masche 01/2021

Page 20

Partner Africa Ethiopia

Ethiopian Cotton In Äthiopien hat der Baumwollanbau lange Tradition. Für die textile Wertschöpfungskette des Landes ist die Naturfaser der Rohstoff Nummer eins. Dennoch verharrt der Anbau trotz staatlicher Förderprogramme auf bescheidenem Niveau. Zudem hapert es seit langem an der Qualität. In Pilotversuchen wollen GESAMTMASCHE und ETGAMA aufzeigen, dass es anders gehen kann.

Viele Regionen Äthiopiens sind für den Baumwollanbau geradezu prädestiniert. Das Klima erlaubt einen hohen Anteil an Regenbewässerung. Kleinbäuerliche Strukturen stehen für 30 Prozent der Anbaufläche. Heute wird Baumwolle hauptsächlich in sechs Regionen angebaut: Amhara, Afar, Tigray, SNNPR (Southern Nations, Nationalities, and Peoples‘ Region), Benishangul-Gumaz und Gambela. Äthiopiens traditionelle textile Kette ist geprägt von vertikal integrierten Firmen, die lokal angebaute Baumwolle verarbeiten. Momentan gibt es 16 aktive Spinnereibetriebe, die zusammen eine Verarbeitungskapazität von mehr als 100.000 Tonnen Baumwolle pro Jahr aufweisen. Derzeit liegt die Kapazitätsauslastung bei ca. 50 Prozent.

Kaum Pestizide und Dünger Heute wird der Großteil der Baumwolle noch konventionell erzeugt. Doch zertifizierte Qualitäten, vor allem BCI Cotton, befinden sich im Aufwind. Die nördlichen Regionen Tigray und Amhara sind dabei führend, außerdem das südliche Bana Tsemay (SNNPR). Doch

Bild: © ETGAMA

20 masche 01 | 2021

Regionen Äthiopiens. Karte von © Peter Fitzgerald, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

auch ohne Zertifikat setzen die Farmer kaum auf Chemie. Vielen ist sie schlichtweg zu teuer. „In den meisten Regionen ist bis heute kein Dünger im Einsatz“, betont Mesele Mekuria, Cotton Inspection Director beim Ethiopian Textile Industry Development Institute (ETIDI). „Bereits mit einfachen Maßnahmen lassen sich spürbare Qualitätsverbesserungen erzielen“, ist der Experte überzeugt. „Trainings für ein professionelleres Handpflücken, mehr Umsicht beim Transport und der Verzicht auf Plastik beim Binden und Verpacken können bereits viel bewirken.“

Panafrikanische Zusammenarbeit: Die erste Probelieferung senegalesischer Baumwolle ist bei Adama Spinning eingetroffen. Ageazi Hailemariam (3. v. r.), Geschäftsführer von ETGAMA, durfte mit Vertretern fünf anderer Spinnereiunternehmen Rohstoff und Verarbeitung begutachten. Insgesamt wollen sich acht Firmen beteiligen. Das heimische Angebot ist in diesem Jahr knapp und der Trash-Anteil ist in senegalesischer Baumwolle sehr viel geringer.

Bild: © G_Lerz – pixabay.com

Vielfältige Herausforderungen Der Baumwollsektor kämpft mit Qualitätsproblemen und veralteten Entkörnungsanlagen. Das Erntejahr 2020/21 stand zudem gleich mehrfach unter einem schlechten Stern: Neben der weltweiten Corona-Pandemie wurde Äthiopien von der schlimmsten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten heimgesucht. Überschwemmungen beschädigten oder vernichteten rund ein Drittel der Ernte. Dazu kommen Unruhen in der Region Tigray.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.