2017 TERMINE MIT GOTT 365 Tage mit der Bibel
BRUNNEN NEUKIRCHENER AUSSAAT
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Herausgeber Matthias Büchle, Dr. Michael Diener, Gottfried Heinzmann, Karsten Hüttmann, Wieland Müller Redaktion Frank Grundmüller (1. Januar bis 4. Juli) Friedhardt Gutsche (5. Juli bis 31. Dezember) Erstellung des Bibelleseplans Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin Bibeltexte folgen, wenn nicht anders vermerkt, der Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Zu weiteren verwendeten Übersetzungen s. S. 278. © 2016 Brunnen Verlag Gießen und CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V. Fotos: mauritius images/Cultura/Matt Lincoln (Coverfoto der kart. Ausgabe) Dudaeva, Dudarev Mikhail, Jne Valokuvaus, andreiuc88, AlenD, Daniela Pelazza, ZouZou, g-stockstudio/Shutterstock.de jala/photocase.de Apelöga, Aliyev Alexei Sergeevich, Martin Wimmer/mauritius images Umschlaggestaltung & Gestaltung der Monatssprüche: Jonathan Maul Satz: Uhl + Massopust, Aalen Herstellung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Kartonierte Ausgabe ISBN 978-3-7655-3077-7 (Brunnen) ISBN 978-3-7615- 6289-5 (Aussaat)
Gebundene Ausgabe ISBN 978-3-7655-0637-6 (Brunnen) ISBN 978-3-7615-6290-1 (Aussaat)
Elektronische Ausgabe ISBN 978-3-7655-7409-2 (E-Book) ISBN 978-3-7655-7380-4 (iOS-App) ISBN 978-3-7655-7379-8 (Android-App)
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Jahreslosung 2017 Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Hesekiel 36,26 (E)
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Vorwort: Bibellesen 500 Jahre nach der Reformation Allein die Schrift – wie sieht das praktisch aus? Im Jahr 2017 feiern wir 500 Jahre Reformation. Was verdanken wir der Reformation? Sicherlich auch die Wiederentdeckung der Bibel. „Allein die Schrift“ – sola scriptura – ist Maßstab und Orientierung für den christlichen Glauben. Das war eine der wesentlichen Forderungen Martin Luthers. Wie kann das praktisch aussehen? Eine Nachahmung Martin Luthers in seinem Umgang mit der Bibel würde die allermeisten überfordern. Er übersetzte die Bibel. Er beschäftigte sich beim Vorbereiten seiner Predigten und Vorlesungen sehr intensiv mit biblischen Texten. Und nicht zuletzt war es ihm wichtig, für sich persönlich in der Bibel zu lesen. Es einfach Luther nachzumachen, hilft nicht weiter. Jeder und jede muss in evangelischer Freiheit herausfinden, welche Art des Bibellesens am besten für die persönliche Situation passt. Doch für jeden Christen bleibt die Frage: Wie kann ich ernst nehmen, dass allein die Schrift Quelle, Orientierung und verbindliche Vorgabe für meinen Glauben ist? Wertvollwort zum SELBERLESEN Ich beobachte im Blick auf das Bibellesen eine zunehmende Häppchen-Kultur. Weil wir die wertvollen Worte Gottes unter die Leute bringen wollen, versuchen wir die Bibel in möglichst attraktiven kleinen Häppchen zu servieren. So funktioniert die heutige Gesellschaft. Auch bei der Vermittlung der Bibel reagieren wir auf die Konsumgewohnheiten der Menschen. Doch was kommt nach diesen „Häppchen“? Ein selbstständiger Glaube braucht mehr als kleine Bibelhäppchen. Einzelne Bibelverse brauchen die Einbettung in den Gesamtkontext. Ein Wissen um die großen Linien in der Bibel ist notwendig, um die einzelnen Texte einordnen zu können. Deshalb gibt es Bibellesehilfen wie „Termine mit Gott“. Sie sollen durchaus in kleinen verdaulichen Tagesportionen die 5
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großen Linien aufzeigen und Hilfestellung zum Bibellesen bieten. Ich wünsche mir, dass die Auslegungen in „Termine mit Gott“ dazu ermutigen, die Bibel als persönliches Lese- und Lebensbuch zu entdecken.
