Ausgabe 2/2011 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Länderreport Türkei Interview Joachim Hahn Nachhaltig erfolgreich Technischer Ausschuss bei Mattes & Ammann Rohstoffe Preisrekord für Wolle
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Foto: © jokerpro – Fotolia.com
Länderreport 08
Interview 12
Inhalt 04
Im Blickpunkt l 125 Jahre Triumph
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Kurz berichtet l Jahresversammlung 2011
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Länderreport l Türkei
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Recht l Was online recht ist
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Interview l Joachim Hahn, Mey
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Nachhaltig erfolgreich l Technischer Ausschuss bei Mattes & Ammann
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Rohstoffe l Preisrekord für Wolle
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Geschäftsklimaindex l Wolken am Maschenhimmel
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Außenwirtschaft
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Wissenswertes
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Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Herausgeber Gesamtmasche – Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V. Präsident: Heinz Horn Hauptgeschäftsführer: Dr. Markus H. Ostrop Redaktion: Simone Diebold Gestaltung: www.die-wegmeister.com Druck: Gress-Druck GmbH, Fellbach Auflage: 800 Ausgabe 02/2011 Heftnummer 5 Fotos: Soweit ohne Vermerk von Gesamtmasche Titel: Triumph Kontakt Kernerstraße 59, 70182 Stuttgart Telefon +49 711 21050 - 0 Telefax +49 711 233718 E-Mail info@gesamtmasche.de
Technischer Ausschuss 16
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Editorial Liebe Freunde der Masche, es liegt nicht nur am Wetter – von einem Sommerloch kann angesichts der anhaltenden Schuldenkrise im Euroraum und die Sorgen um die Kreditwürdigkeit der USA kaum die Rede sein. Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten gehen auch an der Maschenindustrie nicht spurlos vorüber. Nach fünf Quartalen fortgesetzten Anstiegs ist der Gesamtmasche-Geschäftsklimaindex deutlich zurückgegangen, auch wenn die Konsumlaune zumindest der deutschen Konsumenten angeblich ungebrochen ist (Seite 19). Dass textile Rohstoffe knapper werden und die Produktion teurer, ist inzwischen überall angekommen. Nach dem Boom der Baumwollpreise bewegt sich jetzt der Wollpreis auf Rekordniveau (S. 18). Bemerkenswert ist dabei, wie überzeugend sich Firmen behaupten, die bei aller Modernität auf traditionelle Werte bauen und nachhaltiges Wirtschaften längst zu ihrer Philosophie erklärt haben. Wie gut das funktioniert, zeigt das Beispiel der Mey GmbH & Co. KG (Interview ab Seite 12), aber auch der Erfahrungsaustausch des Technischen Ausschusses von Gesamtmasche, der bei der Firma Mattes & Ammann zu Gast sein durfte und ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stand (Seite 16). Chancen liegen auch in Wachstumsmärkten, die der Branche als Kooperationspartner längst vertraut sind. Die Türkei hat sich mit stabilen Wachstumsraten und einer jungen, konsumfreudigen Bevölkerung zu einem interessanten Absatzmarkt gemausert sowie zu einer bedeuten den Handelsdrehscheibe zwischen Orient und Okzident (Länderreport ab Seite 8). Außerdem können Sie in dieser Ausgabe der masche nachlesen, wie sich die Potenziale der wichtigsten Modemärkte der Welt entwickeln, aber auch, wie, wo und warum die Deutschen gerne Wäsche kaufen. Und wer meint, dass wir uns jetzt wärmer anziehen müssten, der soll einfach einmal einen Blick auf das 125-jährige Firmenjubiläum von Triumph riskieren (Seiten 4 und 5). Dort wurde mit anziehender Leichtigkeit Wäschegeschichte geschrieben. Ein interessantes Lesevergnügen wünscht Ihnen Ihr
Markus H. Ostrop
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Fotos: Triumph
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Mit einem imposanten Fest auf dem Heubacher Flugplatz feierte die Firma Triumph International am 20. und 21. Mai ihr 125-jähriges Bestehen.
beschluss ernannte er Dieter Braun und den TriumphMitgesellschafter Günther Spiesshofer zu Ehrenbürgern der Stadt.
Dabei konnten 1 700 geladene Gäste, die meisten von ihnen aktive oder ehemalige Mitarbeiter, eine Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Wäscheher stellers unternehmen: Bei den erstklassig inszenierten Dessous-Fashionshows wurde vom geschnürten Mieder aus der guten alten Zeit bis zur extravagant-futuristischen Bademode nichts ausgelassen. Den Rahmen für das Programm bot eine beeindruckende Zeltstadt auf dem Gelände des Flugplatzes, den die Inhaberfamilie 1962 als ihr „Tor zur Welt“ bauen ließ. Neben den deutschen Mitarbeitern kamen auch 85 Vertreter von den internationalen Triumph-Standorten nach Heubach. Die „Triumph Ambassadors“ präsentierten ihre Länder in Pavillions auf dem Heubacher Marktplatz.
Vor 125 Jahren entstand in einer kleinen Scheune im württembergischen Heubach eine klassische KorsettwarenManufaktur mit sechs Beschäftigten und 2 000 Mark Startkapital. Als der Kaufmann Michael Braun und der Korsettmacher Johann Gottfried Spießhofer 1886 das Unternehmen gründeten, stellte man noch züchtige „Leibwäsche“ her. Doch schon bald stieg der modische Anspruch an das „Darunter“ genauso wie das Bedürfnis nach Tragekomfort. Die Entwicklung neuer Stoffe und Produktionsverfahren ermöglichte bald anschmiegsame Dessous in modischen Formen und Farben. Bereits in den 60er Jahren gründete Triumph eine Niederlassung in Hongkong und griff mit individuellen asiatischen Kollektionen die Wünsche der Frauen in der Region auf. Wenig später folgten Japan, Malaysia, Singapur und China. Heute hat Triumph International weltweit über 37 500 Mitarbeiter und setzt jährlich 2,3 Mrd. Schweizer Franken um. Die Firma ist in 125 Jahren zu einem weltweit führenden Wäschehersteller mit 50 Tochtergesellschaften geworden. Bis heute befindet sich der Konzern in Familienbesitz.
Landrat Klaus Pavel dankte dem Unternehmen für seine Standorttreue zur Ostalb und für seine Investitionen für die Region. Mit aus diesem Grund hatte der Heubacher Bürgermeister Klaus Maier auch die wohl größte Überraschung des Abends im Gepäck: Nach einstimmigem Gemeinderats-
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Jahresversammlung ////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Am 13. und 14. April lud Gesamtmasche die Mitgliedsfirmen und Gäste aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung zur Jahresversammlung nach Albstadt ein. Da der Verband in diesem Jahr seinen 95. Geburtstag feiert, schloss sich an das interne Arbeitstreffen der Mitglieder am ersten Ver anstaltungstag ein Jubiläumsprogramm mit Weinprobe und festlichem Abendessen im Hotel Linde an. Präsident Heinz Horn eröffnete den geselligen Abend mit einem kurzweiligen Abriss zur Verbandshistorie, vom „Weg über Höhen und Tiefen“, von Kriegsnöten und Krisen, aber auch von den goldenen Zwanzigern, dem Nachkriegsboom und den Herausforderungen der Internationalisierung. Die verdeckte Verkostung edler Tropfen unter dem Motto „Vive la difference!“ fand unter der bewährten und fachkundigen Ägide von Dr. Walter Brogsitter statt – zum letzten Mal, denn der allseits geschätzte Syndikus von Gesamtmasche, der den Mitgliedern über vier Jahrzehnte mit anwaltlichem, zu besonderen Anlässen auch mit önologischem Rat zur Seite stand, verstarb überraschend im Mai. Ein Highlight des Abends waren die Memoiren, die Walter Conzelmann, Urgestein der deutschen Wäsche-Szene, zum Besten gab. Der Unternehmer, der in diesem Jahr 80 geworden ist und seit über einem halben Jahrhundert im Geschäftsleben steht, berichtete über Ereignisse der letzten Jahrzehnte, die ihn besonders geprägt haben. Seine Erfahrungen im Umgang mit Rohstoffengpässen, volatilen Garnpreisen und dem scharfen Wind des internationalen Wettbewerbs, die er besonnen und mit charmantem Albstädter Understatement vortrug, brachten ihm großen Applaus ein. Der öffentliche Teil der Jahresversammlung am 14. April wurde wie in den Vorjahren gemeinsam mit Südwesttextil ausgerichtet. Bereits der Veranstaltungsort – das neue Technologie- und Entwicklungszentrum des Nadelspezialisten Groz-Beckert – bot für viele guten Grund, nach Albstadt zu kommen. 6 masche
Groz-Beckert-Chef Dr. Thomas Lindner hieß Mitglieds firmen und Gäste herzlich im „TEZ“ willkommen und betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit permanenter Innovation, Nachwuchsförderung und Fachkräfteausbildung angesichts gravierender globaler Umbrüche. Auch Heinz Horn, der in Personalunion als Präsident sowohl von Gesamtmasche als auch des Gesamtverbandes textil+mode sprach, verwies auf grundlegende internationale Veränderungen auf demografischer und wirtschaftlicher Ebene: „Das bedeutet eine bis dato nicht gekannte Nachfrage nach Ressourcen“, die nach Auffassung Horns zu einem neuen Wertebewusstsein führen müsse. Festredner Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, fesselte die Zuhörer mit seinem Vortrag „Aufbruch im Umbruch – Was erfolgreiche Innovatoren verbindet“. In Zeiten knapper Rohstoffe, energiepolitischer Debatten und zunehmender Konkurrenz aus den Schwellenländern setzt er auf Innovation vor allem bei der Energieeffizienz und der Ressourcenschonung. Neben Energie und Umwelt würden vor allem die Themen Mobilität, Kommunikation, Gesundheit und Sicherheit die Menschen bewegen. Der intelligente Umbau der Energieversorgung, das selbstbestimmte Leben im Alter, smarte Mobilität durch Vernetzung der Verkehrsträger und Green IT sind einige Schlaglichter auf Bullingers Liste zukunftsträchtiger Gebiete. Einen spannenden Ausklang fand die Jahresversammlung mit Führungen in kleinen Gruppen durch das TEZ, wo in Zusammenarbeit mit Kunden aus der Textilindustrie Versuche auf modernsten und produktionsnahen Maschinen der wesentlichen Technologien textiler Flächenherstellung laufen. Hier bietet Groz-Beckert ein attraktives Umfeld für Kunden, Besucher und Mitarbeiter. Neben der Möglichkeit der Klein- bzw. Sonderserienfertigung können Kunden und Mitarbeiter im TEZ geschult werden. Im TEZ integriert ist auch ein Laborfeld für den neuen Studiengang „Textile Produkttechnologie -Technische Textilien“ der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.
