Das Sternenbuch

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Christine Rettl Herausgeberin

Das Sternenbuch Illustrationen Regine Altegoer Birgit Antoni

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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

www.kinderbuchverlag.com

ISBN (13) 978-3-7074-0335-0 ISBN (10) 3-7074-0335-1 1. Auflage 2006 copyright © 2006 G&G Buchvertriebsgesellschaft mbH, Wien Herausgeberin: Christine Rettl Covergestaltung: Regine Altegoer Innenillustration: Regine Altegoer: S. 34–45, S. 58–62, S. 84–91 Birgit Antoni: S. 6–33, S. 46–57, S. 63–83, S. 92–113 Lektorat: Hubert Kapaun Satz: G&G, Margit Stürmer, Wien Druck und Bindung: Imprint In der neuen Rechtschreibung/2006 Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Alle Rechte, auch die des auszugweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übertragung in Bildstreifen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten.

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Inhalt Der große, große Wunsch

Cornelia Funke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Das allerwinzigste Elfenmädchen

Käthe Recheis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Ich wollte dir von meinem Zwerg erzählen Im Traumland

Folke Tegetthoff . . . . . . . . . . . . 14

Georg Bydlinski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Schwarzes Schäfchen, grauer Wolf Max, Mia und der Mondriese

Renate Welsh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Ursel Scheffler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Gute Nacht, mein Kind, schlaf ein ! Warum der Schnee weiß ist

Gerda Anger-Schmidt . . . . . . . . . . . . . . 46

Heinz Janisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Das Windkind

Susa Hämmerle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Die Mondkatze

Edith Schreiber-Wicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

Schlafenszeit

Christine Rettl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Das Glubschaugen-Monster Gute Nacht, Severin Einschlafreime

Evelyne Stein-Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Jutta Treiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

Ernst A. Ekker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

Martina und die kleinen bunten Hunde Wunsch-Traum

Edith Schreiber-Wicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Die kleine Mutter im Blumentopf Das Sternenbuch

Käthe Recheis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

Friedl Hofbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Maria Linschinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

Papa Wolfs Geburtstag

Stefan Karch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Sandmännchens Urlaubsvertretung Zwei mit Nasenzwickern

Gabriele Rittig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

Christine Rettl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

Abendlied der Bärenmutter

Georg Bydlinski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Die Gute-Nacht-Geschichte

Felix Mitterer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

Die AutorInnen

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Der große, große Wunsch Cornelia Funke

„Was muss ich machen“, fragte Hannes, „wenn ich einen ganz verrückten Wunsch habe, den mir niemand auf der Welt erfüllen kann?“ „Hm“, sagte Mama, „ganz einfach. Du schreibst ihn auf einen Zettel, wartest, bis ein starker Nordwind weht, und wirfst den Zettel aus dem Fenster.“ In einer sternklaren Vollmondnacht klopfte es bei Hannes ans Fenster. Was eine merkwürdige Sache war, denn es lag im fünften Stock. Durch die Scheibe sah ein riesiges Auge herein. Etwa so groß wie ein Autoreifen. Als Hannes mit zitternden Fingern das Fenster öffnete, schob sich eine silbrig schimmernde Pranke herein. Auf die kleinste Kralle war ein Zettel gespießt. „Ist das deiner?“, fragte eine raue, brunnentiefe Stimme. In Hannes’ eigener krakeliger Handschrift stand da: „Ich wünsche mir auf einem Drachen durch die Nacht zu fliegen.“ Hannes blickte in das riesige, runde Auge und nickte. „Na, dann komm!“, sagte die tiefe Stimme und die mächtige Pranke 6


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drehte sich so, dass Hannes hinaufklettern konnte. Er wurde in die Nacht hinausgetragen und fand sich auf einem gewaltigen Rücken wieder, der wie ein Berg die Sterne verdeckte. Zwei Flügel stellten sich links und rechts von ihm auf wie die schwarzen Segel eines Schiffes.

