4 minute read

WISSENSWERTES Nachhaltige Mode- und Verpackungskonzepte

Co-Creation-Plattform für nachhaltige Modekonzepte KompakT

Bild: © Rondell Melling – pixabay.com Die die Komplexität internationaler Lieferketten in der Textil- und Modeindustrie hemmt häufig die Umsetzung innovativer Modekonzepte. Die DITF und Sqetch, eine SourcingPlattform für Mode, wollen mit ihrem Projektvorhaben KompakT Abhilfe schaffen. Nachgefragt werden kleinen Liefermengen bei kurzen Lieferzeiten. Angeboten wird aber zunehmend das Gegenteil. Die immer stärker werdende Vernetzung der an der Herstellung beteiligten Produktionspartner erschwert die Transparenz. Dazu kommt, dass sich Innovationspotenzial aufgrund fehlender Zusammenarbeit in den Design-, Entwicklungs- und Realisierungsprozessen schwer erschließen lässt. Gemeinsame Kreativität, Erfahrungswissen und Kompetenz von Produzenten und Zulieferern hinsichtlich Materialeigenschaften oder Prozessvielfalt bleiben dadurch ungenutzt. Die neue Co-CreationPlattform geht diese Herausforderungen an, indem sie Markenhersteller, Produktionspartner und Kreative ohne digitale Barrieren für eine gemeinsame Wertschöpfung zusammenbringt und damit gemeinsame nachhaltige Modekonzepte ermöglicht.

Advertisement

KompakT wird im Rahmen des IGP-Programms durch das BMWi gefördert.

dieter.stellmach@ditf.de

Umfrage nimmt Nachhaltigkeit in deutschen Textil- und Modeunternehmen unter die Lupe

Bei einer Umfrage des Gesamtverbands textil+mode zur Nachhaltigkeit in der Textil- und Modebranche wird deutlich: Nachhaltigkeit ist kein Wettbewerbsvorteil, sondern ein wichtiges Element, um weiter am Markt bestehen zu können.

Bei einem guten Fünftel der befragten Unternehmen beträgt der Umsatzanteil mit nachhaltigen Produkten bereits über 50 Prozent. Fast 92 Prozent aller Befragten planen ihre nachhaltigen Produktanteile noch weiter auszuweiten. Für fast 80 Prozent der Unternehmen hat die Corona-Pandemie, trotz der erheblichen wirtschaftlichen Folgen, keine Auswirkungen auf ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Über 10 Prozent der Befragten geben an, ihre Nachhaltigkeitsstrategie in den vergangenen Monaten sogar ausgebaut zu haben.

„Nachhaltigkeit darf für die Unternehmen kein Bürokratiemonster werden“, lautet die wichtigste Botschaft aus der Umfrage. Als größte Herausforderung geben die Befragten an zu verhindern, dass die Produktion von Textilien nicht in Regionen abwandert, in denen der Klima- und Umweltschutz weniger konsequent als in Deutschland umgesetzt wird.

Bild: © charles-etoroma – unsplash.com Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten weiter hoch bis sehr hoch sein wird. Allerdings schätzen knapp zwei Drittel der Unternehmen die Zahlungsbereitschaft der Kunden für nachhaltige Produkte eher als niedrig ein.

Mehrwegverpackungen im Onlinehandel

In diesem Jahr werden schätzungsweise vier Milliarden Paketsendungen in Deutschland zugestellt, Tendenz weiter steigend. Die Versandverpackungen verursachen immense Abfallmengen. Das Projekt praxpack untersucht, unter welchen Voraussetzungen Mehrwegverpackungen verstärkt zum Einsatz kommen können.

Der Onlinehandel boomt, auch im Bereich Textilien und Bekleidung. Die jährlichen Sendungszahlen, die von den großen Kurier-, Express- und Paketdienstleistern transportiert werden, steigen kontinuierlich. Der allergrößte Teil dieser Sendungen ist in Einwegverpackungen verpackt. Für 2021 ist mit über 1 Mio. Tonnen Versandverpackungsabfall zu rechnen.

Für eine nachhaltige Steuerung dieser Entwicklungen sind Alternativen notwendig, die zu Ressourcenschonung und Abfallvermeidung beitragen. Mehrwegverpackungen haben das entsprechende Potenzial, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Hieran wird im Projekt praxpack (www.praxpack.de) geforscht, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Hamburger Institut Ökopol koordiniert wird.

Ökologische Vorteilhaftigkeit von Mehrweg

Im Rahmen von praxpack wurde grundsätzlich die ökologische Vorteilhaftigkeit von Mehrwegverpackungen bestätigt. Allerdings müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Neben Art und Material der Mehrwegverpackung und den zurückzulegenden Transportdistanzen für deren Rücktransport ist von Bedeutung, welche Einwegverpackung durch die Mehrwegverpackung ersetzt wird, also bspw. ob dies ein Pappkarton, ein Kunststoffbeutel oder eine PPK-Versandtasche ist.

Bestehende Hindernisse

Der Aufwand für Onlinehändler für die Erprobung von Mehrwegverpackungen ist nicht unerheblich. Logistische Prozesse, IT-Systeme, Onlineshop etc. müssen angepasst werden. Darüber hinaus führen Mehrwegverpackungen gegenüber Einwegverpackungen bislang zu deutlichen Mehrkosten. In den meisten Fällen bewegen sich diese zwischen einem und vier Euro pro Sendung. Größter Kostentreiber hierbei ist die Rückführung der Mehrwegverpackung zum Versender.

Für das Funktionieren des Mehrwegsystems ist zudem über Pfand- oder andere Anreizsysteme nachzudenken, welche sicherstellen, dass die leeren Mehrwegverpackungen auch wirklich zurückgeschickt werden.

Perspektive

Trotz der bestehenden Hindernisse lässt sich viel Aktivität bezüglich des Einsatzes von Mehrweg im Versand feststellen. Der größte etablierte Anbieter eines Mehrwegsystems, RePack, hat seinen Kundenkreis in der jüngeren Vergangenheit deutlich verbreitert. Daneben finden sich diverse Start-ups wie Hey Circle, xPACKSYSTEM, Livingpackets und weitere, die mit neuen, alternativen Lösungen in den Startlöchern stehen. Onlineshops wie Memo, Fairfox, Kiezbett oder gerneohne setzen ebenfalls – und trotz der Mehrkosten – auf Mehrwegsysteme. Das Interesse bei den vielen Akteuren ist groß und auch von Konsumentenseite werden nachhaltige Verpackungslösungen nachgefragt.

Angesichts der Mehrkosten bleibt es jedoch fraglich, ob eine Etablierung in der Breite eine realistische Perspektive darstellt – wenn es nicht regulative Eingriffe gibt, wie z. B. im Bereich der Lebensmittelverpackungen ab 2023 in Kraft treten.

Bild: © RePack

Dr.-Ing. Till Zimmermann ist Projektleiter beim Ökopol Institut für Ökologie und Politik GmbH in Hamburg im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Aktuell leitet er u.a. das Projekt „praxpack - Etablierung und Erprobung praxistauglicher Mehrwegverpackungen im Onlinehandel“ und für das Umweltbundesamt das Projekt „Ökologisierung des Onlinehandels“.

zimmermann@oekopol.de

Bild: privat

This article is from: