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Persönlich. Echt. Lebensnah. D 12013 ISSN 0939-138X
2/2015 sfr 5,60 3,60 (A)
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DIAGNOSE KREBS
Der Angst keine Macht geben VORBILDER
Oma, meine Heldin EHEGEHEIMNISSE
Gute Absichten unterstellen
Kerstin Knaack
Vertrauen säen. Früchte ernten. Die wichtigsten Entscheidungen meines Lebens
Heute darf ich sein wie Zach채us, herunterkommen von meiner Baumkrone, denn Jesus sieht mich schon lange. Ich muss mich nicht l채nger verstecken. Ich darf in seine offenen Arme springen. Martina Lutz
Ganz persönlich Ellen Nieswiodek-Martin
Ich bin mir sicher, dass es Gott war, der meine Schritte gelenkt hat.
Entscheidungen, die unser Leben verändern Jeden Tag treffen wir viele Entscheidungen. Einige fallen uns leicht, andere nicht. Und bei manchen merken wir erst später, dass wir mit dieser Entscheidung Weichen gestellt haben, die unser Leben verändert haben. So ging es mir nach der Schulzeit. Ich wollte ein Praktikum im sozialen Bereich machen. Der Berufsberater empfahl mir ein Altenheim. Alte Menschen pflegen – das traute ich mir ganz und gar nicht zu. Der Kindergarten war vertrautes Terrain, aber die Praktikantenstellen in den Kindergärten hatten alle einen Haken. Richtig stimmig war es nicht. Ich kannte die Einrichtungen auch nicht, denn wir waren nach meinem Schulabschluss umgezogen. Genau genommen, kannte ich in der Stadt niemanden. Widerstrebend stellte ich mich im Pflegeheim der Diakonie vor und war angenehm überrascht. Aber letzte Zweifel und vor allem die Angst, es nicht zu können, blieben. Dennoch entschied ich mich, es zu probieren. Und stellte fest: Die Beschäftigung mit den alten Menschen machte mir Freude! Viele von ihnen wuchsen mir richtig ans Herz. Die Pflege war gar nicht so unangenehm und schwierig, wie ich befürchtet hatte. Nach einigen Tagen lernte ich einen Zivildienstleistenden kennen. Er lud mich ein, im Jugendchor einer Freikirche mitzusingen. Was eine Freikirche war, wusste ich nicht, aber ich ging mit. Da saß ich also mit etwa dreißig Jugendlichen, die zu Beginn gemeinsam beteten. Das irritierte mich: Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, denn in meinem Elternhaus wurde nicht gebetet. Und nun das: Hier waren junge Menschen, die gemeinsam laut beteten. Ich fand es merk-
würdig. Nach der Chorprobe traf sich eine Jugendgruppe. Ich blieb. Ein junger Mann erzählte etwas über einen biblischen Text, und wir diskutierten darüber. Die Bibel lesen und sogar ernst nehmen? Auch das kannte ich nicht. Aber es faszinierte mich, und ich hoffte, Antworten auf Fragen zu bekommen, die ich im Konfirmandenunterricht nicht bekommen hatte. Ich entschied mich, wiederzukommen. Im Laufe der Zeit lernte ich mehr über die Bibel. Und dadurch lernte ich mehr über Gott. Ich lernte, dass er mich liebt. Dass ich jederzeit mit ihm reden kann. Dass er immer bei mir ist, auch wenn ich das nicht immer wahrnehme. Heute kann ich mir ein Leben ohne Verbindung zu Gott gar nicht mehr vorstellen. Wenn ich zurückblicke, sehe ich: Ich habe damals Entscheidungen getroffen, wie es mir am besten schien. Ich bin mir sicher, dass es Gott war, der meine Schritte gelenkt hat – auch wenn mir das nicht bewusst war. Er sah weiter und wusste, wie viel Gutes dieser Weg mir bringen würde. Ich vertraue darauf, dass er auch in Zukunft meine Schritte lenken wird, während ich jeden Tag Entscheidungen treffe – kleine und große. Ihre Ellen Nieswiodek-Martin PS: Wir wüssten gerne, welche Entscheidungen Ihr Leben verändert haben. Schreiben Sie uns Ihre Geschichte! Näheres erfahren Sie hinter Seite 50.
