masche 02/2015

Page 1

Ausgabe 2 | 2015 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.

MASCHE INTERN

Jahresversammlung 2015 Messen

Techtextil 2015 CSR-Tagung

Textilbündnis UNTERNEHMENSPORTRÄT

Gebrüder Otto GmbH & Co.KG


Inhalt

08

Masche intern

14

Jahresversammlung 2015

16

Messen

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Verviel­fältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Der Bezug der masche ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Herausgeber Gesamtmasche – Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V. Präsidentin Martina Bandte Hauptgeschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop

China

Gestaltung www.die-wegmeister.com Druck Gress-Druck GmbH, Fellbach Auflage 800 Ausgabe 02/2015 Heftnummer 15 Fotos Soweit ohne Vermerk von Gesamtmasche Titel schneider sportswear Kontakt Kernerstraße 59, 70182 Stuttgart Telefon +49 711 21050 - 0 Telefax +49 711 233718 E-Mail info@gesamtmasche.de www.gesamtmasche.de

Redaktion Simone Diebold

2 masche 02| 2015

© sukporn - Fotolia.com

Unternehmensporträt

20

Im Blickpunkt Bruno Banani brennt

06

KURZ & INFORMATIV

08

CSR-Tagung

12

04

Masche intern

Jahresversammlung 2015

12

Messen

14

CSR-Tagung

16

Unternehmensporträt

20

Masche weltweit

22

Zoll

23

Außenwirtschaft

24

Wissenswertes

Techtextil 2015 Textilbündnis Gebrüder Otto GmbH & Co.KG China

Advantage Preference Textil


Editorial Bündnis des Möglichen Liebe Leserinnen und Leser, „Politik ist die Kunst des Möglichen“, wusste schon Otto von Bismarck. Wie Recht der alte politische Haudegen damit hatte, beweist das jetzt auf den Weg gebrachte Bündnis für nachhaltige Textilien. Im zweiten Anlauf ist es Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gelungen, politische Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die erhofften Erfolge möglich werden. Dazu bedurfte es der geschickten Einflussnahme unserer Verbände. Sie haben die Politik davon überzeugen können, dass die Verbes­ serung der Sozial- und Umweltstandards bei der Herstellung von Textilien in Entwicklungsländern nur mit – und nicht gegen die Wirtschaft zu erreichen ist. Und dass Zwangsmaßnahmen für Unternehmen in Deutschland der Näherin in Bangladesch nichts nutzen würden.

„Herausgekommen ist ein vernünftiger Aktionsplan, mit der die beteiligten Akteure die Um­ setzung der Bündnisziele gemeinsam überprüfen, ihre Erfahrungen teilen und vonein­ ander lernen können."

Herausgekommen ist ein vernünftiger Aktionsplan, mit der die beteiligten Akteure die Umsetzung der Bündnis­ ziele gemeinsam überprüfen, ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen können. Namhafte Bekleidungs­ händler und -hersteller sind deshalb dem Bündnis eben­so beigetreten wie die Spitzenverbände der Branche. Das zeigt: Hier stellt sich ein Wirtschaftszweig seiner Verantwortung und lässt sich in die Pflicht nehmen, um seinen Teil zur Verbesserung beizutragen.

Deshalb ist es schlicht unfaire Polemik, wenn DER SPIEGEL behauptet, die „Textillobby“ habe den Bündnisplan „weichgespült“, so dass die Unternehmen aus beinahe allen Verpflichtungen entlassen worden seien. Richtig ist vielmehr: Die utopische deutsche „Herz-Jesu-Politik“ des ersten Bündnisversuchs war zum Scheitern verurteilt, weil hiesige Unternehmen nicht für die auskömmliche Bezahlung von Arbeitern in irgendwelchen entlegenen Zuliefer­ betrieben haften können – um nur eine der weltfremden Vor­ stellungen zu nennen. Wer politisch wirkungsvoll gestalten will, sollte imstande sein, Macht und Möglichkeiten pragmatisch übereinander zu bringen. Das ist dem Entwicklungsminister jetzt gelungen. Viel Freude bei dieser Ausgabe.

Ihr Markus H. Ostrop

02| 2015

masche 3


Am Ende der Show überreichte StuntCoordinator Martin Lederer dem Geschäftsführer von bruno banani, José Borge (2.v.r.), das offizielle Zertifikat.

4 masche 02| 2015


B

runo Banani brennt Das Unterwäschelabel bruno banani folgt seiner aben­ teuerlichen Tradition und stellt sich im Jahr 2015 einer neuen Herausforderung: Die Unterhose im ultimativen Stuntman-Test.

bruno banani ließ es Mitte Mai erneut krachen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einer spektakulären Show in Zusammenarbeit mit dem Filmpark Babelsberg und der international bekannten und erfolgreichen Stuntcrew Babelsberg testete bruno banani, wie strapazierfähig die Unterhose unter extremen Stuntmen-Bedingungen ist. Dabei trug die Stuntcrew Babelsberg nichts außer der bruno banani Unterhose. Mit einem spektakulären Crossmotorrad-Sprung eröffnete die Stuntcrew den bis dato weltweiten einzigartigen Test, um die Unterhose auf Herz und Nieren zu prüfen. Ob Nahkampfszene oder rasante Verfolgungsjagd – die Unterhose verlor weder an ihrer Passform noch büßte sie in ihrer Elastizität ein. Höhepunkt der Show war ein atemberaubender Feuerstunt.

Die „Body Heat“ erscheint ab Juli als Special Edition im Handel!

Brennende Haut und heiße Unterwäsche Mit einer speziellen Brennpaste und ausreichend durch Wassergel geschützt, brannte der Stuntman Paul Fischer (32) sekundenlang, Flammen direkt auf der Haut. Für Paul der erste Stunt in Unter­ hose: „Für mich war es eine absolute Premiere. Einen Stunt in Unterhose, so etwas hatten wir bisher noch nie. Normalerweise tragen wir bei solchen Actionstunts entsprechende Schutzkleidung. Aber um die Unterhose wirklich auf das Extremste zu testen, haben wir hier mit Wassergel, Knieschonern und Lederjacken gearbeitet.“ bruno banani erhält das offizielle „Stuntman proofed“-Zertifikat bruno banani-Geschäftsführer José Borge, Initiator des neuen bruno banani Extremtests, war selbst Feuer und Flamme: „Für mich war das ein ab­­­-

solu­tes Highlight in der Test-Geschichte bruno bananis. Wir sind ja bekannt für extreme Aktionen wie diese, doch die Kombination aus Flammen auf muskulösen Stuntman-Körpern, unbekleidet bis auf eine Unterhose, ist in der Geschichte der Unterhose einzigartig.“ Am Ende der Show überreichte Stunt-Coordinator Martin Lederer (32) dem Geschäftsführer José Borge das offizielle Zertifikat: Die bruno banani Unterhose ist nun auch amtlich „Stuntman proofed“! Natürlich wurde bei den Stunts niemand verletzt. Der Stuntman-Test reiht sich in die Tradition der Extremtests ein Wie es zu dieser außergewöhnlichen Idee kam? Mit seinen Extrem-Aktionen sorgte die Kultmarke bruno banani bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig für Wirbel. Was 1995 mit einer damals spektakulär gefilmten Snowboard-Abfahrt in den Rocky Mountains begann wurde jährlich um eine außergewöhnliche Aktion erweitert. Ob der Space Test auf der russischen Raumstation MIR im Jahr 1998 oder der Pressure Proof Test in 4800 Metern Tiefe am Bermuda-Dreieck 2001 – bruno banani geht bis an die Grenzen. Und apropos Grenzen: Ein Aufschrei ging im Jahr 2009 durch die Medien und die Frage, ob man so mit der Kanzlerin werben darf? bruno banani zeigte Angela Merkel und weitere Spitzen-Politiker auf Plakaten in Unterwäsche. Das Credo lautete: Unterwäsche kaufen, Konjunktur ankurbeln. Für weltweite Beachtung sorgte zuletzt der Rennrodler Bruno Banani, der 2014 für das tongaische Königreich an den Olympischen Winterspielen in Sotschi teilnahm.

www.brunobanani.com

02| 2015

masche 5


Fotos: Falke

Falke kooperiert mit Manolo Blahnik Der deutsche Strumpfhersteller Falke und der spanische Schuhdesigner Manolo Blahnik haben ein spannendes neues Projekt gestartet - eine vom Designer entworfene Sockenkollektion in limitierter Auflage. Die Capsule-Kollektion besteht aus drei Unisex-Strümpfen: gerippte, grau melierte Socken mit rosa Bommeln, Socken in hellem Rosa mit Punkten in Fuchsia und elfenbeinfarbene Socken, bestickt mit dem Lebensmotto des Designers ‘Keep Going’. Erhältlich ist die Kollektion exklusiv über den Onlineshop „becauselondon.com“, hinter dem die Londoner Mode-Ikone Caroline Issa und das von ihr herausgegebene Magazin „Because“ stehen. Die Socken kosten im VK 25 Pfund (34 Euro). „Ich freue mich sehr über diese Zusammenarbeit“, sagt Manolo Blahnik. „Ich selbst habe unzählige Socken in verschiedensten Farben und Materialien im Kleiderschrank. Und liebe es, wenn Frauen Socken zu ihren High Heels tragen,“ so der Designer.

Personalie Christian Beidatsch ist neuer Marketing-Manager für die Falke-Division Ergonomic Sport System bei dem Strumpf- und Bekleidungsanbieter in Schmallenberg. Er soll die Kompetenz der Linie mit den Produkt­ segmenten Socken, Wäsche und Bekleidung in den Hauptthemen Ski, Running, Trekking und Golf im Kernmarkt Deutschland sowie international weiter stärken. Beidatsch berichtet künftig an Mike Kaier, Head of Division Falke Ergonomic Sport System.

Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie gewinnt Pressestellentest des PR-Magazins Das PR-Magazin hat in der März-Ausgabe 2015 die deutsche Modeindustrie einem „Pressestellentest“ unterzogen. Getestet wurden Pressestellen von Unternehmen sowie des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie (t+m). Die Ergebnisse sind in einem Beitrag unter dem Titel „Große Schere“ veröffentlicht. Alle antwortenden Unternehmen schnitten in diesem Test mit sehr gut oder gut ab. Dies dokumentiert ihre über­ durchschnittlichen Leistungen hinsichtlich Kommunikation und Service. Die Pressestelle von t+m erhielt mit 186,5 von 200 Punkten die höchste Bewertung „erstklassig“ mit dem Kommentar: „Viel besser kann ein Verband seine Branche nicht repräsentieren.“

6 masche 02| 2015

Erfolgreiches Jahr Die deutschen Hersteller von Näh- und Bekleidungstechnik haben ein äußerst erfolgreiches Jahr 2014 hinter sich: Die Auftragsein­ gänge lagen um real 20 Prozent über den Ergebnissen des Vorjahrs und auch die Umsätze stiegen um real 19 Prozent. Ebenso konnten die Exporte um 6 Prozent von 466 Millionen Euro in 2013 auf 494 Mil­lionen Euro im vergangenen Jahr gesteigert werden. Die wichtigsten Exportmärkte waren die USA, China und Italien. Auch 2015 gestaltet sich bereits positiv: In den ersten zwei Monaten vermeldeten die Hersteller ein Umsatzplus von real 20,5 Prozent. Lediglich die Auftragseingänge verzeichneten ein geringes Minus von 2,9 Prozent.


AUF NACKTER HAUT Vom 22. Mai bis zum 31. Januar 2016 wagt das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart den Blick drunter: Was verrät Unter­ wäsche über ihre jeweilige Zeit? Der frühe Büstenhalter, der klassische Feinripp, die rote Spitzen­ wäsche? Die Sonderausstellung zeigt, was seit 1875 auf nackter Haut getragen wurde und wie die intime Hülle Film und Werbung eroberte. Wie auf einem riesigen Laufsteg wird eine Geschichte des Körpererlebens präsentiert – von der Gesundheitswäsche, die im ausgehenden 19. Jahrhundert neue Bewegungsfreiheit verhieß, bis zur Inszenierung des Körpers durch formende Trikotagen oder erotische Dessous. Ganz am Anfang der Ausstellung steht eine Maschinenbau-Innovation, die die Welt der Unterwäsche vor 160 Jahre revolu­ tionierte: Der Zirkularwirkstuhl ermöglichte die Produktion von elastischen Geweben. Die Erfindung aus Frankreich machte Württemberg und Baden zu Zentren der modernen Textilbranche. Auf der schwäbischen Alb ebenso wie am Bodensee und in Stuttgart entstanden Hunderte von Betrieben, die fortan Unterwäsche und in den 1920er Jahren auch Bademoden produzierten. Vor allem Stücke aus den Wäschearchiven der Unternehmen Schiesser und Wilhelm Benger Söhne ermöglichen diesen umfassenden Überblick.

VERAN­STAL­TUN­GEN & SEMINARE 26.– 28. Oktober

Textiles Grundwissen – Textiltechnik Gatex, Bad Säckingen

28. Oktober

Dessoustraining Yurdanur Steck – Steck training & beratung, München

23.– 25. November

Textiles Grundwissen – Textilveredelung Gatex, Bad Säckingen Weitere Infos unter www.gesamtmasche.de

Ein Panzer im Strickkleid vor dem tim 40 Kilogramm Wolle haben aus einem 40 Tonnen schweren Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 ein farbenfrohes Zeichen für den Frieden gemacht. Zu sehen ist es vom 22. Mai bis zum 29. November in der Sonderausstellung KUNST | STOFF im staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg – tim. Entstanden ist das Strickkleid im Jahr 2013 beim generationenübergreifenden Projekt „Attacke! Auf ins Geflecht“. Dabei hatten zwei Künstlerinnen des „Louisen Kombi Nahts“ Dresdner Bürgerinnen und Bürger der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt dazu aufgerufen, als Aktion für Frieden an einem Strickkleid für den Panzer mitzuwirken.

1,0

Umsatzplus

für das 1. Quartal 2015 meldet der Gesamt­verband textil+mode in seinem Konjunkturbericht für die gesamte Branche gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch die Beschäftigung hat in beiden Segmenten zugenommen: Im Vergleich zum Vorjahr beschäftigt die Branche per März insgesamt +0,8 Prozent mehr Personen. Quelle: Gesamtverband textil+mode

Die Künstlerin Barbara Niklas streifte die Textilhülle Zentimeter für Zentimeter über den schweren Stahlkoloss. Foto: Felix Weinold

Speidel & Meer: Wäsche für Sansibar Von Herbert Secklers Sansibar auf Sylt gibt es jetzt neben Oberbekleidung, Taschen, Uhren, Heimtextilien und Accessoires auch eine WäscheKollektion. Lizenznehmer des Kult-Labels der zwei gekreuzten Säbel ist der Lingerie-Anbieter Speidel aus Bodelshausen. Und wie es sich für die Marke vom Meer gehört, verfügen Slips, Unterhemden, BH und Bustiers über einen hautpflegenden SeaCell-Anteil, ein aus Algen produziertes Lyocell. Die zwölfteilige Damenwäsche-­Kollektion gibt es in den Basic-Farben Off-White, Nude und Schwarz.

02| 2015

masche 7


Jahresversammlung 2015 Wider die Regulierungswut – Gesamtmaschepräsidentin Martina Bandte fordert Erschließung neuer Märkte und Technologien.

G

esamtmasche-Präsidentin Martina Bandte wird nicht müde, ihr wichtigstes Anliegen immer wieder vorzubringen: Deutschland und Europa brauchen dringend Bürokratieabbau.

einzustufen seien die Pläne für eine verpflichtende „Made in“-Kennzeichnung. Brüssel sei bereits dabei, für jedes einzelne Produkt spezifische Made-in-Regeln zu erfinden.

Die Präsidentin stellt fest: „Während wir uns international beweisen möchten, bremst uns die eigene Politik durch unnötige Restriktionen und Papierkrieg.“

Auch bei der diesjährigen Mitgliederversammlung am 22. April in Stuttgart mangelt es der Familienunternehmerin nicht an Beispielen, die der Branche zu schaffen machen. Die Erschließung neuer Märkte, verantwortungsvolle Beschaffung und Unternehmensführung und Fair Play im Markt sind Themen, denen sich viele Mitgliedsfirmen mit viel Energie widmen. Doch staatliche Eingriffe machen es gerade dem textilen Mittelstand nicht immer leicht, gute Ideen umzusetzen. „Während wir uns international beweisen möchten, bremst uns die eigene Politik durch unnötige Restriktionen und Papierkrieg.“ Als unschönes Beispiel führt Bandte die bürokratische Ausgestaltung der europäischen Freihandelsabkommen an. „Bei den Ursprungsregeln wird uns seit über zehn Jahren eine Verschlankung versprochen. Stattdessen wird das Regelwerk unerhört aufgebläht.“ Ähnlich

8 masche 02| 2015

Zur Kategorie bürokratischen Wildwuchses zählt Bandte das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ des Bundesentwicklungsministers. „Der ursprüngliche Aktionsplan war so ambitioniert, dass er nach heutigem Stand schlicht nicht erfüllt werden konnte. So etwas bedeutet für Unternehmen ein nicht kalkulierbares Kosten- und Haftungsrisiko.“ Die vehemente, aber konstruktive Kritik der Wirtschaft hat dieser Tage zu einer Neuauflage des Aktionsplans geführt. Auch die Bodywear-Produzentin Bandte hat sich dafür eingesetzt, das Bündnis auf praxisgerechte Beine zu stellen. „Ein starkes Bündnis kann es nur geben, wenn sich möglichst viele daran beteiligen.“

Was der Masche-Präsidentin Kopfzerbrechen bereitet, ist ganz unabhängig von der aktuellen Konjunktur der langfristig rückläufige Konsum­ gütermarkt in Deutschland. Auffangen lasse sich das nur durch neue Anwendungsfelder oder Konzentration auf Segmente, für die trotz oder gerade wegen des demographischen Wandels Wachstum prognostiziert wird – wie beispielsweise Medizin und Sport. Daneben müssten die Anstrengungen wachsen, Qualitätsprodukte deutscher Hersteller weltweit zu vermarkten und sich von Westeuropa unabhängiger zu machen. In diesem Zusammenhang plädiert Bandte nachdrücklich für den Abschluss der Transatlantischen Freihandelspartnerschaft. „Bereits heute belegen die USA Rang 3 unter den wichtigsten Ausfuhr­ zielen der deutschen Textil- und Bekleidungs­ industrie außerhalb der EU. Gleichzeitig stoßen


unsere Lieferungen auf hohe Zollmauern.“ Alleine schon der klassische Verhandlungsbereich der Zölle berge somit riesiges Potenzial. Eine Chance, die es von der Branche anzupacken gelte, sei die Digitalisierung, Virtualisierung und die damit einhergehende Veränderung des Kaufverhaltens. „Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, eine neue Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette. Auch für unsere Branche ist das ein hoch aktuelles Thema.“ Die Chancen seien vielfältig: Während der Wunsch nach individualisierter Kleidung wachse, müsse die Branche gleichzeitig mit schnell wechselnden Modetrends Schritt halten. „Das „Internet der Dinge“ könnte unterschiedliche Technologien wie Bodyscanning, „Made to Measure“ oder Digitaldruck miteinander verknüpfen.“

Neuer Finanzchef für die Masche Im Rahmen der internen Mitgliederversammlung von Gesamtmasche ging ein denkwürdiger Amtswechsel mit leisen Tönen über die Bühne: Nach 15 Jahren als Schatzmeister gibt Gerhard Geuder den Stab weiter an Wolfgang Jassner. „Die Zusammenarbeit und das Zusammensein mit Ihnen war für uns alle immer bereichernd und wir bedauern Ihr Ausscheiden sehr“, stellt Präsidentin Martina Bandte fest. Im November 2000 wurde Gerhard Geuder, langjähriger CFO von Triumph, auf der Hauptausschuss-Sitzung von Gesamtmasche in Porto zum Nachfolger von Dr. Lothar Sickinger gewählt. Was die Verbandsfinanzen betrifft, so bescheinigt ihm die Präsidentin „Solidität und umsichtige Kontrolle“, durch die der Verband „auch stürmische Zeiten“ gut überstanden habe. Das zeige auch die volle Zustimmung der Gremien, die er stets erhalten habe. Nach seinem Wechsel an die Spitze der Strenesse AG will Geuder dem Verband weiter treu bleiben – wenn auch nicht als Schatzmeister, so doch als aktives Gesamtmasche-Mitglied.

