Ein Augenblick genügt - 9783865917935

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WESS STAFFORD

DEAN MERRILL

Ein

Augenblick gen端gt

Mit besonderen Momenten das Leben von Kindern bereichern

Aus dem Englischen von Beate Zobel


Inhalt Einleitung: Was alles in einem Augenblick möglich ist. . . . . . . . . . . 13 Kapitel 1: Ein Augenblick, in dem ein Kind gerettet wird. . . . . . . . 23 Die Menschen, die am verletzlichsten sind. . . . . . . . . . . 26 Nachbarschaftshilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Aus dem Feuer gerettet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Noch eines?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Unbekannt, aber nicht vergessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Ein kleines Mädchen namens Jessica . . . . . . . . . . . . . . . 37 Kapitel 2: Ein Augenblick für das Selbstbewusstsein. . . . . . . . . . . . 43 Schaut euch diese Schuhe an!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Die Freundlichkeit von Fremden. . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Wildes Winken im Auto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Freundlichkeit vom anderen Ende der Welt. . . . . . . . . . 50 Der Hoffnungslosigkeit entkommen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Eine unvermutete Quelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 „Nur“ ein Mädchen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Wenn der Kreis sich schließt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Die Freundlichkeit eines Lehrers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Das grüne Tagebuch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Die sanfte, leise Stimme der Mütter. . . . . . . . . . . . . . . . 65 Begeisterter Fan. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Die weiße Gardenie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Ein langersehntes Lob. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Tanzen für Opa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Unter der Oberfläche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Der Togajüngling. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Die Lügen von Gottes Gegenspieler. . . . . . . . . . . . . . . . 76 8


Kapitel 1 Ein Augenblick, in dem ein Kind gerettet wird



M

ein Freund Jerry Schemmel ist Sportreporter und in seiner Region bekannt als die „Stimme der Colorado Rockies“, eines Baseballteams aus Denver im U S-Bundesstaat Colorado. Er war 1989 an Bord des Katastrophenfluges 232, als eine Maschine der United Airlines von Denver nach Philadelphia fliegen wollte und nach einem Hydraulikausfall auf der Landebahn des Flug­ hafens Sioux City in Iowa zerschellte. Jerry wurde aus dem Flug­ zeug geschleudert und landete unversehrt in einem Getreidefeld. Während er erleichtert feststellte, dass er unverletzt war, und entsetzt auf das brennende Flugzeug starrte, hörte er das Weinen eines Babys, das aus dem qualmenden Flugzeugrumpf drang. Er stürmte mitten hinein in den Ort des Grauens. Als er vor Rauch nichts mehr sehen konnte, folgte er der Stimme des Kindes und barg schließlich ein elf Monate altes kleines Mädchen namens Sabrina Michaelson. Ihre Geschichte wurde in dem beeindru­ ckenden Buch Chosen to Live veröffentlicht. Als Jerry in meinem Büro saß und mir diese Geschichte erzählte, wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte gerufen: „Super! Genau das hätte ich auch getan!“ Aber hätte ich es wirklich getan? Hätten Sie es getan? Es gibt kaum etwas, das uns in den Abendnachrichten mehr bewegt als der Bericht eines Feuerwehrmannes, der ein vor Kälte zitterndes Kind aus einem gefrorenen Teich rettet – oder das Bild eines blutenden Soldaten, der mit seinem verletzten Freund auf den Schultern aus dem Kampfgebiet rennt, während auf ihn ge­ 25


schossen wird und Bomben ringsum explodieren. Dieses selbst­ lose Verhalten kann man weder im Vorfeld beschließen noch ein­ üben. Entweder hat ein Mensch die Fähigkeit, sich heldenhaft zu verhalten, oder er hat sie nicht. Der Augenblick, in dem wir uns als Held bewähren müssen, kommt unerwartet und wir reagie­ ren – oder tun es nicht –, ohne Zeit zum Nachdenken zu haben. Es gibt keine zweite Chance, keinen „Was-wäre-wenn“-Spiel­ raum. Im entscheidenden Moment ist den Menschen, die sich heldenhaft verhalten, die Reichweite ihres Verhaltens oft selbst nicht bewusst. Vielleicht realisieren sie das auch nie. Ist das Leben des Kindes wichtiger als mein eigenes Leben? Wenn ich bei dem Ver­ such, sie zu retten, sterbe, wird ihr Leben in Zukunft mehr Gutes für die Welt bewirken, als mein Leben es getan hätte? Für solche Überlegungen ist keine Zeit. Wenn Jahre später bekannt wird, welch ein wunderbarer Mensch aus diesem Kind wurde, dann erfüllt das den Retter mit Befriedigung. Doch wenn er nie wieder etwas von dem Menschen hört, sollte er nicht enttäuscht sein, denn ein Leben ist grund­ sätzlich wertvoll, unabhängig davon, was der Mensch zustande bringt. Tatsache ist: Jedes Kind ist wertvoll. Ihr Schöpfer hat die Kinder im Leib ihrer Mutter liebevoll geschaffen, jedes Ein­ zelne von ihnen. Eines nach dem anderen wurde geboren. Jedes lebt und stirbt zu seiner Zeit. Und immer wieder muss eines von ihnen durch einen selbstlosen Helden gerettet werden … Die Retter sind in der Regel keine Politiker, Millionäre oder Prominente, sondern meist ganz gewöhn­liche Leute mit einem außergewöhn­lichen Herzen. Die Menschen, die am verletzlichsten sind Nachdem die Kamera das Gesicht eines kleinen Jungen oder Mädchen in Großaufnahme gezeigt hat, schwenkt sie wieder in die Totale und präsentiert den Zuschauern der Abendnach­ richten die Not leidenden Massen. Parallel zum Schwenk der Kamera wechselt auch die Einstellung des Zuschauers von Mit­ 26


