tz Februar 2017

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Februar 2017

thüringer zeitschrift

der Bildungsgewerkschaft

Ganztagsschule in Thüringen: Praxis, Personal und Probleme www.gew-thueringen.de facebook.com/gewthueringen

fotolia – contrastwerkstatt

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Thüringen


Februar 2017

Inhalt

Seite

Im Januar 2017 erhält den LesePeter das Kinderbuch:

Die Drachenbande

Kommentar der Landesvorsitzenden 1

Ganztagsschule in Thüringen: Praxis, Personal und Probleme Was sind eigentlich Ganztagsschulen 2 Ganztag an der TGS Tabarz:  Lehrer zum Anfassen 2 Ganztag am Gymnasium Ernestinum:  Mehr Zeit zum Lernen 4 Entwicklung des Hortes 5 Zur Situation der Erzieher*innen in den Ganztagsschulen 8 Ganztagsschule aus der Elternperspektive 9 Statement zu Ganztagsschulen 10 Ganztagsschule in Frankreich 10

Lisa-Marie Dickreiter / Winfried Oelsner

Oetinger, Hamburg 2016 240 Seiten 12,00 € ab 9 Jahren ISBN: 978-3-7891-3338-1

GEW AKTUELL

Im Febraur 2017 erhält den LesePeter das Jugendbuch:

33 Bogen und ein Teehaus

Offener Brief Europaschule 12 Tarifrunde TV-L 2017 12 Kommentar der Landesvorsitzenden zur AfD 14 Einladung Theaterseminar 14 Einladung MaiMeeting 15 Einladung Neumitgliederseminar 15 Lehrerkalender Bestellcoupon 16 Rot-Rot-Grüne Erwachsenenbildung: Novelle ohne Gestaltungskraft 17 AG Gymnasien: Jetzt reicht es! 18

Zaeri-Esfahani, Mehrnousch

SOZIALPÄDAGOGIK Tarifdialog Kita 19 Bildungsfinanzierung im Bildungsbereich 19

AUS DEN KREISEN Kreisnachrichten 20 Jubilare 20

RECHTSSTELLE Rechtsschutz – Neuigkeiten und Veränderungen 23 Unzulässige Maßregelung 24

Wer würde vermuten, dass auf Burg Geroldseck, einem Altenheim, vier Detektive wohnen? Die vier ungewöhnlichen Ermittler (ein Junge und drei Alte) verstehen ihr Handwerk meisterhaft. Als Kater Motzkopf und weitere Tiere verschwinden, folgen sie den Spuren der gemeinen Drachenbande und stecken bald in einer brenzligen Situation. Ob das gut ausgeht? Humorvoll, aufregend und dennoch tiefgründig und emotional hat diese Detektivgeschichte einiges zu bieten.

Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016 148 Seiten 14,90 € ab 12 Jahren ISBN: 978-3-7795-0522-8

Die kleine Mehrnousch erzählt ihre Geschichte der Flucht aus dem vom Chomeini-Regime beherrschten Iran über die Türkei, Ost-Berlin, verschiedene teils menschenunwürdige Flüchtlingsunterkünfte bis nach Heidelberg, wo sie und ihre Familie in Frieden und Freiheit schließlich zur Ruhe kommen. Mehrnosuch saugt ihre Umgebung auf kindliche, einfach verständliche Weise ein, in all ihrer Komplexität des Augenblicks. Die Autorin versteht es, diese Eindrücke mit einer Vielzahl von Anekdoten zu verknüpfen, die dem Leser wie der kleinen Mehrnousch in Erinnerung bleiben. Dabei kontrastiert die kindliche Wahrnehmung die der Erwachsenen, zeigt Neugier neben Ernüchterung, Hoffnung neben Hoffnungslosigkeit. Zeitgeschichtliche Fakten erfahren wir des Öfteren durch von Mehrnousch mitgehörte Dialoge der Erwachsenen. So wird der Text beeindruckend dicht und kombiniert persönlich Bedeutsames mit historischer Fundierung.

Der LesePeter ist eine Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW für ein herausragendes, aktuelles Buch der Kinder- und Jugendliteratur. Die ausführliche Rezension (mit pädagogischen Hinweisen) ist im Internet unter www.ajum.de (LesePeter) abrufbar.

www.gew-thueringen.de/marktplatz/buchtipps/ Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Thüringen · Heinrich-Mann-Straße 22 · 99096 Erfurt Tel.: 03 61 - 5 90 95 0 · Fax: 03 61 - 5 90 95 60 E-Mail: info@gew-thueringen.de · Internet: www.gew-thueringen.de E-Mail an die Redaktion: tz@gew-thueringen.de Die tz erscheint in den Monaten Februar, April, Juni, September, Oktober und Dezember. Der Bezugspreis für die tz beträgt ab 01. Januar 2013 für Nichtmitglieder 3,10 Euro pro Einzelexemplar zzgl. Porto, das Jahresabo (6 Hefte) 16,80 Euro zzgl. Porto. Das Jahresabonnement kann drei Monate vor Ablauf des Kalenderjahres gekündigt werden. Erfolgt bis zu

diesem Zeitpunkt keine Kündigung, wird das Abo um ein Jahr verlängert. Die Lieferung erfolgt gegen Vorkasse an die GEW-Wirtschaftsdienst GmbH, DKB Bank Berlin, Kto.-Nr.: 1005400559, BLZ: 12030000. Die Abo-Gebühr für Mitglieder der GEW Thüringen ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in jedem Falle der Ansicht des GEW-Vorstandes oder der Redakteure. Die Beschlüsse des Vorstandes sind verbindliche GEW-Meinungen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. Bei allen Veröffentlichungen behält sich die Redaktion Kürzungen vor.

Manuskripte und sonstige Zuschriften für die Redaktion der thüringer zeitschrift (tz) werden an die Adresse der Geschäftsstelle erbeten. Einsendeschluss für Beiträge ist immer der 10. des Vormonats. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Michael Kummer Redaktionsschluss: 10.01.2017 Layout, Satz, Druck: PROOF Druck- und Medienproduktion · Loreen Scheit scheit@proof-ef.de · Eislebener Straße 1c · 99086 Erfurt· Tel: 03 61 · 57 6666 9 E-Mail: info@proof-ef.de · Internet: www.proof-ef.de Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 04 vom 01.01.2013


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VORWORT

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Landesvorsitzende

Es wird nichts so heiß gegessen … … wie es gekocht wird. Das geht mir zumindest häufiger durch den Kopf, wenn ich die bildungspolitischen Debatten verfolge. Da wird ein brisantes Thema durch alle erdenklichen Kanäle gejagt, Unterstützer und Gegner in Stellung gebracht, Für und Wider lautstark ausgetauscht, um dann doch, meist eher leise, zurückzukehren in die konzeptionelle Arbeit, die Zeit und überlegtes Tun ermöglicht. Auch innerhalb unserer Mitgliedschaft verläuft in dieser Diskussion eine feine Linie, die an sich einfach das Meinungsspektrum wiedergibt, aber doch verhindert, mit einer GEW-Stimme sprechen zu wollen. Die ewige Frage ist: Lassen wir die da oben machen, schauen uns hernach das Ergebnis an und wissen dann hinterher einfach alles besser oder nutzen wir alle Möglichkeiten, dieses Gesetz mitzugestalten, begleiten kritisch das gesamte Verfahren, schärfen unsere Forderungen und können dann das Ergebnis fundiert kommentieren und ja, gegebenenfalls auch ablehnen, wenn es den Ansprüchen von Pädagog*innen und Kindern nicht Rechnung trägt? Nach vielen Gesprächen auch mit anderen GEW-Landesverbänden: So schwer das vielleicht auch ist, mitgestalten und das Beste für unsere Kolleg*innen rauszuholen versuchen ist allemal besser als abzuwarten und (heißen) Tee zu trinken. Die Kritik der GEW am nicht immer transparenten Vorgehen hat u. a. dazu geführt, dass das Tempo der Novellierung noch einmal rausgenommen wurde. Mit einem Referentenentwurf ist demnach erst im zweiten Quartal zu rechnen. Mir fallen gerade zwei Themen ein, auf die diese Beschreibung zu passen scheint. Ja zur 13! Es ist unumstritten, dass Thüringen ein attraktiver Standort für Lehrer*innen sein und werden muss. Es ist unbestritten, dass für einen Teil der Pädagog*innen der Status Beamter/Beamtin wichtig erscheint. Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet eine rot-rotgrüne Regierung auf die Idee kommt, wieder zu verbeamten. Es ist aber noch erstaunlicher, dass diese Landesregierung offensichtlich die Kluft zwischen den Einkommensbedingungen der Bundesländer nicht beseitigen will. Im Zuge der Diskussion um die Verbeamtung hat die GEW Thüringen immer klar gemacht, dass eine höhere Eingruppierung der Regelsschullehrer*innen von derzeit E 11 nach E 13 bzw. von A 12 nach A 13 zwingende Voraussetzung ist, will man ernsthaft etwas gegen die Abwanderung vor allem dieser Lehrkräfte tun. Solange in Bayern, Hessen und selbst in Sachsen Regelschullehrer*innen mehr verdienen, wird sie allein der Beamtenstatus nicht in Thüringen halten. Die Entscheidung zur Verbeamtung war zum Ende des Jahres 2016 angekündigt, sie soll nun erst Anfang 2017 fallen und frühestens zum Schuljahr 2017/18 umgesetzt werden. Ja zur Inklusion! Die Koalition hat sich vorgenommen, aus dem Schulgesetz und dem Förderschulgesetz ein Inklusives Schulgesetz zu schaffen. Dass unsere Kolleg*innen dieses Thema mit argwöhnischem Auge begleiten würden, war zu erwarten. Lange gärte das Thema, ohne dass irgendjemand so recht wusste, was genau in diesem Inklusiven Schulgesetz stehen sollte. Seit November sind zumindest die Eckpunkte für die Inklusion bekannt und schon passiert, was passieren musste: Ablehnung auf der einen, Forderungen auf der anderen Seite, vehement vorgetragen, so muss das schon sein.

Ja zum (Warn-)Streik! Sechs Prozent umfasst das Gesamtpaket, dass die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes – ver.di, GEW, GdP und IG BAU – im Länderbereich fordern. In diesem Gesamtpaket steckt neben der allgemeinen Entgelterhöhung die Forderung nach einer Einführung der Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15 in Verbindung mit einer sozialen Komponente. Dies, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist für Euch, die ihr schon recht lange in eurer Endstufe verharrt. Gelingt es uns gemeinsam, die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zu überzeugen, dann gibt es für euch noch einmal richtig was oben drauf. Ein weiteres Ziel ist, die Tabelle des Sozial- und Erziehungsdienstes im TVöD endlich auch auf den TV-L zu übertragen. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass Erzieher*innen in Ländern und Kommunen unterschiedlich bezahlt werden. Gerade die in den Landesdienst zurückgekehrten Horterzieher*innen würden von einer Angleichung profitieren. Gleiches Geld für gleiche Arbeit, dafür sollte der öffentliche Dienst als Vorbild vorangehen. Wie in den Jahren zuvor kämpfen wir auch in dieser Tarifrunde um die Eindämmung des Befristungsunwesens vor allem in der Wissenschaft. Last but not least: Die Gewerkschaften fordern die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamt*innen. Dies alles gibt es aber nicht umsonst: Ihr müsst bereit sein, unseren Aufrufen zu Aktionen zu folgen und Euren Forderungen auch auf der Straße Nachdruck verleihen! Mit guten Wünschen für einen kämpferischen Start, Kathrin Vitzthum Landesvorsitzende


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GANZTAGSSCHULE IN THÜRINGEN: PRAXIS, PERSONAL UND PROBLEME

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Was sind eigentlich Ganztagsschulen? Unter Ganztagsschulen werden laut Kultusministerkonferenz Schulen verstanden, bei denen im Primar- oder Sekundarbereich I: • an allen Tagen des Ganztagsbetriebs den teilnehmenden Schüler*innen ein Mittagessen bereitgestellt wird, • die nachmittäglichen Angebote unter der Aufsicht und Verantwortung der Schulleitung organisiert, in enger Kooperation mit der Schulleitung durchgeführt werden und in einem konzeptionellen Zusammenhang mit dem vormittäglichen Unterricht stehen.

Es werden drei Formen unterschieden: 1. Voll gebundene Form der Ganztagsschule In der voll gebundenen Form werden Unterricht und Zusatzangebote entsprechend eines pädagogischen Konzepts an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden für alle Schüler*innen verpflichtend organisiert. 2. Teilweise gebundene Form Die teilweise gebundene Form entspricht der voll gebundenen Form, allerdings nicht für alle Schüler*innen der Schule. Diese Form kann ein Einstieg in die Umorganisation der gesamten Schule zu einer voll gebundenen Form sein, die in den darauf folgenden Jahren in die anfangs nicht berücksichtigten Jahrgangsstufen hineinwächst. 3. Offene Form In der offenen Form ist ein Aufenthalt verbunden mit einem Bildungs- und Betreuungsangebot in der Schule an mindestens drei Wochentagen von täglich mindestens sieben Zeitstunden für die Schüler*innen nötig. Die Teilnahme an den ganztägigen Angeboten ist jeweils durch die Schüler*innen oder deren Erziehungsberechtigte verbindlich zu erklären.

Ganztag an einer Gemeinschaftsschule

„Hier gibt es Lehrer zum Anfassen!“ – Die Thüringer Gemeinschaftsschule Tabarz Mit Beginn des Schuljahres 2015/16 wurden aus der Grundschule und der Regelschule Tabarz eine Gemeinschaftsschule (TGS) von Klasse 1-10, derzeit mit 283 Schülern. „Eine TGS ohne Ganztagskonzept geht nicht“, ist die engagierte Schulleiterin Frau Geißler überzeugt und hat mit ihrem Team das bereits in der Regelschule erprobte Konzept einer gebundenen Ganztagsschule speziell für Klasse 5 und 6 weiterentwickelt. Wir besuchten diese Schule am 3. Januar 2017, um mit der Schulleitung über die Gründe der Entstehung und die Entwicklung ihrer TGS zu sprechen. Neben inhaltlichen und pädagogischen Aspekten interessierte uns aus gewerkschaftlicher Sicht aber auch der Arbeitsaufwand für die Kolleginnen und Kollegen und die Voraussetzungen für das Gelingen eines Ganztagskonzeptes. Die Schulleitung sieht als wichtigste Grundlage ein motiviertes Team, das bereit für Veränderungen ist, die zwar mit mehr Arbeitsaufwand verbunden sind, die sich aber für die ganze Schule auszahlen: für Schüler*innen, die sich mit ihrer Schule verbunden fühlen, für Lehrer*innen und Erzieher*innen, die sich Zeit nehmen, zuzuhören und so Kontakte auch außerhalb des Unterrichtes zu ihren Schülerinnen und Schülern pflegen können und für Eltern, die sich um die ganztägige Betreuung ihrer Kinder keine Sorgen zu machen brauchen. Ein Beleg dafür, dass das Ganztagskonzept ankommt,

war unlängst die Begegnung Frau Geißlers mit einem ehemaligen Schüler anlässlich eines Schulfestes. Der sagte: „Hier gibt es Lehrer zum Anfassen!“ Auch das ist ein Grund, weshalb sich zunehmend Eltern bewusst für eine Anmeldung ihrer Kinder an der TGS Tabarz entscheiden. Bei der ganztägigen Betreuung muss die Schule allerdings oft auch Erziehungsaufgaben übernehmen, zu denen die Eltern nicht oder nur unzureichend in der Lage sind. Auch wenn eine Ganztagsschule nicht alle Probleme lösen kann, der Schulalltag wird ruhiger und entspannter mit zufriedeneren Schüler*innen und Lehrer*innen. Wie wird der ganze Tag an der TGS Tabarz gestaltet? Bei der Planung und Organisation des Ganztagskonzeptes musste nicht alles neu erfunden werden. Nach mehreren Fortbildungen u. a.


