Ausgabe 2/2012 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Länderreport China Interview Bruno Banani Textil- und Modedialog Zu Gast im Fabric Club Recht Kartell-Leaks
masche 1
Textil- und Modedialog 04
Länderreport 08
Inhalt 04
Im Blickpunkt l Textil- und Modedialog
06
Kurz berichtet
08
Länderreport l China
11
Fashion Online l Studie zeigt Nachholbedarf beim Shopping-Erlebnis im Netz
12
Interview l Wolfgang und Jan Jassner, bruno banani underwear GmbH
16
Innovations-Diskussion l Technischer Ausschuss tagt bei Zwirnerei Untereggingen
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Geschäftsklimaindex l Der Herbst verspricht keine goldenen Aussichten
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Recht l Kartell-Leaks
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Außenwirtschaft
24
Wissenswertes
www.gesamtmasche.de 2 masche
Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Herausgeber Gesamtmasche – Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Foto: © Centaur – Fotolia.com
Präsident: Heinz Horn Hauptgeschäftsführer: Dr. Markus H. Ostrop Redaktion: Simone Diebold Gestaltung: www.die-wegmeister.com Druck: Gress-Druck GmbH, Fellbach Auflage: 800 Ausgabe 02/2012 Heftnummer 8 Fotos: Soweit ohne Vermerk von Gesamtmasche Kontakt Kernerstraße 59, 70182 Stuttgart Telefon +49 711 21050 - 0 Telefax +49 711 233718 E-Mail info@gesamtmasche.de
Interview 12
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Editorial diálogos, das altgriechische Wort für ‚Unterredung‘ oder ‚Gespräch‘, könnte als Überschrift über dieser Ausgabe der masche stehen. Denn fast alle Beiträge zeigen die Vorteile, den Nutzen und die Notwendigkeit des direkten Gesprächs. Sei es anlässlich des lockeren Beisammenseins am Abend eines langen Messetags − im entspannten Dialog werden neue Kontakte geknüpft und alte gepflegt. Oder beim Round-Table-Gespräch mit unterschiedlichsten Teilnehmern aus der textilen Kette: vom Garnhersteller über den Stoffproduzenten bis zum Designer. Plötzlich entstehen Ideen, wie sich regionale Wertschöpfungsstrukturen besser miteinander vernetzen lassen. Aufschlussreich ist auch das Interview mit zwei innovativen Unternehmern: Sie berichten, wie man mit einem italienisch klingenden Fantasienamen eine „planetenumspannende“ Markenkommunikation kreiert und durch die Verknüpfung von Vertriebskanälen den Dialog mit Kunden stärkt.
Dabei gewinnt Facebook als Kommunikationsmittel immer größere Bedeutung. Im riesigen Absatzmarkt China spielt die Online-Kommunikation ebenso eine wachsende Rolle. Dialogbereitschaft wünschte man sich in China aber auch an anderer Stelle: Denn die Marktzugangsbedingungen für deutsche Exporteure könnten besser sein. In der Unterredung lassen sich Gewohnheiten erkunden, Verhaltensweisen prüfen und Wertvorstellungen schärfen. Gerade im Wirtschaftsleben ist deshalb das direkte Gespräch essentiell: Mit Lieferanten, Kunden und Kollegen können Probleme erörtert und gelöst, Standpunkte und Haltungen verändert und neue Anregungen entwickelt werden. Gesamtmasche fördert den Dialog auf allen Kanälen. So hoffentlich auch mit dieser neuen Ausgabe unseres lesenswerten masche-Magazins. Ihr
Markus H. Ostrop
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Zahlreiche Gäste kamen in den Fabric Club des M,O,C, hörten die Rede von Strenesse-Chef Luca Strehle und die Grußworte von Christian Dierig (Dierig) und Wolfgang Klinder (munich fabric start) und folgten der Moderation von Petra Gottwald (oben v. l. n. r.). Diskussion und Austausch in entspannter Atmosphäre: (v. l. n. r.) Michael Vollmer (Amann Nähgarne), Jan Hilger (Escada), Anna Nieß, Klaus-Peter Werminghaus (DTB), Silvia Jungbauer (Gesamtmasche), Heinz Horn (Gesamtmasche), Dr. Markus H. Ostrop (Südwesttextil), Klaus Lindner (VTB), Jörg und Florian Bahner (Bahner Strumpf). Ein Highlight der Veranstaltung waren die Kreationen der Deutschen Meisterschule für Mode. Fotos: VTB/Ducke
Zu Gast im Fabric Club Textil- und Modedialog der Verbände anlässlich der Munich Fabric Start Über 120 Teilnehmer aus der Branche strömten am Abend des 4. September zum Textil- und Modedialog in den Fabric Club des Münchner M,O,C. Bereits zum zweiten Mal fand anlässlich der Munich Fabric Start die Netzwerkveranstaltung statt, zu der die Partner VTB (Verband Bayern), Dialog Textil-Bekleidung, Gesamtmasche und Südwesttextil eingeladen hatten. Getreu dem Motto von Henry Ford „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg“ wurden Kontakte gepflegt und geknüpft.
anschließende von Petra Gottwald moderierte Dialog mit dem Publikum regten zum Austausch an und beflügelten die Gespräche.
Der Impulsvortrag von Luca Strehle (Strenesse) zum Geschäftsmodell Familienunternehmen und der
www.textil-mode-dialog.de
Kreatives Programm-Highlight war die Modenschau mit Modellen der Deutschen Meisterschule für Mode, München. Die Munich Fabric Start bringt Vertreter der gesamten textilen Kette zusammen und bietet den idealen Rahmen für den Textil- und Modedialog. Er soll zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der Modemetropole München werden.
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Kurz berichtet Go local Textile Produktionsnetzwerke sind gefragt, denn „Made in Germany“ und „Made in Europe“ stehen wieder hoch im Kurs. Nicht nur die Ansprüche der Verbraucher ändern sich, sondern auch die weltweiten Produktions- und Kostenstrukturen. Asien-Sourcing wird teurer, quick response und nachhaltig produzierte Textilien sind zunehmend gefragt. Das kann für regionale Wertschöpfungsketten eine Chance sein. Anlässlich der Munich Fabric Start traf sich auf Einladung von Gesamtmasche die textile Kette zum Round-Table-Gespräch: Vom Garnhersteller bis zum ökologisch orientierten Designer-Start-up war die Branche in all ihren Facetten vertreten. Die Praxisbeispiele aus den Unternehmen unterstrichen die innovativen Ansätze, mit denen große und kleine Nischen besetzt werden. Dazu gehören ökologische Produktion, das Hervorheben regionaler Herstellung, hohe Flexibilität und Transparenz der Lieferkette.
Erste Modekalender-App Das Modeportal „styleranking“ bietet erstmals einen designschönen Tagesplaner mit den 100 wichtigsten Fashion Week-Terminen weltweit an. Im Kalender sind bereits die Termine der aktuellen Modemessen enthalten. Darüber hinaus kann der Nutzer alle privaten und beruflichen Termine anlegen und bearbeiten. Die App verfügt über alle gängigen Funktionen – etwa Erinnerungen. Der Kalender lässt sich mit iCloud oder Outlook synchronisieren. Die kostenlose App ist bereits für das neue iPhone 5 und iOS 6 optimiert und ab sofort im App Store verfügbar. http://www.styleranking.de/news/insidestyleranking/fashion-calendar-stylerankingstartet-erste-modekalender-app-11102012
So bietet der Maschenstoffhersteller Maute & Renz ein Lieferprogramm speziell für kleine Abnehmer, Strickmodenspezialist Helmut Peterseim setzt auf deutsche Produktion und der Garn- und Zwirnproduzent Otto schafft mit „Cotton Made in Germany“ und nachhaltigen Produktionsverfahren die Voraussetzung für eine qualitätsorientierte Lieferkette am Standort. Elemer & Zweifel bietet nicht nur nach strengsten Kriterien zertifizierte Wäsche für Bett und Bad, sondern unterstützt Baumwollbauern in Kirgistan und Uganda mit eigenen Projekten. JMB Fashion produziert ausschließlich in der Steiermark, sogar der Strom für die Nähmaschinen stammt aus regenerativen Energiequellen der Region. Mehr zum Thema „Go local!“ mit Follow-up unter: www.gesamtmasche.de/news
Neue Serviceleistung von Gesamtmasche Rahmenvertrag mit Paketdienstleister Nach einer ersten Umfrage unter den Mitgliedern von Gesamtmasche und Südwesttextil über das Interesse an einem gemeinsamen Paketpool wurde deutlich, dass dies eine lohnende Serviceleistung für die Unternehmen sein könnte. Mehr als 50 Firmen hatten sich gemeldet und die Höhe ihres Paketaufkommens benannt. Auf Grundlage dieser Daten wurde dann mit den vier größten Paketdienstleistern verhandelt. Abgeschlossen wurde ein Vertrag mit der GLS Germany, ein Tochterunternehmen der General Logistics Systems B.V., Amsterdam.
Nachhaltige Wollkreationen Master- und Bachelorstudentinnen des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein nehmen in einer Partnerschaft mit dem Bekleidungsunternehmen Marc Cain GmbH, Bodelshausen an einem Wettbewerb zum Thema nachhaltige Schurwolle teil. Ausgestattet mit feinsten Woll-Materialien von Kooperationspartnern der Woolmark Company Ltd., Sydney/Australien entwerfen und erarbeiten die zwölf Studentinnen verschiedene Outfits aus Garnen, Wollflies und Kammzügen, einem Vorprodukt des Garns, zum Thema „Knitted Wool Couture“. Dabei müssten sie sich mit dem Material auseinandersetzen, an den Strickmaschinen Muster, Oberflächen und Strukturen entwickeln, Ausrüstungstests durchführen und selbst stricken, erklärt die Projektleiterin Prof. Ellen Bendt. Die SiegerOutfits werden dann in Bodelshausen mit computergesteuerten Flachstrickmaschinen professionell produziert, übrigens unter Beteiligung der erfolgreichen Kreateurinnen. Das Finishing findet anschließend wieder in der Hochschule statt. Zu sehen sind die Outfits während der Wool-Week vom 6. bis zum 11. November im Schaufenster des Marc CainShops in der Düsseldorfer Trinkausstraße.
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Durch die Bündelung des Paketvolumens konnte ein Preis für den innerdeutschen und europäischen Versand erzielt werden, der Mitgliedsunternehmen mit kleinen und mittleren Volumina deutliche Kostenvorteile bietet. Die Vereinbarung und Konditionen gelten zunächst für 24 Monate. Bei Interesse an der Serviceleistung bitte mit Christine Schneider (schneider@gesamtmasche. de) Kontakt aufnehmen. Die genauen Konditionen stehen im Mitgliederbereich als Download zur Verfügung.
Maschen-Umsatz stabil Mit einem Gesamtumsatz von 3,82 Mrd. € (+1 %) haben die 220 deutschen Maschenwarenhersteller 2011 ein stabiles Ergebnis erreicht. Besonders zu kämpfen hatten die Unternehmen mit höheren Rohstoffpreisen. (41. Maschen-Umsatzrangliste von Klar-Text) Maschen-Umsatzrangliste 2011 (Mio. €) Rang
Firma
2011
2010
1
Triumph International 273,0
270,0
2
Falke-Gruppe
241,0
230,0
3
Marc Cain
210,0
182,0
Quelle: Klar-Text, Brannenburg
Der Wäschemarkt wächst Der deutsche Wäschemarkt hat 2011 um 3,1 Prozent zugelegt – deutlich stärker als der Fashionmarkt insgesamt. Laut IFH Köln treiben vor allem Tagwäsche und Bademode das Wachstum. Potenziale sieht das Institut im Onlinehandel und in Monomarkenshops. Weitere Infos unter http://www.gesamtmasche.de/news/nachricht?n=355 Der Branchenfokus Wäsche 2012 des IFH Köln ist für EUR 850,- zzgl. MwSt. erhältlich. Mitglieder von Gesamtmasche erhalten einen Rabatt von 15 Prozent / Vorzugspreis von EUR 722,50 zzgl. MwSt. Bei Interesse bitte Kontakt über Angelika Kläger (klaeger@ gesamtmasche.de).
