Österreichische Jugendbuch-Bibliothek
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Der zehnjährige Fredi und sein kleiner Bruder Buz verbringen die Sommerferien bei den Großeltern auf dem Land. Nirgends können die Stadtkinder so schön spielen wie hier: Im Wald und am Bach, auf dem Heuboden und dem benachbarten Bauernhof dürfen sie sich so richtig austoben. Als auch noch ihre Kusinen Micky und Lise eintreffen, hecken die Kinder jede Menge Streiche aus, die die Großmutter und den Großvater ganz schön auf Trab halten ... • Ein Klassiker der österreichischen Kinderliteratur
€ 14,95
• Mit den Illustrationen der Erstausgabe 1965
ISBN 978-3-7074-1593-3
www.ggverlag.at
Cover_Brav_sein_ist_schwer2013.indd 1
24.07.2013 09:28:40
Brav sein ist schwer
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ISBN 978-3-7074-1593-3 In der aktuell gültigen Rechtschreibung 2. Auflage 2013 Gesamtherstellung: Imprint, Ljubljana © 2009 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten. Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Marlen Haushofer
Brav sei n ist schwer Illustrationen von
Ilon Wikland
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Ich heiße Fredi und bin zehn Jahre alt. Mein Freund Peter hat eine Spritzpistole, ein Kinderfahrrad und eine Indianerausrüstung. Auf die Spritzpistole und das Kinderfahrrad könnte ich verzichten, aber eine Indianerausrüstung brauche ich dringend. Außerdem wünsche ich mir einen großen Hund. Den werde ich wohl nie bekommen, weil wir keinen Garten haben und im zweiten Stock wohnen. Das wäre kein Leben für einen großen Hund, sagt mein Vater, und das sehe ich ein. Die Indianerausrüstung, sagt er, könnte ich mir kaufen, wenn ich ein bisschen sparsamer wäre. Ich weiß nicht, wie mein Vater sich das vorstellt. Ich müsste, bei meinem Taschengeld, fünfzehn Jahre sparen und ich fürchte, dass mich dann die Ausrüstung nicht mehr freuen würde. Weil ich nicht gut rechnen kann, hat mein Freund Karli für mich ausgerechnet, wie lang ich sparen müsste. Dabei ist mir eingefallen, dass ich ja zwei Indianerausrüstungen brauche, weil mich das Indianerspiel nur freut, wenn Karli mitspielen kann, und er so wenig Taschengeld bekommt, dass er sich nicht einmal in dreißig Jahren eine Ausrüstung kaufen könnte. Es steht auch fest, dass der Vater mir auf keinen Fall zwei Ausrüstungen kaufen wird. Er will ja nicht einmal von einer etwas hören. Und wozu sollte ich mir nach fünfzehn Jahren eine kaufen? Kein einziger Erwachsener, den ich kenne, kauft sich eine Indianerausrüstung. Überhaupt kaufen die Erwachsenen lauter Sachen, die mich nicht freuen könnten. 9
So schaut die Zukunft für mich also recht traurig aus. Das heißt, jetzt habe ich wieder ein bisschen Hoffnung. Vor einer Woche war nämlich meine Tante Susi bei uns und die wünscht sich auch ganz dringend etwas: einen warmen Mantel, Stiefel und eine Pelzmütze. Sie friert nämlich jeden Winter schrecklich. Das ist wie eine Krankheit. Sie ist im Winter immer ganz weiß im Gesicht, manchmal, wenn es wirklich kalt ist, sogar grün. Ich kann verstehen, dass sie etwas dagegen tun möchte, wer will schon mit einem grünen Gesicht herumgehen. Ich kann meine Tante gut leiden, weil sie mir zuhört, wenn ich ihr etwas erzähle, und nicht sagt: „Sei jetzt eine Minute still, Fredi, ich muss gerade ganz scharf nachdenken.