leid zu Desinteresse. Die Zahl der hungernden Kinder ist größer, als wir erfassen können. Der Großteil der Bevölkerung resigniert angesichts der überwältigenden Herausforderung, und selbst mitfühlende Menschen sind wie gelähmt und finden sich damit ab, nicht wirklich etwas tun zu können. Der große britische Staatsmann Edmund Burke ist bekannt für seine Aussage: „Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen.“ In unserer verrückten, schnelllebigen Zeit passiert es so leicht, dass die Schwächsten, die Verletzlichsten und Kleinsten unter die Räder kommen. Sie brauchen unseren Schutz, unseren Augen­ blick der Aufmerksamkeit, um nicht überrannt zu werden. Wir müssen ihnen helfen, denn sie sind auf unsere Hilfe angewiesen. Auf diesen Gedanken kam ich, als ich unlängst auf einem Highway in Oregon unterwegs war. Ich fuhr an einer Reihe von orangefarbenen Pylonen vorbei und auf den Warntafeln las ich: „Baustelle. Zu schnelles Fahren wird mit doppeltem Strafmaß geahndet. Wer einen Arbeiter verletzt, zahlt 15.000 Dollar Buß­ geld und riskiert eine Gefängnisstrafe.“ Ich muss wohl kaum erwähnen, dass mich diese Warnung sofort erreichte, ich die Geschwindigkeit drosselte und sehr darauf achtete, den Bauarbeitern nicht zu nahezukommen. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, diese Strafe zu bekommen … und natürlich wollte ich auch keinen Arbeiter verletzen. Leider muss ich zugeben, dass meine Überlegungen in genau dieser Rei­ henfolge abliefen. Diese Warnung war nötig, weil wir in unserem Alltagstrott oft vergessen, auf die Menschen und die Ereignisse um uns herum zu achten. Doch diese Bauarbeiter mussten sich mitten auf der Autobahn auf ihre Arbeit konzentrieren und sich darauf verlas­ sen können, dass wir auf sie aufpassen würden. Sie waren auf dieser Straße besonders gefährdet. Als ich die Baustelle hinter mir ließ und wieder schneller fuhr, dachte ich weiter über diese Zusammenhänge nach. Sollten wir 27


in Bezug auf das Wohl der Kinder nicht genau dieselbe Einstel­ lung haben? Kinder sind in vielerlei Hinsicht gefährdete Perso­ nen in unserer Welt. Sie sind schon vollauf damit beschäftigt, heranzuwachsen, und können nicht an all die Gefahren denken, die sie umgeben. Es liegt in unserer Verantwortung, auf die Kin­ der zu achten. Wenn ein Kind in unserer Nähe ist, sollten wir immer wach­ sam sein, nicht nur, um es nicht zu verletzen, sondern auch, um es notfalls aus einer Gefahr zu befreien und es liebevoll auf seinem Weg zu unterstützen. Jede Ver­ In unserer verrückten, schnell­ letzung, die ein Kind von einem lebigen Zeit passiert es so Erwachsenen erleidet, sollte mit leicht, dass die Schwächsten, der doppelten Strafe belegt wer­ die Verletzlichsten und Kleinsden! Vielleicht könnte das daten unter die Räder kommen. zu beitragen, dass Raubüberfälle nicht mehr auf Läden ausgeübt werden, in denen Kinder einkau­ fen, oder dass nicht mehr in Häuser eingebrochen wird, in deren Vorgärten Spielzeug liegt, ganz nach dem Motto: „Hiervon lassen wir lieber die Finger, da scheinen Kinder zu sein.“ Vielleicht könnten solche Gesetze auch dazu beitragen, dass weniger Kinder sexuell missbraucht werden. Jedes Mitglied der Gesellschaft ist dafür verantwortlich, die Kinder, die uns anvertraut werden, zu schützen, zu versorgen und zu segnen. Jedes Leben ist von Natur aus wertvoll und nicht aufgrund einer erbrachten Leistung. Aber mitunter kommen auch beide Faktoren zusammen, wie ein Mann namens Herb Gilbey entdeckte. Nachbarschaftshilfe Wenn der Schneesturm tobt und der Wind ums Haus pfeift, dann ist jeder froh, der in seinem warmen Haus bleiben kann. Herb Gilbey ging es an jenem Abend im Jahr 1918 nicht anders, als ein Schneesturm über den U S-Bundesstaat South Dakota hinwegfegte. Er war ausgesprochen zufrieden damit, sich an

