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Vogelherd
und Bocksteinschmiede im Lonetal (Vergleich ihrer Faunenbilder) *)
Von
Ulrich L e h m a n n , Hamburg. Mit 1 A b b .
Z u s a m m e n f a s s u n g . Die Faunen zweier neuerlich ausgegrabener Höhlen im Lonetal (Württemberg), der Bocksteinschmiede und des Vogelherds, werden verglichen. Die Tierreste sind größtenteils v o m Menschen in die Höhlen hineingeschafft worden. Im Vogelherd sind mindestens 180 Tiere überliefert, in der Bocksteinschmiede minde stens 250. Sie werden, zu größeren Gruppen zusammengefaßt, gemäß ihrer prozentualen Häufigkeit graphisch dargestellt. Trotz weitgehend zufälliger Erhaltung der Reste ist die Zusammensetzung der beiden Faunen im Großen und Ganzen ähnlich und ver gleichbar. Bestehende Unterschiede lassen sich teilweise durch Lage u n d Gestalt der Höhlen erklären. A b s t r a c t . The faunas of t w o recently excavated caverns are being compared, that of the Bocksteinschmiede and that of the Vogelherd, both situated in the LoneValley, Württemberg. The main part of the animal remains has been brought in by man. The Vogelherd contained remains of at least 180 animals, the Bocksteinschmiede of at least 250. Summed up to larger groups, their percentages are being shown graphically. In spite of largely accidental preservation, the composition of the t w o faunas is comparable. Occurring differences can partly be explained by position and form of the caves.
V o g e l h e r d und Bocksteinschmiede liegen nur e t w a 3 k m v o n e i n a n d e r entfernt im Lonetal, rund 2 0 k m nordöstlich v o n Ulm. Das T a l führt seinen Namen nach einem Fluß, der es n u r in u n g e w ö h n l i c h niederschlagsreichen Jahren durchfließt, während sein Wasser sonst bereits w e i t oberhalb d e r Höhlen, b e i Breitingen, versickert, u m nicht i m unteren Lonetal, sondern in der Nauquelle bei Langenau wieder z u Tage z u treten. Daß d i e Loneversickerung j ü n g e r e n Datums ist, ergibt sich schon aus dem Reichtum des Tales an früher b e w o h n t e n Höhlen, deren B e w o h n b a r k e i t aus reichende Wasserversorgung z u r Voraussetzung hat. Das Vorhandensein dieser H ö h l e n ist vielfach nur dem Geübten aus kleinen Anzeichen erkennbar, wenn sie noch nicht erschlossen sind, w i e das s o w o h l b e i m V o g e l h e r d als auch bei d e r Bocksteinschmiede der Fall war. D i e altbekannten H ö h l e n sind meist schon früh zeitig ergraben w o r d e n ; das hat leider den Nachteil gezeitigt, daß die Grabungen nicht i m m e r sachgemäß ausgeführt w u r d e n und dadurch nicht die Erkenntnisse vermittelt haben, die man an sich aus ihnen hätte g e w i n n e n können. Ja, vielfach w u r d e überhaupt nicht gegraben, sondern „ g e w ü h l t " — und das nicht nur v o n „Laien". Umso wichtiger sind unter diesen Umständen die wenigen erst in letzter Zeit entdeckten und nach modernen Gesichtspunkten erschlossenen H ö h l e n ; zu ihnen gehören die beiden hier zu besprechenden. Der V o g e l h e r d w u r d e Anfang 1 9 3 1 zufällig entdeckt u n d gleich anschließend durch RIEK sehr sorgfältig ausgegraben. Das ergrabene Profil stellte sich als ungestört heraus, abgesehen v o n einer klei nen Unregelmäßigkeit, die durch einen Dachsbau hervorgerufen w o r d e n war. A u c h das Profil d e r v o n R. WETZEL 1 9 3 2 entdeckten B o c k s t e i n s c h m i e d e w a r ungestört. B e i d e H ö h l e n erbrachten n e b e n den Resten menschlicher Herkunft ein u m fangreiches Skelettmaterial v o n Wirbeltieren. D a s Z u s a m m e n v o r k o m m e n gut J
) Vortrag auf der Tagung der Deutschen Quartärvereinigung in Stuttgart im Sep tember 1953.
