Ausgabe 3 | 2021 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
KONSUMVERHALTEN
Megatrends 2040 KARTELLRECHT
Lockerung im Online-Vertrieb PAN-EUROPA-MITTELMEER
Neue Regeln für den Freihandel TRANSPARENZ-PILOT
Lieferkette Äthiopien
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Inhalt
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Angora-Moden: Feinste Fasern für nachhaltige Wärme
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IM BLICKPUNKT Heimtextil: Next Horizons
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KURZ & INFORMATIV
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Internationaler Konsum MEGATRENDS 2040
11 KREISLAUFWIRTSCHAFT Baumwollrecycling bei Gebr. Otto 14 TRANSPARENZ-PILOT Lieferkette in Äthiopien
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Mey Relaunch
16 RECHT Neues Transparenzregister
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cotonea: Klimafreundliche Baumwolle
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Nachhaltige Cellulose- und Carbonfasern
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tvb: Gestrickte Innovation
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KARTELLRECHT Lockerung im Online Vertrieb 20
CURVE NEW YORK Bodywear goes USA
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USBEKISTAN Dynamischer Textilstandort
22 AUSSENHANDEL Neues APS 2024 bis 2033 23 Pan-Europa-Mittelmeer NEUE URSPRUNGSREGELN WISSENSWERTES Nachhaltige Mode- und Verpackungskonzepte 24
Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Der Bezug der masche ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Herausgeber Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie – GESAMTMASCHE e. V. Präsidentin Martina Bandte Redaktion Silvia Jungbauer Gestaltung Simone Louis Druck diedruckerei, Neustadt a. d. Aisch
Auflage 1.000 Ausgabe 03/2021 Heftnummer 38 Fotos Soweit ohne Vermerk, von Gesamtmasche Titel © Sylviane Le Boulch – Die Pariser Künstlerin verstrickt in ihren Werken Tiere und Fabelwesen zu ihrem Lieblingsthema: Frauen. Mehr zu ARDENTE ELLE im nächsten Heft! http://sylvianeleboulch.com Erscheinungsweise Quartalsweise; Abweichung möglich Kontakt Ulmer Str. 300 | 70327 Stuttgart Telefon +49 711 5052841- 0 Telefax +49 711 5052841- 4 E-Mail info@gesamtmasche.de www.gesamtmasche.de
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STRICK ZELLA PERO-GARN Mit Merino gegen Motten
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HOHENSTEIN & 3D Das passt!
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
unerlässlich ist. Weder wirtschaftliche noch gesellDeutschland hat gewählt. Der Überbieschaftliche oder ökologische Umbrüche lassen sich tungswettbewerb der Wohlfühl-Wahlverohne die Industrie erreichen. Bis August 2021 hat der sprechen ist – zumindest bis auf weiteres Staat für Kurzarbeit, KfW-Kredite und weitere Hilfen vorbei. Jetzt darf gerne Ernüchterung insgesamt rund 153,1 Mrd. Euro bereitgestellt. So einkehren. Ganz gleich, welche Länderflagwichtig die Unterstützung in Lockdown-Zeiten war, ge Namensgeber für die nächste Koalition ist: Nun führt die lange Fortführung der Hilfsmaßnahmen zu kommt es darauf an, wieder Wirtschaftspolitik zu einer gefährlichen Aushebelung der Marktgesetze. machen, die diesen Namen auch Die Ernüchterung wird verdient. Von links nach rechts schlimm sein, und die Schulim Parteienspektrum haben Wirtschaftspolitik muss denbürde schwer. Umso mehr Politiker schon vor langem sind jetzt Innovations- und endlich wieder ins begonnen, die Wirtschaft, Wachstumsdynamik gefordert. insbesondere die Industrie, als Zentrum der politischen Dass die Textilbranche die notwendiges Übel zu betrachten oder schlicht zu ignorieren. Herausforderungen der Zeit Debatte rücken. Innoallen Widerständen zum Trotz Die Pandemie hat neben vielem mutig anpackt, können Sie in vation und Wachstum anderen schmerzlich offengelegt, diesem Heft an zahlreichen ersticken heute im wie stark sich die wirtschaftliBeispielen sehen: Unternehmen chen Machtverhältnisse auf der entwickeln nachhaltige Prozesse Paragrafendickicht. Welt bereits verschoben haben. und Produkte, die wirtschaftNoch immer verschließen die lich geerdet sind. Die Textilformeisten Politiker die Augen schung treibt erstaunliche davor, dass Deutschland und Europa nicht mehr Faserinnovationen, aber auch ressourcenschonende dieselbe globale Führungsrolle einnehmen wie noch Mode- und Verpackungskonzepte voran. Die vor zehn oder gar zwanzig Jahren. Wirtschaftlich und Branche sucht neue Wege und Partner für Beschaftechnologisch hat Deutschland viel Potenzial fung und Absatz in Ost und West und bleibt verschleudert: Statt Innovation und Wachstum zu gleichzeitig dem Produktionsstandort Europa begünstigen, hat die Politik Unternehmer mit verbunden. Lassen Sie uns auf eine macherfreundBürokratie gegängelt und mit beispiellosen Auflagen liche Politik hoffen, die fördert statt verhindert. belastet. Die Rolle deutscher Mittelständler als Macher und Innovatoren hat die Politik längst ausgeblendet. Datenschutzgrundverordnung, EEG Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz künden von Verbotsmentalität und dem Irrglauben an unproduktive Verwaltungswirtschaft. Die Corona-Krise hat auch bewiesen, dass die Industrie als Rückgrat der deutschen Wirtschaft
Ihre Martina Bandte Präsidentin Gesamtmasche
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Heimtextil präsentiert Trends 2022/23
Mit „Next Horizons“ präsentierte die Heimtextil ihre Trendprognose für die Saison 2022/23. Drei internationale Trendagenturen haben im Auftrag der Messe eine fundierte, globale Vision für die kommenden Interior Trends entwickelt. Schwerpunkt waren dabei Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.
Next Horizons: Langfristige und zirkuläre Denkweise „Next Horizons“ versteht sich als neue Denkweise – langfristig und zirkulär, um die Welt nachhaltiger zu machen. Bisher zeichneten sich Nachhaltigkeitsansätze häufig dadurch aus, dass Ressourcenprobleme innerhalb des Produktionssystems angegangen wurden, ohne die Produktion selbst zu verändern. Nun lautet das Ziel: Bei innovativen Designprodukten soll erst gar kein Abfall entstehen. Die Kreation von neuem Design soll im Einklang mit einer langfristigen und zirkulären Denkweise stehen und die Wirtschaft als in die Natur eingebettet betrachtet werden. Die Heimtextil identifiziert hierzu vier Trendthemen, die den neuen Denkansatz abbilden: „Deep Nature“, „Hyper Nature“, „Beyond Identity“ und „Empowered Identity“. Präsentiert wurde die Trendprognose der Fachwelt via OnlineKonferenz am 1. September 2021 live aus Frankfurt am Main durch das Heimtextil Trend Council Team: Anja Bisgaard Gaede von SPOTT trends & business aus Dänemark, Anne Marie Commandeur vom Stiljinstituut Amsterdam und Caroline Till vom Londoner Studio.
Heimtextil Trends 22/23 im Überblick
„Deep Nature“ erforscht die Strategien unseres Ökosystems: Es ist unser Erbe und zugleich unsere Zukunft. Wir müssen umlernen und uns auf ungezähmte Texturen, langsame Prozesse, natürliche Strukturen und lebendige Farben einlassen. „Deep Nature“ ist ein langfristiger Transformations- und Umlernprozess, der uns in die Lage versetzt, die natürliche Welt für eine regenerative Zukunft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Farbskala für „Deep Nature“ hat einen harmonischen und weichen Ausdruck, der für ungezähmte Muster verwendet wird. Pilzartige, pflanzliche Töne und zarte Blau- und Rougetöne schaffen einen ruhigen, tonalen und erdigen Ansatz.
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Alle Bilder: © SPOTT für Heimtextil
Deep Nature: Neues Gleichgewicht durch neues Wissen
Hyper Nature: Zurück zur Natur durch Technik Bei „Hyper Nature“ geht es darum, mit Hilfe von Technologie wieder eine Verbindung zur Natur herzustellen. Das Thema ist ein digitaler Vermittler des Bauplans der Natur, der Technologie und Natur in einen Protopia-Zustand verschmilzt und Schritt für Schritt eine bessere Zukunft schafft. Reaktionsfähige Materialien, technische Fasern, fließende Muster und mikroskopische Strukturen beschreiben Materialien und Textilien für „Hyper Nature“. Der wissenschaftliche Ansatz sieht leuchtende und klare Farben sowie verschwommene Grün- und Graunuancen vor. Reflexionen und künstliches Licht schaffen eine neue Wahrnehmung von Farben aus der Natur. Lachs und helles Himbeer stechen dabei hervor.
Empowered Identity: Handwerkskunst stärken und Kultur bewahren Bei „Empowered Identity“ geht es um die Schaffung nachhaltiger kultureller Verbindungen und die Erneuerung handwerklicher Inspirationsquellen auf kollaborative Weise. „Empowering Identity“ ermutigt dazu, neue Verbindungen zwischen historischen Kulturen und künftigen Generationen zu schaffen. Recycelte und historische Textilien in Kombination mit Handwerkstechniken wie Tuften, Sticken und besonders das Sticken mit Kreuzstich stehen dabei im Fokus. Die Primärfarben ähneln den Ursprüngen ihrer Farbpigmente und unterstreichen so den traditionellen Aspekt dieses Themas. Sie werden ergänzt durch Nuancen von Koralle und gräulichem Lila. Grundlegend sind farbenfrohe Kombinationen, die symbolische und positive Botschaften aussenden.
Heimtextil Trends in neuem digitalen Format Mit „Next Horizons“ macht die Heimtextil ihre Trendinformationen erstmals vollständig digital verfügbar. Unter www.heimtextiltrends.com stellt sie die einzelnen Trends vor – reich illustriert und mit den angesagten Farben, Designer-Features, Kurzfilmen und einem Soundtrack aufbereitet.
www.heimtextil.messefrankfurt.com Heimtextil - Internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien Frankfurt am Main, 11. bis 14. Januar 2022 Beyond Identity: Wertvorstellungen statt körperlicher Attribute „Beyond Identity“ geht mit hoffnungsvollen Botschaften und sanftem, kraftvollem Widerstand gegen bestehende Normen in die Zukunft. Für die Welt der Textilien und der Inneneinrichtung sieht „Beyond Identity“ recycelte synthetische Stoffe, Vintage-Seide und -Satin, naturfarbene Textilien und Stoffe auf Zellulosebasis vor. Sie erscheinen durch unkontrolliertes Färben in einem pastellfarbenen Look, der an den ständigen Wandel der Identität erinnert. Die Farbskala für „Beyond Identity“ umfasst eine Reihe von Pastelltönen, die durch ein vertrautes Grau und ein helles Khaki als gedämpfte Übergangsfarben ergänzt werden.
Future Materials Library online Die vom Studio FranklinTill kuratierte Future Materials Library wurde zur Heimtextil 2020 ins Leben gerufen und ist mit neuen Materialien unter www.heimtextil-trends.com/future abrufbar. Die Sammlung innovativer Interior-Materialien aus der ganzen Welt würdigt Designer und Unternehmen, die dazu beitragen, das lineare System von Produktion und Konsum in ein Kreislaufmodell zu überführen. Damit liefert die neue Library ein hervorragendes Sourcing- und Recherche-Tool für progressiv arbeitende Hersteller.
