Praxis Gemeindepädagogik: Qualität und Profil

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April – Juni

2015

68. Jahrgang

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PRAXIS GEMEINDEPÄDAGOGIK

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QUALITÄT UND PROFIL


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Unerreichte? Das sind z. B. Mitglieder der evangelischen Kirche, die über einen Austritt schon oft nachgedacht haben; getaufte Menschen, die die Kirche seit Langem verlassen haben; Menschen, die keinerlei religiöse Sozialisation erlebt haben. Die Unerreichten sind eine enorme Herausforderung für unsere Kirche. Ihnen gilt das Evangelium genauso wie denen, die sich in der Kirche zu Hause fühlen, sich engagieren und oft überfordert und frustriert sind. Wie können wir Verbindungen stärken? Wie abgerissene Fäden neu knüpfen? Wie Unbekannte ansprechen? Und wie die Menschen unterstützen, die sich gern engagieren? Und: Gibt es bei all dem einen spezifischen Vorteil regionalen Denkens, egal ob in Ortsgemeinden, in Regionen, an kirchlichen Orten oder in Netzwerken?

»Qualität« und »Gottesdienst« in einem Atemzug auszusprechen, ist ein junges Phänomen. Interesse, Zurückhaltung und Abwehr sind verständliche Reaktionen darauf. Das »Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst« stellt sich der Spannung, die durch die neue Begrifflichkeit im gottesdienstlichen Bereich erzeugt wird. Der vorliegende Band mit Beiträgen von Theologen und Vertretern angrenzender Wissenschaften zeigt, dass die Spannung produktiv aufgenommen werden kann. So legen z. B. Perspektiven aus den Bereichen von Seelsorge, Psychologie und Journalismus überraschende Fährten: Qualitätsentwicklung kann Entlastungsstrategien stark machen, eine ganzheitliche Sichtweise fördern und die Wirksamkeit des Gottesdienstes neu erschließen.

Im Auftrag des Zentrums für Mission in der Region hrsg. von Christhard Ebert und Hans-Hermann Pompe

Im Auftrag des Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst hrsg. von Folkert Fendler und Christian Binder Got tes Güte und menschliche Gütesiegel

Das Evangelium, die Unerreichten und die Region

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Inhaltsverzeichnis

Zugänge

Hintergründe

Matthias Spenn Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Konrad Merzyn Wer Profil hat, hinterlässt Spuren Meditation zum Thema der Ausgabe . . . . . . . . . . . .

Bernd Neukirch Mit Hochglanz in die Schublade? Wenn Leitbilder keine Wirkung entfalten . . . . . . . . .

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Christine Ursel Zum Nach- und Weiterdenken . . . . . . . . . . .

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7

Matthias Spenn Lässt sich aus statistischen Erhebungen etwas für die Praxis lernen? Projekt zur Erhebung von Angeboten und zu den Mitarbeitenden der kirchlich-gemeindlichen Arbeit mit Kindern in der EKBO . . .

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Beate Hofmann Was macht Bildung evangelisch? Eine Suche nach dem evangelischen Profil von Bildung . . . . .

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Dorathea Strichau Qualitätsmanagement – Zumutung und Chance für die Erwachsenenbildung . . . . . . . . . . .

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Christine Ursel Qualität und Profil – warum beides zusammengehört . . . . . . . . . . . . Ralph Charbonnier Kirche qualitätsbewusst gestalten Die Frage nach Qualität, Qualitätsbewusstsein, Qualitätsmanagement in Veränderungsprozessen der Kirche . . . . . .

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Praxis Christian Binder Die eigene Form finden Gottesdienstliches Handeln hilfreich begleiten . . . . . . . .

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Qualität im Gottesdienst Interview mit dem Leiter des Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst in Hildesheim, Dr. Folkert Fendler . . . . . .

Peter Wesenberg Jahresgespräche Gespräche zur Unterstützung der Zusammenarbeit . . . . . .

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Sophie Koenig An Qualität nicht sparen . . . . . . . . . . . . .

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Joachim König Wie gut sind wir eigentlich? Ein Praxisleitfaden zur Qualitätsentwicklung durch Selbstevaluation . . . . . . . . . . . . . . .

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Jean-Louis Gindt Neue Bilder braucht die Bibel . . . . . . . . . . .

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Franziska Schmitzdorf Pfingst-Nachtschicht Generation Y in der Kirche . . . . . . . . . . . . . .

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Denise Scheel Ein Gottesdienst für Dazwischen Konzept für einen anderen Gottesdienst . . . . . . . . .

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Jeannette Lorenz-Büttner »Ich bin dann mal da« Mit dem Projekt »Kofferraum-Kirche« auf unkomplizierte Weise Begegnung ermöglichen . . . . . .

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Matthias Röhm Beten bewegt Eine Gottesdienstidee . . . . . . . . . . . . . . .

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Christine Ursel »... damit es wirklich ankommt!« Anregungen für die Transfersicherung von Bildungsveranstaltungen . . . . . . . . . . . . .

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Zurückgeblättert zum Thema dieses Heftes Profil der ehrenamtlichen Mitarbeit . . . . . . . . . Anne Reichmann Gewinn und Genuss für alle: Sitzungen gut und effektiv leiten . . . . . . . . . .

Materialien Matthias Röhm Werkzeugkasten I Instrumente zu Reflexion, Evaluation, Qualitätsentwicklung . . .

Entwürfe

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Christine Ursel Eine Handvoll Reflexion Anregungen für (Anleitungs-)Gespräche . . . . . . . . . .

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Matthias Röhm Werkzeugkasten II Instrumente zur Profilentwicklung . . . . . . . . . . . . Petra Müller Buchtipps für die gemeindepädagogische Praxis . . . .

Gemeindepädagogisches Forum

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Martin Steinhäuser Christenlehre neu denken? Überlegungen zu einer zeitgemäßen Didaktik der gemeindepädagogischen Arbeit mit Kindern . . . . . .

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Buchrezensionen . . . . . . . . . . . . . . . .

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Exklusiv für Abonnenten: PGP-Ausgaben ab Ausgabe 1/2005 gr atis* unter www.praxis-gemeindepaedagogik.de * Zugriff via personalisiertem Zugriffscode (für Institutionenkunden auch via IP-Adress-Bereich möglich)


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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser!

Matthias Spenn, PGP-Schriftleiter

»Das ist ein gutes Angebot, da können Sie auf jeden Fall hingehen …« – »Das hat mir gar nichts gegeben, war total langweilig …« – »Da weiß man, was man hat …« – »Was machen die eigentlich so …?« – Dies sind Reaktionen, die wir äußern bei der Begegnung mit Dingen oder Personen, bei der Teilnahme an Veranstaltungen und in Prozessen. Es ist ganz normales Feedback: Wertung und Deutung, Abwägen und Gewichten. IST-SOLL-Differenzen veranlassen uns zu subjektiven Qualitätsurteilen. Wir überprüfen, bewusst oder unbewusst, theoretisch begründet oder im Praxisvollzug, was wir für gut und nützlich und was wir für irrelevant oder gar abstoßend halten. Das machen wir beim Einkauf und beim Essen, im Medienkonsum oder in der Schule, in der Kita, im Beruf und in der Freizeit. Auch in der Kirche, im Gottesdienst, bei Gemeindeveranstaltungen, Amtshandlungen, in der Kinder- und Jugendarbeit oder im Glaubenskurs wie auch im Blick auf Strukturen und Gebäude deuten und werten wir. Insbesondere für die Glaubensthematik ist es entscheidend,ob es gelingt, Kommunikation herzustellen und die Relevanz der Glaubensinhalte wie der Glaubenspraxis zu vermitteln. Wenn das gelingt, werden Glaube bzw. Kirche für gut im Sinne von hilfreich und bedeutsam befunden, im anderen Fall als irrelevant und gewissermaßen schlecht. Qualitätsprüfung im Lebensvollzug, am laufenden Band, ist das, was im Hintergrund immer abläuft. Im Blick auf die kirchliche Arbeit und auf die Akteure in Bildungseinrichtungen und kirchlichen Arbeitsfeldern ist das Qualitätsthema vielperspektivisch. Potenzielle Teilnehmende und ihr Umfeld prüfen, ob das Angebot aus ihrer Sicht gut für sie ist; in fachlichen Bezugsdisziplinen und Unterstützungssystemen gibt es Qualitätsstandards; Anstellungsträger und Träger haben Vorstellungen darüber, was sie für gute Arbeit halten; die Mitarbeitenden selbst haben in ihrer persönlichen Motivation wie fachlichen Professionalität Qualitätsvorstellungen; die Gesellschaft und der Staat formulieren in Förderbedingungen Gütekriterien; die öffentliche Meinung und Medien transportieren Urteile; Kirchengemeinden und Interessensgruppen haben mehr oder weniger klare Vorstellungen … Was aber ist entscheidend? Wie und wo werden eventuelle Konflikte in der Qualitätsbeurteilung ausgehandelt? Meinen alle das Gleiche, wenn sie vom Gleichen zu reden meinen? Geht es um Ergebnisqualität, Prozessqualität, Strukturqualität oder Wirkungsqualität? Wie kann objektiv gemessen und bewertet werden? Die Frage nach Qualität und Profil hat für die Akteure auch Schattenseiten: Werde ich den Anforderungen gerecht? Kann ich die Erwartungen – die eigenen an mich wie die Anderer - auch nur annähernd erfüllen? Wie verhalten sich theologische zu fachspezifischen und institutionellen Perspektiven: Was gilt vor Gott, was gilt bei uns Menschen, was braucht die Kirche? Qualität und Profil scheinen als Thema eine trockene Materie zu sein. Wir stellen uns dieser Thematik dennoch – in der Vielperspektivität und Ambivalenz. Wir hoffen, damit zur Diskussion beizutragen darüber, wie die kirchliche Praxis gut werden kann und zugleich das Gute an ihr zu entdecken und entdecken zu lassen, auch in dem entlastenden Sinn der Schöpfungsgeschichte im 1. Mosebuch: »Und Gott sah, dass es gut war.« Mit herzlichen Grüßen aus der Redaktion


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Zugänge

Wir bitten um Beachtung folge

nder Beilagen:

☛ Evangelisches Literaturportal, Göttingen ☛ Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig ☛ Verlag Junge Gemeinde, Stuttgart


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, t a h l i f o r P r n e We r u Sp t s s ä l hinter

Meditation zum Thema der Ausgabe Konrad Merzyn

Wer Profil hat, hinterlässt Spuren und Eindrücke. Gilt das auch für die kirchliche Arbeit? Es galt zumindest sehr konkret, als vor einigen Wochen das Kirchendach in der Nachbarschaft ausgebessert werden musste. Der 60 Tonnen schwere Autokran parkte wenige Stunden auf der Rasenfläche neben der Kirche. Lange genug, um das Profil seiner Räder etwa 40 Zentimeter tief in den Boden einzuprägen. Kleinere Kinder spielten am nächsten Tag in den entstandenen Gräben Versteck. Ob sich Aktivitäten einer Gemeinde wohl ähnlich tief ins Herz eines Menschen einprägen? Ist dafür ein spezielles Profil nötig? Vor allen organisatorischen Überlegungen und zielgruppenspezifischen Angeboten braucht es eine besondere Grundlage: Gottes Profil, das in einem Menschen Spuren hinterlässt. Eindrücke von Gottes Wirken, die zum Erzählen und Handeln anregen: »Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete und uns die Schrift öffnete?« (Lk 24, 32)

Aus solch eindrücklichen Erfahrungen entsteht ein geistliches Profil, eine spezifische Kontur, einmalig wie die Seitenansicht eines Gesichtes. Erst von hier aus lässt sich dann auch weiterfragen nach der Qualität kirchlicher Arbeit. Denn es geht ja bei Qualität aus theologischer und kirchlicher Perspektive nicht um die Herstellung bestimmter Produkte oder um das Erreichen messbarer Resultate, sondern im Kern immer um gelingende Interaktion von Menschen in den verschiedenen kirchlichen Handlungsfeldern. Auf dem Prüfstand stehen damit die Bedingungen für die Möglichkeit konkreter und fruchtbarer Interaktionen von Handelnden. Bevor also sogleich einzelne Reformprojekte in einer Gemeinde angepackt werden, ist zuallererst zu fragen: Was muss gegeben sein, damit Menschen in ihrem Reden und Handeln andere Menschen erreichen können? Wie muss die Kirche organisiert sein, damit Menschen befähigt und befreit werden, mit anderen Menschen so zu interagieren, dass in diesen Handlungsfeldern das Wort Got-

tes geschehen kann? Die Arbeit an der Qualität kirchlicher Arbeit ist deshalb zuallererst in der Förderung solcher Inter­a ktions­möglichkeiten zu suchen. Erst auf diese Weise entsteht Raum für das Handeln Gottes in der Kirche, mit dem wir – im Gegensatz zu rein betriebswirtschaftlich ausgerichteten Organisationen – ja stets rechnen dürfen. Der Autokran stand übrigens in der folgenden Woche noch einmal neben der Kirche. Allerdings nicht mehr auf der Rasenfläche, sondern auf der Straße. OKR Dr. Konrad Merzyn ist im Kirchenamt der EKD zuständig für das Referat Studienund Planungsfragen, die Leitung des Projektbüros Reformprozess sowie den Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus.


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Zugänge

Qualität und Profil –

warum beides zusammengehört Christine Ursel

☛ Qualität Qualitätsversprechen gibt es allerorten: sei es in der Werbung für Bettlaken »in höchster Qualität« zum Sensationspreis im Discounter oder in Internet-Portalen, wo Kundinnen und Kunden die »Qualität« eines Produkts oder einer Dienstleistung bewerten, vom Akkuschrauber bis zum All-inclusive-Urlaub. Auch Kundenrezensionen selbst werden wiederum bewertet. Qualitätssiegel finden sich auf vielen Produkten: Vom »Blauen Engel« für Umweltschutz auf dem Kopierpapier über »Bio-Siegel« auf den Haferflocken und dem »Fair-Trade«-Logo auf der Schokolade, der »TÜV-Plakette« an Fahrzeugen, dem »GS-Zeichen« auf Elektrogeräten, dem Label der »Stiftung Warentest« mit den Bewertungen, Zertifizierungen für Passivhäuser und Arztpraxen, dem »Grünen Gockel« für Kirchliches Umweltmanagement, Akkreditierungen von Studiengängen bis hin zum »Qualitäts-Siegel über geprüfte und ausgezeichnete Fach-Weiterbildung DVWO«.

Auch soziale Arbeit mit ihren vielfältigen Angeboten soll eine hohe Qualität haben – und auch im Bereich der Kirche will sich niemand nachsagen lassen, dass er oder sie nicht auf Qualität achte. Was ist Qualität eigentlich? Joachim König, der in diesem Heft auch einen Beitrag über (Selbst-)Evaluation verfasst hat, beantwortet diese Frage so: Es gibt eine gängige und übliche Definition der Deutschen Gesellschaft für Qualität: »Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts oder einer Tätigkeit, die sich auf die Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse bezieht.« Das klingt zunächst trivial, formalistisch und nichtssagend. Diese Definition macht aber etwas Entscheidendes deutlich: Qualität ist eine relationale Größe, nichts Absolutes, Objektives, an sich Existierendes. Qualität ist immer abhängig von subjektiven Bewertungsmaßstäben, individuellen Bewertungen und Wertorientierungen. Wer definiert diese Erfordernisse? Wer bestimmt, wann sie erfüllt sind und wann nicht?

