GELD-Magazin, September 2016

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Prof. Christian Keuschnigg: „Der Kapitalmarkt ist in Österreich zu schwach”

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 09 | 2016 ° 3,90 Euro

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

Islamischer Terrorismus Südchinesisches Meer Saudi-Arabien/Iran Russland/Ukraine Syrien/Türkei Nordafrika Israel/Iran usw.

Konflikte mit Sprengkraft Militärische Auseinandersetzungen eskalieren. Politische Populisten bedrohen Europa und die USA. Welche Krisen die Weltwirtschaft am meisten tangieren. ° AnleiheStrategien

° Multi Asset Fonds

° Nachhaltigkeit

Ein Drittel aller Staatsanleihen weist negative Renditen auf. Investoren werden immer weiter ins Risiko gedrängt. Die Gefahr für zukünftige Verluste steigt.

Unsichere Marktentwicklungen können das Vermögen bedrohen. Da ist es ratsam, das Kapital in viele verschiedene Assetklassen zu investieren.

Die Klimaerwärmung führt zu häufigen und gravierenden Naturkatastrophen. Die Bevölkerung ganzer Landstriche muss auswandern. Ein Migrationsstrom droht.


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° editorial  09/2016 Spannendes Weltgeschehen

D

ie Hofburg-Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer ist mit dem „Klebestoff-Skandal“ endgültig zur Lachnummer verkommen. Bereits die Entscheidung des Verfas­ sungsgerichtshofes für eine Wahlwiederholung war amüsant. Und jetzt haben wir den Wahlzettel-Salat. Aber das ist nun einmal Österreich. Eine Parallele kann man zur Stellung des Kapitalmarktes in der Alpenrepublik ziehen. Hier ist die Unterentwicklung aber weniger eine Serie von Pannen, sondern politischer Unwille – entweder aus mangelndem Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge oder einfach aus Tradition. Wir sprachen mit Prof. Dr. Keuschnigg, einem der renommiertesten Ökono­men in Österreich, über die Konsequenzen daraus (s. Seite 8). Blickt man über den Tellerrand – sprich Österreichs Grenzen – hinaus, wird es erst so richtig gruselig: Präsidentschaftswahlen in den USA mit Kandidat Donald Trump, der Konflikt zwischen ­der Ukraine und Russland, der Krieg im Nahen Osten zwischen zig Parteien mit völlig unterschiedlichen Interessen, das Säbelrasseln im Chinesischen Meer zwischen China und den USA und die para­­ noiden Atombombentests in Nordkorea – als ob man dort nicht bereits wissen könnte, dass Atombomben einen lauten Krach machen und die Umwelt verseuchen. Angesichts dessen würde die Bedeutung von Racip Tayep Erdogans politischen Säuberungsaktionen verblassen, würde er nicht in Steinwurfweite vor Europas Haustüre stehen und Einlass begehren. Das sind alles Themen, die sich u.U. gravierend auf die Weltwirtschaft auswirken könnten. Wir sprachen mit Ökonomen über ihre Einschätzungen der Lage (s. S.10).

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Nicht nur mögliche, sondern definitiv gravierende Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben in jedem Fall die Entscheidungen der großen Notenbanken. Besonders die negativen Zinsen in Europa beschäftigen die gesamte Finanzbranche. Noch profitieren Anleihenbesitzer davon. Doch was passiert, wenn die Stimmung kippt? Wenn nach der „Greater Fool Theory“ niemand mehr Anleihen mit negativer Verzinsung kaufen will? Wie sich AnleihenProfis in diesem Umfeld positionieren, lesen Sie ab Seite 26.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º  Herausgeber 4profit Verlag GmbH º  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º  Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Wolfgang Regner º  GrafiK Noura El-Kordy º  Bilder Shutterstock, Rudi Froese º CoverFOTO Shutterstock  º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º  Verlagsleitung Snezana Jovic º  Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller  º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º  Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


10 Geopolitische Hotspots: Bedrohungen für die Weltwirtschaft?

44 Nachhaltigkeit

Brennpunkt

geldanlage

06 ° PANORAMA. Indien: Millionär mit „zweitem

24 ° PANORAMA. Down Under: Investment-Hype

08 ° Interview Christian Keuschnigg. Der angesehene Ökonom fordert eine Belebung der Wiener Börse sowie des heimischen Bankensektors. Gegenüber der heiß diskutierten Wertschöpfungsabgabe zeigt sich der Experte skeptisch.

10 ° Geopolitische risiken. Krieg im Nahen

in Australien + China: Aktienmarkt setzt Öffnung für ausländische Investoren fort.

26 ° anleihen. Das Niedrigzinsumfeld stellt BondsManager vor riesige Herausforderungen. Die erfolg­ reichsten Strategien unter der Lupe.

32 ° Multi Asset fonds. Der richtige Mix und

­ lexibilität sollen für eine schöne Performance sorgen – F die Ergebnisse der Fonds sind aber sehr unterschiedlich.

Osten, Terrorismus, Ukraine-Konflikt, Putschversuch in der Türkei: An allen Ecken und Enden der Welt „brennt“ es. Können die „Hotspots“ die Konjunktur mit in den Abgrund reißen?

38 ° interview Simon Fox. Der Fondsmanager

16 ° Bankenkrise. In Italien wird ein Crash der

im Kampf gegen Krebs. Das eröffnet auch interessante Anlagechancen.

Geldinstitute an die Wand gemalt, der ganz Europa ins Debakel stürzen könnte. So schlimm muss es nicht kommen. Die italienischen Probleme zeigen jedenfalls Parallelen zu Österreich.

20 ° Finance Watch. Zentralbanken in der

bei Aberdeen meint: „Traditionelle Allokations-Muster greifen nicht mehr.“

40 ° healthcare. Neue Therapien geben Hoffnung

44 ° nachhaltigkeit. Der Klimawandel birgt

nicht nur ökologische, sondern auch enorme wirtschaft­ liche und politische Risken.

Zwickmühle + Patentstreit mit VW + Schweiz klagt Ex-Banker + Mastercard droht Mega-Schadenersatz

48 ° best of funds. Die jeweils besten Investment­

BANKING

Aktien

22 ° PANORAMA. Türkei: Zentralbank wird zur

52 ° Panorama. Niedriger Ölpreis: Indonesien

Spielwiese Erdogans + Deutschland: Immer mehr pri­ vate Sparer befürchten jetzt Negativzinsen + Zürcher Kantonalbank: Politische Börsen haben (meist) kurze Beine.

4 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

fonds in zehn ausgewählten Anlagekategorien.

p­ rofitiert + Stock Picking: Finanzwerte sind für Invest­ ment-Boutique Jo Hambro ein Tabu.

54 ° Weltbörsen. USA robust, Europa schwächelt.

CrediTS: Shutterstock

Leben“ + Studie: „Arme“ Fondsmanager sind erfolg­ reicher + Regionenvergleich: Europas Versicherungs­ industrie ist weltweit die größte.


° Inhalt  09 / 2016 56 ° anlagetipps. PepsiCo: Süßes und Salziges +

Walt Disney: Wachstumstitel par excellence + Marine Harvest: Auf großem Fischzug.

58 ° Börse Wien. Nach der Sommerrally sind güns­ tige Aktien wieder rar geworden. Eine Korrektur droht.

60 ° börse deutschland. Der DAX bleibt für ­internationale Anleger Favorit.

62 ° Buyback-strategien. Vorsicht: Rückkäufe e­ igener Aktien können auch zu Nachteilen für Unter­ nehmen und Teilhaber führen.

Alternative Investments 66 ° PANORAMA. Innovation: Robo-ETF jetzt phy­ sisch hinterlegt + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

67 ° zertifikate-listing. Attraktive Produkte und Neuemissionen auf einen Blick.

68 ° interview gabor mehringer. Der Ge­

schäftsverantwortliche für CMC Markets in Österreich erklärt die Vorzüge von Contracts for Difference.

70 ° rohstoff-radar. Erdöl: Saudi-Arabien setzt seinen Kurs fort + Weizen: Überproduktion drückt die Preise + Gold: Stabilisator-Funktion + Lithium: Boom durch Elektroautos.

72 ° panorama. Großbritannien: London bleibt

nach Brexit-Votum ein extrem teures Pflaster + Deutschland: S Immo stößt in großem Stil Wohnimmo­ bilien ab.

Versicherung & vorsorge 74 ° Panorama. Ergo Versicherung: Appetit auf

Rumänien + Statistik: 2000 Euro zahlt jeder Europäer jährlich an Versicherungsprämien + Verband Financial Planners: Patientenverfügung und Testament werden immer wichtiger.

75 ° FLV-Listing. Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen.

76 ° pensionsreform. Die ÖVP will sich das

Umlageverfahren in Österreich nicht schlechtreden las­ sen. Dennoch seien Anpassungen notwendig.

78 ° Altersvorsorge. „Wunschzettel“ an den

­ esetzgeber: Was heimische Assekuranzen fordern, um G die Pensionen zu sichern.

81 ° wissen. Helicopter Money ist bei Weitem

keine Fiktion, birgt aber Risiken. Die Angst vor Hyper­ inflation spielt hier mit.

82 ° buchtipps. SOS Europa + Der reichste Mann der Weltgeschichte + Familienunternehmen.

Immobilieninvestments in schwierigen Zeiten WƌŽĮƟĞƌĞŶ ^ŝĞ ǀŽŶ͗ Ͳ ŶƚǁŝĐŬůƵŶŐƐŐĞǁŝŶŶĞŶ ĞŝŶĞƌ /ŵŵŽďŝůŝĞ ŽĚĞƌ Ͳ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚĞŶ sŽƌƐŽƌŐĞǁŽŚŶƵŶŐĞŶ ŵŝƚ &Ƶůů ^ĞƌǀŝĐĞ WĂŬĞƚ ƵŶĚ DŝĞƚŐĂƌĂŶƟĞ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama INDIEN

Starke Worte ´´ Land des Monats

„Wir müssen uns darauf

einstellen, dass wir nicht auf das Niveau von vor fünf, sechs Jahren zurückkommen.“ Der neue IHS-Chef Martin Kocher zeigt sich im Gespräch mit dem Standard überzeugt davon, dass man sich in Österreich an hohe Arbeitslosenraten gewöhnen wird müssen. Langfristig könne nur eine Bildungsoffensive

Staatsform Parlamentarische Bundesrepublik Hauptstadt Neu-Delhi Amtssprache Englisch und Hindi Staatsoberhaupt Pranab Mukherjee Regierungschef Narendra Modi Fläche 3.287.000 km2 Einwohner etwa 1,25 Milliarden Bevölkerungsdichte rund 380 pro km2 Währung Indische Rupie BIP (2014/2015) ca. 1719 Milliarden USD Kfz-Kennzeichen IND Internet-TLD .in Internat. Telefonvorwahl +91 Unabhängig seit 1947 Nationalfeiertage 26. Jänner, 15. August Größte Städte Mumbai, Delhi, Bangalore, Hyderabad, Ahmedabad Verwaltungsgliederung 29 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien Nachbarstaaten Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Nepal, Tibet, Pakistan Höchste Erhebung Kangchendzönga (8586 m)

That’s life. Der Glückspilz des Monats, ach

was, der Glückspilz des Jahres kommt aus Indien. Stellen Sie sich vor, Sie überleben einen Flugzeug-Crash und gewinnen noch in derselben Woche im Lotto. Genau dieses „Kunststück“ ist einem 62-jährigen Inder im August gelungen, wie die Zeitung „Gulf News“ kürzlich berichtete. Nur sechs Tage, nachdem Mohammed Basheer Abdul Khadar die medial viel beachtete Bruchlandung eines Passagierjets auf dem Flughafen Dubai am 3. August unbeschadet überstanden hatte, wurde er zum Dollar-Millionär. Der bei einem Autoverleih beschäftigte Inder gibt sich dankbar und bescheiden. Er führe „ein einfaches Leben“, gab er in einem Interview zu Protokoll und vergaß dabei auch nicht, Gott für sein „zweites Leben“ und den darauf folgenden Geldsegen zu danken. Seinen Job, der ihm kolportierte 2000 Euro im Monat einbringt, möchte Mohammed Basheer Abdul Khadar übrigens bis zu seinem Ruhestand weiter ausüben.

ARMUT = MANAGEMENTQUALITÄT? Fonds-Business. Anleger sollten bei der

Auswahl eines Investmentprodukts auch auf die sozioökonomische Herkunft des Fondsmanagers achten. Nach den Ergebnissen der kürzlich publizierten Studie der Wissenschafter Oleg Chuprinin, University of New South Wales, und Denis Sosyura,University of Michigan,schneiden Fondsmanager, die vermögenden Familien entstammen, durchschnittlich deutlich schlechter ab als ihre Kollegen aus bescheidenen Ver-

6 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

hältnissen. Da Manager aus armen Familien oft mit höheren Einstiegs- und Aufstiegshürden konfrontiert sind und meist auch nur über bescheidene Netzwerke verfügen, wären sie daran gewöhnt, stets bessere Leistungen erbringen zu müssen als ihre gut situierten Pendants. Die Frage, woher interessierte Investoren Informationen über die Herkunft von Fondsmanagern beziehen sollen, lässt die Untersuchung jedoch leider unbeantwortet.

Abhilfe schaffen.

„Es muss den mündigen Arbeitnehmern endlich freigestellt werden, selbst zu entscheiden, ob sie Mitglied des roten Geldspeichers sein wollen!“ NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker kritisiert, dass sich die Arbeiterkammern vermehrt darauf konzentrieren, Vermögen aufzubauen, anstatt Vertretungsarbeit für ihre Mitglieder zu leisten. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung betrug das ­Vermögen der Arbeiterkammern Ende 2014 rund 471 Millionen Euro.

„Warum haben wir einen Würstelfinanzminister und keinen Apple-Minister?“ Der wortgewaltige GrünParlamentarier Peter Pilz ist der Meinung, dass auch Öster­reich ein dreistelliger Mil­lionenbetrag aus den Steuernachforderungen an Apple zustehen würde und kündigt eine parlamentarische Anfrage an Finanz­ minister Hans Jörg Schelling an.

CrediTS: beigestellt, Archiv, IHS, Shutterstock

ECKDATEN (Republik Indien)


CRAZY ENGLISH MEN TRansfeRfensTeR. Vor allem dank lukrativer TV-Verträge kön-

STUDIE DES MONATS lÄndeRVeRGleiCh. In der Alten Welt geht man gerne „auf Nummer sicher“. Kein Wunder also, dass die europäische Versicherungsindustrie, knapp gefolgt von jener in den USA und jener in Asien, nach wie vor die größte der Welt ist. Doch wie unterscheiden sich die einzelnen europäischen Länder und deren Bürger in puncto Konsumentenverhalten? Eine aktuelle Erhebung des Versicherungsverbandes Insurance Europe, die Daten aus 32 Ländern aus dem Jahr 2012 untersuchte, belegt nun deutliche nationale Unterschiede. Im gesamteuropäischen Durchschnitt gaben die Konsumenten im Jahr 2012 pro Kopf 1843 Euro für Versicherungen aus. Davon entfielen 1083 Euro auf Lebensversicherungen und 760 Euro auf die anderen Versicherungssparten. Österreicher (1929 Euro) und Deutsche (2219 Euro) lagen mit ihren Gesamtausgaben etwas, beziehungsweise deutlich, über dem Durchschnitt. Insgesamt nahm die europäische Versicherungsindustrie 2012 Beiträge in Höhe von 1,093 Billionen Euro ein. Die Höhe der ausgezahlten Versicherungsleistungen und übernommenen Schäden betrug demgegenüber 948 Milliarden Euro.

nen die Fußballclubs der englischen Premier League Jahr für Jahr noch verrücktere Summen am Transfermarkt ausgeben. So auch in diesem Sommer: Insgesamt lagen die Transfer-Ausgaben der Premier League Clubs in den vergangenen Monaten bei 1,41 Milliarden Euro. Mit dieser Summe liegt die englische Liga im internationalen Vergleichskampf unangefochten an der Spitze. Weit abgeschlagen folgen die italienische Serie A mit 703 Millionen Euro sowie die deutsche Bundesliga und die spanische La Liga mit 548 beziehungsweise 470 Millionen Euro. Innerhalb der Premier League etablierte sich Manchester City als Transfer-Krösus. Der Verein spendierte seinem neuen Trainer, Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola, im Lauf des Sommers neue Spieler im Wert von über 200 Millionen Euro. Dimensionen, von denen man hierzulande nicht einmal zu träumen wagt. Alle österreichischen Bundesliga-Clubs zusammen kamen in der abgelaufenen Transferperiode auf Ausgaben in der Höhe von 16,4 Millionen Euro.

ZAHLENSPIEL

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KuRsWeChsel GefoRdeRT. Eine im Auftrag des Standard vom Linzer Market-Institut durchgeführte Befragung attestiert Österreich, beziehungsweise der heimischen Politik, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben. Die Frage, ob sich das Land – alles in allem – in die richtige Richtung entwickle, beantworteten satte 68 Prozent der insgesamt 400 befragten Wahlberechtigten mit Nein. Besonders negativ wird die „Lage der Nation“ von Frauen, FPÖ-Wählern und Befragten in Ostösterreich gesehen. Die meisten Optimisten finden sich wiederum unter den Wählern der Volkspartei. 38 Prozent der Befragten sprachen sich in der Umfrage darüber hinaus für vorgezogene Neuwahlen aus; 55 Prozent möchten, dass Parlament und Regierung bis 2018 weiterarbeiten.

SEptEMbEr 2016 – GELD-MAGAZIN °

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„Wesentlicher Faktor für Wohlstand“ Ein funktionierender Finanzplatz ist keine reine Spielwiese für Spekulanten und Kapitalisten. Im Gegenteil: „Er

sorgt für Wirtschaftswachstum, schafft Arbeitsplätze und sichert den Wohlstand“, zeigt sich der renommierte Wirtschaftsforscher Christian Keuschnigg überzeugt. Harald Kolerus gebildet, die andere durch den Kapitalmarkt. Speziell in Österreich ist der Bankensektor überaus wichtig, weil er den Hauptteil zur Fi­ nanzierung beiträgt. Kleinere Unternehmen finden meist gar keine andere Möglichkeit als den Kredit über die Bank, und Haushalte so­ wieso nicht. Was den Kapitalmarkt betrifft, so nimmt die Börse die zentrale Position ein. In Österreich trägt die Börse allerdings zu we­ nig zur Finanzierung bei. Ende 2014 betrug die Börsenkapitalisierung hier nur 26 Prozent des BIP, im Durchschnitt der EU waren es hingegen 59 Prozent, das ist mehr als das Doppelte. Ein Grund ist, dass institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen im internationalen Vergleich nur wenig Anlage­ vermögen verwalten und auf den Kapitalmarkt bringen: Die heimischen Versicherungen ver­ walteten 2014 insgesamt Aktiva von 42 Prozent des BIP, davon entfallen 5,6 Prozent auf Pen­ sionskassen. In der EU beträgt der BIP-Anteil der Versicherungswirtschaft 88 Prozent, auf die Pensionskassen entfällt mit 18 Prozent mehr als das Dreifache. Beispielsweise in den Nie­ derlanden verwalten die Versicherungen ein Finanzvermögen von knapp 250 Prozent des BIP, davon die Pensionskassen 177 Prozent.

GELD ° Herr Prof. Keuschnigg: Sie haben vor

Kurzem eine Studie fertig gestellt und ver­ öffentlicht, die den Finanzplatz Österreich ­analysiert. Welche Rolle spielt der Finanzplatz prinzipiell gesehen?

Christian Keuschnigg: Die Bedeutung des Finanzplatzes für die Volkswirtschaft kann man nicht hoch genug einschätzen. Eine seiner wichtigsten Aufgaben im Allgemeinen und der Banken im Besonderen ist es, die gesamtwirt­ schaftlichen Ersparnisse auf jene Verwendungen zu lenken, wo sie unter Berücksichtigung des Risikos die höchsten Erträge erzielen. Etwa die Hälfte des Produktivitätswachstums ist da­ rauf zurückzuführen, dass das Kapital nicht zufällig auf verschiedene Branchen und Unter­ nehmen verteilt, sondern dort hingelenkt wird, wo es am meisten Einkommen erwirtschaftet. Die Sparer wollen Sicherheit und kurzfristige Verfügbarkeit, die Unternehmen brauchen aber risikotragende langfristige Finanzierung. Indem die Finanzakteure Risiken durch Diver­ sifikation abbauen und diese unterschiedlichen Bedürfnisse wird eine Investitionsfinanzierung durch Ersparnisse überhaupt erst möglich. Der Finanzplatz „beliefert“ alle Bereiche: Die pri­ vaten Haushalte, die Unternehmen und den Staat. Ohne ausreichende Finanzierung gibt es keine Investitionen, kein Wirtschaftswachstum und natürlich keine neuen Arbeitsplätze. Ein robuster Finanzplatz kann ähnlich wie andere Stabilisatoren Krisen und Rezessionen abfedern. Der Finanzplatz ist für den Wohlstand einer Ge­ sellschaft ein entscheidender Faktor.

Der Kapitalmarkt ist also in Österreich ­eindeutig unterrepräsentiert – welche Folgen

Wie ist es nun konkret um den Finanzplatz in Österreich bestellt? Mit welchen Eigenheiten sind wir hier konfrontiert?

Wie in anderen Ländern gibt es auch in Öster­ reich zwei Säulen, die für den Finanzplatz wesentlich sind: Die eine wird durch die Banken

8 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

Keuschnigg: „Die Idee einer Wertschöpfungsabgabe sehe ich skeptisch.“

Ich möchte es einmal so ausdrücken: Der hei­ mische Finanzplatz steht zu sehr auf einem Bein, nämlich dem Bankenbereich. Wenn man zu lange ein Bein belastet, beginnt das natürlich weh zu tun. Das geringe Anlagevolumen des Kapitalmarkts führt dazu, dass zwei Drittel der Staatsschuld nur im Ausland platziert werden können und dass alle Initiativen zur Stärkung der Beteiligungsfinanzierung nicht wirklich er­ folgreich sind.

creditS: Rudi Froese

kann das haben?


°

Im Gespräch mit Prof. Dr. Christian Keuschnigg    brennpunkt

Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen?

Um eine Verbesserung der Situation herbei­ zuführen, darf der Finanzplatz nicht isoliert betrachtet werden. Stattdessen müssen viele Felder der Politik betrachtet und zusam­ mengeführt werden. Die Studie „Finanzplatz Österreich“ der Uni St. Gallen und des Wirt­ schaftspolitischen Zentrums in Wien verfolgt drei Stoßrichtungen. Erstens: Den Nachvollzug der internationalen Kapital-Regulierung und der Bankenunion, um eine Selbstversicherung und mehr Marktdisziplin zu ermöglichen und den Bankensektor krisensicherer zu machen. Zweitens: Die Beseitigung der steuerlichen Anreize zur Verschuldung, die eine wichtige Ursache für Überschuldung und mangeln­ de Krisenrobustheit der Realwirtschaft und der Banken sind. Die Absetzbarkeit von Zin­ sen auf Eigenkapital würde Eigenkapital statt Verschuldung attraktiver machen. Drittens: Institutionelle Reformen, um mehr Finanzie­ rung über die Kapitalmärkte zu ermöglichen. Damit kann der Finanzplatz Österreich ­seine wohlfahrtssteigernden Wirkungen besser ent­falten, indem er innovatives Wachstum fi­ nanziert, mit Diversifikation Risiken abbaut, konjunkturelle Schwankungen stabilisiert und mehr wirtschaftliche Sicherheit schafft. In Österreich werden Veränderungen, vor allem

die Stabilitätsabgabe für Banken abzuschaffen. Somit sollte zumindest dieser Hemmschuh ver­ schwinden, der den Aufbau von Eigenkapital bei Banken behindert und auch wenig zur Sta­ bilisierung beiträgt.

lenken wir besser die Aufmerksamkeit auf die Jobs, die anderswo neu entstehen, etwa im Ser­ vicebereich. Letztlich ist jeder neue Arbeitsplatz mit Investitionen hinterlegt, für diese gilt es An­ reize zu schaffen und Finanzierung mit einem leistungsfähigen Finanzplatz zu sichern.

Ihr Konzept zielt nicht zuletzt auf mehr ­Investitionen ab. Inwiefern ist in diesem ­Zusammenhang die von Bundeskanzler Kern ins Spiel ­gebrachte Wertschöpfungsabgabe, vulgo ­Maschinensteuer, zu sehen.

Ich bin hier skeptisch. Die Wertschöpfungsab­ gabe tritt ja mit dem Anspruch auf, die Arbeit zu entlasten. Wertschöpfung setzt sich aber aus den Faktoren Kapitaleinkommen und Ar­ beit zusammen. Die Abgabe würde also auch wieder den Teil, der aus der Arbeit kommt, mitbelasten. Eine große Entlastung der LohnNebenkosten sehe ich nicht wirklich. Zahlen müssen es aber die Unternehmen aus ihren Gewinnen. Ich sehe hier eher eine Investitions­ bremse. Ich meine, wir sollten den technischen Fortschritt nicht dadurch bremsen, indem wir Investitionen behindern und Arbeitsplätze, die sich überholt haben, schützen wollen. Lassen wir uns nicht von den Jobverlusten der Digitali­ sierung und Automatisierung blenden, sondern

struktureller Natur, traditionell eher „gemüt­

zur person:

lich“ angegangen. Wie realistisch ist also die

Prof. Dr. Christian Keuschnigg (geboren 1959 in St. Johann in Tirol) ist einer der renommiertesten Ökonomen des Landes. Unter anderem war er Direktor des Europa-Institutes, Sektion Wirtschaftswissen­ schaft an der Universität des Saarlandes. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er vor allem in ­seiner Funktion als Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) bekannt. Seit 2001 ist er an der Univer­ sität St. Gallen tätig. Dort ist er heute Professor für Volkswirtschaftslehre/Öffentliche Finanzen. Einige Schwerpunkte seiner Forschung sind Unternehmensbesteuerung, Steuerreform, Wachstum und Besteuerung von jungen Unternehmen sowie Wagnisfinanzierungsgesellschaften. Ein neuer Schwerpunkt untersucht den Einfluss der Finanzmarktpolitik auf Bildung und längerfristiges Wachstum unter Berücksichtigung von Arbeitsmarktproblemen in einer alternden Gesellschaft.

Verwirklichung der Reformvorschläge?

Natürlich bedarf es einiger Arbeit und An­ strengung. Die Studie schlägt einen ganzen Zehn-Punkte-Plan vor, darunter auch die För­ derung des Finanzwissens. Dies sollte etwa über die Schulen erfolgen, aber auch die Medien spielen hier eine wesentliche Rolle. Es ist auch nicht so, dass in Österreich Stillstand herrscht. So hat die Regierung am 15. Juli beschlossen,

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9


Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots

Steht die Welt an der Kippe? Naher Osten, Ukraine, Nordkorea, der Konflikt im Südchinesischen Meer und so weiter und so fort: Krisenherde, wohin das Auge reicht. Dazu kommen noch aufkeimender Populismus in Europa und ein befremdlicher Präsidentschaftskandidat in den Vereinigten Staaten. Wie gefährlich ist unsere Welt tatsächlich geworden und inwiefern bedrohen politische „Hotspots“ die globale Konjunktur? Harald Kolerus

A

ls 1989 die Berliner Mauer und mit ihr der „real existierende Sozialismus“ in Europa und der Sowjetunion zusammenbrach, war die Hoffnung auf Entspannung, wenn nicht sogar weltweiten Frieden und Wohlstand groß. Die Realität sieht – leider – ganz anders aus. Das legt schon einmal der tägliche Blick in Nachrichtenmedien nahe, aber auch Experten meinen, dass die Welt prinzipiell unsicherer bzw. unberechenbarer geworden ist: „Wer geglaubt hat, dass wir nach dem Fall des Eisernen Vor-

hangs in eine friedliche Periode eintreten werden, hat sich leider getäuscht. Es sind Krisenherde aufgetaucht, mit denen man nicht gerechnet hat, zum Beispiel hätten nur wenige Beobachter geglaubt, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine derart eskaliert“, analysiert Klaus Weyerstraß, Makroökonom beim IHS, im gespräch mit dem GELD-Magazin. Die Konfrontation zwischen Russland und der ­Ukraine bietet dabei nur ein Beispiel für gefährliche Brandherde, die rund um den Glo-

bus schwelen. Wo liegen jetzt diese geopolitischen Hotspots und inwiefern bedrohen sie Weltfrieden und Konjunkturentwicklung? Könnten sie möglichweise auch zu ­einer neuen Rezession führen? Das GELDMagazin hat sich unter Experten umgehört. Viele Krisenherde „Wir leben in einer multipolaren Welt. Es gibt mehrere aktuelle und potenzielle Krisenherde. Diese reichen von den Spannungen im Südchinesischen Meer über das

Terrorismus schlägt rein wirtschaftlich gesehen eher punktuell zu: Betroffen ist vor allem die Freizeitindustrie in einzelnen Ländern wie etwa der Türkei. „Ein Einbruch der Weltwirtschaft durch terroristische Akte ist höchst unwahrscheinlich, auch wenn sie natürlich zur schlechten Stimmung bei Investoren und Konsumenten beitragen“, so Bruckbauer von der Bank Austria. Klaus Weyerstraß, Makroökonom beim IHS, pflichtet bei: „Terror könnte sich insofern insgesamt negativ auf die Weltwirtschaft auswirken, als er Unsicherheiten schürt, und die sind immer schlecht für das Investitionsklima und die Wirtschaft.“ Bei der Erste Asset Management bezeichnet man die direkten Auswirkungen von Terrorismus auf die Weltwirtschaft gar als nicht relevant: „Nüchtern betrachtet betreffen die Anschläge im Unterschied zum vergangenen Jahrzehnt bis dato Soft Targets. Auch auf die Stimmung der Konsumenten und Unternehmen können bis dato keine nachhaltigen negativen Auswirkungen abgeleitet werden. Die Bevölkerung lernt Terrorismus als ,normal‘ anzusehen. Die indirekten Auswirkungen

wie Nationalismus und Populismus sind dafür umso bedeutender“, so die Experten Gerhard Winzer und Harald Egger. Der sogenannte Islamische Staat (IS), als eine der Hauptquellen des internationalen Terrorismus heute, gerät wiederum in Syrien und Irak militärisch in Bedrängnis. In Syrien dürfte Machthaber Baschar al-Assad (Bild links) dank der militärischen Unterstützung Russlands wieder etwas fester im Sattel sitzen. Von politischer Stabilität ist die Region aber weit entfernt: Bedrohlich ist, dass die Konfliktlinie nicht klar festzulegen ist, weil sie nicht zuletzt zwischen den Religionsrichtungen der Sunniten und Schiiten verläuft. Die Schutzmacht der Sunniten bilden die arabischen Golfstaaten, allen voran SaudiArabien. Hinter den Schiiten steht wiederum der Iran, der zuletzt durch den Abschluss des Atomabkommens politisch gestärkt wurde. Ein Aufeinanderprallen dieser beiden regionalen Groß­mächte birgt natürlich immenses Konfliktpotenzial. Als Interessenvertreter des Westens kommt wiederum Israel ins Spiel, das militärisch hochgerüstet ist und Schätzungen zufolge über rund 80 Atomsprengköpfe verfügt. Der Nahe Osten bleibt somit ein Pulverfass mit hohem Gefahrenpotenzial für Weltfrieden und die globale Wirtschaft. Saudi-Arabien: Starker regionaler Player Bevölkerung: BIP*:

27,7 Mio. 1,6 Bio. Dollar

Militärausgaben: 87,2 Mrd. Dollar Atomare Sprengköpfe: Keine * BIP nach Kaufkraftparität

10 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

creditS: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock, Gino Santa Maria/Shutterstock, Shutterstock

° naher osten / Terror


°

Geopolitische Hotspots   Brennpunkt

Legende: Gefährlichkeit der weltweiten Auswirkungen (3 sehr hoch)

Zerfallsrisiko der EU bis hin zur Installa­ tion von Handelsbeschränkungen in den USA. Sie alle haben das Potenzial, die Weltwirtschaft deutlich zu beeinträchtigen“, heißt es dazu in einem gemeinsamen Statement von Gerhard Winzer, Chefökonom, und Harald Egger, Senior Aktienanalyst bei der Erste Asset Management. Eine Reihung der einzelnen Risiken bzw. Eintrittswahrscheinlichkeiten wollen die beiden Experten hier nicht nennen. Top-Risiken Gunter Deuber, Head of CEE Research der Raiffeisen Bank International, identifiziert wiederum die vier wichtigsten Risiken mit einem gewissen Europabezug bzw. Bedeutung für die Weltwirtschaft wie folgt. Erstens: Eine Verschärfung der Konfrontation des sogenannten Islamischen Staates (IS) gegen den Westen mit Auswirkungen im Mittleren Osten, Anschlägen in West­ europa und den USA, einer harten Haltung der USA und Konsequenzen für den Ölpreis. Weiters drohe eine Verschärfung der Spannungen zwischen Staaten, die Islamisten de facto unterstützen bzw. bekämpfen. Damit könnte es auch zu einem Wiederaufflammen des Flüchtlingsstroms nach Westeuropa und einer starken Beeinflussung wichtiger Wahlen auf dem Kontinent kommen. Deuber: Gegebenenfalls wäre sogar eine Abdankung Merkels denkbar, was Zweifel an der Stabilität Europas schüren würde, die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Szenarien liegt bei zehn Prozent. Zweitens: Eine aggressivere Außenpolitik Chinas angesichts der Abschwächung seiner Wirtschaft. Dadurch könnte es zu einer Verschärfung der Kapitalabflüsse aus China

° US-Wahlen: Trump ante Portas Wenn man von Risiken für die Weltwirtschaft spricht, darf man nicht nur an die Länder und Regionen denken, die sich als Krisenherde einen schlechten Namen gemacht haben. Möglichweise sammeln sich über der führenden Industrienation der Welt, den Vereinigten Staaten von Amerika, bereits dunkle Gewitterwolken. Stichwort: Donald Trump.

dem globalen Freihandel zurück­ziehen, inklusive anderer pro­tek­tionistischer Maßnahmen. Gerhard Winzer, Chefökonom Erste Asset Management, fasst zusammen: „Mögliche Gefahren für die Weltwirtschaft ergäben sich aus einem Aufbau von Handelsbeschränkungen, einer Schwächung der NATO sowie einer Stärkung der weltweiten AntiEstablishment-Bewegung.“ Ste­fan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, findet noch etwas griffigere Worte: „Macht Trump tatsächlich das Rennen und setzt er die angekündigten Maßnahmen um, dann wäre das ein gewaltiger Schock für die Weltwirtschaft. Auch wenn Trump nicht alles Gesagte realisiert, aber in die ange­ kündigte Richtung geht, wäre das eine Her­ausforderung für die globale Ökonomie, die die Welt verändern könnte.“ Somit sieht Bruckbauer in Wirklichkeit Trump als größten Risikofaktor an, der noch dazu von den Märkten unterschätzt würde. Wobei es natürlich noch einige Fragezeichen gibt; Bruckbauer: „Wird er wirklich Präsident? Und muss er mit seinen Vorstellungen nicht zurückrudern? Weil er ja dann ins politische System eingebunden wäre.“ Gunter Deuber, Wirtschaftsexperte bei der Raiffeisen Bank International, blickt relativ entspannt über den Großen Teich: „Die unmittelbar einem US-Präsidenten Trump zurechenbaren wirtschaftlichen Risiken sollten moderat sein. Die Märkte könnten kurzfristig verschnupft reagieren, allerdings sollte in einer funktionierenden Demokratie davon ausgegangen werden, dass ein Präsident alleine nicht die ganze Expertise und Rationalität im gesamten Ministerien- und Administrationsbereich komplett übergehen kann.“

Der Präsidentschaftskandidat ist nicht zuletzt für seine untergriffigen Angriffe auf Konkurrentin Clinton und andere seltsame Sager berühmt-berüchtigt geworden. Da hätten wir zum Beispiel: „Wenn ­Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich sie wahrscheinlich daten.“ Oder: „Meine Finger sind lang und schön, wie, wie gut dokumentiert wurde, auch andere Teile meines Körpers.“ Sexistische Zitate werden von Ausflügen in Verschwörungstheo­ rien und rassistischen Aussagen perfekt ergänzt: „Die globale Erwärmung wurde von und für die Chinesen erfunden, um die US-Produktion wettbewerbsunfähig zu machen“, so Trump. Oder mit Blick auf den südlichen Nachbarn: „Wenn Mexiko seine Leute schickt, dann schicken sie nicht die besten. (...) Sie bringen Drogen. Sie bringen Verbrechen. Sie sind Vergewaltiger – und manche, nehme ich an, sind gute Menschen.“ Für die meisten Menschen ist es wohl nicht sehr beruhigend, dass Trump möglicherweise bald am Drücker einer Wirtschafts- und Atomsupermacht zu finden sein wird. Zwar favorisieren die meisten Wahlumfagen Clinton, aber der Vorsprung ist gering und Trumps Chancen auf den Sieg sind nach wie vor intakt. Da­bei hat es auch sein Wirtschaftsprogramm in sich: So wurden Handelsbeschränkungen mit China und der Ausstieg Amerikas aus der WTO in Aussicht gestellt. Das würde bedeuten, dass sich die USA aus

USA: Höchstes Militärbudget der Welt Bevölkerung: BIP*:

321,3 Mio. 17,9 Bio. Dollar

Militärausgaben: 596 Mrd. Dollar Atomare Sprengköpfe: 7260 * BIP nach Kaufkraftparität

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 11


Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots

kommen. Gegebenenfalls würden durch eine Währungsabschwächung des chinesischen Yuan ein Abwertungswettlauf zwischen Emerging Markets und damit auch Divergenzen zu globaler Notenbankpolitik ausgelöst werden. Deuber kommentiert: „In diesem Szenario wären deutliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Asien und den ohnehin schwachen Welthandel möglich, Eintrittswahrscheinlichkeit fünf Prozent.“ Drittens: Eine aggressivere Innenund Außenpolitik Russlands. Die Herausforderung, politischen Rückhalt in Zeiten der wirtschaftliche Stagnation zu finden, führt zu einer immer repressiveren Innenpolitik und aggressiveren Außenpolitik in Russland. „Die Krise in der Ostukraine

bleibt ungelöst und flackert immer wieder auf, damit gelingt keine Stabilisierung der Ukraine, die immer mehr in einen ,Failed State‘ abgleitet, das führt zu zunehmender Auswanderung aus der Ukraine und Radikalisierung im Land“, so Deuber. Viertens: Zunehmende Spannungen zwischen Hegemonialmächten im Nahen Osten. Gewisse „Muskelspiele“ werden durch moderate Ölpreiserholung sogar gefördert, die Refor­ men in Saudi-Arabien kommen nicht voran und der Ausgleich zwischen Saudi-Arabien und Iran funktioniert nicht. Zudem könnte eine aggressivere Haltung Israels gegenüber dem sich erholenden Iran, vielleicht auch ein Präventivschlag gegen Iran kommen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Sze-

nariums beziffert Deuber aber nur mit fünf Prozent. Aufmerksame Beobachter werden in dieser Aufzählung jetzt vielleicht die Türkei vermissen, wo die jüngsten Entwicklungen ja auch Kopfzerbrechen innerhalb der EU bereiten. Türkei: Langfrist-Risiko Ein kurzfristiges geopolitisches Risiko sieht Deuber in der Türkei allerdings nicht, wenn auch längerfristig betrachtet eine gewisse Gefahr der Destabilisierung bestehe. Für die globale Konjunktur seien die Konsequenzen aber laut den meisten Experten überschaubar. Dem pflichtet etwa Weyerstraß bei: „Die Vorgänge in der Türkei, also der gescheiterte Putsch, das Agieren Erdo-

° china / südchinesisches Meer

Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, schätzt auf ­mittlere Sicht gesehen den schwelenden Gefahrenherd im Südchinesischen Meer vom Konfliktpotenzial sogar als das global größte Risiko ein: „Ein bewaffneter Konflikt in dieser Region wäre sowohl für den Weltfrieden als auch für die globale Konjunktur ein sehr bedeutendes und negatives Ereignis. Auch verglichen mit schwelenden Herden wie in der Türkei oder im Nahen Osten schätze ich eine Eskala­tion im Südchinesischen Meer am gefährlichsten ein.“ Das führt der renommierte Ökonom nicht zuletzt darauf zurück, dass eine bewaffnete Auseinandersetzung in Asien immerhin die ­Region treffen würde, in der schon heute der größte Anteil der Weltwirtschaft generiert wird: „Dass Asien über eine deutlich stärkere wirtschaftliche Dynamik verfügt als Europa oder die USA, macht die Region in dieser Hinsicht noch bedeutender.“ Bruckbauer findet aber in seiner Analyse auch beruhigende Worte: „Die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine Eskalation, also einen bewaffneten Konflikt zwischen den beteiligten Staaten, schätze ich doch als gering ein.“

Gunter Deuber, Raiffeisen Bank International, kommt prinzipiell auf die außenpolitische Ausrichtung Chinas unter Staatspräsident Xi Jinping (Bild links) zu sprechen: „Der Expansionswille Chinas ist keine Gefahr, solange das Land sich wie in den letzten Jahren – im Gegensatz zu Russland – doch an gewisse internationale Spielregeln hält und Peking die Beziehungen USA-China für beide Seiten als sehr bedeutend einstuft. Prinzipiell erwarten wir in den kommenden Jahren kein Abweichen Chinas von dieser Ausrichtung; wie in den Risikoszenarien erwähnt (siehe Haupttext, Anm.) könnten allerdings innenpolitische Probleme diese doch erkennbare außenpolitische Korrektheit in Frage stellen.“ Und seitens der Ersten Sparinvest heißt es mit Blick auf das Reich der Mitte: „Die Relevanz Chinas auf der geopolitischen Bühne nimmt zu. Das reflektiert die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung Chinas wider. An einer Eskalation hat aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen und der großen Bedeutung der Region für den Welthandel niemand Interesse. Dennoch besteht ein erhöhtes Risiko. Die Situation ist (auch) deshalb so besonders, weil die USA mit einigen asiatischen Ländern ein militärisches Beistandsabkommen haben.“ Für Österreich ist übrigens der wirtschaftliche Einfluss Asiens (noch) relativ gering: Was die Wertschöpfung aus Exporten betrifft, ist Deutschland immer noch der wichtigste Handelspartner. Es folgen die USA, Italien und Frankreich – erst dann ist China an der Reihe. Die europäischen Kernländer spielen für ­Österreichs Ökonomie also nach wie vor die wichtigste Rolle. China: Riesige Bevölkerung, starke Wirtschaft Bevölkerung: BIP*:

1,36 Mrd. 19,3 Bio. Dollar

Militärausgaben: 215 Mrd. Dollar Atomare Sprengköpfe: 260 * BIP nach Kaufkraftparität

12 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

creditS: Valentina Petrov / Shutterstock

Zumeist nicht im Mittelpunkt einer breiten Öffentlichkeit steht der Konflikt im Südchinesischen Meer rund um die Zugehörigkeit vieler dort beheimateter Inseln. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, manche Experten orten hier sogar die Gefahr eines gröberen bewaffneten Konflikts zwischen den regionalen Schwergewichten China und Japan sowie den Philippinen und Vietnam.