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&
Bild: © SimonCornils_ILLUREmanagement_NeoFashion21
kurz
informativ Studierende aus ganz Deutschland zeigen bei der Neo.Fashion.2021 im Rahmen der Berlin Fashion Week ihre besten Abschlusskollektionen. Anlass für den Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie die ganze Breite der Branche und die Karrieremöglichkeiten vorzustellen und mit „Faden sucht Nadel“ ein neues Job-Dating-Format zu starten. Rund ein Dutzend Unternehmen der deutschen Textil- und Modeindustrie waren beim ersten digitalen Job-Dating auf der Neo.Fashion.2021 dabei gewesen und stellten Jugendlichen in Einzelgesprächen ihre Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten vor.
Faden sucht Nadel Der Gesamtverband textil+mode startet digitales Job-Dating „Faden sucht Nadel“
Mit „Faden sucht Nadel“ will der Gesamtverband textil+mode auch künftig eine Plattform bieten, um interessierte Jugendliche und die Textil- und Modeindustrie in Deutschland zu vernetzten. Mehr Informationen über die Branche finden Sie unter www.go-textile.de.
Um die Potenziale 4D-Knits für den Sportund Oberbekleidungsbereich weiter auszuloten, haben die textilen Produktentwickler von KARL MAYER erste 4D-KNITProdukte auf der Jacquard-Doppelraschelmaschine einer RDPJ 6/2 EL FB in der Feinheit E 28 gefertigt. Bei einem sportlichen Top wurden Vorder- und Rückenteil in einem Stück gefertigt und mit allen raffinierten Gestaltungsdetails versehen.
Diese umfassen Konturen zur Markierung der Schnittkanten, flache Stege zur Segmentierung, offene Mesh-Parts und unterpolsterte Reliefmusterungen mit modischen kleinformatigen geometrischen Motiven. Die kleinrapportigen Hoch-TiefEffekten verringert die Kontaktfläche der Ware mit der Haut, und damit ein unangenehmes Kleben beim Schwitzen.
Bild: © Karl Mayer
KARL MAYER: 4D-KNIT in neuer Feinheit
Kreislaufwirtschaft bei Ein nachhaltiges Produkt ist ein Mosaik aus vielen Bausteinen. Kelheim Fibres bietet seinen Kunden nachhaltige Viskosefasern, die ausschließlich aus zertifiziertem Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern hergestellt sind. Die innovativen Viskosespezialfasern aus Kelheim können nach Bedarf funktionalisiert werden. Das erspart häufig weitere Verarbeitungsschritte wie Färben oder Beschichten und damit Energie, Wasser und Chemikalien. Am Ende
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Jetzt geht Kelheim Fibres einen weiteren Schritt: Die Faserspezialisten arbeiten an der Entwicklung von alternativen Rohstoffen für die Herstellung ihrer Viskosefasern, wie z.B. recycelter Zellulose sowie anderen zellulosehaltigen Bild: © trevor-pye-KyaoT3NKN2s-unsplash Ausgangsmaterialien. Ein Ansatz zur Schließung des Produktkreisihres Produktlebens sind die Kelheimer laufs im Textilsektor ist die Fasern in kurzer Zeit vollständig biologisch Verwendung von Zellstoff, der aus recyabbaubar und tragen so zum Erhalt celten Post-Consumer-Abfallmaterialien wertvoller Lebensräume bei. hergestellt wird.
SIL und Interfilière 2022
Bild: © Eurovet
German Pavilion
21 TERMINE 5. Oktober 2021
Digitale Produktkommunikation Webinar, Hohenstein
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert auf Initiative von Gesamtmasche einen Gemeinschaftsstand auf dem Salon International de la Lingerie in Paris vom 22. bis 24. Januar 2022. Gefördert wird in diesem Rahmen auch die Teilnahme an der Interfilière in Form eines „Satellitenstandes“. Durchführer ist die Leipziger Messe International (LMI). Möglich sind Stände innerhalb des Pavillons inklusive Standbau ab 9 qm für 280 Euro/qm und Stände in eigenem Design ab 50 und bis 100 qm für 260 Euro/qm (ab dem 101. Quadratmeter aufwärts ist der reguläre Preis zu entrichten). Außerdem besteht die Teilnahmemöglichkeit über einen sog. IZ-Stand (2 qm) im Informationszentrum der Gemeinschaftsfläche für 710 Euro pro Teilnehmer. Da es sich bei dem German Pavilion auf der SIL & Interfilière um eine sog. „Erstbeteiligung“ handelt, wird eigens für diesen Auftritt eine
Rabatt für Gesamtmasche-Mitglieder!
neue Architektur für den Standbau konzipiert. Die Teilnehmer des German Pavilion profitieren neben den ermäßigten qm-Preisen von einer ansprechend ausgestalteten Gemeinschaftsfläche und weiteren Services.
20. Oktober 2021
Anmeldeschluss ist der 14. Oktober 2021.
Digitales Hinweisgebersystem Online-Workshop, Gesamtverband textil+mode
Technischer Ausschuss Hybrid-Veranstaltung, Groz-Beckert
20. Oktober 2021
Jana Kowollik, j.kowollik@lm-international.com, und Gesine Weickert, g.weickert@lm-international.com, Tel.: +49 341 678-7927.
ww.gesamtmasche.de/ w veranstaltungen
Um mit „Grünen Textilien“ begrenzte Ressourcen zu schonen, gibt es verschiedene Ansätze. Eine Möglichkeit sind Chemiefasern auf Recyclingbasis. TWD Fibres stellt Polyester aus recycelten Wertstoffen her: Das 100 %-Recyclinggarn DIOLEN®ReCIRCLE ist seit Jahren ein Erfolgsprodukt der Deggendorfer. Denn die Nachfrage nach nachhaltigen Fasern und Garnen wächst. Das Granulat für das recycelte TWD Fibres-Garn DIOLEN®ReCIRCLE besteht zu 100 Prozent aus alten PET-Flaschen. „Das reduziert die Umweltbelastung, ohne dass wir Kompro-
Basis: 1 PET Flasche mit 1,5 l Fassungsvermögen wiegt im Schnitt 30 g; durchschnittliche Prozessausbeute liegt bei 70 %.
misse bei der Qualität machen“, heißt es von TWD Fibres. „Durch die Ausgangsbasis PET-Flaschen ist die Qualität des Rohstoffs konstant. Eine getrennte Prozesskette und ein speziell entwickeltes, firmeneigenes Filtersystem erhöhen die Qualität des Ausgangsmaterials und damit auch die Qualität des fertigen Garnes.“ DIOLEN®ReCIRCLE findet kommt in den Bereichen Transport, Sport- & Funktionsbekleidung, Oberbekleidung, Heim- und Haustextilien sowie in technischen Anwendungen zum Einsatz.
Bild: © OpenClipart-Vectors – pixabay.com
DIOLEN®ReCIRCLE von TWD Fibres
GESAMTMASCHE Delegationsreise Textil & Bekleidung
Usbekistan vom 1. - 6. November 2021 Taschkent und Ferghana-Tal Anmeldung bis 8. Oktober 2021. Kontakt: Silvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche.de
97 %
der Unternehmen wollen wieder an Messen vor Ort teilnehmen, zwei Drittel davon
wünschen sich sogar reine Präsenzveranstaltungen. Das ergab eine unlängst von der Messe Frankfurt durchgeführte Umfrage, an der sich 59.000 Unternehmen beteiligten. Auch moderne Kommunikations- und Präsentationsmöglichkeiten können aus Sicht der meisten Firmen die
Grafik: © TWD Fibres
persönliche Begegnung auf Messen nicht ersetzen.
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Megatrends 2040 Welche wichtigen sozioökonomischen Treiber prägen in den kommenden Jahren die weltweiten Megatrends im Konsum? Die Analysten von Euromonitor wagen in bewegten Zeiten den Ausblick bis 2040.
und Nahost, und nach Nordamerika (+ ca. 1.100.000 p. a.), v. a. aus Lateinamerika. E-Commerce: Weltweites Wachstum 2011-2020 Reales Umsatzwachstum Index 2011=100
• Verschiebung der Wirtschaftskraft • Bevölkerungsentwicklung • Umweltveränderungen und -belastungen • Technologie • Werte im Wandel Diese Treiber sind zentral für die Ausprägung von Megatrends. Dazu gehören insbesondere die Digitalisierung und der nachhaltige Konsum – Trends, die wiederum dazu führen, dass sich Shopping weltweit neu erfindet. BIP in Billionen US-Dollar (PPP)
Immer online Schon heute nutzt über die Hälfte der Weltbevölkerung das Internet. 57 Prozent der User fühlen sich ohne Konnektivität „verloren“. Immerhin über ein Drittel von ihnen zieht Online-Kommunikation der analogen Kommunikation vor. Entsprechend wächst der ECommerce, verstärkt durch die Corona-Pandemie. 2040 werden ca. 97 Prozent der Haushalte weltweit mit Smartphones ausgestattet sein, 70 Prozent mit einem Tablet Computer.
Ostverschiebung 2040 dürften Schwellen- und Entwicklungsländern für 75 Prozent des weltweiten Wachstums stehen. Der asiatisch-pazifische Raum steht schon heute für über die Hälfte der Weltbevölkerung, aber weniger als ein Drittel der Konsumausgaben. 2040 wird die Region für 45 Prozent des weltweiten Modekonsums stehen. Angesichts des enormen Potenzials hinsichtlich Einkommenswachstum, Urbanisierung und dem eher milden Rezessionseffekt 2020 wird die Region zum Rückgrat zukünftiger Verbrauchermärkte und 2040 über die Hälfte des weltweiten Wachstums der Verbraucherausgaben repräsentieren. China bleibt dabei führend, doch die am schnellsten wachsenden Verbrauchermärkte sind dann Indien, Bangladesch, Indonesien, die Philippinen und Vietnam. Die Weltbevölkerung wächst – und altert Die Weltbevölkerung soll bis 2040 auf 9,1 Mrd. Menschen anwachsen, der Anteil der Altersgruppe 65+ an der Gesamtbevölkerung wird sich bis 2040 im Vergleich zum Jahr 2000 verdoppeln. Migrationsbewegungen sorgen für eine kontinuierliche Zuwanderung nach Westeuropa (+ ca. 830.000 p. a.), vor allem aus Afrika
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Der „New Normal Consumer“ Die Pandemie hat bestimmte Konsumtrends verfestigt oder beschleunigt. Ein zunehmender Teil der Verbraucher glaubt, durch die eigene Kaufentscheidung Einfluss ausüben zu können. Immer mehr Menschen sind bereit, Geld für eingesparte Zeit auszugeben. Erfahrungen werden dabei wichtiger als Dinge. 2040 sollen 56 Prozent des weltweiten Konsums auf Services entfallen. Die Generation Z steht dann für 20 Prozent der Weltbevölkerung.
Gesundheit im Blick Prävention, mentales Wohlbefinden und Selbstpflege werden noch wichtiger Vorsichtiges Ausgabenverhalten Notwendiges und Werthaltiges stehen im Mittelpunkt Rückzugsgebiet Heim Das Zuhause wird zum Zentrum für Arbeit, Lernen, Einkaufen, Spiel und Sport - „Digital Shift“ Neue Werte Vertraute Marken und lokale Produkte - Inklusi-
www.euromonitor.com/
about-us-de
vität und Zugang
Datenquelle alle Schaubilder: © Euromonitor International
Die aktuelle Prognose der Wirtschaftsforscher beleuchtet fünf wichtige Treiber, die in den kommenden Jahren die internationalen Konsumententrends prägen:
Bild: © Gerd Altmann - pixabay.com
Konsumwelt im Wandel
Im Porträt: die tvb
Stricken nach Maß Die tvb Textil-Vertrieb-Beratungs-GmbH ist Spezialist für Abstandsgestricke. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Winterlingen auf der Schwäbischen Alb produziert außerdem Single Jersey, Feininterlock und Jacquardstoffe.