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GANZTAGSSCHULE IN THÜRINGEN: PRAXIS, PERSONAL UND PROBLEME

bei Schulen mit entsprechenden Erfahrungen, entwickelten sich folgende Schwerpunkte: • Der Unterricht wird in 3-4 Blöcken von jeweils 80 Minuten (ohne störendes Klingelzeichen) zugunsten methodischer Vielfalt, die insbesondere den 1-Stunden-Fächern zugutekommt, durchgeführt. Die Rhythmisierung des Unterrichtes kommt bei den Schüler*innen und Lehrer*innen sehr gut an. Die Blöcke entsprechen allerdings nicht vergleichbaren Doppelstunden. Wo stecken die jeweils fehlenden restlichen 10 Minuten? Zeit

Bezeichnung

Dauer

07:45-09.05

Block 1

80 min

Hofpause

20 min

Block 2

80 min

Pause

10 min

Block 3

80 min

Mittagspause

35 min

Lernzeit

50 min

Pause

10 min

14:00-14:40

7. Stunde

40 min

14:00-15:20

Block 4

80 min

09:30-10:50 11:00-12:20 13:00-13:50

• „Hausaufgaben sind überholt“, ist sich Schulleiterin Frau Geißler sicher und weiß ihr Team hinter sich. Die Schule hat zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes und zur Förderung des unterschiedlichen Leistungsniveaus für alle Fünft- und Sechstklässler von Montag bis Donnerstag nach der Mittagspause (Verpflegung und Spiel) jeweils von 13:00 bis 13:50 Uhr die sogenannte Lernzeit verpflichtend eingeführt. Am Montag erhalten die Schüler*innen für diese Lernzeit einen Wochenplan. Insbesondere für Mathematik, Deutsch und Englisch, aber auch wechselnd für die Nebenfächer gibt es Pflicht- und Zusatzaufgaben auf verschiedenen Levels. Die Schüler*innen schätzen die Erreichung der Ziele selber ein und legen den Wochenplan am Donnerstag Lehrern und Eltern zur Unterschrift vor. Die Lehrer*innen kontrollieren die Aufgaben stichprobenartig oder komplett, um den Schüler*innen einerseits so eine Rückmeldung über ihre Lernzuwächse zugeben andererseits eine Verbesserung ihrer Zensuren zu ermöglichen. • Ein weiterer Schwerpunkt des Ganztagskonzeptes sind die Arbeitsgemeinschaften (AG), die von den Lehrern angeboten werden. Einmal wöchentlich finden u. a. statt: Chor, Ballsport, Schwimmen, Geschichts-AG und Spiele-AG. Für die Klassen 1 bis 6 unterstützen Vereine und der Jugendpfleger des Ortes die Schule mit weiteren Angeboten wie Schach, Handball, Trachtentanz und Yoga. Alles kostenfrei für die Schüler. Nach 3 Wochen „schnuppern“ am Anfang des Schuljahres nehmen die Schüler*innen der TGS dann verpflichtend an einer AG teil. Bei unserem Schulbesuch konnten wir einen Blick in den Computerraum werfen, wo gerade die „denkmal aktiv“-AG mit 12 Schüler*innen und der Geschichtslehrerin Frau Bauer zu Kirchen in Tabarz recherchierten und einen Zeitungsartikel vorbereiteten. Geplant ist demnächst ein Besuch eines Restaurators. Die Kosten dafür werden wie bereits bei mehreren Erkundungen (Dom in Erfurt, Naumburg) aus finanziellen Zuwendungen nach einer Bewerbung bei „denkmal aktiv“ bestritten. Das Ganztagskonzept der TGS hat mit guten Ideen und viel Engagement der Kolleg*innen begonnen und ist von Schüler*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern gut angenommen wor-

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den. Positiv zu erwähnen ist, dass es nach erfolgreicher Bewerbung schon zweimal eine finanzielle Unterstützung in Höhe von jeweils 1500,- Euro für die Umsetzung des Ganztagskonzeptes vom Landratsamt gab. Fehlendes Personal und Abordnungen verhindern Umsetzung des Konzepts Aber sobald personelle Engpässe, insbesondere durch Langzeiterkrankungen entstehen, kommt die Schule an ihre Grenzen. Auf eine Vertretungsreserve kann die Schule nicht zurückgreifen. Die zusätzlichen 20 Lehrerwochenstunden (LWS) für die TGS im Aufbau und 10 LWS für die Umsetzung der Ganztagsschule können dann nicht in vollem Umfang genutzt werden, denn die Unterrichtsabsicherung geht vor. Zurzeit können nur 11 von 20 LWS bzw. 5 von 10 LWS genutzt werden. Aber auch ohne Krankheitsfälle wären für eine Ganztagsbetreuung mindestens 20-25 LWS notwendig, schätzt die Schulleiterin Frau Geißler ein. Als äußerst kontraproduktiv bewertet die Stellvertreterin Frau Herzog die zunehmende Praxis der Abordnungen. „Die Schule braucht Verlässlichkeit und Kontinuität bei der Personalplanung, damit die TGS als Ganztagsschule funktionieren kann.“ Außerdem sei es an der Zeit, so Frau Herzog, dass die Arbeitszeit für Lehrer neu definiert wird, eventuell ganz neue Arbeitszeitmodelle greifen. Ganztagsbetreuung ist nun mal weit mehr als nur Unterricht. Regelmäßig notwendige Teamabsprachen und der organisatorische Aufwand, um nur zwei Punkte zu nennen, sind auch Arbeitszeit. Nichtdestotrotz lassen sich die Kolleg*innen nicht von Problemen abhalten an der weiteren Entwicklung der Ganztagsschule zu arbeiten. Nächstes Ziel ist die Einführung des Blockunterrichtes in den Klassen 1 bis 4. Damit wären die Pausenzeiten für alle gleich, Lehrer*innen und Erzieher*innen könnten besser zusammenarbeiten, Erzieher*innen im Unterricht mit eingesetzt werden und damit auch deren Beschäftigungsumfang erhöht werden. Das ist übrigens auch ein Schwerpunkt der GEW Thüringen. Fazit Wir haben bei unserem Besuch gesehen – Ganztagsschule bringt Schüler*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen und Eltern einen Mehrwert. Es bedeutet aber auch Wille, Motivation und hohes Engagement der an Schule Tätigen. Um dies zu erhalten, müssen die Rahmenbedingungen stimmen! Insbesondere sind dies ausreichend qualifiziertes Personal durch Einstellung junger Kolleg*innen, die Einrichtung einer tatsächlich verfügbaren Vertretungsreserve und die Anrechnung des zusätzlichen Arbeitsaufwandes in die Arbeitszeit. Wir bedanken uns für das interessante und informative Gespräch mit der Schulleitung und wünschen weiterhin viel Erfolg bei der Entwicklung der TGS Tabarz als Ganztagsschule!

Kristina Argus und Andreas Heimann AG TGS der GEW Thüringen


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GANZTAGSSCHULE IN THÜRINGEN: PRAXIS, PERSONAL UND PROBLEME

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Ganztag am Gymnasium

Mehr Zeit zum Lernen: Gymnasium Ernestinum in Gotha bietet offene Ganztagsbetreuung an

Foto: Jana Scheiding

Mittwochnachmittag am Gymnasium „Ernestinum“ in Gotha (siehe Foto): In einem Klassenzimmer in der ersten Etage sind fast alle Bankreihen besetzt. Etwa zwanzig Schüler*innen beugen sich über ihre Schulhefte und schreiben emsig.

Schulleiter Dr. Lutz Wagner diktiert einen Text. „... den süßen Früchten konnte er nicht widerstehen...“ Die Schülerin an der Tafel schreibt „wiederstehn“. Diktate sind für die Fünft- und Sechstklässler Bestandteil des schulinternen Lehrplans. „Im Unterricht haben die Lehrer oft nicht die Zeit, auf jeden einzelnen Schüler einzugehen, zum Beispiel um typische Schwächen auszuloten. Deshalb bieten wir dienstags, mittwochs und donnerstags eine Hausaufgabenbetreuung mit anschließender individueller Förderung an. Rechtschreibfehler zum Beispiel können wir sofort berichtigen und auswerten“, erklärt Dr. Wagner. Ein zentraler Punkt in unserem Ganztagskonzept ist die individuelle Förderung in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Jedem dieser Fächer wurde ein Wochentag zugewiesen: Dienstag – Mathematik, Mittwoch – Deutsch und Donnerstag – Englisch. Die erarbeiteten Fachkonzepte für die Kernfächer orientieren sich an den in Thüringen gültigen Lehrplänen und dienen den beteiligten Fachlehrer*innen als Arbeitsgrundlage. Anspruch ist es, die in den Klassen unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer in die Förderung mit einzubinden. Dies gelingt aufgrund des aktuellen Stundenplanes nicht immer. Zur Unterstützung der Hausaufgabenbetreuung werden ebenfalls ausgewählte Schüler*innen der Klassenstufen 11 und 12 eingesetzt, welche am Ende des Schuljahres eine Einschätzung erhalten. Die vom Ministerium zur Verfügung stehenden Stunden reichen bei weitem nicht aus, um das anspruchsvolle Programm der teilweise gebundenen Ganztagsbetreuung am Ernestinum umzusetzen. Dies gelingt nur durch motivierte Kolleginnen und Kollegen, insbesondere der jüngeren Generation, sowie durch die Einbindung von Schüler*innen und in der Ausbildung befindlichen Lehramtsanwärter*innen. Ganztagsbetreuung am Gymnasium Ernestinum in Gotha ist nicht verbindlich, doch Schulleiter Wagner hält das Modell für unverzichtbar. Ihm ist wichtig, dass die Schüler*innen einen Ansprechpartner haben: „Für viele Schüler ist der Übergang von der Grundschule zum Gymnasium ein harter Schnitt. Wir wollen den Schülern in den Kernfächern Mathematik, Englisch und Deutsch zusätzliche Angebote unterbreiten.“ Weit über die Hälfte der Fünftklässler nehmen das Ganztagskonzept an. Oskar (11 Jahre) findet gut, dass er an Ort und Stelle fragen kann, wenn er etwas nicht verstanden hat. Und auch Kelly (10) geht jetzt beruhigter zur Schule: „Deutsch ist mein schwaches Fach, deshalb bin ich froh, dass es dieses Angebot gibt.“ Trotz des Lernens am Nachmittag sind die Ernestiner in ihren Freizeitakti-

vitäten nicht eingeschränkt. „Über 50 Prozent unserer Schüler spielen ein Instrument“, weiß der Schulleiter. „Darauf müssen sie auch künftig nicht verzichten, weil sie sich den Tag aussuchen können, an dem sie an der Nachmittagsbetreuung teilnehmen.“ Das Ganztagskonzept bildet eine zeitgemäße Antwort auf die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. So unterstützt das Konzept die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es berücksichtigt gleichsam die Ansprüche der Familien, in denen beide Elternteile voll berufstätig sind, der stetig wachsenden Anzahl der alleinerziehenden Eltern als auch der Familien mit Migrationshintergrund. Die positiven Rückmeldungen, die die Schule aus der Elternschaft der gegenwärtigen Klassenstufen 5 und 6 erreichen, resultieren nicht zuletzt aus eben diesem Umstand. Den oben genannten Zielen der Verknüpfung von Bildung, Erziehung und Betreuung wird in den drei festen Bestandteilen des Ganztagsangebotes Rechnung getragen: der Mittagspause, der Lernzeit und den Arbeitsgemeinschaften. Montag bis Freitag stehen in der Zeit von 13:45 bis 16:00 Uhr für alle Schüler*innen der Schule weitere AG-Angebote in Sport, Schach, Kunst und Musik zur Verfügung. Die durch Lehrerinnen und Lehrer angeleitete Lernzeit bildet das Bindeglied zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht. Im Mittelpunkt steht die Erledigung der Hausaufgaben in individuellem Tempo, das Angebot gezielter Hilfestellungen und Förderungen sowie die Förderung des selbstständigen Arbeitens. Übersicht der Ganztagsangebote (ohne Sport) im Schuljahr 2015/16:

Das entwickelte Ganztagskonzept für die Schüler*innen der Klassen 5 und 6 startete im Schuljahr 2013/14 in der Erprobungsphase. Aufgrund der sichtbaren Erfolge bei der Umsetzung wurde vom Staatlichen Schulamt Westthüringen die Genehmigung als teilweise gebundene Ganztagsschule zum Schuljahr 2015/16 erteilt. Das derzeitige Konzept wurde mit Unterstützung der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ in Thüringen evaluiert. Team Ganztagsbetreuung am Gymnasium Ernestinum Gotha


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GANZTAGSSCHULE IN THÜRINGEN: PRAXIS, PERSONAL UND PROBLEME

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Rückblick

Die Entwicklung der Grundschulhorte Wie jedes Thema, so muss auch Ganztagsschule, und damit eng verknüpft das Thema Grundschulhorte, in ihre zeitlichen wie inhaltlichen Kontexte eingeordnet werden. Wer anders als Petra Rechenbach, ihres Zeichens Bildungsreferentin der GEW Thüringen von 1991 bis 2016, wäre dazu in der Lage? Hier ihr Bericht über die Entwicklung der Grundschulhorte: Die Erzieher*in absolvierte ein Fachschulstudium an den Instituten für Lehrerbildung und hatte im Rahmen Ausbildung eine Lehrbefähigung in ein oder zwei sogenannten Nebenfächern der Unterstufe. Sie arbeiteten eng mit den Lehrer*innen und der Klassenlehrer*in zusammen. Hospitationen im Unterricht und Beratungen mit den Lehrer*innen über gemeinsame Aktivitäten und Vorhaben fanden regelmäßig statt. Dabei wurden auch auftretende Probleme aus den Bereichen Lernen, Leistung und Verhalten der einzelnen Kinder besprochen. Die Entwicklung nach der Wende

Die Horte in der DDR In der DDR gehörte der Schulhort im Rahmen der Tageserziehung fest zum Schulkonzept und war Bestandteil des Bildungswesens. Er hatte einen Betreuungs- und Bildungsfunktionsauftrag und es gab einen Plan, mit Bildungszielen, ähnlich wie der Lehrplan. Er war von der damaligen Ideologie geprägt. Im Jahr 1989 waren 81 % der Schüler*innen der Klassenstufen eins bis vier im Schulhort angemeldet. In der Mittagspause oder nach dem Ende des Unterrichts gingen die Unterstufenklassen zum Mittagessen. Schulküchen und Speiseräume waren an allen Schulen seit den 1950er Jahren vorhanden. Anschließend waren sämtliche erteilten Hausaufgaben des Schultags zu erledigen. Es wurde gesteigerter Wert auf die gediegenen Grundfertigkeiten Disziplin, Ordnung, Sauberkeit, Strebsamkeit, Beharrlichkeit und Fleiß gelegt; die Kinder hatten ruhig, konzentriert und mit Mindestanforderungen an die äußere Form zu arbeiten. Hatte ein Kind die Aufgaben gelöst, legte es die Ergebnisse der*dem für die Hortgruppe verantwortlichen Erzieher*in vor. Die*der Erzieher*in (meistens Frauen) unterschrieb zum Zeichen des Einverständnisses oder wies gegebenenfalls auf Fehler oder Unzulänglichkeiten in der Form hin. Mit der Unterschrift unter die Hausaufgabe konnte das Kind den Arbeitsbereich verlassen und bis zum Ende seiner Hortzeit frei spielen.