Prognose Wäschemarkt – Entwicklung der Vertriebswege 2011 bis 2016 (Index 2011=100) Bekleidungs-FEH
97,4
Wäsche-FEH
98,6
Wäsche-Filialisten +Monolabels
Ausgabe 1/2012 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Maschenmagazin-Tab
Ausgabe 3/2011 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Länderreport Vereinigte Arabische Emirate Länderreport Mexiko Länderreport Türkei
Interview Familie Speidel
Interview Paul Falke
Im Facebook-Profil von Gesamtmasche gibt es einen neuen Tab, der zu den Ausgaben des Verbandsmagazins Masche führt. Facebook Tabs sind beliebige Internetseiten, die man via Facebook-Anwendung in die eigene FacebookSeite integrieren kann. www.facebook.com/gesamtmasche gefällt mir! Rohstoffe Neues Niveau Forschung Stoff im Netz Innovatives Funktionsgarn Textilien rechtssicher online vermarkten Kartellrecht Nachhaltig erfolgreich Online-Vertrieb Technischer Ausschuss bei Mattes & Ammann von Textilwaren Interview Joachim Hahn
Rohstoffe Preisrekord für Wolle
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115,2
Bekleidungs-Filialisten Kauf-/Warenhäuser
104,5
Versender
104,6 158,0
E-Commerce SB-WH/VM/Discounter
103,6
Sonstige Anbieter
102,5
Gesamtmarkt
Ausgabe 2/2011 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
130,8
107,0
Speidel sichert Veredlungsbetrieb Der Damenwäsche-Hersteller Speidel aus Bodelshausen hat zum 1. Oktober das Textilausrüstungsunternehmen Haase in Bisingen erworben. „Wir haben allergrößtes Interesse an der Sicherung des Unternehmens“, erklärte der Textilingenieur und Gesellschafter Hans-Jürgen Speidel. Er rücke an die Seite von Geschäftsführer Jürgen Haase, der seine Arbeit unverändert fortführe. Alle 35 Mitarbeiter würden übernommen. Zum Ziel gesetzt hat sich der neue Inhaber allerdings, den „Investitionsstau“ im Bisinger Unternehmen zu beseitigen.
Stellengesuch Das Tübinger Textilunternehmen Gerhard Rösch hat zum zweiten Mal das Total E-Quality Prädikat für die innerbetriebliche Chancengleichheit von Mann und Frau erhalten. Besonders die Bemühungen zu einem Eltern-Kind-Büro für Notfälle, Schulkinderbetreuung in den Ferien und Eldercare Informationsveranstaltungen überzeugten die Jury. Einen Betriebskindergarten gibt es schon seit 1971.
„Urban Angel“, so lautet die Masterarbeit der diplomierten Modedesignerin der HTW Berlin. Dabei entwarf die gebürtige Südkoreanerin City-Mode als Symbiose von Casual und Eleganz. Nach beruflichen Erfahrungen, Studium, zahlreichen Ausstellungen und Preisen sucht die 44-Jährige neue Herausforderungen. Bei Interesse erfolgt die Kontaktaufnahme über Gesamtmasche (Christine Schneider, Telefon +49 711 21050-25).
Unterhosen, Parfum, Sonnenbrillen und Co. Mitten in Berlin, in der populären Hardenbergstraße 9, eröffnete am 3. Juli der Showroom Bruno Banani Brandhouse Berlin. Auf einer Fläche von über 100m² präsentiert das Chemnitzer Unternehmen zukünftig seine Herrenunterwäsche und -bademode sowie eine breite Auswahl an Lizenzprodukten. Neu erworben hat der Wäschespezialist die Markenrechte von Ex-Pin-up-Model und Fotografin Bunny Yeager für Europa und die USA. Die aus den 60er Jahren bekannte amerikanische Fotografin ist Namensgeberin einer Bademode-Kollektion mit Bikinis, die an die 50er und 60er Jahre erinnern.
„Wir suchen jetzt Lizenzpartner in allen möglichen Bereichen – von der Kosmetik, über Taschen und Accessoires bis hin zu Brillen, Champagner, Duft und Schuhen. Über die Produkte wollen wir die Marke und den Namen jetzt bekannt machen“, erklärt Bruno Banani-Gründer Wolfgang Jassner. In einer langfristigen Kooperation mit der Galerie Schuster Berlin/Miami werden im Bruno Banani Brandhouse Berlin stetig wechselnde Ausstellungen für Kunst- und Modefans stattfinden. Die in den Showroom integrierte Bunny Yeager Lounge bietet hierfür den perfekten Rahmen.
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China
Foto: © christo – Fotolia.com
Foto: © Paulus Nugroho R - Fotolia.com
Starker Absatzmarkt
////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Seit den 1970er Jahren hat sich China von einer abgeschotteten Planwirtschaft zu einem marktorientierten Staat entwickelt, der für die Weltwirtschaft eine immense Rolle spielt. 2010 wurde China zum weltgrößten Exporteur. Gemessen in Kaufkraftparitäten, rückte die Volksrepublik zur zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA auf – Japan hatte sie bereits 2001 überholt. Das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre lag meist über 10 Prozent, oft noch weit darüber. Noch liegen die Pro-Kopf-Einkommen unter dem globalen Durchschnitt. Und die Herausforderungen für das Reich der Mitte sind zahlreich: Die hohe Sparquote, 250 Millionen Wanderarbeiter, die alleine 2011 in die Städte strömten, Korruption, Umweltgefährdung und die Sicherung des sozialen Friedens angesichts der schnellen wirtschaftlichen Transformation gehören ebenso dazu wie negative Effekte durch die konjunkturelle Schieflage in Europa. Die Küstenregionen haben sich sehr viel schneller entwickelt als der Rest des Landes. Als Konsequenz der Einkindpolitik und die angestiegene Lebenserwartung gehört China zu den weltweit am schnellsten alternden Gesellschaften. Der 2011 beschlossene Fünfjahresplan konzentriert sich auf die Fortführung der Wirtschaftsreformen und ganz besonders auf die Stärkung des Binnenkonsums. Die Exportabhängigkeit der Volksrepublik soll zurückgefahren werden. Der Drache wächst weiter Rückgang der Wachstumsraten bei Produktion, Ausfuhr und Einfuhr – die europäischen Medien zeichnen Schrumpfungsszenarien. Die Frage scheint nur noch, wie hart oder weich die Volksrepublik China landen wird. Fakt ist: China wächst weiter, und zwar um einiges schneller als der Rest 8 masche
der Welt. Die Produktion liegt derzeit knapp 9 Prozent über dem Vorjahresniveau, die Wachstumsprognose für 2012 lautet 7,6 Prozent. Das ist weniger als in den Vorjahren, doch immer noch beachtlich, vor allem angesichts der schieren Größe des Landes. Das gilt auch für das Außenhandelswachstum von 8 Prozent im ersten Halbjahr, mit einem Plus beim Export um 9,2 und beim Import um 6,7 Prozent. Qualität statt Turbo-Wachstum Während sich viele Europäer vor den Auswirkungen einer schwächelnden chinesischen Konjunktur sorgen, verschließen sie die Augen davor, dass China längst das Zentrum des Welthandels bildet. Was China tatsächlich zu schaffen macht, ist die drohende Rezession in vielen europäischen Ländern. Oder, wie der Chinaspezialist der Deka Bank Janis Hübner es kürzlich ausdrückte: „Die westliche Welt ist aus Sicht Chinas nicht groß genug, um das Wachstum über Exporte fortzusetzen.“ Die Wirtschaft des Riesenreichs verändert sich zusehends. Vorbei scheinen die Zeiten billigen Exports. Die Abhängigkeit von der Billigausfuhr zu verringern, gehört längst zum politischen Programm. Dazu soll die Wirtschaft stärker auf den Binnenkonsum ausgerichtet werden. Durch die Transformation entstehen Chancen für heimische wie ausländische Hersteller von qualitativ hochwertigen Produkten und Markenware. 2011 ist die Binnennachfrage um 14,4 Prozent gewachsen. China hat erkannt, dass ein Wachstumsmodell, das maßgeblich auf Investitionen fußt, „auf Dauer die Gefahr von Überkapazitäten birgt“, so eine neue Studie von Germany Trade & Invest (gtai). Dafür spricht auch die Lohnentwick-
Russland
Mongolei Peking
Volksrepublik China
// Volksrepublik China Shanghai
Lhasa
Hongkong Indien
Bevölkerung: 1,34 Milliarden (2012) BIP: 7,3 Billionen US-Dollar (2011) BIP pro Kopf (PPP): 8 500 US-Dollar BIP-Wachstum: 10,4 Prozent (2010), 9,2 Prozent (2011), 7,6 Prozent (2012) Textil-/Bekleidungsausfuhr: 248 Mrd. US-Dollar (2011) Textil-/Bekleidungseinfuhr: 19,1 Mrd. US-Dollar (2011) Korrespondenzsprache: Chinesisch, Englisch Wirtschaft: Bergbau, Maschinenbau, Textilien und Bekleidung, Öl, Zement, Chemie, Elektronik, Spielzeug, Schuhe, Transportmittelindustrie Quellen: CIA World Factbook, China Customs Statistics, gtai
lung. In den letzten zehn Jahren sind die Löhne für ungelernte Arbeit jährlich zwischen 10 und 20 Prozent gestiegen. Die Regierung hat angekündigt, die gesetzlichen Mindestlöhne mindestens noch bis 2015 um 20 Prozent pro Jahr anheben zu wollen. Den Status eines echten Billiglohnlandes besitzt China dadurch längst nicht mehr. Die lohnintensiven Branchen stöhnen, doch die Anpassung ist politisch gewollt. Veränderte Außenhandelsstruktur Tatsächlich verändert sich die Außenhandelsstruktur der Volksrepublik nachhaltig. Der EU- und US-Import Chinas lag zusammen bei 274 Mrd. US-Dollar, das ist fast siebenmal mehr als noch vor zehn Jahren. Die deutsche Textil- und Bekleidungsbranche partizipiert dabei kräftig – auch 2012. Im ersten Halbjahr sind die deutschen Exporte von Textilwaren im Vorjahresvergleich um 21 Prozent auf 184 Mio. Euro gestiegen. Damit ist die Volksrepublik Deutschlands viertwichtigster Textil- und Modekunde außerhalb West- und Mitteleuropas. Das Besondere: Anders als bei anderen Abnehmern weltweit zeigte sich die deutsche China-Ausfuhr selbst im Krisenjahr 2009 auf dem aufsteigenden Ast. Dagegen hat die Branche in Russland und den USA trotz einer beachtlichen Aufholjagd das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Auch die Automobiler setzen weiter auf ihren weltgrößten Markt – 2013 wird China vermutlich erstmals der größte Porsche-Absatzmarkt sein und die USA übertreffen.