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einer Tasse heißer Schokolade zu wärmen und aus dem Fenster zu schauen. Aber dann hörte er ein Klopfen an der Tür. Sein Nachbar, ein Apotheker, war überraschend zu ihm herübergekommen. „Komm rein, komm schnell ins Warme!“, sagte Herb und schob seinen Freund ins Wohnzimmer. Als der Nachbar seinen Schal von seinem Kopf abwickelte, erkannte Herb sofort, dass es ihm nicht gut ging. Ihm war bekannt, dass der Mann derzeit sehr viel arbeiten musste, weil überall in der Stadt Menschen an einer schweren Grippe erkrankt waren. In der Zeitung hatte gestanden, dass derzeit zwanzig Millionen Amerikaner erkrankt und Tausende bereits gestorben waren. „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte Herb besorgt. „Ja, danke, es geht schon“, antwortete der Mann eilig. „Aber Pinky“ – das war der Spitzname seines siebenjährigen Sohnes –, „den hat es richtig schwer erwischt. Jetzt ist noch eine Lungenentzündung dazugekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob er durchkommen wird …“ Die Stimme des Vaters brach, während er den letzten Satz hervorbrachte. „Oh nein!“, stöhnte Herb. „Können wir irgendwie helfen?“ „Nun … deshalb bin ich hier“, antwortete der Apotheker. „Es gibt ein neues Medikament, das zwar noch getestet wird, aber scheinbar hervorragend bei Lungenentzündung wirkt. Doch ich habe es nicht. Der nächste Ort, wo man es erhalten kann, ist in einer großen Apotheke in Minneapolis. Ich wollte fragen …“ Seine Stimme versagte. Herb sah seinem Nachbar in das gerötete Gesicht. Dieser Mann war keinesfalls in der Lage, die vierhundert Kilometer nach Osten zu fahren und dann dieselbe Strecke zurück zu bewäl­ tigen. Selbst für einen Gesunden war eine solche Reise bei ­diesem Wetter eine Qual. Aber er konnte doch nicht zulassen, dass Pinky dieser Krankheit erliegen würde. Herb dachte noch einmal nach, dann

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meinte er: „Gut, ich versuche es. Kannst du mir die genaue Adresse sagen?“ Herb Gilbert ging zu seinem Ford Modell T und fuhr in die Kälte. Eine Heizung gab es nicht. Schon bald war er auf der holprigen, überwiegend noch unbefestigten Straße, die zur Bundesstraße nach Minnesota führte. Er fuhr die ganze Nacht durch den Schneesturm, selten konnte er schneller als fünfzig Stundenkilometer fahren. Im Morgengrauen kam er in der ­großen Stadt an, fand die Apotheke, erhielt das Medikament und fuhr damit direkt zurück nach South Dakota. Pinky überlebte. Herb Gilbert starb in hohem Alter und war immer dankbar dafür, dass er seinem Nachbarjungen damals hatte helfen können. Allerdings konnte er nicht mehr miterleben, wie Pinky eine wichtige Figur in der amerikanischen Öffentlichkeit wurde – als U S-Senator und Vizepräsident der Vereinigten ­Staaten. Jetzt war er nur noch unter seinem vollen Namen bekannt: Hubert H. Humphrey.

Mög­licherweise steckt ein riesiges Potenzial in dem Kind, dem Sie helfen. Schon eine kleine Hilfestellung, um einem Kind aus einer Gefahr zu retten, kann dazu beitragen, dass der Lauf der Geschichte verändert wird. Das lässt sich nicht voraussehen. Da diese Möglichkeit aber besteht, sollten wir uns immer dazu ent­ scheiden, anderen zu helfen. Die Geschichte von Humphrey erinnert mich an ein ähn­ liches Ereignis zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als eine Hütte in Epworth in England in Brand geriet. Der brillante Biograf von John Wesley beginnt seine Erzählung folgendermaßen: Aus dem Feuer gerettet Das Zimmer schien hell beleuchtet. Aber die Bettvorhänge waren zugezogen und das Kindermädchen hatte ihn noch gar nicht geweckt. Jacky blieb für einen kurzen Augenblick etwas

