Keramikwerkstatt
Keramikwerkstatt
Entwerfen 1 ¾ Wintersemester 20/21 ¾ Institut für Gebäudelehre ¾ TU Graz Hans Gangoly ¾ Gernot Reisenhofer ¾ Eva Sollgruber ¾ Uli Tischler
Einleitung 7 Grundstück 17 Ausgewählte Arbeiten 27 Abbildungsverzeichnis 139 Impressum 140
Einleitung Tektonik und Haptik – Entwurf einer Keramikwerkstatt in Goričko
Wissen in einem zweiten Schritt die Konstruktion räumlich wirksam zu machen (siehe Projekte von David Pöll oder Filip Vunjak). Dieses Spiel zwischen Material, Handwerk und Raum ist bei den gezeigten Projekten leitendes Entwurfsthema – bei der Konzeption der Innenräume, als auch der Fassaden. Die Auseinandersetzung mit der Tektonik eines Gebäudes ist unweigerlich auch mit einem Nachdenken über die Haptik der zu entwerfenden Innenräume verbunden, also mit der Beschaffenheit von Oberflächen, die die Atmosphäre sowie das Klima von Räumen bestimmen. Kenneth Frampton weist in einem seiner Texte über den Kritischen Regionalismus3 auf das Potential der Haptik für die Architektur hin. Die Fähigkeit des Körpers seine Umwelt zu lesen sei eine “important dimension in the perception of built form“4, die jedoch allzu oft zu Gunsten des visuellen Sinns (Schlagwort: Aussicht) vernachlässigt werde: „the intensity of light, darkness, heat and cold; the feeling of humidity; the aroma of material; the almost palpable presence of masonry at the body senses its own confinement”5; all diese Aspekte beeinflussen unsere Wahrnehmung von Architektur und waren wichtige Themen in der Entwicklung der gezeigten Entwürfe. Projekte von Architekt*innen wie Bernardo Bader, Thomas Kröger, Lilitt Bollinger oder Roger Boltshauser (Abb. 13-19) waren dabei wichtige Bezugspunkte für die Arbeiten der Studierenden. Auch hinsichtlich der Frage nach einer zukünftigen positiven Entwicklung des ruralen Raumes lieferte der Blick in die zeitgenössische Architekturszene hilfreichen Input für die Studierenden.6 Das sogenannte Phänomen des „Dorfsterbens“ ist in den letzten Jahren vermehrt Thema von Architekturausstellungen, Büchern sowie Filmen (Abb. 01-03) – Ausdruck des Bestrebens der regionalen Politik Strategien für die Stärkung des ruralen Raumes zu finden als auch der wichtigen Rolle, die die Architektur dabei einnimmt. Die zu entwerfende Keramikwerkstatt stellt in diesem Kontext einen Betrieb dar, mit dem Arbeitsplätze in Goričko geschafft werden können, um der Abwanderung in der Region entgegenzuwirken und der gleichzeitig ein kultureller Ort des Handwerks ist.
