Typisch! Evangelisch (PGP 2/2016)

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Hier stehe ich,

ich kann nicht anders … mit MICHAEL TRIEGEL, MARGOT KÄSSMANN, RUPERT NEUDECK, MAGDALENA NEUNER, STEPHAN KRAWCZYK, TOMI UNGERER, KATRIN HATTENHAUER, HEINRICH BEDFORD-STROHM, SEBASTIAN KRUMBIEGEL und ANTJE HERMENAU

April – Juni

2016

69. Jahrgang

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ab Seite 51

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Inhaltsverzeichnis

Zugänge Matthias Spenn Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rupert von Stülpnagel Peter und Paul Meditation zum Heftthema . . . . . . . . . . . . . . .

Allgemeines Priestertum aller Gläubigen

4

Jens Peter Erichsen Jetzt nehmen wir die Gemeinde selbst in die Hand . . . .

36

6

Lars Charbonnier Wer garantiert die Kirche? Gedanken zur Sakramentsverwaltung in der evangelischen Kirche . .

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Ellen Böttcher Versteh- und Erlebnistag Abendmahl in der Evangelischen Predigergemeinde Erfurt . . . . . . . .

41

Uwe Hahn Stell dir vor, deine Gemeinde hat eine freie Gemeindepädagogenstelle und keiner bewirbt sich … . .

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Dem Volk aufs Maul schauen Dirk Schliephake Die unendliche Leichtigkeit der Sprache Chancen und Grenzen von Leichter Sprache in der Gemeinde . . . .

8

Zurückgeblättert zum Thema dieses Heftes Zum Gespräch zwischen den Konfessionen . . . . . . .

11

Jens Seipolt Martin Luther als Reformator kirchlicher Musizierpraxis . . . . . . . .

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Woran das Herz hängt Angela Kunze-Beiküfner Woran hängt dein Herz? Weisheitliches Theologisieren mit Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren . . . . . . . . . . . .

15

Annike Reiß Woran Du Dein Herz hängst … Impulse für das theologische Gespräch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen . . . . . . . . .

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Beate Hofmann Spirituell sprachfähig werden Kurse zu Themen des Glaubens . . . . . . . . . . . . .

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Der Gerechte wird aus dem Glauben leben Bruder Thomas Abrell Wie geht Gerechtigkeit? Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel größer ist … . . . . . . . Dorothee Schwarze Inklusion und Chancengerechtigkeit in evangelischen Kindertageseinrichtungen . . . . . . .

24 27

Hanne Leewe Typisch evangelisch: Globales Lernen an evangelischen Schulen . . . . . . .

30

Holger Kalippke Frei – Freiheit – Freiwilligendienst Gedanken von Freiwilligen beim Diakonischen Werk Bayern . . . .

33

Hier stehe ich und kann nicht anders Tilman Kingreen Hier stehe ich, ich kann nicht anders? Veränderungen im Berufsprofil von Pastorinnen und Pastoren . . .

45

Christine Ursel Sekt oder Selters? Entschieden entscheiden … . . . . . . . . . . . . . .

48

Thomas Mayer Hier stehe ich, ich kann nicht anders … Lebensbilder von Menschen mit Haltung . . . . . . . . . .

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Praxis im Kirchenjahr Heike Wenzel Das Senfkorn Ein Projekt mit Kindern »Vom Wachsen und Werden« . . . . . .

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Annegret Steinmeyer Der Barmherzige Samariter Ein Projekt zur Begegnung zwischen »Fremden« und »Nachbarn« . .

58

Forum Petra Müller Buchtipps für die gemeindliche Praxis . . . . . . . .

60

Buchrezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . .

61

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Foto: Steffen Giersch

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Zugänge

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, seit fast zehn Jahren wird er nun aufpoliert, unser Luther. Seit nunmehr fast zehn Jahren wird hingearbeitet auf das 500. Reformationsjubiläum, genauer: die Erinnerung an den vermeintlichen Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, der gemeinhin zumindest in Deutschland als Geburtsstunde der Reformation im 16. Jahrhundert gilt. Die Evangelische Kirche in Deutschland und mit ihr die Landeskirchen haben das bevorstehende Jubiläum intensiv vorbereitet: mit »Themenjahren« in der Lutherdekade, mit Aufrufen zu Reformprogrammen und der Inszenierung von Reformprozessen. Der Protestantismus sollte aufpoliert, erstarkt, profiliert werden. »Evangelisch« sollte erkennbarer und anziehender erscheinen für die engagierten Evangelischen, für die vielen in Studien ausgemachten distanzierten Kirchenmitglieder sowie für diejenigen, die der Kirche unentschieden, gleichgültig oder gar ablehnend gegenüberstehen. Wo stehen wir jetzt, kurz vor dem Jubiläum? Wie steht es um das ›normale‹ Gemeindeleben inmitten der Förderprogramme für die Lutherstätten? Wo ist Reformatorisches zu entdecken als erneuernde Bewegung aus der Kraft des Evangeliums und nicht allein als institutionelle oder bauliche Restauration? Wir wollten als Redaktion der Zeitschrift Praxis Gemeindepädagogik auch etwas beitragen zu der Bewegung. Wir hatten vor, Reformation ganz anders zu thematisieren – gemeindepädagogisch erneuernd, unkonventionell, revolutionär, irritierend. Wie viele andere das sicher auch in dieser Zeit vorhatten. Damit sind wir nicht weit gekommen. Die Erkenntnis war ernüchternd: Anstatt neuer Perspektiven, ungeahnter, irritierender revolutionärer Impulse und Methoden bleiben wir typisch evangelisch: Von allem ein bisschen, im Wollen mit den entscheidenden Ideen steckengeblieben, Vielfalt widerspiegelnd auf der Suche nach erkennbarem Profil genau dieses schuldig bleibend. Stattdessen leisten wir es uns, die einleitende Meditation und einen Beitrag zum reformatorischen Schlüsselthema »Gerechtigkeit« von katholischen Brüdern schreiben zu lassen. Wir bieten unfertige Impulse und laden dezidiert ein zum offenen Dialog zur Frage nach dem, was die Kirche nach evangelischem Verständnis zusammenhält. So polieren auch wir wie viele andere mehr oder weniger rührend am Lutherbild, polieren unseren Luther auf und werden seiner Rolle und Genialität keinesfalls auch nur ansatzweise gerecht. Aber das ist es vielleicht, das »Typisch! evangelisch«. Das ist vielleicht die Konsequenz aus der reformatorischen Einsicht der Gerechtigkeit aus Glauben. Das ist vielleicht das stärkste Profil des Protestantismus: Individuell und gemeinsam auf der Suche zu sein nach einem Leben mit Gott in Verantwortung gegenüber sich selbst, den Mitmenschen und der gesamten Schöpfung. Zu wenig? Wir sind offen und gespannt auf weiterführende Ideen, Impulse, Wege … Zunächst aber wünschen wir, dass das Aufpolieren Luthers nicht beim äußeren Glanz bleibt, sondern zu inneren Einsichten führt, jede und jeden von uns. Gebe Gott dazu seinen Geist der Erneuerung auch im Jahr des 500. Jubiläums. Herzlich grüßt

Matthias Spenn, PGP-Schriftleiter


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Die unendliche Leichtigkeit der Sprache Chancen und Grenzen von Leichter Sprache in der Gemeinde Dirk Schliephake

Der Trend zur Leichten Sprache setzt sich immer weiter durch. Auch in der Kirche kommt er an. Von einer längst notwendigen Reformation der kirchlichen Sprache sprechen Mitarbeitende begeistert. Und von einem wichtigen Schritt in Richtung inklusiver Gemeinde. Aber nicht allen gefällt diese neue Sprachbewegung, dieser neue Sprachstil. »Behindisch« nennen ihn manche Mitarbeitende. Eine eigene, exklusive Sprache grenze erst recht Menschen mit Handicap aus. Und die Schönheit und religiöse Tiefe der seit Martin Luther erklingenden Worte wie »gnädig, gütig und barmherzig« werden verflacht und entleert. Wie kann Gottes Wort dann noch die Seele ­erquicken?

Leichte Sprache – nur eine Ergänzung? Ist Leichte Sprache nur als Ergänzung der »normalen« Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Handicaps gedacht? Oder für bestimmte Zielgruppen wie Kinder und demente Alte? Und wissen Mitarbeitende, die mit diesen Zielgruppen arbeiten, nicht bereits, wie man mit diesen Menschen im Kindergottesdienst, in der Christenlehre und im Altenpflegeheim zu reden hat? Die Praxiserfahrungen aus vielen kirchlichen Arbeitsfeldern – besonders im Gottesdienst – zeigen jedoch ein anderes Bild: Immer weniger Menschen sind mit kirchlicher Sprache vertraut und können ihren Glauben sprachlich einfach ins Spiel bringen. Immer weniger Menschen sind vertraut mit Begriffen wie »Versöhnung, Erlösung, Credo, Ewigkeit, Trinitatis, Advent.« Andere wiederum sind sich ihrer für andere schwer verständlichen Sprache überhaupt nicht bewusst. Sie denken über ihre eigene exklusive Sprache gar nicht weiter nach.

Doch schwere Sprache baut Barrieren auf und grenzt aus. Menschen, die eine Sprache nur mit Mühe verstehen, fühlen sich klein, unbedeutend und ausgeschlossen. Wollen wir das als reformatorische Kirche des Wortes?

Leichte Sprache – barrierefreie Kommunikation mit allen Die Wurzeln der Leichten Sprache liegen in der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Menschen mit geringen sprachlichen Fähigkeiten waren es leid, Mitteilungen von Behörden und Ämtern nicht selbständig verstehen zu können. Sie schlossen sich zum Netzwerk People First zusammen. Dort wurden Regeln für die Leichte Sprache entwickelt. Mittlerweile haben sich über 30 gemeinnützige oder kommerzielle Einrichtungen auch in Deutschland zum »Netzwerk Leichte Sprache« organisiert. Zahlreiche Übersetzungsbüros formulieren schwere Texte um.

Leichte Sprache – Teilhabe und Teilgabe ermöglichen Leichte Sprache will allen Menschen Teilhabe an allen wichtigen Lebensbereichen in der Gesellschaft ermöglichen. Auch die Teilhabe am christlichen Glauben. Und so zieht sowohl in der evangelischen wie der katholischen Kirche Leichte Sprache ein, besonders im Bereich von Predigt und Liturgie. Teilhabe am Glauben soll ermöglicht werden durch Teilgabe an einer verständlichen Sprache. Dadurch öffnen sich immer wieder neue Erfahrungs- und Kommunikationsräume für das Evangelium. Leichte Sprache aktiviert Ressourcen. Leichte Sprache stärkt und erweitert Kompetenzen für ein gelingendes Miteinander und für eine inklusive Gemeinde.


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Dem Volk aufs Maul schauen

Leichte Sprache stärkt und erweitert Kompetenzen für ein gelingendes Miteinander und für eine inklusive Gemeinde.

Kinder haben ein Recht auf Leichte Sprache Besonders Kinder haben ein Recht auf Verständlichkeit. Sie sind es, die uns in der Gemeinde deutlich zurückspiegeln, ob unsere Sprache eine leichte oder schwere Qualität hat. Sie sind es, die uns Tag für Tag herausfordern, unsere Glaubenssprache noch leichter und erfahrungssatter zu gestalten. Schon Martin Luther war sich bei seinen Bibelübersetzungen sicher: Die Sprachen der Bibel können wir in unserer Muttersprache leichter miteinander teilen und einander mitteilen. Dieser anstrengende Übersetzungsprozess – damit alle Menschen am Evangelium teilhaben können – ist aber niemals abgeschlossen. Auch unsere heutige Sprache ist immer wieder neu durch eine Orientierung am biblischen Evangelium zu reformieren. Nicht nur unsere Kirche, auch unsere Glaubenssprache »semper reformanda est«.

