Prosus Info 46

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8570 Weinfelden

Info46 August 2011

Rubriken

Seite

Schweineproduktion in Zeiten der globalisierten Märkte

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Unser Ziel sind 30 abgesetzte Ferkel

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Schweinepreise müssen steigen

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PROSUS Ausflug

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Projekt zur Erhebung von Risikofaktoren beim Einstallen von Mastferkeln

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Animaltruck News

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Brachyspiren in der Schweiz – wo stehen wir?

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Personelles

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agate.ch Zugangsmeldungen

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Impressum

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Heute, an dem Tag, an welchem ich mir meine Gedanken mache, stehen wir sieben Tage vor unserem Nationalfeiertag. Täglich nehme auch ich mir Zeit, die Fachpresse und/oder die Tageszeitung zu studieren. Seitenlang wird über Schuldenkrise, Frankenstärke, Milchdebakel, Überproduktion beim Schweinefleisch und EmmentalerKäse usw. geschrieben. Hand auf’s Herz. Viele Probleme sind hausgemacht, d.h. die entsprechende Branche muss die oftmals schmerzlichen Herausforderungen selber an die Hand nehmen und sie nicht in der Öffentlichkeit austragen. Denn das gibt nur negative Schlagzeilen. Aber jetzt zurück zu unserem Nationalfeiertag. Ich bin ein stolzer Schweizer, ein stolzer Schweizer Lebensmittelproduzent (Mittel, um zu leben).

«Wo Schweiz draufsteht, MUSS Schweiz drin sein» Euer Präsident Martin Egli martin.egli@kaeserei-studer.ch


Schweineproduktion in Zeiten der Globalisierung der Märkte

Autor: Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst, Prof. i. R. für Vergleichende Strukturforschung an der Universität Vechta, Deutschland

Die Schweineproduzenten in Europa sehen sich gegenwärtig zahlreichen Herausforderungen gegenüber, auf die sie reagieren müssen. Sie sind einmal in der verstärkten Einbindung in internationale Märkte zu sehen, zum anderen in den schnellen Veränderungen politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen sowie den veränderten Ansprüchen der Konsumenten an die Qualität und Sicherheit der Nahrungsmittel, und auch dem immer deutlicher werdenden Widerstand der Bevölkerung gegen Grossanlagen in der Nutztierhaltung und der Verdichtung der Stallanlagen. Die Schweinefleischproduktion ist weltweit zwischen 1970 und 1990 von 35,8 Mill. t auf 106.3 Mill. t oder um nahezu 200 % gestiegen. Diese Dynamik war allerdings in den einzelnen Kontinenten sehr unterschiedlich. Während Asien 2009 bereits 56,4 % der Welterzeugung auf sich vereinigte, trug Europa nur noch 24,5 % zur globalen Produktion bei. In Europa ist insbesondere in Deutschland und Dänemark die Produktion deutlich gestiegen, während in den Niederlanden und der Schweiz sowie in einigen osteuropäischen Staaten das Produktionsvolumen abgenommen hat. Die Dynamik in der Produktion hat auch Veränderungen in den Handelsströmen mit Schweinfleisch zur Folge gehabt. Bemerkenswert ist dabei vor allem die seit 2005 zu beobachtende Ausweitung der Produktion und des Handels in Deutschland. Während Deutschland noch 1992 ein Defizit im Handel mit Schweinefleisch von 800.000 t aufwies, wurde 2010 bereits ein Überschuss von 1,2 Mill. t erzielt. Dieser ökonomische Erfolg war bedingt durch: • eine leistungsfähige Primärproduktion, • die flächendeckende Einführung des QS-Systems (Qualität und Sicherheit), • Veterinärabkommen der Bundesregie- rung mit wichtigen Importländern,

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• der Ausbildung leistungsfähiger Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe, die in der Lage waren, qualitativ hochwertiges Schweinefleisch in grossen Mengen für den Weltmarkt bereitzustellen. Im Jahr 2009 führte Deutschland bereits 2,4 Mill. t Schweinefleisch (inkl. Verarbeitungsprodukte) aus, davon 23 % in Drittländer (vor allem Russland und Hongkong). Einerseits kann von einem beachtenswerten ökonomischen Erfolg gesprochen werden, andererseits ist das Wachstum nicht ohne Risiko. Die wichtigsten Risikofaktoren sind zu sehen in: • der Abhängigkeit der Mastbetriebe von der Ferkeleinfuhr (2010 wurden etwa 11 Mill. Ferkel eingeführt), • der Abhängigkeit der Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe von der Einfuhr von Schlachtschweinen (Einfuhr von 4,8 Mill. Tieren), • der Abhängigkeit von den Schwan- kungen auf den Weltmärkten für Schweinefleisch und Futtermittel, • der Erhöhung des Risikos der Ein- schleppung und Ausbreitung hochin- fektiöser Tierseuchen durch den Handel mit Lebendtieren, • der zunehmenden Umweltbelastung aus der Nutztierhaltung in den Verdichtungsräumen der Schweine- haltung. Deutschland ist ganz bewusst den Weg in die Massenproduktion für den Weltmarkt gegangen. Dies hatte eine Konzentration in den Schweine haltenden Betrieben und im Schlachtsektor zur Folge. Die drei führenden Unternehmen (Tönnies, Vion, Westfelsich) schlachteten 2010 mehr als 29 Mill. Schweine und hatten einen Marktanteil von über 52 %. Mastanlagen werden nicht mehr unter 1‘000 Stallplätzen gebaut, Grössen von 3‘000 bis 4‘000 Stallplätzen sind in der Planung, was allerdings zunehmend auf Widerstand in der

Bevölkerung stösst, auch bei bäuerlichen Betrieben. In naher Zukunft wird eine Abnahme der Betriebe mit Zuchtsauenhaltung um 60 % und derjenigen mit Mastschweinehaltung um etwa 50 % erwartet. Nur so wird es möglich sein, die Stückkosten zu senken und auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig zu bleiben. Für die Schweine haltenden Betriebe in der Schweiz stellt sich angesichts der zu beobachtenden Dynamik in Deutschland und anderen Mitgliedsländern der EU (Dänemark, Spanien, Belgien, Niederlande, Polen) die Frage, ob sie diesen Weg ebenfalls beschreiten wollen und können. Angesichts der vorliegenden Struktur in der Primärproduktion sowie in der Schlachtung, des Produktionsumfanges, der eigenen Futterproduktion und der vorliegenden Nachfrage bei den Konsumenten muss von einem solchen Schritt abgeraten werden. Die Schweinehalter werden nicht in der Lage sein, mit Standardware auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb sollten sie sich darauf konzentrieren, Produkte mit Markencharakter anzubieten, bei denen sie ein Alleinstellungsmerkmal haben. Dies sollte zwar vorrangig für den inländischen Markt erfolgen, doch kann man davon ausgehen, dass solche Erzeugnisse auch in Mitgliedsländern der EU sowie Drittländern mit hoher Kaufkraft erfolgreich abgesetzt werden können. Dies gilt vor allem für Käuferschichten mit einem hohen Qualitätsanspruch. Insbesondere sollten die landwirtschaftlichen Betriebe sowie die Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen nicht ohne Not den vorliegenden Vorteil überschaubarer Strukturen und der Erzeugung von Qualitätsprodukten aufgeben.