Wertvollwort zum SELBERDENKEN In öffentlichen Debatten um die negativen Einflüsse von Religion taucht immer wieder das Stichwort „Fundamentalismus“ auf. Bei manchen Äußerungen entsteht der Eindruck, dass jeder, der sich auf die Bibel beruft, ein Fundamentalist sei. Mit der Forderung „Allein die Schrift“ war von Anfang an die Frage verbunden, wie die Bibel richtig ausgelegt werden soll. Dabei war es Martin Luther und den Reformatoren wichtig, in der Bibel selbst nachzuforschen, wie sie verstanden werden will. Bibellesen geht nicht ohne Selberdenken. Wer Bibel liest, stellt Fragen. Selbstständiges Bibellesen regt dazu an, vorgefertigte Meinungen nicht einfach zu übernehmen, sondern kritisch zu prüfen. Und umgekehrt stellt die Bibel auch Fragen an uns: Sie hinterfragt eigene Festlegungen, Verhaltensweisen und Lieblingsdenkmuster. Ich wünsche mir, dass die Auslegungen in „Termine mit Gott“ dazu anleiten, über die Worte der Bibel nachzudenken und sie zu befragen. Wertvollwort zum SELBERFINDEN Was finden wir, wenn wir in der Bibel lesen? Gotteswort oder Menschenwort? Oft wird versucht, an dieser Fragestellung das Schriftverständnis festzumachen. Die einen sagen: Die Bibel ist Gottes Wort. Die anderen: Die Bibel enthält Gottes Wort. Ich halte diese Verkürzung für nicht angemessen. Wenn wir versuchen, jedes einzelne Wort in der Bibel als geistinspiriert und gottgegeben zu verteidigen, werden wir der Gestalt der Bibel nicht gerecht. Die Bibel ist nicht fertig vom Himmel gefallen, sondern hat eine ganz und gar menschliche Entstehungsgeschichte. Und wenn wir meinen, von uns aus festlegen zu können, durch welche Worte der Bibel Gott redet und durch welche nicht, wer6
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den wir Gott nicht gerecht. Gott redet durch die Worte der Bibel mit uns. Nicht nur durch die Worte, die mir sympathisch sind und die ich als wichtig erachte. Die Bibel bleibt auch fremd. Und manches in ihr unverständlich. Und doch gibt es in der Vielstimmigkeit der biblischen Bücher eine Stimme, die überall zu hören ist. In der Vielgestaltigkeit des biblischen Zeugnisses gibt es eine Gestalt, auf die alles zuläuft. Martin Luther hat deshalb ein Unterscheidungsmerkmal für das Bibellesen eingeführt. Wir sollen vor allem darauf achten, „was Christum treibet“. Von dieser Mitte Jesus Christus her ist die Bibel zu lesen und zu verstehen. Diese Mitte finden wir, wenn wir in der Bibel suchen. Ich wünsche mir, dass die Auslegungen in „Termine mit Gott“ dabei helfen, Jesus Christus zu finden. Gottfried Heinzmann Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg
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Monatsspruch Januar Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Lukas 5,5 (L)
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Jahreslosung 2017 Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Hesekiel 36,26 (E) Von Herzen aus Stein und vom Herzen Gottes Der hat ein Herz aus Stein, so sagen wir, wenn einem Menschen jedes Mitgefühl für andere zu fehlen scheint. Die haben ein Herz aus Stein, so sagen wir, wenn Menschen nichts an sich heranlassen – keinen Rat, kein Mut-mach-Wort, keine Mahnung, keine Warnung, erst recht kein Gotteswort. Ich lasse mir von anderen nichts vorschreiben, ich weiß selbst, was ich will. Da ist kein Durchkommen, da prallt alles ab wie an einer Steinmauer. Die haben ein Herz aus Stein, die sind „zu!