Mit dem Übergang in ein anderes Bildungswesen gab es dann die Grundschule und den Grundschulhort. Das Land hatte die volle Verantwortung für Grundschulhorte. Jedes Kind in Thüringen hat vom Schuleintritt bis zum Abschluss der Grundschule einen Anspruch auf Hortbetreuung. Der Schulhort in Thüringen ist organisatorischer Teil der Grundschule und sein Besuch ist freiwillig. Er versteht sich als eine Familien ergänzende und den Unterricht unterstützende Einrichtung, fördert die Selbständigkeit der Kinder, schafft Voraussetzungen, soziales Verhalten zu üben, verantwortlich zu handeln und den individuellen Bedürfnissen und Neigungen nachzugehen. Für Grundschulkinder besteht ein Anspruch auf Förderung in einem Hort an einer Grundschule von montags bis freitags mit einer täglichen Betreuungszeit von zehn Stunden unter Anrechnung der Unterrichtszeit. Die Erzieher*innen waren damals ausschließlich Landesbedienstete, mussten aber eine Nachqualifizierung zur staatlich anerkannten Erzieher*in absolvieren. Seit diesem Zeitpunkt findet die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieher*in an Beruflichen Schulen statt. Nach Abschluss der Ausbildung können sie in Kindergärten, -krippen, Horten, Heimen oder auch im Jugendbereich arbeiten. In den anderen neuen Bundesländern gab es eine andere Entwicklung, denn dort sind die Horte gleich nach der Wende in kommunale Trägerschaft übergegangen, auch das Personal. Einige Erzieher*innen in Sachsen-Anhalt als pädagogische Mitarbeiter*innen sind an den Grundschulen geblieben. Zum größten Teil sind die Horte an die Kindergärten angegliedert. Außerdem sind viele Einrichtungen in freie Trägerschaft übergegangen. In Thüringen hat es viele Kindergärten betroffen. Grundschulen und Horte haben sich nach der Wende auf Wege gemacht und eigene Bildungs-und Erziehungskonzepte erarbeitet. Einen Bildungsplan für die Nachmittagsbetreuung gab es nicht, außer dem Lehrplan für den Unterrichtsablauf. Lediglich der Bildungsauftrag im Schulgesetz, in der Schulordnung und in den Verwaltungsvorschriften war bindend. In den Konzepten wurde die Zusammenarbeit zwischen Lehrer*innen und Erzieher*innen, die Organisation des Schulalltages und Bildungsangebote festgeschrieben. Danach wurde in den meisten Grundschulen der Schulvormittag auch von den Erzieher*innen im Unterricht oder bei Unterrichtsbegleitungen unterstützt. Außerdem bietet jeder Hort einen Früh- oder Späthort an. Mitte der 90er Jahre wurde die Rhythmisierung des Tagesablaufes eingeführt. Sie hat eine ausgewogene Verteilung von Anspannungs-


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GANZTAGSSCHULE IN THÜRINGEN: PRAXIS, PERSONAL UND PROBLEME

und Entspannungsphasen im Tagesablauf der Kinder beinhaltet. Dadurch sollten neurobiologische und physiologische Aspekte des Lernens stärker berücksichtigt werden. Personalentwicklung Die GEW hat die Entwicklung der Grundschuhorte von Anfang an begleitet. In der ersten Zeit standen vor allem die Arbeitsbedingungen der Erzieher*innen auf der Tagesordnung. Die demographische Entwicklung mit weniger Kindern und daraus resultierenden Personalüberhang betraf auch die Beschäftigten im Hort. Der Kampf um die Arbeitsplätze, gute Arbeitsbedingungen, wie Bezahlung und ausreichend Personal standen von Anfang an auf der Tagesordnung der GEW. Eine erste Auswirkung spürten die Erzieher*innen mit der Herabsetzung ihres Beschäftigungsumfanges von 100 % auf 80 %. Grund dafür war die angebliche unzureichende „Auslastung“ über den ganzen Tag. Mit dem Floating Programm (1997 bis 2008) der Landesregierung wurden Entlassungen verhindert. Aber mögliche Sparmaßnahmen im Personalbereich der Beschäftigten im Grundschulhort spielten in den Haushaltsdebatten der Thüringer Landesregierung eine große Rolle. Immerhin betraf es fast 2000 Stellen im Landesdienst. Die Absicht, die Verantwortlichkeit für das Hortpersonal vom Land auf die Kommunen und auf freie Träger zu übertragen, gab damals Minister Dieter Althaus in seiner Regierungserklärung im September 2004 bekannt. Im Rahmen eines Konzeptes für „Bildung und Betreuung von 2 bis 16“ sollten im Grundschulbereich außerschulische Betreuungsangebote ebenso ermöglicht wie, wenn gewünscht, Ganztagsschulen in gebundener Form. Nach der Ankündigung des Ministerpräsidenten wurde das Konzept in die öffentliche Debatte gebracht. Dieses Konzept löste einen breiten Widerstand bei Parteien, Gewerkschaften, Verbänden, Trägern von Kinder- und Jugendeinrichtungen, Wirtschaftsverbänden und auch den kommunalen Spitzenverbänden aus. Die Chronologie der weiteren Entwicklung – Einige Eckdaten: • Bündnis zum Erhalt der Grundschulhorte wird von der GEW ins Leben gerufen. • Demo am 25.02.2005 vor dem Landtag!

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• April 2005: Verkündung der Familienoffensive der Landesregierung. • Das Konzept „Bildung und Betreuung von 2 bis 16“ verschwindet langsam in der Schublade. • Hortkommunalisierung ist auch Bestandteil der Familienoffensive. • S ommer 2005: befristete Einstellung von über 200 Horterzieher*innen bis 31.07.2007 • November 2005: Thüringer Landeselternverband Kindertagesstätten beschließt Volksbegehren. • 03.12.2005: Demo zum CDU-Parteitag in Altenburg. Nur eine Gegenstimme bei Abstimmung zur Familienoffensive; über 50 % der Delegierten stimmen nicht mit ab. • 07.12.2005: Beschluss zur Änderung des Kita-Gesetzes durch den Landtag • 08.12.2005: Landkreistag fordert Übernahme von Horten nur mit Grundschulen • Demo vor dem Landtag • 2006: Das Konzept Bildung und Betreuung von 2 bis 16 verschwindet vollkommen. • Der Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre wird erarbeitet und geht in die Probephase und ist die inhaltliche Grundlage der Hortarbeit. Die GEW Thüringen startet die Hortkampagne „Keine Trennung von Grundschule und Hort“. Trotz massiver Proteste wurde die Hortkommunalisierung vorangetrieben. 2006 forderte der Landkreistag die Gesamtübernahme von integrierten Ganztagsangeboten (GS + Hort) mit Finanzierungspakt. 2007 liefen die konkreten Vorbereitungen für die Erprobungsmodelle mit einer Laufzeit bis 2012 in vier Landkreisen und einer Stadt an. Daraus entstand das „Pilotprojekt zur Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule“ in einer Erprobungsphase. Das Land zahlte die vorhandenen Erzieher*innen weiter, das Land erstattete den Schulträgern die Personalkosten für weiteres notwendiges Personal. Das Personal wurde von den Schulträgern eingestellt, in der Regel befristet auf Teilzeitstellen, meistens 50 % und in S 6. Es gab neue, zusätzliche Angebote in den Horten, oft Arbeitsgemeinschaften, angeboten von Honorarkräften. Neue Stellen an den Horten die nicht im Modellprojekt sind, werden nur mit 50 % Stellen besetzt. Ziel des Konzeptes war die Schaffung regionaler Bildungslandschaften, die differenzierte Formen der ganztägigen Betreuung, Erziehung und Bildung ermöglichen sollte. Unter Einbeziehung örtlicher, regionaler Ressourcen ist ein Netzwerk von Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsangeboten geschaffen worden. Dazu wurden in den beteiligten Landkreisen und kreisfreien Städten entsprechende Leitlinien entwickelt. Im Mittelpunkt der Angebote stand eine offene Ganztagsgrundschule in verstärkter kommunaler Verantwortung. Die inhaltliche Konzeption dieser Grundschule hat sich an den Leitlinien orientiert. Drei Viertel der Landkreise beteiligten sich am Modellprojekt Die Entwicklung der Grundschulhorte verlief in den einzelnen Kreisen sehr unterschiedlich. Im Vorfeld der Entscheidung – wie weiter mit dem Modellprojekt nach 2012 – ist am 03. November 2011 das „Bündnis zum Erhalt der Thüringer Grundschulhorte“ mit Elternvertreter*innen, GEW und Parteien wieder aktiv geworden. Der Bündnisgründung war eine gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Thüringer Grundschulen und Grundschulhorte vorausgegangen. Seit dem 03. September 2011 hatten insgesamt 15.336 Menschen aus Thüringen die Erklärung unterzeichnet und sich damit für eine Weiterentwicklung der Grundschulhorte unter konkreten Bedingungen ausgesprochen.


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Diskussionsrunde von Bildungsgwerkschafter*innen und Bildungspolitiker*innen während der Präsentationsveranstaltung des Konzepts „Ganztagsschule von Anfang an!“ am 12.06.2015

Im Wesentlichen geht es um die Sicherung eines ausreichenden und pädagogisch sinnvollen ganztägigen Betreuungs-, Erziehungsund Bildungsangebotes für alle Kinder in Verantwortung des Landes. Dazu gehört die Bereitstellungen der notwendigen personellen und materiellen Ressourcen sowie die vernünftige Gestaltung und Sicherung der Arbeitsbedingungen. Auf Grund der Proteste wurde das Modellprojekt bis 2016 verlängert. Die Thüringer Landesregierung hat entschieden, die Verantwortung für die Thüringer Schulhorte wieder komplett zurück zum Land zu holen. Das Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule lief zum 31. Juli 2016 aus. Im gesamten Zeitraum steht und stand die Entwicklung von Ganztagsschulen im Blickpunkt der Bildungspolitik. Vor allem in Auswertung verschiedener wissenschaftlichen Studien wurde eine positive Entwicklung der Kinder in einem rhythmisierten Ganztag bescheinigt. Deshalb hat die GEW Thüringen in einem Bildungspolitischer Leitantrag und einem Konzept „Ganztagsschule von Anfang an“ ihre Ziele und Ansprüche festgeschrieben. Mit dem vorliegenden Konzept konkretisiert und definiert die GEW die Vorstellungen von Ganztagsschule. Viele Schulen haben u. a. im Modellprojekt bereits gute Erfahrungen gemacht. Es müssen jedoch bestimmte Gesetze und Verordnungen überarbeitet werden, um eine qualitative Entwicklung im Bereich Ganztagsschule erreichen zu können. Das stellt die GEW vor die Aufgabe, dafür einerseits pädagogische Konzepte zu entwickeln, andererseits die dann sich ändernden Arbeitsbedingungen in den Blick zu nehmen.

Wichtige Forderungen der GEW sind: • Die Grundschulen müssen finanziell und personell so ausgestattet sein, dass sie ihre Aufgaben als Ganztagsschule umfassend erfüllen können. • Der Beschäftigungsumfang der Erzieher*innen beträgt 100 %. • Erzieher*innen werden grundsätzlich unbefristet eingestellt. • Nur so ist die konsequente Umsetzung von Inklusion und Rhythmisierung im Unterricht und bei außerunterrichtlichen Angeboten gewährleistet. • Pädagogische Arbeit, Gestaltung des Nachmittags oder Beratung erfordert gut ausgebildetes Fachpersonal. • Bessere Absprachen für die Arbeit mit dem Kind durch unterschiedliche Beobachtungssituationen und Binnendifferenzierung sind nur im Mehrpädagog*innensystem möglich. • Entwicklung von gemeinsamen Erziehungspartnerschaften gegenüber Eltern und Institutionen. • Möglichkeiten von Qualifizierungen, z. B. Heilpädagogik oder Weiterbildungen Inklusion für Erzieher*innen müssen gegeben werden. Das gesamte Konzept und weiteres Material ist auf der Homepage der GEW Thüringen zu finden: www.gew-thueringen.de/schule/grundschule/ganztagsschule

Petra Rechenbach 1991-2016 Referentin für Bildung in der GEW Thüringen


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Was vom Tage übrig blieb

Zur Situation der Erzieher*innen in den Ganztagsschulen Die GEW Thüringen hat die Beendigung des Modellprojekts zur Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule inklusive des Betriebsübergangs der Beschäftigten zum Land im Sinne der Mitgliederinteressen stets kritisch begleitet und für Verbesserungen geworben. Und nun? Die Situation in den Modellregionen stellte sich vor dem Betriebsübergang wie folgt dar: 1. Die Kollegien waren mehrfach gespalten. Zum einen in Lehrer*innen und Erzieher*innen, die neben ihren unterschiedlichen Arbeitsaufgaben in der Institution Grund- bzw. Ganztagsschule über verschiedene tarifliche Bedingungen verfügten und einem anderen Dienstherren unterstanden. Zum anderen wirkte sich diese Differenzierung bis hin in das Erzieher*innen-Team aus. Es gab noch vor dem Modellprojekt eingestellte und somit dem Landesdienst zugehörige Erzieher*innen und eben die neueingestellten kommunalen Erzieher*innen. Beide Gruppen führten die gleiche Tätigkeit aus, wurden aber als Arbeitnehmer*innen sehr unterschiedlich behandelt. 2. Die Befristung der Arbeitsverträge für die im Modellprojekt eingestellten Erzieher*innen wirkte sich ebenfalls negativ aus. Den Beschäftigten war nie klar, ob es für sie eine Perspektive in der Thüringer Ganztagsschule geben würde. Die Binnendifferenzierung und die Perspektivlosigkeit sind heute – nach Beendigung des Modellprojekts und dem Betriebsübergang der kommunalen Beschäftigten zum Land Thüringen – aufgehoben. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. • Denn erstens wechselten die Kolleg*innen in das zum derzeitigen Zeitpunkt ungünstigere tarifliche Sytem des Tarifvertrags der Länder (TV-L). Dort gibt es – anders als im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Kommunen (TVöD) – für Erzieher*innen keine eigene Entgeltordnung und somit auch keine spezifischen Eingruppierungsregelungen. Neue Abschlüsse mit ihren jeweiligen Tätigkeitsprofilen wie etwa „Kindheitspädagogik“ haben bislang im TV-L keinen Niederschlag gefunden, was die Anerkennung als Fachkraft erschwert. Ohne den Einsatz der GEW Thüringen im Zuge des Betriebsübergangs für eine übertarifliche Anerkennung der neuen Abschlüsse, wären viele Beschäftigte als Nicht-Fachkräfte eingruppiert und somit schlechter bezahlt worden. • Zweitens wird in Thüringen derzeit wieder flächendeckend auf Personalberechnungsmuster zurückgegriffen, die den Betrieb einer echten Ganztagsschule erschweren: Personalschlüssel von 1 zu 25 und Beschäftigungsumfänge von nur zwanzig Wochenstunden bei neueingestellten Erzieher*innen und den Beschäftigten, die immer schon im Landesdienst waren. • Diese Praxis und die tarifliche Schlechterstellung führen drittens dazu, dass es für Erzieher*innen nicht attraktiv ist, im Schulbereich zu arbeiten. Die Situation an den Grundschulhorten ist regional dramatisch. Dauerhafte Unterbesetzungen führen zu einem Qualitätsverlust, sowohl inhaltlich als auch fachlich. Denn zur Umsetzung des Thüringer Bildungsplans benötigt man ausreichend und gut ausgebildetes Personal.

Basierend auf diesen Verschlechterungen herrscht bei den Kolleg*innen vielerorts Demotivation und zum Teil Resignation vor. Sie stellen berechtigterweise die Frage nach dem Sinn und Zweck von Modellprojekten jenseits politischer Profillierung. Sie sehen, dass mit der Beendigung des Modellprojekts Erfahrungen, Errungenschaften und positive Entwicklungen nicht übernommen wurden. Die in den letzten Jahren unter Berücksichtigung kommunaler Besonderheiten etablierten Ganztagsschulstrukturen werden zunehmend in Frage gestellt oder schlichtweg unmöglich gemacht. Denn wie sollen die Kolleg*innen rhythmisierte Strukturen und Netzwerkarbeit aufrechterhalten, wenn ihnen dafür die Zeit und die Kapazitäten fehlen? Wie befördert und erhält man multiprofessionelle Teams, wenn bestimmte Beschäftigtengruppen noch nicht einmal als Fachkräfte anerkannt und somit benachteiligt werden? Umsetzung des GEW-Ganztagsschulkonzepts weiter Aufgabe Die GEW Thüringen wird weiterhin mit ihrem Konzept „Ganztagsschule von Anfang an“, in dem die Vorstellungen zur Ganztagsschule im Interesse der Kinder und der Beschäftigten konkretisiert und definiert sind, an die Thüringer Landesregierung herantreten und dessen Umsetzung fordern. Konkret fordern wir: 1. eine Überarbeitung der Verwaltungsvorschrift zur Zuweisung des Personalschlüssels, d. h. Erhöhung des Faktors für den gemeinsamen Vormittag von jetzt 0,1 pro Schüler auf 0,3 pro Schüler, 2. d ie Anpassung des Berechnungsschlüssel für die Hortkinder an die gewachsenen Aufgaben wie Inklusion und Umsetzung des Thüringer Bildungsplans, und 3. eine Änderung des Schulgesetzes durch Definition von Ganztagsschule, die Festschreibung der Rolle des Erziehers im Ganztag sowie eine verbindliche Formulierung zur Umsetzung des Thüringer Bildungsplans. Als Ansatzpunkt dient uns der zwischen den Parteien DIE LINKE, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE vereinbarte Koalitionsvertrag: „Die Thüringer Grundschulen werden weiter zu Ganztagsschulen entwickelt. Dazu werden im Schulgesetz die Aufgabenbeschreibung, die Qualitätsanforderungen und die Ausgestaltung der Ganztagsschulen erfasst. Wir werden uns mit den Gewerkschaften auf einen festzulegenden und abzusichernden Betreuungsschlüssel verständigen. Grundlage dafür ist die pädagogische und organisatorische Einheit der Ganztagsschule. Weitere differenzierte Formen ganztägiger Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsangebote wollen wir im Rahmen der Stärkung kommunaler Bildungslandschaften fördern.“ (Koalitionsvertrag, S. 48) Dafür werden wir uns im Interesse der GEW-Mitglieder und gemeinsam mit diesen einsetzen! Nadine Hübener Referentin für Bildung


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Elternsicht auf die Ganztagsschule

Ganztagsschule aus der Elternperspektive – Fluch oder Segen? Die Erwerbs- und Familienstruktur unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Heute ist es glücklicherweise gesellschaftliche Normalität, dass beide Elternteile erwerbstätig sein können. Die Familienkonstellationen haben sich verändert und die Quote an Alleinerziehenden ist stark gestiegen.