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Brennpunkt ° Geopolitische Hotspots

gans und schwere Terrorattacken sind hauptsächlich für die Türkei selbst relevant und hier natürlich für den Tourismus. Ich sehe hier generell wenig Einfluss auf die Weltwirtschaft.“

flikts im Nahen Osten, schon alleine weil hier die Großmächte Russland und USA involviert sind. So decken etwa die Vereinig­ ten Staaten Saudi-Arabien, Russland steht hinter dem Regime von Baschar al-Assad in Syrien: „Eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen Amerika und Russland, etwa durch einen Stellvertreterkrieg, wäre natürlich nicht wünschenswert. Und selbstverständlich ist die Region aufgrund

Pulverfass Nahost Nicht zu unterschätzende Auswirkun­ gen auf die Weltwirtschaft hätte hingegen laut Weyerstraß eine Ausweitung des Kon-

° türkei

Russland scheint aus vielerlei Gründen an dem Erhalt eines eingefrorenen Konfliktes in der Ostukraine interessiert. Damit bleibt das Verhältnis Russland-Ukraine nachhaltig belastet und eine politische und wirtschaftliche Stabilisierung der ­Ukraine (auch der Ostukraine wird schwierig bleiben). Damit könnte die Ukraine auch wieder mehr ins politische Chaos abgleiten, ein Szenario, das Russland in die Hände spielen sollte. „In gewisser Weise könnte dann auch die westliche Unterstützung, vor allem die der EU, für die Ukraine zurückgehen. Denn in so einem Szenario wird die Ukraine auch das IWF-Programm kaum erfüllen können und es wird sehr schwierig sein, in der EU substanzielle Gelder für die Ukraine zu mobilisieren, ohne laufendes bzw. erfolgreiches IWF-Programm“, so die nicht gerade euphorische Einschätzung von Gunter Deuber (Raiffeisen Bank International). Ein ähnliches Bild zeichnen Gerhard Winzer und Harald Egger von der Erste Asset Management: „Der Konflikt zwischen der Ukraine mit Russland ist eingefroren, wobei die Situation leicht eskalieren kann. Das ist deshalb von Relevanz für ganz Europa, weil einige Nachbarstaaten Russlands dessen zunehmend selbstbewusstes Auftreten mit Argusaugen verfolgen. Die Beziehungen zwischen der EU und Russland könnten für längere Zeit getrübt bleiben. Somit besteht weiterhin die Gefahr von zusätzlichen gegenseitigen Sanktionen (Handel, Energie).“ Wer die Entwicklung mit besonderer Sorge beobachtet, sind die baltischen Staaten. In Estland, Lettland und Litauen leben starke russischsprachige Minderheiten und es wird befürchtet, dass Putin nach dem Vorbild des Ukraine-Konflikts Gebietsansprüche stellen könnte. Es ist aber doch sehr unwahrscheinlich, dass Russland tatsächlich so weit gehen könnte, immerhin sind die Balten sowohl in der EU als auch in der NATO vertreten.

Die Entwicklungen in der Türkei befinden sich an der Schnittstelle von mehreren nachteiligen Strömungen: Nationalismus, Anti-Establishment-Bewegungen, Migrationsströme, islamischer Fundamentalismus, Terrorismus, regionale militärische Konflikte, Zentrifugalkräfte in Europa und der Peripherie. „Dennoch sind die Spannungen in der Türkei regional begrenzt und stellen somit keine unmittelbare Bedrohung für die Weltwirtschaft dar. Selbst die wirtschaftlichen Verflechtungen der EU mit der Türkei sind überschaubar“, so Harald Egger, Senior Aktienanalyst Erste Asset Management. Deuber von der Raiffeisen Bank International teilt im Wesentlichen diese Einschätzungen und fügt hinzu: „Nach dem Putschversuch wird der Präsident erstmal die Gunst der Stunde nutzen, das Land weiter gemäß einem autoritäreren Präsidialsystem umzustrukturieren, ohne die Bindungen zum Westen (EU, NATO) kurz- bis mittelfristig komplett zu unterminieren. Eine gewisse Kopplung dieses Trends mit einer Islamisierung stößt auf eine breite Zustimmung im Land.“ Insofern würden sich oppositionelle Kräfte eher in die innere oder äußere Emigration flüchten, was im Falle der Türkei noch relativ einfach sei. „Langfristig könnten die Folgen einer schleichenden Entmachtung der teils doch säkular geprägten Wirtschaftselite und eine schwache Entwicklung der türkischen Wirtschaft auch die politische Stabilität gefährden“, so Deuber. Wie soll die EU jetzt in weiterer Folge mit der Türkei umgehen? Bekanntlich hat ja Österreichs Bundeskanzler Kern eine Unterbrechung der Beitritts-Verhandlungen in den Raum gestellt. So mancher Experte ist mit diesem Schritt nicht zufrieden, so meint Friedensforscher Werner Wintersteiner: „Die Türkei ist derzeit ohnedies nicht beitrittsreif, ein Abbruch der Verhandlungen würde die Gesprächssituation aber nur verschärfen und wäre ein diplomatischer Fehler.“ Türkei: Regionalmacht am Bosporus

Russland: Mächtiges Atomwaffenpotenzial Bevölkerung: BIP*:

142,4 Mio. 3,7 Bio. Dollar

Militärausgaben: 66,4 Mrd. Dollar Atomare Sprengköpfe: 7500 * BIP nach Kaufkraftparität

14 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

Cyber-Crime Der Nahe Osten ist selbst Schauplatz brutaler Gewalt und gleichzeitig „Terrorexporteur“: Blutige Bombenanschläge, Massaker mit Kalaschnikows oder wie zuletzt der Einsatz eines Lkw als brutale Waffe in Nizza prägen das mediale Bild des Terrors.

Bevölkerung: BIP*:

79,4 Mio. 1,5 Bio. Dollar

Militärausgaben: 17,6 Mrd. Dollar Atomare Sprengköpfe: Keine * BIP nach Kaufkraftparität

creditS: Panom/Shutterstock, Orlok/Shutterstock

° ukraine / Russland

ihres Ölreichtums besonders sensibel für die globale Wirtschaft.“


°

Geopolitische Hotspots   Brennpunkt

Logisch: Fordern sie doch Menschenleben und richten unbeschreibbares Leid an. Auf einen weniger gut sichtbaren Aspekt sollte aber nicht vergessen werden: Attacken über das Internet – obwohl hier die Grenzen zwischen politisch motiviertem Terrorismus und „normaler“ Kriminalität verwischen. Der direkte Schaden durch Hackerangriffe und Daten-Diebstahl wird weltweit auf rund 400 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das sind rund 0,5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, wobei diese Zahl stark im Steigen begriffen ist. Dem stehen erhöhte Investitionen von Unternehmen und Staaten in die Verstärkung der Sicherheit gegenüber. Schutz-Mechanismen Auch Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, will die Sicherheitsprobleme unserer modernen Zeiten nicht in Abrede stellen, er glaubt aber, dass global gesehen die Risiken in den letzten Jahren nicht größer geworden sind: „Die Gefahr des Einbruchs der Wirtschaftsleistung durch Schocks ist sogar geringer geworden. Das rührt daher, dass hinzugelernt wurde und heute stärkere Maßnahmen wie Quantitative Easing gesetzt werden können. Prinzipiell haben Institutionen wie Notenbanken heute einen schnelleren und stärkeren Zugang zu den Märkten als in der Vergangenheit. Eine Krise, wie sie von Lehmann 2008 ausgelöst worden ist, würde heute nicht mehr passieren.“ Als Beispiele führt der Experte den Putsch-Versuch in der Türkei oder den Brexit-Entscheid ins Treffen: „Nach anfänglichen Turbulenzen kann man dazu aus Sicht des Kapitalmarkts fast sagen: who cares? Die Märkte haben sich von diesen Schocks erholt – vor fünf Jahren hätten solche Ereignisse noch ganz andere Auswirkungen gehabt.“ Obwohl er hinzufügt, dass gerade der Brexit von den – von Liquidität geprägten – Finanzmärkten etwas unterschätzt wird: „Ich nehme an, dass das Vereinigte Königreich im kommenden Jahr eine Rezession erleben wird, was natürlich Einfluss auf ganz Europa haben wird. Punktuelle Schocks könne die Wirtschaft mittlerweile aber dennoch recht gut verdauen, gefährliche seien unvorhergesehene strukturelle Veränderungen. Bruckbauer nennt theoretische Beispiele: „Etwa wenn China zu der Entscheidung kommen würde, nur mehr mit zwei Prozent jährlich wachsen zu wollen. Das ist eben Theorie, es würden aber die entsprechenden Instrumentarien fehlen, um adäquat zu reagieren.“ Die größte Gefahr für die Konjunktur Europas sehen Experten allerdings in der Abschwä-

chung der US-amerikanischen oder der deutschen Wirtschaft. „So könnten wir zyklisch in einen Abschwung eintreten. Diese Wahrscheinlichkeit ist größer als ein militärischer Konflikt im Südchinesischen Meer oder eine Eskalation in der Türkei usw.“, analysiert Bruckbauer. Eine negative Wirtschaftsentwicklung in Europa würde wiederum politische Risken bergen, nämlich, dass Populisten zunehmend an Einfluss gewinnen könnten. Immerhin finden in Deutschland, Italien und Frankreich im kommenden Jahr wichtige Wahlen

statt: „Es könnte sein, dass die Politik nach Gewinnen der Populisten zu mehr Protektionismus streben würde – kein erfreuliches Szenario. Jedenfalls bringen die Wahlen politische Risiken für die Wirtschaft mit sich, die sich heute noch nicht wirklich abschätzen lassen“, so Bruckbauer nachdenklich. Einige Hotspots hat das GELD-Magazin auf den vorhergehenden Seiten herausgegriffen und mögliche Auswirkungen skizziert (als Quellen dienten Expertengespräche sowie sta­tista.com, sipri. org, CIA: World Factbook).

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september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 15


Brennpunkt ° Banken

krise auf Italienisch Die Probleme des italienischen Bankensektors werden durchaus unterschiedlich bewertet. Die einen sprechen von einem drohenden Kollaps, der gleich ganz Europa mit in den Abgrund reißen könnte. Die anderen beruhigen und halten einen Crash für pure Fantasie. Tatsache ist, dass nicht nur die Finanzinstitute in in „Bella Harald Kolerus Italia“ mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben – es lohnt sich auch ein Blick auf Österreich. edienberichte zur italienischen Bankenlandschaft kommen mitunter einem Schwanengesang gleich: Die Rede ist von Krediten des Sektors in Höhe von 360 Milliarden Euro, wovon knapp 20 Prozent notleidend sein sollen. Die Gefahr, die jetzt an die Wand gemalt wird: Kollabieren die italienischen Banken, könnte das in einem Dominoeffekt alle europäischen Banken, die wiederum den italienischen Kollegen Hunderte Milliarden Euro an Krediten gewährt haben, ins Wanken bringen. Die Wogen schlagen also hoch, so hat etwa David Folkerts-Landau, Chefökonom der Deutschen Bank, ein Rettungsprogramm für Europas Banken von 150 Milliarden Euro gefordert. „Stark ÜBertrIeBen“ Hört man sich hingegen unter heimischen Bankiers und Wirtschaftswissen-

schaftern um, so erscheinen Aufregung und Sorgen enden wollend. In einer Studie der Raiffeisen Bank International (RBI) heißt es zu dem Thema: „Die Schwäche vieler italienischer Banken wird von manchen als nächste systemische Eurokrise gehandelt. Wir halten diese Einschätzung für übertrieben. Die angespannte Eigenkapitalsituation des italienischen Bankensektors ist nichts Neues und eine Form der Restrukturierung wird sicher stattfinden.“ Der Rekapitalisierungbedarf der italienischen Banken wird laut RBI auf bis zu 50 Milliarden Euro geschätzt, was ca. drei Prozent des italienischen BIP entspräche. „Sollte dieser Kapitalbedarf rein über öffentliche Mittel gedeckt werden, würde dies den italienischen Staatshaushalt zwar klar belasten, aber nicht unmittelbar zu einer untragbaren budgetären Situation führen. Die italienischen Staatsfinanzen leiden vor allem unter dem

ANteIL NotLeIDeNDer forDeruNGeN Im europäIScheN VerGLeIch 30% 48,95%

46,71%

25%

Q4 2015

20% 15% 10% eU-Durchschnitt

0%

CY el SI pT Ie IT ro HU bG Hr MT aT pl eS lT Sk fr lV be Dk CZ De nl Uk fI no Se lU

5%

Italiens Banken sitzen auf einem hohen Berg fauler Kredite – Experten halten die Schwierigkeiten allerdings für lösbar und rechnen mit keinem Crash. Quelle: EBA Interactive Dashboard,

16

° GeLD-mAGAZIN – September 2016

„Eine Belebung der Konjunktur wäre für Italien und die Situation der Banken hilfreich“ Gerald Fleischmann, Volksbanken

hohen Schuldenstand, der sich in überdurchschnittlich hohen Zinszahlungen von rund vier Prozent des BIP jährlich widerspiegelt“, heißt es in der Studie. Eine Bankenrettung in Höhe von 50 Milliarden Euro würde beim aktuellen impliziten Zinssatz von drei Prozent etwa 1,5 Milliarden Euro bzw. 0,1 Prozent des BIP zusätzliche Zinsbelastung verursachen. „Gleichzeitig weist der italienische Staatshaushalt seit Jahren einen Primärüberschuss von ca. zwei Prozent des BIP aus. Die diskretionären Ausgaben des Staates scheinen somit gut auf die Einnahmensituation abgestimmt zu sein“, sehen RBI-Analysten die Situation relativ entspannt. Was nichts beschönigen soll, so kämpft das italienische Bankensystem seit Jahren mit einem hohen Bestand notleidender Kredite, die inzwischen 18 Prozent der Bankaktiva ausmachen. „Im Unterschied zu vielen anderen Euroländern wurde dieser Bestand in den letzten Jahren nicht reduziert, sondern stieg kontinuierlich an“, so die RBI. ManGelnde effIZIenZ Weiters leiden Italiens Banken unter Ineffizienz und einem zu dichten Filialnetz, ein Problem, das allerdings europaweit und auch in Österreich nicht gänzlich unbe-

CREDITS: Archiv, beigestellt, Shutterstock

M


°

Banken   Brennpunkt

FI

EL

SE

88%

258%

BE

208%

260%

DE ES

215%

268%

PT

223%

269%

DK

226%

273%

288%

375%

Q4 2015

397%

500% 450% 400% 350% 300% 250% 200% 150% 100% 50% 0%

CH

IE

FR

HU

2014 2012 2334 3093 9096 1452 1759 1979 3483 4598 2111

GröSSe des Bankensektors im internationalen Vergleich

385%

2010 2005 2070 2739 5800 1079 1675 1779 2952 3636 1808

„Sie haben bekanntlich mit den extrem niedrigen Zinsen zu kämpfen, hinzu kommen die herausfordernden Kapitalvorschriften durch strengere Regulatorien. Und das alles in Zeiten schwachen Wirtschaftswachstums. Italiens Banken leiden allerdings zusätzlich unter einer rund acht Jahre andauernden Stagnation der Wirtschaft.“ So müssten sie vermehrte Ausfälle verkraften – ein Problem, das bei den französi­ schen, deutschen und auch österreichischen Banken (trotz einer gewissen Belastung durch die Osteuropa-Tangente) nicht so stark ausgeprägt ist: „Bei den anderen Vergleichszahlen zeigt sich die Situation der italienischen Banken ähnlich wie in Österreich und Deutschland. In allen drei Ländern sehen wir eine relativ hohe Kostenbelastung, sehr enge Margen und eine vergleichbare Eigenkapitalausstattung.“ Die Problematik der faulen Kredite in Italien hält der Experte jedenfalls für lösbar, wenn

Italien kein Sonderfall Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, sieht jedenfalls nicht nur in Italien, sondern generell in der Eurozone die Banken mit Problemen konfrontiert:

IT

2010 2014 Österreich 36 37 Deutschland 33 32 Belgien 75 66 Niederlande 84 85 Spanien 44 58 Frankreich 47 48 Italien 40 41 Slowenien 59 56 Finnland 84 80 Eurozone 47 47

einwohner pro bankfiliale

Robert Zadrazil, Bank Austria

Deutschland für eine etwaige Bankenrettung in Italien eine Gläubigerbeteiligung (Bail-in, Anm.).“ Diese Forderung birgt politischen Diskussionsstoff, da italienische Privatanleger stark in Wertpapiere der italie­nischen Banken investiert sind und zur Sanierung beitragen müssten. Nach Berechnungen der Finanzagentur Bloomberg hält jeder italienische Haushalt im Durchschnitt 1260 Euro seines Vermögens in Form von nachrangigen Anleihen italienischer Banken. „Ein Bail-in samt Vermögensverlust für italienische Haushalte könnte populis­ tischen Strömungen weiteren Vorschub leis­ ten und zu politischen Konsequenzen in Rom führen“, so Jungwirth.

424%

cr5 ratio

„FinTechs liefern wertvolle Ergänzungen zu unseren bestehenden Services“

Ingo Jungwirth, BAWAG P.S.K.

461%

° Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz der Banken in der Eurozone

„Die politische Kompo­nente macht die ­Situation in ­Italien durchaus brisant“

CY

kannt ist. Dazu meint Ingo Jungwirth, Leiter Funding und Analyse im Bereich Treasury Services & Markets der BAWAG P.S.K.: „Wie auch in anderen europäischen Ländern bemühen sich in Italien zu viele Banken um zu wenige Kunden. Das hat einerseits mit dem niedrigen Wachstumsumfeld in Italien zu tun, auf der anderen Seite blieb während der letzten Jahre eine Marktbereinigung aus. So verdienten zahlreiche italienische Banken nicht genug, um ihre Verwaltungs- und Finanzierungskosten inklusive Eigenkapitalkosten abzudecken und lebten in der Hoffnung auf bessere Zeiten von ihrer schrumpfenden Substanz. Wiederum andere Banken versuchten die sinkenden Erträge mit risikoreicheren Geschäften abzufangen. Beiden Strategien sind über den Konjunkturzyklus betrachtet keine nachhaltigen Geschäftsmodelle.“ Banken ohne nachhaltiges Geschäftsmodell würden um einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen nicht herumkommen. Der Experte meint aber: „Die Schieflage der italienischen Banken ist prinzipiell mit den zur Verfügung stehenden Mitteln der Bankenrettung zu bewältigen. Brisant wird die Situation allerdings durch die politische Komponente. Einerseits steht Matteo Renzi vor einem Verfassungsreferendum im Oktober, das an den Fortbestand seiner Regierung geknüpft ist. Andererseits verlangt insbesondere

NL

UK AT

IT USA

Im Verhältnis zum BIP ist – wenig überraschend – der Schweizer Bankensektor sehr mächtig, Italien hinkt im EU-Vergleich hinterher.

CR5 Ratio gibt den Anteil der fünf größten Banken an den gesamten Aktiva an. Quelle: ECB

Quelle: HelgiLibrary (2016)

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 17


Brennpunkt ° Banken

ZU HoHe SCHUlden? Was prinzipiell die Verschuldung Italiens betrifft, meint Bruckbauer: „Wenn Schulden nicht zu hoch sind, sind sie nicht per se schlecht. Private sparen in der Regel immer mehr als sie Schulden machen. Derzeit legen aber auch die Unternehmen mehr an, als sie Kredite nehmen – sie sind zu Nettosparern geworden. Das versuchen jetzt auch die Staaten, was aber zu weniger Wachstum und dadurch letztlich auch grö-

ßeren Defiziten führen kann.“ Der italienische Staat war in den letzten zehn Jahren jedenfalls sehr diszipliniert, auch die privaten Haushalte und Unternehmen des Landes sind unter dem europäischen Schnitt verschuldet. Wildes Schuldenmachen sieht Bruckbauer somit nicht als Ursache für die Probleme der italienischen Banken, sondern das stagnierende Wirtschaftswachstum. Ähnlich äußert sich Gerald Fleischmann, Chef der österreichischen Volksbanken: „Im Gegensatz zum italienischen Staat – 132 Prozent des BIP – ist der italienische Privatsektor nicht übermäßig verschuldet, das Systemrisiko sollte daher nicht überschätzt werden. Die entsprechenden Quoten sind mit 42,5 Prozent des BIP bei den privaten Haushalten und 79 Prozent des BIP im Unternehmenssektor niedriger als z.B. in Österreich (private Haushalte 51,2 Prozent, Unternehmen 95 Prozent, der Staat allerdings nur 84 Prozent, Anm.).“ Fleischmann fährt fort: „Der Anteil notleidender Forderungen von Banken ist in Italien weit höher als in Ländern mit ähnlichem Entwicklungsniveau. Während die privaten Haushalte daran nur einen kleinen Anteil haben und mit ihrer traditionell hohen Sparquote den italienischen Finanzsektor insgesamt stabilisieren, sind die Unternehmenskredite kritischer. Eine Belebung der Konjunktur wäre hier hilfreich. Diese ist im zweiten Quartal leider wieder zum Erliegen gekommen. Der Einkaufsmanagerindex für

eIGeNkApItALQuoteN Der bANkeN Im eu-VerGLeIch 40% 35% 30% 25%

Werte einzelner EU-Mitgliedstaaten

20%

eU-Durchschnitt

15% 5% 0%

ee lV lT Se fI Dk Ie nl Hr Gb CZ bG Sk SI be MT De no lU ro fr Gr HU aT pl CY IT eS pT

10%

Bei der eigenkapitalquote liegen Italiens Banken unter dem EU-Durchschnitt, ebenso wie Österreich, das aber etwas besser positioniert ist. Quelle: EBA Interactive Dashboard

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° GeLD-mAGAZIN – September 2016

„Die Probleme der faulen Kredite italienischer Banken scheinen lösbar“

Stefan Bruckbauer, Bank Austria

die Industrie war trotz Abschwächung im Juli aber noch positiv, jener für den Dienstleistungssektor konnte sich sogar etwas steigern.“ Lösungsansätze bestehen laut dem Experten in der Bereinigung der Bilanzen, vorsichtiger Kreditpolitik der Banken und der Sicherung bzw. Schaffung der dazu notwendigen Kapitalbasis. „Ebenso liegen Lösungsansätze in einer wachstums- und investitionsfreundlichen Wirtschaftspolitik. Während die Staatsschulden dabei nicht weiter wachsen bzw. rückgeführt werden sollten, ist die Verschuldung des Privatsektors aus makroökomischer Sicht in Ordnung – wichtiger als Deleveraging ist daher Vermeidung einer Kreditklemme.“ HeraUSforderUnG fInteCH Fassen wir zusammen: Die akuten Schwierigkeiten Italiens scheinen lösbar, ein Systemcrash ist nicht zu erwarten. Experten wie Franz Hahn, Ökonom am Wifo, sprechen aber von Ineffizienzen im europäischen Bankensystem, nicht zuletzt in Italien und Österreich. Das hat mit der Dichte des Filialsystems und neuen Marktteilnehmern, den FinTechs, zu tun. Umstrukturierungen werden notwendig sein, wobei sich die heimischen Banken gewappnet fühlen. So meint Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der Bank Austria: „Die entscheidende Frage, auf die derzeit alle Kunden-Banken die richtige Antwort suchen, ist folgende: Wie muss der richtige Angebots-Mix aus stationärem und Online-Angebot aussehen, um den neuen Kundenbedürfnissen zu entsprechen?“ Die Bank Austria setzt hier auf persönliche Beratung in den Filialen sowie auch online, FinTechs werden als Chance verstanden. Auf die Zukunft der Banken dürfen wir jedenfalls gespannt sein.

CREDIT: Archiv, Shutterstock

vielleicht auch nicht für alle Banken: „Möglicherweise muss der Staat intervenieren, ich sehe aber keine Dimensionen, die Italien nicht alleine stemmen könnte. Hier einen Totalkollaps des italienischen oder gar europäischen Bankensystems an die Wand zu malen, halte ich für stark überzogen.“ In diesem Zusammenhang sind folgende Zahlen interessant: Wenn der italienische Staat alle faulen Kredite, die nicht wertberichtigt sind, übernehmen würde, entspräche das einem Anteil von 2,7 Prozent des BIP. Österreich hat immerhin rund 15 Prozent des BIP für die Bankenrettung zu Buche stehen, in Deutschland sind es an die neun Prozent. Bruckbauer: „Ich sage nicht, dass es Italiens Banken gut geht, aber die Lösung ist vor allem politisch schwierig, nicht so sehr ökonomisch. Die Banken wünschen sich keinen Einstieg des Staates, weshalb sich eine Lösung in die Länge zieht und der Eindruck überbordender Schwierigkeiten entsteht.“


Rahofer.

Ein Geheimnis unseres Erfolgs? Dank der Innovationskraft unserer Mitarbeiter wachsen wir ständig über uns hinaus. Zuerst über den Heimatmarkt Österreich, dann über Europa. Mittlerweile sind wir in mehr als 20 Ländern mit Produktionsstandorten vertreten und betreuen unsere Kunden mit rund 5000 Service- und Vertriebsstützpunkten in über 130 Ländern. Welche Grenzen wir in Zukunft sprengen möchten, erfahren Sie auf www.palfinger.ag PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com


brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz

Mastercard droht Mega-Schadenersatz

Schweiz klagt Ex-Banker

Es geht letztendlich um eine Schadenersatzklage in Höhe von 14 Milliarden Pfund (rund 16,5 Mrd. Euro) und damit um die größte in der Geschichte Großbritanniens. Der Kläger wirft dem US-Kreditkartenanbieter vor, Konsumenten jahrelang mit überhöhten ­Gebühren geschadet zu haben.

Ein ehemaliger Mitarbeiter der UBS verkaufte den Finanzbehörden in Deutschland eine CD mit Informa­ tionen über deutsche Steuersünder. Jetzt geht die Schweizer Bundesanwaltschaft rechtlich gegen ihn vor.

Walter Merricks war als ehemaliger Ombudsmann für die britische Finanzbranche bis 2009 für das Schlichten von Streitigkeiten zwischen Konsumenten und Finanzinstituten zuständig. Nun verklagte er laut Schweizer Tagesanzeiger den weltweit zweitgrößten Kreditkartenanbieter auf Schadenersatz. Hintergrund für die Klage ist ein Urteil der EU-Wettbewerbsbehörde aus dem Jahr 2014, nach dem Mastercard im Zeitraum von 1992 bis 2008 von Geschäftsleuten zu hohe Gebühren für Kreditkartentransaktionen verlangt hätte. Der Kläger argumentiert nun, dass damit Konsumenten indirekt geschädigt wurden, weil

Mastercard: Wurden über zehn Jahre hinweg 46 Millionen britische Kunden geschädigt?

Strafe für Wells Fargo

Ex-Bentley-Chef will hunderte Millionen von VW

Die US-Bank Wells Fargo musste 185 Millionen US-Dollar (rd. 164 Mio. Euro) an Strafe bezahlen, da ihre Berater hunderttausende Kundenkonten ohne deren Einwilligung öffneten.

Es geht um einen Patentstreit mit Volkswagen, bei dem der ehemalige Bentley-Chef Wolfgang Schreiber auf mehrere hundert Millionen Euro klagt. Überraschend daran ist, dass die Klage keineswegs aussichtslos ist.

Beim Vergütungssystem der Kundenberater von Wells Fargo spielen Provisionen eine große Rolle. Das verleitete einige Mitarbeiter dazu, ohne Wissen der Kunden Konten anzulegen, Kreditkarten zu beantragen und mit falschen E-Mail-Adressen Online-Banking-Zugänge einzurichten. Wells Fargo entschuldigte sich nun für diese Vorgehensweisen, entschädigte die Kunden mit Gutschriften und entließ die betroffe­ nen Mitarbeiter. Insgesamt feuerte Wells Fargo seit Anfang 2011 in Zusammenhang mit Malversationen 5300 Mitarbeiter. (mf)

20 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

die Geschäftsleute die zu hohen Gebühren über höhere Preise an ihre Kunden weitergeben hätten müssen. Brisant ist der Fall deswegen, weil laut eingeschalteter Anwaltskanzlei Quinn Emanuel ein Gesetz in Großbritannien Verbraucher automatisch zu Nutznießer von Schadenersatzzahlun­ gen macht, es sei denn, sie distanzieren sich ausdrücklich von der Klage. Sollte der Klage stattgegeben werden, haben 46 Millionen britische Kunden automatisch Anspruch auf Schadenersatz. (mf)

Wolfgang Schreiber war zuletzt Chef der VW-Konzernmarken Bentley und ­Bugatti. Nach Informationen des Magazins Spiegel reichte er nun vor dem Land­gericht München eine Patentklage gegen den Wolfsburger Autokonzern ein. Er fordert darin mehrere hundert Millionen Euro von VW. Konkret geht es darum,, dass der promovierte Maschinenbauer Schreiber seit 1996 die Getriebeentwicklung bei Volkswagen leitete und dabei das Doppelkupplungsgetriebe als neue Technologie entwickelte. Der

Autokonzern ließ mehrere Patente dafür eintragen. In einigen Patenten wird Wolfgang Schreiber auch als „Erfinder“ genannt. Nach dem Arbeitnehmererfindungsgesetz ist ein Erfinder aber nicht alleine durch sein Gehalt, das er bezieht, für neue Patente ausreichend entlohnt, ihm steht zusätzlich eine „angemessene“ Vergütung zu. Streitfall ist aber in den häufig folgenden Auseinandersetzungen zwischen Beschäftigten und Unternehmen, was „angemessen“ ist. Schreiber argumentiert seine Forderung nach mehreren hundert Millionen Euro damit, dass das von ihm entwickelte Doppelkupplungsgetriebe in vielen Fahrzeugen des VW-Konzerns eingesetzt wird – mittlerweile sind mehr als vier Millionen Fahrzeuge vom Volkswagen-Konzern damit ausgestattet worden. (mf)

creditS: Shutterstock, varandah/Shutterstock

Die an die Behörden in Nordrhein-Westfalen verkaufte Daten-CD beinhaltete Unterlagen zu rund 3,5 Milliarden Schweizer Franken (3,2 Mrd. Euro) Anlagevermögen deutscher Kunden bei der UBS. Das kam der Schweizer Großbank teuer zu stehen. Sie musste bei der Staatsanwaltschaft Bochum für den Abschluss des Steuersünderverfahrens 300 Millionen Euro bezahlen. Für den Datendieb hat dies jetzt ebenfalls ein juristisches Nachspiel. Die Schweizer Bundesanwaltschaft wirft dem Ex-Mitarbeiter der UBS die Verletzung des Geschäfts- und Bankgeheimnisses vor. Die entsprechende Anklageschrift wurde laut der Zeitung „Tages-Anzeiger“ im Juli beim Bundesstrafgericht eingereicht. (mf)


°

Meldungen aus der Hochfinanz   brennpunkt

Zentralbanken stecken in der Zwickmühle Trendforscher Gerald Celente ist überzeugt, dass die US Federal Reserve die Zinsen jetzt weder anheben noch senken kann. Sie steckt wie alle großen Zentralbanken weltweit in der Zwickmühle. Entweder sie schaden den Banken, Versicherungen und Pensionskassen mit weiteren Zinssenkungen oder sie verursachen mit Zinsanhebungen veritable Rezessionen. William Dudley, seines Zeichens Präsident der Federal Reserve Bank in New York, stellte seit Mai dieses Jahres im Chor mit allen anderen regionalen Fed-Präsidenten eine US-Zinserhöhung in den Raum. Damals war eine solche im Juni oder Juli vorgesehen. Wie wir heute wissen, wurde eine Zinserhö-

hung immer mit wechselnden Argumenten aufgeschoben. Einmal war es die Krise in China, dann die schwache Weltwirtschaft und zuletzt wieder der offensichtlich doch nicht so stabile US-Arbeitsmarkt. Interessanterweise wechselte Dudley Anfang August seine Meinung: Die Zeit sei noch nicht gekommen. Die Fed müsse aufgrund der nicht so rosigen wirtschaftlichen Aussichten mit der Anhebung der Zinsen vorsichtig sein. Mitte August spielte er wieder auf eine leichte Intervention im September an. Aber auch Anfang September war die Zeit für eine Zinsanhebung für FedChefin Janet Yellen nicht reif genug. „Tatsache sei“, meint Trendforscher Gerald Celente, „dass die niedrigen Zinsen nicht nur den Banken schaden. Neben dem symp­

Deutsche Bank: Reduziert in Deutschland von 723 auf 535 Filialen.

US Federal Reserve: Konnte die Leitzinsen bislang nicht und nicht anheben.

tomatischen Kursverfall der Deutschen Bank und der Commerzbank können Versicherungen den Garantiezins nicht mehr halten und Pensionsfonds sind weltweit für einen Crash gefährdet.“ (mf)


bankingPanorama türkei

Land des Monats

ECKDATEN (Republik Türkei)

Staatsform

Parlamentarische Republik

Hauptstadt

Ankara

Amtssprache

Türkisch

Staatsoberhaupt

Recep Tayyip Erdogan

Regierungschef

Binali Yıldırım

Fläche

814.578 km2

Einwohner

etwa 78,7 Millionen

Bevölkerungsdichte

rund 96,6 pro km2 Türkische Lira

Währung Kfz-Kennzeichen

TR

Internet-TLD

.tr +90

Internat. Telefonvorwahl Marionette. Die türkische Zentralbank wird

– so wie die meisten Institutionen im Land am Bosporus – mehr und mehr zur Marionette von Recep Tayyip Erdogan. Frei nach dem Motto „Sie wünschen, wir spielen“ wurde dem Wunsch des Präsidenten nach billigem Geld im August erneut entsprochen und bereits zum sechsten Mal in Folge der Zins gesenkt. Die „Erdonomics“-gerechte Zinssenkung wur-

de dabei trotz der galoppierenden Inflation – diese lag im Juli bei 8,8 Prozent – durchgeführt und dürfte auch in den Reihen der Zentralbank selbst viele Kritiker haben. Dass die­se ihre Vorbehalte jedoch nicht öffentlich äußern, verwundert nicht weiter, hatte Präsident Erdogan doch bereits allen Banken, „die den falschen Weg einschlagen“, mit Konsequenzen gedroht.

Unabhängig seit

1923

Nationalfeiertag

29. Oktober

Größte Städte Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa, Adana, Gaziantep 81 Provinzen

Verwaltungsgliederung

Nachbarstaaten Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Syrien Ararat (5137 m)

Höchste Erhebung

Ethic Banking

N

achhaltigkeit wird oft strapaziert und schließt den Begriff „Ethik“ nicht auto­ matisch mit ein. Ethische Werte sollten je­ doch heute in allen Nachhaltigkeitsprogram­ men eine wesentliche und wichtige Rolle spielen. Nur durch ein ethisch-soziales Ver­ antwortungsbewusstsein kann das Ver­trauen in der Gesellschaft wieder erlangt werden. Speziell in der derzeitigen Umbruchphase im Bank- und Finanzmarkt – über das digitale Zeitalter hin zur Entmenschlichung und zur vollreglementierten Bank-Kunden-Beziehung – ist es notwendig, ethisch-soziale Grund­sätze in den Geld- und Kapitalmarktverkehr einflie­

22 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

ßen zu lassen. Für eine Regionalbank wird es zur Überlebensfrage, Handschlagqualität mit Transaktionssicherheit zu demonstrieren und Kundenbindung mit sozialen Mehrwerten zu schaffen. Das bedeutet Mut zu Neuem, Herz in der (digitalen) Beziehungsarbeit und Hirn in der technisch-menschlichen Kommunikations­ umsetzung. Nur wenn alle drei Komponenten zusammentreffen, macht Handeln weiter Sinn. Da ist wesentlich, dass sich Profit nicht nur in der GuV der Bank niederschlägt, sondern ein Mehrwert ist, der Gesellschaft und Akteuren zugute kommen soll. Kunden und ­relevante Stakeholder müssen Ehrlichkeit, ­Respekt,

Mag. Nikolai de Arnoldi CFO/CRO HYPO NOE Gruppe Bank

­ ffenheit, Transparenz, Empathie und ­soziale O Wärme weiterhin spüren, was für die digitale Bankwelt 4.0 eine enorme Herausforderung darstellt. www.hyponoe.at

CrediTS: beigestellt, Shutterstock

kolumne

HYPO NOE Gruppe


EINE ODE AN DIE AKTIENMÄRKTE Alternativlos. Damit Anleger nachhaltig Erfolg haben,

braucht es einen langfristigen Plan, der nicht bei der ersten Schlechtwetterfront an den Börsen über den Haufen geworfen wird, heißt es in einer Aussendung der Zürcher Kantonalbank ­Österreich. „Es geht stets darum, sein strategisches Ziel im Kopf zu haben und dieses zu verfolgen“, so ZKB-Vorstandsmitglied Hermann Wonnebauer. Politische Börsen hätten, wie es bereits ein altes Sprichwort besagt, lediglich „kurze Beine“. Natürlich könnten Abstimmungen, Wahlen oder andere politische Begebenheiten heftige Reaktionen an den Finanzmärkten hervorrufen. „Die Dauer dieser Krisen ist aber meist überschaubar und die Börsen erholen sich rasch wieder“, spielt Wonnebauer auf das überraschende Brexit-Votum an. Viel mehr als einzelne politische Ereignisse mache den Anlegern die lang anhaltende Niedrigzinsphase zu schaffen.Wer bisher etwa in Staatsanleihen investiert hat, die nun auslaufen, hat Kapital auf dem Konto, das wieder zu veranlagen ist. „Bei Minuszinsen sind Staatsanleihen derzeit aber sogar ein Verlustgeschäft. So gesehen ist es noch besser, das Geld auf dem Konto liegen zu lassen, als es Verlust bringend zu investieren. Eigentlich gibt es, gerade für vermögende Privatpersonen, keine echte Alternative zu Aktien“, so der Experte. Durchhaltevermögen und die richtige, langfristige Strategie seien dabei wesentliche Erfolgsfaktoren. Das zeigt auch die langfristige Bilanz des MSCI Europe. Denn trotz zwischenzeitlicher Rückgänge im Jahresverlauf von durchschnittlich 16 Prozent waren die Gesamtjahres-Erträge in 28 von 36 Jahren im Plus.

Zahlenspiel

63

Strafzinsen. Eine Ende August veröffentlichte Erhebung von Union Investment ergab, dass beinahe zwei von drei deutschen Sparern (63 Prozent) es für möglich halten, dass künftig für private Geldanlagen Negativzinsen gezahlt werden müssen. Neun Prozent sind sich sogar ganz sicher, dass dies kommen wird. Große Unterschiede bei der Einschätzung zu dieser Frage gibt es je nach Alter der Befragten: Insbesondere Anleger zwischen 50 und 59 Jahren sind dabei besonders pessimistisch. Hier gehen 66 Prozent von möglichen Strafzinsen aus, wohingegen unter den 30- bis 39-jährigen Sparern nur 59 Prozent damit rechnen. Insgesamt sehen sich Anleger über alle Anlageformen hinweg als Leidtragende des niedrigen Zinsniveaus. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie eher Nachteile erleiden.

I

n den letzten Jahren haben sich viele Be­raterpersönlichkeiten unterschiedlich entwickelt. Genau... „Beraterpersönlichkeiten“! Einige sehen es sogar als ihre Aufgabe, den Kunden mit Faktenregen und Datentornados zu überhäufen. Man fühlt sich als solider Berater. Kaufentscheidungen trifft der Kunde hingegen selber. Manch einer möchte den po- Daniel tenziellen Kunden sogar binnen einer Reisenhofer, Trainer & Keynote Speaker Stunde zum Fachexperten ausbilden! 08/15-Berater lassen den Kunden auf der Zielgeraden alleine und zwingen ihn damit „drüber zu schlafen“, den Ehe- oder Geschäfts­ partner zu fragen oder überhaupt beim Mitbewerb das Geschäft zu platzieren, was der unglücklichste Verlauf sein könnte. Fatca, MiFID und all das, was man naturgemäß berücksichtigen sollte, verstär­ kt des Beraters passive Grundhaltung. Wiewohl jeder weiß, dass der Berater ab einem bestimmten Punkt im Dialog zum Verkäufer mutieren muss, wenn er sein Unternehmen überlebensfähig hal­ ten möchte. Und überhaupt: Auch der Kunde hat einen Partner ver­ dient, der ihm nach durchgeführter ­Informations- und Beratungs­ phase schlussendlich eine Lösung verkauft. Sonst wird nur heiße Luft hin und her geschoben, die obendrein noch dem Klima schadet. Gute „Berater“ verlieren Kunden nicht an bessere Produkte, son­ dern an bessere „Verkäufer“. Simpel wie real. Der Punkt ist: Es kostet Sie langfristig zu viel, nichts zu tun. Der Preis, den Sie bezahlen, um innerhalb Ihrer Komfortzone zu blei­ ben, ist zu hoch! Manch eine provisionsabhängige Verkaufsper­ sönlichkeit könnte am Ende des Monats, wenn sie die Abrechnung in Händen hält, die eigene Einstellung hinterfragen. Oft passiert leider nichts. Es bleibt bei einer unbequemen Einsicht, gefolgt von tatenloser Stagnation. Mein Rat an Sie: Verändern Sie Ihre Sicht. Wechseln Sie Ihre ­Perspektive. Leben Sie zwei Prinzipien konsequent, um Ihren Out­ put zu erhöhen: 1. Überwinden Sie sich, Dinge zu tun, die Sie bislang im Verkaufs­ dialog oder auch bei der Akquise noch nie getan haben! 2. Machen Sie es wie die Profis: Wenn es Ihre Mission ist, neues Geschäft heranzuschaffen, dann überlassen Sie die Akquise nicht dem Faktor Zufall oder dem Prinzip Hoffnung. Akquise bekommt einen festen Platz im Kalender und ist ein umzusetzender Termin! Abschluss-Appell: Verlassen Sie in der Akquise ausgetretene Pfade und begrüßen Sie Widerstand. Denn was bedeutet Widerstand wirklich? Energie- und Motivationsräuber? Oder die kristall­ klare Bestätigung, endlich geistige Festungsmauern durchbro­ chen zu haben? Mut gewinnt. Immer. www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 23

Kommentar

Mut gewinnt. Immer.


GELDANLAGEPanorama AUSTRALIEN

STARKE WORTE ´´ Land des Monats

„Die gesamte Fondskategorie hat ihren ersten echten Bewährungstest nicht bestanden.“

Barbara Wall, Europa-

Parlamentarische Monarchie (im Commonwealth of Nations) Hauptstadt Canberra Amtssprache Englisch Staatsoberhaupt Elizabeth II. Regierungschef Malcolm Turnbull Fläche 7.692.024 km2 Einwohner etwa 23,6 Millionen Bevölkerungsdichte rund 3,1 pro km2 Währung Australischer Dollar Kfz-Kennzeichen AUS Internet-TLD .au Internat. Telefonvorwahl +61 Unabhängig seit 1901 Nationalfeiertag 26. Jänner Größte Städte Sydney, Melbourne, Brisbane, Perth, Adelaide Verwaltungsgliederung 6 Bundesstaaten, 3 kontinentale Territorien, 7 Außengebiete Höchste Erhebung Mawson Peak (2745 m) Staatsform

toren: Der chinesische Aktienmarkt wird sich für ausländische Investoren weiter öffnen. Mitte August genehmigte der chinesische Staatsrat das „Shenzhen-Hongkong Stock Connect“-Programm. Vorbild ist das bereits etablierte „Shanghai-Hongkong Stock Connect“-Programm, das seit 2014 läuft. Künftig soll es das neue Börsenprojekt ausländischen Investoren ermöglichen, auch in Aktien zu investieren, die an der Börse der chinesischen Stadt Shenzhen notiert sind. „Aktuell ist das Datum für den Start-

24

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016

Cerulli Associates, kommentiert die Ergebnisse einer Studie ihres Hauses zu Multi Asset Fonds. Die Assetklasse hätte ihre Versprechen, zumindest in den vergangenen zwölf Monaten, nicht halten können.

„Was die Tiere

nicht können, das sollten Investoren sehr wohl beherrschen.“ Ritu Vohora, Investment Director bei M&G Investments, warnt Anleger davor, stets dem Herdentrieb nachzugeben. Investoren sollten „im Einzelfall entscheiden, ob es sich lohnt, mit der Herde mitzulaufen“ und immer die Fundamentaldaten im Auge behalten.