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Unser Ziel sind 30 abgesetzte Ferkel Autorin: Frau Wibke Poegel, Redaktorin Landfreund, Landwirtschaftsverlag, D-48165 Münster (beglaubigter Abdruck aus dem LANDfreund)

Die Genossenschaft PROSUS vermarktet seit Ende 2009 unter der Marke «PROSIA®» besonders fruchtbare Sauen. Der LANDfreund zeigt erste Ergebnisse: «Im vergangenen Jahr habe ich durchschnittlich 26,6 Ferkel pro Sau abgesetzt – in 2007 waren es nur 20 Ferkel.» Ein Wert, auf den der Schweineproduzent Peter Bühlmann aus Inwil LU stolz sein kann. Und den er vor allem seinen neuen Muttersauen zu verdanken hat.» Französische Genetik heisst das Zauberwort. Bühlmann profitiert seit Ende 2009 vom Pioniergedanken seiner Genossenschaft PROSUS, eine hyperfruchtbare Sauengenetik in die Schweiz zu holen. Durch den Wunsch nach grossen Würfen und somit einer verbesserter Vermarktung beflügelt, kooperiert das Schweinevermarktungsunternehmen seit vier Jahren mit den französischen Spezialisten für Schweinegenetik ADN. Trächtig auf den Betrieb Peter Bühlmann ist eines von 125 Mitgliedern, die PROSIA® Sauen nutzen. Die Schweineproduktion ist das Hauptstandbein des Luzerner Betriebes. Neben der Milchproduktion und der Pouletmast erzeugt die Familie auf 35 ha unter anderem ihr eigenes Futter für die Schweine. Insgesamt sind 85 Muttersauen und 270 Mastplätze auf dem Hof. Die Galtsauen stehen in einer Grossgruppe. Seine Muttersauen kauft Bühlmann trächtig beim Vermehrungszuchtbetrieb Hofer/Herzog aus der Nordwestschweiz. «Trächtig passen sie sich einfach besser in die Gruppe ein», erklärt er. Sein PROSUS Berater Louis Gemperle unterstützt ihn mit der neuen Genetik: «Wir haben gute Erfahrungen gemacht, die Sauen in der siebten Trächtigkeitswoche zu verkaufen. In einem früheren Trächtigkeitsstadium rauschen sie eher um.» Die erste Besamung der Erstlingssau fällt auf den 240. bis 250. Lebenstag.

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Peter Bühlmann und sein Sohn Armin arbeiten seit fast zwei Jahren mit den fruchtbaren Sauen.

Einen Nachteil sieht der Landwirt beim Zukauf in der Eingliederung. Denn das Keimspektrum der Betriebe ist verschieden, sodass sich erst das Immunsystem neu aufbauen muss. Da die Zeit zur Eingewöhnung geringer ist, kommt es teilweise bei der ersten Abferkelung zu Milchfieber-Problemen. Daher füttert Bühlmann den Sauen, die fünf bis sechs Tage vor der Geburt in den Abferkelstall kommen, einen Zusatz, der den pH-Wert senkt, um Milchfieber zu verhindern. Drei Ferkel mehr pro Wurf Die Entscheidung für die PROSIA® Genetik fiel dem Betriebsleiter nicht schwer: «Ich wollte mehr lebend geborene Ferkel pro Sau produzieren. Seit der Umstellung habe ich allein fast drei Ferkel mehr mit insgesamt 13,4 lebend geborenen je Wurf.» Mit 31,3 lebend geborenen Ferkeln je Sau und Jahr liegt Bühlmann über dem Durchschnitt der Zuchtorganisation PROSUS mit 27,3 Ferkeln. Neben der Genetik hat er aber auch das Management angepasst, um auf die grossen Würfe besser reagieren zu können. Dem Fruchtbarkeitszyklus der Sauen ent-

sprechend hat der Landwirt vom WochenRhythmus auf Drei-Wochen-Rhythmus umgestellt. Mit vier Wochen setzt er die Ferkel ab. «Mit dem neuen Rhythmus habe ich grössere Gruppen, die ich besser vermarkten kann. Ausserdem ist jetzt eine Woche frei, in der ich mich der Hygiene widmen kann.» 1997 wurde der Stall umgebaut. Zur Mast kam die Zucht, so dass jetzt im geschlossenen System produziert wird. Die Abferkelbuchten sind 6,5 m2 gross. Allerdings muss so bei der Geburt vermehrt geschaut werden, dass die Ferkel vorerst im Nest eingesperrt werden, um ein Erdrücken zu vermeiden. Neben einer relativ hohen Verlustrate durch Erdrücken, verzeichnet Bühlmann bei den grösseren Würfen vermehrt Totgeburten. Das mittlere Wurfgewicht liegt trotz der hohen Ferkelzahl mit 18,9 kg über dem Durchschnitt. Deshalb vermutet Berater Gemperle, dass der hohe Verlustwert durch die Fütterung kommt: «Hier wird viel Mais gefüttert. Dadurch ist die Sau schwieriger zu konditionieren und die Sau wird träge.»


Dreimal täglich füttern 30 % Körnermais aus dem Silo bekommen die Sauen in der Ration. Der Rest besteht aus Getreide, Eiweisskonzentrat und Schotte, als Flüssigfütterung vorgelegt. «Mit der Milchsäure aus der Schotte habe ich gute Erfahrungen gemacht», so Bühlmann. Zudem erhalten die Sauen im Abferkelstall in der ersten Woche Heu. Die Grossgruppe bekommt Heu des zweiten Schnittes, da es «nicht mehr so viel Toxine enthält». Das Heu dient grösstenteils als Ersatz für Stroh, das der Betrieb als Labelauflage einstreuen muss. Die Fütterung hat Bühlmann für die PROSIA® auch umgestellt. So füttert er dreimal täglich, damit die Sauen genügend Futter aufnehmen. Denn die neue Genetik ist weitaus grösser im Format, schliesslich stehen mehr funktionsfähige Zitzen zur Verfügung. «Die Energie sollte bei PROSIA® gesteigert werden», erklärt der Berater, «auch Rohfaser braucht sie mehr, dafür aber sehr gut verdauliche.» Zudem hebt Bühlmann die Futtermenge nach dem Belegen an, um so das Gewicht der Ferkel besser zu definieren. «Das Gewicht ist der Grundstein auf einem Schweinezuchtbetrieb», ist er sich sicher.