95 Jahre Gesamtmasche
Jubiläumsweinprobe „Vive la difference!“
Jahresversammlung 14. April 2011
Eine starke Verbindung – Südwesttextil und Gesamtmasche
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Türkei
////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Nirgends sind im europäischen Grenzbereich so dynamische Wachstumsraten zu verzeichnen wie zwischen Istanbul und Adana – im Durchschnitt der letzten Jahre 6 Prozent. Die Türkei ist auf dem besten Wege, zum neuen Japan am Bosporus heranzureifen. Schon längst ist das Land im Aufbruch. Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Brutto inlandsprodukt mehr als verdreifacht. Die geografische Lage zwischen Europa und Asien und günstige demografische Bedingungen versprechen weiterhin starkes Wachstum: Die Hälfte der 70 Millionen zählenden Bevölkerung ist unter 29 Jahre alt – und sehr konsumfreudig. Bis 2050 soll die Einwohnerzahl auf 97 Millionen wachsen. Nach Ost wie West offen, hat das Land seine Handels beziehungen zu Europa, aber zuletzt auch verstärkt in die arabische Welt ausgebaut und gilt dadurch bereits als Wirtschaftsdrehscheibe in Nah- und Mittelost. Istanbul ist nach wie vor das unbestrittene ökonomische und kulturelle Zentrum. Doch seit geraumer Zeit entwickeln auch einstige Provinzstädte wie Konya und Kayseri, Gaziantep und Adana eine beachtliche Dynamik. Schon ist von den „anatolischen Tigern“ die Rede. Die Textil- und Bekleidungsindustrie gehört mit einem Anteil am BIP von 8 Prozent zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Türkei. Der Sektor steht für über 16 Prozent der Industrieproduktion und 11 Prozent der Beschäftigung. Textilwaren führen seit Jahren die türkische Exportstatistik an und sind mit über 21 Mrd. US-Dollar und fast 19 Prozent Anteil an den gesamten Exporteinnahmen wichtigster Devisenbringer nach dem Tourismus. Nach schweren Einbrüchen während der weltweiten Wirtschaftskrise verschafft vor allem die anspringende Nachfrage wichtiger 8 masche
Abnehmer in der EU der Branche einen neuen Schub. Inzwischen arbeiten viele Firmen an der Kapazitätsgrenze. Dabei ist die Türkei längst kein Billiglohnland mehr. Deutschland ist traditionell das größte Abnehmerland: Knapp eine halbe Milliarde türkischer Bekleidungsteile landen pro Jahr in der Bundesrepublik. Allerdings gewinnt in jüngster Zeit der Handel mit den arabischen Nachbarn und mit Russland an Bedeutung. War die Politik früher auf Westbeziehungen fokussiert, so wird jetzt die Öffnung nach allen Seiten vorangetrieben. Neben dem Exportwachstum verheißt der türkische Inlandsmarkt für die nächsten Jahre ein nachhaltiges Wachstum: Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich zwischen 2002 und 2008 verdreifacht und ist nach einem rezessionsbedingten Knick 2009 wieder auf Wachstumskurs. Im boomenden Einzelhandel sollen bis Ende 2012 gemäß einer Studie von PricewaterhouseCoopers um die 135 000 neue Jobs ent stehen. Während die Auslandsdirektinvestitionen in der Türkei im Krisenjahr 2009 um 14 Prozent einbrachen, ist der FDI-Fluss in den Retail-Sektor um 14 Prozent gestiegen. Allein in diesem Jahr öffnen 50 neue Shopping Malls ihre Tore. Die Zahl der Einkaufsparadiese steigt somit auf 304 mit einer Gesamtverkaufsfläche von 8 Millionen Quadratmetern. Istanbul ist mit Abstand die Shopping-Adresse Nr. 1 in der Türkei. Die Stadt ist außerdem ein boomender Luxusstandort – kaum eine Nobelmarke, die hier nicht vertreten ist. Mit 34 Superreichen belegt Istanbul nach Moskau, New York und London Rang 4 der weltweiten MilliardärsMetropolen. Ankara und Istanbul repräsentieren mit einer Verkaufsfläche von um die 210 qm pro 1 000 Einwohner die Einzelhandels-Top-Spots der Türkei. Doch schon bald wird eine Reihe von Tier-2-Städten wie Bursa oder Denizli zu den Orten mit der größten Einzelhandelsdichte gehören.
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Aufbruch am Bosporus
// Türkei Bevölkerung: 78,8 Mio. BIP: 742 Mrd. US-Dollar BIP pro Kopf (PPP): 12 300 US-Dollar BIP-Wachstum: 8,2 Prozent Textil-/Bekleidungsausfuhr: 21,2 Mrd. US-Dollar Textil-/Bekleidungseinfuhr: 12,5 Mrd. US-Dollar Korrespondenzsprachen: Türkisch, Englisch, Deutsch, Französisch Wirtschaft: Textil, Nahrungsmittel, Fahrzeuge, Elektronik, Bergbau Quellen: CIA World Factbook, gtai, TurkStat; alle Zahlen zu 2010
Istanbul
Bursa
Marmara-Region
Schwarzmeer-Region
Ankara
Ostanatolien Zentralanatolien
Kayseri
Ägäis-Region Südostanatolien
Konya Adana
Gaziantep
Mittelmeer-Region
Moderne Ladenkonzepte sind im türkischen Einzelhandel allerdings bis heute nicht die Regel. Die traditionelle RetailLandschaft der Türkei war lange dominiert von heimischen Herstellern, die ihre eigenen Marken-Shops eröffneten. Das Visual Merchandising war dabei kaum ausgebildet, Schau fenster und Regale erschienen oft mit Ware überladen. An der Warenpräsentation hat auch das Wachstum der Shopping Malls so schnell nichts geändert. Bemerkenswert ist jedoch, dass Marken, die das „Turquality“-Programm durchlaufen haben, ein „Look and Feel“ ihrer Shops und eine Markenidentität entwickeln, die sich deutlich von der Masse abhebt. Noch hat nur eine Handvoll Markenanbieter die Internationalisierung ihres Retail-Geschäfts vollzogen. Aktuell gibt es ca. 2 100 türkische Einzelhandelsgeschäfte im Ausland, die meist in den GUS-Staaten, in Nah- und Mittelost oder in den Balkanländern angesiedelt sind. Auch hier erwarten Experten ein beeindruckendes Wachstum: In den nächsten 10 Jahren soll die Zahl der Auslandsstores auf 40 000 steigen.
Mit dem Auslaufen der Textilquoten Ende 2004 sah sich die türkische Textil- und Bekleidungsindustrie als Exportmotor des Landes einer völlig neuen Wettbewerbssituation ausgesetzt. Das türkische Untersekretariat für Außen handel setzte auf neue Strategien, weg vom Produzieren für andere und hin zu designorientierten, eigenen Marken. „Turquality“ ist ein Projekt, das aus türkischen Produkten internationale Marken machen soll. Die Vision: 10 Global Brands in 10 Jahren. Ein Akkreditierungssystem, das alle Prozesse von der Produktion über das Marketing bis zum After-Sales-Service umfasst, soll über Coaching und Consulting Services Markenpotenziale heben. Dazu kommen PR- Aktivitäten zur Förderung eines positiven Images türkischer Marken und die Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen namhaften Designern und Herstellern.
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Textil und Bekleidung Türkei (Import und Export in Prozent) Import
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Bekleidung Textil
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Export Bekleidung
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Textil
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2
2008
2009
2010
2011
Quelle: TurkStat / Berechnungen Gesamtmasche
Mit Schwung aus der Krise: Entwicklung des türkischen Bruttoinlandsprodukts (Mrd. US-Dollar) 811 Foto: © Vlad – Fotolia.com
776 704
742
742
737
617
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Quelle: gtai, Berechnungen Gesamtmasche
ve Sa e th
Einzelhandelsdichte wächst rasant (Bruttomietfläche in qm/1 000 Einwohner)
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25. Oktober 2011 – Haus der Wirtschaft, Stuttgart
Ende 2010
Ende 2012
Ankara
210
309
Istanbul
207
313
Tekirdag
142
172
Bursa
134
152
Denizli
119
164
Eskişehir
119
169
Izmir
116
161
Türkei
90
140
Quelle: John Lang LaSalle
Textilland Türkei
Gesamtmasche und Südwesttextil laden gemeinsam mit dem türkischen Textilverband ITKIB zu einem Info- und Kooperationstag Türkei ein. Ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen zur aktuellen Branchenentwicklung, Erfahrungsberichten von Unternehmern und B2B-Meetings mit den Teilnehmern einer hochkarätigen türkischen Unternehmerdelegation erwartet Sie!
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Plattform zum Knüpfen von Business-Kontakten zwischen Textil- und Modeunternehmen aus Deutschland und der Türkei
Was online recht ist Worauf Betreiber von Online-Shops achten müssen ///////////////////////////////////////////////////// Rolf Becker Sie haben oder planen einen Online-Shop? Auch „alte Hasen“ überrascht oft die Fülle der Regelungen, an die ein Shop-Betreiber denken muss. Das Gesetz kennt Regeln über Anbieterkennzeichnungen (§ 5 TMG) und technische Mittel für Eingabefehler, die bereit zu halten und vom Versandhändler zu erklären sind. Neben einer elektronischen Bestelleingangsbestätigung müssen Vertragsdetails und Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) bei Vertragsschluss abrufbar und speicherbar sein. Hier ist eine Lösung mit E-Mail anerkannt. Der Kunde muss Details zur Technik beim Vertragsschluss (wie und wann bestelle ich) und Informationen zur Speicherbarkeit der Vertragstexte sowie zu den verwendeten Vertragssprachen erhalten (§ 312e BGB, Art. 246, § 3 EGBGB). Das alles gilt grundsätzlich auch für B2B-Bestellungen. Bei Verbraucherbestellungen sind dem Kunden vor Abgabe der Bestellung neben weiteren Identitätsangabepflichten insbesondere Angaben zu Mindestvertragslaufzeiten, Liefervorbehalten, Zahlung und Lieferung und eventuelle Angebotsbefristungen nochmals in Textform (z. B. Brief, Fax, E-Mail) verfügbar zu machen. Gleiches gilt für die bekannte Belehrung über das Widerrufsrecht (oder Rück gaberecht) sowie Warenbeschreibung und natürlich Preisangaben (§ 312c BGB, Art. 246 §§ 1, 2 EGBGB).
sämtliche Textilwaren das Textilkennzeichnungsgesetz. Für Werbung per E-Mail oder Telefon ist grundsätzlich die Einwilligungen des Betroffenen nach Bundesdatenschutz gesetz, TMG und UWG notwendig. Zwei Jahre Gewähr leistung bei Neuwaren ist Pflicht. Nur bei gebrauchter Ware darf man in AGB die Frist auf ein Jahr beschränken. Dann sind jedoch wiederum bestimmte Rückausnahmen vorzusehen. Bei freiwilligen Garantien gelten Vorgaben nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Details zur Garantie müssen zwar noch nicht in der Werbung, allerdings zum Vertragsschluss vorliegen. Der Vertragsschlusszeitpunkt ist aber oft noch unmittelbar mit der Online-Bestellung, wenn z. B. gleich bezahlt wird. Wenn der Händler eines der Details vergisst, drohen teils Bußgelder und fast immer eine Abmahnung, die von Konkurrenten und Vereinigungen ausgesprochen werden können und zu bezahlen sind. Im Wiederholungsfall drohen hohe Vertragsstrafen bzw. Ordnungsgelder. Wem einer der aufgeführten Punkte nichts sagt, sollte sich also seinen Auftritt lieber einmal genauer anschauen, bevor es andere tun.
