oö.planet - #87 - Sommer 2015

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Grünes Archiv

LUCHS RETTEN!

DER GESTALTER

NIE VERGESSEN

Gottfried Hirz prägt seit über dreißig Jahren die Politik der Grünen in Oberösterreich. Über Veränderung und Kontinuität der Grünen und was heute den Klubobmann der Landtagsfraktion bewegt. Mehr im großen Wahlporträt auf Seite 4

Die österreichische Politik des Verdrängens und Vergessens der Nachkriegsjahre stellt sich in Gusen exemplarisch dar. Über eine neue Gedenkkultur - Seite 3

02Z031264 M | P.B.B. | GZ LINZ NR. 02/2015 T TAMT: 4020 NE OS LA SP .P AG OÖ ABE- & VERL FG AU | 1,– € PREIS:

T E N A O Ö. P L RÖSTER E B O R Ü F ITUNG GRÜNE ZE

Der Lebensraum des Luchses ist nicht im tiefen Wald, sondern an den Grenzen von Wald und Wiesen. Hintergründiges über den Konflikt auf Seite 7

87 . R N E B A G S U A E R 2 015 ANG | SO M M 18 . JAH RG

REICH

Weg mit den ärgsten Giften! Die Grünen OÖ

Unsere Bio-BäuerInnen zeigen es täglich vor: auch ohne Einsatz von sogenannten chemischen Pflanzenschutzmitteln ist Landwirtschaft möglich. Die Bienen und andere Insekten hätten wieder bessere Lebensbedingungen.

 MARCO VANEK

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uch heuer haben Österreichs ImkerInnen viele ihrer Bienenvölker verloren. Die Ursachen liegen neben der Ausbreitung der Varroamilbe und dem warmen Winter vor allem im großflächigen Einsatz von Insektiziden und Pestiziden in der Landwirtschaft. Im Ennstal etwa, wo es weniger Monokulturen gibt und daher weniger Gift gespritzt wird, geht es den Bienen im langjährigen Durchschnitt deutlich besser.

Glyphosat. Trotz gegenteiliger Behauptungen der Hersteller zählt Glyphosat laut der Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation als „möglicherweise krebserregend“.

Zu den größten Problemfeldern in der konventionellen Landwirtschaft zählen Neonicotinoide und die Pestizide mit dem Wirkstoff

Die Neonicotinoide sind in der EU teilweise verboten, weil sie zu den Hauptfaktoren des derzeitigen Bienensterbens zählen.

„Es gibt kein Recht auf Monokultur“ JOSEF HOPPICHLER, UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR WIEN

Schon geringe Mengen dieser Substanz beeinträchtigen die Nahrungskette vieler Tiere. Doch dieses Verbot ist in der EU nur mehr bis Ende dieses Jahres aufrecht, in Österreich bis Herbst 2016. Geht es nach der Landwirtschaftskammer und den Chemiekonzernen soll es nicht mehr verlängert werden.

sche Landbau, kennt all die Probleme rund um den Gifteinsatz nicht. Die Umstellung auf Biolandbau ist der beste Gesundheitsschutz für BäuerInnen und KonsumentInnen“, sagt Josef Hoppichler von der Universität von Bodenkultur.

Was ist zu tun?

Sehr wirkungsvoll sind auch Verbote von all jenen Mitteln, die eine wissenschaftlich begründete Bedenklichkeit für die Umwelt und Gesundheit aufweisen, wie Glyphosat und Neonicotinoide. Auch haben Pestizide in Hausund Kleingärten nichts verloren

Die Grünen und viele ExpertInnen fordern vor allem folgende – sehr wirksame - Maßnahmen zum wirkungsvollen Schutz der Umwelt und der Gesundheit: „Mehr Bio! Denn der biologi-

Weg mit den ärgsten Giften!

GRÜNE MEINUNG

und auch nichts auf kommunalen Flächen. Mehr Vielfalt statt Einfalt! Für Hoppichler gibt es kein Recht auf Monokultur. Zum Beispiel sollten für Mais-aufMais-Fruchtfolgen möglichst bald Ausstiegspläne entwickelt werden. Und ganz wichtig: statt monotoner Wiesen wieder mehr Blühstreifen und verwilderte Flächen zulassen. Der Verzicht auf Pestizide kann uns BürgerInnen ruhig als „gesunde Unordnung“ oder als „wildes Eck“ verkauft werden. Mehr über das Bienenschutz­ programm der Grünen unter: www.gruene.at

MAGAZIN

Lust auf neue Wege Jede Idee, die den Kopf nicht verlässt, ist eine verlorene Chance. Gute Ideen finden Gehör, völlig unabhängig von Machbarkeit und ökonomischem Hintergrund. Durch gemeinsame Entwicklungen und Austausch von Wissen und Potential entstehen neue Arbeitsweisen. Stellvertretend für die Vielzahl an kreativen Initiativen, Projekten sowie jungen und älteren UnternehmerInnen, die in Oberösterreich neue Wege beschreiten, bitten wir einige von ihnen vor den Vorhang. Seiten 9 bis 13

Rot-Schwarz wird in Serie abgewählt, in Oberösterreich wird Grün gewinnen! RUDI ANSCHOBER

und werden wir mit aller Kraft kämpfen. Wir wollen den Wahlkampf zu einer Richtungsentscheidung über die großen Zukunftsfragen Oberösterreichs machen, damit Oberösterreich oben bleibt. Am 27. September wird eine langfristige Weichenstellung getroffen. Wir haben in den vergangenen Jahren Oberösterreich zur Nummer 1 bei der Energiewende, beim Klimaschutz und bei den Grünen Jobs gemacht. Diesen Erfolgskurs wollen wir in den nächsten Jahren auch in der Bildungspolitik, bei Ernährungsfragen

„Das wird kein Spaziergang, dafür müssen und werden wir mit aller Kraft kämpfen.“ und am Arbeitsmarkt durchsetzen. Dazu braucht es einen klaren Regierungsauftrag. Damit Oberösterreich oben bleibt. RUDI ANSCHOBER IST LANDESRAT IN OÖ UND SPITZENKANDIDAT DER GRÜNEN FÜR DIE LANDTAGSWAHL 2015

istock

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in Alarmsignal für die Politik in Graz, Eisenstadt und auf Bundesebene brachten die aktuellen Landtagswahlen vom 31. Mai. Die alten Regierungskoalitionen von schwarz und rot werden allerorts dramatisch abgewählt. In Oberösterreich ist die Situation völlig anders: hier arbeitet seit einigen Jahren eine erfolgreiche Zukunftskoalition. Diese wird es aber in den kommenden Jahren nur dann weiterhin geben, wenn Grün deutlich dazu gewinnt und wir einen echten Regierungsauftrag erhalten. Das wird kein Spaziergang und kein Selbstläufer, dafür müssen


POLITIK

Liebe Leserin, lieber Leser!

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rankenburg ist ein großes Vorbild beim lokalen Engagement für Flüchtlinge. Vor kurzem hat der Gemeindevorstand das örtliche Gemeindezentrum für die Unterbringung von Schutzsuchenden geöffnet. In Linz hingegen lehnten SPÖ und FPÖ einen Antrag der Grünen auf trockene und menschenwürdige Unterkünfte für Flüchtlinge in der Landeshauptstadt ab. Mit dieser Entscheidung setzen die Linzer SozialdemokratInnen ihren beschämenden Kurs in der Flüchtlingsdebatte fort. Höchst an der Zeit ist es, das politische Gezerre um die Unterbringung zu beenden. Notwendig ist ein gemeinsames Vorgehen von Innenministerium, Land Oberösterreich und Stadt Linz. Alle drei Ebenen müssen an einen Tisch, wie Rudi Anschober und Maria Buchmayr kürzlich forderten. Dringend notwendig ist eine gemeinsame Bestandsaufnahme für leerstehende öffentliche Gebäude und ein Gesamtkonzept für menschenwürdige Flüchtlingsquartiere. Viele Menschen in diesem Land verstehen nicht, warum den Flüchtlingen nicht einfach geholfen wird. Sie verstehen nicht, dass Gebäude der öffentlichen Hand leer stehen und gleichzeitig Flüchtlinge in Zelten als Notquartiere untergebracht werden. Sie verstehen das politische Gezerre auf dem Rücken der Betroffenen nicht. Es ist allerhöchste Zeit, endlich gemeinsam und wirkungsvoll zu helfen MEINT MARCO VANEK, CHEFREDAKTEUR  MARCO.VANEK@GRUENE.AT

KURZMELDUNG

Weg mit den Zeltstädten! Es muss trockene Quartiere, es muss Schutz, Hilfe und Solidarität mit den Flüchtlingen geben – unbürokratisch, jetzt und sofort! Diese Situation ist den Flüchtlingen nicht mehr zuzumuten, die Zustände nicht länger tragbar. Grüne, Sozialvereine und NGOs demonstrierten kürzlich vor der Polizeidirektion in Linz für menschenwürdige Quartiere.

Wie aufgeschlossen ist Österreich wirklich?

ESC 2015

EDITORIAL

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

TO RUSSIA WITH LOVE

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Tag gegen Homophobie: Regenbogenmarsch in Wien

Rise like a Phönix – Conchita Wurst beim ESC 2015

Eurovision-Hype, Lifeball-Lifestyle, gleichgeschlechtliche Ampelmännchen und Co.: Acht Tage lang präsentierte sich unser Land im Mai als aufgeschlossen, weltoffen und liberal. Ist das die gesellschaftliche Realität?

menbedingungen für alle Menschen, egal ob lesbisch, schwul, trans-, inter- oder heterosexuell zu schaffen und diesem Ruf auch gerecht zu werden. Um Homophobie und Transphobie entgegenzutreten, braucht es das Fundament der rechtlichen Gleichstellung“, ist Alexander Handlbaur, Sprecher der Grünen Andersrum OÖ überzeugt.

 GERHARD JANSER

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s ist schon etwas paradox. Während sich ganz Österreich im Rahmen des ESC 2015 in Wien und dem Lifeball eine Woche zuvor als weltoffenes und homophiles Land präsentierte, hinkt die Gesetzeslage nach. Und das obwohl mittlerweile eine Mehrheit der ÖsterreicherInnen aufgeschlossener ist als die Gesetzeslage für bi-, homo- und transsexuelle Menschen. Besonders deutlich wird das zum Beispiel beim Thema Adoptionsrecht. Laut einer Umfrage des Lin-

zer Market-Instituts aus dem November 2013 sind 35 % der ÖsterreicherInnen voll und ganz für ein Adoptionsrecht für Homosexuelle, 21 % überwiegend dafür. „Wenn wir uns schon als weltoffenes Land präsentieren, müssen wir diese Weltoffenheit auch leben“, sagt dazu die Grüne Menschenrechtssprecherin Maria Buchmayr. „Seit dem Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Songcontest gilt Österreich als ein weltoffenes, liberales Land. Nun ist es an der Zeit auch die gesetzlichen Rah-

LBGTI- Rechte sind Menschenrechte Anlass um auf diese Probleme aufmerksam zu machen bot zum bereits 10. Mal der Internationale Tag gegen Homound Transphobie. Denn auch wenn die stärkere Sichtbarkeit von LBGTI Menschen durch Anlässe wie Lifeball oder ESC steigt, gibt es noch viel zu tun. Solange es Benachteiligung,

Mobbing, Diffamierung oder physische Gewalt gegen LBGTI- Personen gibt, muss weiter für die völlige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung eingetreten werden. „Die Bundesregierung muss hinsichtlich der Eheöffnung für Lesben und Schwule und des „Levelling Up“ – also einer Ausdehnung des Diskriminierungsschutzes auf Dienstleistungen und Güter – endlich handeln“, fordert daher Tobias Reder von den Jungen Grünen Linz. Mit der Aktion „Same Sex Hand Holding“ setzten die Jungen Grünen Linz ein Zeichen dafür, dass in Österreich für Homophobie kein Platz ist. Denn LBGTI- Rechte sind Menschenrechte – zu jeder Zeit und daher nicht verhandelbar! All das sollte bei der durchaus erfreulichen Euphorie dieser Tage nicht vergessen werden.

Grüne Wahlbewegung 2015 Im ganzen Land sind die Grünen unterwegs. Wir schauen vor und hinter die Kulissen und beobachten was sich in den Gruppen so tut. Drei Aktionen aus Linz.

 HADMAR HÖLZL

Die Grünen in Linz auf Hausbesuchstour Tolle Stimmung, motivierende Gespräche und viele positive Rückmeldungen: Es ist eine tolle erste Bilanz, die die Grünen nach den ersten tausend Hausbesuchen in Linz ziehen. Spitzenkandidatin Eva Schobesberger und das Grüne Team sind auch die kommenden Wochen fleißig unterwegs und klopfen an die Haustüren. Die Ampelpärchen erobern Linz! In Wien sind sie bereits Realität, in Linz kommen sie auch schon in Bewegung: Die Rede ist von den Ampelpärchen, die die Grünen in Wien anlässlich des Eurovision Song Contests und als Zeichen der Weltoffenheit initiierten. Nachdem Landtagskandidat Severin Mayr eine

Facebook-Gruppe ins Leben gerufen hat, haben sich sofort über 1500 UnterstützerInnen für Ampelpärchen für Linz ausgesprochen. Auch Tobias und Sophia von den Jungen Grünen finden die Idee großartig und haben sich gerne als erstes „Ampelpärchen-Pärchen“ in Foto-Szene gesetzt! Helena auf Reisen Mit einer kreativen Idee stellt die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger, Spitzen-

kandidatin der Grünen Linz für die Gemeinderatswahl, das weibliche Schönheitsideal auf den Prüfstand: Sie schickt die „schöne Helena“, eine Schaufensterpuppe mit Konfektionsgröße 42, auf eine Reise durch die Linzer Modegeschäfte. „Die schöne Helena entspricht in ihren Proportionen vielmehr der durchschnittlichen österreichischen Frau. Damit möchten wir bewusst auf die verzerrte Darstellung des weiblichen Körpers in der Werbewelt aufmerksam machen. Der ideale Körper ist der, in dem wir uns wohl fühlen“, so Schobesberger.


POLITIK

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

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Wieviel Raum braucht Gedenken? 70 Jahre Befreiung Konzentrationslager Mauthausen. Dieser Ort ist Inbegriff für Vernichtung und die Gräuel des nationalsozialistischen Regimes. Dass nicht unweit dieses Ortes, im größeren Lagerkomplex Gusen, die menschliche Bestialität einen weiteren Höhepunkt fand, hat in das kollektive Gedächtnis weitgehend noch keinen Eingang gefunden.

