Kapitel 7
Wer glauben Sie, dass Sie sind? Den gängigen Maßstäben zufolge hätte Carly es nie zu etwas bringen dürfen. Sie hatte Übergewicht und infolge eines Unfalls in ihrer Kindheit war eines ihrer Beine etwas kürzer als das andere. Sie war als einzige Frau in einem weitgehend von Männern dominierten Bereich beschäftigt und musste fast täglich neu darum kämpfen, Gehör zu finden. Manche lachten über ihr Äußeres oder ihren schleppenden Gang, andere machten hinter ihrem Rücken abfällige Bemerkungen, und wieder andere behandelten sie offensichtlich rücksichtslos, aber Carly ließ sich dadurch nicht beirren. Sie wusste, wer sie war, und sie wusste, dass sie gute Arbeit leistete. Wenn andere versuchten, sie herunterzumachen, war sie der Ansicht, dass diese Menschen ein Problem hatten. „Sie sind emotional gehandicapt“, sagte sie oft augenzwinkernd über solche Nervensägen. Obwohl die Umstände gegen sie sprachen, erhielt Carly eine Beförderung nach der anderen und wurde schließlich Generaldirektorin ihres Unternehmens und eine gefragte Expertin ihres Fachgebietes. Wie schaffte sie das? Carlys Geheimnis ist ihr unglaublich positives Selbstbild. Als entschiedene Christin ist sie davon überzeugt, dass sie nach dem Bild Gottes geschaffen ist und dass er ihrem Leben Sinn und Wert verleiht. Sie kämpft nicht um die Anerkennung anderer Menschen und ist nicht auf Komplimente ihrer Vorgesetzten oder Kollegen angewiesen, um sich gut zu fühlen. Klug, freundlich, wortgewandt und äußerst tüchtig in ihrem Beruf, geht Carly mit einem Lächeln durchs Leben. Während andere über ihre Haltung stau79
nend den Kopf schütteln, lebt Carly hier und jetzt ihr bestes Leben.
Ein gesundes Selbstbild Wenn auch Sie lernen wollen, jetzt Ihr bestes Leben zu leben, dann besteht der zweite Schritt darin, dass Sie ein gesundes Selbstbild entwickeln. Das bedeutet, Sie müssen Ihr Selbstbild auf dem aufbauen, was Gottes Wort über Sie sagt, nicht auf so trügerischen, schwankenden Maßstäben wie der Frage, in welchem Wohnviertel Sie leben, was für ein Auto Sie fahren oder was bestimmte angesagte Leute von Ihnen halten. Ihr Selbstbild hat einen enormen Einfluss darauf, wie weit Sie es im Leben bringen; es spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob Sie Ihre Bestimmung erfüllen oder nicht. Die Wahrheit ist, Sie werden nie über das Bild hinauskommen, das Sie in Ihrem Inneren von sich selbst haben. Was ist Ihr Selbstbild? Angesichts des Sie werden nie über das Bild hinauskommen, das gegenwärtigen Interesses an PersönlichSie in Ihrem Inneren von keitsentwicklung und bewusster Lebenssich selbst haben. führung kann man bezüglich der Terminologie leicht in Verwirrung geraten. Ist mein Selbstbild dasselbe wie meine Selbstachtung oder meine Selbstwahrnehmung? Wie messe ich meinen Selbstwert? Obwohl die Psychologen uns gern auf die leichten Bedeutungsunterschiede hinweisen, sind für die meisten Menschen die Ausdrücke Selbstbild, Selbstachtung, Selbstwahrnehmung und Selbstwert austauschbar. Das ist für unsere Zwecke auch in Ordnung. Ihre Selbstachtung ist das Gefühl, das Sie tief in Ihrem Inneren über sich selbst hegen. Es beinhaltet, wie Sie sich selbst sehen, wie Sie Ihren eigenen Wert einschätzen und welche Bedeutung Sie Ihrer Ansicht nach im Leben haben. Es ist das Gefühl, das sagt: „Ich mag mich“ oder: „Ich mag mich nicht.“ Ihr Selbstbild ist so etwas wie ein Selbstporträt; es bezeichnet, wie Sie sich selbst sehen und wofür Sie sich halten. Interessanterweise entspricht Ihr 80
