(Im) Weinland Carso, Kras, Karst
(Im) Weinland Carso, Kras, Karst
Projektübung · Wintersemester 2017/18 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Uli Tischler
Dokumentation der Lehrveranstaltung Projektübung „(Im) Weinland“ im Wintersemester 2017/18 Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2018 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Architektin Uli Tischler Wahlfächer: Aktuelle Tendenzen Praktische Denkmalpflege | Leitung: Mag.Phil. Christoph Breser Typologische Transformation | Leitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Uli Tischler Studienassistenz: Riham El Moazen, Jakob Zöbl
Einleitung 08 Ausgewählte Entwßrfe 25 Lehrveranstaltung in einem Bild 97 Impressum 99
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Das Verh채ltnis von Architektur und Landschaft, oder genauer die Beziehung von Weinarchitektur und Kultur- beziehungsweise Produktionslandschaft sind zentrales Thema des Entwurfs, der sich besonders mit der Karstlandschaft des Triestiner Hinterlands auseinandersetzt. In einem Workshop vor Ort, einem Stadtland1 an der Grenze zu Slowenien, werden Dorfund Geb채udestrukturen landwirtschaftlicher Produktion untersucht, die einem radikalen Wandel unterliegen.
Neue Methoden, sogar neue Technologien des Weinmachens ver채ndern trotz kleinteiliger und sehr spezifischer Topographie, Weinland und Architektur. Vielleicht ein Weingut, jedenfalls aber die Transformation eines Weinhofes im Carso Triestino ist Thema des Entwurfs. 1 Stadtland - Der neue Rurbanismus. ARCH+ 228, Fr체hjahr 2017
Uli Tischler
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Luftbild von Prepotto 2017
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Franziszeische Kataster 1819, Provinz KĂźstenland - Kreis GĂśrz
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Autobahn Eisenbahn Staatsgrenze
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Agriturismo - Ansicht SĂźd-West
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Agriturismo - Ansicht SĂźd-Ost
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Agriturismo Innen - Gemeinschaftsbereich
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Agriturismo Innen - Deckenmuster
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Weinproduktion im Prozess
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Der Weinkeller
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Ausgewählte Entwürfe
Michael Hafner 26 Clemens Haßlinger 34 Magdalena Joos 42 Theresa Obermayer 50 David Ortner 58 Markus Pöll 66 Anna-Lena Proksch 76 Lukas Wagner 84
Modellfoto SĂźd-West
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Michael Hafner
Ein Element lässt den Betonsockel äußerlich aus seiner streng kubischen Kontur ausbrechen. Hierbei handelt es sich um die Treppe, die den Gärkeller vom Platz aus erschließt und in einem Patio mündet, wodurch der Raum großzügig belichtet und belüftet wird. Der Einschnitt gliedert den Raum und schafft subtil die Verbindung zum Außenraum. Durch das Absenken in den Stein wird der Sockel von Osten kommend als Platz wahrgenommen, lediglich von Westen ist dieser als solcher in voller Dimension fassbar. Zwei Häuser mit Satteldach, welche den Bezug zum regionalen Bauen aufnehmen, komplettieren das Ensemble. Das Volumen aus Beton, welches Verkostung und Verkauf aufnimmt, scheint förmlich aus dem Sockel zu wachsen, während das Holzhaus, das der Produktion und Verarbeitung dient, sich bloß an den Unterbau anlehnt. Die Fläche vor dem Betonhaus ist unter das Niveau des Sockels abgesenkt und lässt durch die Stufe eine differenzierte Platzsituation entstehen.
Das Ensemble aus drei aneinandergefügten Volumen wird durch feinsinnige Details und wenige Eingriffe zu einem subtilen, räumlichen Gefüge. Ein Sockel, ein Haus aus Beton und eines aus Holz. Schlichtheit und Kompaktheit bestimmen den Entwurf. So werden die unterschiedlichen Funktionen räumlich verdichtet, um die Landschaft nicht zu zensurieren sondern mit dieser in Dialog zu treten. Trotz der Dichte werden die Funktionsbereiche programmatisch getrennt, um den unterschiedlichen Nutzungen Raum zu geben. Arbeits-, Lager- und Besucherflächen berühren sich und stehen wechselwirkend in einer Beziehung zueinander, ohne sich zu negieren. Der kubische Sockel aus Beton schiebt sich tief in den Fels, wodurch die Landschaft teilweise über diesen hinweg fließt und ihn zum integralen Bestandteil werden lässt. Gleichzeitig werden dadurch ideale klimatische Bedingungen zur Lagerung und Reifung des Weins im Fasskeller gesichert. Der hintere Teil des Sockels birgt den Gär- und Barriquekeller, sowie das Flaschenlager. Abgetrennt davon befinden sich im vorderen Bereich drei Zimmer zur Unterbringung der Gäste, sowie ein gemeinschaftlicher Koch-/Essbereich und ein Kaminzimmer mit Blick in die Karstlandschaft.
