt, aber dennoch sinnvoll im Kontext angelegt. Insgesamt ist mir der Dialog mit Tänzern und Publikum wichtig. Und ich freue mich auf möglichst viel davon in Aalen. // TERMINE STADTHALLE AALEN 12. Oktober 2018, 19 Uhr: Podiumsgespräch "Theater trifft Oper trifft Tanz" 12. Oktober 2018, 20 Uhr: Vorstellung "Through my Eyes" und "Love me if you can!" 13. Oktober 2018, 20 Uhr: Vorstellung "Through my Eyes" und "Love me if you can!" ART OF DANCE // 51


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