Und vor allem: Wie lässt sich denn möglichst objektiv, also allgemein verbindlich – etwa für eine Organisation wie die Evangelische Jugend oder Kirchengemeinde, ein Erwachsenenbildungswerk oder eine diakonische Einrichtung – etwas über Qualität und ihre Maßstäbe aussagen? Es gibt zwei Möglichkeiten, eine empirische und eine dialogisch-konsensuale, Letztere kann man auch die politische nennen. Im einen Fall werden subjektive Einzelbewertungen verallgemeinert, das heißt, letztlich im Durchschnitt betrachtet. Qualität ist also umso mehr vorhanden, je häufiger subjektive Bewertungen positiv sind. Klassisches Beispiel hierfür sind die Zufriedenheitsanalysen z. B. unter Besuchern eines Jugendzentrums. Hier entscheidet meist die Kundenseite. Im anderen Fall werden gemeinsame verbindliche Maßstäbe für die Bewertung unter den Beteiligten und Verantwortlichen ausgehandelt. Qualität ist also dann vorhanden, wenn die Mehrheit der Entscheidungsträger dafür ist. Beispiel in diesem


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Kirche qualitätsbe wusst gestalten Die Frage nach Qualität, Qualitätsbewusstsein, Qualitätsmanagement in Veränderungsprozessen der Kirche Ralph Charbonnier

Zwei Aussagen zu Kirche bilden Voraussetzungen zu den weiteren Überlegungen zur qualitätsbewussten Gestaltung von Kirche: Erstens: »Kirche« soll in ihrer konkreten Gestalt, an einem konkreten Ort, zu einer konkreten Zeit möglichst weitgehend ihrem Wesen, ihrer göttlichen Bestimmung entsprechen. Zweitens: »Kirche« ist immer eine »Kirche in Veränderung«, sonst ist sie nicht Kirche. Zum Ersten: Wenn »Kirche« die »Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden« (Augsburger Bekenntnis, Art. 7), dann ist dieses gemeinschaftliche Kirche-Sein nicht beliebig, sondern inhaltlich, qualitativ wesentlich an Gottes Wort gebunden. Ob das gemeinschaftliche Kirche-Sein von Gottes Wort bestimmt wird, oder – realistisch formuliert – in welchen Bereichen und in welchem Maß das Kirche-Sein von Gottes Wort bestimmt wird und in welchen Bereichen Angst, Egoismus, Sicherheitsdenken, Trägheit, Machtstreben, Eitelkeit usw. regieren, unterliegt der geistlichen Prüfung. Eine solche »geistliche Prüfung« stellt die Frage, ob bzw. in welchem Maß ein konkretes Kirche-Sein der Bestimmung Gottes, der »Wesensbestimmung« durch Gott entspricht. Sie ist damit eine »qualitative Prüfung«– im

Sinne des Wortes »Qualität«, das in seiner lateinischen Wurzel (qualitas) so viel heißt wie »Beschaffenheit«, »Wesen« oder »Eigenschaft«. Insofern mögen Fragen nach Qualität, Qualitätsbewusstsein und Qualitätsmanagement der Form nach und begrifflich (»Qualitätsmanagement«) neu sein. Dem Gehalt nach sind sie so alt wie die biblischen Schriften, die von Menschen berichten, die nach der Unterscheidung von »geistlichem Handeln« und »sündigem Handeln« fragen. Zum Zweiten: Kirche hat ihre konkrete Gestalt an einem konkreten Ort (Dorf, Stadt, Region, Kirchenkreis, Landeskirche etc.) und in einer konkreten Zeit. Orte und Zeiten unterliegen ständigen Veränderungen: Die Grenzen der Orte verschieben sich entsprechend (kirchen-)politischer und sozialer Veränderungen. Jede Zeit ist von eigenen geschichtlichen Herausforderungen, Geisteshaltungen und Ereignissen geprägt. Da Kirche nicht neben dieser Menschheitsgeschichte mit ihrem jeweiligen Ortsund Zeitkolorit steht, sondern immer auch Teil dieser Geschichte ist, unterliegt auch sie einer ständigen Veränderung. »Kirche in Veränderung« ist demnach seit biblischer Zeit keine geschichtliche Sondersituation, sondern Wesensmerkmal. Dieses Wesensmerkmal findet sich besonders ausgeprägt in den Sozialformen »kirchliche Bewegung« und »Organisation Kirche«. Umgekehrt formuliert: Eine statische, sich nicht verändernde Kirche wäre ein Krisenphänomen und Alarmzeichen, das auf


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Praxis

Wie gut sind wir eigentlich? Ein Praxisleitfaden zur Qualitätsentwicklung durch Selbstevaluation

Selbstevaluation hat sich in den letzten Jah-

ren in vielen Feldern der sozialen Arbeit zu einem anerkannten Instrumentarium entwickelt, mit dem die Sorge um die Qualität der eigenen Arbeit systematisch betrieben werden kann. Selbstevaluation kann – und damit will sich dieser Beitrag im engen Sinne befassen – definiert werden als die systematische Beschreibung und die Bewertung von (genau definierten) Ausschnitten des eigenen beruflichen Alltagshandelns und seinen Auswirkungen nach bestimmten Kriterien. Dies ist auch für Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen ein interessanter methodischer Zugang, die eigene Arbeit selbst in den Blick zu nehmen und weiterzuentwickeln. Drei zentrale Nutzenerwartungen und Zielsetzungen stecken – nicht selten auch in kombinierter Form – hinter den ganz unterschiedlichen Evaluationsvorhaben, deren einfache Methodologie auch in der kirchlichen Jugendarbeit und anderen gemeindepädagogischen Arbeitsfeldern inzwischen Anwendung findet. Selbstkontrolle und Innovation: Das eigene Alltagsgeschäft einer Erwartungs-Erfolgs-Kontrolle zu unterziehen ermöglicht es, Erfolg und Misserfolg fachlich fassbar und diskutierbar zu machen. Auch im Hinblick auf die Verbesserung der strukturellen Bedingungen alltäglicher Handlungsabläufe kann Selbstevaluation innovativ wirken, d. h. zur Erneuerung von Strukturen und Konzepten beitragen. Aufklärung und Qualifizierung: Es ist ein zunehmendes Bedürfnis der Praktikerinnen und Praktiker, selbst zur Strukturierung, d. h. zu mehr

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Joachim König


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Transparenz und Klarheit in der Unübersichtlichkeit und Komplexität alltäglicher Aufgabenstellungen beitragen zu können. Dies wird in der Sozialen Arbeit seit Jahren unter der Forderung nach dem »Ende der Beliebigkeit« im Zusammenhang mit den Bemühungen thematisiert, zur Fortentwicklung von Methoden und Konzepten beizutragen. Selbstevaluation kann in dieser Hinsicht helfen, die eigene Fachlichkeit zu optimieren. Aus der systematischen Reflexion alltäglicher Arbeit heraus kann die Sicherheit entstehen, das Richtige zu tun, d. h. professionell zu arbeiten, letztlich kompetent zu sein. Legitimierung: Neben einem wachsenden Bedürfnis nach Selbstvergewisserung bei Kolleginnen und Kollegen kann die Entwicklung objektivierbarer Standards auch zum Nachweis von Qualität der eigenen Arbeit – nicht zuletzt im Sinne einer innerkirchlichen oder auch gesamtgesellschaftlich gedachten Effizienz – nach außen beitragen. Auf diese Weise entsteht auch ein »dokumentierbares Mehr an Daseinsberechtigung« im betriebs- und volkswirtschaftlichen Sinne. S c h r i t te i m V e r l a u f

e i n e r S e l b s te va l uat i o n – Ein kurzer Leitfaden

Im Weiteren werden die einleitenden Gedanken konkretisiert. Die Leserinnen und Leser könnten so einen ersten Anhaltspunkt für eine für sie sinnvolle Vorgehensweise erhalten, die nun in sieben Schritten als jeweils aufeinanderfolgende und aufeinander aufbauende Fragenkomplexe beschrieben werden, sozusagen als Checkliste zur Klärung von anstehenden Planungs-, Vorbereitungs- und Durchführungsfragen. Für eine intensivere Auseinandersetzung mit dieser Methode und den Einstieg in ein eigenes Vorhaben sei auf König (2007²) verwiesen. Schritt 1:

Ziele der Evaluation unter den

Beteiligten und Fachkräften klären, festlegen und formulieren

Es ist wichtig, gleich zu Beginn Klarheit und Einvernehmlichkeit darüber zu erzielen, warum evaluiert werden soll. Geht es »nur« um Kontrolle des Erfolgs einer Maßnahme, soll ein Arbeitsbereich oder ein methodischer Ansatz in seiner Bedeutung legitimiert werden? Geht es darüber hinaus um die Aufklärung einer schwieriger werdenden Praxis, um Innovation im Hinblick auf die Angebotsstrukturen eines Arbeitsbereichs/eines Dekanats/einer Orga-

nisation oder vielleicht auch um die Qualifizierung der Mitarbeitenden, etwa im Sinne einer kontinuierlichen Organisations- und Personalentwicklung? Schritt 2:

Ressourcen und Bedingungen,

unter denen evaluiert werden soll, überprüfen und sichern:

Hier stehen ganz zentrale Fragen im Mittelpunkt, die oft übersehen werden, da sie inhaltlich zunächst nichts mit der Evaluation selbst zu tun haben. Besonders ihre Klärung ist jedoch nach allen Erfahrungen ganz entscheidend für den Erfolg von Selbstevaluation: • Stehen institutionelle Freiräume, wie z. B. Entlastungen des Arbeitszeitbudgets für die Evaluation zur Verfügung? • Besteht kollegialer Konsens und/oder Akzeptanz des Vorhabens bei der Leitung der Kirchengemeinde/der Organisation? • Gibt es Möglichkeiten einer fachlichen Begleitung und Beratung, z. B. in Methodenfragen? • Ist die finanzielle Basis für ein solches Vorhaben gesichert? • Bestehen innovative Perspektiven innerhalb der Kirchengemeinde / des Dekanats /der Organisation? D. h., ist die Hoffnung begründet, dass der durch Selbst­evaluation betriebene Aufwand auch zu positiven Veränderungen für die Mitarbeitenden und/oder der Zielgruppen führt? Schritt 3:

Gegenstand und Forschungsfragen

genau festlegen und abgrenzen:

Die Frage nach dem Gegenstand versucht zu klären, welche Ausschnitte des beruflichen Alltags im Mittelpunkt stehen sollen und welche nicht. Eine klare und deutliche Eingrenzung ist hier besonders wichtig, damit die Datenerhebung nicht unübersichtlich, die Auswertung nicht uferlos und so das gesamte Vorhaben nicht gefährdet wird. Sogenannte Forschungsfragen bringen zusätzlich zum Ausdruck, ob die Evaluation eher »nur« am Ergebnis einer Maßnahme orientiert ist (d. h. an der Effektivität, also am Grad der Zielerreichung) oder ob es auch um die Betrachtung des Prozesses geht, im Laufe dessen diese Effekte entstehen. In diesem Fall ist Evaluation am »Input« und am »Output« interessiert und kann zusätzlich nach der Effizienz (Aufwand-Nutzen-Relation) der eigenen Tätigkeit fragen.


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Praxis

»... Damit es wirklich ankommt!« Anregungen für die Transfersicherung von Bildungsveranstaltungen

»Sie haben Ihr Ziel erreicht!« – Aber ist das Seminar auch wirklich angekommen, bei den Teilnehmenden und in deren beruflichem/alltäglichem Kontext? Kaum zurück im Alltag, versickert das Gelernte oft schnell. Was können Teilnehmende, Seminarleitungen und Verantwortliche aus dem alltäglichen Kontext der Teilnehmenden dazu tun, dass Gelerntes im Alltag ankommen kann? Wie kann die Nachhaltigkeit von Lernprozessen unterstützt werden?

Transfer – ein bewegender Begriff Manche denken bei »Transfer« eher an den Spitzen-Fußball und den dort üblichen Spieler-Transfer. Beim Lern-Transfer geht es nicht um große Ablösesummen, sondern um das Anwenden von im Seminar Gelerntem im Alltag. Je weiter das Seminar und der Alltagskontext voneinander entfernt liegen, umso größer ist die »Lücke«, die dazwischen zu überwinden ist. Dieser Transfer-Weg wird schon sprachlich deutlich: transferre (lateinisch) bedeutet hinübertragen, übertragen. trans: quer durch, durch … hindurch, über eine Oberfläche hin, von einem Ort zu anderen; jenseits, über … hinaus, hinüber ferre: tragen, bringen; vgl. »gebären« Das ist ein aktiver Prozess, den man unterstützen kann. Als Erwachsenenbildnerin oder -bildner leiste ich mit meinem Beitrag zur Transfersicherung auch »Geburtshilfe«: Das Neue muss in die Welt des Kontextes der Teilnehmenden kommen und sich dort entfalten. »Transfer bedeutet, dass Neues so stimmig in die Person

integriert wird und zum Umfeld passt, dass es wie selbstverständlich umgesetzt wird.« (Besser 2004: 13f). Oder anders gesagt: Lerntransfer ist »das Wirksamwerden von Bildung und Lernen« (Hummel 2001: 64).

Erlebnis schaffen Wenn Lernen erfahrbar wird, kann Transfer möglich werden. Dazu braucht es Erlebnisse, die die Grundlage von Erfahrungen sind. Erfahrungen sind gedeutete Erlebnisse. Nur durch die Erlebnisqualität von Bildung können Erfahrungen ermöglicht werden. Verschiedene Deutungsmuster, die angeboten werden oder der eigenen Biografie entstammen, ermöglichen dann unterschiedliche Deutungen der Erlebnisse und damit je verschiedene Erfahrungen. Ein solches Erfahrungslernen reflektiert und erweitert die Selbst- und Weltbilder. Es ist als »Anschlusslernen« zu verstehen, das an den Vorerfahrungen ansetzt. Ein erlebnis- und damit ein erfahrungsorientiertes Verständnis von Lehren und Lernen bietet auch Anregungen für die Transfersicherung.

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Christine Ursel


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Gewinn und Genuss für alle:

Sitzungen gut und effektiv leiten Anne Reichmann

Eine gute und effektive Sitzung – das ist wie eine Mahlzeit, die schmeckt und satt macht: Man geht gestärkt und gut gelaunt auseinander.

© Mirko Raatz - Fotolia

Eine Teamsitzung ist diejenige Zeit, in der eine Leitungsperson die Möglichkeit hat, eine Kultur der Kooperation und der Kommunikation im Team insgesamt zu befördern. Deshalb macht es Sinn, darauf Mühe zu verwenden. In jeder Sitzung gibt es inhaltliche Themen auszutauschen, zu diskutieren, zu entscheiden. Die Art und Weise, wie dies geschieht, ist ausschlaggebend: Hier zeigt es sich, ob die Aufgabenverteilung mit den jeweiligen Kompetenzen der Teammitglieder zusammenpasst, ob Konflikte konstruktiv gelöst werden können, ob alle Teammitglieder an der gemeinsamen Aufgabe beteiligt und damit motiviert sind, ob ein kreatives Milieu entsteht, so dass das Team reifen kann, oder ob man lustlos in die Sitzung geht und sie genauso lustlos wieder verlässt, nachdem man sie abgesessen hat. An einer guten Sitzungsleitung zeigt sich, was überhaupt gute Führung ist. Ich bin als Führungs-

person angewiesen auf die Anerkennung durch das Team und auf gute Zusammenarbeit. Sie entsteht, wenn wir voneinander wissen, was wir brauchen, und wenn wir miteinander und voneinander lernend unterwegs sind. Es geht darum, die Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmenden zu stärken und die Problemlösekompetenz der Gruppe zu nutzen. Die Leitung formuliert Rahmenbedingungen und sichert sie ab. Sie achtet darauf, dass Verabredungen zustande kommen, und überwacht sie. Sie macht den Prozess für die Teilnehmenden transparent. Sie fördert die Entwicklung der Gruppe. Sie sorgt für eine gute Kultur und ist selbst Modell dafür. Es geht nicht darum, Applaus für die eigenen Positionen zu bekommen und Macht über die anderen auszuüben. Das Ziel der Sitzung ist der Austausch von Informationen, die Stärkung der Selbststeuerungskräfte, die Klärung von Aufgaben, Beziehungsproblemen, Konf likten, Herstellen von Entscheidungsfreude und Freude bei der Arbeit insgesamt. Dieses Ziel ist zu erreichen in einer freundlichen, klaren und engagierten Atmosphäre.