“, so sieht der Prophet Hesekiel im babylonischen Exil die Menschen, zu denen er gesandt ist, aber auch ganz Israel, ja uns Menschen damals und heute. Es klingt wie ein Widerspruch: hartherzig trotz aller Frömmigkeit. Da sind fromme Leute, die teils streng an ihren religiösen Traditionen festhalten, aber sie sind zu für Gottes Reden heute, Gottes aktuelles Wort trifft auf versteinerte Herzen. „Frömmigkeit ist das beste Versteck vor Gott“ – die das sagen, haben m. E. recht. Äußerlich gottesfürchtig, innerlich verstockt, steif wie ein Stock, außen noch in Bewegung, aber innen starr, gefühllos, leblos: ein Haus des Widerspruchs (7-mal in Hes 2 und 3). Doch der Prophet sieht nicht nur die erstarrten Menschenherzen. Er kennt auch Gottes Herz und das ist voller Leben, voller Erbarmen, voller Sehnsucht, voller Hilfsbereitschaft. Gott ist in tiefer Sorge um sein Volk, um diese „Stein-Menschen“. Er will nicht, dass sie an ihrer Herzenshärte zugrunde gehen. Er will, dass sie leben (18,23), neu, erneuert leben und dankbar sind für seine guten und klaren Weisungen, die zum Leben führen und auf die man sich im Leben verlassen kann. Aber warnende oder ermutigende Worte genügen leider nicht mehr. Es muss Größeres passieren: Aus Stein muss Fleisch werden, aus Totem Lebendiges, aus Härte Empfindsamkeit, Sensibilität für andere, für Gottes Geschöpfe und seine Schöpfung. Was für ein Glück: Gottes Herz schlägt weiter kräftig für uns so versteinerte Menschen! FGu 10
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Wochenspruch Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. Kolosser 3,17
Ein Loblied für den Höchsten
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Psalm 104 Neujahr „Ich will den Herrn loben, solange es mir möglich ist!“ Nicht beiläufig, nicht in abgedroschenen Phrasen. Der Psalmist sehnt sich mit allem, was ihn ausmacht, danach, dem Schöpfer des Himmels und der Erde nahe zu sein. Gott zu loben wird ihm so wichtig und natürlich wie das sekündliche Atmen. Er bringt Gott sein Lob und weiß weder, wo er anfangen, noch, an welcher Stelle er enden soll. Denn alle Welt ist durchzogen vom Wohlwollen des liebenden Schöpfers. Jede Ecke des Erdbodens, selbst das tiefe Meer, ist durch ihn wohl geordnet und regiert. Denn Gott umsorgt und erhält die Welt. Dabei weiß sich der Beter geborgen unter der Hand Gottes. Auch wir dürfen uns zu Beginn des neuen Jahres dieser liebevollen Fürsorge Gottes bewusst sein. Warum also nicht das Jahr 2017 bewusst mit einem persönlichen Loblied beginnen? „Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster!“ Psalm 92,2
Das Evangelium nach Lukas Lukas erklärt zu Beginn, wie es zum Entstehen seines Evangeliums gekommen ist. Er ist allen Berichten sorgfältig nachgegangen und hat das Gesammelte in eine gut verständliche Ordnung gebracht, damit die Leser im Glauben gewiss und für ihr Leben und Zeugnis als Christen gestärkt werden (1,1-4). Ein Ergebnis dieser intensiven Nachforschung ist, dass das Lukas-Evangelium
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zur Hälfte Texte enthält, die in den anderen Evangelien nicht vorkommen. In diesem sog. Sondergut zeigt sich nun besonders das Christus-Zeugnis des Lukas.