Einzelhandelsumsätze in den Top-10 Städten (2010) Retail-Umsatz Konsumgüter (Mrd. RMB)
Retail-Umsatz pro Kopf (RMB)
BIP pro Kopf (RMB)
1. Beijing
622,9
31 763
71 964
2. Shanghai
607,1
26 363
74 548
3. Guangzhou
450,0
35 409
84 568
4. Shenzhen
300,1
28 931
92 379
5. Tianjin
290,3
22 340
70 996
6. Wuhan
257,0
26 268
56 880
7. Chengdu
242,9
17 290
39 517
8. Suzhou
240,2
22 951
88 180
9. Nanjing
228,9
28 591
64 059
10. Hangzhou
214,6
24 653
68 342
Quelle: Hongkong Trade Development Council
Marktzugangshürden So verlockend die Absatzchancen im chinesischen Riesenreich sind, so sehr beklagen Exporteure die schlechten Marktzugangsbedingungen, ungleiche Wettbewerbsbedingungen und Diskriminierung. Strenge nationale Standards werden als Handelshemmnis gerade für Markenprodukte höherer Preisklassen herangezogen. Trotz Ähnlichkeit mit in Europa und international gebräuchlichen Standards gibt es zahlreiche Unterschiede, die eine aufwendige Zertifizierung speziell für den chinesischen Markt notwendig machen. Scheinbar lässliche Sünden wie Fehler bei der Etikettierung werden gerne zum Gesundheitsrisiko hochstilisiert, und internationale Marken riskieren schnell einen Medienverriss. masche 9
Foto: © wusuowei – Fotolia.com
Während die Importe von textilen Vorprodukten 2012 abflauten, legten die Bekleidungseinfuhren angesichts des anhaltenden Konsumwachstums weiter kräftig zu. Die EU-Mitgliedstaaten konnten ihren Anteil am chinesischen Importkuchen in den letzten Jahren deutlich ausbauen und liegen im internationalen Lieferantenranking immerhin auf Platz drei. Dabei stehen vier Länder – Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien – für 75 Prozent des EU-Exports von Textilien und Bekleidung nach China. Boomender Einzelhandel – stationär und online Der chinesische Textil- und Bekleidungsmarkt – Fasern eingeschlossen – wird in diesem Jahr auf knapp 400 Mrd. US-Dollar anwachsen. Schon bis 2014 soll er auf 473 Mrd. zulegen. Das ist ein Wachstum von 75,2 Prozent gegenüber 2009. Besonders der Bekleidungseinzelhandel wächst rasant. Nach Angaben des chinesischen Textilverbandes CNTAC legte er im vergangenen Jahr um 25 Prozent zu. Von aktuell ca. 75 Mrd. US-Dollar soll er bis 2020 nach Einschätzung von Boston Consult auf 200 Mrd. US-Dollar zunehmen. Die Anzahl von Haushalten der Mittelschicht mit einem jährlichen Einkommen von über 11 400 soll sich im gleichen Zeitraum beinahe verdreifachen und auf 140 Millionen anwachsen. 2010 betrug ihre Zahl noch 50 Millionen.
bekannt sind – vor allem in Tier-1-Städten wie Beijing und Shanghai sowie bei der jüngeren Generation. Auch das ist ein Grund für zunehmende Internetkäufe: Fashionistas kaufen die begehrten, aber nicht in China erhältlichen Marken – mit einigem Aufpreis - bei einem Zwischenhändler, der westliche Marken in Übersee einkauft und sie dann nach China schickt. Chinas Top-Lieferanten Textil / Bekleidung (in % am gesamten Textil- und Bekleidungsimport) 16 14 12 10 8 6 4 2 Japan
Taiwan
EU-27 Südkorea ASEAN Pakistan
Indien
USA
Quelle: China Chamber of Commerce for Import & Export of Textiles – CCCT, Trade Statistics 2012 1-6
Länderanteile am EU-Export nach China Italien Deutschland Frankreich
25%
Spanien Rest-EU-27
Außerdem wird eine rasante Zunahme der Online-Verkäufe erwartet. Bis 2015 soll es in China 329 Millionen OnlineKäufer geben. Der Bekleidungshandel dürfte davon am meisten profitieren. Mode belegt bei den Online-Käufen der Chinesen bereits den ersten Platz. Dazu kommt die wachsende Modeaffinität der Chinesen, die bei jungen Konsumenten besonders ausgeprägt ist. Die Altersgruppe unter 25 gibt bis zu 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Bekleidung aus. Insgesamt zeigen sich die Chinesen markenbewusst. Neben der breiten Internetnutzung tragen dazu auch Reisen ins Ausland bei. Heute liegt die Zahl der internationalen Reisen der Chinesen bei ca. 40 Millionen pro Jahr. Bis 2020 soll diese Zahl auf 200 Millionen pro Jahr steigen.
49% 4% 8% 14%
Quelle: EU SME Centre
Der chinesische Textil- und Bekleidungsmarkt 2009 bis 2014 (Mrd. US-Dollar) 25%
500 450
20%
400 350
15%
300 10%
250 200
Häufig sind Chinesen bereit, für westliche Marken aufgrund von Qualität, Design und Prestige mehr zu bezahlen, als diese in Europa oder den USA kosten. Vielen Unternehmen dürfte gar nicht bewusst sein, dass ihre Marken in China bereits 10 masche
5%
150 100
0%
50 2009
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: Datamonitor
-5%
USD billion % Growth
Fashion Online Studie zeigt Nachholbedarf beim Shopping-Erlebnis im Netz Shopping-Qualität 3,4
Marketing winners
3,2
Warenhaus
Underperformer
Pureplayer
H&M
3,0
Versandhandel Multichannel
2,8
vertbaudet.de
2,6
Heine
Conley`s
2,4
americanapparel.de Mango frontlineshop.de
2,2 2,0 1,8
Nike Otto
Asos
1,6
Bershka
Esprit
1,2
Adidas
Urban Outfitters
Pull&Bear Landsend Stylebop.de
Bestseller HSE24
(Bewertung in Schulnoten von 1-5)
Brands4friends karstadt.de
C&A Klingel Bon Prix Tom Tailor dress-for-less.de Sportscheck Neckermann Kaufhof
Breuninger Puma Zalando
Zara
1,4
Topshop 3suisses
S.Oliver
Impressionen
amazon.de
Tchibo
Opus Heros
Process winners
Shopping-Erlebnis
1,0 12
14
16
18
20
22
Foto: © Tyler Olson – Fotolia.com
///////////////////////////////////////// Hochschule Reutlingen Die Hochschule Reutlingen hat die Ergebnisse der Studie „Fashion Onlineshopping 2012“ veröffentlicht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Strähle, International Fashion Retail, wurden zum zweiten Mal die größten deutschen Mode-Onlineshops nach Shopping-Erlebnis und ShoppingQualität untersucht. Von März bis Mai 2012 wurden über 130 Artikel bei 41 Unternehmen bestellt und der Einkaufsprozess bewertet. Das Fazit: Im Bereich Shopping-Erlebnis und Emotionalität besteht Verbesserungsbedarf. Punkte für Zusammenspiel von Marketing und Abwicklung Adidas, Esprit, Zara, Asos und Zalando wurden in Summe am besten bewertet. Bei diesen Unternehmen werden alle relevanten Kundenkriterien gut bis sehr gut erfüllt. Der Onlineshop und die gesamte Abwicklungskette arbeiten nahtlos zusammen. „Hier haben die Unternehmen gute Arbeit geleistet, denn es werden alle Kundenerwartungen abgebildet und umgesetzt“, so Professor Strähle. Die anderen Unternehmen zeigen dabei entweder im Marketingbereich oder im Prozess deutliche Schwächen auf. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die Suche nach Produkten, die Beschreibung der Ware, aber auch die eigentliche Belieferung und die Qualität der Retourenabwicklung zählen zu den häufigsten Defiziten. Pure Player ohne nennenswerten Vorteil Entgegen der Erwartung scheinen die reinen Onlineanbieter keinen grundsätzlichen Vorteil gegenüber den klassischen
24
26
28
30
32
Quelle: xxx
Warenhäusern oder Multichannel-Anbieter zu haben. „Dies erstaunt, weil davon auszugehen ist, dass sich diese ausschließlich auf diesen Vertriebskanal konzentrieren können und ihre Schnelligkeit und Flexibilität nutzen könnten“ so Strähle. Jedoch zeigten die Testergebnisse, dass die gleichen Fehler überall gemacht würden – unabhängig von der grundsätzlichen Ausrichtung der Unternehmen. Forderung nach Industriestandard für Onlinebezahlung Zur Steigerung der Umsätze fordert die Studie eine Diskussion über einen einheitlichen Standard in der Onlinebezahlung. Es wurde deutlich, dass die Bezahlung bei Unternehmen sehr heterogen sei. Dies führt zu Komplexität bei den Kunden, da diese auf mehreren Seiten einkauften. Es variieren die Anzahl der Clicks, das Layout, die einzugebenden Daten und die möglichen Bezahlmethoden. Hier muss sich der Kunde immer wieder neu orientieren. Das führt letztlich zu erhöhten Abbruchquoten. Notfalls solle gar der Staat eingreifen: „Wir brauchen eine einheitliche Lösung über den gesamten Bezahlprozess, wenn wir den Onlinehandel noch attraktiver gestalten wollen. Es muss darüber nachgedacht werden, ob der Gesetzgeber hier nicht konkretere Vorgaben machen soll“, stellt Strähle zur Diskussion. Unternehmen scheuten zwar die Mehrkosten einer Umstellung, würden aber deutlich von höheren Conversion-Rates profitieren. Die Studie ist gegen eine Schutzgebühr von 99,- € über den Bereich International Fashion Retail erhältlich. Prof. Jochen Strähle, Tel. +49 7121 271-8073, Jochen.Straehle@reutlingen-university.de masche 11
Interview
Die bruno banani underwear GmbH wurde 1993 in Mittelbach nahe Chemnitz gegründet. Im seinem ersten Geschäftsjahr erwirtschaftete das Unternehmen aus dem Stand eine Million Euro, heute liegt der Jahresumsatz bei 96,5 Millionen Euro. Rund 100 Mitarbeiter nähen in Chemnitz Herrenwäsche und –bademode oder sind in einem der sieben Outlets tätig. Neben Bodywear gibt es zahlreiche Lizenzprodukte der Marke bruno banani, darunter Düfte, Oberbekleidung und Accessoires. Unter dem Motto „not for everybody“ führen Firmengründer Wolfgang Jassner und sein Sohn Jan Jassner gemeinsam das Unternehmen.