Formale Einfachheit und klare, subtile Linien schaffen komplexe, räumliche Situationen, die sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern deren Funktionen unterstützen.
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Lageplan
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Axonometrie
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Grundriss Keller
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Ansicht Süd | Schnitt Ost
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Modellfoto Innen
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Modellfoto SĂźd-West
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Clemens Haßlinger Hauptthema des Entwurfes ist eine Neuinterpretation des traditionellen Karsthauses. Dieses wird an die gewünschte Nutzung – die Erweiterung der Weinproduktion mit Keller und der Umbau des Agriturismo – angepasst. Der Entwurf ist an die in der Karstregion typischen Häuserparzellen, sowie die Geschlossenheit und Privatheit der Bauten angelehnt.
welches zur Traubentrocknung genutzt wird. Der axiale Verbindungsweg ist hier hofseitig von einer auskragenden Decke überdacht und nimmt das Thema des „Gank“ im traditionellen Karsthaus auf. Die sichtbare Holzkonstruktion des Daches und der subtile Lichteinfall durch die Oberlichten erzeugen eine traditionelle und trotzdem moderne Raumwirkung.
Wesentliches Ziel war es, den Cappannone durch dessen Gebäudeform und Positionierung vor der im Winter auftretenden Bora zu schützen. Daher ist der Baukörper nach Norden und Osten großteils geschlossen und bildet einen ruhigen Innenhof, der auch als Verkehrsfläche fungiert. Weiters soll der westlich gelegene, bewaldete Garten und die vorhandenen Steinmauern erhalten bleiben.
Stahlbetonstützen bilden das konstruktive System des Weinkellers, was die Freistellung des vorhandenen Karstgesteins ermöglicht. Eine lange Rampe dient als Verbindung von Bestandskeller und neuem Weinkeller. Hier befinden sich der Gärkeller, Fass- und Tankkeller sowie das Flaschenlager für die Großkunden mit anschließendem Lastenaufzug. Der Bestandskeller wird als Trockenlager und Flaschenkeller für die Kleinkunden genutzt.
Das neue Gebäude samt Kellergeschoß wird tief in das Gelände eingebettet. Um einen Bezug zum Bestand herzustellen, nimmt der Entwurf die orthogonale Ausrichtung des Agriturismo auf. Um trotz der großzügig bebauten Fläche eine Spannung in der Landschaft zu erzeugen, bildet der Neubau eine Dachlandschaft aus Satteldächern, welche gleichzeitig eine Reminiszenz an Industriebauten ist. Durch die Raumhöhe ergibt sich die Möglichkeit eines Zwischengeschoßes,
Um einen weiteren Bezug zwischen Alt und Neu herzustellen, erhält das Bestandsgebäude ein neues Dach mit gleicher Ausrichtung. Der neu aufgebrachte Lehmputz des Agriturismo spiegelt die Fassaden des Neubaus, welche in Stampflehmbauweise ausgeführt sind. Dies soll die oxidhaltige “Terra Rossa” der Mittelmeerregion widerspiegeln und bietet einen warmen Gegensatz zum rauhen Kalkstein der Karstlandschaft.
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GSEducationalVersion
Lageplan
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Axonometrie
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Grundriss Keller
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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GSEducationalVersion
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Ansicht Südwest | Schnitt
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Modellfoto SĂźd-West
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Magdalena Joos
Im Norden des Grundstücks ist die Gerätehalle mit Werkstatt und überdachter Tankstelle, rechts von ihr das Presshaus mit Lagerräumen situiert. Im gegenüberliegenden Baukörper sind hofseitig Trockenraum, Sozialund Verwaltungsräume untergebracht. Richtung Park orientiert sich der Besucherbereich mit Verkauf und Verkostung. Durch die parkseitig orientierte Glasfront wird die Grenze zum Außenraum aufgelöst. Es entsteht ein fließender Übergang. Der Gast hat somit einen unmittelbaren Bezug ins Freie und auf die umliegende Natur.
