Zeitschrift Lydia 1/2012

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Persönlich. Echt. Lebensnah. D 12013 ISSN 0939-138X

1/2012 sfr 5,60 € 3,20 (A)

€ 3,10

FRAUSEIN

Staunen Sie über Ihre Schönheit KINDER

Warum Liebe Grenzen braucht VERGEBUNG

Briefe an einen Mörder Profi-Snowboarderin

Fränzi Mägert-Kohli

Zielsicher in die Zukunft Über Talfahrten und wahre Gewinner


Das Beste im Himmel wird nicht das Rennen oder Gehen sein, das Berühren oder Umarmen. Das Beste wird ein reines Herz sein, das nicht länger von Sünde und Selbstsucht belastet ist. Deshalb sage ich, während ich bis heute im Rollstuhl sitze: „Verherrlichter Körper? Hey, her damit. Aber ein reines, verherrlichtes Herz?

W I R D WA H R

A U S : S E H N S U C H T N AC H H E I LU N G (G E R T H M E D I E N , B E S T E L L - N R . 816630)

AUS: EIN TRAUM

Joni Eareckson Tada

(G E R T H M E D I E N )

Das ist das Beste!“


Ganz persönlich Elisabeth Mittelstädt

Folgen Sie Ihrem Herzen! din, als ich vor einer schwierigen Entscheidung stand. Sie war älter und weiser als ich. Sicher würde sie mir helfen können. „Folge deinem Herzen“, war ihre schlichte Antwort. Meinem Herzen? Aber woher sollte ich wissen, dass mein Herz mich nicht auf einen falschen Weg führen würde? Da fiel mir die Geschichte einer Mutter ein, die mit ihrer kleinen Tochter zum Kinderarzt ging. Der Arzt untersuchte zuerst die Ohren der Kleinen und fragte: „Meinst du, ich finde Biene Maja da drin?“ Als er den Herzschlag kontrollierte, fragte er: „Meinst du, Snoopy ist hier drinnen?“ „Nein“, antwortete die Kleine prompt. „In meinem Herzen wohnt Jesus. Snoopy ist nur auf meiner Unterhose!“ Sie hatte recht. Wenn wir Jesus im Glauben annehmen, kommt er in unser Herz, um darin zu wohnen. Mehr noch: Gott verspricht, uns ein neues Herz zu geben, das bereit und fähig ist, auf ihn zu hören. Es ist mein sehnlicher Wunsch, ein weiches, zugängliches Herz zu haben! Ein Herz, das sich von Gottes Geist leiten lässt. Aber wie kann ich lernen, in meinem Herzen zu hören, was er von mir möchte? Es ist schon einige Jahre her, dass ich diesen Lernprozess begonnen habe. Als junge Frau entschied ich mich, morgens Zeit mit meinem himmlischen Vater zu verbringen. Heute bin ich überzeugt: Dieser Wunsch hat mein Leben verändert. Ich habe gelernt, besser hinzuhören und seine Stimme zu erkennen. Wie ich diese Zeit am Morgen liebe! Besonders, wenn er durch sein Wort zu meinem Herzen spricht! Oft fühle ich mich dann den ganzen Tag erfrischt. Manchmal lenkt er meine Aufmerksamkeit auch auf etwas, das ich sonst vielleicht nicht bemerkt oder nicht beachtet hätte. Und öfter mache ich die Erfahrung: Wenn ich morgens auf ihn höre, sind meine Schritte während des Tages geordneter. Ja, wir können unserem Herzen vertrauen, weil wir dem vertrauen können, der darin wohnt und zu uns redet.