Nicht nur die Politik, auch Geschäftspartner, Konsumenten und die Branche selbst mahnt Bandte zum Blick nach vorn. Jeder sei sich über die Notwendigkeit von Veränderungen bewusst, doch fielen diese oft schwer: „Kunden wünschen sich transparente Lieferketten, aber möglichst zum Nulltarif.“ Händler wiederum lockten bereits zu Saisonbeginn mit Rabatten, obwohl der Wahnsinn der preislichen Abwärts­ spirale längst entlarvt sei. An ihre Unternehmerkollegen appelliert Bandte, sich angesichts des schrumpfenden deutschen Marktes noch engagierter um die Erschließung neuer Wachstumsmärkte zu bemühen. Um die Heraus­ forderungen meistern zu können, fordert sie einen Schulterschluss der Unternehmen: Zwar sei die Branche „kampferprobt“, wenn es gelte, sich mit widrigen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen. Um sich bei Politik Gehör zu ver­ schaffen, sei es jedoch notwendig, Interessen gemeinsam und nachdrücklich zu vertreten.

Zum neuen Schatzmeister wählte die Mitglieder­ versammlung einstimmig Wolfgang Jassner, Geschäftsführer von bruno banani. Der Schwabe hat nach der Wende seine Wäscheproduktion in Sachsen aufgebaut – zu einer Zeit, in der sich viele andere Firmen der Branche nach kosten­ günstigen Aus­landsstandorten umsahen. Jassner gehört seit 2002 dem Präsidium von Gesamtmasche an. Die Marke bruno banani hat inzwischen Erfolgsgeschichte geschrieben und vergibt neben dem Kerngeschäft mit Wäsche und Bademode Lizenzen für eine stattliche Anzahl von Produkten, darunter Düfte, Brillen, Uhren, Schmuck, Taschen, Mützen, Schuhe, Handtücher. Neben fetzigen Designs – Farbe ist laut Wolfgang Jassner schließlich immer noch Trumpf – macht bruno banani nicht zuletzt durch medienwirksame Aktionen auf sich aufmerksam. Ein aktuelles Beispiel dafür gibt es auf Seite 4 und 5.

Silvia Jungbauer

02| 2015

masche 9


„Wird’s besser oder wird’s schlechter?“ – Festredner Roland Koch mit einem Blick auf die deutsche Wirtschaft

J

urist, Verband, Politik, Wirtschaft – Roland Koch, hessischer Ministerpräsident, a. D, hat alle Seiten kennengelernt und erfolgreich ausgeübt. Am 22. April war er als Festredner zu Gast auf der gemeinsamen Jahresversammlung von Gesamtmasche und Südwesttextil in der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart und gab den Teilnehmern Einblicke in seine Sicht über die weitere wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.

„Ich möchte ein Land haben, in dem der Staat mich mit seinen Rahmen und Regeln schützt, aber nicht täglich bei der Arbeit stört“, erklärte Roland Koch in seiner Festrede.

Deutschland stehe im Spannungsfeld zwischen Erfolg und Besorgnis, stellte der ehemalige Politiker zu Beginn seiner Rede fest. Man müsse sich fragen, ob es denn wirklich wahr sei, dass das deutsche Volk danach giert, dass sich viel verändert und die Politik nur blockiert. Oder sei es nicht eher so, dass wenn man die Bevölkerung befrage, die Antwort käme „jetzt macht doch mal langsam“? „Wir sind im Augenblick erfolgreich“, so Koch. Das hätte nach 2008 keiner vermutet. Verantwortlich für diese Entwicklung sei, dass Deutschland den größeren Teil seines Geldes – ca. 30 Prozent der Wertschöpfung – mit industrieller und gewerblicher Produktion erwirtschaftet habe, anstatt, wie die französischen und britischen Nachbarn und Amerika, mit Dienst­ leistung und Finanzen. „Deutschland hat hier eine Allein­ stellung unter den industriell entwickelten Wettbewerbern erlangt.“ Und das, obwohl auch er in seiner Zeit als Ministerpräsident in Pressekonferenzen mehr über den sichereren Anteil der Dienstleistungen gesprochen habe. „Meine These – unvollständig und oberflächlich – wir haben zwei M’s, die das erreicht haben: Das eine M steht für Mittelstand und das andere M steht für Mitbestimmung.“

10 masche 02| 2015

Mittelständische Unternehmen hätten nicht die Perspektive, dass die Frage, wo sie ihre Wertschöpfung betreiben, lokal völlig unabhängig sei. Sie würden global agieren, mit einer gewissen emotionalen Fürsorge für ihre Heimat. Groß­ konzerne dagegen dürften eine solche Verknüpfung mit der lokalen Identität nicht haben. Hier sei aber die Mitbestimmung entscheidend, denn Arbeitnehmer im Aufsichtsrat würden immer die Frage stellten, „was wird aus den deutschen Werken“. Für Koch ist die Sozialpartnerschaft ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil von Deutschland. Die Art und Weise wie Unternehmensvertreter und Ver­treter der Arbeitnehmerschaft mit einander umgingen sei außergewöhnlich. Die Rahmenbedingungen für Mittelstand und Großunternehmen schaffe die Politik– „alle nicht völlig unstrittig und auch alle nicht völlig unkompliziert“. Die Frage warum gerade soviel Gesetze zur Reglementierung beschlossen werden, resultiert seiner Meinung nach aus dem Umstand des großen Erfolgs. „Wir haben ein Maß an Sicherheit für die Menschen gefunden, das einen Umfang von Trägheit auslöst, den wir so nicht gekannt haben und den außer uns auf der Welt kaum jemand so kennt.“ Deshalb sei für die Mehrheit der Deutschen die spannendste Frage „wird’s besser oder wird’s schlechter?“ Momentan bestünde das große Problem darin, dass Politik und Wirtschaft nicht in der Lage seien, der Mehrheit der Bevölkerung plausibel zu erklären, dass die Aussichten einer Besserung mindesten so groß seien, wie die Risiken einer Verschlechterung. Wenn die Menschen aber nicht die Hoffnung hätten, dass eine Veränderung eine Verbesserung mit sich bringt, würden sie diese immer zu verhindern versuchen, wie beispielsweise die Flexibilisierung von Beschäftigung. „Die Politik in einer demokratischen Gesellschaft steht vor der Herausforderung, Menschen klar zu machen, dass sie Risiken eingehen müssen bei denen man nicht genau beschreiben kann, in welche Richtung sie sich entwickeln.“ Ziel sei es in jedem Betrieb und in jeder Diskussion positiv zu leben, dass es mit der Veränderung ein Stück besser wird. Sonst würde Deutschland mit falschen Zukunftsperspektiven in einem sozialabgefederten Stillstand verharren, appellierte der Ex-Politiker und Wirtschaftsfachmann. Man müsse den Bürgern das Misstrauen gegenüber privat­wirtschaftlichen Organisationen nehmen − eine Folge der Bankenkrise. Es bestünde ein Verlust des Vertrauens in die Regelmechanismen der Privatwirtschaft und ein ins irrationale gehende Vertrauen in die Gerechtigkeit staatlicher Institutionen. Festvortrag zum „Nachhören“ unter www.gesamtmasche.de.

Simone Diebold


Von links nach rechts: Dr. Hans-Ulrich Rülke (FDP-Fraktionsvorsitzender), Michaela Eberle (IHK Ostwürttemberg) Peter Hauk (Erster Stv. CDU-Fraktionsvorsitzender), Prof. Dr. Götz T. Gresser (ITV Denkendorf), Heinz Horn (Steißlingen), Hans Hyrenbach (Klettgau-Grießen), Marc W. Lorch (Gertex Textil), Dr. Ulrich Zwissler (Gertex Textil), Jörg Bahner (Bahner Strumpf), Simone Diebold (Gesamtmasche), Timo Felix Bantle (Gebr. Conzelmann), Thomas Bantle (Gebr. Conzelmann), Dr. Markus H. Ostrop (Hauptgeschäftsführer Gesamtmasche), Susanne Paß (Dialog Textil-Bekleidung), Silvia Jungbauer (Gesamtmasche), Beate Wilms (Zwickauer Kammgarn), Wolfgang Grünenwald (G + M Textil), Silvia Jungbauer (Gesamt­ masche), Florian Mey (Mey), Matthias Eschler (Eschler Textil), Detlev Rauch (Personalberatung Fashion Executives Online), Dietmar Mey (Mey), Stephan Wölfer (Triumph International), Oliver Woye (die wegmeister), Eric Jürgens (Groz-Beckert), Günter Speidel (Speidel), Hans-Jürgen Speidel (Speidel), Dr. Markus H. Ostrop (Hauptgeschäftsführer Gesamtmasche), SWR-Fernsehteam, Roland Koch (Festredner)

02| 2015

masche 11


Techtextil 2015

V

om 4. bis 7. Mai präsentierte sich Baden-Württemberg zum ersten Mal mit einem Gemeinschaftsstand auf der Techtextil 2015 in Frankfurt, der internationalen Plattform für Anwender und Hersteller tech­nischer Textilien und Vliesstoffe. Organisiert und durch­ geführt wurde dieses Projekt von Baden-Württemberg International (bw-i) gemeinsam mit der Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) und den Verbänden Gesamtmasche und Südwesttextil. Insgesamt zwölf Unter­nehmen, die Region Neckar-Alb sowie die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) präsentierten ihre Produkte und Neuheiten und zeigten eindrucksvoll, dass der Textilstandort Baden-Württemberg mit zu den innovativsten und wichtigsten in Deutschland gehört. Am Eröffnungstag besuchte Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Guido Rebstock, den Baden-Württemberg Pavillion und informierte sich bei einem Rundgang über die innovativen Produkte der Aussteller. Von den Gesamtmaschemitgliedern präsentierte sich das inhabergeführte mittelständische Unternehmen Mattes & Ammann auf dem Stand. Seit über 60 Jahren strickt und wirkt die Firma in Meßstetten-Tieringen Maschenstoffe für Matratzen und den technischen Einsatz in der Automobilindustrie in Form von Sitzen und Schonbezügen.

Bodo Th. Bölzle bedankte sich beim Vertreter der Landesregierung im Namen der Industrie und Verbände für den Besuch und die Förderung des Gemeinschaftsstandes.

Auch den Stand der Rökona Textilwerke in Halle 3.1 besuchte der Politiker. Der vollstufige Betrieb mit Entwicklungsund Produktionssitz in Tübingen produziert auch auf Kundenwunsch in vielzähligen Gebieten der technischen Textilien, wie beispielsweise der mobilTech, clothTech, induTech, proTech und medTech. Jüngst präsentierte das Unternehmen seinen patentierten Push-Pull-Liner, der in Kombination mit weiteren funktionellen Materialschichten einen maximalen Feuchtigkeitstransport gewährleistet. Der Liner ist in ver­ schiedenen Ausführungen erhältlich, wirkt ohne Zusatz von Textilchemikalien und ist zu 100 Prozent recyclebar. Arved Westerkamp gab MD Rebstock einen Überblick der Firma Rökona.