//////////////////////////////////////////// masche im Gespräch mit Wolfgang und Jan Jassner, bruno banani underwear GmbH Im kommenden Jahr feiert Bruno Banani 20jähriges Jubiläum. Seit seiner Gründung hat sich das Unternehmen rasant entwickelt. Wie kam es zu der Erfolgsstory? Wolfgang Jassner: Vor Bruno Banani gab es in Deutschland keine junge, fetzige Marke im Unterwäschebereich. Wir haben mit unserem trendigem Design und einem entsprechendem Markenauftritt seither einiges bewegt. Mit 16 Mitarbeitern haben wir 1993 angefangen, und gleich im ersten Jahr ging es mit dem Umsatz steil nach oben. Die Aufträge kamen so schnell, dass wir uns teilweise nur mit einer Neukundensperre behelfen konnten. Nach kurzer Zeit war das Medieninteresse riesig. Mit einem Bericht im Spiegel kam der endgültige Durchbruch. Dann kamen die Fernsehteams… Woher kommt der Markenname Bruno Banani? Jan Jassner: Wir wollten eine italienische Anmutung, am besten einen Vor- und Nachnamen. Bruno Banani ist weltweit hervorragend vermarktbar. Viele dachten, dass es sich um eine italienische Designer-Marke handelt. Das ist bis heute ein Bonus, vor allem in Asien. Unsere Abnehmer wissen: Da steckt deutsche Wertarbeit drin, und gleichzeitig ist das Flair international. 12 masche
Sie setzen auf den Standort Chemnitz. Warum? Wolfgang Jassner: In Chemnitz nähen wir modische Herrenwäsche, Herren-Bademode und einen großen Teil der Herren-Basics. Unsere Designerin sitzt in Mailand und unsere Stoffe stammen meist aus Spanien und Italien. Schon deshalb wäre es für uns viel zu umständlich, unsere modischen Teile in Fernost nähen zu lassen. Da hätten wir einen Vorlauf von vielen Monaten, und China ist ja auch nicht mehr unbedingt so günstig. Jan Jassner: Die Produktion am Standort macht uns unabhängig und flexibel. Das wird ein Trumpf sein, wenn wir unsere Vertriebskanäle ausbauen. Langfristig werden die Lohnkosten weltweit nicht mehr der entscheidende Faktor sein, vor allem angesichts der wachsenden Transport- und Energiekosten. Wir haben eine starke Marke, legen Wert auf ausgezeichnete Qualität zu vernünftigen Preisen. Da können wir nicht wahllos irgendetwas importieren. Im Übrigen waren viele Produkte, ob Textilien,
Elektronik oder Lebensmittel, in den letzten Jahren viel zu billig. Es ist doch logisch, dass dafür irgendjemand die Zeche zahlen muss. Auf Dauer kann das nicht funktionieren. Wachstumsländer wie China wissen, dass sie ihre Kaufkraft im Binnenmarkt durch höhere Einkommen heben müssen. Sie machen immer wieder mit spektakulären Events von sich reden. Zahlen sich die Aktionen aus? Wolfgang Jassner: Das gehörte von Anfang an zu unseren Stärken. Nehmen wir nur den Test in der Schwerelosigkeit – da haben wir Wäsche zur Raumstation Mir hochgeschickt. Das ging um die ganze Welt, und wir konnten uns kaum vor den vielen Interviewanfragen retten. Jeder wollte mit dem verrückten Hersteller sprechen, der Unterwäsche ins All schießt. In New York haben wir dafür sogar den silbernen Award für die weltweit effektivste Werbekampagne erhalten. So sind andere Branchen auf uns aufmerksam geworden, und schnell wurde Bruno Banani zur Marke, die man auch für Uhren oder Brillen einsetzen wollte. Bei den Düften ist Bruno Banani heute Deutschlands Nr. 1. Exklusiv mit Otto machen wir DOB, seit einiger Zeit auch Casualwear, außerdem Bademode. Ausgehend von der Unterwäsche haben wir die Marke im Lifestyle-Bereich etabliert. Das ist so noch nie jemandem gelungen. Jan Jassner: Unsere Aktionen laufen natürlich weiter: Neben dem bekannten Rennrodler Bruno Banani aus Tonga sponsern wir derzeit ein Ehepaar, das mit einem motorisierten Drachen um die Welt reist. Die Tour dauert insgesamt drei Jahre. Im Sommer 2013 ist eine Landung in Berlin geplant – da gibt es dann ein Event in unserem neuen Showroom. Ihre Lizenzen umfassen ein immer größeres Produktspektrum. Stößt man da irgendwann einmal an eine Grenze? Wolfgang Jassner: Eines unserer wichtigsten Prinzipien lautet: Bruno Banani-Produkte müssen auch ohne die Marke Bruno Banani begehrlich sein. Das betone ich immer wieder gegenüber unseren Lizenznehmern. Letzen Endes sind es die innovativen, modischen Merkmale, die sich in der gesamten Bruno Banani-Welt wiederfinden müssen. In unseren Trendbüchern geben wir unseren Lizenzpartnern entsprechende
Anregungen. Die Frage, wie weit man eine Marke ausdehnen kann, lässt sich deshalb nur aus der Praxis heraus beantworten. Sie wollen eine „Bruno Banani-Welt“ schaffen und die Marke unter einem Dach präsentieren. Jan Jassner: In Berlin haben wir einen Showroom eingerichtet, der eine B2B-Plattform für unsere Handelskunden und unsere Lizenznehmer ist. Da führen wir die Bruno Banani Markenwelt zusammen, also das Kerngeschäft und alle Lizenzen. Dort integriert ist auch eine Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen, die wir gemeinsam mit der Galerie Schuster betreiben. Und wie profitieren Ihre Endkunden? Jan Jassner: Unsere Markenwelt können wir jetzt auch in unseren Läden umsetzen. Zuletzt haben wir Outlets im elsässischen Roppenheim und in Neumünster eröffnet, weitere sind in Planung. Mit den Outlets haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, denn dort haben wir immer eine hochklassige Markenumgebung. Die Center haben eine gute Infrastruktur und die Leute kommen mit einer bewussten Kaufabsicht dorthin. Wir halten das für ein Erfolgsmodell, an dem wir teilhaben möchten. Eigentlich ist das die Vertikalisierung von Bruno Banani. Wird die gesamte Markenwelt auch online erhältlich sein? Wolfgang Jassner: Unser Online-Geschäft haben wir in den letzten Jahren ganz neu organisiert. Momentan testen wir, ob sich auch die Lizenzprodukte gut über die Seite verkaufen lassen. In der Logistik arbeiten wir sehr erfolgreich mit einem Dienstleister in der Nähe von Aalen. Unser OnlineUmsatz hat sich in den letzten Monaten verdoppelt. Beim Kerngeschäft wollen wir längerfristig ein Drittel des Umsatzes über den Online-Shop erzielen. Bruno Banani-Düfte gibt es bereits in 30 Ländern. Wie sieht das Auslandsgeschäft bei den anderen Produkten aus? Wolfgang Jassner: Die weltweite Bekanntheit der Marke hilft natürlich bei der Internationalisierung des Kerngeschäfts. Dabei stellen wir allerdings fest, dass der Export über die masche 13
traditionellen Kanäle – also Vertreter oder Importeure – nur schleppend funktioniert. Wo gut strukturierte, finanzstarke Vertriebspartner da sind, kann es klappen. Wo der klassische Vertreter an kleine, leider oft unprofessionelle Händler und an Warenhäuser mit strikten Konditionen verkauft, kann man kaum Geld verdienen. Und Lizenzprodukte lassen sich so eigentlich gar nicht vertreiben. Ihre neue Kollektion „Samba Erotica“ ist von Brasilien inspiriert. Ließen sich die Produkte nicht auch dort gut verkaufen? Jan Jassner: Brasilien ist ein aufstrebendes Land. Momentan haben wir direkt vor unserer Haustüre noch viel Potenzial. Für die Zukunft kann ich mir aber vorstellen, auch in Brasilien mal einen Bruno-Banani-Store zu haben. Die Exportchancen sind da, aber der Markt ist unglaublich abgeschottet. Mit den Transportkosten und Zöllen obendrauf gerät man aber in Preisregionen, bei denen wir nicht wissen, ob sie angenommen werden. In jedem Fall wollen wir neue Märkte zunehmend durch eigene Stores erschließen. Roppenheim ist das erste Beispiel: Man geht in den Laden und hat eine ordentliche, einprägsame Markenpräsentation, alle Lizenzprodukte sind da. Ist das der Abschied von den klassischen Partnern im Handel? Wolfgang Jassner: Wir müssen strategisch auf drei Beinen stehen. Das erste ist der stationäre Handel mit den Platz hirschen und den großen Konzernen. Sind wir dort Systempartner, gehört die Ware uns, bis sie verkauft ist. Wir tragen also das Risiko. Wenn Überhänge zurückfließen, braucht man einen Puffer. Schon dafür sind die Outlets wichtig. Ein zweites Bein sind eigene Stores. Und das dritte, in dem wir große Chancen sehen und in das wir viel investieren, ist der Onlinehandel. Der deutsche Absatzmarkt wächst ja nicht nennenswert. Die Gewinner unter den Textilern sind heute diejenigen, die vertikal vorankommen, und diejenigen, die ihr Online-Geschäft stark ausbauen.
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Vertikalisierung also als Erfolgsrezept? Jan Jassner: In der Zusammenarbeit mit dem Fachhandel fühlen wir uns oft eingeschränkt, können Konzepte nicht umsetzen. Im eigenen Outlet stellen wir unsere Marke so dar, wie wir es für richtig halten. Wir haben den Kurs bereits eingeschlagen und viel investiert: Im Kerngeschäft wollen wir nächstes Jahr um 20 bis 25 Prozent wachsen. Wir haben aber auch in die Entwicklung von Flächenkonzepten investiert. Da stellen wir dem Handel Verkaufsaggregate zur Verfügung und unterstützen ihn bei der Präsentation am POS. Es gibt selbstverständlich gute Händler, die auch noch in zehn Jahren da sein werden, und die wir brauchen. Das sind diejenigen, die selbst innovative Konzepte haben. Und wen wird es nicht mehr geben? Jan Jassner: Wäschefachgeschäfte ohne Nachfolger oder solche, die nicht in EDV investieren wollen und keinen Willen zur Veränderung haben – dabei gäbe es genügend Potenzial im Markt. Andere, die sich in guter Lage befinden, werden womöglich von Vertikalen geschluckt. Nostalgie hilft da nicht weiter. Auch bei den Konzernen weiß man nicht genau, wohin die Reise geht. Diese massive Strukturveränderung hat vor zwanzig Jahren so wohl keiner vorausgesehen. Wenn man heute in der Fläche ist, muss man sich das ganze Jahr um diese Fläche kümmern. Dazu gehören auch Kennzahlenanalyse, Sortimentsoptimierung und die Verminderung von Abschriften – eigentlich Aufgaben des Einzelhändlers. Europa hat die Krise noch längst nicht über wunden. Machen Sie sich davon durch das Online-Geschäft unabhängiger? Jan Jassner: Unser Fokus liegt bislang auf Europa. Dabei ist es uns wichtig, unsere eigenen Kanäle zu nutzen. Seit einem Jahr haben wir eine Facebook-Seite mit inzwischen 75 000 Fans. Das ist für uns ein wichtiges Marketingtool, mit dem wir unabhängig agieren können. Wir testen derzeit die Verknüpfung unserer Vertriebskanäle, stellen mal ein Angebot vom Online-Shop auf die Facebook-Seite oder bewerben unseren Online-Shop in den Outlets. In den Läden können
die Kunden auf die Facebook-Seite und den Online-Shop zugreifen und von dort ein Produkt bestellen, wenn es das im Outlet nicht gibt. Wolfgang Jassner: Bei Investitionen ins Online-Marketing kann man unmittelbar auswerten, was sie gebracht haben – zusätzliche Kontakte, Käufe nach Zielgruppen und vieles mehr. Und das ist erst der Anfang. Schauen wir uns Zalando an: Die sind vor vier Jahren mit einer Handvoll Leute gestartet und machen jetzt eine Milliarde Umsatz. Mit wenig Personal und vielen Analysen können die genau beobachten, wie man Kunden zum Kaufen bringt. Was für eine Ent wicklung! Vor 20 Jahren war die Einstellung des Herstellers noch: Wenn die Ware erst einmal draußen ist, dann soll der Handel eben schauen, dass sie gut läuft. Welche Faktoren bestimmen heute den Erfolg der Branche? Wolfgang Jassner: Als ich in die Branche eingestiegen bin, wurden noch 90 Prozent der in Deutschland verkauften Wäsche am Standort gefertigt. Seither gab es gewaltige Umstrukturierungen. Viele Firmen existieren nicht mehr, weil sie nicht rechtzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert haben. Andere haben es gut geschafft, entweder über Auslandsproduktion oder durch die Spezialisierung auf bestimmte Produktgruppen. Allerdings werden die Veränderungen im Absatzbereich zum Prüfstein für diejenigen, die momentan noch gut dastehen. Neue Vertriebsstrukturen sind also die große Herausforderung? Jan Jassner: Wer seinen Online-Shop und seinen eigenen Retail ausbaut, muss die Prozesse so reibungslos gestalten, dass alles zusammenpasst – vom Lager angefangen.Wichtig ist auch, dass das optimale Sortiment im Online-Shop ganz anders aussehen kann als im stationären Retail, selbst von Standort zu Standort gibt es Unterschiede.
Welche Rolle spielen externe Faktoren, z. B. die Euro-Krise oder der berufliche Nachwuchs? Wolfgang Jassner: Wenn von heute auf morgen der Markt zusammenbricht, sind alle damit konfrontiert – aber wir sind mit unseren Absatzkanälen besser aufgestellt als andere. Unsere Nachfolge ist geregelt und wir konnten vor kurzem einen sehr guten Vertriebschef gewinnen. Unser größter Vorteil ist gleichzeitig unsere größte Aufgabe: unsere Marke. Und die gilt es ständig neu aufzuladen.
Erzählen Sie uns bitte noch etwas über sich. Wolfgang Jassner: Ich bin in Westpreußen geboren, kam in Ostfriesland zur Schule und bin dann im Schwabenland aufgewachsen. Nach einer Lehre zum Industriekaufmann und der Bundeswehr ging ich aufs Textiltechnikum nach Reutlingen und studierte anschließend BWL an der Fach hochschule in Pforzheim. Danach habe ich 20 Berufsjahre in verschiedenen Textilunternehmen verbracht, zehn davon als Geschäftsführer, zuletzt bei Götzburg. 1992 ging ich in den Osten, 1993 folgte die Gründung von Bruno Banani. Die Marke von Null nach vorne zu bringen, war für mich die schönste Aufgabe überhaupt. Ich bin verheiratet, habe zwei Söhne und eine Tochter. Mit meinem Sohn Jan bleibt das Unternehmen in Familienhand. Jens kümmert sich in Aalen um unser Onlinegeschäft und Melanie ist bei Cosmopolitan als Modejournalistin erfolgreich. Jan Jassner: Nach Abitur und Bundeswehr machte ich zunächst eine Ausbildung im Einzelhandel. Danach habe ich vier Jahre BWL mit Schwerpunkt Außenwirtschaft in Reutlingen studiert und dann in Hongkong Auslandserfahrung gesammelt. Mitte 2000 bin ich bei Bruno Banani eingestiegen. Als erstes habe ich den Export ausgebaut, seit 2006 bin ich Mitglied der Geschäftsführung. Ich bin mit einer Chemnitzerin verheiratet, wir haben zwei Kinder. Als Schwabe fühle ich mich in Sachsen sehr wohl. Die Weichen im Unternehmen sind gestellt, und ich bin gespannt auf die Entwicklungen der kommenden Jahre.
