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VOR ORT BEI ATLANTIC SAPPHIRE Frischer Fisch vom Land
FANGFRISCH VOM LAND
So geht nachhaltige Lachszucht
KURZ & KNAPP:
Gegründet: 2010 Gründer: Johan Andreassen, Bjorn-Vegard Lovik und Thue Holm Sitz: Hvide Sande, Dänemark, und Miami, USA Mitarbeiter: 165
Sie lieben das Meer! Und genau aus diesem Grund züchten sie ihren Lachs an Land. Klingt erst einmal unlogisch, doch Thue Holm vom norwegischen Lachszüchter Atlantic Sapphire hat uns verraten, warum ihr Fisch aus dem Bluehouse der gesunde und nachhaltige Weg ist – für Tier, Mensch und Umwelt.
Weder im Meer wild gefangen noch auf traditionelle Weise gezüchtet: Um nachhaltigen Lachs zu züchten, bedient sich das norwegische Unternehmen Atlantic Sapphire einer scheinbar ungewöhnlichen, aber nicht ganz neuen Methode: die Fischzucht auf dem Land mithilfe von Kreislaufanlagen. Mit zwei Pilotfarmen an der dänischen Küste in Hvide Sande sammelten die Gründer über zehn Jahre lang Erfahrung und betrieben Pionierarbeit, um so, erst Jahre später, die ersten Lachse an Kunden ausliefern zu können. Und um ihr großes Ziel in Angriff nehmen zu können: die nachhaltige Lachszucht an der Küste Floridas. Denn Lachs ist zwar in den USA unheimlich beliebt, es ist jedoch nicht nachhaltig, wenn er aus Norwegen importiert wird. Durch die Zucht in Florida kann der nordamerikanische Kontinent ganzjährig mit frischem und nachhaltig gezüchtetem Lachs beliefert werden.
Doch bis es so weit war, musste ein langer Weg zurückgelegt werden. Im Gespräch verrät uns Mitgründer Thue Holm, wie Atlantic Sapphire in Dänemark die zweitgrößte und in den USA die größte landbasierte Lachszucht der Welt errichtete, wie sie funktioniert und warum Nachhaltigkeit dabei immer die wichtigste Rolle spielt.
VON EUROPA NACH NORDAMERIKA Schon lange vor der Unternehmensgründung von Atlantic Sapphire im Jahr 2010 machten sich Johan Andreassen und BjornVegard Lovik einen Namen in der Lachszuchtindustrie. Mit der Villa Organic gründeten sie bereits in den 1990erJahren das erste BioLachszuchtunternehmen Norwegens. Mit einem revolutionären Ansatz: Um dem häufigen Problem der Lachsläuse auf natürlichem Weg, also ohne Einsatz von Pharmazeutika oder anderen Chemikalien, entgegenzuwirken, setzten sie Putzerfische in den Gehegen ihrer Farm ein. Obwohl sie schon damals als die führenden nachhaltigen Lachszüchter galten, suchten die beiden Norweger nach einer noch besseren Lösung, um die Lachszucht noch nachhaltiger zu revolutionieren. Hierbei kam der Kontakt zu dem Dänen Thue Holm wie gerufen – und das für beide Seiten. Denn während Johan Andreassen auf der Suche nach jemandem mit umfangreichen Erfahrungen im Bereich der Kreislaufsysteme für Aquakulturen war, brachte Thue Holm diese Erfahrung nicht nur mit, sondern war zeitgleich selbst auf der Suche nach Investoren für ein ähnliches Projekt. Gemeinsam errichteten sie 2011 das kommerzielle Pilotprojekt des Bluehouse in Dänemark, dessen Ziel es ist, nachhaltigen Lachs zu züchten, ohne dabei auf Netzgehege an der Meeresküste angewiesen zu sein. Denn das Trio war fest davon überzeugt, dass „wir gar nicht erst im Meer sein sollten. Wir sollten an Land züchten.“ Nach zehn Jahren der stetigen Verbesserung ihrer Anlage und der langen Suche nach einem geeigneten Bauplatz an der Ostküste der USA hatten sie ihr Ziel endlich erreicht: Im September 2020 konnten sie nicht nur in Hvide Sand in Dänemark, sondern auch in Miami, Florida, lokalen und nachhaltigen Lachs produzieren.
GRÜN IM BLUEHOUSE Das Bluehouse von Atlantic Sapphire ist sozusagen das „nasse Äquivalent zum Treibhaus“ (engl. Greenhouse). „Eigentlich funktionieren unsere Fischtanks wie Aquarien, aber das Wasser in der Kreislaufanlage wird immer wieder durch biologische Filter neu aufbereitet“, erklärt Thue Holm.