Die Details zu den Pflichten bei Preisangaben, einschließlich Grundpreisangaben und Angaben zur Höhe der Versand kosten finden sich in der Preisangabenverordnung, bei Servicetelefonnummern im TKG (§ 66a). Auch produkt spezifische Angabepflichten sind zu beachten – wie für
Rechtsanwalt Rolf Becker, WIENKE & BECKER – KÖLN ist seit mehr als 20 Jahren in den Bereichen Wettbewerbsrecht, Vertragsbedingungen (AGB), gewerblicher Rechtsschutz und Projektvereinbarungen für Unternehmen aus Industrie und Handel tätig. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist dabei der Versandhandel. Rolf Becker, Tel. +49 221 3765 - 330, www.kanzlei-wbk.de Foto: © phecsone – Fotolia.com
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Die Mey GmbH & Co. KG wurde 1928 als Lohnwirkerei in Albstadt-Lautlingen gegründet. Heute ist das Unternehmen einer der bekanntesten Wäscheanbieter Deutschlands und setzt knapp 70 Mio. Euro pro Jahr um. Produziert wird fast ausschließlich in eigenen Werken – in Deutschland, Portugal und Ungarn. 480 der insgesamt 830 Mitarbeiter sind auf der Schwäbischen Alb tätig. Bis heute ist Mey in Familienbesitz. 2009 belegte Mey als wachstumsstärkste Produktmarke Platz 1 beim „best brands award“, dem Markenranking der GfK.
Interview ///////////////////////////////////////////// masche im Gespräch mit Joachim Hahn, Vorsitzender der Geschäftsführung, Mey Wie sahen die Anfänge der Firma Mey aus? Vor 83 Jahren hat sich Franz Mey mit einer kleinen Lohnwirkerei selbständig gemacht. Damals gab es viele solcher Gründungen, und die Schwäbische Alb avancierte schnell zum Zentrum der Maschenindustrie: Hier wurde, quasi als Initialzündung, der erste Rundwirkstuhl aus England aufgestellt. Durch die kargen Bedingungen und die Höhenlage war für viele hier ein Zubrot wichtig, manch einer begann mit einer einzigen Maschine. Der Bedarf war groß und der Stoff für die Konfektionäre immer ein Engpass. Die Lohnwirker und -stricker bildeten noch bis in die 60er Jahre eine starke Fraktion. Bei Mey wurde nach dem 2. Weltkrieg damit begonnen, die Stoffe selbst zu konfektionieren. In den 50ern war das alles Mögliche an Bekleidung, die Konzentration auf Damenwäsche kam aber bereits 1959. 12 masche
Welche Weichenstellungen waren entscheidend für den Unternehmenserfolg? Neben dem Fokus auf Wäsche wurde auch beschlossen, die Produktion konsequent auf Qualitätsware auszurichten. Ab 1961 wurde die Ware bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich unter dem Namen Mey angeboten. Ein weiterer wesentlicher Schritt, nämlich die Entscheidung, sich auf den Fachhandel zu konzentrieren, fiel ebenfalls Anfang der 60er Jahre. Über die gute Verankerung im Fachhandel wurde die Marke aufgebaut. Diese strategische Ausrichtung erfolgte bei Mey recht früh. Die Entscheidungen waren tatsächlich sehr weitsichtig, denn sie erfolgten zu einer Zeit, in der kein Absatzdruck
herrschte: Die Nachfrage war gigantisch, verkaufen ließ sich praktisch alles. Viele Wettbewerber wählten den Weg des Mengengeschäfts und suchten sich andere Vertriebsschienen als den Fachhandel. Genau diese Firmen hatten später am stärksten unter dem Importdruck zu leiden, der die Branche mit einem beispiellosen Preiswettbewerb konfrontierte. Was sich in Albstadt so leicht und kleinzellig hatte aufbauen lassen, funktionierte natürlich auch in anderen Ländern: Diese Industrie war leicht zu verlagern, die Produktion im Inland ging rapide zurück. Mey dagegen hat die Produktion weiter ausgebaut… 1984 haben wir unser Produktspektrum um Herrenwäsche erweitert. Dazu wurde ein Betrieb in Bitz gekauft, der gute Qualität produzierte und bis dahin nur unter Handelsmarken verkaufte. Heute ist Herrenwäsche von Mey nach Schiesser die Nr. 2 im Markt. Vor etwa zehn Jahren gingen wir dann auch in die Bereiche Dessous und Nachtwäsche. Im Jahr 2008 haben wir in Lautlingen die Unternehmens bereiche Damen- und Herrenwäsche zusammengeführt und in ein neues Kunden- und Innovationszentrum investiert – ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Sie produzieren aber auch in Portugal und Ungarn? 1991 wurde in Celorico da Beira ein neues Werk gebaut, zehn Jahre später eines im ungarischen Veresegyház. Damals wurde das vor allem unter dem Aspekt entschieden, dass wir hier auf der Schwäbischen Alb nicht mehr das benötigte Arbeitskräftepotenzial haben. Heute würden wir auch sagen, dass es Preisvorteile gibt. In Portugal und Ungarn wird allerdings ausschließlich konfektioniert. Alles andere machen wir komplett hier, auch etwa ein Drittel unserer Konfektion. Wir legen Wert darauf, dass wir alle Prozesse in unserer Hand behalten. Über 90 Prozent unserer Stoffe produzieren wir selbst. Wir machen alle Zuschnitte hier. Natürlich hat die Konfektion vor Ort auch Vorteile, wenn wir einmal noch schneller sein müssen als sonst. Unsere Nähereien in Lautlingen und Dormettingen sind aber deutlich mehr als eine Musterkonfektion oder eine „Feuerwehr“. Sie müssen unter Bedingungen der Serienproduktion arbeiten. Sie können hier also ihr gesamtes Programm nähen? Ja, alles. Das hat natürlich Konsequenzen für unsere Ausstattung. Wir haben hier Maschinen für alle Prozesse,
auch für diejenigen, die in der Hauptsache woanders laufen. Die freien Plätze in unserem Nähsaal heißen nicht, dass wir unterbeschäftigt sind, sondern für alle Fälle gerüstet. Dazu brauchen wir Leute, die vielseitig einsetzbar sind. Mey gilt als echte Traditionsmarke, bietet aber auch sehr jugendliche Produkte an. Wen wollen Sie hauptsächlich erreichen? Bei uns gibt es grundsätzlich nur die Marke Mey – keine Linien, keine Submarken. Aber wir haben unterschiedliche Segmente in unserer Kollektion. Die klassischen Zielgruppen-Modelle haben längst ausgedient. Heute kaufen 60bis 70-jährige Frauen ohne weiteres bei Filialisten mit „jungem“ Image ein. Randschärfe und Markenpositionierung kann man nicht mehr an Altersgruppen festmachen. Wir orientieren uns an Lebensstilen. Die Kunst dabei ist, die Gemeinsamkeiten verschiedener Gruppen herauszufinden. Wir wenden uns mit unseren Produkten an anspruchsvolle, moderne Menschen ab 22, 23 – mit einer nach oben offenen Altersskala. Wenn die Kunden sich nicht mehr in ein Schema pressen lassen, auf welche Themen setzen Sie bei Ihren Styles? Bei uns steht immer der Wohlfühl-Begriff an erster Stelle. Natürlich gibt es Lebensstile, die wir mit unserer Marken aussage verknüpfen können. Dabei wirft das Thema Nachhaltigkeit andere Fragen auf als Mode oder Passform, denn es reicht über die anderen hinaus: Welches Gefühl habe ich beim Kauf? Seit einigen Jahren interessieren sich die Kunden zunehmend dafür, wo und unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt wurde. Das können wir aufgrund unserer Produktionsstruktur sehr gut abdecken. Beim Thema Nachhaltigkeit kämpfen viele Firmen mit einer Flut von Labels. Wie wichtig ist Zertifizierung? Reichen der Name Mey und „Made in Germany“ nicht aus? Das wird nicht reichen. Wir sind bluesign-Member und verfolgen damit einen umfassenderen Ansatz als den, nur bestimmte Schadstoffe im Blick zu haben. Bei bluesign müssen alle Vorlieferanten den strengen Anforderungen entsprechen. Aufgrund der Kollektionswechsel ist das in der Praxis sehr schwierig: Im modischen Geschäft ist wichtig, dass es sich schnell dreht. Das bedeutet auch schnelle Wechsel bei Materialien, eventuell auch bei Lieferanten. Das macht die Zertifizierung zur großen Herausforderung, doch wir müssen das, was wir tun, griffig darstellen. masche 13
Das können wir mit bluesign, oder auch mit der Kommunikation der Tatsache, dass wir eine sehr hohe Wertschöpfung in Deutschland haben. Unsere Aussage soll dabei nicht sein, dass deutsche Produkte grundsätzlich „besser“ sind, sondern dass Mey im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens Werte schafft – indem wir hier ausbilden und etwas für die Region tun. Ein Beispiel: Wir sponsern seit vielen Jahren das örtliche Handball-Team. Die haben es schon in die zweite Liga geschafft, sind dann aber wieder abgestiegen. So etwas wäre für uns nie ein Grund, unser Sponsoring in Frage zu stellen. „Nachhaltig“ unterwegs sind wir eigentlich schon lange. Es wird Zeit, etwas mehr darüber zu reden. Ist neben dem Wunsch nach nachhaltigen Produkten auch der modische Anspruch der Kunden gewachsen? Ja und nein – gute, gepflegte Basics können durchaus modern sein. Damit machen wir solide Geschäfte und treffen den Geschmack. Wenn Mann oder Frau den ganzen Tag unterwegs ist, einen langen Arbeitstag hat, wird er oder sie sich genau überlegen, was das Richtige für Untendrunter ist – im Zweifel wird das nicht zu „dessouig“ sein, und auch keine Shapewear. Bei Mey haben wir die Attraktivität der Kollektion in den letzten zehn Jahren deutlich erhöht. Der ganze Markt ist modischer geworden. Es sind viele kleine Anbieter zusätzlich aufgetreten, die ganz spezielle Segmente bedienen. Wir sind mit unserem Modegrad zufrieden und haben zwei verlässliche Standbeine: Zum einen ein rentables NOS-Geschäft, das wir akribisch pflegen, zum anderen das modische Geschäft, in dem andere Gesetze gelten. Das ist gut fürs Image, und wir können andere Zielgruppen ansprechen. Immer wieder die Forderung zu hören, die Wäschebranche insgesamt müsse noch modischer werden. Dazu kommt das Thema große Cups. Was halten Sie davon? Da laufen ein paar Dinge überkreuz. Es gibt Tendenzen im Markt und Veränderungen beim Körperbau, das ist bekannt. Aber wie bei allem kommt es auf das richtige Maß an. Mit höherem Modegrad steigt auch das Risiko. Wenn wir uns als Partner des Handels verstehen, müssen wir Programme anbieten, mit denen der Handel erfolgreich sein kann. Doch nicht alles, was schön und sexy aussieht, hat letztlich auch Erfolg. Jeder Händler hat nur einen gewissen Anteil an hochmodischen Kundinnen. Und selbst die sehr Modebewussten greifen nicht immer zum letzten Schrei. Sie können ja auch nicht immer Highheels tragen, weil man damit be14 masche
stimmte Dinge einfach nicht machen kann. Und selbst wenn die Nachfrage nach großen Cups gestiegen ist: Wenn wir wirtschaftlich arbeiten wollen, müssen wir die Kirche im Dorf lassen und das ins Verhältnis zum Gesamtmarkt setzen. Den Verkäuferinnen, die sich direkt mit den Klagen frustrierter Kundinnen auseinandersetzen, bleiben diese Einzelfälle im Gedächtnis. Auf der anderen Seite sieht man am Jahresende, dass der Umsatz mit ganz anderen Produkten – und Größen – gemacht wurde. Auch bei den Größen gibt es so etwas wie eine Gaußsche Normalverteilung. An eine Revolution im Markt glaube ich nicht. Die Inhaber von Fachgeschäften sehen das oft anders. Sie verdienen ihr Geld vorwiegend durch beratungsintensive Produkte. Die Großformen des Einzelhandels bieten wenig Beratung, haben dafür aber große Flächen. Kundinnen mit einer durchschnittlichen Figur finden sich dort gut zurecht und können auch nach Optik gehen. Kundinnen mit problematischen Figuren haben höheren Beratungsbedarf – und gehen eher ins Fachgeschäft. Das kleine Geschäft hat keine gigantische Auswahl, dafür nimmt sich die Verkäuferin aber viel Zeit, bis etwas Passendes gefunden ist. Wenn die Fachgeschäfte sich behaupten wollen, müssen sie sich profilieren. Dazu gehört auch die Spezialisierung. Manche führen nur BHs ab C-Cup und sagen: eine B-Cup-Kundin
findet auch im Kaufhaus problemlos, was sie braucht. Für den normalen Hersteller ist das deshalb noch kein lukrativer Markt. Der große Anteil des Umsatzes entfällt immer noch auf Basics und Standardgrößen. In jedem Shop müssen Sie die richtige Mischung finden. Ideal ist, wenn eine Kundin dort einen BH kauft – und bei der Gelegenheit gleich noch zehn Basic-Slips mitnimmt. Wer ein gewisses Volumen umschlagen will, kann das nicht nur mit Hochmodischem. Mit Ihrer Werbekampagne „Me, Myself and Mey“ erregen Sie seit langem große Aufmerksamkeit. Prominente von Uschi Obermaier bis Rudolf Schenker haben sich in Mey-Wäsche ablichten lassen, zuletzt Waris Dirie. Die Kampagne gibt es nun schon seit 17 Jahren, in der Zwischenzeit natürlich mit zwei, drei wesentlichen Veränderungen. Ja, wir hatten einige Hochkaräter dabei, Magdalena Neuner, Sarah Wiener und viele andere. Oder denken Sie an die schwangere Esther Schweins. Als wir die Aufnahmen machten, war sie im siebten Monat. Die Imagewerbung hat uns sehr gutgetan. Inzwischen können wir bei bekannten Häusern in 1-Lagen mehrere Schaufenster, ja die ganze Front für unsere „Stadtgespräche“ bekommen. Innerhalb der letzten 14 Jahre haben wir es geschafft, unsere Markenbekanntheit zu verdoppeln.