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verwirrt liegen und streckte dann seinen Kopf aus dem Himmelbett. An der Decke erblickte er den Widerschein eines Feuers. In diesem gespenstischen Licht sah er, dass Molly und Anne, zwei seiner Schwestern, die in demselben großen Bett schliefen, nicht mehr da waren. Das andere Bett, in dem das Kinder­ mädchen mit Patty und Klein-Charly schlief, war ebenfalls leer. Der fünfjährige Jacky rannte zur offen stehenden Tür. Aber der Flur draußen stand in hellen Flammen. Er rannte zurück, kletterte auf die Kommode beim Fenster und zog am Schnappriegel. Das strohgedeckte Dach des Pfarrhauses knisterte und brann­ ­te lichterloh im heftigen Nordostwind. Unten waren einige Nachbarn in den Hof gerannt und versuchten jetzt, die Flammen zu löschen. Jacky schob sich aufs Fensterbrett, so weit er sich vortraute. Er sah, wie ein Mann nach oben zeigte und dann rief, er werde eine Leiter holen. Einer der Nachbarn, ein großer, stämmiger Mann, rief laut: „Dazu ist jetzt keine Zeit mehr!“ Er lehnte sich gegen die Mauer und eifrige Hände halfen einem leichteren Mann, auf seine Schultern zu klettern. Während die Hitze hinter Jacky immer größer wurde, hatte der Mann sich inzwischen aufgerichtet, streckte seine Arme aus und zog den Jungen aus dem Fenster. In diesem Augenblick stürzte das Dach ein. „Es fiel aber in sich zusammen, wir wären sonst alle auf einmal zerquetscht worden.“ Sie trugen Jacky in das Haus, in dem seine Familie Zuflucht gefunden hatte. Die elfjährige Hetty war durch herabfallendes, brennendes Dachstroh geweckt worden und hatte Alarm geschlagen. Ihr Vater, der Pfarrer von Epworth, war daraufhin in das Zimmer gestürmt, in dem seine Frau lag. Sie schliefen in getrennten Zimmern, denn Susanne war schwanger und krank. Sie weckte ihre älteste Tochter und hastete mit ihr durch die Flammen, bis sie in Sicherheit waren.

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Dann rannte der Pfarrer nach oben in das Kinderzimmer. Das Kindermädchen ergriff Klein-Charly und befahl den anderen, ihm zu folgen. Doch niemand hatte bemerkt, dass Jacky trotz des Tumults in tiefem Schlaf lag. Als der Pfarrer mitbekommen hatte, dass das Kind vermisst wurde, versuchte er, nochmals die Treppe hinaufzueilen, doch die stand schon in hellen Flammen und hätte sein Gewicht wohl kaum noch getragen. In seiner Seelennot kniete er nieder und befahl John Wesleys Seele Gott an. Aber da war Jacky, sicher und unversehrt, „ein brennendes Holzscheit, aus dem Feuer“2 gerissen. Reverend Samuel Wesley, dessen Haus in Asche lag und dessen Bücher und Manuskripte verbrannt waren, rief unter Freudentränen: „Kommt, Nachbarn! Wir wollen niederknien! Wir wollen Gott danken! Er hat mir alle meine acht Kinder wiedergegeben! Lasst das Haus ­verbrennen. Ich bin reich genug!“3

Hätte dieser Bauer nicht den Mut und die Kraft besessen, sich so nahe an das Feuer zu wagen, eine mensch­liche Leiter zu bilden und einem zweiten Mann nach oben zu helfen, der den Jungen aus dem brennenden Fenster ziehen konnte, dann wäre die große methodistische Erweckung vermutlich ausgeblieben, deren Vor­ kämpfer John Wesley war. Man kann sich gut vorstellen, dass viele Menschen zum Glauben kamen, als sie zuhörten, wie der Predi­ ger diese Geschichte aus seiner Kindheit erzählte. Seinen Zuhö­ rern wurde klar, dass ihnen ebenso wie dem kleinen John der Tod drohte, nur dass es bei ihnen der ewige Tod wäre und sie nicht in den Himmel kämen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, wie überrascht jener Bauer gewesen sein musste, als er in den Himmel kam und erkennen durfte, wie viele Menschen dort waren, weil er im entscheidenden Moment nicht gezögert, sondern das Leben eines kleinen Jungen gerettet hatte. Ein Augenblick hatte genügt. Mitunter muss einem Kind schon geholfen werden, bevor es überhaupt geboren ist. Mir wurde klar, dass kein Ort auf der 32