Leichte Sprache – Zeit und Raum für innere Bilder Doch Ängste von Kritikern sind ernst zu nehmen: Gehen die Schönheit und Mehrdeutigkeit der biblischen Sprache und der individuelle Sprachstil durch eine Leichte Sprache verloren? Verschwinden die wunderbaren religiösen Bilder und Metaphern der biblischen Sprache durch eine Leichte Sprache? Heißt es am Ende nur noch schlicht: Gott hat dich lieb. Immer und überall? Ich mache besonders beim freien Erzählen biblischer Geschichten in Leichter Sprache im Kindergottesdienst ermutigende Erfahrungen: Leichte Sprache schenkt Zeit, damit biblische Bilder als eigene innere Bilder zum Leuchten kommen.

Leichte Sprache lässt Raum, um Metaphern der Bibel in ihrer Tiefe entdecken zu können. Die einfachen und klaren Sätze öffnen einen biblischen Textraum so, dass eigene innere Bilder entstehen können, unabhängig vom Alter und Milieu der Zuhörenden. Leichte Sprache erleichtert allen, die Lebenserfahrungen der biblischen Menschen mit den eigenen Lebenserfahrungen zu verknüpfen.

Und wo bleibt Gottes Barmherzigkeit? Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe in Bremen übersetzt seit einiger Zeit recht erfolgreich auch Bibelgeschichten (Weihnachts- und Ostergeschichte, Schöpfung und Sintflut). Dabei steht nicht die Schönheit der Sprache, sondern das Verstehen ohne weitere Hilfe im Vordergrund. Einem rein funktionalen Ansatz der Leichten Sprache, der bei Behördentexten notwendig ist, kann ich aber bei Texten der Bibel nicht folgen. Texte der Bibel haben eine ganz andere Qualität als amtliche Verordnungen. Sie sind gesättigt von vielfältigen Erfahrungen, die Menschen vor uns mit Gott gemacht haben. Solche Gotteserfahrungen wurden verdichtet in Erzählungen und Erfahrungsworten: Güte, Gnade, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit … Sie erzählen verdichtet von Erfahrungen mit Gott: So handelt Gott mit uns: barmherzig, gütig, gerecht … Diese Erfahrungsworte öffnen Türen zu den vielen wundervollen Erfahrungserzählungen der Bibel, sie sind Türöffner für die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Erzählungen, die Kinder in der Kirche gehört, gesehen, gerochen, geschmeckt und gefühlt haben. Und nicht nur Kinder lieben diese geheimnisvollen, erfahrungssatten Worte, die seit Jahrtau-


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Dem Volk aufs Maul schauen

r e h t u L n i Mart r o t a m r o f e R s l a s i x a r p r e i z i s u M kirchlicher Jens Seipolt

Aus Luthers Feder stammen ein paar Dutzend Lieder, 43 sind nachgewiesen, 37 entsprechen dem ihm zu verdankenden Typus Evangelisches Kirchenlied. Die textliche Urheberschaft ist weniger problematisch als die melodiöse: Bis auf 5 Ausnahmen dichtete Luther Texte – zumeist aus der Bibel, insbesondere den Psalmen – einfach um. Das einfach war dabei Konzept: Luther traf – und das war ihm ein hohes Ansinnen – den Tonfall, der von den Singenden problemlos angenommen werden konnte. Seine Sprache hat dabei etwas Schroffes, Direktes. Wer Luthers Dichtkunst mit der von Paul Gerhardt vergleicht, wird feststellen, dass es bei Luther weniger blumig zugeht: Tulipan kennt Luthers Liedschaffen genauso wenig wie Salomonis Seide. Feste Burg, Pein, natürlich der Teufel und das Gemeinschaft stiftende Wir oder Uns sind die stattdessen wiederkehrenden Begriffe in Luthers Musik, zu der übrigens neben den Psalmliedern und übersetzten altkirchlichen Hymnen auch Kinderlieder gehören. Hier ist die Sprache sogar noch einfacher, die zu vermittelnde Botschaft noch klarer. Ein Beispiel hierfür ist das katechetische Kinderlied Vom Himmel hoch, da komm ich her mit der vermittelnden 1. Strophe: Ich komme vom Himmel, es gibt eine gute Mär, und mein (bzw. später: euer) Auftrag lautet: Singen und Sagen! Paul Gerhardts spätere Dialogik zwischen dem frommen Protestanten und Gott ist hingegen von beträchtlicher Poesie, wo Luther immer volkstümlich bleibt; viele seiner Zeilen fallen zudem durch ihre Kürze auf.

Heutige Produzenten populärer Musik, die auf einen hohen Ohrwurm- und Mitsingfaktor abzielen, denken vielleicht ähnlich wie Luther, dem es seinem Sprachgebrauch gemäß um eine artige und rechtschaffene Musik ging. Und hierbei dachte Luther freilich an Gesänge in der Muttersprache der Singenden, mehr noch: an das, was wir heute als Umgangssprache bezeichnen. Auf Luthers reformatorische Leistung in der kirchlichen Musizierpraxis wird nun gerne Bezug genommen, wenn es darum geht, in der Kirche volksnähere Gesänge der Gegenwart (ich verzichte auf den unsinnigen Begriff der Popularmusik) erlebbar zu machen. Das Problem, bei gleichzeitiger Pflege des Bewährten Neues zu wagen – sei es in ästhetischer, psychologischer oder sonstiger Hinsicht, ist nicht so einfach zu lösen. Der Dirigent und Musikforscher Nikolaus Harnoncourt machte schon zu Beginn der 1980er-Jahre in seinem Buch Musik als Klangrede darauf aufmerksam, dass Musik immer zeitgebunden und der über tausendjährige Zusammenhang von (Alltags-) Leben und Musik mittlerweile verschwunden sei. Zumindest gelte dies für die klassische, sogenannte ernste Musik, weniger für die Unterhaltungsmusik, wohl aber wiederum für die Volksmusik, die für uns lediglich als Brauchtum existiere. Brauchtum aber sei museal und somit unlebendig. Zeitgenössische Kunstmusik spielt im Leben des Durchschnittsmenschen keine Rolle, und der Klassikfreund bevorzugt Musik vergangener Epochen.


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Woran Du Dein Herz hängst … Impulse für das theologische Gespräch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen Annike Reiß

Was ist wichtig in unserem Leben? Im Religionsunterricht erhalten die Schülerinnen und Schüler eines Oberstufenkurses den Auftrag, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, woran sie ihr Herz hängen. Dabei bleibt es ihnen überlassen, auf welche Art und Weise sie ihre Antwort auf die Frage zum Ausdruck bringen: Sie können z.B. eine Zeichnung oder ein Bild anfertigen, ein Mindmap erstellen oder einen (poetischen) Text verfassen. Die abgedruckten Schülerarbeiten deuten es an: Die Jugendlichen haben das Angebot, individuelle Ausdrucksformen zu finden, angenommen. Und: Das Spektrum dessen, woran die befragten Heranwachsenden ihr Herz hängen, ist groß. Die Auswertung aller Texte und Bilder ergibt eine Rangliste, bei der die Familie und Freunde, die Hobbys, Gesundheit und Glück, die Zukunft sowie Gefühle und Erinnerungen ganz oben stehen. Die zweite Hälfte der TOP 18 setzt sich zusammen aus Nennungen wie Freiheit und Sicherheit, Bildung und Schule, Partnerschaft, das eigene Leben bzw. die eigene Person, (Haus-)Tiere, Geld, Reisen und Ferien, aber auch Weltfrieden, Engagement für andere Menschen, die Gemeinde. Es fällt auf, dass das Herz der Schülerinnen und Schüler vor allem an immateriellen Dingen hängt und dass sie sich nicht nur auf das »Hier und Jetzt« konzentrieren – auch die Vergangenheit und die Zukunft werden in die Überlegungen der Jugendlichen einbezogen. Des Weiteren fällt auf, insbesondere aus religionspädagogischer Perspektive, dass Gott von keinem der Heranwachsenden genannt wird. Diese und alle anderen genannten Beobachtungen führen zu der Frage, wie mit dem vorgestellten Material im Sinne des Theologisierens mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen weitergearbeitet werden kann.

hängt, n, woran mein Herz Ich sollte mich frage mich lenkt. auch, wie mein Herz das heißt natürlich entrieren, erst auf Schule konz Ich würd ´ mal sagen, ussieren . auch auf Fußball fok aber natürlich sich r keine Sorgen, Sonst mache ich mi Captain Morgan . es heißt: Abi heute – mmen, rletzungen hingeno Beim Fußball viele Ve kommen . gekämpft, zurückge doch aufgestanden, hen. seinen Idolen aufse Niemals aufgeben, zu 11 zu stehen endwann in der ersten Mein Traum ist es, irg

Theologische Gespräche Wer mit jungen Menschen ein theologisches Gespräch führen möchte, benötigt zunächst einmal einen geeigneten Einstiegsimpuls. Die Eignung erweist sich an der Kraft des Impulses, die Heranwachsenden zur Auseinandersetzung zu motivieren, indem in ihnen beispielsweise eine Fragehaltung erzeugt wird. Der Dialog, der sich daraus entwickelt, wird dann zum theologischen Gespräch, wenn der thematische Gegenstand (auch) aus der Perspektive des christlichen Glaubens betrachtet wird und wenn diese theologische Perspektive so ins Gespräch gebracht wird, dass sie gleichberechtigt neben anderen Betrachtungs- und Deutungsweisen steht. Die Lehrkraft hat also die Aufgabe – sofern es die Gesprächsteilnehmer nicht von sich aus tun – die theologische Perspektive in einen Dialog auf Augenhöhe einzutragen (vgl. Dieterich 2012: 18). Doch zuvor gilt es, das, was die Jugendlichen zum Thema zu sagen haben, erst einmal aufzunehmen. In der