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{persönlich} 3 Ganz persönlich Entscheidungen, die unser Leben verändern – Ellen Nieswiodek-Martin 16 Wenn das Leben hart ist, pflanze ich Blumen Helen Lescheid 18 Der Angst keine Macht geben Die Diagnose traf mich unerwartet, aber ich war entschlossen zu kämpfen und zu vertrauen. – Christine Caine 22 Gott hat seinen eigenen Zeitplan – Heidi Brandenberg 28 Unser lang ersehntes Baby Unser Weg vom Kinderwunsch zum Wunschkind – Adriane Goßling 32 Zerplatzt der Traum von einem Kind? Emma Repolusk 42 Leben von der Hoffnung Interview mit Theo und Ute Jäger
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Das kleine Herz schlug nicht mehr
68 Meine Geschichte Auf der Suche nach Halt Sabine Ivens 72 Heilige heute Frauen wie wir • Wie Gott mir meinen Ehemann schenkte Ursula Leithner • „Mama, komm!“ Miriam Peters • Mein Kampf mit Goliat Anneli Österreich • Die Schuppenkatze Horst Martha Andres • Wann liebt Gott mich am meisten? Daniela Endreß
Vertrauen säen. Früchte ernten. 6 Titelinterview mit Kerstin Knaack Titelfoto: Janine Köpfer
{echt} 12 Der rote Faden meines Lebens Aktivjahre, Midlife-Crisis, Ruhestand: Wie Frauen jede Lebensphase gut bestehen – Claudia Mühlan 26 Girl Talk Von der Depression zur Designerin – Olga Horn 36 Das kleine Herz schlug nicht mehr Wir haben unser Baby durch eine Fehlgeburt verloren – Silke Walter 38 Meine Meinung Welche Frau außer Ihrer Mutter hat Ihr Leben geprägt? 40 Oma, meine Heldin – Natalie Schwarz 81 Sag mal, ... Fragen an die Mutter von Johannes Markus 82 Nachgedacht Die griechische Oma, die Zwiebeln und ich – Noor van Haaften
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Der Angst keine Macht geben
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Auf dem Motorrad zum Wahlkampf
{inhalt}
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Gott hat seinen eigenen Zeitplan
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Wenn das Leben hart ist, pflanze ich Blumen
{lebensnah} 15 Nachgefragt Ich kann meiner Mutter nicht vergeben! Annemarie Pfeifer 34 Moderne Fortpflanzungstherapie Interview mit Dr. Ute Buth 45 „Ich weiß, dass du mich liebst!“ Warum wir unserem Ehepartner das Beste unterstellen sollten – Shaunti Feldhahn
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Unser lang ersehntes Baby
48 LYDIA-Familientipp: Picknick vor dem Ofen Tabea Seiler • Zufriedenheit am Mittagstisch Birgit Weiß 50 Zwischendurchgedanken Vom „Nie wieder“ zum „Immer mehr“ – Saskia Barthelmeß 52 Endlich Schluss mit „Irgendwann“. Wie ich lernte, mein Leben nicht mehr von Smartphones, E-Mails und To-do-Listen bestimmen zu lassen – Rachel Macy Stafford 56 Margret Makhoha aus Uganda: Auf dem Motorrad zum Wahlkampf 62 Die Macht der Worte – Déborah Rosenkranz 66 Getröstet im Schmerz Leben mit Endometriose Jrene Bircher
{service} 11 Für Sie gelesen 20 Liebe Leser 49 Schmunzeln mit LYDIA 60 LYDIA kreativ – Imke Johannson 76 Gut informiert. Neu inspiriert. 80 Leserbriefe 81 Impressum
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Vertrauen Früchte LYDIA
Interview
mit Kerstin Knaack
Vertrauen säen.
Früchte ernten.
Kerstin Knaack kann heute wieder lachen. Aber es gab Zeiten, in denen das anders war. Ihre Ehe war in den ersten Jahren eine gefühlte Katastrophe. Dann hatte Kerstin innerhalb von vier Jahren mehrere Fehlgeburten; Tochter Loah kam sieben
Wochen vor dem Geburtstermin tot zur Welt. In den tiefen Krisen ihres Lebens hat sie Entscheidungen getroffen, die ihr Leben verändert haben.
Kerstin, du und dein Mann Rainer, ihr wirkt wie das fröhliche, unbekümmerte Paar von nebenan. Dabei habt ihr schwierige Zeiten hinter euch. Das ging schon vor der Hochzeit los …
Unsere Eltern haben unseren Wunsch zu heiraten sehr schlecht aufgenommen. Ich war 21. Wir haben beide noch studiert. Und „man heiratet doch nicht, wenn man kein Geld hat“! Bei meiner Mutter und Rainers Vater war bis zuletzt nicht klar, ob sie zur Hochzeit kommen würden.