Das klingt erst mal recht einfach, doch wie genau läuft die Lachszucht in solchen Aquarien ab? Zunächst sorgt Atlantic Sapphire dafür, dass die Lachse gesunde Eier aufziehen. „Unsere Laiche kommen aus Island. Denn das sind die besten der Welt und so können wir sichergehen, dass sie keine Krankheiten haben“, sagt uns der Däne. Zu diesem Zeitpunkt wiegen die Eier nur 0,2 Gramm. Der Brutplatz, an dem die Laiche und zu kleinen Brütlingen werden, hat sieben Grad, ist abgedunkelt und mit Süßwasser gefüllt. Wenn die Brütlinge beginnen zu schwimmen, kommen sie in ein anderes Süßwasserbecken, in dem sie mit Fischfutter gefüttert werden, um so immer weiter zu wachsen. Haben sie die 100 Gramm erreicht, bekommen sie für ›
Die Lachse werden mithilfe kleiner Netze gefangen, um dann ihre Qualität zu prüfen.
Während der 22-monatigen Aufzucht werden die Lachse selbst sowie die Wasserwerte durchgängig geprüft.
Frische-Tipps
Frischer Lachs sollte klare und pralle Augen haben. Achten Sie darauf, dass der Lachs keine braunen Flecken, Druckstellen oder Risse aufweist. Seine Schuppen sollten fest, glatt und glänzend aussehen. Lachs sollte nicht zu sehr nach Fisch riechen, sondern ein leichtes Meeresaroma haben.
etwa sechs Stunden am Tag Licht. Das klingt recht wenig, doch auch in ihrem natürlichen Umfeld in Norwegen würden die Fische im Sommer nur tagsüber im Sonnenschein schwimmen. Atlantic Sapphire imitiert also die Natur und verbessert sie an manchen Stellen, damit der Lachs ideale Lebensbedingungen hat, um zu wachsen. Als Nächstes folgt die Smoltifikation, die Umgewöhnung. In der Natur würde der Lachs nun vom Fluss ins Meer schwimmen. Im Bluehouse wechselt er also von einem Süß in ein Salzwasserbecken. Damit der Lachs durch die höhere Ionenanzahl im Salzwasser nicht unter ständigem Wasserverlust leidet, verändert sich seine Osmoregulation von hyperosmotisch in hypoosmotisch – das heißt, dass er die übers Salzwasser aufgenommenen überschüssigen Ionen durch seine Kiemen wieder ausscheidet. Außerdem tauscht er seine zuvor bräunliche Färbung durch ein silbernes Schuppenkleid aus. Jetzt muss der Fisch nur noch weiterwachsen, bis er sein Zielgewicht von vier bis fünf Kilogramm erreicht. Insgesamt dauert die Aufzucht eines Lachses 22 Monate. Sind diese vorbei und das Zielgewicht erreicht, wird jeder Lachs zunächst einzeln kontrolliert. Hat er die richtige Qualität und ist optisch einwandfrei, wird er eingeschläfert und anschließend filetiert oder im Ganzen in Kühlboxen für den Transport vorbereitet – je nachdem, wie es die Kunden, zum Beispiel Globus, wünschen.
WIR KÖNNEN DEM LACHS DIE IDEALEN VORAUSSETZUNGEN FÜR EIN STRESSFREIES UMFELD GEBEN.
NACHHALTIG LECKER „Wir glauben, dass der Lachs aus unserem Bluehouse ein Lösungsweg sein kann, um unsere Gesellschaft in Zukunft nachhaltiger zu ernähren“, erklärt Thue Holm. Denn Lachs eignet sich nicht nur als Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung, sondern ist aufgrund seines geringen Energie und Futterverbrauchs auch unheimlich effizient. Atlantic Sapphire setzt auf besonders nahrhaftes Futter, um so auch gesunde Fische halten zu können. Außerdem engagiert sich das Unternehmen als Teil des UN Global Compact, dessen jährliche Ziele zu den Themen Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt und AntiKorruption umzusetzen.
Wegen der gemeinsamen Philosophie des bewussten Umgangs mit Natur, Tier und Mensch funktioniert auch die Zusammenarbeit zwischen Globus und Atlantic Sapphire so gut – schließlich folgen beide den gleichen Zielen und Richtlinien. Der Lachs für Globus kommt jede Woche aus dem Bluehouse in Dänemark. So sind die Transportwege möglichst kurz und der Fisch immer frisch.
Vorteile des Sapphire-Lachses
Für das gesunde Wachstum der Lachse ist der perfekte und völlig isolierte Mikroorganismus des Bluehouse verantwortlich. Und der bringt einige Vorteile mit sich:
Temperatur und Salzgehalt des Wassers bleiben immer auf dem optimalen Stand, damit die Lachse sich wohlfühlen. Parasiten kommen nicht ins Bluehouse. So müssen die Fische auch nicht mit Pestiziden behandelt werden.
Natürliche Feinde wie Seelöwen oder Vögel entfallen. Die Fische bekommen immer das richtige und vor allem gesundes Futter.
Da das Bluehouse unabhängig von einem bestimmten Standort ist, können Transportwege verkürzt werden. Durch die ständige Wasseraufbereitung mithilfe von biologischen Filtern verbraucht das Bluehouse nur sehr wenig frisches Wasser.
ANZEIGE Damit die Lachse genug Platz haben, beträgt die Auslastung in den Becken 95 Prozent Wasser und nur fünf Prozent Fisch.