Wenn Ganztagsschulen (GTS) diese Erwartung erfüllen wollen, dann ist es aus der Sicht der Landeselternvertretung nicht ausreichend, dass Halbtagsschulsystem lediglich um einigen Nachmittagsangeboten ergänzt wird. Eine gelungene Ganztagsschule bedarf, aus Sicht der Eltern, folgender Bedingungen: 1. Eine GTS muss mit einem pädagogischen Konzept verbunden werden. Die Ausarbeitung eines solchen pädagogischen Konzeptes, sollte für alle Schulen, die sich auf den Weg zur Ganztagsschule machen, verbindlich sein. Nur so kann der Ausbau der Ganztagsschulen eine nachhaltige qualitative Veränderung von Schule mit sich bringen und die Familien entlasten. 2. Eine erfolgreiche GTS erfordert eine regelmäßige Teilnahme der Schüler*innen an den Angeboten. Dafür ist die konzeptionelle Verzahnung von Angebot und Unterricht entscheidend. Ein gelungenes Rhythmisierungskonzept, bei dem sich Unterricht und außerunterrichtliche Angebote über den Tag verteilt abwechseln, hilft, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Schüler* innen einzugehen. Die neue Schulkultur, die gute Ganztagsschulen ausmacht, stellt neue didaktisch und organisatorisch Anforderungen an die Lehrkräfte: Wird der Schulalltag rhythmisiert und sind die Lehrer*innen an der Gestaltung der außerunterrichtlichen Angebote beteiligt, dann bedeutet das eine Veränderung der pädagogischen Arbeit in vielfacher Hinsicht. Damit Lehrer*innen ihrer Rolle als Fachlehrer*innen, Erzieher*innen und Kooperationspartner gerecht werden können, brauchen sie vor allem eines: Zeit. Dies erfordert ein verändertes Arbeitszeitmodell, welches sich nicht mehr ausschließlich an den erteilenden Unterrichtsstunden orientiert. 3. In einer Ganztagsschule müssen Lehrer*innen für die Erfüllung ihres Bildungsauftrags, der weit über die Vermittlung von Fachkompetenzen hinausgeht, Kooperation und Teamarbeit mit externen Kooperationspartnern eingehen, um sinnvoll entlastet zu werden. Eine gelungene Ganztagsschule erfordert die Öffnung der Schulen für weitere Kooperationspartner. Das Ganztagsangebot wird nicht nur von der Schule, sondern auch von externen Kooperati-

Landeselternvertretung Thüringen, Foto: LEV Thüringen

Gleichzeitig finden sich, durch rigide Sparpolitik, in vielen Regionen keine ausreichenden soziokulturellen Infrastrukturen wie FreizeitSpiel- und Kulturangeboten, die eine qualitative Förderung der Lernund sozialen Kontaktchancen der Kinder und Jugendlichen ermöglicht. Unter diesen Aspekten können Ganztagsschulen die Lösung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Versorgung mit Lern- und Freitzeitmöglichkeiten darstellen. Im optimalen Fall könnten Ganztagschulen die Teilhabechancen von Familien verbessern, gleichzeitig bestehende Bildungsbenachteiligung abbauen und somit gesellschaftlich integrierend wirken.

onspartnern gestaltet. Dies sind z. B. Sportvereine, Jugendverbände, Musikschulen, Jugendfreizeiteinrichtungen oder auch privatgewerbliche Organisationen und natürlich wir Eltern. Eine solche Zusammenarbeit, die durchaus von unterschiedlichen Interessen oder pädagogischen Vorstellungen geleitet werden kann, ist nicht immer einfach. Die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern sollte klar strukturiert und in dem Konzept verankert werden, um eine Kooperation auf Augenhöhe zu garantieren. 4. B eim Ausbau einer Schule zur GTS muss jede Schule vor Ort mit eigenen Rahmenbedingungen umgehen, die es bei der Schulentwicklung zu berücksichtigen gilt, denn gegen sie lässt sich gute Schule nicht machen. Sie müssen bei Einführung und Ausbau der Ganztagsschule einbezogen werden und über eigene Gestaltungsspielräume verfügen. In der Konsequenz ist ein schrittweiser Ausbau des Ganztagsschulangebots – von der offenen über die teilgebundene zur gebundenen Form – manchmal erfolgversprechender als der erzwungene Einstieg in ein volles Ganztagsschulprogramm. Aber auch wenn sich die Entwicklung der Ganztagsschule an die Bedingungen vor Ort anpassen muss, muss nicht jede Schule bei der Gestaltung ihres Konzepts das Rad neu erfinden: Es gibt genügend Beispiele guter Ganztagsschulen, der Aufbau von Netzwerken gewinnt somit an Bedeutung. Gelingensbedingungen für die Ganztagsschule sind aus Elternsicht: Zeit, Raum und die Öffnung der Schule. Diese Riesenaufgabe kann nur von Bund und Ländern gemeinsam bewältigt werden. Hier ist die Politik gefragt. Für inklusives Lernen gibt es heute bereits einen Rechtsanspruch. Warum sollte dies in absehbarer Zeit nicht auch für die Ganztagsschule gelten? Der volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzen liegt auf der Hand. Claudia Martins Cavaco Landeselternvertretung Thüringen


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Statement

Grundschulen sind Ganztagsschulen in offener Form So zumindest ist es in der jährlichen Statistik des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport ersichtlich. Und dies ist durch den Hort als Bestandteil dieser Schulart manifestiert. Aber auch alle anderen Schularten in Thüringen sind durch die Einnahmemöglichkeit von Mittagessen laut Definition eine Ganztagsschule. Durch den langen Stundentafeltag, AG, fakultativen Unterricht, Projekte und außerunterrichtliche Angebote sind eine große Anzahl von Schulen, ohne diesen Namen zu tragen, quasi GTS! Nun aber wieder zur basislegenden Schulart: Ca. 90 Prozent der Thüringer Grundschulkinder besuchen den Hort ihrer Schule und werden in der Regel bestens betreut. Klar fehlt es aktuell auch an Personal, um die Gruppen laut Verwaltungsvorschrift kleiner zu führen, aber unsere Kinder werden durch die nachmittägliche Vielfalt in ihren Kompetenzen gefördert und gefordert. Schön wäre es, wenn die sonderpädagogische sowie die migrantische Möglichkeit bestünde, in Form von Extraunterstützungskräften für den Hort auch in dieser Hinsicht bildungs- und erziehungstechnisch hilfreich einzugreifen. Viele Hortnerinnen und Hortner würden sich in ihrer täglichen Arbeit bestärkt fühlen!

Der Schulhort ist ein wichtiger und vor allem von den Eltern anerkannter bildungspolitischer Sachverhalt in unserer Thüringer Bildungslandschaft, der hoffentlich seinen festen Platz behalten wird. Denn der kostbarste Rohstoff unseres Landes sind nun mal die uns anvertrauten Kinder! Was eine Ganztagsschule laut Definition ist, kann auch nur zweitrangig sein. Also sorgen wir lieber dafür, dass kein Unterricht ausfällt und alle Beteiligten bessere Bedingen für den Bildungs- und Erziehungsprozess unserer Kinder und Jugendlichen haben, dann ist dies eine gute „Ganztagsschule“! Uwe Chour, Nordhausen

Internationales Beispiel

Ein Blick über den Rhein: Wo Ganztagsschule selbstverständlich ist Schon in den achtziger Jahren hatte ich im Rahmen meines Lehramtsstudiums Gelegenheit, Schulpraktika in Frankreich durchzuführen, und zwar sowohl in der École Primaire (Grundschule) als auch im Collège (Sekundarstufe I). Später war ich dann auch im Lycée (Sekundarstufe II) sowie Classes Préparatoires (Vorbereitungsklassen auf Elitehochschulen) tätig, so dass ich die verschiedenen Stufen des französischen Bildungssystems erfahren habe. In diesem System sind sowohl „eine Schule für alle“ als auch „Ganztag“ so selbstverständlich, dass es nicht einmal eigene Begriffe hierfür gibt. „Nachmittags kein Unterricht? Wer kümmert sich denn dann um unsere Kinder?“ Mit dieser Frage von Eltern ist jede Lehrkraft in Frankreich konfrontiert, die einen Schüleraustausch mit Deutschland organisiert. Da es dieses Ganztagsschulsystem in Frankreich schon über hundert Jahre gibt, fällt es Eltern und Lehrkräften schwer, sich überhaupt etwas anderes vorzustellen. Der Schulrhythmus ist an den Arbeitsrhythmus angepasst, auch Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile lässt sich (weitgehend) mit der Schulpflicht der Kinder vereinbaren, erst recht seitdem es die gesetzliche 35-StundenWoche in Frankreich gibt. Lediglich in den Schulferien und am Mittwoch kann es zu „Kollisionen“ kommen. Der Rhythmus , den ich in der Grundschule erlebt habe, war wie folgt: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 09:00 bis 12:00 und 13:30 bis 16:30 Uhr, insgesamt also vier Tage à sechs Stunden. Da es sich um eine Dorfschule mit 15 Foto: CC - Havang(nl)


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Schülerinnen und Schülern im Alter von 5 bis 11 Jahren handelte, wurden die 24 Stunden mit ein und derselben „Maîtresse“ (Lehrerin) verbracht. In diesen kleinen Grundschulen, die auch heute noch weit verbreitet sind in Frankreich, wird jahrgangsübergreifend unterrichtet. Die Schule bleibt auf diese Weise „im Dorf“. Sind pädagogische Prinzipien – bspw. die Techniken nach Célestin Freinet – einmal in einer kleinen Grundschule etabliert, können diese von den Schülern und Schülerinnen selber weitergegeben werden, da jedes Jahr nur wenige ausscheiden und wenige neu hinzukommen. Der Weg zur Arbeit war nicht weit: üblicherweise ist die Dienstwohnung der Lehrerin/des Lehrers im selben kommunalen Gebäude untergebracht: „Mairie – École“, also Rathaus und Schule im Erdgeschoss, Dienstwohnung darüber. Im Treppenhaus gibt es einen Lederriemen, an dem die „Maîtresse“ beim Hinuntergehen zieht, um die Glocke auf dem Dach zu betätigen und den Kindern damit den Unterrichtsbeginn anzuzeigen. Verschlafen – kein Problem, denn der Lärm der wartenden Schüler*innen reicht zum Aufwachen. Der Dorfschullehrer hat traditionell auch die Schreibarbeiten für den Bürgermeister in der „Mairie“ übernommen, die ja das Nebenzimmer des Schulraums war. Große Sekundarschulen Mit dieser Dorfschulidylle ist es dann in der Sekundarschule vorbei – es sind meist größere Schuleinheiten mit mehreren hundert bzw. tausend Schülerinnen und Schülern, die sich in zentralen Orten befinden. Oft ist einem „Collège“ oder „Lycée“ auch ein Internat angeschlossen, in dem die Schüler und Schülerinnen aus dem Einzugsbereich wohnen, denen ein täglicher Schulweg auf Grund der Entfernung nicht zuzumuten ist. Frankreich ist wesentlich dünner besiedelt als Deutschland und hat gerade im ländlichen Raum eine deutlich schlechtere Verkehrsinfrastruktur. Der Rhythmus an einer Sekundarschule ähnelt demjenigen einer Grundschule, nur das die Präsenzzeiten länger sind: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 08:00 bis 17:00 bei einer Stunde Mittagspause, Mittwoch oder Samstag von 08:00 bis 12:00 Uhr. Der Mittwochnachmittag ist Freizeitaktivitäten wie Sport oder Musik vorbehalten (oder Shopping mit den Eltern). Es ist offenkundig, dass es Mittwochnachmittag bzw. auch ganztägig zu Betreuungsproblemen kommen kann, so dass man dann auffallend viele Kinder bspw. am Arbeitsplatz der Eltern sieht, weil sie keine anderen Betreuungsmöglichkeiten haben. Grundsätzlich können die Schulen ihren Wochenrhythmus selber festlegen. Dabei gab es gerade in den 90er Jahren Interessenkonflikte zwischen denjenigen Eltern, die die Kinder lieber am Samstag beschult sehen (um mal in Ruhe etwas ohne Kinder und außerhalb des Arbeitsalltags zu erledigen) und anderen, die ihre Kinder lieber am Mittwoch beschult sehen. Ihnen ging es um die Lösung der Betreuungsprobleme an diesem Tag und um den ganzen Samstag als Familientag. Was bedeutet es für den Arbeitsalltag des Personals? Grundsätzlich gibt an einer Sekundarschule eine Vielzahl von Personalkategorien, schätzungsweise nur die Hälfte sind Lehrkräfte. Neben Wirtschaftspersonal in Küche und Internat gibt es Schulpädagog*innen und -psycholog*innen, Aufsichtspersonal, Bibliotheksfachkräfte, neben Schulleiter*in und Stundenplaner*in

Foto: CC - Marc Roussel

gibt es einen „Intendant“ (Verwaltungsleiter), zuständig für die wirtschaftliche Leitung. Die Lehrkräfte an Sekundarschulen können grundsätzlich zwischen 8 und 17 Uhr Unterricht haben, allerdings wird versucht, die Lehrverpflichtung auf drei bis vier Tage zu konzentrieren. So bleibt mindestens ein Wochentag ganztägig unterrichtsfrei und kann für Vor- und Nachbereitungen genutzt werden. Die Pflichtstundenzahl ist je nach Schulstufe und Lehramt unterschiedlich, in den meisten Fällen beträgt sie aber 18 Wochenstunden (wobei eine Schulstunde 50 bis 55 min umfasst, um Übergänge und kleine Pausen zu gewährleisten). Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ist nicht durchgängig Unterricht, es gibt an jedem Schultag unterrichtsfreie Phasen (meist einzelne Schulstunden), in denen Betreuung durch pädagogisches Personal gewährleistet ist bzw. die im CDI (Centre de documentation et d’information, einer Art erweiterten Schulbibliothek) verbracht wird. Hausaufgaben für die Zeit nach 17 Uhr bzw. das Wochenende soll es zumindest in der Grundschule nicht geben, aber auch in der Sekundarschule sollten diese Aufgaben in den unterrichtsfreien Phasen in der Schule erledigt werden. Familie und Beruf sind in Frankreich gut miteinander verbunden Der französische Schulalltag gleicht äußerlich dem Arbeitsalltag von Erwachsenen, was dazu führt, dass man in Frankreich – mit Ausnahme von Mittwoch und den Schulferien – auch kaum Kinder und Jugendliche auf der Straße sieht. Ergänzt um Krippe und Vorschule (ab dem 3. Lebensjahr) lässt das französische System Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren. Es liegt nahe, dass Frankreich auch deshalb eine der höchsten Geburtenraten Europas hat. Vielleicht ist auch deshalb bislang fast jeder Politiker gescheitert, der versucht hat, etwas am Schulwesen zu ändern. In jedem Fall ist „Ganztag“ seit Generationen etwas so Selbstverständliches in Frankreich, dass man die Sorge französischer Eltern in Bezug auf Verwahrlosung an den weitgehend unterrichtsfreien Nachmittagen in Deutschland durchaus verstehen kann.

