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Was Herzenswünsche verraten 2. Könige 2,1-14
Sie hatte einen einzigen, großen Herzenswunsch: Allein und völlig auf sich selbst gestellt, die Welt zu umrunden. Laura Dekker „ist 13 Jahre alt, als ihr Vater sie von der Schule abmelden will, damit sie sich ihren Traum erfüllen kann. Das Jugendamt schaltet sich ein, Richter beschränken das Sorgerecht der Eltern, eine Psychologin untersucht Laura, einem Segelprofi muss sie zeigen, dass sie ihr Boot im Griff hat. In den Niederlanden entbrennt ein Streit, ausgetragen an Kneipentischen, in Segelclubs und auf den Seiten mit den Leserbriefen der Zeitungen: Darf die das? Gefährdet der Mammut-Törn die Entwicklung des Kindes? Was, wenn sie kentert, sich verletzt oder auf Piraten trifft? In einer Umfrage vom ‚Algemeen Dagblad‘ sagen 77 Prozent: Nein, die darf das nicht.“3 Aber Laura gibt nicht auf. Verbissen kämpft sie um die Verwirklichung ihres Herzenswunsches. Und dann, am 4. August 2010, ist es soweit. Laura, mittlerweile 14 Jahre alt, bricht zu ihrer Weltumseglungstour auf. Am 22. Januar 2012 erreicht sie die Karibikinsel Sint Maarten. Mit
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SPIEGEL ONLINE – 23.1.2012.
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lautem Hupen begrüßen die Yachten im Hafen von Philipsburg die mittlerweile berühmte Weltumseglerin. Der Hafen ist voll von Menschen und aufgeregten Presseleuten. Der Ministerpräsident von Sint Maarten heißt sie persönlich willkommen und gratuliert zu ihrem Erfolg. Laura ist weltberühmt – und schmiedet schon die nächsten Pläne.4 Es ist schon erstaunlich, was Menschen zu tun bereit sind, um die Erfüllung ihres Herzenswunsches zu erleben. Ganz offensichtlich ist es so, dass Herzenswünsche eine gewaltige Kraft entfalten können: Sie sind in der Lage, das Leben eines Menschen grundlegend zu verändern, wenn sie denn an die Oberfläche kommen und wahrgenommen werden. Um „Herzenswünsche“ geht es auch in dem folgenden Ereignis aus dem Alten Testament (2. Könige 2,114). Es geht um einen Menschen, der urplötzlich – fast von einem Augenblick zum anderen – in die Lage versetzt wurde, seinen tiefsten, größten und brennendsten Wunsch nicht nur aussprechen, sondern auch verwirklichen zu können. Die Rede ist vom Propheten Elischa, einer bedeutenden Persönlichkeit des Alten Testaments. Elischa hatte einen Vorgänger. Und der hieß auch noch ganz ähnlich wie er, nämlich Elia. Elischa hat seinen Lehrer Elia etliche Jahre auf Schritt und Tritt begleitet. Und er hat mit Sicherheit eine Menge bei ihm gelernt. Aber dann kommt der Tag, an dem sich die beiden ‚Adieu‘ sagen müssen ...
Ein AbschiedsTag An dem Tag, als der Herr Elia im Sturm zum Himmel auffahren lassen wollte, hatte der Prophet gerade Gilgal verlassen.