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Woran das Herz hängt

Rolle der aufmerksamen Beobachterin nimmt die Lehrkraft die von den Gesprächsteilnehmern eingebrachten Deutungsperspektiven wahr (Freudenberger-Lötz 2012: 15ff). Zum einen erhält sie auf diese Weise einen Einblick in die Rezeptionsstrukturen der Heranwachsenden zum Thema. Zum anderen können die Jugendlichen spüren, dass sie in ihren Gedanken und Fragen ernst genommen werden. Als stimulierende Gesprächspartnerin bringt die Lehrkraft die Schüler in einen Dialog, indem sie ihre Gesprächsbeiträge aufeinander bezieht. Dazu markiert sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Deutungsperspektiven der Jugendlichen, stellt Rückfragen, bittet um Plausibilisierungen durch Beispiele, macht auf Widersprüche aufmerksam etc. In der Rolle der begleitenden Expertin trägt die Lehrkraft ihre Fachkompetenz in den Dialog ein. Um dies zielgerichtet im Sinne eines theologischen Gesprächs tun zu können, muss sie der erstgenannten Aufgabe der Wahrnehmung sorgfältig nachgegangen sein. Auf dieser Grundlage kann sie theologische Deutungsperspektiven so auswählen, dass diese den Jugendlichen helfen, sich im Diskurs zu orientieren, die eigene Argumentationsfähigkeit zu verbessern und so einen begründeten Standpunkt zu entwickeln. Die genannten Rollen der Lehrkraft sind im theologischen Gespräch ineinander verwoben und gerade darin besteht auch eine der großen Herausforderungen dieses religionsdidaktischen Zugangs, der eine spezifische Haltung der Lehrkraft verlangt: Heranwachsende sind als Theologen anzuerkennen und der christliche Glaube ist als eine Möglichkeit der Wirklichkeitsdeutung zu sehen, die gleichberechtigt neben anderen Sichtweisen ist. Dies schließt freilich nicht aus, dass die Lehrkraft in dieser Deutung eine zur Gewissheit werdenden Wahrheit erkennt und diese auch gegenüber den Schülern zum Ausdruck bringt (vgl. Reiß 2015: 523). Schließlich ist zu bedenken, dass der Begriff »theologisches Gespräch« zu der Annahme verleiten kann, das Gespräch sei die vorherrschende Methode. Dies ist jedoch nicht der Fall – schriftliche, handlungsorientierte und

gestalterische Ausdrucksweisen sind ebenso Teil theologischer Gespräche. Sie sind Teil des gleichberechtigten Dialogs, den die Lehrkraft in den genannten Rollen begleitet und vorantreibt. Auf der Grundlage dieser theoriegeleiteten Überlegungen können nun Möglichkeiten ausgelotet werden, auf die oben vorgestellten Schülerarbeiten aufzubauen. Was bedeutet es, sein Herz an etwas zu hängen? »Bringe zum Ausdruck, woran Du Dein Herz hängst« – durch diesen Arbeitsauftrag sind die Jugendlichen zu einer ersten und vermutlich intuitiven Deutung dieses Ausdrucks aufgefordert. Dem kann sich nun die Reflexion der Frage anschließen, was es eigentlich bedeutet, sein Herz an etwas zu hängen. Mögliche Impulse für das Reflexionsgespräch zeigt das folgende Schaubild auf:

Im Anschluss daran erhalten die Jugendlichen den Auftrag, ihre Texte/Bilder/Grafiken unter Einbezug des Reflexionsgespräches zu analysieren und die darin enthaltenen Antworten in eine Reihenfolge zu bringen. Zumindest sollten sie eine »TOP 3« erstellen, die sie auf Zetteln notieren. Diese Zettel werden anschließend in der Gruppe geclustert; das Cluster wird nach Bedarf kommentiert.


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Wie geht Gerechtigkeit? Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel größer ist … Bruder Thomas Abrell

Das ist aber ungerecht! Wenn wir diesen Vorwurf hören, dann geht es in den meisten Fällen nicht um Gerechtigkeit, sondern um Gleichheit. In unserem Denken wird Gerechtigkeit gerne mit Gleichheit gleichgesetzt. Beim Vergleichen mit anderen entstehen Neid und Anspruchsdenken, und Erwachsene

Jede Form von Vielfalt erfordert eine Flexibilität, die Mühe macht. Gleichheit orientiert sich an Normen, Gerechtigkeit am konkreten Menschen. Sie lässt dem Menschen das zukommen, was ihm mit seinen Möglichkeiten am besten entspricht. Im Matthäusevangelium (Mt 5,17–20) lesen wir:

verhalten sich wie Kinder, die am liebsten das Spielzeug der anderen hätten. Gerechtigkeit als Gleichheit lässt sich jedoch nur so denken, wenn alle Menschen identische Wesen wären. Eine Gesellschaft würde sich damit natürlich leichter tun, deshalb arbeitet sie gerne mit Normen, denen dann alles zu entsprechen hat.

»Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt

und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.«


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Der Gerechte wird aus dem Glauben leben

Soll der, der mehr geleistet hat, nicht auch mehr bekommen?

Muss nicht ein gerechter Gott auch Abstriche machen?

Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern es zu erfüllen, diese Aussage Jesu klingt ganz nach Pharisäer und Schriftgelehrter. Die religiösen Führer des Volkes Israel haben in mühevoller Arbeit mit immer neuen Überlegungen und Kommentaren ein Gesetzeswerk ausgearbeitet, das den Willen Gottes für alle verständlich machen will. Mit großer Klarheit wird geregelt, was zu regeln ist, und für ein Missachten der Gesetze gibt es die entsprechenden Sanktionen. Die Pharisäer wissen, was sich gehört. Sie kennen das Maß eines gerechten, gottgefälligen Lebens, und wissen, wie sie als Gerechte leben müssen. Das Leben nach dem Gesetz ist ihr Lebensinhalt. Deshalb kann der Pharisäer in der Synagoge auch voller Überzeugung beten: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Wir kennen aber auch die Reaktion Jesu, der sagt, der Zöllner ging gerechtfertigt nach Hause (vgl. Lk 18,9–14). Wenn Jesus von sich sagt, er sei gekommen, um das Gesetz zu erfüllen, dürfte es eigentlich keine Differenzen zwischen ihm und den religiösen Führern geben. Und trotzdem sind die Evangelien voll mit Auseinandersetzungen zwischen Jesus auf der einen und den Schriftgelehrten und Pharisäern auf der anderen Seite. Sie werfen Jesus vor, ein Fresser und Säufer zu sein, sich mit Sündern abzugeben und sich eben nicht an das Gesetz zu halten. Damit stellen sie ihn auf die Seite der Ungerechten. In den Augen der Pharisäer wird »gerecht« gleichgesetzt mit der Erfüllung des Ge-

setzes entsprechend seiner Buchstaben. Es bleibt kein Spielraum für Einzelfalllösungen, die sich am Menschen und seiner konkreten Situation orientieren. Am deutlichsten wird die unterschiedliche Sichtweise von Gerechtigkeit am Sabbatgebot. Die Heiligung des Sabbats ist das zentrale Gebot im pharisäischen Gesetzeskanon. Hier wird der Mensch daran erinnert, dass er Geschöpf Gottes und ihm verpf lichtet ist. So weit kann Jesus mitgehen, doch wenn das Gebot, den Sabbat zu heiligen, menschliches Heil verhindert, geraten Gesetze in Schieflage. Aufgehängt am eher harmlosen Vorgang des Ährenabreißens sorgt Jesus für Klarheit bezüglich seiner Sicht der Dinge: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Es hat also der Sabbat dem Menschen zu dienen und soll dies auch tun als ein Tag, an dem der Mensch zur Ruhe kommen und sich an den Ursprung allen Seins erinnern soll. Der Sabbat ist der Tag des Dankes für das Geschenk des Daseins. Er darf aber nicht einem höheren Gut entgegenstehen, nämlich dem Heil des Menschen. Nicht von Ungefähr berichten die Evangelisten mit Vorliebe von Heilungen am Sabbat, die in die Auseinandersetzung führen. Hier wird am deutlichsten, dass es bei der Erfüllung des Gesetzes immer um den Menschen geht. Bei aller Kritik an der pharisäischen Gesetzesauslegung lebt Jesus nicht außerhalb des Gesetzes. Er lebt das Gesetz so, wie er es von Gott gewollt sieht. Der Umgang mit der Ehebrecherin im Johannesevangelium (Joh 8) macht deutlich, wie Jesus den Umgang mit dem Gesetz versteht. Das Verständnis für die Frau wird durch Jesus nicht in Frage gestellt. Er lässt sich auch nicht vor den

Karren gesetzlicher Sanktionen spannen. Vielmehr gelingt es Jesus mit der einfachen Frage nach der Schuld jedes Einzelnen, den Gesetzeshochmut zu Fall zu bringen. Vor Gott und seinem Gesetz kann kein Mensch von sich behaupten, dass er frei von Sünde und Schuld ist. Deshalb steht es ihm auch nicht zu, über das Leben eines Menschen zu richten. Auch Jesus verurteilt die Frau nicht, er lässt sie aus der Erfahrung der Begegnung mit ihm neu anfangen. Wenn Jesus davon spricht, das Gesetz und die Propheten zu erfüllen, geht es ihm nicht um ein Gesetz der Menschen, sondern um das Gesetz und die Gebote Gottes. Diese Spur zeigt sich, wenn wir uns eine legitime alternative Formulierung der Zehn Gebote ansehen. Traditionell beginnen diese Gebote mit der Formulierung, du sollst nicht stehlen bzw. du sollst nicht töten. Der Dekalog lässt sich auch übertragen mit »du wirst nicht stehlen« bzw. »du wirst nicht töten«. Solch eine Übertragung macht deutlich, dass den Geboten etwas vorausgeht. Der Mensch hat Gott erfahren als den, der sich den Menschen voll Liebe zuwendet. Diese Erfahrung lässt den Menschen entsprechend handeln. Deshalb wird er Gott ehren und Menschen nicht mehr schaden. Ähnliches sagt Paulus, wenn er in Römer 13,10 schreibt: »die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.« Die Liebe ist das Gesetz Gottes und dieses Gesetz erfüllt Jesus bis in den kleinsten Buchstaben. Es ist die größere Gerechtigkeit als die der Schriftgelehrten, denn sie erfüllt nicht die spitzfindigen Artikel eines menschlichen Gesetzes, sondern buchstabiert das göttliche Gesetz, die Liebe. Dieses Gesetz allerdings sieht immer zuerst den Menschen.


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Wer

garantiert die Kirche?


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allgemeines Priestertum aller Gläubigen

Gedanken zur Sakramentsverwaltung in der evangelischen Kirche Lars Charbonnier

Die heilige christliche Kirche ist gemäß der Confessio Augustana (CA) bekanntlich »die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden« (CA 7). Diese Definition ist ebenso einfach wie herausfordernd: Einfach, weil diese Bedingungen gut nachvollziehbar und inhaltlich unstrittig sind; herausfordernd, weil sie in der konkreten Frage, was das für die Praxis bedeutet, allenfalls Orientierung gibt, aber keine wirklich konkrete Ableitung erlaubt. Es ist im Unterschied zur katholischen Kirche eine funktionale Bestimmung der Kirche, die uns immer wieder neu vor die Frage stellt, wie etwa die Sozialgestalt von Kirche aussehen soll, um diese beiden Prüfkriterien der Kirche (notae ecclesiae) zu erfüllen. Dass Kirche nur dort ist, wo es eine Ortsgemeinde gibt, wo um 10 Uhr Sonntagsgottesdienst gefeiert wird oder wo ein Ordinierter anwesend ist, steht hier nicht. Deshalb kommen neue Fragen auf und alte Debatten enden nicht bei der Klärung des Falls, wann ein Sakrament ordentlich gereicht ist, wie bei dem Stichwort Kinderabendmahl, wann das Evangelium rein gepredigt ist, wie bei der Bedeutung historisch-kritischer Exegese für die Predigt, oder wer eigentlich die richtige Person ist, diese Vollzüge zu bewerten und zu vollziehen, wie wir es gerade in der Auseinandersetzung zu Kompetenzen und Befugnissen kirchlicher Berufs- und Statusgruppen erleben. Wer in der evangelischen Kirche reicht die Sakramente dem Evangelium gemäß?