Firmeninhaber Christoph Larsén zeigte und erklärte Guido Rebstock die technischen Bezugstoffe und Abstandstextilien.

Auch diese Gesamtmaschemitglieder zeigten in Frankfurt ihre textilen Innovationen: Groz Beckert, Julius Boos, Eschler Textil, TVU Garnvertrieb, Faiss Textil, Textildruckerei Heinrich Mayer und warmX. Beim anschließenden Empfang begrüßte Ministerialdirektor Guido Rebstock gemeinsam mit Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle die Besucher. Er lobte die Techtextil und Texprocess als die wichtigsten internationalen Leitmessen für technische Textilien, Vliesstoffe sowie für die Verarbeitung von textilen und flexiblen Materialien. Auch freue er sich über das Zustandekommen eines baden-württembergischen Gemeinschaftsstands. „Bei meinem Messerundgang konnte ich mich von der unvermindert großen Inno­ vationskraft und Innovationsfähigkeit unserer Textil- und Bekleidungsunternehmen überzeugen.“ Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle bedankte sich beim Ministerialdirektor als Vertreter der Landesregierung für seinen Besuch und die Förderung des Gemeinschaftsstandes. „Wir erkennen darin nicht nur das besondere Interesse der Politik an unserer Branche, sondern wir sehen darin auch eine Wertschätzung für die mittelständische Industrie.

12 masche 02| 2015

Simone Diebold

warmX

Eschler Textil


Germany meets USA Deutsch-amerikanisches Get-together auf der Techtextil

Silvia Jungbauer, Cornelia Frank, Lisa A. Vickers, Prof. Dr.-Ing. Götz T. Gresser und Ulrike Möller (v.l.n.r.).

D

eutsche und amerikanische Hersteller technischer Textilien nehmen eine internationale Führungsrolle ein. Da der Weltmarkt für technische Textilien stetig wächst und die Verflechtung in Produktion und Handel zunimmt, steigt der Bedarf auf beiden Seiten des Atlantiks, Synergien zu nutzen und noch enger zusammenzuarbeiten. Anstöße dafür erhielten rund 70 Aussteller und Besucher der Techtextil beim deutsch-amerikanischen Get-together auf dem baden-württembergischen Gemeinschaftsstand, zu dem Südwesttextil, Gesamtmasche und AFBW mit Unterstützung von Baden-Württemberg International zum Ausklang des dritten Messetages eingeladen hatten.

Cornelia Frank, Leiterin der Abteilung Außenwirtschaft und Standortmarketing Wirtschaft bei Baden-Württemberg International hieß Redner wie Gäste herzlich willkommen. Gastrednerin Lisa A. Vickers, Vize-Generalkonsulin der USA, betonte in ihrer Ansprache zu den deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen die Bedeutung einer noch engeren Kooperation. Bei ihrer Besuchstour rund um den Gemeinschaftsstand zeigte sie sich beeindruckt von der Produkt­ vielfalt und Innovationskraft, mit der die Aussteller aus Baden-Württemberg aufwarten konnten. Im Gespräch wurde besonders ihr Interesse an ökologisch nachhaltigen Produktund Prozesslösungen deutlich. Auch die Baum­wolle kam als klassisches US-Thema nicht zu kurz. Für die deutsche Seite lieferte Prof. Dr.-Ing. Götz T. Gresser den Teilnehmern Impulse und zeigte die Chancen gemeinsamer Projekte in Forschung und Industrie auf. Er verwies auf das enorme Potenzial der Region Südwest mit Blick auf

die dort ansässigen Hersteller hochwertiger und innovativer technischer Textilien in Kombination mit der textilen Forschungslandschaft. Gleichzeitig lud er Amerikaner wie Deutsche zu Kooperationen und Investitionspartnerschaften ein. Aussteller und Gäste aus Deutschland, den USA und weiteren Ländern nutzten das anschließende Get-together als willkommene Plattform für den informellen Austausch. Kulinarisch begleitet von Chicken Wings und Rothaus-Bier dauerte die lebendige Unterhaltung bis nach Messeschluss. Erst das Sicherheits- und Reinigungspersonal gab das Zeichen zum Aufbruch. „Eine wirklich gelungene Veranstaltung“, lobt USA-Kennerin Cornelia Frank die Veranstaltung. Auch die Aussteller waren zufrieden. Die erste Einladung in die USA ist bereits erfolgt.

Silvia Jungbauer

02| 2015

masche 13


Bündnis wird beitrittsfähig CSR-Tagung von Gesamtmasche und Südwesttextil informiert Mitglieder

Lebhafte Diskussion: Hans Hausner von der TVU , Matthias Behr von Marc Cain stellen kritische Fragen (von oben nach unten).

Das Thema Corporate Social Responsibilty (CSR) ist in der Textil- und Bekleidungsindustrie in aller Munde und beschäftigt Unternehmen der gesamten textilen Kette. Kontrovers diskutiert wird derzeit insbesondere das „Bündnis für nachhaltige Textilien“, das Bundesentwicklungsminister Müller am 16. Oktober 2014 ins Leben gerufen hat. Auf der CSR-Tagung von Südwesttextil und Gesamtmasche in Kooperation mit dem Gesamtverband textil+mode am 20. Mai in Ludwigsburg nutzten trotz GDL-Streik rund 40 Firmenvertreter die Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren. Christian Hagemann vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stand den Mitgliedern Rede und Antwort und erläuterte die Eckpunkte des aktualisierten Bündnis-Aktionsplans. Kritisch kommentiert wurde dieser von Dr. Uwe Mazura, Haupt­ geschäftsführer von textil+mode, der wie Hagemann den Bündnisprozess von Anfang an begleitet hat.

Christian Hagemann und Dr. Uwe Mazura stellten sich den Fragen aus dem Publikum. Als Bericht aus der Praxis präsentierte Volker Steidel sein nachhaltiges Projekt infinito (von oben nach unten).

14 masche 02| 2015

„Als Industrie kommen wir weder formell noch inhaltlich daran vorbei, uns mit dem Bündnis für nachhaltige Textilien auseinanderzusetzen“, begründet er seine fortgesetzten – und erfolgreichen – Anstrengungen, das Bündnis in praxistaugliche Bahnen zu lenken. „Als Branche müssen wir mitreden bei einem Thema, das alle Ebenen von der Kommunalpolitik bis zur G-7 bewegt.“


Präzisierungen und realistischere Zielsetzungen im Vergleich zum alten Aktionsplan lassen die Teilnahme am Bündnis inzwischen zwar machbar erscheinen. Fallstricke und ungeklärte Punkte gibt es jedoch noch genug, wie auch in der Fragerunde deutlich wurde: „Wir beschaffen und produzieren in der Europäischen Union. Damit ist ein hohes Niveau im Bereich Umwelt- und Sozialstandards sichergestellt. Das Bündnis macht aber zwischen uns und Firmen mit Vollimport aus Bangladesch keinen Unterschied“, kritisiert Geschäftsführer Matthias Behr von Marc Cain. „Das Bündnis würde uns ohne Not Nachweis- und Berichtspflichten aufbürden, die viel Geld kosten.“ Ganz ähnlich sieht es Hans Hausner, Chef der Garnfärberei TVU. „Als mittelständischer Betrieb haben wir nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um unsere Leistungen im Bereich der Nachhaltigkeit publik zu machen und eine aufwendige Berichterstattung zu betreiben.“ Da helfe auch die neue „Mittelstandsklausel“ im Bündnis nicht wirklich weiter. Die Sorge, Berichtspflichten, Monitoring und die damit einhergehende Bürokratie könnten breiteren Raum einnehmen als das nachhaltige Handeln selbst, treibt auch andere Mittelständler um. Die erdrückende Anzahl von Siegeln mit ihren unterschiedlichen Zertifizierungsanforderungen kostet die Branche bereits viel Geld. Entsprechend musste sich Christian Hagemann der Frage mehrerer Teilnehmer stellen, wie ernst es Bundesminister Müller nun tatsächlich mit dem „grünen Knopf“ sei. Für diesen wirbt der Minister immer wieder in Interviews. „Wir wollen kein neues Siegel schaffen“, betont der BMZ-Vertreter. „Der Minister möchte in der Öffentlichkeit plastisch darstellen, was das Bündnis erreichen will: dass Kunden mit ruhigem Gewissen Textil­ produkte kaufen können.“ Auch die juristische Betrachtung der Thematik CSR kam nicht zu kurz. Rechtsanwalt Dr. Christian Schröder, Partner der

Münchner Kanzlei Görg, informierte die Teilnehmer über Haftungsrisiken und die Ausgestaltung von Lieferverträgen in Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit. Darüber hinaus wurden praktische Tools zum CSR-Management vorgestellt und die Fördermöglichkeiten des BMZ aufgezeigt. Aus der Praxis für die Praxis berichtete Volker Steidel, geschäftsführender Gesellschafter der Lauffenmühle und Vorstandsmitglied von Südwesttextil, von einer nachhaltigen Produktidee seines Hauses. Als vollstufiger Anbieter von Funktionsgeweben insbesondere für die Bereiche Arbeitskleidung, Schutzbekleidung und Corporate Wear hat die Lauffenmühle Garne und Gewebe entwickelt, die Cradle-to-CradlePrinzipien entsprechen: infinito® ist ein umweltfreundliches, biologisch abbaubares Polymer, das sich kompostieren lässt. Alle eingesetzten Rohstoffe, Chemikalien und Farbstoffe sind bekannt, definiert, bewertet und sicher für biologische Kreisläufe. Gleichzeitig lässt sich infinito® gut verarbeiten und färben, weist hohe Farb-, Licht- und Reibeechtheiten auf und hat angenehme Trageeigenschaften. Schließlich solle, unterstreicht Steidel, mit dem Produkt Geld verdient werden – und dazu müsse es rein qualitativ mit konventionellen Produkten konkurrieren können. Abschließend stellte Juliane Schröder, Nachhaltigkeits­ expertin von textil+mode, das neue Online-Forum Nach­ haltigkeit des Dachverbandes vor. Die Plattform bietet Unternehmen die Möglickeit, nachhaltige Produkt- und Prozessideen einem breiten Zielpublikum zu präsentieren. Zudem stellt t+m der Branche einen umfassend moder­ nisierten Code of Conduct zur Verfügung, der als Vorlage für unternehmenseigene Kodizes genutzt werden kann. Die Dokumente zur Veranstaltung stehen im Mitglieder­ bereich zum Download bereit.