Duroc-Genetik ist der Heterosiseffekt grösser, die Ferkel sind lebhafter», so Bühlmann. Die Besamung übernimmt der Chef persönlich, denn er ist sich sicher, dass der Erfolg damit zusammenhängt, wie man mit den Tieren umgeht. Eine Non-ReturnRate von über 95 % gibt ihm recht. Früher hat er selbst remontiert und eigene Muttersauen verwendet, doch die Arbeitserleichterung mit den zugekauften PROSIA® Sauen ist enorm. Der höhere Einkaufspreis relativiert sich durch die grösseren Verkaufsmengen an Mastschweinen. Die verbesserte Fleischquali-

tät wird zudem mit 2 bis 6 Rappen Zuschlag gewürdigt. Laut PROSUS beeinflusst ein verkauftes Ferkel je Muttersau und Jahr den Direktkostenfreien Ertrag je Sau um bis zu 100 Franken pro Jahr. Gründe, die den Landwirt von der neuen Genetik überzeugen. Deshalb investiert er auch in die Zukunft und plant einen neuen Aufzuchtstall, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen: «Mit dem neuen Stall möchte ich CO2 reduzieren und natürlich auch Strom sparen. Zudem werden dann die Ferkelnester im alten Stall vergrössert und isoliert, damit die grossen Würfe genügend Komfort haben.»

Teilweise ist bei den grösser werdenden Würfen dennoch eine höhere Heterogenität zu beobachten. Der Wurfausgleich ist bei PROSIA® zu einem wichtigen Hilfsmittel geworden. Und auch die «Nursery», eine künstliche Amme, möchte der Landwirt nicht mehr missen. So werden die grössten Ferkel in die Aufzuchtkiste gebracht, die kleineren bleiben bei der Muttersau. 95 % Non-Return Die Ferkel stammen aus der F1 Generation der französischen Landrasse (LandrasseEber und Edelschwein-Mutter). Der Landwirt besamt diese mit FleischTop- oder Duroc-Genetik von der Suisag. «Bei der

Peter Bühlmann (links) hat sein Management mit Hilfe von PROSUS Berater Louis Gemperle verbessert.

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PROSIA®: fruchtbar und langlebig Seit Oktober 2009 bietet die Genossenschaft PROSUS die PROSIA®-Muttersauen mit ADN-Genetik an. In Zusammenarbeit mit dem Strickhof wurde über Embryotransfer eine Herde von 100 französischen Landrasse-Sauen aufgebaut. Den fünf Kern- und sechs Vermehrungszüchtern stehen vier Depoteber über die Suisag für die Produktion von PROSIA® Muttersauen zur Verfügung. Von diesen Betrieben können die PROSUS-Mitglieder ihre Sauen ab Ultraschall, deckfähig oder tragend beziehen. Laut PROSUS soll die französische Genetik sehr fruchtbar, konstant dank ausgeglichener Genetik, vitaler, weniger krankheitsanfällig und langlebig sein. Die Sauen unterstehen alle einer ausgewiesenen Eigenleistungsprüfung und Selektion. So wird zum Beispiel auch darauf geachtet, dass die Tiere genügend Zitzen haben. Berater Louis Gemperle erklärt: «Es wird streng bei den Tieren selektioniert. So müssen die Zuchtsauen auf jeden Fall 14 Zitzen und die Eber auf den KB-Stationen mindestens 16 Zitzen vorweisen.»

Von Anfang an überzeugt Überzeugt ist auch Hans Z‘Rotz aus Ennetmoos NW. Entscheidend für die Nutzung der PROSIA® Genetik war bei ihm ein Besuch in der Bretagne, der Schweinehochburg Frankreichs. «Ich habe mit den Beratern von PROSUS französische Betriebe besucht, um zu sehen, was dort besser gemacht wird. Die hohen Leistungen waren ein solches Erlebnis für mich, dass ich auch die Genetik haben wollte. Daher war ich von Anfang an beim Projekt PROSIA® dabei.» Vier Jahre hat sich der Landwirt intensiv mit der Thematik und den neuen Sauen auseinandergesetzt. Mit Erfolg: Heute setzt er im Schnitt 12,37 Ferkel je Wurf ab, früher waren es nicht mal zehn. Doch nur mit der neuen Genetik lassen sich die Betriebsdaten nicht verbessern. Bei der Haltung der Tiere und der Fütterung hat Z‘Rotz massgeblich Einsatz gezeigt. Hygiene durch «Rein-Raus» «Die Hygiene ist das A und O, wenn man erfolgreich produzieren will», erklärt er, «daher habe ich meine alte Haltung überdacht und umgebaut. Ich nutze das ReinRaus-System für die optimale Sauberkeit. Früher hatte ich dafür schlichtweg keinen Platz.»

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Seine Mastplätze hat der Landwirt auf 200 Plätze reduziert, um mehr Platz für die Jager und die Abferkelbuchten zur Verfügung zu haben. Die Abteile sind abgegrenzt. Die Galtsauen in der Grossgruppe sowie die «Nursery» für Aufzuchtferkel sind räumlich vom Rest getrennt. Der Drei-Wochen-Rhythmus sowie ein Umtriebsplan helfen, die Arbeitsabläufe strikt zu planen. Zudem hat Z‘Rotz ausreichend Platz, damit die Muttersauen über eine Woche vor der Geburt bereits in die Abferkelbuchten kommen, um sich an das Keimspektrum des Betriebes zu gewöhnen. Insgesamt arbeitet er mit 95 Mutterschweinen. «Das Schwein steht bei mir im Mittelpunkt. Während der täglichen Arbeit beschäftige ich mich mit den Sauen, rede mit ihnen. So vermeide ich Stress, das Abferkeln verläuft ruhiger. Ruhigere Sauen lassen sich weniger stressen, auch beim Besamen. Die Verluste halten sich gering, da sich die Sauen zum Beispiel nicht erschrecken und ihre Ferkel erdrücken.» Der Landwirt steht hinter seiner Philosophie. Genauso erwartet er es von seinem polnischen Mitarbeiter. «Er macht seine Sache toll, die Sauen vertrauen ihm. Der

