Schruns Tschagguns Ăźber den Berg
Schruns Tschagguns über den Berg
Projektübung · Sommersemester 2017 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Uli Tischler · Christoph Breser
Dokumentation der Lehrveranstaltung Projektübung „Schruns Tschagguns ¬ über den Berg“ im Sommersemester 2017 Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2017 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Architektin Uli Tischler Wahlfächer: AK Architekturgeschichte | Leitung: Mag.Phil. Christoph Breser ArchitekturMobilitätTourismus | Leitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Uli Tischler Studienassistenz: Angelika Hinterbrandner & Jakob Zöbl
Einleitung 05 Ausgewählte Entwßrfe 27 Lehrveranstaltung in Bildern 97 Impressum 101
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Der Stand Montafon ist heute ein Verband von zehn Montafoner Gemeinden, der Begriff geht zurßck in die Zeit der Vorarlberger Landstände des Mittelalters.
Seit rund 250 Jahren wird der ehemalige Marentische Gasthof als Bezirksgericht des Montafon genutzt. Mit der Auflösung des Gerichtsstandorts Anfang des Jahres 2017 verliert nicht nur das unter Denkmalschutz stehende historische Gebäude im Ortskern der Gemeinde Schruns seine Funktion, sondern auch Ort und Region einen wesentlichen Teil ihrer Kulturgeschichte und Identität.Auf Einladung des Stand Montafon1, haben sich die Studierenden dieses Semester mit Szenarien der Nutzung für das frei werdende Gebäude auseinandersetzen, die schlussendlich in Entwürfen umgesetzt wurden. Ein
Workshop vor Ort in Verbindung mit Exkursionen zu Referenzprojekten in der Vorarlberger Umgebung, aber auch der näheren Schweiz, bildet die Grundlage einer fundierten Auseinandersetzung mit der anspruchsvollen Aufgabe, die nur in unmittelbaren Zusammenhang mit den Tourismusgemeinden Schruns-Tschagguns zu verstehen sein wird. Gleichzeitig können Konzepte der Umnutzung und Transformation vorhandener Bausubstanz über den lokalen Kontext hinaus, auch für andere Regionen von Interesse sein, wenn es sich um Neuinterpretationen der gestellten Bauaufgaben handelt.
Uli Tischler
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Baudenkmale sind die materialisierten Erinnerungen unserer Gesellschaft an besondere historische, kulturelle oder baukünstlerische Leistungen. Sie weisen Qualitäten auf, die sich sowohl in sozialer als auch in bautechnischer Hinsicht bewährt haben. In verschiedenen architektonischen Fragestellungen können Baudenkmale daher auch als Best-PracticeBeispiele angesehen werden, was jedoch auch besonders hohen Ansprüchen in deren Erhaltung und Weiterentwicklung gerecht werden muss. Die Entwurfspraktiken werden demnach von umfangreichen Grundlagekenntnissen über die Entwicklung und den Bestand des Gebäudes geleitet und setzen ein komplexes Verständnis für historisch soziale und technische Zusammenhänge voraus.
Die Ermittlung von Bauqualitäten bedarf umfassender Kenntnisse über den Bestand, sodass die Baudokumentation zu einer zunehmend geforderten Praxis im Umgang mit Bestandsgebäuden geworden ist. In der Lehrveranstaltung Bauforschung, Bauaufnahme werden verschiedene Methoden zur Erfassung geometrischer und semantischer Daten vermittelt. Planaufmaß und Raumbuch geben detailliert Auskunft über die spezifischen Eigenschaften und den Zustand des Gebäudes, seine baulichen Strukturen, deren bisherige Entwicklungen sowie Ursachen von Bauschäden. Nur mit Hilfe dieser selbst erarbeiteten Informationen war es den Studierenden möglich den Entwurf auf die komplexen Erfordernisse im Umgang mit dem Baudenkmal anzupassen.
Es ist das erklärte Ziel der Denkmalpflege zukünftige Generationen am Wissen um diese baulichen Qualitäten Anteil haben zu lassen. Die entwurfspraktischen Herausforderungen bewegen sich daher zwischen der langfristigen Erhaltung der Bausubstanz und einer nachhaltig wirtschaftlichen Nutzung des Gebäudes. Der damit einhergehende, ökologisch schonende Umgang mit Bauqualitäten steht hier gleichermaßen im Fokus wie die objektspezifische und anlassbezogene Weiterentwicklung defizitären Baubestandes. Denkmalschutzgesetz, Richtlinien und Standards des Bundesdenkmalamtes geben dazu in Österreich einen klaren Rahmen vor und erfordern gerade deshalb verstärkt individuell kreative Lösungen abseits konventioneller Baunormen, zu Brandschutz, Energieeffizienz und andere Aspekten.
In der Lehrveranstaltung galt es zunächst historische, kulturelle und baukünstlerische Denkmaleigenschaften am Gebäude zu definieren, welche es zu erhalten gilt. Anschließend sollten — in Anpassung mit jenen vom Bundesdenkmalamt herausgegebenen Richtlinien und Standards der Baudenkmalpflege — individuelle Lösungen hinsichtlich der Weiterentwicklung bzw Verbesserung des als defizitär bewerteten Baubestandes entwickelt werden. Die Entwürfe sind auf die langfristige Erhaltung des Baubestandes ausgerichtet und sollten somit auch die nachhaltig wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes garantieren.