Selbstbild nicht unbedingt dem, was Sie wirklich sind – es geht darum, wie Sie sich selbst einschätzen. Wer glauben Sie, dass Sie sind? Ohne Frage ist ein gesundes Selbstbild eine Schlüsselvoraussetzung für den Erfolg und die Zufriedenheit eines jeden Menschen. Wie Sie sich selbst sehen und einschätzen, ist von entscheidender Bedeutung, und zwar aus folgendem Grund: Sie werden wahrscheinlich so sprechen, handeln und reagieren wie der Mensch, der Sie Ihrer Ansicht nach sind. Psychologen haben nachgewiesen, dass Sie sich weitgehend in einer Weise verhalten werden, die dem Bild entspricht, das Sie von sich selbst haben. Natürlich können Sie auch bei einem negativen Selbstbild ab und zu einen großen Coup landen, einen neuen Freund gewinnen oder beim Betriebsausflug zum Minigolfplatz den Ball in alle Löcher versenken. Umgekehrt können auch Menschen mit einem positiven Selbstbild manchmal etwas verpatzen. Aber normalerweise wird Ihr Unterbewusstsein dafür sorgen, dass Ihr Alltagsleben das Bild widerspiegelt, das Sie in Ihrem Inneren von sich selbst haben. Wenn Sie sich selbst für unfähig, bedeutungslos, hässlich, minderwertig und ungeeignet halten, werden Sie sich wahrscheinlich so verhalten, wie es Ihrem Denken entspricht. Wenn Sie ein geringes Selbstwertgefühl haben, dann werden Sie sich als geborenen Verlierer betrachten, als Versager, der es nicht wert ist, geliebt und angenommen zu werden. „Ich kann nie irgendwas richtig machen.“ „Warum ich?“ „Ich werde es nie zu etwas bringen.“ Das sind nur einige der Sätze, die man immer wieder zu hören bekommt, wenn man mit einem Menschen mit geringer Selbstachtung spricht. Auf der anderen Seite sind Menschen, die sich selbst so sehen, wie Gott sie sieht, normalerweise mit sich selbst zufrieden. Sie wissen, dass sie nach dem Bild Gottes geschaffen sind und dass er sie mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt hat (1. Mose 1,26–27, Psalm 8,5–6; Luther). Sie fühlen sich wohl in ihrer Haut, weil Sie wissen, dass Gott sie liebt und gern mit ihnen zu tun hat. Sie können ehrlich sagen: „Danke,Vater, dass du mich gerade so geschaffen hast, wie ich bin. Ich weiß, dass du einen 81
Plan für mein Leben hast, und ich möchte lieber ich selbst sein als jeder andere Mensch auf der Welt. Du hast versprochen, dass du gute Dinge für mich bereithältst, und ich kann es kaum erwarten, sie zu entdecken!“ Ihr Selbstbild ist der unbewusste Regisseur, der Ihre Handlungen lenkt. Es funktioniert ähnlich wie der Tempomat eines Autos. Wenn dieser auf 100 km/h eingestellt ist, dann kann das Auto zwar aufgrund der Straßenverhältnisse manchmal schneller oder langsamer werden, der Tempomat wird es jedoch immer wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit zurückbringen. Ebenso holt Ihr Selbstbild Sie, wenn Sie Ihre Erwartungen übertreffen oder sich zu weit vorwagen, wieder auf das vertraute Niveau zurück. Und wenn Sie hinter Ihren Erwartungen zurückbleiben, wird Ihr