Die schönste Belohnung meiner täglichen Zeit mit Gott ist: Mein Herz und sein Herz werden immer mehr eins … Sie schlagen gemeinsam. Und ich wünsche mir sehr, einen gesunden, starken geistlichen Puls zu haben, damit das Leben ungehindert durch mich hindurchfließen kann. Ab und zu passiert es, dass ich nicht richtig hinhöre und versuche, eine Abkürzung zu nehmen. Aber Gott lenkt mich sanft auf den richtigen Weg zurück, sodass er seinen Plan in meinem Leben erfüllen kann. Außerdem habe ich mir angewöhnt, mein Herz regelmäßig von ihm prüfen zu lassen. Oft bete ich: „Erforsche mich, Gott, und erkenne, was in meinem Herzen ist! Prüfe mich und erkenne meine Gedanken!“ Dann zeigt er mir vielleicht Angst oder Besorgnis. „Das will ich nicht in meinem Herzen haben“, sage ich dann zu ihm. „Bitte hilf mir damit!“ Und er gibt mir Vertrauen statt Angst, Frieden statt Besorgnis. Er ist ein ausgezeichneter HerzSpezialist! Auf den folgenden Seiten werden Sie entdecken, wie Gott sogar gebrochene Herzen heilt und seelische Wunden verbindet. Er liebt es, uns mit neuer Freude und Hoffnung zu erfüllen. Denn eines ist gewiss: Er hat einen guten Plan für unsere Zukunft. Nehmen wir uns in diesem Jahr Zeit, ihn besser kennenzulernen, seine Stimme zu hören und ihn von ganzem Herzen zu lieben! Und wenn Sie vor Entscheidungen stehen? Dann folgen Sie Ihrem Herzen – und bitten Sie Gott, es zu lenken.

Wir können unserem Herzen vertrauen, weil wir dem vertrauen können, der darin wohnt.

Von Herzen, Ihre

Elisabeth Mittelstädt

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{persönlich} 3 Ganz persönlich Folgen Sie Ihrem Herzen! – Elisabeth Mittelstädt 16 „Ich habe Angst!“ Schritt für Schritt durch die Dunkelheit – Persis Bauer 24 Hilfe, ich komme zu kurz! – Rosemarie Dingeldey 30 Zerbrochene Hoffnungen Mir wurde klar, dass mit der Vergebung ein neuer Anfang möglich war. – Marlies Heider 48 Tödliche Sekunden – Brida Graf 54 Mein Leben mit MS – Maria Tirian 68 Meine Geschichte Mein Rollstuhl hat Flügel – Dr. Irmhild Bärend 72 Heilige heute 'SBVFO XJF XJS r %BT 1BSGÛN Sabine Fickus r %JF NÛSSJTDIF /BDICBSJO Ida Fuchs r "MMFJO JO "GSJLB Helen Lescheid r .PUPSTDIBEFO m XBT OVO Lotte Bormuth r t*DI XBSUFUF BVG EFO ,OBMM i Katja Thümmel

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Er hat mir meine Schwester geklaut!

Zielsicher in die Zukunft Über Talfahrten und wahre Gewinner Interview mit Fränzi Mägert-Kohli TITELFOTO MARC WEILER

{echt} 12 Wonach unser Herz sich sehnt – Stacy Eldredge 20 Der WOW-Faktor Staunen Sie über Ihre Schönheit! – Beate Nordstrand mit Barbara Schreiter 28 Girl Talk „Leid ist ein Trampolin in Gottes Zukunft“ – Leila Yelitze 34 Briefe an einen Mörder Ich wollte vergeben, um selbst wieder zu leben, aber wie? – Dr. Dianne Collard

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Tödliche Sekunden

36 Meine Meinung Wie haben Sie sich selbst vergeben? 38 Sterben Menschen an gebrochenem Herzen? Manchmal ist es leichter, unseren Feinden zu vergeben als denen, die wir lieben. – Carola Kehlmeier 81 Sag mal, ... Fragen an Abigajil 82 Nachgedacht Umzug ist Vertrauenssache Andrea Schneider

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Briefe an einen Mörder


{inhalt}

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Was macht Kinder stark?

{lebensnah} 18 Nachgefragt „Meine Freundin beneidet mich“ – Annemarie Pfeifer 26 „Er hat mir meine Schwester geklaut!“ – Ella Friesen

20 Der WOWFaktor

42 Was macht Kinder stark? Wie Kinder zu selbstbewussten, lebenstüchtigen Erwachsenen werden – Barbara von Schnurbein 46 Warum Liebe Grenzen braucht – Romy Anreitter 51 Trauernden ein echter Beistand sein – Monika Gens 52 Unter uns Müttern Mütter ohne Zeit – Saskia Barthelmeß 58 Kopfsalat und gute Worte – Ilse Ammann-Gebhardt