Kurz vorher wart ihr beide gläubig geworden. Hat dir das in dieser Situation geholfen?
Wir hatten keine. Wir wollten heiraten, ein gemeinsames Leben führen, das gottgefällig ist, aber dann hörte unsere Vision auf. Nach der Hochzeit habe ich meinen Stiefel gelebt und Rainer seinen. Und nach kurzer Zeit ging`s uns richtig schlecht.
Ich habe viel mit einer Frau aus unserer Kirchengemeinde geredet und gebetet. Sie sagte mir immer: „Du musst dranbleiben! Und du musst dich neu für Rainer entscheiden.“ Ich habe also diese Entscheidung für ihn noch einmal getroffen. Aber auch gesagt: „Gott, bitte hilf mir, ich schaff es nicht allein!“
Wie kam das?
Was passierte dann?
Wir hatten nie vorgelebt bekommen, wie eine gute Ehe funktioniert: Wie kommuniziert man miteinander? Wie trägt man einen Konflikt gut aus? Wir hatten
Wir haben ein Ehewochenende besucht und dort gemerkt: Es gibt Handwerkszeug, mit dem wir es besser machen können; es gibt Leute, die uns unterstützen! Wir
Was war eure Vision für eure Ehe?
Fotos: Janine Köpfer
beide einen ungünstigen Hintergrund: Meine Mutter war geschieden, Rainers Eltern lebten getrennt. Die ersten Ehejahre waren für mich fürchterlich. Es wurde immer schlimmer: Wir haben so viel gestritten. Ich war irgendwann an dem Punkt, an dem ich sagte: „Ich will mich lieber scheiden lassen und für immer Single sein, als mit diesem Mann zusammenzuleben.“ Es war keine Liebe mehr da, nur Wut, Hass, Enttäuschung.
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Heilung
Die Diagnose traf mich unerwartet, aber ich war entschlossen zu k채mpfen und zu vertrauen.
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CHRISTINE CAINE
„Christine, du hast Krebs.“ Das waren nicht gerade die Worte, die ich zu hören erwartet hatte, als ich im vergangenen Juni in Sydney landete, um an unserer jährlichen Hillsong-Konferenz teilzunehmen.
I
n Australien war es 9 Uhr morgens. Meine Ärztin hatte mich aus Amerika angerufen, um mir das Ergebnis der Schilddrüsen-Biopsie mitzuteilen, die ich kurz vor meinem Abflug hatte machen lassen. Krebs. Dieses Wort bringt normalerweise Angst, Entsetzen und Grauen mit sich. Jeder scheint irgendjemanden zu kennen, der Krebs hatte oder hat. Mich eingeschlossen. Mein Vater starb an Lungenkrebs, als ich 19 Jahre alt war. • Ich sah mit eigenen Augen, wie der Krebs einen Körper zerfrisst. • Ich sah, welche Auswirkungen Chemotherapie und Bestrahlungen auf einen Körper haben können. • Ich hörte, wie er sich im Badezimmer übergab. Wieder und wieder. • Ich sah, wie mein starker Vater schwach und gebrechlich wurde. • Ich saß in Wartezimmern und wartete darauf, dass er aus dem OP kam. • Ich sah, was hingezogene Hoffnung mit einer Familie machen kann. • Ich betete verzweifelte, inbrünstige Gebete, die nichts zu verändern schienen. • Ich spürte die Angst, die bei uns eingezogen war. • Ich lebte mit der Hoffnung und dem Glauben, dass er geheilt werden würde. • Ich sah, wie meine Mutter den toten Körper meines Vaters an sich drückte, nachdem er in ihren Armen gestorben war. • Ich ging zu der Beerdigung meines Vaters. • Bei meiner Hochzeit war mein Vater nicht dabei. • Meine Töchter lernten ihren Opa nie kennen.