Christoph Breser
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Blick auf Gericht und Kirche
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Ostansicht mit Schuppen und Waschhäuschen
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Das ehemalige Waschhäuschen
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Das Nachbargebäude
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Gericht & Nachbargebäude - Blick von Norden
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Ansicht Westseite
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Holzdachstuhl des Bestandes
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Unberührte Überreste
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Panorama
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Ausgewählte Entwürfe
Stefanie Ebner 28 Bettina Erhart 36 Julia Fröhlich 42 Isabella Fuchs 50 Katharina Hohenwarter 56 Stefan Hutterer 64 Lisa-Marie Illmer 70 Mileno García Liegsalz 76 Martin Maurer 82 Philipp Wayd 88
Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Stefanie Ebner
Das Untergeschoss mit seiner konsequenten Struktur zoniert das Bad in seine Funktionszonen. Den zentralen Raum bildet das Sportbecken. Ein Patio bringt Licht ins Untergeschoss und bildet den Übergang zwischen Aktivbereich, Ruheund Erholungszone aus. Ganz nach dem Vorbild römischer Badehäuser bietet das Badehaus Tepidarium, Caldarium, Laconicum, Sudatorium und Frigarium an. Räume zum Erholen und Schwitzen — mit den verschiedensten Temperaturen und Luftfeuchtig-keiten. Das introvertierte Bad öffnet sich mit gezielten Blickbeziehungen in den Bestand und den Außenraum.
Thermae Montafon. Das Hallen- und Badehaus Thermae Montafon im ehemaligen Bezirksgericht Schruns soll ein Ort der Revitalisierung, Erholung und Regenerierung werden. Es nimmt die Intimität und klare Struktur des Bestandsgebäudes auf und interpretiert diese neu. Innerhalb des bestehenden städtebaulichen Gefüges verbirgt sich das Bad unterirdisch, wodurch das Ensemble aus dem bestehenden Bezirksgericht, dem Waschhaus und der neuen Gastronomie am Standort neu gebunden und definiert wird. Oberirdisch entsteht ein neuer Platz mit Gastgarten, Eingangs- und Begegnungszone über mehrer Ebenen.
Das Cafe und Bistro im Erdgeschoss, wie auch das kleine, feine und gesunde Restaurant im Obergeschoss sind nicht nur für Badegäste gedacht. Durch räumlich sensibel ausgebildete Niveauunterschiede wird eine Schwelle zwischen dem Besucher der öffentlichen Zonen und dem Badegast erreicht.
Das bestehende denkmalgeschützte Portal des Bezirksgerichts bleibt als Haupteingang ins Bad erhalten. Im Foyer öffnen sich gleich zu Beginn der Raumsequenz Blickbeziehungen sowohl hinunter ins Hallenbad, als auch hinauf zum kleinen Saal im ersten Obergeschoss. Die Räume im Obergeschoss mit ihren nach innen gerichteten Blickbeziehungen sind für Sportkurse und Seminare für das Hotel Taube, als auch für das Bad angedacht. Zudem lässt sich auch das Dachgeschoss temporär bespielen.
Auch im Cafe spielen Blickbeziehungen und Raumhöhen eine besondere Rolle: Von der Galerie im Restaurant blickt man ins Café oder erahnt die Atmosphäre des Bades über bewusst gewährte Einblicke.
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Grundriss Erdgeschoss
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1. Untergeschoss -3,50
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Schnitte & Ansichten
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C
Tepidarium
A A
Caldarium
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Frigarium
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Grundriss Untergeschoss
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Atmosphäre Säulengang
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Atmosphäre Schwimmbecken
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Modellfoto Untergeschoss
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Bettina Erhart
Das Projekt „Region zu Tisch“ setzt sich im Besonderen mit der Regionalität im vom Tourismus geprägten Ort Schruns im Montafon auseinander. Im ehemaligen Gerichtsgebäude soll eine Nutzung entstehen, die einerseits für die Bewohner von Schruns, aber auch für die temporären Gäste eine Bereicherung darstellt. Die Region und Regionalität werden als stärkender Faktor für das Montafon eingesetzt. Regionale Produkte sind der Ausgangspunkt; diese werden im Erdgeschoss in einem Café zum Verzehr angeboten. Das Angebot reicht von Mittagessen, über das Dessert bis hin zum Abendessen. Das Café steht ergänzend für Veranstaltungen zur Verfügung. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine Erweiterung des Cafés in Form eines Regional-Ladens. Dort werden die Produkte in ihrer Rohform verkauft oder in einer Schauküche verarbeitet.
ist eine Tanzlaube. Die Zusatzgebäude sind so angeordnet, dass ein einladender Vorplatz entsteht. Dieser soll die Gemeinschaft des Ortes stärken, da er durch seine Lage ideal für Marktzwecke oder Veranstaltungen genutzt werden kann. Dem ehemaligen Gerichtsgebäude wird durch das Thema „Region zu Tisch“ eine neue Nutzung gegeben. Dieses Thema findet sich auch im Entwurf wieder. Der Grundgedanke war, dem Gebäude neues Leben einzuhauchen. Alles „Alte“, „Vergangene“ wird aus dem Gebäude herausgenommen und durch ein neues Thema ersetzt. Umgesetzt wird dies folgender Maßen: Das für mich erhaltenswerte an dem Gebäude ist der Dachraum, die Kamine und die Fassade. Der Rest des Gebäudes wird komplett ausgehöhlt, damit nur die Hülle stehen bleibt. In diese Hülle wird dann eine Art Tisch gestellt, ein Holzgerüst. Dieses Gerüst besteht aus Kassettendecken und zwei Stützenkreisen, einer außenliegenden und einer rund um die Kamine.