„Wir hatten nach der Finanz-

INVESTIEREN IN SHENZHEN ÖFFNUNG. Gute Nachrichten für China-Inves-

Geschäftsführerin bei

schuss des Projekts noch nicht bekannt. Wir gehen aber davon aus, dass es noch im Laufe dieses Jahres starten wird“, sagt Jian Shi Cortesi, Portfoliomanagerin für chinesische Aktien bei GAM. Das Programm wird die Anzahl an chinesischen A-Shares, die für ausländische Anleger verfügbar sind, weiter erhöhen. „Addiert man die A-Shares der beiden Stock ConnectProgramme und die an der Börse Hongkong gelisteten Papiere, dann ergibt dies den zweitgrößten Aktienmarkt weltweit, gemessen an der Marktkapitalisierung“, so Cortesi.

krise den falschen Plan für unser Europa-Geschäft.“

Kevin Clifford, CEO des amerikanischen Asset Management-Riesen Capital Group, versucht sich erneut an einer Expansion nach Europa. Um den Plan diesmal auch wirklich erfolgreich in die Tat umzusetzen, ist das Unternehmen laut Handelsblatt dazu bereit, innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu einer Milliarde Dollar in die Hand zu nehmen.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

ECKDATEN (Australien)

ALLESKÖNNER. Australien ist aktuell wohl eines der meist gehypten Länder im Investment-Bereich. Erst kürzlich attestierte der prominente Ökonom Martin Hüfner Australien, so etwas wie eine „eierlegende Wollmilchsau“ zu sein. Der sechstgrößte Staat der Erde sei per Definition zwar eine klassische Industrienation, würde jedoch nicht, wie so viele andere, von Wachstumspessimismus und gesellschaftlichen Verkrustungen nach unten gezogen. Das liege daran, dass es von vielen Schwellenländern der Wachstumsregion Südostasien umgeben ist. Australien profitiert damit von der Entwicklungsfantasie dieser Staaten. „Es ist Industrie- und Schwellenland zugleich“, zeigt sich der Experte angetan und liefert auch einige Hard Facts, die für Down Under sprechen: Australien habe eine stabile Wirtschaft mit Wachstumsraten von rund drei Prozent pro Jahr. Seit 25 Jahren befand sich die Wirtschaft in keiner Rezession und die Arbeitsproduktivität liegt rund zehn Prozent über dem Industrieländerdurchschnitt. Australien hat darüber hinaus auch keine demografischen Probleme. Die Bevölkerung gehört zu den am schnellsten wachsenden in der OECD.


ADVERTORIAL

SEILERN INVESTMENT MANAGEMENT

Ist TEC auch langfristig investierbar?

I

mmer neue Technologien bestimmen unseren Alltag. Kann der langfristige Anleger davon profitieren? Gelingt es einigen Unternehmen kurzfristig große Erfolge zu erzielen, so sind die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen jedenfalls nur schwer vorhersehbar. Ein kluger Investor muss um fünf Ecken blicken können, bei Seilern I.M. Ltd., dem Londoner Wertpapierspezialisten sind es wohl einige mehr. Unabdingbare Voraussetzung, um mit Technologiewerten auch langfristig ertragreich zu agieren. Die erfolgreichen Seilern Manager selektieren streng - was übrig bleibt, folgt exakten Mustern. Mehr dazu im folgenden Artikel.

Unser Leben wird zunehmend digitalisiert, einhergehende Veränderungen nehmen an Tempo zu. Für die Geschäftswelt bedeutet technologischer Fortschritt die Beschleunigung von Handel und Dienstleistungen. Kaum denkbar, diesen globalen Herausforderungen mit Werkzeugen des analogen Zeitalters begegnen zu können, wie Tom Enders, CEO von Airbus, unlängst betonte: „Was wäre, wenn ein Mitbewerber seine Produktionszeiten halbieren könnte? Wäre das auch für uns fatal? Ja, unbedingt! Deshalb müssen wir selbst konsequent diesen Weg einschlagen, bevor es jemand anderer tut.“ Es ist eine Tatsache, dass eben auch Weltmarktführer dem Fortschritt konsequent Rechnung tragen müssen. Jene, die ihren Modus Operandi nicht in Frage stellen, werden wohl unweigerlich vom Markt verdrängt. ZEICHEN DER ZEIT Skeptiker wiederum, die den Technologiesektor als eine unkalkulierbare Spielwiese betrachten, deren Protagonisten zwischen Boom und Krise taumeln und in dem Start-ups unter lautem Getöse alteingesessene Firmen vom Thron stoßen, sollten wissen, dass allein der Anteil an Technologiewerten den Gesamtmarkt outperformed hat. Über die letzten zehn Jahre haben Technologie-Unternehmen, die im NASDAQ gelistet sind (dargestellt im NASDAQ

stungen abzielen. Als Beispiel könnte GEMALTO dienen,von vielen als bloßer SIM-Karten-Hersteller abgetan, stellt sich das Unternehmen jedoch bei genauerer Betrachtung als Weltmarktführer digitaler Sicherheitssysteme dar. NETWORKING IN VOLLENDUNG

PETER SEILERN, Vorstand Seilern Investment Management

Technology 100), den S&P 500 Total Return Index um sage und schreibe 1,6 Prozent pro Jahr übertroffen. KONSEQUENTES STOCK PICKING Wenn Investoren von diesen Entwicklungen profitieren möchten, müssen Fondsmanager exakt verstehen, was genau diese speziellen Technologien so erfolgreich macht. Seilern setzt bei der Auswahl der Technologietitel konsequent auf innovative Unternehmen, die auch über erfolgreiche Plattformen verfügen. Der richtige Mix an Wettbewerbsvorteilen ist dafür verantwortlich, dass erfolgreiche Unternehmen laufend Marktanteile gewinnen und somit überhaupt als potenzielle Marktteilnehmer wahrgenommen werden. Ideale Kandidaten sind Unternehmen mit langen Produktlebenszyklen, nachhaltigen Serviceangeboten und überproportional wachsenden Netzwerken. Ein langer Produktzyklus liefert konstante Umsätze, wie es zum Beispiel bei der PLM Software von Dassault Systèmes der Fall ist, die in einigen Industrien, insbesondere in der Luftfahrt- und Automobilindustrie, bereits seit 15 Jahren Anwendung findet. Dassaults Software ist so sehr Bestandteil der Entwicklungs- und Produktionskette, dass ein Wechsel des Anbieters zum unüberwindbaren Hindernis würde. Dienstleistungen haben den Vorteil, nur schwer ersetzt werden zu können. Aber ihre Alleinstehungsmerkmale sollten doch auf Branchenexpertisen und spezielle Beratungslei-

Erfolgreiche Netzwerke stellen heute eine große Macht dar. Sie werden zumeist von B2CKonzernen genutzt, wie die sozialen Netzwerke oder Apples eigene Anwendungssoftware IOS. Netzwerkeffekte können jedoch genauso im B2B erfolgreich angewandt werden. Beste Beispiele dafür sind Accenture oder Cognizant, die für einzelne Nischen- oder Industriesektoren Lösungen anbieten. Wesentliche Erfolgsfaktoren solcher Unternehmen stellen die hohen Markteintrittsbarrieren sowie die Preissetzungsmacht derselben dar. Das gilt beispielsweise für unglaubliche 75 Prozent aller Firmen im US-Gesundheitsmarkt, die Kunden von Cognizant sind. Bestehende Patente und innovative Entwickler allein reichen nicht aus, um Technologieunternehmen nachhaltig erfolgreich führen zu können. Seilern investiert viel Zeit, um exzellente Plattformen zu identifizieren. Nur wenige der vielen gelisteten Tec-Firmen entsprechen diesen hohen Anforderungen. Keiner der Technologiekonzerne, in die Seilern investiert ist, stützt sich lediglich auf eine einzige technologische Komponente. Tatsächlich basieren die Erfolge von Accenture, Cognizant oder Dassault Systèmes auf einer Reihe unterschiedlicher, technologischer Vorteile, verwoben zu einer erfolgreichen Plattform. In einer Welt beschleunigter Umbrüche liegt der Vorteil solch rasch wachsender Oligopole in deren Profitabilität und Wachstumsdynamik. „Unternehmen, in die wir investieren, verfügen zudem über die erforderliche Konzernstruktur und profitieren so überproportional von der digitalen Revolution“, meint in diesem Zusammenhang Seilern-Fondsmanager Raphael Pitoun. Eine Erkenntnis, die durch die Performance der Seilern/Stryx Funds dokumentiert ist. www.seilerninvest.com

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

25


geldanlage ° Anleihen

Anleihestrategien im Nullzinsumfeld In Europa haben 50 Prozent aller Staatsanleihen eine Null- oder gar eine Negativrendite. Weltweit sind es ­bereits 32 Prozent. Wir haben uns angesehen, wie die mit Minizinsen konfrontierten Asset Manager bekannter Vermögensverwalter und Pensionskassen in diesem Umfeld agieren. Wolfgang Regner egative Zinsen sind nichts Neues für uns. Sie beeinträchtigen keineswegs, wie wir unsere Portfolios managen“, sagt Rose Ouahba, Fondsmanagerin globale Anleihen bei Carmignac. „So haben wir die Risiken im Investment Grade (IG)-Staatsanleihenbereich deutlich reduziert, zuletzt die Positionen fast bis auf null heruntergefahren. Auch US-Treasuries erachten wir nicht mehr als attraktiv, das Corporate Bond-Segment wurde dagegen erhöht. Wir hatten unsere Gewichtungen gegen Ende 2015 zum Teil in den internationalen Teil des globalen Anleihemarktes verlagert. Dabei zielten wir auf das Non-IG bzw. das niedrige IG-Segment ab. So haben wir Allokationen in Staatsanleihen aus Mexiko, Brasilien, Kolumbien und Korea erhöht und unser Exposure im High Yield (= HY, Hochzinsanleihen)-Bereich gesteigert. Sogenannte Fallen Angels (Crossover Credits, Anleihen die nach einer Rating-Abstufung in den Bereich High Yield abgerutscht sind)

im Rohstoff- und Energiebereich sind ein Beispiel. So haben wir früh Petrobras Bonds gekauft, die Gewinne aber wieder realisiert. Sektoren, wo ein Deleveraging (Schuldenabbau) stattfindet, sind für Bondinvestoren grundsätzlich interessant. Banken müssen sich regulatorischen Auflagen beugen und Risiko-Assets abbauen, in Bereichen wie Rohstoffe oder Energie kämpfen Unternehmen darum, ihr Rating wieder zurückzubekommen. Anadarko oder Freeport sind Beispiele für Unternehmen, deren Assets güns­ tig geworden sind, wenn man deren Risikoaufschläge mit der Bewertung der Aktien vergleicht. Unternehmen, die ihr Leverage erhöhen, etwa durch stark steigende Dividendenausschüttungen oder Aktienrückkäufe, meiden wir tendenziell. Ein spezielles Anleihesegment haben wir von null auf 3,4 Prozent mit dem Ziel von fünf Prozent aufgebaut.Dabei geht es um CLOs (Collateralized Loan Obligations), also Unternehmenskredite in mehrere Tranchen mit un-

DIe Weltwirtschaft verliert an Fahrt (oecd frühindikator)

OECD-Index der Weltwirtschaft

103

Rezessionsphasen

101 99 97 95 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

Die Verlangsamung erfasst vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften, die unter der abnehmenden Nachfrage aus China, dem Rückgang der Rohstoffpreise und dem starken Dollar leiden. Quelle: Evercore ISI

26 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

terschiedlicher Qualität, die durch bestimmte Assets, die offen gelegt sind, abgesichert sind. Im Gegensatz zu den Immobilien-Papieren dieser Art, die zur großen Finanzkrise 2007/08 geführt haben, weisen diese CLOs eine weitaus größere Transparenz auf, Risiken lassen sich realistisch einschätzen. Wir kaufen nur Triple A-Papiere, also die beste Qualität, mit einem Yield von 1,5 Prozent über dem Libor (Interbankenzinssatz) und einem Floor bei null Prozent, neben Europa auch in den USA.“ Strukturierte Papiere schon wieder auf dem MArkt „Wir halten auch Nachranganleihen von Banken, wie z.B. auch CoCo-Bonds (Definition siehe Interview Peter Huber), wobei wir nur auf nationale Champions und Qualitätswerte, wie etwa die spanischen Institute BBVA und Santander oder die französische BNP Paribas (Rendite sechs Prozent), Société Générale oder Crédit Agricole, setzen. So müsste etwa die BBVA einen Jahresverlust von 28 Milliarden Euro erleiden, damit es zur Wandlung der Anleihen in Aktien kommt – das ist nicht sehr wahrscheinlich. Wir halten CoCo-Bonds von italienischen Banken wie UniCredit (Rendite elf Prozent!) und Intesa San Paolo. Anleihen aus den Industriestaaten wurden von 21 auf 16 Prozent reduziert, EM-Staatsanleihen dagegen von ein auf sieben Prozent erhöht. Insgesamt haben wir die Duration und damit die Laufzeiten drastisch von neun im Februar auf nunmehr 1,5 reduziert. Nur US-inflationsgeschützte Anleihen sind attraktiv, denn sie preisen derzeit eine Infla­ tion über die kommenden zehn Jahre von nur rund 1,5 Prozent ein.“ Von den aktuell

credit: Shutterstock

N


°

Anleihen   geldanlage

22 Prozent Corporate Bonds befinden sich sieben Prozent im HY-Sektor (v.a. in Europa). Dazu kommen fünf Prozent europäi­ sche und sechs Prozent EM-Staatsanleihen. Und der Ausblick? „Angesichts des Versagens der Notenbankpolitik hinsichtlich der Ankurbelung von Wirtschaft und Inflation könnten sich immer mehr Staaten gezwungen sehen, ihre Fiskalpolitik zum Einsatz zu bringen und Konjunkturprogramme aufzulegen. Infrastruktur-Projekte könnten Inflationserwartungen aus ihrem Tal heraus­ führen. Portfolios mit zu langen Laufzeiten werden zu leiden haben“, meint Ouahba. Fallen Angels Peter E. Huber, Gründer der deutschen Vermögensverwaltung StarCapital, fährt unter anderem eine ausgefeilte Fallen Angels-Strategie. „Studien haben gezeigt, dass Portfolios aus Fallen Angels bessere Renditen geliefert haben, als reine HY-Portfolios, obwohl Letztere ein deutlich höheres Risiko aufweisen. Beispiele zuletzt waren die Papiere aus dem Energie- und Rohstoffsektor. Diese Unternehmen haben massiv Schulden bzw. Investitionen reduziert, womit ihre Schuldentragfähigkeit sogar gestiegen ist. Attraktiv war etwa eine Glencore, die nie ihren IG-Status verloren hatte. Bei vielen Fallen Angels haben wir aber die Gewinne realisiert und sind verstärkt in den Bereich Emerging Market Bonds in lokaler Währung abgewandert. Hier halten wir rund 16 Prozent, etwa den brasilianischen Real oder den russischen Rubel, und zwar nur Staatsanleihen. Je die Hälfte dieser Positionen sind in lokaler bzw. Hartwährung. Dennoch machen wir um Anleihen mit konstant schlechtem Rating einen Bogen, wir achten auch bei EM-Bonds sehr auf die Qualität der Emittenten. Das Risiko holen wir uns mit Fremdwährungen ins Portfolio. USTreasuries sind weiterhin mit zwölf Prozent gewichtet, haben inzwischen aber nur noch eine Restlaufzeit von zwei Jahren (früher fünf Jahre). Trotz unserer Value-Strategie mit strikter Beachtung einer guten Bonität können wir mit unseren Fonds eine Verzinsung auf die Restlaufzeit von 3,5 Prozent bieten.“ Für die nähere Zukunft erwartet

Huber kein starkes Anziehen der Inflation. „Die deflationären Kräfte sind noch immer recht stark. In den Emerging Markets wurden riesige Überkapazitäten aufgebaut, vor allem in China. Und so sind die Produzentenpreise in China im negativen Bereich, was bedeutet, dass China Deflation weltweit exportiert. Auch die global hohe Staatsverschuldung mindert das Potenzial für konjunkturstützende Maßnahmen und der demografische Effekt ist wachstumshemmend. Und nicht zuletzt ist die Nullzinspolitik der Notenbanken deflationär, wenn sie länger anhält. Die Sparkonten werden entwertet, die Sparer müssen wegen der Nullzinsen nur noch mehr sparen, was konsumhemmend wirkt. Daraus folgt dann auch die geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Eine Rückkehr der Inflation erwarte ich noch für längere Zeit nicht. Damit bleibt das Umfeld für Fixed Income-Inves­ toren vorläufig noch günstig.“ Globaler Balanced-Ansatz Ariel Bezalel, Manager des Jupiter JGF Dynamic Bond Fund, investiert nach dem „Balanced-Ansatz“. „Positionen, die zur Kapitalerhaltung gedacht sind, werden mit solchen ausbalanciert, die der Ertragsgenerierung dienen sollen. Derzeit spielen hoch ­liquide Qualitäts-Staatsanleihen eine große Rolle in unserer Bond-Strategie und wir halten auch eine signifikante Allokation bei länger laufenden Anleihen in Märkten mit

Aufwärtspotenzial. Wie z.B. in Australien, wo die Notenbank die Zinsen gerade um 0,25 Prozent auf 1,5 Prozent gesenkt hat. Diese Staatsanleihen spielen die Rolle eines Gegengewichtes zu unseren Kredit-Positio­ nen (Unternehmensanleihen). Der stabile Wert dieser Staatsbonds am langen Ende hilft die Volatilität des Gesamtfonds zu dämpfen. Im Kreditbereich liegt unser Fokus auf dem europäischen HY-Bereich, und zwar im defensiveren Teil dieses Marktes. Das High Yield-Segment in Europa erweist sich aufgrund des niedrigen Anteils des Ener­giesektors und eines höheren Anteils von BB-Ratings vs. B-Ratings als fundamental stabiler und hat mehr Qualität als das US-HY-Segment. Doch auch in den USA liegen die Ausfallraten im HY-Sektor ohne den Energie-Bereich bei nur ca. 1,5 Prozent, insgesamt bei rund fünf Prozent.“ Nachranganleihen: Auch banken? Bezalel favorisiert in der Kapitalstruktur von Unternehmen ganz oben stehende, besicherte Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten. „Aber wir halten auch einige eher ‚esoterische‘ Positionen, wie z.B. EM-Bonds aus Indien und Argentinien, Asset Backed Securities im britischen Pub-Sektor und spezielle Nachranganleihen von Banken. Solche Investments sind entscheidend für die Generierung von positivem Alpha und machen rund 20 Prozent des Fonds aus“, sagt Bezalel. Christian Böhm, Vorstands­

starke verschlechterung am anleihenmarkt in den usa 1,0%

2100 S&P500

1900

2,0% 3,0%

1700

4,0%

1500 Spread hochverzinslicher Anleihen (ohne Energiesektor) in den USA

1300 1100 2012

2013

2014

2015

5,0% 6,0% 7,0%

Die Spreads (Risikoaufschläge) sind im US-Hochzins-Segment deutlich unter Aufwärtsdruck geraten. Immer mehr Anleger trauen also der Stärke der US-Wirtschaft nicht. Quelle: Datastream

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27


geldanlage ° Anleihen

Anlagehorizont verstärkt weltweit erweitert haben. Dabei fahren wir einen opportunis­ tischen qualitätsorientierten Ansatz. Eine Buy and Hold-Strategie macht meines Erachtens nicht viel Sinn“, meint Böhm. APK Pensionskasse: Qualität ist stets Trumpf „Für die Bereiche HY, Emerging Markets oder Distressed Debt haben wir externe Spezialisten. Es gibt Unternehmen, derzeit z.B. Banken, die sich von problematischen Assets trennen müssen. Ein Spezialist kann die Qualität dieser Assets, und ob es sich dabei um eine attraktive Renditechance handelt, besser einschätzen als wir. In-House entscheiden wir Gewichtungsfragen und die analytische Beurteilung der potenziellen Investmentbereiche. So berechnen wir Risikoprämien für Investments, also ob etwa die Risikoaufschläge mancher Corporate Bonds gegenüber der Peer Group oder Staatsanleihen hoch genug sind oder nicht.“ Auch Frank Lipowski, Portfoliomanager beim deutschen Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS), sieht trotz des Nullzinsumfeldes noch genügend Investmentchancen. Denn die ausgewiesene Rendite ist nicht die einzige Ertragsquelle bei Anleihen. „Ob sich ein Investment lohnt, zeigt erst der Blick auf das gesamte Ertragspoten-

Die Renditen der Staatsanleihen fallen ins bodenlose 3,0% USA

2,5%

UK

Europa

Japan

2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% 0,5%

2014

2015

2016

Ein globaler Abwärtstrend bei den Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen hat bisher nur in Europa und Japan zu nennenswerten Nullrenditen geführt. USA und UK sind noch im Plus. Quelle: Datastream

28 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

zial, das neben der Jahresrendite auch aus Kursgewinnen nach Bonitätsverbesserung oder Änderungen des Zinsniveaus bestehen kann. Positiv kann auch der sogenannte ‚Roll-down-Effekt‘ wirken: Die angegebene Rendite einer Anleihe beschreibt den durchschnittlichen Ertrag pro Jahr bis zur Fälligkeit. Die Verteilung der Erträge ist aber während der Laufzeit keineswegs gleichmäßig. In der aktuellen Zinssituation sind diese strukturell in den ersten Haltejahren tendenziell höher und in den letzten Jahren vor Fälligkeit niedriger als der ausgewiesene Rendite-Durchschnitt. Dabei stellen wir immer wieder fest: Selbst in aktuell vermeintlich schwierigem Marktumfeld gibt es ausreichend attraktive Gelegenheiten, sofern man auf alle Ertragsbestandteile zurückgreift“, erläutert Lipowski. Der spe­zielle Investmentansatz bei FvS richtet sich nicht zu sehr nach den Ratings der Agenturen. „Eine Umschichtung von IG in HY muss nicht immer zwingend eine Erhöhung des Risikos sein. Unser Ziel ist ein robustes Portfolio, das sowohl in Krisen Bestand hat, aber Anlegern auch eine den Risiken angemessene Wertentwicklung bringt. Dabei stellen wir uns zuerst die Frage nach der Verlustschwelle, also wie tief der Kurs einer Anleihe bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fallen muss, damit der Ertrag aus dem Coupon aufgezehrt wird. Diese Verlustschwelle liegt naturgemäß bei HY deutlich tiefer als zum Beispiel bei um die null Prozent notierenden Staatsanleihen. Bei Letzteren gibt es keinen Puffer für Zinsveränderungen.“ FVS: Rating-Buchstabensuppe „Ein Blick aus dieser Perspektive entkoppelt oft den Begriff ‚Risiko‘ von der Buchstabensuppe der Ratingagenturen. Insbesondere bei HY stellt sich natürlich die Frage der Bonität, also der absoluten Rückzahlungsfähigkeit. Deshalb bevorzugen wir Emittenten, die operativ in der Lage sind, einen konstanten Geldzufluss zu generieren und dieser in einem vernünftigen Verhältnis zur Verschuldung steht. Damit ist die Innenfinanzierung zur Bedienung der Verbindlichkeiten gegeben“, erklärt Lipowski den Ansatz seines Hauses. Auch FvS nutzt

credit: Shutterstock

direktor der APK Pensionskasse AG, erklärt die Philosophie seines Hauses so: „Wir achten bei unseren Anleiheinvestments stark auf Qualität und Sicherheit. Wir müssen daher konstatieren, dass im Qualitätssegment das Risiko-Ertrags-Verhältnis umgekippt ist. Langlaufende qualitativ gute Staatsanleihen etwa machen als klassisches Basisinvestment kaum noch Sinn. Wir haben den Großteil dieser Anleihen aus dem Portfolio entfernt, denn wir wollen negativ rentierende Anleihen weder kaufen noch halten. Immerhin haben wir etwa gegenüber Lebensversicherungen den regulatorischen Vorteil, dass wir deutlich höhere Aktienquoten halten können und keine Fixzinsversprechen abgegeben haben. Je nach Risikograd des Portfolios können wir aus dem IG-Segment in andere Bereiche abwandern, etwa in den Bereich der alternativen Investments. Da kommen Immobi­ lien, Hedgefonds und Private Equity ins Spiel. Wenn wir uns dafür entscheiden, in einem Teilbereich höhere Risiken auf uns zu nehmen, muss zum Ausgleich der Diversifikationsgrad angehoben werden. Je höher das Risiko, desto höher die Diversifikation. So etwa halten wir Nicht-Euro-Staatsanleihen für attraktiver, da deren Preise nicht verzerrt sind. Dazu müssen wir Währungsaspekte berücksichtigen, da wir unseren


°

Anleihen   geldanlage

Chancen bei den „Exoten“ unter den Anleihen. „Wir halten bei den Nachranganleihen sogenannte Hybride (Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit oder ohne Laufzeitbegrenzung. Sie werden im Insolvenzfall gegenüber ‚normalen‘ Anleihen benachteiligt behandelt) außerhalb des Finanzsektors. Denn bei Banken besteht die Gefahr, dass sich die Gläubiger an der Rettung von in Schieflage geratenen Instituten beteiligen müssen.“ Karin Kunrath, Bereichsleitung Asset Management, Valida Pension AG, hält im Anleiheteil Euro-Staatsanleihen (die sukzessive strategisch reduziert wurden), IG-Unternehmensanleihen sowie EMStaatsanleihen (deren Gewichtung Anfang 2016 deutlich erhöht wurde, wobei der Schwerpunkt bei Hartwährungsanleihen liegt) und High Yield-Anleihen. „Die taktische Allokation unterliegt einer laufenden Anpassung, weshalb z.B. die Gewichtung

von High Yield-Anleihen im Zeitablauf deutlich schwankt. Die strategische Allokation in High Yield-Anleihen wurde in den meisten Mandaten seit 2001 kaum verändert. Im Staatsanleihebereich ist die Gewichtung in US-Anleihen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben deutlich limitiert, im Bereich der IG-Unternehmensanleihen halten wir eine Beimischung in globalen Anleihen, im Bereich der High Yield-Anleihen umfasst die Hälfte des Exposures US-Anleihen. Das Schwergewicht der Veranlagung

im Anleihebereich liegt im Euro-Raum“, erklärt Kunrath. Exotischere Anleihesegmente nehmen derzeit in den Portfolios der Valida Pension AG eine untergeordnete Rolle ein. „Der Investmentansatz ist grundsätzlich auf ein aktives Management ausgerichtet – besonders in Bereichen wie HY, aber auch EM-Anleihen. In diesen Assetklassen ist die fundamentale Analyse und aktive Portfoliokonstruktion aus unserer Sicht ein wesentlicher Faktor für eine langfristig überzeugende Managementleistung.“

° die besten Anleihenfonds Global ISIN FR0010156604 IE0033116462 IE00B296YP53 LU0430493139 LU0012053665

FONDSname Amundi Oblig. Internationales New Capital Global Value Credit Kames Strategic Global Bond JPM Aggregate Bond BGF World Bond

Volumen 755 Mio. € 283 Mio. € 776 Mio. € 2.754 Mio. € 1.446 Mio. €

Perf. 1 J. 8,1 % 5,2 % 3,1 % 5,7 % 5,0 %

3 Jahre 33,3 % 32,8 % 31,3 % 35,5 % 35,0 %

5 Jahre 60,1 % 56,9 % 55,6 % 54,2 % 51,8 %

ter 1,06 % 1,27 % 0,87 % 1,00 % 1,06 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

WIR MACHEN ES MÖGLICH:

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September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 29 www.axa-im.at


geldanlage ° Anleihen

Markus Wiedemann, Co-Head Credit, Fixed Income EMEA, Deutsche Asset Management, sieht eine Vielzahl von Strategien und Instrumenten, auf die Anleihefondsmanager zurückgreifen können, um den Effekt einer fehlenden laufenden Verzinsung zu kompensieren: die Duration, die CreditSpreads, exotischere Papiere, Long- oder Short-Positionen auf Teile der Zinskurve sowie der Einsatz von Kreditderivaten, um von Veränderungen in der Kreditqualität zu profitieren. Auch die Währungskomponente wird wichtiger. „Nur Kaufen und Halten funktioniert nicht mehr. Grundsätzlich sehen wir den Kredit-Bereich (Unternehmensanleihen) positiv, nicht zuletzt auch, weil die EZB seit Juni Anleihen europäi­ scher Unternehmen aufkauft. Bei einem

Multi-Kredit-Produkt (Fonds) mit globaler Benchmark im IG-Bereich kann man noch Renditen von zwei bis 2,5 Prozent erwarten. Wer mehr Rendite anstrebt, muss auf exotischere Bereiche des Anleihemarktes ausweichen. Etwa auf Nachranganleihen gro­ ßer Blue Chips (= Corporate Hybrids). Im IG-Corporate-Bereich in Europa kann man über den Gesamtmarkt gesehen nur rund ein Prozent Rendite erwarten. Was den Ausblick anbelangt, ist keine generelle Verschlechterung der Kreditqualität zu befürchten – weder im Investment Gradenoch im High Yield-Bereich –, die einen Aus­stieg aus der Assetklasse rechtfertigt. Aus Sicht eines Credit-Investors ist das aktuelle Umfeld mit niedrigen Wachstumsraten, geringer Inflation und niedrigem Zins-

niveau besonders attraktiv, da die Kreditqualität sich im Allgemeinen positiv entwickelt“, erklärt Wiedemann. Für einen akti­ ven Asset Manager wie M&G ist es ein wenig eine verrückte Welt – sogar im IG Corporate Bond-Bereich gibt es erste Neuemissionen mit negativer Rendite auf Endfälligkeit. „Allerdings ist es keine Lösung des Renditeproblems, einfach in risikoreichere Assets zu gehen“, sagt Mario Eisenegger, Investmentspezialist Fixed Income bei M&G. „Wir haben zumeist flexible Mandate mit dem Ziel, global in jene Wertpapiere zu investieren, die das beste Chance/Risiko-Verhältnis aufweisen. So sind wir im Bereich IG Corporate Bonds übergewichtet, neutral positioniert im Bereich High Yield, wobei wir bei Staatsanleihen vorsichtig sind.“

interview ° Peter E. Huber,  Gründer der Vermögensverwaltung StarCapital Immer mehr Investoren versuchen

ihren Anlagenotstand zu mildern, indem sie länger laufende Bonds, exotischere Papiere kaufen oder verstärkt ins High YieldSegment abwandern. Sie auch?

Peter E. Huber: Wir haben nichts von alledem gemacht, denn dadurch werden die Risiken eines Bondportfolios deutlich erhöht. Wir dagegen streben danach, den Risikograd unserer Portefeuilles mittelfris­ tig stabil zu halten. Sehen Sie, wir sind eben keine Anhänger der ‚Greater Fool Theory‘, wonach ein Anleger, der törichterweise eine negativ verzinste Anleihe gekauft hat, darauf hofft, dass er einen noch größeren Dumm­ kopf finden wird, der ihm diesen Bond zu einer negativeren Rendite wieder abkaufen wird. Wir haben keine langlaufenden Staats­ anleihen, nicht aus Italien oder Spanien, keine Bankanleihen, etwa CoCo-Bonds, kei­ ne Perpetuals (ewig laufende Anleihen ohne Verfallsdatum, die nicht zurückgezahlt wer­ den müssen) und auch keine nachrangigen Anleihen. Und warum nicht? Wir wollen etwa bei CoCos- (Contingent Convertible Bonds, das sind hybride langfristige, nach­

30 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

rangige Schuldverschreibungen mit meist festem Coupon, die bei Eintreten der Wand­ lungskriterien automatisch von Fremd- in Eigenkapital gewandelt werden), eben nicht plötzlich als haftende Aktionäre dastehen. Aber wie haben Sie auf das Nullzinsumfeld reagiert?

Wir sind Value-Investoren, die häufig dann zugreifen, wenn eine Krise dazu führt, dass Anleihen, unserer Einschätzung nach, zu billig gehandelt werden. So haben wir Anlei­ hen von Rohstoff- und Energieunternehmen gekauft – je zwölf Prozent, und zwar boni­ tätsmäßig gemischt, also BBB, BB oder B. Wir haben Anleihen von Glencore, Anglo American, Petrobras oder Freeport aufge­ baut – und die sind um bis zu 50 Prozent gestiegen. Diese Gewinne haben wir aber zum Großteil wieder mitgenommen, um die Gewichtung in diesem Sektor (Rohstoffund Energie) konstant zu halten. Im High Yield-Bereich sind wir relativ konstant mit 20 Prozent gewichtet. Weiters halten wir Staatsanleihen und rund 20 Prozent Cash, wobei wir die Duration nicht erhöht haben.

Sie liegt nach wie vor bei nur rund 3,9. Die Duration gibt an, um wie­ viel der Kurs einer Anleihe sinkt, wenn die Markt­ rendite um ein Prozent steigt. Sie fahren eine „Fallen Angel“-Strategie – worum geht es dabei?

So nennen wir unseren opportunistischen Value-Ansatz. Wenn Anleihen mit einem gerade noch IG-Rating von Ratingagen­ turen abgestuft und nun plötzlich zu Junk Bonds werden, entsteht zusätzlicher Ver­ kaufsdruck, weil viele große Investoren die Papiere verkaufen müssen, da sie wegen ­regulatorischer oder anderer Vorschriften dazu gezwungen sind, nur Anleihen mit einem IG-Status zu halten. Dies nützen wir aus, indem wir solche Papiere kaufen – so­ fern keine Verschlechterung der operativen Situation eines Unternehmens oder auch der fundamentalen Lage eines Staates ein­ getreten ist.

credit: beigestellt

GELD °


Besonnen und zuverlässig. Gute Eigenschaften für Ihren Fonds. Ein gutes Fondsmanagement besitzt die Eigenschaften eines Elefanten. Deshalb handeln wir mit Besonnenheit, Erfahrung und Gespür. Überzeugen Sie sich selbst: die vermögensverwalteten Mischfonds von ETHENEA. ethenea.com

Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Die Wesentlichen Anlegerinformationen, den Verkaufsprospekt sowie die Berichte in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Am Belvedere 1, A-1100 Wien.


GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds

Die Alleskönner So einfach das Konzept der Multi Asset Fonds ist, so schwierig ist es in der Umsetzung. Theoretisch sollten sich mittelfristig Kursschwankungen unterschiedlicher Assetklassen, wie Anleihen, Aktien, Rohstoffe und Währun­ gen, ausgleichen und im Gesamtportfolio konstante Renditen liefern. Dass das nicht so einfach ist, zeigen die großen Unterschiede innerhalb dieser Fondsgruppe. Mario Franzin

ie Finanzmärkte sind im Vergleich zu früher wesentlich schnelllebiger geworden. Das ist nicht zuletzt auf die rasante Informationsverbreitung zurückzuführen. Sobald man eine neue Meldung liest, hat sich die Auswirkung bereits im Wertpapierkurs niedergeschlagen. Die meisten Anleger müssen sich dabei notgedrungenerweise zufrieden geben, den Entwicklungen mehr oder weniger hinterherzuhinken. Christian Papst, Director bei Fidelity Worldwide Investment, bringt es auf den Punkt: „Momentan stellt die Lage an den Finanzmärkten viele Privatanleger vor enorme Schwierigkeiten. Zum einen durch die historisch

° Einiges an Kritik: In einer Studie des Analysehauses Cerulli Associates wird auf die insgesamt enttäuschende Performance von Multi Asset Fonds in den vergangenen zwölf Monaten (Juli 2015 bis Juli 2016) hingewiesen. Manche Fonds wiesen trotz ihres prinzipiell breiten Anlagespektrums und der unruhigen Finanzmärkte einen (zu) starken Aktienfokus auf – zum Teil bis zu 90 Prozent. Das widerspreche aber dem Multi AssetKonzept, das Anlegern suggeriert, trotz widriger Umstände stabile Erträge zu erwirtschaften. Daher werde es in dieser relativ jungen Fondskategorie einen beinharten Auslese-Prozess geben. Nur diejenigen, die den Ansprüchen der Anleger gerecht werden, werden weiterhin Mittelzuflüsse erhalten. Quod erat demonstrandum: Nur der Vergleich macht sicher.

niedrigen Zinsen, die dafür sorgen, dass Anlageformen mit hoher Sicherheit und Liquidität – etwa Sparbücher oder Tagesgeldkonten – kaum Rendite abwerfen. Zum anderen schwanken die Kurse an den Aktienmärkten weltweit seit Monaten sehr stark. Das lässt viele Anleger vor einem reinen Aktieninvestment zurückschrecken, weil sie Verluste fürchten.“ Eine der Lösungen liegt in Multi Asset Fonds, bei denen das Fondsmanagement nicht nur für das Timing beim Auf- und Abbau der Aktien- und Anleihenpositionen verantwortlich ist, sondern das auch alternative Investmentstrategien berücksichtigt und risikobegrenzende Systeme implementiert hat. Durch die Anpassung der einzelnen Positionen an Veränderungen im Markt­umfeld entstehen Portfolios mit ansprechenden Renditen und gleichzeitig niedrigem Risiko – mit breiter Streuung des Kapitals auf verschiedene Assetklassen. Anlegen wie ein Milliardär Im Prinzip ist das Multi Asset-Konzept nicht neu, sondern geht aus der Veranlagungsstrategie sehr vermögender Personen und Institutionen hervor. Nach einer Studie der Investmentbank Merrill Lynch und der Unternehmensberatungsfirma Cap Gemini

haben die Millionäre und Milliardäre dieser Welt etwa ein Drittel ihres Vermögens in Aktien investiert, ein weiteres Drittel in fixverzinste Anlagen, wie Geldmarkt und Anleihen, und das restliche Drittel in Immobilien und alternative Anlagen (Rohstoffe, Währungen, Hedgefonds etc.). Die Kombination unterschiedlicher Assetklassen verringert das Risiko Um auch als Privatanleger durch die unsicheren Märkte zu navigieren, ist es durchaus sinnvoll, sich Multi Asset Fonds anzusehen. Die meisten von ihnen kann man streng genommen den konservativ veranlagenden gemischten Fonds zuordnen. Die Übergänge sind fließend. Multi Asset Fonds nützen für eine stabile Portfoliorendite die z.T. sogar negativen Korrelationen zwischen unterschiedlichen Assetklassen. Zum Beispiel bedeuten steigende Rohstoffpreise höhere (Energie-) Kos­ten für die Industrie. Die Gewinne der Unternehmen aus diesem Sektor kommen unter Druck. Sie müssen versuchen, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Die Preissteigerungen bedeuten nun Infla­ tion. Inflation bedeutet tendenziell steigende Zinsen. Steigende Zinsen belasten alle hoch verschuldeten Unternehmen, die

° die besten multi Asset/Multi-Strategie-Fonds ISIN LU0494761835 LU0445386369 LU0095938881 LU0599946893 IE00B4Z6HC18

FONDSname Bellevue F (Lux) BB Global Macro Nordea 1 - Multi Asset JPM Global Macro Opportunities Deutsche Concept Kaldemorgen BNY Mellon Global Real Return

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 214 Mio. € 5,2 % 24,0 % 32,3 % 504 Mio. € 13,6 % 28,4 % 33,1 % 6479 Mio. € – 6,1 % 30,7 % 39,1 % 3952 Mio. € 4,7 % 17,6 % 41,6 % 4127 Mio. € 7,0 % 13,3 % 23,9 %

ter 2,10 % 1,34 % 1,45 % 1,59 % 1,59 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 16. August 2016

32 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

creditS: beigestellt

D


°

Multi Asset Fonds   geldanlage

Anleihen- und Immobilienmärkte usw. Je nach Wirtschaftszyklus und Strategie der Notenban­ken profitieren jeweils andere Assetklassen, Regionen und Branchen. Das machen sich eben Multi Asset Fonds zunutze, die guten unter ihnen zeigen ein durchaus interessan­tes Chancen-/Risikoprofil, da eventuell fallende Kurse in einem Bereich von steigen­den Notierungen in anderen kompensiert werden. Ein Kombination von Multi Asset- und Multi-Strategie sind die sogenannten Global Macro Fonds. Sie

b­ eobachten die unterschiedliche Entwicklung der Märkte und setzen auf zu erwartende Trends bzw. nützen temporäre Überbzw. Unterbewer­tun­gen. Das können sie mittels Aktien, Anleihen, Währungspaaren, Rohstoffen usw. in Erträge ummünzen. Nehmen wir zum Beispiel den Nordea Multi Asset Fund: Er variiert den Aktienanteil zwischen 45 und 75 Prozent und ist derzeit in den Branchen Informationstechnologie & Telekom übergewichtet. Das würde trotz der relativ starken Diversifikation auf

rund 130 Positionen ein eher volatiles Portfolio vermuten lassen. Laut Fondsbeschreibung nützt Fondsmanager Asbjørn Trolle Hansen tatsächlich auch Shortpositionen, was die angegebene Aktienquote relativiert. Interessanterweise wird der Fonds von Lipper der Kategorie ‚Absolute Return EUR High‘ und von Morningstar der Kategorie ‚Global Macro‘ zugeordnet. Ähnlich, jedoch mit einer etwas niedrigeren Aktienquote (etwa zwischen 40 und 50 Prozent) wird der Nordea Stable Return – übrigens auch vom

zwei Drittel seiner Performance mit einer langfristigen Positionierung eines ausgewogenen gemischten Portfolios – fix und variabel verzinste Anleihen mit verschiedenen Bonitäten, Laufzeiten und Währungen, Aktien, Wandelanleihen, Optionsanleihen und zahlreichen anderen börsegelisteten Wertpapieren. Zusätzliche Erträge, aber auch Risikoabsicherungen werden durch die aktive Asset Allocation und durch die Möglichkeit, Shortpositionen einzugehen, erzielt. Lucio Soso, Fondsmanager des Bellevue BB Global Macro, ist z.B. überzeugt, dass die kurzfristigen Zinsen noch für geraume Zeit niedrig und unter der Inflationsrate bleiben werden (Stichwort quantitative Lockerung der EZB und der BoJ). Die Schlussfolgerung daraus ist, dieses Nullzins­umfeld mit einem angemessenen Maß an Leverage zu nützen. Sollten sich Tendenzen für steigende Zinsen zeigen, ist es hingegen wichtig, auch Shortpositionen (z.B. auf Staatsanleihen oder Aktienindizes) eingehen zu können, da praktisch alle Anlageklassen

unter steigen­den Zinsen leiden. Früher oder später wird das enorm wichtig werden, um Verluste vermeiden zu können.

° Bellevue BB Global Macro „Short-Positio­ nen helfen ­dabei, stabile Renditen in volati­len Märkten zu erzielen“ Lucio Soso, Fondsmanager

Global Macro-Strategien mit gewissenhaft ausgewählten Werten, die über verschiedene Assetklassen hinweg gestreut werden, eignen sich hervorragend für stabile Erträge (Absolute Return) – zumal benchmarkunabhängig sowohl Long- als auch Shortpositionen eingegangen werden können. Das Renditeziel des Bellevue BB Global Macro liegt bei fünf bis sieben Prozent jährlich bei etwa gleich hoher Standardabweichung. Daraus folgt eine Sharpe Ratio von mindestens eins. Der Bellevue BB Global Macro generiert rund

ISIN

LU0494761835

Kurs (05.06.2016) 163,76 € Ertrag 1 J.

5,2 %

Fondsvolumen

2014 Mio. € Ertrag 3 J.

24,0 %

Auflagedatum

31.03.2010 Ertrag 5 J.

32,3 %

AuSGABEAUFSCHLAG Fondsgesellschaft:

5,00 % TER (jährl.)