• Es ist 29 Jahre her, dass ich zum letzten Mal mit meinem Vater gesprochen habe. Keine Frage: Ich war mit dem Wort „Krebs“ nur allzu vertraut. Ich bin 48 Jahre alt und habe lange genug gelebt, um viele Menschen zu kennen, die Krebs hatten oder gegenwärtig haben. Ich habe für unzählige Menschen mit Krebs gebetet. Manche von ihnen sind gestorben; andere haben überlebt. Ich werde niemals aufhören, dafür zu beten, dass Gott Menschen heilt, die an Krebs leiden. Ich hatte nicht erwartet, selbst diese Diagnose zu erhalten. Und doch war es so. Viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf: - Ist es Stadium 1, 2, 3 oder 4? - Hat der Tumor bereits gestreut? - Muss ich sofort zurück nach Amerika fliegen? - Komme ich auf diese Weise nach Hause – zu Gott? - Was passiert mit meinen Töchtern Catherine und Sophia? - Was ist mit meinen Aufgaben bei der Konferenz? Im Bruchteil einer Sekunde gingen mir all diese Dinge durch den Kopf. Ich atmete tief durch, dann antwortete ich meiner Ärztin: „Leslie, es ist okay. Nicht der Krebs führt zum Tod, sondern das Leben. Ich werde jede Sekunde auskosten, die Gott mir hier auf der Erde schenkt, und dann gehe ich nach Hause. Der Teufel hat keine Macht über mein Leben. Jesus wird mich genau zu dem Zeitpunkt heimholen, zu dem er es will. Ich habe keine Angst zu sterben. Egal, was passiert, letztlich wird Jesus der Sieger sein.“
Ich muss mich entscheiden Vor nur einer Woche war ich mit Halsschmerzen zum Arzt gegangen. Jetzt war ich mit vier Problemen konfrontiert, die den Körperteil betrafen, den ich am meisten brauchte, um das zu tun, wozu Gott mich berufen hatte: meine Stimme. • Eine Geschwulst am Hals. • Knoten an den Stimmbändern. • Eine Halsentzündung. • Schilddrüsenkrebs. Mir war klar: Eine Waffe war gegen mich gerichtet, wie es in der Bibel in Jesaja 54,17 heißt. Ich glaube nicht, dass Krankheit von Gott kommt, denn Gott ist gut und tut Gutes. Doch ich weiß, dass wir in einem geistlichen Kampf stehen und dass guten Menschen Böses widerfahren kann, weil wir in einer gefallenen Welt leben. Der Teufel war hinter meiner Stimme her. Er wollte mich zum Schweigen bringen. Sein Plan war es, mir Angst einzujagen, um meinen Glauben zu schwächen. Angst lähmt uns und lässt uns erstarren. Sie bringt uns dazu, uns von Gott zurückzuziehen, statt uns ihm in die Arme zu werfen und tief in sein Wort einzutauchen. Ich hatte einen Glaubenskampf vor mir, und der wahre Feind war nicht der Krebs, sondern die Angst. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, das zu praktizieren, was ich so oft gepredigt hatte: • Ich musste mich entscheiden, die Verheißungen Gottes über meinem Leben auszusprechen. • Ich musste mich entscheiden, im Glauben zu leben und nicht im Schauen. • Ich musste mich entscheiden, die Furcht mit dem Glauben zu bekämpfen. • Ich musste mich entscheiden, beständig Gottes Gegenwart zu suchen. • Ich musste mich entscheiden, Angst, Zweifel, Unglauben und negatives Denken zum Schweigen zu bringen. • Ich musste mich entscheiden, mein Glaubensbekenntnis zu bewahren.
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Kinderlosigkeit
Adriane Goßling
Es gibt Sätze, die hört man immer wieder. Bei mir waren es diese: „Haben Sie Kinder? Nein? Ach, das kann ja noch kommen, Sie sind ja noch jung!“ Ja, jung war ich, doch ich wollte mit Kindern auch nicht warten, bis ich vierzig war. Ich wünschte mir schon immer Kinder, schließlich komme ich selbst aus einer großen Familie. Als ich während der Ausbildung meinen heutigen Mann kennenlernte, schien alles perfekt.