Selbstbild Sie wieder auf die Ihnen entsprechende Ebene hinaufziehen. Woher haben Sie Ihre Selbstachtung bekommen? Ihr gegenwärtiges Selbstbild kann das Ergebnis dessen sein, was andere Menschen über Sie gesagt haben, wie Ihre Eltern oder Ihre Schulkameraden Sie gesehen haben, oder es kann von den Bildern herrühren, die Sie selbst sich geschaffen haben – Bilder von Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Äußeren, Ihren Fähigkeiten und Ihren Erfolgen. Jeder Mensch hat ein Bild von sich selbst. Die Frage ist, entspricht Ihr Selbstbild dem, was Gott über Sie sagt? Gott möchte, dass wir ein gesundes, positives Selbstbild haben und dass wir uns als unendlich kostbare Schätze sehen. Er will, dass wir uns selbst gut leiden können. Er weiß, dass wir nicht vollkommen sind und dass wir alle Fehler und Schwächen haben und auch Fehler machen. Aber die gute Nachricht ist: Gott liebt uns trotzdem. Er hat uns nach seinem Bild geschaffen, und er ist ständig damit beschäftigt, an uns zu arbeiten und uns zu formen, damit wir ihm noch ähnlicher werden. Darum müssen wir lernen, uns selbst mit all unseren Schwächen zu lieben, nicht weil wir Egoisten wären oder unsere Fehler entschuldigen wollten, sondern weil unser himmlischer Vater uns so liebt, wie wir sind. Sie dürfen den Kopf hoch tragen und mutig vorangehen, weil Sie wissen, dass Gott Sie bedingungslos liebt. Er liebt Sie aufgrund dessen, was Sie sind, nicht aufgrund dessen, was Sie tun. Er hat Sie als einzigartiges Individuum geschaffen. Es hat niemals einen 82
Menschen gegeben, der genauso wie Sie ist, selbst wenn Sie einen Zwillingsbruder oder eine Zwillingsschwester haben, und es wird auch niemals einen solchen geben. Gott betrachtet Sie als sein besonderes Meisterstück! Außerdem betrachtet er Sie als einen Champion. Er glaubt an Sie – mehr, als Sie selbst an sich glauben! So oft haben wir den Eindruck, dass Gott einen großen Auftrag für uns hat. Aber weil wir ein negatives Bild von uns selbst haben, sagen wir: „Gott, ich kann das nicht tun. Ich bin ein Niemand. Du musst jemanden finden, der qualifizierter und besser ausgebildet ist. Ich habe nicht das Zeug dazu, Herr!“ Genauso hat zu biblischen Zeiten ein Mann namens Gideon reagiert. Ihm erschien ein Engel, der zu ihm sagte: „Gott mit dir, du tapferer Krieger!“ (Richter 6,12). Das hebräische Wort, das hier mit „tapfer“ wiedergegeben wird, hat die Grundbedeutung „tüchtig, reich, vermögend“ und bezeichnet die Kraft und Fähigkeit, etwas zu leisten oder hervorzubringen. Ob Sie es glauben oder nicht: Genauso sieht Gott auch Sie. In seinen Augen sind Sie ein starker, mutiger, erfolgreicher Mensch. „Ach, Joel, das würde er bestimmt nicht über mich sagen“, wenden Sie vielleicht ein. „Ich bin nichts von alledem. Ich bin nicht stark. Ich bin nicht erfolgreich. Und mutig? Soll das ein Witz sein? Ich? Gott hat diese tollen Dinge wahrscheinlich deshalb zu Gideon gesagt, weil er zuversichtlich und selbstsicher war – eben eine Führungspersönlichkeit.“ Ganz und gar nicht. Als der Engel weiterredete und Gideon sagte, dass er das Volk Israel aus der Hand der Midianiter befreien sollte, eines bösen, heidnischen Volkes, das ihr Land besetzt hatte, zeigte Gideon sein wahres Ich. Er antwortete: „Wie soll ich das Volk Israel befreien? Meine Sippe ist die kleinste im ganzen Stamm Manasse, und ich bin der Jüngste in meiner Familie“ (Richter 6,15). Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Das Interessante daran ist, dass Gideon sich selbst ganz anders sah, als Gott ihn sah. Obwohl Gideon sich für unfähig hielt, voller Angst war und kein Selbstvertrauen hatte, nannte Gott ihn einen tapferen Krieger. Gideon fühlte sich schwach; in Gottes Augen war er stark. Gideon fühlte sich unfähig; in Gottes Augen 83
war er dazu fähig, die Aufgabe zu erfüllen. Gideon fühlte sich unsicher; in Gottes Augen besaß er genug Mut und Zuversicht, um sein Volk in den Kampf zu führen und es als Sieger daraus hervorgehen zu lassen. Und Gideon schaffte es! In Gottes Augen sind auch Sie ein Champion. Vielleicht sehen Sie sich selbst nicht so, aber das ändert nichts an dem Bild, das Gott von Ihnen hat. Gott sieht Sie immer noch genauso, wie sein Wort Sie beschreibt. Vielleicht fühlen Sie sich unfähig, unsicher und dem Leben nicht gewachsen, aber Gott betrachtet Sie als Sieger!
Ändern Sie Ihr Selbstbild Die große Chance ist: Sie können das Bild, das Sie von sich selbst haben, ändern. Wie? Beginnen Sie damit, Gott zuzustimmen. Erinnern Sie sich: In Gottes Augen sind Sie ein starker, mutiger Mensch, der wertvoll ist und Respekt verdient. In seinen Augen sind Sie mehr als ein Überwinder. Fangen Sie an, sich so zu sehen, wie Gott Sie sieht. Reden Sie sich nicht länger heraus, und beginnen Sie damit, im Glauben voranzuschreiten und zu tun, womit Gott Sie beauftragt hat. Lassen Sie zu, dass Ihre Unsicherheit und Ihre Schwächen Sie davon abhalten, Ihr Bestes zu geben? Führen Sie fadenscheinige Gründe dafür ins Feld, warum Sie am Arbeitsplatz keine Führungsposition einnehmen oder warum Sie in Ihrer Gemeinde nicht mitarbeiten können, sich in Ihrer Stadt nicht ehrenamtlich engagieren oder einem Freund in Not nicht helfen können? Bedenken Sie: Gott hat Gideon nicht disqualifiziert, aber er hat ihn auch nicht vom Dienst entschuldigt. Vielleicht lassen Sie sich von Ihrem Gefühl der Unfähigkeit daran hindern, mehr von Gott zu erwarten. Gott will Sie trotz Ihrer Schwächen gebrauchen. Richten Sie Ihren Blick nicht auf Ihre Schwächen; richten Sie ihn Richten Sie Ihren auf Ihren Gott! Wenn Gott beschlossen Blick nicht auf Ihre hätte, nur vollkommene Menschen zu geSchwächen; richten Sie brauchen, hätte er niemanden, den er geihn auf Ihren Gott. brauchen könnte. 84
Gott liebt es, gewöhnliche, mit Fehlern behaftete Menschen wie Sie und mich zu gebrauchen, um ungewöhnliche Dinge zu tun. Vielleicht fühlen Sie sich aus eigener Kraft nicht dazu in der Lage, aber das ist völlig in Ordnung. Paulus hat gesagt: „Wenn wir schwach sind, kann Christus seine Kraft an uns erweisen“ (2. Korinther 12,9). Gottes Wort sagt, dass er immer dafür sorgt, dass wir triumphieren. Er erwartet von uns, dass wir ein Siegerleben führen. Es gefällt ihm nicht, wenn wir mit hängendem Kopf herumlaufen und ständig denken: Ach, ich Ärmster, ich bin nur ein elender Wurm, der im Staub herumkriecht. Wenn Sie das tun, dann lassen Sie zu, dass Ihr Selbstbild von unbiblischen Vorstellungen geprägt ist, die nicht mit dem