2,10 %

Bellevue Asset Management, Zürich

Anzahl Positionen: (30.07.2016)

10

Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 33


GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds

selben Fondsmanager-Team – verwaltet. Er wird den Datenbanken der Kategorie „Mischfonds ausgewogen“ bzw. „Absolute Return EUR Medium“ zugeordnet (siehe Seite 36). Auch die Fondsgesellschaft M&G hat interessante Multi Asset-Produkte im Angebot – die sog. Allocation Funds: in aufsteigender Reihenfolge nach der Aktienquote, den M&G Prudent Allocation Fund, den M&G Income Allocation Fund und den M&G Dynamic Allocation Fund (s. Tabelle auf dieser Seite), wobei der Letztere mit einem Fondsvolumen von 2,8 Milliarden Euro der gefragteste ist. Die drei Fonds werden im Prinzip nach der gleichen Strategie verwaltet, sind aber auf unterschiedlich hohe Zielrenditen ausgelegt. Interessant ist zum Beispiel, wenn man auf das für Aktienanlagen schwierige Jahr 2011 zurückblickt. Da machte das Minus beim M&G Allocation Dynamic Fund lediglich 0,5 Prozent aus, während der Durchschnitt der flexibel verwalteten Mischfonds ein Minus von knapp zehn Prozent einfuhr.

Ähnlich hält es die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, die drei FvS Multi Asset Fonds (Defensive, Balanced und Growth) anbietet. Alle drei wurden im Jahr 2007 aufgelegt und sind mittlerweile von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichnet. Der FvS Multi Asset-Balanced kommt heute auf ein Fondsvolumen von über einer Milliarde Euro. Multi Asset heißt bei Flossbach von Storch, bei Gelegenheit z.B. auch in physisches Gold (vie ETC) zu investieren und kleinere Shortpositionen im Aktienbereich einzugehen. Das Ergebnis: Auch im Jahr 2011 erzielte der Fonds einen Gewinn – wenn auch nur 1,9 Prozent.

„Wir nützen bei den M&G Allocation Funds Korrekturen von MarktIneffizienzen“

Juan Nevado, M&G Investments

Ein Klassiker unter den flexiblen gemischten Fonds, der insgesamt konservativ ausgerichtet ist, ist der Ethna-AKTIV von der Fondsgesellschaft Ethenea. Er wird – unter der Leitung von Luca Pesarini und

° DIE bEStEN GEMISchtEN FoNDS FLEXIbEL iSiN FONdSName LU0280778662 acatis elm Konzept FR0010601906 Sycomore Partners DE000A0M8HD2 Frankfurter aktienfonds für Stiftungen LU0490817821 Squad capital - Squad makro GB00B56H1S45 m&G dynamic allocation

VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 125 Mio. € 2,8 % 14,6 % 33,2 % 1061 Mio. € 5,7 % 24,7 % 47,8 % 1705 Mio. € 7,0 % 29,6 % 70,1 % 93 Mio. € 7,5 % 34,0 % 68,1 % 2795 Mio. € 4,0 % 19,0 % 41,2 %

ter 2,03 % 0,58 % 1,20 % 2,10 % 1,91 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 05. September 2016

° AcAtIS ELM KoNZEpt Auswahl der Basiswerte für die Discountzertifikate liegt ein mehrstufiger Investmentprozess zugrunde. Dabei verfolgt das Management eine antizyklische Titelauswahl, wobei aktives Stock Picking betrieben wird. Vorbild ist die Value-Strategie von Warren Buffett. Abgerundet wird das Portfolio mit Absicherungselementen, z. B. Reverse Bonus Zertifikate, die auch bei moderat steigenden Märkten einen positiven Ergebnisbeitrag liefern.

Ziel des Acatis ELM Konzept ist es, eine deutlich positive Rendite unabhängig von Marktbewegungen zu erzielen – und diese Rendite soll bei möglichst sehr geringer Volatilität erreicht werden. Dazu wird das Fondsvermögen einerseits in Anleihen investiert, die aufgrund der traditionellen Analyse ausgewählt werden und andererseits in – nach fundamentalen Gesichtspunkten sehr sorgfältig ausgewählte – Aktien. Und zwar direkt oder über Discountzertifikate. Der Aktienauswahl sowie der

Betrachtet man rückblickend den Erfolg des mit fünf Morningstar-Sternen ausgezeichneten Fonds, so erzielte er tatsächlich in den vergangenen fünf Jahren eine Rendite von 5,9 Prozent p.a., während der Durchschnitt der flexibel gemischten Fonds „nur“ 4,5 Prozent p.a. erreichte. Und überdies: Der Acatis ELM Konzept konnte diese Überrendite mit einer Standardabweichung von nur 3,9 Prozent erzielen. Und das ist wirklich gut, die anderen Fonds in dieser Kategorie weisen hingegen im

Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführer und Fondsmanager

34

° GELD-MAGAZIN – SEptEMbEr 2016

Durchschnitt mit 8,5 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Schwankungsbreite über die vergangenen fünf Jahre auf.

iSiN

lu0280778662

KurS (05.06.2016)

122,89 € ertraG 1 J.

2,8 %

FONdSVOlumeN

125 Mio. € ertraG 3 J.

14,6 %

auFlaGedatum

30.03.2007 ertraG 5 J.

33,2 %

auSGaBeauFSchlaG FONdSGeSellSchaFt:

3,00 % ter (jährl.)

2,03 %

Acatis Investment, Frankfurt

aNzahl POSitiONeN: (30.07.2016)

51

Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016

credit: beigestellt

„Das Vorbild für unsere Fonds ist prinzipiell die Value-Strategie von Warren Buffett“


Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserats sowie PARTLHEWSON und der Werbeakademie für die Gestaltung.

Jeder Einzelne von uns kann die Welt zum Besseren verändern. Helfen wir den Menschen in Äthiopien sich selbst zu helfen und die Armut zu besiegen!

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GELDANLAGE ° Multi Asset Fonds

Guido Barthels – nach fundamentalen Gesichtspunkten verwaltet. Der Vermögenserhalt steht dabei im Vordergrund – konkret darf die Aktienquote die 50 Prozent-Marke nie überschritten werden. Neben der akribi­ schen Einzeltitelauswahl stellen volkswirtschaftliche Analysen die Basis für die Asset Allocation dar. Daraus erfolgen Anpassun­ gen der Aktienquoten an die Marktverhältnisse, die Währungsgewichtungen und die Duration im Anleihenportfolio. Neben dem Ethna-Aktiv gibt es auch den Ethna-Defensiv (Standardabweichung zwischen 2,5 und 3,5) und den Ethna-Dynamisch mit einer Standardabweichung von fünf bis sechs. Alle drei Fonds zeichnen sich durch eine hohe Sharpe Ratio aus, die ein günstiges Ertrags/Risiko-Verhältnis beschreibt. Als gute Fondsanlagen, um die man sich über Jahre hinweg kaum kümmern muss, haben sich auch ausgewogene Mischfonds durchgesetzt (siehe Tabelle rechts). Auf noch konservativere Produkte würden wir derzeit aufgrund der höheren Anleihenan-

teile nicht setzen. Hier ist in den kommenden Jahren tendenziell mit Korrekturen zu rechnen, denen konservative Mischfonds wenig entgegenzusetzen haben. Neben dem unten beschriebenen Nordea – Stable Return stechen der Kepler Vorsorge Mixfonds und der Allianz Strategy 50 hervor. Beide erzielten über fünf Jahre einen Ertrag von gut 65 Prozent. Beim Kepler-Fonds hat Fondsmanager Kurt Eichhorn das Portfolio trotz des relativ geringen Volumens von 128 Millionen Euro auf knapp 300 Einzelpositionen verteilt – auch eine Möglichkeit, das Risiko zu minimieren, die Standardabweichung liegt bei ihm zwischen

sechs und sieben Prozent bei einer Performance von 10,9 Prozent p.a. über die vergangenen fünf Jahre. Ganz anders verfährt der Allianz Strategy 50: Er weist trotz seiner Größe von mehr als 2,5 Milliarden Euro ein konzentriertes Portfolio an europäischen Staatsanleihen auf und bildet den Aktienanteil mittels Indexfutures ab. Auch Währun­ gen werden derivativ z.T. zur Ertragssteigerung, z.T. als Absicherung eingesetzt. Abschließender Tipp: Trotz des breiten Angebotes von gut gemanagten Mischfonds sollte man nie alles auf eine Karte setzen, sondern immer das zu investierende Kapital auf mehrere Positionen verteilen.

° die besten Gemischten Fonds Ausgewogen ISIN LU0227384020 AT0000969787 LU0323578145 AT0000817838 LU0352312184

FONDSname Nordea 1 - Stable Return KEPLER Vorsorge Mixfonds FvS - Multi Asset - Balanced 3 Banken Portfolio-Mix Allianz Strategy 50

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 18.593 Mio. € 7,5 % 24,2 % 43,2 % 128 Mio. € 5,7 % 30,4 % 66,8 % 1129 Mio. € 8,9 % 27,1 % 43,8 % 82 Mio. € 4,0 % 20,5 % 34,3 % 2513 Mio. € 5,8 % 32,0 % 65,9 %

ter 1,90 % 1,08 % 0,88 % 1,40 % 1,40 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 05. September 2016

° Nordea 1 - Stable Return „Die Kapazitätsgrenze unserer Strategie liegt bei etwa 20 Milliarden Euro“

Asbjørn Trolle Hansen, Fondsmanager des Nordea - Stable Return

Nordea trifft mit dem Nordea Stable Return Fund genau den Zahn der Zeit: den Wunsch nach einer Rendite von etwa fünf bis sieben Prozent pro Jahr bei einer gleichzeitigen Standardabweichung von nur vier bis fünf. Und das liefert der Fonds seit seiner Auflegung im November 2005. Der relativ konstante Zuwachs des Net Asset Value (NAV) ist an der Kursgrafik rechts deutlich abzulesen. Kein Wunder also, dass die Fondsmittelzuflüsse gerade in den vergangenen Monaten

36 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

progressiv zunahmen. Alleine im Monat August wurden 500 Millionen Euro netto neu veranlagt, in den vergangenen sechs Monaten 3,57 Milliarden Euro, seit Jahresbeginn 2016 rund neun Milliarden Euro. Das verdoppelte heuer das Fondsvolumen auf aktuell 18,6 Milliarden Euro. Zuletzt hagelte es Kritik von der Ratingagentur Morningstar, die das hohe Fondsvolumen und die mangelnde Kommunikation der Fondsgesellschaft, wie sie damit umgehen will, bemängelte, woraufhin Nordea Anfang September mit einem sog. Soft-Closing reagierte. Das heißt, Gelder von Neukunden werden nicht mehr angenommen. Bestehende Anteilsinhaber können jedoch Anteile verkaufen und auch zukaufen, laufende Sparpläne sind von dem Closing ebenfalls nicht betroffen. Sollte der Run auf die Anteile weiter anhalten, will Nordea die Anteilskäufe ab Oktober auf eine Million Euro pro „Alt-Investor“ beschränken. Um neuen Kunden eine Alternative zu bieten, will Nordea bis Jahresende ein ähnliches Pro-

dukt auflegen. Derzeit befindet sich der Fonds in spe mit leicht reduzierter Zielvolatilität in Entwicklung.

ISIN

LU0227384020

Kurs (06.09.2016)

16,87 € Ertrag 1 J.

7,5 %

Fondsvolumen 18.593 Mio. € Ertrag 3 J.

24,2 %

Auflagedatum

43,2 %

02.11.2005 Ertrag 5 J.

AuSGABEAUFSCHLAG Fondsgesellschaft:

5,00 % TER (jährl.)

1,90 %

Nordea Investment Management

Anzahl Positionen: (30.06.2016)

338

Quelle: Lipper IM, in Euro , Stichzeitpunkt: 05.06.2016


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Multi Asset Fonds – Ist der Trend am Ende?

I

m Jahr 2015 waren Multi Asset Fonds in aller Munde und bildeten mit Mittelzuflüssen in Höhe von 95,4 Milliarden Euro die Anlagekategorie mit den höchsten Mittelzuflüssen in Europa. Im Gegensatz dazu verzeichneten diese Produkte im ersten Halbjahr 2016 mit Mittelabflüssen in Höhe von 2,98 Milliarden Euro einen deutlichen Einbruch beim Absatz. Woher kommt dieser Einbruch und welchen Einfluss könnte er auf die zukünftige Entwicklung in diesem Segment haben?

es doch einige Multi Asset Fonds, die selbst unter diesen Vorzeichen noch hohe Mittelzuflüsse verzeichnen konnten und bei denen mehr oder weniger lautstark über eine Schließung des Fonds für neue Gelder nachgedacht wird. FONDSSCHLIESSUNGEN ALS LÖSUNG FÜR DIE PRODUKTANBIETER Die hohen Mittelzuflüsse in einige Multi Asset Fonds haben es den verantwortlichen Portfoliomanagern schwer gemacht, an ihre Erfolge

Einige Marktbeobachter folgern aus den Absatzzahlen bereits heute, dass der Trend in Richtung der Multi Asset Fonds bereits vorbei sein könnte und die Anleger sich nun auf andere Produktkategorien wie zum Beispiel die sogenannten Alternative UCITS stürzen könnten. Diese Annahme kann sogar durch die Mittelzuflüsse belegt werden, denn Alternative UCITS Fonds verzeichneten nach Mittelzuflüssen in Höhe von 89,4 Milliarden DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA Euro im Jahr 2015 auch in der ersten Jahreshälfte des Jahres 2016 hohe Mittelzuflüsse (+26,03 Mil- in der Vergangenheit anzuknüpfen. Denn oftmals sind die Transaktionen, die sie durchfühliarden Euro). Zudem weisen viele Marktbeobachter darauf ren, hinsichtlich des verfügbaren Volumens behin, dass viele Anleger von der Wertentwicklung grenzt und so müssen diese Manager bei Mitvieler Multi Asset Fonds in den vergangenen telzuflüssen immer wieder neue Anlageideen zwölf Monaten enttäuscht wurden. Konnten generieren, um die Renditeerwartungen zu erdiese Fonds doch die große Schwankungsbrei- füllen. Um ihre Anlageziele erfüllen zu können te an den Märkten zum Teil nur bedingt abfe- und so den Ansprüchen ihrer bestehenden Andern. Dieses Argument könnte tatsächlich ein leger gerecht zu werden, haben die FondsgeGrund dafür sein, das sich die Investoren in Eu- sellschaften die Möglichkeiten, ihre Fonds ganz ropa im Moment beim Kauf von Multi Asset- oder teilweise für neue Investitionen zu schlieProdukten zurückhalten. Auf der anderen Seite ßen, sodass der Fondsmanager seinen Fonds, konnten aber auch viele Alternative UCITS-Pro- zumindest aus Sicht des zu verwaltenden Verdukte in dieser schwierigen Marktphase nicht mögens, in einem ruhigen Fahrwasser manaüberzeugen. Doch auch wenn sich die Zahlen gen kann. Leider passiert dies seltener als es und Argumente zunächst negativ anhören, gibt sollte, denn schließlich sind Fondsanbieter

Wirtschaftsunternehmen, die einen Profit erzielen wollen; und welchen Sinn macht es aus dieser Perspektive, das Produkt mit den höchsten Mittelzuflüssen zu schließen? Hier müssen die Produktanbieter versuchen, einen gesunden Kompromiss zwischen ihrer und der Ertragserwartung der Kunden zu finden. Denn am Ende des Tages nutzt es keinem, wenn der Fonds seine selbstgesetzten Ziele nicht mehr erreicht und die Anleger am Ende enttäuscht ihr Geld aus dem Produkt abziehen. Meiner Ansicht nach ist der Trend in Richtung Multi Asset noch nicht zu Ende. Allerdings hat der Markt eine gewisse Sättigung erreicht, da viele Anleger bereits Multi Asset Fonds in ihrem Portfolio halten. Insbesondere institutionelle Investoren suchen nach Anlagealternativen, mit denen sie ihre Portfolios noch weiter diversifizieren können. Da viele Multi Asset Fonds auf dieselben Werttreiber setzen, erscheint für diese Anleger das Ausweichen auf Alternative UCITS der logische Schritt zu sein. Ob und inwieweit diese Fonds in der Lage sein werden, die Wünsche der Anleger zu erfüllen, bleibt abzuwarten. Ebenso ist festzustellen, dass viele professionelle Anleger damit begonnen haben, ihre eigenen Multi Asset-Lösung zu entwickeln, die sie dann mit einzelnen Komponenten, statt diese Strategie mit einem (oder mehreren) Multi Asset Fonds, umsetzen. Dies bedeutet, dass der Anteil des Vermögens, das mit einer Multi Asset-Strategie verwaltet wird, steigt, ohne dass dabei die Vermögen der entsprechenden Fonds steigen müssen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

37


Multi Asset mit 12 Anlageklassen Früher genügte es, wenn ein Investor sein Portfolio aus einer simplen Mischung von Aktien und Anleihen ­konstruierte. Doch angesichts matter Wachstumsaussichten für Aktien und historisch tiefer Renditen im Anleihen-Sektor ist dieser Weg heute nicht mehr attraktiv. Multi Asset Fonds stellen hier eine attraktive Lösung dar. GELD °

z.B. Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen, Sachanlagen wie Infrastrukturinvestments oder auch Insurance-Linked Securities, die das Versicherungsrisiko verbriefen und auch als „Katastrophenanleihen“ bekannt sind. Während des letzten Jahres haben wir einige weitere neue Assetklassen, wie z.B. Peer to Peer-Kredite und Infrastrukturanleihen, in unsere Portfolios aufnehmen können und den Diversifikationsnutzen damit weiter erhöht. Die weltweit größten institutionellen Anleger nutzen diese Allokationen zur Diversifikation – nun stehen diese Investments aber auch kleineren Institutionen und Einzelanlegern offen. Unsere Fonds sind OGAW-konform, werden täglich gehandelt und sind daher für die meisten Anleger zugänglich.

Multi Asset Fonds finden zurzeit viel

Beachtung. Weshalb ist das so?

Simon Fox: Grundsätzlich ist auch heute nach wie vor beim Investieren auf die Diversifikation zu achten. Da jedoch traditionelle AllokationsMuster nicht mehr funktionieren, versuchen Anleger nun, neue Wege zu beschreiten, um Wachstum in ihren Portfolios zu generieren. Aber sie brauchen Unterstützung, denn mit jedem neuen Investment und jedem neu ausgewählten Manager wird das Portfolio komplexer. Multi Asset Fonds sind eine attraktive Lösung: sie bringen Diversifikation ins Portfolio, für die Anleger bleiben die Dinge jedoch einfach und überschaubar. Neue Fonds wollen langfristige ­absolute ­Renditen erzielen und die Performance ­weniger an einer Benchmark bemessen. Ist das

Sie bieten einen ertragsorientierten und

mehr als nur eine Marketing-Story?

einen wachstumsorientierten Fonds an – wie

Was können Multi Asset Fonds tun, um absolute Performance zu erzielen?

Die verschiedenen Multi Asset Manager verfolgen eine Reihe unterschiedlicher Ansätze. Manche nutzen aggressives Markt-Timing, andere wiederum greifen auf Hedgefonds-Techniken zurück, um das Marktrisiko zu managen. Beide Ansätze können zum Ziel führen, aber

38 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

unterscheiden sie sich?

Simon Fox, Senior Investment Specialist, Aberdeen Asset Management

sie bringen signifikante Managerrisiken mit sich. Wir halten eine echte Diversifikation, die verschiedene Assetklassen innerhalb eines Portfolios kombiniert, für die bessere Ausgangsbasis. Viele Multi Asset-Strategien behaupten von sich, diversifiziert zu sein. Unsere beiden Multi Asset Strategien, der Aberdeen Global Multi Asset Income Fund sowie der Multi Asset Growth Fund, nutzen eine viel breitere Palette an traditionellen und heute verfügbaren neuen Assetklassen. Damit können wir alle Diversifikationsvorteile voll ausschöpfen und haben eine solide Basis für die Erreichung unserer Absolute Return-Ziele. Es gibt heutzutage eine solch unglaubliche Vielzahl verfügbarer Assetklassen. Darunter fallen

Beide Fonds gründen sich auf die gleiche Philosophie – Ziel ist ein wirklich diversifiziertes Portfolio, das nicht durch einen Benchmark-Asset-Mix eingeschränkt ist und flexibel gemanagt wird, sodass es auf Änderungen bei den Marktbedingungen reagieren kann. In unserem Growth Fonds können wir etwas freier entscheiden, wie die Performance erzielt werden soll, denn hier müssen keine laufenden Erträge generiert werden. Dadurch können wir z.B. auch in Absolute Return-Strategien investieren. Unser Growth Fonds will in rollierenden 5-Jahres-Perioden eine Cash-Plus-Rendite von 4,5 Prozent p.a. erzielen, wobei die Volatilität der Renditen weit unter der von Aktien bleiben soll. In unserem Income Fonds wollen wir bei realem Kapitalerhalt eine Rendite von 4,5 Prozent p.a. erzielen. Um Ihnen einen Eindruck von den in unseren Fonds enthaltenen Assetklassen zu vermitteln

credit: beigestellt

Für Aberdeen ist die Erzielung langfristiger Renditen ein Kernelement unserer Fondsmanagement-Philosophie. Bekanntermaßen wollen Anleger entweder konsistentes Wachstum (ein Cash-Plus-Renditeprofil) oder verlässliche, wiederholbare Erträge (stabile Ausschüttungserträge). Wir versuchen genau diesen Anspruch zu erfüllen. Wir halten es für falsch, unsere Performance z.B. an Aktien und Anleihen zu messen. Dieser Ansatz lenkt das Verhalten tendenziell in eine Richtung, die sich nicht an den Zielen der Anleger orientiert.


°

Im Gespräch mit Simon Fox, Aberdeen Asset Management   geldanlage

und die für die Erzielung der verschiedenen Wachstums- und Ertragsziele notwendigen Unterschiede bei den Allokationen aufzuzeigen, haben wir eine Grafik zusammengestellt, die die Zusammensetzung der beiden Fonds darstellt (siehe unten). Einige Fondsmanager halten relativ hohe ­Kassenbestände, um schnell auf fallende ­Märkte reagieren zu können. Wie gehen Sie in einem solchen Fall vor?

In beiden Fonds nutzen wir liquide Instrumente, um auf Änderungen schnell reagieren, unsere Portfolios anpassen und neue Chancen ergreifen zu können. In der Praxis sind unsere Portfolios so ausgelegt, dass sie unterschiedliche Marktbedingungen gut überstehen – wir setzen nicht auf Assetklassen-Timing oder warten auf Markteinbrüche. Wir versuchen über kurz­f ristigere taktische Asset Allokationen Mehrwert zu schaffen, aber wir halten ein robustes, gut diversifiziertes Portfolio für die beste Ausgangsbasis.

Wie hat sich Ihr Portfolio in letzter Zeit ­entwickelt und welche Chancen nutzen Sie mit neuen Allokationen?

Während des zweiten Quartals 2016 haben wir an Kapitalaufnahmen einiger geschlossener Fonds partizipiert, die sich die günstigen Marktbedingungen zunutze machten, um den Kauf weiterer Assets zu finanzieren. Hierzu gehörten u.a. Zukäufe im Infrastruktursegment bei erneuerbaren Energien und Infrastrukturanleihen sowie bei Studentenunterkünften. Finanziert wurden diese Allokationen durch die Reduzierung von Anlagen, die unsere Renditeerwartungen seit Anfang des Jahres übertroffen hatten, z.B. bei Investments in Litigation Finance (Prozessfinanzierungen) und sozialer Infrastruktur. Wir haben auch unsere US-Hochzinsinvestments nach e­ iner Periode hoher Erträge zurückgefahren. Welche Ressourcen stehen dem Team für

Die beiden Fonds werden von unserem Multi Asset Anlageteam unter Leitung von Mike Brooks gemanagt. Das Team besteht insgesamt aus 63 Multi Asset Experten, davon 36 Portfoliomanagern und 27 Research-Spezialisten, die insgesamt rund 107 Mrd. Euro verwalten. Darüber hinaus greift das Team auf die ganze Bandbreite der Ressourcen von Aberdeen zurück und arbeitet eng mit den Portfoliomanagern der einzelnen Anlageklassen zusammen. So gelangen nur die wirklich aussichtsreichsten Titel in die engere Auswahl. Für welche Art Anleger sind Ihre Fonds ­besonders gut geeignet?

Unsere Fonds eignen sich insbesondere als umfassende Einzellösung für Privatkunden, für beitragsorientierte Pensionspläne und kleinere institutionelle Anleger. Zudem werden sie im Rahmen eines breiteren Asset-Mix auch zu Zwecken der Diversifikation eingesetzt.

die Abdeckung so vieler unterschiedlicher

www.aberdeen-asset.at/multi-asset

­Anlagemöglichkeiten zur Verfügung?

individuell diversifizierte portfolios Aberdeen Global – Multi Asset Growth Fund ISIN: LU1402171232

Echte Diversifikation

Aberdeen Global – Multi Asset Income Fund ISIN: LU1124234862

Uneingeschränkte, flexible Asset Allokation

Einfach und zugänglich Quelle: Aberdeen Asset Management, 30. Juni 2016

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 39


geldanlage ° Healthcare

Die neuen Krebskiller Auch die Aktien von Krebsforschungsunternehmen sind von der Korrektur im Healthcare-Sektor nicht verschont geblieben. Doch das hohe Maß an Innovation in der Onkologie macht sie zu Fixstartern. Nach einer wohlverdienten Pause sollte es wieder nach oben gehen. Wolfgang Regner ie neuen Krebskiller bedienen sich des körpereigenen Immunsystems, um Tumorzellen auszuschalten. Dabei greifen sie jene Moleküle an, mit deren Hilfe es die Tumore geschafft haben, sich vor der Enttarnung durch das Immunsystem zu schützen. An der diesjährigen global wichtigsten Fachkonferenz für Onkologie, der American Society of Clinical Oncology (ASCO), waren die sogenannten „Checkpoint-Inhibitoren“ in aller Munde. Denn sie heben Mechanismen der Immununterdrückung auf und mobilisieren auf diese Weise den Angriff auf die Tumorzellen. Z.B. erzielen sie bei bis zu 80 Prozent aller Patienten mit bösartigen Hauttumoren ein zeitliches oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheits­ symptome. 20 Prozent aller Patienten mit metastasierendem Melanom haben inzwischen eine Überlebenszeit von zehn Jahren.

Christian Lach, Fondsberater des BB Adamant Biotech Fonds, gibt einen Überblick über die Entwicklung: „Klassisch wird Krebs durch Chemotherapie oder Bestrahlung therapiert, was nun in einem zweiten Schritt mittels Biotech-Trägersubstanzen zielgerichteter und effizienter erfolgt. Allerdings stellte sich heraus, dass eine Heilung ohne eine Rolle des Immunsystems nicht möglich ist. Tatsächlich ist es so, dass das Immunsystems einen Tumor prinzipiell erkennt, diesen aber nicht effektiv angreifen kann, weil der Tumor die als Reaktion darauf gebildeten Abwehrzellen so moduliert, dass sie abgeschwächt oder gar gestoppt werden. Die nun entwickelten CheckpointInhibitoren (PD1, PD-L1-Blocker) hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Führend in dieser neuen Technologie sind

Die Überlebensrate von KrebsPatienten steigt kontinuierlich Anzahl Überlebender in Millionen

250

Krebssterblichkeit: Verstorbene pro 100.000 Personen p.a.

12 10 8

200

6 4 2

0

1990

1995

2000

2005

2008

0

In den USA verlieren Krebserkrankungen zunehmend ihren Schrecken. Im Vergleich zu 1990 überleben heute aufgrund immer besserer Therapien rund doppelt so viele Patienten. Quelle: American Cancer Society

40 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

BristolMyers, Roche und Merck (USA). Es gibt aber viele andere Biotech-Firmen mit ähnlichen Ansätzen wie Incyte und Celldex. Incyte hat sich auf eine indirekte Aktivierung, die Hemmung von IDO (Indolamin2,3-DiOxygenase), spezialisiert. Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwangeren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird. Mit den neu entwickelten IDO-Hemmstof­ fen kann man das körpereigene Immunsys­ tem stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor animieren. Das könnte ein bedeutsamer Therapieansatz werden, mit dem man das letzte Drittel der Krebspatien­ten, denen man bisher nicht helfen konnte, nun auch erfolgreich therapieren kann.“ T-Zellen spielen viele Rollen… Nun zeigt sich, dass die Konzentration der Krebsforschung auf die T-Zellen, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, richtig war. Silvia Schanz, Director Investor Relations der BB Biotech AG, erläutert: „Dabei attackieren gentechnisch veränderte T-Zellen die Tumorzellen. Den Patienten werden T-Zellen entnommen und quasi umprogrammiert. Anschließend werden die modifizierten T-Zellen im Labor vermehrt und den Patienten per Infusion wieder verabreicht. Sie erkennen nun die Antigene auf den Tumorzellen und greifen diese an. Diese innovativen Ansätze sollen vor allem in Kombination mit herkömmlichen Behandlungsmethoden ihre Wirkung entfalten. Das sind Strahlen- und Chemotherapie, aber auch die erste Generation von biotechnologisch entwickelten Krebsmitteln (z.B. Kinase-Inhibitoren). Ziel ist es, je nach Patient eine individuell beliebige Kombina-

credit: Shutterstock

D


°

Healthcare   geldanlage

Weiße Blutkörperchen: Neue Therapieformen gegen Krebs setzen auf eine Stimulierung der körpereigenen Abwehr – v.a. der T-Lymphozyten.

tionstherapie mit einem angepassten Zeitablauf für die Behandlung zu bestimmen. Damit wäre ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierte Medizin in der Krebsbehandlung in die Wege geleitet. Um am Potenzial dieser neuen Medikamente zu partizipieren, hat BB Biotech erste Positionen in den US-Firmen Juno Therapeutics und Kite Pharma aufgebaut“, sagt Schanz. Was möglich ist, zeigt Medivation: Das Unternehmen wurde vor Kurzem mit einer Kursprämie von fast 50 Prozent vom Pharmariesen Pfizer übernommen. Medivation hat das beste Antiandrogen-Medikament, Xtandi, das bei metastasiertem Prosta­takrebs eingesetzt wird. Antiandrogene sind Arzneistoffe, die die Wirkung der männlichen Sexualhormone (Androgene) hemmen. Jimmy Carter gerettet „Am bekanntesten wurde mit Keytruda ein Medikament mit einem Checkpoint-Inhibitor (PD1-Hemmer), das dem bereits von seinen Ärzten aufgegebenen Ex-USPräsidenten Jimmy Carter das Leben rettete, indem es eine bereits austherapierte Gehirnmetastase eliminierte“, weiß Rudi Van den Eynde, Head of Thematic Global Equity bei Candriam. „Die Zukunft jedoch liegt in der Kombination unterschiedlicher Ansätze und Mechanismen. Deren gibt es viele – etwa LAG3 (Lymphozyten aktivierendes Gen 3), das an der Oberfläche von T-Zellen die Bildung von bestimmten Proteinen induziert. Dabei handelt es sich um einen Rezeptor, der von dazu passenden Medikamenten blockiert werden kann (sog. Checkpoint-Inhibitoren) und somit die

Förderung des Wachstums von Krebszellen behindert. Oder GITR, ein Mitglied in der Familie der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)Rezeptoren. Ein TNF führt normalerweise bei Krebszellen zum automatischen Zelltod. GITR wirkt gegen Krebszellen, die den TNF außer Gefecht setzen wollen“, erklärt Candriam-Experte Van den Eynde. Sein Biotech-Analystenkollege bei Candriam, Servaas Michielssens, ergänzt: „Die ersten immunstimulierenden Medikamente wirken passiv. Sie bekämpfen den Tumor nicht direkt, sondern machen das humane Abwehrsystem ,scharf ‘ gegen Tumore. Passiv deshalb, weil sie die Bremse lösen, die es dem Tumor ermöglicht, den Angriff des Immunsystems zu blockieren. Führend ist neben Merck (USA, Keytruda, ein PD1-Hemmer) Bristol Myers (Yervoy, ein

CTLA4-Hemmer, sowie Opdivo, ein PD1Inhibitor). Der Therapieverlauf ist völlig anders als bei einer Chemotherapie. Diese wirkt zwar schnell, hat aber viele Nachteile, während die Immuntherapie eine gewisse Zeit braucht, um anzuspringen. Doch wenn die Wirkung einsetzt, ist sie viel tiefgehender und gründlicher. Aktive Immuntherapie überzeugt Womöglich noch überzeugender ist die aktive Immuntherapie. Dabei werden außerhalb des Körpers des Patienten Immunzellen herangezüchtet und speziell manipuliert, um ihnen eine starke Anti-Krebs-Wirkung zu verleihen. Dann werden die Zellen wieder infundiert, die dann das Immunsys­ tem unterstützen. Einige klinische Studien haben eine beachtliche Wirksamkeit ge-

Die Todesrate vieler Krebsarten geht stark zurück 100

*Pro 100.000, altersbereinigt zur US-Population im Jahr 2000 (Männer nach Auftreten, USA, 1930-2009)

Lunge & Bronchien

80 60 Magen 40

Prostata

Dick- & Enddarm

20 0

Bauchspeicheldrüse 1920

1930

Leukämie 1940 1950

Leber 1970

1960

1980

1990

2000

2005

Die Entwicklung von Chemotherapien führte in den USA seit 1985 bei Krebspatienten zu einem Rückgang der Mortalität – vor allem bei den am häufigsten vorkommenden Krebsarten. Quelle: American Cancer Society

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 41


geldanlage ° Healthcare

zeigt. In diesem Bereich führend sind Novartis, Juno und Kite.“ Lacuna-Fondsberater Lach hält insgesamt zwar den Schweizer Roche-Konzern bei der Krebs-Immuntherapie für am besten aufgestellt und sieht auch AstraZeneca und Merck (USA) gut im Rennen, bescheinigt Bristol aber, zurzeit die Führungsposition innezuhaben. Auch Pfizer mischt mit Ibrance gegen fortgeschrittenen Brustkrebs bei Frauen nach der Menopause eifrig mit. „Auch eine Kombi-Therapie mit Ibrance und Amgens Femara für Frauen mit Östrogen-Rezeptorpositivem Brustkrebs scheint viel versprechend. Vor der Zulassung stehen etwa Amgens Talimogene gegen metastasierenden Hautkrebs, Astra Zenecas Iressa zur Behandlung von nicht kleinzelligem Lungenkrebs, bei dem bestimmte Wachstumsfaktoren aktiviert sind, BMS mit seinem Präparat

Yervoy bzw. einer Kombination mit Opdivo gegen fortgeschrittenes Melanom, sowie Teva Pharmas Bendamustine gegen verschiedene Formen der Leukämie. Auch der Schweizer Pharmariese Roche setzt auf neuartige Krebsmittel gegen Hautkrebs. Und schließlich PharmaEngines neue Formulierung von Nanopartikel-Liposomen (Wasserkügelchen mit Membranhülle) gegen das metastasierende Pankreaskarzinom“, lautet Christian Lachs umfangreiche Aufzählung. Kombinationstherapien Top Interessant ist auch die dänische Firma Genmab. Diese habe Daratumumab gegen Multiples Myelom mit guten Daten in einer Testphase II-Studie vorgestellt. Der Zulassungsantrag könnte noch dieses Jahr gestellt werden, ohne die dritte und letzte und auch kostspieligste klinische Testphase abzuwar-

ten. Hohe Chancen sehen Experten auch bei Keytruda von Merck gegen Melanom, zumal es auch bei Dickdarmkrebsarten, die einen Mangel beim DNA-Reparaturmechanismus und viele Mutationen haben, auf die das Immunsystem reagieren kann, gute Daten gezeigt hat. Incyte ist mit einem diversifizierten Portfolio von Medikamenten und klinischen Kandidaten sehr gut positioniert. Das Medikament Jakafi wird für Störungen der Blutbildung vermarktet und steht in Entwicklung für den bisher nur schwer behandelbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs und andere solide Tumore. Epacadostat, ein Hemmer eines anderen immunosuppressiven Pfades namens IDO, steht in Studien in Kombination mit 4 PD-1/PD-L1 Antikörpern von großen Pharmapartnern. „Die Ernte wird reich ausfallen“, prognostiziert Candriam-Experte Van den Eynde.

interview ° Christian Lach,  Fondsberater des BB Adamant Biotech Fonds

Ihrer Ansicht nach das größte mittelfristige Potenzial?

christian lach: Die Immunonkologie ist und bleibt auf absehbare Zeit das spannendste Gebiet der Onkologie. Und hier wiederum sind die neuesten Ergebnisse mit den sogenannten Checkpoint-Inhibitoren sehr viel versprechend. Sehr spannend sind die sogenannten bifunktionalen Antikörper. Mit diesen versucht man, direkt im Tumorgewebe die Killerzellen zu rekrutieren, das heißt, ohne den Umweg über die Lymphknoten. Führende Firmen in diesem Bereich sind die amerikanische Macrogenics, die japanische Chugai (Roche) und die europäi­ sche Genmab. Daneben sieht die zelluläre Therapie und Gentherapie sehr interessant aus. Mit der sogenannten CAR-T Therapie führt man den Patienten wirksamere Kil­ lerzellen zu. Genediting-Technologien wie CRISPR erlauben immer mehr, die Abwehrzellen der Patienten außerhalb des Körpers so zu verändern, dass sie gewünschte Eigen-

42 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

schaften zur Krebsbekämpfung erhalten. Die führenden Firmen sind hier Kite Pharma, Juno Therapeutics und Bluebird Bio. Was ist mit der Antisense-Technologie los? Zuletzt gab es offenbar einige Rückschläge.

Antisense-Medikamente sind Moleküle, die aus kleinen DNA-Fragmenten (als Oligonukleotide bezeichnet) bestehen und zur Regulierung des Immunsystems in einem sehr frühen Stadium eingesetzt werden können, z.B. schon im genetischen Frühstadium der Entwicklung einer malignen Krankheit, indem die zugehörige RNA blockiert wird. Diese ist dann nicht mehr in der Lage, cancerogene Proteine zu produzieren. Das Verlockende an der Antisense-Technologie ist, dass man die Aktivität einzelner Gene gezielt steuern kann. In Zellkulturen funktioniert das sehr gut. Wo liegt das Hauptproblem?

Dieses besteht darin, wie man die veränderten Oligonucleotide zu den Zielzellen

bringt, ohne dass diese von Nucleasen verdaut werden und ohne dass es zu unerwünschten Immunreaktio­nen kommt. Viele bisherige Ansätze versuchten, die Wirksamkeit von bestehenden Medikamenten zu erhöhen und Resistenzen zu vermindern. Insgesamt blieb die dokumentierte Wirkung aber hinter den Erwartungen zurück. Abschreiben sollte man die Antisense-Technologie aber noch nicht. Erst kürzlich zeigte eine Antisense-Therapie der nächsten Generation gegen den Transkriptionsfaktor STAT3 als Einzelsubstanz eine klinische Aktivität bei Lymphknotenkrebs und Lungenkrebs und wird nun in Kombination mit immunonkologischen Ansätzen ge­testet.

credit: beigestellt

GELD ° Welche Krebstherapien haben


PORTRÄT

BB Biotech AG

Turnaround im zweiten Quartal

D

er extrem starken Kursentwicklung im Biotech-Sektor bis März 2015 folgte eine Konsolidierungsphase, die im Februar 2016 ihren Tiefpunkt erreicht haben dürfte (siehe Kursgrafik der BB Biotech AG rechts unten). Dafür spricht die wieder attraktive Bewertung zahlreicher Biotech-Unternehmen bei gleich­zeitig anhaltender Innovationskraft. Der Aktien­kurs der BB Biotech AG zeigt seit dem Tiefpunkt am 9. Februar 2016 bei 37,40 Euro wieder erste Kursanstiege. Im zweiten Quartal wieder GEwinne erzielt Ein Indiz für ein Ende der Korrekturphase bei der BB Biotech AG ist die gute Entwicklung der Fundamentalkennzahlen im zweiten Quartal. Der Innere Wert (NAV) des Portfolios stieg nach einem herben Einbruch im ersten Quartal von Anfang April bis Ende Juni wieder um 2,3 Pro­ zent. Das entspricht einem Gewinn von 33 Mil­ lionen Euro. Gleichzeitig nahm die Diskrepanz zwischen dem Aktienkurs und den operati­ ven Fortschritten der Portfoliounternehmen zu. Während die Kurse von Biotech-Standardwer­ ten wieder Tief­stände aus den Jahren 2010/11 erreicht haben, ist die Industrie dank hervorra­ gender operativer Leistungen und dem Errei­ chen zahlreicher Meilensteine unverändert po­ sitiv aufgestellt. Biotech-Standardwerte wer­ den zurzeit deutlich niedriger als große Phar­ makonzerne und niedriger als der Durchschnitt des S&P bewertet. Die Bewertungen vieler Small- und Mid Caps bewegen sich gerade in Bezug auf ihre Pipelines weiterhin auf Rekord­ tiefs. Demgegenüber bestätigten viele Portfolio­ beteiligungen ihre Fortschritte, die sich in deren Bewertungen noch nicht widerspiegeln. BB Biotechs Portfoliobeteiligungen setzen weiterhin Meilensteine Nach den neuen klinischen Versuchsergeb­ nissen, Produktzulassungen und -lancierungen im zweiten Quartal werden auch im weiteren Jahresverlauf zahlreiche Erfolgsmeldungen für klinische Schlüsselstudien und Produktzulas­

sungen erwartet, die ein Potenzial für deutlich höhere Aktienkursbewertungen beinhalten. Be­ sonders für Portfolio-Unternehmen der BB Bio­ tech stehen bereits bis Jahresende maßgeb­ liche Meilensteine an, so z.B. bei Neurocrine, Radius oder bei Medivation. Zudem werden im zweiten Halbjahr 2016 weitere klinische Stu­ dienergebnisse unter anderem bei Vertex, In­ cyte Celgene, Novavax, Intra-Cellular, Tobira und bei Sage erwartet. Dies dürfte die soliden Fundamentaldaten für die Biotech-Branche im Allgemeinen und für das Portfolio von BB Bio­ tech im Besonderen begünstigen. Nachdem BB Biotech nun eines der schwächsten Halbjahre hinter sich gelassen hat, werden für seine Port­ foliobeteiligungen in den kommenden Perio­den wieder deutliche Wachstumsraten erwartet. Firmenübernahmen treiben Aktienkurse nach oben Die vorhin genannte Medivation ist übrigens auch ein gutes Beispiel für die lebhaften M&AAktivitäten im Bio­tech-Sektor. Das US-Unter­ nehmen forscht im Krebsbereich und hat mit Xtandi ein Blockbuster-Mittel gegen Prostata­ krebs am Markt. In Entwicklung befindet sich u.a. Talazoparib, das für die Behandlung ge­ gen Brustkrebs eingesetzt werden soll. Die Ent­ wicklung dieser innovativen Therapiemöglich­ keiten weckte bei großen Pharma-Unterneh­ men Begehrlichkeiten. Im April dieses Jahres legte Sanofi ein Angebot in der Höhe von 9,3 Milliarden US-Dollar. Auch andere Pharmakon­ zerne wie Merck, Celgene oder Gilead zeigten Interesse an einer Übernahme von Medivation. Vor Kurzem machte Pfizer mit einem Angebot in der Höhe von 14 Milliarden US-Dollar das Ren­ nen. Für Pfizer ist das wieder ein AkquisitionsErfolg, nachdem die Übernahme des BotoxHerstellers Allergan um 160 Milliarden US-Dol­ lar Anfang April scheiterte.

„Die Forschritte der PortfolioUnternehmen spiegeln sich in der Kursentwicklung noch nicht wider“ Silvia Schanz, Director IR, BB Biotech AG

Portfolio durch drei neue Small- und Mid Caps. Die neu aufgenommene Intra-Cellular Thera­ pies entwickelt eine viel versprechende Leit­ substanz zur Behandlung von Schizophrenie, bipolaren Störungen und Verhaltensstörungen bei Demenz. Positive Daten einer Phase-III-Stu­ die für die Indikation Schizophrenie wurden be­ reits veröffentlicht. Ergebnisse eines zweiten Phase-III-Versuchs werden im dritten Quartal 2016 erwartet. Macrogenics entwickelt Anti­ körper-basierte Therapeutika mit verbesserter Effektorfunktion, die eine effiziente Entwick­ lung bispezifischer Antikörper ermöglicht. Tobi­ ra Therapeutics, der dritte neu aufgenommene Portfoliowert, arbeitet an einem Medikament zur Behandlung von Patienten mit nichtalkoho­ lischer Leberentzündung (NASH). Mit der Prä­ sentation entsprechender Daten wird noch im Laufe dieses Jahres gerechnet.