N
ach dem Schulabschluss war ich sehr unsicher, wohin mein Lebensweg führen sollte. Welcher Beruf war der richtige für mich? Wie konnte ich einen Mann kennenlernen, mit dem ich mein Leben teilen wollte? Ich begann dafür zu beten – auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht Christ war. Tatsächlich fand ich einen Ausbildungsplatz, zog dafür in eine andere Stadt und lernte dort meinen Freund kennen. Die Sehnsucht im Herzen Leider lebte mein Freund achtzig Kilometer weit entfernt, und wir sahen uns nur am Wochenende. Einmal sagte er zu mir: „Ich möchte Kinder mit dir haben.“ Ja, das wollte ich auch, aber jetzt noch nicht, ich musste doch erst meine Ausbildung zu Ende machen. Doch der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Plötzlich war er da, der Wunsch nach einem Kind. Ich sprach mit niemandem darüber, aber ich dachte, wenn es passiert, dann ist es so. Doch was bei anderen so einfach schien, funktionierte bei uns nicht. Jedes Mal, wenn meine Periode einen Tag überfällig war, holte ich mir einen Schwangerschaftstest. Er fiel immer negativ aus. Schließlich hatte ich meine Ausbildung beendet, zog zu meinem Freund und fand
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am neuen Ort eine Arbeitsstelle. Ab und zu las ich in der Bibel. Dabei wurde mir eines Tages klar, dass ich zwar zu Gott betete und er meine Gebete erhörte, ich aber nicht mit ihm lebte. Ich erkannte, dass ich nur durch Jesus wirklich eine Beziehung zu Gott haben konnte. In einem Gebet übergab ich ihm mein Leben. Danach veränderte er mich – Stück für Stück. Zuvor hatte ich immer Angst gehabt, dass ich alles verlieren würde, was ich hatte, wenn ich etwas falsch machen würde. Jetzt wusste ich: Meine Schuld ist vergeben und Jesus steht für mich vor Gott ein, wenn ich meine Verfehlungen bekenne. Ich bin von Gott geliebt, wie ich bin. Dennoch wollte ich mich auch verändern und so leben, wie Gott es möchte. Das war nicht immer leicht. Ich wusste zum Beispiel, dass Gott es nicht möchte, dass ein Mann und eine Frau unverheiratet miteinander schlafen. Aber ich hatte Angst, meinen Freund zu verlieren, und sprach nicht mit ihm darüber. Die Ungeduld wächst Schließlich heirateten wir. Ich dachte, jetzt, da wir richtig zusammenleben, wird Gott uns auch Kinder schenken. Aber meine Periode kam weiterhin regelmäßig, und jeden Monat war ich enttäuscht. Eines Abends bat ich Gott, mir doch wenigstens
zu sagen, ob ich überhaupt einmal Kinder haben würde. Ich dachte, wenn ich es wüsste, dann würde es mir auch leichterfallen, darauf zu warten oder den Wunsch nach einem Kind abzugeben. Morgens nach dem Aufwachen schlug ich meine Bibel auf, die neben meinem Bett lag. Mein Blick fiel auf einen Satz. Alles andere schien wie verschwommen, nur dieser Satz stach klar hervor: „... und sie wurde schwanger“ (1. Mose 16,4). Ich nahm diesen Satz als eine Zusage Gottes. Ich machte immer mehr Erfahrungen mit Gott. Zuerst hatte ich gedacht, dass ich meinen Glauben alleine leben konnte, doch nach und nach erkannte ich: Ich brauchte eine Gemeinde. Mein Mann begleitete mich in die freie Gemeinde, in die er als Kind gegangen war. So einen Gottesdienst hatte ich noch nie erlebt, und wir gingen nun regelmäßig dorthin. Ein paar Wochen später übergab auch mein Mann sein Leben Jesus. Einige Zeit später ließen wir uns gemeinsam taufen. Leider wurde ich nicht schwanger. Wenn ich sehr traurig war, bat ich Jesus, mir den Wunsch nach einem Kind zu nehmen, mich ruhig zu machen. Doch wenn eine Bekannte schwanger wurde oder ich Kinderwagen auf der Straße sah, war es wieder vorbei mit meiner Ruhe und Zuversicht.
Unser lang ersehntes
Baby
Unser Weg vom Kinderwunsch zum Wunschkind
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Foto: Markus Ple tz
INTERVIEW MIT THEO UND UTE JÄGER:
Leben von der Hoffnung Als Ute Jäger von der Arbeit nach Hause kam, fand sie ihren Mann auf dem Fußboden des Badezimmers. Dort lag er seit etwa sieben bis acht Stunden. Im Krankenhaus stellten die Ärzte eine massive Blutung im Zentralgehirn fest. Die Überlebenschancen des damals 25-Jährigen galten mit 1:10.000 als minimal. Als er 17 Tage später aus dem Koma aufwacht, lernt er wieder laufen, essen, schreiben und rechnen – aber sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht. 25 Jahre lang. Dennoch glaubt Ute Jäger immer an seine Heilung und vermittelt ihrem Mann die Hoffnung: „Ich werde wieder gesund.“ Beide müssen 25 Jahre warten, bis das Wunder geschieht.