Im Fokus des gegenständlichen Entwurfs steht die Schaffung eines Gebäudeensembles, welches die in der Karstlandschaft des Triester Hinterlands existenten Bebauungsformen interpretiert und in einer zeitgemäßen Weise fortführt. Dabei werden Themen wie Materialität und Dachlandschaften der traditionellen Steinarchitektur aufgegriffen, neu interpretiert und zu einem einheitlichen Ganzen transformiert. Gleichzeitig wird das Ensemble dem funktionalen Ablauf der Weinproduktion gerecht und schafft somit ein programmatisches Zusammenspiel von funktionaler Nutzung, architektonisch ausformulierter Weinherstellung und attraktiver Besucherbereiche. Dabei gilt es, den Park als vorhandene Qualität des Grundstücks zu erhalten und in Folge die neuen Baukörper in diese Richtung hin zu orientieren.
Unter den zwei südlichen Baukörpern befindet sich der Weinkeller, wobei der Bereich des Gärkellers über die außenliegende Erschließung belüftet werden kann. Der Fasskeller und das Flaschenlager werden mit einem Lastenaufzug direkt vom Verkaufsbereich erschlossen. Der Stein, der für die Aushebung des Kellers entfernt wurde, wird in Form von Mauern und die Anhebung des Arbeitsplatzes wieder an die Baustelle zurückgegeben.
Die drei funktional getrennten Baukörper tauchen Richtung Straße hin in das Gelände ein, machen die Struktur unaufdringlich und öffnen sich mit dem Besucherbereich in Richtung Parkanlage. Zwischen den Baukörpern entstehen zwei getrennte Arbeitsbereiche für den landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich und die Produktion. Der Arbeitsablauf soll dabei nicht versteckt werden, durch eine Art Podest hebt sich das Arbeiten vom Park ab und soll somit zum zentralen Thema der Weinherstellung gemacht werden.
Die Textur der Materialität geht Synergien mit der natürlichen Umgebung ein, je näher dem rauen Karstgestein desto grober und steiniger die Oberflächen, je näher dem Himmel, desto glatter und heller die Materialien.
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Lageplan
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Grundriss Keller
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Ansicht Nordwesten | Schnitt
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Modellfoto Ost
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Theresa Obermayer
Dieser von Presshaus und Agriturismo zugängliche Keller verbindet die Gebäude unterirdisch und erstreckt sich hinein in den Karsthang. Die Gebäude stellen in Form und Gestaltung einen Verweis auf das typische Karsthaus dar. Satteldächer und breite Steinfaschen an den Öffnungen sind charakteristisch und traditionell für die Gegend. Durch die Polygonalität der Gebäude und die Verwendung von gestocktem Beton als Fassadenmaterial ist der Entwurf allerdings eine zeitgemäße Interpretation der vorhandenen Baukultur und soll auch durchaus als solche erkennbar sein. Sparsam eingesetztes Holz schließt die Fassadengestaltung ab. Die drei Gebäude sind visuell als Familie erkennbar, unterscheiden sich aber geringfügig in der Farbe des Betons. Sichtbeton ist auch im Inneren zu finden, hat hier jedoch eine feinere Körnung und glatte Oberfläche, nach dem Motto “harte Schale - weicher Kern”. Holz und warme Farben unterstreichen diese Idee.
Der vorliegende Entwurf umfasst drei im östlichen Teil des Grundstücks gelegene Baukörper. Dabei wird der im Westen gelegene, üppig bewachsene Garten bewusst nicht bebaut. Die geheimnisvolle, verträume Atmosphäre dieses Bereichs ist entscheidend für die Qualität des gesamten Grundstücks und soll erhalten bleiben. Dieser grüne „Garten Eden“ - durchaus eine Seltenheit im Karst - soll einen entsprechenden Rahmen bekommen, der ihn sowohl optisch von der Straße separiert, als auch durch eine bewusst gesetzte Blickbeziehung am öffentlichen Eingang inszeniert. Minimale Eingriffe auf dem Grundstück und demnach der Umbau des Bestandsgebäudes sind naheliegend, zwei Wirtschaftsgebäude werden hinzugefügt. Durch die Disposition der Volumen ergeben sich drei Bereiche: Der „Cappannone“ trennt den Garten vom Arbeitsbereich und liegt gleichzeitig leicht erreichbar in Richtung Straße. Weiter östlich bildet das Presshaus als Ort der Weinproduktion die Grenze zwischen den Funktionen arbeiten und bewirten/verkaufen. Die Weinproduktion und Traubentrocknung kann bei Bedarf vom öffentlichen Bereich aus betreten werden, wendet sich aber funktionell Richtung Norden. Im südlichen „Agriturismo“ können Gäste verköstigt und der Wein - das Produkt aus dem direkt darunterliegenden Weinkeller verkauft werden.