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Elischa folgte ihm. Da sagte Elia zu Elischa: „Bleib doch hier! Denn der Herr schickt mich nach Bet-El.“ Doch Elischa erwiderte: „So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht!“ So gingen sie nach Bet-El hinab. Dort wohnten einige Prophetenjünger. Sie kamen zu Elischa heraus und sagten zu ihm: „Weißt du, dass der Herr heute deinen Lehrer wegnehmen und zu sich holen wird?“ – „Ja, ich weiß es auch“, antwortete Elischa, „redet nicht darüber!“ Da sagte Elia noch einmal zu ihm: „Elischa, bleib doch hier! Denn der Herr schickt mich nach Jericho.“ Doch Elischa erwiderte: „So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht!“ So kamen sie nach Jericho. Auch dort wohnten einige Prophetenjünger. Sie kamen ebenfalls zu Elischa heraus und sagten zu ihm: „Weißt du, dass der Herr heute deinen Lehrer wegnehmen und zu sich holen wird?“ – „Ja, ich weiß es auch“, erwiderte Elischa, „redet nicht darüber!“ Da sagte Elia noch einmal zu ihm: „Bleib doch hier! Denn der Herr schickt mich an den Jordan.“ Doch Elischa erwiderte: „So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht!“ So gingen beide miteinander. Auch 50 Mann von den Prophetenjüngern folgten ihnen. Sie blieben aber in einiger Entfernung stehen, als die beiden an den Jordan traten. Elia zog seinen Mantel aus, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten und sie gingen trockenen Fußes durch den Fluss. 2. Könige 2,1-8 Der Abschied zwischen Elia und Elischa ist ein langer Abschied. Elischa weiß, dass dies ihr letzter gemeinsamer Tag sein wird. Und darum klebt er förmlich an seinem Lehrer Elia. Er lässt ihn keine Sekunde aus den Augen. Und in ihm ist Traurigkeit. – Die beiden sind lange unterwegs an diesem Tag. Von Gilgal nach Bethel und von dort weiter nach Jericho. Das ist die Wegstrecke: Alles in allem vielleicht 60 Kilometer zu Fuß. Und Elischa geht mit. Er bleibt wie ein Schatten an der Seite Elias. Er weiß nicht genau, wann, 13
aber er weiß, dass ein Abschied kommt, ein Abschied für immer. Und dann treffen sie auf Propheten-Jünger: in Bethel und in Jericho. Und später, als sie zum Jordan weitergehen, noch einmal. Und die haben alle nichts Eiligeres zu tun, als Elischa das brühwarm aufzutischen, was er doch längst schon weiß: Dass heute sein letzter Tag ist mit Elia. Müde wehrt er die aufgeregten jungen Leute ab: „Ja, ich weiß es auch“, sagt Elischa, „redet nicht darüber!“ Und dann kommen sie an den Jordan. Das ist zwar kein breiter Strom, aber er ist doch zu tief und zu breit, als dass man einfach hindurchwaten könnte. Und ganz ruhig, wie selbstverständlich, wickelt Elia seinen Mantel zusammen und schlägt auf das Wasser des Flusses. Beide sehen mit an, wie das Flussbett vor ihren Augen trocken wird und eine Passage freigibt. Die Fische werden kugelrunde Augen bekommen haben an diesem Tag. Und bestimmt werden sie sich sehr verwundert gefragt haben, warum es plötzlich nicht mehr weitergeht. Bibelkundlich versierte Leute wissen, dass dieses Ereignis am Jordan sozusagen die Wiederholung des Schilfmeerwunders im verkleinerten Maßstab war: Damals war das Volk der Israeliten trockenen Fußes durch das Schilfmeer gegangen. Ein Ostwind hatte in einer Nacht eine breite Passage freigepustet. Und jetzt geschieht hier etwas ganz Ähnliches: Elia und Elischa durchqueren den Jordan – ohne nasse Füße zu bekommen. Aber das Entscheidende passiert erst danach: Elia gewährt seinem Nachfolger eine Bitte, einen Wunsch.