ferbeziehungen bezahlt gemacht: Wir hatten keinerlei Lieferausfälle. Die Preise konnten unsere Lieferanten aber natürlich nicht halten. Zu einem gewissen Maß müssen wir das auch an unsere Kunden weitergeben. Was sind aus Ihrer Sicht die Zukunftsthemen der Branche? Wir werden weiter mit großem Veränderungsdruck leben müssen. Bei den Vertriebskanälen werden wir noch einiges erleben, denn die Einkaufsgewohnheiten werden sich erheblich verändern. Vor allem wird der Online-Handel stärker Platz greifen. Aus Sicht des Verbrauchers ist das nur vernünftig: Soll man sich bei jedem Standard-Bedarf – womöglich von weit außerhalb – in die Stadt begeben müssen? Der Handel wird sich daher stärker auf Kompetenzen wie Beratung und Sortiment konzentrieren müssen. Bei den Motiven für Kaufentscheidung wird die Nachhaltigkeit immer wichtiger. Die Leute wollen wissen, woher ihr Produkt kommt. Gerade die Deutschen legen darauf immer größeren Wert. Für Mey bin ich deshalb optimistisch. Wir machen fast 80 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland, den Rest überwiegend in Westeuropa. Den Auslandsanteil wollen wir steigern, aber der deutsche Markt ist kaufkräftig, und hier haben wir eine ausgezeichnete Marktstellung.
2009 wurde Mey mit dem Titel „Beste Wachstumsmarke“ gekürt. Was bedeutet das für Sie? Auch der „best brands award“ hat die Qualität unserer Kampagne bestätigt. 2007 hatten wir es schon auf dem 2. Platz geschafft. Dieser Award basiert nicht auf einer Jury-Entscheidung, sondern wird auf Grundlage einer wissenschaftlichen Untersuchung der GfK vergeben. Prämiert werden die beste Unternehmensmarke, die beste Wachstumsmarke und die beste Produktmarke des Jahres. Wir waren mit Abstand der kleinste Fisch, der je im Ranking war. Natürlich macht es uns stolz, wenn wir uns in einem Umfeld mit Marken wie Google, Samsung oder Lufthansa bewegen. In den letzten Monaten wurde viel über die Beschaffungssituation diskutiert. Wie werden sich die Dinge weiter entwickeln? Auch wir hatten Probleme mit den volatilen Preisen – der Baumwollpreis ging so steil nach oben wie noch nie. Den Zenit haben wir überschritten, und inzwischen ist eine Entspannung auf hohem Niveau eingetreten. Ich denke so wird es wohl bis auf weiteres bleiben. In dieser schwierigen Zeit haben sich unsere langfristigen Liemasche 15
Nachhaltig erfolgreich Technischer Ausschuss bei Mattes & Ammann //////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Am 19. Mai tagte der Technische Ausschuss von Gesamt masche in Tieringen. Dass rund 30 Teilnehmer aus der Maschenindustrie und Garnherstellung einen teils recht weiten Weg in den Teilort von Meßstetten auf sich nahmen, dürfte sicher auch am Gastgeber gelegen haben – schließlich ist die Firma Mattes & Ammann einer der großen Maschenstoffspezialisten für technische Anwendungen in Europa. Spannend war aber auch das übergeordnete Thema: Textile Nachhaltigkeitskonzepte in der Praxis. Nach der Begrüßung durch den Ausschuss-Vorsitzenden Dieter Braun, Triumph International, erläuterte Christoph Larsen Mattes, Geschäftsführender Gesellschafter von Mattes & Ammann, das Nachhaltigkeitsverständnis seines Unter nehmens, das in diesem Jahr bereits seine 16. Umwelterklärung und seinen 10. Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht hat. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus wolle man in der Gegenwart für die Zukunft sorgen, fasste der Unternehmenschef das ganzheitliche Konzept zusammen, bei dem sich unternehmerische Entscheidungen nicht am sofortigen 16 masche
optimalen Profit orientieren, sondern daran, „was der Firma in zehn Jahren Vorteile bringt“. In ihren Rundstrickereien, Flachstrickereien und der Rundwirkerei produziert die Firma Mattes & Ammann mit 300 Mitarbeitern und einem Umsatz von ca. 58 Mio. Euro ca. 55 Mio. qm Maschenstoffe pro Jahr, die an Kunden in aller Welt verkauft werden. In den vergangenen zehn Jahren wurden Investitionen von über 40 Mio. Euro am Standort getätigt. Unter anderem hat Mattes & Ammann das größte Maschenstofflager Europas aufgebaut: „Nachhaltig zu arbeiten heißt für uns auch, permanent lieferfähig zu sein“. Zur Sicherung des nachhaltigen Fortbestands seines Unternehmens setzt Christoph Larsen Mattes strikt auf Qualität sowie auf die eine enge Verbindung zwischen dem kaufmännischen Bereich und der Produktion. Neben zertifizierten Managementsystemen für Qualität, Umwelt und Arbeits sicherheit legt das Unternehmen Wert darauf, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das „Kulturmanagement“, wie Christoph Larsen Mattes es nennt, wird dokumentiert durch die Social Accountability-Zertifizierung nach SA 8000.
die Ausführungen zur Interesse verfolgten die Teilnehmer
Mit großem textilen Nachhaltigkeit.
Präm ierte Nach Geb r. Ot halt to B aum igkeit: A woll feinz ndreas M wirn erei. erkel prä se
ntier
Gastgeber Christ oph Larsen Ma ttes erläuterte verständnis sei das Nachhaltig nes Unternehm keitsens.
Ein durchdachtes Gesundheitsmanagement, ein QS- Prämiensystem und weitere Anreize sollen für ein gutes Arbeitsklima wie für den Unternehmenserfolg sorgen. Eine Besonderheit von Mattes & Ammann ist die 2001 ins Leben gerufene Stiftung für in Not geratene Mitarbeiter, die im Frühjahr anlässlich des 60-jährigen Firmenjubiläums um 250 000 auf 750 000 Euro aufgestockt wurde. Prämierte Nachhaltigkeit stellte auch Andreas Merkel, Geschäftsführer der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei, vor. Der traditionsreiche Familienbetrieb mit 160 Mitarbeitern wurde Ende 2010 mit dem Umweltpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Garnhersteller mit eigener Färberei entwickelt nachhaltige Produktkonzepte unter Einsatz neuartiger, nachhaltig produzierter Naturfasern und ist mit Otto Medicare seit neuestem auch im Bereich Hygiene-Produkte aktiv. Dabei kommt Baumwolle zum Einsatz, die aus fairem Handel und Bioanbau stammt. Das Unternehmen hat sich sein Umweltmanagement bereits 1997 nach ISO 14001 zertifizieren lassen und hält bereits seit zehn Jahren das begehrte IVN/GOTS-Label. Beim Nachhaltigkeitskonzept Recot²® setzt die Firma Otto
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auf recycelte Baumwolle. Dabei werden Produktionsabfälle aus Spinnerei und Weiterverarbeitung, die in der Reißerei landen, in maximaler Menge in die Garnproduktion rückgeführt. 1 kg Recot²® spart durch den reduzierten Einsatz von Neubaumwolle bis zu 10 000 Liter „virtuelles“ Wasser. Beim Konzept Piumafil® wird Baumwolle mit Kapok gemischt, der leichtesten bekannten Naturfaser. Kapok, auch Pflanzendaune oder Pflanzenkaschmir genannt, wächst wild im Regenwald, gedeiht nicht in Monokulturen und ist frei von jeglichen Chemikalien. Kapok galt lange als nicht verspinnbar und wurde überwiegend nur als Füllmaterial verwendet. Durch innovative Spinntechnologien ist es der Firma Otto 2006 erstmals gelungen, Kapok in einer Mischung mit Baumwolle zu einem hochwertigen Premium-Garn zu verspinnen. Die 2 bis 4 cm lange Hohlfaser mit 80 Prozent Lufteinschluss sorgt für eine natürliche thermoregulierende Wirkung. Weil Kapok sechsmal leichter ist als Baumwolle, sind Textilien aus Piumafil® bei gleichem Volumen um 10 Prozent leichter als aus reiner Baumwolle und haben dazu einen seidigen Griff. masche 17
Preisrekord für Wolle Wollpreisindex: 20-Jahres-Trend (US-Cents/kg) 1800 1600 1400 1200 1000 800
Foto: © diego cer vo – istockphoto.co m
ele – Fotolia.com Foto: © Klaus Epp
Rohstoffe
400
Juni 11
Juni 10
Juni 09
Juni 08
Juni 07
Juni 06
Juni 05
Juni 04
Juni 03
Juni 02
Juni 01
Juni 00
Juni 99
Juni 98
Juni 97
Juni 96
Juni 95
Juni 94
Juni 93
Juni 92
Juni 91
200
Australian Wool Exchange Spot Rate (19 Mikron) Gesamtmasche-Grafik Quelle: index mundi
////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Strickwaren aus Wolle und feine Tuche dürften bald teurer werden. Die Wollpreise sind so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Nachdem die Faser bereits 2010 knapp war, hat der Wollpreis seit November nochmals um über 40 Prozent zugelegt. Mehr als der aktuelle Durchschnittspreis musste zuletzt 1988 bezahlt werden. Für gröbere Qualitäten liegt der Durchschnittspreis bei 14 US-Dollar pro kg. Feine Typen im Bereich von 18 bis 19 Mikron haben die Marke von 18 US-Dollar pro kg längst überschritten. Nach dem Höhenflug der Baumwollpreise bekommt nun auch der Wollmarkt die weltweite Rohstoffknappheit zu spüren – und die Spekulation an den Warenterminbörsen. Aufgrund der niedrigen Preise der vergangenen Jahre haben viele Farmer das wenig profitable Geschäft aufgegeben. Dazu kamen widrige Wetterbedingungen in Australien, dem größten Wollproduzenten, wo sich Fluten und Dürre abwechselten. Alleine in Australien hat sich die Produktion in den vergangenen zehn Jahren von 670 000 auf 343 000 Tonnen nahezu halbiert. Für die laufende Saison droht ein weiterer Rückgang.