Mitarbeiterwechsel hat geholfen, den Erfolg mit PROSIA® zu verstärken. Dafür beteilige ich ihn am Gewinn, wenn ich mehr als 10 Ferkel absetze.» Besamung auf dem Betrieb Die Sauen bezieht Z‘Rotz wie Peter Bühlmann vom Vermehrungsbetrieb Hofer/ Herzog. Er besamt seine Jungsauen allerdings selbst. Alle zwei Monate kauft er drei deckfähige und drei Sauen «ab Ultraschall», um immer genug Jungsauen zur Verfügung zu haben. Die Jungsauen-Eingliederung hat er verändert, die geräumigen KleingruppenStälle sind in das Deckzentrum integriert, um gute Voraussetzungen für Eingliederung und Besamung zu haben. Mit 230 Tagen werden die Sauen das erste Mal gedeckt. «Früher wurden die meisten Tiere schon mit 190 Tagen belegt», erklärt sein Berater Louis Gemperle, «doch die jungen Sauen hatten oft Probleme bei der Geburt. Heute wird mit 240 bis 250 Tagen besamt.» Ab dem 70. Trächtigkeitstag füttert der Betriebsleiter intensiver, auch eine Umstellung auf die neue Genetik. «Früher hatte ich Respekt vor schweren Ferkeln und einer schweren Geburt, aber die neu-


en Sauen haben keine Probleme. Das Wurfgewicht liegt bei 19,7 kg.» Auch eine Heterogenität des Wurfes sieht er nicht. Mit 6,2 % Totgeburten liegt er unter dem PROSUS-Durchschnitt von 6,7 %. Das Management nach der Geburt hat er angepasst, da für ihn die ersten zwölf Stunden entscheidend sind. Die starken Ferkel werden so zum Beispiel erst weggesperrt, damit auch die Kleinen ausreichend Kolostrum aufnehmen. Ziel ist, dass zwölf Ferkel an der Sau säugen. So erhalten die Ferkel ausreichend Nahrung, und die Sau wird geschont. Die Langlebigkeit, ein Markenzeichen von PROSIA®, wird so optimal ausgenutzt.

tert. Der Betriebsleiter bezeichnet sich selbst als Nebenprodukte-Verwerter. Die Abfälle ersetzen einen Teil des Getreides und der Käse dient als Eiweissträger.

mit dem er gut zurechtkommt. Zwar mästet er weniger Schweine aus, dafür ist die Qualität der Schweine besser und die Anzahl der verkauften Tiere höher.

Mit 28 Tagen setzt er die Ferkel ab. Der grösste Teil wird dann im Alter von zehn Wochen an die Mäster verkauft. Für die Jager-Fütterung nutzt er nach der Umstellung einen prozess-vorgesteuerten Breifutterautomaten, damit die Tiere weniger auseinanderwachsen und es einheitliche Partien gibt. So hat Z‘Rotz in den vergangenen vier Jahren ein System entwickelt,

Doch natürlich denkt er weiter an Verbesserungen. «Zum einen habe ich das Ziel, 30 Ferkel pro Sau und Jahr abzusetzen. Zur Zeit sind es 28,6. Zudem verzeichne ich im Sommer zu viele Umrauscher. Obwohl eine Non-Return-Rate von fast 93 % sehr gut ist. Im nächsten Projekt werde ich die Kühlung mit Wasser ausbauen und die Zuluft im Sommer kühlen.»

Die überzähligen Ferkel setzt Z‘Rotz zur Aufzucht an die Nursery. Die Futterverwertung verbesserte er dort von 1,6 auf 1,3. «Ich hatte teilweise schon 19 Ferkel im Wurf, also werden sechs per Amme aufgezogen. Problematisch ist nur, dass die Ferkel zwar nicht von der Sau selbst aufgezogen werden, aber trotzdem zu den Sau-Daten zählen», so der Landwirt. Aufgewertete Ration Die säugenden Tiere bekommen jetzt dreimal täglich Futter, um mehr Masse aufzunehmen. Mit einer Ration aus 15 % Schotte sowie Getreide, Eiweisskonzentrat und einer Suppe aus Käse, Mehl, Teig und Brot werden die Sauen flüssig gefüt-

Hans Z‘Rotz profitiert seit vier Jahren von der neuen Sauen-Gentik mit bis zu 19 Ferkeln pro Wurf.

PROSUS im Kurzportrait Nach dem Motto «Gesunde Schweine – gutes Fleisch» wirkt die Genossenschaft PROSUS als grösste unabhängige und ISOzertifizierte Schweinevermarktungsunternehmung in der Schweiz seit 1969 im Schweinemarkt. Genossenschafter sind die 800 Mitglieder und Lieferanten. Der Geschäftssitz liegt in Weinfelden TG. 2010 hatte PROSUS 14 Mitarbeiter und einen Umsatz von 115 Mio. Franken. Zu den Dienstleistungen des Unternehmens gehören die Garantie für den Erfolg mit den Marken PROSIA® und PROSIUS® durch konsequentes Umsetzen von Zuchtprogramm und Zuchtförderung sowie durch Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern. Zudem setzt sich die Organisation für den Handel und Verkauf der Schweine ein. Auf der Abnehmerseite werden gegen 20 Metzgereibetriebe, verteilt auf die ganze deutsch- und französischsprachige Schweiz, mit Qualitätsschweinen beliefern. Der Tiertransport wird durch die spezialisierte Transportfirma Animaltruck AG abgewickelt.

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Schweinepreise müssen steigen Autorin: Frau Wibke Poegel, Redaktorin Landfreund, Landwirtschaftsverlag, D-48165 Münster (beglaubigter Abdruck aus dem LANDfreund)

Die Jager- und Schlachtsauen-Preise liegen im Keller. Viele Schweinehalter schreiben rote Zahlen. Der LANDfreund hat nachgefragt, was zu tun ist. LANDfreund: Herr Schurtenberger, die Preise für Jager und Schlachtsauen sind massiv gefallen. Wie reagiert die PROSUS? Josef Schurtenberger: Diese Situation macht uns sehr betroffen. Warum? Bei den Schlachtschweinen haben wir um diese Zeit noch nie einen solchen Preiszerfall erlebt. Eine Gegenreaktion ist kaum möglich. Im Vorfeld der Ferienzeit ist es wichtig, dass unsere Abnehmer genügend schlachten und damit den Markt abräumen. Unser Appell richtet sich an die Detailhändler, die tiefen Einkaufspreise vollumfänglich an die Konsumenten weiterzugeben, damit ein hoher Fleischkonsum realisiert werden kann. So hoffen wir, dass der Preiszerfall bei den Schlachtschweinen gestoppt wird und Ruhe einkehrt. Wird sich der Schweinemarkt selbst regulieren oder sollten die Schweinehalter bzw. der Verband handeln? Schurtenberger: Grundsätzlich muss und wird sich der Schweinemarkt auch diesmal selber regulieren. Damit wir wieder kostendeckende Preise realisieren können, muss die Inlandproduktion zwingend reduziert werden. Betriebe mit schlechten Produktionszahlen und/oder infolge anderer betrieblicher Herausforderungen werden wahrscheinlich ihre Produktion aufgeben oder ihren Betriebe neu ausrichten. Innerhalb unserer Genossenschaft sind bis dato bereits über 600 Muttersauenplätze aufgelöst worden oder im Abbau begriffen. Wir gehen davon aus, dass sowohl bei uns wie auch im übrigen Markt weitere Muttersauenplätze aufgelöst werden.