 SABINE TRAXLER

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ehr als 37.000 Menschen kamen im größten Konzentrationslagerkomplex Österreichs – bestehend aus den Lagern Gusen I, II und III - zu Tode. Von überlebenden Lagerhäftlingen wurde Gusen II als schlimmstes Konzentrationslager, auch als „die Hölle aller Höllen“ bezeichnet. Gusen zählt somit beinah ein Drittel aller Opfer, die in Konzentrationslagern auf heutigem österreichischem Staatsboden ihr tragisches Ende fanden. Die Häftlinge von Gusen wurden unter härtesten Bedingungen im hochmodernen Industriepark der SS in den Steinbrüchen oder in der Rüstungsindustrie zur Arbeit gezwungen – mit dem bewussten Ziel der Vernichtung. Heute, 70 Jahre nach den Geschehnissen, erinnert in Gusen eine kleine Gedenkstätte, erbaut über den erhalten gebliebenen Resten des Krematoriums, an die ehemaligen Konzentrationslager. Überlebende aus Frankreich, Italien und Belgien hatten, nachdem das Areal des Lagers Gusen I in den 1950er Jahren für eine Wohnbesiedlung parzelliert wurde, das Grundstück aus eigenen Mitteln gekauft und somit diese Fläche als Gedenkraum erhalten. In den Jahren 1961 bis 1965 erbaute die

Mailänder Architektengruppe BBPR auf private Initiative von Überlebenden das heute bestehende Memorial, welches erst im Jahr 1996 in die Obhut des Staates Österreich übergeben wurde. Die österreichische Politik des Verdrängens und Vergessens der Nachkriegsjahre stellt sich in Gusen exemplarisch dar. Rudolf

WEBTIPPS „Zur Geschichte des Konzen­ trationslagers Gusen – Ein Gespräch mit Rudolf Haun­ schmied (Gusen Memorial Committee)“ RadioLink: Teil 1: NS-Zeit  www.cba.fro.at/286081 RadioLink: Teil 2: Nachkriegszeit und Gegenwart cba.fro.at/286695 Das unsichtbare Lager, Audioweg Gusen audioweg.gusen.org KZ Gusen Memorial Committee gusen.org Gusen Memorial gusen-memorial.at

Haunschmied vom Gedenkdienstkomitee Gusen bringt es auf den Punkt, wenn er seine Motivation für die beinah schon dreißigjährige Gedenkdienstarbeit darlegt: „Ich spreche für über 40.000 Menschen, die hier zwei Mal vernichtet wurden: Das erste Mal physisch und das zweite Mal durch das Nachkriegsösterreich, indem man diese Opfergruppen ausgeblendet und verschwiegen hat.“

stand: „Ein Beispiel aus der Allgegenwart der Nazi-Schmach und dieses komplizenhaften Schweigens zeigt sich daran, dass dieses ehemalige Lagergelände heute voller Wohngebäude ist, als wäre nie etwas geschehen, und daher anzunehmen ist, dass die heutigen Menschen sich nicht an das vor einigen Jahrzehnten Geschehene erinnern wollen.“

Vergessen oder Erinnern In den späten 1950er Jahren, als Siedler vor allem aus dem Mühlund Waldviertel auf dem planierten, ehemaligen Lagerareal von Gusen I ihre ersten Grundsteine legten, verknüpften sich diese mit einem Ort, dessen Vergangenheit wahrscheinlich nicht allen bekannt gewesen sein dürfte, und dessen Vergangenheit auch in der Zukunft dieser Menschen eine Rolle spielen würde.

Gedenken braucht Raum Dass bauliche Überreste wichtig sind, damit Orte des Geschehens nicht in Vergessenheit geraten, bestätigt auch Rudolf Haunschmied am Beispiel der Wahrnehmung des ehemaligen Doppellagers Mauthausen/Gusen im öffentlichen Bewusstsein: „Gusen und Mauthausen sind das „ideale Modell“ um zu beweisen, dass es erforderlich ist, dass möglichst authentische Baustrukturen erhalten bleiben, damit Erinnerung und Gedenken passieren kann.“

Und tatsächlich, die Frage, was es bedeutet, dass an einem Ort mit einer derartigen Geschichte, eine schmucke Wohnsiedlung steht, anstatt einer großräumigen Gedenkstätte, beschäftigt heute unterschiedlichste Gruppen von Menschen: AnrainerInnen des angesprochenen Wohngebietes, Interessierte, die im Rahmen des Audiowegs Gusen durch die Straßen gehen, KZ- Überlebende oder Angehörige von Überlebenden, die zu Befreiungsfeiern anreisen. Erst in der jüngsten Rede im Rahmen der Gedenkfeier am 9. Mai in Gusen thematisierte ein spanischer Schüler aus Manresa, der zur Erinnerung an die etwa 3.700 spanischen Opfer von Gusen sprach, genau diesen Um-

Da in Gusen nur mehr wenige Überreste der Lager erhalten sind, hat der Künstler Christoph Mayer im so genannten „Audioweg Gusen“ eine alternative Form des Gedenkens geschaffen. In 96 Minuten werden Besucher durch Siedlungsstraßen bis hin zum Stolleneingang der Rüstungsanlagen geführt. Sie hören dabei am authentischen Ort die Stimmen von Tätern, Überlebenden und Menschen, die heute im Bereich

der ehemaligen Konzentrationslager von Gusen leben. Die Erinnerung an die Geschehnisse der Vergangenheit in Gusen hat ihren Weg, trotz Verdrängung und Schweigen, in unterschiedliche Gedenkformen gefunden. Es ist auch Beispiel dafür, wie wichtig Räume für Gedenken sind.

AUSZEICHUNG Junge Grüne für ihre Zivilcourage ausgezeichnet Der heuer zum sechsten Mal verliehene Le-Caër-Preis des Mauthausen-Komitees Vöckla­ bruck erging an die Jungen Grünen der Region AttnangPuchheim. Damit wird deren Einsatz und Engagement gegen Rassismus und für das Zeigen von Zivilcourage gewürdigt. Frederik Schmiedsberger, der Obmann des Komitees, würdigte in seiner Ansprache, dass die Jungen Grünen sich immer für die Rechte von Minderheiten eingesetzt und zahlreiche Initiativen gesetzt haben: Änderung von Straßennamen in Attnang mit NSBezug, für die Errichtung eines Rastplatzes für Roma und Sinti, gegen das Bettelverbot und vieles mehr. Namensgeber für den Preis ist Dr. Paul Le Caër, der als ehemaliger Häftling im KZ Schlier bei seiner Flucht das Totenbuch gerettet hat.

WAHLPORTRÄT

Kuno Haas ist Kandidat für die Grünen zur Landtagswahl.

 CLAUDIA HÖSSINGER

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rotz des vermeintlich trockenen BWL-Abschlusses ist der Lebenslauf des „Grüne Erde“ Mitinhabers bunt: Tischlerlehre mit Matura im Werkschulheim Felbertal, einer der ersten Zivis, Verwaltungsleiter in Hartheim und im KH Barmherzige Brüder und nun Grüner Landtagskandidat am 7.

Listenplatz – ein hoffnungsvolles Kampfmandat wie er meint! Wenig überraschend will er sich als Abgeordneter mit seiner Wirtschaftskompetenz einen Namen machen. Hier liegt ihm vor allem die Mittelstands- und KleinunternehmerInnenfinanzierung (Stichwort „Crowdfunding“), sowie die Wiederbelebung des Genossenschaftswesens am Herzen. Der erste Antrag, den er im Landtag einzubringen gedenkt, dient allerdings der Durchforstung und Reduzierung der Bagatellsteuern (z.B. Hundesteuer – ersatzlos streichen!).

DAS Grüne Erfolgsprojekt ist für ihn die Energiewende: „Ohne Berücksichtigung des Individual­ verkehrs kommt heute mehr als die Hälfte der Energie aus erneuerbaren Ressourcen. Und trotzdem ist der Strompreis bei einem All-Zeit-Tief“, freut er sich. Seine beiden erwachsenen Kinder haben unlängst festgestellt, dass sie froh sind, dass sie ihn haben (… vor allem wenn sie ihn mit anderen Vätern vergleichen…). Seine 27jährige Tochter Meryl Haas war heuer Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen StudentIn­ nen (GRAS) österreichweit. Er

Gerhard Niederleuthner

Mit Herz und Hirn durch die Wirtschaftskrise

Kuno Haas (Foto links): „Weg mit den Bagatellsteuern:“ freut sich sehr über das politische Engagement der Molekularbiologiestudentin und ihre Karriere, war er selbst in seiner Linzer Studienzeit „nur“ ÖH-Vorsitzender auf Landesebene. Und womit ist zu rechnen, wenn man/frau Kuno Haas kennen lernt? „Dass ich nicht everyone`s darling bin.

Ich bleibe gerne bei der Wahrheit, auch wenn sie unbequem ist.“ Sein OÖ Sommertipp:  Mostheurige besuchen! Webtipps:  gruenewirtschaft.at  grueneerde.com


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POLITIK

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

„Wir sind technisch der Schule 20 Jahre voraus“

KURZMELDUNG

Grünes Archiv

Europäische Regionen gegen Gentechnik

Das Netzwerk der Regionen, die sich gegen Gentechnik in der Landwirtschaft aussprechen, wird immer dichter. Bereits 64 Regionen Europas – die 32 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten – haben sich darauf verständigt Maßnahmen in ihrem Bereich durchzusetzen. So soll auf Ebene der regionalen Parlamente und des EU-Parlaments die regionalen Verbote von GVOAussaat verankert werden. Weiters wird eine europaweite Eiweißstrategie erstellt, um die derzeitige enorme Importabhängigkeit von Soja schrittweise zu verringern. Noch kommen 97 Prozent des in der EU verwendeten Sojas aus Regionen außerhalb der EU. Zu einem guten Teil handelt es sich dabei um GVO-Soja. Ein weiteres Ziel ist die europaweite Positiv-Kennzeichnung von Lebensmitteln wie Eiern, Milch und Fleisch, die auf Basis GVO-freier Futtermittel erzeugt wurden. Auf seiner letzten Sitzung im Mai hat der oberösterreichische Landtag die neuen Maßnahmen gegen GVO beschlossen. Auch die Umweltreferent/ innenkonferenz, die vor einigen Tagen in Kärnten tagte, folgten Anschobers Antrag und werden in ihren Bundesländern ähnliche Initiativen setzen. Somit haben wir innerhalb von drei Wochen die nächsten Initiativen gegen Gentechnik verankert“, gibt sich Anschober zufrieden. „Wir OberösterreicherInnen bleiben der Motor der AntiGentechnik-Bewegung in Europa“.

Der 1. Mai – der Tag der Arbeit – stand bei den Grünen heuer ganz im Zeichen der Bildung. Unter dem Motto „Jetzt redest du!“ hörten Grüne PolitikerInnen der Jugend zu.

 GERHARD JANSER

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SchülerInnen aus allen Schul­ typen waren in die Linzer Tabakfabrik gekommen. Ab 11:30 Uhr ging es dann heiß her, denn verständlicherweise brennt niemandem das Thema Bildung so sehr unter den Nägeln wie den Jugendlichen selbst. Anstatt politische Statements und Forderungen abzugeben, konzentrierten sich Grüne SpitzenpolitikerInnen ganz auf die SchülerInnen und deren Anliegen. Zuhören war angesagt, und zu sagen hatte Oberösterreichs Jugend eine Menge. „Die Zentralmatura ist ein einziges Chaos! Prinzipiell ist die Idee zwar richtig, aber die Umsetzung passierte völlig überstürzt und überfallsartig“, fasst der Grüne Bildungssprecher und Klubobmann Gottfried Hirz eine zentrale Sorge der angehenden MaturantInnen zusammen. Eva Schobesberger, Bildungsstadträtin in Linz bekam zu hören, dass oft noch mit Overhead-Folien, wie in den 1980er Jahren unterrichtet werde. „Wir SchülerInnen sind der Schule technisch um 20 Jahre voraus“, brachte eine Schülerin die unzeitgemäße Schulausstattung auf den Punkt. Auch der strikte und seit Jahrzehnten gleiche Stundenplan sorgt bei vielen für Unverständnis. „Oft ist der Freigegenstand die geilste Stunde der Woche“, so

eine Schülerin, die sich mehr Wahlmöglichkeiten wünscht und damit beim jüngsten Nationalratsabgeordneten Julian Schmid auf offene Ohren stieß. „Jede/r SchülerIn ist anders und hat andere Interessen und Stärken, aber die Schule reagiert darauf nicht, sondern zeigt uns nur unsere Schwächen“, meinte ein BHS- Schüler. Bildungssystem kritisch hinterfragt Außerdem fehlt vielen Jugendlichen häufig ein Bezug zu aktuellen Geschehnissen, bekam die Grüne Landessprecherin Maria Buchmayr an diesem Tag des Öfteren zu hören. „Welche Auswirkungen der Zweite Weltkrieg auf unsere heutige Zeit hat, lernen wir nicht. Aber Jahreszahlen müssen wir streng auswendig aufsagen. Und was der IS eigentlich genau ist und wie man Flüchtlingen helfen kann, das steht dann wahrscheinlich in 30 Jahren in den Geschichtsbüchern“, fasste eine

AHS-Schülerin den Unterricht zusammen. Wie kritisch unser Bildungssystem von den SchülerInnen hinterfragt wird, sie gleichzeitig aber auch konstruktive Lösungsvorschläge auf den Tisch bringen, darüber waren die PolitikerInnen nicht nur überrascht, sondern vor allem auch stolz. Schnuppern und ausprobieren Einig waren sich auch BerufsschülerInnen, genauso wie AHS und BHS SchülerInnen, dass es in den Schulen an Berufsorientierungs-Angeboten fehlt. „Die SchülerInnen wollen Einblick in die reale Arbeitswelt, sie wollen ‚schnuppern‘ und ausprobieren – in der Praxis, nicht in der Theorie“ stellt Rudi Anschober, Spitzenkandidat der

Grünen OÖ zur Landtagswahl fest, denn „Die Wahl des passenden Berufes bzw. der optimalen Ausbildung ist eine der wichtigsten aber auch schwierigsten Entscheidungen für junge Menschen“. Bundessprecherin Eva Glawischnig mahnte daher in Richtung Bundesregierung: „Ein Kaputtsparen bei der Bildung führt zur Arbeitslosigkeit von morgen. Es geht darum, den jungen Menschen in Österreich eine Perspektive für die Zukunft zu bieten.“ Daher haben die Grünen Oberösterreichs einen Initiativantrag eingebracht: Die Landesregierung wird darin ersucht, sich bei der Bundesregierung dafür einzusetzen, dass Jugendliche an Schulen bei der Bildungsund Berufswahl stärker unterstützt werden.

WAHLPORTRÄT

Veronika Hintermair ist Kandidatin im Wahlkreis Innviertel für die Landtagswahl

 CLAUDIA HÖSSINGER

E

s fällt der Grünen Innviertler Spitzenkandidatin nicht leicht, sich auf ein Thema einzuschränken, das sie auszeichnen soll: Ernährungswende, Energiewende mit Bezug zur Landwirtschaft und Raumordnung, Wohnen, Mobilität… Eine Vielfalt, die sich auch in der gro-

ßen Breite ihrer Geschichte als Aktivistin auszeichnet. Ab Herbst ist die Aktivistin vielleicht womöglich tatsächlich Geschichte und es heißt: „Frau Abgeordnete!“. Als solche wird die gelernte Kindergarten- und Hortpädagogin ihren ersten Antrag zum Thema Ernährung von Kindern in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen einbringen. Kinder brauchen ein g’scheites, biologisches, kindgerechtes Essen, das sie gesund erhält, ist sie überzeugt. Und das gelänge am besten mit der Revitalisierung von Schulküchen und Küchen in

Kindergärten, wo die Kinder an der Essenszubereitung beteiligt werden könnten. Der Einkauf biologischer Lebensmittel ist ihr ein großes Anliegen, im Ort erledigt sie ihre Einkäufe zu Fuß und per Rad. Für die zunehmende Zahl politischer Termine musste die Andorferin zu Beginn des Jahres schweren Herzens doch ein kleines Auto anschaffen, ihr erstes seit Jahrzehnten. Seit 2009 sitzt sie im Gemeinderat und wurde dort vom politischen Mitbewerber bereits einmal als „Grüne Mamba“, die es „oba

Grünes Archiv

Gute Politik ist nahe am Menschen und konsequent in der Sache

Veronika Hintermaier (hinten links) bei einem Bastelnachmittag für Kinder. gaunz genau“ nimmt, bezeichnet: „Da ging es um mein konsequentes Arbeiten bei einer Raumordnungsfrage, ich hab das als Kompliment gesehen!“ Humor, sich selbst manchmal nicht ganz ernst zu nehmen Musik und entschleunigtes Reisen sind für sie mittlerweile Lebensnotwendigkeiten.