BB Biotech ag

Portfolioanpassungen Aufgrund der neuen Entwicklungen nahm die BB Biotech AG im zweiten Quartal 2016 gezielt Anpassungen ihres Portfolios vor. Sie trennte sich von Infinity und Clovis. Ergänzt wurde das

Trotz Korrektur liegt der Kursgewinn über fünf Jahre noch immer bei stolzen 300 Prozent.

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 43


geldanlage ° Nachhaltigkeit

Klimawandel heizt Krisenherde an Über die ökologischen und ökonomischen Folgen der Erderwärmung wurde bereits viel geforscht und disku­ tiert. Weniger im Rampenlicht stehen Sicherheitsprobleme als Folge des Klimawandels. Es drohen Konflikte rund um die Wasserversorgung und andere lebenswichtige Ressourcen. Außerdem können extreme Wetter­ phänomene weitere Flüchtlingsströme auslösen. Harald Kolerus 00 Millionen Menschen könnten bis zum Jahr 2050 als Folge des Klimawandels zu Flüchtlingen werden – diese Prognose stammt von den Vereinten Nationen und lässt natürlich aufhorchen. Wie realistisch diese Zahlen tatsächlich sind, lässt sich sehr schwer einschätzen, nicht zuletzt, weil der Projektionszeitraum gleich mehrere Jahrzehnte in die Zukunft greift. Schwierige Datenlage Laut dem renommierten Umweltforscher Norman Myers von der Oxford University gab es bereits im Jahr 1995 mehr Umweltflüchtlinge (25 Millionen) als „normale“ Flüchtlinge (22 Millionen). Bis zum Jahr 2010 sollte sich diese Zahl laut dem Wissenschafter verdoppeln und bis zur Mitte des Jahrhunderts sogar auf 200 Millionen Menschen anwachsen. Seither – die MyersStudie stammt aus 2001 – haben sich diese Zahlen durchgesetzt und schweben immer wieder im Raum. Möglicherweise in Er-

mangelung anderer Daten werden sie inzwischen zum Beispiel auch vom UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) verwendet und wurden etwa auch von der United Nations University wiederholt. Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) äußerte sich zu dem Thema in einem Interview mit der FAZ ähnlich lautend: „Wenn wir das Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen, müssen wir mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen, weil sich beispielsweise in Afrika Dürrezonen ausbreiten und Hitzeperioden ungeahnten Ausmaßes entstehen.“ In Fachkreisen hat sich weiters die Meinung durchgesetzt, dass wir heute mit über 20 Millionen Klimaflüchtlingen konfrontiert sind. Die gewohnt kritische Umweltorganisation Greenpeace operiert ebenfalls mit diesen Zahlen, fügt aber hinzu, dass zwischen Armut, Klimawandel und anderen Umweltproblemen komplexe Wirkungszusammenhänge herrschen, deshalb keine genaue Quantifizie-

Erderwärmung wird kaum noch angezweifelt +5°C +4°C +3°C +2°C

Temperaturveränderung

+6°C

Mittelwerte der Modellergebnisse

+1°C 0

2000

2020

2040

2060

2080

2100

Der Klimawandel ist eine Tatsache – dass der Mensch ihn vorantreibt, wird vom überwiegenden Teil der Wissenschaft ebenso nicht bestritten. Bei den langfristigen Temperaturprognosen, siehe Grafik oben, herrscht aber ein breites Spektrum, das zwischen ein und sechs Grad schwankt. Quelle: klimaprojekt-espace.bayern.de

44 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

rung möglich sei und Prognosen somit ungesichert bleiben würden. Auch Clemens Klien, Senior Fondsmanager und Nachhaltigkeitsspezialist bei der Ersten Sparinvest (ESPA), weist im Gespräch mit dem GELDMagazin ebenfalls auf die schwierige Datenlage hin: „Liest man drei Studien zu Ausmaß und Folgen des Klimawandels auf die Bevölkerung, so erhält man leicht drei verschiedene Aussagen und stark differierende Prognosen. Zum Beispiel spricht die Regierung von Bangladesch von möglichen 20 Millionen Umweltflüchtlingen, wenn der Meersspiegel weiter ansteigt. Greenpeace nennt 35 Millionen Menschen, die in Überflutungsgebieten gefährdet sind, eine USStudie geht von zehn Millionen Betroffenen, eine andere sogar von 70 Millionen aus. Die Schätzungen sind also sehr großen Schwankungen unterworfen.“ Klien hält aber fest, dass der Klimawandel eindeutig Flüchtlingsbewegungen beeinflusst: „Hier handelt es sich um eine Tatsache, auch wenn sich die Zahlen nicht genau quantifizieren lassen. Ebenso klar ist der Klimawandel selbst und dass dieser Extremwetter-Szenarien wie Dürren oder Überflutungen beeinflusst und den Meeresspiegel anhebt.“ „„Humanitäre Katastrophe“ Auch wenn die Zahlen also mit Vorsicht zu genießen sind, ändert das nichts an der erschreckenden Dimension und der grundsätzlichen Problematik. In einer Studie von Greenpeace heißt es dazu: „Die Völkergemeinschaft steuert schleichend, aber zielgenau auf eine humanitäre Katastrophe bisher unbekannten Ausmaßes zu. Durch die menschengemachte Klimaerwärmung verschlechtern sich für viele Millionen Men-

creditS: Archiv, beigestellt

2


°

Nachhaltigkeit   Geldanlage

„Effizienzstei­ gerung ist im Kampf ­gegen die Erd­ erwärmung entscheidend“

„Der Klimawan­ del trägt zur weiteren De­ stabiliserung schwacher Staaten bei“

Clemens Klien, Erste Sparinvest

schen die oft bereits jetzt bedrohten natürlichen Lebensgrundlagen. Vielen bleibt infolgedessen nichts anderes als die nackte Flucht. Wo einst fruchtbares Land bewirtschaftet werden konnte, breiten sich nun Wüsten aus, paradiesische Inseln werden vom Meer verschluckt, ganze Siedlungen versinken im Matsch auftauender Permafrostböden.“ Komplexe problematik Aber werden Flüchtlingsströme nicht viel eher von Vertreibung, Gewalt, Kriegen und Armut ausgelöst, als von den Folgen des Klimawandels? Susanne Dröger, sie ist Expertin für Umwelt-, Klima- und Energiepolitik bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin (SWP), möchte das nicht eindimensional sehen: „Man muss hier sehr stark differenzieren, so können durch den Klimawandel beeinflusste Extremwetter-Phänomene wie Dürren oder Überflutungen zu Migrationsbewegungen führen. So kann das Extremwetter Ernteausfälle und den Verlust von fruchtbarem Boden verursachen und Menschen in Bewegung setzen.“ Es stellt sich die Frage, ob diese Menschen wieder zurückkehren oder dauerhaft anderswo eine Lebensgrundlage suchen. Wenn sie etwa in die Städte abwandern, sind Konflikte am Arbeitsmarkt wahrscheinlich. Kommen noch ethnische Komponenten dazu, können diese Konflikte leicht eskalieren und zu Gewalt führen. Dröger: „Der Klimawandel stellt ­einen Teil im Puzzle dar, das das Bild von Migrationsbewegungen zeichnet. Die Zusammenhänge sind sehr komplex, letztlich ist aber klar, dass die Lebensgrundlage vieler Menschen durch den Klimawandel be-

droht wird. So können zum Beispiel auch Versorgungsengpässe bei Wasser zur Migration beitragen.“ Alle Staaten betroffen Laut der Expertin gibt es kaum ein Land der Erde, dass nicht von Klimawandel-Risiken betroffen ist, wobei natürlich küstennahe Regionen durch Extremwetter-Phänomene wie Hurrikans oder Überflutungen besonders bedroht werden. In Sub-SaharaAfrika stellt wiederum Trockenheit ein ernsthaftes Problem dar, wobei bei weitem nicht nur Entwicklungsländer betroffen sind. Unter extremen Wetterbedingungen leiden etwa auch die USA, Australien (Waldbrände, Dürren etc.) oder Japan (Taifune, Tsunamis). In Europa sind nicht zuletzt die Niederlande zu nennen, die ihr Land dem Meer abtrotzen müssen. Im Gegensatz zu den Industrienationen sind die Möglichkeiten der Entwicklungsländer für Katastrophenschutzmaßnahmen allerdings begrenzt. „Als Ventil fungiert hier eben auch Migration, die allerdings nicht politisch gesteuert ist. Außerdem sind es in Entwicklungsländern vor allem gut ausgebildete Menschen, die ins Ausland gehen können“, so Dröge. Die Expertin meint, dass es un­ bedingt notwendig ist, die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern: „Hier sind

Roland Hengerer, Robeco SAM

internationale Hilfe und Solidarität gefragt. Ebenso die Kooperation von Politik, Entwicklungszusammenarbeits-Organisationen und natürlich den Betroffenen in den entsprechenden Ländern.“ verantwortlich investieren Roland Hengerer, Head of Sustainability Investing Research & Development bei Robeco SAM, weist wiederum darauf hin, dass natürlich auch Investoren einen positiven Beitrag zur Minderung der Problematik leisten können: „Der Klimawandel spielt für die Anlagepolitik von Robeco SAM eine sehr große Rolle. Wir bemerken auch, dass immer mehr Investoren über die ökologischen und gesellschaftlichen Risiken des Klimawandels und in weiterer Folge für ihre Investments informiert sein wollen.“ Der Experte meint ebenfalls , dass die Gefahren, die vom Klimawandel ausgehen, praktisch alle Staaten der Welt betreffen und diese Risiken noch immer unterschätzt werden: „Die Effekte können zur weiteren Destabilisierung von ,weak states‘ beitragen und Flüchtlingsströme mit beeinflussen. Davon sind dann natürlich auch die Industrieländer betroffen.“ Deshalb setzt man bei SAM auch auf eine umfassende Nachhaltigkeits­ analyse von Sektoren und Unternehmen, etwa wie viel CO2 produziert wird oder wie

° die besten AktienFonds Alternative Energien ISIN DE000A0KEYM4 LU0124384867 LU0175571735 LU0302296149 FR0010524777

FONDSname LBBW Global Warming BGF New Energy RobecoSAM Smart Energy DNB Fund Renewable Energy Lyxor UCITS ETF New Energy

Volumen 32 Mio. € 862 Mio. € 253 Mio. € 23 Mio. € 49 Mio. €

Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 11,9 % 38,0 % 82,5 % 15,6 % 30,8 % 61,8 % 14,6 % 27,9 % 40,7 % 11,0 % 24,0 % 40,2 % 13,5 % 34,6 % 35,8 %

ter 1,68 % 2,07 % 2,21 % 1,59 % 0,60 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

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geldanlage ° Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeits-Index 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20%

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Der FTSE4Good konnte in den letzten fünf Jahren rund 50 Prozent zulegen.

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Engagement handelt es sich wiederum um den aktivsten Ansatz: Asset Manager gehen hier direkt auf Unternehmen zu und wollen sie dazu bewegen sowie dabei unterstützen, sich noch mehr mit der NachhaltigkeitsThematik zu beschäftigen. Zum Beispiel könnte hier die Effizienzsteigerung von Kraftwerken auf der Agenda stehen. Spannende Investment-themen Beim Stichwort Effizienz hakt auch Klien von der ESPA ein: „Sie spielt beim Kampf gegen die Erderwärmung eine wesentliche Rolle und stellt auch ein äußerst interessantes Investmentthema darf. Effi­ zienzsteigerungen sind in vielen Bereichen wichtig und möglich, etwa was Energie oder Wasser betrifft.“ Dazu ein Beispiel aus unserem täglichen Leben: In der 1980er-Jahren lag der Wasserverbrauch einer Waschmaschine pro Waschgang bei rund 100 Liter. Zur Jahrtausendwende waren es nur mehr 80 Liter und heute sind wir bereits bei 40 Litern angelangt. Ein weiteres Beispiel bieten LED-Lampen, die um ca. 90 Prozent weniger Strom verbrauchen als die gar nicht so gute, alte Glübirne. „Natürlich ist auch der weitere Ausbau von erneuerbaren Energiequellen notwendig, wobei auch hier deutliche technische Fortschritte zu mehr Kosteneffizienz geführt haben. So sind Solarenergie und Windkraft dabei, sich zu den günstigsten Energie­for­men zu entwickeln. Auch die notwendige Speichertechnologie, man denke etwa nur an Elektroautos, ist um einige billiger geworden“, so Klien. Der Experte hält alle genannten Themen aus Investorensicht für interessant. Die Lage in der Solarbranche sei derzeit zwar angespannt, die Langfristperspektive sei aber weiterhin viel versprechend. Der Windenergie-Sektor hat sich zuletzt bereits erfreulich entwickelt, Klien findet vor allem lobende Worte für die Unternehmen Ganesa und Vestas Wind Systems. Seine Kollegin Stefanie Schock, Nachhaltigkeitsanalystin bei der ESPA, knüpft an und bringt nochmals das Thema Wasser ins Spiel: „Wasser ist ein knappes Gut – nicht nur in Entwicklungsländern. Auch hoch entwickelte Industriestaaten haben hier mit Problemen zu kämpfen, etwa

„Es gibt kaum ein Land der Erde, das nicht vom Klimawan­ del betroffen wäre“ Susanne Dröge, SWP Berlin

die USA. Zum Teil ist hier ein Streit zwischen der Agrarwirtschaft und den Städten um das kostbare Nass entbrannt. In manchen Städten, ein extremes Beispiel ist Las Vegas, ist der Wasserverbrauch sehr hoch und die Landwirtschaft leidet.“ In Kalifornien geht man nun teilweise den Weg, große Entsalzungsanlagen für Meerwasser zu installieren. Schock: „Hier hat sich die Technologie in den letzten Jahren stark verbessert. So sind die Anlagen nicht mehr so energieintensiv, dennoch bleiben Probleme bestehen. Etwa die Frage: Wohin mit dem vielen Salz?“ Aufgrund dieser und anderer Schwierigkeiten ist das Thema MeerwasserEntsalzung derzeit nicht im Nachhaltigkeitsuniversum der ESPA enthalten. Gutes Zeugnis für Österreich Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf unsere Heimat: Wie ist es hier um die Klimapolitik bestellt? Expertin Dröge zeichnet ein überwiegend positives Bild: „Österreich hat ein hohes Interesse an Klimaschutz, weil doch viele Wirtschaftszweige des Landes auf eine intakte Ökologie angewiesen sind. Man denke an den Tourismus, die Landwirtschaft oder die Energieversorgung, bei der in Österreich die Wasserkraft eine große Rolle spielt. Mein Eindruck ist, dass Österreich versucht, die EUVorgaben einzuhalten und ernsthaft umzusetzen.“ Dieses Lob von außen gibt doch Anlass zur Hoffnung! Jetzt noch ein Literaturhinweis: Dröge hat gemeinsam mit Steffen Angenendt das lesenswerte Buch „Klimawandel und Sicherheit. Herausforderungen, Reaktionen und Handlungsmöglichkeiten“ verfasst, das sich umfassend und fundiert mit der Thematik befasst. Erschienen im Nomos Verlag, 277 Seiten.

credit: beigestellt/SWP

mit der knappen Ressource Wasser umgegangen wird, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wobei Hengerer Wasser als das vielleicht kritischste Thema im Zusammenhang mit der Erderwärmung bezeichnet: „Der sorglose Umgang mit dem kostbaren Nass kann den gesamten Wasserkreislauf stören. Wir sehen ja heute auch schon in hoch entwickelten Industrieländern Wasserkrisen, so etwa in den USA oder Australien. In Kalifornien mussten etwa ganze Produktionsanlagen aufgrund von Wasserknappheit verlegt werden.“ Für eine verantwortungsvolle Fondsgesellschaft gehe es auch darum, die Anleger und deren Assets vor den Klimarisiken zu schützen und gleichzeitig attraktive Anlagechancen zu nützen. Hengerer: „Das Einfachste ist De-Investment. Sich nur auf den Ausschluss von ,Öko-Sündern‘, wie zum Beispiel Kohle-Gesellschaften, zu konzentrieren, halte ich allerdings für wenig subtil. Es gibt elegantere Wege, die wir verfolgen, nämlich: Impact-Investment, Hedging und Engagement.“ Unter Impact-Investment versteht man in Unternehmen zu veranlagen, die sich auf einem richtigen nachhaltigen Weg befinden. Die zum Beispiel den Wasserverbrauch und CO2-Ausstoß reduzieren oder auch bei der Abfallvermeidung Fortschritte machen. Hedging bedeutet hier in Firmen zu investieren, die von der Klimaproblematik profitieren, also etwa im Bereich der alternativen Energien oder nachhaltigen Landwirtschaft aktiv sind. Bei


Vertrauen bekommt man nicht geschenkt.

Dr. Heinrich Schaller Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ

Partnerschaft braucht eine verlässliche Basis. Internationale Ratings und Stresstest-Szenarios gehören zu den laufenden Herausforderungen einer großen Bank. Als größte Regionalbank Österreichs, die regional und international tätig ist, schneiden wir bei diesen Bewertungen sehr gut ab. Heuer hat uns die Europäische Zentralbank erneut mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet. Diesen Erfolg verdanken wir der Einhaltung höchster Dienstleistungs- und Qualitätsstandards. Das unterstützt die Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk von internationalen Partnerbanken, mit dem wir unsere Kunden weltweit begleiten. Eine Bank kann ihren Kunden nur dann Sicherheit geben, wenn sie sicher ist.

Raiffeisen Landesbank Oberösterreich

www.rlbooe.at


geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Aktien machten im Sommer Freude Insgesamt zeigen sich die Aktienmärkte freundlich. Doch die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen und Branchen sind enorm. Zum Beispiel boomt derzeit die Börse in Indien, in den USA notieren die Börsen auf ­Allzeithochs und auch in Europa ist nach dem Brexit-Schock wieder Erholung angesagt. Mario Franzin

D

er Verlauf der einzelnen Börsen- und Subindizes zeigt deutlich die Trends an den Anleihen- und Aktienmärkten auf. So rücken oft Regionen und Branchen ins Blickfeld, die man sonst gar nicht auf dem Radar hatte. Wussten Sie zum Beispiel, dass Immobilien-Aktienfonds, die in Japan veranlagen, alleine im August knapp zehn Prozent zulegten? Sie profitierten nicht nur von den Preissteigerungen bei den Immobilien, sondern auch vom starken Yen. Neben diesem Highlight erholten sich besonders die Märkte China, Taiwan, Russland, aber auch Polen und Österreich. Über ein Jahr gesehen dominieren aber eindeutig die Gold-

Aktienfonds in unserem Performance-Ranking. Sie profitierten vom kräftigen Anstieg des Goldpreises, was nicht zuletzt dem niedrigen Zinsniveau geschuldet ist. Und dieses wird uns wahrscheinlich noch lange Zeit begleiten. Deshalb zeigt der Goldpreis trotz des Anstieges um rund 30 Prozent seit Jahresbeginn keine wesentliche Korrektur-Neigung. Zurzeit pendelt die Notierung zwischen 1300 und 1375 Dollar. Kräftige Korrekturen gab es hingegegen im Biotech-Sektor. Während über den Zeitraum von fünf Jahren die meisten Fonds (trotz Korrektur) noch immer mit rund 250 Prozent im Plus liegen, sieht man im Ein-

Jahres-Zeitraum im Durchschnitt noch immer ein Minus von 13 Prozent. Gerade die­ ses Beispiel zeigt, dass Aktienveranlagungen umso länger ausgerichtet sein sollten, je schwankungsfreudiger die Aktienkurse sind – sofern man prinzipiell eine zukünftige Outperformance argumentieren kann. Ein ganz eigener Fall ist der RohstoffBereich. Hier zeigten sich zwar in den ver­ gan­­­genen zwölf Monaten Besserungstendenzen, aber ein Durchbruch blieb aus – außer im Edelmetallbereich und beim Energiespeicher-Grundstoff Lithium. Bei Industrie-Rohstoffen wird in Zukunft eine weitere moderate Erholung erwartet.

6700 Fonds auf dem Prüfstand° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr

º Über 3 Jahre

º Über 5 Jahre

Die 10 Besten Stabilitas - Silber+Weißmetalle Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds Stabilitas - Pacific Gold+Metals Konwave Gold Equity Fund Earth Gold Fund UI Nestor Gold fund Stabilitas - Gold+Resourcen Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations Craton Capital Precious Metal Fund A

in % 187,8 175,6 162,8 156,2 144,3 133,0 133,0 124,8 120,1 113,2

Die 10 Besten in % kumuliert PineBridge India Equity 154,5 Comgest Growth India 146,9 Goldman Sachs India Equity 141,6 Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds 140,9 Amundi Funds Equity India Infrastructure 138,9 Jupiter JGF India Select 138,8 Invesco India Equity 130,7 Morgan Stanley Indian Equity 125,8 Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund 123,7 Franklin India 123,1

Die 10 Besten in % kumuliert Candriam Equities L Biotechnology 259,7 ESPA Stock Biotec 257,0 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 251,0 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 251,0 Franklin Biotechnology Discovery 247,4 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 247,0 DWS Biotech 240,1 BSF European Opportunities Extension 227,4 Janus Global Life Sciences Fund 226,0 Polar Capital Healthcare Opportunities 222,1

Die 10 SchwächstEN AXA WF Framlington Italy Insight - Absolute Insight Currency CS (Lux) Italy Equity Fund DWS Biotech Pictet-Biotech JABCAP (LUX)-Global Balanced GAM Star Tactical Opportunities Global Trend Fund - Japan Schroder GAIA Paulson Merger Arbitrage Janus Europe

in % – 19,1 – 19,6 – 19,7 – 20,2 – 20,5 – 21,6 – 21,9 – 23,0 – 25,6 – 32,0

Die 10 SchwächstEN Callander Fund - Central Europe CYD Diversified Commodities UniCommodities Credit Suisse Gains Schroder ISF Global Energy LBBW Rohstoffe Credit Suisse Backwardation Pioneer SF EUR Commodities Raiffeisen-Active-Commodities DB Platinum Commodity

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert UniCommodities – 49,2 Craton Capital Precious Metal Fund – 50,5 Allianz Global Metals and Mining – 50,9 Amundi Funds Equity Global Gold Mines – 51,0 Allianz Rohstofffonds – 51,3 Pioneer SF EUR Commodities – 52,3 Earth Exploration Fund UI – 52,4 Raiffeisen-Active-Commodities – 53,2 Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations – 55,6 DB Platinum Commodity – 57,5

in % kumuliert – 33,9 – 34,8 – 35,2 – 37,3 – 37,5 – 38,0 – 38,0 – 38,2 – 39,0 – 42,1

Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

48 ° GELD-MAGAZIN – September 2016


°

Die besten Investmentfonds   geldanlage

Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali, baute seine Führungsposition mit dem 3 Banken ÖsterreichFonds weiter aus.

Aktienfonds Österreich º Kurserholungen tun gut Wiener Börse im Plus. Die im ­ers­ten

3 Banken Österreich-Fonds  Meinl Equity Austria

Quartal herben Verluste am Wiener Aktienmarkt konnten über den Sommer wieder ausgebügelt werden. Der ATX liegt im Vergleich zum Jahresanfang wieder leicht im Plus. Dementsprechend zeigen die Österreich-Aktienfonds ebenfalls schöne Wertzuwächse. Bei unserem Tabellen-Ersten, dem 3 Banken Österreich-Fonds, summiert sich der Wertzuwachs über die vergangenen Jahre bereits auf stolze 53 Prozent. Leicht auf-

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds 8,8 26,3 52,6 96 3,50 1,94 0,40 0,48 AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien 7,9 13,6 35,1 95 4,00 1,69 0,22 0,32 AT0000859491 SemperShare Austria 7,0 8,5 29,1 16 5,00 1,96 0,14 0,28 AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock 4,0 6,8 35,6 203 5,00 1,72 0,12 0,35 AT0000952460 ViennaStock 6,9 3,9 23,7 30 3,00 1,36 0,08 0,25 DURCHSCHNITT 4,5 2,7 22,7 DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria – 1,7 – 10,5 – 9,6 k.A. 5,00 1,61 neg. neg. Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

geholt hat der SemperShare Austria, der mit einem Fondsvolumen von 16 Millionen Euro der kleinste in der Vergleichsgruppe ist. Negativ bemerkbar machen sich hingegen die Österreich-Aktienfonds der Erste Spar­ invest: Der ESPA Stock Vienna (Volumen 64 Mio. Euro) erzielte über drei Jahre praktisch keinen Gewinn, noch schwächer unterwegs ist der RT Österreich Aktien – und da liegen immerhin 436 Millionen Euro drinnen. Zudem weist der RT Österreich Aktien mit 2,05 Prozent die höchste Verwaltungsgebühr aller Österreich-Aktienfonds auf – jährlich fast neun Millionen Euro! Zwei Fonds zeigen ebenfalls einen deutlich mangelhaften Anlageerfolg: der VB Österreich-Invest und der Meinl Equity Austria. Letzterer wies zu Jahresanfang noch ein Fondsvolumen von 60 Millionen Euro auf.

Christian Scherrer liegt trotz – oder gerade wegen – der nachhaltigen Ausrichtung des LGT Sustainable Equity Fund an erster Stelle.

Aktienfonds Global º Profitieren von niedrigen Zinsen GroSSe Auswahl. Die Performance-

Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at

LGT Sustainable Equity Fund Global  GAM Star Global Selector

ISIN Fonds Die fünf Besten LI0106892966 LGT Sustainable Equity Fund Global LU0112467450 Nordea 1 - Global Stable Equity LU0135991064 ValueInvest Lux Global LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity LU0428704042 LO Funds - Generation Global DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000654645 TradeCom FondsTrader

Zahlen der globalen Aktienfonds belegen, dass Aktien eine hervorragende Möglichkeit für die langfristige Geldanlage sind. Während sich vielerorts Widerstand gegen die niedrigen Zinsen regt, boomen hingegen Immobilien- und Aktienmärkte. So gesehen ist jeder selbst schuld, wenn er sein Geld einfach am Sparbuch liegen lässt. Selbst der Fonds, der in unserem Vergleich die niedrigste Performance zeigt, erzielte über fünf Jahre ein Plus von WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 27,8 15,8 18,2 18,5 19,4 7,9

69,3 55,6 57,8 89,2 61,5 30,2

– 4,5

3,5

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

136,0 268 5,00 1,79 1,50 122,4 2.318 5,00 1,90 1,28 117,9 908 5,00 1,86 1,25 139,0 926 5,00 1,90 0,97 138,2 1.056 5,00 1,87 0,83 72,0

1,49 1,51 1,40 0,77 0,99

0,16

0,29

12,7

72

5,00

3,49

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

13 Prozent. Der Durchschnitt der global veranlagenden Aktienfonds hat im selben Zeitraum einen Ertrag von 72 Prozent generiert, die ­besten konnten mit knapp 140 Prozent das Kapital sogar weit mehr als verdoppeln. Zugegeben, die vergangenen fünf Jahre sind auch gut gelaufen. Nimmt man die vergangenen zehn Jahre – also inkludiert die Auswirkungen der Finanzkrise 2007/08 –, liegt der Durchschnitt der Fonds noch immer mit knapp 50 Prozent im Plus. Zur Auswahl stehen in dieser Kategorie 555 in Österreich zugelassene Fonds, die etwas mehr als 250 Milliarden Euro verwalten. Die drei Top-Fonds sind, wie bereits in unserem Vergleich im Juli, in absteigender Reihenfolge der LGT Sustainable Equity Fund Global, der Nordea - Global Stable Equity und der ValueInvest Lux Global.

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 49


geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Aktienfonds USA º Nach den Präsidentschafts-Wahlen droht eine Korrektur  Walser Pf. Classic Nordamerika (USD)  UBAM US Equity Value (USD)

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0121930688 Walser Pf. Classic Nordamerika 19,3 69,0 142,8 23 5,00 1,92 1,28 1,35 DE000A0D8Q49 iShares DJ U.S. Select Dividend 23,6 68,0 150,5 331 0,00 0,31 1,09 1,32 LU0429319345 T Rowe US Large Cap Equity 13,4 64,9 158,7 151 5,00 1,67 1,04 1,33 IE00B19Z8W00 Legg Mason CB US Large Cap Growth 12,9 70,3 177,3 312 5,00 1,73 1,03 1,33 IE00B1ZBRN64 Stryx America 16,2 72,9 163,8 22 5,00 1,73 1,02 1,19 DURCHSCHNITT 9,6 49,9 127,4 DER SCHLECHTESTE LU0045841987 UBAM US Equity Value – 1,0 22,6 88,3 333 3,00 2,06 0,08 0,51 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Aktienfonds Eurozone º In Europa zeigen nachhaltige Aktienanlagen eine Outperformance  Sycomore Selection Responsable  Trendconcept-Aktien-Europa

ISIN Fonds Die fünf Besten FR0010971721 Sycomore Selection Responsable LU0629460675 UBS ETF - MSCI EMU Soc. Resp. ETF LU0194163050 DB Platinum IV CROCI Euro DE0009789842 Allianz Wachstum Euroland LU0011889846 Henderson HF Euroland DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE0009781773 Trendconcept-Aktien-Europa

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 10,5 11,6 16,6 7,7 6,9 1,0 – 8,9

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

38,3 98,1 545 3,00 2,00 0,73 39,1 109,7 78 0,00 0,28 0,66 42,6 113,6 241 5,00 1,14 0,64 37,7 98,8 363 5,00 1,80 0,63 36,9 114,4 1.243 5,00 1,88 0,57 20,9 67,4

0,94 1,00 0,89 0,91 0,94

0,11

0,26

5,0

20,2

9 5,00

2,18

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Aktienfonds Japan º Bank of Japan will ein weiteres Konjunkturprogramm starten  ValueInvest Lux Japan (EUR)  Meinl Japan Trend (EUR)

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0135991148 ValueInvest Lux Japan IE0003012535 GAM Star Japan Equity LU0230817339 T Rowe Japanese Equity LU0578148453 BL Equities Japan IE0004767087 Comgest Growth Japan DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 18,3 25,6 21,6 25,1 20,5 7,8

64,0 53,4 47,3 66,5 69,3 35,5

– 1,9

3,9

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

97,7 98 5,00 1,86 1,18 101,1 118 5,00 1,70 0,90 104,6 4 5,00 1,77 0,89 112,3 172 5,00 1,37 0,75 122,3 120 4,00 1,68 0,73 82,3

0,88 0,86 0,92 0,94 0,93

0,09

0,34

30,2

1 5,00

3,18

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Das Wachstum bleibt überproportional  Stewart Invest. Global EM Sust (GBP)  UBS ES - EM High Dividend (USD)

ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B64TS881 Stewart Investors Global EM Sust. GB0033873919 JOHCM Emerging Markets LU0048575426 Vontobel Fund Sust. EM Leaders LU0160155395 GAM Star North of South EM Equity LU0040507039 RAM (Lux) SF-EM Equities DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0625543631 UBS (Lux) ES - EM High Dividend

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 14,3 25,1 32,5 26,8 17,8 15,9

31,7 28,0 51,1 22,7 26,5 19,1

6,3

1,4

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

69,6 399 4,00 1,72 0,67 39,3 30 5,00 2,00 0,47 60,3 236 5,25 2,06 0,45 44,8 32 5,00 1,93 0,38 56,3 2.498 2,00 1,79 0,16 25,7

0,71 0,30 0,23 0,42 0,25

neg.

neg.

10,5

258 3,00

2,25

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

50 ° GELD-MAGAZIN – September 2016


°

Die besten Investmentfonds   geldanlage

Das nächste China º Aktienfonds Indien

ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B1FXTF86 Stewart Inv. Indian Subcontinent IE00B0JY6M65 PineBridge India Equity LU0333810181 Goldman Sachs India Equity LU0267983889 Invesco India Equity LU0231203729 Franklin India DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000495429 Meinl India Growth

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 11,9 16,0 17,0 20,6 24,2 16,0 11,7

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

120,7 116,5 353 4,00 1,95 1,38 154,5 94,6 981 6,00 2,05 1,30 141,6 116,6 1.670 5,50 2,25 1,08 130,7 90,8 263 5,00 2,15 1,04 123,1 84,4 3.251 5,75 1,89 1,03 120,7 76,7

0,71 0,38 0,43 0,34 0,32

0,57

0,17

45,7

22,8

5 5,00

4,35

Stewart Inv. Indian Subcontinent (GBP)  Meinl India Growth (EUR)

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Profiteure der Niedrigzins-Politik º Aktienfonds Branche Edelmetalle

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0357130854 Bakersteel Global Precious Metals LU0290140358 Stabilitas - PacificC Gold+Metals LU0229009351 Stabilitas - Gold+Resourcen IE00B3CNHG25 ETFS DAX Global Gold Mining ETF LU0175576296 Konwave Gold Equity Fund DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0568608276 Amundi Fds. Equity Glb. Gold Mines

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

175,6 123,7 – 12,4 107 5,00 3,39 0,71 156,2 107,5 – 14,9 38 5,00 3,07 0,53 124,8 79,0 – 30,4 15 5,00 3,84 0,47 110,4 40,6 – 38,3 96 0,00 0,65 0,16 144,3 40,5 – 36,3 142 5,00 1,98 0,13 90,3 27,6 – 34,7

neg. neg. neg. neg. neg.

neg.

neg.

97,5

12,7 – 51,0

152 4,50

2,33

Bakersteel Global Precious Metals (EUR)  Amundi Equity Glb. Gold Mines (USD)

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten º Aktienfonds Branche Technologie

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0302296495 DNB Fund Technology AT0000688858 Raiffeisen-Technologie-Aktien DE0005152623 Deka-Technologie LU0099574567 Fidelity Funds - Global Technology LU0101692670 Pictet-Digital Communication DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B5THWW23 GAM Star Technology

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 26,6 19,8 22,1 26,7 26,6 16,3 9,7

81,0 77,9 70,6 78,3 70,9 59,3

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

177,8 337 5,00 2,42 1,25 159,7 30 5,00 2,22 1,16 143,4 353 3,75 1,45 1,14 177,3 1.100 5,25 1,92 1,03 145,6 734 5,00 2,00 0,77 124,0

1,44 1,25 1,29 1,25 0,86

0,21

0,59

34,1 129,3

244

5,00

1,70

DNB Fund Technology (EUR)  GAM Star Technology (USD)

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

Nach der Korrektur drehen die Kurse wieder nach oben º Aktienfonds Branche Biotech ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000746748 ESPA Stock Biotec LU0108459040 Candriam Equities L Biotechnology LU0415392322 Bellevue (Lux) BB Adamant Biotech LU0130190969 CS (Lux) Global Biotech Innovators LU0069152568 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0090689299 Pictet-Biotech

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

257,0 197 4,00 1,99 0,50 259,7 487 3,50 1,83 0,40 251,0 64 5,00 2,32 0,36 247,0 152 5,00 2,19 0,35 251,0 1.056 3,00 2,11 0,34 216,9

0,96 0,86 0,88 0,84 0,84

0,23

0,67

– 18,9 – 15,5 – 17,7 – 16,4 – 14,6 – 17,6

56,7 61,9 56,9 56,1 53,9 56,8

– 20,5

41,5 187,9

1.037

5,00

2,02

ESPA Stock Biotec (EUR)  Pictet-Biotech (EUR)

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. September 2016

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 51


AKTIENPanorama IRLAND

STARKES 1. HALBJAHR Land des Monats

CA IMMO. Nach einem Rekordergebnis im

CORPORATE PARADISE? Die irische Stra-

ECKDATEN (Republik Irland)

Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Dublin Amtssprache Irisch und Englisch Staatsoberhaupt Michael D. Higgins Regierungschef Enda Kenny Fläche 70.282 km2 Einwohner etwa 4,6 Millionen Bevölkerungsdichte rund 65,5 pro km2 Währung Euro Kfz-Kennzeichen IRL Internet-TLD .ie Internat. Telefonvorwahl +44 Unabhängig seit 1921 Nationalfeiertag 17. März Größte Städte Dublin, Cork, Galway, Tallaght Verwaltungsgliederung 32 Grafschaften Nachbarstaaten Vereinigtes Königreich (Nordirland) Höchste Erhebung Carrauntoohil (1041 m)

tegie, mit besonders niedrigen Steuern jede Menge Europa-Hauptquartiere internationaler Großkonzerne auf die Grüne Insel zu locken, hat über lange Zeit Früchte getragen. Der „Fall Apple“ bringt die Politik in Dublin nun jedoch ganz ordentlich in die Bredouille. Die von EUWettbewerbskommissarin Margrethe Vestager berechnete und von Apple-Boss Tim Cook als „politischer Mist“ bezeichnete Steuernachzahlung in der Höhe von 13 Milliarden Euro für das Unternehmen aus Cupertino birgt viel Sprengkraft. Nicht nur die Beziehungen zwischen Europa und den USA könnten durch die nunmehrige Untersagung des irisch-kalifornischen Steuerdeals durch Brüssel Schaden nehmen. Auch die konservative irische Minderheitsregierung selbst steht vor einer Zerreißprobe, da mittlerweile viele Stimmen im Land und unter den Abgeordneten laut werden, die sich ebenfalls für eine Apple-Steuerrückzahlung stark machen.

Vorjahr konnte CA Immo auch erfolgreich in das neue Geschäftsjahr 2016 starten und ein sehr starkes erstes Halbjahr präsentieren. Das Unternehmen verbuchte in den ersten sechs Monaten eine deutliche Steigerung der Mieterlöse um 18,3 Prozent auf 81,3 Millionen Euro. Das EBITDA lag mit 61,4 Millionen Euro 22,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Neben dieser sehr starken operativen Entwicklung wurde mit 113,1 Millionen Euro auch ein signifikantes Neubewertungsergebnis erzielt. Die Aufwertungen spiegeln das positive Marktumfeld insbesondere in Deutschland, dem bedeutendsten Kernmarkt der CA Immo, wider. Das EBIT betrug zum Stichtag 30. Juni 2016 175,6 Millionen Euro, eine Steigerung um 73,4 Prozent.

STARKE WORTE ´´

der Börse verdienen als Trump!“

Smith and Wesson-Boss

„Es gibt keinen besser verdienten Euro als den, den man nicht ausgibt.“

Investorenlegende War-

James Debney profitiert

ren Buffett ist offen-

vom gesteigerten Sicher-

OMV-Generaldirektor

sichtlich nicht davon

heitsbedürfnis seiner

Rainer Seele macht sei-

überzeugt, dass der re-

amerikanischen Kunden.

nem Ruf als „Sparfuchs“

publikanische Präsident-

Die Waffenschmiede

im Rahmen der Präsenta-

schaftskandidat Donald

steigerte ihren Gewinn im

tion der Halbjahreszahlen

Trump besondere Fähig-

zweiten Quartal, verglichen mit dem Vorjahres-

seines Unternehmens

zeitraum, um mehr als 100 Prozent.

wieder einmal alle Ehre.

keiten als Geschäftsmann vorzuweisen hat.

52

„Wir sind mit unseren Quartalsergebnissen sehr zufrieden.“

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016

CREDITS: Shutterstock, Archiv, beigestellt

„Ein Affe kann mehr Geld an


Weltweit größtes Zinn-Vorkommen entdeckt

D

ie Ergebnisse der Bohrungen (Diamond Drilling) übertrafen alle Erwartungen der Geologen. Alphamin Resources hat in einer Feasibility-Studie 208.000 Tonnen Zinn nach­gewiesen und vermessen. Dabei ist der Zinngehalt im Erz mit 4,34 Prozent deutlich höher als in anderen Zinnvorkommen weltweit. Jetzt haben weitere Bohrungen Erzschichten mit Zinngehalten von über 20 Prozent (!) aufgezeigt. Das ist Weltsensation und wird die ohnehin niedrigen Abbaukosten weiter senken. Mega-Gewinne sind zu erwarten.

wendet. Und Zinn wird auch für Elektromobilität gebraucht. Hier wird in den kommenden Jahren ein Anstieg der Nachfrage von rund zehn Prozent pro Jahr erwartet. Damit liegt es auf der Hand, dass der Preis für den Rohstoff Zinn tendenziell steigen wird, zumal seit Jahren keine neuen wesentlichen Vorkommen entdeckt wurden.

„Bei Zinn sind die Sorgen über das mangelnde Angebot deutlich größer als bei anderen Industriemetallen. Die Weltförderung hinkt bei Zinn bereits seit Längerem der Nachfrage hinterher. Insgesamt werden jährlich rund 250.000 Tonnen gefördert, der weltweite Verbrauch liegt demgegenüber bei rund 300.000 Tonnen pro Jahr“, beschreibt Boris Kamstra, CEO der an der kanadischen Börse notierten Alphamin Resources, das Umfeld. Die produzierte Menge wird etwa zu je einem Drittel als Lötmasse (Elektronikindustrie), für Weißbleche (Konservendosen), für Chemikalien und Pigmente (Farben) und mit steigender Tendenz in der Elektronikindustrie (Leiterplatten) ver-

Aktienkurs der Alphamin Resources (AFM)

Entwicklung des Zinnpreises

CAD 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1

Die Entdeckung des Zinnvorkommens verleiht dem Aktienwert einen ungeahnten Spielraum.