übereinstimmen, was Gott von Ihnen denkt. Dennoch tun viele Menschen genau dies. Daher leiden sie unter geringer Selbstachtung; sie fühlen sich unbedeutend und unwert, Gottes Aufmerksamkeit zu erlangen, von seinen Segnungen ganz zu schweigen. Dieses negative Selbstbild hindert sie daran, die Gaben und die Autorität, die Gott ihnen gegeben hat, auszuüben, und es beraubt sie der Erfahrung des überfließenden Lebens, das ihr himmlischer Vater ihnen schenken möchte. In den meisten Fällen ist die Tatsache, dass ihr Leben so arm an Freude und Bedeutung ist, eine direkte Folge des Bildes, das diese Menschen von sich selbst haben. Hüten Sie sich davor, sich mit Menschen einzulassen, die Sie durch ihre negative Haltung und ihre mangelnde Selbstachtung der großartigen Dinge berauben, die Gott für Sie vorgesehen hat. Lassen Sie nicht zu, dass ihre negative Einstellung auf Sie abfärbt. Ein klassisches Beispiel dafür finden wir im Alten Testament, nachdem Gott Mose auf übernatürliche Weise geholfen hatte, mehr als zwei Millionen Hebräer aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien (nachzulesen im 13. Kapitel des 4. Mose-Buches). Sie durchquerten die ganze Wüste und schafften es bis an die Grenze Kanaans, des Landes, das von Milch und Honig überfloss. Sie kampierten direkt neben dem verheißenen Land, Gottes „Traumland“ für sie. Gott hatte seinem Volk ein reiches Erbe und eine fantastische Zukunft versprochen. Es gab da nur ein Problem: Ihr Traumland war schon bewohnt. Mose wusste, dass ihnen unter Umständen ein schwerer 85
Kampf bevorstand, darum schickte er zwölf Spione nach Kanaan hinein. Sie sollten herausfinden, wie stark die Feinde waren, und das Land in Augenschein nehmen, bevor die Schlacht begann. Nach sechs Wochen kamen die Kundschafter zurück und erstatteten Bericht. „Es ist genauso, wie wir gehört haben“, erzählten sie dem Empfangskomitee begeistert. Und das ganze Volk sagte: „Amen!“ „Es ist ein Land, das von Milch und Honig überfließt“, fuhren die Spione fort. „Seht euch diese Weinreben an! Betrachtet diese Granatäpfel! Es sind die größten und leckersten, die wir je gesehen haben. Und hier – probiert mal diesen Honig. Schmeckt der nicht unglaublich?“ Und das ganze Volk sagte: „Amen!“ Dann kam die schlechte Nachricht: „Aber es leben Riesen in dem Land und im Vergleich zu ihnen sehen wir aus wie eine Herde Heuschrecken.“ Und das ganze Volk sagte: „O weh, o weh!“ Zehn der zwölf Spione meinten: „Es ist wirklich ein Land, das von Milch und Honig überfließt, aber wir haben nicht die geringste Chance. Wir werden diese Leute niemals besiegen. Sie sind zu groß und sie sind zu stark.“ Und sie fügten hinzu: „Mose, wir waren in unseren Augen wir Heuschrecken“ (4. Mose 13,33; Luther). Beachten Sie den Ausdruck „in unseren Augen“. Mit anderen Worten: Angesichts der Opposition und der Hindernisse, die vor ihnen lagen, sahen sie sich selbst im Geist als kleine, schwache, besiegte Heuschrecken, die nur darauf warteten, zerdrückt zu werden, machtlos gegen die Riesen, die ihnen entgegenstanden. Diese zehn Kundschafter kamen mit einem negativen Bericht zurück, weil sie auf ihre Umstände schauten. Sie hatten den Kampf schon verloren, ehe er begonnen hatte. Aber Josua und Kaleb, die beiden anderen Spione, berichteten etwas völlig anderes. Sie hatten dasselbe gesehen wie ihre zehn Kollegen, aber es war, als wären sie an einem anderen Ort gewesen. „Mose, wir sind sehr wohl dazu fähig, das Land einzunehmen“, sagten sie. „Ja, es leben Riesen dort, und sie sind wirklich furchterregend, aber unser Gott ist viel größer! Ja, sie sind stark, aber 86