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Wir hoffen, dass sich die Spuren, die der Preiszerfall auslöst, nicht so tiefgreifend ausfallen, wie 2008. Im Frühjahr 2008 führte eine massive Unterversorgung mit Mastjagern zu einer ungesunden Preishausse. Zusätzlich konnte die Inlandnachfrage der Schlachtschweine in der Grillsaison nicht befriedigt werden. Was wäre zu tun, um die Preise wieder steigen zu lassen? Schurtenberger: Wichtig ist, dass wir von Handel- und Produzentenseite her die Kehrtwende frühzeitig erkennen und umgehend Preisanpassungen fordern. Wir gehen davon aus, dass unsere Seite zum gegebenen Zeitpunkt in 20 RappenSchritten Preisaufschläge fordern und durchsetzen wird. Damit dies geschieht, müssen Handel und Produzentenverband aus früheren Fehlern lernen. Sollte es eine Mengensteuerung geben? Schurtenberger: Nein, eine Mengensteuerung ist kein Mittel zum Erfolg. Eine erfolgreiche Mengensteuerung müsste ja über eine allgemein verbindliche Kontingentierung vollzogen werden und dies im Zeitalter zunehmender Marktliberalisierung. Die CH-Schweineproduzenten wollen auch in Zukunft freie Unternehmer bleiben. Was raten Sie den Schweineproduzenten? Schurtenberger: Die Genossenschaft PROSUS bietet ihren Mitgliedern und Kunden seit Jahren Weiterbildungsplattformen in Form von Workshops und InputTagen an. Damit wollen wir die Professionalität auf den Betrieben verbessern. Die Kostenseite wird immer öfter über «sein oder nicht sein» entscheiden. Je mehr Ferkel ich verkaufe, desto geringer sind die Produktionskosten. Je besser die Masttageszunahmen, Futterverwertung und je höher die Umtriebsrate, desto tiefer sind die Produktionskosten.

Viele Betriebsleiter erreichen in der Zwischenzeit ein sehr hohes Produktionsniveau. Hier liegt die Antwort auf Ihre Frage. Unternehmer und Betriebsleiter, welche den harten Marktgegebenheiten die Stirne erfolgreich bieten wollen, dürfen jetzt nicht aus Spargründen Fehler machen und an den falschen Orten sparen. Es gilt, sämtliche Managementfaktoren in Zucht und Mast im Griff zu haben. Mit den PROSIA® Sauen erzielen die Produzenten deutlich mehr Ferkel. Ist dies bei niedrigen Preisen anzustreben? Schurtenberger: Diese Frage ist absolut berechtigt. An einem Preismodell (siehe Übersicht) können wir aufzeigen, dass die Verbesserung der Anzahl verkaufter Ferkel pro Muttersau/Jahr für jeden Mastferkelproduzent überlebenswichtig ist. Gehen wir davon aus, dass der durchschnittliche Preis für Mastjager bei 25 kg im Jahr 2011 bei CHF 4.50 liegt. Wir nehmen zum Vergleich zwei Betriebe mit je 100 Muttersauen. Der eine Betrieb verkauft 26.4 Ferkel, der andere lediglich 18.9 Ferkel je Muttersau und Jahr. Die resultierende Bruttoertragsdifferenz zwischen einem Betrieb im besten und einem im schlechteren Viertel aller Betriebe, beziffert sich auf knapp CHF 70‘000. Ferkelerzeugerbetriebe, die überleben wollen, müssen zwingend eine höhere Produktivität anstreben.


Direktkostenfreier Ertrag (DFE) je Betrieb mit 100 Muttersauen bei einem Durchschnittspreis von Fr. 4.50 pro 25 kg 120‘000 CHF 100‘000 CHF 80‘000 CHF 60‘000 CHF 40‘000 CHF 20‘000 CHF 0 CHF

18,90 verkaufte Ferkel

26,40 verkaufte Ferkel

PROSUS Ausflug zur Käserei Studer AG, Hatswil Autorin: Susanne Schellenberg, Assistentin Genossenschaft PROSUS

Alle zwei Jahre werden die Mitarbeiter der Genossenschaft PROSUS mit Partnern zu einem Ausflug eingeladen. Dieses Mal ging es zur Käserei Studer AG in Hatswil, Amriswil. Unser Präsident, Martin Egli und seine Frau Rita Egli, haben uns zur Besichtigung eingeladen. Nach einem Apéro wurde uns der Betrieb mittels Filmvortrag näher gebracht. Daniel Studer und Martin Egli haben einige interessante Informationen einfliessen lassen. Anschliessend hat uns Martin Egli durch den modernen und 2009 weiter ausgebauten Betrieb geführt. Besonders eindrücklich waren sicher die Dimensionen im Reifekeller. Links und rechts Gestelle, bis zur Decke reichend, mit Hunderten von Käselaiben «Der scharfe Maxx» auf Brettern gelagert. Der Roboter hat mich fasziniert. Dieser übernimmt die Pflege der eingelagerten Käsespezialitäten. Für die Käserei Studer gilt das Motto «Die Qualität muss einwandfrei sein, wir wollen überdurchschnittlich sein». Anschliessend durften wir uns vom feinen Käse- und Fleischbuffet bedienen. Es war ein interessanter und hernach gemütlicher Abend.

Mitarbeiter PROSUS startbereit zur Besichtigung.

Roboterarbeit im Reifekeller.

Neubau Käserei Studer AG, Hatswil, Hefenhofen.

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Projekt zur Erhebung von Risikofaktoren beim Einstallen von Mastferkeln Senkung des Antibiotikaverbrauchs

ung von it e L r e d ter steht un Abteilung für t k je o r P Dieses er Sidler, Fakultät Zürich v a X . t e v e Dr. med. edizin, Vetsuiss m e Schwein

Einleitung

Einflussfaktoren

In der heutigen Schweineproduktion ist die Verfütterung von Antibiotika sehr stark verbreitet. Obwohl diese Form der Therapie im Moment die schonendste und effizienteste ist, birgt sie dennoch Risiken. Ungenaue Schätzungen des Körpergewichts oder des Futterverzehrs können einerseits zu Unter- andererseits zu Überdosierung führen. Gefürchtete Probleme sind Behandlungsmisserfolg und Resistenzbildung von Bakterien oder aber verlängerte Ausscheidungszeiten der Arzneimittel und Rückstände in Lebensmitteln.

