Spiritualität ist in aller Munde – inzwischen auch im Protestantismus. Kaum noch eine Landeskirche, die nicht eine Spiritualitätsbeauftragte oder ein spirituelles Zentrum hätte oder einrichtet. Kaum jemand, der oder die nicht nach so etwas wie spirituelle Dimension sucht oder sie betont. In der Minderheit längst diejenigen, denen das suspekt erscheint und die diese Entwicklung hinterfragen. Was früher katholisch, fernöstlich oder esoterisch anmutete, ist heute in der Mitte der Kirche angekommen. Tatsächlich gibt es einige Erklärungshintergründe für den Spiritualismus-Hype: Die Nüchternheit und Verkopftheit einer reinen Worttheologie ist an ihre Grenzen gekommen. Gesellschaftlich weit verbreiteter Zweckrationalismus und Optimierungswahn lassen nach dem Anderen fragen, nach dem, was trägt auch jenseits oder ergänzend zu Rationalisierung und Funktionalisierung.