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Praxis

Eine gute Teamkultur zeichnet aus: ➥ Dass Respekt sich selbst und anderen gegenüber herrscht, ➥ dass Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Interessen und Positionen deutlich werden, ➥ dass man einander zuhört und ausreden lässt, sich kurz fasst. Man redet aufgabenbezogen von sich selbst (Ich-Botschaften) und nicht über den anderen. Man gibt einander Rückmeldung und spricht in konstruktiver Absicht. Weiterhin: ➥ Dass andere Perspektiven und Interessen anerkannt werden, ➥ dass niemand beschämt oder gekränkt wird, Grenzen gewahrt, Herabsetzungen vermieden werden, ➥ dass jeder bereit ist, sich in die Lage des anderen zu versetzen, ➥ dass Konflikte als etwas Normales gelten und Verfahren bekannt sind, wie damit umgegangen werden kann, ➥ dass Kontroversen ausgetragen werden. Damit ist ein sehr hohes Niveau beschrieben, das im Alltag nicht immer gehalten werden kann. Es kommt in einem Team wie in einem Haushalt im Laufe der Zeit zu Unordnung und Verschmutzung. Dann muss man wieder saubermachen und aufräumen. Es kommt zu Störungen, Verstimmungen und Streitigkeiten zwischen einzelnen Personen, die sehr anstrengend sein können. Die Beteiligten erleben solche Unstimmigkeiten dann oft als persönliche Konflikte, und die Arbeit leidet darunter. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die Probleme meist auf einer anderen Ebene angesiedelt sind: Die Aufgaben und Rollen der Personen sind nicht mehr klar; es gibt Überforderung oder Unsicherheit, vielleicht passen die Strukturen nicht mehr zu den aktuellen Aufgaben, oder Veränderungen haben das bisherige Gefüge und bisherige Motivationen infrage gestellt. In solchen Situationen neigen Teams dazu, auf ein Niveau zu fallen, das nicht mehr als das einer guten Arbeitsgruppe

bezeichnet werden kann. Man erkennt das z. B. daran, dass hektisch und schnell gesprochen und wenig aufeinander gehört wird. Jeder versucht, sein eigenes Interesse durchzusetzen. Es wird informell über die anderen geredet anstatt mit ihnen. Es werden Unterstellungen gemacht, es geht auf die persönliche und die Beziehungsebene. Differenzierungen gehen verloren. Es wird entwertet und angegriffen, es scheint nur noch Entweder-Oder zu geben. Das fühlt sich zugleich anstrengend und langweilig an. Es geht um etwas anderes als um das, worüber geredet wird, aber niemand sagt es. Strukturen gehen verloren, Grenzen werden nicht eingehalten, es kommt zu Übergriffen. Die Leitung fühlt sich hilflos, meint es gut, wird aber als mächtig phantasiert und als solche bekämpft. Manche fühlen sich gekränkt und verletzt; Angst breitet sich aus. Die Stärksten setzen sich durch und fühlen sich dennoch als die zu kurz Gekommenen. Der »Garten« verwildert und wird bedrohliches Terrain. Einige rüsten sich auf, andere treten (innerlich) den Rückzug an. Spätestens jetzt ist das Eingreifen der Leitung gefordert. Sie muss verhindern, dass das Team weiter in destruktive Umgangsformen abgleitet. Dazu braucht sie Autorität: Sie repräsentiert und vertritt real und innerlich getragen die Grenzen dessen, was in diesem Team erlaubt ist. Und sie hält in sich die Gewissheit, dass das Team diese Krise überwinden kann. Sie macht eine klare Ansage, was zu tun ist, damit wieder eine Arbeitsgruppenatmosphäre entstehen kann. Vielleicht ist das nicht sofort möglich. Dann richtet man einen anderen Termin dafür ein oder eine Supervisionssitzung. Man kann eine entgleiste Sitzung als Hinweis darauf sehen, dass etwas Grundsätzlicheres nicht stimmt. Dem sollte aufgeschlossen und geduldig begegnet werden. Um auf ein Arbeitsgruppenniveau zurückkommen zu können, braucht es im Team eine gemeinsame Basis, an die die Leitung erinnern kann. Es braucht eine Verabredung darüber, welche Einstellungen die Mitglieder zur Dienstbesprechung haben. Was erwarten sie von sich selbst, voneinander, von der Leitung? Wer hat welche Rolle? Auf welche Regeln haben sie sich verständigt? Die Leitung


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Werkzeugkasten II Instrumente zur Profilentwicklung Matthias Röhm

Ein Pfarrsprengel irgendwo in Deutschland. Fünf Gemeinden machen sich auf den Weg. Fünf Gemeinden – noch mehr Standorte. Das Ziel: Den Herausforderungen der nahen und nicht so nahen Zukunft zu begegnen – Mitgliederrückgang, schwindende personelle Ressourcen (haupt- und ehrenamtlich), Stärkung der verschiedenen Standorte. Es soll unter anderem darum gehen, Profile zu entwickeln und Schwerpunkte zu bilden und dabei die personellen Möglichkeiten gut und schonend einzusetzen. Das Wort Gottes zu verkünden angesichts dieser aktuellen Entwicklungen. Und dabei nicht nur zu reagieren, sondern den Prozess selbst kreativ zu gestalten.

Jetzt – nach einigen Jahren. Der Pfarrsprengel wackelt, droht auseinanderzubrechen. Erhöhte Krankenstände. Hauptund Ehrenamtliche frustriert. Die Liste ließe sich fortsetzen. Unterm Strich: Etwas lief schief. Was ist passiert zwischen dem Aufbruch voller Enthusiasmus und der eher bedrückenden, für alle unbefriedigenden Situation? Leichte Antworten gibt es nicht. Auf alles, was geschah, lässt sich bestimmt eine treffende Antwort finden. Vieles hängt mit dem eigenen Kirchenverständnis zusammen. Und da ist und bleibt der eigene Kirchturm das Maß aller Dinge. Erstaunlicherweise oftmals bei den Hauptamtlichen mehr als bei den Ehrenamtlichen oder Gemeindegliedern. Nichts darf sich ändern. Alle Angebote müssen erhalten bleiben. Neue Formate werden noch obendrauf gesetzt. Ein Schaulaufen der reichen Gemeinden gegenüber den armen Geschwistern beginnt. Überlegungen einer wirtschaftlichen Fusion der Gemeinden werden torpediert. Und anstelle einer Entlastung der Akteure kam es zu zusätzlichen Belastungen auf den meisten Ebenen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Was lehrt uns dieses Beispiel, das nicht alleine steht, sondern sich an vielen Orten wiederholt? Es gibt hervorragend sortierte Werkzeugkästen, angefüllt mit vielen nützlichen Instrumenten zur Profilbildung, zur Konzeptionsentwicklung, zur Qualitätssicherung. Entscheidend sind aber die Menschen, die die Werkzeugkoffer in die Hand nehmen. Der Hammer kann nichts dafür, dass er den Daumen trifft. Ein solcher Prozess kann nur gelingen, wenn die Instrumente auch sinnvoll eingesetzt werden, wenn egoistische Eigeninteressen den zu Beginn des Prozesses formulierten Zielen nicht entgegenstehen. Verlustängste und die Furcht vor dem Unbekannten können Gründe sein. Werden diese nicht ausgeräumt, dann droht das ganze Vorhaben zu scheitern. Das soll jedoch nicht entmutigen. Es gibt auch Beispiele, wo es gelingt – trotz vieler Widerstände.

1 Vgl. http://www.bnb-hh.de/?page_id=69 2 Vgl. www.sinnieren.de

3 Vgl. Sturzenhecker, Benedikt u.a. (Hg.): Konzeptentwicklung in der Kinderund Jugendarbeit, Reflexionen und Arbeitshilfen für die Praxis, Weinheim 2007.

Abbildung: Freepik.com

Die Vielzahl an Angeboten fordert heraus. So wird gerade im Bildungsbereich die Kirche als ein Anbieter unter vielen wie die Freiwillige Feuerwehr oder das Deutsche Rote Kreuz wahrgenommen. Was ist das Besondere eines kirchlichen Angebotes, und was unterscheidet es von den anderen Anbietern? Hier gilt es, das eigene Profil zu schärfen. Für Einzelpersonen bietet der Coaching-Markt eine breite Palette von Seminaren, wo man Unterstützung finden kann auf dem Weg einer persönlichen Profilentwicklung. Daneben gibt es z. B. mit »Sk!lls« von »BensheimNetzwerkBeratung«1 und mit den »Sinnierkarten« von Wolfram Jokisch2 Möglichkeiten, sich allein, mit Partnern oder in einer Gruppe mit Impulsfragen (z. B.: »Wofür arbeite ich?« oder: »Was liegt bei mir brach?«) auf den Weg zu machen, ein eigenes Profil zu finden. Das ist besonders hilfreich, wenn ein Prozess zur Profil- und Konzeptentwicklung auf gemeindlicher oder regionaler Ebene ansteht. Ein eigenes Profil gibt hier Klarheit und Sicherheit Eine Vielzahl von Werkzeugen zur Profil- und Konzeptentwicklung im überindividuellen Kontext sind im Heft 1-2011 unserer Zeitschrift (»Praxis entwickeln – konzeptionell arbeiten«) erschienen, das zwar als Druckexemplar vergriffen, jedoch im Abonennten-Bereich von www.praxis-gemeindepae dagogik.de sowie in gut sortierten Bibliotheken einsehbar ist. Für die Arbeit mit Kindern und die Jugendarbeit erschien 2007 im Beltz-Verlag ein Band mit praktischem Handwerkszeug und Reflexionen,3 aber auch darüber hinaus gibt es viel Literatur. Für den Prozess selbst ist aber entscheidend, dass er in Gruppen und über einen größeren Zeitraum angelegt ist. Und genau hier liegt die Herausforderung, wie ich an einem Beispiel zeigen will.


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Materialien

Buchtipps für die gemeindepädagogische Praxis Petra Müller

Im Umfeld der Konfirmation haben sich verschiedene Gottesdienstformen herausgebildet und etabliert: Die gottesdienstliche Feier der Einsegnung, Konfirmandenabendmahlsgottesdienste, die oft am Vorabend der Konfirmation gefeiert werden, und Vorstellungsgottesdienste, die an die Stelle der klassischen Prüfung getreten sind. Daneben werden in vielen Gemeinden Konfirmationsjubiläen begangen. Zu jeder dieser Gottesdiensttypen sind in dem Buch »Gottesdienste rund um die Konfirmation« ausgearbeitete Entwürfe zu finden. Der Autor Max Koranyi hat darin seine langjährigen Erfahrungen aus seiner gemeindlichen Arbeit eingebracht. Das Buch ist als Ideengeber gedacht. All die, die Gottesdienste gestalten, können sich darin Anregungen holen, aber auch Jugendliche, wenn sie selbst ihren Vorstellungsgottesdienst gestalten. Auch kann es Lesestoff für Minuten der Besinnung sein, eine Anregung, sich an die eigene Konfirmation zu erinnern und das eigene Leben zu überdenken. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, 104 Seiten kartoniert, ISBN 978-3-525-63049-5, € 14,99

Glaubenskurse sind inzwischen zahlreich auf dem Markt und sie werden gut angenommen. Zu ihnen gesellt sich nun der Kurs »Aufstehen und leben«, der von der Frauen- und Familienarbeit im Amt für kirchliche Dienste der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz herausgegeben wurde. Autorin ist die promovierte Neutestamentlerin Ulrike Metternich. Der Glaubenskurs ist sensibel für eine geschlechterbewusste Perspektive, er entfaltet sozialgeschichtliche Aspekte und bezieht den jüdisch-christlichen Dialog mit ein. Er richtet sich an Suchende, die den christlichen Glauben kennenlernen wollen, aber ebenso auch an die, die theologisch interessiert sind und an Menschen, die ihren Glauben vertiefen und sich für einen anderen Blickwinkel öffnen wollen. Es ist ein Werkbuch, das seinen Namen verdient, auch die Aufmachung erfreut, vor allem aber: Der Inhalt ist (theologisch) wertvoll. Der Kurs, der aus 12 Einheiten besteht, ist als eine Reihe von Abendveranstaltungen konzipiert, die eine gleichbleibende Struktur haben. Wichern Verlag, Berlin 2014, 164 Seiten (mit CD-ROM) kartoniert, ISBN 978-3-88981-377-0, € 14,95

Ein hohes Maß an Bedeutung kommt im evangelischen Gottesdienst – über das Wort hinaus – der Musik zu. Sie ist ein starkes Gestaltungelement, aber auch eine Verkündigerin. Nicht wenige kommen über die Musik mit dem Glauben in Berührung. Allen, die für die musikalische Gestaltung von Gottesdienst und Andacht Verantwortung tragen, wird das »Werkbuch Musik im Gottesdienst«, herausgegeben von dem Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker Stephan A. Reinke, eine inspirierende Arbeitshilfe sein. Ebenso ist es reizvoll für all die, die von Herzen gerne musizieren. Nach einer knappen Einführung zur Bedeutung der gottesdienstlichen Musik in der Gegenwart werden Rolle und Gestalt der Musik in Gottesdiensten für besondere Zielgruppen und an besonderen Orten in den Blick genommen. Es schließen sich Überlegungen zur Gestaltung von Gottesdiensten mit besonderem musikalischen Profil an. Auch wird die Praxis der Liedpredigten aufgegriffen und der Frage nachgegangen, wie man um Musik herum einen Gottesdienst bauen kann. Über zwanzig Autorinnen und Autoren bereichern mit ihren Beiträgen dieses Werkbuch. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, 272 Seiten gebunden, ISBN 978-3-579-07422-1, € 24,99

Wer das »Praxisbuch Bibel erleben« in Händen hält, braucht erst ein wenig Zeit, um herauszufinden, was es bereithält und für wen und welche Zielgruppe es gedacht ist. Vielleicht aber liegt es genau an seiner Bestimmung: Mit den Modulen und Bausteinen des Praxisbuches lassen sich flexibel Einheiten und Projekte zusammenstellen. Statt eine Fundgrube zu sein, scheint es dem Baukastenprinzip zu folgen. Vielleicht liegt es aber auch an der Leidenschaft und langen Erfahrung der Autorin Martina Steinkühler für das Erzählen von Bibelgeschichten im Mündlichen wie im Schriftlichen. Den größten Raum des Buches nehmen die zwölf Module mit ihren vielen Bausteinen ein, die eine Mischung aus Lebenswelt und Bibelwelt, Übungen und Kommentaren, Sachinformationen und Beispielen bieten. Auch gibt es einen Bibelerzählkurs. Über die Homepage des Verlages kommt man zu den über 200 Info- und Arbeitsblättern, den 100 Bibeltexten und den über 80 praxiserprobten Verlaufsskizzen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, 288 Seiten kartoniert, ISBN 978-3-525-70213-0, € 19,99


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Zum Nach- und

Weiterdenken

Vertraue auf Gott, aber binde dein Kamel fest. Arabisches Sprichwort

Christine Ursel

Ich bin ich, und so, wie ich bin, bin ich gut genug. Grunderfahrung der Ermutigung /  Encouraging (Individualpsychologie)

Man kann in dieser Welt, wie sie ist, nur dann weiterleben, wenn man zutiefst glaubt, dass sie nicht so bleibt, sondern werden wird, wie sie sein soll. Carl Friedrich von Weizäcker Wessen wir am meisten im Leben bedürfen, ist jemand, der uns dazu bringt, das zu tun, wozu wir fähig sind. Ralph Waldo Emerson

Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten. Aristoteles

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Erich Kästner Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben. Viktor E. Frankl

»Wir sind immer zugleich auch gleichsam Ruinen unserer Vergangenheit, Fragmente zerbrochener Hoffnungen, verronnener Lebenswünsche, verworfener Möglichkeiten, vertaner und verspielter Chancen. Wir sind Ruinen aufgrund unseres Versagens und unserer Schuld ebenso wie aufgrund zugefügter Verletzungen und erlittener und widerfahrener Verluste und Niederlagen. Dies ist der Schmerz des Fragments. Andererseits ist jede erreichte Stufe unserer Ich-Entwicklung immer nur ein Fragment aus Zukunft. Das Fragment trägt den Keim der Zeit in sich. Sein Wesen ist Sehnsucht. Es ist auf Zukunft aus. In ihm herrscht Mangel, das Fehlen der ihn vollendenden Gestaltung. Die Differenz, die das Fragment von seiner möglichen Vollendung trennt, wirkt nun nicht nur negativ, sondern verweist positiv nach vorn. Aus ihm geht eine Bewegung hervor, die den Zustand als Fragment zu überschreiten sucht.« Henning Luther Identität und Fragment, 168ff. In: Ders.: Religion im Alltag. Bausteine zu einer praktischen Theologie des Subjekts, 160–182)

Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2 Kor 12,11


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Hintergründe

Federn lassen und dennoch schweben – das ist das Geheimnis des Lebens. Hilde Domin

Zur menschlichen Würde gehört das Unvollendete. Ich bitte die Menschen, sich dies zu erhalten. Hanns Dieter Hüsch

Jakob war ein Betrüger, Petrus war impulsiv, David hatte eine Affäre, Noah betrank sich, Jona lief von Gott weg, Paulus war ein Mörder, Miriam war eine Tratschtante, Martha machte sich zu viele Sorgen, Gideon war unsicher, Thomas war ein Zweifler, Sara war ungeduldig, Elia war depressiv, Mose stotterte, Zachäus war klein, Abraham war alt und Lazarus war tot. Gott beruft nicht die Qualifizierten. Er qualifiziert die Berufenen. (aus dem Internet)

Und Gott sah alles, was Gott gemacht hatte: Sieh hin, es ist sehr gut. Gen 1,31 (Bibel in gerechter Sprache)

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass Gott es nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten … Dietrich Bonhoeffer

Gott kann auch auf krummen Zeilen gerade schreiben. Helmut Gollwitzer

Handle so, als ob alles von dir, nichts von Gott abhinge. Vertraue so auf Gott, als ob alles von Gott, nichts von dir abhinge. Ignatius von Loyola Beurteile einen Menschen lieber nach seinem Handeln als nach Worten; denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich. Matthias Claudius

(aus: Widerstand und Ergebung)

2 x 10 Frage n zur S pure nsuch e… Was ist mein Herzensanliegen? Was kann und mache ich gut und gerne? Wobei fühle ich mich lebendig? Was will ich bewegen? Worauf bin ich stolz? Woran merken andere, was mir wichtig ist? Was soll durch mich anders werden? Was würden andere sagen, ist typisch für mich? Was würde ich sagen, ist typisch für mich? Worin zeigt sich meine Handschrift in meiner Arbeit?