unser Gott ist stärker! Weil er auf unserer Seite ist, werden wir es schaffen. Lass uns sofort hineingehen und das Land in Besitz nehmen.“ Was für eine großartige Wahrheit! Sie und ich, wir werden es schaffen. Nicht weil wir so stark sind, sondern weil unser Gott so stark ist! Wenn wir in unserem Leben mit Gegenwind und Schwierigkeiten zu kämpfen haben, dürfen wir mutig und vertrauensvoll aufstehen, denn wir wissen: Mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen, sie zu überwinden. Josua und Kaleb waren nicht naiv. Sie waren mit denselben Fakten konfrontiert wie ihre Kollegen. Sie leugneten weder die Existenz der Riesen noch die Realität der Probleme und Hindernisse. Der Unterschied bestand in ihrer Haltung. Sie vertrauten Gott. Sie hatten ein anderes Selbstbild – sie sahen sich nicht als Heuschrecken, die darauf warteten, zertreten zu werden. Nein, sie sahen sich als Männer Gottes, die von Gott geführt und befähigt waren. Josua und Kaleb waren mit denselben Fakten konfrontiert wie die Zweifler, aber sie zogen andere Schlüsse. Glauben Sie mir, Gott hat schon genug „Heuschrecken“. Er will, dass Sie ein Mensch sind, der willig, bereit und „sehr wohl dazu fähig“ ist, das zu tun, was Sie nach seinem Wunsch tun sollen. Leider kamen von all den Menschen, die aus Ägypten befreit wurden, nur zwei Männer, Josua und Kaleb, jemals in das Land hinein, das Gott ihnen geben wollte. Die anderen (außer Mose und Aaron) machten Gott Schande; sie entehrten ihn durch ihr Misstrauen, und infolgedessen verbrachten sie den Rest ihres Lebens damit, im Kreis in der Wüste umherzuziehen, bis sie schließlich starben. Ihr mangelnder Glaube und ihre mangelnde Selbstachtung beraubten sie der fruchtbaren Zukunft, die Gott für sie bereithielt. Bedenken Sie: Gott hatte den Israeliten den Sieg schon garantiert, aber wegen ihres negativen Selbstbildes erreichten sie das verheißene Land nie. Sie erfüllten niemals ihre Bestimmung, und all das wegen der Art, wie sie sich selbst sahen. Wie sehen Sie sich selbst? Sehen Sie sich als erfolgreichen Menschen – gesund, hoffnungsvoll und glücklich? Sehen Sie sich als einen Menschen, der von Gott gebraucht wird? Sehen Sie sich 87
selbst als „sehr wohl dazu fähig“, das zu tun, was Gott von Ihnen möchte, stark durch die Verbindung mit ihm und gestärkt von seiner Kraft (vgl. Epheser 6,10)? Oder haben Sie eine „Heuschrecken-Mentalität“ entwickelt? Die Heuschrecken-Mentalität sagt: „Ich werde es im Leben nie zu etwas bringen. Meine Träume werden niemals in Erfüllung gehen. Meine Ehe ist nicht mehr zu retten; ich bin zu tief verschuldet. Ich werde nie aus dem Loch herauskommen, in dem ich stecke.