Staunen Sie über Ihre Schönheit

62 Was Frauen über Lust wissen sollten Sind Sie eine Glühbirne oder ein Laserstrahl? – Shannon Ethridge

{service} 10 Für Sie gelesen 44 Schmunzeln mit LYDIA

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56 Liebe Leser

„Ich habe Angst!“ Schritt für Schritt durch die Dunkelheit

61 LYDIA kreativ – Imke Johannson 76 Gut informiert, Neu inspiriert 80 Leserbriefe 81 Impressum

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LYDIA

Interview

Ziel

Schweizer Profi-Snowboarderin Fränzi Mägert-Kohli

Zielsicher in die Zukunft Über Talfahrten und wahre Gewinner

Die Berge sind ihr Arbeitsplatz. Schnee ist ihr Element. Gott ihr Rückenwind: Die Schweizer Profi-Snowboarderin Fränzi Mägert-Kohli sieht ihren Beruf als Berufung und liebt es, für Wettkämpfe um die Welt zu reisen. Dabei geht es der vielfachen Medaillengewinnerin um mehr als Olympia-Gold und WM-Titel. „Niederlagen machen mich stark“, glaubt die 29-Jährige, die neben ihren Siegen schon einige Tiefen im Sport erlebt hat. Sie sieht den Wettkampf als Lebensschule und ermutigt Menschen, nicht aufzugeben und Gott ihre Zukunft

FOTO: MARC WEILER

anzuvertrauen. Über wahre Gewinner und warum am Ende die Liebe siegt …

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Selbstannahme

wow Staunen Sie über Ihre Schönheit!

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Ow

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B E AT E N O R D S T R A N D

MIT BARBARA SCHREITER

Seit Jahren begleite ich (Beate) Menschen, die ihr Gewicht reduzieren möchten. Einmal stellte ich Barbara, einer Teilnehmerin des Online-

Coaching, folgende Frage: „Gab es Zeiten in deinem Leben, in denen das Essen kein Thema für dich war? In denen du so beschäftigt mit deinem

-FCFO VOE EFJOFS &OUXJDLMVOH XBSTU EBTT &TTFO FJOF /FCFOSPMMF TQJFMte?“ Als Antwort erzählte Barbara mir ihre Geschichte …

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urz vor der Pubertät fragte ich (Barbara) meine Mutter einmal: „Bin ich hübsch?“ Nach einigem Zögern antwortete sie: „Du bist klug. Deine Schwester ist hübsch.“ Natürlich hätte ich mir eine andere Antwort gewünscht. Damals ahnte ich noch nicht, welche fatalen Folgen die Aussage meiner Mutter für mein Selbstwertgefühl und mein Verhältnis zu meinem Körper haben würde. In meiner körperlichen Wachstumsphase achtete meine Mutter sehr darauf, dass ich genug aß. Doch irgendwann stellte sie erschrocken fest, dass ich nicht mehr gertenschlank war. Im Alter von ungefähr 16 Jahren machte ich meine erste Diät. Abends schlich ich mich heimlich zum Kühlschrank und aß ein Stück Käse. Das war mein ganzes Abendessen. Meine Weiblichkeit wurde auch an meinem Körper sichtbar, aber ich konnte mich nicht darüber freuen. Immer wieder nahm ich einige Kilo zu und wieder ab. Als ich schließlich zu den 40plus gehörte, merkte ich, wie mein Körper sich immer hartnäckiger wehrte, seine „Reserven“ wieder herzugeben. Über die Jahre sammelten sich nach und nach zehn überflüssige Kilo an. Unabhängig von meinem Gewicht glaubte ich seit meiner Kindheit, zu den „Unhübschen“ zu gehören.

Die leise Stimme Mit 16 Jahren vertraute ich mein Leben dem Einzigen an, der Herzen heilen kann, Jesus Christus. Auch meiner Mutter konnte ich vergeben, nachdem ich erkannt hatte, welche unheilvollen Spuren ihre Aussage in meinem Mädchenherzen hinterlassen hatte. Es kam eine Zeit, in der ich anfing, die Bräutigamliebe Gottes, die besonders im Hohelied in der Bibel beschrieben wird, mehr und mehr zu erfahren und zu genießen. Innerlich und äußerlich begann ich zu strahlen. Oft erhielt

