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PORTFOLIO Dynamische Unternehmer, verrückte Visionen und coole Ideen, die unsere neue Welt prägen.
KREATIV AUS DER KRISE
Während die Pandemie der Gesellschaft viel abverlangt, beweisen einige Unternehmer ein feines Gespür dafür, was Menschen jetzt brauchen. Vom Aufräumtrend bis zur Kochbox, wir stellen 17 Gewinner vor. TEXT: Julia Dettmer
ELON MUSK Er ist das visionäre Superhirn unserer Zeit. Vor einigen Monaten kürte das „Time“-Magazin Elon Musk zur „Person des Jahres“. Nur wenige Menschen hätten mehr Einfluss als der Tesla-Chef und Weltraum-Unternehmer, erklärte die Zeitschrift. Der 50-Jährige ist mit rund 280 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt. Als der Autovermieter Hertz bekannt gab, bis Ende 2022 100.000 E-Autos bei Musk bestellen zu wollen, schnellten der TeslaKurs und auch die Zahlkraft des CEOs in die Höhe, der über Nacht um 36 Milliarden Dollar reicher wurde. Und Musk wäre nicht Musk, wenn er nicht auch mit seinem exorbitanten Reichtum kreativ umgehen könnte. Anfang November 2021 ließ er die Twitter-Gemeinde darüber abstimmen, ob er zehn Prozent seiner Tesla-Anteile verkaufen solle. Natürlich stimmte die Mehrheit dafür, und Musk hielt Wort. Inzwischen hat er Aktien im Wert von über 16 Milliarden Dollar abgestoßen. Wegen seines Weltraumtourismus schwer in die Kritik geraten, forderte ihn David Beasley, Chef des UN-Welternährungsprogrammes WFP, indirekt dazu auf, sechs Milliarden Dollar zu spenden. Musk konterte: Wenn man ihm erkläre, wie man mit diesem Geld den Welthunger beseitigen könne, würde er keine Sekunde zögern, zu spenden. Vielleicht hat die Pandemie also nicht nur seinen Ideenreichtum gefördert, sondern auch seine Großzügigkeit.
MARIE KONDO Ordnung halten – nicht gerade das prickelndste Vorhaben. Die 37-Jährige hat es trotzdem geschafft, Aufräumen in einen Trend zu verwandeln. Die japanische Ordnungsberaterin und Bestsellerautorin drehte mit Netflix die Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“, in der sie Folge für Folge Menschen dabei half, den Überblick zu finden. Dabei geht sie nach ihrer zur Marke gewordenen „KonMari“-Methode vor. Das einfache Prinzip beim Aussortieren lautet: alles auf einen Haufen werfen und dann bei jedem Stück überlegen: „Macht es mich glücklich, wenn ich diesen Gegenstand in die Hand nehme?“ Wenn ja, bekommt er einen festen Platz. Wenn nein, fliegt er gnadenlos raus. Während der Pandemie verspürten Millionen Zuschauer das dringende Bedürfnis, auch die eigenen vier Wände zu entrümpeln. Kondo durfte sich 2019 über zwei Emmy-Nominierungen freuen, und „sparking joy“ wurde zum geflügelten Wort. Ein schöner Nebeneffekt: Während die Serie bei Netflix auf Platz eins der Nonfiction-Releases schnellte, konnten sich US-Charitys dank fleißiger Ausmistwütiger vor Sachspenden kaum retten.