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Was ist typisch evangelisch? Die CA endet bekanntlich nicht mit dem 7. Artikel. Es folgen weitere, und einige legen wichtige Spuren zur Antwort: So definiert CA 14 die Berufung als Kriterium: »Vom Kirchenregiment wird gelehrt, dass niemand in der Kirche öffentlich lehren, predigen oder die Sakramente reichen soll ohne ordentliche Berufung.« Was aber ist eine ordentliche Berufung? Die katholischen Geschwister haben es hier deutlich leichter, die Priesterweihe gemäß apostolischer Sukzession ist selbst eines der sieben

Sakramente. In der Reformationszeit wurde zwar auch darüber nachgedacht, die Ordination als drittes Sakrament zu behalten, aber die Idee wurde letztendlich verworfen – wohl auch deshalb, weil sie im Neuen Testament keine Anknüpfung an Wort und Zeichenhandlung Jesu findet.

Wann wirkt ein Sakrament? Während die Fragen, wie viele und welche Sakramente die evangelische Kirche braucht und wie genau vor allem das Abendmahl zu verstehen ist, die theologischen Debatten der Reformationszeit bestimmt haben, steht die evangelische Kirche heute vor anderen Herausforderungen. Zwar wird über eine Revitalisierung der Beichte nachgedacht und auch die Wertschätzung neuer Rituale im Zusammenhang mit den klassischen Kasualien zu den Wendepunkten der Lebens- und Glaubensgeschichte ist ungebrochen, aber den Status von Taufe und Abendmahl als alleinige Sakramente bestreitet niemand ernstlich. Gerade das Abendmahl wird in den letzten Jahrzenten immer häufiger gefeiert und erfreut sich großer Beliebtheit. Außerdem haben sich die Darreichungsformen pluralisiert: Ob mit Wein oder Traubensaft, mit Oblate oder Grau-, Weiß- oder Fladenbrot, mit Gruppenoder Einzelkelch, sogar mit abgepacktem Weindöschen, hier gibt es eine Vielfalt, die mehr oder weniger gut akzeptiert ist. Während lange Zeit die körperliche Präsenz beim Abendmahl wesentlich war für die ihm zugesprochene Heilswirkung, ist auch das keine notwendige Bedingung mehr: Mittlerweile wird auch das Abendmahl vor dem Fernseher anerkannt, wie jüngst aus Württemberg berichtet. Das Sakrament wirkt nicht durch den korrekten Vollzug, sondern durch den Bezug zur biblischen Verheißung, so die zugrunde liegende und evangelisch gut verankerte Denkfigur. Der württembergische theologische Oberkirchenrat Ulrich Heckel führt aus: »Wir wollen Gott zutrauen, dass er auch auf diesen Wegen wirken kann, wann und wo es ihm gefällt.«


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Wer spendet die Sakramente? Wenn man dieser theologischen Linie folgt, und das ist gute evangelische Tradition, ist Gott selbst Spender der Sakramente, die eben von dazu beauftragten Glaubenden verwaltet werden. Nicht zuletzt führen der demografische Wandel und der absehbare Mangel an hauptamtlichem theologischem Personal heute zu einem Umdenken mit Blick auf die Sakramente: Wer darf taufen und das Abendmahl austeilen, so dass sie gültig sind und Kirche tatsächlich erkennbar ist? Interessant ist zunächst, dass hier zwischen den beiden Sakramenten deutliche Unterschiede auszumachen sind: Während die Taufe mit Ausnahme der Nottaufe fast überall nur von ordinierten Theologinnen und Theologen vollzogen werden darf, gibt es beim Abendmahl schon heute eine Fülle unterschiedlicher Möglichkeiten: Die Mitwirkung beim Austeilen ist vielen Laien ohnehin erlaubt, in der Regel solange die Einsetzung durch eine befugte Person geschieht. Diese Einsetzung ist aber in den Landeskirchen unterschiedlich geregelt und damit auch unterschiedlichen Menschen erlaubt, und das hängt zum einen daran, dass unterschiedliche Berufs- und Statusgruppen ordiniert werden können, und zum anderen daran, dass auch Nicht-Ordinierten eine Beauftragung zum Austeilen des Abendmahls aufgrund ihres spezifischen Amtes erlaubt wird. So ordiniert etwa die rheinische Landeskirche auch Prädikantinnen und Prädikanten. In Bayern, Sachsen oder in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz z.B. dürfen Prädikantinnen und Prädikanten mit Berufung in dieses Amt, aber ohne Ordination das Abendmahl verwalten. In Braunschweig etwa dürfen sie es nicht, während in der Nordkirche sogar der Auftrag zur Taufe möglich ist.

Welche Entwicklung sollen wir wollen? Positiv formuliert kommt die evangelische Freiheit auch in diesen Zusammenhängen zum Ausdruck. Kritisch betrachtet markiert diese Vielfalt deutlich Klärungsbedarf: Wie kann es sein, dass selbst Kirchen gleichen Bekenntnisses in Fragen der notae ecclesiae unterschiedlich agieren? Inwiefern fordern die zukünftigen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft dazu heraus, nicht nur weniger ›strenge‹, sondern auch einheitlichere Regelungen zu finden, die außerdem auch für Laien und Kirchendistanzierte nachvollziehbar sind? Und wie gehen wir damit um, dass wir innerhalb der zwei Sakramente so erkennbar unterschiedlich gewichten und der Taufe mehr Bedeutung allein aufgrund der Einschränkung im Personenkreis derer, die taufen dürfen, zuschreiben?

Fragen , die zu diskut ieren sich im Reformationsjahr 2017 vielleicht lohnen würden – oder was meinen Sie?

Über Leserbriefe an redakt ion@praxis- gemeindepaedagogik.de würden wir uns freuen!

Dr. Lars Charbonnier ist Dozent an der Führungsakademie für Kirche und Diakonie und Mitglied der Redaktion der PGP. Er tauft gern in seiner Gemeinde in BerlinFriedrichshagen.


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Hier stehe ich und kann nicht anders

Hier stehe ich,

ich kann nicht anders … ... ist die zugespitzte Schluss-Sentenz von Martin Luthers Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms (1521). Luther widerrief unter Berufung auf die Bibel seine Thesen nicht. Standhaftigkeit und ein klares Bekenntnis sind auch heute von großer Bedeutung – unabhängig davon, ob man Christ ist oder nicht. Luthers Credo ist seither Vorbild für viele Menschen.

Der langjährige Chefreporter der Leipziger Volkszeitung, Thomas Mayer, porträtierte prominente Zeitgenossen und befragte sie nach ihren Grund­ sätzen oder wichtigen Lebenseinsichten. Die Porträts erschienen bei der Evangelischen Verlagsanstalt unter dem Titel »Hier stehe ich …« als Buch. Wir veröffentlichen hier ausgewählte Aussagen, teils Bezug nehmend auch auf Martin Luther.

Michael Triegel, 1968 in Erfurt geboren, studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Arno Rink und Ulrich Hachulla. Sein wichtigster Lehrmeister war WernerTübke. Er ließ sich mit 45 taufen. Berühmt wurde Triegel mit dem Porträtbild von Papst Benedikt XVI., das er 2010 im Auftrag des Bistums Regensburg schuf.

»Der Inhalt, der für mich im Glauben zählt, transportiert sich über den Katholizismus am deutlichsten. In dieser säkularen Zeit, in der wir nun mal leben, ist die Suche nach dem Wunderbaren und Unaussprechlichen wichtig. Beides finde ich stärker im Katholizismus.« Und wer ist Luther für Sie? – »Eine Person, an der man sich reiben kann.«

Herbert Blomstedt wurde 1927 in Springfield (USA) als Sohn schwedischer Eltern geboren. Im Elternhaus wurde er streng gläubig erzogen. Er studierte Musikwissenschaft und Dirigieren unter anderem in Stockholm und New York und hat in seiner langen Karriere als Dirigent alle Spitzenorchester der Welt geleitet. Blomstedt war Chef der Staatskapelle Dresden (1975 bis 1985) und Gewandhauskapellmeister (1998 bis 2005).

Die berühmte Bekundung Luthers und die Aussagen der Zeitgenossen können Anlass oder Anstoß sein für die Arbeit in Gemeinden oder Erwachsenenbildung bei der eigenen Suche nach dem, was im Leben und speziell in der Religion wesentlich zu sein scheint – auch im Gespräch mit anderen und deren Werten – und was auch dann Bestand hat, wenn alles andere womöglich infrage steht.

Margot Käßmann, 1957 in Marburg geboren, ist promovierte Theologin. Sie war Pfarrerin, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover und EKD-Ratsvorsitzende. Aktuell ist sie als Luther-Botschafterin unterwegs.

Ihre Lieblingssätze des Reformators: »Wenn ein Mann hinginge und würde die Windeln waschen und würde sonst ein verächtliches Werk am Kind tun – und jeder würde seiner spotten und ihn für einen Maulaffen und Frauenmann halten. Wenn er all dies im oben gesagten Sinn tut und im christlichen Glauben: Mein Lieber, sag an, wer spottet hier über wen am besten? Gott lacht und freut sich mit allen Kreaturen – nicht darüber, dass er die Windeln wäscht, sondern darüber, dass er es im Glauben tut. Über jene Spötter aber, die nur das Werk und nicht den Glauben sehen, spottet Gott mit aller Kreatur als über den größten Narren auf Erden. Ja, sie spotten nur sich selbst und sind mit ihrer Klugheit Maulaffen des Teufels.«

Musik und Glaube sind wichtige Grundpfeiler im Leben des Herbert Blomstedt. Als Siebenten-Tags-Adventist versteht er sein Dasein als Gabe Gottes: »Man kann Gott auf verschiedene Weise begegnen, und das, wie ich immer wieder selbst erfahre, nicht nur in der Kirche. Man kann ihm begegnen in der Musik, in der Natur, vor einem Kunstwerk in einem Museum, im Theater. Ja, ich denke, man kann ihm eigentlich überall begegnen, wenn man sich nur auf ihn einstellt. Gott sei Dank.«


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Magdalena Neuner wurde 1987 in Garmisch-Partenkirchen geboren und ist seit frühester Kindheit in der Gemeinde Wallgau in Oberbayern zu Hause. Als Biathletin gewann sie alles, was es zu gewinnen gab. Mit 25 Jahren beendete sie überraschend ihre internationale Karriere. Sie ist verheiratet, Mutter einer Tochter und in ihrer Heimat eine hochverehrte Bürgerin.

Rupert Neudeck wurde 1939 in Danzig geboren, promovierte in Philosophie und war Journalist. 1979 gründete er zusammen mit seiner Ehefrau Christel die Hilfsorganisation Komitee Cap Anamur und 2003 die Grünhelme.