18 masche
Foto: © Die Fotografin – Fotolia.com
600
Der wichtigste Preistreiber dürfte die boomende Nachfrage sein, die dem geschrumpften Angebot gegenübersteht. Vor allem China fragt immer mehr Wolle nach, und andere Schwellenländer ziehen mit. Dort kleiden sich immer mehr Menschen in feinem Zwirn. Entsprechend steigt der Bedarf an feiner Merino-Wolle – doch entsprechende Mengen stehen einfach nicht zur Verfügung, und die Aufstockung der Bestände braucht Zeit. Bekannte Herrenausstatter und Konfektionäre weltweit haben deshalb schon vor Monaten Preiserhöhungen von 10 Prozent und mehr angekündigt. Zur steigenden Nachfrage trägt aber auch der Einsatz von Wolle im Objektbereich und beim Fahrzeugbau bei. Dort erfreut sich die schwer entflammbare Naturfaser großer Beliebtheit.
Binnen Jahresfrist hat sich der Wollpreis mehr als verdoppelt. Der Preis für Wollgarne ist im gleichen Zeitraum um ca. 60 Prozent angestiegen. Experten erwarten eine Korrektur der Faserpreise von 10 bis 30 Prozent, wenn im Oktober und November neue Wolle den Markt erreicht. Doch angesichts der stetig wachsenden Nachfrage werden auch danach die Preise im Vergleich zu den Vorjahren hoch bleiben. Ähnliche Entwicklungen gibt es bei feinen Tierhaaren wie Kaschmir oder Mohair zu beobachten.
Geschäftsklima Wolken am Maschenhimmel Gesamtmasche-Geschäftsklimaindex Der Gesamtmasche-Geschäftsklimaindex wurde zum ersten Mal im dritten Quartal 2006 erhoben. 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50 III/08
IV/08
I/09
II/09
III/09
IV/09
Geschäftsklimaindex - Maschenindustrie insgesamt
I/10
II/10
III/10
IV/10
I/11
II/11 Quartal
Geschäftsklimaindex - Wäsche
/////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Die Unternehmen der deutschen Maschenindustrie blicken nach einem langanhaltenden Aufwärtstrend vorsichtiger in die Zukunft. Das ist das Ergebnis der Geschäftsklima-Umfrage von Gesamtmasche im Juli. Die Umsatzerwartungen für das 3. Quartal sind deutlich zurückgegangen – das gilt für das Inland, aber auch für den Export. Unsicherheit über ungelöste staatliche Schuldenprobleme und Anzeichen einer weltweiten Konjunktureintrübung lassen auch die Maschenbranche nicht unberührt. Der Gesamtmasche Geschäftsklima-Index fiel nach äußerst positiven Werten in den beiden vergangenen Quartalen und einem Allzeithoch von über 28 Punkten auf 4,95 Punkte zurück. Der Teil-Index für Wäsche verminderte sich weniger deutlich auf 13,37 Punkte. Damit liegt das Geschäftsklima zwar nicht im negativen Bereich, bewegt sich aber auf ähnlich moderatem Niveau wie Anfang 2010 kurz nach der Krise. Die Beurteilung der aktuellen Lage fällt dabei spürbar besser aus als die Erwartungen der Hersteller für die kommenden Monate. Die Kapazitätsauslastung ist bereits im 2. Quartal 2011 leicht zurückgegangen und wird nach Einschätzung der meisten Unternehmen auf dem aktuellen Niveau verharren.
Ein Fünftel der befragten Firmen erwartet eine verschlechterte Auslastung. Nachdem im vorangegangenen Quartal fast alle Unternehmen mit zufriedenstellenden Umsätzen gerechnet hatten, gehen jetzt 21 Prozent von einem Umsatzrückgang aus. Im Segment Wäsche glaubt das allerdings nur ein Zehntel der Befragten. Dort erhofft man sich vor allem weitere Impulse aus dem Inlandsmarkt. Zwar dämpfen die Schuldenkrise, eine hohe Inflationsrate und die Angst vor höheren Energiepreisen auch die Erwartungen der deutschen Verbraucher. Dennoch hat die Kauflaune in Deutschland angesichts guter Arbeitsmarktaussichten kaum gelitten, und nach Ansicht der Konsumforscher soll das bis auf weiteres so bleiben. Mit ihren Erträgen zeigen sich derzeit knapp drei Viertel der Maschenfirmen zufrieden – 14 Prozent weniger als in der April-Befragung. Im Bereich Wäsche zeigte sich die Ertragsentwicklung zwar bislang stabiler als im Gesamtdurchschnitt der Hersteller. Für das nächste Quartal gehen aber nur zwei Drittel der Unternehmen von gleichbleibenden Erträgen aus. Ein wichtiger Grund dafür dürfte in den gestiegenen Beschaffungskosten liegen, die sich am Markt oft nur teilweise und mit Verzögerung weitergeben lassen.
masche 19
Außenwirtschaft EU will Zollvorteile streichen Die EU-Kommission plant tiefe Einschnitte in ihr Präferenz system für Entwicklungsländer. Textilien und Bekleidung stehen dabei im Fokus. Im Mai haben die Brüsseler Behörden Einzelheiten zu ihren Vor schlägen mitgeteilt, die unilateralen Zollpräferenzen „auf die bedürftigsten Länder zu konzentrieren“. Textilwaren repräsentieren einen Großteil der Produkte, die im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems für Entwicklungsländer (APS) gehandelt werden. Jegliche Änderungen treffen sie daher besonders. Wer textile Vor- und Fertigprodukte aus Entwicklungsländern bezieht, sollte die Reformdiskussion daher wachsam verfolgen, denn bald könnten Zollvorteile wegfallen. Andererseits ist die Begünstigung starker Konkurrenten wie z. B. Indiens umstritten und vielen schon lange ein Dorn im Auge.
Mazedonien, mit denen die EU Freihandels- oder Wirtschaftspartnerschaftsabkommen abgeschlossen hat. Ohnehin sollen Freihandelspartner aus dem neuen APS automatisch ausscheiden. Das betrifft bald Indien, aber auch verschiedene ASEAN-Staaten, mit denen solche Handelsverträge angestrebt werden. Außerdem will die EU-Kommission stärkere Anreize setzen, um Entwicklungsländer zu „Good Governance“ zu bewegen. Dabei geht es um Menschenrechte und die Einhaltung verschiedener internationaler Konventionen. Als Belohnung winkt die Zollfreiheit im Rahmen des so genannten „APS+“. Länder, die davon profitieren wollen, dürfen bisher mit ihren Lieferungen den Schwellenwert von 1 Prozent an allen APS-Importen der EU nicht überschreiten. Dieser Satz soll auf 2 Prozent angehoben werden – ein maßgeschneidertes Zugeständnis an Pakistan, dem bereits seit langem Handelsvorteile versprochen wurden. Auch beim begünstigten Produktspektrum will die EU-Kommission an einer der Stellschrauben drehen. Bisher sind große Lieferanten bei ihren stärksten Produktgruppen vom APS ausgeschlossen. Daher gibt es derzeit keine Zollpräferenzen für chinesische und indische Textilien sowie für Bekleidung aus China. Wer im Textil- und Bekleidungsbereich bisher mehr als 12,5 Prozent Anteil an allen textilen APS-Einfuhren hat, wird ausgeklammert. Diese Grenze soll im neuen APS auf 14,5 Prozent angehoben werden.
Auf die Branche entfallen über 30 Prozent der begünstigten APS-Importe der EU, die insgesamt fast 70 Mrd. Euro pro Jahr ausmachen. Durch die Reform des APS soll dieser Wert nach Angaben der Kommission auf knapp 38 Mrd. Euro sinken. Damit müssten die europäischen Importeure ca. 1,5 Mrd. Euro mehr Zoll bezahlen. Von 176 Ländern würden sich nach heutigem Stand nur noch ca. 80 für die Liste der Begünstigten qualifizieren. Die neuen Regeln sollen in zweieinhalb Jahren in Kraft treten. EU-Handelskommissar Karel De Gucht will das System stärker auf diejenigen zuschneiden, „die es am nötigsten brauchen“. Länder, die von der Weltbank als „upper middle income“ oder reicher klassifiziert werden, sollen künftig nicht mehr profitieren – also alle Staaten, in denen das jährliche Pro-Kopf-Einkommen über 3,946 US-Dollar liegt. Dazu gehören z. B. Brasilien, Kasachstan, Malaysia, Mauritius, Russland, Venezuela und verschiedene arabische Länder, aber auch Staaten wie Mexiko, Südafrika oder
Die Vorschläge zum neuen APS werden zunächst im Europa parlament und im Ministerrat diskutiert. Dort kann es noch zu bedeutenden Veränderungen kommen. Spätestens am 1. Januar 2014 kommt die neue Verordnung zur Anwendung. Sie muss mindestens sechs Monate zuvor veröffentlicht werden.
Die größten Modemärkte der Welt
20 masche
Foto: © Franz Pfluegl – Fotolia.com
Im Ranking der weltgrößten Modemärkte herrscht Bewegung. Nach einem Bericht von Retail Forward werden bereits 2013 innerhalb der Top-7 einige Ranglistenwechsel erfolgen: Während USA und China weiterhin die Spitzenplätze belegen, steigt Russland zum drittgrößten Absatzmarkt für Mode auf. Italien, Deutschland und Japan, deren Modemärkte von weniger dynamischen Wachstumsraten gekennzeichnet sind, verlieren an Boden. Die Wachstumsmärkte Brasilien, Türkei und Indien behalten ihre Platzierung, auch wenn sie ein beeindruckendes jährliches Wachstum aufweisen. Insbesondere in Indien lässt sich das auf das immer noch sehr niedrige Pro-KopfEinkommen zurückführen: 2013 wird jeder Inder im Durchschnitt 34 US-Dollar für Mode ausgeben. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Mode in der Türkei dürften hingegen 600 US-Dollar pro Jahr erreichen, in Brasilien immerhin knapp 270 US-Dollar.
