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Von der Löwenmutter zur Vorkämpferin

WIE MAREN MÜLLER-ERICHSEN BAHNBRECHENDES ERREICHT HAT

„Sie haben einen Idioten geboren!“ Mit diesen niederschmetternden Worten wird die frisch gebackene Mutter nach der Narkose vom Arzt begrüßt. Ihr Sohn Olaf wird mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, geboren. Zunächst ist sie zutiefst verunsichert. Doch beim Anblick ihres hilfsbedürftigen, niedlichen Säuglings erwacht ihr Kampfgeist, der sie ihr Leben lang nicht mehr verlassen wird … Erfahren Sie die Hintergründe im Interview.

Liebe Frau Müller-Erichsen, eigentlich waren sie an der Universität in Gießen angestellt –im Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Aber nachdem Ihr zweites Kind geboren war, sind Sie einer neuen Berufung gefolgt. Was war deer Auslöser dafür?

Mein Sohn Olaf kam durch einen Kaiserschnitt auf die Welt. Als ich aus der Narkose aufwachte, habe ich erfahren, dass mein

Kind mit dem Down-Syndrom geboren wurde, und damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Ich war außerdem konfrontiert mit einer sehr negativen Prognose des Kinderarztes. Die erste Zeit war nicht leicht. Nicht wegen Olaf selbst, sondern wegen dem unaufgeklärten Umfeld. Aber das hat mir geholfen zu erkennen, dass hier meine Aufgabe liegt. Natürlich musste ich mich dann entscheiden: Kinder, Uni und

Olaf wurde im Jahr 1975 geboren. Damals sahen die Betreuungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder mit Behinderung noch anders aus. Können Sie dafür ein Beispiel geben?

Es gab im Raum Gießen keine Beratung für Kinder mit kognitiver Beeinträchtigung, die Literatur war defizitorientiert, der Kinderarzt hatte keine Erfahrung. Ich hatte versucht, mich zu informieren und dabei gelesen, dass Kinder mit Down-Syndrom möglichst früh eine Krankengymnastik bekommen sollten. Da meinte der Arzt:

„Ja, wenn Sie meinen, dann schreib ich Ihnen das auf“, aber er wäre selbst nicht draufgekommen. Hat er dann aber brav immer wieder verschrieben. Weitere Empfehlungen hatte er nicht. Und die Eltern hielten sich auf dem Spielplatz auch aus Unsicherheit zurück.

Auf der Suche nach guten Konzepten für die Förderung von Menschen mit Behinderung haben Sie Ihre Fühler weit ausgestreckt, sogar bis nach Israel. Wie kam es dazu?

Durch die Vermittlung von Annemarie Griesinger, damals Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, lernte ich Dr. Isack Kandel, Generaldirektor im israelischen Sozialministerium, kennen. Er lud mich nach Israel ein. Es folgten diverse Austauschprogramme von Experten aus Israel und Deutschland. Auf diese Weise lernte ich viele Konzepte in der Behindertenhilfe der Israelis kennen, die mich faszinierten und die ich nach Deutschland brachte.

Ich fand es zum Beispiel beeindruckend, dass die Israelis schon damals Wert darauf legten, Menschen mit Behinderungen zu mehr Selbstbestimmung zu befähigen. Auch für die Hilfe im Alter gab es ein Programm:

Jüngere Menschen mit Behinderung bringen den älteren Menschen Nahrungsmittel vorbei oder lassen ihre Wäsche reinigen.

Sie waren und sind bis heute in großem Maße ehrenamtlich aktiv und hatten dabei schon viele verschiedene Positionen inne. Was hat Sie dazu motiviert, weiterzumachen, auch wenn es zäh und mühsam wurde?

Die Entwicklung von neuen Konzepten, speziell die inklusiven Projekte, begeisterten mich, damals und auch noch heute. Wichtig ist mir dabei das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung. Ich habe das ja bei meinen eigenen Jungs miterlebt: Olaf hatte zum Beispiel oft einen Drang, seinem Bruder alles nachzumachen, das hat ihm viel gebracht. Daher kam die Idee, den Kindergarten in der Lebenshilfe umzuwidmen.

Letztlich ist es ein Gewinn für beide Seiten: Das Kind mit Behinderung bekommt Anregungen und das Kind ohne Behinderung lernt, damit umzugehen, sich einzufühlen und auf die Fähigkeiten des Kindes einzugehen. Auch sie brauchen da eine Kompetenzerweiterung. Bei Familien, die nur das eine Kind mit Behinderung haben, finde ich es wichtig, dass es frühzeitig in eine Krabbelgruppe kommt, damit es dort Kontakt mit anderen Kindern hat.

Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft ist noch lange nicht „normal“, d.h. es gibt auch heute noch viel zu tun!

Die Lebenshilfe Gießen ist das Zentrum Ihres Engagements. Welche besonderen Erfolge haben Sie mit dem Team dort errungen?

In der Lebenshilfe habe ich viele Angebote für die Menschen mit Behinderung auf den Weg gebracht. Besonders wichtig war z.B. die interdisziplinäre Frühförderung, die inklusiven Kitas und Schulen und die kleinen Wohnformen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diesen Weg mitgegangen sind, danke ich noch heute von Herzen.

Um nachhaltige Veränderungen für alle Menschen umsetzen zu können, waren Sie auch viel auf politischer Ebene aktiv. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Und welche Wegbegleiter haben Ihnen geholfen?