»Ohne Radikalität und ohne einmal ein Risiko bewusst einzugehen, werden wir zu menschlichen Schrumpfgermanen, verdorren in den ordentlichen Karrierewegen und werden irgendwann sterben, ohne je etwas gewagt zu haben.« … »Wir sollten unbedingt protestieren. Wir sollen bei dem, was vorherrscht, nicht beruhigen. Immer da, wo die Menschen sagen: Das geht aber doch nicht, da müssen wir uns fragen: Warum denn nicht?« … Im Hinblick auf Martin Luther wünscht sich Neudeck, dass Christen, Muslime und Juden öfter bekennen: »Inschalla. So Gott will. Das einzige, was wir immer tun können, ist, uns Mut zu machen.«

Stephan Krawczyk wurde 1955 in Weida in Thüringen geboren. Er studierte Musik in Weimar und gewann 1981 den Hauptpreis im DDR-Chansonwettbewerb. Statt aber Staatskünstler zu werden, wurde er DDRDissident und 1988 mit seiner damaligen Ehefrau Freya Klier aus der DDR ausgewiesen. Er lebt als Schriftsteller, Komponist und Liedermacher in Berlin-Neuköll

»Unsereins will die Welt mit dem Wort verändern, mit der Musik, mit den schönen Künsten. Wie dumm war ich in meiner Jugend, dass ich den friedlichen Weg in Gott für feige hielt. Nun, da mir Martin Luther vertraut geworden ist, infolge einer Schicksalsfügung, kann ich ihn in mir hören. Ob ihr es glaubt oder nicht.«

»Die glücklichsten Menschen, die ich kenne, sind mit sich und der Welt im Reinen. Auch wenn es sich romantisch anhört: Einen glücklichen Moment in der Natur kann man sich nicht kaufen. Solche Momente wirklich genießen zu können, ist für mich ein hohes Glück.« Der Glaube ist ihr wichtig… So ist es für sie keine besondere Sache, immer mal ein kleines Gebet, einen Dank »nach oben« zu schicken. »Nicht nur zu wünschen, sondern auch Dank zu sagen, halte ich für wichtig im Leben.«

Tomi Ungerer wurde 1931 in Straßburg geboren. Er verpatzte die Reifeprüfung, studierte nie und wurde ein weltberühmter Zeichner, Maler, Illustrator und Autor. Er ist hochdekoriert in Frankreich wie Deutschland. 2000 ernannte ihn die EU zum Botschafter für Kinder und Erzieher. Er lebt in seiner elsässischen Heimat und seit vielen Jahren mit Familie auch in Irland.

»Hier stehe ich? Wieso denn stehen? Ich leg mich ganz gern hin …« »Alles ist geeignet, mich abzulenken, denn alles ist nützliches Material, die Bewegung einer Wolke, eine Erinnerung an eine tolle Nacht, die Fliege in einem Spinnennetz, ein Telefonanruf. Weißt du, Ordnung in meine Gedanken zu bringen, das ist wie der Versuch, ohne die Hilfe eines Hundes 300 in den irischen Bergen verirrte Schafe wieder einzusammeln.« »Seit dem Dritten Reich habe ich keinen Führerschein. Ich fahre meinen eigenen Lasterwagen.« »Jede Religion hat ihre Pandoraschachtel. Die Teufel warten doch nur, da rauszukommen. Für die ist die Hölle das Paradies.«

Antje Hermenau wurde 1964 in Leipzig geboren. Sie studierte Englisch an der Karl-Marx-Universität und arbeitete danach als Sprachlehrerin. 1990 begann ihre politische Laufbahn. Bis 2014 wirkte sie für die Bündnis-Grünen im Land- und Bundestag. Seither ist sie als Unternehmerin tätig und berät in politischen und wirtschaftlichen Fragen.


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Hier stehe ich und kann nicht anders

Katrin Hattenhauer wurde 1968 in Nordhausen geboren. Sie wollte Pfarrerin werden, beendete aber das Theologiestudium nach Kontroversen mit der Stasi und der Leitung des Theologischen Seminars in Leipzig. Sie wurde »Revolutionärin«, saß über den 9. Oktober 1989 im Gefängnis und arbeitet seit 1990 als freischaffende Künstlerin. Sie malt und inszeniert Kunstaktionen.

»Veränderung kommt nicht durch die Wenigen, die nachdenken, sie kommt dann, wenn diese Wenigen die Masse inspirieren und überzeugen ...« »Wir müssten eigentlich in einer Welt leben, wo jeder, egal wo er geboren ist, entscheiden kann, wo er leben möchte. Es ist doch nicht unser Verdienst, in Köln, London oder Leipzig in die Welt gekommen zu sein, es ist unser Glück, aber auch Zufall. Ich kann sehr gut verstehen, wenn Menschen, die im Senegal leben, für ihre Kinder ein besseres Leben einfordern. Wer will ihnen das verbieten? Ist das denn so viel anders als das, was wir 1989 wollten? Ich meine, nicht.«

Klaus Staeck wurde 1938 in Pulsnitz geboren, wuchs in Bitterfeld auf und verließ 1956 die DDR. Er studierte Jura in Heidelberg und wurde 1960 Mitglied der SPD. Im gleichen Jahr entstanden erste Plakate und Postkarten. 1968 begann die gemeinsame Arbeit mit Joseph Beuys, 1970 war Staeck Mitgründer der Kölner Kunst und Informationsmesse (später Art Cologne). Staeck inszenierte kunstpolitische Projekte wie »Flagge zeigen« (1994) und war von 2006 bis 2015 Präsident der Akademie der Künste zu Berlin.

»Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass einige religiös beleidigte Mitmenschen in eine Redaktion stürmen und Journalisten niedermähen. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass nur wenige Flugstunden von uns entfernt Terroristen via modernster Technik Hinrichtungsvideos in die Welt schicken, als Werbung für ihre Wahnvorstellungen vom Dschihad. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass die Bild-Zeitung immer mehr zum deutschen Leitmedium wird. Und an Pegida hatte vor Jahren auch noch niemand gedacht.«

»In meinem Leben waren Fragen der Autarkie, der Freiheit, der Wahrhaftigkeit, der Verantwortung und der Würde immer wieder prägend. Diskretion, respektvoller Umgang und ehrliche Aussagen gehören zu diesen Grundsätzen wie eigenständiges Denken.« »Ich habe ein Gegenüber, das mir hilft, mich mit anderen Menschen zu verdolmetschen, und ich habe eine Instanz, die mir hilft, mich selbst zu kontrollieren. Ich könnte aber auch gegen die Norm verstoßen, denn die Sünde wird ja nicht mit Auspeitschen bestraft. Der Glaube stabilisiert mich. Mich dazu zu bekennen, war eine sehr bewusste Entscheidung.«

Heinrich Bedford-Strohm wurde 1960 als Heinrich Strohm in Memmingen geboren. In Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) studierte er Evangelische Theologie. Er ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

»Für uns wird das Jahr 2017 ein großes Christusfest, mit Luther, mit Melanchthon, mit Calvin. Ein Fest für viele und jeden. Es ist eine kluge Entscheidung, den 31. Oktober 2017 zu einem einmaligen Sonderfeiertag für ganz Deutschland zu erklären. Das Jahr 2017 bietet die Chance, ein Reformationsjubiläum erstmals in konfessioneller Pluralität, ökumenischer Geschwisterlichkeit sowie ganz im Geiste guter europäischer Gastfreundschaft zu gestalten. Wir werden die tollen geistlichen Impulse feiern, die aus der Reformation hervorgingen, und wir werden schmerzhaft gedenken der dunklen Zeiten, die damit auch verbunden sind.«

Sebastian Krumbiegel wurde 1966 in Leipzig geboren. Mit zehn Jahren wurde er Thomaner, später studierte er an der Leipziger Musikhochschule. Noch zu DDR-Zeiten trat Krumbiegel mit den »Herzbuben« auf. Später wurde er mit den »Prinzen« berühmt und stürmte die Charts. Er engagiert sich für den Kampf gegen Rechts und für den sozialen Frieden.

»Vom Kriegsende bis zu meiner Geburt waren es reichlich 20 Jahre, von meiner Geburt bis zum Mauerfall etwa auch so lange, und in der neuen Zeit wieder 25 Jahre. Ich frage mich: Wo ist denn nur die Zeit hin? Ich erinnere mich wieder an meine Großmutter, die zu mir sagte: ›Junge, je älter du wirst, umso schneller vergeht die Zeit. Du wirst es selbst noch sehen.‹ Es scheint so zu sein. Das gruselt mich. Ich glaube trotzdem, dass die beste Zeit noch vor mir liegt …«

Liter aturhinweis Thomas Mayer: Hier stehe ich ... 30 Lebensbilder von Menschen mit Haltung 256 Seiten, ISBN 978-3-374-04261-6, 19,90 €, Evangelische Verlagsanstalt: Leipzig 2016


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Das Senfkorn Ein Projekt mit Kindern »Vom Wachsen und Werden« Heike Wenzel

»Jesus sagte: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wie ein Senfkorn: wenn das gesät wird aufs Land, so ist es das Kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so dass die Vögel unter dem Himmel in seinem Schatten wohnen können.« (Markus 4, 30–32) Im Rahmen eines Ersatzneubaus erhielt unsere Kindertagesstätte einen neuen Namen. Dieser sollte nicht nur die Nähe zur Diakonie zeigen, sondern auch neugierig machen, Interesse wecken und uns als Bildungseinrichtung zu erkennen geben. Das war keine leichte Aufgabe. Der Vorschlag unserer Leiterin, die Kindertagesstätte »Senfkorn« zu nennen, wurde vom Team zu Beginn äußerst skeptisch aufgenommen. Bei unserer Auseinandersetzung mit dem Gleichnis vom Senfkorn wurde uns klar, dass genau dieser Name perfekt zu unserer neuen Einrichtung passte. So zeigt uns doch das Bild vom Senfkorn, dass aus

Angebot 1 Am 21. Dezember 2010 war es endlich soweit. Erwartungsvoll und neugierig trafen wir uns zum »Ersten Spatenstich«. Weder Kinder noch Erzieher konnten sich vorstellen, dass auf diesem kleinen »Waldstück« in knapp einem Jahr unsere Kindertagesstätte entstehen sollte.

etwas Kleinem und Unscheinbarem etwas ganz Großes entstehen kann und dass die Hoffnung im Verborgenen liegt. Nicht nur das kleine Senfkorn braucht Zuwendung und Pflege, damit es leben und wachsen kann, auch die uns anvertrauten Kinder brauchen Liebe, Geborgenheit, Achtung und Wertschätzung, um sich zu entwickeln und ihre Fähigkeiten zu entfalten. Die schwierige Aufgabe bestand nun darin, dass auch die Kinder sich gut mit dem neuen Namen identifizieren konnten. Dazu führten wir in unserer Gruppe ein von Pädagogen initiiertes Projekt »Vom Wachsen und Werden« durch. Es war uns sehr wichtig, die Kinder von Beginn an in die Planung und Durchführung des Projektes einzubeziehen und dabei ihre Interessen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Gemeinsam mit den Kindern haben wir uns auf den Weg gemacht, herauszufinden, was alles wachsen und werden kann. Hier nun einige ausgewählte Angebote, die zu diesem Projekt durchgeführt wurden.

wieder hören. Da das Buch ebenfalls in anderen Gruppen gebraucht wurde und wir es ja auch nur sechs Wochen ausleihen konnten, beschlossen wir, ein eigenes Buch herzustellen.

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Angebot 3 Die Kinder hörten die Bilderbucherzählung »Die Geschichte vom kleinen schwarzen Senf korn«. Sie hatten viel Freude daran und mochten diese immer

In einem Gesprächskreis erhielten die Kinder die Möglichkeit, etwas über ihr Bild zu erzählen. Gemeinsam stellten wir eine logische Reihenfolge her, indem wir die einzelnen Bilder sortierten. Dabei tauschten sich die Kinder aus und hörten den anderen zu.

Angebot 6

Angebot 2 Regelmäßig aller sechs Wochen besuchen wir unsere Stadtbibliothek. Diesmal erhielten die Kinder die Aufgabe, ein Buch zu suchen, in dem man sehen konnte, wie etwas wächst oder entsteht. Außerdem suchten wir in der Bibliothek nach dem Buch: »Die Geschichte vom kleinen schwarzen Senf korn«. Kinder erhielten auch die Möglichkeit, von zu Hause ein Buch zum Thema mitzubringen.