Durch den zu Beginn gefassten Beschluss, das Grundstück minimal zu verändern, sind auch die Außenräume sehr sparsam bebaut. Entscheidender Punkt ist hier der Bereich zwischen Presshaus und Agriturismo. Er ist die einzig bebaute Außenfläche, die beim Ankommen von Besuchern am Grundstück sichtbar ist. So dient er als Verteiler für Gäste und Käufer, als sommerliches Schattenplätzchen sowie als Aussichtspunkt und Bühne für den dahinter lockenden Garten.
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Lageplan
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GSEducationalVersion
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Grundriss Keller
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Ansicht Südwesten | Schnitt
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Modellfoto SĂźd-West
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David Ortner
Der Gärkeller erinnert aufgrund seines Satteldaches und der Edelstahloberfläche der Tanks an industrielle Architektur, wohingegen das angrenzende Barriquelager aufgrund seiner runden Form und der Betonkuppel in Kombination mit den Eichenfässern einen klassischen Kellerraum darstellt, in welchem ein Verkostungsbereich die Gäste zum Verweilen einlädt. Die im Anschluss ansteigende Rampe führt, begleitet von einem Oberlicht, in die grüne Parkanlage, in deren Zentrum sich der Eingang zur Grotte, in Verbindung mit einer Verkostung im Außenbreich, befindet. Die Herstellung teilt sich in die Bereiche der Feldarbeit mit der Maschinenhalle im Norden und der Traubenverabeitung im Haupthaus im Süden auf. Die beiden Tätigkeitsbereiche werden seperat über die Hauptstraße erschlossen, wodurch beide hygienisch voneinander getrennt sind.
Der Entwurf besteht aus einer Aneinanderreihung von Raumvolumen, welche die einzelnen Funktionsbereiche des Weinguts wiederspiegeln. “Der Weg des Weins” stellt die zentrale Rolle in deren Position dar. So gliedern sich die Baukörper entlang einer zentral gelegenen Emphilade, welche die beiden Niveaus von Produktion und Lagerung verbindet. Die Lagerbereiche sitzen dabei tiefer im Fels, um die idealen klimatischen Bedingungen zur Weinproduktion bereitzustellen. Diese Kellerräume liegen dabei komplett im Felsen und bis zu zwei Meter unter der Erde, wodurch der Eingriff an der Oberfläche minimal bleibt. Konzeptionell lag der Fokus des Projektes darauf, jeden Funktionsbereich eine besondere Atmosphäre durch Proportion, Materialität und Belichtung zu verleihen. So besitzen die Keller keine klassisch betonierten Außenwände, sondern sind in den Kalkstein geschlagene Gruben, in welche ein Boden gegossen wird und die anschließend mit einer frei tragenden Beton-Deckenkonstruktion geschlossen werden. Die so entstehenden Räume dienen zum Einen der Funktion der Kellerarbeit und zum Anderen werden die geplanten Öffnungen, welche Belichtung und Belüftung ermöglichen, besonders atmosphärisch aufgeladen.
Die Materialität der Volumen beschränkt sich bei der Tragstruktur auf einen rauen, mit Karstgestein vermengten Sichtbeton, welcher die blau-gräuliche Farbe des verwitternden Gesteins wiederspiegelt. Diese Farbe wird in der Dachdeckung aufgenommen, welche traditionell mit natürlichem Bruchgestein ausgeführt wird. Im Inneren spielt der Baustoff Holz eine wichtige Rolle, welches in den Dachkonstruktionen zur Erscheinung tritt und räumlich wirksam wird.
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Grundriss Keller
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Schnitt Nord | Schnitt Ost
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Ansicht Nord-West
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Modellfoto SĂźd-West
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Markus Pöll
Der Verkostungsraum bzw. die Vinothek ist ein von den Bäumen des Parks umringter Pavilion. Der bestehende Agriturismo bleibt in seiner Funktion und seiner Ausformung unverändert, wird jedoch Teil der baulichen Gesamtkomposition des Weingutes.