Die größten Modemärkte der Welt 2013 (Mrd. US-Dollar) Rang
Land
2008
2013
1
USA
359
408
2,6%
2
China
155
256
10,5%
3
Russland
83
174
15,8%
4
Italien
109
119
1,9%
5
Deutschland
102
103
0,2%
101
2,5%
6
nominales jährl. Wachstum
Großbritannien
89
7
Japan
97
94
-0,6%
8
Frankreich
73
75
0,7%
9
Spanien
53
66
4,4%
10
Brasilien
41
53
5,5%
11
Türkei
31
45
7,7%
Indien
29
41
7,3%
12
Quelle: Retail Forward 2010
Messehinweis
Shanghai Mode Lingerie Internationale Bodywear-Messe 18.10. - 19.10.2011
Die Masche in Russland
Die Shanghai Mode Lingerie ist eine international renommierte Fachmesse für Mode und Dessous, die über die neuesten Entwicklungen, Trends, Dienstleistungen und Produkte aus der Branche informiert. Ab 2012 fördert der Bund einen Gemeinschaftsstand.
Masterarbeit analysiert Absatzpotenzial im russischen Markt Russland gehört für die deutsche Maschenindustrie längst zu den wichtigen Auslandsmärkten. Wie sich das Potenzial weiterentwickeln wird, hat Olga Shelkunov im Auftrag von Gesamtmasche in ihrer Master-Thesis „Analyse des russischen Marktes für Produkte der deutschen Maschenindustrie“ untersucht. Die gebürtige Russin, die vor kurzem den Masterstudiengang Textilmanagement an der Hochschule Reutlingen abgeschlossen hat, beschreibt neben den Absatzchancen auch das Modebewusstsein der russischen Konsumenten, ihren kulturellen Hintergrund und ihr Kaufverhalten. Die Arbeit bietet zudem vergleichende Kurzanalysen zu den anderen BRIC-Staaten. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Online-Handel geschenkt. Fazit: In den nächsten Jahren kann in Russland von einer deutlichen Ausweitung von Nachfrage und Kaufkraft ausgegangen werden, die zu einer dynamischen Entwicklung des Bekleidungseinzelhandels führt. Das Streben der Russen nach einem westlichem Lebensstil bietet europäischen Marken gute Chancen. Online einkaufen ist gefragt und ein gelungener Internet-Auftritt deshalb ein Muss. Außerhalb der Metropolen bremst jedoch die Logistik den Online-Trend bis auf weiteres aus.
TextilmanagementAbsolventin sucht Berufseinstieg in die Branche! Die 29-jährige Olga Shelkunov mit Praxiserfahrungen im Einzelhandel ist diplomierte Designerin und gelernte Damenschneiderin. Sie spricht Deutsch, Russisch und Englisch und sucht eine Herausforderung, bei der sie ihre Landes- und Mentalitätskenntnisse einsetzen kann. Kontakt über Silvia Jungbauer, Tel. +49 711 21050-13, jungbauer@gesamtmasche.de
Die Masterarbeit kann im Mitgliederbereich von www.gesamtmasche.de abgerufen werden.
Gute Zukunftsperspektiven EU noch knapp vor China Prozentualer Anteil an globalen wertmäßigen Textilexporten 2009 (*Inklusive Intra-EU-Exporten. Der Anteil der Extra-EU-Exporte der EU beträgt nur 8,9%) EU* CN
Die Deutsche Bank Research hat eine Studie zur gegenwärtigen Situation und zu den Zukunftsperspektiven der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie vorgelegt. Darin werden vor allem die führende Rolle der deutschen Textilindustrie bei den technischen Textilien und ihre Innovationskraft hervorgehoben.
US 28,9
29,5
KR IN Sonstige
4,3 4,3 4,7
28,3 Quelle: WTO
China und EU vorne Prozentualer Anteil an globalen wertmäßigen Bekleidungsexporten 2009 (*Inklusive Intra-EU-Exporten. Der Anteil der Extra-EU-Exporte der EU beträgt nur 6,9%) CN EU* TR 24,6
IN 34
BD Sonstige
3,4 3,6 3,7
Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Die Internationalisierungsstrategie trägt auch künftig zum Erfolg der deutschen Hersteller von Textilien und Bekleidung bei, denn der Nachholbedarf in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas ist enorm, die dortige Bevölkerung wächst, und deutsche (und europäische) Marken erfreuen sich großer Beliebtheit. Zudem wird auch im Ausland die Nachfrage nach technischen Textilien zunehmen. Für deutsche Hersteller ist es daher wichtig, dass die Politik die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Engagement im Ausland verbessert. Eine weitere Liberalisierung der Märkte ist angezeigt. Die inländische Produktion dürfte sich künftig unterschiedlich entwickeln. Während im Bekleidungsbereich aufgrund der unvermeidbaren Strukturprobleme die Fertigung – auf niedrigem Niveau – weiter sinken wird, könnte in der Textilbranche mit einem weiter steigendem Anteil der technischen Textilien der langjährige Rückgang der hiesigen Produktion gestoppt und sogar umgekehrt werden. Ohnehin bleiben die technischen Textilien die dynamischste Sparte. Der problematische Zugang zu textilen Rohstoffen sowie deren steigende Preise stellen aktuell eine Herausforderung für die Branche dar. Mittel- bis längerfristig müssen die Anstrengungen erhöht werden, genügend Fachkräfte zu gewinnen, um im Segment der innovativen technischen Textilien die gute Markposition zu behaupten. Die Studie kann unter www.gesamtmasche.de abgerufen werden.
30,7 Quelle: WTO
masche 21
Außenwirtschaft Foto: © Jürgen Priewe – Fotolia.com
Freihandelsabkommen Südkorea In diesem Jahr wird Süd koreas Bekleidungsmarkt auf schätzungsweise 28 Mrd. US-Dollar anwachsen. Seit längerem verzeichnet der koreanische Modemarkt jährliche Steigerungsraten von 4 bis 5 Prozent. Die koreanische Modebranche gibt sich selbstbewusst und wertet das anhaltende Wachstum des Modebusiness als Zeichen dafür, dass das Land eine Rolle als internationaler Fashion-Hub einnehmen sollte. Zumindest in der Asien-Pazifik-Region wollen die Koreaner künftig modisch den Ton angeben.
Am 1. Juli 2011 ist das Freihandelskommen zwischen der Europäischen Union und der Republik Korea in Kraft getreten. Im bilateralen Textil- und Bekleidungshandel sind damit alle Zölle weggefallen. Bislang mussten bei der Einfuhr textiler Fertigwaren nach Südkorea zumeist 13 Prozent Zoll entrichtet werden. Bei Geweben, Gewirken und Gestricken waren gewöhnlich 10, teilweise auch 13 Prozent fällig. Mit 12 Prozent auf Fertigware, 8 Prozent auf Maschenstoffe und ca. 4 Prozent auf Chemiefasern und Garne waren auch die europäischen Zölle ein echter Kostenfaktor, der nun entfällt. Unterzeichnet wurde der Handelspakt bereits im vergangenen Oktober nach gut dreieinhalb Jahren Verhandlungen. Deutschland hat 2010 Textilien und Bekleidung im Wert von 66 Mio. Euro nach Südkorea exportiert. Südkorea lieferte im Gegenzug Textilwaren für knapp 102 Mio. Euro nach Deutschland. Seit dem Wegfall der EU-Textilquoten haben sich die Lieferungen halbiert. Korea konzentriert sich heute zunehmend auf wertschöpfungsintensive Produkte und technische Textilien. Fast 40 Prozent der deutschen Branchenimporte aus Korea entfallen auf Polyesterfasern und -filamente. Der Bekleidungsanteil bewegt sich längst im einstelligen Bereich. Arbeitsintensive Prozesse wurden sukzessive in kostengünstigere Nachbarländer verlagert. Der koreanische Modemarkt entwickelt sich vielversprechend und wurde durch die Wirtschafts- und Finanzkrise kaum beeinträchtigt. Das 1,7 Mrd. US-Dollar schwere Luxussegment ist im Zuge der Krise, im Gegensatz zu vielen Märkten weltweit, nicht eingebrochen – 2009 lief es sogar so gut wie nie. Daneben boomt der Markt für Sportswear, Accessoires und Wellness-Artikel. Insgesamt kaufen die Koreaner marken- und qualitätsbewusst. Viele interessieren sich für die Herkunft der Ware. Im Jahr 2020 soll Südkorea bereits Platz 9 auf der Rangliste der weltgrößten Konsummärkte liegen.
Technisch gesehen unterscheidet sich das Südkorea-Abkommen aus textiler Perspektive kaum von anderen Freihandelsabkommen der EU. Die wenigen Besonderheiten fallen aber durchaus ins Gewicht: Kein Drawback-Verbot: Vorprodukte aus Drittländern, die in Südkorea oder der EU zu Ursprungswaren verarbeitet werden, müssen nicht verzollt werden. Das freut deutsche Exporteure, die aus ausländischem Vormaterial europäische Ursprungsware fertigen und nach Südkorea liefern. Ärgerlich wird es, wenn koreanische Konkurrenzprodukte auf chinesischer Vormaterialbasis zollfrei ins Land kommen. Wer hierzulande asiatische Stoffe für den EU-Markt verarbeitet, muss diese schließlich verzollen. Keine Warenverkehrsbescheinigung: Das EU-Korea-Abkommen kennt als Ursprungsnachweis nur die so genannte „Ursprungserklärung auf der Rechnung“. Bescheinigungen wie z. B. EUR.1 sind nicht vorgesehen. Ursprungserklärungen auf der Rechnung können bis zu einem Warenwert von 6 000 Euro von jedem Wirtschaftsbeteiligten abgegeben werden. Für Sendungen mit höherem Wert muss der Wirtschaftsbeteiligte jedoch den Status des „Ermächtigten Ausführers“ besitzen. Ursprungskontingente: Für bestimmte südkoreanische Garne und Gewebe sind bei der Einfuhr in die EU einfachere Regeln vorgesehen als sonst üblich. Das klingt liberal, ist aber bürokratisch im Handling. Denn die „Einstufigkeit“ gilt nur bis zu bestimmten Einfuhrhöchstmengen. Ist das jährliche Kontingent erschöpft, müssen die normalen strengeren Regeln erfüllt oder Zoll bezahlt werden.