Ein breites Anwendungsspektrum und hohe Innovationskraft gehören zum Erfolgsrezept der 1978 gegründeten Strickerei. Anders als es der Firmenname vermuten lässt, ist die tvb ein reiner Produktionsbetrieb. Verstrickt werden verschiedenste Natur- und Chemiefasern von Baumwolle, Seide und Wolle bis zu Polyester, Polyamid, Lyocell und Elastan. Die tvb beliefert Kunden in den Bereichen Wäsche und Mieder, Sport, Kostüme, technische Textilien und Orthopädie. Im Jahr 2004 weihte tvb im ostchinesischen Qingdao einen zweiten Produktionsstandort ein, die Qingdao TVB Knitting Co.Ltd. In Qingdao produziert die tvb für ihre Kunden in Fernost. 2021 erfolgte eine Neuinvestition in ein größeres Gebäude, verbunden mit einem Umzug. Am deutschen wie am chinesischen Standort wird im 24-Stunden-Schichtmodus produziert. In China sind momentan 15 und in Deutschland 25 Mitarbeiter tätig.
„In enger Zusammenarbeit mit den Kunden setzten wir fast täglich neue Ideen um. Vor allem durch unsere superfeinen Abstandsgestricke für unterschiedlichste Anwendungen sind wir auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt.“ Jürgen Habfast, Geschäftsführer tvb
nutzen Qingdao inzwischen als Hub für Lieferungen nach Vietnam, Thailand, auf die Philippinen und nach Indonesien. Die Marktsituation in Europa ist denkbar schwierig. Wie machen Sie den Standort Winterlingen zukunftsfest? Wir haben uns immer auf Stoffentwicklungen konzentriert, die sich von den Produkten unserer Wettbewerber abheben - sei es durch die sehr feine Teilung, Funktion oder auch Zusammensetzung. Unsere superfeinen Abstandsgestricke wurden ursprünglich für den Einsatz in BH-Cups konzipiert, die thermisch verformt werden. Mittlerweile beliefern wir auch Orthopädie, Medizin, Sport und technische Anwender. Wenn wir weiterhin neue Einsatzbereiche im Blick haben und Stoffe für neue Anwendungen entwickeln, mache ich mir um die Zukunft keine Sorgen.
Alle Bilder: © tvb
www.tvb-gmbh.de
Herr Habfast, Chinas Wirtschaft wächst, doch als Beschaffungsmarkt ist das Land zunehmend umstritten. Welche Entwicklungen erwarten Sie? China hat sich in den letzten zehn Jahren extrem schnell entwickelt. Obwohl das Lohnniveau ebenso rasant gestiegen ist und auch weiter steigen wird, ist der Standort für uns nach wie vor sehr interessant. Die Infrastruktur ist sehr gut und für uns ideal, um die asiatischen Länder zu bedienen. Wir
Die neue tvb-Produktion in Qingdao.
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Nachhaltigkeit
Relaunch im Zeichen der Nachhaltigkeit. mey setzt den umfassendsten Marken-Relaunch seit 30 Jahren erfolgreich um. Der Wäschespezialist ein vollständig neues Corporate Design entwickelt. Das moderne Logo ist dabei längst nicht alles. Überarbeitet wurde der komplette Auftritt inklusive Packaging. Auch die Nachhaltigkeit von Mey-Produkten wird durch weitere Schritte in Richtung „Made in Green“ noch deutlicher sichtbar. „Speaking Quality“
Der neue Claim „Speaking Quality“ vermittelt künftig noch klarer den Anspruch kompromissloser Qualität. Weil die Werte in den Produkten stecken, wird bei den neuen Verpackungen die Beratung in den Fokus gerückt. Das neue Packaging gibt viele transparente Einblicke für Händler und Endkunden. Neben einem serienspezifischen Farbleitsystem und der Platzierung von USP-Icons auf der Front werden Zusatzinformationen wie zum Beispiel Zertifizierungssiegel und ein QR-Code integriert, der Einblicke in die Produktionskette und Funktionen des Artikels bietet.
Mit großen Schritten zu „Made in Green“
Mit der stärkeren Nutzung der Zertifizierung Made in Green by OEKO-TEX® demonstriert Mey den hohen Stellenwert umweltund sozialverträglicher Textilproduktion und schadstofffreier Artikel. Das Made in Green Label vereint den Oekotex Standard
Mehr Info, weniger Plastik: Klassische Produktserien werden zukünftig nicht mehr im Polybeutel, sondern in FSC-zertifizierten Kartons mit hohem Recyclinganteil ausgeliefert.
Das neue Logo ist als Träger der Mey-Werte und Mey-Qualität das Herzstück des neuen Corporate Designs. Den Zusatz „1928“ wird für die Kommunikation ohne unmittelbaren Produktbezug genutzt.
100 by OEKO-TEX® und STeP by OEKO-TEX® als BetriebsstättenZertifizierung, die nachhaltige Prozesse und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen innerhalb der Produktion sicherstellt. Eine eindeutige Produkt-ID und ein QR-Code auf dem Label ermöglicht Einblicke, in welchen Ländern und Produktionsbetrieben der jeweilige Artikel hergestellt wurde.
„Seit der Unternehmensgründung vor 93 Jahren hat uns eines immer angetrieben: unsere Leidenschaft und unser Streben nach bestmöglicher Qualität. Das war und ist schon immer Teil unserer DNA: beständiges Hinterfragen und Verbessern. Akkuratesse in allen Produktionsschritten. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und mit den Menschen, die diese Qualität handwerklich erzeugen.“ „Mit dem Made in Green Label schafft Mey Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Gleichzeitig möchten wir das Projekt als Chance nutzen, um Prozesse effizienter zu gestalten und uns auf zukünftige politische Rahmenbedingungen vorzubereiten“, sagt Florian Mey. Um Produkte mit dem Label auszeichnen zu können, muss die Produktion (Flächenerzeugung, Ausrüstung und Konfektion) in STeP-zertifizierten Betriebsstätten stattfinden. Um bestmöglich von dem Made in Green Label profitieren zu können, will mey bis Ende 2021 sämtliche Standorte mit STeP by OEKOTEX®-zertifizieren lassen. Bilder: © Mey
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Baumwollrecycling bei Gebr. Otto
Kreisläufe schließen Der Absatz des Baumwollgarns recot² der Spinnerei und Garnfärberei Gebr. Otto aus Dietenheim dürfte sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Weil Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für die Textilindustrie immer wichtiger werden, steht die Otto-Eigenentwicklung aus 25 Prozent recycelter und 75 Prozent GOTSzertifizierter Bio-Baumwolle hoch im Kurs.
Bilder: © Gebr. Otto
Dank Recyclinganteil weist recot² einen kleineren Wasser- und Energiefußabdruck als herkömmliches Baumwollgarn auf.
Zu schade zum Wegwerfen: Aus Webkanten und Spulenresten kann nach entsprechender Aufbereitung hochwertiges recot²-Garn entstehen. Foto: Ralph Koch für Gebr. Otto
Schonende Alternative Im bewässertem Baumwollanbau wird für die Erzeugung von einem Kilo Rohbaumwolle zwischen 10.000 und 17.000 Liter Wasser benötigt. Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto, arbeitet daher längst an sparsameren Alternativen. Bereits im Jahr 2007 stieß er in seinem Unternehmen die Entwicklung eines Baumwollgarns mit verbesserter Ökobilanz durch Recycling-Anteil an.
Baumwolle ist die populärste Naturfaser Baumwolle macht 80 Prozent der weltweiten Naturfaserproduktion aus. Die Erntemenge hat sich weltweit seit Anfang der siebziger Jahre nahezu verdoppelt, auf heute rund 26 Mio. Tonnen. Von der jährlich produzierten Gesamtfasermenge entfällt auf Baumwolle ca. ein Viertel. Mit ca. 65 Prozent stellen synthetische Fasern heute den Löwenanteil der globalen Faserproduktion.
Andreas Merkel, Geschäftsführer Gebr. Otto: „Technisch möglich wäre es, mit einem Recycling-Anteil von bis zu 50 Prozent zu arbeiten. Unser recot² besteht heute aus 25 Prozent Recycling-Material. Das hat sich in Qualität und der Anwendung beim Kunden bewährt.“
Kreisläufe schließen, Energie sparen, Emissionen senken „Beim Spinnen und nachfolgenden Weiterverarbeitungsprozessen fallen Abgänge wie Spulenreste und Webkanten an. Diese Prozessabfälle werden aufbereitet und die Fasern wieder vereinzelt, damit sie in die Wertschöpfungskette reintegriert werden können“, berichtet Andreas Merkel. Eine große Herausforderung ist die unterschiedliche Faserlänge von Neu- und Recyclingfasern. Die Stapellängen von Baumwolle variieren etwa zwischen 22 bis über 38 mm. Darauf ist das Ringspinnverfahren ausgelegt. Recycelte Fasern sind deutlich kürzer. Daher musste Gebr. Otto ein neues Spinnverfahren entwickeln, um recot² herstellen zu können. Ein Kilogramm fertiges recot²-Textil spart somit rund 5.000 Liter Wasser, so die Uni Ulm, Projektpartner in Sachen recot². In punkto Energieeinsatz liegt die Ersparnis bei 10 bis 20 Prozent. Da weniger Neu-Baumwolle benötigt wird, ergeben sich weitere Vorteile: Geringere Emissionen, weniger Flächenverbrauch und ein geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger. Grüne Lösung mit Gewinnpotenzial recot² entspricht den hohen Qualitätsstandards des Dietenheimer Unternehmens. Bei den Kunden bedient es den Anspruch nach Differenzierung. So ist recot² z. B. fester Bestandteil der Kapselkollektion „Responsible“ von Hugo Boss. Auch der Wunsch nach möglichst geschlossenen Kreisläufen hat recot² einen deutlichen NachfrageSchub gegeben. Dass die in recot² verarbeitete neue Bio-Baumwolle GOTS-zertifiziert ist, dem anspruchsvollsten Siegel in der Industrie, dürfte weiter zur Attraktivität des Garns beitragen. Deshalb rechnet Gebr. Otto für 2021 damit, dass sich die Menge des verkauften Recycling-Baumwollgarns im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln wird.