MASTERCLASS Das Konzept ist so einfach wie genial. TopExperten und Weltstars aus den unterschiedlichsten Bereichen zeichnen Tutorials und Vorträge auf Video auf, die von Wissbegierigen in einer großen Onlinemediathek abgerufen werden können. Gegen Gebühr, rund um die Uhr, von überall. Wer etwas übers Filmemachen lernen will, bekommt es von James Cameron beigebracht. Wer sich in Sachen Kreativität und Leadership inspirieren lassen möchte, wird von Anna Wintour angeleitet. Songwriting mit Alicia Keys, Kochen mit Gordon Ramsay, Schreiben mit Dan Brown, Selbstdarstellung mit RuPaul (Foto) – die Liste der Lehrmeister liest sich wie ein roter Teppich beim Oscar. Los ging es ganz unglamourös: Das Unternehmen, das nach gigantischen Finanzierungsrunden einen Wert von geschätzt 2,5 Milliarden Euro hat, war eine Studentenidee. David Rogier und Aaron Rasmussen gründeten die Firma schon 2014 unter dem Namen Yanka Industries, 2015 wurde daraus Masterclass. Zum Start gab es drei Kurse, heute bietet Masterclass über 130 verschiedene Schulungen mit über 1.000 Videos an, die Nachfrage ist unglaublich. Im Lockdown gönnten sich zehnmal so viele Menschen das Kursangebot wie im Jahr davor.
HELLO FRESH Abonnenten wählen online oder in der App aus, auf welche Mahlzeit sie Lust haben und wie oft sie kochen möchten. Der Kunde bekommt darauf alle nötigen Zutaten portioniert und samt Rezept in einer Box direkt bis an die Wohnungstür geliefert. Dieses Angebot kam im Lockdown gerade recht, wo man dankbar war, sich den Gang in den Supermarkt zu sparen. Vor wenigen Monaten feierte das Digitalunternehmen aus Berlin seinen zehnten Geburtstag, kurz vorher war es in den DAX aufgenommen worden. Das Bestellvolumen lag im dritten Quartal 2021 bei fast 28 Millionen Bestellungen, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung um fast 42 Prozent bedeutete. Heute schwingen fast sieben Millionen Menschen dank Hello Fresh den Kochlöffel, 16 Länder werden beliefert. Die Hälfte der Kunden leben heute in den USA. Ob sich die Gründer des einstigen Start-ups wohl manchmal kneifen müssen?
JEFF BEZOS Es ist 1994, und der Informatiker Jeff Bezos hat eine Idee: Er will einen Buchladen im Internet eröffnen. Der Rest ist Geschichte und Amazon Platzhirsch im Onlinehandel. Am Gründungstag seines Unternehmens, dem 5. Juli, gab Bezos letztes Jahr seinen Posten als CEO ab. Er bleibt Vorsitzender des Verwaltungsrats – und zweitreichster Mensch der Welt, auch dank Corona: Keiner hat von der Krise profitiert wie er. Schon in den ersten Wochen der Pandemie teilte Amazon mit, 100.000 neue Mitarbeiter in den USA einzustellen. In den ersten drei Monaten des letzten Jahres lag der Umsatz 44 Prozent über dem von 2020. Die Gewinne übertrafen den des Vorjahreszeitraums sogar um 220 Prozent. Dabei besonders profitabel: die Einnahmen, die Amazon mit externen Verkäufern generiert. Bezos hält nämlich nicht nur die eigenen Taschen auf, sondern sorgt auch dafür, dass Anbieter ohne eigenen Onlineshop über Amazon verkaufen können. Der BestellBoom macht ihn aber auch zur Zielscheibe für Kritik. Überlastete Paketfahrer, schlechte Arbeitsbedingungen in den Warenlagern und massenhaft Verpackungsmüll muss er in den Griff bekommen. Privat läuft es für den Unternehmer wieder rund. 2019 ließ er sich nach 25 Jahren von der Romanautorin MacKenzie Scott scheiden, im selben Jahr wurde seine Beziehung zu Moderatorin Lauren Sanchez publik. Was Spendenfreudigkeit angeht, wurde Bezos von seiner Ex-Frau übrigens sehr deutlich überholt: Allein im Jahr 2020 hat sie mehr als 8,6 Milliarden Dollar abgegeben, unter anderem an Corona-Opfer.