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Innovations-Diskussion Technischer Ausschuss tagt bei Zwirnerei Untereggingen
/////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Die Beschaffung von Garnen und innovative Garnentwicklungen sind für die Textil- und Modeindustrie entscheidende Erfolgsfaktoren. Doch strukturelle Veränderungen in den letzten Jahrzehnten haben die Beschaffungsbasis in Europa geschmälert. Die Verfügbarkeit vieler Garntypen zu günstigen Preisen ist längst nicht mehr selbstverständlich. Auch wenn die spekulativen Spitzen bei der Baumwolle und den ihr nachziehenden Chemiefasern passé sind: Begrenzte Ressourcen und der steigende Weltfaserverbrauch drücken das Preisniveau bei natürlichen wie chemischen Fasern nach oben. Dabei entwickeln immer mehr Menschen höhere Ansprüche an Qualität und Funktion. Der Technische Ausschuss von Gesamtmasche befasste sich bei seiner halbjährlichen Zusammenkunft am 15. Juni unter Vorsitz von Triumph-Gesellschafter Dieter Braun eingehend mit der Problematik: Wie sicher sind Beschaffungsquellen und die Verfügbarkeit spezieller Qualitäten? Welche Bedeutung hat der Einsatz nachwachsender Rohstoffe? Wie sieht es mit der Akzeptanz und den Möglichkeiten der Substitution von Naturfasern aus? Gastgeber war passend zum Thema die Zwirnerei Untereggingen, die mit über 130 Jahren Garnerfahrung aufwarten kann. ZUE-Chef Dietmar Heck, Wolfram Daubek-Puza von Lenzing, Hans-Peter Grosch von Triumph und Albert Schatz von TWD Fibres lieferten mit ihren Impulsreferaten Stoff für eine angeregte Diskussion. „Innovationen auf der Garnstufe bieten weitreichende Potenziale für die gesamte textile Kette“, 16 masche
meint Dietmar Heck. „Aber der Preis ist oft der Hemmschuh, genauso die kleinen Losgrößen.“ Auch durch Versorgungsengpässe bei Polyamidpolymer seien in den letzten Jahren viele Hersteller verschwunden. Gleichzeitig benötigen Firmen am Ende der Kette mehr Spezialisierung: „Innovationen unserer Lieferanten bedeuten für uns Marketingideen und Verkaufsargumente“, meint Hans-Peter Grosch, der gleichzeitig zu bedenken gibt, dass Lebenszyklus und Größen der Serien sinken. Albert Schatz verweist auf die immer weiter auseinanderklaffende Konsumschere zwischen Europa und Asien. TWD setze daher auf neue Anwendungsgebiete wie z. B. Windräder oder Kunstrasen. Zwei Drittel der Polyamid 6.6-Produktion gingen bereits in den technischen Bereich. „Der weltweite Faserverbrauch steigt jedes Jahr deutlich, Energie wird teurer, und es gibt Probleme bei der Polymerversorgung.“ Deshalb schätzt er, dass Polyester noch 2012 wieder um 3 bis 5 Cent im Preis anziehen könnte, Nylon sogar um 8 bis 15 Cent. Der Faserverbrauch pro Kopf soll sich bis 2030 verdoppeln. „Der nachhaltige Einsatz von Rohstoffen ist daher ein Schlüsselfaktor“, meint Wolfram Daubek-Puza. Die Akteure der textilen Wertschöpfungskette müssten wieder enger zusammenrücken: „Unser Verhältnis ist symbiotisch.“ Einig sind sich die Teilnehmer über die riesige Innovationskraft, die im Garn steckt – aber auch darüber, dass die Branche schon viel zu lange über Preise statt über Qualitäten verhandelt. „Statt einer Preis- brauchen wir endlich wieder eine Innovationsdiskussion“, fasst Gastgeber Heck zusammen.
Geschäftsklimaindex Der Herbst verspricht keine goldenen Aussichten ////////////////////////////////////////////////// Silvia Jungbauer Die Firmen der deutschen Maschen- und Miederindustrie setzen für das laufende Jahr weiter auf einen stabilen Binnenkonsum. Jedoch dämpfen fallende Erträge und die schleppende Nachfrage wichtiger Auslandsmärkte die Erwartungen für die kommenden Monate. Das ist das Ergebnis der Geschäftsklima-Umfrage von Gesamtmasche im Oktober. Zum Herbst hat sich das Gesamtmasche-Geschäftsklima deutlich abgekühlt: Der Index ist auf -5,89 Punkte gefallen. Im Juli lag er mit 6,88 Punkten noch im positiven Bereich. Etwas robuster zeigt sich der Teil-Index für Wäsche mit 3,56 Punkten. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt dabei deutlich günstiger aus als die Erwartungen bis Jahresende. Bereits in den Vormonaten bereiteten steigende Beschaffungskosten und sinkende Margen den Herstellern Sorgen. Für das letzte Quartal 2012 erwarten 40 Prozent der Unternehmen eine weitere Verschlechterung der Ertragslage, mit einer Verbesserung rechnet nur noch jedes zehnte. Zwar entwickeln sich die Auftragseingänge weiter solide − 70 Prozent der Firmen bewerten sie als gut bis zufriedenstellend − doch rechnet fast jedes dritte Unternehmen mit einer kommenden Abschwächung. Das lässt auch die Erwartungen für die Kapazitätsauslastung leicht sinken.
Beim Auslandsgeschäft ergibt sich ein differenziertes Bild: Immerhin knapp drei Viertel der Hersteller zählt auf gleichbleibende oder sogar anziehende Exporte. Hoffnungsträger sind die neuen Wachstumsmärkte, insbesondere Russland und China. Allein in diese beiden Länder gingen von Januar bis Juli 2012 Maschen- und Miederwaren im Wert von 210 Millionen Euro – 9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In einigen Schwellenländern könnten sich ab 2013 angesichts einer konjunkturellen Erholung die Geschäfte weiter verbessern. Eine rasche Besserung in den für die Branche so wichtigen Euro-Ländern ist allerdings nicht in Sicht; auch in einigen Staaten Mittel- und Osteuropas lahmt die Wirtschaft. Die gedämpfte Stimmung der Branche passt zu den jüngsten Aussagen der Wirtschaftsforschungsinstitute, die in ihrem Herbstgutachten die Wachstumsprognose für das kommende Jahr von 2 auf 1 Prozent halbiert haben. Laut GfK ist die Konsumlaune der Verbraucher zwar immer noch stabil, selbst bei teuren Anschaffungen. Der Handel vermeldet jedoch Einbrüche bei kostspieligeren und langlebigen Konsumgütern. Die Effekte auf das Geschäft mit Maschenwaren können dabei unterschiedlich ausfallen: Die Spanne des Möglichen reicht von Kaufzurückhaltung bis zu Vorteilen im Bereich kurzlebiger Güter und des erschwinglichen Luxus.
Gesamtmasche-Geschäftsklimaindex Der Gesamtmasche-Geschäftsklimaindex wurde zum ersten Mal im dritten Quartal 2006 erhoben. 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50 I/09
II/09
III/09
IV/09
I/10
II/10
Geschäftsklimaindex – Maschenindustrie insgesamt
III/10
IV/10
I/11
II/11
III/11
IV/11
II/12
III/12 Quartal
Geschäftsklimaindex – Wäsche
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Kartell-Leaks Anonymes Hinweisgebersystem des Bundeskartellamts ///////////////////////////////////////////// Dr. Fabian Badtke Seit Anfang Juni ist es möglich, auf der Website des Bundeskartellamtes vermeintliche Verstöße gegen das Kartellrecht mit Hilfe eines anonymen, elektronischen Hinweissystems zu melden (abrufbar unter http://www.bundeskartellamt.de/ wDeutsch/Kartellverbot/Hinweise_auf_Kartellrechtsverstoesse. php). Durch die Möglichkeit der elektronischen und anonymisierten Übermittlung erhofft sich der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, eine noch höhere Quote bei der Aufdeckung von Kartellen: „Kartelle finden im Verborgenen statt und die Beteiligten verhalten sich meist äußerst konspirativ. Insiderwissen kommt bei der Aufdeckung und Zerschlagung der Kartelle eine entscheidende Bedeutung zu. Das neue System gibt nun auch solchen Informanten, die sich aus Furcht vor Repressalien bislang nicht bei uns gemeldet haben, eine Möglichkeit, die Kartellverfolgung zu unterstützen.“
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1. Funktionsweise des Hinweisgebersystems Das elektronische Hinweissystem des Bundeskartellamtes besteht aus einer Eingabemaske, in welcher der Informant die Art des möglichen Kartellverstoßes angibt, um sodann detaillierte Angaben zu den beteiligten Unternehmen und dem möglichen kartellrechtswidrigen Verhalten zu über mitteln. Ein vergleichbares System wird schon längere Zeit vom Landeskriminalamt Niedersachsen für Hinweise zu Wirtschaftsstraftaten genutzt.
Nach Auskunft des Bundeskartellamtes soll eine Identifizierung des Hinweisgebers nicht möglich sein, sofern dieser nicht selbst freiwillig Angaben macht, die Rückschlüsse auf seine Person ermöglichen. Der Informant kann zudem ein gesichertes elektronisches Postfach einrichten, über das er mit dem Bundeskartellamt in Kontakt bleiben kann. Nach Ansicht des Bundeskartellamtes ist ein Hinweis auf elektronischem Wege auch wegen der garantierten Anonymität vorteilhafter als die „klassischen“ Kommunikationsmittel, da beispielsweise bei einem Anruf die übermittelte Telefonnummer notiert werden müsste. 2. Kommentar Es bleibt abzuwarten, ob allein die technische Erleichterung der Informationsweitergabe zu einer verstärkten Zunahme anonymer Hinweise und einer noch effizienteren Kartellver folgung führen wird. Entscheidender Faktor bei der Entscheidung, einen Hinweis zu geben, dürfte weniger der damit verbundene Aufwand, sondern vielmehr die Auswirkungen für das Unternehmen und den Informanten selbst sein. Ferner ist nicht auszuschließen, dass durch das elektronische Hinweisgebersystem des Bundeskartellamtes ComplianceBemühungen der Unternehmen unterwandert werden. Viele Unternehmen haben in Umsetzung ihrer Compliance-Programme bereits eigene elektronische Hinweisgebersysteme oder „whistle-blowing“-Hotlines eingerichtet. Werden nun Mitarbeiter von Unternehmen, die bereits über ein solches unternehmensinternes Hinweisgebersystem verfügen, dieses künftig überhaupt noch in Anspruch nehmen? Oder werden sie nicht vielmehr gleich das behördliche Hinweisgebersystem nutzen? Das Bundeskartellamt hofft offenbar auf Letzteres: In der Eingabemaske zum elektronischen Hinweisgebersystem auf der Website des Bundeskartellamtes heißt es wörtlich: „Bitte beachten Sie, dass die Ermittlungen erschwert werden können, wenn Sie Ihren Hinweis gegenüber Dritten offenlegen.“ Dazu zählt auch der Arbeitgeber des Informanten. Es hat jedoch weitreichende Konsequenzen, ob der Hinweis auf mögliches kartellrechtswidriges Verhalten zuerst gegenüber dem Unternehmen selbst oder direkt gegenüber dem
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Bundeskartellamt erfolgt. Ist ein anonymer Hinweis eines Mitarbeiters bei der Behörde eingegangen, verbleibt für die betroffenen Unternehmen nur noch wenig Spielraum für einen sogenannten „Kronzeugenantrag“ und damit für die Anwendung der kartellrechtlichen Bonusregelung, die eine Bußgeldbefreiung bzw. Bußgeldermäßigung für diejenigen Unternehmen vorsieht, die von sich aus und als erste einen Kartellverstoß einräumen und somit zur Aufdeckung des Kartells beitragen. Es darf bezweifelt werden, dass ein Informant sich dieser Folgen bewusst ist und deren Reichweite bei der Meldung des Verstoßes überblickt. Insbesondere dann, wenn die nachfolgenden Ermittlungen ergeben, dass der anonyme Hinweisgeber an der Kartellabsprache selbst beteiligt war, können die persönlichen Konsequenzen auch für den Informanten selbst erheblich sein (z. B. Verlust des Arbeitsplatzes bei „zero tolerance“-policy des Unternehmens, persönliches Bußgeld, Schadensersatzforderungen etc.). Die Versicherung des Bundeskartellamtes, durch die Möglichkeit der Anonymisierung müsse der Hinweisgeber sich nicht vor Repressalien oder negativen Konsequenzen scheuen, wirkt vor diesem Hintergrund zumindest diskutabel. Auch die bekannte Diskussion, inwieweit anonyme Hinweisgebersysteme möglichem Denunziantentum Vorschub leisten, erreicht mit dem behördlichen Hinweisgebersystem des Bundeskartellamtes eine neue Dimension. Erstmals bindet ein elektronisches Hinweisgebersystem Ressourcen der
öffentlichen Hand bei Vorliegen eines Verdachts auf eine Ordnungswidrigkeit (als solche sind Kartellverstöße jedenfalls in Deutschland regelmäßig zu qualifizieren). Vergleichbares kannte man bislang nur bei Straftaten, und auch dort nur punktuell und nicht bundesweit (siehe LKA Niedersachsen). Gerade bei Vertikalsachverhalten, also solchen zwischen Unternehmern verschiedener Vertriebsstufen, dürfte die Verlockung groß sein, vermeintliche Kartellverstöße eines unliebsamen Vertragspartners (wie z. B. verbotene Preisbindungen) oder Wettbewerbers anonym zu melden.