“ Sie findet auch, dass ich jetzt eine Indianerausrüstung brauche und nicht erst, wenn ich ein alter Mann bin. Außerdem, sagt sie, ist Indianerspielen sehr gesund, weil man sich dabei an der frischen Luft bewegt, die Lunge sich ausdehnen kann und man dabei keinen Buckel bekommt. Leider ist Tante Susi nicht sehr mutig. Sie getraut sich nicht, das auch vor meinen Eltern zu sagen. Wenn die Rede darauf kommt, hält sie sich ein Buch vors Gesicht und tut ganz geistesabwesend. Einmal, als meine Eltern im Kino waren und Buz in der Küche mit Plastilin spielte (Buz ist mein kleiner Bruder), kam Tante Susi zu mir ins Kinderzimmer, wo ich gerade meine Aufgabe schrieb. Sie erklärte mir sehr entschlossen, dass sie im nächsten Winter unbedingt den neuen Mantel haben 10
müsse. Das Frieren werde nämlich immer schlimmer. Sie legte mir die Hand auf die Stirn und die Hand war wirklich eiskalt. Sie wollte unbedingt Geld verdienen und dabei sollte ich ihr helfen. Zuerst konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich das machen sollte, aber Tante Susi erklärte es mir. Sie hatte vor, ein Kinderbuch zu schreiben, und weil sie schon vieles vergessen hatte, was Kinder erleben, sollte ich ihr erzählen, wie wir unsere Sommerferien verbracht haben. Sie wollte alles aufschreiben und den Gewinn mit mir teilen. Ich finde das sehr anständig von ihr, denn Schreiben ist eine furchtbar mühsame Arbeit. Jedes Mal, wenn ich einen Aufsatz schreiben muss, fange ich an zu schwitzen und meine Hand wird ganz zittrig. Aber meiner Tante macht das gar nichts aus. Sie sagt, man kann sich sogar an das Schreiben gewöhnen wie an jede andere Arbeit. Ich kann es mir nicht vorstellen, denn ich hab mich noch an keine Arbeit gewöhnen können. Vielleicht bin ich überhaupt noch zu jung zum Arbeiten. Tante Susi hält das auch für möglich, meint aber, ich solle das vor meinem Vater lieber nicht sagen. Zwei Nachmittage lang erzählte ich also Tante Susi alles, was wir im Sommer erlebt haben, und sie setzte ihre Brille auf und kritzelte etwas auf einen Zettel. Sie sagte, sie wolle gleich mit dem Buch anfangen, weil sie unbedingt den Mantel braucht und weil ich auf meine Indianerausrüstung auch nicht warten möchte. Meinem kleinen Bruder Buz wollen wir eine elektrische Eisenbahn kaufen und eine kleinere 11
Indianerausrüstung, weil er sonst brüllen wird, wenn er nicht mitspielen kann. Natürlich darf Karli auch nicht zu kurz kommen, denn er muss unbedingt beim Spiel dabei sein. Dass wir Buz etwas kaufen, ist sehr gutmütig von uns, denn er hat Tante Susi gar nicht geholfen bei dem Buch, weil er nicht zehn Minuten still sitzen kann. Er war nur mit dabei in den Ferien. Vielleicht werden wir auch meinen Kusinen Micky und Lise etwas Hübsches schenken, weil wir schon beim Schenken sind. Schließlich kommen sie ja auch in dem Buch vor. Ihre Eltern wollen nämlich auch nicht einsehen, dass zwei kleine Mädchen neue Puppen brauchen, wenn ihnen nicht fad sein soll. Tante Susi meint, es könnte sein, dass wir viel Geld verdienen werden. Sie muss es ja wissen, sie schreibt schon lang genug Bücher. Ich hab auch einen kleinen Vetter, den Bruder von Micky und Lise. Der kann noch nicht sehr gut reden, aber er redet trotzdem viel. Man versteht ihn leider sehr schlecht. Er wünscht sich immer kleine Autos und darauf soll es nicht ankommen, die können ja nicht so teuer sein. Ein kleiner Bub neben zwei älteren Schwestern hat ohnedies nicht viel Spaß und wird immer herumgepufft und ausgelacht. Außerdem lassen ihn seine Schwestern nie zu Wort kommen und er muss schon schreien, wenn ihm ein Mensch zuhören soll. Ich hatte mich schon das ganze Jahr auf die langen Ferien gefreut, denn sonst gab es gar nichts, worauf ich mich hätte freuen können. Ich war seit dem Herbst nicht mehr zufrieden 12