Um das Konzept ganzheitlich zu behandeln und abzurunden, befindet sich im zweiten Obergeschoss eine Seminarküche. Dort können Kurse für die naheliegende Schule, Kochkurse für Touristen, Seminare für Biobauern, und vieles mehr stattfinden. Das dritte Obergeschoss - der ausgebaute Dachstuhl - dient für temporäre Nutzungen in Form von Ausstellungen, Märkten oder anderen Veranstaltungen.Zusätzlich zu den Nutzungen im Hauptgebäude entstehen zwei weitere Gebäude. Eines dient der Erweiterung des Cafés, das andere
Das Gerüst wird aus regionalen Materialien gebaut und wird so installiert, dass es gegebenen Falls wieder abgebaut werden kann. Somit ist die Nutzung primär eine temporäre. Wird das Gebäude zukünftig für andere Zwecke benötigt, lässt sich das Gerüst wieder abbauen und das ehemalige Gerichtsgebäude kann sich erneut dem Lauf der Zeit anpassen.
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GSEducationalVersion
Grundriss Erdgeschoss
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GSEducationalVersion GSEducationalVersion
Schnitte & Ansichten
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Atmosphäre Innenraum
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Julia Fröhlich Die Gemeinschaft hat Tradition im Montafon. Beinahe 200 Jahre lang werden 8.864 Hektar Wald vom Stand Montafon bewirtschaftet, gepflegt, verwaltet. Dabei ist die ehrenamtliche Forstarbeit vieler Freiwilliger von großer Bedeutung. Je zwei Wochen pro Jahr wird intensiv aufgeforstet. Währenddessen wohnt man im Waldgebiet in Zelten und einfachen Holzerhütten. Man tritt unweigerlich in Beziehung zum Lebensraum Wald.
Verkaufsraum sein. Das ehemalige Gericht mit seinem hohen kulturgeschichtlichen Wert wird dafür adaptiert. Die Baustruktur soll im Inneren punktuell aufgelöst werden, sodass ein komplexes, offenes Gefüge von Räumen entsteht, welches einen zum Durchlaufen und Erkunden anregt. Wo Erweiterungen der Baustruktur, beziehungsweise der Öffnungen für eine bessere Nutzung nötig waren, wurden Elemente eingesetzt, die sich deutlich von der historischen Substanz abheben. So entsteht ein Layer aus neuen Bauteilen, der sich in den Bestand eingliedert und durch den Kontrast die ältere Bauform lesbar lässt. Elemente die bei jüngeren Renovierungen in weniger wertvoller Form erneuert worden waren, sind teils entfernt worden. Ins Ensemble fügt sich neben dem Waschhaus ein viergeschossiger Neubau mit Hotelzimmer- und Spanutzung für die Gäste des benachbarten Hotels. Seine einfache, bescheidene Form und Materialität hebt sich klar vom Gericht ab, es überragt in der Höhe allerdings nicht die giebelseitige Traufe des Schopfwalmdachs des Gerichts.
Weltweit nimmt eine ähnliche Form der Zusammenarbeit stark zu. Community Supported Agriculture (CSA) ist eine Form der Landwirtschaft, in der gestützt durch eine Gemeinschaft - finanziell und meist auch durch Einbringung von Arbeitskraft - Lebensmittel hergestellt werden. Sowohl im städtischen, als auch im ländlichen Bereich. Ziel ist es, die Produktion von Nahrungsmitteln und deren Auswirkung auf die Umwelt selbst in der Hand zu haben, regionale Wirtschaft zu stärken und Freude an der Natur und der Arbeit mit dieser zu haben. Auch die Effektivität von Projekten dieser Art ist erstaunlich - in Toronto produzieren Gemeinschaften mittlerweile 20 Prozent des Lebensmittelbedarfs der Stadt im urbanen Raum.
Wesentlicher Bestandteil des Konzepts sind auch die umliegenden Flächen, die bepflanzt und abgeerntet werden sollen, und somit Ausgangsund Präsentationspunkt eines weiter wachsenden Bepflanzungsprojekts bis zu den Maisäßen, einer neuen innovativ-experimentellen Stufenwirtschaft sein kann. Daneben werden die Flächen zum Aufenthaltsort, zum essbaren Park und öffentliche nutzbaren Grünraum in Ortsmitte.