Ein ÜberraschungsCoup Am anderen Ufer sagte Elia zu Elischa: „Kann ich noch etwas für dich tun, bevor ich weggenommen werde?“ 2. Könige 2,9a 14
Das ist wirklich ein besonderer Moment: Da knistert es förmlich! Aus heiterem Himmel, ohne jede Vorwarnung, steht Elischa vor der Aufgabe, einen Wunsch, eine Bitte zu äußern, bevor Elia ihn verlässt. Aus dem Stand und ohne viel Zeit zum Überlegen muss er eine Bitte formulieren. Wenn sie erst gesagt ist, kann er nichts mehr korrigieren. Und das ist nun wirklich ein interessanter Punkt: Elischa darf einen Wunsch äußern. Sogar einen sehr großen. Und egal, was er sagen wird, es wird sehr viel über ihn als Person aussagen. Das ist immer so: Herzenswünsche verraten viel über einen Menschen. Wenn ein Mensch plötzlich in die Lage kommt, sich etwas sehr Großes wünschen zu dürfen, von einem Moment zum anderen, dann wird der Wunsch, dann wird die Bitte, die er dann ausspricht, sehr viel über ihn selbst als Person verraten. Er wird in aller Regel nämlich die tiefste Sehnsucht seines Herzens offenlegen. An dieser Stelle ergibt sich eine interessante Frage: Wenn man nun selbst an Elischas Stelle gewesen wäre, was hätte man für sich selbst gewünscht? Um was hätte man gebeten? Was wäre der Wunsch gewesen, der sich aus dem eigenen Herzen Bahn gebrochen hätte? Wer kennt den tiefsten Wunsch, die stärkste Sehnsucht seines Herzens? Es ist eine vertrackte Sache mit den Herzenswünschen: Sie können lange Zeit in einem Menschen schlummern. Irgendwann aber brechen sie plötzlich mit großer Kraft hervor. Und viele Menschen sind dann bereit, sehr viel zu investieren, um sich ihren Herzenswunsch zu erfüllen. 15 Jahre lang hat zum Beispiel Colin Davey aus Bristol auf das Nummernschild seiner Träume gewartet, wie die englische Zeitung „The Guardian“ berichtete. Bei einer Kennzeichen-Auktion der staatlichen Zulassungsbehörde Driver and Vehicle Licensing Agency (DVLA) wurde er endlich fündig. Er bekam den Zuschlag für die Registrierung 15
„COL1N“. Und dafür bezahlte er mehr als 77 000 Pfund. Das Schild schraubte er an seinen Rolls-Royce. Weil die Sache so schön war und Davey genug Geld hatte, langte er gleich noch einmal zu. Für schlappe 15 000 Pfund erstand er „H4RRY“. Diese Autonummer war für das künftige Auto seines Sohnes bestimmt. Der war zum Zeitpunkt der Ersteigerung zwar erst einige Monate alt, sollte aber auf jeden Fall schon mal das Kennzeichen für seinen ersten Wagen haben.5 Ja, die Herzenswünsche – sie können lange im Herzen verborgen liegen. Aber wenn die Umstände günstig sind, drängen sie oft mit vehementer Kraft nach vorne und melden sich gebieterisch zu Wort. Und darum sollte niemand zu sicher sein, was er wohl erbeten hätte, wenn er an Elischas Stelle gewesen wäre. Man sollte nicht zu schnell die Hand ins Feuer legen für sich selbst. Elischa hatte in diesem Moment auch alles Mögliche in Reichweite. Es muss ein sehr schwieriger Moment für ihn gewesen sein! Und um was bittet Elischa? Er bittet um etwas sehr Merkwürdiges: um einen doppelten Anteil am Heiligen Geist!
Ein ungewöhnlicher HerzensWunsch Elischa bat: „Es wäre schön, wenn ich den doppelten Anteil 2. Könige 2,9b von deinem Geist erhalten könnte!“ Dass Elischa hier um einen doppelten Anteil bittet, hat einen alttestamentlichen Hintergrund. Das Gesetz Gottes im Alten Testament legte nämlich fest, dass der Erstgeborene jeweils den doppelten Anteil von dem bekommen sollte,
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HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG – 30.7.1999.