Boris Kamstra, CEO, Alphamin Resources

Alphamin traf mit den bohrungen ins Schwarze Alphamin Resources erforscht seit 2012 ein Gebiet mit Zinnvorkommen im Kongo – genauer gesagt in der Provinz Kivu. Und die Exploration hat sich nun gelohnt. Im Februar dieses Jahres wurde eine sensationelle FeasibilityStudie veröffentlicht, die ein konzentriertes Zinnvorkommen von 208.000 Tonnen bestätigt. Ein Update der Studie wurde am 29. Juni herausgegeben. Der Clou dabei ist, dass der Zinngehalt in den Lagerstätten von Alphamin extrem hoch ist – und damit kostengünstig zu fördern. Das Potenzial der Lagerstätten wird von Geologen auf mehr als eine Million Tonnen geschätzt. Alphamin hat bereits die komplette Infrastruktur aufgebaut, inklusive Straßen und Siedlung mit Wohnhäusern. Bei Zinnminen liegt der Zinngehalt im Erz üblicherweise bei durchschnittlich 0,8 bis 1,2 Prozent. „Beim Alphamin-Projekt wurde ein durchschnittlicher Zinngehalt von 4,34 Pro-

Nachfrage nach Zinn steigt, aber Kaum neue Abbau-Projekte

„Alphamin entwickelt derzeit die weltweit bedeutendste Zinn-Mine der vergangenen 100 Jahre“

Die Rohstoffkrise drückte ohne fundamentale Begründung auch auf den Preis von Zinn.

zent festgestellt. Das Metall kann somit mit den niedrigsten Produktionskosten weltweit gefördert werden – die All-In-Costs liegen bei 8.935 US-Dollar/Tonne. Da Zinn am Weltmarkt mit über 19.000 US-Dollar pro Tonne gehandelt wird, ergibt dies für uns eine Gewinnmarge von 10.000 US-Dollar pro Tonne, was alleine für die leicht abbaubaren 208.000 Tonnen ein Gewinnpotenzial von mindestens zwei Milliarden US-Dollar ergibt“, schwärmt Kamstra. Bewertung von Alphamin Alphamin Resources ist zu 87 Prozent an dem Zinnprojekt beteiligt. Die Aktie notiert an der kanadischen Börse in Toronto – derzeit zwischen 0,30 und 0,33 CAD. Multipliziert man den Kurs mit der Aktienanzahl (380 Millionen), ergibt sich eine Marktkapitalisierung von rund 114 Millionen CAD (~89 Mio. USD). Demgegenüber steht ein potenzieller Gewinn von zumindestens zwei Milliarden US-Dollar, was einen Gewinn pro Aktie von 5,26 Dollar ergibt. Und das ist noch sehr konservativ gerechnet. Eine zu erwartende Steigerung des Zinnpreises und/oder die Ausdehnung der Produktion auf die geschätzte abbaubare Gesamtmenge von einer Million Tonnen würde den Gewinn noch weiter in die Höhe treiben. www.alphaminresources.com

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 53

Advertorial

Alphamin Resources


aktien ° Börsen International

USA ° Zinserhöhung ante portas? Überraschung. Obwohl die Finanzmärkte für die USA in diesem Jahr keine Zins­ erhöhung eingepreist haben, scheint das Land nun kurz vor einer solchen zu stehen. In ihrer alljährlichen „Jackson Hole Speech“ hält Fed-Chairwoman Janet Yellen für den Fall, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin so dynamisch entwickelt, eine Zinserhöhung schon im September für möglich. Und das, obwohl die Konjunkturdaten abseits des Arbeitsmarktes sehr gemischt ausgefallen waren. Keine Überraschung war, dass die US-Unternehmensge­ winne nun schon im fünften von sechs Quartalen geschrumpft waren (-1,2%). Einer der Lichtblicke hingegen waren die Konsumausgaben. Für das dritte Quartal wird ein moderater Aufschwung von gut zwei Prozent erwartet. Die Frage ist aber, ob die Unternehmen bei sinken­ den Gewinnen weiterhin so viel neues Personal einstellen werden. Allerdings konzentrierte sich die Gewinnschwäche auf wenige Branchen, S&P 500 2200 v.a. Energie und Exportindustrie. Finanz- und serviceorientierte Unternehmen, die weitaus 2000 die höchsten Beschäftigungszahlen haben, geht es deutlich besser. Auch der Immobi­ 1800 lienmarkt zeigte sich robust. Ebenso wichtig für 1600 die Fed ist die Inflation, und die stieg im zwei­ ten Quartal annualisiert um zwei Prozent und 1400 näherte sich damit bedenklich nahe dem FedZiel. Auch die Ausgaben für dauerhafte Güter 1200 2012 2013 2014 2015 ’16 legten kräftig um 4,4 Prozent zu. (wr)

Weiterhin robust ° Der breite US-Aktienindex fiel nur kurz auf die 2000er-Marke, um sich rasch auf über 2100 Punkte zu erholen. Im August erreichte er sogar ein neues Rekordhoch von fast 2200 Punkten. Seither tut sich nicht viel – eine Korrektur (US-Zinsen!) würde nicht überraschen.

China ° Konjunkturprogramm wirksam Hang SenG

veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für 28.000 das verarbeitende Gewerbe eine stabilisierte Konjunkturstimmung. Das Fiskalprogramm der 26.000 Regierung zeigt also positive Wirkung. Wie lan­ 24.000 ge diese anhält, bleib jedoch fraglich. Dabei ist China extrem wichtig für seine Nachbarn. 30 22.000 Prozent der koreanischen und 40 Prozent der 20.000 taiwanesischen Exporte gehen nach China. Der Preis: China hat mit 240 Prozent den höchsten 18.000 2012 2013 2014 2015 ’16 Verschuldungsgrad aller Emerging Markets. Die Frage ist, wie lange die kreditfinanzierte Konjunkturförderung weitergehen kann. Zudem sanken Chinas Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent. Noch schwächer entwickelten sich die Einfuhren mit einem Minus von 12,5 Prozent. Dass die Exporte nicht noch schwächer ausgefallen waren, liegt vor allem an der schwachen Landeswährung Yuan, die die Regierung in den vergangenen Mo­ naten stetig abgewertet hatte. Dafür hat sich das Wachstum des Automarkts dank Rabatten weiter beschleunigt. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden auf dem weltgrößten Automarkt 12,4 Millionen Fahrzeuge verkauft – ein Plus von 11,1 Prozent. Im September wird eine zusätzliche Belastung für Chinas Aktienmarkt eintreten, nämlich mit dem Börsengang der chinesischen Postbank mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Dollar. (wr)

54 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

Volatil aufwärts ° Nachdem sich der HSCEI auf fast 8800 Punkte erholt hatte, gelang es ihm in mehreren Anläufen, die Widerstandszone zwischen 9000 und 9200 Punkten zu knacken und bis auf 9600 Punkte zu steigen. Der nächste Widerstand liegt nun bei 9800 bzw. 10.000 Punkten.

creditS: Lipper

Mit höheren Schulden zu mehr Wachstum. In China unterstreichen die


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Brexit zeigt nun doch seine Wirkung Zunehmende Schwächezeichen. Die Märkte steckten den Brexit rasch weg

Vom Brexit erholt ° Der Euro-Aktien­index fiel unter die Unterstützung bei 2980 Punkten, erholte sich dann aber zügig auf 3050 Punkte. Seither kämpft er um Stabilität, was ihm – auch wegen sehr geringer Umsätze – vorerst gelungen ist. Ein Fall unter 3000 Punkte deutet sich jedoch an.

und beachteten ihn kaum weiter. Jetzt werden sie aber auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der europaweite Einkaufsmanagerindex erreichte zwar mit 53,3 Punkten den höchsten Stand seit sieben Monaten, doch fiel dieser Index für Großbritannien von 52,4 im Juni deutlich auf aktuell 48,2. Die Stimmung der deutschen Manager hat sich ebenfalls be­ reits den zweiten Monat in Folge eingetrübt und fiel damit auf den schlechtesten Wert seit sechs Monaten. Die ifo-Geschäftserwartungen reduzierten sich von 102,1 auf 101,1 Punkte. Setzt man Geschäftslage und -erwartungen zueinander in Beziehung, ist die deutsche Wirt­ schaft im Konjunkturzyklus in einen „Abschwung“ eingetreten. Vor allem der Auftragseingang war rückläufig und dementsprechend auch die Investitionen. Opel muss bereits auf Kurzarbeit Euro Stoxx 50 umstellen. Auch das QE-Programm der EZB ist bislang nicht von Erfolg gekrönt. Mittlerweile 3800 wird zudem das Angebot an Schuldtiteln, die 3600 3400 die Ankaufbedingungen erfüllen, immer klei­ 3200 ner. Spätestens im Frühjahr 2017 ist der Markt 3000 für deutsche Staatspapiere ausverkauft. Zwar 2800 könnte man das Angebot durch die Lockerung 2600 der Bedingungen für kaufbare Papiere auswei­ 2400 ten, doch so würde die EZB immer mehr zum 2200 Endlager bonitätsschwacher Anleihen mit Aus­ 2000 2012 2013 2014 2015 ’16 fallpotenzial. (wr)

japan ° Helikopter-Money vor Abwurf? Nikkei 225

Erholung abgebremst ° Nachdem der Widerstand bei gut 16.000 Punkten durchbrochen werden konnte, stieg der japanische Aktienindex noch fast bis auf 17.000 Punkte. Seitdem ging es jedoch wieder auf 16.300 Punkte bergab. Die hier befindliche Unterstützungszone sollte halten.

Yen-Aufwer tung bel astet.

Während sich die Stimmung in der Dienstleis­ tungsbranche im August verbessert hat, sind 20.000 die Industriebetriebe skeptischer. Wie aus der 18.000 Tankan-Umfrage unter 533 Unternehmen her­ vorgeht, macht unter anderem der starke Yen 16.000 vielen Firmen zu schaffen. Im verarbeitenden 14.000 Gewerbe fiel das Stimmungsbarometer von 12.000 drei auf plus einen Punkt, das ist der niedrigste 10.000 Wert seit 2013. Japans Ausfuhren waren im Juli um 14 Prozent eingebrochen. Auch die Ge­ 8.000 2012 2013 2014 2015 ’16 samtwirtschaft legte zuletzt kaum noch zu. Die Regierung will deswegen wieder ein riesiges Konjunkturpaket in der Höhe von 28,1 Billionen Yen (246 Mrd. Euro) schnüren. Die direkten staatlichen Ausgaben sind lediglich ein Viertel davon. Dennoch gibt es Spekulationen, ob Japan nicht den Versuch des „Helikoptergeldes“ wagen sollte. Der Kerngedanke dahinter ist, dass man dem Verbraucher mit Geldgeschenken direkt Mittel in die Hand gibt, um seine Konsumausgaben zu steigern. Der Clou dabei ist, dass die Zahlungsverpflichtungen in der Zu­ kunft nicht steigen würden. Das Ergebnis der „Abenomics“ ist mehr als drei Jahre nach dem Start ernüchternd: Die Wirtschaft dürfte laut IWF nächstes Jahr nur mit 0,1 Prozent wachsen (Ziel waren drei Prozent). Die Gefahr einer Deflation ist noch nicht gebannt, auf Struktur­ reformen wartet man weiterhin. Mittlerweile sind alle Ziele außer Reichweite. (wr)

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 55


aktien ° Anlagetipps

Trotz Brexit stabil Bezüglich des Brexit-Dramas sind die Finanzmärkte gelassen geblieben und haben sich sogar über das Vor-­ Brexit-Niveau hinaus wieder erholt. Allerdings zeigen Makro-Indikatoren aus Europa, dass langsam, aber ­sicher zumindest die Unternehmen die Nachteile des Brexit zu spüren bekommen. Wolfgang Regner

D

arüber hinaus wurden bisher durchaus realistische politische Risiken ignoriert, etwa wer die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt. Anleger sollten daher ­einige Fragen still bei sich erörtern. Hilfestellung leistet hierbei etwa der AnleihenGuru und Ex-Chef von Pimco, Bill Gross. Frage eins: Wann bricht unser kreditfinanziertes Finanzsystem zusammen oder wird zumindest über Gebühr belastet? Gross: „Wenn investierbare Assets zuwenig Ren­ dite für die impliziten Risiken bieten. Tief oder negativ verzinste Anleihen werden zunehmend in Cash oder Gold getauscht und das System zum Deleveraging (Abbau des Verschuldungsgrades) gezwungen. Eine Nullzinsgrenze verschlechtert eher die Kreditvergabe, als dass sie sie ankurbelt, da die Banken auch wegen regulatorischer Vorschriften nicht zu hohe Kreditrisiken in ihren Büchern halten dürfen – und diese Risiken steigen, je negativer das Zinsumfeld wird.“ Frage zwei: Kann der Kapitalismus

im Nullzinsumfeld funktionieren? Gross: „Nein! Zwar steigen die Asset-Preise, aber die Nullzinsen zerstören die Spareinlagen und erschweren mit Verbindlichkeiten aufgebaute Geschäftsmodelle. Konsumenten geben weniger aus, da sie ihre Sparquoten anheben müssen, daher senken Unternehmen ihre Investitionen, Versicherungen und Pensionskassen können die Renditeerwartungen nicht erfüllen – Erstere könnten sogar in Pleitegefahr geraten. So sind etwa Mitte der 90er-Jahre einige große japanische Lebensversicherungen in die Insolvenz geschlittert.“ Frage drei: Wie lange kann das QE von EZB, der Notenbanken von Japan und England mit einem Volumen von monatlich (!) 180 Milliarden Dollar weitergehen? Gross: „Noch eine ganze Weile. Die Staaten erhalten von den Zentralbanken Geld zum Nulltarif – und dabei sollte ihnen doch Staatsfinanzierung verboten sein. Allerdings schrumpft das Angebot qualitativ guter Assets und die Fixzinsmärkte trock-

nen aus. Das Ende für QE ist eine Ausdehnung der Fälligkeiten bis ins Unendliche oder das ewige Weiterrollen der ausstehenden Kredite.“ Frage vier: Wie erkennen Anleger, ob diese Geldpolitik am Ende doch erfolgreich ist? Gross: „Hierbei ist nominales BIP-Wachstum mit einer nicht zu hohen Inflation entscheidend. Das Nominalwachstum (berechnet inklusive Inflation) ermöglicht es Staaten, ihre Rückzahlungen samt Zinsen zu decken. Beobachten sie also vor allem dieses – in den USA sind vier bis fünf Prozent möglich, in Europa drei bis vier.“ Frage fünf: Was können die Investoren tun? Gross: „Risiken reduzieren und Renditen von nur mehr drei bis fünf Prozent akzeptieren. Ich mag keine Anleihen, auch die meisten Aktien nicht und auch nicht Private Equity. Reale Assets wie Land (Immobi­ lien), Gold und Sachvermögen wie Unternehmenswerke samt Ausrüstung sind zu empfehlen, zum Teil aber für den gewöhnlichen Investor nicht greifbar.“

Kassen klingeln. Zwar sank der Umsatz im zweiten Quartal um 3,3 Prozent auf 15,4 Milliarden Dollar, das ist aber auf die Kosten des Rückzugs aus Venezuela zurückzuführen. Dafür stieg der Gewinn um 1,2 Prozent auf zwei Milliarden Dollar. Das zeigt, dass die Diversifizierung in den Bereichen Snacks und gesündere Getränke wie Frito Lay (Chips) und Quaker Foods (Frühstücksflocken) funktioniert. Positiv ist weiters, dass die Produktionskosten dank Einsparungen um sechs Prozent gesunken sind. Die Gewinnprognose für heuer wurde auf 4,71 Dollar je Aktie angehoben.

Auch der Chart sieht gut aus: Nach dem Ausbruch über den mona­telangen Widerstand bei 107 Dollar ergibt sich ein Kurs­ potenzial bis gut 120 Dollar. Hier empfehlt sich ein Kauf bei einem Rücksetzer auf 104 Dollar. ISIN US7134481081  Börse New York (NYSE)

Das bekannteste Produkt des Getränke-Her stellers ist Pepsi. Neben dem Coca-Cola-Konkurrenzprodukt stellt PepsiCo eine Reihe weiterer Limonaden-Getränke her und setzt verstärkt auf gesündere, nicht-kohlensäurehaltige Getränke, wie Gatorade oder Tropicana. Während CocaCola den Fokus auf Getränke setzt, spielen feste Nahrungsmittel (z.B. Kartoffelchips) bei PepsiCo eine wichtige Rolle. Die Hälfte des Konzern­ umsatzes wird weiterhin in den USA erzielt. Die Stärke des US-Dollars ist also kaum ein Problem. So lassen neu eingeführte Obst- und Gemüsesäfte und Lay’s Kartoffelchips bei PepsiCo die

56 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

charts: onvista.de

Pepsico ° Voll im Saft


°

Anlagetipps   aktien

Walt Disney ° Einstiegschance Die Aktie von Walt Disney ist langfristig gese­ hen ein Wachstumswert par excellence. Momentan allerdings müssen die Aktionäre des Medienkonzerns eine Durststrecke überstehen. Als Belastungsfaktor erwies sich in den vergangenen Monaten die Kabelsparte, bei der die Umsätze rückläufig waren. Im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 zeichnete sich aber Besserung ab. So konnte Disney wieder einen Zuwachs bei den Abo-Services vermelden. Auch die ­Erlöse im Bereich der Filmstudios steigerte Walt Disney dank einiger Blockbuster um satte 40 Prozent.

Der Gewinn schnellte um 62 Prozent nach oben. Und auch bei den Vergnügungsparks liefen die Geschäfte mit einem Umsatzanstieg von 6,1 Prozent unerwartet gut. Der Mitte Juni neu eröffnete Freizeitpark in Shanghai verzeichnete bisher schon mehr als eine Million Besucher. Insgesamt stieg der Umsatz im dritten Quartal um 9,1 Prozent auf 14,28 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verbesserte sich um 5,1 Prozent auf 2,60 Milliarden Dollar. Damit ist Walt Disney auf dem besten Weg, auch im laufenden Geschäftsjahr wieder neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn zu erreichen.

Die langfristige, seit 2009 gültige Aufwärtstrendlinie bietet im Bereich von 92 Dollar eine solide Unterstützung. Der Widerstand auf der Oberseite ist die mittelfristige Abwärtstrendlinie, die bei knapp über 100 Dollar verläuft. Kauf bei rund 88 Dollar. ISIN US2546871060  Börse New York (NYSE)

Ein großer Fisch ° Marine Harvest

Der Chart zeigt einen langfristigen Aufwärtstrend, in dem die Kurslinie gerade korrigiert. Das vergangene Hoch lag bei 15,80 Euro. Kauf bei Rücksetzer auf 12 Euro. Stopp Loss bei 9,58 Euro setzen. ISIN NO0003054108  Börse Frankfurt

Marine Harvest profitiert vom Trend zur gesunden Ernährung. Lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in den 1960er-Jahren weltweit noch bei durchschnittlich 9,9 kg, wurden 2010 bereits 18,6 kg Fisch verzehrt. Verbunden mit dem Wachstum der Weltbevölkerung, mussten die Fangquoten enorm gesteigert werden. Die Gefahr einer Überfischung der Weltmeere steigt. Fischfarmen dagegen wirken der Überfischung entgegen. Marine Harvest züchtet in speziellen Fischfarmen vor allem Lachse. Um diese zu ernähren, werden seit 2014 auch Krebse, Heringe und Sprotten gezüchtet. Damit

greifen die Fischfarmen kaum in das MeeresÖkosystem ein. Zudem entfällt der Aufwand, immer neue Fanggründe zu suchen. Marine Harvest ist mit einem Umsatz von 30,5 Milliarden norwegische Kronen (2016 erwartet) mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,8 relativ hoch bewertet. Doch Marine Harvest wächst auch stark und hat den Umsatz seit 2012 um 80 Prozent gesteigert. 2015 stieg der Gewinn um 50 Prozent. Zudem wird die Weiterverarbeitung des produzierten Fischs wichtiger für Marine Harvest. Mit Fertigprodukten lassen sich höhere Margen erzielen als mit Rohfisch.

SPDR MSCI World Small Cap ETF ° Kleine Schönheiten Warum Small Caps in der Regel eine bessere Performance abliefern, damit hat sich die Kapitalmarktforschung bereits intensiv beschäftigt. Dort ist von der „Small Cap“-Prämie die Rede. Anleger sind in der Regel bereit, für kleine Werte einen Aufschlag zu bezahlen, da sie schneller wachsen. Das höhere Risiko in kleinere Werte relativiert sich jedoch beim SPDR MSCI World Small Cap ETF. Die Gewichtung des größten Titels, National Retail Properties, beträgt gerade einmal 0,18 Prozent. In zehn der letzten 14 Jahre war der MSCI World Small Cap besser als der MSCI World. Seit De-

zember 2000 schafften die Small Caps fast vier Prozent Wertzuwachs mehr pro Jahr. Mit dem SPDR MSCI World Small Cap kann man an der Wertentwicklung von kleinen Unternehmen aus 23 verschiedenen Industrieländern partizipieren. Der MSCI World Small Cap Index umfasst 4333 Titel aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Japan, USA oder Großbritannien und deckt dabei etwa 14 Prozent der Streubesitz-Marktkapitalisierung eines jeden Landes ab. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Indextitel beträgt etwa 1,14 Mil­ liarden US-Dollar.

Der ETF enthält „nur“ 1823 Titel. Daher ist der Tracking Error höher als bei Euro Stoxx ETFs. In diesem Falle geht die Abwei­ chung jedoch nicht zulasten des ETF, bislang hat er sich sogar besser als der Index entwickelt. Kauf bei rund 49,50 Euro. ISIN IE00BCBJG560  Börse Frankfurt

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57


aktien ° Österreich

Sommerrally gerät ins Stocken Die Halbjahresbericht-Saison ist beendet. Die veröffentlichten Zahlen haben sich in – zumeist positiven – Kursveränderungen niedergeschlagen. Manche Aktien sind dabei sogar relativ teuer geworden. Doch es gibt durchaus noch einige Schnäppchen, in die es sich zu investieren lohnt. Mario Franzin ktionäre österreichischer Unternehmen dürfen sich eigentlich nicht beklagen. Denn immerhin legten die Wiener Börsenindizes seit Ferienbeginn um knapp 20 Prozent zu – einerseits als Erholung nach dem Brexit-Votum und andererseits infolge der weiterhin lockeren Geldpolitik der Notenbanken. Die Spitzenperformer über die Sommermonate waren Zumtobel (+64%, sie­he Kasten rechts), RHI (+49%), Valneva (+43%), Erste Group Bank (+36%) und Lenzing (+34%). Hintergrund der Kursanstiege waren vor allem gute Halbjahreszahlen und bei der Erste Bank zusätzlich die Senkung der Stabilitätsabgabe. Technologie-Unternehmen werden unterschätzt Unser Favorit unter den TechnologieWerten ist zurzeit der Leiterplattenhersteller AT&S. Das Hightech-Unternehmen aus Leoben investierte rund 500 Millionen Euro in zwei Werke in Chongqing, China. Nach Jahren der Planung und Errichtung läuft die Produktion nun stufenweise an. Während die Anlaufkosten heuer das Ergebnis der

AT&S noch belasten werden, sollten die neuen Werke in den folgenden Jahren kräftige Umsatz- und Gewinnbeiträge liefern. Im Jahr 2018 dürfte AT&S die Umsatz-Milliarde knacken und einen Gewinn von rund 50 Millionen Euro erwirtschaften, was das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf acht drücken wird. Zudem zahlt AT&S jährlich eine Dividende, die heuer bei etwa 0,25 Euro pro Aktie erwartet wird (Rendite von 2,4 Prozent). Nach den ersten Kursanstiegen notiert die AT&S-Aktie derzeit bei 11,40 Euro, der Buchwert liegt mit 14,60 Euro je Aktie um 30 Prozent darüber. Das Kursziel liegt bei rund 16,50 Euro. Ähnlich attraktiv wie AT&S war Kapsch TrafficCom vor eineinhalb Jahren – die Aktie wurde damals um rund 20 Euro gehandelt, jetzt um 40 Euro. Denn nach dem Verlustjahr 2014/15 verbesserten sich die Aussichten. Das Kostensenkungsprogramm und eine Serie neuer Aufträge pushten den Gewinn und damit den Aktien­kurs nach oben. Zuletzt sorgte die Übernahme der KTT für einen Umsatzanstieg von 30 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn

Austrian Traded index (ATX) Rasche Erholung. Der Anstieg des Index vom „Brexit-Tief“ bei 1982 Punkten auf derzeit 2395 Punkte stellt immerhin einen Zuwachs von 20 Prozent innerhalb von zweieinhalb Monaten dar. Dabei ließ sich der Index Ende August auch nicht von dem seit Mitte 2015 gültigen Abwärtstrend bremsen (bei 2300 Punkten). Jetzt sind aufgrund der überkauften Situation Gewinnmitnahmen zu erwarten. Der erste Anlauf, die Marke bei 2400 Punkten zu überschreiten, scheiterte bereits einmal.

58 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

von rund 40 Millionen Euro erwartet (KGV: 13,5). Das Kursziel liegt bei 45 Euro. Hervorragende Zahlen präsentierte auch der Autozulieferer Polytec aus Hörsching. Das Umsatzwachstum hat sich im zweiten Quartal von ein Prozent auf knapp neun Prozent beschleunigt. Der Periodengewinn stieg um 13 Prozent auf 6,9 Millionen Euro. Die Jahresprognose wurde vom Vorstand angehoben. Das Kursziel liegt seitens der Analysten der Erste Bank bei 9,60 Euro (Kurs am 9. September: 8,07 Euro). Immobilien-Aktien profitieren durch AUfwertungsgewinne Der IATX (Immobilien-Index der Wiener Börse) hat in den vergangenen drei Jahren um 58 Prozent zugelegt, allein in den letzten zwei Monaten um 14,5 Prozent. Hintergrund dafür sind zum Großteil sinkende Finanzierungskosten und Aufwertungsgewinne, die sich in den Halbjahreszahlen positiv niederschlugen. Martin Rupp, Fondsmanager des 3 Banken Immo-Strategie, bringt es auf den Punkt: „Die niedrigen Zinsen treiben den Markt.“ Aber Rupp ist mittlerweile vorsichtig geworden, denn er sieht das Kurspotenzial vielfach ausgereizt. Besonders im Wohnimmobilien-Bereich dürfte das Ende der Fahnenstange bald erreicht sein. In Wohnimmobilien sind vor allem Conwert und Buwog engagiert und die Aktien beider Unternehmen haben kräftige Kursanstiege hinter sich. Der Kurs der Conwert-Aktie verdoppelte sich innerhalb der letzten drei Jahre von 7,50 Euro auf 15 Euro – und machte zuletzt durch das Übernahmeangebot seitens Vonovia einen weiteren Satz nach oben auf 16,50 Euro. Damit wird bereits ein Aufschlag von rund zehn Pro-

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

A


°

Österreich   AKTIEN

Conwert ° Wird von Vonovia übernommen

Attraktives Angebot. Anfang Septem-

zent auf den Buchwert bezahlt (siehe Kasten rechts). Noch teurer ist die Aktie der Buwog. Sie stieg seit der Börseneinführung im April 2014 von 14 Euro auf derzeit 23,50 Euro. Damit liegt der Aktienkurs rund 20 Prozent über dem Net Asset Value, der zum 30. April mit 20,18 Euro angegeben wurde. Wir sehen hier kurzfristig keine Kursfantasie mehr. Selbst die Dividendenrendite liegt mit 3,05 Prozent bereits unter jener der CA Immo (3,22 Prozent) wie auch unter jener der S IMMO (3,42 Prozent). Zur S IMMO: Die Aktie notiert derzeit bei 9,17 Euro, der NAV stieg im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 13 Euro je Aktie, der Gewinn vervierfachte sich dank eines hohen Bewertungsergebnisses auf 84,6 Millionen Euro. Auch der Ausblick auf das zweite Halbjahr ist positiv, zumal S IMMO in Deutschland gerade ein größeres Immobilienportfolio verkauft. Und nicht zuletzt entstehen durch den Vonovia/Conwert-Deal auch bei der S IMMO Übernahmefantasien. Ca Immo und Immofinanz sprechen über eine fusion Vielversprechend sind auch CA Immo und Immofinanz. Die Aktien der CA Immo notieren derzeit bei 17,26 Euro, der NAV liegt mit 22,58 pro Aktie um 30 Prozent über dem aktuellen Kurs. Zudem verfügt CA Immo über umfangreiche Liegenschaf­ ten in Frankfurt, München und Berlin, die ein Entwicklungspotenzial von rund zwei Milliarden Euro erwarten lassen. Eine Fu­ sion mit der Immofinanz ergebe insgesamt ein Portfolio von rund zehn Milliarden Euro, was die beiden in Europas Top-TenLiga katapultieren würde. Apropos Immofinanz: Deren Buchwert liegt aktuell bei etwas über drei Euro je Aktie, der NAV mit 3,40 Euro um 63 Prozent über dem aktuel­ len Börsenkurs (2,08 Euro). Der Hemmschuh „Russland-Portfolio“ dürfte aber in Bälde durch einen Verkauf wegfallen – vielleicht sogar bereits im September/Okober. Dann dürfte der Kurs der Immofinanz auf zumindest 2,50/2,60 Euro zulegen – bei einem nur geringen Veräußerungsverlust wahrscheinlich sogar auf 2,80 bis drei Euro.

ISIN Kurs (09.09.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e Buchwert/Akt. 2016 e

ber stellte der deutsche Immobilien-Konzern Vonovia (ehem. Deutsche Annington) an die ­Aktionäre von Conwert ein Übernahmeangebot in der Höhe von 16,16 Euro je Aktie in bar oder einen Umtausch von je 149 ConwertAktien in 74 Vonovia-Aktien. Beim Kurs der Vonovia-Aktien am 9. September von 33 Euro (der Buchwert liegt übrigens nur bei 26 Euro) entspricht dies rein rechnerisch 16,40 Euro je Conwert-­Aktie. Aus unserer Sicht ist das Bar­ angebot attraktiver, da die Aktie von Vonovia seit Jahresbeginn einen Kursanstieg von knapp 40 Prozent hinter sich gebracht hat und derzeit höher bewertet ist als Conwert.

AT0000697750 16,40 € KGV 2016 e

10,3

1463 Mio. € KGV 2017 e

14,4

214 Mio. € KGV 2018 e

14,4

15,12 € Dividende 2016 e 3,45 %

Do&Co ° Belastung durch sinkende Reiselust

Ab 13. September auch im ATX. Der

internationale Caterer Do&Co steigerte im ersten Quartal den Umsatz um 10,9 Prozent auf 254,5 Millionen Euro, der Periodengewinn legte um 1,5 Prozent auf 6,8 Millionen Euro zu. Dabei konnte ein Ertragsrückgang in der Sparte Airline-Catering durch eine Steigerung beim Event-Catering (EM in Paris) kompensiert werden. Das Commitment zu den umfangreichen Geschäftstätigkeiten in der Türkei sei nach wie vor vorhanden – der mit Ende 2016 auslaufend Vertrag mit Turkish Airlines werde gerade neu verhandelt. Nach der jüngsten Erholung der Do&Co-Aktie ist das Kurspotenzial bis zum Ziel von rund 80 Euro nicht mehr sehr hoch.

ISIN AT0000818802 Kurs (09.09.2016)

72,84 € KGV 2016/17 e

21,9

Marktkap.

710 Mio. € KGV 2017/18 e

19,4

Umsatz 2016/17 e

998 Mio. € KGV 2018/19 e

16,3

Buchwert/Akt. 2016/17 e 23,47 € Dividende 2016/17 1,44 %

Zumtobel ° Übertraf die Erwartungen der Analysten

60 Prozent Kursgewinn. Der Umsatz des

ISIN Kurs (09.09.2016) Marktkap. Umsatz 2016/17 e

Leuchtenherstellers Zumtobel gab im ers­ten Quartal (bis Ende Juni) zwar um 4,9 Prozent auf 325,7 Millionen Euro nach – hauptsächlich wegen negativer Währungseffekte, doch der gleichzeitige Anstieg des bereinigten EBITs um 48,6 Prozent auf 20,1 Millionen Euro zeigt den Erfolg der durchgeführten Restrukturierung. Unterm Strich erwirtschaftete Zumtobel im ersten Quartal mit 12,6 Millionen Euro ein um 36,9 Prozent höheres Periodenergebnis. Für das Gesamtjahr ist ein Gewinn von rund 45 Millionen Euro realistisch, womit das KGV von 16,8 eine nach der kräftigen Kurserholung relativ fair ­bewertete Aktie zeigt.

AT0000837307 16,30 € KGV 2016/17 e

16,8

709 Mio. € KGV 2017/18 e

12,9

1340 Mio. € KGV 2018/19 e

11,2

Buchwert/Akt. 2016/17 e 8,21 € Dividende 2016/17 1,96 %

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 59


AKTIEN ° Deutschland

Wird es ein Goldener Herbst? Nach einer überraschend guten Sommerperformance könnte auch der Herbst weitere Kursgewinne für die Anleger bereithalten. Fundamental macht sich zwar der Brexit nun doch stärker bemerkbar, doch das Comeback der Finanz- und Versorgerwerte könnte den DAX weiter antreiben. Wolfgang Regner

er DAX lässt sich derzeit durch nichts bremsen. Selbst ein schwacher ifo-Geschäftsklimaindex, der als Folge des Brexit nun doch eine schlechtere Stimmung bei Deutschlands Unternehmenslenkern anzeigt, konnte den Index nur intraday belasten. Das ist kein Wunder, denn einige DAXSchwergewichte erreichten neue Rekordhochs – allen voran der teuerste DAX-Konzern, die führende Softwareschmiede der Welt: SAP. Auch die Rochaden an den Unternehmensspitzen wirken sich positiv aus. Das Personalkarussell in den DAX-Führungsetagen dreht sich rasend schnell: Seit Anfang 2015 hat jedes dritte Indexmitglied einen neuen Chef bekommen. Zuletzt erhielten etwa Adidas, Henkel, Fresenius, Linde und Bayer einen neuen CEO. Allerdings hat der Neue bei Bayer zumindest kurzfristig für Unmut gesorgt: Die Übernahmeattacke auf den umstrittenen US-Gensaatguthersteller Monsanto kam bei den Aktionären gar nicht gut an. Derzeit sieht es ganz so aus, als würde Bayer bereit sein, auch die im Juli angehobene Offerte von 64 Milliarden Dollar weiter anzuheben – obwohl Monsanto derzeit nur mit 46 Milliarden

Dollar an der Börse bewertet wird und zudem schwache Geschäftszahlen veröffentlichte. Bayer ist aktuell rund 78 Milliarden Euro wert. GEWINNWACHSTUM RÜCKLÄUFIG Die Berichtssaison ist im zweiten Quartal nach Einschätzung von Experten gut verlaufen. Im DAX hätten 62 Prozent der Unternehmen mit ihren Zahlen positiv überrascht, hieß es in einer Studie von M.M. Warburg. Dennoch erhalten deutsche TopKonzerne einen spürbaren Gegenwind von der Abschwächung der Weltkonjunktur und dem zuletzt wieder stärkeren Euro: das Gewinnwachstum sinkt. So fiel der operative Gewinn (EBIT) um gut fünf Prozent. Die anhaltende Rezession in Russland und Brasilien und die abgeschwächte Dynamik in China bremsen das Wachstum spürbar. Experten der Commerzbank haben berechnet, dass zum Jahreswechsel das Gewinnwachstum im DAX noch bei 4,3 Prozent lag. Aktuell ist es sogar minimal negativ mit –0,1 Prozent. Immerhin sind die negativen Gewinnrevisionen klar zurückgegangen. Laut Commerzbank haben 38 Prozent der DAX-

DAX Kurzfristiger Aufwärtstrend. Charttechnisch warten im DAX auf dem Weg nach oben die nächsten Widerstände bei 10.635 und darüber bei 10.743 sowie 10.802 Punkten. Schließlich trifft der Index bei 11.154 auf die nächste Barriere. Ein Kursziel bis Jahresende wären rund 11.300 Punkte. Auf dem Weg nach unten zeigen der mittelfristige Abwärtstrend bei 10.406 und knapp darunter die Kurslücke zwischen 10.403 und 10.374 Punkten Unterstützungen. Eine starke Auffangzone liegt zudem zwischen 10.123 und 10.077 Punkten.

60

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016

Unternehmen die Erwartungen erfüllen können. Nur 17 Prozent gelang dies nicht. Noch deutlicher fällt der Gewinnrückgang im MDAX aus. Hier lag das Gewinnwachstum zum Jahreswechsel noch bei 15 Prozent und ist jetzt auf knapp zwei Prozent eingebrochen – immerhin ist es noch positiv. Diese Zahlen zeigen aber ganz klar: Die Bäume wachsen bei den deutschen Unternehmen nicht in den Himmel. 22.000 VW NICHT GEBAUT Knapp bevor es richtig teuer zu werden drohte, konnte sich Volkswagen mit dem die Lieferungen blockierende Prevent-Konzern auf eine neue Partnerschaft einigen. Als Konsequenz aus dem Zulieferstreik stellt Volkswagen seinen kompletten Einkauf auf den Prüfstand. „Wir werden uns unsere Einkaufsverträge genauer anschauen, mit allen Lieferanten, und dann versuchen, das Ganze zu optimieren“, kündigte Vorstandschef Matthias Müller an. Die Abhängigkeit von dem Lieferanten von Sitzbezügen und Getriebegehäusen hatte VW erpressbar gemacht. Ob die wegen des Dieselskandals unlängst auf knapp 18 Milliarden Euro aufgestockten Rückstellungen ausreichen, wollte Müller nicht beantworten. Er machte aber klar, dass Volkswagen nicht den Bau einer Batteriefabrik plant. „So einen Blödsinn machen wir sicherlich nicht.“ Die Produktion von Batteriezellen sei hochautomatisiert, biete zudem nur wenige Arbeitsplätze und sei sehr teuer. VW braucht sein Kapital zudem für Abdeckung der Kosten aus dem Dieselskandal. Der Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler erwartet, dass diese insgesamt rund 25 Milliarden Euro ausmachen könnten – eine Milliarde allein für die Anwaltskosten.

CREDIT: Shutterstock

D


Deutschland

SAP ° Rekordhoch geknackt „VW ist wegen seiner Reserven und der Finanzkraft in der Lage, das zu stemmen. Erst ab 50 Milliarden Euro müsste sich der Konzern von Beteiligungen trennen“, meint Pieper. Der scheidende Adidas-Chef Herbert Hainer rechnet auch nach seinem Abgang mit einem kräftigen Wachstum in den USA. „Die derzeitigen zweistelligen Wachstumsraten in den USA werden sich fortsetzen“, so Hainer. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Adidas dort das komplette Management ausgetauscht. ERSTER SIEG EINES AKTIVISTISCHEN INVESTORS Ähnliches könnte der Führung des Generikaherstellers Stada drohen. Nach dem HV-Tohuwabohu und dem Sturz von Stada-Aufsichtsratschef Martin Abend will sein Nachfolger Carl Ferdinand Oetker den Umbau vorantreiben. Es war das erste Mal, dass sich rebellische Investoren bei einem großen börsennotierten deutschen Unternehmen in einer Kampfabstimmung durchsetzten. Allerdings wollte der streitbare Investor Active Ownership Capital (AOC), der den Abwahlantrag gestellt hatte, auch Oetker loswerden, scheiterte damit jedoch und brachte selbst nur einen seiner vier Kandidaten für den Aufsichtsrat durch. AOC will sein rund 150 Millionen Euro (rund 5,5 Prozent aller Aktien) schweres Aktienpaket behalten. Da es weitere Großinvestoren aus dem institutionellen Bereich gibt, könnte AOC gemeinsam mit diesen auch mit nur 5,5 Prozent der Aktien eine Aufspaltung des Konzerns erreichen. Unter Analysten unbestritten ist, dass die beiden Geschäftsbereiche Generika und rezeptfreie Medikamente bei einem Verkauf mehr bringen sollten als im Aktienkurs zum Ausdruck kommt. SHORT SELLER AUSGEQUETSCHT Auch wenn das Gerücht, dass die Beteiligungsfirma CVC ein Gebot von 60 Euro pro Aktie in den Ring geworfen hätte, dementiert wurde, so wurde zumindest die Höhe des Preises von Analysten als realistisch eingestuft. Damit würden die noch vorhandenen Leerverkäufer ausgequetscht.

ISIN

DE0007164600

KURS (09.09.2016)

78,85 € KGV 2016 e

21,0

MARKTKAP.

98,28 Mrd. € KGV 2017 e

19,0

UMSATZ 2016 e

21,95 Mrd. € KGV 2018 e

17,7

BUCHWERT/AKTIE 2016 e

21,30 € DIVID.-REND. 2016 e 1,51 %

° AKTIEN

Der Softwarehersteller aus Walldorf ist mit einer Bewertung von 95 Milliarden Euro der derzeit wertvollste Konzern in Deutschlands Börsenindex DAX. Der Hintergrund: Das klassische Lizenzgeschäft wird abgelöst von der CloudTechnologie. Mussten Unternehmen früher noch teure Lizenzen und Wartungsverträge abschließen, um die kaufmännische Software zu erwerben, wird diese inzwischen auf einem Server – oder einer Cloud – bereitgestellt und gegen Gebühr abonniert. Die Cloudgebühren fallen dabei etwas geringer aus, doch sie bringen auch Vorteile mit sich, etwa eine bessere Planbarkeit der Einnahmen, da die Beträge niedriger sind, dafür aber kontinuierlich gezahlt werden.

GERRESHEIMER ° Spezialverpackungen

ISIN

DE000A0LD6E6

KURS (09.09.2016)

73,02 € KGV 2016 e

18,0

MARKTKAP.

2,41 Mrd. € KGV 2017 e

16,4

UMSATZ 2016 e

1,50 Mrd. € KGV 2018 e

15,3

BUCHWERT/AKTIE 2016 e

22,53 € DIVID.-REND. 2016 e 1,36 %

Das MDAX-Unternehmen Gerresheimer produziert Spezialverpackungen aus Glas und Kunststoff für die Pharma- und Medizinindustrie. Zum Angebot zählen pharmazeutische Verpackungen sowie Produkte zur sicheren Verabreichung von Medikamenten wie Insulin-Pens, Inhalatoren oder vorfüllbare Spritzen. 2015 stärkte der Konzern seine Position auf dem US-Markt durch die Übernahme von Centor. Dadurch wurde Gerresheimer in den USA zur Nummer 1 bei Kunststoffverpackungen für verschreibungspflichtige Medikamente. Bis 2020 wird ein organisches Umsatzwachstum von fünf Prozent pro Jahr angepeilt. Die Gewinnmarge soll auf 22 Prozent steigen.

FRESENIUS ° Eine gesunde Mischung

ISIN

DE0005785604

KURS (09.09.2016)

69,31 € KGV 2016 e

22,5

MARKTKAP.

38,56 Mrd. € KGV 2017 e

20,4

UMSATZ 2016 e

29,23 Mrd. € KGV 2018 e

18,4

BUCHWERT/AKTIE 2016 e

22,21 € DIVID.-REND. 2016 e 0,96 %

Auch nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze bleibt der Gesundheitskonzern gut für weiteres Wachstum aufgestellt. Der Neue ist Banker und arbeitet seit elf Jahren als Finanzchef für Fresenius. Insofern kennt er das Unternehmen aus dem Effeff. Im zweiten Quartal verbuchte der Konzern bei einem Umsatzplus von zwei Prozent ein überproportionales Gewinnwachstum von zwölf Prozent. Damit wurde zum 50. Mal in Folge das Quartalsergebnis des Vorjahres übertroffen. Vor allem das Dialysegeschäft der Tochter Fresenius Medical Care war der Gewinntreiber, neben der Infusionssparte Kabi und dem Klinikbereich. Fresenius will die größte Klinikkette Spaniens übernehmen und zum Marktleader aufsteigen.

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

61


aktien ° Aktien-Rückkäufe

Die bessere Dividende? Die Rückkäufe von eigenen Aktien sind vor allem unter US-Unternehmen beliebt. Von dieser Strategie ­verspricht man sich stabile Kurssteigerungen, wobei es vor allem auf das ‚Gewusst wie‘ ankommt. Denn ­„überambitionierte“ Buyback-Programme können auch erheblichen Schaden anrichten. Harald Kolerus

Buybacks: Führen nicht automatisch zum Erfolg.

Buyback Achievers ETF

Der ETF von Powershares setzt auf Unternehmen mit starken Aktienrückkauf-Programmen.