Im Montafon spürt man die Naturverbundenheit der Menschen und den Wunsch die langsam gewachsene Kulturlandschaft zu erhalten. Dieses Projekt soll die Bildung von solch starken und produktiven Gemeinschaften, die sich der Landschaft annehmen, sie pflegen und bewirtschaften, fördern, soll sie repräsentieren und als Spielraum Besucher und Interessierte anlocken, sowie Arbeits- und
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Grundriss Erdgeschoss
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Schnitt & Ansicht
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Grundriss Obergeschoss 01
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Grundriss Dachgeschoss
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Atmosphäre Außenraum
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Isabella Fuchs Durch moderne Formen der Landwirtschaft und monokulturelle Massenproduktion sind viele ursprüngliche Obst-, Gemüse- wie Getreidesorten im Inbegriff für immer zu verschwinden. Um diesem Verlust im Montafon entgegenzuwirken, beschäftigt sich das neue Nutzungskonzept für das unter Denkmalschutzstehende Bezirksgericht mit dem Thema Regionalität und Landwirtschaft.
eine Anlaufstelle für die Sommermonate. Ob als Startpunkt für eine Wanderung, gemeinsames ernten von Früchten oder ein Workshop zur Herstellung von Herbarien: Es gibt Programm für Jung und Alt. Auch eine Zusammenarbeit mit ortsansässigen Vereinen wie den Ortsbäuerinnen, bewusstmontafon oder den Imkern wird angestrebt. Weiters soll die unmittelbare Nähe zur Schule genutzt werden um bereits der jüngeren Generation das Thema Landwirtschaft und Kultur des Montafon näher zu bringen. Es soll ein Netzwerk entstehen, welches regen Austausch auch über die Orte des Montafon hinaus fördern soll.
In Kooperation mit der Arche Noah soll im Zentrum von Schruns ein Samenarchiv entstehen, um die Saatgutbestände zu stärken und die ursprüngliche Sortenvielfalt zu revitalisieren. Im Gebäude selbst wird dazu ein regionaler Markt/Laden errichtet in dem man Produkte aus der Region, von Bauern aus der Umgebung, erwerben kann. Des Weiteren ist auch ein Café angedacht, welches die Produkte zu kleinen Snacks oder leckeren Nachspeisen verarbeitet. Teil des Konzepts ist außerdem eine Nutzung der Grünflächen die das Gebäude umgeben. Als temporäre Anbaufläche, die die Wichtigkeit der Thematik nicht nur sichtbar, sondern auch aktiv erfahrbar macht.
Neben den Seminarräumen sollen auch Büros für die Mitarbeiter der Arche Noah entstehen und somit eine neue Zweigstelle für diesen Verein geschaffen werden. Dazugehörig ist im Dachgeschoss ein Trockenraum und im Kellergeschoss ein Körner Archiv vorgesehen, um das Bestehen von Sorten für nachfolgenden Generationen zu sichern. Als Ersatzbau für die Taube soll eine kleine Unterkunft, eine Art „Workers in Residence“ entstehen. Inspiration dafür ist das „WWOOFen“ - also die Möglichkeit auf einer Farm zu leben und dort bei täglich anfallenden Arbeiten zu helfen. Ziel dabei ist es, den Austausch zwischen Stadt-und Landbevölkerung bzw. Konsumenten und Produzenten zu ermöglichen und Helfern bzw. Teilnehmern eines Workshops Wissen über ökologische Landwirtschaft aus erster Hand zu vermitteln.
Um den Gedanken der regionalen Landwirtschaft und das dahinterliegende Konzept nachhaltig weiterzuführen sind im Gebäude Seminarräume geplant, die ebenso wie der Außenraum, die Möglichkeit bieten, Workshops zum Thema abzuhalten. Das Bezirksgericht soll ein Treffpunkt werden - ein Ort der Gemeinschaft - für die Bewohner von Schruns aber auch für Touristen. Abseits der Skipiste im Winter entsteht hier
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Schnitt 1
Schnitt 2
Schnitt 1
Schnitt 2
sch Wa sel kes
Grundriss Erdgeschoss
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Schnitt & Ansicht
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Atmosphäre & Materialisierung Innen
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Katharina Hohenwarter Ein Tal im Süden der Vorarlberger Alpen — prädestiniert für Winter- und Sommersport, alles was den Berg hinauf- und hinuntergeht. Doch auch hier hinterlassen die Spuren unserer Zeit Kratzer im Bild des idyllischen Bergdorfs. Immer mehr — vor allem junge Menschen — zieht es vom Land in die Stadt. Die Arbeit im Tal ist knapp und unattraktiv, Landwirtschaft kaum rentabel.
Gericht wird Badehaus — Seit Bestehen hat das Gerichtsgebäude große Bedeutung auf soziokultureller und gesellschaftlicher Ebene für den Ort Schruns, wie auch für die Region Montafon. Einerseits wegen dessen Funktion, andererseits aufgrund der markanten Erscheinung im Dorfgefüge. Das Bild, des massiven Körpers mit kleinen Öffnungen und ausladendem Dach, sollte bestehen bleiben, um den Charakter des Hauses und somit dessen Ausstrahlung zu erhalten. Einzig Oberfläche und Öffnungen werden verändert beziehungsweise erneuert. Wobei Anordnung, Format und Form erhalten blieben.