PHILLIP LIM Mit dem Start der Corona-Pandemie drückte Designer Phillip Lim den Reset-Knopf. Sein Label 3.1 Phillip Lim hatte zum 15. Geburtstag eigentlich Grund zu feiern, doch die geschlossenen Läden zwangen ihn zum Umdenken. „In diesem Moment haben wir alle die Möglichkeit und die Erlaubnis, alles auf null zu stellen. Wir haben keine andere Wahl“, so sein Statement. Zuerst stellte er online einen riesigen Sale auf die Beine, um mit den Erlösen wenigstens die Krankenversicherung seiner Angestellten zu bezahlen. Als Nächstes krempelte er seine Menswear-Kollektion um. Normalerweise kommen Stücke, die man bei den großen Runwayshows bestaunen kann, nämlich erst ein halbes Jahr später in den Handel. Lim beschloss, seine Herren-Linie in Form limitierter Kollektionen direkt zum Anfang der Saison auf den Markt zu bringen. Und es kamen noch zwei Herzensprojekte dazu: Erstens setzt der Designer nun verstärkt auf Nachhaltigkeit. Sein Wunsch lautet: „Wir müssen weniger produzieren und dafür alles so gut wie möglich machen.“ Die zweite Mission ist die #stopasianhate-Kampagne. Weil in den USA seit Corona-Beginn vermehrt Amerikaner mit asiatischen Wurzeln angegriffen werden, will er zusammen mit vier anderen asiatischstämmigen Größen aus der New Yorker Modewelt als „House of Slay“ den Hass gegen Minderheiten stoppen.
ZOOM Und es hat Zoom gemacht! Als Eric Yuan 2011 sein Unternehmen Zoom Video Communications gründete, hatte er Schwierigkeiten, Investoren zu überzeugen: Der Markt für Videocalls schien gesättigt, schließlich gab es ja Skype (die jüngeren Leser werden es nicht wissen, aber „skypen“ war ein gängiges Verb). Heute ist Zoom nicht mehr aus dem Leben von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt wegzudenken. Nicht nur geschäftliche Meetings und Schulunterricht wurden während der Pandemie in einen virtuellen Raum verlegt, auch Kindergeburtstage und Trauerfeiern. Durch diese Tür klickten sich im März 2020 plötzlich 200 Millionen Nutzer – noch drei Monate vorher hatte Zoom „nur“ zehn Millionen Nutzer gehabt. Ganz schnell zementierte das Unternehmen seine Position als unkompliziertester Anbieter mit zahlreichen Funktionen. Mittlerweile liegt der Börsenwert bei über 40 Milliarden US-Dollar. Seit dem Börsengang 2019 kann jeder an Zoom teilhaben, eine Aktie kostet um die 160 Euro, es gibt davon wenigstens 298 Millionen Stück.
RUPI KAUR Wissen Sie, wer die meistgelesene lebende Dichterin ist? Vielleicht denken Sie an J.K. Rowling – aber da liegen Sie falsch. Rupi Kaur, eine junge Schriftstellerin mit indischen Wurzeln, führt die Liste an. 2013 begann sie damit, ihre Werke im Internet zu teilen. Einfache Zeichnungen mit kurzen Texten über Liebe, Verluste und Femininität, die so prägnant und direkt formuliert sind, dass sie sofort Emotionen auslösen. Während der Pandemie entstand ein neuer Poesie-Hype, den die 29-Jährige in einem Interview so erklärt: „Ich denke, dass in Zeiten wie diesen Künstler, Denker und Macher an die Arbeit gehen.“ Kreieren, so sagt sie, sei eine Form des Verarbeitens und Reflektierens und somit würden mehr Künstler Gedichtbände veröffentlichen. Kaur selbst hat drei äußerst erfolgreiche geschrieben, die in über 42 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft wurden. Ihr Erstling „Milk and Honey“ löste sogar Homers „Odyssee“ als bestverkauften Epos aller Zeiten ab. Ihr dritter Band „Home Body“ erschien während der Pandemie und wurde sofort zum Bestseller.