Silvia Jungbauer

Textilbündnis: Wie geht es weiter? Am 27. Mai haben sich der Gesamtverband textil+mode und die Handelsver­­­bände mit dem Steuerungskreis des Textilbündnisses und dem Bundesentwicklungs­ ministerium auf zwei wesentliche Dokumente geeinigt: auf eine Beitritts­erklärung und die Prinzipien und Eckpunkte für die Ausgestaltung des Review-­Prozesses. Die Beitrittserklärung setzt auf dem neuen Aktionsplan auf und stellt die Zielverfolgung und die faktischen Bedingungen der textilen Wertschöpfungskette als wesentliche Grundlagen heraus. Um Marktverzerrungen und einseitige Bevor­ zugungen zu vermeiden, wird eine relevante Marktgröße ausdrücklich verankert. Hierdurch wird eine umfassende Beteiligung der Textilwirtschaft als Voraussetzung für das Bündnis gesehen. Darüber hinaus wurden die wesentlichen und wichtigen Prinzipien, Grundzüge und Eckpunkte des Review-Prozesses verankert, mit dem die Fortschritte der Bündnisteilnehmer bei der Zielerreichung beobachtet werden. Anhand der im Mitgliederberich von www.gesamtmasche.de bereitgestellten Unterlagen zum Bündnis sollte jedes Unternehmen prüfen und individuell für sich entscheiden kann, ob es ebenfalls dem Bündnis beitreten möchte oder nicht. Silvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche de, Telefon: +49 711 21050-13

Code of Conduct Der Gesamtverband textil+mode und seine Mitgliedsverbände haben den 2010 veröffentlichten Code of Conduct der deutschen Textil- und Modeindustrie umfassend überarbeitet. Gesamtmasche empfiehlt den Mitgliedsfirmen seine freiwillige Anwendung als einen Orientierungsrahmen und eine Leitschnur für nachhaltiges, unternehmerisches Handeln, an dem sie ihre Unternehmenspolitik individuell ausrichten können. Ein Muster gibt es im Mit­gliederbereich zum Download.

02| 2015

masche 15


Nachhaltig erfolgreich Gebrüder Otto GmbH & Co.KG: Die Fäden für die Zukunft in der Hand

DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG Andreas Merkel leitet gemeinsam mit Carl-Heinz Otto (ohne Bild) die Spinnerei als reines Familienunternehmen in Dietenheim.

UNTERNEHMEN Die Gebrüder Otto GmbH & Co.KG mit Sitz in Dietenheim wurde 1901 gegründet und ist seither Anbieter feiner Garne und Zwirne – in der Hauptsache aus Baumwolle. An den Standorten Dietenheim und Unterbalzheim produziert das Unternehmen für Kunden aus Rund- und Flachstrickerei, Weberei sowie für technische Anwendungen im Bereich Medizin, Automobil und Hygiene. Jährlich werden von den 160 Mitarbeitern 3 000 Tonnen Baumwollgarn gesponnen, 1 000 Tonnen Garn gezwirnt, 900 Tonnen gefärbt und 75 Tonnen merzerisiert. Bereits die Vielfalt anspruchsvoller Zertifikate ist beeindruckend. Dazu zählen neben Fairtrade über GOTS bis zu OEKO-TEX® STeP auch die Zertifizierung für Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsysteme nach ISO 9001, 14001 und 50001. Doch Siegel sind längst nicht alles: Bei Otto sucht man für nachhaltiges Handeln innovative Wege, mit neuen Produkten und Prozessen.

16 masche 02| 2015

Ein traditionsreiches Unternehmen

baut auf Nachhaltigkeit und Innovation: Seit über 100 Jahren stellt sich Gebr. Otto neuen Anforderungen und Veränderungen des Marktumfelds. Baumwollgarne werden damals wie heute benötigt. Hinzugekommen sind neue Anwendungsfelder, neue technische Anforderungen und eine Intensivierung des Wettbewerbs, in dem Otto als eine der wenigen noch in Westeuropa ansässigen Baumwollspinnereien die Konkurrenz aus Asien nicht durch den Preis ausstechen kann, sondern durch Qualität, Innovation, Schnelligkeit und Service. Geschäftsführer Andreas Merkel sieht ein nachhaltiges Unternehmenskonzept dabei als unverzichtbaren Erfolgsfaktor an: „Das ist für uns die Grundvoraussetzung, um in einer hart umkämpften Bran­che zu bestehen.“ Merkel hat die Fäden „Tradition“ und „Erfindergeist“ seiner Vorgänger geschickt aufgenommen. „Unser primäres Unternehmensziel ist es, Nachhaltigkeit und Innovationen zu verknüpfen und in Einklang mit allen Akteuren in und um das Unternehmen zu bringen.“ Auf sicherem Posten sieht der Spinnerei-Chef seinen Betrieb nur, wenn die Ziele hoch genug gesteckt sind: „Wir wollen eines der führenden Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit sein.“


Die schwäbische Innovationslust verschafft nicht nur dem Tranditionsbetrieb aus dem Illertal eine gute Grundlage, sondern kommt auch der Umwelt zugute. Die Unternehmenssparte Sustainable Concepts befasst sich seit 1998 mit der Entwicklung und Einführung nachhaltiger, ganzheitlicher Produktkonzepte für Kunden in der Bekleidungs­ industrie sowie im technischen Bereich. Aus Sicht von Andreas Merkel eine Win-win-Situation: „Wir schaffen mittels ökologisch und sozial nachhaltiger Produktkonzepte Mehr-Werte für unsere Kunden und schützen dadurch gleichzeitig unsere Umwelt.“

recot²® – Wasser und Rohstoff sparen

Mit der Produktentwicklung recot²® bietet Gebr. Otto eine Lösung an, mit der wertvolles Wasser gespart und der Einsatz von Pestiziden verringert wird. Der Schlüssel ist die Wiederverwendung von Baumwolle. recot²®basiert auf einer Mischung aus selektierten Prozessabfällen der eigenen Garnproduktion und 75 Prozent neuer Bio-Baumwolle. Nach Berechnungen der Universität Ulm werden bei der Herstellung von einem Kilogramm recot²® gegenüber der konventionellen Herstellung bis zu 5 000 Liter Wasser eingespart. Für Andreas Merkel ist das ein bedeutender Schritt in die Zukunft: „Der weltweite Wassermangel wird ein zentrales Problem unserer Zivilisation werden. Eine der Ursachen für Wassermangel und -verschmutzung ist auch der Baumwollanbau.“

„Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist Auf­ gabe aller Menschen. Für unser Unternehmen sehen wir dies als eine Verpflichtung und eine Chance.“ Andreas Merkel, Gebr. Otto

02| 2015

masche 17


Piumafil™ – Nachhaltigkeit federleicht

Das innovative Garn mit dem Markennamen Piumafil™ besteht aus handgepflückter Baumwolle und der thermo­ regulierenden Kapok-Hohlfaser. Diese galt jahrzehntelang als unverspinnbar. Den Spezialisten der Gebr. Otto gelang es 2006, Kapok in einer Mischung mit 85 Prozent Baumwollfasern zu einem hochwertigen Garn zu verarbeiten. Eine Sensation mit großer Wirkung: Die wildwachsenden Kapok-Fasern sind sechsmal so leicht wie Baumwolle und gedeihen nicht in Monokulturen. Anbau und Ernte erfolgen in Handarbeit, so dass eine Kontamination mit Chemikalien oder Düngemitteln ausgeschlossen ist. Im Rahmen des Produktkonzeptes Piumafil™ wurde mit Hilfe der Partner­ firma BRAX in Zusammenarbeit mit dem WWF (World Wide Fund for Nature) über 1 Mio. Euro für die Wiederaufforstung des Regenwalds gesammelt. Piumafil™ ist nach OEKO-TEX® Standard 1000 und nach OEKO-TEX® Standard 100 plus zertifiziert.

Die Fasern aus den Kapokschoten werden mit Baumwolle versponnen. Fotos: Gebr. Otto

18 masche 02| 2015


Fairtrade-Siegel für gerechten Lohn

Neben dem Blick nach vorn schaut Gebr. Otto auch zurück: Dorthin, wo die Lieferkette beginnt. Schon vor acht Jahren startete das Unternehmen eine Produktlinie mit 100% Fairtrade- und Biobaumwolle, die nach FLO-Standards (Fairtrade Labelling Organisation) zertifiziert ist. Grundlagen für die Zertifizierung sind die Richtlinien der ILO und des Sozialstandards SA8000. Diese stehen für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen sowie für soziale Gerechtikeit und Fairness in einer globalisierten Welt. Das Fairtrade-Siegel gewährleistet, dass Baumwollproduzenten unabhängig von Weltmarktpreisen mit einem fairen und stabilen Preis entlohnt werden.

Vom Auszubildenden zur Führungskraft

Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen bedeutet für Andreas Merkel in erster Linie, Arbeitsplätze zu sichern – auch wenn die Spinnerei in Deutschland kaum noch präsent ist. Für ihn schlägt das Herz des Unternehmens in Dietenheim. Und so soll es auch für die 160 Beschäftigten noch lange bleiben: „Wir suchen unsere Mitarbeiter ganz gezielt in der näheren Umgebung, da wir wissen, dass sie mit ihrer Region und damit auch mit unserem Unternehmen und unseren Produkten verbunden sind.“ Und ihm ist klar: Den Nachwuchs sucht man besser heute als morgen. Aus diesem Grund wirbt Gebr. Otto regelmäßig in den umliegenden Schulen für sich. Mit Erfolg: „Fast alle unsere Führungskräfte haben ihre Ausbildung bei uns begonnen“, sagt Andreas Merkel voller Stolz. Er weiß, dass er sich auf diese engagierten Mitarbeiter jederzeit verlassen kann. Die Loyalität ist ein Ergebnis des nachhaltig geprägten Geschäftsmodells, bei dem die Fäden an einem Punkt zusammen laufen.

„Jährlich werden von unseren 160 Mitarbeitern in unseren Werken etwa...

3 000 Tonnen feinster

Baumwollgarne gesponnen

1 000 Tonnen hochwertiger Garne gezwirnt

900 Tonnen gefärbt 75 Tonnen merzerisiert.“ 02| 2015

masche 19


German Pavilion auf der Interfilière Shanghai Nach erfolgreicher Erstbeteiligung fördert das Bundeswirt­ schaftsministerium auch 2015 wieder einen German Pavilion auf der Stoff- und Zutatenmesse Interfilière Shanghai.

D

urchführer der Gemeinschaftsbeteiligung ist diesmal die Fürther atelier scherer fair consulting gmbh (asfc). Architektin, Messebauer und das hochwertige Mobiliar werden nach den sehr positiven Erfahrungen des Vorjahres beibehalten.