Ihr OÖ Sommertipp: An einem klaren Fluss entlang wandern und ab und zu die Füße ins Wasser halten. Und sich freuen, dass wir solche Gewässer haben und diese schützen! Veronikas Webtipp:  www.kkraab.com


POLITIK

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Grünes Archiv (2)

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

„Es ist unsere Pflicht, den Flüchtlingen zu helfen“ los ließen. „Im Unterricht versuchte ich die ökologischen Zusammenhänge kindgerecht aufzubereiten, um so meine Schülerinnen und Schüler für Umweltschutzthemen zu sensibilisieren.“

 MARCO VANEK

Damals in den 80er Jahren waren die Alternativen als Spinner verschrien, die nur lebensfremde Themen beackern. Müll vermeiden, öffentlicher Verkehr statt Straßen, Energiesparen… waren Anliegen, die dem vermeintlichen Fortschritt im Weg standen. Es war die politische Hartnäckigkeit von Hirz und Co, die dazu führte, dass Jahrzehnte später diese Themen noch immer auf der politischen Tagesordnung stehen.

W

ir treffen uns bei der „Pepi Tant“ in Rutzenmoos, einem typischen Landgasthaus. Das Dorf, das zur Gemeinde Regau gehört, ist weithin bekannt für seine evangelische Kirche samt angeschlossenem Museum. Schon Josef II erlaubte an diesem Ort die evangelische Religionsausübung, in dem er Rutzenmoos zur Toleranzgemeinde ernannte. „Die Geschichte dieses Ortes übt noch heute einen gewissen Reiz aus“, sagt Gottfried Hirz. Der diplomierte Pädagoge mit Lehramt für Deutsch und Biologie lebt hier seit sieben Jahren mit seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn. Fast täglich pendelt er über 60 Kilometer nach Urfahr ins Grüne Haus, ab Attnang mit dem Zug und in Linz mit der Straßenbahn.

GOTTFRIED HIRZ ÜBER... MEINE STÄRKEN: schnelle Auffassungsgabe, strategisch-politische Analyse, Überzeugungskraft, langjährige politische und mediale Erfahrung DIE GRÖSSTEN HERAUS­FORDE­RUNGEN IN OÖ IN DEN NÄCHSTEN JAHRE: Energiewende umsetzen, anstehende Schulsanierungen, ganztägige Schulformen ausbauen, den öffentlichen Verkehr ausbauen, weiterhin das soziale Netz verbessern

Grüner seit Beginn an Mit Anfang Zwanzig, damals noch Student an der Pädagogischen Akademie, hat er sich den Alternativen angeschlossen, war schon 1981 bei der Parteigründung der Alternativen Liste Österreichs in Graz dabei. Maßgeblich wirkte er auch beim späteren Aufbau der grün-alternativen Parteistrukturen in Oberösterreich mit. Seine politischen Wurzeln reichen weit in die Bürgerrechts- und Friedensbewegung hinein, einem wichtigen Teil des grünalternativen Milieus. Bevor er sich grünpolitisch engagierte, war er bei Amnesty International aktiv, gründete eine Aktionsgruppe auf der Pädagogischen Akademie der Diözese und unterstützte so die Freilassung politisch Gefangener. Mit dem Ökothema in Berührung kam er noch früher durch seinen Hausarzt. Linz war in den 70er Jahren die Stadt mit der schlechtesten Luft Österreichs und entsprechend hoch waren auch die gesundheitlichen Probleme vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Dr. Tisserant – damals in der bürgerlichen Umweltbewegung aktiv – hatte zum jungen, kränkelnden Hirz gesagt: „Kein Wunder, dass du Bronchitis hast. Schau dir den Ruß auf dem Fensterbrett an. Den musst du jeden Tag einatmen“. Dieses Schlüsselerlebnis öffnete dem damaligen Gymnasiasten die Augen für die Umweltthemen, die ihn auch später als Biologielehrer nicht mehr

Heute aber unter anderen Vor­ zeichen. Vom Widerständigen zum Gestalter Im Jahr 2003 zog Gottfried Hirz in den Landtag ein. Die Grünen waren ab diesem Jahr eine Koalition mit der ÖVP eingegangen und von nun an bestimmender Faktor in der Landespolitik. „Unsere grundsätzlichen Anliegen haben sich nicht wirklich geändert. Heute sind wir aber in einer anderen politischen Position. Damals konnten wir nur fordern, heute aber zählen wir Grünen zu den Gestalterinnen und Gestaltern.“ Nur in dieser Position war es etwa möglich, die

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Gottfried Hirz prägt seit über dreißig Jahren die Politik der Grünen in Oberösterreich. Was hat ihn bewegt, politisch aktiv zu werden und was geht ihm heute nahe? Ein Gespräch mit dem Spitzenkandidaten im Wahlkreis Hausruck.

LINZER WESTRING IST EIN VERALTETES KONZEPT Seit mehr als drei Jahrzehnten verfolgt Gottfried Hirz die Diskussion um den Bau des Westrings in Linz. „Schon in den 80er Jahren war das Projekt veraltet, bringt es doch den motorisierten Individualverkehr in die Stadt hinein“. Dreißig Jahre später ist es um keinen Deut moderner geworden, ganz im Gegenteil: „Mit den fünfhun-

dert Millionen Euro vom Bund hätten wir alle Schienenprobleme gelöst und Oberösterreich hätte ein modernes S-BahnSystem. Wir brauchen nicht noch mehr Straßen, sondern einen guten öffentlichen Verkehr mit Schnittstellen zwischen allen anderen Verkehrsmitteln wie Öffis, Rad, Fußgängerverkehr und Autos.“

GOTTFRIED HIRZ ÜBER... DIE PEPI TANT: Als Ort dieses Gesprächs wählte Gottfried Hirz das Dorfwirtshaus von Rutzenmoos. „Solche Gasthäuser gibt es auch am Land nur mehr ganz selten. Das ist hier noch die Kommunikationsdrehscheibe des kleinen Ortes mit seinen 400 EinwohnerInnen. Die Küche ist exzellent, besonders empfehlenswert sind der Tafelspitz und die Kardinalschnitte.“ Energiewende durchzusetzen. Bis 2030 wird in Oberösterreich die Stromerzeugung und der Wärmebedarf auf erneuerbare Energie umgestellt. „Die anfänglich skeptische Industrie sah, dass mit dieser Kehrtwende in der Energiepolitik Oberösterreich doch nicht am Zusammenbrechen ist“. Seit seiner Jugend ist Hirz als ehrenamtlicher Rot-Kreuz-Sanitäter im Einsatz. „Diese Arbeit ist für mich sinnvoll. Ich sehe darin auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. Denn hätten die Menschen nur das getan, was sie hätte tun müssen, dann hätte sich die Menschheit nie weiterentwickelt.“ Daher schätzt er auch die viele ehrenamtliche Arbeit bei den Grünen, vor allem auf kommunaler Ebene. Sehr nahe geht Hirz die aktuelle Debatte um die Flüchtlingsunterbringung: „Vor allem aus Syrien und dem Irak werden die Menschen von religiösen Faschisten vertrieben. Es ist daher unsere Pflicht, diesen Menschen zu helfen und sie auch entsprechend unterzubringen. Aber bitte nicht in Zelten wie in etwa in Linz, sondern in festen Quartieren.“


GRÜNES

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Die soziale Situation wird täglich schlechter

Frauenkunst in Ottensheim Am 13. und 14. Juni 2015 findet unsere bunte Veranstaltung FrauenKunstHandwerk Ottensheim statt. Der älteste Markt des Mühlviertels steht an diesem Wochenende wieder ganz im Zeichen des Kunsthandwerkes. 70 Ausstellerinnen – mittlerweile international – präsentieren ihre selbstgemachten, qualitativ hochwertigen Produkte am Marktplatz und in der Linzer Straße.

Unterwegs mit den Grünen 50+ Das Reiseprogramm bis Sommer 2016 steht bereits fest: Durch das wilde Ardéche eine kulinarische Wanderreise durch den Süden Frankreichs mit Zwischenstopp in Lyon (Begleitung: Marco Vanek; 2. bis 11. Oktober 2015; Anmeldeschluss: 5. Juli Nationalpark Šumava Streifzüge durch das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas mit Bernhard Schön / 23. bis 26. Okt.2015 Natur und Kultur in Nicaragua Doris Eisenriegler organisiert voraussichtlich im Jänner 2016 eine Reise nach Mittelamerika; Frühling auf Korfu Den Blütenzauber GEH_ nießen auf der grünsten Insel Griechenlands mit Marco Vanek // 29. April bis 10. Mai 2016 mit Anreise per Schiff und Zug Gehen durch Transsilvanien eine Wanderreise entlang des Karpatenbogens und zu siebenbürgischen Städten mit Marco Vanek // 25. Mai bis 1. Juni 2016; umweltfreundliche Anreise per Bahn Mehr unter: planetreisen.at, Infos auch bei Marco Vanek Tel.: 0664 5401722

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KURZMELDUNGEN

Das Armutsnetzwerk Vöcklabruck besuchte kürzlich das Dorf in der Ostslowakei, woher die „Bettler von Vöcklabruck“ kommen.

 STEFAN HINDINGER

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rbeitslosigkeit, desolate Häuser, verseuchtes Trinkwasser. Das sind einige der Lebensbedingungen der Roma in der Ost-Slowakei. Da die staatliche Sozialhilfe nicht zum Leben reicht, gibt es immer mehr Roma, die nach Deutschland, Italien oder Österreich betteln kommen. Auch in Vöcklabruck suchen rund 15 Männer aus dem Landkreis Rimavská Sobota als Bettler, Pantomimen und Musiker Unterstützung. Eine Gruppe des Armutsnetzwerkes besuchte im Mai die Heimat der „Bettler von Vöcklabruck“.

Unterstützung gibt. „Das Geld geht nach Bratislava und Umgebung, wo die Arbeitslosenrate sehr gering ist.“ Die Situation ist in vielen anderen RomaDörfern oft noch schlechter. Immerhin hat Radnovce einen Kindergarten und eine Schule, auch wenn die Gebäude dringend saniert gehören. „Die Menschen hätten Kraft, haben aber die Lebensfreude verloren und sind in Agonie verfallen“, antwortet der Bürgermeister auf die Frage nach der Zukunft seiner Gemeinde. Die Situation wird verschärft durch die regelmäßigen Hochwässer.

„Die soziale Lage wird täglich schlechter“, berichtet Aladar Bari, der Bürgermeister von Radnovce. Seine Gemeinde hat 870 Einwohner, davon sind rund 300 Kinder. 97 Prozent der Bewohner sind arbeitslos. Der halbe Ort geht ins Ausland betteln. So auch Robert, dessen Familie wir besuchen. Die Großfamilie – Eltern, zwei Kinder, Großeltern – lebt in dem kleinen Haus. Statt einem WC gibt es ein „Plumpsklo“ im Garten. Im Ort gibt es keinen Kanal und kein sauberes Trinkwasser. Getrunken wird das Wasser aus Hausbrunnen, obwohl das Wasser bakteriell und mit Nitrat verseucht ist.

Viele der Roma in der Slowakei leben in Dörfern mit einigen Hundert Einwohnern, andere in Siedlungen am Rand von Städten - auch in der Hauptstadt des Landkreises, Rimavská Sobota. Die Wohnblöcke sind völlig heruntergekommen. „In der Not wurden sogar die Elektroherde verkauft. Gekocht wird nun mit Holzöfen, obwohl es keine Kamine gibt“, erzählt eine Nachbarin. Die Häuser sind mit einer Rußschicht bedeckt. „Schwarze Stadt“ nennen sie die Einheimischen. Wieder andere Roma leben als Minderheit integriert in Gemeinden mit slowakischer bzw. ungarischer Mehrheitsbevölkerung. Insgesamt schätzt man die Zahl der Roma in der Slowakei auf eine halbe Million.

Der Bürgermeister erzählt, dass es von der Regierung wenig

Armutsnetzwerk Vöcklabruck

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Und welche Anstrengungen gibt es, die furchtbare Armut, unter der viele Roma – aber auch SlowakInnen und UngarIn­nen – leiden, zu verbessern? Ernüchternd ist das

KRITIK Die Bettellobby OÖ kritisiert die Auswirkungen der verfehlten Bettelgesetzgebung auf die Armutsreisenden, die nach Oberösterreich kommen. Die Plattform, die von den Grünen unterstützt wird, erhielt kürzlich den „Solidaritätspreis der Kirchenzeitung“ Das Preisgeld wird für den Aufbau einer Rechtsberatung verwendet, mit der Armutsreisende künftig aufgeklärt und juristisch unterstützt werden.  bettellobby.at  romano-centro.org  direkthilferoma.at  vinzi.at/de/vinzipasta

Gespräch mit dem Bürgermeister von Rimavská Sobota, Jozef Simko. Die Stadt hat eine Arbeitslosenrate von 35 Prozent. Früher gab es zahlreiche Industriebetriebe. Diese wurden nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft zugesperrt. Viele landwirtschaftliche Grundflächen sind privatisiert. „Das soziale Problem kann weder die Stadt noch die Regierung in Bratislava lösen“, so der Bürgermeister. Heißt das, sich mit der Lage abfinden? Bildung, Subsistenzwirtschaft und EU-geförderte Regionalentwicklungsprogramme sind für das Armutsnetzwerk Schlüssel zur Verbesserung der Situation der Roma. Neben politischem Willen und Geld braucht es aber auch Zeit. Unsere Gesellschaft wird wohl noch einige Zeit die Konfrontation mit der Armut durch BettlerInnen aushalten müssen, so das Armutsnetzwerk.

WAHLPORTRÄT

Stefan Kaineder ist Spitzenkandidat für die Grünen im Wahlkreis Traunviertel

 CLAUDIA HÖSSINGER

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er den Dietacher Stefan Kaineder kennen lernt, muss auf folgende Frage gefasst sein: „Kann ich mit dir mitfahren?“ Dahinter steckt kein Annäherungsversuch, sondern vielmehr die Tatsache, dass er es trotz Landlebens schafft, ohne Auto

auszukommen und überzeugter Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel (ÖV) ist. Dem ÖV will er auch seinen ersten Antrag im OÖ Landtag widmen und hier für eine Stärkung der Regionalbahnen eintreten. Konkret geht es dem Grünen Traunviertler Spitzenkandidaten um die Sanierung der Almtalbahn und attraktivere vier Zuglinien im Traunviertel als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs. Regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern wird ihm als künftigen Abgeordneten ein besonderes Anliegen sein, verspricht der junge Vater dreier Kinder, der gerade wie-

der in Karenz gegangen ist. Ihm schwebt beispielsweise die „Ökoregion Traunviertel“ vor. Davor müssen selbstverständlich erst die Wahlen gewonnen werden. 10% + x sind das Ziel fürs Traunviertel. „Um das zu erreichen, dürfen die Grünen keinesfalls leise sein oder den Koalitionspartner streicheln“, ist Stefan überzeugt.

ein großes Anliegen ist. AuthenApropos Sommer: Sein OÖtisch Grün ist für ihn jemand, der/ Sommertipp ist die Bräuwiese die andere Perspektiven einnehin Traunkirchen men kann. Dass seine Nachbarn wenig Freude mit Stefans lautem, Webtipp: netswerk.at So ein Wahlkampf erfordert natür- altem Benzinrasenmäher haben Tolle Initiative für eine regionale, lich Kraft. Die dafür nötige Enerist ihm also bewusst. Dafür steht faire, biologische und nachhaltige giezufuhr wird schon mal mit Sni- auf seiner Grundgrenze die „Sunn- Versorgung ckers gestillt, gesteht der Experte benk“ – im Sommer ein beliebter Kulturtipp: akku-steyr.com für Entwicklungspolitik – auch Nachbarschaftstreff für ein Seiterl Regionale Programmkultur für wenn ihm fair gehandelte Schoko zum Sonnenuntergang! Groß und Klein WKO-Wahl 25. & 26.02.2015

Grünes Archiv

Das Wichtigste an der Zukunft ist die Zeit davor (Ernst Ferstl)


GRÜNES

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Lasst den Luchs überleben! Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn, beinahe ist die größte Katze Mitteleuropas ausgestorben. Hintergrundinformationen zu einer umstrittenen Tierart.