Rechtsanwalt Dr. Fabian Badtke, LL. M. ist Spezialist für Kartellrecht im Berliner Büro der internationalen Kanzlei Noerr LLP. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt u. a. in der kartell- und vertriebskartellrechtlichen Beratung von Unternehmen aus der Textilwirtschaft. Fabian Badtke, Tel. +49 30 2094 2178, Fabian.Badtke@noerr.com, www.noerr.com
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Außenwirtschaft Konsumentenklasse 2025 Die Märkte der Zukunft sind Asiens urbane Zentren Prosperierende Großstädte haben die Weltwirtschaft schon immer besonders vorangetrieben. Doch Geschwindigkeit und Größenordnung, mit der urbane Zentren heute expandieren, sind beispiellos. Durch die Kombination von steigendem Verbrauch und Investitionen könnten Schwellenländer mit ihren wachsenden Städten 2025 bis zu 30 Billionen US-Dollar pro Jahr zum weltweiten Konsum beitragen. Insgesamt soll der globale Konsum zwischen 2010 und 2025 um knapp 70 Prozent zulegen. Die Consultants von McKinsey prognostizieren in ihrem neuen Bericht „Urban world“, dass die 600 Städte mit dem größten Anteil am globalen Wachstum im Jahr 2025 für 65 Prozent des Weltwirtschaftswachtums stehen werden. Von den „City 600“ befinden sich 440 in Schwellenländern, die wiederum fast zur Hälfte des Wachstums beitragen. Die sogenannte Konsumenten-
klasse, also diejenigen Menschen, die pro Jahr mehr als 3 600 US-Dollar zur Verfügung haben, wird bis 2025 um eine Milliarde wachsen. 600 Millionen von ihnen werden in den „Emerging 440“ wohnen. Zu diesen Schwellenländer-Metropolen gehören 20 Mega-Städte, darunter Shanghai, São Paulo, Istanbul und Lagos. Ihr durchschnittliches Jahreswirtschaftswachstum wird bis 2025 auf 7,6 Prozent geschätzt. Das ist doppelt so hoch wie das erwartetet jährliche Wachstum weltweit. Die rasant wachsende Nachfrage der Städte treibt jedoch nicht nur den Konsum von Waren an. Sie bedeutet steigenden Bedarf an natürlichen Ressourcen, auch an Wasser und Energie, was die Rohstoffpreise weiter anheizen wird. Gebraucht werden neben Konsumgütern neue Häuser, Büros und die Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur. Bis 2025 wird der städtische Wasserverbrauch um 80 Milliarden Kubikmeter zunehmen. Die Hafenkapazitäten werden um das
Zweieinhalbfache erweitert werden müssen, um den zunehmenden Containerverkehr abwickeln zu können. Die wirtschaftlichen Zentren der Welt verschieben sich schon seit Jahrhunderten. Doch seit Mitte der 80er Jahre geht diese tektonische Verschiebung – von den USA und Europa in Richtung Asien – immer schneller voran. Im 15. Jahrhundert stand Asien für rund zwei Drittel des Welt-BIP – im 18. und 19. Jahrhundert jedoch ließen Industrialisierung und Urbanisierung Europa und die USA wirtschaftlich erstarken. Nun bewegt sich das Gleichgewicht zurück nach Osten. Weit über die Hälfte der Schwellenländer-Metropolen und ca. 40 Prozent aller Welt-Metropolen sollen bald in China liegen. Asien insgesamt stellt dann 46 Prozent der „City 600“, Lateinamerika 10 und die MENA-Region immerhin fast 7 Prozent.
Die Top-20 Hotspots des Wachstums 2025 (Städteranking nach Wachstum 2010 bis 2025) Ältere Konsumenten mit höherem Einkommen 1
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Rang
Junge Konsumenten „entry level“ 2
Gewerbefläche
Städtischer Wasserverbrauch
1
Shanghai
Lagos
São Paulo
New York
Mumbai
2
Beijing
Daressalam
Beijing
Beijing
Delhi
3
Tokio
Dhaka
Rio de Janeiro
Shanghai
Shanghai
4
Tianjin
Ouagadougou
Shanghai
Los Angeles
Guangzhou
5
Mumbai
Khartum
Mexico City
Tokio
Beijing
6
São Paulo
Ghaziabad
Moskau
Washington
Buenos Aires
7
Osaka
Sanaa
Bangkok
Dallas
Kalkutta
8
Chongqing
Nairobi
Istanbul
São Paulo
Khartum
9
Delhi
Luanda
Manila
Guangzhou
Dhaka
10
Nanjing
Bagdad
Johannesburg
Chicago
Istanbul
11
Gangzhou
Kampala
Belo Horizonte
Houston
Dallas
12
New York
Ibadan
Porto Alegre
Tianjin
Pune
13
Seoul
Lusaka
Buenos Aires
Moskau
Las Vegas
14
Hongkong
Kinshasa
Tianjin
Atlanta
Karachi
15
Wuhan
Kano
Teheran
Miami
São Paulo
16
Kalkutta
Abidjan
New York
Hongkong
Hyderabad
17
Shenyang
Abuja
Foshan
Mexico City
Lagos
18
Los Angeles
Bamako
Santiago
Shenzhen
Moskau
19
Toronto
Chittagong
Shenzhen
Phoenix
Wuhan
20
Ahmedabad
Port Harcourt
London
Istanbul
Manila
Schwellenländer Entwickelte Länder 1 Wachstum 2
Ausgaben Wäschepflege
der Bevölkerung > 65 mit Haushaltseinkommen > 20 000 US-Dollar (PPP)
Wachstum der Bevölkerung < 14 mit Haushaltseinkommen 7 500 bis 20 000 US-Dollar (PPP)
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Quelle: McKinsey Global Institute analysis
Foto: © Calado – Fotolia.com
Zollfreiheit für Pakistan kommt Am 13. September 2012 hat das EUParlament grünes Licht für die zollfreie Einfuhr von 75 Warenkategorien aus Pakistan gegeben. Bei 64 der 75 Waren handelt es sich um Textil- und Bekleidungsprodukte, darunter verschiedene Garne und Gewebe, Hosen, Anoraks, Unterkleidung und Heimtextilien. Auch bestimmte Lederhandschuhe, Schuhe sowie Rind- und Kalbsleder stehen auf der Liste. Allerdings wurde für 16 als „sensibel“ eingestufte textile Positionen ein Limit eingerichtet, bis zu dem die Einfuhr in die EU zollfrei ist. Wird die Obergrenze überschritten, greift wieder der übliche Zollsatz. Dieser liegt bei textilen Fertigwaren aus Entwicklungsländern meist bei 9,6 Prozent – ein großer Unterschied also zur völligen Zollfreiheit. Zu den Waren, für die zollfreie Jahres-
kontingente gelten, gehören z. B. T-Shirts, Nachtwäsche, Babykleidung, Strumpfwaren aus Baumwolle sowie Wäsche für Küche und Bad. Mit dem Ja des Parlaments endet ein langes Tauziehen um die Zollvorteile. Bereits im Herbst 2010 hatte die EUKommission die Handelserleichterungen als Hilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe vorgeschlagen. Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Vorschlag die Zustimmung der WTO und der EU-Abgeordneten fand. Im Laufe der Diskussion wurden die Maßnahmen zurechtgestutzt, die Liste gekürzt und viele Produkte mit einer Zollquote versehen. Außerdem hat das EU-Parlament auf Klauseln zum Schutz vor Billigimporten gepocht und
seine Zustimmung daran geknüpft, die Vergünstigungen bei Menschenrechtsverletzungen auszusetzen. Die Nullzölle gelten ab dem Tag der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt, also noch vor Ende 2012. Anfang 2014 tritt das reformierte Allgemeine Präferenzsystem für Entwicklungsländer in Kraft. Dann könnten alle Waren aus Pakistan in den Genuss der Zollfreiheit kommen, sofern das Land für „good governance“ den begehrten Status APS+ erhält. Ansonsten erhalten nur Waren aus den ärmsten Entwicklungsländern (LDCs) wie z. B. Bangladesch zollfreien Zugang. Für Produkte aus LDCs gelten allerdings einfachere Ursprungsregeln: Meist reicht die Konfektion für den Präferenzursprung aus.
Etiketten ohne Ende Seit Veröffentlichung der neuen EU-Textilkennzeichnungsverordnung ist die Branche in Aufregung. Zwar bleiben die grundsätzlichen Regelungen, wie sie bereits seit Jahren im Rahmen des Textilkennzeichnungsgesetzes gültig sind, bestehen. Dennoch ist Vorsicht angebracht. Harmlos erscheinende Veränderungen bei Ausnahmetatbeständen oder bei der Angabe geringfügiger Faseranteile können im Einzelfall große Bedeutung haben. Vor allem die neue Auflage, auf tierische Bestandteile wie Leder, Pelz, Perlmutt oder Federn mit einem sperrigen Satz hinzuweisen, sorgt für Unruhe. Darüber hinaus zeigt die Diskussion um die neue Verordnung, dass auch einige der seit Jahren geltenden Regelungen nicht immer bekannt sind. Aufgrund der vielfältigen Anfragen rund um das Thema Kennzeichnung und Etikettierung luden Südwesttextil und Gesamtmasche am
Silvia Jungbauer gab den Teilnehmern wieder wertvolle Tipps für die tägliche Praxis.
18. September zum Workshop „Etiketten ohne Ende“ nach Stuttgart ein. Im Vordergrund standen praktische Fragestellungen und häufige Fehlerquellen bei der Umsetzung der EU-Verordnung. Neben der Rohstoffangabe wurden dabei auch die Herstellerkennzeichnung gemäß Produktsicherheitsgesetz und die Ursprungsangabe „Made in“ diskutiert. Rechtsanwältin
Arbeitshilfen für die internationale Kennzeichnung Schurwolle auf Chinesisch, Taschenfutter auf Arabisch oder „links waschen“ auf Polnisch: Die DTB-Tabelle zu länderspezifischen Anforderungen bei der Kennzeichnung bietet die Antwort. Das Kennzeichnungskompendium umfasst Übersetzungen von Fasernamen, sonstigen Materialbezeichnungen, Pflegehinweisen, textilen Komponenten und Ursprungsangaben. Die Excel-Tabelle kann für 360 Euro zzgl. MwSt. beim Dialog Textil-Bekleidung bezogen werden – inklusive Updates. Mitglieder von Gesamtmasche erhalten 50 Prozent Rabatt (Kontakt: klaeger@gesamtmasche.de).
