Nr. 39 | 24. September 2015 Preis: CHF 4.30 www.gastrojournal.ch Abo-Service: Tel. +41 (0)44 377 53 05 Auflage: 20649 Ex., WEMF AZA 8046 ZĂźrich Offizielle Wochenzeitung fĂźr Restauration, Hotellerie und Tourismus von GastroSuisse
Politiker fĂźrs Gastgewerbe
Politiker beim Gastgewerbe
Richard Kämpf
Das Gastgewerbe prägte im 19. Jahrhundert mit gegen 60 Vertretern das Bundesparlament, verschwand jedoch mit dem Proporz 1917. Kehrt die Branche im 21. Jahrhundert zurßck? Kandidaturen gibt es genug. 8
Das Parlamentarierfondue, zu dem GastroSuisse jeweils während der Herbstsession auf den Berner Waisenhausplatz lädt, hat inzwischen politische Tradition – und ist im Wahljahr besonders populär. 10
In den meisten Ländern wäre er Tourismusminister, im vermeintlichen Tourismusland Schweiz ist er ein ebenso kompetenter wie zurßckhaltender Spitzenbeamter. 7
IN DIESER AUSGABE
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Wir haben eine Wahl Diese Woche beendet das Schweizer Bundesparlament seine Arbeit endgßltig: Die vierjährige Legislatur ist vorbei, und Mitte Oktober wird das Schweizer Stimmvolk bestimmen, wer kßnftig im Nationalrat die BevÜlkerung und im Ständerat die Kantone vertreten wird. Aus gastgewerblicher Sicht fällt das Fazit der Bundespolitik ernßchternd aus: In entscheidenden Dossiers sind eher Rßck- als Fortschritte zu bilanzieren. 3
WĂœRZBISSEN
Geplant planlos
Wir haben keine Wahl Dass in der Schweiz die Preise hoch sind und die AuswahlmĂśglichkeiten klein, ist keinem Naturgesetz geschuldet. Vielmehr schaffen es bestens organisierte BauernbĂźrokraten und gewiefte Importeure, ihre PfrĂźnde zu verteidigen und den freien Wettbewerb auszuhebeln. Darunter leiden nicht nur Konsumenten oder Branchen wie das Gastgewerbe. Vielmehr kann sich die ganze Volkswirtschaft nicht recht entfalten. Doch nicht alle finden sich mit dem unsinnigen Regime einfach ab. 5
Wir machen uns etwas vor Mit Pietro Beritelli, Professor an der Universität St. Gallen, hat die traditionsreiche Schweizer Tourismuswissenschaft wieder einen wortgewaltigen und praxiserprobten Denker und Philosophen, der teils an Claude Kaspar, teils an Jost Krippendorf erinnert. In GastroJournal rollt Beritelli exklusiv die Geschichte der Tourismusorganisationen auf, seziert messerscharf Entwicklungen und zieht Schlßsse von bemerkenswerter Radikalität. 9
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Statt Lamm Bock geschossen Liberalisierung kann frischen Wind in eine Branche bringen, neue Impulse bieten, und ist bei einer zunehmenden staatlichen Kontrollwut eine wĂźnschenswerte Richtung. Doch nicht alle liberalen StrĂśmungen Ăźberzeugen langfristig, wie die Abschaffung der WirteprĂźfung zeigt.
Christine Bachmann
Wenn der Jäger in den Wald geht und einen Bock schiesst, dann braucht er dafßr eine Prßfung. Denn ohne Prßfung kein Jagdschein, ohne Schein kein Bock. Wenn der gleiche Jäger aber seinen Bock an einen Wirt verkauft und dieser den Bock fßr seine Gäste zubereitet, dann braucht der dafßr keine Prßfung – jedenfalls nicht in elf Kantonen.
Absurd irgendwie. Insbesondere, da auf der einen Seite der Staat mit immer neuen Verordnungen immer grÜssere Hßrden fßr den gastronomischen Berufsalltag schafft – auf der anderen Seite aber jeden einen gastronomischen Betrieb erÜffnen lässt, ohne dabei dessen fachliche Fähigkeiten zu hinterfragen oder zu ßberprßfen. Wen wundert es, wenn in
Folge dieser Unkenntnisse mediale Schlagzeilen wie ÂŤGrĂźselBeizÂť, ÂŤKonkurs-BeizÂť et cetera ihre Runden machen und vereinzelte schwarze Schafe eine ganze Branche in Verruf bringen. Hier zeigt sich: Bei der WirteprĂźfung ist der Liberalisierungs-Ansatz gescheitert. Auch wenn der ursprĂźngliche Gedanke, frischen Wind in die Branche zu bringen, sicher
nicht nur schlecht war. Es gibt engagierte Quereinsteiger, die eine gute Arbeit leisten. Trotzdem ist die Wiedereinfßhrung der Wirteprßfung in besagten elf Kantonen erstrebenswert. Denn wenn der Staat schon kontrolliert, dann wenigsten an einem Ort, wo es sinnvoll ist – auch wenn dadurch nicht alle schwarze Schafe verschwinden werden. 2
Nun sitze ich hier, in einem Hotel. Seit Stunden. Was soll ich schreiben? Etwas Besonderes soll es sein. Etwas, das Leser zum Nachdenken anregt, aufrßttelt und im Minimum auch gleich noch die Welt verbessert. Und dann dieser Titel. Mir fällt nichts ein. Werden sich die Leser langweilen? Lesen sie ßberhaupt meine Texte? Und sowieso, was soll das alles? Ach, hätte ich doch nicht die ersten drei Teile geschrieben, dann mßsste ich jetzt nicht darßber nachdenken. Stopp! Genau an den Punkt wollte ich nicht gelangen. Wie oft geben wir auf, aus Angst vor dem Resultat? Wie oft brechen wir ab, weil wir die Konsequenzen scheuen? Wie oft schmeissen wir Pläne ßber Bord, weil wir denken, dass wir wissen, dass es nicht gut kommt? Wie oft haben wir unnÜtig Bedenken? Zerbrechen uns den Kopf fßr nichts? Machen uns klein, anstatt an uns zu glauben? Und darum ist das jetzt mein Text. Und der ist gut so. Cynthia Cattin pÊdaleurs wuerze@gastrojournal.ch
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