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was als Erbe da war. Das heißt, alle anderen, die erbten, bekamen den einfachen Anteil, der Erstgeborene aber den doppelten (5Mo 21,15-17). Nun ist Elischa natürlich nicht der Erstgeborene Elias gewesen. Elia war – nach allem was wir wissen – nicht verheiratet. Aber Elischa ist derjenige, der Elia in geistlicher Hinsicht am nächsten steht. Er soll sein Nachfolger werden. Und so wendet Elischa das Gesetz über das Erbteil des Erstgeborenen auf sich selbst an und erbittet den doppelten Anteil des Heiligen Geistes für sich. Ein erstaunlicher Wunsch! Ob der sich auch auf unserem Wunschzettel gefunden hätte? Oder würde sich dort doch eher die Bitte um Erfolg finden, langes Leben, Gesundheit oder Reichtum? Wen kümmert bei all den ‚Wichtigkeiten des Lebens‘ schon der Geist Gottes? Elischa erbittet die Fülle des Heiligen Geistes. Das ist ein sehr auffälliger Wunsch, der einiges über sein Inneres, seine Gedanken und Ziele verrät! Denn die eigenen Herzenswünsche zeigen ja an, wie weit man vorausplant im Leben. Die eigenen Herzenswünsche zeigen an, worum sich alles dreht. Sie zeigen an, wie weit man denkt und was man ausblendet. Das wird sofort deutlich, wenn man den Blick auf den Mann im Neuen Testament lenkt, dessen Herzenswunsch das Geld war! Es handelt sich um den reichen Kornbauern (Lk 12,13-21). Sein Herzenswunsch ging in Erfüllung. Er bekam seine Millionen. Eine feine Sache. Aber was verrät dieser Herzenswunsch? Er verrät, wie weit der Kornbauer dachte, plante und seine Ziele steckte. Und wenn man Bilanz zieht, könnte man sagen: Er plante zu kurz! Er dachte zu kurz und er steckte seine Ziele zu kurz! Zielverfehlung war das! Das griechische Wort für Sünde – hamartia – bedeutet Zielverfehlung im ursprünglichen Wortsinn. Der Kornbauer plante also nur für dieses Leben. Er plante nur für einige Jahrzehnte der allernächsten Zukunft. Er setzte sich Ziele nur für den kleinen Zeitraum, 17
den er selbst so gut wie möglich managen konnte. Und ganz sicher hatte er dabei das Gefühl, weitsichtig geplant und viel erreicht zu haben. Und in den Augen vieler Menschen heute hatte er das ja auch. Er besaß ja die Millionen, von denen andere höchstens träumen. Und doch plante er zu kurz: Er klammerte von vornherein seine Sterblichkeit aus. Er verdrängte sie einfach. Er tat so, als wären mit ein paar neuen Scheunen und ein paar neuen Millionen auf seinem Konto die Fragen seines Lebens gelöst. Der Kornbauer ließ sich von seinem Herzenswunsch leiten. Und dieser Herzenswunsch leitete ihn schlecht. Er brachte ihn dazu, für eine kurze begrenzte Zukunft zu rackern und zu schaffen– ein paar Jahre und Jahrzehnte. Und darüber vergaß er völlig, dass die Zukunft mehr und länger ist, als nur die paar Jahre und Jahrzehnte, die sich überschauen, planen und managen lassen. Die Zukunft ist mehr als ein paar Jahre. Und das Leben ist mehr als ein paar Millionen auf dem Konto. Es wird deutlich: Herzenswünsche können gefährlich sein! Sie können einen in die Irre leiten. Sie können einen auf viel zu kurz gesteckte Ziele loslassen. Und dann ist das Leben plötzlich vorbei und man merkt erst dann, wenn man vor Gott steht, wie töricht man war. Darum ist Elischas Wunsch so bemerkenswert und so beeindruckend in seiner Klarheit und in seinem Durchblick: Elischa wählt die Bitte um die Fülle des Heiligen Geistes. Was heißt das? Er bittet darum, dass Gott selbst – ‚in Person‘ – sein Leben ausfüllt bis zum Rand! Und warum steht ausgerechnet dieser Wunsch ganz oben auf Elischas Wunschzettel? Antwort: Weil Elischa die Zukunft will. Die ganze große Zukunft. Nicht nur ein paar Jahre. Nicht nur ein paar Jahrzehnte. Sondern die ganze große Zukunft. Die ganze große Ewigkeit. Und die ist nur zu haben, wenn der Geist Gottes uns erfüllt und bestimmt. Die Bibel sagt: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“ (2. Korinther 3,17). 18
