Raus aus der Krise
Wirtschaftstalk
Ausgefallene Torten?
So steht es um den Auricher Windpionier Enercon.
Olaf Lies und Alexander Bonde reden über Energie und Umwelt.
Die Pandemie gibt Versandhandel aus Herzlake einen Schub.
Energie & Zukunft – Seite 17
Energie & Zukunft – Seiten 12 und 13
Leben & Leidenschaft – Seite 25
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www.maler-schulte.de DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021 AUSGABE 01/21 | EINZELPREIS 1,90 €
OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM
Kommt die Energiewende voran? Weg zur Klimaneutralität ist noch lang, doch die Beiträge dazu können ganz unterschiedliche Facetten haben Mehr als die Hälfte des Stroms kommt aus erneuerbaren Quellen. Ist die Politik in ihren Ausbauzielen mutig genug?
WIND ENERGIE
Verband: Solar muss wichtige Säule der Energiewende werden. VON NINA KALLMEIER
WASSER KRAFT
OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG/NORDHORN Die Euro-
päische Union hat ein klares Ziel: Bis zum Jahr 2050 will man klimaneutral sein. Doch bis dahin ist noch ein ganzes Stück Weg zu gehen – laut Umweltbundesamt haben die damaligen EU-27 im Jahr 2018 insgesamt fast 3,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben. Allein Deutschland steuerte davon fast 23 Prozent bei. Einen Anteil daran, die Klimaziele zu erreichen, hat die Energiewende, genauer gesagt, die Stromwende. Nach langem Ringen hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr endgültig den Kohleausstieg beschlossen: Die klimaschädlichen Kraftwerke werden bis spätestens 2038 vom Netz gehen. In der Region hat der Anfang vom Ende des Kohlestroms mit der Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren zum Jahreswechsel bereits begonnen (Seite 20). Laut vorläufigen Zahlen hat die Anlage, die zuletzt lediglich noch in sechs von zwölf Monaten Strom produzierte, im vergangenen Jahr 877 594 Tonnen CO2 zu den Emissionen Deutschlands beigetragen. Mit dem Kernkraftwerk Emsland in Lingen geht Ende 2022 auch die Ära des Atomstroms in der Region zu Ende. Die Geschichte der Energiewende scheint also erfolgreich zu sein. Mit Blick auf die Erzeugungszahlen ist dem auch so: Im vergangenen Jahr haben erneuerbare Energien bundesweit erstmals mehr als die Hälfte des Stroms in Deutschland produziert und so 200 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Besonders hervor sticht die Windkraft – hier führt Deutschland sogar mit 62,7 Megawatt installierter Leistung das Länderranking in Europa an, und das obwohl der Ausbau seit Jahren stockt. Hinzu kommt, dass Tausenden Anlagen in Deutschland, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen, die Abschaltung droht. Beispiele wie der Windpark Bergedorf in der Gemeinde Ganderkesee, wo ein sogenanntes Repowering möglich ist, gibt es wenig (Seiten 18 und 19). Positiv ist für Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzenden des Oldenburger Energiedienstleisters EWE, zumindest das klare Bekenntnis der Politik zum Ausbau der Erneuerbaren in der jüngst verabschiedeten Novelle des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG). „Das ist wichtig, denn es ist das Fundament für fast alles, wenn wir über Energiewende sprechen.“ Für die Windenergie an Land sieht das EEG 2021 bis 2030
BIO ENERGIE
SOLAR ENERGIE
an Strom haben, und der soll deutlich grüner werden. Das heißt, es muss alles darangesetzt werden, in allen Bereichen mehr auszubauen.“ Entsprechend ist für Carsten Körnig die Situation auch eindeutig: „Das Ziel des European Green Deal, ein klimaneutrales Europa bis 2050, ist ohne einen massiven Ausbau der Fotovoltaik nicht zu erreichen. Die Fotovoltaik ist eine Hochtechnologie, deren Produktion, Forschung und Entwicklung als Schlüsseltechnologie der Energiewende auch in Deutschland und Europa einen Platz haben muss“, sagt er. Allerdings: Die Zahl der Arbeitsplätze in der Solarbranche ist seit 2011 massiv zurückgegangen. Einige von ihnen befinden sich unter anderem in Rahden (Landkreis Minden-Lübbecke) bei der Unternehmensgruppe Hilker. Dort werden pro Jahr rund 4000 Wechselrichter repariert (Seite 11). Doch nicht nur die Stromerzeugung mittels Windrädern, Solaranlagen, Biogasanlagen oder Wasserkraft spielt beim Thema Energie und Umwelt eine Rolle. Auch klimaneutrales Wirtschaften, wie es unter anderem Wernsing Feinkost (Seite 15) angestrebt hat, wird einen Anteil daran haben, dass der Emissionsausstoß zurückgeht. Die Industrie sucht ebenfalls nach Alternativen, um Produkte wie Stahl grüner werden zu lassen. Eine Hoffnung liegt auf Wasserstoff als Energieträger. RWE plant, in Lingen die größte Elektrolyseanlage der Welt zu bauen (Seite 10). Es muss jedoch gar nicht so groß gedacht werden, auch im Privaten kann ein Beitrag zum Klima geleistet werden. So wie von den Papenburgern Annelen und Manfred Bertelmann. Sie gehören zu den Passivhauspionieren und haben bereits 2001 ein solches gebaut, das sie bis heute bewohnen (Seite 16). Und auch Blockheizkraftwerke können ihren Anteil an der Energiewende in Deutschland leisten (Seite 21). Mehr dazu lesen Sie im Spezial dieser Ausgabe ab Seite 9.