Thomas Hoffmann Stellvertretender Landesvorsitzender


12 GEW AKTUELL

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Offener Brief der Beschäftigten an der Europaschule Erfurt „Wir, die Mitglieder der GEW aus dem Bereich Hort, machen uns Sorgen um unsere Zukunft. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam beraten und bitten in Vorbereitung der kommenden Tarifverhandlung um aktive Unterstützung. Wir Erzieher*innen sind aktiv am Ausbau der Ganztagsschulen beteiligt. Mit einer hohen Einsatzbereitschaft und Liebe zum Beruf arbeiten wir täglich mit den Kindern. Trotz der hohen und steigenden Schüler*innenzahl in den Klassen gewährleisten wir eine gute bis sehr gute Qualität. Wir werden dem Arbeitsmarkt gerecht und decken Frühdienst, Spätdienst und die Ferienzeiten ab. Wir bieten Angebote im kreativen, musischen, sportlichen und geistigen Bereich für die Kinder. Durch Zweitbesetzung im Unterricht sind wir eine aktive Stütze der Lehrer*innen. Durch die steigende Kinderzahl sind wir erheblich belastet durch Lärm. Dies bringt auch entsprechende Schädigung am Gehör mit sich. Die Räumlichkeiten sind teilweise recht beengt. Zusätzliche psychische Mehrbelastung spüren wir durch mehr Kinder bei Erzieherausfall. Doch wie wird unsere Arbeit anerkannt? Wir arbeiten im Sozial- und Erziehungsdienst. Durch die geringe Stundenzahl und die entsprechend überholten Tariftabellen verfügen wir über ein Einkommen, welches uns selbst auf eine niedrige soziale Stufe stellt. Dies äußert sich bis hin zur Rente. Die betriebliche Altersvorsorge, welches ein Pflichtbeitrag ist, sollte dringend reformiert werden. Für die negative wirtschaftliche Arbeit bei der VBL kann nicht der Arbeitnehmer finanziell belastet werden. Oder soll soziale Arbeit mit sozialem Abstieg belohnt werden? Nicht jede/r konnte nach der Wiedervereinigung seinen Beruf durchgängig als Erzieher*in ausüben. Werden diese Erzieher*innen deshalb weiter bestraft, indem sie die bisher geleisteten Dienstjahre als Erzieher*innen nicht mit bei der Einstufung angerechnet bekommen?

Wie sieht die Zukunft für uns Erzieher*innen in den Ganztagsschulen aus? Immer mehr Menschen gehen einer Vollbeschäftigung nach, welches sich auch für die persönliche Rente auszahlt. Sollen wir für eine noch geringere Stundenzahl arbeiten gehen und in das soziale Abseits fallen? Spricht das für den Öffentlichen Dienst? Sollen wir so dem Bildungs- und Erziehungszielen gerecht werden? Sind dafür nicht ausschließlich Fachkräfte notwendig? Wir sehen das anders! Aus diesem Grund fordern wir von unserem Arbeitgeber, dem Land Thüringen: 1. Eine wöchentliche Stundenzahl von mindestens 32 Wochenstunden 2. Finanzielle Anerkennung der Sozial- und Erziehungsdienste an das Westniveau und in den öffentlichen Kitas 3. Fachlich qualifizierte Kräfte 4. Eine Überarbeitung der Betrieblichen Altersvorsorge 5. Die Überarbeitung der Tariftabellen 6. Beachtung der gesundheitlichen Aspekte, u. a. Schwerhörigkeit als Berufserkrankung 7. Anerkennung aller geleisteten Berufsjahre im pädagogischen Bereich. Die Mitglieder der GEW aus dem Bereich Hort der Europaschule Erfurt“

Weil es um mehr geht: Nachholbedarf und Einkommenserhöhungen Was die diesjährige Tarifrunde mit den Erzieher*innen in den Schulen zu tun hat Im Zuge der Beendigung des Modellprojekts zur Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule und des Betriebsübergangs ist die Einheit von Grundschule und Hort wieder hergestellt: ein Kollegium, ein Dienstherr, ein Tarifvertrag. Mit diesem Übergang verschlechterten sich jedoch die Pädagog*innen, die zuvor in den Geltungsbereich des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst der Kommunen (TVöD) fielen, in einigen Punkten: • keine spezifischen Eingruppierungsregelungen für den Sozial- und Erziehungsdienst, • Berechnung der Leitungstätigkeit nach Vollzeitäquivalenten, • geringere Tabellenentgelte, • keine Öffnungsklausel zur Berücksichtigung pädagogischer Abschlüsse.

Mit der diesjährigen Tarifrunde haben wir die Chance, von der Arbeitgeberseite (Tarifgemeinschaft der Länder – TdL) strukturelle Verbesserungen zu fordern. Unser erstes Ziel dabei ist, eine verbindliche Zusage für Verhandlungsgespräche zu bekommen, die sich dem Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes widmen. Um den Einstieg in eben solche Verhandlungsgespräche durchzusetzen, muss die TdL erkennen können, dass die Beschäftigten einen Regelungsbedarf für diesen Bereich haben. Dafür muss der Sozial- und Erziehungsdienst bei den Aktionen und bei Warnstreiks Präsenz zeigen. Macht auf die Probleme in der Öffentlichkeit aufmerksam! Die Erzieher*innen können dann auch andere Forderungen auf die Straße tragen. Diese sind zwar keine offiziellen Forderungen der Tarifrunde und werden tariflich auch nicht zu lösen sein. Sie bieten


Februar 2017 Gute öffentliche Dienstleistungen sind für unsere gesamte Gesellschaft von hohem Wert. Die Beschäftigten der Länder erbringen sie täglich engagiert und kompetent für die Bürgerinnen und Bürger. Dabei steigen die Anforderungen und Belastungen ständig. Dies erfordert eine entsprechende Bezahlung und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Die Einkommensentwicklung bei den Ländern ist jedoch seit 2000 um gut 4 Prozentpunkte hinter der Gesamtwirtschaft zurückgeblieben. Und das, obwohl Geld genug da ist. Für die Länder wird für das Jahr 2016 mit einem Steuerplus von 4,8 %, für 2017 von 2,6 % und für 2018 von 3,8 % gerechnet. Und die Länder müssen attraktive Arbeitgeber sein, um die Dienstleistungen auch zukünftig sicherzustellen. aber die Möglichkeit, den politisch Verantwortlichen in Thüringen zu zeigen, wie die Erzieher*innen die derzeitige Situation an den Ganztagsschulen einschätzen und bewerten. Für die Etablierung echter Ganztagsschulstrukturen dürfen wir die Kolleg*innen nicht zum Streik aufrufen. Sehr wohl dürfen diese aber landesspezifische Besonderheiten auf Kundgebungen und in Streikreden artikulieren. Und Thüringen sollte bundesweit eine herausragende Rolle spielen. Nur wenige Bundesländer – unter anderem Berlin, Baden Württemberg und Bayern – haben überhaupt Erzieher*innen im Landesdienst. In Thüringen hingegen arbeiten mittlerweile allein in den Schulen 2500 Erzieher*innen. Hinzukommen die Beschäftigten bei einigen Kita-Trägern, die den TV-L anwenden. Wir können uns demnach weder darauf verlassen, dass die Kolleg*innen des Sozial- und Erziehungsdienstes in anderen Bundesländern öffentlich strukturelle Verbesserungen für Erzieher*innen fordern werden, noch dass Bundesländer wie Berlin die gleichen Schwerpunktsetzungen vornehmen wie wir. Dort beispielsweise wird die Aufwertungsforderung maßgeblich durch Erzieher*innen in den landeseigenen Kitas, in Baden Württemberg durch Heimerzieher*innen und in Bayern durch Beschäftigte bei freien Trägern, die den TV-L anwenden, getragen. Schon in der Tarifrunde 2015 gelang es den Beschäftigten in den Horten nicht immer, ihre Besonderheiten und die ihrer Leitungstätigkeit sichtbar zu machen und für sich spezielle Verbesserungen einzufordern. Die Gewerkschaften haben strukturelle Verbesserungen in der Eingruppierung und die Angleichung der Bezahlung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder an die der Kommunen als zentrale Forderungen in die diesjährige Tarifrunde aufgenommen. Dies ist eine Besonderheit, da es sich eigentlich um eine reine Entgeltrunde handelt und in diesen nicht über Eingruppierungsregelungen oder gar Entgeltordnungen verhandelt wird. Wir sehen aber unter anderem in Thüringen einen zwingenden Handlungsbedarf. Dieser macht es notwendig, dass wir wenigstens einen Einstieg in Gespräche, die sich erfahrungsgemäß hinziehen, verzeichnen können. Das Berufsfeld Pädagogik in der aktuellen Tarifrunde erneut im Fokus Es handelt sich also um eine Tarifrunde, in der erneut, wie auch schon 2015 mit der Aufwertungskampagne für den Sozial- und Erziehungsdienst, das Berufsfeld Pädagogik in den Fokus rücken wird. Die ehemals bei den Kommunen angesiedelten Erzieher*innen wissen, dass die Arbeitgeber diesbezüglich keine Geschenke machen werden. Sie kennen aber auch das Gruppenerlebnis Streikbeteiligung, welches mit Solidarität und Spaß verbunden ist. Die Landesbediensteten wiederum können ihre Erfahrungen nutzen und weitergeben, die sie in mit Lehrer*innen geteilten Tarifrunden erworben haben: zum Beispiel die Diskussion im Gesamtkollegium über die Beteiligung am und Tipps für die richtige Bekleidung beim Streik.

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Daneben dürfte insbesondere die Forderung nach einer Erhöhung der Tabellenentgelte im Gesamtvolumen von 6 Prozent für Erzieher*innen relevant sein. Denn in diesem Gesamtpaket soll es neben der prozentualen Lohnerhöhung auch um eine soziale Komponente in Form eines Sockel- oder Mindestbetrages gehen, welcher insbesondere bei den unteren Entgeltgruppen spürbare Auswirkungen hat. Auch die Einführung einer sechsten Stufe in den Entgeltgruppen 9 bis 15 ist Bestandteil des Gesamtpakets und wirkt strukturellen Benachteiligungen entgegen. All diese Einzelaspekte des Gesamtvolumens beeinflussen die Höhe der Rente. Ältere Kolleg*innen sollten die Möglichkeiten, die ihnen die Entgeltrunden bieten, aktiv nutzen, um sich für die verbleibenden Jahre mehr Prozente zu sichern. Den Jüngeren sei gesagt, jede Lohnerhöhung verzeichnet für die Rentenanwartschaft – quasi das Rentenkonto jedes Beitragszahlers für seinen späteren Rentenbezug – Effekte. „Verschlafene“ Tarifrunden mit niedrigen prozentualen Abschlüssen wirken sich somit unmittelbar auf die Entwicklung der eigenen Rente aus. Stellt Euch vor: Die GEW ruft zum Streik auf ... und ALLE beteiligen sich! Angestellte Lehrer*innen, Erzieher*innen und Beamte (letztere natürlich solidarisch, da es in Deutschland ein Streikverbot für Beamte gibt) folgen dem Aufruf. Warum? Weil sie es endlich wieder gemeinsam tun können. Der Politik ist es nicht egal, wenn Schulen geschlossen sind. Eltern ist es nicht egal, wenn ihre Kinder weder unterrichtet noch betreut werden. Der Gesellschaft ist es nicht egal, wenn auf den Stellenwert von Bildung hingewiesen wird. Es ist an Euch, diese Tarifrunde zu Eurer zu machen, Eure Forderungen vorzubringen und sich für Verbesserungen einzusetzen. Eure Gewerkschaft kann nur zum Streik aufrufen, hingehen müsst Ihr alleine! Nadine Hübener Referentin für Bildung

Die gewerkschaftlichen Forderungen in der Tarifrunde TV-L 2017 im Überblick: • Erhöhung der Tabellenentgelte im Gesamtvolumen von 6 % • Einbeziehung einer sozialen Komponente in Form eines Sockeloder Mindestbetrages • Einführung der Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15 • strukturelle Verbesserungen bei der Eingruppierung • Entgelterhöhung für Praktikant*innen • Angleichung der Bezahlung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder sowie der Erzieher*innen der an den TV-L gebundenen Studentenwerke an die der Kommunen • Ausschluss sachgrundloser Befristungen • zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Verhandlungsergebnisses auf die Beamt*innen sowie Versorgungsempfänger*innen der Länder und der Kommunen


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Kommentar der Landesvorsitzenden zur AfD

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lange haben wir in den Gremien der GEW diskutiert, wie wir mit der Partei AfD umgehen wollen. Am Ende stand der Beschluss, derzeitig eine Zusammenarbeit mit der AfD Thüringen und deren Untergliederungen sowie der AfD-Landtagsfraktion auszuschließen. So weit, so gut? Leider nein. Hin und wieder werden wir aufgefordert, zu GEW-Veranstaltungen doch die AfD einzuladen, da wir überparteilich arbeiten und jede parlamentarische Unterstützung für unsere Forderungen benötigen. Reicht dies aus, den Beschluss der GEW Thüringen zu korrigieren? Da habe ich eine ganz klare Antwort: Nein! Nicht erst seit der Dresdner Rede des AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke wird sichtbar, dass sich Teile der AfD immer deutlicher mit rechtsextremen Positionen Gehör verschaffen. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat und sich die Redebeiträge auf den AfD-Demos vor dem Thüringer Landtag angehört hat, weiß, dass die AfD vor allem eines ausnutzt: Die Angst vor der Veränderung. Die Sorgen und Ängste der Menschen ernstnehmen ist das eine, sie mit falschen Informationen und polemischen Zuspitzungen zu schüren das andere. Höcke forderte in Dresden eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur und bezeichnete das Holocaust-Denkmal in Berlin als

eine Schande. Nach den Vorstellungen der AfD soll es für Schüler keine Fahrten zu Gedenkstätten des nationalsozialistischen Unrechts mehr geben, sondern nur noch Exkursionen zu „bedeutsamen Stätten der deutschen Geschichte“. Können wir mit einer solchen Partei für gute Bedingungen an Schule streiten, sie als ernsthaften Partner in der Debatte um mehr und unbefristete Stellen verstehen? Ich hoffe sehr, dass die GEW in ihrer Gesamtheit den Beschluss mitträgt und sich in Diskussionen klar gegen nationalistische, rechtsextreme, rassistische Positionen stellt. Ja, wir müssen uns mit der AfD auseinandersetzen, wir müssen verstehen, warum diese Partei für viele wählbar ist. Eine Zusammenarbeit mit dieser Partei, die Björn Höcke nur deshalb nicht ausschließt, weil er für den Wahlerfolg am rechten Rand unerlässlich ist, kann es aber unter diesen Zuständen nicht geben. Nicht jetzt, nicht nach der Bundestagswahl. Hoffentlich nie.

Kathrin Vitzthum Landesvorsitzende

Seminareinladung

Das Theater Augusto Boals – Workshop Die theaterpädagogischen Methoden Augusto Boals bieten einen Schatz an Möglichkeiten. Sie eignen sich zur Anwendung im Klassenzimmer, in der (sozial-)pädagogischen Praxis und als Methodik zur Reflexion von Prozessen in Teams und Kollegien. Boals Theatermethoden bringen bringen Gruppen in Bewegung und zum Nachdenken und machen die Erfahrungswelten der Teilnehmenden zum Thema. Sie ermöglichen Interaktion, dialogische Prozesse und die Auseinandersetzung damit, wie Realität verändert werden kann. Der Workshop bietet Gelegenheit, einen praktischen Einblick in die Übungen, Spiele und Techniken Augusto Boals zu bekommen und ihre Anwendungsmöglichkeiten zu reflektieren. Vorerfahrungen im Theaterspiel sind NICHT notwendig, Neugier und Lust auf Bewegung hingegen schon. Das Theater Augusto Boals: Die Geschichte des Theaters der Unterdrückten beginnt in den 1970er Jahren in Lateinamerika, seitdem haben sich Boals Übungen und Spiele, Forumtheater, Bildertheater und andere Methoden auf allen fünf Kontinenten verbreitet und werden in mehr als 60 Ländern in unterschiedlichsten Bereichen angewandt. Eng angelehnt an die Theorie und Praxis des ebenfalls brasilianischen Pädagogen Paulo Freire werden Boals Methoden sowohl zur Reflexion und kritischen Analyse gesellschaftlicher Realitäten als auch für konkrete, transformierende Aktionen angewandt.

