Ruhr Revue Magazine March 2014 Frank Schlag

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Der Essener Galerist Frank Schlag

Ruhr-Patriot mit Fernweh Obwohl Frank Schlag „häufiger in Peking unterwegs ist als in Dortmund“, fühlt er sich im zweiten Teil seiner Ausstellung „Best of Ruhrgebiet“ ganz besonders wohl. Viele der 20 ausgewählten Künstler hat der Essener Galerist persönlich gekannt. Nun wird die Schau abgebaut, Platz für Neues geschaffen. Denn der erfolgreiche Kunsthändler und gelernte Barkeeper weiß: Auf den richtigen Mix kommt es an. — „Best of Ruhrgebiet“ war die aufwändigste Ausstellung in der Galeristenlaufbahn von Frank Schlag. Unten sind Exponate aus dem zweiten Teil der Schau zu sehen.

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— „Wir lassen uns mit jeder sehr guten Bar der Welt messen“, sagt Frank Schlag. Er betreibt die einzige Galerie weit und breit, die neben Kunst auch Cocktails serviert.

In seiner „Art Lounge“ auf dem ehemaligen Heuboden des Galerie-Hauses erzählt Frank Schlag von seiner Leidenschaft für zeitgenössische Kunst und für Cocktails („am liebsten Mojito“). Jeden Freitagabend wird der urige Spitzboden zum InsiderTreff, und nicht selten kommt es vor, dass der Galerist selbst hinter der Theke steht. „Wir sind die einzige Galerie in Deutsch-

land mit dieser Konstellation“, freut er sich. Manche Gäste kämen wegen der guten Drinks, andere interessierten sich auch für die Exponate. Seit 2001 betreibt der gebürtige Essener, Jahrgang 1963, seine Galerie im ehemaligen Gut Hackenberg an der Meisenburgstraße, einem weiß getünchten Haus im ländlichen Jugendstil. Zwei geräumige

Etagen stehen dort zur Verfügung für die Kunst und die Mitarbeiter, die Frank Schlag beschäftigt. Sein Handwerk hat er vor über drei Jahrzehnten in der Essener Galerie Heimeshoff gelernt und dort auch einige Jahre gearbeitet, bevor er Ende der 90er Jahre einen Exkurs nach Düsseldorf unternahm. Dort machte er sich mit Partnern erstmals selbstständig. Die Rückkehr

— „Nichts begeistert mich mehr als das Ruhrgebiet“, schwärmt der gebürtige Essener. Ein guter Grund, die erfolgreiche Reihe „Best of Ruhrgebiet“ fortzusetzen.

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— Klassische Porträt-Kunst in Terrakotta: Die Büsten der italienischen Bildhauerin Isolde Frepoli sind noch bis Mitte März in der Galerie Frank Schlag zu sehen.

in seine Heimatstadt, meint er rückblickend, sei die richtige Entscheidung gewesen: „Ein großer Teil der Kunstsammler und -interessierten lebt im Ruhrgebiet und im Rheinland. Hier gibt es ein gewaltiges Käufer-Potenzial.“ Dank der über Jahrzehnte gewachsenen Kontakte arbeite er hier wirtschaftlich erfolgreicher als in der Landeshauptstadt.

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„Auch wenn ‚Essen’ auf der Visitenkarte für manche provinziell klingt: Internationales Ansehen bekommt man nicht durch einen internationalen Standort, sondern durch das, was man an seinem Standort tut.“ Zum Beispiel, indem man Ausstellungen konzipiert, die es in dieser Form noch nie zuvor gegeben hat: Zum Kulturhauptstadtjahr hatte Frank Schlag die Idee,

eine „Top Twenty“ der noch lebenden, eng mit dem Ruhrgebiet verbundenen Künstler zu zeigen. Für die Auswahl stellte er strenge Kriterien auf, wobei die Identifikation der Künstler mit der Region eine besonders große Rolle spielte. Gezeigt wurde die Schau erst Anfang 2012, weil Schlag befürchtete, sie werde im umfangreichen 2010-Programm nicht gebührend

— Von antiker Schönheit und doch ein Porträt unserer Zeit: weiblicher Torso

Aufmerksamkeit finden. Umso gewaltiger war das Echo 2012; es ermutigte ihn, direkt in die Planung einer weiteren „Top Twenty“ einzusteigen, diesmal mit Werken bereits verstorbener Ruhr-Künstler. „Das war die aufwendigste Ausstellung meiner Galeristen-Laufbahn.“ Die Vorbereitungszeit betrug 18 Monate, viele Werke galt es in Privatsammlungen aufzuspüren.