1. Jesus – der Heiland aller. An Jesus wird vor allem die suchende und bergende Liebe Gottes deutlich, die keinen Menschen verloren gibt. „Euch ist heute der Heiland geboren“ (2,10 f.). „Alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen“ (3,6). Jesus wendet sich allen Gruppen der Gesellschaft zu. Nur bei Lukas besucht Jesus Pharisäer (7,36; 11,37; 14,1). Wie oft ist er mit den damals Verrufenen und Diskriminierten zusammen (Samariter, Zöllner, Dirnen u. a.). 2. Jesus – Gottes Besuch bei den Menschen. Jesus ist für Lukas der Gast, durch den Gott bei uns Menschen einkehrt und uns so Heil und Versöhnung bringt (19,9). „Gott hat besucht und erlöst sein Volk“ (1,68.78; 7,16), um sie „aus Finsternis und Schatten des Todes auf den Weg des Friedens zu führen“ (1,78 f.). Viele Texte zeigen, wie er an Menschen handelt, die in ihrer Gesellschaft auf wenig Verständnis und Mitgefühl hoffen durften: Prostituierte, Zöllner, Frauen, Kinder, Hirten, Arme, der Verbrecher am Kreuz. Jesus zeigt uns einen leidenschaftlichen Gott, der Menschen sucht, die sich von ihm getrennt haben, der Kranken Heilung bringt und die aufrichtet und ermutigt, die mit ihrer Kraft am Ende sind (5,31 f.; 19,10). 3. Jesus – und die Würde der Frauen. Besondere Beachtung finden bei Lukas die Frauen. Jesus redet nicht über Gleichberechtigung oder gegen die Diskriminierung von Frauen – er handelt. Er nimmt sie in seinen Jüngerkreis auf (8,1-3), unterrichtet gegen alle Tradition Maria, die Schwester der Martha, stellt sie den Jüngern gleich (10,38-42), er macht Frauen in seinen Gleichnissen zu Vorbildfiguren (15,8-10; 18,1-8). 4. Jesus – Hoffnung der Armen und Krise der Reichen. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen 12
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füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen“ – so singt Maria im Magnificat (1,52 f.). „Er hat mich gesalbt, zu verkündigen das Evangelium den Armen“ – das sagt Jesus in der Antrittspredigt in Nazareth über sich selbst (4,18). „Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. Wehe euch Reichen! Ihr habt euren Trost schon gehabt“ (6,20-24). Nur Lukas erzählt die Gleichnisse vom reichen Kornbauern (12,16-21 ), vom armen Lazarus und reichen Mann (16,19-31). Nur er schildert, wie der reiche Oberzöllner Zachäus durchs „Nadelöhr“ (18,25) kommt (19,8), während ein Reicher scheitert, weil er seinen Besitz nicht mit den Armen teilen will (18,22).
5. Jesus – der Beter und der Garant der Gebetserhörung. Oft erwähnt Lukas, dass Jesus vor Begegnungen betet (3,21; 5,16; 6,12). Die Abhängigkeit von Gott und der Wunsch nach Übereinstimmung mit dem Vater werden so betont. – Weil die Jünger Jesus als Betenden erleben, entsteht in ihnen der Wunsch, auch so beten zu können wie ihr Meister (11,1). Mit eindrücklichen Gleichnissen (11,5-8; 18,1-8) ermutigt Jesus zum Gebet. Er selbst ist der Garant dafür, dass Beten Sinn hat und nicht ohne Antwort bleibt. 6. Jesus – die Feindesliebe in Person. Nach Lukas hat Jesus seinen Todeskampf vor allem in Gethsemane und nicht so sehr am Kreuz ausgetragen (22,44). Hier findet er zu einem vollen Ja zum stellvertretenden Sterben für uns. Deshalb ist er am Kreuz frei, für seine Feinde zu beten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (23,34), ist er offen für die Bitte des Verbrechers, der mit ihm gekreuzigt wird (23,42). Jesus lebt Feindesliebe (6,27), er stirbt für seine Feinde und bittet für sie bei Gott um Gnade.
Ein Wegbereiter für den Größten
2.
Lukas 3,1-6 Montag, Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Gott macht sich auf den Weg zu uns. Mitten im Lauf der (römischen) Geschichte wird konkret, was Jesaja Jahrhunderte zuvor offenbart wurde:
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Alle sollen sehen, wie Gott die zerstörte Beziehung zu uns wieder in Ordnung bringt. Diese einmalige Rettungstat lässt Gott durch Johannes ankündigen. Nicht in Rom, nicht in Jerusalem, sondern mitten im Nirgendwo. Doch die Botschaft hat es in sich: Es geht darum, von Sünden loszukommen und sein Leben radikal zu ändern – äußeres Zeichen der Veränderung ist die Taufe. Denn wo der König der Könige einzieht, ist kein Platz für alte Schuld und krumme Wege. Diese Lebenswende bereitet dem kommenden Heilsbringer den Weg. Denn durch den, der kommt, wird alles neu. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Korinther 5,17
Wochenspruch Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes 1,14b
Harte Worte für die meisten
3.