Zum Seminar: Ort: N ovotel Gera, Berliner Str. 38, 07545 Gera, Tel.: 0365 · 43 440, www.novotel.com/gera Zeit: F reitag, 19.05.2017, 15:30 Uhr bis Samstag, 20.05.2017, 17:00 Uhr Das Seminar leitet Till Baumann. Er hat am Augusto Boal Theaterzentrum in Rio de Janeiro gelernt und lebt als Theatermacher in Berlin. Seit inzwischen 15 Jahren arbeitet er mit Boals Theateransätzen in Europa und Lateinamerika. Von ihm stammt die Übersetzung von Boals „Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler. Organisatorisches: - Anmeldeschluss: 02.05.2017 - Die Teilnahmegebühr beträgt 100 Euro. Eine Überweisung in mehreren Raten ist möglich. - Nicht-GEW-Mitglieder zahlen 220 Euro. - In der Teilnahmegebühr enthalten sind die Kosten für die Übernachtung in Einzelzimmern und die Verpflegung. Für Fragen zum Seminar und zur Anmeldung steht zur Verfügung: Marlis Bremisch, Telefon: 0361 · 590 95 21, Telefax: 0361 · 590 95 60 E-Mail: marlis.bremisch@gew-thueringen.de Eine Anmeldung ist ebenfalls möglich unter: www.gew-thueringen.de/theaterseminar


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Einladung zum Die GEW (neu) 18. MaiMeeting der GEW entdecken Termin: 25. bis 28. Mai 2017

Ein Seminar für neue und nicht mehr so neue GEW-Mitglieder Wir laden auch in diesem Jahr GEW-Mitglieder herzlich zum traditionellen Seminar zum besseren Kennenlernen der GEW Thüringen ein. Wer mehr über die Struktur, Arbeitsweise, Themen, Ansprechparter*innen usw. in der GEW Thüringen erfahren möchte, ist hier richtig. Das Treffen und der Austausch mit netten Kolleginnen und Kollegen ist inklusive und hat schon mancher Teilnehmerin und manchem Teilnehmer bei der (GEW-)Arbeit geholfen. Zum Seminar: Ort: Hotel Haus Hainstein, Am Hainstein 16, 99817 Eisenach Telefon: 036 91 · 42 40, www.haushainstein.de Zeit: Freitag, 28.04.2017, 16:00 Uhr mit einem Begrüßungskaffee bis Samstag, 29.04.2017, 14:00 Uhr nach dem Mittagessen

Foto: www.verdi-walsrode.de

Das Seminar leiten Marlis Bremisch und Robert Pfützner.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Marlis Bremisch ist Referentin für Bildung und gewerkschaftliche Bildungsarbeit; Robert Pfützner arbeitet ehrenamtlich in der GEW Thüringen. Er hat gerade seine Pädagogik-Promotion erfolgreich abgeschlossen.

das MaiMeeting ist die zentrale Bildungsveranstaltung der GEW für ihre Mitglieder und ganz besonders für ihre Funktionärinnen und Funktionäre. Gerade der Austausch über die Grenzen von Landesverbänden, Berufsfeldern und GEW-Organisationsbereichen hinweg wird von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Neben den anspruchsvollen Workshops mit versierten Trainerinnen und Trainern bieten wir wieder viele kulturelle Highlights und politische Abendveranstaltungen an. Dieses Mal findet das MaiMeeting im ver.di Bildungs- und Tagungszentrum Walsrode statt. Die tolle Bildungsstätte liegt am südlichen Rand der Lüneburger Heide auf einem parkähnlichen Anwesen.

Organisatorisches: - Anmeldeschluss: 07.04.2017 - Die Teilnahmebestätigung erfolgt nach dem Anmeldeschluss per Mail. - Die Teilnahme ist kostenfrei. Es entstehen lediglich Kosten für die Anreise. - Die Unterbringung erfolgt in Einzelzimmern.

Folgende sechs Workshops werden angeboten: 1. Auseinandersetzung mit rechten Denkmustern / Neue Rechte. 2. Integration traumatisierter geflüchteter Kinder und Jugendlicher. 3. Die sind alle so verschieden! Heterogenität und Vielfalt – Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer. 4. Mein Auftritt als PädagogIn – Präsenztraining. 5. Unterrichtsfach Glück. 6. Mein berufliches Selbstverständnis: LehrerInsein – Beruf oder Berufung? Weitere Informationen zum Programm, zu den Teilnahmebedingungen und zur Anmeldung sind ab sofort unter www.gew.de/maimeeting erhältlich. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen! Anmeldeschluss ist der 05.03.2017 Kontakt für Nachfragen: Nicole Lund, GEW-Hauptvorstand, Reifenberger Straße 21, 60489 Frankfurt/Main Telefon: 069 · 789 73 209 Telefax: 069 · 789 73 102 E-Mail: nicole.lund@gew.de

Foto: www.haushainstein.de

Für Fragen zum Seminar und zur Anmeldung steht zur Verfügung: Marlis Bremisch Telefon: 0361 · 590 95 21 Telefax: 0361 · 590 95 60 E-Mail: marlis.bremisch@gew-thueringen.de Eine Anmeldung ist ebenfalls möglich unter: www.gew-thueringen.de/neumitgliederseminar


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Bestellung GEW-Kalender 2017/2018 Hiermit bestelle ich verbindlich den GEW-Kalender im A5-Format (Ringbuch) für das neue Schuljahr 2017/2018 bis spätestens 31.03.2017 bei der

GEW-Lehrer*innenkalender – A5

GEW-Wirtschaftsdienst GmbH Heinrich-Mann-Str. 22, 99096 Erfurt Tel. 03 61 · 5 90 95-55 oder Fax 03 61 · 5 90 95-60 E-Mail: info@gew-wirtschaftsdienst.de

Preis pro Stück für Mitglieder 5,50 EUR, für Nichtmitglieder 7,50 EUR zuzüglich Versandkosten (bis 500g 2,10 Euro, ab 501g 3,90 Euro). Die Lieferung (ab ca. 20. KW) erfolgt ab 10 Stück direkt vom Verlag versandkostenfrei auf Rechnung an:

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Ernüchterung

Rot-Rot-Grüne Erwachsenenbildung: Novelle ohne Gestaltungskraft Rechtzeitig zum Jahresende hat der Landtag eine Novelle des Erwachsenbildungsgesetzes beschlossen. Vorausgegangen waren zwei Jahre Diskussion zwischen Einrichtungen und Ministerium. Eigentlich Zeit genug, um etwas Innovatives zustande zu bringen. Dass dies nicht gelang, hat viele Gründe. Im zweiten Jahr passierte kaum noch etwas. Erst im Spätherbst kam Bewegung in die Sache. Das Ministerium hatte einen Entwurf ins Kabinett gebracht, der die Kritik der Einrichtungen und der GEW nicht aufnahm. Stattdessen wurde – mehr oder weniger - der Diskussionsstand von Ende 2015 kodifiziert. Alles das, was fünfzehn Jahre gemeinsame Oppositionsposition der drei Regierungsparteien war, blieb weitgehend unbe- Foto: CC - Lukas Götz rücksichtigt: Vor 15 Jahren hatte die Althausregierung unter Federführung von Bildungsminister Göbel die Finanzierung der Erwachsenenbildung um nahezu 50 Prozent gekürzt. Deshalb war die Position der „Freunde der Erwachsenenbildung“ in Parteien und Gewerkschaften: erstens den Rechtsanspruch auf Förderung wiederherstellen und zweitens die Kürzungen zurückzunehmen. Ziel: ein Prozent des Bildungsetats für die Erwachsenenbildung. Enttäuschte Erwartungen Erwartet worden war, dass die leichten Besserungen, die unter Schwarz-Rot begonnen hatten, nun sich grundlegend dynamisieren würden. Das war eine Fehldiagnose. Einerseits ist das Bildungsministerium, wie schon beim Bildungsfreistellungsgesetz, so verhandlungsschwach im Kabinett, dass ein mittelfristiger angelegter Ausgabenpfad in Richtung ein Prozent nicht durchgesetzt werden konnte. Ob das überhaupt versucht wurde? Man weiß es nicht. Andererseits: Die Finanzministerin wurde zumindest nicht überzeugt. Oder: Sie blockierte erfolgreich. Öffentlich hat sich aber bislang niemand explizit an der Schuldzuweisung versucht, auch nicht ungewöhnlich für eine Regierung, in der sachliche Kontroversen kaum nach außen dringen. Dafür viel Tratsch hinter vorgehaltener Hand, sprich: Schwarzer Peter für die eine oder andere Seite. Wir meinen: Für die Erwachsenenbildung macht es keinen Unterschied, ob der Nachname des schwarzen Peter mit „Kl“ oder „T“ anfängt, das Ergebnis bleibt gleich. Besser ist noch lange nicht gut Immerhin: Die bildungspolitischen engagierten Parlamentarier*innen der Koalition mühten sich nicht nur redlich und engagiert, sie erreichten auch Besserungen im parlamentarischen Verfahren. Ihnen und den engagierten Streiter*innen aus den Einrichtungen ist es zu verdanken, dass sich unter Rot-Rot-Grün etwas besserte. Das Kabinett und das Ministerium haben dagegen reformpolitisch versagt. Schon im Ansatz wurde positiv auf die Logik des alten CDU-Gesetzes Bezug genommen, vor allem besteht der grundlegende Funktionsmangel der

Förderlogik, nicht nach geleisteter Arbeit, sondern nach Haushaltslage zu fördern, weiter. In der Konsequenz profitieren die Einrichtungen, die Leistungen einschränken und zudem noch einen Bonus für die reine Existenz bekommen: Die Grundförderung wurde nahezu verdoppelt und leicht dynamisiert. Für die Honorierung der geleisteten Unterrichtseinheiten gilt das aber gerade nicht. Und es steht zu befürchten, dass die zusätzlichen Mittel auf der einen Seite, auf der anderen wieder abgezogen werden. Ist das neu? Keinesfalls. So wurde bereits zu Zeiten der CDU-Regierung agiert. The same procedure … Nun wird es wohl weiter so gehen, wie seit den Althaus-GöbelschenReformen Mitte der Neunziger: Bei der Haushaltsaufstellung entscheidet sich, wie viel der Gesetzgeber bereit ist für geleistete Arbeit im Nachhinein zu zahlen. Entscheidend hängt das dann davon ab, was das Ministerium für „angemessen“ hält und im Kabinett durchzusetzen in der Lage ist. Immerhin haben die Parlamentarier*innen von Linkspartei, SPD und Grünen angekündigt, die Förderpraxis des Ministeriums laufend zu beobachten. Das ist immerhin ein Ansatz. Ob er ausreicht, sei dahingestellt. Und die Einrichtungen werden ihre Forderungen präsentieren; zumal auch bislang wenig für die „neuen“ Aufgaben (die gesellschaftliche Integration zu befördern, inklusiv zu sein usw.,) noch kein neues, sprich: zusätzliches Geld vorgesehen ist. Ganz abgesehen von den Zukunftsherausforderungen demografischer Wandel und Digitalisierung, die zwar allenthalben beschworen, aber nicht systematisch finanziert werden. … in every goverment Der Eindruck bleibt, dass die Regierung im Bereich der Erwachsenenbildungspolitik nach dem misslungenen Bildungsfreistellungsgesetz sich kaum als Reformalternative mit Ambitionen wird darstellen können. Aber „business as usual“ mit anderen Köpfen und Mehrheiten reicht ja manch einem aus. Die Thüringer*innen haben sich daran gewöhnt, dass es besser ist, wenn alles so bleibt, wie es ist, Hauptsache das Personal wechselt mal. Es könnte aber auch sein, dass die Lektion Lampedusas Leoparden hierfür die angemessenere ist: dass sich nämlich etwas ändern muss, damit es so bleibt wie es ist. Uwe Roßbach Referatsleiter Erwachsenenbildung und berufliche Fort- und Weiterbildung


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AG Gymnasien

Stopp! Jetzt reicht es! Unter diesem Motto startete die AG Gymnasien der GEW Thüringen eine Kampagne der Schularten Gymnasien und Berufsbildende Schulen. Begonnen mit einer Umfrage im Frühjahr 2016 gipfelte die Aktion in fünf schulamtsbezogenen Regionalkonferenzen. Die Kolleg*innen waren aufgefordert, ihre Arbeitsbedingungen zu schildern, Probleme zu benennen, ihre Unzufriedenheit über die Grenzen der Lehrerzimmer und Vorbereitungsräume hinaus zu verbalisieren. Zugegebenermaßen war die Resonanz im Allgemeinen nicht überwältigend, was es zunächst zu analysieren galt. NEIN, dies dürfte keineswegs auf mangelndes Interesse oder einen noch zu geringen Leidensdruck zurückzuführen sein, sondern sowohl auf ein sehr begrenztes Freizeitbudget als auch auf eine gewisse Resignation. In einem Punkt allerdings sind sich alle einig: Die Arbeitsbelastung für die Pädagog*innen an den Thüringer Schulen ist in den letzten 20 Jahren ständig gestiegen. Unter den wechselnden Regierungen waren ständig Neuerungen an der Tagesordnung. Dabei wurde uns immer sehr deutlich gemacht, was hinzukommt, aber leider nie, was dafür wegfällt. Daher sagen wir: Stopp jetzt reicht es! Wir stoßen an die Grenzen unserer Belastbarkeit! Im Folgenden seien die wichtigsten Innovationen genannt, mit denen sich Gymnasiallehrer*innen in den vergangenen Jahren auseinanderzusetzen hatten, die ihre Arbeit erschwerten und die sich im Großen und Ganzen als wenig zielführend erwiesen. Zielführend in dem Sinne, das Leistungsniveau an Gymnasien zu steigern oder wenigstens zu erhalten: • Die Einführung des Seminarfachs führte für die betroffenen Kolleg*innen zu einem erheblichen zeitlichen Mehraufwand, angefangen von der Einarbeitung in ein neues Unterrichtsfach bis hin zur Betreuung der Schüler*innen, welche aufgrund der kursübergreifenden Gruppenzusammensetzung oft erst in den späten Nachmittagsstunden erfolgen kann. Auch über die Durchführung und Bewertung herrscht mitunter bei Schüler*innen und Lehrer*innen noch immer Verunsicherung. Um dem Aufwand der Erstellung der Seminarfacharbeit gerecht zu werden, fordern wir daher die Einbringungspflicht der Seminarfachnote in den Abiturdurchschnitt und thüringenweite einheitlich geltende Regelungen! • Die Einführung einer zweiten Fremdsprache ab Klasse 5 halten wir für wenig sinnvoll, weil dies auch aus Gründen von Stundenkürzungen zu Lasten der eigenen Muttersprache geht und mangelnde Deutschkenntnisse werden bekanntlich längst nicht mehr nur bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund beklagt. Deshalb fordern wir die Einführung der zweiten Fremdsprache erst ab Klasse 7! Ausnahmen sind auf Antrag möglich. • Für die Einführung bilingualer Module in einzelnen Unterrichtsfächern sind die Voraussetzungen in Thüringen nicht gegeben. Die eingesetzten Lehrer*innen verfügen entweder über eine Ausbildung im betreffenden Fach oder in der Fremdsprache. Das kann auch bei einem enormen Vorbereitungsaufwand nicht zu einem qualitativ hochwertigen Unterricht führen. Nach den bisherigen Erfahrungen sind weder eine erhöhte Motivation noch eine ansteigende Fremdsprachenkompetenz der Schüler*innen zu ver-

zeichnen, dafür sehen wir allerdings die Erfüllung des Lehrplanes gefährdet, da die behandelten Themen nicht prüfungsrelevant sein dürfen und das bei der ohnehin schon geringen Wochenstundenzahl der betroffenen Fächer. Deshalb fordern wir das Aussetzen der bilingualen Module, solange die fachliche Zusammensetzung der Kolleg*innen keine immanente Anwendung der Fremdsprache zulässt! • Die Einführung flexibler Stunden ist nicht zielführend, da deren Verteilung größtenteils auf Grundlage der Lehrerbesetzung und nicht des tatsächlichen individuellen Förderbedarfs erfolgen muss. Wir fordern deren Abschaffung und eine verbindliche Zuordnung zu den Kernfächern und ggf. den „Einstundenfächern“, da in diesen auf Grund der verkürzten Stundenzahl im Durchschnitt ohnehin ein Leistungsabfall der Schüler deutlich wird! • Der Wahlpflichtbereich erfordert einen enormen Vorbereitungsaufwand, da oft keine geeigneten Lehrbücher zur Verfügung stehen. Die notwendige Kontinuität wird oft durch Personalmangel behindert. Soll damit möglicherweise ein Fachlehrermangel in bestimmten Bereichen verschleiert werden? Wir fordern daher die Rückführung dieser Stunden zu den Kernfächern! • Die Zuordnung des Faches „Medienkunde“ zu bestimmten Sachfächern führt ebenfalls zu einem hohen zeitlichen Vorbereitungs- und Arbeitsaufwand, da nicht alle Sachfachlehrer*innen die notwendige Medienqualifikation haben. Die Kolleg*innen dafür im Tandem arbeiten zu lassen, erfordert darüber hinaus einen erhöhten Aufwand in der Stundenplanung. Wenn überhaupt, dann sollte dieses Fach wieder als einzelnes ausgewiesen und vor allem die schulische Ausstattung an die Erfordernisse eines solchen angepasst werden! • Die Aufgaben des Klassenleiters sind in den letzten Jahren ständig gestiegen. Als einzelne Beispiele dafür seien nur Lernentwicklungsbögen und die damit verbundenen, sehr zeitaufwändigen Gespräche mit Eltern und Schüler*innen genannt. Unsere eindringlichste Forderung lautet deshalb: Eine in der Verwaltungsvorschrift festgeschriebene Anrechnungsstunde für jede Klassenleiterin/jeden Klassenleiter! Wie lange lässt sich das ständig sinkende Leistungsniveau unserer Schüler*innen noch verschleiern? Obwohl die Regelschule einstmals das Herzstück der Thüringer Bildung werden sollte, kämpfen die Eltern am Ende der Klassenstufe 4 darum, ihrem Kind einen Platz am Gymnasium zu sichern, selbst wenn es die ohnehin schon zu hinterfragenden Zugangsbedingungen nicht erfüllt. Damit fehlen an den Regelschulen die Leistungsträger, die deren Ansehen erhalten und stärken sollten. Und dafür erstellen wir an den Gymnasien heute Förderpläne für leistungsschwache Schüler. Was soll das? Da liegt doch der Fehler ganz offensichtlich im System! Aber aus Fehlern kann man lernen. Es ist an der Zeit, unsere Kräfte wieder auf unsere eigentliche Aufgabe zu fokussieren – die Absicherung eines qualitativ hochwertigen Unterrichts. In Zeiten von Personalmangel gilt es, sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren! Bianka Wollstädt Mitglied der AG Gymnasien der GEW Thüringen


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SOZIALPÄDAGOGIK

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Tariflohn für Alle!