ich Komplimente wegen meines Aussehens. Nie werde ich jenen Sonntagvormittag vergessen, als ich mich im Gottesdienst befand, mein Herz öffnete und Gott anbetete. In mir sprach eine leise Stimme: „Du hast deine Mutter gefragt, ob du hübsch bist. Du bist eine Schönheit!“ Unbeschreiblich war es für mich, in dieser Liebe Gottes zu baden, in dessen Augen ich eine Schönheit bin ... Mit Kopf und Herz Einige Jahre sind seit jenem Sonntag vergangen. Nein, auch danach konnte ich mich nicht immer so annehmen, wie ich bin, auch nicht mein Äußeres. Ich nahm zu, und Kleidungsstücke passten nicht mehr. Inzwischen hatte ich geheiratet und mein Mann sparte nicht mit Komplimenten über mein Aussehen. Aber vielfältige Aufgaben und Herausforderungen, die mein neuer Lebensstand und der Beruf meines Mannes mit sich brachten, machten es mir nicht gerade leichter, überflüssige Pfunde wieder zu verlieren. Sie veranlassten mich, mir beim Abnehmen Hilfe zu holen. Ich wollte eine Gewichts- und Esslösung finden, mit der ich gut leben konnte. Unterstützung fand ich durch ein Online-Coaching von „Lebe leichter“, einem ganzheitlichen Programm. Dort geht es nicht nur um „Bauch, Beine, Po“, sondern um „Kopf, Herz und Bauch“. So bekam ich Fragen gestellt, die eben nicht nur das Essen betrafen. In der neunten Woche lautete der Denkanstoß so: „Gab es Zeiten in deinem Leben, in denen das Essen kein Thema für dich war? In denen du so beschäftigt mit deinem Leben und deiner Entwicklung warst, dass Essen eine Nebenrolle spielte?“ Ich dachte zurück. Es waren die Zeiten, in denen ich Gott den Hunger meines Herzens mit seiner Liebe stillen ließ und mich schön fand, weil ich seinen „Komplimenten“ Glauben schenkte.

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Kinder BARBARA VON SCHNURBEIN

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Was macht Kinder stark?

Wie Kinder zu selbstbewussten, lebenstüchtigen Erwachsenen werden „Kinder werden immer schwieriger!“ – „Jugendkriminalität nimmt zu!“ – „Gewaltbereitschaft an Schulen steigt!“ In den Zeitungen jagt eine Hiobsbotschaft die nächste. Wo soll das noch hinführen? Viele Eltern fühlen sich alleingelassen und mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Als Mutter von fünf erwachsenen Kindern kann ich ihre Sorgen verstehen. Trotzdem bin ich überzeugt: Kinder und Jugendliche zu erziehen und fürs Leben fit zu machen, ist eine der schönsten Aufgaben überhaupt! Leicht ist sie nicht. Gibt es überhaupt allgemeingültige Regeln dafür? Gibt es eine „christliche“ Erziehung? Was macht Kinder wirklich stark?

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nisches Sprichwort: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!“ Kindern etwas zutrauen Eltern brauchen Geduld, Ausdauer, Vertrauen und Liebe. Kinder brauchen Eltern, die an sie glauben, die mit ihnen fröhlich sind, die ihnen viel zutrauen und auch einiges zumuten. Zum Beispiel können Sie Ihre Kinder bitten, im Haushalt oder im Garten mitzuhelfen – auch wenn dadurch manches vielleicht länger dauert. In einer solchen Atmosphäre entwickeln Kinder ihre Fähigkeiten. Wie oft war ich einfach viel zu müde, um diese guten Gedanken praktisch umzusetzen! Oft habe ich gebetet, dass Gott meine Erziehungsfehler ausgleicht und die Kinder unter meinen Fehlern nicht langfristig leiden. Ich habe mich damit getröstet, dass Kinder ihre Eltern nicht als perfekte Menschen erleben müssen. Ganz wichtig war es mir, jedem Kind zu vermitteln: „Du darfst Fehler machen! Wir Eltern haben dich lieb, unabhängig von deiner Leistung, einfach weil du unser Kind bist.“

tark D

ie meisten Eltern lieben ihre Kinder. Sie wünschen sich, dass diese zu fröhlichen, lebenstüchtigen Menschen heranreifen. Sie bemühen sich, ihre Begabungen zu fördern. Diese ganz natürliche liebevolle Zuwendung der Eltern ist die beste Voraussetzung für eine gelingende Erziehung. Ebenso normal ist es, dass Kinder neugierig sind. Dass sie uns Löcher in den Bauch fragen und ständig lernen. Von Geburt an eignen sie sich Wissen an und lernen täglich durch Erfahrung. Wie stolz sind sie auf neue Fähigkeiten! Diese Freude am Lernen zu erhalten ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben von Eltern. Mir half ein afrika-