Ich habe viele hessische Sozialministerinnen und Sozialminister von allen Parteien kennengelernt, auch kommunale Politiker, alle hatten ein offenes Ohr für meine Anliegen. Die Umsetzung hat allerdings nicht immer gleich geklappt, aber step by step ging es schon voran.

Besonders danke ich Volker Bouffier, ehemals Innenminister und später Ministerpräsidenten und Winfried Kron, Referent im Sozialministerium, beide haben mich immer unterstützt und waren vor allem immer offen für neue Projekte.

Volker Bouffier

„Maren MüllerErichsen hat Maßstäbe gesetzt und Spuren gelegt, die bleiben. Ihre beispielhafte Arbeit für Menschen mit Behinderungen hat sie immer ehrenamtlich geleistet. Dies verdient größten Respekt und höchste Auszeichnungen.“

ULLA SCHMIDT

„Maren MüllerErichsen hat sich über Jahrzehnte für das eingesetzt, was ihr wichtig war: Die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in einer inklusiven Gesellschaft und ein wachsamer Umgang mit ethischen Themen.“

WINFRIED KRON

„Bei der langfristigen Umsetzung aller guten Konzepte und Initiativen braucht es Menschen mit Visionen, Mut und Beharrlichkeit. Menschen, wie eben Maren Müller-Erichsen.“

Buchtipp

Von der Löwenmutter zur Akteurin auf bundesweiter Ebene: Maren Müller-Erichsen stößt als Mutter eines behinderten Kindes überall auf Barrieren. Egal ob Kindergarten, Schule, Wohnung oder Job – nie gibt es gute Strukturen, in denen Olaf ein selbstbestimmtes Leben führen kann.

Kämpferisch und tief betroffen von der Gleichgültigkeit widmet sie ihr Leben fortan dem Engagement für Menschen mit Behinderungen. Mit viel Kreativität und Klugheit, taktischem Geschick und der Ausdauer einer Marathonläuferin reißt sie Barrieren ein und leistet Bahnbrechendes ...

Das packende Lebensbild einer Vorkämpferin, das aufzeigt, wie Schritt für Schritt Hürden überwunden werden können – für ein faires und würdevolles Leben für alle Menschen.

Das Interview führte Dorothea Gösele.

Maren Müller-Erichsen

Geliebte Kinder

Nr. 835348, € 20,—

Gebunden mit Schutzumschlag

13,5 x 21,5 cm 256 Seiten mit 8-seitigem Bildteil

ISBN 978-3-86334-348-4

Genial saisonal!

Rund ums Jahr hält „Erntezeit“ zahlreiche neue Ideen für abwechslungsreiche vegtarische Gerichte bereit. Auf den farbenfroh gestalteten Vorderseiten finden sich jede Menge herzhafte Rezepte. Dreht man den Aufsteller herum, warten zahlreiche Süßspeisen darauf, entdeckt zu werden. Dekorativ und praktisch – ein Muss für jeden Genießer!

Übersicht herzhaft

Denke

SCHMECKT NACH Mai

Teresa von Ávila

Zucchinikuchen

300g Zucchini | 150g Zucker | 300g Mehl | 3 Eier

1 TL Backpulver | 150ml (Sonnenblumen-/Raps-)Öl

3 EL Kakao | 150g Mandeln, gemahlen

Übersicht süß

Die Zucchini waschen, (je nach Geschmack) schälen und fein raspeln. Eier und Zucker in einer Schüssel schaumig rühren, dann Mandeln und Öl unterrühren. Die trockenen Zutaten aus Mehl, Kakao und Backpulver vermischen und löffelweise unter Rühren zur Schaummasse geben. Zum Schluss die geraspelte Zucchini unterrühren. Den Teig in eine ausgefettete Form (Kastenform oder Springform) füllen. Bei 180° C ca. 60 bis 70 Minuten backen.

Tipp: Je nach Geschmack mit Schokoglasur bestreichen oder mit Puderzucker bestäuben.

Tomaten-Couscous

400g Tomaten | 200g Couscous | 1 Zwiebel | 150g Feta

1 Knoblauchzehe | 2 Stiele Minze | 2 Stiele Petersilie

3 EL Olivenöl | 1 TL Tomatenmark | Salz, Pfeffer, Zucker

Couscous in einer Schüssel mit 1/2 Teelöffel Salz mischen und mit 300ml kochendem Salzwasser übergießen. Zugedeckt 10 Minuten quellen lassen.

Zwiebel und Knoblauch in feine Scheiben schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen und beides darin bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Tomatenmark einrühren und kurz mitdünsten. Tomaten würfeln und dazugeben, mit Salz, Pfeffer und 1 Prise Zucker abschmecken und bei mittlerer Hitze 5 Minuten schmoren lassen.

Erntezeit – Aufstellbuch Lecker durchs Jahr mit saisonalen Rezeptideen

Nr. 835357, € 12,95

56 Blatt · 15 x 14,6 cm

ISBN 978-3-86334-357-6

Petersilien- und Minzblätter von den Stielen zupfen und hacken.

Den Feta zerbröseln. Couscous mit einer Gabel auflockern und mit der Tomatenmischung sowie Feta, Petersilie und Minze vermengen. Lauwarm servieren.

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