Der Entwurf einer Keramikwerkstatt in Goričko ist ein weiterer Baustein in der Auseinandersetzung mit der Region im Dreiländereck zwischen Österreich, Slowenien und Ungarn. Zusammen mit der Teemanufaktur (Entwerfen 2 – SoSe 20) und der Möbelbauwerkstatt (Entwerfen 4 – SoSe 20) bildet die Keramikwerkstatt einen Ort der Produktion und des Kunsthandwerks in der Region. Goričko besitzt eine vielfältige Handwerks- und Bautradition, die vor allem in den letzten Jahren von der regionalen Politik vermehrt gefördert wird und sich in der Gründung von Kleinbetrieben widerspiegelt, die auf traditionelles Handwerk setzen – vor allem im Ziegel- und Lehmbau – Materialien, die in der Region abgebaut werden – bei gleichzeitiger Anwendung moderner Produktionstechniken. Auch das Handwerk des Töpferns hat in Goričko eine lange Tradition, die von Kleinbetrieben aufrechterhalten wird.1 (Abb. 09-12) Das Töpfern, aus der Notwendigkeit entstanden Behältnisse für die Aufbewahrung von Nahrungsmittel und Flüssigkeiten herzustellen, hatte auch stets einen künstlerischen bzw. kulturellen Wert, sodass Keramikerzeugnisse nach wie vor unsere Wohn- und Esskultur prägen. Die Entwurfsaufgabe besteht darin für dieses Kunsthandwerk ein Gebäude zu konzipieren, das dieser Profession Ausdruck verleiht und in dem Keramik hergestellt als auch ausgestellt und verkauft wird. Die Entwürfe der Studierenden wurden anfänglich über eine Auseinandersetzung mit Baumaterialen wie Holz, Ziegel und Lehm und deren jeweiligen Konstruktionsprinzipien motiviert. (Abb. 04-08) Ziel war es Entwürfe zu entwickeln, bei denen das Thema der Tektonik die Konzeption bestimmt. Der Architekturhistoriker Stanford Anderson fasst den Begriff der Tektonik als ein Prinzip zusammen, das „referred not just to the activity of making the materially requisite construction that answers certain needs, but rather to the activity that raises this construction to an art form.”2 Zum einen gilt es hier grundlegende Konstruktionsprinzipien, die ein gewähltes Material erfordert, zu kennen, um mit diesem Der Töpfer Štefan Zelko fertigt Tongefäße mit der, für die Region charakteristischen, schwarzen Oberfläche an, die auf Grund eines speziellen Brennverfahrens entsteht. https://www.madein-platform.com/craftsarchive/ stefan-zelko-pottery-ceramics [8.7.2021]. 2 Anderson, Stanford: Modern Architecture and Industry. Peter Behrend, the AEG, and Industrial Design, in: Oppositions 21 (1980), 83.
Frampton, Kenneth: Towards a Critical Regionalism. Six Points for an Architecture of Resistance”, in: Foster, Hal (Hg.): The Anti-Aesthetic. Essays on Postmodern Culture, New York 1998. 4 Ebd., 31. 5 Ebd. 6 Vgl. Kröger, Thomas: Kontextuelle Narrative, in: ARCH+, 228 (2017), 28-55.
1
3
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Der ländliche Raum im Wandel
Ausstellung
HDA Graz: „Strategien für das Landleben von morgen“
ARCHplus no. 228 Stadtland – der neue Rurbanismus
Abb. 01
Abb. 02
Film
Teresa Distelberger (2020)
Abb. 03
09
Holzbau Holzkonstruktion eines Heuschobers
Leichtlehm traditionelle Lehmkonstruktion in Goričko
Abb. 04
Ziegel
Hasso Hohmann: Ziegelgitter im Alpen-Adria Raum, Graz 1987
Abb. 06
Abb. 05
10
Rurale Bauweisen
Literatur Raimund Abraham: Elementare Architektur, Salzburg 1963
Konstruktion Dachstuhlkonstruktionen
Abb. 07
Abb. 08
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Keramik aus Goričko
Abb. 09
Handwerk
Abb. 10
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Handwerk – Keramik
Material
Štefan Zelko – Töpfer in Goričko
Abb. 11
Abb. 12
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Innauer Matt Architekten
Haus mit drei Augen – Weiler 2017
Bernardo Bader
Kapelle Salgenreute – Krumbach 2016
Abb. 14
TKA Thomas Kröger Architects Am Deich – Uckermark 2017
Abb. 13
Abb. 15 14
Referenzen
Glenn Murcutt
Thomas Kröger
House Marie Short – Kempsey 1980
Die Tenne – Uckermark 2018
Abb. 16
Pascal Flammer
Haus im Balsthal – 2012
Abb. 18
Boltshauser Architekten
Haus Rauch – Schlins 2008
Abb. 17 Abb. 17
Abb. 19
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Grundstück
Abb. 20: Blick in Richtung des Grundstücks
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Raab Österreich Grad
Örség Goričko
Slowenien Region Goričko
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Ungarn
