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Carl & Sophie

Unter den Berliner Hotels gibt es nur wenige, die mit einer so exponierten Lage aufwarten können wie das ABION Hotel Spreebogen. Zentral, ruhig, direkt am Wasser. Und noch wenigere, die von so viel historischer Aura umgeben sind.

Zwischen 1887 und 1969 war das heutige Spreebogen-Areal Sitz der legendären Bolle-Meierei, die von diesem Ort aus Berlin und das Umland mit Milch und Milchprodukten versorgte und zu den für ihre Zeit fortschrittlichsten Berliner Großbetrieben gehörte. „Heute begegnen sich hier spannende Kontraste, Alt und Neu verschmelzen zu einem reizvollen und zeitgemäßen Design im Industrie-Stil und erzählen so die Geschichte der Vergangenheit in neuem Gewand“, heißt es auf der ABION-Internetseite.

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Dazu gibt es Fakten: 243 Zimmer und Suiten, weitere 19 Zimmer und Suiten in der Villa ABION gleich nebenan; 124 Mitarbeiter, darunter 26 Auszubildende; acht Tagungsräume, dazu die beiden BOLLE-Festsäle für Events bis zu 800 Personen im denkmalgeschützten Klinkerbau des Spreebogens und – last but not least – die hoteleigene historische Motoryacht AIDA mit Platz für bis zu 20 Personen.

Eröffnet wurde das ABION Hotel Spreebogen übrigens 1994, seit zehn Jahren gehört es zur Gruppe der Althoff Hotels, der 1984 in Köln von Thomas H. Althoff und seiner Frau Elke Diefenbach-Althoff gegründeten Hotelunternehmung.

Althoff-Chief Operation Officer Andreas Schmitt im Gespräch mit Abion-Marketingdirektorin Carolina Kluge...

Andreas Schmitt ist Chief Operation Officer, also Geschäftsführer der Kölner Althoff-Gruppe und in Berlin ein alter Bekannter.

Vor 20 Jahren leitete Schmitt, damals Geschäftsführender Direktor des Celler Fürstenhofs, auch dessen Berliner Dependance – das Restaurant Margaux. Er lotste Küchenchef Michael Hoffmann, Restaurantleiter Ralf Fränkel und Sommelier Rakhshan Zhouleh nach Berlin, überwachte Ausbau und Einrichtung des neuen Luxusrestaurants Unter den Linden und begrüßte am 12. April 2000 die Eröffnungsgäste.

Das war auch der Tag unseres ersten Interviews mit Andreas Schmitt. Thema: ein sautierter Atlantikhummer, den Hoffmann mit Sellerie aromatisiert hatte und mit Spinat à la creme und Rotweinbutter servieren ließ. „Normalerweise erwartet man zum Hummer eine Beurre blanc“, so Schmitt damals, „dieser Gang ist so ungewöhnlich, im konservativen Celle würde ich ihn niemals auf die Karte setzen.“

Zwei Jahre später wechselte Schmitt aus der niedersächsischen Provinz ins wuselige Köln zu einem der besten Hotelunternehmen der Welt: die Althoff Hotels mit legendären Domizilen, renommierten Restaurants und höchstem Qualitätsanspruch.

Zur Gruppe gehören 18 Häuser in vier Ländern mit über 2.000 Zimmern – gegliedert in die Althoff Collection, u.a. mit dem Grandhotel Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, dem Seehotel Überfahrt in Rottach-Egern, dem Hotel am Schlossgarten in Stuttgart; die AMERON Hotels, Vier-Sterne-Häuser u.a. in Bonn, Frankfurt, Hamburg und eben in Berlin sowie die Marke Urban Loft, unter deren Dach in zwei Jahren auch in der Hauptstadt ein weiteres Althoff-Domizil eröffnet werden soll. In der Heidestraße in Tiergarten, nahe des Hauptbahnhofs. „So unterschiedlich sich unsere Markenwelt darstellt, sie vereint jedoch unsere Identität und die damit verbundenen drei Säulen: Architektur, Kunst und Design – herausragender Service – Qualitätsgastronomie“, heißt es in der Althoff-Konzernzentrale an der Aachener Straße in Köln.