Lukas 3,7-14 Dienstag, Was für ein Volksauflauf. Unterschiedlichste Menschen wollen den exzentrischen Wanderprediger (Mt 3,4) erleben, von seiner Botschaft verwandelt werden und von ihm Absolution erhalten. Doch er hat harte Worte für manche bereit. Muss man sich so etwas bieten lassen? Als gläubiger Jude steht man doch in der Segens- und Verheißungslinie Abrahams. Aber Johannes entgegnet: Es kommt nicht auf eure Vorfahren an, sondern darauf, ob euer Leben Glauben widerspiegelt! Frommen Worten müssen auch fromme Taten folgen. Das gilt auch für Zöllner und Soldaten. Sie sollen ganz neu auf Gott vertrauen. Denn ohne „Extraeinnahmen“ (hohe Zölle und Plünderungen) war auf einmal deutlich weniger Geld vorhanden. Wo wird eigentlich in meinem Leben Gottvertrauen sichtbar? 14
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„Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was ist. Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“ Hebräer 13,5
Kein Vergleich mit dem Besten
4.
Lukas 3,15-20 Mittwoch, Er hätte groß rauskommen können. Doch Johannes lässt sich nicht beirren: Er ist nicht der Messias, er ist nur sein Bote. Immerhin, er hat klargemacht, was wirklich zählt und dass Gott sein Volk nicht vergessen hat. Aber auf dem Höhepunkt der messianischen Erwartung weist er auf den, der nach ihm kommen wird: Gottes Sohn. In dem wird Gottes Gegenwart und Macht zur Person – Gott selbst tritt mitten unter die Menschen. Verglichen mit ihm ist Johannes nur ein einfacher Sklave (V. 16). Weil sich Johannes ehrfürchtig vor Gott neigt, kann er aufrecht vor Menschen stehen, selbst vor dem Landesfürsten. Herodes bekommt wie alle anderen den Ruf zu Umkehr heiß serviert und er schmeckt ihm überhaupt nicht. Und so landet Johannes im Gefängnis. Sein Leben endet; aber der, der neues Leben bringt, kann beginnen.
„Erhebt den HERRN, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig“. Psalm 99,5
Stammbaum und Taufe
5.
Lukas 3,21-38 Donnerstag, „Woher komme ich?“ Das kann man manchmal durch handschriftliche Eintragungen in einer alten Bibel herausfinden. Sie geben Zeugnis vom Stammbaum (meist in männlicher Abfolge) und verzeichnen Taufen in der Familie. Lukas erzählt von der menschlichen Herkunft Jesu in umgekehrter Reihenfolge: Zuerst kommt die Taufe, dann die Ahnenreihe. Der beeindruckende Stammbaum, den Jesus aufweisen kann, lässt, menschlich gesprochen, auf etwas Besonderes und Großartiges hoffen. Und
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diese Hoffnung trügt nicht! Das Großartige und Besondere an Jesus führte aber nicht auf direktem Weg zu Berühmtheit oder allgemeiner Anerkennung, sondern es führte ins Leiden und einen grausamen Tod. Dies geschah mit Absicht, damit wir über unseren Tod hinweg und durch unsere Taufe durch Gott auferweckt werden zu neuem Leben – als seine geliebten Kinder! „Er soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond währt, von Geschlecht zu Geschlecht.“ Psalm 72,5
Keine „zarteste“ Versuchung, leider! – Auch nicht zu Epiphanias
6.
Freitag, (Epiphanias) Lukas 4,1-13 Heute feiern Christen in aller Welt Epiphanias, das Fest der Erscheinung des Herrn. Dazu gehören Lesungen über die Taufe Jesu, das Wunder auf der Hochzeit in Kana und Jesu Verklärung. Und schon kommt die Passion Jesu in den Blick. Gleich nach seiner Taufe geht es los: Mit der Versuchung in der Wüste beginnt bereits der Leidensweg, den Jesus gehen wird: in die Wüste, in den Garten Gethsemane und schließlich ans Kreuz. Zuerst geht es um Hunger, dann um Anerkennung und Macht, schließlich um Vertrauen und Gehorsam. Ein Kampf hat begonnen, der mit Unterbrechungen erst mit dem Sieg über den Tod in der Auferweckung Jesu beendet sein wird. Aber die Wüste ist nicht nur ein Ort der Versuchung. Auch das Heil nimmt hier seinen Anfang. Zuerst für Israel, mit dem Auszug aus Ägypten; danach für Jesus, dessen Glaube standhält und ihn als einen Gerechten erweist. „Halleluja. Lobet den Herrn alle Heiden! Preiset ihn alle Völker. Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja.“ Psalm 117
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Befreiungstheologie?