 BARBARA VANEK

I

m österreichischen Teil des Böhmerwaldes wurde der letzte Luchs 1812 erlegt. Auf bayerischer Seite im Jahr 1846 bei Zwiesel. Im tschechischen Teil des Böhmerwaldes konnten sich Luchse dagegen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts halten. Der Luchs ist heutzutage für viele ein unbeschriebenes Blatt. Auf der einen Seite werden deshalb die Schauermärchen aus alten Überlieferungen von der blutrünstigen und heimtückischen Bestie nur zu gerne geglaubt. Der Luchs wird verteufelt und als Sündenbock für die teilweise schwierige Wald-Wild-Situation abgestempelt. Auf der anderen Seite stilisieren viele Menschen aus dieser Unwissenheit heraus den Luchs hoch zu einem Gütezeiger für eine noch intakte Natur oder gar zum Retter des Waldes. Sie sehen in der Rückkehr des

Luchses eine Art Wiedergutmachung an der Natur und erhoffen sich eine Lösung der Schalenwildproblematik. Werden keine tragfähigen Regelungen für ein Miteinander getroffen, führt die Machtlosigkeit und Ohnmacht der Betroffenen oft zu tiefer Frustration. So entsteht ein idealer Nährboden dafür, sich selbst zu helfen - und sei es außerhalb der Gesetze. Der in einer Tiefkühltruhe versteckte Kuder ist nur ein Beispiel davon. Der Luchs wird von den Interessengruppen ganz unterschiedlich wahrgenommen. Dabei werden oft nur solche Teile seines Verhaltensspektrums herausgegriffen, die den eigenen Denkstrukturen entsprechen. So ist der Luchs in den Augen vieler ArtenschützerInnen ein Gesundheitspolizist, der nur kranke und schwache Beutetiere jagt und eine intakte Wildnis

PETITION

KURZMELDUNGEN Grüne Gewinne bei ÖH-Wahlen

anzeigt. JägerInnen dagegen befürchten die Ausrottung des Rehwilds. FörsterInnen sehen im Luchs ein Tier, das dazu beiträgt, den Wildverbiss zu reduzieren. LandwirtInnen sorgen sich um ihre Nutztiere oder auch um eine mögliche Jagdpachtminderung, wenn der Luchs durch das Revier streift.

LUCHSPROJEKT IM BÖHMERWALD Die regional tätigen Natur­ schutzorganisation ÖNJ (Naturschutzjugend) und Grünes Herz Europas engagieren sich für den Luchs seit dessen Rückkehr in die Region Mühlviertel/Böhmerwald Ende der 1980er Jahre. Ein regional stark verankertes Luchsprojekt wurde aufgebaut. Mehr dazu auf luchs.boehmerwaldnatur.at

Eine dauerhafte Ansiedlung des Luchses ist nur im Konsens der Betroffenen möglich, zumal das Revier weit größer ist als vermutet, die geschützten Großgebiete sind für den Luchs zu klein. Weibchen benötigen bis zu 200 km², Kuder das Doppelte. Flächen, die eine einzelne Region in Österreich nicht bieten kann. Es müssen Korridore zwischen den einzelnen Gebieten innerhalb Europas geschaffen werden, Grünbrücken über Straßen und Versteckmöglichkeiten, um eine erfolgreiche Ansiedlung auch in der Kulturlandschaft zu gewährleisten.

Wenn genügend Rückzugsmöglichkeiten geschaffen und erhalten werden, wie zum Beispiel eine Ansammlung von Felsen oder Hecken, so steigen der Wild- und der Luchsbestand. Der Luchs ist Jagdkonkurrent des Menschen, das ist Fakt. Doch widerlegen schon ein paar Zahlen lange tradierte Mythen. Während der Luchs ein halbes bis ein Reh pro 100ha erbeutet, wird vom menschlichen Jäger je nach Lage des Reviers bis zum Zehnfachen dieser Menge abgeschossen.

Dabei spielen Randzonen eine tragende Rolle. Der Lebensraum des Luchses ist nicht im tiefen Wald, sondern an den Grenzen von Wald und Wiesen. Wildtierkorridore in Oberösterreich erhalten

istock

Unterstützen Sie die Sicherung und Wiederherstellung überregionaler Vernetzungsadern für Wildtiere auf Basis der vom Land Oberösterreich erstellten Studie. Onlinepetition und Download der Studie auf  www.ooe.gruene.at

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Unsere Gesellschaft nimmt in Bezug auf Individualverkehr und moderne Landwirtschaft große Rehverluste einfach hin. In Oberösterreich werden statistisch pro Tag so viele Rehe mit dem Auto getötet (ca. 55), als ein Luchs pro Jahr zum Überleben braucht. Das heißt, alleine mit den Rehverlusten durch das Auto in OÖ hätten 365 Luchse ein Jahr lang ein Auskommen.

Neben einem Plus von fünf Prozentpunkten auf Bundesebene auf 20 Prozent zeigen Einzelergebnisse in Oberösterreich für die Wahl der Bundesvertretung ein erfreuliches Bild. So wurden die Grünen und Alternativen Studierenden (GRAS) an der Katholisch Theologischen Privatuniversität Linz stärkste Kraft, ebenso an der Bruckner Privatuniversität, an der Kunstuni, an den beiden Linzer Pädagogischen Hochschulen. Den zweiten Platz konnte die GRAS an der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich erreichen. Nicht ganz so stark war das Ergebnis bei der Wahl der Hochschulvertretung an der JKU. Hier konnte die GRAS ihre Position in etwa halten.

Im Tierheim wartet der beste Freund

SUCHT? PA R T N E R G E N IM M M IC H . ICH WARTE IM

TIERHEIM!

Wenn man sich entschieden hat, sich um ein Tier kümmern zu wollen, gilt als eine der wichtigsten Fragen: wo bekomme ich mein Haustier her? Besondere Vorsicht ist dabei bei sogenannten Rassetieren geboten. Immer wieder gibt es hier kriminelle Vereinigungen, die zB Hundewelpen aus diffusen Quellen in Kofferräumen schmuggeln und hier verkaufen. Leider bietet das Internet diesen Machenschaften ausreichend Raum. Wenn ein Rassetier gewünscht ist, dann wendet man sich an einen zertifizierten Züchter! Wir empfehlen aber, ein Tier aus dem Tierheim, denn in den OÖ Tierheimen warten weit über 100 Katzen und Hunde sowie unzählige Kleintiere auf ein neues Zuhause. So kann jede/R einen wichtigen Beitrag leisten und einem abgegeben Tier eine liebevolle Unterkunft geben. Diese Tiere sind tierärztlich untersucht, und man kann ein gesundes Tier inklusive Impfpass gegen einen Unkostenbeitrag mit Hause nehmen!

WAHLPORTRÄT

Ulrike Böker, die Ottensheimer Bürgermeisterin ist unabhängige Kandi­ datin auf der Grünen Landesliste

 CLAUDIA HÖSSINGER

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eit 2003 ist die gebürtige Ottensheimerin in ihrer Gemeinde Bürgermeisterin für die unabhängige Liste Pro O. So sehr ihr die Lokalpolitik am Herzen liegt, auch die Landespolitik hat ihren Reiz. So will sie ihren ersten Antrag im OÖ Land-

tag dem Thema Raumordnung widmen: „Keine neuen Fachmarkt- und Einkaufszentren mehr zulassen – die Flächenwidmung muss dahingehend geändert werden!“ Als Grünen Erfolg sieht die gelernte Kleidermacherin und Kindergartenpädagogin, dass Umweltpolitik und Klimaschutzthemen im Land einen Stellenwert bekommen haben. Für sie heißt authentisch Grün zu sein, sich selbst treu zu bleiben. Die Themen, die sie vertritt, auch selbst zu leben. Das heißt: öffentliche Verkehrsmittel benutzen, Rad fahren, zu Fuß gehen,

den Einkauf umweltbewusst und fair vor Ort zu erledigen und die regionale Wirtschaft zu stärken. „100% schaffe aber auch ich nicht“, stellt sie nüchtern fest. Im Juni reist sie etwa per Flugzeug nach England. Uli kommt aus der Kulturarbeit. Dieses Netzwerk aus der freien Kulturszene bringt sie auch in ihre politische Arbeit ein. Dazu kommen ihre Erfahrungen in der Kommunalpolitik und dem Austausch mit vielen anderen BürgermeisterInnen. Wöchentlicher Fixtermin seit 40 Jahren ist für sie das Singen (Sopran) im „Chor Tonart“. Was sagen die

© Herbert Schöttl

Authentisch Grün sein heißt sich selbst treu bleiben

anderen Chormitglieder über sie? Ihr OÖ-Kulturtipp für den „Dass es schön ist, dass ich dabei Sommer: bin und dass ich gut die Stimme Der Frauen-Kunsthandwerksmarkt halten kann“, lacht Böker. in Ottensheim am 13./14.Juni Uli Böker will und wird sich nicht und das Open-air Ottensheim von politischen Gepflogenheiten am 17./18. Juni verbiegen lassen. Ihr ist die Tatsache wichtig, dass sie eine unabWebtipps: hängige Kandidatin der Grünen  kunsthandwerkerinnen. für den OÖ Landtag ist und bleiottensheim.at ben wird.  openair.ottensheim.at/News WKO-Wahl 25. & 26.02.2015


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GRÜNES

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Warum KleinbäuerInnen hungern... TOUR Damit Oberösterreich oben bleibt Die Grünen gehen auf Sommertour „In ganz Oberösterreich unterwegs“ wird man ab 3. Juli meist zu hören bekommen auf die Frage, wo Rudi Anschober und das grüne Team gerade sind. Mit Start der Grünen Landesversammlung machen sich die SpitzenkandidatInnen auf Tour zu Orten an denen man sieht, was Oberösterreich zu bieten hat. Und das ist so richtig viel, denn Oberösterreich ist reich an Innovationen und engagierten Menschen sowie Orten, die für eine Entwicklung stehen, die unser Land dorthin bringen, wo jeder Mensch eine gute und gesicherte Zukunft hat. Aber Oberösterreich hat auch unzählige Plätze, die die eindrucksvolle Schönheit unserer Natur zeigen und klarmachen, wie wichtig der Schutz von Natur und Umwelt ist – wie etwa das Warscheneck. Die Grünen sagen dabei auch danke zu all jenen Menschen, die etwas ganz Besonderes für unser Land leisten. Dazu macht das Team um Rudi Anschober immer wieder Halt an Orten, an denen man sieht, was alles möglich ist, wenn sich Menschen gemeinsam mit viel Herzblut für die gute Sache einsetzen.

Das Porto übernehmen wir für Dich.

htig.

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Die Grünen Oberösterreich . Landgutstraße 17 . 4040 Linz . Tel. 0732/739400

Alle Details rund um die Tour „Damit Oberösterreich oben bleibt“ gibt’s ab 03. Juli unter ooe.gruene.at

 MARCO VANEK

E

s gibt einen Zusammenhang zwischen der Expansion der großen Saatgut- und Nahrungsmultis und dem Hunger in vielen ländlichen Gebieten des Südens. Philipp Salzmann von der Menschenrechtsorganisation FIAN gab Einblicke in die neuesten Entwicklungen. „Während der letzten 25 Jahre litten weltweit permanent zwischen 650 – 750 Millionen Menschen an Hunger – die Hälfte dieser Menschen waren und sind KleinbäuerInnen“, sagte Philipp Salzmann. Bei seinem Vortrag spannte er einen großen Bogen zwischen der politischen Situation der KleinbäuerInnen, den Expansionsbestrebungen der multinationalen Großkonzerne wie Nestle, Monsanto und Co, und dem Hunger in vielen ländlichen Gebieten des Südens. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist die Folge der Vernachlässigung der Landwirtschaft, sowohl in den Ländern des Globalen Südens selbst als auch in der Entwicklungszusammenarbeit: „Hunger ist etwas hochgradig Politisches und die Hauptursache der Ernährungsunsicherheit von KleinbäuerInnen ist deren politische und ökonomische Marginalisie-

rung!“, so Salzmann. Darüber hinaus ist Hunger weiblich – aufgrund von geschlechtsspezifischen Diskriminierungen sind 60-70 Prozent der global Hungernden Frauen und Mädchen. KleinbäuerInnen erhalten wenig Unterstützung, um ihren Zugang zu Land und Wasser zu verbessern. Sie bekommen kaum Zugang zu Beratungsdienstleistungen, zu Saatgut und Krediten. Preisschwankungen auf den Weltmärkten sowie Dürren und Überschwemmungen infolge des Klimawandels kommen verschärfend hinzu. Die großen, privaten Geldgeber, wie die Gates oder die Rockefeller Fundation geben vor, den Fokus auf die Förderung von KleinbäuerInnen zu legen. In Wahrheit fördern sie jedoch die Positionen und Interessen der Agrarindustrie. In diesem Zusammenhang sieht Salzmann die neuesten Tendenzen in der Entwicklungszusammenarbeit: Unter den Schlagwörtern „Wirtschaftspartnerschaften“ oder auch Public Private Partnerships verlagern sich immer mehr Initiativen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit in Richtung Agrar- und Ernährungsindustrie. So arbeitet die „Neue Allianz für Ernährungs-

Thomas Lohnes/Brot für die Welt

... und was damit die Saatgut- und Nahrungsmultis zu tun haben?