Bereits der Transport stellt für die Tiere einen immensen Stress dar. Erfolgt dieser zusätzlich in schlecht gereinigten Fahrzeugen, bei ungeeignetem Klima oder wird beim Verlad die Transportreihenfolge nicht eingehalten, kann dieser erste Schritt aus dem Herkunftsbetrieb die Abwehrkräfte der Tiere schon wesentlich beeinträchtigen.

Gemäss der Antibiotikavertriebsstatistik von Swissmedic aus dem Jahre 2008 besteht in der Schweiz ein grosser Verbrauch an Antibiotika. Diese werden im Nutztierbereich zu mehr als 75% über das Futter verabreicht. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern belegen wir bezüglich der eingesetzten Antibiotikamenge einen Mittelfeldplatz. Doch der Konsument von heute hinterfragt den Antibiotikakonsum bei Nutztieren sehr kritisch. So zwingen in anderen europäischen Ländern politische Vorgaben die Produzenten den Antibiotikumeinsatz zu senken, in Dänemark um 10% innerhalb eines Jahres und in Holland um 50% in den nächsten drei Jahren.

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Auch der Tierhandel ist mit Risiken verbunden. Über den Gesundheitszustand der Tiere fehlen leider oft Informationen wie Bestandesprobleme im Zuchtbetrieb, bereits erfolgte Behandlungen, Impfstatus sowie das Alter der Tiere. Mischt man nun kranke Tiere oder stumme Erregerausscheider mit Tieren anderer Herkunftsbetriebe, führt dies zu einer unkontrollierten Verbreitung von Infektionskrankheiten. Im Maststall sind Management, Haltung, Klima, Herkunft und Immunstatus der Tiere wichtige Faktoren für eine gute Tiergesundheit. Sind die Räumlichkeiten beim Einstallen schlecht gereinigt und desinfiziert, begünstigt dies durch die Persistenz des Erregers und den so steigenden Keimdruck das Angehen einer Infektion bei den neueingestallten Tieren. Ungenügend vorgeheizte Ställe kosten die Tiere viel von ihrer Adaptionsenergie und schwächen sie zusätzlich. Auch grosse Buchten,

Überbelegung, fehlende Krankenbuchten sowie unkontrolliertes Rückstallen stellen Stressfaktoren für die Tiere dar und sollten vermieden werden. Obwohl die verfügbaren Impfungen gegen Lawsonien und Circoviren gute Resultate versprechen, sind die neu einzustallenden Mastschweine meist nicht ausreichend gegen die oben genannten Erreger geschützt. Das Problem besteht darin, dass der Ferkelproduzent Mehrkosten und den grösseren Arbeitsaufwand selbst trägt, jedoch nicht direkt von der Leistung profitiert. In Form antibiotischer Einstallprophylaxen wird mit mässigem Erfolg versucht, dem Mangel an Abwehr entgegenzuwirken. Jedes Betreten des Betriebes durch Personen und Tiere birgt die Gefahr der Einschleppung von Krankheiten. Mittels Fahrzeugen und Gerätschaften können Keime in den Stall gelangen und auch Fliegen und Schadnager sind mögliche Krankheitsüberträger. In unserem Projekt werden die oben genannten kritischen Faktoren beurteilt und diejenigen Parameter bestimmt, welche die Tiergesundheit in der Mast direkt negativ beeinflussen und so zu einer Indikation für Antibiotika führen können. Anhand unserer Resultate werden wir Ansatzpunkte aufzeigen, um den Antibiotikaverbrauch in Zukunft zu senken, ohne dabei die Tiergesundheit zu gefährden.


Projektaufbau

Zielsetzung

Im Rahmen unserer Studie begleiten wir zwischen dem 1. März 2011 und dem 31. Dezember 2012 hundert zufällig ausgewählte Mastjagertransporte, unter anderem werden diese von der PROSUS durchgeführt. Wir verfolgen den Transport der Ferkel vom Verlad im Zuchtbetrieb bis zum Abladen der Tiere an ihrem Bestimmungsort. Die Transporte werden von verschiedenen Vermarktungsorganisationen durchgeführt und finden je zur Hälfte im Sommer und Winter statt. In 3 weiteren Besuchen wird auf den gleichen Mastbetrieben der Verlauf der Tiergesundheit während der Mast dokumentiert. Die Besuche erfolgen 2 Wochen nach der Einstallung, Mitte und Ende Mast. Da die Gesundheit der Mastschweine direkt von jener des Zulieferbetriebes abhängt, beurteilen wir im gleichen Zug auch dort bei einem Betriebsbesuch den aktuellen Gesundheitszustand, Behandlungen und Prophylaxemassnahmen.

Ziel dieses Projektes ist es, Schwachstellen in der Schweineproduktion zu eruieren, um die Tiergesundheit zu erhalten und zu verbessern. Dadurch kann der Einsatz von Antibiotika in der tierischen Lebensmittelproduktion gesenkt werden. Mit unserem Projekt fördern wir nicht nur das Image der schweizerischen Lebensmittelproduktion, sondern leisten auch einen Beitrag zur Förderung der Wirtschaftlichkeit. Unser Projekt wird vom Bundesamt für Veterinärwesen finanziert und sowohl vom SGD wie auch von Suisseporcs mitgetragen. Alle teilnehmenden Betriebe erhalten die Chance einen von drei gesponserten Preisen zu gewinnen. Wir bitten Euch uns in unserem Vorhaben zu unterstützen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

med. vet. Stephanie Hartmann Abteilung für Schweinemedizin Vetsuisse Fakultät Zürich shartmann@vetclinics.uzh.ch Telefon 044 635 90 74 med. vet. Annette Riklin Abteilung für Schweinemedizin Vetsuisse Fakultät Zürich ariklin@vetclinics.uzh.ch Telefon 044 635 82 03

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Moderner, zuverlässiger Schweinetransport Autor: Bruno Gubser, Präsident Verwaltungsrat Animaltruck AG

Neu: Schweinetransport auf 3 Etagen Seit Anfangs Juli ist der neue 3-Stock Anhänger in Betrieb. Auf diesen neuen Hänger mit insgesamt 46 m2 Ladefläche können 105 Schlachtschweine geladen werden. Vorteile: Bessere Auslastung, grössere Flexibilität in der Transportplanung, Kälber auch Doppelstock-Verlad möglich, elektrische Lüfter garantieren frische Luft für die Tiere, auch wenn der Hänger steht. Nachteile: Fahrzeughöhe 4 Meter, höhere LSVA-Kosten, grösserer Aufwand für Reinigung, Verlad nur über die Rampe möglich. Immer weniger Schlachthöfe bedeuten grössere Mengen Tiere an das gleiche Ziel transportieren. Für Transporte ab der Ostschweiz nach Basel, Sursee oder Courtepin ist es ökologisch sinnvoll, das Fahrzeug möglichst optimal auszulasten. Mit der neuen Fahrzeugkombination von total fünf Ladeflächen (2 Etagen im LKW, 3 Etagen im Anhänger) ist eine Ladekapazität von total 189 Stück Schlachtschweinen möglich. Chauffeur Roman Wittenwiler durfte zusammen mit Disponent Armin Bischof das neue Fahrzeug in Norddeutschland abholen. Der Umgang mit dem neuen 3-Stock Anhänger ist für uns alle, insbesondere für den Fahrer, neu und erfordert viel Können und Geschick. Wir wünschen Roman viel Glück und Freude mit dem neuen Arbeitsgerät!