DANIEL HUMM Kommt ein Schweizer nach New York und wird Chef eines Gourmet-Lokals… So fängt kein Witz an, sondern die Geschichte von Daniel Humm. Der führt in Manhattan das Dreisternerestaurant „Eleven Madison Park“. Das „EMP“ ist eines der besten Restaurants in den kompletten Vereinigten Staaten, 2017 war es sogar das beste der Welt. Die Pandemie traf Humm hart. Er musste alle Mitarbeiter entlassen, hatte 15 Monate geschlossen. Zeit für neue Ideen: Er eröffnete eine Suppenküche für Hilfsbedürftige und brachte den „Eleven Madison Truck“ auf den Weg. Damit liefert er wöchentlich 2.000 Mahlzeiten in ernährungsunsichere Viertel aus. Im Juni eröffnete er das „EMP“ neu und brachte mit einer gewagten Veränderung eine Revolution ins Rollen: Das „EMP“ ist seither ein veganes Restaurant. Eine bahnbrechende Entscheidung in der Haute Cuisine. 15.000 Reservierungsanfragen direkt nach der Wiedereröffnung bestätigten Humms Kurs. Und das bei einem Menü-Preis von 335 Dollar! Andere Sternerestaurants folgen dem neuen Trend: Das „Geranium“ in Kopenhagen verbannt beispielsweise auch schon das Fleisch von Festlandtieren von der Speisekarte.
DRAKE Hip-Hop, hurra! Den Rapper Drake konnte man zuletzt wegen der strengen Corona-Beschränkungen zwar kaum bei Livekonzerten erleben, dafür war er aber auf der virtuellen Bühne umso präsenter. 2020 und 2021 gehörte der gebürtige Kanadier zu den meistgestreamten Künstlern weltweit. Dabei befand er sich mit BTS, Taylor Swift, The Weeknd und Billie Eilish in bester Gesellschaft. Für Drake kam Zurückhaltung allerdings nicht infrage. Während andere Künstler sich eher bescheiden zeigten und ihre Releases sogar verschoben, trug der Rapper so richtig dick auf: Er veröffentlichte seine neue Single „Toosie Slide“ zusammen mit einem Video, in dem er mit seiner 100-Millionen-Dollar-Villa in Toronto protzte. Und um nur mal eine Zahl zu nennen: Auf der weltweit größten Streamingplattform Spotify zählte der 35-Jährige im PandemieJahr 2020 fünf Milliarden Streams. Er war der erste Künstler überhaupt, der die 50-Milliarden-Marke knackte. Drake trug auf seine Weise auch dazu bei, dass Spotify über die Pandemie hinweg 100 Millionen Nutzer dazugewinnen konnte.
MALCOLM & MARIE „Dies ist keine Liebesgeschichte, dies ist die Geschichte der Liebe“, kündigt der Trailer an. Es ist ein Film mit Tiefgang, den Netflix da im letzten Februar bereitstellte. Er stammt vom neuen Wunderkind am Regiehimmel, Sam Levinson, dem schon für den Film „Assassination Nation“ und die Serie „Euphoria“ sehr applaudiert wurde. Und weil die Dreharbeiten zu „Euphoria“ wegen des Lockdowns auf Eis lagen, die Beteiligten aber arbeiten wollten, schrieb Levinson ein Drehbuch, das sich während der Pandemie realisieren ließ: „Malcolm & Marie“. Der erste Hollywoodfilm, der komplett während Corona entstand. Gedreht in einem sehr begrenzten Setting – einem Haus in Carmel – von einem Team in Quarantäne. Und zwar unter strenger Geheimhaltung und für ein Mini-Budget von 2,5 Millionen Dollar. In den Hauptrollen Zendaya und John David Washington. Die Schwarz-Weiß-Optik und der Kammerspiel-Charakter verleihen dem Beziehungsdrama eine faszinierende Eindringlichkeit. Netflix legte dafür 30 Millionen Dollar auf den Tisch und hatte den richtigen Riecher. „Malcolm & Marie“ wurde zu einem der meistgestreamten Filme 2021.