So ist es wirklich: Wo der Geist Gottes ist, da fallen Grenzen. Da öffnet sich die Zukunft. Da wird der Weg frei. – Es gibt eine Werbung von irgendeinem Bankhaus oder einer Sparkasse, die lautet: „Wir machen den Weg frei!“ Das stimmt natürlich nicht. Denn da geht es ja um Kredite, die man aufnehmen soll. Und diese Kredite, die führen in Abhängigkeiten hinein und machen ja gerade nicht frei! Aber bei Gott stimmt das wirklich: Er macht den Weg frei! Wenn man ihm gehört und die Fülle seines Geistes das eigene Leben bestimmt, dann gelten alle möglichen Grenzen nicht mehr. Die Zukunft eröffnet sich dann tatsächlich. Man ist dann nicht mehr einfach auf Gedeih und Verderb den Gesetzen der Welt ausgeliefert. Sondern man gehört dem Gott, der souverän über diese Welt gebietet. Die Zukunft öffnet sich. Man ist dann nicht mehr den eigenen unlösbaren Problemen ausgeliefert, weil es für Gott keine unlösbaren Probleme gibt. Die Zukunft öffnet sich. Man ist dann auch nicht mehr irgendwelchen Menschen ausgeliefert, die sich aufspielen und tun, als wären sie wunder wer. Denn man gehört ja dem lebendigen Gott, der die Menschen geschaffen hat und der sie richten wird. Man gehört dem lebendigen Gott, der völlig unbeeindruckt von den Plänen der Menschen souverän das Leben seiner Kinder lenkt und führt. Die Zukunft öffnet sich! Man ist dann auch nicht mehr der persönlichen Schuld ausgeliefert, die den eigenen Lebensraum immer kleiner und enger macht. Denn Jesus hat ja die Schuld beglichen am Kreuz, sodass man frei und entlastet werden kann – wenn man es nur will. Die Zukunft öffnet sich. Die knallharte Barriere des Todes, die jede Zukunft jedes Menschen bedroht, man ist ihr nicht mehr ausgeliefert, wenn man dem lebendigen Gott gehört: Denn für Gott ist der Tod kein unüberwindlicher Gegner. Gottes Zukunft reicht weit über diese dunkle Barriere hinaus. Hinein in die Ewigkeit. Hinein in eine ewige Zukunft voller Licht! Und die öffnet sich für die, deren Leben erfüllt ist vom Heiligen Geist. 19
Wer den Geist Gottes als das Wichtigste in seinem Leben wählt, der wählt die Zukunft. Und zwar die Zukunft Gottes, die eine ewige Zukunft ist. Der Geist Gottes sprengt den Weg in die Zukunft frei. Er sprengt den Weg ins Leben mit Ewigkeitszuschnitt frei. Und darum ist Elischas Wunsch gar nicht so dumm! Ganz im Gegenteil: Es ist der einzig richtige Herzenswunsch, den man haben kann. Der Kornbauer war töricht. Und Gott sagt es ihm auch: „Du Narr!“ Seine Zukunft war viel zu klein gewählt. Elischa wählt die ganze große Zukunft, die bis in die Ewigkeit hineinreicht. Er wählt die Fülle des Geistes Gottes, der ihm den Weg in die Zukunft öffnet. Jeder Mensch muss also wählen, was er will: Eine selbst gemachte Mini-Zukunft, die keine echte Zukunft ist; die nur ein paar Jahre währt, in denen er hier auf der Erde herumwirtschaftet und herummurkst, bis der Tod sein Leben kassiert. Oder die Zukunft Gottes, die eine ewige Zukunft ist. Die die einzig echte Zukunft ist. Und wer die will, der braucht die Fülle des Geistes Gottes in seinem Leben. Der braucht ‚Gott in Person‘ in seinem Leben. Und dann steht ihm diese ganze große Zukunft offen (1. Korinther 3,22b-23). Der Geist Gottes sprengt uns den Weg in die Zukunft frei. Bei Elischa zeigt sich das sofort ... „Das zu erfüllen, liegt nicht in meiner Macht“, erwiderte Elia, „doch wenn du mit ansehen darfst, wie ich von dir weggenommen werde, dann wird der Herr deine Bitte erfüllen, sonst nicht.“ Während sie weitergingen und miteinander redeten, fuhr plötzlich ein feuriger Streitwagen mit Pferden aus Feuer zwischen sie und trennte sie voneinander. Im Sturm fuhr Elia zum Himmel hinauf. Als Elischa das sah, schrie er auf: „Mein Vater, mein Vater! Du Streitwagen Israels, du sein Gespann!“ Dann sah er ihn nicht mehr. Er packte seine Gewänder und zerriss sie in zwei Stücke. Dann hob er den Mantel Elias auf, der zu Boden gefallen war, und 20