GEW startet „Tarifdialog Kita“ mit dem Bildungsministerium Am 11. Januar fand das erste Gespräch des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zum Thema Tariftreue für den Bereich der Kindertagesstätten statt. Zum Auftakt wiederholte das Ministerium seinen Anspruch, gute und tarifvertraglich geregelte Arbeitsbedingungen in allen Thüringer Kindergärten realisieren und somit ein zentrales Versprechen des Rot-RotGrünen Kolaitionsvertrages erfüllen zu wollen: „Wir werden mit den Sozialpartnern Wege beraten und unterstützen, welche guten und tarifvertraglich geregelten Arbeitsbedingungen (Grundlage ist der TVöD) flächendeckend zur Geltung verhelfen.“ (Koalitionsvertrag S. 45).

Die Teilnehmer*innen des Tarifdialogs Kita einigten sich darauf, zeitnah ein weiteres Treffen durchzuführen, bei dem besprochen werden soll, welche Rahmenbedingungen zur Fachkräftesicherung in Thüringen verändert werden müssen und wie dies konkret erfolgen kann. Nadine Hübener, Referentin für Bildung

Die kommunalen Spitzenverbände und Vertreter*innen der freien Träger äußerten zwar ihre Skepsis bezüglich der Umsetzbarkeit einen flächendeckenden Lösung (gleiches Geld für gleiche Arbeit überall in Thüringen) und der Fokussierung auf den TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst), waren aber grundsätzlich bereit, konstruktiv über Wege zur Sicherung des Fachkräftebedarfs zu diskutieren, auch im Hinblick auf die in ihrem Bereich geltenden Arbeitsbedingungen und Tarifabschlüsse. Erneut brachte die GEW Thüringen ihren Vorschlag vor, tarifvertraglich geregelte Arbeitsbedingungen über eine „Tariftreueklausel“ im Kita-Gesetz zu verwirklichen. Vertreter*innen des Ministeriums waren interessiert an dieser Idee und informierten sich über die konkrete juristische Umsetzbarkeit dieses Vorschlags und bestehende Erfahrungen aus anderen Bundesländern.

Bildungsfinanzierung im Kita-Bereich

Was wollen wir mit 33 Millionen Euro machen? Am 14./15.11. 2016 haben Bundesministerin Schwesig und die Jugendminister*innen der Länder die Erklärung „Frühe Bildung - Mehr Qualität für alle Kinder“ verabschiedet. Die gemeinsame Erklärung beinhaltet 10 Empfehlungen zur Strukturqualität und einer Vereinbarung zur Weiterarbeit, um eine „gesetzliche Regelung“ zur erzielen. Wissenschaftliche Standards und ein Finanzvolumen von ca. 10 Milliarden Euro für die Jahre 2017 bis 2020, an dem sich der Bund beteiligt, wurden festgeschrieben. Geht man von einer paritätisch organisierten, regelmäßigen Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel (Anteil der einzelnen Bundesländer an der finanziellen Beteiligung) aus, könnte Thüringen mit einer individuellen länderspezifischen Zielvereinbarung jährlich 33 Millionen in eine Qualitätsverbesserung der Kitas investieren: Erzieher*in-KindRelation, Leitungstätigkeit, Fachberatung. Auf dem Weg zu einem Kita-Qualitätsgesetz hat die GEW somit einen Etappensieg errungen. Nun gilt es, diesen Weg zu einer gesetzlich geregelten Umsetzung zu beschreiten. Dazu haben Bund und Länder eine Arbeitsgruppe gebildet, die bis zum Frühjahr 2017 einen Vorschlag für die gesetzliche Rahmung erarbeiten soll. Der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder - Caritas, die AWO und die GEW sind das

Kita-Qualitätsbündnis und werden diesen Prozess aktiv begleiten und beeinflussen. Die bundesweit ca. 600.000 Kolleginnen und Kollegen in den Tageseinrichtungen für Kinder haben es verdient, dass nach dem Rechtsanspruch auf einen Kita- und Krippenplatz, den Ausbau der Plätze, die Umsetzung der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen, der erweiterten inklusiven Arbeit in den Einrichtungen und einer positiven Aufnahme von Kindern mit Fluchterfahrung nun die Strukturqualität in den Mittelpunkt der Kita-Politik gerückt wird. Die Bundesländer und der Bund müssen nun deutlich Schritte der Strukturqualitätsverbesserung gehen, die Finanzen zur Verfügung stellen und eine dauerhafte Regelung der Qualitätssicherung verankern. Die GEW Thüringen wird darauf drängen, dass der Freistaat trotz Schuldenbremse seine Finanzen aufstockt, um eine Umsetzung der 10 Empfehlungen zu gewährleisten. Nadine Hübener Referentin für Bildung


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Jubilare

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Januar/Februar

Die GEW gratuliert folgenden Kolleg*innen zum Geburtstag. 99 Jahre Ursula Mattmüller, Weimar 89 Jahre Peter Klein, Bad Salzungen 88 Jahre Friedrich Kreyer, Erfurt Helmut Heinz, Remstädt Dietrich Sundhaus, Buttelstedt 87 Jahre Rolf Ender, Bad Liebenstein 86 Jahre Gotthard Häser, Weimar 85 Jahre Manfried Grünler, Wiehe Winni Butz, Erfurt Joachim Schlenker, Altenburg 84 Jahre Prof. Dr. Karl-Heinz Keil, Jena Hartmut Niemann, Golmsdorf/OT Beutnitz 83 Jahre Karla Komke, Lucka 82 Jahre Marianne Höhne, Hildburghausen Johanna Klingler, SM/Wernshausen Dr. Siegfried Stange, Jena Ursula Töpfer, Sömmerda Prof. Dr. Manfred Weißbecker, Jena 81 Jahre Horst Greiling, Gotha Edeltraud Jordan, Apolda Max Neumann, Weimar 80 Jahre Dr. Martin Steinbach, Jena Jutta Zickler, Weimar Waltraud Baumann, Sömmerda Gerhard Breternitz, Bad Blankenburg Dr. Klaus Hanella, Ilmenau Helga Lingel, Gießübel Helga Mahlich, Ilmenau Dr. Dietrich Rösing, Bad Liebenstein 75 Jahre Heidrun Seeliger, Weberstedt Erich Seibt, Meiningen Gerhard Waidhas, Gera Christel Frank, Gotha Roswitha Müller, Bad Frankenhausen Wolfgang Peschmann, Jena

Elisabeth Adler, Lengfeld Edgar Hüttenrauch, Apolda Dr. Peter Jackisch, Ilmenau Brigitte Köber, Thalbürgel Monika Migliorin, Neudietendorf Viktoria Nettelroth, Erfurt Dr. Ing. Horst Nöther, Weimar Eva Seidemann, Sömmerda Ingeborg Warkotsch, Sonneberg 70 Jahre Rita Grothe, Immelborn Michaela Heyne, Stadtilm Regine Kästner, Erfurt Dr. Michael Fritsche, Jena - Cospeda John Gledhill, Erfurt Bärbel Jordan, Büßleben Roswitha Lüder, Hohenfelden Doris Oelsner, Gera Hildegard Gräfe, Waltershausen Margarete Scarbath, Hildburghausen Doris Schein, Großburschla 65 Jahre Christina Billhardt; Erfurt/OT Tiefthal Volker Englisch, Obergebra Markus Franke, Erfurt Karin Knospe, Plottendorf Klaus-D. Mendler, Bad Frankenhausen Stephanie Scheffler, Gera Sabine Böttner, Creuzburg Margit Eichel, Steinbach Brunhild Fischer, Jena Dr. Frank Haney, Jena Isolde Koch, Dermbach Wolf-Peter Kretzschmar, Jena Sybille Kriegshammer, Großenehrich Dr. Petra Liebert, Schmiedehausen Annemarie Möller, Schweina Moray Patterson, Weimar Peter Reichardt, Katzhütte Petra Schönstedt, Gera Anita Seyfarth, Erfurt Silvia Weiß, Suhl Barbara Birnstiel, Sonneberg Hans-Georg Demme, Gotha Angelika Frommann, Veilsdorf Edeltraud Horlbogen, Waltershausen Elke Jordan, Erfurt Petra Keller, Suhl Annemarie Kindling, Warza Gabriele Kluge, Rositz Carola Kretschmar, Förtha Anni Krüger, Gera Helga Lier, Langewiesen Beate Messing, Vogelgesang Margret Montag, Suhl Roswitha Scholz, Unterwellenborn/Bucha Christina Welkow, Augsburg

Eichsfeld 10. Ordentliche Jahresmitgliederversammlung der GEW im Eichsfeld 37 Kolleginnen und Kollegen aus unserem Kreisverband trafen sich am 24.11.2016 um 16:00 Uhr im „Haus Eichsfeld“ Leinefelde zur Jahresmitgliederversammlung. Diesmal stand das Thema: „Gewalt an der Schule“ im Vordergrund. KV-Vorsitzender Eckardt Rösler wies in seinen einführenden Worten auf zwei ganz aktuelle und ausführliche Presseveröffentlichungen in der TA hin: Dabei ging es um Gewalt gegen Lehr-/Erziehungspersonal und Gewalt gegen die Polizei. Als Gastredner stand uns Herr Marko Grosa, Bürgermeister von Leinefelde/Worbis, zur Verfügung. In einem sehr detaillierten und lebendigen Vortrag konnte er wertvolle Erfahrungen aus seiner langjährigen ehemaligen Tätigkeit im höheren Polizeidienst und als damaliger Vorsitzender der GdP Thüringens vermitteln. Deutlich stellte sich heraus: Neben gründlicher Ursachenforschung zur erhöhten Gewaltspirale bedarf es unbedingt der Entwicklung professioneller Verhaltensstrategien dagegen (und der Frage: Was darf ich – was darf ich nicht)! Hier steht der Dienstherr eindeutig in der Pflicht und Verantwortung! Herr Grosa machte nach entsprechenden Anfragen noch sehr interessante Ausführungen zur Entwicklung der Stadt Leinefelde-Worbis und zur Problematik „Gebietsreform“. Die Ehrung der Jubilare sowie das gemeinsame Abendessen sowie persönliche Gespräche rundeten auch diesmal das Jahrestreffen unserer Mitglieder ab. Ein besonders Dankeschön den Kolleginnen Heidi Towara und Annegret Holzhauer für die liebevollen Dekorationen und dem Gaststättenpersonal für die prima Bedienung! Und noch etwas zum Schluss: Die nächste Jahresmitgliederversammlung wird wieder am letzten Donnerstag vor dem 1. Advent am gleichen Ort und zur gleichen Zeit stattfinden. Vorstand des KV Eichsfeld

Jena-Saale-Holzland Vorabinformation Am 01.03.2017 findet in der Mensa der Integrierten Gesamtschule „Grete Unrein“ in Jena die Neuwahl des Vorstands für den GEWKreisverband Jena-Saale-Holzland statt. Die Veranstaltung beginnt um 17:30 Uhr. Alle Mitglieder des Kreisverbandes sind herzlich eingeladen, um sich aktiv an der gewerkschaftlichen Arbeit vor Ort zu beteiligen. Für den neuen Kreisvorstand werden noch Mitstreiter*innen gesucht. Wer sich vorab darüber informieren möchte, für welche Aufgabengebiete gesucht wird, kann das per E-Mail unter kv.jena-saale-holzland@gew-thueringen.de tun. Mike Stieber Kreisverbandsvorsitzender


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RECHTSSTELLE

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Gotha Weihnachtsfahrt mit Spende an das Kinderhospiz in TambachDietharz Die traditionelle Weihnachtsfahrt 2016 führte uns mit Partnern, Töchtern oder Freunden in diesem Jahr erstmals nach Frankfurt am Main. Entgegen jeglicher vorheriger Abfahrtszeiten sind wir am Samstag vor dem 1. Advent mit „Nessetalreisen“ aus Warza erst um 10.00 Uhr gestartet. Wollten wir doch unbedingt die abendlichen Lichter auf den verschiedensten Märkte bewundern. Bei angenehmen Temperaturen im Bus und auch außen sowie Stau frei sind wir in Frankfurt gelandet. Aber eine späte Anreise hat Nachteile: Parkplätze gibt es mit fortschreitender Uhrzeit immer weniger bzw. gar nicht mehr. Der Busfahrer ließ uns deshalb an einer Straße direkt neben dem Weihnachtsmarkt am Römer mit dem Hinweis aussteigen, sich pünktlich um 19.00 Uhr zur Abfahrt an dieser Stelle wieder einzufinden. Er musste dann leider allein einen Stellplatz suchen. Den fand er auch, allerdings erst am Frankfurter Messegelände. Gut vorbereitet, mit Infos aus dem Internet oder einem Stadtplan in der Hand, ging es einzeln oder in Gruppen los, Ausschwärmen in alle Richtungen war angesagt. Manche von uns blieben gleich im dichten Gedränge am Römer, einige begaben sich an die Hauptwache: Glühwein oder heißen Apfelwein aus der Jahrestasse trinken, Obstspieße, heiße Maronen, Bethmännchen und weitere leckere Sachen essen. Es roch aus den verschiedensten Buden so gut, dass man nicht wusste, womit man eigentlich anfangen sollte! Süß oder deftig? Andere haben auf der Aussichtsplattform vom Domturm noch bei Tageslicht

Frankfurt von oben anschauen können. Dem Frankfurter Stadtgeläut aus 10 Kirchen mit 50 Glocken konnten wir sogar mehrfach lauschen, das Adventskonzert auf dem Römerberg fand leider verspätet statt. Natürlich blieb ein Besuch der Zeil nicht aus, hier lockten die verschiedensten Geschäfte, ein Shoppingerlebnis und Lichtermeer nach dem anderen. Das Ergebnis wurde später beim pünktlichen Einsteigen in den Bus sichtbar: Weihnachten kann kommen! Viele nutzten die verschiedensten Angebote auf dem Weihnachtsmarkt am Römer noch zum Abendessen (Reibekuchen, Poffertjes, Fett- und Wurstbrote, verschiedene Grillwürste), ehe alle pünktlich an der verabredeten Stelle eintrafen. Ein Anruf genügte und der Bus fuhr sofort vor. Schon einmal vormerken: Die Weihnachtsfahrt 2017 geht zum Striezelmarkt nach Dresden. In seiner letzten Sitzung vor dieser Fahrt beschloss der Kreisvorstand, zum Ende des Jahres erneut das Kinderhospiz in Tambach-Dietharz mit einer Spende in Höhe von 250,00 € zu unterstützen. Dabei kam uns die Idee, diese Summe eventuell zu erhöhen, indem wir noch eine Sammlung im Bus organisieren. Gedacht und getan: Auf der Rückfahrt nach Gotha wurden alle über unsere Aktion informiert und um eine Spende gebeten, so dass noch einmal 128,37 € zusammen kamen. Kurz entschlossen wurde aufgerundet, so dass am 07.12.2016 insgesamt 400,00 € überwiesen werden konnten. Dafür auch ein besonderes Dankeschön! Uschi Wilhelm, KV-Vorsitzende

Saalfeld-Rudolstadt Unsere Weihnachtsfahrt nach Görlitz

Vorläufiger Veranstaltungsplan

Unsere alljährliche vorweihnachtliche Ausfahrt führte uns in diesem Jahr in die Grenzregion Polen-Deutschland. Ziel war die Grenzstadt Görlitz. Der „Schlesische Weihnachtsmarkt“ war mit seinem besonderen Ambiente nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten in Görlitz.