Angebot 5

In einer Gesprächsrunde trugen wir zusammen, welche Bilder für unser Buch besonders wichtig waren. Dabei lernten die Kinder sich abzusprechen, Kompromisse einzugehen und Wünsche und Bedürfnisse der anderen Kinder zu akzeptieren. Kinder malten mit Pinsel und Farbe ein Bild für unser Buch.

Kinder benutzten verschiedene technische Geräte, um ihr Buch haltbar zu machen. So laminierte jedes Kind sein gemaltes Bild und anschließend


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Praxis im Kirchenjahr

wurde das Buch mit dem Bindegerät fertiggestellt. Die Kinder waren stolz darauf, diese Geräte selbständig nutzen zu können.

Angebot 7

Angebot 11

Angebot 12

Kinder haben Freude am Erforschen und Experimentieren in der belebten und unbelebten Natur. Sie säten sechs verschiedene Samen in einer Pflanzschale aus (Sonnenblumenkern, Kürbiskern, Erbse, Senfkorn gelb und schwarz, Kresse). Die Kinder stellten Vermutungen an, welcher Samen zuerst keimen wird. Die Kinder haben ihre Vermutung in einer Tabelle eingetragen.

Wir versuchten, selbst Senf herzustellen. Dazu sammelten wir Informationen und beschafften uns die dazu notwendigen Materialien.

Angebot 13 Gemeinsam lernten wir das Gedicht »Vom Wachsen und Werden«. Die Kinder malten die jeweiligen Strophen des Gedichtes auf. Anschließend suchten wir einen Platz, an dem es gut sichtbar aufgehängt wird.

Vom Wachsen und Wer den ges chr iebe n von Hei ke We nze l

Durch die Samendose, die der Großvater in der Bilderbucherzählung besaß, wurde bei den Kindern der Wunsch geweckt, sich selbst eine solche Samendose herzustellen. Die Kinder hatten schon eine Menge verschiedene Samenkörner von zu Hause mitgebracht, die sie dann in ihrer selbst gestalteten Dose aufbewahren konnten.

Angebot 8 Bei Spazier- und Beobachtungsgängen nahmen die Kinder die Natur mit allen Sinnen wahr. Sie sammelten viele unterschiedliche Samenkörner und tauschten miteinander. Natürlich hatten sie ihre Samendose dabei.

Angebot 9 Kinder fotografierten die verschiedenen Samenkörner, druckten anschließend ihre Fotos aus und laminierten diese. Dabei nahmen sie durch Beobachten, Beschreiben, Vergleichen und Bewerten die Vielfalt der unterschiedlichen Samenkörner wahr. Wir stellten fest, dass es verschiedene Arten von Senfkörnern gibt, die sich in ihrer Farbe und Größe sehr stark unterscheiden. Eine Erzieherin brachte uns schwarze Senfkörner aus Afrika mit.

Angebot 10 Gemeinsam bastelten wir ein MemorySpiel. Dazu nutzten wir leere Filmdosen. Jedes Kind füllte eine Sorte Samenkörner in die Dose und suchte das entsprechende Foto dazu aus.

Ein schwarzes Senfkorn winzig klein, das lag im hellen Sonn enschein. Es hatte seit langem einen Traum, wollt groß und stark werden wie ein Baum .

Die anderen lachten un d sagten bloß: »Ha, der W inzling w ird doch niemals groß .« Traurig sann es vor sic h hin: »Hat so ein Leben denn einen Sinn?«

Der W ind blies stärke r und im Nu, deckte er’s mit Erde zu . »Ach«, dacht’s. »Was soll nur aus mir werd en? Keiner braucht mich hier auf Erden.« Da kam ein Wurm ga nz ohne Eile und sprach zu ihm: »W art eine Weile! Du brauchst Geduld un d bisschen Mut, dann wirst du sehen, was sich tut.« Und in der kalten Er de dann fing das große Wunder an. Die Schale brach, man sah den Keim, der sollte bald der größ te sein. Erde, Sonne, Regen, W ind, ließen’s wachsen ganz geschwind. Bald kamen Vögel an geflogen Und haben dort ihr Ne st bezogen.


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Buchtipps für die gemeindliche Praxis Petra Müller

Die Autorin und frühere Gymnasiallehrerin Ursula Koch hat vor vielen Jahren in Burkina Faso »ihr« Thema gefunden, das sie nie mehr losgelassen hat: Frauen, die in einer absolut von Männern dominierten Welt ihren Weg suchen und in der Botschaft des christlichen Glaubens erstmalig entdecken, dass sie etwas wert sind. Seitdem schreibt sie Bücher zu bedeutenden Frauengestalten der Geschichte, die mutig und entschlossen ihren Weg gingen. Auch die Männer der Reformation hatten starke Frauen an ihrer Seite. In ihrem Buch »Verspottet, geachtet, geliebt – die Frauen der Reformatoren« lässt sie neun Frauen aus dem Umfeld der Reformatoren erzählen: Katharina Zell, Anna Zwingli, Argula von Grumbach, Katharina Melanchthon, Elisabeth Cruciger, Katharina Luther, Wibrandis Rosenblatt, Idelette Calvin und Katharina Kreutter. Sie gibt ihnen eine Stimme und bringt sie miteinander ins Gespräch. Neukirchener Verlagsgesellschaft 2015, 200 Seiten gebunden, ISBN 978-3-7615-6214-7, € 14,99

Stephan Sigg kommt aus einer interkonfessionellen Familie – sein Vater ist katholisch, seine Mutter evangelisch. Schon als Kind hat er sich früh für beide Kirchen interessiert und immer wieder gefragt, was denn typisch evangelisch und typisch katholisch sei. Er löcherte Eltern, Religionslehrer und kirchliche Mitarbeitende. Mittlerweile hat der in der Schweiz geborene und lebende Autor das Theologiestudium abgeschlossen und arbeitet als Religionslehrer und Journalist. Brandneu herausgekommen ist das Buch »War Jesus denn jetzt katholisch oder evangelisch?«. Anhand von 35 Fragen erklärt er die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden großen Konfessionen. Das Buch ist zum Lesen für Kinder ab 8 Jahren gedacht. Ebenso eignet es sich für Eltern, deren Kinder ähnliche Fragen stellen, und auch für kirchliche Mitarbeitende und Lehrer, die das Thema in Gruppenstunde oder Unterricht aufgreifen wollen. Man spürt in diesem gelungenen Buch die eigene Verbundenheit des Autors mit diesem Thema. Gabriel Verlag, Stuttgart 2016, 80 Seiten gebunden, ISBN 978-3-522-30424-5, € 11,99

Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen: das ist Lutherland. Werner Schwanfelder stellt in seinem Buch »95 Lutherorte, die sie gesehen haben müssen« Lutherstätten vor, an denen sich Luther im Laufe seines Lebens aufgehalten hat. Luther hatte ein bewegtes Leben – auch aus geografischer Sicht. Jede Lutherstätte wird auf einer Doppelseite vorgestellt – mit einem kurzen, knappen Text, der Geschichte und Gegenwart verbindet, auf der einen Seite und einem großformatigen Bild der jeweiligen Lutherstätte auf der anderen Seite, versehen mit der Jahreszahl des historischen Ereignisses und einem praktischen touristischen Hinweis für die Besuchenden. Ich finde, ein sehr gelungenes Buch, das Lust macht, sich auf die Reise und auf Spuren Luthers in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen zu begeben. Neukirchener Verlagsgesellschaft, 2015, 240 Seiten Flexcover, viele Fotos, ISBN 978-3-7615-6193-5, € 14,99

Im Auftrag der Vereinigten Evangelischen Kirche Deutschlands (VELKD) hat das geistliche Zentrum Kloster Bursfelde den geistlichen Übungsweg »Hier bin ich« erarbeitet, durch den der Geist einer evangelisch-lutherischen Frömmigkeit weht. Der Kurs orientiert sich an den fünf Hauptstücken von Luthers Kleinem Katechismus (Zehn Gebote, Glaube, Vaterunser, Taufe und Abendmahl) und ist entsprechend auf fünf Wochen angelegt. Luther sei nicht allein das Wissen um die Inhalte des Glaubens wichtig gewesen, sondern auch die tägliche Übung darin, so die Autoren Silke Harms, Klaus Dettke und Andreas Brummer. Die Tagesimpulse beinhalten für jede Woche jeweils zwei biblische Texte und ein Bild. Diese werden mit sieben verschiedenen Methoden des geistlichen Übens erschlossen. Anknüpfend daran, dass Martin Luther in seinem Kleinen Katechismus das Fragen als wesentlich für die Einübung in den christlichen Glauben beschrieben hat, steht jede Woche des Kurses unter einer Wochenfrage. Diesen geistlichen Übungsweg »Hier bin ich« kann man alleine begehen, aber auch im Austausch mit einer anderen Person oder in einer Gruppe, die sich einmal in der Woche zum Austausch trifft. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, 112 Seiten Paperback, ISBN 978-3-579-07428-3, € 14,99


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Armin Kohnle: Martin Luther. Reformator – Ketzer – Ehemann, Leipzig/Holzgerlingen: Evangelische Verlagsanstalt/SCM Hänssler 2015, 224 S., ISBN 978-3-374-04107-7, € 29,95

Johanna Haberer: Digitale Theologie. Gott und die Medienrevolution der Gegenwart, München: Kösel 2015, 208 Seiten, ISBN 978-3-466-37124-2, € 16,99

Von Schilling bis Schwarz, von Kaufmann bis Leppin – kaum ein Reformationshistoriker, der nicht gerade ein neues oder zumindest überarbeitetes Buch über Martin Luther auf den Markt bringt. Kaum eines ist allerdings so schwer wie dieses: 1,3 Kilo legt der Leipziger Kirchengeschichtler Armin Kohnle hiermit vor. Aber nicht nur das Gewicht ist ungewöhnlich im Vergleich zu den meisten anderen Werken, auch das Format ist größer und vor allem: Das Buch ist reichhaltig illustriert. Es kommt nicht wie ein Buch für die Universität daher oder mit dem Streit unter den Experten, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass es ansprechend gestaltet und historisch fundiert wie inhaltlich profiliert geschrieben ist. Viele Gemälde, aber auch Karten und Auszüge von Schriften und Notizen lassen die Inhalte noch einmal anders zugänglich und anschaulich werden, was das Buch nicht nur für die eigene Lektüre fruchtbar werden lässt. Bereits der Untertitel lässt ahnen, dass es Kohnle nicht allein um die Theologie Luthers und sein Wirken rund um »die Reformation« geht, sondern dass Luther ebenso als Mensch und aus der Perspektive seiner Zeit wahrgenommen werden soll. 14 klar abgegrenzte Kapitel enthält das Buch, die sich in der Reihenfolge wesentlich an Luthers Biografie orientieren: Es beginnt mit einer allgemeineren Darstellung der Kontextbedingungen Luthers »An der Schwelle zur Neuzeit«. Es folgen Einblicke in seine Zeit als »Schüler und Student«, als »Mönch« und als »Professor«. In diesem Kapitel geht Kohnle u. a. der Frage nach der Historizität des Thesenanschlags nach und postuliert im Anschluss an Bernd Schröder den Thesenanschlag als »schiere Normalität« (56). Die weiteren Kapitel widmen sich stärker theologieorientiert der »Entdeckung des Evangeliums«, den »Freunden und Gegnern«, dem »Kirchenbann und den reformatorischen Hauptschriften« sowie »Wormser Reichstag und Wartburgzeit«. »Neue Fronten« geraten in den Blick. Ein besonderes Kapitel widmet sich dem »Ehemann« Martin Luther und seinem für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Interesse an Kindern und seiner Zuneigung zu seinen eigenen. Dann geht es wiederum eher chronologisch weiter: die »Ausbreitung und Verteidigung der evangelischen Lehre«, »Eine neue Kirche bauen« und »Verhärtungen im Alter«. Das Buch schließt mit einem wirkungsgeschichtlich orientierten Kapitel »Mythos Luther«, das die Lutherbilder der Jahrhunderte und ihre theologischen und/oder politischen Interessen schön anschaulich werden lässt. Alle Kapitel sind klar aufgebaut und Informationsboxen zu einzelnen Personen oder Verfahren sorgen zusätzlich für das Wissen, das es braucht, um die Texte der Theologen zu verstehen. Das Buch ist eine Darstellung, keine differenzierte Wahrnehmung und Diskussion verschiedener Positionen. Entsprechend funktional kurz ist der Fußnotenteil ausgefallen. Wer zu diesem Buch greift, wird das nicht wegen der differenzierten kirchenhistorischen Erarbeitung tun, sondern aufgrund des anschaulichen und informativen, zugleich erkennbar profilierten Ansatzes, den Kohnle mit seinem Werk verfolgt. Lars Charbonnier