Die Herstellung von Baumwollgarnen ist eine Kernkompetenz von Gebr. Otto in Dietenheim. Foto: Ralph Koch für Gebr. Otto www.otto-garne.de
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Logistik am Anschlag
Die Transportpreise sind praktisch unbezahlbar, die Kapazitäten erschöpft: Nach Engpässen und Höchstpreisen bei der Seefracht wird es auch beim Luft- und Landtransport eng. Großfirmen chartern bereits ganze Containerschiffe. Lieferungen aus Asien sind teuer und kommen in der Regel zu spät an. Selbst wenn die Folgen der chinesischen No-Covid-Politik mit rigorosen Shutdowns von Logistikeinheiten vorbei ist, wird noch lange Unruhe im internationalen Frachtverkehr herrschen. Kapazitäten auf lukrativste Routen verlagert Obwohl die jüngsten Turbulenzen die Seefrachtraten nicht noch weiter in die Höhe getrieben haben, sind die schlichtweg nicht mehr vorhandenen Kapazitäten nun der entscheidende Faktor. Die Transpazifikraten haben sich binnen eines Jahres vervierfacht. Die Carrier reagieren auf die anhaltend hohe Nachfrage aus den USA. Da im Grunde bereits alle Containerschiffe der Welt aktiv sind, verlagern sie die Kapazität von sekundären Routen auf die Hauptlinien. Verlader, die weniger gängige Routen nutzen, haben es nun doppelt schwer. Der Verkehr zwischen Asien und Nahost ist mit am stärksten betroffen: Wo 50 Schiffe erforderlich wären, um die Zeitpläne einzuhalten, sind keine 30 im Einsatz. Die transatlantischen Raten sind in diesem Monat bisher laut Branchendienst Alphaliner um 16 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen. Fragile Lieferketten Die Krise zeigt deutlich, wie fragil und überlastet das System inter-
nationaler Lieferketten und Transportwege geworden ist. Container sind knapp, Lieferzeiten auf Kante genäht. Zusätzlich haben im Sommer harte Lockdowns nicht nur in China, sondern auch in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam die Produktion ausgebremst. In dem südostasiatischen Land lassen nicht wenige deutsche Modehersteller fertigen. Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante mussten im Sommer viele Fabriken schließen oder durften nur unter strengsten Auflagen weiterarbeiten. Der Fiskus verdient kräftig mit Nicht nur Importeure von Fertigwaren sind betroffen. Auch Einführer von Fasern und Vormaterialien aus Fernost kämpfen mit Frachtpreisen und Lieferfristen. Dazu kommen rapide angestiegene Zollkosten: Da in der EU der cif-Wert der Ware, also einschließlich der Transportkosten, zu verzollen ist, zahlen Einführer doppelt drauf. Der Staat verdient an den hohen Frachtraten durch ungeahnt hohe Zolleinnahmen. Eine Umstellung auf den fob-Wert als Verzollungsbasis, wie in den USA üblich, würde Abhilfe schaffen. Große Player chartern Schiffe Verzögerungen und Knappheiten spüren alle Einführer, besonders in der Hochsaison. Nur Großkonzerne mit entsprechender Marktmacht und Finanzkraft stehen besser da. Sie nehmen jetzt die Sache selbst in die Hand: Nach The Home Deport wollen nun auch Walmart und der Halbleiterhersteller TSMC den drastischen und äußerst teuren Schritt unternehmen, ein eigenes Containerschiff zu chartern, um ihre Logistik abzusichern. Vor allem in den USA hat das Chaos um die Frachtpreise den Lkw-Verkehr erreicht: Logistikdienstleister haben Schwierigkeiten, genügend Lagerarbeiter und LKW-Fahrer zu finden, um den Anstieg in der Hochsaison zu bewältigen. Das Logistikunternehmen Cowan bot im Spätsommer neuen Mitarbeitern, die bis Oktober einsteigen, einen Bonus von 20.000 US-Dollar. Quelle: © freightos.com
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Bild: © Karsten Wachtmann – pixabay.com
Lieferketten und Logistik
Angora-Moden GmbH
Wärme aus Leidenschaft Made in Germany Über 100 Jahre Erfahrung mit Angora-Wolle und deren Verarbeitung haben Angora-Moden zu einzigartigen Spezialisten gemacht. Das Familienunternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Deizisau produziert ausschließlich in Deutschland.
In den 20er Jahren legte Alfred Bauer mit einer Angorakaninchenzucht den Grundstein für die heutige Angora-Moden GmbH. In den 70er Jahren wurde Schritt für Schritt die eigene Produktion und die Zusammenarbeit mit Lohnbetrieben aufgebaut. Ab Mitte der 90er wurden unter der Geschäftsführung von Ines und Ulrich Bauer fast alle Produktionsschritte von der Wäscherei über Strickerei und Näherei bis hin zum Versand unter einem Dach vereint. 2018 stieg Tochter Verena Gruber ins Unternehmen ein. Seit 2021führt sie das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Vater und repräsentiert damit bereits die 4. Generation.
Von der Unterwäsche mit verschiedenen Materialzusammensetzungen mit unterschiedlichen AngoraAnteilen über Damen- und Herrenmode mit passenden Accessoires und Segmentwärmer für den Gelenk-, Nieren- und Schulterbereich fertigt Angora-Moden sämtliche Produkte am Firmensitz Deizisau im Großraum Stuttgart. Das vielfältige Angebot an Mode und Wäsche rundet der Traditionshersteller mit Angora-Heimtextilien ab. Klassische Produkte, die sich durch die positiven Eigenschaften von Angora wie Wärmeausgleich und Feuchtigkeitsregulierung bewähren konnten, haben die Deizisauer laufend modernisiert. Das etwas angestaubte Image von Angora-Wäsche wurde durch eine breite Farbpalette für alle Generationen attraktiv gemacht. Das Angora-Sortiment, das vor allem an kalten Tagen natürlich wohlig warm hält, wurde um leichte Wäschequalitäten aus Wolle-Seide-Mischungen und 100 % Seide ergänzt. Diese punkten vor allem im Sommer mit ihren regulierenden Eigenschaften.
Kurze Arbeitswege und vollstufige Produktion direkt am Unternehmensstandort ermöglichen hohe Flexibilität und Nachhaltigkeit in der Fertigung. „Die Erweiterung und Modernisierung des Maschinenparks, der Näh-, Flach-, Rund- und Strumpfstrickmaschinen umfasst, ist dafür ein entscheidender Baustein“, sagt Verena Gruber. „Vor allem haben wir den gesamten Produktionsprozess unter Kontrolle, und wir kennen unsere Lieferanten genau.“
„Wir stellen in den letzten Jahren vermehrt fest, dass viele Menschen Naturmaterialien wieder mehr schätzen und auch wissen wollen, woher das Material kommt und wie es verarbeitet wurde.“ Verena Gruber, Geschäftsführung Angora-Moden
Alle Bilder: © Angora-Moden
Angora funktioniert „von Natur aus“ ideal Das seidenweiche und superfeine Haar des kuscheligen Angora-Kaninchens enthält Millionen von mikroskopisch kleinen Luftkammern. Diese sorgen für die außergewöhnliche Funktionalität von Angora-Produkten: Das Naturmaterial bietet perfekten Wärmeausgleich und Feuchtigkeitstransport. Angora ist durch seine weiche und glatte Struktur außerdem sehr gut hautverträglich. Woher kommt die feine Wolle? „Wir erhalten unsere Angora-Wolle ausschließlich aus mitteleuropäischen Zuchten, zum allergrößten Teil aus Deutschland“, unterstreicht Verena Gruber. „Wir wissen, dass diese mit viel Liebe zu den Tieren ihre Zucht pflegen und sich sehr um deren Wohlergehen sorgen. Nur sorgfältige Pflege der Kaninchen und die richtige Unterbringung gewährleisten hochwertiges Angora-Haar, das wir ohne Probleme weiterverarbeiten können.“
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Bild: © Solen Feyissa -Pixabay
Partner Africa Ethiopia
Transparente Kette
Baumwolltextilien aus Äthiopien Mit dem äthiopischen Partnerverband ETGAMA arbeitet Gesamtmasche im Rahmen des Projekts Partner Africa Ethiopia an der Qualitätsverbesserung der lokalen Baumwolle. Sowohl die Faserqualität als auch die Anbaubedingungen stehen dabei im Fokus. Das Ziel: International wettbewerbsfähige Baumwollprodukte unter nachhaltigen und transparenten Bedingungen am Standort Äthiopien hergestellt.
Bild: © Artush - shutterstock
Allen Widerständen zum Trotz… Das Pandemie-Jahr 2020 bot ein schwieriges Umfeld für den Auftakt der Aktivitäten zur Qualitätsverbesserung und zur transparenten Baumwollverarbeitung in Äthiopien. Zu den coronabedingten Einschränkungen für Textilhersteller und Farmer traten die unsichere Lage aufgrund inneräthiopischer Konflikte und schwere Regenfälle, die den Ernteertrag in vielen Anbauregionen schmälerten, teils sogar ganz vernichteten. … wird die Baumwollqualität verbessert Gemeinsam mit den Baumwollexperten des Ethiopian Textile Industry Development Institute (ETIDI) unter Leitung von Mesele Mekuria konnte detaillierte Kartierung der Anbaugebiete Anfang 2021 den Herausforderungen zum Trotz erfolgreich abgeschlossen werden: Die Daten zu Anbauflächen und Erträgen wurden dabei um weitere Daten wie Bewässerungsart und Fortschritte bei der Zertifizierungsbemühungen ergänzt. Nach der Ernte wurden zahlreiche Proben gezogen und auf wichtige Qualitätsmerkmale untersucht. Die Ergebnisse bildeten den Ausgangspunkt für weitere Maßnahmen für das neue Baumwolljahr: Aussaat und
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Kultivierung wurde von den ETIDI-Experten durch Schulungsund Fortbildungsmaßnahmen vor Ort in den Anbaugebieten gezielt begleitet. „Bereits 45 Farmer haben sich in den Regionen Afar, Gambella und Arba Minch daran beteiligt“, erklärt Mesele Mekuria. Mit etwas Verzögerung, dennoch vor der Ernte, soll die Maßnahme auch in Gonder umgesetzt werden. Dort galten bislang noch Restriktionen aufgrund des Tigray-Konflikts. Knackpunkte Ernte und Transport In einem zweiten Schritt werden die ETIDI-Experten Ernte und Transport bis zur Entkörnung begleiten. Besonders hier gibt es noch viel Verbesserungspotenzial durch einfache Maßnahmen: In Äthiopien wird Baumwolle weitestgehend von Hand gepflückt. Das ist einerseits eine sorgsamere Methode gegenüber der maschinellen Ernte. Derzeit wird aber auf den Verschmutzungsgrad wenig Rücksicht genommen. Der Trash-Anteil ist unverhältnismäßig hoch. 10 Prozent sind keine Seltenheit – sehr zum Leidwesen der örtlichen Spinnereien. Die Verschmutzungen durch Pflanzenreste kann auch in den Entkörnungsanlagen nicht restlos aufgefangen werden. Ausgerechnet die langstapligen
Begleitung von der Aussaat bis zur Ernte: ETIDI-Experten schulen und beraten Farmer in Afar.
Probenziehung auf der Yasin Mohamed Farm in Afar.