Was viele Menschen hier hält — beziehungsweise hierherbringt — ist der Tourismus. Er wird zum Zugpferd einer ganzen Region, einem eigenen Kosmos schwankend zwischen den Extremen: Der von Wintersportlern überschwemmten Hochsaison und den verwaisten Dörfern der Zwischensaison. In diesem wechselhaften Zyklus bedarf es Konstanten, die nicht nur der Touristenschar einen Anziehungspunkt bieten, sondern auch den Einheimischen bestehen bleiben.
Das Bild der sanften Veränderung wandelt sich beim Betreten des Badehauses augenblicklich. Ein vollkommen veränderter Kosmos , ein vertikaler, fließender Raum eröffnet sich dem Besucher. Dieser Raum füllt das gesamte Innere aus und verbindet alle Niveaus miteinander. Flächen werden in einzelne Ebenen aufgebrochen, die sich im Raum aufspannen und neue hinzugefügt. Diese Ebenen rotieren um den zentralen Erschließungskern empor, der durch das gesamte Volumen verläuft. Die Bäder und Elemente, welche Sanitär, Büro, Umkleiden usw. aufnehmen, werden auf — oder besser — in diese Ebenen eingefügt. Um dies zu verdeutlichen werden entsprechende Element von den Bestandswänden abgerückt. Durch das Auflösen der klassischen Geschoss-Struktur und das damit verbunden Entstehen von Blickbeziehungen zueinander scheinen die Niveaus im Inneren zu einem Gefüge zusammenzuwachsen.
Solch eine neue Konstante soll das ehemalige Bezirksgericht als zukünftiges Badehaus sein. Ein Ensemble, komplettiert durch ein ganzjährig bespieltes Kaffeehaus und zwei Körper, ohne funktional festgelegte Raumdisposition. Die hinzugefügten Volume rahmen den Platz und bilden ein neues Zentrum. Das Badehaus selbst bildet einen Ruhepol im Dorfgefüge, dessen Nutzung saisonund wetterunabhängig ist und das „echt erleben“ und besinnen ins Zentrum rückt. Im Kontrast dazu schaffen das Kaffeehaus und die nutzungsflexiblen Volumina eine muntere Belebung des Raums und senken die Schwelle der Zugänglichkeit.
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B
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GSEducationalVersion
Grundriss Erdgeschoss
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GSEducationalVersion
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GSEducationalVersion
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GSEducationalVersion
Schnitt & Ansicht
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GSEducationalVersion
Grundriss 1. Obergeschoss
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Atmosphäre Innenhof
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Atmosphäre Bad
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Stefan Hutterer Mit dem Konzept Druckschrift Montafon, soll ein Ort entstehen an dem Wissen, Ereignisse, Geschichten und Informationen aus dem gesamten Montafoner Tal gesammelt werden, um sie in Form eines Printmediums allen Einwohnern zugänglich zu machen. Veranstaltungshinweise, Tips und Neuigkeiten, die nicht nur für die Einwohner, sondern auch für Besucher des Tales von Interesse sind. Passend zu dieser Thematik soll ein Gebäude entstehen, welches dem Druck und der Literatur gewidmet ist. Einen Nutzen zu finden, welcher für das gesamte Tal von Bedeutung sein kann und nicht die Einwohner von Schruns in den Vordergrund rückt, war das besondere Ziel der Nutzungsfindung.
zentrale Element des Entwurfs: die Treppe. Diese hebt sich durch ihre Betonoberfläche stark von den kalkverputzten Bestandswänden ab. Betritt man das Gebäude über den durch eine vorgelagerte Terrasse barrierefreien Zugang, befindet sich die markante raumbildende Treppenskulptur direkt im Fokus des Besuchers. Im bis zu dreigeschossigen Eingangsbereich führen großzügige, einläufige Treppen in die Obergeschoße sowie in das Kellergeschoß. Die Fenster in der rückseitigen Wand des Gebäudes werden durch diese Treppenform nicht mehr mittig vom Podest durchschnitten. Die Reduzierung der Erschließung auf die minimal benötigten Gehwege, ermöglicht eine vertikale Verknüpfung der Geschosse über großzügige Lufträume. An den Workshop Räumen vorbei, gelangt man ins zweite Obergeschoss welches die Redaktion aufnimmt. Über eine gegenläufige Treppe gelangt man schließlich in das Gebälk des Dachstuhles, welches als Veranstaltungsort für kleine Konzerte, Vernissagen oder Lesungen genutzt werden kann.
Das historische Gebäude bleibt in seiner baulichen Struktur in weiten Teilen unberührt. Die für das denkmalgeschützte Bauwerk charakteristische Dreiteilung des Grundrisses wird ebenso erhalten, wie die Zuteilung der Erschließung zum zentralen Bereich. Das öffentliche Erdgeschoss bildet mit dem Literatur-Kaffee einen Treffpunkt für Junge wie Junggebliebene Montafoner und Montafonerinnen im Zentrum von Schruns. Literaturbegeisterte, aber auch Besucher des Tales können im Laden in Büchern schmökern, oder im Zuge von Workshops entstandene Druckerzeugnisse erstehen. Begibt man sich ins erste Obergeschoss, betritt man das
Das bestehende Waschhaus wird als „Radtankstelle“ für den geplanten Radweg adaptiert. Es bildet gemeinsam mit dem ehemaligen Bezirksgericht und dem Neubau, in welchem neben der Druckerei, zwei Ateliers und eine Wohnung untergebracht sind, einen neuen Platz, der zum Verweilen einlädt.