Auf dem German Pavilion steht eine Gemeinschaftsfläche zur Verfügung, die von allen Ausstellern für Kundengespräche genutzt werden kann. Zwei Hostessen sind ganz­ tägig vor Ort. Getränke und Snacks für Aussteller und ihre Kunden werden bereitgestellt. Außerdem wartet der Ge­meinschaftsstand mit einem kostenlosen W-LAN-Service auf. Im Vorjahr trugen die hervorragende Platzierung und die gelungene Architektur des German Pavilion entscheidend zum Messeerfolg bei. Entsprechend zufrieden zeigten sich die Aussteller hinsichtlich Frequenz und Qualität der Kunden. Die wertige Ausstattung der Stände, die ansprechend gestaltete Gemeinschaftsfläche und der Catering-Service erwiesen sich als großer Vorteil bei der Präsentation. Die diesjährige Ausgabe der Interfilière Shanghai läuft vom 12.-13. Oktober 2015. Gesamtmasche hat bereits die Fortführung der Beteiligung 2016 beantragt. ilvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche.de, S Telefon: +49 711 21050 -13

Tipp Eine gute Gelegenheit für Aussteller des German Pavilion auf der Interfilière Shanghai.

Ungebrochenes Wachstum Das chinesische Marktvolumen von Wäsche und Bademode beläuft sich bereits auf über 33 Mrd. Euro. Analysten erwarten für die nächsten fünf Jahre ein durchschnittliches Wachstum p. a. von 9 Prozent (Welt: 3,7 Prozent). Damit entwickelt sich die Sparte noch dynamischer als der chinesische Absatzmarkt für Textilien und Bekleidung insgesamt, die real um 4,5 Prozent pro Jahr expandiert. Noch immer wächst die chinesische Wirtschaft auf einem beeindruckenden Niveau von 7 Prozent. Angesichts der kontinuierlich steigenden Kaufkraft und -lust im Reich der Mitte sind chinesische Marken des gehobenen Segments verstärkt auf der Suche nach hochwertigen Materialien. Auch westliche Brands mit Produktionsstätten in China oder benachbarten Ländern informieren sich regelmäßig auf der Interfilière Shanghai.

Deutsche Masche in China: ADVERTORIAL zur INTIMA ASIA Gesamtmasche und das internationale Fachmagazin INTIMA bieten deutschen Stoff- und Zutatenherstellern einen ganz besonderen Promotion Service an: Begleitend zur Oktober-Ausgabe der INTIMA ASIA ist eine redaktionell aufgemachte Werbebroschüre geplant, die deutschen Anbietern von Stoffen und Zutaten für Wäsche und Bademode eine exklusive Plattform bietet. Das zweisprachige Advertorial (engl./chin.) erscheint in einer Auflage von 7 000 Stück. Das Magazin INTIMA wird bei der Inter­filière Shanghai im Oktober 2015 sowie bei der SIL/Interfilière Paris im Januar 2016 präsent sein.

Konditionen Texte in englischer Sprache sowie Bildmaterial werden von den Herstellern bereitgestellt • INTIMA übernimmt das Layout und die Übersetzung der Texte ins Chinesische • Annahmefrist für das Angebot ist der 31. Juli 2015 • Alle Bilder, Logos und Texte (ca. 460 Zeichen) müssen bis Mitte August 2015 vorliegen •

20 masche 02| 2015

Preise • G anze Seite: 1 400 Euro zzgl. MwSt. • H albe Seite: 700 Euro zzgl. MwSt.


Die chinesische Modemesse CHIC präsentiert sich 2015 erstmals mit einer Herbstausgabe vom 13. bis 15. Oktober in Shanghai.

D

ie wichtigste Messeplattform für Mode in China war zu ihrer März-Ausgabe nach Shanghai umge­ zogen. Nun folgt als nächster Schritt die Erweiterung des Formats zu zwei Messeterminen pro Jahr. Die Messe wird begleitet von Match­making- und Netzwerk-Aktivitäten. Unter dem Motto „Linkage Future“ will die CHIC Inspiration zum Wandel von Marken im Einklang mit sich verändernden Märkten bieten. Die Veranstalter wollen mit der zusätzlichen Ausgabe auf schnellere Produktzyklen, kleinere Mengen und rasche

Veränderungen in Trends und Konsumgewohnheiten reagieren. Die chinesische Modeindustrie befindet sich in einem Strukturwandel und orientiert sich enger an den sich wandelnden Gewohnheiten chinesischer Konsumenten. ‚Die Schnellen schlucken die Langsamen’ und nicht mehr ‚Die Großen die Kleinen’ – so lautet der neue Slogan in China. Im März 2015 belegten alle Mode-Events der CHIC zusammen insgesamt 220 000 qm. 1 200 Marken, davon 420 aus 21 Nationen und Regionen, zogen eine Rekordzahl von über 125 000 Fachbesuchern an. Die CHIC Autumn 2015 findet zeitgleich mit der Messe INTERTEXTILE auf demselben Messe gelände statt. Ein vom Bund geförderter deutscher Pavillon ist ab Oktober 2016 vorgesehen. Bei der Herbstausgabe 2015 werden deutsche Teilnehmer im Rahmen einer „europäischen“ Beteiligung im Bereich Global Trend der CHIC gruppiert. Ein Konzept­standangebot für deutsche Firmen und die Konditionen für das CHICMarketing-Paket können im Mitgliederbereich von www.gesamtmasche.de heruntergeladen werden.

Chinas wachsender Retail-Markt

Chinesische Konsumausgaben

2012

2,8 Billion US-Dollar

2014

4,3 © sukporn - Fotolia.com

Billion US-Dollar

2016 (geschätzt)

6,3

Billion US-Dollar

Bemerkenswerte Steigerung: 2012 beliefen sich die chinesischen Konsumausgaben auf 2,8 Billionen, 2014 bereits auf 4,3 Billionen USDollar. Für 2016 wird mit 6,3 Billionen US-Dollar gerechnet. Ein Phänomen im chinesischen Markt ist dabei der Online-Handel: Shoppen per Smartphone, Tablet oder PC ist in China weitaus populärer als anderswo. Für Bekleidung gaben die Chinesen im vergangenen Jahr über 267 Mrd. US-Dollar aus. In den nächsten fünf Jahren soll der Modekonsum um weitere 25 Prozent zulegen. Größte Absatzmöglichkeiten bieten die 2ndTier-Städte, doch auch die größeren Städte in dritter und vierter Reihe gewinnen an Bedeutung und weisen hohe Pro-Kopf-Ausgaben auf. In China regiert Konsumentenbekanntheit den Markt. Digitales und mobiles Marketing sind maßgeblich, um chinesische Konsumenten zu erreichen. Globale Marken müssen sich außerdem nach der lokalen chinesischen Kultur und ihrem Geschmack ausrichten. Davon abgesehen gibt es bei vielen Bekleidungsprodukten ab­ weichende Anforderungen an die Passform.

Foto: Jandali Mode Medien Messen

CHIC jetzt auch im Herbst

Der chinesische Mode-Consultant Dickson, Professor an der Shanghai Fashion University, kreiert besondere Auftritte für europäische Marken und stellt Kontakte zu Einzelhändlern her. Er glaubt, dass jede Marke, die in den chinesischen Markt will, eine Geschichte erzählen und ihre ganz eigene DNA aufweisen muss, und empfiehlt: •

G ehen Sie als Lifestyle-Brand in den Markt! Chinesische Konsumenten sind sehr qualitätsbewusst und stilsicher. Sie möchten verführt werden. Shopping Malls werden zu ‚LifestylePavillons’.

N utzen Sie die Vorteile von Cross-Over-Kooperationen mit chinesischen Marken – die meisten Retail-Marken verfügen über zahlreiche Geschäfte, mit dem Ziel zu internatio­ nalisieren.

N ehmen Sie den Mobile-Internet-Markt ins Visier, der unzählige neue Möglichkeiten eröffnet. Es ist unvorstellbar für Europäer, wie schnell sich Chats wie WEIXIN entwickeln – ein fantastischer Kanal, um Informationen und Werbung zu lancieren.

S uchen Sie sich KOLs (Key Opinion Leaders) als Werbeträger – mit ihrem einzigartigen Stil haben sie großen Einfluss auf die Verbraucher!

02| 2015

masche 21


Advantage Preference Textil Lieferantenerklärungen effizient managen

G

esamtmasche und Südwesttextil haben gemeinsam mit dem Bremer Zollsoftware-Spezialisten dbh Logistics IT AG ein neues Tool zum computergestützten Management von Lieferantenerklärungen ent­ wickelt. Im März wurde die Anwendung erstmals interessierten Mitgliedern präsentiert. 30 Teilnehmer von der Spinnerei bis zur Konfektion kamen nach Stuttgart, um das neue Instrument kennenzulernen. Gerade in der Textilbranche sind Lieferantenerklärungen als Grundlage für den zollfreien Handel mit vielen Ländern ein wichtiges Verkaufsargument. Gleichzeitig sind sie schwer zu verwalten: Restriktive Ursprungsregeln, ständige Veränderungen im Spektrum der Abkommen und die verschiedenen Stufen in der textilen Wertschöpfungskette machen das rechtskonforme Anfordern und Ausstellen der Erklärungen zu einem aufwendigen und fehleranfälligen Prozess.