Im Land der Millionäre China bleibt der am schnellsten wachsende Markt für Luxusgüter und wird 2011 voraussichtlich um 25 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zulegen. McKinsey prognostiziert für das Geschäft mit dem Luxus in der Volksrepublik bis 2015 einen Jahresumsatz von 27 Mrd. US-Dollar. Durch das kräftige Wirtschaftswachstum entwickelt sich die Anzahl wohlhabender chinesischer Haushalte rasant. 2010 gab es laut Boston Consulting Group bereits 1,1 Mio. Dollar-Millionärshaushalte, im Jahr davor waren es noch 670 000. Die meisten von ihnen leben in Peking, Guangdong oder Shanghai. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es ca. 400 000 Millionärshaushalte. Die chinesische Mittelschicht, die 2008 rund 85 Millionen Menschen umfasste, soll nach Angaben des chinesischen Statistikamtes in diesem Jahr auf 104 Millionen wachsen. In einer KPMG-Umfrage unter Chinesen mit mittlerem Einkommen gab die Hälfte der Befragten an, gerne Luxusartikel kaufen zu wollen, auch wenn dies beim aktuellen Einkommen nicht möglich sei. Das Besondere dabei: Die Reichen in China sind jung. Mit gerade einmal 39 Jahren liegt ihr Altersdurchschnitt 15 Jahre unter dem der Millionäre weltweit. 60 Prozent der Luxusgüter-Klientel informiert sich online über das Angebot. 48 Prozent der Käuferinnen und 40 Prozent der Käufer von Luxusartikeln gaben an, entsprechende Waren gerne im Internet zu kaufen.
22 masche
Konsum und Einzelhandel in den Schwellenländern wachsen rasant. China belegt auf dem Retail Apparel Index 2011 von A.T. Kearney den ersten Platz. Auch einige arabische Staaten schneiden gut ab.
eine schnelles Wachstum der Ladenfläche, die sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht hat: von 345 000 qm im Jahr 2006 auf 1,15 Mio. qm 2010.
Die schiere Masse an Konsumenten im bevölkerungsreichsten Land der Erde und die ansteigenden verfügbaren Einkommen der immer breiter werdenden Mittelschicht gaben den Ausschlag für die Einschätzung. Außerdem zeigen sich die Einzelhandelsformate in der Volksrepublik zunehmend diversifiziert. In den vergangenen Jahren ist die chinesische Wirtschaft um durchschnittlich 20 Prozent gewachsen – und mit ihr der Bekleidungseinzelhandel. Mindestens für die nächsten fünf Jahre soll die rasche Expansion weiter anhalten.
Neben dem Retail Apparel Index ermittelt A.T. Kearney jährlich den Global Retail Development Index (GRDI). Platz 1 des GRDI 2011 belegt Brasilien, das im Vorjahr noch auf Platz 5 lag, gefolgt von Uruguay und Peru. Die lateinamerikanischen Länder sind im internationalen Vergleich gut durch die Krise gekommen und sind im vergangenen Jahr um 6 Prozent gewachsen.
Der zweite und dritte Platz im Ranking 2011 gehen nach Nahost: an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und an Kuwait, gefolgt von Russland auf Rang vier und Saudi Arabien auf Rang fünf. Den Rest der Top-10-Plätze belegen Indien, Brasilien, die Türkei, Vietnam und Chile. Die VAE zeichnen sich durch ein hohes Durchschnittseinkommen und großes Modebewusstsein der Bevölkerung aus. Zwar leben in den Emiraten nur etwas über 5 Mio. Menschen. Doch die VAE sind eine etablierte Business-Drehscheibe für die gesamte Nahund Mittelostregion. Expats und Touristen schieben den Konsum zusätzlich an. Dadurch sind die VAE beliebter Einstiegs- und Testmarkt im arabischen Raum. Für Kuwait sprechen der langfristig günstige Wirtschaftsausblick, eine anspruchsvolle Kundschaft mit hohen Einkommen sowie der zunehmende Eintritt von Frauen ins Geschäftsleben. Hinzu kommt
Global Retail Development Index Rank
Country
Market Attractiveness
Retail Development
Country Risk
Score
1
China
37,0
14,3
10,1
61,4
2
UAE
38,8
8,2
11,9
58,9
3
Kuwait
31,4
7,2
9,9
48,6
4
Russia
30,4
8,1
7,8
46,4
5
Saudi Arabia
25,6
7,4
10,9
43,9
6
India
25,8
8,0
8,2
42,0
7
Brazil
23,6
7,5
9,0
40,1
8
Turkey
21,3
7,3
8,8
37,4
9
Vietnam
23,3
6,9
7,1
37,3
Chile
16,4
8,3
12,2
36,9
10
Quelle: http://www.atkearney.com/grdi
Comeback de.luxe
Kernmärkte der Luxusgüterhersteller bleiben in den nächsten beiden Jahren die boomenden Volkswirtschaften Brasilien, China und Russland. In Russland rechnet Bain & Company mit jährlichen Zuwachsraten von fünf bis zehn Prozent, in Brasilien bis zu 15 Prozent. Im Nahen Osten wird das Wachstum durch die Eröffnung neuer Luxusgeschäfte beflügelt. In Japan hingegen sinken die Umsätze nach der Erdbebenkatastrophe. In diesem Jahr dürften sie rund 17 Mrd. Euro betragen. In Europa erwartet Bain & Company in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 7 Prozent. In den USA ist 2011 mit einem Umsatzanstieg von acht Prozent auf 52 Milliarden Euro zu rechnen. Damit ist das Land weiterhin der weltgrößte Luxusgütermarkt.
7,1
9,2
11,5
Wachstum der Luxusgüterindustrie in China bis 2011 (in Mrd. €)
5,9
Der weltweite Luxusgütermarkt soll im Jahr 2011 ein Volumen von 185 Mrd. Euro erreichen – 8 Prozent mehr als 2010. Mit 172 Mrd. Euro Umsatz hat die Luxus branche bereits im Vorjahr die krisenbedingten Einbrüche 2008 und 2009 mehr als wettgemacht. Die Studie „Luxury Goods Worldwide Market 2011“ von Bain & Company und Fondazione Altagamma, dem italienischen Verband der Luxusgüterhersteller, prognostiziert bis 2014 ein jährliches Wachstum von 5 bis 6 Prozent auf dann rund 220 Mrd. Euro. Bekleidung hat mit 27 Prozent den größten Anteil am Luxusgütermarkt, gefolgt von Accessoires, Parfum und Kosmetik. Nicht eingerechnet in die Zahlen sind Luxusfahrzeuge und Luxusgastronomie.
4,5
Foto: © Phase4Photography – Fotolia.com
China attraktivster Markt für Fashion-Retail
Wachstum im Vorjahresvgl.
CAGR 07-11: 26%
2007
2008
2009
2010
2011
29%
31%
20%
30%
25%
Quelle: Bain & Company, Fondazione Altagamma
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Wissenswertes Innovationspreis textil+mode Zur Fashion Week verwandelt sich die Bundeshauptstadt zweimal im Jahr zur internationalen Bühne für Fashion und Lifestyle. Das nahm der Gesamtverband textil+mode zum Anlass, um den Veranstaltungsort zur Verleihung seines vierten Innovationspreises von Düsseldorf nach Berlin zu verlegen.
Kurzweilig und charmant führte Dunja Hayali durchs Programm und entlockte zur Information der 430 Gäste den Preisträgern die Hintergründe ihrer innovativen Arbeiten. Die Jury hatte es auch dieses Jahr wieder nicht leicht, aus über 200 Einsendungen die besten auszuwählen.
Und der Rahmen war würdig: Im Atrium der Deutschen Bank, Unter den Linden, traf sich am 6. Juli die Mode- und Textilbranche mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Medien, Kunst und Kultur, um die jungen, kreativen Nachwuchstalente auszuzeichnen.
Gesamtverbands- und Gesamtmaschepräsident Heinz Horn war begeistert von dem Ideenreichtum des jungen textilen Nachwuchses. „Bei all den tollen Arbeiten mache ich mir um unsere textile Zukunft keine Sorgen“, versicherte er.
☑ Kategorie Modedesign Den ersten Preis und damit 10 000 Euro in bar sowie diverse Sachleistungen gewann Hoai Huong Vo Ngoc aus Berlin mit ihrem Label Concis. Platz zwei in dieser Kategorie, dotiert mit 2 500 Euro, belegt die 31-jährige Sabina Taschén mit ihrem Label Ame Soeur. Drittplatzierte mit einem Preisgeld von 1 000 Euro ist Antje Pugnat mit ihrer Strickkollektion.
☑ Kategorie Textildesign Den ersten Platz belegte hier Stefanie Wider. Die 24-jährige Textildesignerin perforiert Stoffe mittels Wasserstrahl und durchzieht sie mit Bändern. Platz zwei ging an die Studentinnen der Universität der Künste Marie Christine Federlin und Charlotte Ehrlicher aus Berlin für Egogamie, ein innovatives und nachhaltiges Konzept mit Schwerpunkt Strick. Den dritten Platz belegte die 29-jährige Nadine Richter für ihren mehrfarbig gemusterten Filz.
☑ Kategorie Technische Textilien Gewonnen hat die 28-jährige Anke Domaske. Sie entwickelte mit QMilch® eine neuartige Faser, die auf der Basis von Milch hergestellt wird. Den zweiten Platz belegte der Diplomingenieur Hendrik Dommes mit der von ihm entwickelten Organofolie aus Carbonfaser. Platz drei ging an die Studentinnen der Hochschule Niederrhein, Henrike von Besser und Jennifer Elze aus Mönchengladbach für Grow Green, ein textiles Konzept für Begrünungen.
☑ Sonderpreis für Nachhaltiges Design Marie Christine Federlin und Charlotte Ehrlicher erhielten mit dem Sonderpreis für Nachhaltiges Design außerdem die Möglichkeit, ihre Arbeit auf einer der Pariser Messen Ethical Fashion Show oder Texworld zu präsentieren. Der Gesamtverband textil+mode vergibt den Sonderpreis in Koopera tion mit der Messe Frankfurt.
UNTERNEHMER AUFGEPASST! Mehr als 130 Unternehmen und Fortbildungsstätten beteiligen sich bereits heute an der bundesweiten Ausbildungsinitiative der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Online und offline zeigt die Kampagne mit einem starken Portfolio die Attraktivität einer der wichtigsten Branchen der deutschen Wirtschaft. Seien auch Sie mit Ihrem Unternehmen dabei! Mehr erfahren unter www.go-textile.de 24 masche
Umfrage zum Wäschekauf Qualität hat untendrunter Vorrang Worauf Frauen und Männer verschiedener Altersgruppen am meisten Wert legen, wenn sie neue Slips, BHs oder Boxershorts erstehen oder wo sie am liebsten einkaufen, hat vor kurzem ein Projektteam der Hochschule Reutlingen in Zusammenarbeit mit Gesamtmasche näher untersucht. Dazu wurden 350 Konsumenten nach ihren Vorlieben beim Wäschekauf befragt. Im Mittelpunkt der Analyse standen zum einen Motive und Auswahlkriterien für den Wäschekauf, zum anderen der Einkaufsort. Verschiedene Alters- und Einkommensgruppen wurden zum Stellenwert befragt, den Qualität, Preis, Passform, modischer Anspruch und weiteren Kriterien bei der Kaufentscheidung für sie haben.
verschiedener Marken trotz gleicher Größenangabe oft unterschiedlich ausfallen würden. Der Begriff „Shape-Wear“ war für viele der Befragten noch ein Fremdwort. Dabei hat die moderne Version des Mieders nach Ansicht von Herstellern, Händlern und Trendscouts riesiges Marktpotenzial. Gut Ding will eben Weile haben.