»Wir haben es mit einer Medienrevolution zu tun, die die menschliche Kommunikation so tiefgreifend verändert, wie dies in der Geschichte des Abendlandes nur die Erfindung des Buchdrucks und die damit verbundene Enthierarchisierung und Neuformatierung der Kommunikation getan hat.« (9) Auf Basis dieser klaren Feststellung fragt die Erlanger Professorin für Christliche Publizistik Johanna Haberer in ihrem neuen Buch »Digitale Theologie«, was die mit diesen Veränderungen einhergehenden Hoffnungen und Erwartungen mit der Frage nach Gott zu tun haben und was das für Theologie und Spiritualität bedeuten könnte. Damit widmet sie sich einem wichtigen, in dieser Umfänglichkeit bisher viel zu selten reflektierten Thema und damit der Frage nach Grundverständnissen und nicht nur Einzelfragen. Das tut sie auf eine eigenwillige Art: Im Mittelpunkt steht die These, dass die neue digitale Welt eine »pfingstliche Idee« ist, die »aus dem jüdisch-christlichen Abendland und der westlichen Kultur« geboren ist (117). Diese Spuren zeichnet Haberer nach und entdeckt Aspekte der neuen digitalen Welt genauso in der Bibel (17–34) wie in den Aufbrüchen der Reformation (35–76) und bei großen Denkern der Christentums- und Mediengeschichte (77–116). Eine zentrale Rolle spielt in ihren Ausführungen auch die These, dass die digitalen Medien die Vision von der heilvollen Kommunikation des sich entgrenzenden Ichs stärken und Erfüllung verheißen: »So ermöglicht die neue digitale Kommunikationstechnik die Ich-Erweiterung ins schier Unermessliche. Der Traum von der Erweiterung des Ich, vom unbegrenzten Kommunizieren und vom grenzenlosen Gedächtnis: das ist das Versprechen der digitalen Ära. Ist das gefährlich oder nicht vielmehr großartig?« (13) Haberer erkennt im Durchgang des Buches beide Seiten und beschreibt diese zunächst differenziert und anschaulich. Am Ende steht somit kein abschließendes Urteil – was ihrem eigenen Ansatz gemäß ebenso konsequent wie wohl angemessen ist, sondern es bleibt die Einsicht, dass es wichtig ist, selbst die Regeln zu bestimmen, wie man – bei allen Grenzen der Selbstbestimmung – in dieser neuen digitalen Welt unterwegs sein möchte. So runden das Buch »10 Gebote für die digitale Welt« (189–201) ab, die sich an die mosaischen Gebote anlehnen und z.B. lauten »Du brauchst dich nicht vereinnahmen zu lassen« (1. Gebot) oder »Du hast Verantwortung für persönliche Daten anderer« (9. Gebot). Für sie gilt das Gleiche wie für das Buch insgesamt: Nicht alles überzeugt, manches klingt eher assoziativ, die Tiefe der Reflexion schwankt – aber es bleibt eine sehr interessante Anregung zum eigenen Nachdenken wie auch als Impuls für das Gespräch mit anderen. Lars Charbonnier


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Praxis Gemeindepädagogik (PGP) ehemals »Christenlehre /Religionsunterricht–PRAXIS« ehemals »Die Christenlehre«

69. Jahrgang 2016, Heft 2 Herausgeber: Amt für kirchliche Dienste in der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz Pädagogisch-Theologisches Institut der Nordkirche Theologisch-Pädagogisches Institut der Evan­gelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Pädagogisch-Theologisches Institut der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts Anschrift der Redaktion: Matthias Spenn, c/o Evangelische Verlagsanstalt GmbH, »PGP-Redaktion«, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, E-Mail ‹redaktion@praxis-gemeindepaedagogik.de› Redaktionskreis: Dr. Lars Charbonnier, Führungsakademie für Kirche und Diakonie, Berliner Dom – Portal 12, Am Lustgarten, 10178 Berlin Uwe Hahn, Ev.-Luth. Kirchenbezirk Leipzig, Dienststelle des Bezirkskatecheten, Burgstraße 1–5, 04109 Leipzig Petra Müller, Fachstelle Alter der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Gartenstraße 20, 24103 Kiel Matthias Röhm, Amt für kirchliche Dienste in der Ev. Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Goethestraße 26–30, 10625 Berlin Dorothee Schneider, PTI der Ev. Kirche in Mitteldeutschland und der Landeskirche Anhalts, Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf Matthias Spenn, Amt für kirchliche Dienste in der Ev. Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Goethestraße 26–30, 10625 Berlin Christine Ursel, Diakonisches Werk Bayern – Diakonie.Kolleg., Pirckheimerstraße 6, 90408 Nürnberg Redaktionsassistenz: Sophie Koenig, Evangelische Verlagsanstalt GmbH Verlag: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Blumenstraße 76, 04155 Leipzig, www.eva-leipzig.de Geschäftsführung: Arnd Brummer, Sebastian Knöfel Gestaltung/Satz: Jens Luniak, Evangelisches Medienhaus GmbH Druck: Druckerei Böhlau, Ranftsche Gasse 14, 04103 Leipzig Anzeigen: Rainer Ott · Media | Buch- und Werbeservice, PF 1224, 76758 Rülzheim, Tel. (0 72 72) 91 93 19, Fax (0 72 72) 91 93 20, E-Mail ‹ott@ottmedia.com› Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.1.2012 Abo-Service: Christine Herrmann, Evangelisches Medienhaus GmbH, Telefon (03 41) 7 11 41 22, Fax (03 41) 7 11 41 50, E-Mail ‹herrmann@emh-leipzig.de› Zahlung mit Bankeinzug: Ein erteiltes Lastschriftmandat (früher Einzugsermächtigung genannt) bewirkt, dass der fällige Abo-Beitrag jeweils im ersten Monat des Berechnungszeitraums, in der letzten Woche, von Ihrem Bankkonto abgebucht wird. Deshalb bitte jede Änderung Ihrer Bankverbindung dem Abo-Service mitteilen. Die GläubigerIdentifikationsnummer im Abbuchungstext auf dem Kontoauszug zeigt, wer abbucht – hier das Evangelische Medienhaus GmbH als Abo-Service der PRAXIS GEMEINDEPÄDAGOGIK . Gläubiger-Identifikationsnummer: DE03EMH00000022516 Bezugsbedingungen: Erscheinungsweise viermal jährlich, jeweils im ersten Mo­­nat des Quartals. Das Jahresabonnement umfasst die Lieferung von vier Heften sowie den Zugriff für den Download der kompletten Hefte ab 01/2005. Das Abonnement verlängert sich um ein Kalenderjahr, wenn bis 1. Dezember des Vorjahres keine Abbestellung vorliegt. Bitte Abo-Anschrift prüfen und jede Änderung dem Abo-Service mitteilen. Die Post sendet Zeitschriften nicht nach.

ISSN 1860-6946 ISBN ISBN 978-3-374-04310-1 Preise: Jah­resabonnement* (inkl. Zustellung): Privat: Inland € 36,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 42,00, Nicht-EU-Ausland € 46,00; Institutionen: Inland € 44,00 (inkl. MwSt.), EU-Ausland € 50,00, Nicht-EU-Ausland € 54,00; Rabatte – gegen jährlichen Nach­weis: Studenten 35 Prozent; Vikare 20  Prozent; Einzelheft (zuzüglich Zustellung): € 12,00 (inkl. MwSt.) * Stand 01.01.2014, Preisänderungen vorbehalten Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil der Zeitschrift darf ohne schriftliche Geneh­m igung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert werden. Unsere nächste PGP-Ausgabe erscheint im Juli 2016.

Peter Meyer / Kathrin Oxen (Hrsg.): Predigen lehren. Methoden für die homiletische Aus- und Weiterbildung, Kirche im Aufbruch Bd. 17, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2015, 378 Seiten, ISBN 978-3-374-04126-8, € 19,90

Jesus predigte über das Reich Gottes. Es wird nicht berichtet, dass er eine spezifische Schule des Predigens besucht hat, um dieses Predigen zu lernen. Das ist heute bei fast allen, die im Rahmen der Kirche predigen, anders. Bücher über das Predigen gibt es aber seltener, als man denkt. Bücher darüber, wie Predigen zu lehren ist, gibt es fast gar nicht. Umso erfreulicher ist es, dass Peter Meyer und Kathrin Oxen für das Zentrum für Evangelische Predigtkultur in Wittenberg ein Buch herausgegeben haben, das dezidiert Methoden für die homiletische Aus- und Weiterbildung vorstellt. Das Buch dient primär der homiletischdidaktischen Anregung einer Leserschaft, die selbst ausbildend tätig ist, was in einer profunden Einleitung der Herausgebenden gut beschrieben wird – aber das heißt nicht, dass es nicht von allen, die selbst predigen wollen und/oder müssen ebenso mit Gewinn gelesen werden kann. Denn durch die Vorstellung verschiedenster Methoden und Schwerpunkte in der Erarbeitung einer Predigt gibt das Buch eine Fülle von Anregungen für alle, die mal wieder Neues in ihrer Predigt(vorbereitungs)praxis ausprobieren wollen. Das Buch gliedert sich in drei große Rubriken: »Stationen des Predigtlernens – Innenansichten des Predigtlehrens« (31–85) versammelt Reflexionen unterschiedlicher Orte und Kontexte des Predigen-Lehrens und -Lernens: die eigene Biografie, das Homiletische Seminar, das Predigerseminar, die Kirchengemeinde, die Prädikantenausbildung, die diakonische Ausbildung und die Fortbildung im Rahmen von Ateliers und Werkstätten. Der umfangreiche zweite Teil »Homiletische Methoden – homiletische Lernarrangements« (87–301) ist selbst noch einmal in sechs sog. Brennpunkte unterteilt, die den Versuch unternehmen, bestimmte Perspektiven in der Predigtvorbereitung zu differenzieren, was einigermaßen gut nachvollziehbar ist: Homiletisch-theoretische Zugänge finden sich unter dem 1. Brennpunkt »Sich homiletisch orientieren«, wo z.B. ein Brief an Karl Barth als Methode zur Auseinandersetzung mit homile-