Qualitäten sind besonders betroffen. Entsprechende Qualitätsverluste im Garn sind nicht zu vermeiden. Ein Trainingsprogramm und die Einführung einfacher Erstbewertungssysteme gleich am Ort der Ernte sollen Abhilfe schaffen. Genauso will sich das ETIDI-Team um darum kümmern, dass möglichst auf Plastik verzichtet wird: „Schnüre und Rückstände von Plastiksäcken können die Fasern schnell verunreinigen, ebenso der unzureichende Schutz der Ballen beim Transport“, meinen die äthiopischen Baumwollfachleute. Transparenz-Piloten Eine wichtige Zielsetzung von Partner Africa Ethiopia ist die Bildung von „Transparenz-Piloten“. Gemeint sind transparente Lieferketten in der Baumwollproduktion mit Anschauungscharakter. Für das Projekt haben sich bereits an die 40 Farmer und gut 20 Textilhersteller aus allen textilen Stufen gemeldet. Um schnell zu nachhaltigen und gleichzeitig qualitativ wettbewerbsfähigen Beispielen zu kommen, startet das Projekt jetzt einen Versuchsballon mit Baumwolle aus dem Senegal: Dort gibt es bereits in größerem Umfang zertifizierte und gleichzeitig
hochwertige Faserqualitäten. In Äthiopien sind diese im Jahr 2021 denkbar knapp. Rund 40 Prozent seiner Baumwollernte hat das Land 2021 eingebüßt. Die örtlichen Farmer sind auf die heimischen Erträge angewiesen. Erste Ergebnisse noch 2021 Aktuell ist eine Lieferung von 35 Tonnen Baumwolle unterwegs vom Senegal nach Äthiopien. Die Baumwollspinnereien Adama und Kombolcha Spinning bildet den Anfangspunkt der ersten transparenten Pilotlieferkette. Weitere Mitglieder von ETGAMA werden verschiedene Garntypen verweben und verstricken. Auf der African Sourcing and Fashion Week Anfang Dezember sollen auf dem Projektstand von Partner Africa Ethiopia im Rahmen der deutschen Gemeinschaftsbeteiligung die ersten Pilotergebnisse als Exponate zu sehen sein. „Die perfekte nachhaltige und zertifizierte Lieferkette lässt sich nicht aus dem Boden stampfen“. sagt Silvia Jungbauer von Gesamtmasche. „Für uns steht der Kontakt zu den lokalen Akteuren im Vordergrund. So lassen sich Schwachstellen und Nachholbedarf entdecken und beseitigen. Und am Ende muss auch die Qualität stimmen.“
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Recht
Transparenzregister Registrierungspflicht für alle Gesellschaften
Bild: © Tim Reckmann – pixelio.de
an das Transparenzregister verpflichtet. Für Gesellschaften, die aufgrund der bisherigen Regelung nicht meldepflichtig waren, gelten folgende Übergangsfristen: • AG, SE, KGaA: bis 31. März 2022 • GmbH, Genossenschaft, EG, Partnerschaft: bis 30. Juni 2022 • in allen anderen Fällen (z. B. OHG, KG): bis 31. Dezember 2022
Zum 1. August 2021 trat das neue Transparenzregister- und Finanzinformationsgesetz (TraFinG) in Kraft. Das bislang schon bestehende Transparenzregister wird damit auf ein Vollregister umgestellt. Alle Gesellschaften müssen umfassende Datensätze zu den wirtschaftlich Berechtigten in einem strukturierten einheitlichen Format melden und auf dem aktuellen Stand halten. Verstöße gegen Meldeund Angabepflichten sind bußgeldbewehrt. Bislang war eine Mitteilungspflicht zum Transparenzregister bei juristischen Personen (z.B. GmbH, AG) und eingetragenen Personengesellschaften (z.B. OHG, KG) dann nicht notwendig, wenn sich die erforderlichen Angaben bereits aus anderen öffentlichen Registern (z.B. Handelsregister) ergaben. Diese Erleichterung ist ersatzlos weggefallen. Alle juristischen Personen des Privatrechts und eingetragenen Personengesellschaften sind nunmehr zur Mitteilung ihrer wirtschaftlich Berechtigten
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Das Transparenzregister wird seit 2017 in elektronischer Form geführt und soll dazu dienen, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Es gibt Auskunft darüber, wer hinter einer Gesellschaft als “wirtschaftlich Berechtigter” steht. Dies ist bei juristischen Personen des Privatrechts und eingetragenen Personengesellschaften grundsätzlich jede natürliche Person, die unmittelbar oder mittelbar mehr als 25 Prozent der Kapitalanteile hält, mehr als 25 Prozent der Stimmrechte kontrolliert oder auf vergleichbare Weise Kontrolle ausüben kann. Anzugeben sind Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Wohnort, Art und Umfang des wirtschaftlichen Interesses sowie alle Staatsangehörigkeiten. Das Transparenzregister ist für die Öffentlichkeit ohne besonderen Grund einsehbar. Wie bereits bisher besteht für wirtschaftlich Berechtigte, die zum Transparenzregister gemeldet werden müssen, die Möglichkeit, einen Antrag auf Beschränkung der Einsichtnahme in das Transparenzregister zu stellen, um persönliche Daten zu schützen. Die Führung des Transparenzregisters obliegt der Bundesanzeiger Verlags GmbH, die für die Führung und Einsichtnahme in das Register Gebühren erhebt und auf Ihrer Website zum Transparenzregister (www. transparenzregister.de) weitere Informationen vorhält.
RA Kai-Uwe Götz, goetz@gesamtmasche.de Tel.: +49 711 505284-12
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Recht
Neue kartellrechtliche Beurteilung von Vertriebsverträgen
Die EU-Kommission hat im Juli den Entwurf einer überarbeiteten Gruppenfreistellungsverordnung für vertikale Wettbewerbsbeschränkungen (Vertikal-GVO) und überarbeiteter Vertikal-Leitlinien veröffentlicht. Ab 1. Juni 2022 sind insbesondere im Online-Vertrieb deutliche Lockerungen zu erwarten. Die Vertikal-GVO ist für die kartellrechtliche Beurteilung von Vertriebsverträgen im vertikalen Verhältnis - also zwischen Herstellern und Händlern - von grundlegender Bedeutung. Hält nämlich ein Vertriebsvertrag die Vorgaben der Vertikal-GVO ein, ist er kartellrechtlich unbedenklich. Da die geltende Vertikal-GVO zum 31. Mai 2022 ausläuft, hat die EU-Kommission nun einen Entwurf für eine Neuregelung zur Stellungnahme für interessierte Kreise vorgelegt, der insbesondere auch in dem für Textil- und Maschenfirmen wichtigen Bereich des Online-Vertriebs erhebliche praktische Änderungen beinhaltet. Während die Kommission im Grundsatz in der Vergangenheit alles verboten hat, was den Online-Vertrieb beschränkte, wird dieser kartellrechtliche Schutz so wohl nicht mehr aufrechterhalten. Doppelpreissysteme grundsätzlich möglich Im Grundsatz dürfen zwar Händler auch weiterhin nicht an der effektiven Nutzung des Online-Vertriebs gehindert werden. Allerdings sollen bspw. Doppelpreissysteme nicht mehr generell als Kernbeschränkung eingeordnet werden. Hersteller könnten demnach Händlern unterschiedliche Preise für Online- und OfflineVerkäufe gewähren, soweit diese Preisdifferenzen die unterschiedlichen Investitionen bzw. Kosten des jeweiligen Vertriebskanals widerspiegeln. Unterschiedliche Qualitätsanforderungen möglich Auch dürfen nunmehr unterschiedliche Qualitätsanforderungen an den Online- und den stationären Handel gemacht werden, der bislang geltende Grundsatz der Gleichwertigkeit soll aufgegeben werden. Auch Mengenverkaufsvorgaben für stationäre Geschäfte
sollen zulässig werden. Plattformverbote sollen zukünftig unter die Vertikal-GVO fallen und zulässig sein. Der EuGH hatte bislang im sog. „Coty-Urteil“ lediglich zugelassen, dass Hersteller von Luxus- oder Markenprodukten einem Händler vertraglich untersagen können, diese Produkte auf bestimmten Drittplattformen zu verkaufen. Die Einschränkung nur auf Luxus- und Markenprodukte würde hiernach nicht mehr gelten. Allerdings darf der Hersteller den Vertrieb nicht auf solchen Plattformen verbieten, die er selber nutzt. Alleinvertrieb und dualer Vertrieb Neben diesen Neuerungen sollen auch weitere Änderungen insbesondere bei den Themen Alleinvertrieb und dem dualen Vertrieb erfolgen. Beim dualen Vertrieb sollen allerdings eher strengere Vorschriften gelten. Die Zunahme von Herstellern, die auch eigene Webshops eröffnen und damit mit den Händlern auch in direktem Wettbewerb stehen, wird zunehmend kritisch betrachtet. War der zweigleisige Vertrieb bislang bis zu einem Marktanteil von 30 % freigestellt soll diese Marktanteilsgrenze nunmehr auf 10 % abgesenkt werden. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die zu erwartenden Änderungen ab 01.06.2022 insgesamt für die Vertriebsgestaltung erhebliche praktische Auswirkung haben werden, auch wenn die Kommission den jetzigen Entwurf an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch nachbessern wird. Die weitere Entwicklung sollte aufmerksam verfolgt werden, um frühzeitig mögliche neue Freiheiten zu nutzen bzw. entsprechende Umstellungen und Anpassungen vorzunehmen.
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Bilder: © Gordon Johnson - pixabay
Recht
Neu geordnet:
Marktüberwachung in Europa Am 16. Juli 2021 ist die neue europäische Marktüberwachungsverordnung (EU) 2019/1020 (MÜ-VO) in Kraft getreten. Mit ihr wird die behördliche Marktüberwachung für Non-Food Produkte in Europa vollständig harmonisiert.
Stärkere Durchsetzung der Product Compliance Die mitgliedsstaatlichen Behörden müssen künftig Marktüberwachungsprogramme nach einheitlichen europäischen Standards entwickeln und sind zur grenzüberschreitenden Kooperation sowie zur Gewährung effektiver Amtshilfe verpflichtet. Ein neues Netzwerk, das EU Product Compliance Network (EUPCN), zielt darauf ab, die Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen den Marktüberwachungsbehörden in den EULändern zu strukturieren. So sollen Ressourcen gebündelt und die Umsetzung gemeinsamer Durchsetzungsmaßnahmen durch die Behörden der Mitgliedstaaten, wie beispielsweise gemeinsame Ermittlungen, erleichtert werden. Überwachung des Online-Handels Die neue MÜ-VO regelt erstmalig nun auch den Online-Handel. Zukünftig sollen online und offline auf dem Markt bereit gestellte Produkte gleichermaßen in der Marktüberwachung berücksichtigt werden. Das ebenfalls zeitgleich in Kraft getretene deutsche Marktüberwachungsgesetz (MüG) stellt in Deutschland zudem durch entsprechenden Verweis auf die neuen EU-Regelungen eine insgesamt einheitliche Marktüberwachung auch bezüglich der wenigen europäisch nicht harmonisierten Non-Food-Produkte sicher. Deutsche Marktüberwachungsbehörden können damit sowohl für europäisch harmonisierte als auch europäisch nicht harmonisierte Produkte bspw. unter falscher Identität Produktproben erwerben, um diese zu überprüfen. Stellen sie ein von einem Produkt ausgehendes ernstes Risiko für Leben und Gesundheit fest, können die Marktüberwachungsbehörden im Rahmen des Gesetzes nunmehr auch Plattformen anweisen, den Zugang zu einschlägigen Webseiten einzuschränken. Auch die in einem Mitgliedstaat verhängten Vertriebsverbote können andere Mitgliedstaaten künftig ohne weitere Ermittlungen ebenfalls verhängen. Neues Projekt „REACH4Textiles“ gestartet Im Bereich der Textilien war die Marktüberwachung für die Behörden schon immer schwierig. Allein der Bekleidungsbereich mit jährlich 28 Mrd. Bekleidungsstücken, von denen 80 Prozent aus Drittländern in die EU eingeführt werden, ist sowohl
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hinsichtlich der Überprüfung der ordnungsgemäßen Textilkennzeichnung als auch der REACH-Konformität eine Herausforderung. Daher hat die EU-Kommission ein Projekt ins Leben gerufen, das in den nächsten drei Jahren Lösungen für eine faire und effektive Marktüberwachung von Textilerzeugnissen liefern soll. Unter dem Titel Reach4Textiles hat das Projektteam, zu dem auch der Gesamtverband textil+mode und der europäische Textil- und Bekleidungsindustrieverband EURATEX gehören, am 15. September 2021 seine Tätigkeit aufgenommen.
REACH4Texiles: Kernziele → Nicht konforme Produkte vom EU-Binnenmarkt fernhalten → Fähigkeiten und Wissen verbessern → Unterstützung eines Netzwerks zum Thema Chemikalien in Textilien und zur Anwendung der EU-Verordnung 2019/1020
REACH4Texiles soll den Austausch zwischen EU-Ländern über bewährte Verfahren der Marktüberwachung fördern, effiziente Ansätze gegen nicht konforme Produkte auch unter Berücksichtigung der Verkehrswege ermitteln und letztlich durch ein effektives EU-weites Kontrollsystem eine wirksamere Überwachung und gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen, insbesondere im Falle von importierten Produkten.