LALA BERLIN Auch in der Krise hat Leyla Piedayesh ein Gespür für Trends. Die Macherin des Labels Lala Berlin war eine der Ersten, die Mund-Nasen-Schutz-Masken im Stil ihres Labels anfertigte und im großen Stil verkaufte. Daraus schlug sie allerdings keinen Profit, sondern spendete die kompletten Einnahmen. In nur sechs Monaten konnte Piedayesh 100.000 Euro einsammeln und damit lokale NGOs (Nichtregierungsorganisationen) unterstützen, die sich um Kinder, Jugendliche und Frauen kümmern. „Häusliche Gewalt ist ein anhaltendes gesellschaftliches Problem, das besonders durch die Konsequenzen der Covid-19-Pandemie anwächst und dessen Auswirkungen eklatant sind. Als frauengeführtes Unternehmen mit einem großen Bestreben nach sozialer Gerechtigkeit möchten wir genau diesem Missstand entgegenwirken und nach unseren Möglichkeiten und Mitteln helfen“, so das offizielle Statement der Designerin. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke wurde bei diesem Projekt bedacht, denn die Masken wurden ausschließlich aus recycelten Reststoffen gefertigt. Hut ab und Maske auf!
AIRSTREAM Abgerundet, silberfarben und schnittig: Einen Airstream erkennt man sofort. Kein anderer Wohnwagen verkörpert Fernweh und Abenteuer wie er, keiner ist cooler. Während der Pandemie schafften sich immer mehr Reiselustige das Kultmobil an. Schließlich konnte man sich so ein Stück Freiheit zurückerobern, den Menschenmassen einfach davonfahren. Der Wunsch nach komfortablem Caravaning ist mittlerweile so groß, dass die Lieferzeiten bei einigen Modellen bis zu einem Jahr betragen können. Dieser Trend spiegelt sich natürlich auch in den Zahlen wider: Die Aufträge des Mutterkonzerns Thor waren im Sommer 2021 im Vergleich zum Frühjahr davor um 550 Prozent gestiegen. Unabhängigkeit und Flexibilität sind durch Corona beim Reisen massiv in den Fokus gerückt. Seit 1952 werden die Airstreams im US-Bundesstaat Ohio angefertigt. Damals hatte Wally Byam den Traum, einen leichten Wohnanhänger zu bauen, der mit geringstem Widerstand durch den Wind gleitet. Einzigartiges Design trifft auf außergewöhnliche Handwerkskunst – mit dieser Vision wurde das Unternehmen weltberühmt, die 800 Mitarbeiter erhalten diese lebendig.
KHABY LAME Khaby wer? Khaby „größter TikToker der Welt“ Lame! Der gebürtige Senegalese, der in Italien lebt, ist mit über 124 Millionen Followern der erfolgreichste männliche TikTok-Star. Dabei startete er seinen Kanal erst 2020, als er seinen Job als Fabrikarbeiter verlor und sich im Lockdown die Zeit vertreiben wollte. Und wie wird man in nur einem Jahr bei der Generation Z so bombastisch populär? In Lames Fall durch eine einfache, aber geniale Idee. Der 21-Jährige produziert Kurzvideos, in denen er sich über seltsame „Lifehacks“ anderer Social-Media-Nutzer beömmelt und schweigend viel simplere und einleuchtendere Lösungen präsentiert. Ein Beispiel: Eine andere TikTokerin klemmte beim Aussteigen ihr Shirt in der Autotür ein und schnitt sich mit einer Schere frei. Lame parodierte sie, indem er mit seiner gewohnt unbeeindruckten Miene einfach die Autotür öffnete, um sich zu befreien. Mit solchen Kurzclips wurde der sympathische Scherzkeks zum Social-Media-Superstar. Er kann über 20.000 Dollar für ein Posting verlangen.