Was unterscheidet unsere Angebote von anderen? Was würde ohne uns fehlen? Was ist unser Beitrag, den nur wir so geben können? Was haben wir schon erreicht? Warum ist es gut, dass es uns gibt? Worin entdecken wir Sinn in unserer Arbeit? Woraus nährt sich unsere Arbeit? Worauf hoffen wir in unserer Arbeit? Was ist unsere gemeinsame Begeisterung? Was zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht?

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Gut getan ist besser als gut gesagt. Benjamin Franklin


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Lässt sich aus statis etwas für die Praxis Projekt zur Erhebung von Angeboten und zu den Mitarbeitenden der kirchlich-gemeindlichen Arbeit mit Kindern in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) Matthias Spenn

In Veränderungsprozessen kirchlicher Praxis gehen erfahrene Mitarbeitende und Leitende meist intuitiv vor – sie ahnen, was kommt, stützen sich auf ihre Erfahrungen und gefühlten Gewissheiten und (re)agieren entsprechend ihres gewohnten und aus ihrer Sicht bewährten Handlungsrepertoires. Für mittel- und langfristige Prozesse reicht das aber oft nicht aus. Dazu bedarf es auch datengestützter Analysen zum Kontext und zu Entwicklungen der Teilnahme, Strukturen, Infrastruktur, Mitarbeitenden usw.

Fragen und Vorgehen Allerdings stellten sich sofort grundsätzliche Fragen ein: Worauf kann/soll sich eine Erhebung beziehen (Grundgesamtheit)? Zu welcher Praxis können überhaupt Daten erhoben werden? Was sind »evangelische« oder »kirchliche« Angebote? Werden nur organisierte Angebote sogenannter non-formaler Bildung erfasst? Was ist mit den vielen evangelischen Aktivitäten an Schnittstellen zur Arbeit mit Kindern im sozialen, kulturellen, kirchenmusikalischen, politischen, seelsorglichen, helfenden und unterstützenden, zivilgesellschaftlichen Bereich? Auf dem Hintergrund dieser und weiterer Fragestellungen haben sich die Initiatoren entschieden, sozialwissenschaftliche Unterstützung einzuholen. Als Ergebnis entstand eine Zusammenarbeit zwischen dem Amt für kirchliche Dienste in der EKBO und dem Institut

Doch wie kommen wir zu solchen Daten? Was wissen wir überhaupt empirisch über unsere kirchliche Praxis, über die Situation, aktuelle und mittelfristige Entwicklungen, über Qualität und Wirkung? Diese Frage veranlasste Akteure in der gemeindlichen Arbeit mit Kindern in der Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu der Initiative einer systematischen Erhebung der Angebote in ihrem Arbeitsfeld.

für Soziologie der Technischen Universität Berlin, Fachgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung, das dazu ein (studentisches) Forschungsprojekt zur quantitativen Erhebung der kirchlichen Arbeit mit Kindern in der EKBO initiierte.1 Ziel war eine Vollerhebung aller kirchlich-gemeindlichen Angebote für Kinder innerhalb der EKBO im Zeitraum Juni 2012 bis Mai 2013. Zugleich sollten alle ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeit mit Kindern befragt werden. Aufgrund der Ausgangsfrage und der Recherchen zum Gegenstand und zu den Strukturen der Erhebung wurde ein Vorgehen auf drei Ebenen verabredet: Mit einem Angebotsfragebogen sollte jedes regelmäßige, einmalige oder projektartige Angebot erfasst werden. Bei Angeboten, die für mehrere feste Gruppen in gleicher Weise veranstaltet wer-

den (z. B. Christenlehre mit mehreren Gruppen in einer Gemeinde), sollte jede dieser Teilnehmergruppen als eigenes Projekt abgefragt werden. Neben Kerninformationen wie Dauer, Rhythmus und Teilnehmendenzahlen wurden auch konzeptionelle Ausrichtung und Rahmenbedingungen des Angebots abgefragt. Einen eigenen Mitarbeiterfragebogen sollten alle ausfüllen, die im Erhebungszeitraum Zeit und Energie in die Ausrichtung mindestens eines Angebots für Kinder investierten. Dabei sollte es um das Engagement und die eigene Motivation gehen. Zusätzlich zur Fragebogenerhebung wurden Interviews mit ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt zu Erfahrungen mit Christenlehre, Religionsunterricht und Kindergottesdienst. Insgesamt waren aufgrund der Recherchen 4289 Angebote für den festgesetzten Zeitraum vom 01. Juni 2012 und dem 31. Mai 2013 gemeldet worden. Die


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Hintergründe

tischen Erhebungen lernen? Rücklaufquote in der Befragung betrug 43 Prozent. Befragt wurden 1685 Personen, 538 berufliche und 1147 ehrenamtliche Mitarbeitende mit einer Gesamtrücklaufquote von 44 Prozent.

Ergebnisse In diesem Beitrag kann nur exemplarisch auf Ergebnisse eingegangen werden. Angebote – Christenlehre dominant Die Frage nach den Angeboten brachte gleich eine auch konzeptionell wichtige Frage auf: In dem Befragungsinstrument wurde bewusst eine Vorfestlegung auf Formen vermieden. Es bestand die Möglichkeit, den Namen des Angebots, die zentralen Aktivitäten und die zentralen Ziele offen anzugeben. Die Auswertung zeigte: Der Titel eines Angebots lässt nicht unbedingt auf Inhalt und Struktur des Angebots schließen. Gleiche Titel bedeuten längst nicht gleiche Inhalte. Umgekehrt können gleiche Inhalte in unterschiedlich bezeichneten Angeboten sein. Und immer beinhalten Angebote mehrere Aspekte zugleich. Relativ eindeutig war die Kategorie Christenlehre, die in den meisten Fällen auch direkt so bezeichnet wurde und mit rund 27 Prozent das deutlich häufigste Angebot darstellt. Kindergottesdienste (12 Prozent) und Familiengottesdienste (8 Prozent), die aus den Beschreibungen nicht immer sauber zu trennen waren, stellen mit dem Krippenspiel (7 Prozent) zu Weihnachten die nächst größeren Angebotskategorien dar. Mit diesen vier Kategorien sind bereits über 50 Prozent der Angebote zugeordnet. Die restlichen Angebote verteilen sich auf weitere 23 Kategorien.

Inhalte – Christlichen Glauben leben Die Inhalte der Angebote wurden ebenfalls standardisiert und offen abgefragt. Der standardisierte Fragenblock enthielt 14 verschiedene Items, bei denen jeweils angegeben werden sollte, ob diese »sehr häufig«, »häufig«, »selten« oder »nie« im Rahmen des Angebots ausgeübt werden (Mehrfachnennungen möglich). Die am häufigsten (»sehr häufig« und »häufig« zusammengezogen) genannten Inhalte sind »Christlichen Glauben leben« (90,5 Prozent), »Musizieren /Singen« (90,2 Prozent), »Kreatives Basteln/Spielen« (77,9 Prozent), »Regionales Brauchtum und Traditionen pflegen« (64,1 Prozent), »Theater« (52,1 Prozent), »freies Spielen/Toben« (44,2 Prozent), Musik hören (34,8 Prozent). Dabei lässt das am häufigsten genannte »Christlichen Glauben leben« am wenigsten erkennen, was damit spezifisch gemeint sein könnte. Es legt sich der Eindruck einer kirchlichen Binnenzentrierung nahe, der noch einmal verstärkt wird durch die Angaben zu den Inhalten, die offenbar am wenigsten vorkommen (Prozentangaben Summe aus »selten« und »nie«): »Sport« (80,1 Prozent), »Umweltschutz« (85,5 Prozent), »Auseinandersetzung mit aktuellem Zeitgeschehen (Politik, Nachrichten)« (68,6 Prozent), »Interreligiöser Dialog« (78,7 Prozent), »Außerschulische Förderung (z. B. Sprachenkurs, Instrumentenunterricht)« (95,9 Prozent), »Computer und Internet« (95,2 Prozent), »Schulische Förderung (z. B. Hausaufgabenbetreuung« (98,9 Prozent). Wöchentliche Angebote die Regel Bei Betrachtung der zeitlichen Intervalle, in denen die Angebote stattfinden, gibt es zwei dominierende Rhythmen: »einmal in der Woche« wurde mit 36 Prozent, der Turnus »jährlich« für 35 Pro-

zent der Angebote angegeben. Auch bei der Dauer der Angebote zeigen sich bestimmte Häufungen. Etwa 40 Prozent der Angebote weisen eine Dauer bis zu einer Stunde und 27 Prozent zwischen einer und zwei Stunden auf. Damit sind bereits zwei Drittel der Angebote erfasst, während sich die restlichen Prozente auf länger angelegte Angebote verteilen. Teilnehmerzahlen in Gruppengröße Die Teilnehmerzahlen zu den Angeboten konnten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Arbeit mit Kindern offen angegeben werden. Aufgrund der Bandbreite an unterschiedlichen Aktivitäten schwanken sie in einem sehr großen Wertebereich. Dennoch zeigen die Zahlen, dass es sich bei der Mehrheit der Angebote hinsichtlich der Teilnehmerzahlen um Größenordnungen gängiger Gruppenarbeit handelt. So hat etwas mehr als die Hälfte der erhobenen Angebote maximal 15 Teilnehmer. Größere Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern sind vergleichsweise eher selten. Kleinstgruppen bis maximal fünf Teilnehmer machen einen Anteil von 7 Prozent aus. Altersstruktur unspezifisch Hinsichtlich der Altersstruktur wurde in der Befragung unterschieden zwischen der Altersstruktur, für die das Angebot konzipiert ist und der tatsächlichen Altersstruktur. Von den 1748 Angeboten, bei denen Altersgruppen angegeben wurden, sind etwas mehr als ein Viertel (26,5 Prozent) altersunspezifisch geplant worden. Jeweils 16 bzw. 12 Prozent der hier erfassten Angebote sind für 6- bis 11- bzw. 6- bis 12-Jährige. Einen geringen Anteil von nur 3 Prozent weisen die Angebote für Kinder zwischen 0 und 5 Jahren auf.


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Inhalt und Ak tivitäten der Angebote

Mädchen und Jungen, Getaufte und Nichtgetaufte gleich stark vertreten Umfassende soziodemografische Informationen zu den teilnehmenden Kindern in absoluten Zahlen sind nicht zu erzielen. Deshalb wurden die Mitarbeitenden über den Weg von Gegensatzpaaren zu Kategorien wie Geschlechterzusammensetzung, Muttersprache sowie Verhältnis getaufte/nichtgetaufte Kinder um Einschätzungen gebeten, die einen ungefähren Eindruck über die Teilnehmerzusammensetzung vermitteln. Beim Geschlechterverhältnis zeigt sich, dass fast zwei Drittel der Angebote gleichermaßen Jungen wie Mädchen als Teilnehmende haben. Es gibt kaum geschlechtsspezifische Angebote. Bei 41 Prozent der Angebote nehmen getaufte und nicht getaufte Kinder gleichermaßen teil, während bei 40 Prozent der Angebote die Kinder überwiegend getauft sind. Einzugsbereich der Angebote Die direkte Nachbarschaft/Kirchengemeinde stellt den Angaben zufolge den

bedeutsamsten räumlichen Bezugspunkt für die Angebote dar. 38 Prozent von 1611 Angeboten richten sich ausschließlich an die »Nachbarschaft/Kirchengemeinde«, weitere 58 Prozent überwiegend.

Ausblick Aus den wenigen und hier verkürzt vorgestellten Ergebnissen ergibt sich bereits eine Reihe von Anregungen für Interpretationen und für die Weiterentwicklung der Praxis: Binnenkirchliche Orientierung Die Aktivitäten scheinen stark binnenkirchlich ausgerichtet zu sein. Das zeigen die Inhalte, die Teilnehmerzahlen, Angaben zum geografischen Einzugsbereich und zu Kooperationen. Dies lässt auch auf eine Orientierung an persönlicher Überschaubarkeit in den Beziehungen zwischen pädagogisch Handelnden und Teilnehmern schließen. Die Daten in Bezug auf getaufte und ungetaufte

Kinder zeigen zugleich eine Außenwirkung über den Kreis kirchlich hoch Verbundener hinaus. Bildungsverständnis und Kooperation Aus den Angaben zu Inhalten, Angebotsformen und Teilnehmenden ergibt sich die Frage nach dem Bildungsverständnis in der kirchlich-gemeindlichen Arbeit mit Kindern und nach dem Verhältnis zu anderen Bildungsbereichen und -aktivitäten im kirchlichen und gesellschaftlichen Kontext, insbesondere zur Schule und zum Religionsunterricht. Außerdem ist der Frage nachzugehen, inwiefern die Arbeit mit Kindern auch Eltern und Familien im Blick hat. Engagement in der Arbeit mit Kindern Die hier nicht vorgestellten Angaben in der Mitarbeiterbefragung lassen Schlüsse zum Verhältnis von Erfahrungen in der eigenen Kindheit und Jugend zu der Motivation zur Mitarbeit in späteren Lebensphasen sowie zur eigenen religiösen Prägung und dem religiösen Profil der Arbeit zu. Die Arbeit mit Kindern


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Quelle: http://www.akd-ekbo.de/files/AmK_in_Zahlen_Broschur_2014.pdf

Hintergründe

Beurteilung ideeller R ahmenbedingungen in der Arbeit mit Kindern

steht hier vor der Herausforderung, dies auch konzeptionell zu reflektieren: Welche Rolle spielt die Arbeit mit Kindern für das ehrenamtliche Engagement von Jugendlichen und Erwachsenen? Welche Voraussetzungen sind erforderlich für ein Engagement in der Arbeit mit Kindern, und was bewirkt bzw. fördert solches Engagement? Erhebung und Organisationsentwicklung Ein wichtiges Ergebnis des Projekts ist neben den Daten zur pädagogischen Praxis die Erkenntnis, wie stark die Bemühung um statistische Erhebung und Erfassung kirchlicher Praxis unmittelbar strukturelle und konzeptionelle Schwachstellen zeigt und Auswirkungen auf die Organisationsentwicklung hat. Allein schon die Frage, worum es eigentlich geht, was erhoben werden soll und wie die Daten durch wen erhoben werden können, zeigt etwas über die Abläufe, die Kommunikation und die Strukturen. Insofern trägt statistische Erhebung schon unmittelbar in der Entwicklung und Durchführung zur Entwicklung der Arbeitsstrukturen und konzeptionellen Klärung bei. Und sie führt nur zum Ziel, wenn sie von Beginn an die Perspektive der Nutzer mit einbezieht und eine intensive, transparente Kommunikation zwischen Forschern, Multiplikatoren und Praktikern erfolgt.

Weiterarbeit Die Ergebnisse werden in den Netzwerken der Arbeit mit Kindern und darüber hinaus in der Landeskirche präsentiert und bieten eine Grundlage für Prozesse der konzeptionellen und strukturellen Weiterentwicklung der Arbeit mit Kindern auf den unterschiedlichen Ebenen. Ergänzend zu einem kommentierten Tabellenband gibt es eine Veröffentlichung mit ausgewählten Ergebnissen der Erhebung. Eine konzeptionelle Diskussion über die Ergebnisse kann auch mit Bezug auf die im Jahr 2013 von der Kirchenleitung der EKBO verabschiedeten Leitsätze für die Arbeit mit Kindern erfolgen.

Der kommentierte Tabellenband:

Matthias Spenn, Schriftleiter der PGP, war bis 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Comenius-Institut, Evangelische Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V. in Münster, ist heute der Direktor des Amtes für kirchliche Dienste in der EKBO 1 Die wissenschaftliche Leitung seitens des Instituts für Soziologie der TU Berlin liegt bei Dr. Leila Akremi, die Projektleitung im Amt für kirchliche Dienste bei Simone Merkel, Studienleiterin für die Arbeit mit Kindern. Das Gesamtprojekt war für die Zeit von September 2012 bis Juli 2014 konzipiert.

http://www.akd-ekbo.de/files/ AmK_in_Zahlen_Tabellenband_2014_.pdf. Broschüre mit einer Auswahl der Ergebnisse: http://www.akd-ekbo.de/files/ AmK_in_Zahlen_Broschur_2014.pdf Außerdem steht eine Reihe von Präsentationen zur Verfügung, die in der Praxis eingesetzt werden können: http://www.akd-ekbo.de/ materialien-fuer-die-arbeit-mit-kindern


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QM – eine Abkürzung, die sich inzwischen in vielen Bereichen etabliert hat – steht für die systematische Wahrnehmung und Förderung von Qualität in einem bestimmten Bereich. QM und Bildung – wie geht das zusammen? QM – das wird zukünftig auch für immer mehr Bildungsanbieter von Bedeutung sein. Zehnjährige Erfahrungen eines Landesverbandes der Evangelischen Erwachsenenbildung mit sehr unterschiedlichen Mitgliedseinrichtungen zeigen beispielhaft, wie aus dieser Zumutung eine Chance werden kann.