Grundgedanke ist es, die Aktivitäten am Weingut auf mehrere Baukörper aufzuteilen, um damit die kleinteilige Dorfstruktur im Karst weiterzuführen und gleichzeitig ein einfaches, schrittweises Weiterbauen zu ermöglichen. Den drei Hauptnutzungen Gerätehaus, Weinproduktion und Vinothek werden verschiedene, der jeweiligen Tätigkeit adäquate Gebäudetypologien zugeordnet. Gemeinsam haben sie das Grundmaß des Raumgefüges der traditionellen Karsthäuser, die im Grunde aus Räumen in den Maßen von 6x6m bestehen. Der
Die Erschließung erfolgt über zwei Verbindungswege: dem Wendekreis beim Gerätehaus und einem gemeinsamen Zugang zu Weinproduktion und Vinothek. So entstehen zwei von einander getrennte Funktionsbereiche: der Arbeitsbereich und der Besucherbereich.
Capannone, oder das Gerätehaus, ist ein Hofhaus, das aus offenen und geschlossenen Teilen für die Geräte und Maschinen besteht, sowie zusätzlich von Wind und Wetter geschützte Arbeitsbereiche bietet. Das Gebäude für die Weinproduktion ist ein langgestreckter Baukörper, der oberirdisch das Pressen thematisiert und mit dem Keller im Untergeschoss verbunden ist.
Grundsätzlich wird nur beim Keller in das Gelände eingegriffen, auch die Bäume bleiben weitgehend so bestehen. Das Thema des geneigten Daches der Umgebung wird in den drei Formen Pultdach, Satteldach und Zeltdach aufgegriffen. Ebenso leitet sich die Materialität vom Kontext ab: tragende Elemente bestehen aus Beton, Tore, Trenn- und Schiebeelemente aus Holz.
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Markus Pöll
Lageplan Lageplan
(Im) Weinland – Carso, Kras, Karst
Das Verhältnis von Architektur und Landschaft, oder genauer die Beziehung von Wein68
architektur und Kultur- beziehungsweise Produktionslandschaft sind zentrales Thema des Entwurfs, der sich besonders mit der Karstlandschaft des Triestiner Hinterlands
einland · Carso
Lageplan
Zwischenraum
Arbeitshof
Landschaft, oder genauer die Beziehung von Wein-
weise Produktionslandschaft sind zentrales Thema
mit der Karstlandschaft des Triestiner Hinterlands
m Stadtland* an der Grenze zu Slowenien, werden
wirtschaftlicher Produktion untersucht, die einem
e Methoden, sogar neue Technologien des Wein-
er und sehr spezifischer Topographie, Weinland und
n am Weingut auf mehrere Baukörper aufzuteilen,
ur im Karst weiterzuführen und gleichzeitig ein ein-
zu ermöglichen.
us, Weinproduktion und Vinothek werden verschie-
quate Gebäudetypologien zugeordnet. Gemeins-
Raumgefüges der traditionellen Karsthäuser, die im
von 6x6m bestehen.
s ist ein Hofhaus, das aus offenen und geschlossenen
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disch das Pressen thematisiert und mit dem Keller
er Weinkeller behandelt in seiner Dreischichtigkeit
m Tank, im Fass und schließlich in der Flasche. Der
k ist ein von den Bäumen des Parks umringter Pa-
o bleibt in seiner Funktion und seiner Ausformung
aulichen Gesamtkomposition des Weingutes.
Verbindungswege: dem Wendekreis beim Geräte-
ang zu Weinproduktion und Vinothek. So entste-
unktionsbereiche, der Arbeitsbereich und der Be-
in das Gelände eingegriffen, auch die Bäume blei-
Thema des geneigten Daches der Umgebung wird in
ch und Zeltdach aufgegriffen. Ebenso leitet sich die
de Elemente bestehen aus oder Beton; Tore, Trenn-
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Fassade
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Vinothek
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Schnitte durch die drei Gebäudetypologien
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Modellfoto Nord-Ost
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Anna-Lena Proksch
Der bestehende Agriturismo dient als Ausgangspunkt für das Herangehen an das Projekt. Der Rückbau des Agriturismos in seine ursprüngliche Form des rechteckigen Baukörpers schafft die Grundform für die weiteren Gebäude. Diese drei Baukörper arrangieren sich entlang der Nordachse des Agriturismos in einer Reihe und werden je nach der darin untergebrachten Funktion der Länge nach geändert.