7.
Lukas 4,14-21 Samstag, Ein Gottesdienst in der Synagoge in Nazareth; ein erfülltes Prophetenwort: „Heute.“ Das Heil Gottes ist jetzt da. Später hört auch Zachäus in Jericho ein „Heute“. Dann der Schächer am Kreuz. Weil diese Menschen von Gott wert geachtet sind! Gottes Anrede gilt auch hier und „heute“, an diesem Tag, ohne Ansehen der Person, ganz gleich, ob Menschen arm, bedrückt, besorgt, gefangen, gefoltert oder getötet werden – auch um des Glaubens willen. Gerade Menschen, die Schweres zu bestehen haben, dürfen wissen: Der Heiland ist trotzdem da. Mitten im Leid, mitten in Sorge und Tod. Er trägt mit, er geht mit. Jesus weckt keine falschen Hoffnungen; er macht Menschen in ihrer persönlichen Not keine leeren Versprechungen und stützt keine Illusionen. Sondern er rettet sie – trotzdem! „Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Armen wird er helfen. Er wird sie aus Bedrückung und Frevel erlösen und ihr Blut ist wert geachtet vor ihm.“ Psalm 72,13.14
Wochenspruch Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8,14
Epiphanias-Grüße aus dem Alten und Ersten Testament
8.
Psalm 72 Sonntag, Ein König wird besungen. Der in diesem Lied besungene und noch erhoffte König hat besondere Qualitäten: Er sorgt für Gerechtigkeit – gerade im Blick auf Arme und Unterdrückte. Mehrfach wird dies im Psalm herausgestellt! Fruchtbar wie von Körnern schweres Getreide auf dem Land, wie grünende Bäume in einer Stadt sollen sie werden. Dieser König sorgt für Frieden. Dafür stehen ihm Ehre und Anbetung zu. Als Christen lesen wir die-
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sen Psalm auf Jesus Christus hin; nicht nur weil hier Epiphanias anklingt (die Könige bringen ihre Geschenke, V. 10), sondern vielmehr wegen der Aufnahme einer Zusage, die schon Abraham galt: „In dir sollen gesegnet sein alle Völker“ (auch Ps 72,17b). Welch ein großes Glück! Jetzt dürfen wir uns dem Volk Gottes einreihen und den Messias anbeten. Gott hat dies ermöglicht; ihm gebührt dafür die Ehre. „Sein Name bleibe ewiglich; solange die Sonne währt, blühe sein Name. Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen.“ Psalm 72,17
Anders als gewünscht
9.
Lukas 4,22-30 Montag, Jesus, der Sohn des Josef, soll der von Gott versprochene Retter sein? Die Besucher der Synagoge erwarten ein Wunder, mit dem Jesus diesen unerhörten Anspruch belegt. Aber Jesus vollbringt kein aufsehenerregendes Wunder. Warum eigentlich gibt Jesus den Menschen nicht, was sie erwarten? Vielleicht, weil er weiß, dass auch ein noch so spektakuläres Wunder die Herzen der Menschen nicht verändert. Glaube erwächst nicht aus dem Wunder; er braucht die echte Begegnung mit Jesus selbst. Jesus ist nicht gekommen, um damalige oder heutige Erwartungen zu erfüllen; er kam, um zu tun, wozu der Vater ihn gesandt hat. Und das hat schon Jesaja angekündigt (V. 18-19). Das macht die Menschen wütend. Sie haben etwas anderes erwartet. – Wo werde ich wütend auf Jesus, weil er nicht so handelt, wie ich es erwarte? „Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.“ 1. Korinther 1,22-23
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