Qualitätsmanagement – Zumutung und Chance für die Erwachsenenbildung Dorathea Strichau

Gute Veranstaltungen, eine gute pädagogische Arbeit in den Gruppen und Kreisen der Kirchengemeinden und innovative Projekte – all das ist den in Erwachsenenbildung Tätigen ganz wichtig. Qualität ist deshalb kein grundsätzlich neues Thema in der Erwachsenenbildung. Die bereits in den 1970er und 1980er Jahren geführte Diskussion um die Professionalität und Professionalisierung der Erwachsenenbildung war immer auch mit der Frage verbunden, was denn eine qualitativ gute Erwachsenenbildung auszeichne. Veranstaltungen werden auf einem inhaltlich und methodisch hohen Niveau durchgeführt. Ein breites Fortbildungsangebot für Hauptamtliche und Ehrenamtliche soll dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Was soll also die Debatte um Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Erwachsenenbildung?

Die Arbeit mit einem QM-System in der Erwachsenenbildung – eine Zumutung? Ja, die Einführung eines QM-Systems kann durchaus als Zumutung empfunden werden. Hier beziehe ich mich auf eigene Erfahrungen, auf die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems in der AEEB (Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern e.V.) – konkret in Einrichtungen der Evangelischen Erwachsenenbildung in Bayern, in Teilbereichen der Dienste und Einrichtungen mit dem Arbeitsschwerpunkt Erwachsenenbildung und Fortbildung. Das sind u.a. die Evange-

lischen Bildungswerke, die Evangelischen Familienbildungsstätten, die Evangelischen Stadtakademien, aber auch z. B. die Fachstelle für Frauenarbeit im FrauenWerk Stein, ein Teilbereich des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt und des Deutschen Evangelischen Frauenbundes. Ab 2002/2003 wurde vom Kultusministerium die Einführung eines QM-Systems als Voraussetzung künftiger finanzieller Förderung der Erwachsenenbildung ins Spiel gebracht und zunehmend selbstverständlich vorausgesetzt. Vor allem die Befürchtung, die staatliche Förderung zu verlieren, führte 2004 in der Evangelischen Erwachsenenbildung in Bayern zu der Entscheidung, ein Qualitätsmanagementsystem einzuführen. Kritische Stimmen der o. g. Mitgliedseinrichtungen der AEEB, der Kolleginnen und Kollegen waren berechtigt und nicht zu überhören: »Wir leisten gute Arbeit – wieso soll das in Zukunft von einer Zertifizierungsgesellschaft überprüft werden?« »Die Bürokratisierung nimmt uns die Zeit für die Weiterentwicklung von Themen, Veranstaltungen und Projekten.« »Wir lassen uns vom Staat nicht vorschreiben, was eine gute Erwachsenenbildung ist.« »In der Altenpflege kommt man vor lauter Dokumentation nicht dazu, sich um den Menschen zu kümmern. Soll die inhaltliche Arbeit in der Erwachsenenbildung auch zu Gunsten der Dokumentation vernachlässigt werden?« »Sind rein ehrenamtlich geführte Einrichtungen damit nicht überfordert?« »Was bringt uns ein Qualitätssiegel?«


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Hintergründe

Begriffe und was sie meinen: Qualitätsentwicklung findet immer dann

statt, wenn über Verbesserungen nachgedacht wird und diese in der praktischen Arbeit umgesetzt werden. Ausgangspunkt für das Nachdenken über Verbesserungen sind Ziele bzw. Anzeichen dafür, dass gesetzte Ziele nicht im gewünschten Maße erreicht werden.

Zumutungen ernst nehmen – den Chancen eine Chance geben Die kritischen Anfragen hat die AEEB ernst genommen und gleichzeitig versucht, den Blick dafür zu schärfen, was für Erwachsenenbildung konzipierte (»übersetzte«) QM-Systeme durchaus leisten können: Sie helfen, Stärken und Schwächen der Arbeit, der Einrichtung wahrzunehmen und stärken damit das Qualitätsbewusstsein bei den Mitarbeitenden. Sie schaffen Klarheit über Leitlinien, Entwicklungsziele, Verantwortungsbereiche und Aufgabenteilung. Sie zeichnen einzelne Qualitätsentwicklungsvorhaben in einen kontinuierlichen Prozess der ständigen Verbesserung ein. Sie tragen zur Positionierung der Evangelischen Bildungseinrichtungen vor Ort bei. Sie sichern die staatliche Förderfähigkeit, langfristig betrachtet auch die kirchliche, denn auch hier wird gefragt, was Erwachsenenbildung auf welchem Qualitätsniveau leisten kann.

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Ein passgenaues QM-Systems eröffnet Chancen: Die Einführung von »Qualitätsentwicklung im Verbund von Bildungseinrichtungen«, kurz »QVB« Die AEEB entschied sich vor dem Hintergrund der berechtigten Anfragen für das u.a. von der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) entwickelte Qualitätsmanagementsystem QVB. Damit war der größte Teil der »Übersetzung« eines aus der Wirtschaft kommenden QM-Systems (DIN EN ISO 9001) bereits getan. QVB wurde als Rahmenmodell einer Qualitätsentwicklung für die Erwachsenenbildung entwickelt und ist für die Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern auf unterschiedlichen Ebenen passgenau: ✔ Auf der inhaltlichen Ebene durch einen Wertebezug. ✔ Auf der Strukturebene, weil es von Verbandsstrukturen sowie von einer strukturellen Vernetzung und Zusammenarbeit der Einrichtungen ausgeht – von der Zusammenarbeit in Qualitätsverbünden. Diese treffen sich jährlich, um aktuelle Fragen der Qualitätsentwicklung und der Arbeit mit QVB zu beraten. Das Zusammenspiel von Dachverband und Mitgliedseinrichtungen ist ebenfalls im Blick. ✔ Auf der inhaltlichen Ebene geht es um eine professionelle Gestaltung der Erwachsenenbildung.

Qualitätssicherung meint »überprüfen« und

»dokumentieren«. Überprüft wird, ob die formulierten Ziele erreicht wurden: Welche wurden erreicht? Welche nicht? Welche Konsequenzen sollen daraus gezogen werden? Worauf soll künftig geachtet werden? Im Rahmen der Qualitätssicherung werden in der Erwachsenenbildung Planung, Durchführung und Auswertung von Veranstaltungen und Maßnahmen dokumentiert, damit die Ergebnisse der Auswertung, der Überprüfung transparent sind und aus den »Fehlern« gelernt werden kann.

Qualitätsmanagementsysteme bieten

einen Rahmen für eine systematische Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung. Wenn von der Arbeit mit einem Qualitätsmanagementsystem die Rede ist, dann beziehen sich Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung nicht nur auf die pädagogische Arbeit in der Erwachsenenbildung, also auf Veranstaltungen, Kurse, Gruppen und Seminare, sondern immer auch auf die Einrichtung als Ganzes. Hier sind also auch die Entwicklung der Einrichtung und damit die Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit im Blick. Es geht um die finanziellen und personellen Ressourcen, um die Öffentlichkeitsarbeit, um die Leitungsstruktur, um Kommunikationsstrukturen in der Einrichtung und um Kooperation und Vernetzung mit anderen Akteuren – z. B. im Bildungsbereich, in Kirchengemeinden, in der Diakonie und in der Region. QM-Systeme (Qualitätsmanagementsysteme) gehen davon aus, dass nicht nur Menschen lernen, sondern auch Einrichtungen – ja, diese sich als lernende Organisationen verstehen (sollten). Eine sinnvolle Anwendung eines Qualitätsmanagementsystems in pädagogischen oder sozialen Arbeitsfeldern ist immer mit einer passgenauen »Übersetzung« verbunden. Denn: Alle QM-Systeme kommen aus der Wirtschaft und müssen für die Arbeit in pädagogischen und sozialen Einrichtungen »übersetzt«, das meint »überarbeitet« werden. Und: Alle QM-Systeme gehen von einer externen Überprüfung der Einrichtung, einer Zertifizierung, aus und vergeben »Gütesiegel« bzw. »Qualitätssiegel«. Bei einigen QM-Systemen ist eine regelmäßige interne Überprüfung der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung integriert. Einige QM-Systeme geben Qualitätsstandards vor, andere überlassen den Einrichtungen selbst die Beantwortung der Frage: Was ist bzw. soll die Qualität der Einrichtung sein?


t ä t i l a An Q u n e r a p s n i ch t Sophie Koenig

N

Neulich habe ich gemerkt, dass die Reißverschlüsse meiner Sofakissenbezüge völlig kaputt sind. Die Bezüge sind weiß und mit einem altmodischen Muster bestickt – allerdings sind sie von Ikea , da gehen schon mal die Reißverschlüsse kaputt. Ich habe keine Nähmaschine, und meine Näharbeiten sind grausig. Aber ich wusste, dass es in meiner Straße eine kleine Nähstube gab. Schon früher habe ich Lieblingsjeans lieber reparieren lassen, statt sie aufzugeben. Also bin ich dorthin gegangen und habe meine Bezüge abgegeben. »Das kostet pro Kissen 13,50 €«, sagte mir die gute Frau und schaute etwas skeptisch. Puh, 27,00 € für zwei Reißverschlüsse. Dafür bekomme ich bei I K E A zwei oder drei neue Kissen. Kam ich mir unbewusst dumm vor, wenn ich in dieses Geschäft einwilligen würde? Der Druck, nicht als der »Gelackmeierte« dazustehen, indem man scheinbar mehr für etwas bezahlt, was man woanders billiger bekommen hätte, ist unter Deutschen offenbar sehr groß. Soll ich das Netz mit zehn Orangen für 2,49 € kaufen oder lieber nur drei Früchte mit einem Kilopreis von 2,99 €? Vielleicht schaffe ich gar keine zehn Orangen, bevor sie schlecht werden. Ist es dann nicht sinnvoller, nur drei zu nehmen, auch wenn sie genauso teuer sind wie zehn? Doch der Spardrang der Deutschen geht über Lebensmittel hinaus. Ich kenne Leute, die ärgern sich schwarz, wenn sie ein paar Cent mehr bezahlt haben als andere für eine Kü-

che, eine Maniküre, einen Fitnesskurs. Wenn des Deutschen liebstes Stück, das Auto, mal krankt, geht man auch hier zum steuerfrei arbeitenden Buschmechaniker. Woher kommt nur diese Verweigerung, für gute Leistung auch Geld auszugeben? Für Orangen, die fair gehandelt wurden, für eine Autowerkstatt, die ihre Mitarbeiter anständig bezahlt und versichert? Die Deutschen gelten als Sparfüchse, aber sollten wir nicht eine neue Definition des Sparens an den Tag legen? Für Qualität Geld auszugeben, ist das Verschwendung? Ist man, wenn man Essen wegwirft, wirklich sparsam? Momentan blüht die Idee des »Do it yourself«. Es gibt Werkstätten, wo man selbst sein Rad reparieren kann, Nähund Häkelstuben schießen wie Pilze aus dem Boden, im Bioladen gibt es Brotbackautomaten für zuhause, sogar Getreidemühlen. Das ist alles gut und schön, aber ich finde, man kann gewisse Arbeiten guten Gewissens denjenigen überlassen, die ihr Handwerk beherrschen. Wie gern gehe ich zu meiner Lieblingsbäckerei – warum sollte ich das Getreide selber mahlen, das Brot selbst backen? Oder mein Tante-Emma-Laden: Hier hat bereits jemand eine Vorauswahl an Produkten für mich getroffen: Ich muss nicht wie im Supermarkt aus 200 verschiedenen Sorten Käse wählen. Oder die Wäscherei: Ich liebe Bettwäsche, wenn sie gestärkt und gebügelt wurde, ich selbst quäle mich mit

meinem Mini-Bügelbrett nur. Ich gehe gerne in Läden, wo ich die Ware anfassen kann und eine freundliche Beratung erhalte, auch wenn ich dafür mehr Geld ausgebe. Dinge aus der Hand zu geben, das hat in diesem Fall auch nichts mit Entmündigung zu tun. In den Genuss, mit einem Menschen zu reden, komme ich beim Internetkauf nicht. Dort ist es billig, weil kein Platz zum Ausstellen der Ware benötigt wird und kein ausgebildeter Verkäufer berät. – Es ist, wie ich meine, ein falsches Sparen. Ein Sparen am Mitdenken, ein Sparen an Erfahrung, ein Sparen an sozialem Kontakt. Als ich meine Kissen abhole, zieht sie die Dame vorsichtig aus einer Tüte. Sie sind sorgfältig zusammengefaltet und kommen mir fast noch etwas weißer vor. Die Näherin zeigt mir die tadellosen neuen Reißverschlüsse, damit ich mich von der erbrachten Leistung überzeugen kann. Sie fragt: »Das sind wohl Erbstücke?« Ich erzähle ihr, dass sie von IK EA sind, sie lacht. Ich bezahle die 27,00 € und verlasse die Nähstube glücklich und mit der Bemerkung: »Jetzt sind es auf jeden Fall welche!«

Sophie Koenig ist Lektorats- und Redaktionsassistentin bei der Evangelischen Verlagsanstalt.

© eyetronic – Fotolia.com

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Entwürfe

Neue Bilder braucht die Bibel Jean-Louis Gindt

Handy – visieren – klicken! Noch nie war es so einfach, selbst Bilder zu schaffen. Vom Kindergarten bis zum Altersheim nutzt nahezu jeder sein Handy, auch zum Fotografieren. Längst ist nicht jedes Foto ein Kunstwerk und dennoch ist jedes Foto ein Kunst-Werk: Ob Abbild der Wirklichkeit, Momentaufnahme im Zeitlauf oder digitalisierter Ausdruck der Gefühle, Ideen, Phantasien oder gar des Glaubens. Der reformatorische Bildersturm scheint überwunden. In der Lutherdekade wird im Cranachjahr 2015 »Bild und Bibel« zum Motto erhoben. Die heutige Digitalisierung unse-

rer Kommunikation dockt gleichsam an die Medienrevolution vor 500 Jahren an. Bilder von biblischen Texten prägen unser Verständnis und unsere Überzeugung mehr als die Texte selbst, die Bildgläubigkeit hat noch immer die Schriftund Buchstabengläubigkeit weit übertroffen. Die Werbung hat es längst begriffen, führt uns tagtäglich an der Nase herum und wir schauen munter zu. Wir machen uns ein Bild, selbst wenn wir uns einbilden, uns keine Bilder machen zu wollen oder gar zu dürfen. Wir werden aber immer wieder Bilder brauchen, ganz besonders, um Bilder in Frage zu stellen.