62 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

ividendenzahlungen sind unter Aktio­ nären allseits bekannt und beliebt. Seit wir in einem hartnäckigen Niedrigzins­ umfeld gefangen sind, erfreuen sich die Ausschüttungen noch zusätzlich steigender Beliebtheit. Neben den möglichen Kursge­ winnen sollen zusätzlich die schönen Divi­ denden das Konto „auffetten“. Eine Lang­ friststudie von Swisscanto belegt dazu: „Der Vergleich der Dividendenrenditen zeigt, dass vom 31. Dezember 1997 bis Ende März 2016 US-Aktien eine Gesamtrendite von 198,2 Prozent erzielten. Davon entfielen rund 112 Prozent auf Kursgewinne und auf die Dividendenrendite 86 Prozent. Europäi­ sche Aktien weisen im gleichen Zeitraum eine Gesamtrendite von 135,6 Prozent aus, davon entfallen auf die Dividendenrendite rund 100 Prozent und ‚lediglich‘ 35,7 Pro­ zent auf Kursgewinne“, heißt es hier. Es gibt aber noch eine Alternative zu Dividendenausschüttungen, nämlich Ak­ tien-Rückkäufe. Nachdem diese Strategie in den USA ihren Anfang nahm, bezeichnet man sie auch ­g erne als Buyback-Pro­ gramme. Die Idee dahinter: Ein Unterneh­ men kauft eigene Aktien zurück und ver­ mindert dadurch die im Umlauf befindliche Stückzahl, als logische Folge sollten durch diese Kurspflege die Kurse steigen. Hier könnten kritische Beobachter bereits stutzig werden – wird hier vielleicht nicht gezielte Manipulation durch starke Marktteilneh­ mer betrieben? Tatsächlich war es bis vor rund 30 Jah­ ren in den meisten Ländern gesetzlich gar nicht möglich, Aktien-Rückkäufe in ­großem Stil am offenen Markt durchzuführen. In ­einer Analyse der Schoellerbank heißt es da­zu: „1982 wurde in den USA eine soge­

„Für Aktien-Rück­käufe muss ­unbedingt ausreichend ­freier Cashflow vorhanden sein“ Jürgen Flaskamp, Flaskamp Invest

nannte Safe Habor-Rule in Kraft gesetzt, die es Unternehmen erlaubt, ihre Aktien zu­ rückzukaufen, sofern gewisse Kriterien er­ füllt sind. Unter anderem dürfen maximal 25 Prozent des täglichen Handelsvolumens pro Tag zurückgekauft werden, was Kurs­ verzerrungen verhindern soll. In Europa und Japan wurden später ähnliche Rege­ lungen erlassen.“ Damit wurden AktienRückkäufe legal und sind natürlich streng vom Insider-Handel zu unterscheiden. Vorteile von aktien-rückkäufen Aktien-Rückkäufe bieten mehrere Vor­ teile, dazu zählt neben der gewünschten Kurspflege die hohe Flexibilität: So kann sich der Vorstand vom Aufsichtsrat ein ge­ wisses Volumen an Aktien-Rückkäufen ge­ nehmigen lassen und diese je nach Markt­ lage und Einschätzung kaufen – oder eben nicht, wenn die Situation sich ändert. Die Vorzüge von Aktien-Rückkäufen sprachen sich in den folgenden Jahren herum und die Volumina begannen zu steigen. „Andere Modelle der Kapitalherabsetzung – ein Ak­ tien-Rückkauf ist genau genommen eine Kapitalherabsetzung – sind viel starrer und haben eine wesentlich längere Vorlaufzeit. Man will auch nicht jedes Jahr die Dividen­ de 1:1 an die gerade vorherrschende Ertrags­

credit: beigestellt, Shutterstock

D


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aktien ° Aktien-Rückkäufe

situation anpassen, weil viele Investoren eine stabile und kontinuierlich wachsende Dividende schätzen“, heißt es in der Analyse der Schoellerbank. Auch der steuerliche Vorteil ist nicht zu unterschätzen: Bei der Auszahlung von Dividenden greift die Ka­ pitalertragsteuer sofort, bei Aktien-Rück­ käufen schlägt der Fiskus erst dann zu, wenn der Aktionär seine Aktien verkauft. So tritt zumindest ein Steuerstundungseffekt ein. Mit Vorsicht zu genieSSen Buyback-Programme sind einer Divi­ dendenstrategie aber nicht automatisch überlegen. Christian Exner, Gründer von ARX Value und Fondsberater des Kapital

° Buyback: Vor- und Nachteile Chancen: Durch geschickten Rückkauf eigener Aktien kann der Börsenkurs des Unternehmens gestärkt bzw. stabilisiert werden. Höhere Flexibilität als bei Dividendenausschüttungen (so führen Kürzungen von Dividenden bei Aktionären meist zu Unmut). Steuerlicher Vorteil: Bei Dividendenausschüttungen greift die Kapitalertragsteuer sofort, Aktienrückkäufe haben keine direkte steuerliche Beeinträchtigung. Die Besteuerung erfolgt erst, wenn der Aktionär seine Aktien verkauft. Risiken: Aktien-Rückkäufe können die Bilanz verschlechtern, wenn sie zu ungüns­ tigen Zeitpunkten getätigt werden. Aktien könnten zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekauft werden, weil der Vorstand bestrebt ist, von Kurssteigerungen (durch Stock Options) kurzfristig zu profitieren. Fazit: Buyback-Strategien sind Dividendenausschüttungen prinzipiell nicht überlegen. Es kommt auf die Qualität des Aktien-RückkaufManagements und die finanzielle Ausstattung der jeweiligen Unternehmen an.

64 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

All Opportunities, sieht das so: „Prinzipiell sind anstatt von Aktien-Rückkäufen andere Faktoren entscheidend, wie die Solidität des Geschäftsmodells, das vorhandene Expan­ sionspotenzial und der Kapitalbedarf des Unternehmens.“ Jürgen Flaskamp, Gesell­ schafter des gleichnamigen Investment­ hauses fügt hinzu, dass ausufernde Buy­ back-Programme sogar zu unnötiger Ver­ schuldung führen und in wirtschaftlich un­ ruhigen Zeiten böse enden können: „Ak­ tien-Rückkäufe sind nur dann sinnvoll, wenn der freie Cashflow dazu ausreichend hoch ist. Problematisch sind hingegen Ak­ tien-Rückkäufe auf Kredit. Es besteht auch die Gefahr, dass der Vorstand die Kurse pu­ shen will, um persönlich zu profitieren.“ Für den Fonds Kapital All Opportunities von Flaskamp Invest ist es jedenfalls ein Ausschlusskriterium, wenn ein Unterneh­ men über den freien Cashflow hinaus Ak­ tien-Rückkäufe betreibt. Schlecht kalkuliert Flaskamp hat auch ein Negativbeispiel parat: „Einen besonders gravierenden Fall fehlgeleiteter Aktien-Rückkaufpolitik zeigt die Hess Corporation. Hier scheint das Ma­ nagement den zyklischen Verlauf des eige­ nen Geschäftsmodells sowie der relevanten Öl-Industrie nicht verstanden zu haben.“ Im März 2013 wurde von Hess ein AktienRückkaufprogramm in Höhe von vier Mil­ liarden Dollar beschlossen. Der angekün­ digte Betrag wurde in den Folgejahren deut­ lich übertroffen. In 2013 wurden eigene Ak­ tien um 1,49 Milliarden Dollar zu einem durchschnittlichen Kurs von 79,65 Dollar gekauft. In 2014 wurden 3,72 Milliarden Dollar zu einem durchschnittlichen Kurs von 85,80 Dollar für eigene Aktien ausgege­ ben. Der deutliche Verfall des Ölpreises seit Ende 2014 hat in 2015 – sowie zu erwarten für 2016 – zu einem massiven Umsatz- und Ertragsrückgang geführt. Um einem dro­ henden Liquiditätsengpass entgegenzuwir­ ken, gab das Unternehmen am 5. Februar 2016 bekannt, 25 Millionen neue Aktien zu einem Kurs von 39 Dollar auszugeben. Flas­ kamp: Aus ,buy low and sell high‘ wurde in diesem Fall ,buy high and sell low‘, ein kla­

rer Fall von Kapitalverschwendung. Ein kluges Management hätte wohlweislich der Abhängigkeit vom Ölpreis und den Erfah­ rungen aus der Finanzkrise einen soliden Liquiditätspuffer für ,harte Zeiten‘ auf­ gebaut.“ „Cash cow“ apple Aktien-Rückkäufe sind aber keineswegs a priori zu verteufeln. Nehmen wir beispiels­ weise Apple. Das Unternehmen ist eine „Cash Cow“, bei der die freigesetzten Mittel den Bedarf für Investitionen und zur Ex­ pansion um ein Vielfaches übersteigen. 2015 lag der operative Cashflow bei knapp 74 Milliarden Dollar, die Investitionen bei knapp zwölf Milliarden Dollar. Zudem ste­ hen bereits rund 206 Milliarden Dollar und somit 38,4 Prozent der Marktkapitalisie­ rung an Kassa/Wertpapieren in der Bilanz. „Wenn alle sinnhaften Investitionsopportu­ nitäten angegangen wurden und nach wie vor massive Überschussliquidität im Unter­ nehmen verbleibt, sollte das Management über eine alternative Mittelverwendung, wie zum Beispiel Aktien-Rückkäufe oder eine Sonderdividende, nachdenken. Denn letztendlich ist nicht verwendete Liquidität ‚totes Kapital‘,“ analysiert Flaskamp. Apples Situation sei aber ein Luxuspro­ blem, das nur sehr wenige Unternehmen haben: „In der Regel ist freie Liquidität eher ein knappes Gut und sollte folglich im Sinne einer wertschaffenden Weiterentwicklung des Geschäftsbetriebes eingesetzt werden; somit sollten Aktien-Rückkäufe nur eine ,Randerscheinung‘ sein.“ Dies ist aber leider häufig nicht der Fall, gerade bei Unterneh­ men aus den USA. Es ist zu vermuten, dass hier andere Beweggründe eine Rolle spie­ len, die nicht im Interesse der Gesellschaft sind. Beispielsweise könnten Vorstandsge­ hälter durch steigende Gewinne oder durch eine Verknappung der Aktien nach oben manipuliert werden“, so Flaskamp. Fazit: Es kommt also darauf an, wie Buyback-Strate­ gien eingesetzt werden. Anleger könnten etwa einen Blick auf den „Powershares Buy­ back Achievers ETF“ werfen, er investiert in US-Aktien, die zumindest fünf Prozent ih­ rer ausständigen Aktien zurückkaufen.


ADVERTORIAL

FLASKAMP INVEST SA

Kapital erhalten und Rendite schaffen

D

er Kapital All Opportunities Fonds ist ein flexibler Mischfonds, der nach einem klar strukturierten Value-Ansatz in Unternehmen entwickelter Märkte investiert. Mit hohen Anforderungen an die Unternehmensauswahl sowie einem langfristigen Anlagehorizont wird eine nachhaltig positive Rendite angestrebt. Eine langjährige, klare Outperformance des Marktes gelingt mit dem Fokus auf die richtigen Finanzkenngrößen – allen voran der Cashflow eines Unternehmens – und der Möglichkeiten, in bevorstehenden Stressphasen hohe Kassapositionen oder andere Sicherungen aufzubauen. „Jedes Unternehmen erzählt eine Geschichte über die Qualität des Geschäftsmodells, die Leistungskraft des Managements sowie über die Beständigkeit der zugrunde liegenden Werttreiber“, meint Christian Exner, Manager des Kapital All Opportunities Fonds von der ARX Value GmbH, die der Flaskamp Invest S.A. als Fondsberater zur Seite steht. Die Flaskamp Invest KAG ist für behavioral finance advice mit zuständig. Die Investmentboutique ARX Value steht für einen Investmentansatz, der stets konservativ rein faktenbasierend vorgeht und deshalb auch Investitionen jenseits des Mainstreams erlaubt. Fehlbewertungen von Unternehmen werden systematisch aufgedeckt und als Anlageentscheidungen umgesetzt. Fondsmanager Exner setzt darauf – und die erfolgreiche Entwicklung des Fonds gibt ihm Recht, dass sich die „Schwächen“ des Kapitalmarktes aktiv nutzen lassen, da der Kapitalmarkt bei mittel- bis langfristiger Perspektive immer wieder die wahren Werte von Unternehmen abbildet. Somit besteht bei objektiver Betrachtung die Möglichkeit der Partizipation an der Wertaufholung und Wertsteigerung von Unternehmen. DER INVESTMENTPROZESS Die Suche der entsprechenden Investments setzt eine genaue Analyse und Bewertung der einzelnen Unternehmen voraus. Hier haben wir

einen anspruchsvollen Kriterienkatalog definiert. Einen klaren Wettbewerbsvorteil liefert das eigenentwickelte quantitative Modell nach der ARX Value Quant Formel, das bei der Vorauswahl der zu analysierenden Unternehmen hilft. Im Vordergrund stehen dabei die Cashflow-Stärke eines Unternehmens, die Fähigkeit, dieses Mittel wertschaffend zu allokieren sowie die Bewertung. LEBENSADER CASHFLOW Es wird nur in Unternehmen investiert, die einen nachhaltig positiven freien Cashflow erwirtschaften können – darin sind sich die Manager Christian Exner und Jürgen Flaskamp absolut einig. Anspruch ist es, die Beständigkeit der Treiber hinter dem Cashflow eines Unternehmens zu verstehen – schließlich ist dies die essenzielle Kenngröße, die ein Unternehmen am Leben hält. Über die nachhaltigen Cashflows lässt sich neben der Qualitätsbeurteilung ein belastbarer Unternehmenswert ableiten. Hier geht man trocken finanzmathematisch vor: Aus der Bewertung des Unternehmens am Kapitalmarkt lässt sich ableiten, welcher Cashflow bereits heute eingepreist wird. Diesem liegen wiederum Annahme über Umsatz, Profitabilität und Investitionen zugrunde. So lassen sich einfach Unterschiede zwischen fundamentaler Realität und Sichtweise des Kapitalmarktes herausarbeiten und rentierlich nutzen. BUY-BACK-STRATEGIEN AM PRÜFSTAND Jürgen Flaskamp, Mitglied des Verwaltungsrats der KAG, hat als aufmerksamer und kritischer Investor ebenfalls hohe Ansprüche an potenzielle Aktieninvestments: „Aktien-Buy-Backs dürfen nur aus dem freien Cashflow finanziert werden“, und verweist in diesem Zusammenhang auf Unternehmen – speziell im US-amerikanischen Raum –, die fast nur über Kreditaufnahme Aktienrückkäufe finanzieren (z.B. Viacom, Exxon, Hess und viele andere). „Das ist natürlich ein No-Go“, meint Flaskamp, denn es dient nicht einer wertschaffenden Unternehmensentwicklung, sondern der Bereiche-

rung von Vorständen über ihre Optionsprogramme. Es werden völlig falsche Anreize geschaffen. Die betroffenen Unternehmen kommen auf die „Black List“ als nicht investierbar, ergänzt Flaskamp DR. JÜRGEN FLASKAMP, dazu abschließend. Verwaltungsrat der Flaskamp Invest AKTUELLE ALLOKATION Derzeit ist der Fonds konservativ investiert. Die Aktienquote liegt aufgrund der hohen Bewertung des Kapitalmarktes bei rund 60 Prozent. Zusätzlich wurden einige fehlbewertete, ex- CHRISTIAN EXNER, Fondsmanatrem attraktive An- ger, Geschäftsführer der ARX Value leihen erworben. Nach fünf erfolgreichen Aktienjahren sind nach Exner qualitativ gute und zugleich preiswerte Unternehmen nur noch sehr ausgewählt zu finden. Häufig ist das vom Fondsmanagement geforderte Kurssteigerungspotenzial von mindestens +30 Prozent bei Neuinvestments einfach nicht mehr gegeben. Die niedrigen Zinsen und die verrückten Ankaufprogramme der Zentralbanken tragen in diesem Zusammenhang das Ihre dazu bei. Deshalb spielt aktuell die Steuerung der Kassenquote eine wesentliche Rolle. Der Kapital All Opportunities scheint richtig aufgestellt zu sein: In den vergangenen zwölf Monaten konnte der Fonds bei sehr niedriger Volatilität eine Rendite in Höhe von +6,3 Prozent erwirtschaften. Seit Anfang 2016 liegt der Fonds mit +15,1 Prozent unter den zehn besten global anlegenden Mischfonds bei Morningstar. www.flaskamp-invest.eu

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

65


alternative investmentsPanorama INNOVATION

STUTTGART SETZT AUF SPEED

Robo-ETF. ETF Securities hat per Mitte Sep-

tember seinen „ROBO Global Robotics and Automation GO UCITS ETF“ physisch unterlegt. Diese Änderung erlaubt es auch, die Total Expense Ratio des Produkts von 95 auf 80 Basispunkte zu reduzieren. Es handelt sich dabei um den ersten europäischen ETF, der globalen Zugang zu dem sich schnell ent­ wickelnden Robotik- und Automations-Sektor erlaubt. „Unser ROBO Global Robotics and Automation ETF wurde vor knapp zwei Jahren lanciert und ist heute mit rund 80 Millionen US-Dollar Assets under Management sehr gut etabliert. Indem wir das Produkt physisch hinterlegen und die TER verringern, erfüllen wir den Wunsch der Anleger, dieses immer wichtiger werdende Thema für eine noch größere Anzahl von europäischen Investoren zugänglich zu machen“, kommentiert Howie Li, Co-Head of Canvas bei ETF Securities.

Börslicher Soforthandel. Seit Ende

se Stuttgart können sich die Anleger zudem August können Privatanleger über die Börauf eine hohe Ausführungswahrscheinlichkeit se Stuttgart verbriefte Derivate handeln wie verlassen. Weil sich die Handelsexperten, die im Direkthandel. Der Vorteil: Wenn die Order sogenannten Quality Liquidity Provider (QLPs), vollständig ausführbar ist, wird sie unmittelzur Liquiditätsbereitstellung verpflichten, ist bar und stets zum jeweiligen Limit oder besser auch in schwierigen Marktsituationen und bei ausgeführt. „Mit dem börslichen Soforthanwenig liquiden Wertpapieren eine Orderausdel haben Anleger die Möglichkeit, führung zu marktgerechten Preisen noch selbstbestimmter auf Markt­ möglich. Als erste Handelsteilnehentwicklungen zu reagieren“, mer bieten flatex und ViTrade ihren sagt Ralph Danielski, GeschäftsKunden den neuen Service der Börführer der Börse Stuttgart GmbH. se Stuttgart an. Möglich wurde die „Dabei stehen die Vorteile des Dineue Orderfunktionalität durch die rekthandels im Einklang mit den Einführung des neuen BörsensyPrinzipien des börslichen Handels. stems Xitaro im vergangenen Jahr. So erfolgen die Preisermittlungen Auf der Website der Börse erhalund Orderausführungen nicht nur ten Anleger und Interessierte eine Ralph Danielski, in Sekundenschnelle, sondern multimediale Heranführung an die auch transparent und fair.“ Durch Geschäftsführer Funktionsweise des börslichen Sodas hybride Marktmodell der Bör- Börse Stuttgart forthandels.

FANG-TASTISCH Vier Web-Giganten in einem Index: der FANG-Index ist ein Aktienindex, der die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt und sich aus den vier an der NASDAQ Börse gelisteten US-amerikanischen Unternehmen Facebook Inc, Amazon.com Inc, Netflix Inc und Alphabet Inc (Google) zusammensetzt. Alle vier Aktien sind im Index gleichgewichtet. Diese vier Internet-Riesen beeinflussen immer mehr unser reales Leben und wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam kommen sie auf eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Euro und damit ungefähr so viel wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein Index-Zertifikat bezogen auf diesen FANGIndex (ISIN: DE000DL2FAN9) und hat keine feste Laufzeit (Open End). Die Berechnung des Index erfolgt durch die ICF Bank (Indexsponsor) in Euro. Diese ist für die Gestaltung, Berechnung und Zusammensetzung des Index sowie für die Gewichtung der Indexbestandteile verantwortlich.

66 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

FINTECH – DIGITALER STRUKTURWANDEL Auf den digitalen Strukturwandel im Finanzsektor setzt das UBS Open End Index-Zertifikat auf Solactive FinTech 20 Total Return Index (ISIN: DE000UBS2FT6), dessen Basiswert die Wertentwicklung innovativer, börsennotierter FinTech-Unternehmen abbildet. In die engere Index-Auswahl kommen die nach Marktkapitalisierung 20 größten Unternehmen. Das Aktienuniversum bilden alle Unternehmen, deren Aktien an einer Börse gelistet sind, die auch ausländischen Inves­ toren einen Handelszugang ohne Restriktio­ nen gewährt. Potenzielle Indexmitglieder sollen einen signifikanten Geschäftsanteil im FinTech-Bereich aufweisen. Darüber hinaus muss die Marktkapitalisierung bei Indexaufnahme mindestens 250 Mio. USD, das durchschnittliche Tageshandelsvolumen der vergangenen drei Monate mindestens eine Mio. USD betragen. Indexanpassungen finden regulär zweimal im Jahr statt – im März und September. Die Indexmitglieder werden bei jeder Indexanpassung gleich gewichtet.

VERMÖGENSAUFBAU MIT BCDI Die Deutsche Bank bietet seit zwei Jahren das boerse.de-Champions-Defensiv-IndexZertifikat (ISIN: DE000DT0BAC7) an. Hintergrund des Zertifikates: Der boerse.de-Aktienbrief vergibt seit 2002 an die 100 nach den Kennzahlen der Performance-Analyse langfris­ tig erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt den Status Champion. Aus diesen 100 Champions wurden zehn besonders defensive Titel herausgefiltert,die sich durch einfache Geschäftsmodelle, starke Marken und damit dauerhafte Wettbewerbsvorteile auszeichnen. Der boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) bildet die Entwicklung dieser zehn DefensivChampions ab. Anleger nehmen 1:1 an deren Performance-Entwicklung teil. Der BCDI wurde als Performance-Index konzipiert; Dividenden werden automatisch reinvestiert. Besonderer Clou dabei ist das regelmäßige Rebalancing (mit jeder Kursbewegung ändert sich die Gewichtungen im Index); zweimal jährlich erhalten alle zehn Defensiv-Champions wieder zehn Prozent Indexanteil.

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Index-Zertifikate WKN Name PS6H0M Solactive HOME AUTOMATION TR Index Zertifikat PS8CE0 Solactive FOUNDER-RUN COMP. TR Index Zertifikat PS9SEN Solactive SENIOR CARE TR Index Zertifikat PS7XAU GOLD EUR Hedged Open End Zertifikat PS7XAG SILBER EUR Hedged Open End Zertifikat

Aktienanleihen Classic WKN Basiswert PB8Q9P PORSCHE PB8D8N DEUTZ PB8Q02 MÜNCHNER RÜCK PB8Q17 WIRECARD PB8Q0B DEUTSCHE TELEKOM PB8QX2 VW VZ PB8Q26 BAYER PB8Q80 CONTINENTAL PB8QMS ALLIANZ PB8Q6F AIRBUS

Kontakt ETC Tel.: +49 69 596 736 06 etc@bnpparibas.com etc.bnpparibas.com

Exchange Traded Commodities (ETC) WKN Name PB6R1B RICI Enhanced Brent Crude Oil Index PB6R1W RICI Enhanced WTI Crude Oil Index PB6R1G RICI Enhanced Natural Gas Index PB6R1D RICI Enhanced Gas Oil Index PB6R10 RICI Enhanced Gasoline Index PB6R1H RICI Enhanced Heating Oil Index

zertifikate@vontobel.de www.vontobel-zertifikate.de

Index-Zertifikate WKN Name VFP33M Vontobel OIL-STRATGY-Index VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index VT0RLV Vontobel REITs LOW VOLATILITY Performance-Index VS8Y40 Vontobel INDUSTRIE 4.0 Performance-Index VN19ER Digital Marketplace Performance-Index

Aktienanleihen WKN Basiswert VN34DB BAYER VN34FU DAIMLER VN3ML9 Allianz VN3A1A BEIERSDORF VN3A7C SAP VN3A6B MUNICH RE

Raiffeisen Centrobank Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484 produkte@rcb.at

Produkte in Zeichnung ISIN Basiswert AT0000A1NB71 7% Bayern Protect Aktienanleihe AT0000A1NEZ0 3% EURO STOXX 50®/ S&P 500® Bonus&Sicherheit 2 AT0000A1NB89 ATX®/EURO STOXX 50® Bonus&Sicherheit 2 AT0000A1NA72 BMW Express AT0000A1NB22 Europa Dividendenaktien Express AT0000A1NKB8 Dividendenaktien Winner IV 100%

Kurs Basis 46,72 € 3,99 € 166,15 € 45,19 € 14,74 € 124,65 € 94,54 € 191,85 € 136,35 € 55,54 €

Kurs Basis 94,92 € 63,49 € 137,00 € 82,60 € 79,04 € 166,80 €

Basiswerte (unter anderem) Kurs Emission Netgear, General Electric, Logitech, ... 58,85 € 29.07.2015 Facebook, Amazon, Netflix, ... 58,06 € 15.09.2015 Fresenius MED, Lifetech, Chemed, ... 114,91 € 03.11.2015 Gold 130,53 € 28.10.2015 Silber 18,97 € 26.11.2015 Strike 42,00 € 4,00 € 165,00 € 45,00 € 13,00 € 118,00 € 100,00 € 175,00 € 125,00 € 48,00 €

Koupon p.a. 8,50 % 16,00 % 9,50 % 18,00 % 5,00 % 11,00 % 18,00 % 7,50 % 7,00 % 7,50 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. 17.11.2017 10,90 % 17.03.2017 10,30 % 05.09.2017 10,00 % 17.03.2017 9,50 % 15.06.2018 9,30 % 16.06.2017 9,30 % 17.03.2017 9,00 % 17.11.2017 8,70 % 20.10.2017 8,40 % 20.10.2017 7,20 %

Basiswerte (unter anderem) Brent Öl WTI Öl Natural Gas Diesel Diesel Index Heizöl

Strike 100,00 € 62,00 € 135,00 € 85,00 € 80,00 € 160,00 €

seit Start Laufzeit 16,72 % endlos 15,22 % endlos 13,75 % endlos 11,64 % endlos 33,88 % endlos

Kurs – € – € – € – € – € – €

Emission seit Start Laufzeit 02.09.2016 – % endlos 14.09.2016 – % endlos 14.09.2016 – % endlos 14.09.2016 – % endlos 14.09.2016 – % endlos 14.09.2016 – % endlos

Basiswerte (unter anderem) Canadian Natural Res., Hess Corp., Exxon Mobil, ... Alliant Energy, Philip Morris Int., Ventas, ... BWP, Fraser Centrpoint, Tokyu REIT, ... Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... Netflix, Amazon, Ebay, ... Koupon p.a. 10,50 % 9,00 % 10,00 % 6,00 % 6,20 % 7,40 %

Briefkurs 99,56 % 98,29 % 100,01 % 100,16 % 99,66 % 99,46 % 100,51 % 100,36 % 99,69 % 101,29 %

Kurs seit Start 127,80 € 24,96 % 111,30 € 9,40 % 203,60 € 101,53 % 115,80 € 14,11 % 102,60 € 0,78 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. Briefkurs 15.09.2017 12,89 % 98,40 % 15.09.2017 10,32 % 99,18 % 15.09.2017 9,14 % 101,18 % 15.09.2017 8,11 % 98,63 % 15.09.2017 7,66 % 98,75 % 15.09.2017 6,64 % 100,98 %

Produkt-Typ Aktienanleihe Bonus-Zertifikat Bonus-Zertifikat Express-Zertifikat Express-Zertifikat Garantie-Zertifikat

Fälligkeit Zeichnung bis Währung 01.10.2018 28.09.2016 Euro 12.10.2021 06.10.2016 Euro 29.09.2021 27.09.2016 Euro 15.09.2021 13.09.2016 Euro 23.09.2021 21.09.2016 Euro 10.10.2024 06.10.2016 Euro Stichzeitpunkt: 9. September 2016, alle Angaben ohne Gewähr

September 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67


geldanlage ° Im Gespräch mit Gabor Mehringer, CMC Markets

Das erste halbe Jahr Seit einem knappen halben Jahr ist CMC Markets, einer der führenden Spezialisten für CFDs weltweit, mit ­einer Niederlassung in Österreich vertreten. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, meint Gabor Mehringer, der seit einem Jahr für die Geschäfte des Unternehmens in der Alpenrepublik verantwortlich zeichnet. über Next Generation abrufbar sind. Über eine Chat-Funktion kann man auch direkt mit den Fachleuten Kontakt aufnehmen. Wir verzeich­ nen zurzeit rund 300 bis 400 Chat-Teilnehmer pro Tag. Darüber hinaus gibt es auf YouTube eine Playlist mit rund 1000 Videos von CMC Markets, die aktuell rund 6000 User abonniert haben. Hier werden neben unterschiedlichen Informationen Ausbildungsmodule für Anfän­ ger und Fortgeschrittene angeboten.

sich CMC derzeit am Markt und was ist zur ­Geschäftsentwicklung speziell in Österreich zu sagen?

Gabor Mehringer: CMC ist laut der neues­ ten Studie von Investment Trends – gemessen an der Anzahl aktiver Kunden – mit einem Marktanteil von 16 Prozent der größte CFDAnbieter in Deutschland. Auch in Österreich haben wir das Ziel, die Nummer eins am Markt zu werden. Österreich ist ein sehr aufnahmebe­ reiter Markt, die Anleger sind aufgeschlossen und interessiert. Das war für unser Haus auch die Motivation, diesen April, also vor bald einem halben Jahr, in Wien eine Zweigstelle zu eröffnen, damit Investoren einen Ansprech­ partner vor Ort haben und sich mit ihren Fragen nicht an die Niederlassung in Frank­ furt wenden müssen – was natürlich möglich wäre, jedoch manchmal eine Hemmschwelle darstellt. Persönlicher Kontakt ist immer wich­ tig und aus diesem Grund veranstalten wir auch zirka zehnmal pro Jahr Seminare in Wien, da­ mit „CFD-Neulinge“ die Grundbegriffe dieser alternativen Investitionsform kennen lernen können. In diesem Herbst veranstalten wir auch eine Roadshow in Deutschland und Österreich, bei der wir am 19. Oktober 2016 in Wien Halt ­machen werden.

Gabor Mehringer, Premium Client Manager/Education

neu im Programm. Es handelt sich dabei um ein Produkt für den einfachen Zugang zu den Finanzmärkten mit begrenztem Risiko. Es ist bei den Anlegern deshalb sehr beliebt, weil, wie bei den Countdowns, keine Nachschusspflicht besteht. Binaries sind Kontrakte mit unter­ schiedlich langen Laufzeiten auf Währungen, Indizes und Rohstoffe. Um auf Ihre Frage nach den Plattformen zu kommen: Next Generation, so der Name un­ serer Plattform, ist seit 2011 im Einsatz und ermöglicht den Handel mit CFDs, Countdowns und Binaries. Ab Herbst kommt noch ein wei­ teres Produkt auf den Markt, das speziell für Freunde von Hebel-Zertifikaten interessant werden dürfte.

Auf welche Produkte werden CFDs ­angeboten und über welche Plattformen können sie

Sie erwähnten vorhin die Kundenseminare, die

­gehandelt werden?

Sie regelmäßig durchführen. Wie halten Sie

CMC Markets bietet den Anlegern die Möglich­ keit, Differenzkontrakte auf über 10.000 Werte auf Indizes, Aktien, Anleihen, Rohstoffe, ETFs sowie Kontrakte auf über 340 Währungspaare – long und short – zu traden. Über die Plattform Next Generation können auch Binaries und Countdowns gehandelt werden. Binaries sind

­darüber hinaus Kontakt zu den Investoren?

68 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

Neben Messepräsenz, wie etwa dieses Jahr wie­ der bei der GEWINN, können sich interessierte Anleger täglich in der Zeit von 9 bis 16 Uhr über CMC-TV laufend Marktkommentare von den CFD-Experten Jochen Stanzel und Konstantin Oldenburger ansehen, die auch als Lifestream

Welche Innovationen bietet CMC seinen ­Anlegern aktuell?

Seit Anfang August 2016 bieten wir Konten mit „Schutzschild-Funktion“ an, das heißt, dass die Nachschusspflicht ausgeschlossen wird. Dazu versehen wir jede Order mit einem garantier­ ten Stop-Loss, der zwar eine zusätzliche Ge­bühr ­kostet, die Kosten bekommt der ­Kunde aller­dings zu 50 Prozent zurück, wenn diese StopLoss-Order nicht zum Einsatz gekommen ist. Welche Marktpotenziale sehen Sie im ­aktuellen Umfeld? Was ist zur steuerlichen ­Situation von CFDs zu sagen?

Viele Banken fokussieren sich aktuell wieder auf ihre Kerngeschäfte und bieten vermehrt Main­ stream-Produkte an. So haben einige Banken in Österreich kürzlich den Futureshandel für Privatanleger eingestellt. Passionierte FuturesTrader finden nun bei CMC wieder ihren Platz. Zur steuerlichen Seite ist zu sagen, dass Ge­ winne aus CFD-Geschäften grundsätzlich der Einkommensteuer unterliegen. CMC Mar­ kets zieht als ausländischer Anbieter die Steuer aber nicht direkt „an der Quelle“ ab. Im Folge­ jahr muss er dann die Gewinne oder Verluste in seiner Steuererklärung angeben. Dazu hilft ihm eine Jahresaufstellung von uns. www.cmcmarkets.at

credit: beigestellt

GELD ° Herr Mehringer, wie positioniert


Healthcare September 2014

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New Prescription for Diagnostic '( Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities 2

Key Takeaways

3

New Rx: Low-Cost Structure to Survive the Unrelenting Reimbursement Squeeze

18

Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics

21

Spotlight on Sonic Healthcare

23

Healthcare Outlook

23

Focus Lists

25

Calendar

26

Coverage Lists Debbie S. Wang Senior Analyst, Devices + 1 312 384-3937 debbie.wang@morningstar.com

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Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 damien.conover@morningstar.com

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Key:

Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com

New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation and strategic perspective, we believe LabCorp represents the best competitor to benefit from this evolving landscape.

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Strong Advantage

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Die bessere Entscheidung


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Irak dreht auf Abschwächung. Der Ölpreis musste im August, aber noch stärker bereits zuvor im Juli, Rückschläge hinnehmen. Von einem lupenreinen Aufwärtstrend kann man jetzt nicht mehr sprechen und es wird sich erst herausstellen, ob die Anfang des Jahres gewonnene Dynamik wieder aufgenommen wird. Für die Preisschwäche sorgt laut einem Vontobel-Rohstoffkommentar vor allem ein deutlich gestiegener US-Dollar, denn viele Anleger erwarten nach der Rede von Fed-Chefin Janet Yellen einen neuen Zinsschritt in den USA. Sie sprach Ende August davon, dass moderate Zinsanhebungen in nächster Zeit angemessen seien. Wann es damit soweit sein könnte – das ließ Yellen allerdings offen. Der Dollar dankte es in Form einer Achterbahnfahrt. Neben dem aufgewerteten Dollar wurde der Ölpreis zusätzlich von einer besseren Versorgungslage belastet: Der Irak hat angekündigt, seine Ölexporte kurzfristig um fünf Prozent steigern zu Rohöl (Sorte Brent) wollen. In Nigeria wiederum sind die militanten „Niger Delta Avengers“ mit der Regierung übereingekommen, Verhandlungen auf den Weg zu bringen. Hier könnte also eine gewisse Beruhigung einkehren. Der wesentliche politische Einflussfaktor für die Ölpreisentwicklung bleibt aber Saudi-Arabien. Dort pumpt man massenhaft billiges Öl aus dem Wüstensand, um die Märkte zu überfluten und den US-Frackingfirmen zu schaden. Bisher haben die Öl-Scheichs kein Einlenken angedeutet. (hk)

Lithium ° Positiv geladen Lithiumpreis

cher werden immer leistungsfähiger – und beliebter. Die Akkus kommen in Handys und Laptops zum Einsatz, außerdem werden sie für die Elektromobilität und als stationäre Stromspeicher für den Ausbau erneuerbarer Energien immer wichtiger. Interessante Zahlen erreichen uns in diesem Zusammenhang aus den USA: Dort wurden allein im Juni fast 6000 Tesla-Fahrzeuge (Model S und Model X) verkauft. Als Reaktion auf die Enthüllung des Model 3 von Tesla folgten in den Vereinigten Staaten über 250.000 Vorbestellungen (das entspricht einem Umsatz von über zehn Milliarden US-Dollar) in lediglich 36 Stunden. In China sind wiederum monatliche Steigerungsraten von mehr als 30 Prozent bei den Zulassungen von Elektrofahrzeugen zu beobachten. Das hat natürlich direkte Auswirkungen auf den zugrunde liegenden Rohstoff Lithium. Die globale Nachfrage wird sich nach Ansicht des australischen Informa­tionsportals RenewEconomy von 190.000 Tonnen 2015 auf etwa 340.000 Tonnen bis 2020 erhöhen. Die Experten der Societe Generale bezeichnen Lithium folgerichtig als Investmentchance mit großem Potenzial. Lithium ist als Rohstoff zwar nahezu unbegrenzt vorhanden, die Förderung ist aber aufwendig. Forschungsansätze für alternative Technologien existieren, doch momentan gibt es noch keinen gleichwertigen Ersatz für Lithium-Ionen-Akkus. (hk)

70 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

Üppige Weizenfelder erfreuen das Auge; die Überproduktion bereitet Soft-CommoditiesAnlegern hingegen Sorgen.

Profiteur ° Der Lithium-Preis sollte vor allem am Boom bei den Elektrofahrzeugen „mit­ naschen“. Dieser dürfte sich in mehreren Ländern durch die zunehmende Verschärfung der CO²Standards sowie sinkende Kosten für die Verbraucher weiter fortsetzen.

lithiumreserven

Chile China Argentinien Australien Portugal

7,5 Mio. Tonnen 3,2 Mio. Tonnen 2,0 Mio. Tonnen 1,5 Mio. Tonnen 60.000 Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Boom erwartet. Lithium-Ionen-Spei-


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

weizen ° Preisverfall „Nervenprobe.“ Auf Weizen herrscht von einigen Seiten Preisdruck: So ist die weltweite Versorgungslage bestens gewährleistet, nach dem Notenbankertreffen in Jackson Hole belastet der stärkere US-Dollar und US-Händler gegeben Rabatte, um Lagerkapazität für die US-Maisernte zu gewinnen, ist aus einem Kommentar der Commerzbank zu erfahren. Jüngst sind auch die Prognosen für die weltweite Weizenproduktion 2016/17 immer weiter angehoben worden. So hat der Internationale Getreiderat seine Prognosen um acht Millionen Tonnen auf 743 Millionen Tonnen angehoben. Und das International Grain Council schätzt die globalen Endbestände für 2016/17 über 20 Millionen Tonnen höher als im Vergleichszeitraum von 2015/16. In Deutschland hingegen ist die Weizenernte wegen des zu nassen Wetters nur mäßig ausgefallen. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, bezeichnet Weizenpreis die Ernte nicht zuletzt auch wegen des Preisverfalls am Weltmarkt als „reine Nervenprobe“. Zu genau einer solchen hat sich Weizen auch für die Anleger entwickelt: Auf Sicht von drei Jahren sind die Preise um rund 40 Prozent gefallen, in den vergangenen fünf Monaten waren es sogar annähernd 50 Prozent minus. In den letzten zwölf Monaten fallen die Verluste mit über 20 Prozent auch nicht gerade erfreulich aus. Wobei der Abwärtstrend noch immer vorhanden ist und sich sogar zu beschleunigen scheint. (hk)

Gold ° Gegengewicht zu Aktien Goldpreis

Volatilität bremsen ° Manche Experten glauben an eine rasante Berg- und Talfahrt der Aktienmärkte. Gold könnte hier als Stabilisator in einem gut diversifizierten Portfolio durchaus nützliche Dienste erweisen und dabei helfen, die schlimmsten Volatilitäten auszugleichen.

Goldreserven der Notenbanken

USA Deutschland Italien Frankreich China

8100 Tonnen 3300 Tonnen 2400 Tonnen 2400 Tonnen 1800 Tonnen

Hoffnung für Statistiker. Der

Ende letzten Jahres eingeleitete Aufwärts­ trend bei Gold ist immer noch intakt, wobei es im August zu Einbußen kam. Auch hier spielt wieder US-Notenbankchefin Yellen eine wesentliche Rolle. In einer Vontobel-Analyse heißt es dazu: „Fehlende Andeutungen auf einen Termin für die nächste Zinserhöhung ließen Gold zunächst nach oben schießen, doch das Edelmetall fiel anschließend wieder zurück: Der stärkere US-Dollar, der im Zuge der Rede deutlich abgewertet hatte, stoppte den Kaufimpuls der Anleger.“ Mit Blick auf den Kalender könnten laut den Vontobel-Experten die Goldanleger jedoch in den kommenden Wochen wieder mit steigenden Kursen rechnen:Wie die Statistik zeigt, hat der Goldpreis in den vergangenen 20 Jahren jeweils im September und November die größten durchschnittlichen Zuwächse verzeichnet. Auch Nick Peters, Multi-Asset-Fondsmanager bei Fidelity International, zeigt sich optimistisch, wobei er andere Argumente ins Treffen führt: „Trotz des starken Preisanstiegs in diesem Jahr sollten Anleger meines Erachtens nach wie vor eine weitere Allokation in Gold in Betracht ziehen. In volatilen Marktphasen kann Gold ein sicherer Hafen sein und ein starkes Gegengewicht zu Aktien darstellen. Das ist aktuell insofern relevant, als die Kurse an vielen Aktienmärkten mittlerweile teuer erscheinen.“ (hk)

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71


ImmobilienPanorama VEREINIGTES KÖNIGREICH

Land des Monats

ECKDATEN (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)

öffentlichte Deloitte Property Index 2016 wirft erneut einen interessanten Blick auf die europäischen Wohnimmobilienmärkte. Wenig überraschend führt UK die Liste der teuersten Regio­nen an. Sehr wohl überraschend ist jedoch die Deutlichkeit der britischen „Vorherrschaft“. Laut den Recherchen der DeloitteExperten bekommt man im United Kingdom für einen Kaufpreis von 200.000 Euro durchschnittlich gerade einmal 39 Quadratmeter Wohnraum. In der Londoner City muss man

sich um denselben Preis mit gerade einmal elf Quadratmetern zufrieden geben. Öster­reich und Deutschland liegen mit 80 beziehungsweise 97 Quadratmetern für 200.000 Euro im Mittelfeld des Rankings. Am meisten Wohnraum für sein Geld bekommt man mit 194, 196 und 276 Quadratmetern in Portugal, Ungarn und Russland. Im Ranking der teuersten Städte liegt Paris der Londoner City mit durchschnittlich 19 Quadratmetern dicht auf den Fersen. Auch Wien liegt hier mit 51 Quadratmetern für 200.000 Euro im Spitzenfeld.

Starke Worte ´´

„Es muss nicht immer die Top-Lage sein.“ Helge Scheunemann,

„Wir brauchen

leistbare Wohnungen. Das erledigt der Markt nicht von selber.“

Head of Research bei Jones Lang La Salle,

Josef Schmidinger, Boss

bricht eine Lanze für Im-

der S-Bausparkasse, ist

mobilien in sogenannten

davon überzeugt, dass

Zweitlagen. Objekte in

hauptsächlich Woh-

deutschen Premiumlagen

nungen benötigt werden,

würden zunehmend rar, was die Zweitlagen teilweise massiv aufwerte. Dies zeige auch

die sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter kosten.

deren Wertentwicklung in den letzten beiden

Gebaut werde aktuell aber vieles um zwölf Euro

Jahren.

pro Quadratmeter oder mehr.