Die Ernährung der ländliche Bevölkerung ist bedroht, wenn große fruchtbare Flächen an ausländische Konzerne verkauft werden. sicherung“ – diese wurde an einem G8 Gipfel auf Initiative der Weltbank gegründet - eng mit Unternehmen wie Bayer, BASF, Monsanto, Nestle und Syngenta zusammen. Erklärtes Ziel dieser Initiativen ist es, das Wachstum der Landwirtschaft zu fördern und so einen Beitrag zur Ernährungssicherheit und zur „Bekämpfung der Armut“ zu leisten. De facto aber erschließen sie mit ihren Initiativen neue Märkte für die Agrarmultis – KleinbäuerInnen werden als KonsumentInnen der Produkte der Agrarindustrie gesehen; kleinbäuerliche Bedürfnisse und Interesse, Machtverhältnisse, die für die Ernährungssicherheit wesentlich verantwortlich zeichnen, allerdings ignoriert! Rechte der KleinbäuerInnen stärken? Der UN-Menschenrechtsrat hat im September 2012 ein Mandat zur Erarbeitung einer Erklärung für die Rechte von KleinbäuerIn-

nen und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten. Dieses wurde im Juni 2014 verlängert. FIAN und La Vía Campesina, der internationale Verband der KleinbäuerInnen, sind in diesem Prozess involviert. Salzmann erachtet diese Entwicklungen als wichtige Etappe der Demokratisierung des Ernährungssystems. Denn das bestehende Regelwerk ist im Hinblick auf die am stärksten vom Hunger Betroffenen nicht ausreichend. „In der UN-Erklärung würden zum einen bestehende Rechte systematisch zusammengeführt und andererseits neue Rechte festgeschrieben, die für eine selbstbestimmte bäuerliche Lebensweise und dementsprechend auch für die Sicherstellung der globalen Ernährung zentral sind!“

WEBTIPP  www.fian.at

#REIMON #BRÜSSEL

TTIP: Helft den AmerikanerInnen JETZT  REDEST DU!  ST. M HE RZ EN HA AS DU AU F DE EI BT. BL SAG UN S, W EN OB H ÖS TE RR EIC DA MIT OB ER

MICHEL REIMON BERICHTET AUS DEM EUROPAPARLAMENT

I

n die Diskussion um das Freihandelsabkommen TTIP mischen sich leider auch immer wieder unschöne antiamerikanische Töne – völlig zu unrecht. Es ist nämlich nicht so, dass da böse US-VerhandlerInnen unschuldige EuropäerInnen über den Tisch ziehen würden. Auch Konzerne auf EU-Seite haben massive Interessen, die zu hinterfragen sind. Erstens: Fracking. Die USA produzieren billiges Schiefergas und –öl im Überfluss und haben ein Exportverbot. Also gibt es dort ein Überangebot

und niedrige Preise. Europas Industrie will davon auch profitieren und verlangt ein Energiekapitel in TTIP, das das Exportverbot aufhebt – man will also Fracking-Gas und Öl im großen Stil über den Atlantik schippern. Zweitens: Finanzprodukte. Die USA haben nach der Finanzmarktkrise strenge Regulierungen für Finanzprodukte eingeführt – da darf nicht mehr jeder kleinen SparerIn eine mit Hegdefonds gehebelte Lebensversicherung mit „Traumrenditen“ angedreht

werden. Diese strengen Standards wollen europäische Banken und Versicherungen unterlaufen. Davor warnen die Konsumentenschützer in den USA. Zurecht. Drittens: Öffentliche Beschaffung. Behörden, Bundesstaaten und Kommunen in den Staaten unterliegen gesetzlichen Vorschriften, heimische Anbieter zu bevorzugen, z.B. durch den „Buy American Act“. Europas Industrie will in diesen riesigen Markt, besonders die Autohersteller drängen darauf. Das ist der

völlig falsche Weg, statt die US-Kommunen zu „knacken“ sollte lieber Europa die eigene lokale Beschaffung stärken. Das Match lautet also nicht USA gegen EU, es lautet Großkonzerne gegen BürgerInnen, auf beiden Seiten des Atlantiks. Wir sollten den AmerikanerInnen helfen, sich gegen TTIP zu wehren.

Michel Reimon ist seit Juli 2014 Abgeordneter zum Europäischen Parlament.Er berichtet regelmäßig von seiner Arbeit in Brüssel


BERNHARD STEINMAURER

SURRENDER FLITZER

BACK MA‘S

GREEN EVENTS

Der Johammer ist ein cooles Gefährt. Es ist bunt, leicht, recyclebar und es surrt, wenn man Gas gibt. Mehr über ein Motorrad der anderen – vielleicht auch besseren – Art, aus dem Mühlviertel auf Seite 10.

In der Bäckerei Gragger werden lern­ schwache und beeinträchtigte Jugend­ liche ausgebildet – Unternehmertum und soziales Denken gut kombiniert. Seite 11

In Oberösterreich berät das Klima­ bündnis wie große und kleinere Events umweltschonend und klimafreundlich organisiert werden können. Seite 15

.87 AU S GG AAN GB| ES O MNM ERR 2 015

MAGAZIN IN

M AG A Z

18 . JA H R

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Konzerte, Kurzfilmwanderung, Kabarett, private Feiern, Kunstmärkte, Handicap-Disco, ein Jugendzentrum und vieles mehr. Das OKH Vöckla­bruck geht neue Wege in der regionalen Kulturarbeit. Die Vereins­ sprecherin Jolanda de Wit im Gespräch.

KARIN HACKL

Eine urbane Insel im alten Krankenhaus

TEXT BIRGIT BERGHAMMER

M

ehrere Anläufe, die Gründung eines Trägervereins 2008 mit tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden für die Konzepterstellung, eine Demonstration „Fußmarsch der Maroden“ 2010 und eine erfolgreiche Bausteinaktion 2011 mit 20.000 € für eine Minimaladaptierung später – das alles ging der Eröffnung des OKH – dem offenen Kunst- und Kulturhaus im Mai 2012 voran. Die Geschichte bot sogar ausreichend Stoff für den Dokumentarfilm „freiräumen“ von Andreas Kurz.

OKH VÖCKLABRUCK Die Anzahl aktiver Kulturvereine rund um Vöcklabruck war bereits bei der Gründung eine hohe. Doch es fehlten Räumlichkeiten, um all das Potential auch sichtbar zu machen. „Mehrere Tausend Stunden Konzeptarbeit wurden ehrenamtlich für das Kulturhaus investiert. Nach einer Bausteinaktion und einer Demonstration gab die Politik Grünes Licht für eine Minimaladaptierung des heutigen OKHs. 2013 erhielt der Verein den kleinen OÖ Landespreis für initiative Kulturarbeit. Mit rund 5.000 Gästen an 60 Veranstaltungstagen war die vergangene Spielsaison bisher die erfolgreichste. www.okh.or.at

Das Gebäude selbst ist vielen in der Region gut bekannt: Das alte Krankenhaus, genauer gesagt jener Teil, der Ende der 1920er Jahre vom Großindustriellen Hans Hatschek in Auftrag gegeben wurde. Es gehört von seiner Architektur her zu den besonderen Bauten in Oberösterreich. Das OKH Vöcklabruck wird ehrenamtlich durch eine breite Zusammenarbeit unterschiedlichster Kulturinitiativen und kulturinteressierter Einzelpersonen aus der Region getragen. Die Interessengemeinschaft „Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck“ ist seit dem Jahr 2007 als gemeinnütziger Verein organisiert. 2013 erhielt der Verein den kleinen OÖ Landespreis für Initiative Kultur­ arbeit. Mit rund 5.000 BesucherInnen an 60 Veran­staltungstagen war die letzte Spielsaison bisher die erfolgreichste. Seit der Eröffnung im Mai 2012 hat sich ja einiges getan? Was gibt es Neues? War das Haus anfänglich nur im Sommer be­

spielbar (auf Grund fehlender Heizung), können wir nun seit Anfang dieses Jahres auch im Winter Programm anbieten. Gerade hat auch das Jugendzentrum „youX“ im OKH seinen Platz gefunden und auch der Einzug von OTELO – dem Offenen Technologielabor – ist in weiterer Folge geplant. Wir sind uns sicher, dass sich dadurch modellhafte Synergien zwischen Kunst, Technik und Jugendarbeit ergeben werden.

Malerpinsel oder der Klobürste in der Hand, an anderen Tagen schreibt man Anträge oder führt Gespräche mit Vertreter/innen der Politik. Klar, man investiert sehr viel Zeit und Energie – man bekommt aber gleichzeitig auch so viel positives Feedback zurück. Das lässt einen nicht so schnell los!

Zusammenarbeit und Vernetzung zieht sich wie ein roter Faden von Beginn an bis heute durch. Die gesamte (bisherige) Arbeit wird durch eh- Geht es ohne nicht? renamtliches Engagement der Mitglieder ge- Das OKH ist als Kooperationsprojekt angelegt tragen. Es ist beeindruckend, wie viel Engage- und lebt davon! Wer in einer ländlichen Region ment von Seiten so vieler Menschen dem OKH Zugang zu Zeitkultur haben will, muss sie meigegenüber investiert wird. Wie gelingt das? stens selbst schaffen. Schließlich sind wir keiProjekte dieser Größenne Großstadt. Für mich ordnung stemmt man heißt das: Weniger Annur gemeinsam! Das gebot fördert kreativere PROJEKTE DIESER GRÖSSEN­ Ehrenamt lebt hauptIdeen bzw. Formate – ORDNUNG STEMMT MAN sächlich von der Überund eben auch die Zuzeugung der Beteiligten sammenarbeit. NUR GEMEINSAM. – der Überzeugung, Publikum wie Nutzerdass das was man tut, wichtig ist. Zudem hat das Haus über die Jah- gruppen des OKH decken mittlerweile eine re eine starke Anziehungskraft entwickelt. Die breite Palette der Bevölkerung: Was denkst du Auswirkungen des eigenen Handelns zu spüren macht euch gerade für Junge so attraktiv? und damit einen persönlichen Beitrag zu einem Wir bezeichnen das OKH gerne auch als „urbane kulturellen Gemeingut leisten zu können: Das Insel“, weil dort Raum für verschiedenste kultusind neben der Wertschätzung grundlegende relle Nischen geschaffen wurde und dort auch Aspekte für eine gelungene und kontinuierliche ein gewisser Lifestyle gelebt werden kann, den man sonst nur in der Großstadt findet. Das macht Vereinsarbeit. das Haus attraktiv, besonders auch für Jüngere Du bist Sprecherin des Vereins. Was ist deine und jung Gebliebene. Das sieht man vor allem, Motivation? wenn Menschen, die gerade vom Studieren oder Ich finde es unglaublich spannend diesen Pro- Arbeiten in der Großstadt wieder in der Region zess zu begleiten. Ich kann einem Kulturhaus landen, einen buchstäblichen Hunger nach kultubeim Wachsen zusehen! An einem Tag mit dem rellem Austausch mitbringen.


MAGAZIN: NEUE WEGE

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Surren statt knattern Herr Hammerschmid, wie kommt es zu so einem Motorrad? Es ist bunt, es ist leicht, recyclebar und es surrt, wenn man Gas gibt.

BERNHARD STEINMAURER

TEXT BERNHARD STEINMAURER

S

eit 2014 sind die Johammer-Motorräder als Serienmodell verfügbar. Erdacht und gebaut wurden sie im Maschinenbau-Betrieb des Bad Leonfeldners Johann Hammerschmid. Eine Johammer ist kein herkömmliches Fahrzeug, in keiner Weise. Das Design ähnelt einem schnittigen Käfer und es fährt mit Strom. Fährt man irgendwo vor, erntet man interessierte Blicke und man kommt mit den Passanten ins Gespräch – alle wollen Näheres über die ungewöhnlichen Gefährte erfahren. Eigentlich wollte Hammerschmid ein schnelles Fahrrad bauen. Mit Motorradfahren hatte er nichts am Hut. Doch aus dem Fahrrad wurde nichts. Heute wirft sich der Firmenchef an den Wochenenden in die Motorrad-Kluft und führt mit Gleichgesinnten sein Baby im kurvigen Mühlviertler Straßennetz aus.

www.johammer.com/

Begonnen hat alles 2009. Hammerschmid war mit seiner Firma als Autozulieferer aktiv und kennt daher die herkömmliche Produktionswelt sehr gut. Dann wurde man aufmerksam auf das FahrzeugProjekt eines Schweizer Teams rund um die Entwickler des Smart. Hammerschmid dockte dort an und als dieses Projekt einschlief, stürzte er sich auf sein eigenes Fahrzeug. Die Prämisse war: Es soll recylebar, wirtschaftlich in kleiner Losgröße herstellbar und wartungsfrei sein. Aus der ursprünglichen Idee des rasenden Fahrrades entstand dann die Johammer. Die Johammer bringt rund 178 Kilogramm auf die Waage, hat mit 22 PS genügend elektrische Reserven und kostet so viel wie eine Harley. Der Akku reicht für 200 Kilometer. „Ein Produkt ist immer die Blüte einer Arbeitskultur“, ist der Maschinenbauer überzeugt und damit auch stolz auf sein Produkt. Warum gerade er dieses Motorrad entwickeln und auf den Markt bringen konnte: „Es ist das Entwicklergen und ich muss etwas machen, was mir persönlich etwas gibt“, sagt er. Gerade die herkömmliche Arbeitskultur ist dem Leonfeldner ein Dorn im Auge. „Mir ist klar, dass

die Massenproduktion schlecht für den Menschen ist“. Arbeit solle persönliche Weiterentwicklung sein und nicht nur die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Dies spielte auch konkret bei der Entwicklung seiner futuristischen Straßenmaschine, beim gesamten Design, eine Rolle. Die Vorgabe der geringen Losgröße bei der Produktion war damit einerseits wirtschaftlich sinnvoll und traf auch Hammerschmids Sicht der Arbeitswelt. „Wir wollten nicht einfach einen Elektromotor in ein Motorrad einbauen, sondern das Konzept für die Zukunft neu denken“, erklärt er. Er verweist als historisches Beispiel auf Carl Benz, der seinen Motor zuerst in eine Kutsche einbaute. Das war zwar für die damalige Zeit in Ordnung, aber ein Auto hatte er damit noch nicht. Wie geht es mit der Johammer weiter? „Wir wollen jetzt einen Markt dafür finden und suchen sowohl finanziell wie auch vertriebstechnisch Partner oder Investoren“, berichtet Hammerschmid. In der Zwischenzeit bietet er geführte JohammerTouren an, wo Interessierte das Gefährt und das alternative Zukunftsfahrgefühl kennen lernen können. Die Aufmerksamkeit ist ihm bei diesen Ausfahrten sicher.

Auf Tour mit dem E-Motorrad

D

der Spruch. Statt dem satten Knattern der mit Benzin betriebenen Verwandten hört man das leise, hochfrequente Surren des Elektromotors. Der Antrieb sitze direkt im Hinterrad. Die Gangschaltung fehlt, dafür zieht der Motor den hippen Untersatz in einem Zug von Null auf Hundert.

Was bei der Fahrt auf der kurvigen Strecke durch das Mühlviertler Aisttal sofort auffällt ist

Die Sitzposition auf der Johammer ist zwar nicht die bequemste und großgewachsen Testfahrer könnten schon mal fluchen, dafür kommt man in den Genuss eines flotten und leichten Fahrgefühls. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h ist es für Piloten mit A1-Führerschein zugelassen.

er Gashebel fühlt sich wie gewohnt an, und doch ist er besonders. Ein Dreh nach unten beschleunigt das Motorrad. Gebremst wird allerdings meist ebenfalls mit dem Gasgriff: Die Gegenbewegung verlangsamt das Fahrzeug und die Bremsenergie lädt gleichzeitig den Elektromotor auf. Auch wenn ein vollwertiges konventionelles System mit Vorder- und Hinterbremse vorhanden sind, im normalen, gemäßigten Fahrbetrieb benötigt man dieses nur selten.