RA Kai-Uwe Götz, goetz@gesamtmasche.de
Nachhaltigkeit
Gut fürs Klima:
Natürlich Baumwolle! Im Fashion on Climate Report 2020 schreibt McKinsey der Mode- und Schuhindustrie 4 Prozent der globalen Emissionen zu. Um das 1,5-GradKlimaziel zu erreichen, müsse die Branche ihre CO2-Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Nun unterstreicht eine neue Studie: Baumwolle ist einer der Schlüssel zu einer klimafreundlichen Textil- und Modebranche. Baumwolle bindet CO2 effektiver als andere Nutzpflanzen Die Baumwollpflanze wirkt sich auf dem Acker klimapositiv aus: Sie absorbiert CO2 in einem Maß, das die Emissionen bei nachfolgenden Verarbeitungsstufen mehr als ausgleicht. Das unterstreicht eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit von Kai Hughes (3/2021), Leiter des International Cotton Advisory Committee (ICAC). „Dass der ökologische Anbau weniger CO2 verursacht als der konventionelle, ist bekannt“, sagt Roland Stelzer, der als Geschäftsführer der Biobaumwoll-Marke Cotonea seit über 30 Jahren die Wissenschaft verfolgt. „Aber so eine phänomenale Bilanz fürs Klima ist auch mir neu.“ Baumwolle und Flachs haben im Klima-Ranking die Nase vorn Die Baumwollpflanze enthält mehr Zellulose als andere Agrarpflanzen. Der Prozess der Zellulosebildung ist maßgeblich für die Aufnahme von CO2 verantwortlich. Das ICAC hat eine Vergleichsuntersuchung zu acht häufig verwendeten Fasern vorgenommen. Nylon verursacht im Vergleich zu anderen Fasern am meisten Treibhausgase, Baumwolle hingegen am zweitwenigsten. Nur die Flachsfaser soll das Klima noch mehr schonen. „Allerdings muss Flachs für die Fasergewinnung energieintensiv aufgebrochen werden, was bei der Baumwolle entfällt“, merkt Roland Stelzer an. Cotonea hat 2020 1,26 Millionen kg CO2 gebunden Es klingt phantastisch: Die Baumwolle, die für eine Fasermenge von 1 kg benötigt wird, absorbiert über 2,5 kg CO2. Cotonea konnte folglich bei der Baumwollherstellung im vergangenen Jahr
1.260 Tonnen CO2 binden. Gleichzeitig bedroht der Klimawandel gerade auch den Baumwollanbau: „In Uganda, wo eines unserer Baumwollanbau-Projekte liegt, beobachten wir seit fünf Jahren eine Verstärkung der Wetterextreme und Ernteausfälle durch steigende Regenmengen.“
„Den ökologischen FußabKlasse statt Masse Wollte man bei Fast druck der Modeindustrie Fashion-Massenware auf Baumwolle umstellen, verursacht größtenteils Fast würden die vorhandenen Anbauflächen bei weitem Fashion aus synthetischen nicht ausreichen. Die Lösung sind haltbare Materialien und der damit verTextilien aus Baumwolle. „Wir schonen bei unseren bundene Wegwerfkonsum.“ Prozessen nicht nur das Klima, sondern nachRoland Stelzer, weislich auch die ArtenGeschäftsführer cotonea vielfalt, die Bodenfruchtbarkeit, das Grundwasser, verzichten auf Pestizide sowie gentechnisch veränderte Organismen – und erfüllen viele weitere grundlegende Aspekte des Umweltschutzes und fairen Handels entlang der kompletten Lieferkette. Biolandbau ist in Sachen Bodenvitalität und CO2-Bindung im Boden der konventionellen Landwirtschaft deutlich überlegen.“ www.cotonea.de
Handgepflückt: Biobaumwolle für cotonea aus Kirgistan.
Traditioneller Transport: Biobaumwolle aus Uganda für Cotonea-Produkte.
Bild: © Cotonea
Bild: Klaus Mellenthin
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Außenwirtschaft
Bodywear Branche feiert ihr US-Comeback Die bedeutendste Fachmesse für Bodywear in Nordamerika, die CURVE NEW YORK, ist zurück. Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause fand die CURVE vom 1.-2. August 2021 erstmals wieder als Vor-OrtVeranstaltung statt. Kleiner aber feiner Die erwartungsgemäß klein ausfallende Messe wurde vom ehemaligen Messestandort, dem Javis Center, in die Spring Studios verlegt. Die Spring Studios in Soho beherbergen das legendäre Tribeca Film Festival und sind als Location für exklusive Modeschauen bekannt. „Es war für uns sehr wichtig, den richtigen Veranstaltungsort zu finden, mit lichtdurchfluteten Räumen und Innen- und Außenbereichen“, so Raphael Camp, CEO von Eurovet Americas. Die Messeteilnehmer genossen es, sich erstmals wieder persönlich auszutauschen und nutzen die Gelegenheit, neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen und zu vertiefen. Der Fachhandel konnte sich endlich wieder über neueste Modetrends und Branchenveränderungen informieren. Ein Höhepunkt der Messe war eine Welcome Back Party, zu der Journelle einlud. Ein Teil des Abends war der Verleihung der NPD x Curve Excellence Awards gewidmet.
zufrieden. An beiden Messetagen war der Deutsche Pavillion stark frequentiert. Die Anzahl so wie die Qualität der Kundenkontakte auf den deutschen Messeständen waren bemerkenswert hoch, so die Aussteller unisono. Deutsche Wäschemarken haben auf dem US-Markt einen ausgesprochen guten Ruf und punkten vor allem mit hoher Qualität und ausgefeilten, funktionalen Designs. Optimistische Stimmung Sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Einkäufern der Messe herrschte Aufbruchstimmung. Die Bodywear Branche der USA gibt sich optimistisch. Eine Marktstudie des Analyseunternehmens Euromonitor gibt ihnen recht und prognostiziert eine dynamische Entwicklung des US-amerikanische Wäschemarkts. Danach soll der Markt bereits ab dem Jahr 2023 das Vor-Pandemie-Niveau übertreffen und bis 2025 weiterhin an Fahrt gewinnen.
Quelle: Euromonitor
German Pavilion ein voller Erfolg Trotz oder gerade wegen des kleineren Formats der Messe zeigten sich die sechs deutschen Unternehmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte German Pavilion
Die nächste CURVE New York findet vom 27. Februar bis zum 1. März 2022 statt. Für die CURVE Montreal 2022 ist ebenfalls ein German Pavilion in Planung. Gesamtmasche wird weiterhin über die Möglichkeiten einer Beteiligung am German Pavilion informieren.
Anja Barth, barth@gesamtmasche, Tel.: +49 711 505284-12.
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Die Wirtschaft Usbekistans entwickelt sich dynamisch und ist für ausländische Investoren zunehmend attraktiv. Deutschland zählte im vergangenen Jahr zu den drei größten Investoren. „Das ist erst der Anfang“ meint S. E. Nabijon Kasimov, Botschafter Usbekistans in Deutschland. Die Textil- und Bekleidungsbranche seines Landes liegt ihm besonders am Herzen. Herr Botschafter, seit 2016 hat sich in Usbekistan wirtschaftlich wie politisch viel getan. Wo steht das Land heute? Usbekistan hat in den letzten Jahren den Finanz- und Bankensektor liberalisiert, das Steuersystem vereinfacht und die Zollverfahren erleichtert. Die Reformen betreffen alle Bereiche der Wirtschaft, von der Registrierung eines Unternehmens und der Besteuerung bis hin zur Konvertierung des Gewinns in internationale Währungen und deren Rückführung. Weiter treibt die Regierung die Entwicklung von öffentlich-privaten Partnerschaften voran. Heute gehört Usbekistan bei der Kreditrisikobewertung der OECD zu den Top-20-Ländern in Bezug auf die Verbesserung des Geschäftsumfelds. Bei den Anmeldeverfahren für Gewerbe belegt das Land den achten Platz. Wie wirkt sich die Öffnung auf den Handel aus? Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Usbekistan entwickelt sich sehr gut. Die wechselseitigen Besuche von Präsident Shavkat Mirziyoyev und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2019 und die Fortsetzung des politischen Dialoges auf höchste Ebene auch in Pandemiezeiten haben eine neue Basis für die deutsch-usbekischen Beziehungen geschaffen. Das zeigt sich auch in der Zunahme des Handels. Ende 2019 wuchs er um fast 60 Prozent. Sogar im Jahr 2020, als der Welthandel durch die Coronakrise einbrach, stiegen die Exporte usbekischer Produkte nach Deutschland um mehr als 30 Prozent. Der von der EU erteilte Status APS+ schafft weitere Exportmöglichkeiten.
1. bis 6. November 2021 Gesamtmasche Delegationsreise nach Usbekistan Usbekistans Textilproduktion entwickelt sich rasant. Von der Spinnerei bis zur Konfektion sind sämtliche Stufen vorhanden. Auch die Logistik-Bedingungen können sich sehen lassen. Im April 2021 hat die EU Usbekistan den Status „ASP+“ und somit den Nullzollsatz zugestanden, um die Einhaltung von 27 internationalen Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtskonventionen zu honorieren.
„Für den Erfolg deutscher Unternehmungen in Usbekistan werden wir alle notwendigen Hilfen leisten. Ich glaube, dass in fast allen Bereichen der Wirtschaft gute Aussichten vorhanden sind.“ S.E. Nabijon Kasimov Botschafter Usbekistans in Deutschland Bild: © Botschaft Usbekistan
Wie entwickeln sich die Direktinvestitionen? Trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie erreichten die deutschen Investitionen 2020 ein Gesamtvolumen von 710 Mio. US-Dollar – eine Steigerung um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wurde Deutschland nach Russland und China drittgrößter Investor in Usbekistan. In diesem Jahr erwarten wir deutsche Investitionen in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar für gemeinsame Projekte in den Bereichen Textil, Lebensmittel, Pharma, Landwirtschaft und Baustoffe. Der kürzlich eröffnete Verband der deutschen Wirtschaft in Usbekistan und das KfW-Büro in Taschkent stärken diese Entwicklung.
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Usbekistan zieht deutsche Unternehmen an
Die Reise gibt interessierten Unternehmern Gelegenheit, den aufstrebenden Textilstandort kennenzulernen und Betriebe verschiedener Produktionsstufen zu besichtigen. Die Organisation erfolgt durch Gesamtmasche und den Uztekstilprom. Registrieren Sie sich noch bis 8. Oktober 2021. Kontakt: Silvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche.de
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Außenwirtschaft Bild: © Gerd Altmann – pixabay.com
Neues APS 2024 bis 2033 Schon seit 50 Jahren gewährt die Europäische Union Entwicklungsländern erleichterten Marktzugang durch das Allgemeine Präferenzsystem für Entwicklungsländer (APS). Jetzt hat die EU-Kommission ihren Vorschlag für das nächste 10-Jahres-Schema ab 2024 vorgelegt. Das aktuelle dreigliedrige Konzept bleibt erhalten. Stärker betont werden künftig Nachhaltigkeitsaspekte.