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datierbarer A r t e f a k t e mit Wirbeltierresten ist besonders aufschlußreich, wenn, w i e das hier der Fall war, horizontiert gegraben wird. Andernfalls ergibt die Bearbeitung der Fauna bestenfalls eine Faunenliste, w i e sie als einzige Ausbeute aus vielen Höhlen vorliegt, die a b e r im Grunde g e n o m m e n w e n i g aussagt. Denn welche Tiere i m Jungpleistozän überhaupt bei uns gelebt haben, ist uns bereits recht gut bekannt; w a s aber in j e d e r Höhle w i e d e r neu von Interesse wäre, das ist die Verteilung der Tiere auf die einzelnen Horizonte, ihre allmähliche A b w a n d l u n g im L a u f e der Zeit, ihre zahlenmäßige Verteilung und zahlreiche B e obachtungen zur Biologie, alles Zusammenhänge, die nur bei horizontierter A u f s a m m l u n g erkannt w e r d e n können. Ihre besondere Färbung erhalten diese Dinge dann noch durch ihre V e r b i n d u n g mit den menschlichen Überresten, wie denn überhaupt unsere jungpleistozänen Höhlen gerade w e g e n ihrer Beziehungen zur menschlichen Vorgeschichte auf so allgemeines Interesse stoßen. W i r haben uns so sehr daran g e w ö h n t , v o n Höhlenfunden zu sprechen, daß w i r uns garnicht m e h r ü b e r deren Vorhandensein w u n d e r n . Immerhin ist es m e r k w ü r d i g genug zahlreiche Reste v o n Mammut, P f e r d , Nashorn u n d Rentier in Höhlen zu finden, v o n Tieren also, die v o n sich aus kaum jemals in Höhlen hin eingehen. Sie müssen also hineingeschleppt w o r d e n sein. Der V o g e l h e r d läßt er kennen, daß so gut w i e alle K n o c h e n v o n Menschen hineingeschafft w o r d e n sind, da ihr V o r k o m m e n auf die relativ geringmächtigen Kulturschichten beschränkt ist, und ähnliches zeigt auch die Bocksteinschmiede. Es handelt sich also u m B e u t e - b z w . Speisereste der H ö h l e n b e w o h n e r , die auf dem B o d e n der Höhle lie gengeblieben sind, in den B o d e n getreten w u r d e n o d e r sonstwie d e m Zerfall — oder d e m Besen entgingen. A l l e i n schon das Vorhandensein solcher Knochenund Zahnreste in den Höhlen wirft eine Menge F r a g e n nach der L e b e n s w e i s e der Menschen, der D a u e r der Besiedlung usw. auf, Fragen, auf die in diesem Z u sammenhange nicht weiter eingegangen werden soll. Die Zahl der Reste ist so gering, daß im Durchschnitt w ä h r e n d der ganzen D a u e r der Besiedlung — v/enn hier einmal eine Durchschnittsbildung gestattet ist — nur alle hundert Jahre einmal die Reste eines Tieres fossil wurden. ;
Die Fauna des Vogelherds hat ihren Schwerpunkt im A u r i g n a c i e n und i m Mousterien. Nur ein einziger, auf der Höhlensohle aufgefundener Backenzahn v o n Elephas antiquus ist erheblich älter, ohne daß man genau a n g e b e n könnte, u m wieviel. Die Mehrzahl der Tierreste in d e r Bocksteinschmiede wurde dagegen in den Schichten des Mousterien, M i c o q u i e n und einer n o c h etwas älteren, bislang nicht typologisch eingestuften Lage gefunden. WETZEL nennt sie die K u l t u r des „ K e l lers". Während die Tierreste i m V o g e l h e r d völlig an die Kulturschichten g e b u n den sind, bestand in der Bocksteinschmiede keine s o enge Bindung; offenbar sind hier nicht alle Reste v o m Menschen eingeschleppt worden, s o n d e r n wenigstens ein Teil v o n Raubtieren. Nach der Zufälligkeit in der Anhäufung der Reste, die a priori keinerlei G e setzmäßigkeit erwarten läßt, w i r d man eine A n a l y s e ihrer