Erde für ein Kind gefähr­licher ist als der Leib seiner eigenen Mutter. Manchmal ist das Leben des Kindes gefährdet, weil es in Armut geboren wird. Doch leider wird ein junges Leben oft nur deshalb ausgelöscht, weil es „ungelegen“ gekommen wäre. Das Kind, von dem die folgende Geschichte berichtet, wurde für mich zu einem großen Helden. Noch eines? Seine Eltern heirateten in der Zeit der Weltwirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. Die ersten zwei Kinder kamen schnell nacheinander. Bald darauf musste das junge Paar erneut feststellen, dass ein Kind unterwegs war – noch ehe sie ihren vierten Hochzeitstag feiern konnten. Die Zeiten waren wirtschaftlich sehr schwer und sie hatten kein weiteres Kind geplant. Aber entgegen jeder Logik kamen sie zu der Überzeugung, dass Gott dieses Kind ganz bewusst geschaffen hatte, um es ihnen zu schenken. Sie entschieden sich für das Kind – und ein Junge kam zur Welt. Später schrieb dieser Junge: „Ich bin so dankbar für ihre Entscheidung … Unsere Familie war erfüllt von großer Freude aneinander, die sich ohne diese Annahme nicht hätte entfalten können.“ Heute dient jedes dieser drei Kinder Gott. Der Junge heißt Chuck Swindoll und wurde ein bekannter Prediger und Autor. Er schrieb: „Weil sie damals so selbstlos gedacht haben, kann ich heute diese Dinge schreiben.“4

Für Chuck Swindoll ist es selbstverständlich, dass Gott ihn von Anfang an geliebt und sein Leben für wertvoll geachtet hat. Die Liebe Gottes zu kleinen Kindern kommt auch in den folgenden drei biblischen Berichten klar zum Ausdruck: 1. Joscheba, die Frau des Priesters Jojada, eine unbekannte Hel­ din aus der Bibel, schlich sich in den Königspalast und rettete ihren kleinen Neffen Joasch. Sonst hätte seine böse Großmut­ ter, die Königin Atalja, ihn ebenso ermorden lassen wie alle seine Brüder. Sieben Jahre später wurde Joasch König und 33


regierte 40 Jahre. Eine lesenswerte Geschichte! (2. Könige 11; 2. Chronik 22) 2. Der Name der Amme ist nicht bekannt, die Mefi-Boschet, den kleinen Sohn des Prinzen Jonatan, in ihre Arme nahm und mit ihm flüchtete, während ringsum das Herrscherhaus von König Saul auseinanderbrach. In der ganzen Aufregung ließ sie das Kind unglück­licherweise fallen, sodass er für sein rest­liches Leben gelähmt war. Aber in diesen Augenblicken des Schre­ ckens dachte sie nicht nur daran, ihr eigenes Leben zu retten. Sie überließ den kleinen Jungen nicht seinem unausweich­ lichen Schicksal. Später, als Erwachsener, wurde Mefi-Boschet zum Palast des Königs David gebracht, wo er sein rest­liches Leben im Wohlstand verbringen konnte und David die Mög­ lichkeit gab, dessen Liebe zu seinem Vater Jonatan zum Aus­ druck zu bringen. Eine solche Geschichte kann man sich nicht ausdenken! (2. Samuel 4,4) 3. Dann gibt es noch die Geschichte des berühmten Propheten Elia (1. Könige 17,17–23). Er hörte nicht auf, für den toten Sohn einer Witwe zu beten, deren Gastfreundschaft er über einen längeren Zeitraum genos­ Manchmal kann unser freund­ sen hatte. Elia hatte schon viel licher Umgang mit einem Kind Erfahrung mit dem übernatür­ in dessen Leben weite Kreise lichen Wirken Gottes und war ziehen, auch wenn wir uns nur zunächst enttäuscht, weil Gott ganz wenig Zeit nehmen. sein Gebet für das Kind nicht erhörte. Aber er hörte nicht auf zu beten. Er betete nicht nur einmal oder zweimal, sondern dreimal und er hätte sicher noch öfter gebetet, wenn Gott dann nicht eingegriffen und das Kind zum Leben erweckt hätte. (Anscheinend gibt es ­Situationen, in denen ein Augenblick nicht genügt.) Unbekannt, aber nicht vergessen Manchmal kann unser freund­licher Umgang mit einem Kind in dessen Leben weite Kreise ziehen, auch wenn wir uns nur ganz 34