Die Aussetzung und Rettung des Mose heute, Foto von Laetissia Morocutti


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Wir brauchen neue Bilder Neue Bilder braucht die Bibel, oder besser: Wir brauchen neue Bilder, um die Bibel und ihre alte Botschaft für uns neu zu entdecken, sie in unser eigenes Leben im 21. Jahrhundert übertragen zu können. Wem opfert Abraham heute seinen Sohn? Wo begegne ich noch einem brennenden Dornbusch? Wie gelingt es David, die verheiratete Batseba zu erobern? Köpft Judit auch heute noch Holofernes? Wer wollte nicht immer schon in solchen Augenblicken dabei sein oder die Schlange fotografieren, wenn sie Eva verführt …? Nein, die Bibel ist längst nicht passé. Sie ist alles andere als ein altes, verstaubtes Buch. Sie erzählt das Leben von Frauen und Männern mit ihren Hoffnungen und Wünschen, ihren Intri-

gen und Verfehlungen, ihrem Lieben und Glauben, begleitet von einem Gott, der DA ist – damals wie heute. Die Bibel ist weitaus mehr als ein Facebook, sie ist Faithbook! Im Religionsunterricht wollte ich mit meinen Schülerinnen und Schülern biblische Erzählungen lesen und die jungen Menschen entdecken lassen, dass diese Geschichten über die Jahrhunderte, gar Jahrtausende hinweg ihre Aktualität behalten haben. Wie können wir biblische Texte verstehen, deuten und aktualisieren, sie in unserm eigenen Leben gegenwärtig werden lassen? Wir haben versucht biblische Erzählungen zu fotografieren: Nein, kein nachgestelltes Foto, wie Mose im Binsenkörbchen lag, sondern ein Foto, das zeigt, wo und warum eine Mutter ihr Kind aussetzen muss … Für den Tanz um das Goldene Kalb braucht es weder Tanz noch Kalb… Einem solchen Fotoshooting geht jedoch eine ausführliche und intensive Auseinandersetzung mit dem Text voraus. Hinzu kommt die Übertragung in unseren Alltag heute. Erst dann kann ich eine Situation in Szene setzen und sie fotografieren. Für den Betrachter wird es nicht leicht sein, den Bibeltext hinter dem Foto zu erkennen. Doch darum geht es nicht, da diese neuen Bilder keine Illustrationen sein wollen. Das Ergebnis von 20 Fotos ist in der (alten) rpi! Artothek in den beiden Ausstellungsräumen »faithbook.lu« zu betrachten. Wie immer gibt der kleine Museumsdirektor mit einem Klick Hintergrundinformationen zum Projekt und zu den einzelnen Bildern preis. Dieses »faithbook.lu« Foto-Projekt inspiriert sich an der Ausstellung »I N R I « von Bettina Rheims und Serge Bramly sowie am Foto-Projekt »Jesus an der Ruhr«, das auch in der rpi ! Artothek zu sehen ist. Doch nicht nur biblische Texte lassen sich aktualisieren und fotografieren. Im Foto-Projekt »… und jetzt?!«, ebenfalls in der rpi ! Artothek ausgestellt, wurden jugendliche Sorgen, Ängste und Probleme fotografisch sichtbar. Neue Bilder lassen sich auch erstellen, indem alte Meisterwerke der Kunstgeschichte aktualisiert werden, z. B. Leonardo da Vincis Abendmahl »revisited«. Das Ergebnis ist im Ausstellungsraum »Cena« ausgestellt. Bei diesen Projekten ist das sichtbare Ergebnis nur ein Teilaspekt. Der Weg zum Bild ist genauso spannend.

Das Unsichtbare sichtbar werden lassen

Das Goldene Kalb oder die Verherrlichung der Top Models, Foto von Lisa Kremer

Schwieriger zu fotografieren sind jedoch Themen wie Auferstehung, Himmelfahrt oder Pfingsten. Ja, diese zentralen Themen christlichen Glau-


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Entwürfe

Liturgische Performances mit dem Playing Arts Team machen Aspekte von Pfingsten erlebbar.

bens sind das »Geheimnis des Glaubens« und somit schwer greifbar, weil weniger plastisch. Zudem haben geniale Meister wie Matthias Grünewald mit seinem Auferstandenen des Isenheimer Altars oder El Greco mit seiner Taube und den Feuerzungen über den Köpfen verklärter Apostel unsere Vorstellungskraft so sehr verbildlicht und eingeengt, dass wir uns immer noch äußerst schwer tun, wirklich andere Bilder diesen entgegenzusetzen. Doch diese, die Kunstgeschichte prägenden Kunstwerke, sind ebenfalls nur Kunst-Werke. Wir sollten es wagen, auch zu diesen Themen neue Bilder zu schaffen, einerseits um die bestehenden Bilder, so genial sie auch sein mögen, in Frage zu stellen und andererseits um den Sinn und die Aktualität von Themen wie Auferstehung, Himmelfahrt oder Pfingsten neu zu verstehen und zu erleben. Dass dies gelingen kann, zeigen z. B. die Pfingstnächte der Jugendkirche Stuttgart.

Foto-Projekt »Jesus an der Ruhr” in der rpi ! Artothek: http:// artothek.rpi-virtuell.net/arssacra/raum_01/index.htm

Mit Handy zum Kunst-Werkler

Ausstellung »I N R I « von Bettina Rheims und Serge Bramly: http:// www.dhm.de/archiv/ausstellungen/inri/inhalt.htm http://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/inri/inri.pdf

Am 16. April 2015 organisiert das PTI in Neudietendorf die Tagung »Am Puls der Zeit« unter dem Thema »Voll im Bilde!?«. Die Teilnehmer werden hier die Möglichkeit haben, selbst kreativ zu werden und mit ihren Handys eigene Bilder zu selbst gewählten (biblischen) Themen zu konzipieren und zu realisieren. Ausdrücklich erlaubt ist es, sich mit eigenen Fotoshootings auf die Tagung vorzubereiten und diese mitzubringen. Ich freue mich jetzt schon, diese Tagung zu animieren und die neuen Bilder zu entdecken. Lassen wir uns inspirieren, werden wir selbst kreativ!

Jean-Louis Gindt ist Religions­ lehrer am Athénée de Luxembourg sowie ehrenamtlicher Mitarbeiter bei r p i - v i r t u e l l .

Links Die (alte) rpi ! Artothek, Eingang Jugendprojekte: http://artothek. rpi-virtuell.net/index.html Foto-Projekt »faithbook.lu« in der rpi ! Artothek: http://artothek. rpi-virtuell.net/arssacra/faithbook/index1.htm

Leonardo da Vincis Abendmahl revisited: http://artothek.rpi-virtuell. net/arssacra/cena/index.htm Foto-Projekt »… und jetzt?!«: http://artothek.rpi-virtuell.net/ arssacra/raum_und_jetzt/index1.htm Raum »Credo« mit Grünewald und El Greco: http://artothek.rpivirtuell.net/arssacra/credo/index.htm Pfingstnächte Jugendkirche Stuttgart: http://www.pfingstnacht.de/ Literatur Gindt, Jean-Louis: Die Artothek auf rpi-virtuell: Kunst. Bildung. Leben, in: pti aktuell 2/2014, 14-16. Gindt, Jean-Louis: Die rpi ! Artothek, Das Online-Museum für zeitgenössische Kunst im Dialog mit Religion, Spiritualität und dem Sakralen, in: PGP 1/2013, 13–15.


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Pfingst-Nachtschicht Generation Y in der Kirche Franziska Schmitzdorf

»Kommt feiern!« – Die Idee

Warum? Und warum eigentlich nicht? – Eine neue Generation stürmt den Arbeitsmarkt und macht sich breit in Kultur, Mode und Medien. Die »Generation Y« ist auf dem Vormarsch. Die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 sind anders als die Generation vor ihnen. Überspitzt gesagt: Sie wollen Aufmerksamkeit, Fürsorge, Mitspracherecht und ständiges Feedback. Ihre persönliche Entfaltung und Verwirklichung steht im Vordergrund. Die »Generation Y« will sich nicht langweilen, ein bisschen die Welt verbessern und ausreichend Zeit zum Genießen haben. Das Smartphone ständig am Ohr und den 500. Freund bei Facebook geaddet, steht die »Generation Y« in den Startlöchern und wartet, was die Welt ihr zu bieten hat. Was braucht es also, um als Gemeinde, als Kirche für diese Generation attraktiv zu sein? Ausgehend von dieser Situation entwickelte sich die Projektidee »Pfingst-Nachtschicht«, die eine Verbindung zwischen Kirchgemeinde und der sogenannten »Generation Y« herstellen möchte. Im Hinblick auf die Zielgruppe orientiert sich das Projekt an anderen Veranstaltungen, die von dieser Altersgruppe angenommen werden. Das Pfingstwochenende eignet sich besonders gut, da viele theologischen Kerngedanken und -symbole sich mit dem Fest verbinden (Geist, Feuer, Sprache, Gemeinschaft, Mission, Aufbruch, Geburtstag) und da es viele organisatorische Vorteile mit sich bringt (freies Wochenende, Jahreszeit mit meist guten äußeren Bedingungen).

Die Grundidee des Projekts ist die Organisation eines Open-Air-Abends im Kirchgarten. Eine Projektgruppe, bestehend aus vier Ehrenamtlichen und mir, plant den Abend. Alle Mitglieder des Planungsteams sind selbst Teil der »Generation Y«. Am Veranstaltungsabend helfen außerdem die Mitglieder des Kirchenchors und andere Gemeindeglieder. Bei den Vorbereitungen ist auch die freiwillige Feuerwehr des Ortes beteiligt. Neben der Einbindung der »Generation Y« kommt es so auch zur Vernetzung von Orts- und Kirchgemeinde. Bewusst werden bei der Gestaltung des Abends neue Wege gegangen. Die Pfingst-Nachtschicht will anders sein als andere Gemeindefeste. Dies wird wohl am deutlichsten bei der Versorgung (Wraps, Pizza, Bowle), der Musik und dem Unterhaltungsangebot (stündliche Angebote und offene Angebote; aufwendige Feuerartistik) spürbar.

»Darum!« – Die Motive

Das Projekt Pfingst-Nachtschicht möchte eine Veranstaltung für die »Generation Y« sein, die unabhängig von Vereinen und Vereinsinteressen stattfindet und die somit keinerlei Vorbedingungen an die Teilnehmer stellt. Das Projekt Pfingst-Nachtschicht will durch die kreative und zeitgemäße Bearbeitung des Themas »Pfingsten« einen neuen Zugang zu christlichen Themen ermöglichen, der für die »Generation Y« ansprechend ist.


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Fotos: Rainer Stein; Roßdorf

Entwürfe

Das Projekt Pfingst-Nachtschicht ist von und für die Altersgruppe von 18 bis 35 geplant, versteht sich aber als offenes, gemeinde- und generationenübergreifendes Fest. Das Projekt Pfingst-Nachtschicht will die Kompetenzen und Fähigkeiten der »Generation Y« und die Chancen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzeigen.

Kirche erleben – Der Weg in die Nacht

Im kleinen Kirchgarten, der direkt an die Kirche angrenzt, wird ein DJ-Pult aufgebaut. Zwei DJs gestalten den Abend (Elektro-Swing, Minimal). Der Platz vor dem DJ-Pult lädt zum Tanzen ein. Im Schatten der großen Eiche sind verschiedene Stehund Sitzgruppen aufgebaut. Gleich am Eingang des Kirchgartens findet die große Bar Platz. Hier gibt es Sommerbowlen, Wraps, Pizza und andere Kleinigkeiten. Die Mauer des Kirchgartens schließt das Open Air räumlich ab und lässt eine eigene Welt entstehen. Die Kirche selbst steht den ganzen Abend über offen und darf selbständig erkundet werden. Rote Stoffbahnen, die auf Höhe der ersten Empore aufgehängt sind, bilden einen roten Himmel und schaffen eine besondere Atmosphäre. Sitzkissen auf dem Kirchboden laden zum Verweilen ein. Verschiedene Stationen in der Kirche machen Pfingsten erspürbar. Ein Faltblatt führt durch die einzelnen Stationen inner- und außerhalb der Kirche.

Im Kirchgarten – Stündlich ein bisschen mehr Pfingsten

19.00 Uhr – »Der Nebel lüftet sich«: Nebel bedeckt den Boden und lüftet sich allmählich. Ein Transparent mit der Aufschrift »Der Wind weht, wo er will.« wird sichtbar und deutet auf die Kirche. (Nebelmaschine, Transparent) 20.00 Uhr – »Musikalisches Windspiel«: Der Chor stimmt aus verschiedenen Punkten im Kirchgarten das Taizélied »Bless the Lord« an. Wer möchte, kann mit einstimmen. Der Chor kommt zusammen und bewegt beim Singen eine Folie im Wind. Form und Musik verschmelzen. (Malerfolie, Liedtext)

21.00 Uhr – »Das Feuer entfachen«: Alle Kerzen und Feuerschalen werden gleichzeitig entfacht. Die Kirche wird mit roten LED-Strahlern angeleuchtet (Kerzen, Feuerschalen, 2 LED-Strahler) 22.00 Uhr – »Unser Licht geht in die Welt«: Heliumluftballons mit Leuchtelementen fliegen in den abendlichen Himmel und gehen mit dem Licht auf die Reise. (Helium, Luftballons, Leuchtelemente) 23.00 Uhr – »Lichtspielerei«: Ein Künstler des Feuervarieté präsentiert eine Kontakt-Jonglage. Hierbei bewegt sich ein leuchtender Ball wie von Zauberhand. 24.00 Uhr – »Flammentanz«: Das Feuervarieté beendet den Abend mit einer 20-minütigen Feuershow.

In der Kirche – Pfingsten erspüren

Vor der Schwelle – »Der Wind weht, wo er will«: Ein beleuchtetes Windspiel hängt vor der Tür und lädt zum Eintreten ein. Gott stellt sich vor. Als befreiende Kraft. Er schickt einen Windhauch, einen Sturm, ein Säuseln, und schon verändert sich etwas. Kreativität wird geweckt. Gemeinde entsteht. Menschen lassen sich begeistern. Der Wind – der Geist Gottes – weht. Immer anders. Immer neu. Nicht greifbar und doch spürbar. Stufen zur Empore – »Für was brennst du?«: Eine Papierbahn, mit der Frage »Für was brennst du?«, lädt zum Schreibgespräch ein. Pfingsten begeistert die Menschen in Jerusalem. Der Geist weht, wo er will: Etwas kommt in Bewegung, etwas fällt uns zu – festhalten kann man es nicht. Gefragt wird: Was begeistert dich? Was treibt dich an und lässt dich in Bewegung kommen? Hier haben deine Gedanken Platz. Ein (Schreib-)Gespräch kann entstehen. Begeisterung kann geteilt werden. Emporen – »Aufgeschrieben«: Vier Textbahnen hängen von der ersten Empore herab. Zwei geben Apg 2 wieder, zwei geben Worte und Gedanken zum Thema wieder. Auf den zwei Textfahnen auf der rechten Empore ist die Pfingstgeschichte zu lesen. Gegenüber: Worte. Gedanken. Biblisch und NichtBiblisch. Unvollständig. Hier ist jeder eingeladen


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Christenlehre neu denken? Überlegungen zu einer zeitgemäßen Didaktik der gemeindepädagogischen Arbeit mit Kindern1 Christenlehre

Martin Steinhäuser

Die Praxis der gemeindlichen Arbeit mit Kindern in Deutschland zeigt sich extrem heterogen und konzeptionell kaum überschaubar. In einigen Regionen der ostdeutschen evangelischen Landeskirchen scheint »Christenlehre«2 nach wie vor als Leitbegriff zu fungieren, was jedoch bei näherer Analyse die Verwirrung eher vergrößert als klärt, denn der »Markenname« definiert keineswegs, was konkret stattfindet. Die gemeindepädagogische Praxis mit Kindern – ebenso wie die auf sie bezogene Ausbildung – ist sich weitgehend einig, dass, was sie kennzeichnet, »nicht wie in der Schule« ist. Sie hat aber Mühe, über diese Negation hinaus selbst positive Kriterien zu entwickeln, die nicht aus der schulischen Fachdidaktik Religion abgeleitet sind und sich nicht bei deren didaktischen Modellen – mehr oder weniger steinbruchartig – bedienen.

(1) Wahrnehmungen zu den Rahmen-

bedingungen des didaktischen Handelns

Beispiel 1: Praxisvielfalt (Ev. Kirche in Mitteldeutschland) Eine zentrale Herausforderung liegt darin, die kontinuierliche, thematisch orientierte Gruppenarbeit mit Kindern (Christenlehre-Tradition) in ein Gesamtkonzept der gemeindlichen Praxis mit Kindern, Jugendlichen und Familien einzubeziehen. Dazu gehören auch kirchenmusikalische, gottesdienstliche und projektartige Handlungsformen. Eine »Spezialdidaktik in der Christenlehre-Tradition« steht nicht im Vordergrund. Allerdings erscheint die Pluralität als so außerordentlich unübersichtlich, dass die didaktische Fragestellung damit nicht beantwortet wird, sondern im Grunde genommen jeweils konkret neu zu stellen ist. Beispiel 2: Statistische Entwicklung (Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens) Abb. 1 zeigt einen Rückgang der im Format »Christenlehre« angemeldeten Kinder zwischen 1989 und 2004 um nahezu 2/3.