Abb. 21: Goričko und Schloss Grad
19
Schwarzplan des Ortes Grad am Fuße des Schlosses
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Abb. 22: Schloss Grad
21
Schloss Grad auf dem Hügel über dem Grundstück
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Abb. 23: Das Bestandsgebäude in unmittelbarer Nähe des Grundstücks wird zu einem Gewerbezentrum
23
Lageplan 24
T T A ST
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R E K
ck 2 ü st m d n 0 ru .75 G :1 F
25
1.500
Ausgewählte Arbeiten
Florentina Bachmann 28 Christoph Bamberger 36 Qëndresa Bllaca 44 Fabian Fabry 50 Benedikt Haab 58 Lisa Held 66 Bletina Krasniqi 72 Johannes Kubinger 78 Lukas Meikl 88 David Pöll 96 Maria-Katharina Scherkl 106 Filip Vunjak 112 Jakob Waltl 122 Hannah Wohofsky 130
27
FLORENTINA BACHMANN
28
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Lageplan
30
Grundriss
31
Schnitt | Ansicht
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Schaubild Außenraum
33
Modellbild © Helmut Tezak
34
Modellbild © Helmut Tezak
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Christoph Bamberger
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Lageplan
38
Grundriss
39
Schnitt | Ansicht
40
Schnitt | Ansicht
41
Schaubild Innenraum
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Modellbild © Helmut Tezak
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QËNDRESA BLLACA
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Lageplan
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Grundriss
47
Schnitt | Ansicht
48
Schnitt | Ansicht
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FABIAN FABRY
50
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Lageplan
52
Modellbilder
Modellbilder
Grundriss EG | 1. OG
53
Schnitte 1:200
Schnitte 1:200
Schnitte 1:200
Schnitte 1:200
Längsschnitt | Querschnitt
54
Ansichten
55
Modellbild © Helmut Tezak
56
Modellbild © Helmut Tezak
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BENEDIKT HAAB
58
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t
Lageplan
60
Grundriss
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Querschnitt | Ansicht
62
Schaubild Außenraum
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Modellbild © Helmut Tezak
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Modellbild © Helmut Tezak
65
LISA HELD
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Lageplan
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Grundriss
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Querschnitt | Ansicht
70
Längsschnitt | Ansicht
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Bletina Krasniqi
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Lageplan
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Grundriss
75
Ansichten
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Schaubild Außenraum
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JOHANNES KUBINGER
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Lageplan
80
Ausschnitt Grundriss und Schnitt 1:100 zumindest der Bereich der Werkstatt
Grundriss
81
Schnitt • M 1:200
Ansichten 1:200
Querschnitt | Ansicht
82
Schnitt • M 1:200
Ansichten 1:200
Längsschnitt | Ansicht
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Ausschnitt Grundriss und Schnitt 1:100 zumindest der Bereich der Werkstatt
Ansicht
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Schaubild Außenraum
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Modellbild © Helmut Tezak
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Modellbild © Helmut Tezak
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LUKAS MEIKL
88
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Lageplan
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Modellbild © Helmut Tezak
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Grundriss EG
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Grundriss 1.OG
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Querschnitt | Ansicht
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Längsschnitt | Ansicht
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DAVID PÖLL
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Lageplan
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Grundriss
99
Querschnitt | Ansicht
100
Längsschnitt | Ansicht
101