wenig Zeit nehmen. Es ist wie bei einem Stein, den man ins Wasser wirft: Im Vorfeld kann man nicht sagen, welche Aus­ wirkungen unsere Bemühungen haben oder welche Kreise sie ziehen werden. Einer unserer Mitarbeiter bei Compassion International in Colorado Springs hat einen wunderbaren Sohn im Teenager­ alter. Christopher Dana war ein vorbild­licher Schüler, Sportler und Christ. Seine Wirbelsäule hatte eine leichte Krümmung, die mittels einer routinemäßigen Operation behoben werden sollte, damit sich sein Körper weiter gesund entwickeln konnte. Aber an jenem Morgen passierten während der Operation schreck­liche Dinge. Von einem Moment auf den anderen war Christopher gelähmt. Mit schwerem Herzen ging ich ins Kran­ kenhaus, um ihn zu besuchen. Oh Gott, was soll ich ihm bloß sagen?, stöhnte ich innerlich, während ich das Zimmer betrat. Ich versuchte, die richtigen Worte zu finden, und betete mit ihm. Als ich wieder ging, war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich ihm hatte helfen können. Monate vergingen und Christopher brachte seine RehaTherapie hinter sich. Wir Mitarbeiter von Compassion beteten täglich für ihn und seine tief erschütterte Familie. Allmählich konnten seine tapferen Eltern Sean und Michelle immer mehr Gutes berichten. Eines Tages kam meine Assistentin Angie in mein Büro, hatte Tränen in den Augen und meinte: „Komm schnell, hier ist jemand für dich.“ Im Foyer saß Christopher in seinem Rollstuhl. Während ich ihm entgegenging, erhob er sich unter Schmerzen und stellte sich auf seine Füße. Sein Vater sagte: „Seit Monaten trainiert Christopher für dieses eine Ziel. Er ist hergekommen, um dir zu zeigen, dass er die siebzig Meter bis zu deinem Büro zu Fuß gehen kann.“ Auf dem Boden klebte ein Maßband, sie hatten die Strecke von 70 Metern extra abgemessen. 35


Selten sah ich solche Entschlossenheit. Christopher setzte einen Fuß vor den anderen und hatte ein Lächeln im Gesicht, das immer wieder von Schmerzen und Anstrengung überla­ gert wurde. Doch er ging weiter, bis er schließlich auf meinem Schreibtischstuhl saß. Wir applaudierten stürmisch. Dann zog er einen zusammengefalteten Zettel hervor und erklärte, dies seien seine Fragen an mich, die er im Laufe der zurückliegenden, schmerzvollen Monate gesammelt hätte. „Dr. Stafford“, begann er, „wer hat Ihr Leben am stärksten beeinflusst?“ Meine Gedanken wanderten zu meinem Vater, der mir viel bedeutete und Missionar in Westafrika gewesen war. Ich erzählte Christopher, wie mein Vater mir geholfen hatte, Selbstvertrauen zu entwickeln. Wir bauten in Afrika zusammen unser Haus, mit­ ten auf einer kahlen Ebene, über die der heiße Wind fegte … Ich war zwar erst sechs Jahre alt und wahrscheinlich keine große Hilfe für meinen Vater, aber er gab mir das Gefühl, wir hätten das Haus gemeinsam gebaut. Außerdem erzählte ich, wie er mich so in seinen Dienst einbezog, dass ich mich wirklich wie sein Partner in der Mission fühlte. Als ich dann zum Internat musste, machte ich mir große Sorgen um meinen Vater, weil ich dachte, er könne die Arbeit nicht ohne mich tun. Einen Moment lang war es ruhig in meinem Büro. Jeder hing seinen Gedanken nach. Dann unterbrach ich die Stille und fragte Christopher, wer ihn am meisten beeinflusst habe. „Sie!“, antwortete er ohne Zögern. „Als Sie mich im Kran­ kenhaus besuchten, direkt nach der Operation, da sagten Sie: ‚Christopher, gib niemals auf!‘“ Ich konnte mich kaum noch an meine Worte erinnern. Die Situation damals war so bedrückend, alles hatte sich gegen Christopher gerichtet. Mir war überhaupt nicht bewusst gewe­ sen, welche Kraft in diesen Worten gesteckt und dass dieser eine Satz den jungen Mann so motiviert hatte. Aber in nur einem Augenblick hatten sich meine Worte tief in sein Herz eingegra­ 36