72 ° GELD-MAGAZIN – September 2016

Zahlenspiel

1.500

Exit. Die S IMMO AG hat Mitte August Verträge über den Verkauf eines Teils ihres deutschen Wohnportfolios an das von Deutsche Investment verwaltete Sondervermögen „Deutsche Investment Wohnen III“ gemeinsam mit der EB Group abgeschlossen. Gegenstand der Transaktion sind etwa 1500 Wohneinheiten in Berlin und in Hamburg. Dies entspricht flächenmäßig rund einem Drittel des deutschen Wohnportfolios beziehungsweise etwa 20 Prozent des gesamten Deutschland-Portfolios der S IMMO. Durch den Verkauf realisiert die S IMMO für diesen Teil des Portfolios die bisher erzielten Wertsteigerungen. Die Transaktion führt bei Closing, nach Abzug von Kreditfinanzierungen, zu einem Nettozufluss im Konzern von rund 140 Millionen Euro. „Wir haben diese Immobilien großteils vor neun Jahren gekauft und seitdem gut damit verdient. Es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer zyklusorientierten Strategie, in hohen Marktphasen auch einmal Kassa zu machen“, kommentiert der CEO der S IMMO, Ernst Vejdovszky.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

Kein Schnäppchen. Der im Sommer ver-

Staatsform Parlamentarische Monarchie Hauptstadt London Amtssprache Englisch sowie Regionalsprachen Staatsoberhaupt Elizabeth II. Regierungschef Theresa May Fläche 243.820 km2 Einwohner etwa 64,6 Millionen Bevölkerungsdichte rund 264,95 pro km2 Währung Pfund Sterling Kfz-Kennzeichen GB Internet-TLD .uk Internat. Telefonvorwahl +44 Staatsgründung 1707 Nationalfeiertag Jeweils zweiter Samstag im Juni Größte Städte London, Birmingham, Glasgow, Liverpool, Leeds, Sheffield Verwaltungsgliederung Unterschiedlich in den vier Landesteilen England, Wales, Schottland und Nordirland Nachbarstaaten Irland Höchste Erhebung Ben Nevis (Schottland, 1345 m)


KOLUMNE

TRIVIUM GMBH

Pensionsvorsorge mit Immobilien

I

ch habe im Laufe des letzten Jahres einige Male über spezielle Formen des Wohnungsinvestments geschrieben. Der Großteil des Immobilieninvestments in Österreich geht aber sicherlich in die „klassische Vorsorgewohnung“. Im Vergleich zu den Bankenzinsen oder den Garantiezinssätzen von Lebensversicherungen sind Wohnungsinvestments jedenfalls von Vorteil. Was bedeutet es aber, in Wohnungen zu investieren? Zu allererst muss man sich bewusst sein, dass ein Investment in eine Wohnung ein langfristiges, relativ illiquides Investment ist. D.h. man sollte dafür Geld verwenden, das man langfristig nicht benötigt. Die ideale Wohnungsgröße für solche Wohnungen ist ca. 40 m², aufgeteilt in eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Solche Wohnungen sind in allen Ballungszentren Österreichs immer nachgefragt. Die Nachfrage wird über

Jahre hinaus höher sein als das Angebot und sie werden nur selten Leerstände haben. Die Kleinheit der Wohnungen garantiert auch bei hohen m²-Mieten eine Leistbarkeit. Für Sie als Investor zählt ausschließlich die m²-Miete. Auf Basis dieser verdienen Sie Ihre Pension. Die meisten Mieter haben ein Budget in absoluter Höhe und rechnen nicht mit m²Mieten. Der Kaufpreis ist ein weiterer wichtiger Parameter für den Erfolg. Es muss immer das Verhältnis zwischen Einkaufspreis und Nettomiete auf den m² gerechnet passen. Um langfristig eine gute Rendite zu erzielen, können Sie natürlich auch die niedrigen Zinssätze für Hypothekarfinanzierungen nutzen und sollten bis zu ca. 70 Prozent Ihrer Wohnung fremdfinanzieren. Bei einer Mietrendite von drei Prozent und einem Fremdkapitalzinssatz von 1,8 Prozent verdienen Sie 1,2 Prozent zusätzlich

auf die Fremdfinanzierung. Auf Ihr eingesetztes Kapital bedeutet das aber zusätzliche 2,8 Prozent. Vorsorgewohnungen bieten natürlich auch den WertsteigerungsMARIO KMENTA, faktor, der etwa die InGeschäftsführer, flation abdeckt. Somit trivium gmbh sind bei fremdfinanzierten Wohnungen echte Renditen zu erwirtschaften, die um die fünf bis sechs Prozent liegen. Solche Renditen sind sehr gut geeignet, um für die Pension vorzusorgen. Viele Vorsorgewohnungs-Spezialisten bieten Service-Pakete, die Ihnen die Arbeit abnehmen. mario.kmenta@trivium.at

12. – 13. Oktober 2016, Wien

&ŝŶĂŶnj 'ĞƐĐŚćŌƐŵŽĚĞůůĞ Drei parallele Fachkonferenzen mit einem gemeinsamen Plenum. Wählen Sie Ihren Schwerpunkt: t &ŝŶdĞĐŚƐ ʹ <ŽŽƉĞƌĂƟŽŶƐƉĂƌƚŶĞƌ ŽĚĞƌ <ŽŶŬƵƌƌĞŶƚ͍ t /ŶƐƵƌdĞĐŚƐ ʹ ŝŶĨĂĐŚ ƵŶĚ ŐƺŶƐƟŐ͍ EĞƵĞ „Erlebniswelt“ am Versicherungsmarkt t WƌŝǀĂƚĞ tŽŚŶďĂƵĮŶĂŶnjŝĞƌƵŶŐ zwischen ZĞŐƵůĂƌŝĞŶ ƵŶĚ /ŶŶŽǀĂƟŽŶ

&ƺƌ ǁĞŝƚĞƌĞ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ŬŽŶƚĂŬƟĞƌĞŶ ^ŝĞ͗ Magdalena Ludl, Customer Service, IIR GmbH E-Mail: anmeldung@iir.at Tel.: +43 (0)1 891 59 – 212

ǁǁǁ͘ŝŝƌ͘ĂƚͬĮŶĂŶnjͲŐĞƐĐŚĂĞŌƐŵŽĚĞůůĞ

Ɛ ƉƌćƐĞŶƟĞƌĞŶ ƐŝĐŚ͗

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

73


VERSICHERUNGPanorama RUMÄNIEN

STARKE WORTE ´´ Land des Monats

„Die Niedrigzinsen sind eine brutale Keule!“ Uniqa-Boss Andreas Brandstetter lässt kein gutes Haar an der Europäischen Zentralbank und ihrer Zinspolitik. Diese übe unvermindert starken Druck auf die Erträge aus den Kapitalanlagen seines Unternehmens aus.

ECKDATEN (Republik Rumänien)

ZUKAUF. Die ERGO Austria International AG

und die ERGO Versicherung AG haben 100 Prozent der Anteile des rumänischen Schadenund Unfallversicherers Credit Europe Asigurari Reasigurari S.A. erworben. ERGO Österreich ist bereits seit 2010 mit der Lebensversicherungs-Gesellschaft ERGO Asigurari de Viata in Rumänien vertreten. Die Parteien haben Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart. Die Produktpalette der neuen ERGO-Tochter mit Sitz in Bukarest umfasst Kfz-, Unfall-, Haushalt- beziehungsweise Eigenheim- und Haftpflichtversicherungen sowie Auslands-Krankenversicherungen. 2015 verzeichnete Credit Europe Asigurari einen Prämieneingang von 9,1 Millionen Euro und nimmt aktuell Platz 16 am rumänischen Markt im Bereich Schadenund Unfallversicherung ein.

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2015) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung

Republik Bukarest Rumänisch Klaus Johannis Dacian Ciolos 237.500 km2 etwa 19,9 Millionen rund 83,8 pro km2 Leu 156,9 Milliarden Euro RO .ro +40 1877 1. Dezember Bukarest, Cluj, Temeswar, Jassy 41 Kreise plus Bukarest Bulgarien, Moldawien, Serbien, Ukraine, Ungarn Moldoveanu (2544 m)

ZAHLENSPIEL

1,2

PRÄMIEN. Laut Statistik des Versicherungs-Branchenverbands Insurance Europe hat jeder Europäer im Jahr 2015 im Durchschnitt 2010 Euro an Versicherungsprämien bezahlt. Insgesamt summieren sich die in Europa geleisteten Bruttoprämien somit auf 1,2 Billionen Euro, was einem Plus von rund 1,3 Prozent im Vergleich zu 2014 entspricht. Auf Österreich und Deutschland entfielen dabei 17,4 beziehungsweise 193,8 Milliarden Euro. Die Kapitalanlagen der insgesamt rund 3700 europäischen Versicherer summierten sich im vergangenen Jahr auf 9,8 Billionen Euro.

... ABER NOTWENDIG. Mögliche Unfälle,

Schicksalsschläge oder gar die eigene Endlichkeit gedanklich zu verdrängen, mag menschlich und somit auch verständlich sein. Klug und vor allem verantwortungsvoll den eigenen Angehörigen gegenüber ist es jedoch keinesfalls, heißt es in einer Aussendung des Österreichischen Verbands Financial Planners. Um für den Fall der Fälle vorzusorgen, gelte es, sich vorausschauend mit diesen Themen auseinanderzusetzen, die sonst wenig beachteten Maßnahmen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in Betracht zu ziehen und rechtzeitig die richtigen

74

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016

Vorkehrungen zu treffen. „In einigen Fällen ist ein Testament ganz besonders wichtig“, ist Rainer Bartusch, Vorstandsmitglied des Verbands, überzeugt und spricht dabei vor allem alleinstehende Menschen, Patchworkfamilien-Mitglieder und Menschen, die in eingetragenen oder auch nicht eingetragenen Partnerschaft leben, an. In

vielen dieser Fälle hat ein plötzliches Ableben Existenz bedrohende Folgen für die Angehörigen. Neben der Formulierung eines Testaments sollte heutzutage auch niemand mehr auf die Errichtung einer Vorsorgevollmacht – die regelt, wer im eigenen Namen Entscheidungen treffen und handeln kann, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage sein sollte – sowie einer Patientenverfügung verzichten. Letztere sollte sinnvollerweise auch im Patientenverfügungsregister des österreichischen Notariats und im Patientenverfügungsregister der österreichischen Rechtsanwälte registriert werden.

CREDITS: Archiv, Photosebia/Shutterstock, Shutterstock

NICHT SCHÖN ...


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

2015

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

6,6 % 4,9 % 4,5 % 4,9 % 3,3 % 4,0 % 2,2 % 3,4 % 2,1 % -0,1 % 1,5 % 3,1 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

4,4 % 4,7 % 8,9 % 5,7 % 3,3 % 5,8 % 4,6 % 3,5 % -7,3 % -1,7 % 7,5 % 4,1 % 2,1 % 4,4 % -2,2 % 3,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

4,2 % 3,5 % 4,2 % 3,7 %

4,5 % 5,4 % 5,8 % 6,1 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

2,0 % 1,4 % 0,5 % -0,8 %

3,1 % 3,2 % 2,7 % 1,4 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

3,6 % 5,4 % 2,9 % 0,9 %

4,4 % 3,6 % 2,0 % 0,3 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,9 % 4,8 % 4,3 % 3,1 %

4,0 % 4,7 % 4,4 % 4,2 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,3 % 4,8 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 3,8 % 7,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 2,8 % 9,0 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 8,5 % 9,8 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten -0,7 % 4,5 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 3,5 % 10,7 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 7,0 % 12,5 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 1,5 % 6,6 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 4,8 % 7,6 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 9,5 % 10,9 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 15,2 % 14,3 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,0 % 5,3 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,6 % 10,2 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 3,4 % 9,8 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 8,1 % 10,2 %

1.1.-31.8.

Ø SEIT START (P.A.)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.08.16

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,49 € 17,02 € 16,11 € 11,35 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

11,92 € 10,76 € 10,01 € 8,52 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

2015 1.1.-31.08.

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %

2,6 % 1,1 % 0,7 % -3,5 % 0,4 %

3,9 % 3,5 % 4,5 % 0,9 % 4,3 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

SEPTEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

75


vorsorge ° Pensionsreform

„Eines der besten Systeme weltweit“ Die ÖVP will sich das heimische Umlageverfahren nicht schlechtreden lassen. Anpassungen sind laut August Wöginger, Sozialsprecher der Partei, dennoch notwendig – etwa bei den Invaliditätspensionen, auch eine ­Erleichterung des „Pensionssplittings“ sei zielführend. Harald Kolerus n dieser Stelle kamen bereits Vertreter der Opposition sowie der SPÖ mit Vorschlägen zur Stärkung unseres Pen­ sionssystems zu Wort. Heute ist die Reihe an der ÖVP bzw. deren Sozialsprecher ­August Wöginger. Was sind nun die Kernforderun­gen der ÖVP für eine nach­ haltige Pensionsreform? Der Experte führt aus: „Wir haben ein sehr gutes Pensions­sys­ tem nach dem Umlageprinzip. Es ist aber immer wieder erforderlich, Anpassungen – v.a. zur Sicherung für die künftigen Genera­ tionen – vorzunehmen. Wichtige Kern­ punkte des Pensionspaketes vom Februar dieses Jahres bilden maßgebliche Nach­ schärfungen bei den Invaliditätspen­sionen und Rehabilitationsmaßnahmen sowie der Wiedereingliederung von Arbeitneh­ merinnen und Arbeitnehmern nach langer Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer oder physischer Erkrankungen.“ Der Fokus wird laut dem Experten verstärkt auf der nachhaltigen Festigung und Erhöhung der Arbeitsfähigkeit mit dem Ziel des längeren Verbleibs im Arbeitsleben und der sanften Reintegration in den Arbeitsmarkt liegen. Pensionssplitting Wöginger fährt fort: „Durch eine Er­ leichterung und Ausweitung des ,Pensions­ splittings‘ können wir eine familienpoli­ tische Maßnahme setzen und dem Eltern­ teil, der sich der Kinderbetreuung widmet, zu einer höheren Pension verhelfen. Für un­ sere Familien konnte zum Beispiel auch eine zusätzliche wesentliche Verbesserung bei der Anrechnung von Kindererziehungs­ zeiten – bis zu 96 Monate – für ab 1955 ge­ borene Frauen erreicht werden. Personen, die in ihrem Arbeitsleben nur wenig Ein­

76 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

„Wichtig ist es, die Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmer zu erhöhen“ August Wöginger, ÖVP

kommen hatten, obwohl sie mindestens 30 Beitragsjahre gearbeitet haben, sollen in Zukunft auch mehr Pension erhalten, in Form einer Erhöhung der Ausgleichszulage auf 1.000 Euro für Alleinstehende.“ Für ­längeres Arbeiten über das gesetzliche Pen­ sionsantrittsalter hinaus werden die Arbeit­ nehmerinnen und Arbeitnehmer künftig auch finanziell belohnt – wer länger arbei­ tet, wird auch in Form eines Bonus mehr bekommen. Kritik der Opposition Die Opposition spricht wiederum von unzureichenden Vorschlägen der Regie­ rung. Die Neos meinen sogar, unser Pen­ sionssystem sei „schrottreif “. Was hält Wö­ ginger von solchen Aussagen? „Gar nichts. Wir haben eines der besten Pensionssys­ teme der Welt. Woran es fehlt, ist die Nach­ haltigkeit im System und die Finanzierbar­ keit, wenn ab 2020 die Babyboomergenera­ tion ins pensionsfähige Alter kommt“, so der Experte. Für ihn ist es wichtig, dass die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhöht wird: „Sehr er­ folgreiche Instrumente sind Altersteilzeit und Teilpension. Warum? Weil mit diesen Instrumenten ein langsames Ausgleiten aus dem Erwerbsleben ermöglicht wird und

weil man das System dadurch an die Le­ bensrealitäten angepasst hat – mit 60 ist man nicht mehr so leistungsfähig wie mit 30 Lebensjahren. Entscheidend wird sein, dass man für längeres Arbeiten auch eine deut­ lich höhere Pension bekommt.“ Harmonisierung Oft wird auch die Harmonisierung des Pensionssystems gefordert, v.a. in Bezug auf Sonderrechte von (Landes-)Beamten, Na­ tio­nalbankern oder Mitarbeitern von So­ zialversicherungsträgern. Was ist dagegen einzuwenden? Dazu Wöginger: „Hier wer­ den zwei Systeme angesprochen. Sonder­ pensionen in Betrieben wurden nach ver­ fassungsrechtlichen Möglichkeiten bereits eingegrenzt. Im gesetzlichen Pensionssys­ tem wurde die Harmonisierung bereits 2003 eingeleitet. Landes- und Gemeindebediens­ tete sind harmonisiert und sind im gleichen allgemeinen einheitlichen Pensionssystem, das auch für Arbeitnehmerinnen und Ar­ beitnehmer in der Privatwirtschaft gilt. Das Land Oberösterreich z.B. war eines der ­ersten Länder, die das umgesetzt haben. Nur die Stadt Wien ist säumig und wir fordern vehement Maßnahmen ein – leider sind Bürgermeister Häupl und die SPÖ hier aber nicht zu bewegen.“ Bundesbedienstete sind wiederum bereits im Allgemeinen Pensions­ gesetz harmonisiert, haben aber eine ge­ wisse Übergangsbestimmung je nach Alter und/oder Eintritt in den Bundesdienst, die im Auslaufen sind. „In bestehende Pensio­ nen kann man aber schwer eingreifen, das ist verfassungsrechtlich fast nicht durch­ setzbar und entspricht auch nicht dem so­ genannten Vertrauensschutz“, so Wöginger abschließend.

credit: beigestellt

A


Insurance Innovation Day veranstaltung

Impulse und Inspirationen aus der Welt der Versicherungsbranche

R

oboter, selbstfahrende Autos, Smart Homes sowie die Versicherungsbranche der Zukunft waren die Themen beim Insurance Innovation Day am 6. September in Wien. THE MAGIC OF INNOVATION (MOI) wurde für trendbewusste Manager der österreichischen Versicherungsbranche geschaffen, die bereit sind, die Erwartungen der Generation-Y/ „Digital Natives“ zu verstehen. „Die Kundenerwartungen in der Versicherungsbranche steigen tagtäglich. Es ist also wichtig zu wissen, welche Trends die Zukunft bestimmen werden und wie man als Versiche-

rer erfolgreich Strategien dafür entwickelt, um neue Chancen, Trends und Lösungen schnell und systematisch zu finden“, so Initiatorin ­Erika Krizsan und Managing Director der Insurance Factory. Das Thema „Connected World“ wurde dieses Jahr mit einem kreativen Tag verbunden. Neue versicherungs­relevante Trends haben Branchenexperten wie Munich Re, Swiss Re, Zürich Versicherung und Nürnberger Versicherung vorgestellt. Top-Referenten haben Einblicke in ihre erfolgreichen Strategien gegeben und bei den Innovation Boxes wurde die Versicherungswelt von morgen vorgestellt.

Auf die Fragestellung „Wie die Zukunft der Versicherungs­branche aussehen wird?“ wurden zahlreiche kreative Objekte aus Lego gebaut, die spannendsten Werke wurden im Anschluss an die Veranstaltung gekürt. Let´s innovate 2017!

www.care.at IBAN AT77 6000 0000 0123 6000

Erika Krizsan, Managing Director, Insurance Factory

www.magicofinnovation.eu


versicherung ° Pensionsvorsorge

„Wunschkonzert“ der Experten

D

er demografische Wandel stellt die erste Säule – das Umlageverfahren – unserer Altersvorsorge vor erhebliche Herausforderungen. Die Politik steuert bereits entgegen, allerdings zu zögerlich und von der Wählerklientel der einzelnen Parteien zu stark beeinflusst, meinen manche Experten. Welche Wünsche hat nun die Versicherungswirtschaft an den Gesetzgeber, um unseren Pensionen eine solidere Basis zu verleihen?

Drei-SÄULen-MODeLL StÄrKen Heinrich Plametzberger, Leiter des Aktuariats Leben bei der Helvetia Versicherung in Österreich, möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass sowohl das staatliche System, als auch die private Vorsorge ihre Berechtigung haben: „In einigen Ländern gibt es das Bestreben, vom Umlageverfahren wegzukommen. Das halte ich für wenig intelligent, die beiden Systeme machen parallel eingesetzt durchaus Sinn.“

Was die Effekte von Steuererleichterungen im Bereich der privaten Altersvorsorge betrifft, zeigt sich Plametzberger etwas zurückhaltend: „Solche Maßnahmen sind vor allem für jene Menschen interessant, die schon über ein gewisses Kapital verfügen und sich Vorsorge bereits leisten können. An der breiten Masse würden Steuererleichterungen vielleicht vorbeigehen. Deshalb halte ich Förderungen und Prämien mit Fixbeträgen für den richtigen Weg, ähnlich wie bei dem Instrument der Zukunftsvorsorge.“ Laut Prokurist Wolfgang Menghin von der Nürnberger Versicherung Österreich sind Steuererleichterungen bzw. nachgelagerte Förderungen wiederum ein probates Mittel, um den Anreiz für eine nicht staatliche Pensionsvorsorge zu erhöhen: „Über Jahrzehnte wurde die Förderung der privaten Vorsorge im Rahmen der Sonderausgaben reduziert. Mit letzter Steuerreform wurde dieser Steuervorteil ausgleitend auf null gesetzt und damit völlig eliminiert.“

ENtWICKLuNG DEr pENsIoNsbEItrÄGE (in prozent des bruttolohns) Basismodell

Variante 1 (Antrittsalter 65 ab 2020) Variante 2 (Antrittsalter steigt um 3 Monate im Jahr)

40%

36,71%

Beitragsrate

35%

31,82%

30% 25%

21,62%

20% 15%

2060

2055

2050

2045

2040

2035

2030

2025

2020

2015

2012

10%

Der Staat muss zu den Pensionen immer mehr zuschießen, hier gemessen am Bruttolohn. Quelle: Agenda Austria

78

° GELD-MAGAZIN – sEptEMbEr 2016

Alle Experten sind sich jedenfalls darin einig, dass Reformbedarf herrscht. Dazu meint Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe: „Wir sehen großen Aufholbedarf bei der betrieblichen und privaten Vorsorge, ein Ausbau der zweiten und dritten Säule ist absolut notwendig.“ Laut einer aktuellen Studie der Allianz Gruppe liegt Österreich bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge weltweit im untersten Drittel. Das belegt auch der von der Allianz entwickelte Retirement Income Adequacy Indikator (RIA); dieser bewertet 49 Länder nach der Angemessenheit des Alterseinkommens ihrer Pensionistinnen und Pensionisten. Dabei analysiert er das Einkommen aus staatlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge sowie weitere Indikatoren wie etwa finanzielle Vermögenswerte, Immobilienbesitz, die im Alter relevanten Ausgaben für die Gesundheitsversorgung sowie das Pensionseintrittsalter und die Lebenszeit in der Pension. Die bestbewerteten Länder sind die Niederlande, Dänemark und Norwegen. Littich: „Sowohl die erste als auch die zweite und dritte Säule der Top-Pensions-Länder sind gut ausgebaut, die Bevölkerung verfügt über ein hohes Vermögen. Zusätzlich sind die Ausgaben für Gesundheit im Alter relativ gering und Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit sind erfolgreich. Ziel sollte es in Österreich sein, das Pensionssystem nachhaltig zu sichern – um den Generationenvertrag aufrechtzuerhalten, muss es angepasst werden. Im Schnitt steigt die Lebenserwartung hier zu Lande um drei Monate pro Jahr.“ Grundsätzlich sieht der Experte die Brückenpension, die auf ein sinnvolles Zusammenspiel aus erster, zweiter und dritter

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass das staatliche Pensionssystem vor einer Zerreißprobe steht: Die Menschen werden immer älter, die Geburtenjahrgänge fallen hingegen schwach aus. Wie lässt sich das Umlageverfahren retten und alternative Vorsorgeformen stärken? Das GELD-Magazin hat bei renommierten Harald Kolerus Versicherungsgesellschaften nachgefragt.


Pensionsvorsorge

° versicherung

„Wir sehen großen Aufholbedarf bei der betrieblichen und privaten Vorsorge“ Wolfram Littich, Allianz

Säule setzt, als nachhaltige Lösung für das Pensionssystem: „Kapitaldeckung (zweite und dritte Säule, Anm.) und Umlageverfahren im Schulterschluss bieten die ideale Lösung zur Kombination der Systeme: Budgetlücken der öffentlichen Hand werden mit durchgehenden Beitragsleistungen bis zum gesetzlichen Pensionsalter geschlossen.“ Die Brückenpension zwischen gesetzlichem und tatsächlichem Pensionsantrittsalter wird durch kapitalgedeckte Vorsorge finanziert. Der entscheidende Punkt: Die Brückenpension selbst finanziert die Sozialversicherung, der Bürger kann nach seinem selbst gewählten Pensionsantritt Beiträge in die Sozialversicherung einzahlen, die sich aus dem bis dato aufgebauten Kapitalstock aus der zweiten und dritten Säule speisen, und zwar bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter. „Dies führt zu einer Planbarkeit der Einkünfte für die Sozialversicherung: Wird das gesetzliche Pensionsantrittsalter erreicht, erhält der Bürger Leistungen aus der ersten, zweiten und dritten Säule – und hat durch diese Kombination eine gute Voraussetzung, seinen Lebensstandard abzusichern und ist zusätzlich für den Pflegebedarf bestens gerüstet. Die Pensionszahlungen erfolgen lebenslang – auch aus der zweiten und dritten Säule“, so Littich. fÖrDerUngen gefragt Auch Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, hat viele Ideen, um die Pensionsvorsorge robuster zu gestalten: „Es gibt zwei Schrauben, an denen Regierungen drehen könnten, um die private Altersvorsorge attraktiver zu machen. Das würde einerseits über Förderungen und Steuererleichterungen funktionieren. Etwa so, wie das bei

der Zukunftsvorsorge (ZUV) schon einmal 2003 gemacht wurde, allerdings müsste auch das Regelwerk an das wirtschaftliche Umfeld angepasst werden. So wie die Rahmenbedingungen bei der ZUV aktuell gestaltet sind, ist das Produkt nicht sinnvoll umzusetzen.“ Andererseits seien die niedrigen Zinsen zu nennen: „Hier könnten die Zentralbanken an der Zinsschraube drehen und diese wieder langsam anheben. In einem derart niedrigen Zinsumfeld, wie das aktuell der Fall ist, stellt sich sehr bald die Frage, ob klassische Lebensversicherungen überhaupt noch angeboten werden können“, erklärt Eichler. SchattenDaSein fÜr BetrieBLiche Gefordert wird von manchen Experten auch der Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge (BAV). Kritisiert wird etwa, dass kein lohnsteuerpflichtiger Vorteil für Arbeitnehmer besteht. Eichler dazu: „Es stimmt, dass die BAV oft ein Schattendasein führt. Allerdings ist hier das Problem für Versicherungen ähnlich wie bei den klassischen Lebensversicherungen für Privatpersonen. In einem Zinsumfeld, in dem bereits Negativzinsen für Staatsanleihen anfallen, ist es praktisch unmöglich, ein Produkt zu gestalten, das für beide Seiten Vorteile bringt.“ Der Experte verweist auch darauf, dass es bei den bisherigen Regelungen, speziell was die Gehaltsumwandlung oder Zukunftssicherung betrifft, seit 30 Jahren keine Erhöhung der Beitragsgrundlage gegeben hat: „Das heißt, die Inflation wurde nie berücksichtigt. Die Beiträge, die umgewandelt werden können, sind demnach viel zu gering.“ Dennoch gibt es Fortschritte, wie Wolfgang Ortner, Leiter der Abteilung

„Es scheint fair, den Pensionsantritt an die steigende Lebenserwartung anzupassen“

Peter Eichler, Uniqa

„Sicherheitsbedürfnis und der Wunsch nach Garantien sind stark ausgeprägt“ Wolfgang Ortner, Generali

„Wir sehen, dass immer Jüngere die Prämienpension als Einstieg abschließen“

Christine Dornaus, Wiener Städtische

„Wir wollen eine stärkere Verankerung der betrieblichen Vorsorge in Kollektivverträgen“ Andreas Zakostelsky, Pensionskassenobmann

sEptEMbEr 2016 – GELD-MAGAZIN °

79


versicherung ° Pensionsvorsorge

Lebensversicherung der Generali, zu berichten weiß: „Die BAV hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt, wenngleich noch deutliches Wachstumspotenzial gegeben ist. Unternehmer wie auch Mitarbeiter setzen sich zunehmend mit diesem Thema auseinander. Bei der Gestaltung einer BAV-Lösung sind sehr viele Aspekte zu berücksichtigen. Betriebliche, kollektivvertragliche und steuer­liche Themen sollten in die Überlegungen einfließen. Von gesetzlicher Seite ist eine Anpassung der Förderungen an das aktuelle Preis- und Gehaltsniveau ein Gebot der Stunde, um einer langfristigen Absicherung in Anbetracht einer stets steigenden Lebenserwartung Rechnung zu tragen.“ Ins gleiche Horn stößt Christine Dor­ naus, Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung: „In Österreich ist es nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich, Bruttogehalt in betriebliche Vorsorge umzuwandeln. Dafür wäre eine Gesetzesänderung analog zu Deutschland notwendig.“ Der Vorteil

° Pensionsautomatismus Unter dem Pensionsautomatismus versteht man die automatische Koppelung des Pen­ sionsalters an bestimmte demografische und wirtschaftliche Faktoren. Für die politischen Parteien ist dieses Instrument schon lange zu einem Zankapfel geworden. Auch in der Regierungskoalition sorgt es für Zwistigkeiten: So lehnt die SPÖ das Modell als „herzlosen Automaten“ ab und meint, dass damit nicht flexibel genug auf Veränderungen der Wirt­ schaftslage reagiert werden könnte; die ÖVP glaubt das nicht und macht sich wiederum für den Automatismus stark. Unterstützungen erhalten sie in diesem Punkt etwa von den Neos. Die Grünen wollen das österreichische Pensionssystem auf gänzlich neue Beine stellen, ihr Modell sieht unter anderem eine individuelle Grundpension für alle über 65 und eine ergänzende Erwerbspension vor. Die FPÖ hat wiederum vor allem Beamten- und „Luxus“-Pensionen ins Visier genommen und fordert eine Harmonisierung aller Systeme.

80 ° GELD-MAGAZIN – september 2016

dabei wäre, dass die Versteuerung erst in der Pensionsphase und damit in einer niedrigeren Progressionsstufe stattfinden würde. „In vielen europäischen Ländern haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Recht, von ihrem Dienstgeber zu verlangen, dass Gehaltsbestandteile für ihre Altersvorsorge verwendet werden. Die Bereitschaft wäre auch in Österreich sehr hoch, wenn der Gesetzgeber das ermöglichen würde – diese Maßnahme würde wirklich etwas auf diesem Sektor bewegen!“, so die Expertin. Für eine Stärkung der BAV spricht sich auch Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen in Österreich, aus: „Wir setzen uns etwa dafür ein, dass Firmenpensionen vermehrt in Kollektivverträgen verankert werden. Das bringt allen Beteiligten – Arbeitgebern und Arbeitnehmern – sowie der Volkswirtschaft klare Vorteile.“ Zakostelsky strebt weiters für die nächsten fünf Jahre eine Verdoppelung der Zahl der Österreicher mit Pensions­ kassenlösungen von derzeit rund 23 auf 50 Prozent an. Sicherheit gefragt Wie sollte nun ein Produkt für die private Vorsorge idealerweise gestaltet sein, um für eine attraktive Rendite zu sorgen und die Sicherheit nicht außer Acht zu ­lassen? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Zukunftsvorsorge Neu? Dornaus: „Die staatlich geförderte Prä­ mienpension ist die Basisabsicherung fürs Alter – schon ab 25 Euro pro Monat kann hier vorgesorgt werden. Wir sehen, dass immer Jüngere die Prämienpension als Einstieg abschließen. Wenn mehr Geld vorhanden ist, dann kann eine klassische oder auch fondsgebundene Lebensversicherung gewählt werden. Alle diese Produkte haben den Vorteil, dass nur sie eine lebenslange Rente garantieren.“ Ortner meint zu dem Thema: „In Österreich sind das Sicherheitsbedürfnis und der Wunsch nach Garantien stark ausgeprägt. Die Generali bietet daher als Basisabsicherung für den Kunden auch 2016 eine klassische Lebensversicherung mit garantiestützender Gewinnbeteiligung an. Da es

weiterhin eine Veranlagung im klassischen Deckungsstock gibt, hat der Kunde immer noch ein Produkt mit hoher Sicherheit und einer konservativen Veranlagung mit allen Vorteilen einer klassischen Lebensversicherung.“ Mit dem Generali LifePlan – einer fondsorientierten Lebensversicherung mit wählbarer klassischer und fondsgebundener Veranlagung – haben Kunden wiederum die Möglichkeit, eine Lebensversicherung, je nach gewähltem Anteil der klassischen Veranlagung teilweise oder zur Gänze ohne Garantiezins, abzuschließen und damit die Chance auf höhere Erträge zu wahren. HeiSSes Eisen Private und betriebliche Vorsorge sind also richtig und wichtig. Was das Umlageverfahren betrifft, beschert seit Jahren besonders ein Thema heftige politische Diskussionen: Der sogenannte Pensionsautomatismus (siehe Kasten links). Bei den Versicherungsexperten stößt er überwiegend auf Zustimmung. Uniqa-Chef Eichler meint: „Das ist eine politische Frage, die letztlich auch von der Politik zu entscheiden ist. Sachlich gesehen ist klar, dass eine Anhebung des Pensionsalters zu einer Entlas­ tung des Systems führt – vorausgesetzt, es gibt genug Beschäftigung, was aufgrund der geringen Geburtenrate nicht unwahrscheinlich ist. Es erscheint aber auch logisch und fair, den Pensionsantritt an die steigende Lebenserwartung anzupassen. Wenn dies durch einen Automatismus geschieht, kann diese an sich sachliche Frage aus der Tagespolitik herausgehalten werden.“ Dornaus fügt hinzu: „Der Automatismus würde das System natürlich entlasten. Die Frage ist aber, ob so etwas gesellschaftspolitisch gewünscht ist oder nicht. Als ­Versicherer haben wir dazu keine Präferenz. Wichtig ist uns, dass das Vertrauen in die gesetzliche Altersvorsorge vorhanden und das auch gerechtfertigt ist.“ Auch Littich meint abschließend: „Ein ­Automatismus, der demografische Faktoren berücksichtigt und unabhängig von Ideo­ logie funktioniert, wäre wünschenswert für die erste Säule.“


Helicopter money

WISSEN

Wenn das Geld vom Himmel fällt Die Diskussion um sogenanntes Hubschrauber-Geld zieht weite Kreise – worum handelt es sich bei diesem ominösen geldpolitischen Instrument? Viele Experten sehen es als extrem gefährlich an und fürchten durch ­seinen tatsächlichen Einsatz den Ausbruch von Hyperinflation. Andere Ökonomen können sich mit Helicopter Money in Zeiten schwerer wirtschaftlicher Krise hingegen durchaus anfreunden. Harald Kolerus

credit: Shutterstock

V

orweg: Natürlich hat niemand ernsthaft die Absicht, Banknoten massenweise per Hubschrauber abzuwerfen. So eine Aktion wäre nicht wirtschaftspolitischer Natur, sondern hätte wohl eher Mord und Totschlag zur Folge. Der Begriff Helikopter-Geld bzw. Helicopter Money wurde erstmals in den späten 1960er-Jahren vom US-Wirtschaftswissenschafter Milton Friedman geprägt. Er erstellte ein Gedankenexperiment mit der Frage, was geschehen würde, wenn eine Zentralbank das von ihr gedruckte Geld mit einem Helikopter über den Bürgern einer Muster-Gemeinde abwerfen würde. Friedmans theoretisches Beispiel wurde später zur Metapher für eine gezielte zins- und kreditlose Ausweitung der Geldmenge. Es handelt sich bei Helicopter Money also um die bildhafte Darstellung für ein geldpolitisches Konzept: „Es betrifft einen besonderen Fall der Ausweitung der Geldmenge durch Geldschöpfung. Dabei wird das neu geschaffene Zentralbankgeld nicht wie bei der quantitativen Lockerung an die Banken gegen Anleihen, sondern direkt an Staat oder Bürger ausgezahlt. Ziel die-

ser extremen Form expansiver Geldpolitik ist es, durch vermehrte Konsumausgaben die Wirtschaft anzukurbeln, ein angestrebtes Inflationsziel zu erreichen bzw. Deflation zu vermeiden oder zu vermindern“, heißt es dazu recht treffend auf Wikipedia. Nur klingt das alles jetzt doch recht abstrakt und theoretisch. In der praktischen Umsetzung könnte das „Helikopter-Konzept“ wie folgt aussehen: Eine Zentralbank wirft die Druckerpresse an und kauft dafür ausgiebig Staatsanleihen. Der Clou dabei: Die Zentralbank verlangt das Geld vom Staat ganz einfach nicht zurück, weshalb dieser sein Defizit bzw. seinen Schuldenberg nicht weiter erhöhen muss. In abgeschwächter Form besteht auch die Möglichkeit, dass die Zentralbank sehr langfristige Anleihen (etwa über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg) zu einer Verzinsung von null kauft. Staaten oder öffentliche Kreditgeber wie die Europäische Investitionsbank könnten sich somit extrem günstig verschulden und das freie Kapital direkt in die Wirtschaft pumpen. Als Möglichkeiten bestehen hierfür etwa groß angelegte Investitionen in die Infrastruktur oder Steuersenkungen. So mancher Ökonom kann diesem Konzept durchaus etwas abgewinnen, vor allem in Zeiten schwerer Krisen. Tatsächlich wurde Helicopter Money (auch wenn es offiziell nie so bezeichnet wurde) schon in unterschiedlichen Spielarten „abgeworfen“. In Japan etwa, um die Defla­ tionsspirale aufzuhalten und die Wirtschaft anzukurbeln. Allerdings waren die Erfolge in Japan bescheiden, wobei sich die Frage stellt, wie sich die Situation ohne Helicopter

Money entwickelt hätte. Im Europa der Zwischenkriegszeit brach etwa in Österreich und Deutschland wiederum Hyperinflation aus – die größte Gefahr des HubschrauberGeldes. Gefährliches Spiel Es handelt sich also um ein durchaus umstrittenes Instrument – so schrieb etwa vor Kurzem Michael Heise, Chef-Ökonom der Allianz SE, auf der Plattform projectsyndicate.org: „Auch die Politik der monetären Staatsfinanzierung hat Kosten, und zwar hohe. Eine unbeschränkte Monetisierung der Staatsschulden untergräbt die Glaubwürdigkeit des Papiergeldsystems. Langfristig ist das nicht nur ein Risiko, sondern Gewissheit.“ Der Experte meint, dass, sobald das Tabu der monetären Finanzierung der Staatsverschuldung durch Hubschrauber-Geld gebrochen sei, wohl jede Zentralbank Schwierigkeiten hätte, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. „Politische Entscheider würden sie (die Zentralbanken, Anm.) immer dann unter Druck setzen, Geschenke zu verteilen, wenn es in ihren Wahlkalender passt“, so Heise. Der Experte schließt seine Analyse mit warnenden Worten: „Auch Helikopter-Geld hat also seinen Preis, und zwar einen unverhältnismäßig hohen. Zentralbanken sollten sich aus der Finanzierung von Staatsschulden heraushalten. (...) Nachhaltiges Wachstum benö­ tigt günstige Investitionsbedingungen, ein gutes Bildungssystem und offene, konkurrenzfähige Märkte und nicht endlose monetäre Anreize. Die für die Geldpolitik Verantwortlichen sollten diese rote Linie verteidigen und sich eindeutig von jeder Art des Helikopter-Geldes distanzieren.“

september 2016 – GELD-MAGAZIN ° 81


NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

SOS EUROPA Gottfried Heller/ Ulrich Horstmann /Stephan Werhahn Finanzbuchverlag. 286 Seiten.

Welchen Weg wird Europa in Zukunft bestreiten? Diese Frage beschäftigt jedermann, vom „kleinen“ Bürger bis zum Spitzenpolitiker, vor allem angesichts von schier überbordenden Problemen wie Terrorismus, Flüchtlingsströmen und wirtschaftlicher Flaute. In „SOS Europa“ aus dem Finanzbuchverlag versuchen die Autoren Antworten abseits von Populismus und Panikmache zu finden. Im Untertitel heißt das vorliegenden Werk bezeichnenderweise auch „Wege aus der krise – ein Kompass für Europa“. Dabei wird nicht der Fehler begangen, den Kontinent bzw. seine Probleme isoliert zu betrachten. So wird natürlich auf die Flüchtlingsproblematik und den Krieg in Syrien eingegangen. Mit Kritik wird jedenfalls nicht gespart, so schreibt etwa Stephan Werhahn: „Es fehlt auf europäischer Ebene ein konsequentes marktwirtschaftliches Konzept mit sozialer Verantwortung für die wirklich Bedürftigen. Zentralistische Verteilung der Mängel reicht nicht aus!“ Werhahn spricht sich weiters für gezielte Einwanderungund die Sicherung von Fachkräften aus. Dabei führt er ins Treffen, dass emotionalisierende Zerrbilder pragmatische Lösungsmöglichkeiten für integrationswillige Immigranten erschweren würden.Gleichzeitig bezeichnet er eine „undifferenzierte, übertrieben inszenierte und regierungsseitig gesteuerte Willkommenskultur“ als fragwürdig. Sie würde falsche Migrationsanreize schaffen. In einem Gastbeitrag bezweifelt wiederum Günter Ederer, dass durch Einwanderung die Lücke geschlossen werden könnte, die sich durch die niedrige Geburtenrate öffnet. Stoff für Diskussionen ist also reichhaltig vorhanden.

82

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2016

Nicht jedermann ist die Familie SchmidSchmidsfelden ein Begriff, obwohl sie über 300 Jahre in Österreich Unternehmensgeschichte schreibt. Das Buch versteht sich deshalb auch als Ehrung dieser Familie, die sich in der Metallverarbeitung einen guten Namen gemacht hat. Ausgehend davon wird die Bedeutung von Familienunternehmen für die heimische Wirtschaft beleuchtet. Welche Werte Familienunternehmen prägen, spielt dabei eine herausragende Rolle. Aber worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Familienund Nicht-Familienunternehmen? Laut der Dachorganisation Family Business-GEEF sollte unter anderem folgendes Kriterium erfüllt werden: Der Großteil der Entscheidungsrechte obliegt der natürlichen Person (Personen), von denen das Unternehmen gegründet oder das Aktienkapital erworben wurde, bzw. deren Ehepartnern, Eltern, Kindern oder direkten Erben. Bei der weiteren Unterscheidung sind wir sehr schnell wieder bei den Werten angelangt. Dazu heißt es im Buch: „Das ureigenste Werteverständnis einer Familie hat demnach starke Auswirkungen darauf, welche Verhaltensweisen innerhalb des Unternehmens als akzeptabel oder inakzeptabel empfunden werden. Werte beeinflussen die zentralen strategischen Entscheidungen der Familie, die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur, das Engagement des Firmeninhabers und den Führungsstil.“ Gemeinhin werden die Werte in Familienunternehmen als nachhaltig bezeichnet, was dabei helfen kann, zu Spitzenleistungen anzuregen und der Abeit einen Sinn zu geben.

FAMILIENUNTERNEHMEN Charlotte Natmeßing/Veit Schmid-Schmidsfelden (Hrsg.) Manz Verlag. 232 Seiten.

DER REICHSTE MANN DER WELTGESCHICHTE. LEBEN UND WERK DES JAKOB FUGGER Greg Steinmetz. Finanzbuchverlag. 302 Seiten.

Wer ist bzw. war eigentlich der reichste Mensch der Welt? Viele würden jetzt vielleicht auf Bill Gates, Warren Buffett oder John D. Rockefeller tippen. Auch der Name Rothschild darf in dieser illustren Runde nicht fehlen. Doch falsch geraten: Greg Steinmetz identifiziert in vorliegendem Werk Jakob Fugger als den reichsten Mann der Weltgeschichte. Der Bankier residierte in prächtigen Palästen und war laut dem Autor in der Lage, den Verlauf der Geschichte zu beeinflussen. Als Jakob Fugger im Jahre 1525 starb, betrug sein Vermögen knapp unter zwei Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung (die damals freilich noch einen viel höheren Stellenwert hatte als in heutiger Zeit). Kein anderer Krösus konnte und kann Fugger hier das Wasser reichen, wobei er auch als der erste dokumentierte Millionär überhaupt gilt. Jakob Fugger wurde hauptsächlich mit Bankgeschäften und Bergwerken reich, daneben handelte er aber auch mit Textilien, Gewürzen, Juwelen und – man höre und staune – heiligen Reliquien. Darunter sollen sich zum Beispiel Knochen von Märtyrern und sogar Holzsplitter vom Kreuze Jesu befunden haben! Der Autor zeichnet jedenfalls gekonnt die Lebensgeschichte des reichen Fuggers nach und zieht dabei Parallelen in die Gegenwart. So meint Steinmetz, dass die Methoden Fuggers den Kapitalisten für die folgenden 500 Jahre den Weg ebneten. „Wir können in Jakob Fugger leicht eine moderne Gestalt erkennen“, heißt es hier zum Beispiel. Skrupel soll Fugger beim Geldscheffeln wenige gekannt haben. Eine faszinierende Zeitreise und ein Sittenbild.

CREDITS: beigestellt

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