V e r t e i l u n g auf die einzelnen Horizonte als müßige Spielerei ansprechen. Indessen lohnt sich der Versuch doch. D i e Zählung läßt sich auf zweierlei Weise durchführen, indem man die Zahl der Reste oder die Z a h l der vertretenen Individuen ermittelt. Z ä h lung der Reste ist einfacher und willkürfrei, vermittelt aber keine konkrete V o r stellung, während A n g a b e der Individuenzahl z w a r schwieriger in der Durch führung und nur als Mindestwert möglich ist, auch eine gewisse W i l l k ü r nicht ausschließt, dafür aber den Vorteil der Anschaulichkeit besitzt. B e i der Ermitt lung der Individuenzahl wird das a m häufigsten vertretene Skelettelement zu
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G r u n d e gelegt; u. U. lassen sich auch andere Indizien v e r w e r t e n wie individuelles A l t e r o d e r Größe. • I m V o g e l h e r d w a r die Ermittlung der Individuenzahl infolge der Kleinheit der H ö h l e und der einfachen, durchgehenden L a g e r u n g der Horizonte relativ einfach; es ergab sich die Zahl v o n e t w a 180 Tieren. In der Bocksteinschmiede mit ihren verschiedenen Nischen und N e b e n h ö h l e n w a r es schwieriger; d o r t waren Reste eines Individuums teilweise ü b e r den ganzen R a u m der H ö h l e verteilt, und w e i t e r e Teile desselben Tieres fanden sich in der angrenzenden Bockstein grotte. M i t Bestimmtheit einem und d e m s e l b e n I n d i v i d u u m zuzuschreibende und z u s a m m e n g e h ö r i g e Reste sind natürlich selten, kamen a b e r v o r und z w a n g e n da zu, die j e w e i l s altersmäßig gleichen, durch das S e d i m e n t oder die Artefakte charakterisierten H o r i z o n t e trotz räumlicher T r e n n u n g zusammenzufassen und ihren Tierbestand als Einheit zu werten. Es ergab sich dann die Zahl v o n rund 250 Tieren, v o n denen Reste vorhanden waren. Die B e s t ä n d e der b e i d e n Höhlen sind also rein zahlenmäßig recht gut miteinander vergleichbar. U m den Vergleich zu erleichtern, w u r d e n die Tiere zu Gruppen z u s a m m e n gefaßt ( A b b . I ) : Raubtiere, Elefanten, Nashörner, P f e r d e , Rinderartige, Ren tiere, ü b r i g e Hirsche u n d „Sonstige". F ü r jede dieser Gruppen w u r d e der pro zentuale A n t e i l an der Gesamtfauna j e d e s Horizontes berechnet und graphisch dargestellt. A b w e i c h e n d v o n der Gepflogenheit bei pollenanalytischen Darstel lungen w u r d e hier summierend v o r g e g a n g e n ; es läßt sich also nur d e r Zahlen wert für den xAnteil der Raubtiere direkt ablesen; d i e übrigen e r g e b e n sich als Differenz der oberen u n d unteren B e g r e n z u n g s w e r t e des jeweiligen Sektors. Bei dieser A n o r d n u n g läßt sich die ganze F a u n a mit e i n e m Blick übersehen. 2
RELATIVE
HÄUFIGKEIT
DER FAUNEN BESTANDTEILE (in % der Gesamt fauna) Vogelherd
Bocksteinschmiede 100%-
WO %
Sons
Sonstige
fige
Ren Rinderarllge.
80'U
80% Rindert,
rlige Pferd
60%
60% Pferd 'llashor,)'
40%
40%
Na
Elefant
20%
Raub
20%
lie
Ra u b Ii e re
Moustier .Keller
Micoqu»
Haustier
Aurignac
Aurignac
Magdalen
Magdalen
Abb. 1. Prozentuale Verteilung der Faunenbestandteile innerhalb der einzelnen Hori zonte (nach Individuenzahlen, summierend aufgetragen; jeder Pfeiler stellt die G e samtzahl der in dem betr. Horizont aufgefundenen Reste dar). 2
) Die Abbildung wurde gegenüber der beim Vortrag gezeigten etwas verändert, um die Diskontinuität in der Fossilüberlieferung deutlich werden zu lassen.
Vogelherd und Bocksteinschmiede, Faunen
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Es ergibt sich dabei ein in den Grundzügen b e i beiden H ö h l e n überraschend einheitliches B i l d m i t einigen für die j e w e i l i g e H ö h l e charakteristischen B e s o n derheiten, sodaß diese Art der Darstellung m i r recht günstig für die Charakteri sierung von Höhlenfaunen zu sein scheint. I m Vogelherd k o m m e n 10 R a u b t i e r a r t e n v o r , in der Bocksteinschmiede 11. I m V o g e l h e r d stellen die R a u b tiere 2 0 % der Fauna, in der Schmiede 30°/o, b e i d e Male mit g r o ß e r R e g e l m ä ß i g keit. Es drückt sich hier bereits der wesentlichste Unterschied zwischen den b e i d e n Höhlen aus: D i e Bocksteinschmiede w a r wenigstens zeitweilig ein Raubtier horst, der V o g e l h e r d nie. L a g e und Gestalt m a c h e n das verständlich: die kleine V o g e l h e r d h ö h l e mit mehreren großen, w e i t e n Öffnungen liegt unterhalb des Gipfels einer K u p p e , sehr exponiert, die ausgedehnte Schmiede auf halber H a n g höhe, ist stark gegliedert, trägt m e h r Unterschlupf-Charakter. Während die I n dividuenzahlen der Bären, W ö l f e und Katzen in beiden H ö h l e n etwa gleich sind, sind Hyänen und Füchse in der Schmiede wesentlich zahlreicher. Hyänen gibt es i m Vogelherd n u r 4, in der Schmiede wenigstens 17, Füchse i m Vogelherd 5, in der Schmiede wenigstens 16. G e r a d e bei diesen Tieren wird m a n nicht a r g w ö h nen, sie könnten in großer Zahl v o n Menschen eingeschleppt und vertilgt w o r d e n sein; vielmehr dürften sie eine Zeitlang dort gehaust haben, und ein Teil der übrigen Tierreste w i r d auf ihr K o n t o k o m m e n . Sehr verschieden davon ist die Verteilung der E l e f a n t e n r e s t e . Die jenigen des V o g e l h e r d s sind v o n K. D. ADAM untersucht w o r d e n , sie bilden d o r t einen ganz beträchtlichen Teil der Gesamtfauna, der Masse nach sogar den w e i t aus größten. B e s o n d e r s im A u r i g n a c sind sie m i t fast U der Gesamt-Individuenzahl sehr häufig; Tiere aller Altersklassen sind unter ihnen vertreten. Diese A n sammlung v o n Elefantenbackenzähnen ist ein Charakteristikum des V o g e l h e r d s und findet in den deutschen H ö h l e n keine Parallele. Einen praktischen W e r t für die H ö h l e n b e w o h n e r kann m a n den isolierten, meist gewaltsam aus den K i e f e r n gebrochenen Backzähnen k a u m zuschreiben. Allenfalls ließe sich eine S a m m l u n g von Stoßzähnen als Rohmateriallager d e u ten, zumal gerade im A u r i g n a c ungewöhnlich schöne Elfenbeinschnitzereien g e funden worden sind — aber g e r a d e Stoßzähne sind wenig vertreten. Da sich die B e w o h n e r des V o g e l h e r d s auch bereits als S a m m l e r fossiler Muscheln u n d Schnecken betätigt haben, hindert uns nichts daran, auch die Elefantenzähne als Zeugnis z w a r seltsamen, aber dadurch n u r umso glaubwürdigeren v o r g e schichtlichen Sammeleifers hinzunehmen. N ä h m e man Jagdzauber an, so m ü ß t e die Einmaligkeit dieses Zahnlagers besonders erklärt werden. I m Vogelherd f a n den sich die Reste v o n 33 Elefanten aller Altersstufen, in der Schmiede nur solche v o n 6 größtenteils jugendlichen Exemplaren. D i e Zahl der Elefantenreste in der Schmiede ist normal, aber für den V o g e l h e r d müssen wir auf jeden Fall b e s o n dere Verhältnisse annehmen. Bis auf den einen Waldelefantenrest im V o g e l h e r d g e h ö r e n alle d e m M a m m u t an. D e r ständige Begleiter des Mammuts, das w o l l h a a r i g e N a s h o r n , ist in beiden Höhlen und in allen Horizonten gleichmäßig vertreten. Es erweist sich m i t 8—10% der Gesamtfauna als zwar wehrhaftes, aber doch i m m e r wieder m i t Erfolg gejagtes Beutetier. Bei i h m ist die Z a h l d e r jungen Tiere h ö h e r als bei den anderen Formen. Das P f e r d ist zahlenmäßig am besten repräsentiert. Im V o g e l h e r d ist es i m Mousterien mit fast 5 0 % der Gesamtfauna s o reichlich, daß m a n die Neander taler des V o g e l h e r d s als ausgeprägte P f e r d e j ä g e r ansprechen möchte. In der Schmiede ist die Bedeutung der Pferde in den älteren Horizonten ebenfalls recht groß, um dann i m Aurignac in beiden H ö h l e n sehr nachzulassen. Z w i s c h e n Mousterien und A u r i g n a c i e n scheint ein A r t w e c h s e l unter den Pferden stattzul