Fundbüro Einfach gut leben – Hinweise und Empfehlungen Schmex – die Almdudlernative 50 Jahre lang ließ die Firma Klein ihren Almdudler von mehr als einem Dutzend meist kleinen Firmen in ganz Österreich abfüllen. So auch von der Firma Salcher in Reichraming. Von heute auf morgen kündigte Klein die Verträge und vergab sie exklusiv an Coca Cola Hellenic mit Sitz in Athen. Doch die kleinen Abfüller gaben nicht auf, sondern gingen in die Offensive und kreierten unter dem Namen Schmex eine eigene Limonadenschiene. Ihre erste Kreation war eine Kräuterlimonade, die sich zur wohlschmeckenden regionalen Alternative zum zwischenzeitlich globalisierten und picksüßen Trachtenoriginal entwickelte. Neben der Kräuterli-

mo gibt es seit kurzem viele andere Geschmacksrichtungen: Apfelsaft und Orangenektar, aber auch Blutorange, Limette oder Grapefruit und sogar ein Schmex-Cola. Eigensinnig ist auch die Vertriebspolitik: alle diese Kracherl gibt es nicht bei Spar, Billa und Co, sondern nur beim Wirt oder der Wirtin um die Ecke und in kleinen – von den Schmex-Partnern persönlich ausgesuchten – Lebensmittelgeschäften. Aber da darf der Umsatz auch nicht allzu groß werden. (mv) schmex.at

Mit mehr Biss – Biopilze aus Oberösterreich Die biologische Pilzzucht ist aufwändig und schwierig. Daher gibt es nicht viele heimische AnbieterInnen. Seit kurzem stellen sich zwei bäuerliche Betriebe aus Oberösterreich dieser Herausforderung: die Familien Holzinger aus Aspach (Bio-Champi-

gnons) und Grück aus Neuzeug (Bio-Pilze). Was ist das besondere bei der biologischen Pilzzucht: Alle verwendeten Rohstoffe, aus denen der Pilz seine Nährstoffe zieht, sind natürlich. In den Zuchträumen wird meist Bio-Kompost und Stroh als Unterlage eingesetzt. Obwohl die biologische Pilzzucht sehr hohe hygienische Anforderungen stellt, werden keine chemischen Desinfektionsmittel und Pestizide verwendet. Im Bio-Anbau setzt man stattdessen zur Keimabtötung auf heißen Wasserdampf. Der Unterschied: sie schmecken intensiver, sind zudem länger haltbar und die Pilze behalten nach der Zubereitung noch ihren Biss. Die Bio-Pilze gibt es im NETs.Werk und direkt bei den Erzeugern. (mv)  netswerk.at/ NETWERK

WEBTIPP

„Wir können mit der Johammer nicht unbedingt die primitiveren männlichen Emotionen ansprechen“, sagt Hammerschmid, „dafür ist dieses Produkt aber viel weiter gedacht“. Tatsächlich: Wer es laut und groß haben will, greift dann wohl eher zur Harley oder zur Vierzylinder. In der Johammer steckt hingegen der ökologische, nachhaltige Gedanke mit Blickpunkt auf das Neue und die Zukunft.

SCHMEX

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MAGAZIN: NEUE WEGE

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

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Back ma’s an In der Bäckerei Gragger in Ansfelden sind Unternehmertum und soziales Denken kein Gegensatz. Hier werden lernschwache und anders beeinträchtigte Jugendliche ausgebildet. TEXT BERNHARD STEINMAURER

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Entstanden ist das Projekt 2007. Damals interessierte sich ein Mädchen für eine integrative Lehre. Bäcker Helmut Gragger fand die Idee gut und rief gemeinsam mit der Caritas „Backma’s“ ins Leben. Im September 2008 fiel der Startschuss und die ersten Lehrlinge nahmen ihre Arbeit unter der Leitung von Klaus Adelsmayr auf. Handwerk trotz Leseschwächen Warum lässt sich der Bäckermeister für sein Unternehmen auf lernschwache oder anders beeinträchtigte Jugendliche ein? „Wir können so den Betrieb entschleunigen und wir schaffen auf diese Art und Weise unseren eigenen Nachwuchs“, sagt Gragger. Als Bio-Bäckerei achtet der Betrieb auch auf ein nachhaltiges Energiekonzept: Die beiden Holzöfen sind ein zentraler Bestandteil im Gebäude und auch im Marketingkonzept. Erfolgreiches Unternehmertum und soziales Denken ist hier in Ansfelden kein Gegensatz. Das System sei deshalb einzigartig, da Nachhaltigkeit und marktwirtschaftliches Handeln zusammentreffen und durch den Schwerpunkt auf Handarbeit die Auszubildenden die Möglichkeit hätten, das Handwerk umfassend zu erlernen. „An einzelnen Maschinen in Großbäckereien kann man dann jederzeit eingeschult werden, aber die Basis des Bäckerei-Handwerks geben wir den jungen Leuten mit“, sagt Gragger. Während untertags die Lehrlinge ihrer Arbeit nachgehen, läuft nachts die Produktion an den Holzöfen auf vollen Touren. Dann wird auch auf Produktivität Wert gelegt. Beides lässt sich gut vereinbaren. Die Lehrlinge sind jedenfalls zufrieden und ihren Betreuer Klaus Adelsmayr sehen viele Schützlinge wie einen zweiten Papa an.

Bäcker Helmut Gragger vereint soziale und unternehmerische Interessen.

tuationen. „Oft fehlt der familiäre Rückhalt oder es gibt andere Beeinträchtigungen, da sind die Jugendlichen beim Erwachsenwerden auf uns angewiesen“, erklärt Wolfgang Scheidl, der für das Projekt „Backma’s“ bei der Caritas zuständig ist. „Oft geht es um ganz elementare Dinge, wie der richtige Umgang mit dem eigenen Geld“, erklärt Scheidl. Eine Mitarbeiterin der Caritas bietet eigens für die Gragger-Lehrlinge pädagogische Unterstützung und Lernunterstützung an. Die Jugendlichen haben in der gesetzlich geregelten „integrativen Lehrlingsausbildung“ bis zu vier Jahre Zeit für ihren Abschluss. Es besteht auch die Möglichkeit einer Teilqualifizierung bei Schwächen in bestimmten Bereichen. Dann wird dieser Bereich bei der Lehrabschlussprüfung aus­ gespart, was auch im Zeugnis aufscheint. Der Betroffene ist in diesem Fall offiziell zwar kein Geselle, kann aber im jeweiligen Gewerbe trotzdem seinen Beruf ausüben.

Island. Die Initiative in diesen Ländern käme meist aus dem sozialen Bereich, erklärt Scheidl. Nächste Woche reisen er und Bäckermeister Gragger in den Senegal. Da in Gebieten wie diesen aber oft das staatliche Förderwesen kaum entwickelt ist, kommt der unternehmerische Aspekt zum Tragen. „Die Energiekosten sind in solchen Ländern oft ein größerer Faktor als die Arbeit selbst“, erklärt Gragger, „daher ist unser Konzept des Holzofens und der reinen Handarbeit ideal“. Letztendlich sollen sich die Bäckereien in diesen Ländern auch wirtschaftlich DIE JUGENDLICHEN HABEN selbst erhalten können.

IN DER INTEGRATIVEN LEHRLINGSAUSBILDUNG BIS ZU VIER JAHRE ZEIT.

Das Gragger-Modell geht in den Export

Im Senegal ist Holz äußerst knapp, Gragger und seine Mitstreiter haben daher auch andere Brennstoffe mitgedacht und es gibt sogar schon das Konzept einer Solarofen-Bäckerei. Dies würde sich allerdings nur für Brotsorten in der Art des Pumpernickels eignen, da die üblich hohen Temperaturen eines Backofens mit Solarstrom nur schwer und sehr kostenintensiv erreicht werden könnten.

Mittlerweile hat sich das Modell der sozialen Lehrlingsausbildung in Kombination mit der Holzofenbäckerei zum Exportschlager entwickelt. Gragger und Caritas betreuen Projekte in Ländern wie Serbien, Bulgarien, Bosnien, Albanien oder sogar ein Dorf im Senegal. Eine Anfrage kam sogar aus

Im Stock über der Backstube arbeiten die KonditorInnen. Hier sind drei der derzeit neun Lehrlinge beschäftigt. Es entstehen Plundergebäck, Torten und andere süße Versuchungen. Die Jugendlichen selbst sind jedenfalls sehr zufrieden und würden das Projekt jederzeit weiterempfehlen.

BERNHARD STEINMAURER

Die Caritas selbst sorgt für soziale Kompetenzen und unterstützt die Lehrlinge in schwierigen Si-

BERNHARD STEINMAURER

s riecht nach Mehl und Brot, in der Backstube erzeugt der große Holzofen eine trockene Wärme. An der Traunuferstraße in Ansfelden führt Bäcker Gragger seinen Betrieb auf besondere Art und Weise: Bei ihm durchlaufen Jugendliche, die sonst kaum einen Ausbildungsplatz finden würden, ihre Bäcker- oder Konditoren-Lehre. Bis zu zehn Lehrlinge arbeiten hier im Rahmen des von der Caritas mitbetreuten Projektes „Backma’s“. Die Erfolgsquote ist hoch – fast jede/r schafft seinen/ihren Lehrabschluss und kommt danach beruflich unter.

Klaus Adelsmayr ist für die fachliche Ausbildung zuständig, er und Bäckerlehrling Sven am Holzofen.

Derzeit sind 9 Lehrlinge mit Beeinträchtigung im Betrieb tätig, drei davon als Konditoren.

Mittlerweile betreuen Gragger und die Caritas ähnliche Projekte in Südosteuropa und sogar im Senegal.


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MAGAZIN: NEUE WEGE

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Kooperativ statt einsam Die Genossenschaft entwickelt sich zum Wirtschaftsmodell der Zukunft. Spannende Unternehmensräume und regionale Versorgungsstrukturen können sich so besser entwickeln, erläutert Marianne Gugler von der Otelo Genossenschaft optimale Unternehmensform und die Leute sind wieder auf sich allein gestellt, um als EPU unternehmerisch tätig zu sein mit all den Nachteilen.“

TEXT HEIDI OBERMAIER

Lokale Ökonomie fördern

D

Gründungsgruppe Otelo eGen

ie Otelo eGen entstand aus Otelo Gruppen in Oberösterreich und der Zusatz eGen bedeutet ganz einfach „eingetragene Genossenschaft“. Die Entstehung war ein bunter und anregender Prozess.

OTELO

INFOS Marianne Gugler www.gugler.org www.otelo.or.at

OTELO

So haben einige Otelo-Aktive die Suche nach einer Unternehmensform begonnen, die das gemeinschaftliche, demokratische und kooperative Prinzip eines Otelo-Vereins am besten abbildet.

„Otelo Standorte bieten Leuten die Möglichkeit Dinge zu tun, die sie gerne tun. Es ist ein offener Raum für Kreatives, Lustvolles und Experimentelles, wo es nicht um Verwertbarkeit im monetären Sinn geht“, so beschreibt Marianne Gugler ein Otelo, das „Offenes Technologie Labor“. Und weiter: „Dabei entstehen mitunter Dinge, die auch wirtschaftlich verwertbar sind, wie z.B. Handel mit 3D-Druckern. Dafür ist aber ein Verein nicht die

„Genossenschaften verfolgen ideelle und wirtschaftliche Ziele und haben ein demokratisches Prinzip: üblicherweise ein Kopf eine Stimme. Ziel einer Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder und sie hat kapitalneutralisierende Wirkung“, erklärt Marianne Gugler die Prinzipien einer Genossenschaft. Im Verlauf der Wirtschaftskrise hat sich gezeigt, dass Genossenschaften und insbesondere Genossenschaftsbanken diese Krise besser überstanden haben als andere. Begründet wird dies mit der jährlichen Berichterstattungspflicht gegenüber den Mitgliedern und den Prinzipen von Trans­ parenz und Gemeinschaftlichkeit.

Bei einer Tagung des Lebensministeriums im Herbst 2012 „Wachstum im Wandel“ haben die InitiatorInnen der Genossenschaft und Marianne Gugler zufällig entdeckt, dass sie ein gemeinsames InteresGENOSSENSCHAFTEN HABEN Regionalentwicklung se haben. Die einen waren auf der Suche DIE WIRTSCHAFTSKRISE BESSER nach Knowhow über 2012 war das internationale ÜBERSTANDEN ALS ANDERE GenossenschaftsgrünJahr der Genossenschaften UNTERNEHMENSFORMEN. dung und die andere der UNO und 2013 wurden nach einem Genossenauch die EU-Mitgliedsschaftsprojekt für ihre staaten vom EU Parlament Forschung, da sie ein Masterstudium für Gemein- aufgefordert Genossenschaftsgründungen zu wesenentwicklung in München macht. Ein Teil un­ter­stützen. Der Grund liegt darin, weil sie den davon widmet sich eingehend dem Genossen- sozialen, wirtschaftlichen und regionalen Zusamschaftswesen zur Förderung lokaler Ökonomie. menhalt stärken und so zur Überwindung der Krise beitragen können. Genossenschaftliche Prinzipien „In Österreich gibt es sehr wenig Wissen über In eineinhalb Jahren haben sie das Modell der Be- Genossenschaften und Otelo eGen teilt gerne schäftigtengenossenschaft entwickelt, bei dem ihr Wissen über kooperatives Wirtschaften. Wir die UnternehmerInnen auch die ArbeitnehmerIn- bieten dafür auch Beratung und Unterstützung.“, nen sind. 2014 hat die Otelo eGen ihren Betrieb berichtet Marianne Gugler weiter. „Derzeit wanaufgenommen. Da in Österreich jede Genossen- dern gebildete junge, kreative Menschen aus den schaft Mitglied eines Revisionsverbandes sein Regionen ab, weil sie attraktive Strukturen sumuss, hat die Otelo eGen mit einem der beiden chen, um ihre Potentiale zu leben und gestaltend möglichen Verbände gegründet und zwar dem tätig zu sein. Mit Genossenschaften können spanRaiffeisenverband OÖ. Der andere ist der Öster- nende selbstorganisierte Unternehmensräume reichische Genossenschaftsverband ÖGV, zu dem und regionale Versorgungsstrukturen geschaffen die Volksbanken gehören. werden.“

Mitgliederaktion Spezielle Vorteile für Grüne Mitglieder KULTUR Moviemento u. City Kino Linz Dametzstraße 30, 4020 Linz www.moviemento.at Vorteil für Grüne Mitglieder: Freikarten (Mindestens halbjährlich werden 10 Freikarten unter Grünen Mitgliedern verteilt.)

GREEN CARD Grüne Mitglieder genießen spezielle Vorteile bei mittlerweile 39 ökologisch und sozial wirtschaftenden Betrieben und bei acht kulturellen NahversorgerInnen in ganz Oberöster­ reich. In dieser Ausgabe stellen wir Mitgliedsfirmen der Kategorie Kulturinitiativen und Betriebe vor. Die Liste mit allen Mitglieds­organisationen finden Sie unter ooe.gruene.at/ mitmachen/mitglied-werden

10er Haus - Galerie Kirchengasse 10, 4810 Gmunden www.galerie-10erhaus.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 Prozent Rabatt (auf alle Einkäufe)

MODE & BEAUTY LightWear – natur fair tragen Fachgeschäft für bio-faire Mode Vorstadt 8,

4840 Vöcklabruck Tel.: 07672 – 72 1 27 office@lightwear.at www.lightwear.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 5 % Ermäßigung auf das gesamte Sortiment Sanfte Pflege „Gute Laune“-Parfümerie für Naturkosmetik Rathausgasse 2, 4020 Linz Tel.: 0732 – 78 20 73 parfumerie@ sanfte-pflege.com www.sanfte-pflege.com Vorteil für Grüne Mitglieder: 5 Prozent Rabatt (auf alle Einkäufe)

COACHING Markus Pühringer – Supervision, Coaching und Moderation Steingasse 17, 4040 Linz

www.markuspuehringer.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10% Ermäßigung auf alle Angebote WERIPOWER – COACHING & TRAINING mit :) – Faktor / Ulrike Feichtinger Traunsteinstraße 52, 4810 Gmunden T 0650 46 04 103 E u.feichtinger@weripower.at W www.weripower.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 % Rabatt für das Coaching-Angebot Einzel- und Team-Coaching, CoachingWorkshops

ESSEN & TRINKEN Eine Welt Laden Heinz Grand Schlossergasse 2-4, 4070 Eferding Vorteil für Grüne Mitglieder:

5 Prozent Rabatt auf alle Einkäufe (Lebensmittel, Kaffee, etc.) 10 Prozent Rabatt auf alle anderen Artikel (Kunsthandwerk, Geschenke, etc.) NETs.werk Hörsching Mühlbachstr. 148, 4063 Hörsching Tel.: 0660 – 650 43 27 e: kontakt@hoersching. netswerk.at w: hoersching.netswerk.at Bio-regio-faires Einkaufen für nachhaltigen Konsum und Lebensstil. Online bestellen und Freitag nachmittag abholen Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 Prozent Ermäßigung auf alle Artikel oXXenhof in Schärding Restaurant - Bar - Wein

Ludwig Pfliegl Gasse 23, 4780 Schärding www.oxxenhof.at Vorteil für Grüne Mitglieder bei Vorlage der Greencard: 10% auf die Gesamtrechnung bei jedem oXXenhof Besuch (ausgenommen Sonder­ aktionen und Zigaretten).