Gabriele Bernhardt beleuchtete die Rechtsfolgen bei Verstößen gegen die Kennzeichnungsvorschriften. Neben möglichen Ordnungswidrigkeiten und zivilrechtlichen Folgen ging sie vor allem darauf ein, wie sich Abmahnfallen vermeiden lassen. Abmahnungen haben mit der Zunahme des Internet-Vertriebs eine neue Qualität erreicht. Online-Shops lassen sich von Profis mit ein paar Klicks auf neuralgische Punkte überprüfen. Dazu gehören neben der Textilkennzeichnung auch die Anforderungen, die mit der neuen „ButtonLösung“ verbunden sind. So müssen dem Käufer laut BGB-Änderung wesentliche Informationen unmittelbar vor der Bestellung „klar und verständlich in hervorgehobener Weise“ zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Gesamtpreis und den Versandkosten gehören dazu auch wesentliche Merkmale der Ware.
Übersetzungen der Fasernamen in den EU-Amtssprachen hat der Gesamtverband textil+mode aus Anhang I der EU-Textilkennzeichnungsverordnung zusammengestellt und in der Online-Broschüre „Wie heißt das auf…?“ veröffentlicht. Sie enthält auch Übersetzungen des Hinweissatzes „enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“. Die Auflistung steht im Mitgliederbereich von www. gesamtmasche.de zum Download bereit. Übrigens: Der Originaltext der EU-Verordnung in allen EU-Amtssprachen kann im elektronischen EU-Amtsblatt unter http://bit.ly/QfQ2GS abgerufen werden. masche 21
Außenwirtschaft Sichere Luftfracht: Röntgengeräte sind knapp
Zwar will die Luftfahrtbranche aufrüsten. Doch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) und der Spezialist für Röntgen-Kontrollgeräte Smiths Heimann streiten noch um die Zulassung des „Highscan 180 180“. Dieses Röntgen-Gerät ist besonders groß und
schnell. Viele Carrier zögern daher bei der Investition in das rund 200 000 Euro teure Hightech-Gerät. Einige Firmen, wie beispielsweise Lufthansa Cargo, ordern es trotzdem – aus Mangel an Alternativen.
fizierung mit erheblichen einmaligen und wiederkehrenden Kosten verbunden. Von den ca. 40 000 bekannten luftfrachtversendenden Unternehmen in Deutschland ist bislang nur ein Bruchteil zertifiziert.
Die Streit zwischen Hersteller und LBA ist daher mehr als eine alltägliche Auseinandersetzung. Der Frachtstau, der ab dem 25. März durch den Statusverlust der meisten „bekannten Versender“ verursacht wird, verschärft sich durch fehlende Hardware. Wer sich jetzt noch für die bürokratische Zertifizierung durch das LBA entscheidet, kommt für den Stichtag wohl zu spät: Wartezeiten von einem Jahr sind keine Seltenheit, bis der Status verliehen wird. Dabei ist die Zerti-
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Ab 25. März 2013 verlieren zahlreiche Unternehmen ihren Status als „bekannter Versender“, darunter sind auch viele Textilund Modehersteller, die auf kurze Lieferzeiten angewiesen sind. Luftfrachtsendungen müssen dann nochmals kontrolliert werden, bevor sie ins Flugzeug geladen werden dürfen. Das kostet Zeit und Geld. Verschärft wird die Situation durch die mangelhafte Kontroll-Infrastruktur.
Myanmar erhält wieder Zollpräferenz Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die Verordnung zur vorübergehenden Rücknahme der allgemeinen Zollpräferenzen für Waren aus Myanmar aufzuheben. Die ILO-Aufsichtsgremien hatten bereits im Frühjahr bestätigt, dass die Verstöße insbesondere gegen das ILO-Übereinkommen Nr. 29 zu Zwangsarbeit nicht mehr als „schwerwiegend und systematisch“ zu betrachten sind. Am 13. Juni wurde eine entsprechende ILO-Resolution angenommen. Ab diesem Datum soll Myanmar nun rückwirkend wieder in den Genuss der Handelspräferenzen kommen. Aufgrund seiner Verstöße gegen internationale Konventionen
erhält das Land seit 1997 keine Vergünstigungen im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems für Entwicklungsländer (APS). Myanmar gehört zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder. Waren mit Ursprung in diesen Ländern erhalten zollfreien Zugang zur EU. Außerdem gelten weniger strenge Ursprungsregeln. Für textile Fertigwaren reicht häufig die Konfektion aus, um Ursprung zu begründen. Bisher fällt für die meisten Bekleidungswaren aus Myanmar noch ein Zoll von 12 Prozent an. Im letzten Jahr hat Deutschland Textil- und Bekleidungsprodukte im Wert von 57,6 Millionen Euro eingeführt.
Freihandel mit den Westbalkanländern
Mit der Vereinbarung zwischen Kroatien und der Türkei wurde die letzte Abkommenslücke in der so genannten SAP-Kumulierungszone geschlossen (SAP = Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess). Neben der EU, Kroatien und der Türkei gehören Albanien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro und Serbien der Zone an.
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Deutschland ist unter den EU-Staaten der mit Abstand stärkste Nutzer der Freihandelsbeziehungen zum Westbalkan. Insbesondere die Textil- und Bekleidungsindustrie profitiert bei Lohnveredelungsverkehren von den Zollvergünstigungen. Die Länder der Kumulierungszone behandeln Arbeitsschritte, die in den Partnerstaaten erfolgt sind, als ob sie im Inland stattgefunden hätten. Dadurch wird es für die Wirtschaftsbeteiligten einfacher, für ihre Produkte den präferenziellen Warenursprung zu erreichen und die damit verbundenen Zollvorteile zu nutzen. So kann beispielsweise türkisches Garn in
Serbien oder Kroatien verstrickt und anschließend zollfrei in alle Länder der SAP-Zone versendet werden. Die aktualisierte SAP-Matrix wurde im EU-Amtsblatt vom 31. Mai 2012 veröffentlicht. Die Kumulierung ist rückwirkend ab dem 1. Mai 2012 anwendbar.
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Über die Freihandelsabkommen zwischen der EU, den Westbalkan-Staaten und der Türkei sind jetzt auch zollfreie Dreiecksverkehre zwischen der EU, Kroatien und der Türkei möglich.
Am 4. Oktober hat der EU-Ministerrat ein neues Schema allgemeiner Zollpräferenzen für Entwicklungsländer (APS) gebilligt. Die Zollvorteile des neuen APS konzentrieren sich künftig mehr als bisher auf die ärmsten Entwicklungsländer. Außerdem wird gute Regierungsführung belohnt. Für die ärmsten Länder gelten bereits seit Anfang 2011 einfachere Ursprungsregeln: Meist reicht die Konfektion zur Ursprungsbegründung aus. Staaten, denen die Weltbank drei Jahre in Folge ein hohes oder höheres mittleres Pro-Kopf-Einkommen bescheinigt – derzeit
bedeutet das: mehr als 4 035 US-Dollar pro Jahr –, werden von den Präferenzen ausgeschlossen. Dadurch werden künftig die Zollvorteile für Länder wie China, Brasilien und Russland, aber auch für Thailand, Malaysia, Macao und Belarus entfallen. Gleiches gilt für Länder, mit denen die EU ein Freihandelsabkommen unterzeichnet hat. Die Änderungen betreffen die Textilbranche in besonderem Maße: Auf sie entfallen über 30 Prozent der zollbegünstigten EU-Importe aus Entwicklungsländern, die insgesamt fast 70 Mrd. Euro pro Jahr schwer sind.
Das APS besteht aus einer allgemeinen Regelung und zwei speziellen Anreizen. Von den allgemeinen Vorteilen können Länder bis zur Einkommensschwelle von 4 035 US-Dollar profitieren. Dies ist nach Weltbank-Definition die Obergrenze für „lower-middle-income economies“. Der EU-Zoll für Textil- und Bekleidungsimporte aus diesen Ländern wird um 20 Prozent reduziert. Bei anderen Industriegütern vermindert sich der Zollsatz um 3,5 Prozentpunkte. Ein spezieller
Durch die Neuordnung fallen künftig ca. 1,5 Mrd. Euro mehr Zollabgaben an. Damit ist das neue APS nicht nur ein Segen für die ärmsten Länder, sondern auch für den EU-Haushalt. Wer textile Vor- und Fertigprodukte aus Entwicklungsländern bezieht, sollte die Reform daher wachsam verfolgen. Das neue Schema wird für den Zeitraum 2014 bis 2023 gelten. Die Veröffentlichung der Verordnung im EU-Amtsblatt ist noch vor Ende 2012 vorgesehen.
Anreiz ist das so genannte APS+. Mit diesen Vergünstigungen wird gute Regierungsführung, die Beachtung von Menschenrechten und die Einhaltung von Kernarbeitsnormen mit Nullzollsatz belohnt. Dazu ist die Ratifizierung und Befolgung von 27 Konventionen der UN und der ILO nötig. Ebenso in den Genuss von Nullzöllen kommen wie bisher die ärmsten Entwicklungsländer durch die Intitiative Everything But Arms (EBA).
Acht Wachstumsmärkte starten durch Vor etwa zehn Jahren prägte Jim O’Neill, Chef von Goldman Sachs Asset Management, den aus den vier Top-Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China den Begriff der BRIC-Staaten. Mit “Next 11” (N-11) schuf Goldman Sachs 2005 ein weiteres Konzept, das die elf bevölkerungsstärksten Länder neben den BRIC-Staaten umfasste.
Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2011-2050 Wachstumsmärkte: +2.100 %
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Heute ist nicht mehr von „Schwellenländern“, sondern von Wachstumsmärkten die Rede. Goldman Sachs definiert diese als Länder jenseits der traditionellen Industrienationen, die für mindestens 1 Prozent des weltweiten BIP stehen. Das trifft auf acht Staaten zu, und zwar, neben den BRICs, auf Mexiko, Südkorea, die Türkei und Indonesien. Dort trifft steigende Produktivität auf ein günstiges demographisches Umfeld. Aus der Gruppe der N-11 könnten laut Goldmann Sachs bald weitere Länder in die Liga der Wachstumsmärkte aufsteigen, darunter Nigeria, die Philippinen und Ägypten.
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Quelle: Goldman Sachs Asser Management, 2011
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Vorzugszölle: EU legt Fokus auf ärmste Länder
Wissenswertes Aus der Forschung
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Bei Feinstrumpfwaren bilden sich Zieher im Wesentlichen durch das Verhaken von Filamenten unter Druck- und Reibbelastung. Bei Wäsche entstehen sie primär in der Strickmaschine, weil das Garn durch unzureichenden Fadenschluss bei der Maschenbildung zu stark spreizte. In Oberbekleidung war die Zieherbildung vor allem bindungstechnisch verursacht. In reklamierter Sportbekleidung entstanden Zieher vornehmlich durch mechanische Beanspruchung beim Tragen. Die Untersuchung des ITV ergab, dass Garnverwirbelung, Thermofixierung und Strickbindung großen Einfluss auf die Zieheranfälligkeit von Filamentgestricken haben und sind womöglich bedeutendere Faktoren als die Spulölchemie und -auftragsmenge. Auf die Reibwerte der untersuchten DTY-SET-Filamentgarne hatten die untersuchten Spulöle deutlichen Einfluss. Es besteht eine klare Proportionalität zwischen Garn-Reibwert und Spulölviskosität. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob der Garnreibwert ziehererhöhend oder -verringernd wirkt. Für zieherunanfällige Filamentgestricke werden Garne mit niedrigem Reibwert bei gleichzeitig hohem Fadenschluss benötigt. Allerdings bestehen hinsichtlich der Fadenschluss-Messungen noch methodische Probleme. Bei der Verwendung von Glattgarnen sollten lange, glatte Oberflächen auf dem Fadenweg vermieden werden. Der Forschungsbericht kann im Mitgliederbereich von www.gesamtmasche.de abgerufen werden.
Spezial-BH für empfindliche Haut
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Zieher? Nein, danke! Die Zieherbildung ist für viele Maschenhersteller immer wieder ein Problem. Mit einem Forschungsvorhaben zur Reduzierung der Zieheranfälligkeit hochfeiner Gestricke hat das ITV Denkendorf die materialseitigen Ursachen untersucht, um die mechanischen Eigenschaften von Filamentgarnen und -gestricken zu verbessern (AiF Nr. 16218 N). Analysiert wurde Maschenware aus den Bereichen Feinstrumpf, Wäsche und Großrundstrick.