tischer Theorie oder Anliegen und Gestaltungmerkmale der New Homiletic vorgestellt werden. »Sich als Predigende orientieren« bündelt die Texte des nächsten Brennpunkts, die alle im Bereich von 5–7 Seiten liegen und einem gut gegliederten, gleichlautenden Auf bau folgen. Hier geht es um sprachliche oder milieusensible Predigtzugänge, die dem Ziel dienen sollen, die eigene Lebenswelt auch verlassen und andere Sprach- und Milieuwelten erkunden zu können. Die Texte des 3. Brennpunkts fokussieren auf das Erschließen der Texte: Texträume werden erkundet, innerbiblische Textgespräche angeregt oder die Schwelle zur Schreibwerkstatt betreten. Im Rahmen des 4. Brennpunktes wird »Die Situation ins Spiel« gebracht: Alltag wird erkundet, Lebenswelten neu entdeckt und von der Regenbogenpresse gelernt. Der 5. Brennpunkt widmet sich dem Vorbereiten und Darbieten der Predigt, ob im Team, als Kopfkino inszeniert oder im Freewriting entwickelt, unter Einbeziehung des Körpers und mit Blick auf glaubwürdige Kommunikation. Der 6. Brennpunkt fragt, wie mit Predigten weitergearbeitet werden kann, Möglichkeiten eigener und fremder Analyse und kollegialer Beratung werden erörtert, bis hin zur Anregung »Wie man Predigten abkupfert«. Der dritte große Bereich umfasst »Homiletische Herausforderungen – predigtdidaktische Programme« (303–362) und versammelt vor allem Perspektiven anderer Länder wie der Schweiz oder Südafrika, Schweden oder der USA, was auch für sich genommen ein interessantes Kaleidoskop darstellt. Alles in allem finden sich in diesem Buch also vor allem viele kleine Anregungen, die mit Sicherheit für unterschiedliche Predigende unterschiedlich sinnvoll sind, gerade in der Fülle aber das Buch zu einem sehr lesenswerten machen. Natürlich lässt sich für den kritischen Leser auch klar das Paradigma der New Homiletics als Schwerpunkt erkennen, was auch das Predigtzentrum prägt. Diese Vorliebe muss man nicht teilen, aber der Güte an Anregungen tut es keinen Abbruch. Lars Charbonnier


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Forum

M ater i a lien

In einem feierlichen Gottesdienst am Reformationstag 2015 wurde durch Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, ein Projekt in der Nordkirche gestartet, das die Kitas und Kirchengemeinden mit in das anstehende Reformationsjubiläum hineinnimmt: die »Reformationsschatzkiste«. Entwickelt wurde das Projekt von einem nordkirchenweiten Arbeitskreis, beteiligt sind u.a. die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum, die Kindergottesdienststelle der Nordkirche, der Kirchenkreis Hamburg-Ost und das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern. Die Schatzkiste soll Kitas und Kirchengemeinden mit in das anstehende Reformationsjubiläum hinein-

nehmen. Die stabilen Holzkisten, von Mitarbeitenden der Tischlerei Aalkate der Werkstätten Materialhof in Rendsburg (NGD) gebaut, sind so konstruiert, dass sie von den Kindern auch als kleines Podest genutzt werden können. Mehr Infos und Nachfragen: Karin Emersleben, Arbeitsstelle Reformationsjubiläum der Nordkirche, Tel. 01712 09 56 17, E-Mail <karin.emersleben@ ref2017.nordkirche.de>

Mit Kindern die Reformation entdecken Das Begleitheft »Mit Kindern die Reformation entdecken« bietet auf 125 Seiten zahlreiche Ideen, die Themen der Reformation kennen zu lernen, zu feiern und miteinander auszuprobieren. Das Heft ist für alle Altersstufen zu verwenden

und weist auch besonders auf Ideen für die ganz Kleinen (0–3 Jahre) hin. Alle Aktionen verzichten auf eine schriftliche Ausdrucksform, Kinder brauchen nicht lesen und schreiben zu können. Zu folgenden Kapiteln gibt es jeweils Umsetzungsideen: Die Geschichte von Martin Luther und der Reformation, Angst und Vertrauen, Umgang mit Fehlern, ich und mein Glaube, Mut und Selbstvertrauen, Beteiligung: du hast das Wort, Beschwerde – Luther lässt grüßen, Kirchräume entdecken, mit der Bibel durch das Kirchenjahr - vor allem mit den Jüngsten, interreligiöses Miteinander, liturgische Bausteine für Andachten und Kindergottesdienste. Bestellung: Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e. V. unter der E-MailAdresse: vek-vauper@diakonie-sh.de (15 Euro plus Versandkosten).

29. und 30. April 2016 Bildungsforum 26. Internationaler Spielmarkt Potsdam jeweils 10 bis 18 Uhr • Potsdam-Hermannswerder • Hoffbauer-Stiftung Spielen mit Grenzen heißt, auf kreative Art den persönlichen Gestaltungsraum erleben und erweitern. Grenzen ermöglichen Sicherheit und Struktur, bedeuten aber auch Reglementierung und Einschränkung. Der Spielmarkt stellt Methoden zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Bedeutungsebenen von Grenzen zur Verfügung und lädt ein zum spielerisch-kontrollierten Regelbruch.

www.spielmarkt-potsdam.de

Am Freitag zu Gast: Dr. Jan Uwe Rogge, Erziehungsberater und Autor des Buches „Kinder brauchen Grenzen“

Eintritt 12,00 € ∙ erm. 7,00 € • Kinder ab 6 Jahren 1,00 € • 16-Uhr-Ticket 4,00 € Schirmherr: Bildungsminister Günter Baaske Veranstalter: Evangelische Jugend • info@spielmarkt-potsdam.de

spiel mit Grenzen

Workshops ∙ Fachvorträge • Aktionen • Erlebnisparcours ∙ Spielinseln • Materialien ∙ Literatur ∙ Spiele

Projekt »Reformationsschatzkiste« der Arbeit mit Kindern in der Nordkirche


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M ateri a lien Auf den Spuren Martin Luthers – Stationenspiel für 8- bis 12-jährige Kinder zum Reformationstag Die Arbeitsmappe bietet in der Praxis erprobtes Material für Kirchengemeinden zum Reformationstag: Mit örtlichen Grundschulen können sie so ein leicht zu realisierendes Angebot für acht- bis zwölfjährige Kinder machen. An mehreren Stationen können die Kinder das Leben Martin Luthers und die Idee der Reformation spannend nacherleben und mit eigenen Erfahrungen in Beziehung setzen. Die Mappe enthält: Checklisten, Textvorschläge für die Spielszenen, Kopiervorlagen für das Material, Farbige Plakate für die Stationen, Hintergrundinformationen, Erprobte Tipps für die Umsetzung. Schutzgebühr: 10 Euro Informationen: http://www.bestellung-nordkirche.de; Bestellung <info@afoe.nordkirche.de>.

Planspiel Reformation – Ein Praxisvorschlag der Evangelischen Jugend Plön-Segeberg Schon mal Papst gewesen? Einmal die Macht der Bauern gespürt? Jemals gegen das Unrecht die Stimme erhoben? Im Rahmen dieses Planspieles besteht die Möglichkeit mit einer Gruppe von 15–40 Personen in die Zeit des 16. Jahrhunderts hineinzugehen und selber Politik und Zeitgeschichte zu schreiben. Wir erfahren, wie die Menschen der verschiedenen Institutionen damals lebten und ihre Entscheidungen trafen, deren geschichtliche Auswirkungen bis heute Gültigkeit besitzen. Die Spielenden teilen sich auf in die bis zu acht Fraktionen u.a. der Reformatoren, dem Papst in Rom, König von Spanien und spielen die Reformation des 16. Jahrhunderts in Runden nach. Sie setzen dazu ihre eigenen Machtmittel ein, wie Bildung, Geld, politische und religiöse Macht. Ein Spielleiter fasst die Ergebnisse zusammen, Gruppenleiter begleiten die einzelnen Fraktionen. Informationen und Material unter http://www. ev-jugend-ploen-segeberg.de/

Der Evangelische Kirchenkreis Prignitz sucht ab sofort eine/en gemeindepädagogische Mitarbeiterin/Mitarbeiter mit einem Dienstumfang von 100 % in einer unbefristeten Anstellung: Was es über den Ev. Kirchenkreis Prignitz zu sagen gibt: – Der Evangelische Kirchenkreiskreis Prignitz liegt im Nordwesten Brandenburgs, ziemlich genau in der Mitte zwischen Hamburg und Berlin. – Der Hauptdienstort ist der Evangelische Pfarrsprengel Lenzen-Lanz-Seedorf. – Im Kirchenkreis gibt es drei ev. Kindergärten und ein Eltern-Kind-Zentrum (EKIZ). – Bei uns arbeiten vier hauptamtliche gemeindepädagogische Mitarbeiterinnen, fünf hauptamtliche Kantor/innen, 23 Pfarrerinnen und Pfarrer. Wir wünschen uns: – Fach- oder (Fach-)Hochschulabschluss Gemeindepädagogik, Religionspädagogik oder Sozialpädagogik mit theologischer oder gemeindepädagogischer Zusatzqualifikation; – eine einladende missionarische Grundhaltung; – selbstorganisiertes Arbeiten, Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit und Kreativität; – Mobilität mit eigenem PKW. Folgende Aufgaben warten: – Regelmäßige Angebote für Kinder im Nachmittagsbereich; – Angebote für Familien; – Vernetzung der Lernfelder Schule und Gemeinde; – Gewinnung und Förderung von ehrenamtlich Mitarbeitenden; – Planung und Durchführung von Rüstzeiten; – Mitarbeit bei überregionalen, kreiskirchlichen Projekten; – Religionsunterricht im Umfang von ca. 8–10 Wochenstunden Wir bieten: – Hilfe bei der Wohnungssuche; – ein motiviertes Team an gemeindepädagogischen Mitarbeiterinnen; – einsatzfreudige Ehrenamtliche; – Bereitstellung von Arbeitsmitteln; – Fort- und Weiterbildung; – einen großen Freiraum zur Entwicklung neuer und eigener Ideen; – Vergütung gemäß TV-EKBO (inkl. Zusatzversorgung). Eine Dienstvereinbarung wird gemeinsam mit der zukünftigen Stelleninhaberin und dem Stelleninhaber erarbeitet. Es besteht keine Residenzpflicht. Es ist aber aus praktischen Gründen notwendig, dass die zukünftige Stelleninhaberin oder der zukünftige Stelleninhaber im Kirchenkreis wohnt. Ihre Bewerbung richten sie bis zum 30.04.2016 an die Superintendentur des Kirchenkreises Prignitz. Weitere Informationen erhalten Sie vom amtierenden Superintendenten Daniel Feldmann (0172/3255942), vom stellvertretenden Superintendenten Olaf Glomke (0170/2960382) und dem Pfarrer des Pfarrsprengels Lenzen-Lanz-Seedorf Pfarrer Wolfgang Nier (038780-7327).


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12.04.17 19.04.17 10.05.17 17.05.17 28.05.17 14.06.17 05.07.17 12.07.17 28.07.17 16.08.17 13.09.17 11.10.17

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