GARTEN & WOHNEN IFAU – Institut für Angewandte Umweltbildung, Technisches Büro für naturnahe Freiraumgestaltung Wieserfeldplatz 22, 4400 Steyr; www.IFAU.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 prozentige Ermäßigung auf alle Kurse und Seminare von IFAU BAU SPEZI Bauberatung – Energieberatung


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OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

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Pappendeckel aufgemöbelt Möbel sind nicht aus Pappe, sondern nur darin verpackt? Papperlapapp! Die papplab GmbH baut aus dem Recyclingprodukt ökologische Designer-Möbel.

Hinterberger, Stelzer & Wipplinger Das erste Möbelstück war ein Hocker, genannt Hinterberger – nachgefragt wird er unter anderem für Firmenevents und Festivals. Das Möbelsortiment ergänzt um das Regalsystem Staudinger, dessen schlankes Geschwisterchen Jelinek für Bücher, die passenden Schubladen Nimmervoll und Kramar, den Couchsessel Lehner und den Couchtisch Stelzer. Die Sitzbank Langeder kann neuerdings aufgestellt und mit einer Tischplatte versehen zum Stehtisch Stöllinger umfunktioniert werden. Eine Buchhandlung in Wien wurde ebenso vollständig von papplab ausgestattet wie der Weltladen in Gallneukirchen oder die WEARFAIR-Messe in Linz. Derzeit ist die Einrichtung für einen Spielzeugladen in Arbeit. In so manchem Kindergarten ist das Papp-Schaukelpferd Wipplinge“ begehrtes Spielzeug. „Wir denken auch vermehrt über die Entwicklung von

Sacharowweg 2/18, 4030 Linz T 0660 67 61 760 E bau-spezi@gmx.at W www.bau-spezi.at Vorteile für Grüne Mitglieder: Kostenloses Erstgespräch zu den Themen Neubau, Energiesparen durch Renovierung im Altbau und erneuerbare Energiegewinnung 10% Rabatt auf alle Baustoffe und Sanitärartikel aus dem Standard-Sortiment Technisches Büro DI Kumpfmüller Landschaftsgestaltung Tulpengasse 8A, 4400 Steyr T 07252 77 727 E markus@kumpfmueller.at W www.kumpfmueller.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 Prozent Ermäßigung (für Planungs- und Beratungshonorare) Towanda Frauentischlerei Zamenhofstraße 1, 4020 Linz www.towanda.co.at

Mit der KURTL-Serie möchte papplab einen nachhaltigen Lebensstil unterstützen. Die Möbel sind aus recyceltem Papier und können dem Kreislauf sortenrein wieder zugeführt werden. In punkto Belastbarkeit können die Pappmöbel mit Möbelhausware durchaus mithalten. Ein Schwachpunkt ist Feuchtigkeit. Ein verschüttetes Glas, schnell weggewischt, ist unproblematisch. Kritisch sind Regen oder feuchter Rasen. Die Möbel sind für Innenräume gedacht. Der größte Vorteil – neben dem ökologischen Aspekt – ist die günstige Transportierbarkeit durch geringes Gewicht und Volumen. Zusammengesteckt werden die Möbel erst vor Ort. Zum Aufbau sind weder Werkzeuge noch Nieten, Klammern oder Kleber nötig.

papplab-Geschäftsführer Christoph Außerwöger (li) und Wodo Gratt (re) am neuen Stehtisch „Stöllinger“.

logische und soziale Ausrichtung von papplab setzt sich in kleinen Dingen fort: Ökostrom und Fairtrade-Kaffee beispielsweise sind selbstverständlich. Seit Februar diesen Jahres ist papplab Klimabündnisbetrieb. Gefeiert wurde das im neu eröffneten Schauraum, der in einem adaptierten GärtnereiGlashaus untergebracht ist. Man wollte nichts Neues bauen, sondern auf bestehende Strukturen zurückgreifen. Irgendwie passt das zu dem auf den Hinterberger-Hocker aufgedruckten Spruch: „Ihr werft mich weg, ist mir egal, ich komme wieder, hundert mal.“

„Unsere Firmenkundschaft schätzt, dass die Möbel bedruckt werden können“, sagt Christoph Außerwöger (33), zweiter Inhaber und betriebswirtschaftlicher Geschäftsführer des Unternehmens. Der studierte Finanzmanager vervollständigt das Team seit dem Firmengründungsjahr 2013. Gut fürs Klima Die papplab GmbH entwickelt, wirbt und vertreibt. Produktion und Logistik sind an oberösterreichische Betriebe ausgelagert. „Kurze Transportwege waren uns wichtig. Und die Wertschöpfung sollte in Oberösterreich bleiben“, sagt Christoph. Lagerung und Versand wurden an ATZ-Logistik vergeben, einer Werkstätte des Vereins pro mente, der Menschen mit psychischen und sozialen Problemen ins Arbeitsleben reintegriert. Die öko-

Vorteil für Grüne Mitglieder: Ein passendes Geschenk zu jedem Auftrag Ingenieurbüro für Messtechnik – DI FH Christoph Berger Pettenfirst 25, 4842 Zell/Pettenfirst T 07676 8267 E info@ib-messtechnik.at W www.ib-messtechnik.at Sicher und gesund durch Elektrosmog-Prävention am Schlafplatz und Arbeitsplatz Vorteil für Grüne Mitglieder: 10% Ermäßigung auf elektrobiologische Arbeitsplatzund Schlafplatzmessungen Personal Gardener Neudorf 44, 4845 Rutzenmoos Tel.: 07672 – 22 060 personal-gardener@ gartendesign.at www.gartendesign.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10% Rabatt auf heimische, winterharte Bäume,

Sträucher und Stauden 5% Rabatt auf alle Gartenprodukte und kostenlose Gartenberatung im Garten­ designcenter ENTERA Consult – Ihr Partner für einen gesunden Lebensraum Haydnstr. 20b, 4614 Marchtrenk Tel.: 0699 – 121 272 46 e: office@entera.at w: www.entera.at Durch aktive Innenraum- und Außenraumgestaltung werden positive Auswirkungen auf alle grundlegenden Lebensbereiche erzielt. Vorteil für Grüne Mitglieder: 10% Honorarrabatt

ENERGIE AAE Naturstrom Vertrieb GmbH 9640 Kötschach 66 www.aae.at Vorteil für grüne Mitglieder: einmalige Gutschrift für 100 kWh Freienergie bei

Umstieg auf Naturstrom Formular zum Umstieg: www.aae.at/html/ Vertrag_Haushalt.PDF ING. PETER SCHEIBLHOFER – Technisches Büro für Energie und Umweltschutz H 0699 10 83 21 30 E office@tb-scheiblhofer.at W www.tb-scheiblhofer.at Vorteil für Grüne Mitglieder: 10 Prozent Rabatt auf alle Honorare

VERMISCHTES eMoC GmbH – eMotionCompetence Klimtstraße 2, 4060 Leonding www.emoc.at Mobilitätslösungen im Bereich (E-)Bikes und Elektrokleinfahrzeuge, Fitness- und Freizeitgeräte und Mobilitätsbehelfe (Rollstühle, Treppenlifte, etc.) –Service, Reparatur und Verkauf Vorteil für Grüne Mitglieder:

WEBTIPPS Papplab GmbH:  www.papplab.at KURTL-Webshop:  www.kurtl.com

KURTL.COM

Im Rahmen der Ars Electronica 2010 verbaute er 6000 Quadratmeter Pappe in der Linzer Tabakfabrik. Nach Ausstellungsende landete ein Teil im Papiercontrainer, die Papp-Sitzmöbel aber wurden im Rahmen einer Auktion versteigert. „Danach meldeten sich immer wieder Leute, die Pappmöbel kaufen wollten.“ Die Idee, in Serie zu produzieren, begann zu keimen.

Hält die Pappe? GUDRUN TROPPMANN

B

ei „Pappe“ denkt unsereins zuerst einmal an Verpackungen. Anders der Tischler und Künstler Wodo Gratt (40), Mitinhaber und künstlerischer Geschäftsführer des in Ottensheim ansässigen Unternehmens papplab: Für ihn hat sich das aus Recyclingpapier bestehende Material im Möbelbau bewährt.

Kinderzimmermöbeln nach“, sagt Christoph. „Die braucht man nach einer begrenzten Zeit nicht mehr, was für recycelbares Material spricht. Außerdem eignet sich Pappe gut zum Bemalen und Bekleben.“

GUDRUN TROPPMANN

TEXT GUDRUN TROPPMANN

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 ooe.gruene.at/mitmachen/ mitglied-werden


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POTPOURRI

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Grün statt verdrossen

TAMARA GEYERHOFER

David Stögmüller ist seit eineinhalb Jahren Bezirkssprecher der Grünen im Bezirk Braunau. Die Jungen Grünen sind für ihn der Beweis dafür, dass jugendliche Politikverdrossenheit kein Muss ist.

MEIN STECKBRIEF Geboren in Ried im Innkreis, aufgewachsen in Riedau im Bezirk Schärding. Von Beruf Rettungssanitäter. Meine Schullaufbahn war nach der Volks- und Hauptschule die Tourismusschule in Bad LeNUR SUDERN UND onfelden und anschließend die JAMMERN GEHT GAR NICHT. Tourismusschule mit Sportzweig in Bad Ischl. Als ich mich für den Zivildienst entschieden habe, fiel die Entscheidung, zum Roten Kreuz zu gehen, relativ leicht. Dass ich dort mehr als sechs Jahre arbeiten werde, habe ich damals aber nicht geahnt. Neben dem Rettungsdienst bin ich mitverantwortlich für die Eigenund Fremdausbildung für die MitarbeiterInnen und außerdem in der Ausbildung für unsere neu-

KONZEPT CHRISTIAN KRALL

en Zivildiener tätig. Obwohl mir der Job viel Spaß macht, suchte ich eine neue Herausforderung und bin seit dem vorigen Wintersemester in Bildungskarenz, um an der FH Wels ein technisches Studium zu absolvieren. Die Bildungskarenz ist natürlich auch optimal gewählt, weil sie mir neben der Zeit zu studieren, viel Zeit für die Politik und die Wahlkampfvorbereitungen lässt.

DAS WICHTIGSTE IN DER POLITIK? Zusammenarbeit im Sinne der Sache. Es ist einfach wichtig, miteinander zu gestalten; gerade auf Gemeinde- und Landesebene.

GRÜN STATT …? Nur sudern und jammern geht gar nicht. Oft liest man, dass besonders Jugendliche politikverdrossen sind. Ich bin aber überzeugt, dass sich viele junge Menschen für Politik interessieren und ihre Umgebung mitgestalten möchten - wenn man sie direkt anspricht und ihnen die Gelegenheit dazu gibt! Denn es geht ja um unsere Natur, unseren Wohnraum, unsere Bildung. Das beste Beispiel dafür sind die Jungen Grünen in Oberösterreich.

DARF ICH STOLZ SEIN? Ja. Zum Beispiel, dass ich mich immer wieder für soziale und Umweltthemen begeistern kann. Als Bezirkssprecher bin ich besonders stolz auf die Gründung unserer Jungen Grünen im Bezirk.

MEIN LIEBSTES TECHNISCHES GERÄT? Ipad – weil Musik und Internet für mich einfach unerlässlich sind. Und wahrscheinlich mein Fahrrad, ohne das ich nirgends hinkommen würde.

WAS FEHLT UNS IN ÖSTERREICH? Grüne in der Bundesregierung – jetzt sind wir in sechs Landesregierungen und es wird endlich Zeit für die Mitgestaltung auf Bundesebene.

MEIN LIEBSTES STÜCK NATUR? Natur ist mir ganz wichtig für den Ausgleich – besonders die Berge, egal ob Klettern, Bergsteigen, Ski- oder Hochtouren. Es ist immer ein unbeschreibliches Gefühl, wieder einen neuen Berg bestiegen zu haben. Meine liebste Tour ist von der Eisenaueralm über die Himmelspforte rauf zum Schafberg.

WEN ICH WÜRDIGEN MÖCHTE? Meine Großeltern – bin bei ihnen aufgewachsen. Sie waren es, die mir meine Grundwerte und den Umgang mit Menschen vermittelt haben. Gerade meine Umweltgedanken verdanke ich meinem Opa, der ein Fuchs im Bereich Energiesparen ist und mit dem ich viel über die aktuellen Politikgeschehnisse diskutiere. Ich versuche so oft wie nur möglich meine Großeltern zu besuchen, und freu mich immer wieder auf Omas Marillenknödel ;)

DAS ERSTAUNLICHSTE AM MENSCHEN? Dass er oft auch aus Fehlern nicht klüger wird.

AUF EINEM LAUFMETER REGAL? Was ich gerne mag und brauche: Fotos, zwei bis drei Bücher und viel zu viel Lernzeug für die Uni.

MEINE ALTERNATIVE ZU BERUF UND BURNOUT? Sport für den Ausgleich, sowie einfach wieder mal einen ehrenamtlichen Tagdienst mit Freunden bei der Rettung.

Impressum Gewinnspiel Wanderung: Im Reich des Luchses

oö.planet. 02/2015 Zulassungsnr.: GZ 02Z031264 M Medieninhaberinnen: Die Grünen OÖ und die Grüne Bildungswerkstatt, beide 4040 Linz, Landgutstraße 17 Herausgeberinnen: Die Grünen OÖ, Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ“ und der Klub der Grünen im oö. Landtag.

oö.planet verlost 2 x 2 Gutscheine für diese Luchswanderung im Nationalpark Kalkalpen (Dauer: 9 bis ca. 13 Uhr, reine Gehzeit ca. 2 ½ Stunden)

Die grundlegende Richtung: Informiert über das politische Geschehen in Oberösterreich, aber auch über globale gesellschaftspolitische Entwicklungen. Die Blattlinie orientiert sich an den Grundsätzen der Grünen wie ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei, solidarisch, feministisch und selbst-bestimmt.