Wo kaufen Sie Ihre Wäsche? Der kleine Unterschied... Männer (in Prozent)
Frauen (in Prozent)
4
4
2 4 3
9
Das wichtigste Ergebnis: Passform und Qualität sind die entscheidenden Determinanten beim Wäschekauf – weit vor dem Preis und auch vor der Mode. Besonders bei Frauen steigt das Qualitätsbewusstsein mit zunehmendem Alter deutlich an – und zwar unabhängig vom verfügbaren Einkommen. Über drei Viertel der jüngeren Frauen kaufen ihre Wäsche bei Filialisten wie H&M oder Esprit. Bei den jungen Männern sind es immerhin 63 Prozent. Das männliche Geschlecht über 30 zieht es dagegen eher ins Kaufhaus. Ein Viertel der Frauen über 30 gibt an, gerne im Wäschefachgeschäft zu kaufen. Eine Vorliebe für Spontankäufe haben besonders junge Frauen: In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen bekennen sich 68 Prozent dazu. Bei Frauen ab 30 aufwärts ist das Thema Ersatz häufiger der Kaufgrund. Männer aller Altersgruppen legen neben der Passform viel Wert auf den Preis. Während jüngere Männer sehr markenbewusst einkaufen, nimmt bei Männern ab 50 Jahren das Markeninteresse rapide ab.
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Ein Großteil der Frauen ist „bereit, für Qualität einen höheren Preis zu bezahlen“. Bemängelt wurde indessen, dass Produkte
76
24
32
Filialisten
Kaufhaus
Fachgeschäft
Internet
Supermarkt
Discounter
Wie wichtig ist Ihnen die Qualität für die Kaufentscheidung? (in Prozent) 50
40
Auf den stationären Handel entfällt nach wie vor das Gros der Wäschekäufe. Doch immerhin 9 Prozent aller befragten Männer und sogar 13 Prozent der 30- bis 49-Jährigen geben an, ihr Darunter im liebsten im Internet einzukaufen. Von den Frauen sagen das 4 Prozent. Das bestätigt die überdurchschnittliche Rolle der Passform, die insbesondere von Frauen als entscheidendes Kriterium angesehen wird. Fragt man nach dem Einkaufsort des zuletzt erstandenen Wäschestücks, nennen allerdings mehr Konsumenten das Internet als Quelle (12 Prozent der Männer und 8 Prozent der Frauen). Zum Vergleich: Der Online-Anteil im Segment Bekleidung und Schuhe insgesamt beträgt 12 Prozent.
46
21
46,6
Männer
46,6 46
Frauen
37,3
30
20 11,2 10
5,8
5 1,6
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig
egal
Quelle: Studie „Einkaufsverhalten im Bereich Wäsche“, Hochschule Reutlingen (Fakultät Textil und Design) und Gesamtmasche
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Wissenswertes Dem Ursprung auf der Spur Ende Mai veranstalteten Gesamtmasche und Südwesttextil ein gemeinsames Seminar zum Thema Warenursprung und Präferenzen in der Textil- und Bekleidungsindustrie, das zahlreiche Teilnehmer nach Filderstadt lockte. Neben Mitarbeitern, die im Tagesgeschäft mit Fragen rund um das Thema Warenursprung befasst sind, waren auch eine ganze Reihe leitender Angestellter vertreten, für die es wichtig ist, die Bedeutung von Warenursprung und Präferenzen im betrieblichen Gesamtkontext richtig einzuordnen. Silvia Jungbauer, Außenwirtschaftsexpertin und stellvertretende Hauptgeschäftsführerin von Gesamtmasche, erläuterte, wie Präferenznachweise korrekt ausgestellt werden und gefährliche Klippen bei der Ursprungsbestimmung zu umschiffen sind. Neben der richtigen Anwendung der so genannten Listenregeln zur Bestimmung des Warenursprungs standen die Nutzung von Kumulierungsmöglichkeiten und das korrekte Ausstellen von Lieferantenerklärungen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Dabei ging es auch um die Neuerungen bei den Zollpräferenzen für Entwicklungsländer sowie um die Besonderheiten der Ursprungs regeln des Südkorea-Abkommens, das seit Anfang Juli in Kraft ist (Seite 22).
Das Dickicht der europäischen Freihandelsabkommen und die fortgesetzte internationale Vernetzung der Produktion provozieren bei der Nutzung der Zollvorteile Fallstricke, durch die im Zweifelsfall unerwartete Zollschuld entstehen kann. Die zuständigen Mitarbeiter müssen daher über umfangreiches Fachwissen verfügen. Fehlerhafte Präferenznachweise können unangenehme zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich ziehen, ganz zu schweigen vom Verlust wichtiger Verkaufsargumente.
Zollpräferenzen für Ursprungswaren können Unternehmen wichtige Vorteile bieten. Sie erleichtern den Marktzugang beim Export und senken die Zollkosten bei der Beschaffung und nach Lohnveredelung im Ausland. Die Europäische Union hat mit zahlreichen Partnerstaaten bilaterale Frei handelsabkommen abgeschlossen. Außerdem gewährt sie vielen Ländern einseitige Handelserleichterungen. Aktuelle Informationen zu den einzelnen Präferenzabkommen gibt es unter www.wup.zoll.de – und natürlich bei Gesamtmasche!
Nachhaltigkeit als Businesskonzept Studienarbeit zeigt Umsetzungsmöglichkeiten in der Textilund Bekleidungsindustrie Was bedeutet nachhaltiges Handeln für ein Bekleidungsunter nehmen, und wie können Nachhaltigkeitsstrategien wirtschaftlich lohnend umgesetzt werden? Katharina Mayer, Anna-Lena Messmer und Linda Müller-Spanka, die an der Hochschule Reutlingen ihren Master in Textilmanagement absolvieren, haben sich im Sommer semester 2011 ausführlich mit dem Thema: „Nachhaltigkeit als Businesskonzept in der Textil- und Bekleidungsindustrie“ auseinandergesetzt. Das Projektthema hatten Gesamtmasche und Südwesttextil in Abstimmung mit Prof. Dr. Peter Bug, dem Dekan der Fakultät Textil & Design, vorgeschlagen. Die Arbeit zeigt verschiedene Ansatzmöglichkeiten zur Umsetzung eines nachhaltigen Businesskonzepts für deutsche Textilunter nehmen. Umweltschonende Produktion, soziales Engagement, familienfreundliche Personalpolitik oder regionale Produktion sind dabei nur einige Stichworte. Als Ergebnisse von erfolgreich umgesetzten Nachhaltigkeitsstrategien werden Umsatz- und Effizienzsteigerung, eine Verbesserung der Kostenstruktur sowie Imageverbesserung genannt. Nachhaltigkeit wird als notwendige Maßnahme zur Erlangung langfristigen wirtschaftlichen Erfolgs dargestellt. Die Ergebnisse der Arbeit wurden am 28. Juni auf einer fakultäts öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Das 50-seitige Arbeitspapier kann im Mitgliederbereich von Gesamtmasche heruntergeladen werden. 26 masche
Das Team: Katharina Mayer, Anna-Lena Messmer und Linda Müller-Spanka (v.l.n.r.) mit Schals der Charity-Aktion von mey bodywear und Waris Dirie „Together for African Women“. Der Kaufpreis der äthiopischen Charity-Schals kommt in voller Höhe der Desert Flower Foundation von Waris Dirie zugute.
Alle Artikel dieser Ausgabe finden Sie, zum Teil mit weiterführenden Informationen, auf www.gesamtmasche.de
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e th Textilkennzeichnung aktuell 19. Oktober 2011, Filharmonie Filderstadt
Textilkennzeichnung neu gefasst Neue EU-Verordnung zur Textilkennzeichnung Im Mai hat das EU-Parlament den Vorschlag für eine neue Textilkennzeichnungsverordnung verabschiedet. Bisher ist die Textilkennzeichnung durch eine Richtlinie geregelt, die in den einzelnen EU-Ländern in nationales Recht umgesetzt wird. Die Verordnung wird demgegenüber unmittelbar in den Mitgliedstaaten gelten. Dadurch können Innovationen im Faserbereich schneller bei der Kennzeichnung berücksichtigt werden. Dem Kompromiss war eine heftige Debatte um sachfremde Themen vorausgegangen, die über Angaben zum Rohstoffgehalt weit hinausgingen. Dazu gehörten die Verankerung eines verpflichtenden „Made in“ in der Verordnung oder Pflichtangaben zu allergenen Substanzen. Nichts davon wurde durchgesetzt, auch wenn die EU-Kommission bis Herbst 2013 Studien zu den Streitpunkten vorlegen muss. Vom Tisch ist die „Made in“-Diskussion allerdings nicht: Nach wie vor pochen die EU-Abgeordneten auf eine Verordnung zur verpflichtenden Ursprungskennzeichnung. Auch vom „europäischen Etikett“, von dem die Presse bereits schwärmte, ist die Branche leider noch weit entfernt. Vielsprachigkeit, unterschiedliche nationale Regelungen zur Pflege- und Größenkennzeichnung sowie der nicht enden wollende Streit um die Angabe des Ursprungslandes bleiben uns weiter erhalten. Bevor die neue Textilkennzeichnungsverordnung in Kraft treten kann, muss sie formell noch von den EU-Mitgliedstaaten gebilligt werden. Mit einer Veröffentlichung ist nach der Sommerpause zu rechnen. Ab dann hat die Industrie sechs Monate Zeit, um sich auf die Neuerungen einzustellen. An diese sechs Monate schließt sich eine Übergangsfrist von zwei Jahren an, in der noch Ware mit „alter“ Kennzeichnung über den Ladentisch gehen darf.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
• Auf die Verwendung tierischer Materialien wie Leder, Pelz oder Horn ist künftig ist mit der Formulierung „Enthält nicht-textile Bestandteile tierischen Ursprungs“ hinzuweisen. • Die Regelungen für Miederwaren wurden übersichtlicher gestaltet und finden sich nun als Tabelle im Anhang der Verordnung. • Für die Kennzeichnung mit dem Sammelbegriff „Sonstige Fasern“ gelten neue Schwellenwerte: Anstatt der 10-Prozent-Grenze gibt es eine 5- bzw. 15-Prozent-Regel. • Die bisher mögliche Kennzeichnung mit „85% Mindestgehalt…“ entfällt. • Die Möglichkeit, sich auf Prozent angaben zu den beiden wichtigsten Faserarten zu beschränken und die restlichen Fasern ohne Prozentsätze anzugeben, entfällt.
Gesamtmasche nimmt Abschied von Dr. Walter Brogsitter Völlig unerwartet ist am 12. Mai Rechtsanwalt Dr. Walter Brogsitter in Stuttgart verstorben. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Maschenindustrie betreute seit 1969 die Mitgliedsfirmen des Verbandes in vielen wirtschaftsrechtlichen Angelegen heiten. Zu seinen Schwerpunktthemen gehörten die Lieferbeziehungen zum Handel, kartell- und wettbewerbsrechtliche Fragestellungen ebenso wie das Handelsvertreterrecht. Als maßgeblicher Mitgestalter der Zahlungs- und Lieferungsbedingungen der Konvention der deutschen Maschen industrie war Dr. Brogsitter besonders auf dem Feld der allgemeinen Geschäftsbedingungen ein gefragter Ratgeber. Aber auch im Bereich des Textilkennzeichnungs- und des Insolvenzrechts stand er der Maschenindustrie zur Seite. Gesamtmasche verliert einen geschätzten Kollegen, der nicht nur durch fachliche Expertise, sondern durch Feinsinn und Humor die Welt der Masche bunter machte. Er wurde 73 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
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