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zum Beispiel ein Ausbauziel von 71 Gigawatt vor. Das Bekenntnis zum Ausbau ist das eine, der tatsächliche Ausbau jedoch das andere. „An dieser Stelle sind die Ziele der Politik mutlos“, so Dohler. Und er gibt zu bedenken: „Ich glaube nicht, dass die 580 Terawattstunden Gesamtstrommenge, die für 2030 prognostiziert werden und von denen 65 Prozent durch Erneuerbare erzeugt werden sollen, ausreichen werden. Mit der Elektrifizierung, die wir nicht nur im Bereich Mobilität vorantreiben, und der Produktion von Wasserstoff werden wir diesen Wert deutlich überschreiten.“ Entsprechend ambitionierter müssten die Ausbauziele der Politik sein. „Sonst ist es
„Es muss alles darangesetzt werden, in allen Bereichen mehr auszubauen.“ Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender EWE
irgendwann zu spät, um auf der Erzeugerseite gegenzusteuern.“ Neben der Windkraft sieht Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, die Fotovoltaik als zweite wichtige Säule der Energiewende. Sie hatte zuletzt 2020 einen Anteil von gut 10 Prozent am Strommix. Er sagt jedoch auch: „Um das Angebot von Windstrom in einem klimafreundlichen Energiemix sinnvoll und auf Augenhöhe zu ergänzen, besteht beim Fotovoltaik-Ausbau erheblicher Nachholbedarf.“ Das schließt auch Dohler nicht aus und ergänzt: „Die Erkenntnis ist: Man kann auf nichts verzichten. Entweder-oder funktioniert nicht. Wir werden einen massiven Mehrbedarf
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In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄT GEMEINDE WESTERKAPPELN
Theresa Meyer komplettiert den Vorstand Der Vorstand des Osnabrücker Fashionlogistikers Meyer & Meyer ist seit Anfang des Jahres um ein Mitglied reicher: Theresa Meyer komplettiert als Chief Transformation Officer (CTO) das nun dreiköpfige Team. Sie wird laut Unternehmen schwerpunktmäßig den Transformationsprozess bei Meyer & Meyer verantworten. Dazu zählen insbesondere die Personal- und Organisationsentwicklung, Digitalisierung sowie die strategische Ausrichtung des seit 1902 bestehenden Unternehmens. Theresa Meyer ist das zweite Familienmitglied der vierten Generation im Vorstand. An ihrer Seite sind ihr Bruder und Vorstandsvorsitzender Maximilian Meyer sowie CFO Peter Schnitzler. Seit 2019 unterstützt die 30-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin beide bereits. Zu dem Zeitpunkt ist sie nach Stationen bei einer internationalen Unternehmensberatung ins Unternehmen eingestiegen. „Wir freuen uns sehr, mit Theresa Meyer ein weiteres Familienmitglied in den Vorstand berufen zu können, das im Sinne der Gesellschafterfamilie mit klaren Werten und nah an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die zukünftige Ausrichtung von Meyer & Meyer gestalten wird“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Müllerschön. nika OSNABRÜCK
Theresa Meyer
E inrii c htungslösu u ngen f ü r d a s Homeoff f ice Illustrationen: Colourbox.de
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Foto:Meyer&Meyer