Mit Hilfe von Laboruntersuchungen wird u. a. beurteilt, wie stark ein Textil auf schweißfeuchter Haut anklebt, wie schnell es Schweiß vom Körper wegleitet und wie rau oder steif es ist.
Mehr Komfort für Brustkrebspatientinnen verspricht ein BH, den ein Hohensteiner Forscherteam gemeinsam mit der Firma Amoena entwickelt hat. Dieser kann während und nach der Strahlentherapie getragen werden und berücksichtigt die Empfindlichkeit der Haut und die Veränderungen des Brustvolumens. Auf Basis der anatomischen Daten von Brustkrebs-Patientinnen, die durch einen 3D-Scanner berührungslos ermittelt wurden, entwickelte das Projektteam die ideale Grundschnittform für den Spezial-BH mit optimaler Nahtführung und definierten textilen Materialien, welche die empfindliche Haut der Patientinnen zusätzlich entlasten. In den westlichen Ländern ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Alleine in Deutschland wird jährlich bei ca. 72 000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Heute kann in 60 bis 70 Prozent der Fälle so operiert werden, dass die betroffene Brust erhalten bleibt. Zur anschließenden Standardbehandlung gehört eine mehrwöchige Strahlentherapie mit dem Ziel, möglicherweise noch verbliebene Krebszellen durch hochenergetische Strahlen zu zerstören. Dadurch wird ein Strahlengang durch die Haut hindurch in das betroffene Gewebe gerichtet. Auch wenn die Behandlung heutzutage relativ schonend erfolgt, zeigen sich bei vielen Patientinnen durch die Therapie starke Hautirritationen. Der Spezial-BH soll helfen, die Beschwerden zu minimieren. Elfriede Kirchdürfer, e.kirchdoerfer@hohenstein.de
„Techtex und Automotive“ Ohne technische Textilien würden PKWs von heute nicht vom Band rollen. Und die Fahrzeuge von morgen kämen ohne textilen Leichtbau und Hightex-Fasern sogar nicht einmal über den Simulationsstatus hinaus. Welchen Stellenwert Bauelemente aus Carbon, lichtleitende Fasern, hochstrapazierbare Gewebe oder sensorbestückte Textilien für den Automobilbau haben, zeigt die neue Broschüre „Techtex & Automotive“, des Forschungskuratoriums Textil e.V. Download unter www.textilforschung.de.
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„Textil, Mensch & Umwelt“ Der Gesamtverband textil+mode hat gemeinsam mit dem Fachverband der Österreichischen Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie (WKO) und dem TVS Textilverband Schweiz die Broschüre „Textil, Mensch & Umwelt“ herausgegeben. Die Themen: Schutz der Verbraucher und Mitarbeiter in der Herstellungskette, Schonung von Ressourcen, Konformität mit der Natur, Material- und Energieeffizienz im Produktionszyklus, bestmögliche Wiederverwertung und fachgerechte Entsorgung von Alttextilien. Download unter www.textil-mode.de/data/ textil-mensch-umwelt/
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Mattes & Ammann sucht Baumwoll-Ersatz In Kooperation mit dem Institut für Pflanzenkultur der Uni Hamburg, der Consulting und Service für pflanzliche Rohstoffe GmbH aus Dresden (C.S.P.) und dem Institut für Textil- und Faserforschung in Denkendorf startete das Unternehmen am 1. Juni ein deutschlandweit einmaliges Projekt auf der Suche nach einem Ersatz für Baumwolle. Die Flächen für den Baumwollanbau sind weltweit beschränkt. Baumwolle braucht bei der Herstellung nämlich viel Wasser, Hitze und Chemie. Mit Blick auf Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Wasserknappheit sind die Probleme vorprogrammiert. Marlene dagegen könnte eine umweltfreundliche Alternative sein. Prokurist Werner Moser: „Die Nesselpflanze ist hierzulande seit vielen Jahren eine gebräuchliche Kulturpflanze, ähnlich wie Hanf und Leinen. Wir wissen heute, dass die modernen Fasern durch besondere Züchtungen mindestens eine vergleichbare, wenn nicht
sogar eine bessere Qualität aufweisen als Baumwolle.“ Die Uni Hamburg hat in vielen Jahren Forschung und Auslesezüchtung den Faseranteil von W4 Prozent auf durchschnittlich 14 Prozent erhöht. Die zum Spinnen notwendigen Fasern sind 6 Zentimeter lang. Evelin Tetzner von der Dresdner C.S.P.: „Wir haben es mit einer besonderen Züchtung zu tun, die hervorragend zu verarbeiten ist und alle Eigenschaften der Baumwolle besitzt. Sie ist atmungsaktiv, reißfest und weich.“ Am 1. Juni pflanzte das Unternehmen 40 000 Pflanzen. Die erste Ernte ist 2013 geplant. Marlene soll zukünftig 10-15 Prozent des gesamten Baumwollbedarfs von Mattes & Ammann, der etwa 1 500 Tonnen beträgt, ersetzen.
Brief an EU-Kommissar Günther Oettinger Die Unterhose von der Alb Sehr geehrter Herr EU-Kommissar, lieber Herr Oettinger, mit großer Genugtuung haben wir in den letzten Monaten bei Ihren öffentlichen Auftritten vernommen, dass Sie im Zusammenhang mit der Energiewende vor einer De-Industrialisierung Deutschlands warnen. Dazu könne es kommen, wenn der Industrie nicht genügend bezahlbarer und sicherer Strom zur Verfügung gestellt werde. Sympathisch dabei war Ihre ausdrückliche Nennung unserer Textilindustrie, deren fortschrittliche Produkte im technischen Bereich Sie eigens herausgestellt haben. Allerdings – und das veranlasst mich zu diesem Schreiben – erwähnten Sie in Abgrenzung zu den „modernen und anspruchsvollen Technischen Textilien“ beiläufig die „Unterhose von der Alb“. Diese Gegenüberstellung könnte den gewiss nicht gewollten Eindruck erwecken, als handele es sich bei letzterem Produkt um ein Textil minderer Wertigkeit. Damit ein solches Missverständnis in Ihrer Zuhörerschaft künftig erst gar keine Chance bekommt, erlaube ich mir, diesem Schreiben eine „Unterhose von der Alb“ beizufügen. Es handelt sich um ein innovatives Wäschestück aus einem ausgeklügelten Fasermix von Baumwolle, Micro-Coolmax und Lycra. Wie bei einer Sportfunktionswäsche bietet es neben einem maximalen Tragekomfort optimale Zusatzfunktionen: Sehr guter Abtransport der Feuchtigkeit vom Körper, hohe Atmungsfähigkeit, optimaler
Temperaturausgleich, dauerhafte Formbeständigkeit und kurze Trocknungszeit. Die Mitgliedsfirma unseres Verbandes, die mir dieses High-Tech-Produkt freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, bewirbt es deshalb auch als „Shorty mit serienmäßiger Klimaanlage“. Damit gehört das Produkt, das ein Wohlfühlklima schafft, gewissermaßen in Ihr Ressort und ich würde mich freuen, wenn es Sie nicht nur unter „energiepolitischen“ Aspekten überzeugt, sondern gleichzeitig belegt, wie anspruchsvoll Textilproduktion in Deutschland heute ist. Mit herzlichen Grüßen Ihr
Dr. Markus H. Ostrop Hauptgeschäftsführer
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Wissenswertes Go Textile! goes Balingen Im September starten die Unternehmen ihre Suche nach neuen Azubis für das kommende Ausbildungsjahr. Dazu präsentieren sie sich gerne auf den Berufsbildungsmessen. Zahlreiche Textilunternehmen aus der Region Neckaralb nutzten diese Gelegenheit auf der dreitägigen „Visionen 2012“ in Balingen. Auf einem Go Textile!-Gemeinschaftsstand, organisiert von Gesamtmasche und der Fachvereinigung Wirkerei, Strickerei in Albstadt, informierten die Ausbildungsbetriebe Eschler, Speidel, Peter Müller, Mey und Sanetta im Wechsel die jungen Besucher. Durch die unterschiedlichen Produkte der jeweiligen Hersteller - von Bekleidung bis zu technischen Textilen – präsentierte sich die Vielfalt der Textilbranche. Eine Attraktivität auf dem Go Textile!-Stand war ein Gewinnspiel: Die Teilnehmer mussten schätzen wie viel Meter Garn sich auf einer ausgestellten Spule befindet. Diese Aktion lockte viele Jugendliche an und bot die Gelegenheit, die Ausbildungsberufe der Branche vorzustellen. Die Messe war eine erfolgreiche Auftaktveranstaltung für die Suche nach Fachkräftenachwuchs und durch den gemeinsamen Auftritt ein überschaubarer Aufwand für die Unternehmen.
Go Textile! und die „kleinen Leute“ erste hilfe
„Schwarzbuch Baumwolle“ „Die Zeit des billigen T-Shirts ist vorbei“, proklamiert Andreas Engelhardt in seinem unlängst erschienen „Schwarzbuch Baumwolle – Was wir wirklich auf der Haut tragen“. Er illustriert die globalen Zusammenhänge der Textilproduktion und erklärt, warum wir uns damit abfinden müssen, dass hochwertige Fasern immer knapper und damit auch immer teurer werden. Das „Schwarzbuch Baumwolle“ ist kein Buch für Ökound Sozialromantiker, sondern ein Plädoyer für bewusstes Produzieren und Einkaufen, das die Komplexität der textilen Kette aufzeigt. Erschienen im Deuticke Verlag (ISBN 978-3-552-06197-2) zum Preis von 17,90 Euro.
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Die Nachwuchskampagne zeigt coole und witzige Kurzclips rund um das Thema Textil. Jetzt anschauen auf: www.go-textile.de/branche oder www.youtube.com/GoTextile
nacktbaden?
abgefahren
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Ausgabe 4 / August 2012
RELAUNCH DER PLATTFORM www.go-textile.de Ausbildung mit Zukunft Drei Jahre nach dem Start geht die erfolgreiche Nachwuchskampagne Go Textile! in die nächste Runde. Die Internetseite www.go-textile.de erhält ein moderneres Gesicht mit vielen neuen Funktionen und erweiterten Darstellungsmöglichkeiten.
Ausbau des audiovisuellen Inhalts der Seite. Darstellung der Kampagne auf einer eigenen Unterseite mit einem kurzen Film über die Leistungen und Platz für die Darstellung von Partnern der Kampagne.
Was ist neu? Möglichkeit einer genaueren, zielgruppenspezifischen Ansprache, d.h. bestimmte Seitenelemente werden dynamisch verändert, je nachdem woher der User auf die Seite kommt. Deutlich verbesserte Nutzerführung mit kontextbezogenen, seiteninternen Querverlinkungen. Allgemeine optische Anpassungen, die den sich ständig verändernden Nutzergewohnheiten Rechnung tragen, d.h. ansprechende und großzügige Ausgabe der Inhalte. Verstärkte Integration der sozialen Netzwerke (Facebook). Hier wird die Kampagne künftig weitere Schwerpunkte setzten.
Gefällt mir! Neben der dauerhaften Bewerbung freier Ausbildungsplätze in der Textil- und Bekleidungsindustrie auf Facebook hat Go Textile! in der letzten Augustwoche bei der Zielgruppe der 13- bis 17-Jährigen verschiedene Anzeigen für die textilen Ausbildungsberufe getestet. Dabei wurden an den einzelnen Tagen jeweils unterschiedliche Budgets angesetzt.
Fazit: Mittels Werbung auf Facebook werden die gewünschten Klicks auf die Ausbildungsberufe tatsächlich erzielt, d. h. die Jugendlichen de facto erreicht. Darüber hinaus zeigt die Auswertung der Klickzahlen – mehr monetärer Einsatz bringt auch mehr Klicks und somit mehr Aufmerksamkeit und Besucher.
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4523 3.000 Zugriffe auf www.go-textile.de in den Monaten Juni, Juli und August im Vergleich der Jahre 2010, 2011 und 2012. Quelle: Google Analytics
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