Und kaum ist diese vorbei, gären in dem Ruhr-Patrioten schon Ideen zu drei weiteren Übersichtsausstellungen über Künstler der Region. Allein der Nachwuchs, die ganz junge Ruhr-Kunst, bereitet dem Galeristen Kopfzerbrechen: Er vermisst die Identifikation der jungen Leute, sieht zu viele abwandern. „Wenn ich hier eine Top Ten zusammenkriege, bin ich glücklich.“


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— Liebe zum Detail: Seine fotografischen Porträts druckt Ralf Raßloff auf feines Büttenpapier.

entsprechend viel Aufmerksamkeit widmet er der Pflege seiner Künstler, organisiert und kuratiert für sie zum Beispiel Ausstellungen in Kunstvereinen und anderen Institutionen. Auch dies übrigens eine der so zahlreichen Tätigkeiten, die ein Galerist quasi im Verborgenen ausführt. Wer – wie Frank Schlag – alle acht Wochen eine neue Ausstellung auf die Beine stellt, muss eine jede auch bewerben, Einladungen verschicken, Kataloge und Broschüren erstellen. Hinzu kommen Messebesuche als Aussteller und zahlreiche Reisen. Wenngleich er bedauert, dass die Familie in den vergangenen Jahren oft zu kurz gekommen ist, liebt Schlag seinen Beruf, der kaufmännisches Denken ebenso verlangt wie Kunstaffinität. Als „Kaufmann des Kunsthandels“ hat er ihn von der Pike auf gelernt. Seine Erfahrung und seine Begeisterung gibt er gerne weiter – vorzugsweise an jene jungen Mitarbeiter, die er in seiner Galerie ausbildet. l mb

— Wie das Modell, so der Fotograf: Ralf Raßloff gibt in seinen Rollenbildern jede Geste vor. Seine Arbeiten sind noch bis Mitte März bei Frank Schlag ausgestellt.

Das Profil der Galerie „Frank Schlag & Cie.“ geht trotz der Liebe zur Region weit über deren Grenzen hinaus. Der Schwerpunkt liegt seit über einem Jahrzehnt auf zeitgenössischer Kunst aus China und Japan. Frank Schlag erinnert sich: „Ende der 90er Jahre, als alle nach Amerika guckten, habe ich mich entschlossen, stattdessen in die andere Richtung zu blicken.“ 2000

reiste er zum ersten Mal nach Japan und baute dort, wie auch in Peking, Kontakte auf. 2002 zeigte Schlag erstmals Kunst aus Asien. Ein Jahr später brodelte es; der Boom der China-Kunst begann. „Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort“, meint der Galerist. Lücken zu finden, die andere noch nicht gesehen haben, ist wohl ein Pfeiler seines Erfolges: 2004 zeigte er als erster Galerist in Deutschland im Rahmen

einer Einzelausstellung Arbeiten des japanischen Holzbildhauers Katsura Funakoshi, vielen chinesischen Künstlern bot er zum ersten Mal Ausstellungsraum in Europa an. Auch auf Entdeckungen junger deutscher Künstler wie Christian Hellmich oder Matthias Weischer, die anschließend Karriere gemacht haben, ist Frank Schlag stolz. Der Kunsthändler weiß, wie wichtig ein Künstlerkreis für eine Galerie ist;

KUNSTHALLE BREMEN

— Kurz vor der Eröffnung: Beim Hängen der Exponate legt auch der Galerist selbst Hand an.

Galerie Frank Schlag & Cie. Adresse: Meisenburgstraße 17 45133 Essen · Tel. 0201/180 77 72 www.german-modern-art.com Termine: Noch bis zum 15. März zeigt die Galerie Skulpturen der Bildhauerin Isolde Frepoli sowie Arbeiten des Mülheimer Fotografen Ralf Raßloff. Vom 4. April bis Ende Mai wird Malerei der chinesischen Künstler Wei Dong und Shen Chen zu sehen sein. Ermöglicht durch

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Sylvette PICASSO Sylvette UND DAS Sylvette

Pablo Picasso, Sylvette, 1954, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

| Gegen den Strom

MODELL Mit freundlicher Unterstützung von

22. Februar bis 22. Juni 2014


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