Bislang existierten kaum Software-Lösungen, die im Textilbereich adäquat Abhilfe schaffen konnten – wenn doch, dann zu unverhältnismäßig hohen Kosten. Gemeinsam mit Gesamtmasche und Südwesttextil hat die dbh ihr Produkt Advantage Preference weiterentwickelt und auf „textile“ Bedürfnisse zugeschnitten. Professionelles, computergestütztes Management von Lieferantenerklärungen wird nun auch für kleine und mittlere Unternehmen bezahlbar. Mitglieder von Gesamtmasche und Südwesttextil erhalten Sonderkonditionen. Advantage Preference Textil vereint Kosteneffizienz und Besonderheiten der Branche. Unterstützt wurde die Entwicklung durch die Paul Hartmann AG als Pilotfirma. Nach erfolgreicher Einführung des Moduls Lieferanten­ erklärungen entwickeln Gesamtmasche und Südwesttextil und die dbh das „Schwester-Modul“ zur Präferenzkalkula­ tion Textil/Bekleidung. ilvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche.de, S Telefon: +49 711 21050-13

22 masche 02| 2015

© LaCatrina – Fotolia.com

Aktuell, korrekt und staubfrei Die Administration von Lieferantenerklärungen als zentraler Nachweis für den präferenziellen Warenursprung stellt sämtliche Stufen der Branche vor große Herausforderungen. Die handelsübliche StandardSoftware hilft kaum weiter. Nicht nur die Befolgung der textilen Ursprungsregeln erfordert umfassendes Know-how, auch die Verwaltung der Ursprungsnachweise ist in der Textilwirtschaft komplizierter als in anderen Sektoren. „In der Praxis sind es nur Textilund Modefirmen, die alle Varietäten und Nach­ weismöglichkeiten voll ausschöpfen“, erklärt Silvia Jungbauer, Initiatorin des Projekts Advantage Preference Textil. Ob Kumulierung mit anderen Ländern, Lieferantenerklärungen für Waren ohne Ursprung oder Auslandslieferantenerklärungen: Die Textilwirtschaft nutzt jede Spielart präferenz­ rechtlicher Möglichkeiten. Andere Branchen tun das kaum. Daher deckte die bislang verfügbare Software solche Spezifika nicht oder nur gegen teures Geld ab. „Das ist auf Dauer kein Zustand“, findet Jungbauer, die aus der täglichen Beratungspraxis die typischen Fehlerquellen kennt. „Veraltete Rechtsgrundlagen, textliche Fehler und unüber­ sichtliche Aktenberge lassen sich durch computer­ge­stütztes LE-Management vermeiden.“ Sie sieht die Verbände in der Pflicht: „Mit uns als Multiplikator lohnt sich für die dbh das Angebot einer Branchen­ lösung. Und für die Mitgliedsfirmen wird es durch die Pool-Lösung wirklich preisgünstig.“


Außenwirtschaft Zollvorteile für Entwicklungsländer: REX kommt später Produkte aus Entwicklungsländern erhalten bei der Einfuhr in die EU Zollvergünstigungen. Die Präferenzen sind an die Vorlage eines Ursprungszeugnisses (UZ) nach Form A geknüpft. Darin wird der Ursprung der Ware gemäß der geltenden Be- und Verarbeitungsregeln bestätigt. Das UZ Form A soll in Zukunft durch eine Eigenerklärung des Ausführers ersetzt werden. Eine Eigenerklärung dürfen jedoch nur „registrierte Exporteure“ (REX) abgeben. Ursprünglich wollte die EU-Kommission ein elektronisches System registrierter Ausführer bereits zum 1. Januar 2017 einrichten.

Die betroffenen Entwicklungsländer sind von diesem Zeitplan jedoch überfordert. Im März hat die EU daher

© tashatuvango - Fotolia.com

Übergangsregeln und die schrittweise Einführung bis Ende 2019 bekanntgegeben.

Den Zwang zum REX gibt es erst in fünf Jahren: Ab 30. Juni 2020 kommen Sendungen mit einem Warenwert von über 6 000 Euro nur noch dann in den Genuss von APS-Präferenzen, wenn ihnen eine von einem registrierten Exporteur ausgefertigte Ursprungs­ erklärung beigefügt ist. Die EU möchte das REX-System auf weitere Bereiche ausdehnen, so auch auf neue Freihandelsabkommen. Das System spart Zeit und Bürokratie. Gleichzeitig wälzt die Verwaltung Verantwortung und Risiken vollständig auf die Wirtschaftsbeteiligten ab.

China senkt Zölle Ab 1. Juni gelten in China niedrigere Einfuhrzölle für einige Konsumgüter, darunter auch Bekleidungsprodukte. Die Zollsenkung betrifft insgesamt 14 Warenlinien, darunter Strickwaren aus Kaschmir, bestimmte Oberbekleidung aus Wolle und feinen Tierhaaren sowie Schuhe.

von der Zollsenkung ab 1. Juni profitieren, ist allerdings begrenzt: Nur für 14 Warentarifnummern ist eine deutliche Reduktion vorgesehen. Für verschiedene Arten von Schuhen wird der Satz von 24 auf 12 Prozent gesenkt. Im Bereich Bekleidung betrifft die Maßnahme fünf Warennummern mit Senkungen bis zur Hälfte der bisherigen Tarife. Auch Pflegeprodukte wie Make-up oder Sonnenschutz finden sich auf der Liste. Hinzu kommen Waren aus Pelzfellen junger Robben. Die Einfuhr solcher Pelzfelle und von Waren daraus ist in der EU grundsätzlich verboten und nur mit besonderer Genehmigung möglich, so dass sich deutsche Unternehmen normalerweise nicht mit diesem Produktkreis befassen. Insbesondere in Hongkong könnte die Maßnahme das Geschäft mit den Festland-Chinesen beeinträchtigen. Die unterschiedlichen Sätze bei der Einfuhrumsatzsteuer fallen allerdings immer noch stark ins Gewicht.

© Roman Sigaev - Fotolia.com

Medienberichten zufolge ist die Zollsenkung eine Maßnahme, um den Inlandskonsum anzukurbeln. Mit "nur" 7 Prozent erwartet die Volksrepublik das niedrigste Wachstum seit sechs Jahren. Zielgruppe sind einkommensstarke Chinesen, die teure Markenprodukte aus anderen Ländern im Internet ordern oder auf Auslandsreisen einkaufen. Zuletzt wurde von Hamsterkäufen der Chinesen in Japan während der chinesischen Neujahrsfeiertage berichtet. Sogar Alltagsgegenstände wurden eifrig konsumiert. Die Anzahl der Produkte, die

Save the date: China-Reise im Oktober Gesamtmasche und Südwesttextil laden vom 24. bis zum 30. Oktober zu einer Unternehmerreise nach Peking und Dalian ein. Vertriebswege und die Absatzchancen für deutsche Mode in China stehen im Mittelpunkt des Aufenthalts. Details unter: www.gesamtmasche.de/veranstaltungen

02| 2015

masche 23


Dominikanische Republik: Einfacher geht’s kaum

2. Baumwoll-T-Shirts, deren Stoff in der Dominikanischen Republik hergestellt wurde, bei denen das Nähen jedoch außerhalb der CARIFORUM-Staaten stattfindet, und die anschließend in der Dominikanischen Republik bedruckt und verpackt werden – bis 54 054 Stück pro Jahr. Die Teilnehmer des CARIFORUM-Abkommens erhalten ohnehin einfacheren Zugang zur EU als andere Freihandelspartner wie z. B. Serbien, die Schweiz oder Tunesien. Für CARIFORUM gilt grundsätzlich die so genannte Einstufigkeit: Die Konfektion reicht im Bereich textiler Fertigwaren zumeist aus, um Präferenzursprung zu begründen und zollfrei in die EU zu liefern. Zoll für Vorprodukte, z. B. aus Asien, braucht nicht gezahlt zu werden. Damit sind Importe aus

© kazzakova – Fotolia.com

1. Jeans aus Gewebe ohne Ursprung, die in der Domini­ kanischen Republik zugeschnitten wurden, außerhalb der CARIFORUM-Staaten genäht und anschließend in der Dominikanischen Republik verpackt wurden – bis 300 000 Stück pro Jahr.

© gekaskr – Fotolia.com

Die Europäische Union hat für bestimmte Bekleidungsprodukte aus der Dominikanischen Republik leichtere Ursprungsregeln zugestanden. Die einfacheren Regeln gelten vorerst bis März 2017 und für bestimmte Mengen pro Jahr:

den Karibik-Ländern fiskalisch bereits besser gestellt als EU-Produkte. Ursprung durch Zuschneiden und Verpacken, und zwar ohne Zoll auf Vormaterialien – von solchen Regeln können Hersteller mit Produktion in der EU nur träumen. Zu den CARIFORUM-Staaten gehören Barbados, die Bahamas, Belize, Dominica, die Dominikanische Republik, Grenada, Guyana, Haiti, Jamaika, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, Suriname, Trinidad und Tobago, St. Vincent und die Grenadinen. Auf Haiti ist das Abkommen noch nicht anwendbar.

Kolumbien: Markt für Damenmode Der kolumbianische Markt für Damenmode soll in den kommenden fünf Jahren um 21,4 Prozent wachsen. Am stärksten entwickelt sich das Wäschesegment. Kolumbien gilt als die neue Handelsdrehscheibe zwischen Nord- und Südamerika. Auf dem amerikanischen Kontinent, aber auch mit vielen asiatischen und europäischen Ländern hat der Andenstaat zwischen Pazifik und Karibik Freihandelsabkommen abgeschlossen. Gleichzeitig gilt Kolumbien als Taktgeber für den latein­amerikanischen Modemarkt. Der kolumbianische Retail-Umsatz mit Damenbekleidung betrug 2014 knapp 3 Mrd. US-Dollar. Für 2019 wird ein Umsatz von über 3,6 Mrd. US-Dollar prognos­ tiziert (zu Preisen von 2014). Das entspricht einem realen jährlichen Wachstum von 4 Prozent. Am dynamischsten entwickelt sich der Bereich der Damentagwäsche: Hier soll der Umsatz von 705 Mio. US-Dollar im Jahr 2014 innerhalb von fünf Jahren auf 895 Mio. US-Dollar steigen. Das entspricht einem realen Wachstum von 27 Prozent. Die Pro-Kopf-Ausgaben nehmen um immerhin 20 Prozent zu. Weitere Zahlen und Fakten, individuell zugeschnitten auf Produkte und Zielmärkte, bietet der Analyseservice Fashion von Gesamtmasche. © bogdanserban – Fotolia.com

24 masche 02| 2015

Silvia Jungbauer, jungbauer@gesamtmasche.de, Telefon: +49 711 21050 -13


Wissenswertes Chancen von Industrie 4.0 für die Arbeitswelt von morgen Im Kontext des Themas Industrie 4.0 spielt neben der Vernetzung der Produktion auch die Bedeutung dieser Entwicklung für den Menschen in der Arbeitswelt eine besondere Rolle. Die Digitalisierung ist neben der demografischen Entwicklung und der Dynamik der Wachstumsmärkte einer von drei großen Trends, die die Arbeitswelt in den nächsten Jahren massiv beeinflussen wird. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat aus diesem Grund Ende April den Dialogprozess „Arbeiten 4.0“ gestartet. Dazu wurde bei einer Auftaktveranstaltung am 22. April 2015 das Grünbuch „Arbeiten 4.0“ vorgestellt. Das Grünbuch soll als Grundlage einer breiten Diskussion dienen, deren Ergebnisse Ende 2016 in einem Weißbuch „Arbeiten 4.0“ veröffentlicht werden sollen. Das Grünbuch beschreibt aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft und Arbeitswelt wie Digitalisierung, Globalisierung und den demo­ grafischen Wandel. Es gibt Anreize für Chancen des digitalen Wandels, definiert den Begriff „Arbeit 4.0“, zeigt sozial­politische und arbeitsrechtliche Handlungsfelder aus Sicht des BMAS auf und formuliert Frage­stellungen.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, hat auf der Hannover Messe den Startschuss zum Wettbewerb „Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis 2015“ gegeben. Seit 2011 zeichnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) besonders innovative Lösungen für rohstoff- und materialeffiziente Produkte, Prozesse oder Dienst­ leistungen sowie anwendungs­ orientierte Forschungsergebnisse aus. Eine unabhängige Jury wird vier Unternehmen und eine Forschungseinrichtung auswählen, denen im Rahmen der Fachkonferenz „Rohstoffe effizient nutzen – erfolgreich am Markt“ im Herbst 2015 in Berlin der Deutsche Rohstoffeffizienz-Preis verliehen wird. Einsendeschluss für Bewerbungen ist der 22. September 2015.