kehrte an den Jordan zurück. Dort nahm er den Mantel, schlug damit aufs Wasser und rief: „Wo ist der Herr, Elias Gott?“ Als er so wie Elia auf das Wasser geschlagen hatte, teilte es sich nach beiden Seiten, sodass Elischa hindurchgehen konnte. 2. Könige 2,10-14
Elia geht fort, wie es Elischa gewusst hat. Und plötzlich steht er ganz allein da. Nur der Mantel Elias liegt noch vor ihm auf dem Boden. Und Elischa verliert keine Zeit. Er kehrt um und geht und geht und kommt an den Jordan. Der Fluss fließt ruhig und majestätisch wie zuvor und schwemmt den Sand und Staub der Wüste mit sich. Der Fluss: eine Barriere, eine Grenze. Und als Elischa ins Wasser schlägt, so wie er es bei Elia gesehen hat, da teilt sich das Wasser, sodass er hindurchgehen kann. Der Weg wird frei für ihn. Gottes Geist räumt Barrieren weg. Gottes Geist öffnet die Zukunft. Genauso kann es im übertragenen Sinn bei jedem Menschen sein, der Jesus liebhat und ihm in Treue nachfolgt: Gottes Geist macht den Weg frei. Gottes Geist räumt die Barrieren weg. Gottes Geist öffnet die Zukunft. So frei kann die Zukunft sein, wenn ein Mensch ganz zu Jesus gehört: Gott schiebt alle Barrieren weg, die ihn behindern und ihm den Weg verstellen. Er sorgt dafür, dass er das tun und ausrichten kann, was Gott von ihm getan und ausgerichtet haben will. Und nichts und niemand wird ihn daran hindern können. Viele Menschen in aller Welt fragen nach der Zukunft. Mit Angst und Unruhe stellen sie diese Frage. Sie stellen diese Frage nach der Zukunft, weil diese Zukunft bedrohlich und unsicher geworden ist. Spätestens seit dem 11. September 2001, als zwei Passagierflugzeuge, voll besetzt mit verängstigten Menschen, in die Zwillingstürme des World Trade Centers in Manhattan in New York rasten und die 400 Meter hohen Bauwerke zum Einsturz 21
brachten, ist alles verändert. Alles scheint möglich, seitdem gewissenlose, eiskalte Massenmörder in zynischer Menschenverachtung den Tod über Tausende von Menschen brachten. Was in aller Welt – so fragen viele – sollen wir von der Zukunft erwarten, wenn so etwas möglich ist? Wie in aller Welt sollen wir leben, wenn so etwas geschehen kann? Und in der Tat, diese Fragen sind berechtigt. Ohne Gott, ohne Jesus, ist die Zukunft eine beunruhigende Sache. Ohne Gott, ohne Jesus, liegt die Barriere menschlicher Bosheit, Schuld und Sünde über dem Weg. Ohne Gott, ohne Jesus ist der persönliche Weg durchs Leben ganz und gar nicht frei, sondern voll von menschlichem Egoismus, Hass und Machtstreben, und die können Furchtbares anrichten! Natürlich war das eigentlich schon immer so. Aber seit den Ereignissen von 9/11 ist es vielen schlagartig neu bewusst geworden, und sie schaudern. Darum sollte man es festhalten und sich immer neu daran erinnern: Nur mit Gott, nur mit Jesus, nur mit dem Heiligen Geist, der freimacht, haben wir Menschen Zukunft. Denn Jesus ist der Herr, der einzige wirkliche Herr, den es gibt. Und Ihm gehört die Zukunft. Menschliche Grausamkeit, Scheußlichkeit oder menschlicher Größenwahn können daran nichts ändern.
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