März: Sterne begleiten uns ein Leben lang – Besuch der Sternwarte, Rudolstadt April: Auf den Spuren von Fröbel – Besuch des Fröbelmuseums, Bad Blankenburg 15.06.2017, 16 Uhr: Die Wertschätzung unserer Arbeit als Pädagoge – Lehrertagsveranstaltung mit Besuch der Morassina-Grotte incl. gemütlichem Beisammensein September: Unsere Vergangenheit sollte man aufarbeiten – Führung durch die KZ-Gedenkstätte Laura 19.10.2017: Ehrung unserer Jubilare 02.12.2017: Weihnachtsfahrt nach Halle

Bereits im Mittelalter kreuzten sich in Görlitz zwei alte Handelsstraßen; auch bekannt als „Via Regia“. Dies trug wesentlich zur wirtschaftlichen Blüte und zum Wachstum und Wohlstand der Stadt bei, welchen wir in dem rekonstruierten Stadtzentrum erleben durften. Napoleons Kurzaufenthalte hinterließen auch starke Spuren in der Stadt. Doch Dank der Eile der Alliierten kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges (jeder wollte als Erster in Berlin sein), blieb die wertvolle und kulturhistorische vielseitige Bausubstanz erhalten und vor Zerstörung verschont. So konnten wir in einer organisierten Stadtführung sehr viel Wertvolles über die Stadtgeschichte nicht nur erfahren, sondern auch durch Baudenkmäler und historische Gebäude nacherleben. Für einige von uns war dieser Besuch sicher eine Anregung hier auch im Sommer einmal Station zu machen. Ein leichtes ist es dann auch, über die Stadtbrücke der Neiße einmal in das benachbarte Polen zu wandern und unsere Nachbarn etwas besser kennen zu lernen. In den notwendigen Reisepausen des Busunternehmens „Besser Reisen“ gab es noch sehr viel interessante Hinweise zu unserem Reiseziel Görlitz. Es war eine schöne Gelegenheit den 3. Advent zu verbringen. Viele freuen sich schon wieder auf die Fahrt im nächsten Jahr. Günter Kranich & Heike Winzer Mitglieder des KV Saalfeld-Rudolstadt

Erfurt Baggern, Pritschen, Angriff Immer mittwochs ab 20:00 Uhr treffen sich Pädagog*innen und ehemalige Pädagog*innen des GEW-Kreisverbandes Erfurt zum gemeinsamen Volleyballspiel … und suchen nun Verstärkung! Du möchtest uns mal kennenlernen? Dann schicke uns eine E-Mail an: renebueh@gmx.de.


22 AUS DEN KREISEN

Februar 2017 Erfurt

Auch die letzten vier Monate des Jahres 2016 waren interessant und wissenswert! Allen ist ja der Spruch bekannt:“ Sehen wir uns nicht auf dieser Welt, so sehen wir uns in Bitterfeld“. Neugierig geworden durch die Medien, wollten wir uns selbst überzeugen, ob es dort so schön geworden ist. Zuerst fuhren wir zum Filmmuseum nach Wolfen. Hier sahen wir einen Film von 1962 über das Leben der Werktätigen der Filmfabrik Agfa (später ORWO). Er spiegelte unser Leben in der Vergangenheit wider und brachte uns öfters zum Lächeln. Danach wurden wir durch die original erhaltenen Betriebsräume geführt und uns mit viel Sachverstand die Produktion erklärt. Alle Achtung, was diese Menschen geleistet haben. Jetzt fuhren wir zum, Goitzschesee, der zum Zeitraum der Filmfabrik Wolfen ein Braunkohletagebau war. Wir staunten: Wasser, Wasser, Wasser und eine Strandpromenade! Einmal rund um den See per Fahrrad sind etwa 50 km durch eine wunderschöne Naturlandschaft. Wir sahen uns einen kleinen Teil davon vom Schiff aus an. Mit der „Vineta“ fast zwei Stunden, wobei der Kapitän uns alles, was am Ufer zu sehen war, erklärte. Das war unter anderem der Bitterfelder Bogen, das Dörfchen Pouch mit Schloss und Roten Turm, Mühlbeck, das einzige Buchdorf von Deutschland. Bei Kaffee und Kuchen war es nochmal so schön, vor allem die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Lachen war auch bei unseren KabarettBesuch „Wir schaffen das“ an erster Stelle. Eine Brunnenführung durch ein Stückchen Erfurt ließ uns erkennen, wie viele historische Brunnen es in unserer Stadt gibt. Bücher gehörten ja zu unseren Beruf. Aber wie alles begann, Schrift, Buchdruck und vieles andere, hörten wir im DruckereiSuhl

museum Benary-Speicher. Zum Schluss durfte jeder sich selbst ein Bild drucken. Unsere zweite Bildungsreise, auch wieder nach Sachsen-Anhalt, führte uns in die Händel-, Salz- und Schokoladenstadt Halle. Mit dem Bus unternahmen wir eine Stadtrundfahrt. Dank der tollen Stadtführerin war das eine vielseitige Begegnung dieser Stadt. Frau Meder zeigte, erklärte und wies auf Gebäude hin, die wir so nicht entdeckt hätten. Dann war Freizeit, Zeit zum Essen und Trinken, zur Besichtigung der Stadtkirche mit dem Taufbecken, wo Händel getauft wurde und mit der Orgel, auf der er als Kind spielte. Andere unternahmen einfach nur einen Bummel über den Weihnachtsmarkt. Anschließend fuhren wir alle in die Hallorenfabrik. Hier bekamen wir eine perfekte Werksführung. Wir staunten doch, als wir hörten, das Kakaobohnen unter anderem mal Zahlungsmittel waren oder wie weit der Weg zum fertigen Produkt ist, wie wir es jetzt kennen. Eine besondere Attraktion der Ausstellung war das Schokoladenzimmer mit Klavier, Tisch, Geschirr und vielem mehr aus Schokolade. Um den Gabentisch zu Hause zu versüßen konnte man auch die Produkte kaufen. Zur Entspannung nach so viel Wissenswerten, ließen wir uns den Kaffee und Kuchen munden. Da man mit selbstgestalteten Geschenken sein eigenes „ ich“ verschenken kann, konnte man im Kerzencafe´ seiner Kreativität freien Lauf lassen oder auf eine Geduldsprobe stellen. Denn bevor aus einem Docht eine Kerze wird, heißt es: tauchen, abkühlen, tauchen. Aber auch hier hatten alle Seniorinnen ihre Freude. Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns begleitet haben, wünschen uns, dass Sie auch 2017 dabei sind. Vor allem aber bleiben oder werden Sie gesund. Der Seniorenvorstand vom KV Erfurt Schmalkalden-Meiningen

Rück- und Ausblick

Einladung zum Vini-Yogaseminar

In einem unruhigen und manchmal beängstigenden Jahr 2016 hat unsere Gewerkschaftsgruppe alle Vorhaben sachlich und optimistisch realisiert.

Der KV lädt zum Vini-Yogaseminar mit Frau Holland-Nell am Mittwoch, den 22.02.2017, von 15:30 - 17:00 Uhr in die Volkshochschule Meiningen ein. Mitzubringen wären ein kleines Kissen, eine Decke und bei Bedarf wärmende Socken. Anmeldeschluss (schriftlich per Post, FAX oder Mail) ist der 15.02.2017. Die Teilnehmerplätze sind begrenzt, deshalb erfolgt die Berücksichtigung in der Reihenfolge der Anmeldungen. • per Post an: KV GEW, Am Wandervogel 46, 98617 Meiningen • Per Telefon oder Fax an: 036 93 · 501 71 41 • Per E-Mail an: kv.schmalkalden-meiningen@gew-thueringen.de

Wir haben uns gefreut, dass stets viele Kolleginnen und Kollegen an den Veranstaltungen teilnahmen, besonders auch über jene, die noch aktiv im Schuldienst tätig sind. Wir denken, dass soziale Kontakte und das Miteinander wichtig sind für jeden einzelnen. Und so möchten wir heute unseren Gewerkschaftsmitgliedern für das Jahr 2017 vorstellen: Vorhaben der GEW-Senioren im Jahr 2017: • Mittwoch, 8.März, 15:00 Uhr: Frauentagsfeier im Naturheilgarten • Dienstag, 9. Mai, 9:30 Uhr: „Die Hildburghäuser kommen“. Gemeinsame, erlebnisreiche Stunden in unserer Stadt (Stadtführung, Mittagessen, Besuch der Sternwarte und Gedankenaustausch bei selbstgebackenen Kuchen), Treffpunkt: Bibliothek um 9:30 Uhr • Dienstag, 19. September: Fahrt auf die Leuchtenburg bei Kahla. Die Porzellanwelten sind ein besonderes Erlebnis für uns. Nach dem Mittagessen planen wir den Besuch des Baumbachhauses in Kranichfeld. • Dienstag, 05.12. 15:30 Uhr: Weihnachtsfeier im Gasthaus „Zum Bären“ Bei allen Veranstaltungen bitten wir um eure Anmeldung 14 Tage im Voraus, am besten telefonisch unter: Margit: 036 81 · 761 588, Renate: 036 81 · 760 387 Wir wünschen allen ein gesundes, friedliches neues Jahr, ohne Vorurteile gegen Fremde und Unbekanntes. Eva Thomae

Einladung zum Stammtisch

Der Kreisvorstand freut sich auf Euch!

Zu unserem diesjährigen Stammtisch laden wir alle Interessierten für Mittwoch, den 10.05.2017, zu einer Kräuterwanderung mit anschließender Einkehr ein. Genaueres steht dann in der tz im April.

Weimar Die Geschäftsstelle des Kreisverbandes Weimar ist innerhalb des Hauses der Zöllner-Stiftung in die 1. Etage gewechselt: Klingel und Eingang der Geschäftsstelle bleiben am Nebeneingang auf der rechten Seite des Hauses. Neue Telefon- und Faxnummer: 03643 742 901.


Februar 2017

RECHTSSTELLE

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Rechtsschutz für GEW-Mitglieder: Neuigkeiten und Veränderungen In der Landesrechtsstelle der GEW Thüringen wird es in diesem Jahr personelle Veränderungen geben. Im August 2017 wird die langjährige Juristin Heike Kandraschow aus Altersgründen ausscheiden. Ab diesem Zeitpunkt wird die GEW-Landesrechtsstelle durch die weitere Juristin Heike Schiecke allein vertreten sein. Um eine Koordinierung der umfassenden Aufgabengebiete in der GEW-Landesrechtsstelle weiterhin zu ermöglichen, sind ...

Was passiert in der GEW-Landesrechtsstelle?

Der Rechtsschutz der GEW Thüringen

Welche Auswirkungen hat der Mitgliedsbeitrag auf den Rechtsschutz?

Bei welchen Rechtsfragen und Angelegenheiten kann der GEWRechtsschutz gewährt werden?

Wie komme ich an eine Beratung vor Ort?

Wen spreche ich bei allgemeinen Fragen an?


24 RECHTSSTELLE

Februar 2017

Wie erfolgt die Gewährung des gewerkschaftlichen Rechtsschutzes?

Wer beauftragt die DGB Rechtsschutz GmbH?

Wann wird kein Rechtsschutz gewährt?

Die DGB Rechtsschutz GmbH - und wo finde ich die Thüringer Büros?

GEW-Landesrechtsstelle

Unzulässige Maßregelung wegen Teilnahme am Erzieher*innenstreik 2015 Die GEW Thüringen hatte im Sommer 2015 eine Klage gegen die Stadt Jena als Arbeitgeber von Erzieher*innen eingeleitet. Anlass war die Zahlung einer Erfolgsprämie ausschließlich an Erzieher*innen wegen der Aufrechterhaltung der Betreuung in einer Kindertagesstätte während des Streiks. Diesen Erzieher*innen hatte die Arbeitgeberin eine „hohe Einsatzbereitschaft und eine äußerst positive Einstellung gegenüber ihrem Berufsbild“ bescheinigt. Im Gerichtsverfahren war die Frage zu klären, ob die Stadt Jena ...

GEW-Landesrechtsstelle


Februar 2017

Angebot für Schulen zu Demokratie und Mitbestimmung

Die Berufsschultour der DGB-Jugend Die Berufsschultour ist als bundesweites Konzept schon seit 2002 in der Praxis erprobt. Sie besteht aus zwei – für Schulen kostenfreie – Elementen:

Mein

Anwalt. Mein

Recht. · Arbeitsrecht · Verwaltungsrecht mit besonderer Spezialisierung auf

Öffentliches Dienstrecht

Lehrerdienstrecht Schulrecht · Medizinrecht · Urheberund Medienrecht · Onlinerecht Ihre Anwälte

Matthias Wiese Dr. Katharina Laschinski Kathrin Bauer * Jan Kühne * * in Anstellung

in Zusammenarbeit mit

Dr. Peter Hauck-Scholz

Fischmarkt 6 · 99084 Erfurt FON + 49.361 . 347 90 - 0 www.wiesekollegen.de

1. Wir führen entweder unseren 6-stündigen Projekttag „Demokratie und Mitbestimmung“ durch oder kommen für mind. zwei Klassen, bzw. vier Unterrichtsstunden mit unseren 90-minütigen Modulen an Ihre Schule. Wir bieten vier verschiedene thematische Module an: Deine Rechte in der Ausbildung, Mitbestimmung, Gewerkschaftliche Basisarbeit und Gesellschaftliche Grundlagen. 2. Wir besuchen auf dem Schulhof ihre Berufsschule mit unserem DGB-Jugend-Infotisch. Hier gibt es Informationen zum Arbeits- und Berufsleben und wir sowie die Vertreter*innen der Mit-gliedsgewerkschaften stehen als Praktiker*innen des Arbeitslebens für Fragen zur Verfügung. Der Projekttag „Demokratie und Mitbestimmung“ (PDM) wurde entwickelt mit der Idee, Azubis und Schüler*innen demokratische Möglichkeiten der Mitbestimmung in Ausbildung und Betrieb näher zu bringen. Thematisch schlägt der PDM einen Bogen von der gesellschaftlichen Verteilung von Chancen und Reichtum hin zu einem lösungsorientierten Umgang mit Problemen in der Ausbildung und vereint damit diverse lehrplanrelevante Themen. Ziel des PDM ist es, den Jugendlichen vorhandene Mitbestimmungsmöglichkeiten näher zu bringen und sie zu motivieren, diese Möglichkeiten aktiv zu nutzen. Die eingesetzten Methoden zur Vermittlung der Inhalte orientieren sich an den Jugendlichen und versprechen Abwechslung im Lernalltag. Die jungen Teamerinnen und Teamer wurden in Schulungen auf den Umgang mit jungen Menschen in der Klasse vorbereitet. Die DGB-Jugend Thüringen führt ihre Berufsschultour 2017 hauptsächlich in den Zeiträumen • 03. - 07. April (Woche vor den Osterferien), • 24. April - 05. Mai (zwei Wochen nach den Osterferien) durch. Es können aber bei Bedarf auch Termine in der ersten Junihälfte ausgemacht werden. Bei Nachfragen oder Terminanfragen wendet Euch gerne an: DGB-Jugendbüro in Thüringen Elisabeth Fast und Gregor Gallner Jugendbildungsreferent*innen Warsbergstr. 1, 99092 Erfurt Telefon: 0361 · 59 61 460 / 461 E-Mail: dgb-jugend-thueringen@dgb.de


Wer zuletzt lacht...


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