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Frau Jäger, als Ihr Mann im Koma lag, waren Sie jung verheiratet und hatten eine 17 Monate alte Tochter. Plötzlich war Ihre Zukunft ungewiss. Wie ging es Ihnen da?
Ute Jäger: Ich war wie gelähmt. Gefangen im Augenblick, im Schmerz. Ich habe dauernd gedacht: Warum? Das kann doch nicht sein! Was hat Ihnen geholfen?
dafür. Ich habe gemerkt, dass ich mich von diesem Leben verabschieden und weitergehen konnte. Haben Sie Ihre Frau denn erkannt, als sie an Ihrem Bett saß?
Theo Jäger: Nicht wirklich. Ich wusste nur, dass sie mir vertraut ist. Dass mich etwas mit ihr verbindet. Frau Jäger, wie war das für Sie, als Ihr Mann Sie nicht erkannt hat?
Ich wollte ihm unbedingt helfen, dass er wieder zu dem wird, der er war. Dass er gesund wird. Dass er sich erinnern kann, wie er vorher gelebt hat, was er geliebt hat, was ihn ausgemacht hat. Darum war es mir wichtig, dass er regelmäßig Besuch bekam von Freunden und Verwandten. Damit wollte ich Erinnerungen hochholen. Herr Jäger, wie fühlt es sich an, kein Kurzzeitgedächtnis zu haben?
Foto: Markus Ple tz
Ute Jäger: Als ich am Abend nach der Theo Jäger: Ich bin morgens aufgewacht Operation und dem ersten Besuch bei Ute Jäger: In den ersten Wochen war und wusste nicht, was für ein Tag ist. Das Theo von der Intensivstation kam, lief mir gar nicht bewusst, dass er mich nicht hat mich geärgert. Nach dem Aufwachen vor meinem inneren Auge unser Leben erkennt. Er war ja sowieso durcheinander. wusste ich nicht, wie der Tag weitergeht. ab. Ich fühlte eine tiefe Dankbarkeit für Die Vergesslichkeit gehörte zum Krank- Das Schlimmste war, dass es nie zu einer das, was ich haben durfte. Und mir wurde heitsbild. Erst später fiel mir auf, dass er Routine kam. Beim Kochen habe ich klar, dass Theo nicht mein Eigentum die gleichen Fehler immer wieder ist. Dann kam der Abend, an dem gemacht. Ich konnte ja keine Erfahich zum ersten Mal wieder in unsere rungen sammeln. Ohne Hilfe wäre Wohnung ging. Ich habe in der Bibel ich nicht überlebensfähig gewesen. gelesen und gebetet. Alles, was mich Ein beunruhigendes Gefühl. bedrückt hat und was ich nicht verstehen konnte, habe ich rausgelassen. Vor dem Unfall war der christliche Glaube Ihnen sehr wichtig. Haben Auf einmal nahm ich in meinem Kopf Sie Ihren Glauben eigentlich auch eine Stimme wahr, die sagte: „Er wird vergessen? gesund werden. Und er wird ganz gesund werden. Sie werden sagen, die Theo Jäger: Nein. Gott war für Ärzte waren es, aber vergiss nie, dass mich Realität. Ich habe im Koma ich es war!“ Ich habe eine Gänsehaut seine Stimme gehört. Ich dachte: Ich gekriegt und gedacht: Bin ich krank? bin nicht normal, dass ich Stimmen Hör ich jetzt, was ich gerne hören möchhöre … Dann kam mir eine Bibelstelte? So etwas hatte ich noch nie erlebt. le in den Sinn: „Meine Schafe hören Aber in der Bibel steht, dass Gott zu meine Stimme.“ Da verstand ich. den Menschen spricht, also nahm ich das an. Später habe ich meinem Mann Was hat Sie motiviert, im Alltag nicht aufzugeben? davon erzählt und ihm immer wieder gesagt: „Du wirst gesund werden!