Kindergottesdienst

Kinderbibelwoche

1989

56.959

9.252

1994

47.735

8.956

1997

40.869

8.328

3.451

1999

30.724

7.398

4.881

2004

21.051

8.225

4.734

2009

21.185

8.723

4.750

2013

19.575

8.410

5.766

60.000

45.000

30.000

15.000

0 1989

Christenlehre

1994

1997

Kindergottesdienst

1999

2004

2009

2013

Kinderbibelwoche

Abb. 1

Nach gängiger Interpretation sind die Einführung des schulischen Religionsunterrichtes 1992, der Geburtenknick in Ostdeutschland nach 1989 (in manchen Kommunen um über 50 Prozent) sowie die kirchlichen Strukturveränderungen maßgebliche kritische Einflussfaktoren. Inzwischen jedoch scheint eine relative Stabilisierung bei ca. 20.000 Kindern eingetreten zu sein. Die durchschnittliche Gruppengröße sank leicht von 10,2 (1990) auf 9,0 (2013); viele Gruppen wurden jahrgangsübergreifend zusammengelegt. Außerdem fällt auf, dass die Teilnahme an Kindergottesdiensten vergleichsweise weniger von den o.g. Faktoren beeinflusst wurde und bei Kinderbibelwochen (erst seit 1997 statistisch erfasst) sogar deutlich steigt. Diese Entwicklungen können insgesamt so interpretiert werden, dass die (in Sachsen flächenmäßig und begrifflich nach wie vor dominierende) »Christenlehre-Tradition« auf einem quantitativ immer noch respektablen Fundament steht, wobei gemeindepädagogische Angebote für Kinder insgesamt eher in Frei-Zeiten (Wochenende, Ferien) angenommen werden.3


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Forum

Beispiel 3: Christlichen Glauben leben durch Gemeinschaft (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) Eine umfangreiche, empirischen Maßstäben genügende Untersuchung zur Arbeit mit Kindern aus dem Jahr 2014 zeigt, dass das Format »kontinuierliche Gruppen« mit 41,2 Prozent aller Angebote einen deutlichen Vorsprung vor anderen Angebotstypen hat (20,8 Prozent für »Gottesdienst«, 15,6 Prozent für »Projekt/Workshop«). Unterteilt man die kontinuierlichen Gruppen, so ragt wiederum »Christenlehre« mit 20,3 Prozent deutlich heraus. Bezogen auf die faktischen Aktivitäten im Rahmen sämtlicher Angebote, bevorzugen die befragten Mitarbeiter mit übergroßer Mehrheit (69 Prozent: sehr häufig, 22 Prozent: häufig) die Kategorie »Christlichen Glauben leben« (eine eher summarische, leider sehr unscharfe Kategorie, gefolgt von »Musizieren/Singen« und »Kreatives Basteln/Spielen«). Gut erkennbar werden die begünstigende Wirkung einer bereits im Vorschulalter beginnenden kontinuierlichen Gruppenarbeit sowie ein Teilnahmeknick bei den 4. bis 6. Klassen.4 Bemerkenswert ist weiterhin: Die Befragten meinten hinsichtlich der »Erfahrungen, die Kinder [in den diversen Angeboten] sammeln können«, mit überwältigender Mehrheit: »Teil einer Gemeinschaft sein« (»trifft voll und ganz zu«: 88,7 Prozent). Auch hinsichtlich von »Aktivitäten und Zielen« steht die Kategorie »Gemeinschaft fördern« mit vierfachem Vorsprung an der Spitze; in der Rubrik »Angebotsziele kategorisiert« folgt »Religiöses Gemeinschaftsgefühl stärken« knapp an zweiter Stelle hinter »Religiöses Wissen vermitteln«.5 Diese Ergebnisse lassen insgesamt darauf schließen, dass die o.g. unscharfe Kategorie »Christlichen Glauben leben« von den Mitarbeitenden durch die Kategorie »Gemeinschaft« konkretisiert wird, wenn es um das inhaltliche Profil der gemeindlichen Arbeit mit Kindern geht. Zwischenfazit: Ungeachtet des fachlichen Konsenses, dass die (alte) Christenlehre eine Praxis von gestern sei, werden (alternative) Gestalten auch heute über kurz oder lang als »Christenlehre« angesprochen. Offenbar lebt die Christenlehre fort, zumindest als orientierender Markenname. Freilich soll dabei »Lehre« nicht im Mittelpunkt stehen, sondern so etwas wie das »Leben«, konkretisiert als »Gemeinschaft«. Als konzeptionelle Systematisierung für die kirchengemeindliche Praxis ist dies jedoch zu diffus. Aber auch der »Rahmenplan für die kirchliche Arbeit mit Kindern in der Gemeinde« 6 vermag keine programmatische Kraft zu entfalten, sondern wird, wenn überhaupt, meist nur punktuell genutzt.

(2) Konzeptionelle Konsequenzen für die Ausbildungsdidaktik

Fragestellungen Was müssen Menschen lernen und können, um »Christenlehrer« sein zu können, und noch schwieriger: Was müssen sie »anderes« lernen und können, wenn sie nicht so bezeichnet werden sollen? Ist es vielleicht heute, angesichts der von Ort zu Ort verschiedenen, situationsspezifischen Praxen überhaupt nicht mehr sinnvoll, für die in der Gemeinde situierte Arbeit mit Kindern einen konzeptionellen Oberbegriff zu bemühen, sei er nun Christenlehre oder ein anderer? Wenn dem so wäre, wie soll dann aber in der Ausbildung theoretisch

fundiert auf diese Vielfalt vorbereitet werden? Was ist das Generelle, das verstanden werden muss, um in der praktischen Vielfalt verantwortlich handeln zu können? Fachdidaktiken von Ausbildung Die skizzierte unübersichtliche Praxissituation spiegelt sich, auf eigene Weise, in den Ausbildungskonzeptionen. Schaut man sich die Raster an, nach denen die Auszubildenden ihre Praxisentwürfe und Prüfungen zu erarbeiten haben, kommt zu der oben skizzierten Unübersichtlichkeit ein spezifisches Problemmerkmal hinzu: Die Unterscheidung zum (grund) schulischen Religionsunterricht. Es gehört zum Problem der Praxis in der »Christenlehre«-Tradition, dass diese Unterscheidung für viele Mitarbeitende, Kinder und Eltern nicht klar ist. Auch die Ausbildungsstätten haben offenkundig Probleme, eine der aktuellen Situation von gemeindepädagogische Arbeit mit Kindern angemessene didaktische Struktur anzubieten, die sowohl in sich konsistent als auch hinreichend deutlich vom Religionsunterricht abgegrenzt ist. So finden sich etwa in den Rastern des PTI Drübeck und der EH Berlin deutliche Rudimente der schulpädagogisch-bildungstheoretisch fundierten Didaktik nach W. Klafki. Im PTI Brandenburg und der EH Moritzburg wird für die Arbeit mit Kindern (»Christenlehre«-Tradition) mithilfe einer gemeindepädagogisch adaptierten Variante des Modells der didaktischen Elementarisierung nach K.-E. Nipkow/ F. Schweitzer ausgebildet – auch diesem liegt ein schulunterrichtliches Verständnis der Begegnung von Person und Sache zugrunde. Damit ist das Problem auf dem Tisch: Weder auf konzeptioneller noch auf praktischer Ebene ist derzeit ein Modell in Sicht, das die gemeindepädagogische Arbeit mit Kindern von der Unterrichtsförmigkeit ihrer Christenlehre-Tradition zu lösen vermag und ihr eine theoretisch fundierte, in sich schlüssige und praktisch plausible Handlungsorientierung zu geben vermag, auf das hin auszubilden wäre. Das Problem ist nicht neu. Schon seit längerem wird – u. a. in dieser Zeitschrift – auf »einheimische Begriffe« gedrängt, die aus dem Selbstverständnis der Gemeindepädagogik heraus begründet werden und auf eine gemeindepädagogische Didaktik orientieren könnten.7 Anderenorts plädieren etwa Adam / Lachmann für eine »schulische Entkernung« gemeindepädagogischer Didaktik, indem sie diese aus der »Kommunikation des Evangeliums im Sinne agapegemäßer Verständigung« herleiten wollen.8 Eine weiterer Versuch, zu einer grundsätzlichen Verständigung über didaktische Kriterien gemeindepädagogischen Handelns zu kommen, besteht darin, die vier Elemente »gemeinsam – im Leben – glauben – lernen« als Realisierungsformen der »Kommunikation des Evangeliums« zu verstehen.9 Doch auch hier bleibt unklar, was das auf der Ebene konkreter Planungsvorgänge für konkrete Altersgruppen heißen könnte. Didaktische Konturen als Spiegelung von Praxis neu entwickeln Bisher wurde in aller Kürze und trotz aller Problemlagen deutlich, wie stark die gemeindepädagogische Arbeit mit Kindern in den ostdeutschen Landeskirchen der ChristenlehreTradition verhaftet ist. Daher steht zu vermuten, dass trotz aller berechtigten Plädoyers für die Pluralisierung des Handlungsfeldes eine zukunftsfähige und praxistaugliche Didaktik nur entwickelt werden kann, wenn sie dieses Erbe


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Praxis Gemeindepädagogik (PGP) ehemals »Christenlehre /Religionsunterricht–PRAXIS« ehemals »Die Christenlehre«

68. Jahrgang 2015, Heft 2 Herausgeber: Amt für kirchliche Dienste in der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz Pädagogisch-Theologisches Institut der Nordkirche Theologisch-Pädagogisches Institut der Evan­gelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Pädagogisch-Theologisches Institut der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts Anschrift der Redaktion: Matthias Spenn, c/o Evangelische Verlagsanstalt GmbH, »PGP-Redaktion«, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, E-Mail ‹redaktion@praxis-gemeindepaedagogik.de› Redaktionskreis: Dr. Lars Charbonnier, Führungsakademie für Kirche und Diakonie, Berliner Dom – Portal 12, Am Lustgarten, 10178 Berlin Uwe Hahn, Ev.-Luth. Kirchenbezirk Leipzig, Dienststelle des Bezirkskatecheten, Burgstraße 1–5, 04109 Leipzig Petra Müller, Fachstelle Alter der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Gartenstraße 20, 24103 Kiel Matthias Röhm, Amt für kirchliche Dienste in der Ev. Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Goethestraße 26–30, 10625 Berlin Dorothee Schneider, PTI der Ev. Kirche in Mitteldeutschland und der Landeskirche Anhalts, Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf Matthias Spenn, Amt für kirchliche Dienste in der Ev. Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Goethestraße 26–30, 10625 Berlin Christine Ursel, Diakonisches Werk Bayern – Diakonie.Kolleg., Pirckheimerstraße 6, 90408 Nürnberg Redaktionsassistenz: Sophie Koenig, Evangelische Verlagsanstalt GmbH Verlag: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, www.eva-leipzig.de Geschäftsführung: Arnd Brummer, Sebastian Knöfel Gestaltung/Satz: Jens Luniak, Evangelisches Medienhaus GmbH Druck: Druckerei Böhlau, Ranftsche Gasse 14, 04103 Leipzig Anzeigen: Rainer Ott · Media | Buch- und Werbeservice, PF 1224, 76758 Rülzheim, Tel. (0 72 72) 91 93 19, Fax (0 72 72) 91 93 20, E-Mail ‹ott@ottmedia.com› Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.1.2012 Abo-Service: Christine Herrmann, Evangelisches Medienhaus GmbH, Telefon (03 41) 7 11 41 22, Fax (03 41) 7 11 41 50, E-Mail ‹herrmann@emh-leipzig.de› Zahlung mit Bankeinzug: Ein erteiltes Lastschriftmandat (früher Einzugsermächtigung genannt) bewirkt, dass der fällige Abo-Beitrag jeweils im ersten Monat des Berechnungszeitraums, in der letzten Woche, von Ihrem Bankkonto abgebucht wird. Deshalb bitte jede Änderung Ihrer Bankverbindung dem Abo-Service mitteilen. Die GläubigerIdentifikationsnummer im Abbuchungstext auf dem Kontoauszug zeigt, wer abbucht – hier das Evangelische Medienhaus GmbH als Abo-Service der PRAXIS GEMEINDEPÄDAGOGIK . Gläubiger-Identifikationsnummer: DE03EMH00000022516 Bezugsbedingungen: Erscheinungsweise viermal jährlich, jeweils im 1. Mo­­nat des Quartals. Das Jahresabonnement umfasst die Lieferung von vier Heften sowie den Zugriff für den Download der kompletten Hefte ab 01/2005. Das Abonnement verlängert sich um 12 Monate, wenn bis zu einem Monat vor Ende des Kalenderjahres keine Abbestellung vorliegt. Bitte Abo-Anschrift prüfen und jede Änderung dem Abo-Service mitteilen. Die Post sendet Zeitschriften nicht nach.

ISSN 1860-6946 ISBN 978-3-374-04083-4 Preise: Jah­resabonnement* (inkl. Zustellung): Privat: Inland € 36,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 42,00, Nicht-EU-Ausland € 46,00; Institutionen: Inland € 44,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 50,00, Nicht-EU-Ausland € 54,00; Rabatte – gegen jährlichen Nach­weis: Studenten 35 Prozent; Vikare 20  Prozent; Einzelheft (zuzüglich Zustellung): € 12,00 (inkl. MwSt.) * Stand 01.01.2014, Preisänderungen vorbehalten Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil der Zeitschrift darf ohne schriftliche Geneh­m igung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert werden. Unsere nächste PGP-Ausgabe erscheint im Juli 2015.

ernst nimmt. So berechtigt der Wunsch nach einer Unterscheidungslehre zur Didaktik des schulischen Religionsunterrichts erscheint, so wenig kommt eine gemeindepädagogische Didaktik für die Arbeit mit Kindern darum herum, die in ihr angelegte Begegnung von Personen und Sachen zu strukturieren. Das aber läuft zwingend auf in irgendeiner Weise unterrichtlich zu fassende Elemente hinaus. Dennoch muss ein unterscheidbares Selbstverständnis möglich sein – übrigens nicht nur in Richtung des Religionsunterrichtes, sondern ebenso in Richtung des Kindergottesdienstes. Aus der Untersuchung der EKBO lässt sich ableiten, dass der »einheimische« Begriff »Gemeinschaft« didaktische Orientierung geben könnte. Auf seiner Linie könnten die klassischen Begriffe des »Rahmenplanes« (»Orientierung« und »Begleitung«) subjektorientiert weitergetrieben werden. Gegenüber einem eher »auftragsorientierten« Ansatz gilt es, den subjektiven Beteiligungswünschen und typischen Lebensäußerungen von Kindern in der Kirche konzeptionell mehr Freiraum zu geben. In dieser Richtung soll nun ein Vorschlag gewagt werden. Eine Skizze dazu fand auf der Tagung, von der hier zu berichten ist, nachdrückliche Zustimmung (Abb. 2). Der Vorschlag geht aus von den Abb. 2, Grafik: Emile Döschner Tätigkeiten, die üblicherweise eine gemeindepädagogische Veranstaltung mit Kindern in der Christenlehre-Tradition kennzeichnen (selbstverständlich in variablen Ausprägungen). Es wird dabei sichtbar, dass es verschiedener Fachwissenschaften bedarf, die reflexiv einzubeziehen wären und die die Gemeindepädagogik als eine »Integrationswissenschaft« kennzeichnen. (1)  »Christenlehre heute« lebt von den rituellen Momenten zu Beginn und am Schluss, vom gemeinsamen Singen und Beten und sonstigen Feierformen christlicher Praxis (bis hin zum gemeinsamen Essen), die mithilfe der »Liturgik« fundiert und reflektiert werden können. (2)  Dazu kommt die eigentümliche Beziehungsqualität in der kontinuierlichen gemeindepädagogischen Arbeit mit Kindern. Die Christenlehre-Tradition bietet den Kindern eine »mittlere Beziehungsdichte« zwischen den zufällig zusammengesetzten Kindergottesdiensten und dem Klassenverband in der Schule. Kinder begleiten einander, Erwachsene begleiten Kinder. Nirgendwo sonst liegen pädagogische und poimenische Momente so eng beieinander wie in der kontinuierlichen Gruppenarbeit in der Gemeinde – das weiß jeder Gemeindepädagoge. (3)  Gemeindliche Kindergruppen üben in vielerlei Hinsicht diakonische Funktionen aus. Sie haben Möglichkeiten, helfende Aktionen vorzubereiten und durchzuführen, mit denen sie über sich selbst hinaus in Gemeinde und Kommune wirksam werden können. Kinder zeigen ein großes Interesse an solchen Selbstwirksamkeitserfahrungen, sei es ein Krippenspiel, eine ökologische Erkundung oder, oder, oder. (4)  Der Begriff »Basteln« wird häufig in abwertender Intention gebraucht. Er teilt dieses Schicksal mit dem »Spielen«. Dabei werden aber das Bildungspotenzial der kreativen Expression und die Freude der Kinder an diesbezüglichen Ausdrucksformen grundlegend unterschätzt. Ob die zugehörige Fachdisziplin mit dem Begriff »Freizeitpädagogik« richtig umschrieben ist, sei