Dabei scheint es, dass letztere Säule dem Spitzenhotelier Thomas H. Althoff und seinen Managern besonders am Herzen liegt. „Das scheint aber nur so“, lächelt Geschäftsführer Schmitt, „wahrscheinlich deshalb, weil mit Joachim Wissler und Christian Jürgens zwei der zehn deutschen Drei-Sterne-Köche in Hotels unserer Gruppe tätig sind und wir auch in den anderen Häusern mit durchaus hochkarätiger Kulinarik aufwarten können, etwa in Stuttgart mit Denis Feix oder in Celle mit Holger Lutz.“

Und wie steht es um die Vier-Sterne-Herbergen der AMERONGruppe, über deren kulinarische Ambitionen – Zitat Gault&Millau 2020 – „nur wenig bekannt ist“?

Andreas Schmitt kennt den Spruch und erzählt zuerst vom jüngsten Althoff-Baby, dem AMERON Boutique Hotel in den Frankfurter Neckarvillen zwischen Bahnhofs- und Bankenviertel.

Im Erdgeschoss einer der Villen eröffnete das Le Petit Royal, das – Berlin lässt grüßen – in Zusammenarbeit mit Boris Radczun und Stefan Landwehr, den Chefs der Grill-Royal-Company, entwickelt wurde. Auf der Speisekarte viele Klassiker des Grills: der im Ganzen servierte Kopfsalat, das Kilogramm geröstete Rotgarnelen, diverse Cuts vom Angusrind. „In den übrigen AMERON-Hotels bieten wir eine einfache italienische Küche an“, so Schmitt, „hausgemachte Pasta und ebensolche Pizza, die allerdings mit einem speziellen Teig zubereitet wird, der eigens bei uns entwickelt wurde. Nennen sie es Cucina populare.“

Lediglich das Berliner AMERON macht eine Ausnahme. Hier hat Geschäftsführer Gunnar Gust mit dem Carl & Sophie ein Restaurant etabliert, das durchaus in der ersten Hauptstadtliga mitspielen kann (s. Seiten 23 bis 28).

www.althoffhotels.com

...und mit Küchenchef Maico Orso.

WOHLFÜHLORT MIT SPREEBLICK

VON JÖRG TEUSCHER

Wir haben zwischen der 12. und 13. Kalenderwoche, also zwischen dem 16. und 28. März, alle unsere Hotels in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz sowie alle Restaurants geschlossen, geplant bis zum 19. April. Danach werden wir sehen, wie es weitergeht. Die Mitarbeiter bleiben jedenfalls an Bord. Was die Auswirkungen der Coronakrise auf unser Unternehmen angeht, bin ich zuversichtlich, dass wir diesen Lockdown überleben werden, selbst wenn er noch länger dauern sollte. Wir haben immer gut gewirtschaftet, sind gut aufgestellt und haben eine hohe Bonität bei den Banken. Unsere Hotels sind sehr beliebt, und ich vermute, dass wir auch nach der Krise wieder gut gebucht werden.

Andreas Schmitt. Restaurantleiterin Nicola Feist.

Wie alle Häuser der Althoff Hotels ist das Berliner ABION geschlossen und damit auch das Restaurant Carl & Sophie. Bleibt also nur der Traum von einem Terrassenplatz und einem Gläschen – sagen wir mal – Grauburgunder von Friedrich Becker aus der Pfalz.

Tatsächlich, das Restaurant hat eine der schönsten Terrassen in Berlin – mit bequemen Lounge-Möbeln und einem unbezahlbaren Spreeblick. Das zum einen. Zum anderen bekommt es selbst von den größten Nörglern für seine Weinkarte volle Punktzahl. Da sind nicht nur – um bei Deutschland zu bleiben – etliche Spitzen der hiesigen Winzerelite versammelt, sondern es gibt auch jede Menge spannender Entdeckungen. Arno Augustin aus Franken etwa oder Louis Guntrum aus Rheinhessen.

Kenner wissen es: Da grüßt Gunnar Gust. Der 42-jährige Hoteldirektor kam nach Management-Stationen im Estrel und im Ellington Hotel 2014 zum Spreebogen und brachte nicht nur frischen Wind, sondern auch seine Weinliebe und sein Weinwissen mit.

Abion-Geschäftsführer Gunnar Gust und Küchendirektor Carsten Obermayr.