„Sitzt du gut?“, fragte der Drache und wandte seinen langen Hals so, dass er den Jungen ansah. „Ja“, flüsterte Hannes. Sein Herz dröhnte wie eine Pauke. Da erhob sich der Drache mit rauschenden Flügeln in die Luft. Höher und höher stiegen sie, bis die Sterne näher schienen als die Lichter unter ihnen. Die Haare des Jungen flatterten im eisigen Wind, aber er schmiegte sich an den schuppigen Leib des Drachen und der 7


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wärmte ihn. So flogen und flogen sie, während der Mond langsam über den Himmel zog. Doch irgendwann spürte Hannes, dass der Drache langsamer wurde und immer tiefer flog. „Was machst du?“, rief er. „Die Sonne kommt!“, rief der Drache zurück. „Ich spüre sie schon. Du musst zurück.“ „Oh“, sagte Hannes. Er merkte, wie ihm eine Träne über die Nase lief, aber er wischte sie hastig weg, damit der Drache sie nicht sah. „Und wenn ich wieder einen Zettel in den Nordwind werfe?“, fragte er, als der Drache ihn vorsichtig wieder in sein Zimmer setzte. „So ein Wunsch wird nur ein einziges Mall erfüllt“, sagte der Drache. „Lass es dir gut gehen.“ Dann hörte Hannes das Rauschen der Flügel und sah einen schwarzen Schatten über den untergehenden Mond ziehen. Er wartete viele, viele Nächte am Fenster, aber der Drache kam nie wieder.

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Das allerwinzigste Elfenmädchen Käthe Recheis

Es war einmal ein kleiner Junge, der sagte immer: „Ich! Ich!“ Er sagte es, wenn die Mutter den Kuchen aufschnitt, und er sagte es, wenn sie Himbeerpudding auf den Tisch stellte. Nur wenn es Zeit zum Schlafengehen war, sagte er nie: „Ich!“ Er wollte lieber aufbleiben. Einmal, als ihn die Mutter zu Bett gebracht hatte, war er so munter und wach, dass er nicht schlafen konnte. Er kletterte aus dem Bettchen, stellte sich ans Fenster und schaute hinaus. Es war dunkel, aber nicht ganz dunkel, weil der Mond am Himmel stand. Die Vorhänge bewegten sich und im Garten wisperte der Wind im Laub. Auf einmal sah der kleine Junge unten im Garten ein kleines Licht, das wehte herauf aufs Fenstersims und war ein allerwinzigstes kleines Elfenmädchen, nicht größer als ein Daumen. „Wer bist du?“, fragte der Junge. 10


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„Ich bin’s!“, antwortete das allerwinzigste Elfenmädchen mit einer dünnen Stimme, die wie Glasglöckchen klang. „Und wer bist du?“ „Ich bin’s“, antwortete der Junge. Das allerwinzigste Elfenmädchen klatschte in die Hände. „Ich heiße ICH!“, rief es. „Und du heißt auch ICH! Das ist lustig!“ Der kleine Junge hieß eigentlich gar nicht ICH, aber das sagte er nicht. Es hörte sich hübsch an, wenn das allerwinzigste Elfenmädchen ICH zu ihm sagte. „Willst du mit mir spielen, ICH?“, fragte das allerwinzigste Elfenmädchen. „Ja, ICH, das will ich gern“, antwortete der kleine Junge. Das allerwinzigste Elfenmädchen fing mit seinen winzigen Händen Mondlicht ein und verstreute es im Zimmer und es wurden lauter Tiere daraus: Mondkatzen und Mondhunde und Mondpferdchen und sogar Monddrachen, die umherflogen und Feuer spuckten. Das allerwinzigste Elfenmädchen und der kleine Junge haschten nach den Monddrachen und die Monddrachen sprühten Mondfunken und wollten sich nicht fangen lassen. Der kleine Junge hopste herum, gab nicht Acht und trat dem allerwinzigsten Elfenmädchen auf den Fuß. 11



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