ben und waren zu einer Quelle der Ermutigung und Motivation geworden. Das hätte ich mir niemals träumen lassen. Meine wenigen Worte hatten ihn während der schweren Zei­ ten begleitet und ihm immer wieder geholfen, sich jedem neuen Tag zu stellen und immer wieder zu versuchen, seine Beine zu bewegen. Monatelang war er dabei in sich zusammengesunken und hatte aufgeben müssen, doch jedes Mal richtete er sich unter Schmerzen und mit Verzweiflung und gleichzeitig mit Entschlos­ senheit wieder auf – und bewies dabei viel Glauben und Mut. Bestimmt sagten ihm viele Leute, die ihn besuchten, ähn­liche Dinge wie ich. Doch als ich bei ihm war, hatte die Hoffnung das Herz dieses tapferen jungen Mannes ergriffen. Ein kleines Mädchen namens Jessica Man kann nie genau wissen, wann ein junges Leben an einem sei­ denen Faden hängt, sei es körperlich oder in anderen Bereichen, und wann unser Verhalten einen entsprechend großen Einfluss hat. Die Bedeutung eines Augenblicks wird erst im Nachhinein deutlich. Das habe ich immer wieder erlebt. Einen besonders kostbaren Moment erlebte ich am anderen Ende der Welt, als ich für Compassion in Manado in Indonesien unterwegs war. Die kleine Kirche Man kann nie genau wissen, war aus verwitterten, von Hand wann ein junges Leben an bearbeiteten Holzstücken aus einem seidenen Faden hängt. dem umliegenden Dschungel zu­ sammengezimmert worden. Etwa hundert Kinder hatten sich ein­ gefunden und saßen im Schneidersitz auf dem Holzboden. Ihre Augen waren gespannt nach vorne gerichtet, um die Fremden zu mustern, die sie besuchten. Ihre Lehrer standen seitlich an den Wänden, im hinteren Teil des Raumes drängten sich schüchtern die Mütter und einige Väter. Die Kinder sangen für uns, tanzten und sagten Bibelverse und Gedichte auf. Sie waren so arm und gleichzeitig in jeder Hinsicht so kostbar. Dann wurde mir das Wort erteilt. 37


Meine Gedanken überschlugen sich. Wie sollte ich diesen Kindern verständlich machen, wie kostbar und wie liebenswür­ dig sie waren, wertgeschätzt von Compassion, von ihrer kleinen Kirche … auch von ihren Pateneltern am anderen Ende der Welt? Bewusst unbeschwert und fröhlich begann ich: „Nirgends auf der Welt habe ich jemals liebenswertere Kinder als euch gesehen! Eure Eltern müssen ja unendlich stolz auf euch sein! Ihr habt so wunderschön gesungen und dann noch die vielen, vielen Bibel­ verse aufgesagt. Ihr seid sehr, sehr kluge Kinder!“ Die Kinder kicherten, die Lehrer lächelten und Dankbarkeit funkelte in ihren Augen. Die von Armut gezeichneten Eltern betrachteten ihre Kleinen mit neu erwachter Achtung und voller Stolz. „Weiß einer von euch schon, was er werden will, wenn er groß ist?“, fragte ich. Einige besonders mutige Kinder hoben ihre Hände. „Soldat“, antwortete ein Junge. „Polizist“, ergänzte ein anderer. „Lehrer“, sagte ein Dritter. Die Erwachsenen strahlten vor Freude. „Pastor“, ertönte eine vierte Stimme. Ich deutete auf einen kleinen Jungen und sagte: „Vielleicht wirst du einmal ein Doktor werden!“ Er lächelte. Ich fuhr fort: „Es kann sein, dass hier in diesem Raum auch ein zukünftiger Prä­ sident von Indonesien sitzt. Wisst ihr schon, wer das sein wird? Nein? Dann ist es am besten, wenn ihr jedes Kind so behandelt, als ob es später einmal Präsident werden wird, schließlich kann man ja nie wissen.“ Der Raum vibrierte vor Begeisterung. In der ersten Reihe, direkt vor meinen Füßen, saß ein hüb­ sches, aber zerbrechlich wirkendes kleines Mädchen. Sie mochte etwas sechs Jahre alt gewesen sein. Mit großen Augen sah sie zu mir auf und war viel zu schüchtern, um mit den anderen um die Wette Traumberufe in den Raum zu rufen. 38