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Aus- und Weiterbildung sind immer ein Thema Im ehemaligen Schulhaus Nassen, Gemeinde Neckertal fand am 12. Februar 2011 die letzte Tiertransport-Schulung statt. Für jeden Tiertransport-Fahrer ist diese Ausbildung obligatorisch. Die Schulbank drücken: Für die Animaltrucker nicht alltäglich, aber trotzdem interessant und lehrreich. Neben der gesetzlichen Ausbildung wurden die Fahrer auch über firmeninterne Themen wie: Verhalten gegenüber Kunden und Schlachthof bei Verspätung, Behandlung der Lieferscheine, Fahrzeugreinigung, SGD-Richtlinien, neue ARV, usw. auf den neusten Stand gebracht. Die für PROSUS wichtigen Anliegen wurden von Andreas Fritschi vermittelt. Insbesondere SGD-Vorgaben und Jagertransport standen auf seiner Traktandenliste. Neben der Schulung kam auch das gesellschaftliche nicht zu kurz. Nach erfolgreichem Kursabschluss traf man sich im Restaurant Traube. Für den einen oder andern gab es sogar einige gemütliche «Überstunden» in geselliger Runde! Für die Mitarbeiter im Bernbiet erfolgt die gleiche Schulung am 5. November 2011 in Ranflüh.

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Brachyspiren in der Schweiz – wo stehen wir Autorinnen: Dr. Judith Peter-Egli und Dr. Yvonne Masserey, SGD

In den letzten Wochen und Monaten konnte man viel lesen und hören über die Dysenterie. Manche Informationen waren wohl auch verwirrend und es kreisen verschiedene Gerüchte um die Krankheit und ihre Verbreitung in der Schweiz. Deshalb hier ein paar Fakten: Die Dysenterie, eine Darmerkrankung, ausgelöst durch das Bakterium Brachyspira hyodysenteriae, betrifft vor allem Absetzjager und Masttiere. Typischerweise ist sie mit blutig-schleimigem Durchfall verbunden. Allerdings kann die Klinik sehr variabel sein, so dass man diese Krankheit auch schnell einmal mit anderen Darmerkrankungen wie z.B. Lawsonien verwechseln kann. Die Dysenterie ist eine Erkrankung, die bereits Anfangs des letzten Jahrhunderts weltweit klinisch beschrieben wurde. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Erkrankung in der Schweiz gar nicht vorkomme. Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Uni Bern wurde vor ein paar Jahren aber festgestellt, dass es auch hierzulande Dysenterieerreger gibt.

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Der Ursache auf den Grund gehen Die Einschleppungsquelle des Erregers in einen Betrieb kann leider nicht immer eruiert werden, meistens jedoch ist sie der Zukauf infizierter Tiere. Über die Verbreitung von B. hyodysenteriae in den schweizerischen Zuchtbetrieben war bis vor einem Jahr wenig bekannt, da selbst bei Vorhandensein des Erregers in den Zuchtbetrieben selten ein klinischer Ausbruch beobachtet werden kann. Im Rahmen einer weiteren Dissertation an der Uni Bern wurde letztes Jahr eine verfeinerte Analysetechnik auf die Beine gestellt und so wurde es möglich, Ende 2010/Anfangs 2011 alle SGD A-R-Betriebe auf Brachyspiren zu testen. Auf keinem der Betriebe bestand zum Zeitpunkt der umfangreichen Probenentnahme Verdacht auf eine Brachyspirenerkrankung. Auf lediglich einem A-R-Betrieb wurden B.hyodysenteriae (Dysenterie) gefunden, auf zwei anderen Betrieben B. pilosicoli, welche zu einer schwächeren Form der Brachyspiren-Erkrankung führen können. Bei dem Betrieb mit B.hyo-Nachweis wurden sofort alle notwendigen Massnahmen ergriffen, um die Weiterverbreitung des Erregers zu minimieren (Verkauf nur an bereits in den letzten 12 Monaten belieferte Betriebe, Medizinierung der Zuchttiere vor dem Verkauf etc.) Die Massnahmen richten sich nach dem aktuellen Stand des Wissens und sind unterdessen in der neuen Richtlinie Brachyspira festgehalten, die Ende April 2011 in Kraft getreten ist. A-R-Betriebe mit B.hyoNachweis müssen eine Sanierung durchführen. Diese wird gemeinsam mit dem SGD geplant. Die Diagnostik erfolgt momentan noch via Erregernachweis im Kot. Das Problem bei der Beprobung ist, dass auch erkrankte Tiere die Erreger nicht ständig ausscheiden. Aus diesem Grund müssen bei klinisch unauffälligen Tieren sehr viele Proben genommen werden, um eine einigermassen sichere Aussage treffen zu können. Da die Untersuchung dieser Pro-

ben sehr teuer ist, wurde im SGD beschlossen auf die Untersuchung sämtlicher Mastjagerproduzenten zu verzichten. Es kann daher keine Aussage darüber getroffen werden, wie verbreitet B.hyodysenteriae auf diesen ist. Tatsache ist aber, dass die Zahl der betroffenen, infizierten Mastbetriebe zunimmt. Um die Verbreitung der Krankheit zu minimieren, sind wir deshalb darauf angewiesen, dass uns infizierte Mastbetriebe gemeldet werden, damit Kot untersucht werden kann vor einer eventuellen Medizinierung. Eine Probenentnahme auf klinisch verdächtigen Betrieben muss immer vorgehend mit dem SGD abgesprochen werden, damit gemeinsam der Probenumfang und die Entnahmetechnik festgelegt werden kann.