Das Grünbuch des BMAS steht zum Download im Mitgliederbereich von www.gesamtmasche.de zur Verfügung.

Weitere Informationen unter www.deutscher-rohstoffeffizienzpreis.de

Neues Internetportal „REHADAT-Gute Praxis“ Unter www.rehadat-gutepraxis.de ist das neueste Portal des REHADATInformationssystems online gegangen. Das Portal veranschaulicht mit gelungenen Beispielen, wie Menschen mit Behinderung erfolgreich arbeiten können. Es stellt zielgerichtete Informationen, Maßnahmen, Integrationsvereinbarungen und Aktionspläne zu einer inklusiven Arbeitswelt vor. Einen guten Überblick über die Inhalte von 900 Praxisbeispielen kann sich der Nutzer über die thematische Navigation verschaffen: entweder über die Art der Behinderung (deren Auswirkungen im Arbeitsleben kurz beschrieben sind) oder die durchgeführte Maßnahme (z. B. Ausbildung, Arbeitsgestaltung, Mobilität, Existenzgründung). Ergänzend steht eine Detailsuche zur Ver-fügung, mit der man Beispiele

Wettbewerb „Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis 2015“

auch mithilfe von Schlagworten, Beschäftigungsbereichen oder Einschränkungen suchen kann.

Das Portal bietet außerdem 145 nach Branchen sortierte, anonymisierte Integrationsvereinbarungen an, die zum Abschluss einer eigenen Vereinbarung anregen sollen. Die Informationen werden laufend aktualisiert und ergänzt.

Save the date: mtex+ Vom 31. Mai bis 2. Juni 2016 findet zum sechsten Mal die mtex+ in Chemnitz statt. Erstmals geht es dabei um die Entwicklung, die Herstellung und den Einsatz von Hightech-Textilien für alle potenziellen Anwender-Branchen, denn bislang war diese Fachmesse auf Mobiltextilien fokussiert. Zeitgleich findet auf dem Messegelände der mtex+ die vom Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (vti) mitveranstaltete 15. Chemnitzer Textiltechnik-Tagung statt. Mehr unter www.mtex-chemnitz.de und www.chemtextiles.de.

02| 2015

masche 25


Ausgezeichnete Innovationen Im Rahmen der Techtextil 2015 Anfang Mai in Frankfurt wurde zum 13. Mal der Techtextil Inno­ vation Award in sechs Kategorien vergeben: „new material“ Hier wurde die Firma Sioen Industries für ihre Entwicklung eines maritimen Textils ausgezeichnet, das den Anbau von Seetang und alternativer nach­ haltiger Biomasse ermöglicht.

„new technology“ Hier überzeugte die Firma Sosa Fresh mit ihrem 3DWeaver, einem 3D-Drucker, der Schicht-für-Schicht dreidimensionale Webstrukturen erzeugen kann sowie die Näh­ maschinenfabrik Emil Stutznäcker, deren Hochleistungsnähtechnik mehrlagige Gewebe und Gelege für den textilverstärkten Leichtbau in einer neuen Spitzengeschwindigkeit von ca. 3 000 Stichen pro Minute produziert.

„new composite“ In dieser Kategorie gewann eine Technologie, die es ermöglicht, faserverstärkte 3D-Strukturen in T-, X- und U-Formen zu weben. Diese können beispielsweise im Fahrzeug- und Maschinenbau eingesetzt werden und tragen zur Gewichtsreduzierung bei. Entwickelt wurde das Verfahren von der Forschungsvereinigung Forschungskuratorium Textil e. V. in Berlin.

„new application“

„new concept“ In dieser Kategorie wurden zwei Unternehmen ausgezeichnet: Switch Embassy erhielt den Award für seine waschbare Digital-Leinwand, die in zahlreichen Einsatzgebieten, vom Kleidungsstück bis zur Inneneinrichtung, angewendet werden kann. Das Forschungs­ institut ITV Denkendorf wurde für BioGlizz prämiert, einer biologischen Alternative zu Kunstschnee, die auf einer algenbewachsenen Textilschicht basiert.

Hier hat sich das Hohenstein Institut für Textilinnovation aus Bönnigheim durchgesetzt. Es präsentierte mit ARTUS ein technisches Textil, das als künstliche Gebärmutter für Frühge­ borene eingesetzt werden kann. In ihm werden akustische Reize wie Herzschlag und Stimme der Mutter ebenso an das Frühgeborene übertragen wie mechanische Eindrücke, die den sanften Bewegungen im Mutterleib entsprechen.

„new product“ In dieser Kategorie beein­ druckte das Forschungs­ institut Empa aus der Schweiz mit einer gestickten Elektrode, die für Langzeit-EKGs ein­gesetzt werden kann.

Aachen, Dresden und Denkendorf Seit 2007 veranstalten die Textilforschungsinstitute der Regionen um Aachen und Dresden gemeinsam die Aachen-Dresden International Textile Conference. Ab 2016 sind auch die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) als Organisator mit im Boot. Die Veranstaltung findet dann im jährlichen Wechsel an einem der drei Standorte statt. Parallel zur „International Textile Conference“ werden die Veranstalter jeweils im Frühjahr das „Deutsche Fachkolloquium Textil“ als nationales Pendant mit wechselnden Sonderthemen auf die Beine stellen. Im Frühjahr 2016 wird dieses in Denkendorf stattfinden. Ende November 2016 startet die Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference in Dresden. 2017 findet das nationale Fachkolloquium in Aachen statt und das internationale in Stuttgart/Denkendorf.

26 masche 02| 2015


Stark wachsende Zugriffs­zahlen bei Go Textile! Im ersten Quartal 2015 verzeichnete die Internetpräsenz www.go-textile.de eine außergewöhnlich gute Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Gesamtzahl der Besuche um 21,3 Prozent von 28.022 auf 33.984. Die durchschnittliche Sitzungsdauer erhöhte sich um 63,6 Prozent auf 4:20 Min. und die Zahl der Seitenaufrufe um 132,1 Prozent auf 223.056. Insgesamt 31,5 Prozent der Besucher kamen in den ersten drei Monaten des Jahres über mobile Endgeräte auf die Seite. Besonders interessant ist hier die Tatsache, dass Google aktuell damit beginnt, Webseiten ohne Mobiloptimierung schlechtere Rankings bei der mobilen Google-Suche zuzuweisen.

MEHR BESUCHER

Anlässlich der Techtextil in Frankfurt, haben die Swiss Textiles und das Eidgenössische Materialforschungsinstitut Empa die gemeinsame Forschungsinitiative „Subitex: Sustainable Biomedicine Textiles“ lanciert. Mit ihrer Hilfe sollen textile Innovationen im Bereich der Medizintechnik und der Sensorik rascher in den Markt gebracht werden. Auch soll die Zusammenarbeit der Schweizer Textilbranche mit weiteren Branchen durch dieses Projekt gestärkt werden. Den Einsatzgebieten sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Initiative ist auf fünf Jahre angelegt. Derzeit sind bereits 20 Mitgliedsunternehmen von Swiss Textiles involviert. Mehr unter www.swisstextiles.ch

AUFGEPASST

Die Umsetzung der Plattform www.go-textile.de im Responsive Design und einem damit einhergehenden technischen, strukturellen und visuellen Facelift schafft somit Voraussetzungen dafür, dass die starke Positionierung der Plattform auch weiterhin konsequent ausgebaut wird.

132%

21% Swiss Textiles und Empa lancieren gemeinsame Forschungsinitiative

„Da immer mehr Menschen Mobilgeräte für den Zugriff auf das Internet verwenden, müssen sich unsere Algorithmen diesen Nutzungsgewohnheiten anpassen [...] Dieser Wechsel wird die Mobilsuche in allen Sprachen weltweit betreffen und eine signifikante Auswirkung auf unsere Suchergebnisse haben.“ Quelle: Google Webmaster-Team

MEHR SEITENAUFRUFE

Ab Sommer im Responsive Design W W W. G O - T E X T I L E . D E

31,5%

MOBILE BESUCHER

Verpflichtende Energieaudits für Nicht-KMU

ein Energiemanagementsystem nach der DIN EN ISO 50001 oder ein validiertes Umweltmanagementsystem im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 (EMAS)

und dem 31. Dezember 2016 der Nachweis über den Beginn der Einrichtung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems genügt. Wichtig ist, dass von dem Gesetz nicht nur Unternehmen des produzierenden Gewerbes, sondern alle Unternehmen betroffen sind, die nicht unter die KMU-Definition der EU fallen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat zur Umsetzung des Gesetzes ein Merkblatt erarbeitet. Es erläutert im Detail, welche Unternehmen betroffen sind und wie das Energieaudit durchzuführen ist. Eine wichtige Aussage des Merkblatts ist, dass keine Pflicht seitens der Unternehmen besteht, die Durchführung eines Energieaudits dem BAFA proaktiv zu melden. Stattdessen wird das BAFA im Rahmen von Stichprobenkontrollen an die Unternehmen herantreten.

erfolgreich eingeführt haben. Dabei gilt, dass zwischen dem 5. Dezember 2015

Weitere Infos unter www.bafa.de/bafa/ de/energie/energie_audit/index.html.

Am 22. April ist das novellierte Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) in Kraft getreten. Das EDL-G führt für alle Unternehmen, die nicht unter die KMU-Definition der EU fallen, die Verpflichtung zur regelmäßigen Durchführung von Energieaudits ein. Diese Verpflichtung ist von den betroffenen Unternehmen erstmalig bis zum 5. Dezember 2015 zu erfüllen. In der Folge muss ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 (Ausgabe Ok­tober 2012) mindestens alle vier Jahre erfolgen. Von der Durchführung eines Energieaudits sind nach § 8 EDL-G Unternehmen freigestellt, die entweder •

02| 2015

masche 27



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.