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Forum A nzeige

hier dahingestellt. Viel wichtiger ist es, sich die großen Nähe klarzumachen, die zwischen spielerischen und ästhetischbildsamen Zugängen zur Kommunikation des Evangeliums und den freizeitpädagogischen Bedürfnissen von Kindern besteht. Dies umfasst weit mehr, als »nur noch schnell ein Bild zu malen« oder »die Restzeit mit einem Spiel zu füllen« oder auch die kindlichen Spielbedürfnisse »didaktisch verzwecken zu wollen«. (5)  Schließlich sind nun aber doch auch unterrichtsförmige Elemente zu nennen, die eine lernende Tätigkeit der Kinder unterstützen und mithilfe von »Didaktik« zu fundieren und zu reflektieren sind. Sie können – und müssen – theologisch verankert sein, etwa in der Taufttradition der Kirche mit ihren vor- und nachlaufenden Bildungsangeboten. Selbst wenn man sich einig ist, dass mit diesen fünf »Blütenblättern« das hinlänglich erfasst ist, was gemeindepädagogische Arbeit mit Kindern in der Christenlehre-Tradition heute ausmacht – ein ausbildungsdidaktisches Schema, welches letztlich ein Raster für einen Veranstaltungsentwurf oder die Planung einer Einheit begründen würde, ergibt sich daraus noch nicht. Allerdings, und dies war zugleich das Ergebnis der hier anzuzeigenden Tagung, deutet sich ein vielversprechender Ansatz für eine praxissensible Rekonzeptionalisierung der »Christenlehre« an, wie immer das Ergebnis dann auch zu benennen sein wird. 1 Der Beitrag bezieht sich auf ein Fachgespräch, welches am 4./5. September 2014 in Moritzburg stattfand. Die Konsultation war eingeordnet in eine Reihe von »Moritzburger Fachgesprächen zur Didaktik der Gemeindepädagogik«. Hier laden TPI und EH Moritzburg seit 2004 in unregelmäßigen Abständen evangelische und katholische Studienleiterinnen und -leiter sowie Professorinnen und Professoren für Gemeindepädagogik aus der Bundesrepublik ein, um über ausbildungsdidaktische Fragen zu diskutieren. 2 Vgl. Steinhäuser, Martin (2008): Christenlehre in gemeindepädagogischer Perspektive. In: Adam, Gottfried/Lachmann, Rainer (Hg.): Neues Gemeindepädagogisches Kompendium, Göttingen, S. 237–254, Zitat S. 241: »Insgesamt gesehen, steht die Bezeichnung ‚Christenlehre’ für Formen der systematischen, kontinuierlichen, gruppenbezogenen, verbindlichen, ganzheitlichen pädagogisch-theologischen Arbeit mit Heranwachsenden in evangelischen Kirchgemeinden.« 3 Quelle: Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsen, Abteilung Statistik, Dresden, Auskunft vom 22.12.2014. Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass es sich hier um landeskirchliche Selbstauskünfte von Kirchgemeinden handelt, die nicht mit den Qualitätsmaßstäben empirisch-quantitativer Untersuchungen gemessen werden dürfen. 4 Akremi, Leila / Merkel, Simone (2014): Arbeit mit Kindern in Zahlen. Erhebung der Arbeit mit Kindern in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Tabellenband 2014. Eine Veröffentlichung des Amtes für Kirchliche Dienste (AKD) in der EKBO. Berlin (AKD), 36.39.78–80. 5 Quelle: http://www.akd-ekbo.de/materialien-fuer-die-arbeit-mit-kindern, Zugriff am 12.1.2015. 6 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 42008, http://www.eva-leipzig.de/product_ info.php?info=p2227_Rahmenplan.html, Zugriff 12.1.2015 7 Christian Kahrs schlägt in seinem Beitrag »Allgemeinpädagogische Modelle als Orientierung für die Gemeindepädagogik?« (CRP 57[2004], H.2, 16-18) »Glaube, Freiheit, Seligkeit, Sozialität, Kirche« als Startpunkte für eine kommunikative Ermittlung solcher »einheimischen Begriffe« vor. 8 Adam, Gottfried / Lachmann, Rainer (2008): Gemeindepädagogische Didaktik und Planung. In: Dies. (Hg.): Neues gemeindepädagogisches Kompendium. Göttingen, 129–148. 9 Steinhäuser, Martin: Gemeindedidaktik heute. Zum didaktischen Selbstverständnis der Gemeindepädagogik. In: CRP 57 (2004), H. 3, 4–6.

Prof. Dr. habil. Martin Steinhäuser arbeitet seit 2002 als Professor für Gemeindepädagogik und kirchliche Arbeit mit Kindern an der Fachhochschule Moritzburg

Der Ev. Kirchenkreis Prignitz sucht ab sofort eine/n gemeindepädagogische/n Mitarbeiterin/Mitarbeiter mit einem Dienstumfang von 100 % in einer unbefristeten Anstellung. Was es über den Ev. Kirchenkreis Prignitz zu sagen gibt: • Der Landkreis Prignitz liegt im Nordwesten Brandenburgs, ziemlich genau in der Mitte zwischen Hamburg und Berlin. • Der Hauptdienstort kann flexibel verabredet werden. • Die Prignitz ist nur etwas für Menschen, die ein Leben auf dem Lande mögen und naturverbunden sind. • Im Kirchenkreis gibt es drei ev. Kindergärten und ein im Entstehen befindliches Eltern-Kindzentrum. • Bei uns arbeiten vier hauptamtliche gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen, sechs hauptamtliche Kantor/innen, 23 Pfarrerinnen und Pfarrer. Wir sind ein neuer Kirchenkreis mit Aufbruchsstimmung. • Es gibt viele kleine Gemeinden mit wunderschönen und historischen Dorfkirchen. • Diese Stelle legte einen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Kindern und deren Familien. • Im Umfang von ca. 8–10 Wochenstunden ist Religionsunterricht zu erteilen. Was wir uns wünschen: • Fach- oder (Fach-)Hochschulabschluss Gemeindepädagogik, Religionspädagogik oder Sozialpädagogik mit theologischer oder gemeindepädagogischer Zusatzqualifikation; • eine missionarische Grundhaltung, die einladend und weltzugewandt ist; • selbstorganisiertes Arbeiten, Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit und Kreativität; • Mobilität mit eigenem PKW. Folgende Aufgaben warten: • Regelmäßige Angebote für Kinder im Nachmittagsbereich; • (Projektbezogene) Angebote für Familien; • Vernetzung der Lernfelder Schule und Gemeinde; • Gewinnung und Förderung von ehrenamtlich Mitarbeitenden; • Entwicklung und Durchführung missionarischer Projekte; • Planung und Durchführung von Rüstzeiten; • Mitarbeit bei überregionalen, kreiskirchlichen Projekten; • Teilnahme am Konvent des Kirchenkreises. Wir bieten: • Hilfe bei der Wohnungssuche; • Unterstützung bei der Arbeitssuche des Partners/ der Partnerin; • Kooperationsbereitschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer; • ein motiviertes Team an gemeindepädagogischen Mitarbeiterinnen; • einsatzfreudige Ehrenamtliche; • Vergütung gemäß TV-EKBO (inkl. Zusatzversorgung); • Bereitstellung von Arbeitsmitteln; • Fort- und Weiterbildung; • einen großen Freiraum zur Entwicklung neuer und eigener Ideen. Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte bis 20. April 2015 an den Ev. Kirchenkreis Prignitz, Superintendent O. Günther, Kirchplatz 6, 19348 Perleberg. Für Rückfragen steht Ihnen Superintendent Günther zur Verfügung (Telefon 03876 612635).


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Jörg Stolz/Judith Könemann/Mallory Schneuwly Purdie/ Thomas Englberger/Michael Krüggeler, Religion und Spiritualität in der Ich-Gesellschaft. Vier Gestalten des (Un-)Glaubens, SPI-Reihe 16, Zürich (Edition NZN bei TVZ) 2014, 281 Seiten, ISBN 978-3-290-20078-7, € 32,30 Unter dem Titel »Engagement und Indifferenz« wurden 2014 die ersten Ergebnisse der fünften EKD-Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) veröffentlicht. Seitdem wird kontrovers diskutiert, wie diese (in ihrer Aussagekraft eigentlich noch sehr dünnen) Daten zu verstehen sind und insbesondere was sie über die Kirche heute und ihre Ausrichtung für die Zukunft bedeuten. Insbesondere tobt der Deutungskampf darüber, wie sehr noch die Rede von volkskirchlichen Ansprüchen und einer starken Konzentration auf die kritisch distanzierten Kirchenmitglieder, die man lange in der Mehrheit wähnte, aufrecht erhalten werden könne. Mitten in diese Auseinandersetzungen mischt sich nun eine weitere große und mittlerweile auch traditionelle, da zum dritten Mal durchgeführte Studie aus unserem nicht immer, aber doch an vielen Stellen vergleichbaren Nachbarland, der Schweiz. In einem sehr anregenden Band präsentieren Jörg Stolz, Judith Könemann, Mallory Schneuwly Purdie, Thomas Englberger und Michael Krüggeler ihre Ergebnisse, die sie durch quantitative wie qualitative Daten gewonnen haben. Schon der Titel markiert deutliche Unterschiede zur bisherigen Darstellung der KMU (wobei natürlich der wirkliche Ergebnisband erst für Frühjahr 2015 angekündigt ist): Religion und Spiritualität in der Ich-Gesellschaft. Die Ergebnisse der Studie werden von vornherein vor dem Hintergrund allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen in Fragen der Lebensorientierung und Weltanschauung, der Werte und Religion reflektiert. Ans Licht kommt als Ergebniskern eine neue Typologie religiöser Orientierung, die von den Autoren als »Vier Gestalten des (Un-)Glaubens« bezeichnet werden. Diese religiös-spirituellen Milieus sind die »Institutionellen«, die traditionell und freikirchlich christlich sind, weiter die »Alternativen«, die sich intensiver mit Esoterik und Formen spiritueller Heilung auseinandersetzen und diese auch praktizieren, sowie die »Säkularen«, als welche hier Menschen charakterisiert sind, die Religion und Glauben eher indifferent oder offen feindlich gegenüberstehen. Das Interessante nun ist im Vergleich zur gegenwärtigen Debattenlage über die ersten Ergebnisse der KMU V, dass die große Mehrheit der Bevölkerung den »Distanzierten« angehört. Als solche werden hier Menschen verstanden, denen Religion nur in bestimmten Situationen wichtig ist und deren religiöse und spirituelle Überzeugungen aus einem normativen Blick heraus als diffus gelten müssen. Genau das freilich führen die Autorinnen und Autoren auf die gesellschaftliche Großwetterlage zurück: »Wenn die großen religiösen Antworten auf das, was dem Menschen unerklärbar und unkontrollierbar scheint, weder überzeugen noch notwendig sind, dann bleibt ein situativer und fallweiser Bedarf nach religiös spiritueller Symbolisierung.« (216) Diese Sicht aus den Daten, insbesondere den Interviews, auch im O-Ton veranschaulicht zu bekommen, macht das Buch über die spannenden Thesen und Reflexionen hinweg zu einer sehr anregenden Lektüre für alle, die mit Religion und Spiritualität auch außerhalb der Schweiz zu tun haben! Lars Charbonnier

Bernhard Mutschler/Gerhard Hess (Hg.), Gemeindepädagogik. Grundlagen, Herausforderungen und Handlungsfelder der Gegenwart, Leipzig (EVA) 2014, 252 Seiten, ISBN 978-3-374-04055-1, € 34,00 Eva Heßler (Naumburg/Saale) und Enno Rosenboom (Kiel) haben 1973 unabhängig voneinander den Begriff Gemeindepädagogik in das wissenschaftliche Nachdenken und dann auch einwandernd in die Beschreibung kirchlicher Handlungsfelder eingebracht. Das Jubiläum dieser Begriffseinführung hat die Evangelische Hochschule Ludwigsburg zum Anlass genommen, eine Vorlesungsreihe zu veranstalten. Damit sollte zum Ausdruck kommen, dass Gemeindepädagogik einerseits auf einer guten Tradition wissenschaftlicher Reflexion aufruht, die durch einschlägige Lehrbücher auch weit bekannt ist – ausdrücklich wird das Werk »Gemeindepädagogik« von Peter Bubmann, Götz Doye u. a. aus dem Jahr 2012 hier als Grundlage und Anknüpfungspunkt erwähnt. Andererseits wird deutlich, dass das Nachdenken über Gemeindepädagogik bis hinein in die Konzeption ihrer Ausbildungsgänge immer wieder der kritischen Überprüfung und Fortentwicklung angesichts der Herausforderungen der Gegenwart bedarf. Mit diesem Anspruch haben Bernhard Mutschler und Gerhard Hess diesen Band konzipiert und herausgegeben. Nach einem Geleitwort des Bandes durch den regionalen Grand Seigneur gemeindepädagogischen Nachdenkens, Prof. em. Christian Möller aus Heidelberg, sowie einer ausführlichen Einleitung durch die Herausgeber gliedert sich der Band in zwei Teile, die zugleich die zwei wesentlichen Dimensionen gemeindepädagogischer Reflexionen abbilden sollen: »Grundlagen und Herausforderungen« sowie »Gegenwärtige Handlungsfelder«. Es ist fast müßig, bei einem Sammelband festzustellen, dass die Beiträge von unterschiedlicher Qualität sind. In diesem Fall wird allerdings die Leseabsicht deutlich das Urteil leiten, und das spricht für diesen Band und die Zusammenstellung der Beiträge. Die Themen reichen von exegetischen Betrachtungen zu Jesus und der Frage gemeindlicher Zielgruppenorientierung, dem Blick auf die Weltverantwortung im Zusammenhang mit der Gemeindepädagogik, die Chancen des Einbezugs von Milieu- und Lebensstilanalysen, die Beleuchtung diakonischer und berufssoziologischer Dimensionen sowie der Frage nach den Kompetenzen, die in der gemeindepädagogischen Arbeit gefordert sind. Dieser letztgenannte Beitrag von Nicole Piroth mit dem Titel »Die Rückkehr des eierlegenden Wollmilchschweins« sowie der Beitrag Peter Bubmanns »Zum gegenwärtigen Stand der Gemeindepädagogik« sind aus meiner Sicht im Blick auf das konzeptionelle gemeindepädagogische Nachdenken herausragend. Die »Handlungsfelder« umfassen den Kindergottesdienst, die Konfirmandenarbeit, die Jugendarbeit, die Familienarbeit, die Begleitung Ehrenamtlicher, Glaubenskurse sowie die Seniorenarbeit. Ein Resümee der Herausgeber rundet diesen Band ab und zeigt Konsequenzen der gezeigten Überlegungen für Studium und Praxis auf. Insgesamt ist so ein sehr anregender Band entstanden, der es gerade auch Menschen in der Praxis erlaubt, Anschluss an die gegenwärtigen Diskurse der Gemeindepädagogik zu halten und sicherlich auch einzelne Anregungen für die eigene Praxis abzuleiten. Lars Charbonnier


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Die Erzählung spart – unbekümmert um die Gren­ ze zwischen Sachbuch und Belletristik – die kuri­ osen und vergnüglichen Momente der Ereignisse nicht aus. So gelingt es ihr, verständlich und unter­ haltsam zentrale Fragen zu beantworten: Worum ging es bei der Reformation? Was waren die Sorgen und Nöte der sich formierenden Lutheraner? Wel­ che Orientierung bot ihnen der christliche Glaube?

Die Autoren zeichnen einfühlsam die Entwicklung Spalatins nach und stellen sein Wirken in den Ho­ rizont der politischen Ereignisse. Die stürmische Phase der Reformation von 1517 bis 1525 steht dabei im Mittelpunkt. Auch die Beziehungen Spa­ latins zu seiner Heimatstadt Spalt und zu Franken erscheinen in einem neuen Licht.

as Augsburger Bekenntnis von 1530 hat Ge­ schichte gemacht. Für mehr als 70 Millionen lutherische Christen auf der Erde gehört es bis heute zur Grundlage ihrer Kirchengemein­ schaft. Einfühlsam erzählt Christian Bogislav Bu­ randt aufgrund historischer Quellen die Geschichte aus dem Blickwinkel zweier Hauptpersonen: Phil­ ipp Melanchthon, der federführende Theologe auf dem Augsburger Reichstag, und Gregor Brück, Alt­ kanzler und rechte Hand des Kurfürsten.

er Jurist und Theologe Georg Spalatin gehört zweifel­los zu den bedeutenden Männern der Reformation. Ohne ihn und seine vermittelnde Funktion hätte Martin Luther kaum den Schutz seines Landesherrn erfahren. Mit dip­ lomatischem Geschick zog er auf Reichstagen und bei Religions­gesprächen hinter den Kulissen die Fäden. Er war verantwortlich für den Ausbau der jungen Universität Wittenberg und setzte von 1525 bis 1545 die Reformation in Altenburg durch.

Christian Bogislav Burandt

Martin Burkert | Karl-Heinz Röhlin

Gegen Fürsten, Tod und Teufel

Georg Spal atin

Eine Erzählung um das Augsburger Bekenntnis

Luthers Freund und Schutz

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264 Seiten | 13,5 x 19 cm | Hardcover

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