Verkostungsraum und das Büro, der dritte Baukörper widmet sich den Nebenräumen der Produktion und der vierte beeinhaltet die Werkhalle und Traubentrocknung.
Durch die Situierung der Baukörper bilden sich zwei Höfe - der Besucherhof und der Arbeitshof. Jeweils von drei Gebäuden umschlossen vereint jeder Hof auch die zugehörigen Funktionen. Die Trennung der Höfe passiert durch unterschiedliche Höhenniveaus und eigene Zufahrten. Die Schichtung der Funktionen von Repräsentantiv zu Arbeiten erfolgt durch die Aufteilung der einzelnen Bereiche in eigene Baukörper. Die Funktionen sind somit im Erdgeschoß jeweils in einem eigenen Baukörper, besitzen jedoch immer eine Verbindung durch den gemeinsamen Hof und den zusammenhängenden Keller.
Die Idee eines Gebäudeensembles statt einem großen Bauteil fügt sich in die Räume zwischen den Bäumen optimal ein. Die Terrassierung der Ebenen im Besucherhof folgt dem ansteigenden Gelände und bildet eine Assoziation zu den umliegenden Weingärten. Die Ebenen sind durch Stufen und Sitzstufen getrennt. Ein gemütliches Verweilen der Besucher des Agriturismos wird durch Sitzmöglichkeiten in den Pflanzenbeeten erzielt. Der Bezug zum Park wird durch die Durchsicht zwischen den einzelnen Gebäuden geschaffen.
Das Kellergeschoss widmet sich der Weinherstellung und dem Arbeitsbereich. Der Arbeitshof wird über die bestehende Einfahrt über einen Weg entlang der bestehenden Mauer erschlossen.
Zwischen den Baukörpern spannen sich interessante Räume auf. Der Bereich zwischen dem Agriturismo und der Vinothek kann für eine Weinverkostungen genutzt werden.
Der erste Baukörper beinhaltet den transformierten Agriturismo, samt Nebenräumen, der zweite einen
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Grundriss Keller
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Ansicht Ost | Schnitt
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Modellfoto SĂźd-West
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Lukas Wagner
Im Nordwesten bildet die Maschinenhalle eine Separierung zwischen Arbeitshof und Garten. Der Weinkeller wird ins natürliche Gelände geschoben und verschwindet so von der Oberfläche. Das Produktionshäuschen dient als verbindendes Element der beiden anderen Baukörper und richtet sich mit Verkostungs- und Sozialraum in den Garten.
Ein Weingut ist ein vielschichtiger Betrieb. Der Alltag ist geprägt von harter landwirtschaftlicher Arbeit, geduldigem Produzieren und Verfeinern des Weines und der angemessenen Huldigung des Weines am Ende des Tages. Um diese unterschiedlichen Tätigkeiten räumlich fassen zu können, erfordert es eine Architektur, die aus diesen funktionalen Anforderungen entsteht.
Die neu entwickelte Durchfahrt für die Traktoren ermöglicht ein schnelles, unkompliziertes Manövrieren, ohne stark ins bestehende Gelände einzugreifen.
Der Entwurf sieht eine Dreiteilung der Funktionen vor. Arbeiten, Produzieren und Lagern werden jeweils in unterschiedlichen Baukörpern separat platziert. Durch die Verbindung aller drei Volumen entsteht ein Ensemble, das sich subtil ins Gelände setzt und einen ungestörten Betrieb aller drei Funktionen ermöglicht.
Getrennte Wegeführung des Arbeitshofes von den Besuchern sorgt für eine klare Trennung und ungewünschtes kollidieren der beiden Aufgaben. Die bestehende Einfahrt zum Arbeitshof befindet sich im Nordwesten und wird auch weiterhin genutzt. Durch das Produktionshaus führt eine neue Wegeführung über eine Rampe zur neuen Ausfahrt. Die Besucher können weiterhin auf den bestehenden Parkplatz zurückgreifen.
Die Hanglage und die schützenswerte Bepflanzung des Grundstückes werden ausgenutzt bzw. erhalten und geben den Baukörpern ihren Platz am Gelände vor.
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Modelllfotoserie SĂźd-West, 1:200
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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „(Im) Weinland” 2017/18 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Uli Tischler Studienassistenz Riham El Moazen, Jakob Zöbl
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