Detail Schnitt | Detail Grundriss
102
Schaubild Innenraum
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Modellbild © Helmut Tezak
104
Modellbild © Helmut Tezak
105
MARIA-KATHARINA SCHERKL
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Lageplan
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Grundriss
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Längsschnitt | Ansicht
110
Querschnitt | Ansicht
111
FILIP VUNJAK
112
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Lageplan
114
Grundriss • M 1:100
Grundriss
115
Ansichten 1:200
Ansicht • M 1:200
Ansichten 1:200
Ansichten
116
Schnitte
117
Detail Schnitt
118
Schaubild Materialisierung
119
Schaubild Innenraum
120
Schaubild Innenraum
121
JAKOB WALTL
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123
Lageplan
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Grundriss
125
Längsschnitt | Ansicht
126
Querschnitt | Ansicht
127
Schaubild
Schaubild Innenraum
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Modellbild © Helmut Tezak
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HANNAH WOHOFSKY
130
131
Lageplan • M 1:500
Lageplan
132
EG Grundriss • M 1:200 Grundriss
133
Anischt Nordost • M 1:200
Schnitt 1 • M 1:200
Querschnitt | Ansicht
134
Anischt Nordost • M 1:200
Ansicht Südost• M 1:200
Schnitt 2 • M 1:200
Längsschnitt | Ansicht
Ansicht Südost• M 1:200 135
Schaubild Innenraum
136
Modellbild © Helmut Tezak
137
Abbildungsverzeichnis Titelbild Abb. 01 Abb. 02 Abb. 03 Abb. 04 Abb. 05 Abb. 06 Abb. 07 Abb. 08 Abb. 09 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18 Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22 Abb. 23
Hannah Bort. https://hannahbort.tumblr.com/post/101844586393/im-working-on-a-kitchenshoot-at-the-moment-and [24.06.2021]. Flyer für die Ausstellung „Land Leben – Strategien für das Landleben von morgen“, im HDA Graz. Cover: ARCH+ 2017 (228), Stadtland – der neue Rurbanismus. Screenshot aus dem Film „Rettet das Dorf“ von Teresa Distelberger, 2020, https://www.rettetdas dorf.at/ [24.06.2021]. Holzkonstruktion eines Heuschobers; aus: Raimund Abraham: Elementare Architektur / Architectonics, Salzburg 2001, 71. Foto eines Stadel in Breitenhilm, https://austria-forum.org/af/Kunst_und_Kultur/B%C3%BCcher/ Giebelluckn_und_Stadlgitter/Fotos_%C3%9Cberblick/Breitenhilm [24.06.2021]. Leichtlehmkonstruktion, https://www.lehmswerk.de/leichtlehm.html [24.06.2021]. Buchcover: Abraham, Raimung: Elementare Architektur, Salzburg 1963 Dachstuhlkonstruktionen, aus: Zwerger, Klaus: Holz und seine Verbindungen. Traditionelle Bautechniken in Europa und Japan, Basel 1997, 176. Traditionelle Keramik aus Goričko ausgestellt im Schloss Grad. Foto: Joana Theuer, September 2020 „Töpfer bei der Arbeit“, Ansichtskarte aus dem Deutschland-Bildheft Nr.66 „Thüringer Wald“ (1.Teil),https://www.kohrener-keramik.de/ansichtskarten/t%C3%B6pfer-und-ihrewerkst%C3%A4tten/ [24.06.2021]. Štefan Zelko, https://www.madein-platform.com/craftsarchive/stefan-zelko-pottery-ceramics [24.06.2021]. Ebd. Kapelle Salgenreute von Bernardo Bader, aus: El Croquis, 2019 (202), 137. Detail „Haus mit drei Augen“ von Innauer Matt Architekten, http://www.innauer-matt.com/ [24.06.2021]. Detail „Am Deich“ von Thomas Kröger Architects, http://thomaskroeger.net/de/amdeich/ [24.06.2021]. Haus Marie Short von Glenn Murcutt, https://ofhouses.com/post/618608361340108800/796glenn-murcutt-marie-short-glenn-murcutt [24.06.2021]. Haus im Balsthal von Pascal Flammer, aus: A+U 2014, 7 (526), 85. Essbereich in der „Tenne“ von Thomas Kröger Architects, aus: ARCH+ 2017 (228), 38. Haus Rauch von Bolthauser Architekten, http://netzwerklehm.at/lehmbau/haus-rauch/ [24.06.2021]. Blick in Richtung Grundstück. Foto: Tobias Gruber, Februar 2020 Goričko und Schloss Grad. Foto: Eva Sollgruber, Februar 2020 Schloss Grad, Foto: Tobias Gruber, Februar 2020 Bestandsgebäude, Foto: Tobias Gruber, Februar 2020
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Impressum
Dokumentation der Lehrveranstaltung Entwerfen 1 „Die Keramikwerkstatt“ im Wintersemester 2020/21 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2021 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Hans Gangoly Gernot Reisenhofer Eva Sollgruber Uli Tischler StudienassistentInnen: Sarah Höllisch Lea Zinnbauer