Küchenchef Maico Orso und seine Frau Pia Trippens, Gastgeberin im Carl & Sophie (derzeit in Babypause).

Maico Orso ist der Chef am Herd im Carl & Sophie. Die Ruhe selbst, nervenstark, vielseitig. Natürlich ist er mit seinen 41 kein Jungkoch mehr, aber auch nicht in Würde erstarrt.

Wir kennen uns schon ziemlich lange – aus den Anfangsjahren des Margaux, da gehörte er zu Hoffmanns Lieblingscommis sowie aus seiner Zeit im Bieberbau und im Duke, da war er Souschef.

Es folgten die Chefposten im Gugelhof, im Erpel und zuletzt in der Gärtnerei. Hier machte er endlich mal mit Nachdruck auf sich aufmerksam, reüssierte mit verführerischen Gemüsegerichten und teuflisch guten Desserts: Kopfsalat mit Passionsfrucht, weißem Schokoladensorbet und Haselnüssen etwa.

Das brachte der Gärtnerei gute Kritiken und 14 Gault&MillauPunkte, allerdings endete der Höhenflug mit Orsos Weggang. Pech für Obergärtner Bernhard Hötzl, Glück für ABION-Chef Gunnar Gust, der – selbst Koch von Beruf – ihn in sein Haus geholt hatte und damit ein gutes Händchen bewies. Keine Frage, wer bei Maico Orso isst, isst gut – und liest aus jedem Teller mühelos heraus, was geschmacklich das Wichtigste ist.

Orsos frechste Kreation: eine vegane Interpretation des BirnenBohnen-und-Speck-Klassikers mit Kokos und geräuchertem Tofu, der auch Nichtveganer applaudierten. Zweite Überraschung des Abends: Filet vom Wolowina-Rind, bestens in Szene gesetzt mit wildem Brokkoli, Schmorkarotte und gerösteter Sauerteigstulle.

Fazit: Maico Orsos hartnäckiger Grün-Kurs überzeugt, das alles ist durchdacht, naturnah und geschmacksintensiv.

CARL & SOPHIE

Alt-Moabit 99 10559 Berlin-Tiergarten Tel. 030 – 39 92 07 98 www.carlundsophie.de

Maico Orso und Souschef Martin Höse, v. li.

Spätestens als in der vorletzten Märzwoche der Corona-Shutdown auch die Gastronomie in Berlin und Brandenburg erfasste, wussten Susanne und Matthias Engels: Jetzt wird es eng.

Die Fernsehproduzentin und der Elektroingenieur hatten vor sieben Jahren in Rottstock im Brandenburger Landkreis PotsdamMittelmark eine 12 Hektar große Teichwirtschaft übernommen, den Ort zu einer beliebten Naherholungsadresse entwickelt und sich als Lieferanten vieler Spitzenköche in der Region einen Namen gemacht.

Als deren Herde kalt und die Ausflügler weg blieben, hatten die beiden Fischzüchter nur eine Alternative – entweder tausende Forellen und Saiblinge, die derzeit eine ideale Portionsgröße aufweisen, notgedrungen mit teurem Futter weiter zu züchten oder neue Vertriebswege zu finden.

Sie entschieden sich, nach solchen Wegen zu suchen und starteten am 3. April 2020 ihre Aktion „Rettung für 25 Teiche“.

Was verbirgt sich hinter diesem Aufruf, Frau Engels?

Wir bieten Berliner Verbrauchern frische und geräucherte Saiblinge sowie unsere hausgemachten Bratforellen im Glas an und liefern jede Bestellung frei Haus aus, natürlich abgewogen und ordentlich verpackt, und der Frischfisch ist selbstverständlich ausgenommen und gesäubert.

Wie war die erste Reaktion?

Überwältigend und ermutigend. Wir hatten über 60 Bestellungen, obwohl wir nur wenige Bezirke anfahren können.

Sie werden also weitermachen?

Ja, wir machen weiter. Die nächsten Liefertermine sind der Gründonnerstag, also der 9. April und dann der 24. April, jeweils zwischen 9.00 und 17.00 Uhr.

Wie erfolgen Bestellung und Bezahlung?

Bestellen können Sie per Mail – susanne.engels@25teiche.com – bezahlt wird bar oder, noch besser, mit ec-Karte.

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