“ Sie müssen lernen, diese negativen Gedankengebäude zu zerstören. Beginnen Sie, sich selbst so zu sehen, wie Gott Sie sieht – als einen Sieger, einen Überwinder. In seinen Augen sind Sie „sehr wohl fähig“. Wenn Sie möchten, dass sich Ihre Lebensumstände verbessern, dann müssen Sie zuerst mit den „Augen des Glaubens“ sehen, wie sie sich verändern. Sie müssen sich selbst als glücklichen, erfüllten, erfolgreichen Menschen sehen, der das Leben eines Siegers führt. Glauben Sie mir, Sie sind kein kosmisches Zufallsprodukt, das sinn- und ziellos durchs Leben treibt. Gott verfolgt mit Sehen Sie sich selbst Ihrem Leben einen ganz bestimmten so, wie Gott Sie sieht – Zweck. Er hatte nicht die Absicht, dass als einen Sieger, einen Sie elend, deprimiert, einsam, krank und Überwinder. als Verlierer durchs Leben gehen. Vielleicht haben die Kämpfe, die Sie in Ihrem Leben auszufechten haben, Sie so fertig gemacht, dass Sie sich daran gewöhnt haben, mutlos zu sein. Vielleicht haben Sie sich betrügen und mit einem Leben abspeisen lassen, das weit unter dem liegt, was Gott für Sie geplant hat. Vielleicht hatten Sie einmal ein gutes Bild von sich selbst, aber nun sehen Sie sich nur noch als jemanden, der es „gerade eben“ schafft zu überleben. Das Bild, dass Sie nach Gottes Willen von sich selbst haben sollen, ist verzerrt; die Spiegel, in denen Sie sich selbst gesehen haben – die Worte, Handlungen und Ansichten Ihrer Eltern, Ihrer Freunde oder der Menschen, die Sie verletzt haben –, haben einen Sprung und vermitteln Ihnen ein verzerrtes Bild Ihrer selbst. Wenn Sie dieses verzerrte Bild akzeptieren, dann bereiten Sie damit den Weg für Depression, Armut oder Schlimmeres. Wenn 88
Sie nicht aufpassen, werden Sie in nicht allzu langer Zeit anfangen zu glauben, dass das Bild, das Sie in jenen gesprungenen Spiegeln sehen, ein wirklichkeitsgetreues Abbild dessen ist, wie das Leben sein soll. Dann rechnen Sie nicht mehr mit etwas Besserem. Dann erwarten Sie nicht mehr, dass Gott Sie segnet und Ihnen Sieg schenkt. Dann treiben Sie durchs Leben wie ein Blatt im Wind, nehmen hin, was auch immer geschieht, und drehen sich im Kreis, bis Sie sterben. Aber das entspricht nicht dem liebevollen Plan, den Gott für Ihr Leben hat! Gott ist ein guter Gott und er gibt seinen Kindern Gutes. Gleichgültig, wer Sie niedergemacht hat oder wie viel Schmerz Sie im Leben erfahren haben, gleichgültig, wie viele Rückschläge Sie erlebt haben – lassen Sie sich nicht zu der resignierenden Haltung verleiten, dass Ihr Leben eben einfach so ist und so bleiben wird. Nein, Gott hält Besseres für Sie bereit! Sie müssen Ihr Denken mithilfe von Gottes Wort neu programmieren; verändern Sie dieses negative Selbstbild, und sehen Sie sich nicht länger als einen Verlierer, sondern als einen Sieger, der sein Leben in den Griff bekommt. Fangen Sie an, sich vorzustellen, dass Ihre Ehe wieder in Ordnung kommt. Stellen Sie sich vor, wie ihr Geschäft floriert. Stellen Sie sich vor, wie Ihre Kinder die guten Dinge genießen, die Gott schenkt. Sie müssen dies durch die „Augen des Glaubens“ sehen, dann wird es anfangen zu geschehen. Lernen Sie, Ihre Gedanken zu schützen und zu kontrollieren, und beginnen Sie sich mit dem Guten zu beschäftigen, das von Gott kommt. Wenn Sie immer nur Kleines denken, Kleines glauben und Kleines erwarten, dann werden Sie Kleines empfangen. Und wenn Sie immer über Niederlage und Versagen nachdenken und darüber, wie schwach Sie sind und wie unlösbar die Probleme sind, mit denen Sie zu kämpfen haben, dann werden Sie wie jene zehn Spione zu Moses Zeiten eine „Heuschrecken-Mentalität“ entwickeln. Ein junger Mann hat einmal zu mir gesagt: „Joel, meine Großeltern waren arm und meine Urgroßeltern vor ihnen ebenfalls. Auch meine Eltern haben es kaum zu etwas gebracht. Ich glaube, bei mir wird es genauso sein – das ist einfach mein Schicksal.“ Nein, das ist die Heuschrecken-Mentalität. 89