Fehler erlauben Leider sehen wir Fehler oft nicht als Quelle für eine neue Erkenntnis, sondern brandmarken sie als Versagen. Wie wäre es, wenn eine Lehrerin in der Schule mal nicht nur die Fehler rot anstreichen, sondern auch das Gute extra dick mit Grün markieren würde? Zudem macht es mich traurig, wenn Kinder nur nach ihren Schulleistungen bewertet werden. Viele Begabungen spielen ja in der Schule überhaupt keine Rolle! Meistens ist das Kind ohnehin schon traurig genug, wenn es eine schlechte Note bekommt. Ich habe immer versucht zu trösten: „Das ist jetzt passiert. Nächstes Mal kriegst du es sicher besser hin!“ Und dann haben wir gemeinsam versucht, den Grund für die schlechte Note herauszufinden: Hatte das Kind nicht regelmäßig alles Nötige gelernt? Hatte es im Unterricht nicht aufgepasst? Oder hatte es etwas wirklich nicht verstanden, aber Angst gehabt, nachzufragen? Wenn ein Kind allerdings ständig schlechte Noten schreibt, dann sollte man auch einen Schulwechsel in Erwägung ziehen. Ich habe unseren Kindern gesagt: „Du musst nicht aufs Gymnasium gehen. Keiner zwingt dich dazu. Wenn du das selbst willst, dann gehört dazu, dass du freiwillig lernst.“

Zugleich versuchten wir als Eltern, ein gutes Vorbild zu sein. Zum Beispiel sahen unsere Kinder, dass wir Eltern uns freiwillig anstrengten, um eine neue Sprache zu lernen, und dafür auf „Freizeit“ verzichteten. Begabungen entdecken Gott hat jedes Kind einzigartig geschaffen. Seine Persönlichkeit ist eine einmalige Schöpfung, geprägt von Wesenszügen der Eltern und Großeltern. Genauso unterschiedlich wie die Persönlichkeit ist auch die Entwicklung von Kindern. Eins läuft früh, eins spricht spät, eins weint schnell. Dabei hat jedes seinen Charme und seine Begabungen. Vergleiche bringen wenig. Ich glaube, jede Begabung hat Vor- und Nachteile. Ein wissbegieriges, risikobereites Kind gerät leichter in Gefahr als ein ruhiges. Ein Kind, das schnell Wörter lernt, schnappt dabei auch manches auf, was wir uns vielleicht nicht in seinem Wortschatz wünschen … Stellen Sie sich drei Fragen: r Bin ich bereit, die Persönlichkeit meines Kindes zu entwickeln und seine Begabungen zu fördern, damit es der Mensch werden kann, als den Gott es erschaffen hat? Oder habe ich eine feste Vorstellung vom Leben meines Kindes, z. B. hinsichtlich Schulausbildung und Beruf ? r Sehe ich die Zeit mit meinem Kind als wertvolle, wichtige Zeit an, die ich mit Freude und hoher Priorität einplane? r Welche Werte will ich meinem Kind vermitteln, und wie? Um die letzte Frage zu beantworten, ist es wichtig, sich auch als Elternpaar oder alleinerziehende Mutter über die eigenen Werte Gedanken zu machen. Was ist Ihnen so wichtig, dass Sie keinesfalls darauf verzichten möchten? Das gibt Klarheit für die Erziehung. Regeln aufstellen Aufgrund der Werte können wir dann sinnvolle Regeln aufstellen: Regeln für unser Zusammenleben als Familie, aber auch Regeln, an die sich möglichst alle halten, wenn sie allein und unbeobachtet sind. Die Eltern sind dabei immer Maßstab und Vorbild, denn die Kinder orientieren sich an dem, was sie an uns sehen. Es ist sehr schwierig, ein Kind zur Ehrlichkeit zu erziehen, wenn die Mutter am Telefon sagt, ihr

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