ADDISON RAE 21 Jahre alt und schon ein paar Millionen auf dem Konto. Addison Rae lebt den Traum vieler Twens. Die Influencerin, die in Louisiana aufgewachsen ist, entdeckte im Alter von sechs Jahren ihre Leidenschaft fürs Tanzen. 2019 schmiss sie ihr Studium, um mit Gute-Laune-Tanz-Videos die Social-Media-Plattform TikTok zu erobern. Der Plan ging auf, Rae weitete ihr Business auf Instagram aus und schaffte es, in Windeseile Millionen Fans für sich einzunehmen – über 86,1 Millionen auf TikTok, über 40,2 Millionen auf Instagram. Von den Werbeeinnahmen, die sie über ihre Kanäle und Kooperationen erzielt, hat sie sich angeblich schon ein Polster von fünf Millionen Dollar angespart. Raes enorme Netz-Beliebtheit fiel auch Netflix auf, die Influencerin bekam die Hauptrolle in „Einer wie keiner“, dem Remake von „Eine wie keine“. Auch an Bord der Rae: Spotify. Hier hostet das Multitalent einen erfolgreichen Podcast namens „Mama knows best“ mit ihrer Mutter Sheri. Fast schon logisch, dass sie dazu noch eine eigene Make-up-Linie vertreibt. Was kommt als Nächstes – Rae-Fashion, Rae-Food, Rae-Music? Die Selbstvermarktungsmaschinerie läuft!
VANMOOF Es ist ja schon fast naheliegend, dass das In-Label für E-Bikes in der Fahrradstadt Amsterdam gegründet wurde. 2009 hatten die Brüder Ties und Taco Carlier hier die Idee, das perfekte Stadtrad zu entwickeln. Bei den ersten VanMoofs musste man noch selbst in die Pedale treten, durfte sich aber über bewundernde Blicke freuen. Ein VanMoof erkennt man nämlich dank des revolutionären Rahmendesigns mit integrierter Lichtanlage sofort. Einige Designpreise später erweiterte das Label seine Flotte um schnittige Elektrofahrräder. 200.000 sind davon bereits auf den Straßen der ganzen Welt unterwegs. VanMoof-Stores gibt es in 40 Ländern von Finnland bis Japan und online. Die Firma zählt zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen Europas. Und auch hinter den Kulissen spiegelt sich der hohe Qualitätsanspruch wider: Design, Produktion, Vertrieb, Kundendienst – VanMoof hat alles selbst in der Hand und stellt damit die Fahrrad-Industrie auf den Kopf. Die Umsatzverdoppelung während der Pandemie von 40 (2019) auf 80 Millionen (2020) beweist, dass hier in die richtige Richtung gedüst wird.
ADRIENE MISHLER „Lots of love in, lots of love out“ – wer schon mal zu einem Onlinevideo von Adriene Mishler auf der Matte gelegen hat, kann diesen Satz mitbeten. Es ist das Atem-Mantra der Yoga-Königin bei YouTube. Keine andere Yoga-Lehrerin hat so viele Anhänger (über 10 Millionen), keine andere vereint Perfektion und Lässigkeit wie die gebürtige Texanerin. 2012 stellte sie die ersten von mittlerweile über 500 Videos online und ging dabei äußerst professionell vor. Sie analysierte das Suchverhalten der YouTube-Gemeinde, um passgenaue Videos zu servieren. Heute versammelt die 37-Jährige Yogis aus der ganzen Welt und wird von Adidas gesponsert. Ihr Erfolgsrezept? Die gelernte Schauspielerin ist authentisch, und doch weiß sie genau, wie sie vor der Kamera agieren muss und wann Zeit ist für einen Witz. Für Extra-Sympathiepunkte sorgt Hund Benji. Der bärige Australian Cattle Dog döst in jedem Video neben der Matte oder tapst durchs Bild. Für viele wurden die 30-Day-Yoga-Journeys ein Anker im CoronaAlltag, sechs Millionen Follower kamen während der Pandemie hinzu.
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