Anreize für Umwelt und Soziales Das neue APS soll Sozial-, Arbeits-, Umwelt- und Klimastandards in Entwicklungsländern stärken. Staaten, die ihren Least Developed Country (LDC)-Status wegen Überschreitung der Einkommensgrenze verlieren, können die Sonderregelung APS+ beantragen. Nullzollsatz erhalten sie dann nur noch bei Einhaltung strenger Standards. Bei schweren Verstößen gegen die Prinzipien der Klima- und Umweltschutzkonventionen soll der Entzug von APS-Präferenzen möglich sein, in besonders gravierenden Fällen auch im Schnellverfahren. Höhere Messlatte für APS+ Die Einhaltung der APS+-Anforderungen soll intensiver überwacht und transparenter werden. Die Zahl der internationalen
Standard-APS Länder mit niedrigem und niedrigmittlerem Einkommen (OBCs) erhalten Zollfreiheit für 60 Prozent ihrer in die EU gelieferten Waren. Für die restlichen Waren, die sog. sensible Produkte, unter die auch Textilien und Bekleidung fallen, werden die Zölle reduziert. Begünstigt sind derzeit z. B. Indien, Indonesien oder Thailand. Einfuhrzoll Konfektion: 9,6 statt i. d. R. 12 %.
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Konventionen, die ein Land ratifizieren muss, um sich für das APS+ zu qualifizieren, steigt von 27 auf 32. Neu auf der Liste sind: das Pariser Klimaabkommen (Ablösung Kyoto), zwei zusätzliche Menschenrechtsinstrumente zu den Rechten von behinderten Menschen und von Kindern, zwei Arbeitsrechtskonventionen zu Arbeitsinspektion und Dreiparteien-Dialog und eine Governance-Konvention zu organisiertem Verbrechen. Mehr Wettbewerb im Standard-APS Die Schwellenwerte für die Produktgraduierung - die Aussetzung von Zollpräferenzen für besonders wettbewerbsfähige Produkte - sollen um zehn Prozentpunkte sinken. Derzeit gilt in den Bereichen Textil (S-11a) und Bekleidung (S-11b) eine Graduierungsschwelle von 47,2 Prozent: Stellt ein APS-Land mehr als 47,2 Prozent der gesamten APS-Textil- bzw. Bekleidungslieferungen, erhält es keine APS-Präferenz mehr. Aktuell gilt dies für Textilien aus Indien. Informationen der EU-Kommission unter https://bit.ly/3u9oKJP.
APS+ Die besondere Anreizregelung für nachhaltige Entwicklung und gute Regierungsführung wird fortgeführt. Für Industriegüter, auch für Textilien und Bekleidung, entfallen i. d. R. sämtliche Zölle. Die Ursprungsregeln entsprechen denen des Standard-APS. Zu den Begünstigten zählen aktuell z. B. Pakistan, Sri Lanka und Usbekistan. Einfuhrzoll Konfektion: 0 statt i. d. R. 12 %.
Everything but Arms (EBA) Auch die Zoll- und Quotenfreiheit für die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) im Rahmen des „Alles außer Waffen“-Programms bleibt erhalten. Zu den begünstigten Ländern gehören derzeit u. a. Bangladesch, Kambodscha, Myanmar und Äthiopien. Einfuhrzoll Konfektion: 0 statt i. d. R. 12 %, einfachere Ursprungsregeln.
Bild: © scott-webb - Unsplash
Zollhöhe bleibt Im Standard-APS soll für Textilien und Bekleidung weiterhin eine Reduktion des Drittlandszolls um ein Fünftel gelten, für andere Industriegüter weiterhin ein Abzug von 3,5 Prozentpunkten. Die Bagatellschwelle bleibt bei 1 Prozent und ist damit für Textilien und Bekleidung nicht erreichbar.
Paneuromed-Reform
Neue Regeln für den europäischen Freihandel Nach über zehn Jahren Verhandlungen hat die EU die Vorschläge für ein modernisiertes Ursprungsregelwerk im Rahmen der sog. Paneuropa-Mittelmeer-Zone gebilligt. Seit dem 1. September 2021 sind die Regeln bereits mit einigen Partnerstaaten anwendbar, so auch mit der Schweiz.
Teilnehmer der „PEM-Zone“ rund um die EU sind die EFTA-Länder, die Westbalkan-Staaten, Maghreb, Maschrek, die Türkei, die Ukraine, Georgien und Moldau. Alle Partnerstaaten wollen die neuen Regeln schrittweise ratifizieren. Die DG TAXUD informiert auf ihrer Internetseite in Echtzeit, mit welchen Ländern und ab welchem Zeitpunkt die EU die neuen Regeln – parallel zu den alten – anwendet. Dies sind aktuell: Albanien, Färöer Inseln, Georgien, Island, Jordanien, Westjordanland und Gaza Streifen, Nord-Mazedonien, Norwegen, Schweiz (Stand 27.09.2021).
https://bit.ly/2XRyBYG
2-Systeme-Ansatz Solange nicht alle Teilnehmerstaaten das modernisierte Regelwerk ratifiziert haben, sind parallel weiterhin die gewohnten PEM-Regeln anwendbar. Die parallele Anwendung neuer und alter PEM-Regeln dürfte für die meisten Firmen großen Aufwand bedeuten. Viele Nutzer entscheiden sich daher für das alte System und verzichten auf die Vorteile des neuen.
Bild: © Michael Gaida – pixabay.com
Hinweis „Transitional Rules“ Wer nach den neuen Regeln arbeitet, muss hierauf in ursprungsrelevanten Dokumenten mit dem Vermerk „Transitional Rules“ hinweisen. Langzeitlieferantenerklärungen, die auf Basis der alten Regeln - ohne Vermerk - ausgestellt wurden, hält die EU-Kommission für nicht ausreichend. Sie verlangt die rückwirkende oder Neuausstellung geeigneter Belege. Liberalere Listenregeln Weben und Stricken bzw. Wirken führt nach den neuen Regeln in Kombination mit bestimmten Ausrüstungsschritten zum Ursprung. Vliesstoffe erreichen den Ursprung auch bei Einsatz von Chemiefasern aus Drittländern. Bei der Garnherstellung erhalten mechanische Vorgänge auch neben dem Spinnen Relevanz. Konfektion kann nach Bedruckung zum Ursprung führen. Volle Kumulierung Die reformierten Regeln lassen – für Textil und Bekleidung nach
gesonderter Vereinbarung – die volle Kumulierung zu. Hierbei ist es nicht notwendig, dass die Ware bereits bei Grenzübertritt den Präferenzursprung besitzt. Ein Praxisbeispiel für eine solche Konstellation sind Gestricke aus Drittlandsgarn, die zum Färben in die Schweiz gebracht werden. Hier ist das PV-Verfahren nun verzichtbar. Das gefärbte Gestrick erhält durch die neue Listenregel „Stricken und Färben“ Ursprung. Erhöhte Toleranzen Die Gewichtstoleranz wurde von den bisherigen 10 Prozent auf 15 Prozent heraufgesetzt, die Werttoleranz von 8 auf 15 Prozent. Im Rahmen der Toleranz dürfen Vormaterialien aus Drittländern ursprungsunschädlich eingesetzt werden. Die Sonderregel zur erhöhten Gewichtstoleranz von 20 Prozent beim Einsatz von Elasthan und die Ausklammerung von Einlage- und Futterstoffen aus der Werttoleranz bleiben erhalten. Neue Bedrucken-Regel Der Ursprung durch Bedrucken in Kombination mit Weben, Wirken, Stricken, Tuften oder Beflocken sowie durch Bedrucken als eigenständige Behandlung erfordert explizit die Anwendung von Sieb-, Walz-, Digital- oder Sublimationsdrucktechniken sowie den Erwerb einer „dauerhafte objektiv bewertbaren Funktion“. Soll Bedrucken alleine zum Ursprung führen, sind zusätzlich eine Mindestwertschöpfung von 50 Prozent und mindesten zwei Vor- oder Nachbehandlungen gefordert. Ursprungsnachweis Die reformierten PEM-Regeln setzen wieder auf den Nachweis EUR.1 bzw. die Ursprungserklärung auf der Rechnung ohne Kumulierungsvermerk. Das EUR-MED mit Kumulierungsvermerk wird ad acta gelegt: Zu kompliziert, heißt es seitens der EU-Kommission. Zu Recht: Auch nach vielen Jahren der Anwendung sorgt der Kumulierungsvermerk immer wieder für Probleme.
Silvia Jungbauer, +49 711 505284-11, jungbauer@gesamtmasche.de
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Wissenswertes
Co-Creation-Plattform für nachhaltige Modekonzepte
KompakT
Die die Komplexität internationaler Lieferketten in der Textil- und Modeindustrie hemmt häufig die Umsetzung innovativer Modekonzepte. Die DITF und Sqetch, eine SourcingPlattform für Mode, wollen mit ihrem Projektvorhaben KompakT Abhilfe schaffen.
Nachgefragt werden kleinen Liefermengen bei kurzen Lieferzeiten. Angeboten wird aber zunehmend das Gegenteil. Die immer stärker werdende Vernetzung der an der Herstellung beteiligten Produktionspartner erschwert die Transparenz. Dazu kommt, dass sich Innovationspotenzial aufgrund fehlender Zusammenarbeit in den Design-, Entwicklungs- und Realisierungsprozessen schwer erschließen lässt. Gemeinsame Kreativität, Erfahrungswissen und Kompetenz von Produzenten und Zulieferern hinsichtlich Materialeigenschaften oder Prozessvielfalt bleiben dadurch ungenutzt. Die neue Co-CreationPlattform geht diese Herausforderungen an, indem sie Markenhersteller, Produktionspartner und Kreative ohne digitale Barrieren für eine gemeinsame Wertschöpfung zusammenbringt und damit gemeinsame nachhaltige Modekonzepte ermöglicht. KompakT wird im Rahmen des IGP-Programms durch das BMWi gefördert. dieter.stellmach@ditf.de
Bild: © Rondell Melling – pixabay.com
Umfrage nimmt Nachhaltigkeit in deutschen Textil- und Modeunternehmen unter die Lupe Bei einer Umfrage des Gesamtverbands textil+mode zur Nachhaltigkeit in der Textil- und Modebranche wird deutlich: Nachhaltigkeit ist kein Wettbewerbsvorteil, sondern ein wichtiges Element, um weiter am Markt bestehen zu können. Bei einem guten Fünftel der befragten Unternehmen beträgt der Umsatzanteil mit nachhaltigen Produkten bereits über 50 Prozent. Fast 92 Prozent aller Befragten planen ihre nachhaltigen Produktanteile noch weiter auszuweiten. Für fast 80 Prozent der Unternehmen hat die Corona-Pandemie, trotz der erheblichen wirtschaftlichen
Folgen, keine Auswirkungen auf ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Über 10 Prozent der Befragten geben an, ihre Nachhaltigkeitsstrategie in den vergangenen Monaten sogar ausgebaut zu haben. „Nachhaltigkeit darf für die Unternehmen kein Bürokratiemonster werden“, lautet die wichtigste Botschaft aus der Umfrage. Als größte Herausforderung geben die Befragten an zu verhindern, dass die Produktion von Textilien nicht in Regionen abwandert, in denen der Klima- und Umweltschutz weniger konsequent als in Deutschland umgesetzt wird.
Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten weiter hoch bis sehr hoch sein wird. Allerdings schätzen knapp zwei Drittel der Unternehmen die Zahlungsbereitschaft der Kunden für nachhaltige Produkte eher als niedrig ein. Bild: © charles-etoroma – unsplash.com
24 masche 03 | 2021
Wissenswertes
Mehrwegverpackungen im Onlinehandel In diesem Jahr werden schätzungsweise vier Milliarden Paketsendungen in Deutschland zugestellt, Tendenz weiter steigend. Die Versandverpackungen verursachen immense Abfallmengen. Das Projekt praxpack untersucht, unter welchen Voraussetzungen Mehrwegverpackungen verstärkt zum Einsatz kommen können. Der Onlinehandel boomt, auch im Bereich Textilien und Bekleidung. Die jährlichen Sendungszahlen, die von den großen Kurier-, Express- und Paketdienstleistern transportiert werden, steigen kontinuierlich. Der allergrößte Teil dieser Sendungen ist in Einwegverpackungen verpackt. Für 2021 ist mit über 1 Mio. Tonnen Versandverpackungsabfall zu rechnen. Für eine nachhaltige Steuerung dieser Entwicklungen sind Alternativen notwendig, die zu Ressourcenschonung und Abfallvermeidung beitragen. Mehrwegverpackungen haben das entsprechende Potenzial, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Hieran wird im Projekt praxpack (www.praxpack.de) geforscht, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Hamburger Institut Ökopol koordiniert wird. Ökologische Vorteilhaftigkeit von Mehrweg Im Rahmen von praxpack wurde grundsätzlich die ökologische Vorteilhaftigkeit von Mehrwegverpackungen bestätigt. Allerdings müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Neben Art und Bild: © RePack Material der Mehrwegverpackung und den zurückzulegenden Transportdistanzen für deren Rücktransport ist von Bedeutung, welche Einwegverpackung durch die Mehrwegverpackung ersetzt wird, also bspw. ob dies ein Pappkarton, ein Kunststoffbeutel oder eine PPK-Versandtasche ist. Bestehende Hindernisse Der Aufwand für Onlinehändler für die Erprobung von Mehrwegverpackungen ist nicht unerheblich. Logistische Prozesse, IT-Systeme, Onlineshop etc. müssen angepasst werden. Darüber hinaus führen Mehrwegverpackungen gegenüber Einwegverpackungen bislang zu deutlichen Mehrkosten. In den meisten Fällen bewegen
sich diese zwischen einem und vier Euro pro Sendung. Größter Kostentreiber hierbei ist die Rückführung der Mehrwegverpackung zum Versender. Für das Funktionieren des Mehrwegsystems ist zudem über Pfand- oder andere Anreizsysteme nachzudenken, welche sicherstellen, dass die leeren Mehrwegverpackungen auch wirklich zurückgeschickt werden. Perspektive Trotz der bestehenden Hindernisse lässt sich viel Aktivität bezüglich des Einsatzes von Mehrweg im Versand feststellen. Der größte etablierte Anbieter eines Mehrwegsystems, RePack, hat seinen Kundenkreis in der jüngeren Vergangenheit deutlich verbreitert. Daneben finden sich diverse Start-ups wie Hey Circle, xPACKSYSTEM, Livingpackets und weitere, die mit neuen, alternativen Lösungen in den Startlöchern stehen. Onlineshops wie Memo, Fairfox, Kiezbett oder gerneohne setzen ebenfalls – und trotz der Mehrkosten – auf Mehrwegsysteme. Das Interesse bei den vielen Akteuren ist groß und auch von Konsumentenseite werden nachhaltige Verpackungslösungen nachgefragt. Angesichts der Mehrkosten bleibt es jedoch fraglich, ob eine Etablierung in der Breite eine realistische Perspektive darstellt – wenn es nicht regulative Eingriffe gibt, wie z. B. im Bereich der Lebensmittelverpackungen ab 2023 in Kraft treten.
Dr.-Ing. Till Zimmermann ist Projektleiter beim Ökopol Institut für Ökologie und Politik GmbH in Hamburg im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Aktuell leitet er u.a. das Projekt „praxpack - Etablierung und Erprobung praxistauglicher Mehrwegverpackungen im Onlinehandel“ und für das Umweltbundesamt das Projekt „Ökologisierung des Onlinehandels“. zimmermann@oekopol.de Bild: privat
03 | 2021
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Wissenswertes
PERO – mottenresistente, ultra-feine Merinowolle
Um seine Strickwaren vor diesem Schicksal zu bewahren, suchte Gottfried Betz, Inhaber von Strick Zella, nach einer Lösung für das Problem. Mit Erfolg: Das Unternehmen entwickelte das weltweit erste Wollgarn mit dauerhaft integrierten und zuverlässigen Schutz gegen Mottenfraß - das PERO Garn aus ultra-feiner Merinowolle. Das WOOLPROTECT Verfahren, das dem innovativen Garn zu Grunde liegt, wurde in Kooperation mit dem Thüringer Textilforschungsinstitut TITK und der Zwickauer Kammgarnspinnerei ZKS entwickelt und ist von Strick Zella patentiert worden.
Dauerhafte Schutzwirkung Anders als bei herkömmlichen Ausrüstungen von Wolle mit Duftstoffen wirken die Hohlräume der Lyocell-Faser wie ein Depot. Das sorgt für eine hohe Waschstabilität und ist auch stabil gegenüber dem UV-Anteil des Sonnenlichts. Die Schutzwirkung hält selbst mehr als 80 Wäschen stand. Strick Zella kann daher eine lebenslange Garantie auf PERO Artikel geben.
Bild: © Strick Zella
Werden ab Herbst die wärmenden Wollsachen wieder aus dem Schrank geholt, erlebt mancher eine unschöne Überraschung. Tineola bisselliella, die Kleidermotte war am Werk und hat den liebgewonnenen Wollpulli beschädigt.
Das OekoTEX 100 zertifizierte PERO Garn wird bei Strick Zella zu modischen Kollektionen der Labels MIA MAI und LEONARD MAI verstrickt. „Das WOOLPROTECT Verfahren könnte im Prinzip nicht nur Merinowolle, sondern auch für
Das Prinzip – so genial wie einfach Beim PERO Garn werden ultrafeine Merinowollfasern mit einem geringen Teil (3 %) Lyocell-Fasern zu einem Garn versponnen. Die beigemischten Lyocell-Fasern besitzen mikroskopisch kleine Hohlräume. In diese werden bei der Faserherstellung mottenabwehrende Duftstoffe eingeschleust. Die verwendeten Duftstoffe sind für Menschen völlig unbedenklich und geruchlos.
Nachhaltige Herstellung von Cellulose- und Carbonfasern Das Technikum Laubholz hat verschiedene Patente von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) erworben, die als Grundlage für einen Technologietransfer in Richtung Industrie dienen. Damit legen die neu gegründete Forschungseinrichtung und die DITF wichtige Grundlagen für eine fundierte und wissensbasierte Zusammenarbeit, die eine professionelle Vermarktung neuer Technologien ermöglicht. Konkret geht es um die industrielle Umsetzung nachhaltiger Verfahren zur Herstellung technischer Celluloseregeneratfasern und von Carbonfasern auf Basis von Lignin und Cellulose. Beide Bereiche bilden den Forschungsschwerpunkt in der Kooperation der Partner. Parallel
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Seide oder Kaschmir eingesetzt werden.“ Gottfried Betz, Inhaber Strick Zella
Bild: © Lysann Hoffellner – pixabay.com
TECHNIKUM LAUBHOLZ
andere keratinhaltige Fasern wie
dazu werden in Forschungsprojekten Technologien weiterentwickelt, beispielsweise zur Verarbeitung von Cellulose aus ionischen Flüssigkeiten, und neuartige Fasertypen für den technischen Einsatz und für Gebrauchstextilien in den wachsenden Markt nachhaltiger Materialien eingeführt.
Damit folgt das neu eingerichtete Forschungszentrum seiner Bestimmung, neue und technisch bedeutsame Produkte und Verfahren auf der Basis von Laubholz voranzubringen, die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der Region stammen. Das Technikum Laubholz arbeitet zukünftig hierfür auf acht Forschungsfeldern, von denen vier bereits im Aufbau sind. Von besonderem Interesse sind zum Beispiel neue Verfahren zur Herstellung von Biotensiden und Verpackungslösungen aus Holz.
www.technikumlaubholz.de
Wissenswertes
Das passt! Immer mehr Textil- und Bekleidungsfirmen sehen sich mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung im 3D-Bereich konfrontiert. Neue Möglichkeiten der Digitalisierung und Simulationstechnologie werfen bei Herstellern grundlegende Fragen auf ,Hohenstein unterstützt Hersteller mit modularen Dienstleistungen bei der Entwicklung digitaler Passformprozesse. Wo stehe ich und an welcher Stelle kann ich die neuen Technologien in meine traditionellen Prozesse am besten implementieren? Welches System mit seinen Anforderungen und Datenformaten passt zu meiner bereits bestehenden Systemlandschaft? Technologische Innovation, sich verändernde Kundenerwartungen und steigender Konkurrenzdruck erfordern neue Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse. Oft gilt es, Retouren und Rückgabequoten geringer zu halten. Neue 3D- und 4D-Technologien im Scanning und in der Simulation von Bekleidung versprechen Abhilfe. Doch auch diese Technologien sind auf eine optimale Schnittentwicklung und eine konsistente Passformprüfung angewiesen. Mehr noch: Schnitt und Passform sind für die erfolgreiche Umsetzung von erfolgreichen Produktentwicklungsprozessen wichtiger denn je. Erst die Verknüpfung zwischen digitalen Technologien wie Scanning oder Simulation und den traditionellen Hohenstein Kompetenzen in Passform und Schnitt erweist sich als Schlüssel zum Erfolg. Denn so kann die Technologie ihre signifikanten Vorteile innerhalb der kompletten Wertschöpfungskette voll entfalten. Was sind die Voraussetzungen für perfekte Produkte? Aus der bekleidungstechnischen Wertschöpfungskette heraus bieten sich enorme Potenziale und Lösungsmöglichkeiten, damit Prozesse mit 3D-Technologien verschlankt und dennoch qualitativ hochwertig ablaufen können. Betriebe können bereits vor Nutzung moderner Technologien ihre eigenen Prozesse und Entwicklungsgrundlagen dazu überarbeiten bzw. optimieren. Das entscheidende
Kriterium ist es für alle bestehenden Produkte und Kollektionen, die physische Passformentwicklung mit Größen- und Passformkonformität zu erarbeiten. Dieses ist dann die optimale Voraussetzung die ersten Schritte der virtuellen Passformentwicklung zu gehen. Wie kann man das Hohenstein Digital Fitting Lab nutzen? Das Hohenstein „Digital Fitting Lab“ bietet Hersteller umfassende Hilfestellung bei der Implementierung und Umsetzung. Mit Einsatz moderner 3D- und 4D-Technologien auf Basis der traditionellen Passform- und Schnitt-Expertise von Hohenstein lässt sich die perfekte Passform über verschiedene Größenreihen hinweg einfach und schnell ermitteln – bei Bedarf auch zugeschnitten auf individuelle Zielgruppen. Unterstützung gibt es auch für digitale Prozessschritte wie 3D-Design und Visualisierung, Entwicklung von Schnitten und Prototypen, Passformprüfung oder die Erstellung von Produktionsunterlagen. So gelangen Produkte schneller an den Point-of-Sale und die Kundenzufriedenheit steigt. Stephanie Brenner leitet den Bereich Bekleidungstechnik bei Hohenstein. S.Brenner@hohenstein.de Detaillierte Informationen: https://digital-fitting-lab.hohenstein.de Bilder: © Hohenstein
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Sie haben eine Vorstellung vom Auslandsgeschäft – wir die Fakten. Bereit für neue Märkte. Entdecken Sie neue Perspektiven im Auslandsgeschäft. Wir beraten Sie gerne mithilfe von Analysen zu Märkten weltweit, durch Informationen für Ihr Exportgeschäft oder bieten Ihnen Unterstützung bei internationalen Ausschreibungen an. Wissen ist Erfolg: gtai.de/trade 03 | 2021
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