Umgang mit der Dysenterie Die Fachkommission SGD hat dieses Jahr beschlossen, dass alle A-R-Betriebe jährlich mit einem kleineren Probenumfang weiterhin auf B.hyodysenteriae überwacht werden. Zusätzlich wurde der Status A-R B.hyo und A B.hyo geschaffen, für nachweislich infizierte Betriebe. Dieser Status ist mit Auflagen verbunden. Z.B. dürfen betroffene Züchter nur noch in Betriebe liefern, die von ihnen in den vergangenen zwölf Monaten bereits Tiere bezogen haben. Ziel ist es, die Verbreitung der Dysenterie in der Schweiz zu unterbinden und betroffene Betriebe so schnell wie möglich zu sanieren.

Bekämpfungs- und Sanierungsmassnahmen Die Bekämpfungs- bzw. Sanierungsmassnahmen gegen die Dysenterie sind teuer und oft nicht einfach. Je nach Betriebsstruktur und baulichen Gegebenheiten, wird eine Total- bzw. Teilsanierung (Zuchtbetrieb) durchgeführt. Der SDG unterstützt die betroffenen Betriebe in der Planung. Für die Bekämpfung bzw. Teilsanierung ist eine mehrwöchige hochdosierte Antibiotikatherapie nötig. Vorgängig lohnt es sich ein Antibiogramm machen zu lassen, da der Erreger fähig ist, schnell Resistenzen aufzubauen. Der Erreger überlebt sehr gut in der Gülle, von wo aus er wieder via Schadnager und Fliegen in den Stall zurückverschleppt werden kann. Güllekanäle müssen unbedingt geleert und mit einem geeigneten Desinfektionsmittel behandelt werden. Eine konsequente Fliegen- und Schadnagerbekämpfung ist unumgänglich. Wichtig ist in jedem Fall, dass der allgemeinen Betriebshygiene grösste Beachtung geschenkt wird und Besucher mit betriebseigenen Überkleidern und Stiefeln ausgerüstet werden, damit keine weitere Verschleppung stattfinden kann.

Wo stehen wir in der Schweiz Bisher wurden in der Schweiz zwei offizielle Sanierungen durchgeführt. Bei dem einen Betrieb handelt es sich um einen Mäster, der in Begleitung der Schweineklinik Bern und des SGD’s bereits vor einigen Jahren eine erfolgreiche Totalsanierung durchgeführt hat und bis heute Brachyspiren-unverdächtig blieb. Beim anderen Betrieb handelt es sich um den oben erwähnten A-R Zuchtbetrieb, der in Zusammenarbeit mit der Schweineklinik ZH (Masterarbeit, Dissertation) und des SGD’s eine rollende Sanierung (abgewandelte Teilsanierung) durchgeführt hat. Da die Sanierung erst vor kurzem abgeschlossen wurde, kann momentan noch nichts über den Erfolg der durchgeführten Massnahmen gesagt werden. Weitere Sanierungen sind in Planung oder bereits in der Durchführung. Mit gemeinsamem Einsatz sollte es möglich sein, die Verbreitung dieser neuen Krankheit in der schweizerischen Schweinepopulation in den Griff zu bekommen. Dabei sind sowohl Produzenten wie auch Vermarkter, SGD und Bestandestierärzte aufgerufen, mitzuhelfen und schnell zu reagieren, wenn auf einem Betrieb Dysenterie verdächtige Symptome auftreten.

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PROSUS intern Johann Egli, unser neues Teammitglied Am 1. Juli 2011 trat Johann Egli in die Genossenschaft PROSUS ein. Johann Egli ist 44 Jahre alt und Vater von 4 Kindern. Sein beruflicher Lebensweg führte ihn nach der Ausund Weiterbildung als Metzger über verschiedene Stationen, vom Fleischverkäufer, regionalen Verkaufsleiter bis zum Geschäftsführer-Stellvertreter. Mit einem gut gepackten Rucksack an Erfahrungen und Fachwissen im Bereich Fleisch trat er anschliessend als Handelsmitarbeiter in den Dienst eines Tiervermarktungsunternehmens, um sich dort Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Schweineproduktion an zu eigenen und um diese zu vertiefen. Nach 4-jähriger Tätigkeit in dieser Firma suchte Johann Egli eine neue Herausforderung. Er wird seine Erfahrungen und sein Können als Verkaufsberater, vor allem im Marktgebiet Ostschweiz und bei Bedarf auch in der Zentralschweiz, einsetzen. Wir sind überzeugt, dass wir mit Johann Egli eine wertvolle Teamstütze gewinnen. Wir heissen ihn an dieser Stelle herzlich willkommen und wünschen ihm in seiner neuen Tätigkeit viel Freude, Befriedigung und Erfolg.

agate.ch Zugangsmeldungen: Gefragte Dienstleistung Autor: Andreas Fritschi, Leiter Geschäftsbereich Handel PROSUS

Impressum: Erscheinungsdatum: August 2011, erscheint dreimal jährlich mit Ausnahme von Sonderausgaben Redaktionsteam: Susanne Schellenberg und Josef Schurtenberger Gestaltung: werbeschmid.ch Herausgeber: Genossenschaft PROSUS Marktplatz 3 8570 Weinfelden Telefon 071 626 23 50 Fax 071 626 23 69 www.prosus.ch Direktmail: j.schurtenberger@prosus.ch s.schellenberg@prosus.ch Auflage: 1‘300 Exemplare deutsch, 120 Exemplare französisch Schicken Sie uns Ihre Kommentare, Ihre Kritik, Ihre Anregungen und natürlich gerne auch Ihr Lob per E-Mail – vielen Dank!

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Bereits etliche PROSUS-Kunden haben sich für die exklusive agate.ch-Dienstleistung registriert. Seit 1. Januar 2011 müssen sämtliche Schweinezukäufe (Babyferkel, Mastjager und Zuchttiere) der Tierverkehrsdatenbank via www.agate.ch gemeldet werden. Die Genossenschaft PROSUS bietet allen Kunden an, diese Aufgabe kostenlos zu übernehmen. Dazu muss der Produzent die Genossenschaft PROSUS als Mandant frei schalten. Jederzeit ist es möglich, diese Dienstleistung zu kündigen und die Tiermeldungen wieder selbst vorzunehmen. Wie im Brief von Ende Juli 2011 erwähnt, kann die Genossenschaft PROSUS ab dem 1. August 2011 die Tierhaltermeldungen für Tiere, welche Sie von uns kaufen, für Sie erledigen. Die Mandatsfreischaltung kann über das Ihnen bereits zugestellte Mandatserteilungsformular (per Post mit beigelegtem Rückantwortcouvert an uns zurück) oder online (www.agate.ch) geschehen. Noch offene Fragen? Gerne gibt Ihnen Andreas Fritschi, Leiter Geschäftsbereich Handel, weitere Auskünfte.


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