“ Theo Jäger: Dass Ute zu mir sagte Auf einmal nahm ich in meinem „Du wirst gesund werden“, war etwas Herr Jäger, wie war das, als Sie Kopf eine Stimme wahr, die sagte: Grundlegendes. In dem Moment, in der Uniklinik aus dem Koma als sie das sagte, habe ich ihr sofort aufgewacht sind: Können Sie das geglaubt. Dieser Satz war das Erste, „Er wird gesund werden.“ Gefühl, das Sie damals hatten, was ich behalten habe. Ab dem beschreiben? Moment habe ich in der Reha ganz Theo Jäger: Meine Erinnerung fängt damit mich nicht mit Namen anspricht. Das anders mitgemacht, mich mehr angestrengt. an, dass ich in der Reha-Klinik im Rollstuhl fand ich merkwürdig. Dann besorgte ich Ich habe Gott vertraut, dass er mich wieder saß, aber nicht wusste, warum. Alles wirkte ihm neue Schlafanzüge und Jogginghosen gesund machen würde. Nur hätte ich nicht dort auf mich wie ein großes Chaos. Es war und zeigte ihm: „Das ist dein Schrank, da gedacht, dass es so lange dauert. laut, und es war alles viel zu schnell. Das lag tue ich deine Sachen rein.“ Am nächsten wohl an meinem Gedächtnis, aber das wuss- Tag hatte sein Zimmergenosse Theos Jog- Frau Jäger, Ihr Mann war nicht mehr te ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. ginghose an. Als ich Theo darauf ansprach, der starke, verlässliche, lustige Partner, wusste er nicht, dass das sein Schrank den Sie geheiratet hatten. Hatten Sie Sie haben im Buch geschrieben, und seine Sachen waren. Da wurde mir manchmal Fluchtgedanken? Sie wollten eigentlich nicht wieder bewusst, dass er wirklich vergisst, was ich Ute Jäger: Wir waren seit drei Jahren veraufwachen. Warum nicht? sage. Wenn ich vor ihm stand, stellte er heiratet und kannten uns seit sieben Jahren. Theo Jäger: Mir ging es gut. Es ist schwie- mir oft die Frage: „Kommst du oder gehst Es gab einen Moment, in dem mir bewusst rig zu erklären, es gibt keinen Vergleich du?“ wurde: „Wir haben uns versprochen, in
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Miteinander DEBORAH ROSENKRANZ
Die Macht der Worte 62
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Ein einziger Satz brachte mein Leben in Gefahr. Es waren wenige Worte – an denen ich fast gestorben wäre. Ich litt jahrelang an einer Essstörung, ausgelöst durch die unbedachte Bemerkung eines Mitschülers.
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it 14 Jahren hatte ich alles, was man sich wünschen kann: Als geliebte Tochter aus einer gläubigen Familie hatte ich ein stabiles Elternhaus und fühlte mich dort sicher. Doch an einem ganz gewöhnlichen Tag fand dieses sorgenfreie Leben ein abruptes und schmerzhaftes Ende und stellte meine Familie vor einen Härtetest. Schuld war der Kommentar meines absoluten Schwarms. Beim Handballtraining sagte er beiläufig: „Ich frage mich, wie man mit so viel Fett überhaupt rennen kann!“ Meine Welt brach in diesem Moment zusammen. Für mich begann ein Leidensweg, der sieben Jahre lang dauerte und mich durch Magersucht und Bulimie führte. In der Bibel lesen wir: „Worte haben Macht: Sie können über Leben und Tod entscheiden“ (Sprüche 18,21). Das habe ich in meinem eigenen Leben erfahren.