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Zubereitung
Leseraum
Verkauf
Wand-Zeitung
Abstellr. Ka e
Literaturka
Druckladen
e
Terrasse
telle Rad-Tanks
WC-H WC-D
Druckerei WC
GSEducationalVersion
Grundriss Erdgeschoss
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bespielbarer Dachraum
Aufenthaltsraum
Seminar/Workshop Groß
Aufenthaltsraum
Literaturka
bespielbarer Dachraum
Archiv
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Druckladen
Erschließung
Lager
Heizung Kellerbar
GSEducationalVersion
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GSEducationalVersion
GSEducationalVersion
Schnitte & Ansichten
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Atmosphäre Treppenraum
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Lisa-Marie Illmer „In Residence“ — so der Titel der neuen Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden alten Bezirksgericht in Montafon. Eine Bereicherung für die einheimische Bevölkerung, Besucher, Schruns selbst und die gesamte Region wird dadurch erzielt, dass Forscher, Künstler, Fotografen und Schriftsteller, durch Stipendien eingeladen werden, sich mit dem Montafon zu beschäftigen und die Gegend zu erforschen. Durch die unterschiedlichen Artists in Residence entstehen Projekte, welche die Region aus immer wieder neuen Blickwinkeln zeigen, und somit eine fortwährende Reflektion und Auseinandersetzung ermöglicht. Es entsteht ein Ort des Austauschs für Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Herkunft: Arbeits-, Wohn- und Ausstellungsraum.
Aufenthaltsbereich für Bewohner und Besucher. Durch eine Spindeltreppe gelangt man direkt in das Untergeschoss welches frei bespielbar für Ausstellungen, Vorlesungen oder Präsentationen ist. Der Luftraum in der Mitte des Raumes unterstreicht die Höhe und verbindet die einzelnen Geschosse miteinander. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich jeweils zwei voneinander getrennte Wohnung mit einem gemeinschaftlichen Kochund Essbereich. Die freie, offene Raum- und Grundrissgestaltung wird durch Vorhänge unterteilt, die Privatsphäre schaffen und einen individuellen räumlichen Rückzugsort ermöglichen. Das Dachgeschoss beeindruckt vor allem durch die sichtbare traditionelle Handwerkskunst des Dachstuhles.
Das Erscheinungsbild des Gebäudes wird durch die Freilegung des Fachwerks auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt und behält somit ihren Wiedererkennungswert. Im Inneren des Gebäudes wird das Konzept „Haus im Haus“ sofort sichtbar: Ein „Tisch“ auf Stahlrohrstützen wird in die denkmalgeschützte Hülle mit einem deutlichen Abstand zur Außenmauer eingesetzt.
Das Waschhaus bekommt die neue Funktion eines Teehauses in Kombination mit dem alten Stallgebäude, der als geschützter überdachter Terrassenbereich fungiert. Bei den zwei neuen Gebäuden handelt es sich um Ferienhäuser mit hohem räumlich-gestalterischen Anspruch, die Familien aber auch Gruppen einen gemütlichen Aufenthalt ermöglichen. Durch die seitlich geschlossene und nach vorne öffnende Sichtbetonfassade und der zusätzlichen Öffnung von oben, entsteht im Inneren eine stimmungsvolle Atmosphäre. Durch die unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Gebäude fügen sie sich gut in die Umgebung ein und bieten herrliche Ausblicke und sonnige Außenbereiche.
Eine radikale Vorgehensweise, durch die bildhaften Ausschnitte der Altbauwände sichtbar werden und die Innenansicht der Lochfassade wie eine Kulisse wirkt. Eine Betonwand zoniert den Erschließungsbereich und den offenen Aufenthalts- und Wohnbereich. Im Erdgeschoss befindet sich der gemeinschaftliche Arbeits- und
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GSEducationalVersion
Grundriss Erdgeschoss
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Schnitte & Ansichten
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Modellfoto mit Umgebung
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Mileno García Liegesalz Offi und Ohi im vertikalen Markt — Ein mittiger Luftraum und vier Säulen — das sind die bestehenden Elemente, die das Bezirksgericht definieren. Bei meinem Entwurf handelt es sich um eine Reduktion auf die wesentlichen Elemente aus denen das ehemalige Gerichtsgebäude besteht, ohne die im Gebäude vorhandene Raumstruktur konzeptionell zu verändern.
Zirkulationskreise entstehen. Der erste Weg führt direkt und schnell über alle Geschosse, was vor allem für die Nutzer von Coworking Space und Café gedacht ist. Der zweite und weitere Erschließungskreis ist im Gegensatz dazu ein langsamer und bequemer Aufstieg, der sich hauptsächlich an die Besucher des Marktes richtet. Außerdem wird ein Plattformlift eingefügt, der offen durch den Luftraum, vom Erdgeschoß bis zum Dachgeschoß fährt und auch den Höhenunterschied im Untergeschoss umfasst. Der Plattformlift befindet sich zwischen zwei der vier Säulen die den Luftraum umgeben. Diese wiederum, wirken als konzeptionelle Trennung der jeweils drei Seitenräume, sodass die Raumidentität des Bezirksgerichts nicht verloren geht.