Ich hielt einen Moment inne. Dann kam mir eine Idee. „Wisst ihr eigentlich, wie kostbar ihr in Gottes Augen seid? Er kennt euch und liebt euch mehr als alles andere auf der ganzen Welt. Das gilt auch für dieses kleine Mädchen hier …“ Ich kniete mich nieder und zog sie vorsichtig in meine Arme. „Weiß einer von euch, wie sie heißt?“ „Jessica“, riefen alle durcheinander. Als ich sie fragend ansah, nickte sie leicht: Ja, das stimmte. „Jesus kennt auch Jessicas Namen“, sagte ich. „Aber weiß einer von euch auch, wie viele Haare auf Jessicas Kopf wachsen?“ Kei­ ner sagte etwas. „Jesus weiß das! Er liebt Jessica so sehr, dass er bei allem, was mit ihr zu tun hat, ganz genau aufpasst, sogar die Haare auf ihrem Kopf zählt er ständig. Habt ihr schon einmal ganz genau eure Fingerkuppen angeschaut? Seht ihr diese feinen Linien, die ein kleines Muster bilden? Für jeden von euch hat Jesus sich ein anderes Muster ausgedacht.“ Ich nahm Jessicas kleinen Finger in meine Hand. „Gott liebt Jessica so sehr, dass er sich für sie ein ganz eigenes Muster ausgedacht hat, das außer ihr kein anderer Mensch auf der Welt hat.“ Jessica studierte lange ihren Finger, bis schließlich ein schüch­ ternes Lächeln hervorbrachte. Sie schmiegte sich an mich an. „Gott kannte Jessica schon, bevor sie geboren wurde. Im Bauch ihrer Mama hat er sie gemacht. Schaut doch nur, wie schön er sie gemacht hat. Er hat ihr ein ganz besonderes Lächeln gegeben und so schöne Augen. Er weiß schon ganz genau, was aus ihr werden wird, wenn sie groß ist. Sie kann sich gar nicht vorstellen, wie kostbar sie für Gott ist und wie sehr er sie lieb hat. Jesus wäre am Kreuz für sie gestorben, auch wenn sie das einzige Kind auf der ganzen Welt gewesen wäre.“ Es war ganz still geworden. Mein Blick fiel auf die Lehrer und ich entdeckte Tränen in ihren Augen. Dem alten Pastor neben mir lief eine Träne über das faltige, von der Sonne gegerbte Gesicht. Gott schien hier zu wirken … 39


Ich legte meine Hand auf den Kopf der kleinen Jessica und betete für sie. Dabei dankte ich Gott für jedes Kind in dieser Gemeinde, aber ganz besonders dankte ich ihm für Jessicas Leben und für seine große Liebe zu ihr. Dann wollte ich sie wie­ der an den Platz auf dem Fußboden zurücksetzen, von dem ich sie aufgehoben hatte. Aber ihre dünnen Arme umklammerten meinen Hals. Nur zö­­ gernd ließ sie mich wieder los. Ihre Augen waren ebenso feucht wie die der Lehrer. Was geschah hier? Wie konnte sich die lus­ tige Atmosphäre, in der ich begonnen hatte, plötzlich in so eine ernste, tief bewegte Stimmung verwandeln? Ich ging zurück zu meinem Platz und setzte mich. Bald darauf lehnte sich der Pastor zu mir herüber und flüsterte mir zu: „Das konnten Sie nicht wissen – aber wenn jemals ein Mädchen so eine Bestätigung und Umarmung wirklich gebraucht hat, dann Jessica.“ Was war geschehen? Ehe wir diesen Raum verließen, erzählten mir die Mitarbeiter voller Kummer, dass Jessica vor etwa einem Monat von einem Mann aus ihrer Nachbarschaft brutal verge­ waltigt worden war. Er hatte sie so grausam missbraucht, dass sie im Krankenhaus operiert werden musste. Der Pastor und die Gemeinde hatten den ört­lichen Behörden Druck gemacht, sich des Falles anzunehmen, aber der Täter war nicht bestraft worden und nicht ins Gefängnis gekommen – dafür hatte er ein Beste­ chungsgeld von nur 200 Euro gezahlt. Die kleine Gemeinde war durch diesen Vorfall bis ins Mark erschüttert. Wieder einmal war den Armen Unrecht widerfah­ ren. Ein unschuldiges, kleines Mädchen war von der Grausam­ keit einer herzlosen Welt getroffen worden. „Wir haben gestaunt, dass sie es überhaupt zugelassen hat, von Ihnen als Mann berührt und sogar auf den Arm genommen zu werden“, sagten mir die Lehrer. Jahre sind seither vergangen. Mir wurde berichtet, dass unser kurzes Treffen der Beginn eines langen Heilungsprozesses war. 40


Mittlerweile ist Jessica körperlich, seelisch und im Glauben wie­ der aufgeblüht. Ich habe das Foto von Jessica immer bei mir, weil ich so dank­ bar bin, dass ich in diesem Moment anwesend sein durfte, als ihr Heilungsprozess begann, der seither ihr Leben Tag für Tag weiter verändert. Was kann in ein paar Minuten schon passieren? Kann Gott durch jeden von uns wirken, sodass wir im entscheidenden Moment das Richtige tun und zum Helden werden? Kann ein Leben in einem Augenblick verändert werden? Kann ein Kind in größter Not befreit werden? Können ein paar liebevolle Worte, die in einer hoffnungslosen Situation gesagt werden, ein Leben lang Hoffnung geben? Kann ein einziger Moment der Freundlichkeit weiterwirken bis in die Ewigkeit und andere segnen, denen wir niemals persönlich begegnet sind? Die Antwort lautet Ja … eindeutig Ja! In jedem von uns steckt ein Held, der nur auf den entscheidenden Moment wartet. Und wenn dann die Vorhänge zurückgezogen werden, betreten wir die Bühne und tun genau das Richtige, das so viel Gutes bewir­ ken wird.

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