„Sie müssen aus dieser Armutshaltung ausbrechen und Ihr negatives Selbstbild verändern“, ermutigte ich ihn. „Lassen Sie Ihre Vergangenheit nicht über Ihr Schicksal bestimmen oder Ihr Selbstbild prägen. Sehen Sie sich selbst so, wie Gott Sie sieht. Stellen Sie sich vor, wie Sie die wunderbaren Dinge erfahren, die Gott für Sie bereithält.“ Wie ich bereits erwähnte, wuchs mein Vater in einer jener allerärmsten Baumwollpflücker-Familien auf, die alles, was sie jemals besessen hatte, während der großen Depression der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts verlor.Aber 1939, mit 17 Jahren, ließ mein Vater Gott in sein Herz. Jahre später sagte Daddy zu mir: „An jenem Tag traf ich die feste Entscheidung, dass meine Kinder und meine Familie niemals die Armut und den Mangel erleben würden, die meine Kindheit geprägt hatten.“ Und er begann, sich selbst anders zu sehen. Er sah sich nicht länger als armes, unterdrücktes Bauernkind ohne Hoffnung, ohne Ausbildung und ohne Zukunft. Stattdessen begann er, sich als Kind des höchsten Gottes zu sehen. Er begann, die Bibel daraufhin zu untersuchen, was Gott über ihn sagte. Daddy begriff, dass Gott viel größere Pläne für sein Leben hatte. Im Laufe der Jahre verstand er immer besser, wer er als Kind Gottes war und was ihm aufgrund dieser Beziehung rechtmäßig zustand. Er begann, sich selbst so zu sehen, wie Gott ihn sah. Er entdeckte, dass Gott ein Gott des Wachstums ist. Mit dieser Gewissheit im Herzen erhob er sich über seine damaligen Umstände und durchbrach den Fluch der Armut, der über unserer Familie lag. Doch all dies begann erst, als er eine Vision davon bekam, wer er in Gottes Augen war. Kein Wunder, dass er in jedem Gottesdienst seine Bibel hochhielt und sagte: „Das ist meine Bibel. Ich bin, was sie sagt, dass ich bin. Ich habe, was sie sagt, dass ich habe.“ Sie wären vielleicht schockiert, wenn Sie wirklich begreifen würden, wie sehr Gott Sie segnen möchte. Gott will, dass Sie im Leben Großes erreichen. Er hat ein unglaubliches Potenzial an Gaben und Talenten in Sie hineingelegt, das nur darauf wartet, dass Sie sich selbst so zu sehen beginnen, wie Gott Sie sieht, und im Glauben vorangehen und den Träumen und Sehnsüchten folgen, die er Ihnen ins Herz gelegt hat. 90
Ist das nicht aufregend? Sie beginnen sich selbst so zu sehen, wie Gott Sie sieht. Sie werden diese Heuschrecken-Mentalität los. Ja, da liegen vielleicht ein paar große Hindernisse auf Ihrem Weg, aber Ihr Gott ist viel, viel größer. Sie entwickeln die Haltung, dass Sie „sehr wohl fähig“ sind, und sehen sich selbst als den Champion, der Sie nach Gottes Plan sind. Gehen Sie weiter, wachsen Sie weiter. Gott hält viel mehr für Sie bereit!
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