Funktional betrachtet, handelt es sich um eine Mischung aus vertikalem Markt und Coworking Space wie Seminarraum. Zusätzlich befindet sich ein Café wie ein Multifunktionsraum im Dachgeschoss, welche in enger Verbindung mit den zuvor beschriebenen Räumen stehen. Mit diesen Funktionen soll eine Metapher in action entstehen, über die Kulturlandschaftliche Besonderheit der Maiensäßen Wanderviehwirtschaft, bei der das Vieh nicht oder nur saisonweise eingestallt ist. Wodurch die Bauern ständig rauf und runter, von Tal bis zur Maiensäße bis zur Alpe/Hochalpe gegangen sind, um ihere Produkte zu prodizieren und zu, wie wir es heute nennen, verkaufen.
Städtebaulich, wird die nähere Umgebung etwas verändert, indem zwei Gebäude, die die Front Ansicht des Bezirksgerichts verdecken entfernt werden und zwei neue Elemente gebaut werden die den Platz vor dem Bezirksgericht neu definieren sollen. Die neuen Elemente sind einerseits Ersatz für den Eigentümer der Taube — hierfür ist ein Spa geplant, da es gut kombinierbar ist und als Ergänzung für das Hotel Taube funktioniert — und andererseits ein Gestaltungselement zur räumlichen, aber nicht visuellen Abgrenzung des Platzes, welcher neben dem neu angelegten Spielplatz als kleiner Pavillon wirkt.
Der mittige Gang der sich im Bezirksgericht über die Geschosse wiederholt und als reiner Erschließungsraum dient wird zum Luftraum umgewandelt. Die Erschließungsfunktion wird beibehaltet, jedoch wird diese anders gelöst, indem quer durch den Luftraum zwei einläufige Treppen eingefügt werden, wodurch zwei verschiedene
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̧
̦
WC
PLATFORM-LIFT
COWORKING
MARKT
SKULTURBirnbaum Reinkarnation
In Erinnerung der alten Schrunser Bauern
WC
UMKLEIDE KABINEN KASSA
DUSCHEN ̧
SPINDE
SPA DE LA FIESTA
POOL
DUSCHEN ̦
TECHNIKRAUM
WC
Grundriss Erdgeschoss
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CAFECAFE
SEMINARRAUM SEMINARRAUM
MARKT MARKT
COWORKING COWORKING
MULTIFUNKTIONRAUM MULTIFUNKTIONRAUM
COWORKING COWORKING
MARKT MARKT
LAGERRAUM LAGERRAUM
Ansichten & Schnitte
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Atmosphäre Innenräume
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Atmosphäre Treppenraum
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Martin Maurer Das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Gerichtsgebäude in Schruns soll durch architektonische Transformation und Neuinterpretation der ehemaligen (Gerichts-) Funktion dem Ort, aber auch speziell der ganzen Region Montafon, eine neue sinnstiftende Rolle erbringen. Die wesentlichen Punkte der Nutzungsfindung basieren dabei auf Stärkung und Zusammenführung der Gemeinden des Standes Montafon durch Schaffen eines verbindenden Ortes über die einzelne Gemeinde hinaus sowie lokale Aufwertung des Ortskerns Schruns.
bzw. zur gegenüberliegenden Straße mit einem Weg verbunden. Vor dem Haupteingang kreuzt sich dieser mit dem Radweg und bildet vor dem ehemaligen Waschhaus, welches nunmehr als Fahrrad(lade)station dient, einen zentralen Punkt. Das neue Gebäude beherbergt im Erdgeschoss einen Besprechungssaal und in den zwei darüberliegenden Geschossen Wohnungen, die auch als Apartments vermietet werden können. Das neue architektonische Konzept beruht auf dem Prinzip einer zu erhaltenden Gebäudehülle, die im Inneren durch drei Kerne aus Sichtbeton neu definiert wird und so flexible Raumvarianten zulässt. Die Decken werden als Holzkassettendecken konzipiert. Das Erdgeschoss, welches Café und Fahrradwerkstatt beherbergt, wird neben dem Haupteingang durch zwei neue Eingänge erweitert. Im ersten Obergeschoss sind Büroflächen für Startups vorgesehen, darüber befinden sich die Räumlichkeiten des Standes Montafon.
Diese Prämisse ergibt folgendes Nutzungskonzept: Der Montafonradweg verbindet die Gemeinden von Lorüns bis Partenen, dazwischen befindet sich in Schruns-Tschagguns im ehemaligen Gerichtsgebäude der Cyclepoint mit Fahrradwerkstatt, E-Bike Station und Café. Dazu ergänzend werden durch Bereitstellung von Startup-offices und Shared Desks innovative Zukunftsperspektiven geschaffen. Durch die Umsiedlung der Büros des Standes Montafon ins historische Gebäude rückt das Gebäude weiter in den Ortsmittelpunkt von Schruns und erhält eine neue repräsentative Ausenwirkung, die auf die umliegenden Gemeinden abstrahlt.