Unbedachte Worte Ich habe diese Geschichte schon oft erzählt: bei meinen Auftritten oder wenn Menschen mich nach meiner Krankheit gefragt haben. Dabei sind bei den Zuhörern immer wieder Tränen geflossen. Oft kam eine bittere Frage auf: „Was ist eigentlich mit dem Kerl passiert? Hast du ihm je sagen können, dass er dein Leben fast zerstört hätte?“ Das hat mich stutzig gemacht. Nein, ich bin nicht böse auf ihn und war es auch nie. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass er mir so etwas antun wollte. Ich bin mir sicher, dass er die Folgen seiner Worte nicht einmal erahnte. Für ihn war es nur ein flüchtiger, unüberlegter Satz. Wie oft habe ich wohl ungewollt Menschen verletzt? Klar, ich bin Pastorentochter, Lobpreisleiterin, Sängerin und Autorin – manche Menschen gehen quasi davon aus, dass ich einen makellosen Lebensstil
habe. Doch ich muss zugeben: Obwohl ich den Schaden verletzender Worte am eigenen Leib erfahren habe, bin ich nicht davor gefeit, Menschen mit Worten zu verletzen. Wenn ich übermüdet, überarbeitet, genervt oder gestresst bin, rutscht mir schnell etwas heraus, das ich gar nicht so gemeint habe. Manchmal verlieren wir wegen Kleinigkeiten die Nerven: Eine schlaflose Nacht – wir sind gereizt. Jemand erfüllt nicht unsere Erwartungen – wir sind enttäuscht. Die Kinder streiten sich den ganzen Nachmittag – wir verlieren die Nerven. Die Arbeitskollegin hat die Beförderung erhalten – wir sind eifersüchtig. Der schöne Rock aus dem Schlussverkauf ist weg – wir ärgern uns. Die Waage zeigt eine Zahl an, die wir nicht sehen wollen – wir sind unzufrieden. Aus diesen Gefühlen heraus fallen unüberlegte Sätze. Mindestens genauso gefährlich sind elektronische Nachrichten wie SMS. So schnell schickt man Worte auf den Weg, die man im direkten Gespräch nie sagen würde. Auf dem Display sehen wir, dass die SMS „gesendet“ ist. Was wir aber nicht sehen, ist, wie die Person unsere Worte liest und dadurch vielleicht verletzt wird. Glücksmomente dazugewinnen Unsere Emotionen beeinflussen unsere Wortwahl, wenn wir nicht bewusst darauf achten. Es ist so einfach, bei anderen Leuten Dampf abzulassen und sie vielleicht sogar für unsere Probleme verantwortlich zu machen. Dabei sollten wir oft einfach den Mund halten, tief einatmen und uns sagen: „Kein Grund, sich aufzuregen. Es ist okay so.“ Wenn man den Frust loslässt, tut das gut – zumal es oft nur um Kleinigkeiten geht. Wie viel Energie würden wir uns sparen und wie viele glückliche Momente dazugewinnen? In der Bibel steht: „Lass
Sie sind alle mit dabei Hab ich das grade echt gesagt? Oder war das meine Mutter? So wie ich Probleme löse, machte es schon Onkel Gunther. Ich hör mich ständig diskutier`n mit Argumenten von Papa. Sie sind alle mit dabei! Seit meinem allerersten Schrei prägen sie mein Tun und Wollen, meine Prinzipien und mein Sollen. Sie sind alle mit dabei! Die Gedanken sind nie wirklich frei. Sowas nennt man Tyrannei! Sie sind alle – ständig – immer – mit dabei! „Man gibt nicht aus, was man nicht hat“, ein weiser Spruch von Opa! „Bei Fremden isst man sich nicht satt!“, das war für Oma sowieso klar. Als säß ein kleiner Mann im Hirn, der sagt, was blöd, was richtig ist, und dafür sorgt, dass man die alten Sprüche und Geschichten nicht vergisst. Adieu, ihr Lieben, bin schon groß! Ich danke euch für alles Gute! Ich bitte euch: Zieht endlich aus – aber bitte keine Schnute! Denn wenn ich euren ganzen Kram behielte, würde mein Kopf platzen. Mutti, geh jetzt, ich versprech dir auch, nie mit Kaugummi zu schmatzen! Sie sind alle mit dabei, Text & Musik: Thea Eichholz, © 2015 Gerth Medien Musikverlag, Asslar, Aus dem Album „Die Mütter on Kur – Anwendungen für alle“ (Gerth Medien).
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D 1 2 0 1 3 / Post ver triebsstück/Gebühr bezahlt/Lydia Verlag/Ger th Medien GmbH/Dillerberg 1/D -35614 Asslar-Berghausen
Staunen Haare, die Monate des Wartens verborgen waren; Augen, die über sich gebeugte Gesichter erforschen; Arme, die noch keine Lasten kennen; Hände, die behutsam greifen; Knie, die noch nie hingefallen sind; Füße ohne Schwielen, von denen du noch nicht einmal weißt, dass sie dich eines Tages tragen werden; Fantasie, die noch nicht gelernt hat zu reden; Freude, die ohne Vorbehalte ihren Ausdruck findet. Für dich selbst bist du wie ein unbekanntes Land, in das du hineinlachst. Du kennst eine Sprache, die ohne Worte Geschichten erzählt. Dein glucksendes Babylachen gibt es nur in dieser Zeit. Wir werden an deiner Seite sein; dich tragen, bis du laufen kannst; dich mit Gottes Hilfe schützen, bis du es selber lernst; dich loslassen, wenn du erwachsen wirst. Monika Goldsche