VERLOSUNG Teilnahme am Gewinnspiel: InteressentInnen schreiben bis Fr, 26. Juni 2015 ein Mail an gewinnspiel@ooeplanet.at Der Gewinner/ die Gewinnerin wird verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

MitarbeiterInnen und AutorInnen: Margit Kern, Dr. René Freund, Mag. a Barbara Vanek, Mag. a Claudia Hössinger, Mag. Gerhard Janser, Bernhard Steinmaurer Korrektorat: Mag. a Barbara Vanek Fotos: www.bilderbox.com, istock, Grünes Archiv, Mag. Marco Vanek, Mag. Gerhard Niederleuthner, private Archive, Fotostudio Margit Berger, Karikatur: Mag. Michael Schneider Gestaltung: agentur g+, Mag. Gerhard Niederleuthner und Gernot Wartner Produktion: Mag. Marco Vanek, Mag. Gerhard Niederleuthner Adressenverwaltung: Nina Bikic, Tel.: 0732/73 94 00-556, nina.bikic@gruene.at Druck: Wimmer Medien Druck, Linz Verbreitete Auflage: 22.000 Stück Die nächste Ausgabe des oö.planet erscheint am 27. Juli

FOTO: ISTOCK

Die Redaktion: Mag. Marco Vanek (Chefredakteur), Heidi Obermaier, Mag. a Elke Mayerhofer, Birgit Berghammer Bakk.Komm., Mag. a Claudia Kolb, Dr. Christian Krall, Mag. Markus Gusenbauer, Mag. Hadmar Hölzl, Redaktionsadresse: oö.planet, Landgutstraße 17, 4040 Linz, Tel.: 0732/73 94 00 Elektronische LeserInnenreaktionen an marco.vanek@gruene.at

In der Nationalpark Kalkalpen Region gibt es wieder einige Luchse. Zu sehen bekommt man die große, scheue Waldkatze mit den auffälligen Pinselohren bei dieser Infotour im Hintergebirge nicht. Aber dafür erfährt man

viel Wissenswertes über den Nationalpark Kalkalpen, die Lebensweise des Luchses, mit welchen Methoden Luchs-Hinweise gesammelt werden und welche Tiere im Gebiet sonst noch in die Fotofalle tappen.


GRÜNES LEBEN

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Feste feiern in Grün Klimafreundlich Kultur genießen. Müllberge, Parkplatzsuche und Einheitsbrei beim Essen – am besten schnell vergessen! u.a. gibt es Mehrweggebinde für Getränke? Werden biofaire Lebensmittel verwendet bzw. vegan/ vegetarische Speisen angeboten? Gibt es umweltfreundliche An- und Abreisemöglichkeiten zur und von der Veranstaltung?

TEXT CLAUDIA HÖSSINGER

V

erbindungen schaffen zwischen den großen Lebensbereichen Klimaschutz und Kulturveranstaltungen, so lautet das Ziel von KlimaKultur:KulturKlima. Initiiert wurde diese Info,-, Vernetzungs- und Beratungsplattform vom Klimabündnis OÖ und vom Umweltressort des Landes OÖ. Kulturinteressierte Menschen sollen an klimaschutzrelevante Themen herangeführt werden, welche auch ihr tägliches Leben und ihren Lebensstil betreffen. Eine wesentliche Aufgabe ist die Beratung von Veranstaltungen betreffend einer ökologischen und kreativen Ausrichtung (Green Events). Diese konkrete Arbeit übernimmt das Klimabündnis Oberösterreich. Es berät und begleitet im Rahmen des Projekts „GREEN EVENT“ die Durchführung von klima- und umweltfreundlichen Veranstaltungen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Mobilität, Verpflegung, Abfallvermeidung, Energie- und Wassermanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Soziales gelegt. Hermann Rainer vom Klimabündnis benennt die wichtigsten Fragestellungen: Wieviel Abfall wird vermieden,

www.klimakultur.at Klimabündnis OÖ; 0732/772652; office@klimakultur.at (Achtung: Der Kontakt zum Klimabündnis muss zeitgerecht vor der Veranstaltung erfolgen, bitte die Planungsphase für die Umsetzungsmaßnahmen unbedingt berücksichtigen)

In Oberösterreich wurde ein 3-Stufen Modell für die Bewertung von KlimaKultur-Green Events eingeführt: Von „Auf dem Weg“ über „Mit dabei“ bis hin zu „Vorbildlich“. Pionierleistung auf diesem Gebiet hatte das legendäre „Bock ma`s Festival“ im Timelkam übernommen. Tolles Engagement auf diesem Gebiet ist bei der „Fair planet“ Veranstaltung und beim Linz Fest als Großevent zu sehen.

Gemeinwohler Eistee oder Karibikflair?

Hot-Pot

Es gibt unzählige sommerliche Erfrischungsgetränke, auch am Biosektor. Wir haben uns durchgekostet.

Alfred Pointner gibt seinen Senf dazu...

TAMARA GEYERHOFER

LINZ FEST © ZOE FOTOGRAFIE

Gerade in ländlichen Gebieten ist die Anreisefrage oft schwierig zu lösen – was ist hier der wichtigste Mobilitätstipp i.S. des Klimaschutzes? Rainer dazu: „Hier kann schon bei der Veranstaltungsankündigung darauf geachtet werden zu beschreiben, wie der Event zu Fuß/per Rad erreichbar ist. Es können auch Mitfahrbörsen via social media initiiert und Shuttlebusse organisiert werden.“

INFOS

Waldmeister – Altes Würzkraut und Droge mit verführerischem Duft.

MARCO VANEK

A M

ittäglicher Besuch in einem BioSupermarkt an der Linzer Landstraße: das Regal mit den Sommergetränken ist prallgefüllt, kein Wunder bei den spätwinterlichen Temperaturen Mitte Mai. Als Anti-Experte für Sommergetränke außerhalb der Bierschiene mache ich eine Zufallsauswahl und kaufe uns vier verschiedene alkoholfreie Sommerdrinks. Die erste Testrunde ließ bereits die Gesichtszüge verziehen. Das Höllinger Bio-Cola aus der Plastikflasche schmeckte niemandem wirklich. Da ist das Original aus Atlanta um Häuser besser. Noch einmal ziehen sich die Münder zusammen, als der Tannenwipfel-Sirup von Sonnentor an der Reihe war. Schon von der Farbe her nicht wirklich einladend, erinnert der erste Abgang an Omas selbstgemachten Hustensaft aus den 70er Jahren. Vielleicht lautete die Devise der SirupmacherInnen aus dem Waldviertel auch: gesund ist nur das, was nicht wirklich schmeckt. Bei den nächsten Test­

runden wird die Stimmung schon entspannter. Lange wird darüber diskutiert, welcher von den beiden nächsten Drinks der bessere ist: Makava Ice Tea oder Völkel Caipirinha ohne Alkohol. Das Remake aus der Karibik riecht schon wie es sollte und zwar nach Kokos und erfrischt eine Kollegin tatsächlich. Der Eistee eines Gemeinwohlunternehmens aus Graz erfüllt die Erwartungen an einen Sommerdrink. Doch für einen Tester ähnelt der Nachgeschmack dem nicht ganz so gut in Erinnerung gebliebenen Granulattee der 80er Jahre. Die Schluss-Abstimmung ging dann aber mit einer Stimme Vorsprung für den Karibikverschnitt des Bio-Getränke-Riesen Völkel aus.

Alfred Pointner ist Küchenchef im Linzer Restaurant „Gelbes Krokodil“.

JETZT    ! U D T S E D RE ZE N H A ST. U F D EM H ER A U D S A W T. SAG U N S, O B EN B LE IB Ö ST ER R EI CH DA M IT O B ER

GERHARD NIEDERLEUTHNER

TEXT MARCO VANEK

uf die Frage: „Wie schmeckt denn Waldmeister“, antworte ich: „Ähnlich wie die Tonkabohne“. Tatsächlich enthalten beide den Wirkstoff CUMARIN, der für den Duft verantwortlich ist. Cumarin ist leicht toxisch und darum gibt’s im Lebensmittelkodex Vorschriften für die verwendete Menge des Krautes. Jetzt im Spätfrühling lässt er sich sehr gut in Kombination mit Erdbeeren in Tortencremen verarbeiten. Bayrische Creme, Pudding, Tee und Limonaden sind Einsatzmöglichkeiten. Eine weitere wäre die Verwendung des getrockneten Krautes als Beimischung zum Tabak. Starkes Herzklopfen, leichter Schwindel, Kopfschmerzen könnten sich bemerkbar machen. Im Prinzip dieselben Symptome wie in oder zu Anfang einer Liebesbeziehung. Ob so oder so, ich mag ihn, den Waldmeister.


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TERMINE

OÖ.PLANET #87 | SOMMER 2015

Schreibt  ihnen!

Termine JUNI 2015 Mi. 10.6., 19.00 Uhr Film und Diskussion: Rosie, Kurt und Koni Ort: Programmkino, Pollheimerstr. 17, Wels 1 Million ÖsterreicherInnen können kaum lesen! Die Filmemacherin Hanne Lassl hat drei von ihnen zwei Jahre lang begleitet. Sie diskutiert nach dem Film mit dem Bildungssprecher der Grünen OÖ, Gottfried Hirz, unter der Moderation von Elke Mayerhofer, Grüne Wels. Fr. 12.6., 11.00 Uhr Projekte des Gelingens – Einblicke ins alternative Wien Ort: Wien Gemeinsam mit der Mutmacherei (mutmacherei.net) besuchen wir einige Projekte und Initiativen in Wien, die sich einem anderen Wirtschafts- und Lebensstil verschrieben haben und erfahren mehr über die Beweggründe der dort Engagierten. Fr. 12., 17.00 Uhr bis So 14.6., 13.00 Uhr Transnationale Nachhaltigkeitskonferenz Ort: St. Georgen am Längsee, Kärnten Ein länderübergreifendes Forum zur Vernetzung von Grünen Abgeordneten, KommunalpolitikerInnen und all denjenigen, die sich für eine sozialökologische Transformation engagieren.

Fr. 12.6., 18.00 Uhr Film und Diskussion: „Das Planquadrat“ – Ein Paradies mitten in der Stadt Ort: Moviemento Kino, OK Platz, Linz Anschl. Gespräch mit den InitiatorInnen Helmut Voitl und Elisabeth Guggenberger über Anregungen für eine etwas andere Nutzung brach liegender Grünflächen in Stadt und Land - Eintritt frei!

Was Briefe, Plastik und Schnecken verbindet. TEXT RENÉ FREUND

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Fr 19., 13.00 Uhr - Sa. 20.6., 16.30 Uhr Sommerakademie 2015 des ICAE: Kapitalismus und Gerechtigkeit Ort: Central Linz, Landstraße 36, Linz Die Rolle der Ungleichheit im 21. Jahrhundert Nähere Infos und Anmeldung:  www.jku.at/icae

in väterlicher Freund hat mir vor Jahren auf meine Frage, was man denn gegen all den Unfug im Land tun könne, den Rat gegeben: Briefe an PolitikerInnen schreiben. Besagter Freund arbeitete als Marketingleiter in einem großen Unternehmen und erzählte, sie nähmen jede Art von Kundenbrief extrem ernst, weil laut Forschungen hinter jeder formulierten Beschwerde mindestens zweihundert Menschen mit derselben Meinung stünden. Meine Erfahrung mit Briefen an Politikerinnen und Politiker ist gut. Die Oberösterreicher antworten eigentlich immer. Bei den Wienern dauert es manchmal etwas länger. Manche ÖVP-Ministerien versinken im Schweigen, dafür wurde ich aus der SPÖ-Zentrale sogar angerufen. Die Grünen antworten nicht gleich, dafür aber höchstpersönlich, Hut ab. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, etwas bewegen zu können, bei einer drohenden Abschiebung etwa oder bei den Neonicotinoiden. Natürlich habe das nicht ich bewegt. Aber wenn zu einem Thema zwanzig, fünfzig, hundert Mails (bitte höflich und sachlich formulieren, sonst wird man nicht ernst genommen!) eintreffen, dann fängt man bei den zuständigen Stellen nachzudenken an.

Do. 25.6., 19.00 Uhr Gabriele-HeideckerPreisverleihung 2015 Ort: afo – architekturforum oö, Herbert-Bayer-Platz, Linz Nähere Infos:  www.gabriele-heidecker-preis.at

RADIOTIPP radio planetarium Sendungen: 5. Juni / 3. Juli  cba.fro.at >> planetarium

In diesem Sinne werde ich noch heute an die Anbieter von Bio-Gemüse in Supermärkten schreiben. Denn ich finde es absurd, dass meine Tonne für den Plastikmüll jeden Monat überquillt, WEIL ich ökologisch einkaufe. Natürlich gehe ich lieber auf den lokalen Bauernmarkt, aber gerade im Frühling sieht es da gemüsemäßig ein bisserl russisch aus, und irgendwann will ich kein Kraut und keine Rüben mehr. Also ab zu Adeg oder Billa oder Spar. Ja, natürlich! kaufe ich dann Natur pur – Karotten, Gurken, Tomaten, ja sogar Salat: Alles in Plastik verpackt! Ich verstehe schon, die Bio-Sachen dürfen sich nicht mit konventionellen vermischen, aber es muss doch eine andere Lösung geben, als alles einzuschweißen! Mein Appell an die Verantwortlichen ist umso verzweifelter, als auch heuer wieder ein Schneckenjahr zu werden scheint. Von meinen Zucchinipflanzen hat eine überlebt; vom Kohlrabi zwei; der Salat ist unter Schleimspuren gänzlich verschwunden. Müsste ich von meinem Garten leben, wäre ich schon Mitte Mai verhungert.

René Freund lebt als Schriftsteller und erfolgloser Bio-Gärtner in Grünau im Almtal.

AKTIONSTAG Grünschnabel-Aktionstag: Flussexpedition auf der Steyr Gemeinsam mit unseren (Groß-) Eltern lernen wir Kanurafting und steuern mit den Paddeln unsere eigenen

Boote. Wir starten in Klaus und erreichen nach einigen Kilometern das über 100jährige Jugendstilkraftwerk Steyr-Durchbruch. Von hier aus geht es durch den tiefen Canyon weiter bis Agonitz. Nähere Infos und Anmeldungen unter  gruenschnabel.at Teilnahmebeitrag: 45 Euro für Erwachsene, 25 Euro für Kinder bis 14 Jahre

KARIKATUR

Sonntag, 9. August 2015, Treffpunkt 10.00 bis ca. 15.30 Uhr, Gasthaus Stefaniebrücke (erreichbar aus Linz per Zug und Bus, Haltestelle Stefaniebrücke)

FAMILIENTAGE KARIKATUR: MICHAEL SCHNEIDER

Auf die Alm und in die Waldwildnis 17. bis 20. August 2015

KONTAKT

Bei den Grünschnabel-Familientagen im Reichraminger Hintergebirge ist für alle Generationen was dabei: Streifzüge durch die Waldwildnis des Nationalparks Kalkalpen, die Ruhe und die regionalen Schmankerln auf der Alm genießen, Forschen im und am Bach und vieles andere mehr. Wir machen

uns eine gemütliche Zeit in der Brunnbachschule und brechen auf zu kleinen Ausflügen und Expeditionen in die nähere Umgebung des Brunnbachtals. Die Familientage sind besonders geeignet für Kinder ab 6 Jahren. Nähere Informationen unter  www.gruenschnabel.at

REDAKTION

Die Grünen OÖ – Die Grüne Alternative Landgutstraße 17, 4040 Linz Tel. 0732/73 94 00 Fax DW -556 Mail ooe@gruene.at Web www.ooe.gruene.at

oö.planet – Grüne Zeitung für OÖ Landgutstr. 17, 4040 Linz

Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ Dr.-Karl-Renner-Plz. 5, 4800 Attnang-Puchheim Tel. 07674/64 218 Fax DW -4 Mail office.ooe@gbw.at Web www.ooe.gbw.at

LeserInnenzuschriften: Mail marco.vanek@gruene.at

Tel. 0732/73 94 00 Fax 0732/73 94 00-556

Abo­verwaltung: Nina Bikic Tel. 0732/73 94 00-429 Mail service.ooe@gruene.at


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