und fröhlich. Und das kam daher, dass wir in der vierten Klasse nicht mehr das liebe Fräulein Huber, sondern den Herrn Oberlehrer bekommen hatten. Ich war auch früher nie sehr gern in die Schule gegangen, aber bei der Frau Lehrer Huber hatte ich mir wenigstens ungestört neue Spiele ausdenken können. Damit war es nun vorbei. Der Herr Oberlehrer merkte sofort, wenn ich nicht bei der Sache war, und rief mich jedes Mal an die Tafel. Plötzlich wurde die Schule eine Riesenplage für mich, und weil mir das Leben so zuwider war, gewöhnte ich mir alle möglichen Unarten an. Ich biss meine Nägel, kratzte mir dauernd den Kopf und manchmal schielte ich sogar ein bisschen. Ich merkte gar nicht, dass ich das alles tat, aber die Großen sahen es immer gleich und waren recht unzufrieden mit mir. Es ist nicht sehr angenehm, wenn man dauernd ermahnt wird, und so wurde ich auch immer unzufriedener. Überhaupt war das Jahr ganz furchtbar. Geheimnisvolle Dinge ereigneten sich fast jeden Tag. Ich putzte meine Schuhe und sie waren trotzdem immer schmutzig. Jedes Taschentuch, das mir meine Mutter gab, verlor ich und meine Hosentaschen waren immer zerrissen, obgleich die Mutter sie dauernd zunähte. Wenn ich ein Glas nehmen wollte, fiel es mir aus der Hand, und sooft ich an Mutters Blumenständer vorbeiging, stieß ich einen Blumentopf um und der Boden war voll nasser Erde. Es war schon nicht mehr auszuhalten, ich konnte mich selber nicht mehr leiden. 13
Dazu kam noch, dass mein Bruder Buz fünf Jahre alt wurde und nicht mehr in den Kindergarten gehen wollte. Er war für sein Alter lang und dünn und die Schulkinder schrien ihm auf der Straße nach: „Kindergartenbaby!“ Deshalb wollte er um keinen Preis mehr in den Kindergarten gehen und sperrte sich jeden Tag vor acht Uhr im Badezimmer ein. So blieb er also daheim und ärgerte unsere Mutter. Sie konnte es nur einen halben Tag mit ihm aushalten; wer Buz kennt, wird das verstehen. Sobald ich also mit meinen Aufgaben fertig war, so um drei herum, bekam ich Buz aufgehalst und es blieb mir nichts übrig, als ihn zu meinen Freunden mitzunehmen. Zuerst lachten sie 14
mich aus, aber Peter und Karli hielten zu mir, und mit der Zeit gewöhnte sich die ganze Bande an Buz und verspottete mich nicht mehr. Für Buz war das alles sehr aufregend, er hatte glückliche Zeiten. Wie ein Kalb mit langen, dünnen Beinen trottete er hinter mir her und erreichte, dass er bei allen Spielen mittun durfte. Für mich war das sehr lästig, denn es ging manchmal recht wild zu und ich sollte doch auf Buz Acht geben. Wenn er sich wehtat, war immer ich schuld und bekam daheim eine Strafe. Ich möchte nie wieder als großer Bruder auf die Welt kommen. Mein Leben verlief recht traurig: den ganzen Vormittag 15
Erwin Czerwenka Josef Domany Das bunte Buch 288 Seiten, 23 x 33 cm fadengebundenes Halbleinen mit Goldprägedruck vierfarbig ill. ISBN 978-3-7074-0107-3
Erwin Czerwenka Josef Domany Das neue bunte Buch 288 Seiten, 23 x 33 cm fadengebundenes Halbleinen mit Goldprägedruck vierfarbig ill. ISBN 978-3-7074-0150-9
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A. Umlauf-Lamatsch / Hans Lang Hannerl in der Pilzstadt 72 Seiten, 17 x 24 cm, Hardcover, vierfarbig ill., ISBN 978-3-7074-0187-5
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€ 14,95
• Mit den Illustrationen der Erstausgabe 1965
ISBN 978-3-7074-1593-3
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