Plio-Pleistozängrenze und Günzeiszeit in Nordwestdeutschland
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Maingebietes oder Frankreichs oder der Iberischen Halbinsel als „periglazial" zu be zeichnen, wo sie doch ganz schlicht eiszeitlich, d. h. glazial sind. J. S C H Ä F E R allerdings ist der unverständlichen Meinung, die Bildung dieser Schotterterrassen falle „nach der bisher üblichen Auffassung sowieso ins Interglazial" und nur die diluviale Terrassen bildung im Alpenlande sei vornehmlich in die (Früh-) Glazialzeiten zu stellen. Einer solchen falschen Vorstellung gegenüber ist jedoch immer wieder zu betonen, daß die pleistozänen Kaltzeiten das Primäre waren, mit weltweiten Wirkungen, zu denen in kalten Klimaten die Aufschotterungen in den Tälern und auch die Vereisungen ge hörten. Es ist daher heute nicht mehr möglich, alle diese Erscheinungen allein aus der Enge alpiner oder perialpiner Schau betrachten zu wollen — wobei noch hinzuzu fügen wäre, daß am südlichen Alpenrande weitgehend die gleichen Auffassungen b e stehen, wie wir sie vertreten (vergl. S. V E N Z O : Revisione del Glaciale nella Bassa Val Cavallina. Atti della Societä Italiana di Scienze Naturali 88 1949). Auf weiteres einzugehen, verbietet der Platzmangel. R. Grahmann, 14. 2. 51
Plio-Pleistozängrenze und Günzeiszeit in Nordwestdeutschland V o n Daniel W i r t z und H e n n i n g 111 i e s in H a m b u r g . Mit 1 A b b . INHALT : Einleitung. Sedimente und Sedimentationsbedingungen (ILLIES) Glimmerton Limonitsandstein Feinsand Kaolinsand Einflüsse einer alten Landoberfläche. Die Altersstellung der Schichtglieder des Morsumkliffs (WIRTZ) Bisherige Deutungen Neue Deutung. Plio-Pleistozängrenze und Günzeiszeit. Literaturverzeichnis.
Einleitung Das Profil v o m Morsumkliff auf Sylt ist das einzige in Nordwestdeutschland, das e i n e vollständige Schichtenfolge zwischen d e m G l i m m e r t o n und der M i n d e l ( = Elster) M o r ä n e aufgeschlossen zeigt. D i e G l i e d e r dieser F o l g e w u r d e n b i s h e r in das P l i o z ä n gestellt. D i e R e v i s i o n der Fauna des S y l t e r Lirnonitsandsteins ( W I R T Z 1949) e r g a b , daß ein beträchtlicher Teil des Sylter Profils, in Ü b e r e i n s t i m m u n g mit der Festlegung der P l i o - P l e i s t o z ä n g r e n z e zu L o n d o n 1948, d e m ältesten Pleistozän (Günz) zuzurechnen sei. Die Verfasser h a b e n es daher u n t e r n o m m e n , dieses Profil einer detaillierten sedimentpetrographischen u n d stratigraphischen Untersuchung zu unterziehen u n d damit ein Standardprofil für die Festlegung der P l i o - P l e i s t o z ä n g r e n z e in N o r d w e s t d e u t s c h l a n d zu geben. Sedimente
und
Sedimentationsbedingungen ( V o n H.
Glimmerton.
Illies)
A l s Tiefstes des Profils am M o r s u m k l i f f
( A b b . 1) tritt d u n k
ler G l i m m e r t o n mit reicher Kalkschalerfauna auf. D e r T o n weicht nur
gering
fügig v o n der üblichen G l i m m e r t o n f a z i e s ab, w i e sie kennzeichnend ist für
das