Der Dachboden bleibt in seiner bestehenden Form und Konstruktion erhalten, die neue räumliche Konfiguration wird durch Vorhangbegrenzungen geschaffen, die den Raum insbesondere für eine Sommernutzung attraktiv machen. Durch die Materialkombination von Sichtbeton und Holz sowie der historischen Mauern wird eine angenehme Atmosphäre geschaffen und auf die handwerkliche Tradition der Region hingewiesen.
Durch die Errichtung eines neuen Gebäudes südwestlich des ehemaligen Gerichts bildet sich ein Ensemble, das neue Platzsituationen entstehen lässt. Die südliche Gebäudefront wird zur Wiese
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LAGER
FAHRRADWERKSTATT CAFE/BAR
SITZUNGSSAAL
Grundriss Erdgeschoss
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Schnitt & Ansicht
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Atmosphäre & Materialisierung Innenraum
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Modellfoto
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Modellfoto mit Blick auf Schruns von SĂźden
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Philipp Wayd Das Angebot für die Urlauber ist reichhaltig und breit; Klassische Drei und Vier Stern Hotels, Apartments sowie Pensionen findet man im gesamten Montafoner-Tal. Jedoch fehlt es an Angeboten für junge Leute bzw. allgemeiner formuliert an einem Angebot, das sich an alle richtet, die es vorziehen preiswert und trotzdem in einer besonderen Atmosphäre ihren Urlaub im Montafon zu verbringen. Mein Vorschlag für eine Herberge im Montafon soll genau auf diese Gruppe von Urlaub Suchenden zugeschnitten sein. Das Raumprogramm beinhaltet ein Hostel mit unterschiedlich großen Zimmern, einen Schlafsaal sowie im Erdgeschoss einen Fahrradverleih inkl. Werkstatt.
verbleibenden niedrigen Geschossen reihen sich 1bis 4-Bettzimmer aneinander, welche pro Stockwerk durch eine horizontale Achse erschlossen werden. Der mit einem Abstand angesetzte Körper, sowie der dadurch entstehende Luftraum im Gebäude, werden durch Brücken überspannt. Im Dachgeschoss findet ein großer Schlafsaal Platz, welcher durch eingestellte Boxen unterteilt wird, um mehr Privatsphäre zu schaffen. Das Dach der Boxen selbst kann untertags als Gemeinschaftsund Boulderraum genutzt werden. Von außen wird das ehemalige Gerichtsgebäude in der Materialität und Erscheinung nicht verändert. Der angesetzte Körper sitzt durch einen bewusst gewählten Abstand und durch eine hell lasierte Sichtbetonoberfläche zurückhaltend daneben. Das Gebäude öffnet sich Richtung Ortskern und an den verbindenten Brücken welche sich raumhoch abwechselnd zu den im Osten und Westen liegenden Bergketten öffnen.
Die Grundidee des Entwurfes ist es, das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Gericht in Schruns durch einen Eingriff neu zu interpretieren und die Umnutzung in ein Hostel zu ermöglichen. Das Ensemble mit Gerichtsgebäude, Scheune und Waschhaus bleibt dabei erhalten und wird durch zwei zusätzliche Baukörper ergänzt, welche um einen neu entstehenden Platz situiert werden.
Im Weiteren, wird um dem Gasthof Taube einen Ersatz für den entfernten ehemaligen Sitz des Standes Montafon zu bieten, ein Pavillon an dessen Stelle errichtet. Der Pavillon, der es außerdem möglich macht, den Freibereich davor zu bespielen, beinhaltet einen vielseitig nutzbaren Veranstaltungsraum sowohl für die Taube als auch für das Hostel.
Im Inneren wird die Grundstruktur des Gerichts beibehalten, wobei der Mittelgang zur Gänze entfernt und als Volumen neben das Gericht gesetzt wird. Mit dem Körper verlagert sich auch die Erschließung in das neue Volumen. Der dadurch entstehende Raum beinhaltet die für ein Hostel elementaren Sozial- und Aufenthaltsräume. In den
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GSEducationalVersion
Grundriss Erdgeschoss
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Version
Schnitt & Ansicht
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Axonometrische Ansicht
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Modellfoto
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Modelllfotoserie aller Arbeiten
Besonderer Dank - in der Reihenfolge ihres Auftretens Initiatoren und Gastgeber
Nikola Kern Bernhard Maier Friedrich Juen Klaus Bertle Georg Mack Alex Haumer Hans Hohenfellner Vater Hohenfellner
Maisässguide Heimatmuseum Denkmalamt Landschaftsarchitekt Architekt Gastgeber Kartograph Studienassistentin Studienassistent
Hans Quechenberger Angelika Hinterbrandner Jakob Zöbl
Studierende
Iris Athenstaedt Julia Bruckmüller Maximilian Ebner Stefanie Ebner Bettina Erhart Julia Fröhlich Isabella Fuchs Katharina Hohenwarter Victoria Hurth Stefan Hutterer Lisa-Marie Illmer Mileno García Liegsalz Martin Maurer Hoda Memeran Pirmin Pilz Benjamin Seipt Mario Stefan Philipp Wayd
Die Lehrenden
Christoph Breser Uli Tischler
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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Schruns Tschagguns ¬ über den Berg“ im Sommersemester 2017 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Uli Tischler Christoph Breser Studienassistenz Angelika Hinterbrandner & Jakob Zöbl
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