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finden: W ä h r e n d das ältere Pferd ziemlich groß ist und bereits lange b e i uns ansässig w a r , erscheint i m Aurignacien das kleinere Przewalski-Pferd. Dessen Extremitäten waren erheblich kleiner, d e r K o p f aber fast ebenso groß w i e bei dem älteren Pferd, dem Equus germanicus. Ähnlich w i e bei den P f e r d e n ist die Entwicklung bei d e n R i n d e r a r t i g e n . Auch deren Zahl ist in den älteren Horizonten am höchsten, um nach o b e n all mählich zurückzugehen. Unter ihnen scheint der A u e r o c h s e (Bos primigenius) nur in den älteren Horizonten vorhanden z u sein, ist jedenfalls v o m A u r i g n a c i e n an nicht m e h r sicher nachweisbar. Der A n t e i l der H i r s c h e bleibt i m G r o ß e n und G a n z e n in der S c h m i e d e durch das ganze Profil hindurch gleich; i m Vogelherd n i m m t er d a g e g e n nach oben hin beträchtlich zu, u n d z w a r allein durch starke Z u n a h m e der Rentiere. Deren A n t e i l nimmt v o m Mousterien z u m Magdalenien auf das Zehnfache zu. In der Schmiede steigt ihr A n t e i l ganz allmählich v o n 0 i m „Keller" auf 10°/o im Magdalenien. Die R u b r i k „Sonstiges" enthält im V o g e l h e r d das S c h w e i n und den Hasen, in der Schmiede außerdem eine Anzahl Kleinsäuger und V ö g e l , Formen, deren V o r k o m m e n mehr zufälligen Umständen z u verdanken ist. Die wenigen N a g e tiere der Schmiede können nicht darüber hinwegtäuschen, daß dort w i e i m V o g e l herd eine eigentliche Nagerschicht völlig fehlt. Im V o g e l h e r d lassen sich die Mousterienleute als Pf erde Jäger, die des A u r i g nacien als Mammutjäger und die des Magdalenien als Rentierjäger charakteri sieren. In der Schmiede ist keine so reinliche Scheidung durchführbar, w e n n auch die Z a h l e n bei Pferd und R e n sich in ähnlicher Weise entwickeln. I m m e r h i n ordnen sich die Funde v o n zusammen etwa 430 Tieren trotz d e r Z u fälligkeit ihrer Erhaltung recht gut in ein allgemeines Schema ein, aus d e m einer seits die relative Häufigkeit des betreffenden Tieres hervorgeht, andererseits seine Beliebtheit als Jagdtier. M a n darf aber dabei nie vergessen und außer A c h t las sen, daß es sich bei den hier mitgeteilten Zahlen um Näherungswerte handelt und daß die Z a h l der erhaltenen Tiere nur einen winzigen Bruchteil der i m L a u f e der größenordnungsmäßig und mit Unterbrechungen 100 000 Jahre w ä h r e n d e n Besiedlung der Höhlen wirklich erlegten darstellt. Eines zeigt die Untersuchung der b e i d e n Faunen deutlich: Wenigstens unter den g r o ß e n Säugetieren des letzten Glazials haben wir keine echten Leitfossilien. Eine gewisse Untergliederung erscheint dagegen bei g r o ß e n Fundserien infolge relativer Verschiebungen innerhalb der Faunen möglich. D a im Jungpleistozän die größeren Fossilansammlungen in der R e g e l durch den Menschen z u s a m m e n getragen sind, ist bei ihrer A n a l y s e auf seine Motive zu achten. Z u r Erkennung morphologischer A b w a n d l u n g e n bei d e n im Fundgut v e r tretenen A r t e n ist das Material zu fragmentär und die zu ihrer A u s b i l d u n g zur Verfügung stehende Zeit zu kurz. Infolgedessen läßt die Fauna rein m o r p h o logisch keine Aussage ü b e r die Kontinuität der Überlieferung zu. Die A r t der Sedimentation und die vielfach zu beobachtende Bindung der Knochenreste an die Kulturschichten, die ihrerseits nicht kontinuierlich aufeinander folgen, gibt dagegen mit Sicherheit L ü c k e n in der Fossilüberlieferung zu erkennen. B e i der grundsätzlichen Lückenhaftigkeit der paläontologischen Überlieferung sind solche nie auszuschließen; fraglich und ungewiß ist nur ihre Bedeutung, ob sie einschnei dende Veränderungen klimatischer und biologischer A r t beinhalten o d e r belang los sind. Das vorhandene Fossilmaterial deutet lediglich hin auf allmähliche V e r schärfung des Klimas v o m Ende des Mousterien an. Manuskr eingeg 12 3. 1954 Anschrift des Verf.: Dr. Ulrich Lehmann, Geologisches Staatsinstitut, Hamburg Esplanade l b .
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