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WESTFALEN AG IM PORTRÄT
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DAS IST DER POMMES MÄN
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
AUSGABE 04/19
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In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄT GEMEINDE GLANDORF MACHER & MÄRKTE Hero bringt Glastechnik aus dem Emsland in die Welt. Seite 3
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT Wirtschaftstalk rückt Fachkräftebedarf in den Fokus. Seiten 12 und 13
Foto:GertWestdörp
Ob Lokführer, Erzieher, im Handwerk oder in der Industrie – in fast jeder Branche fehlen Fachkräfte. Wie sich die Beschäftigung in der Region entwickelt hat, wo die Engpässe besonders groß sind und wie einzelne Berufsgruppen mit dem Fachkräftemangel umgehen lesen Sie in unserem Spezial ab Seite 9.
GELD & GESCHÄFT Taler, Libra & Co.: Gehört alternativen Währungen die Zukunft? Seiten 20 und 21
Motive: Colourbox.de Grafik: Matthias Michel
LEBEN & LEIDENSCHAFT
„Hervorragende Zusammenarbeit“ Mechthild Weßling ist neue Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbands Emsland VON HERMANN-JOSEF MAMMES Sie ist ein Baustein in der Neustrukturierung des Wirtschaftsverbands Emsland: Mechthild Weßling. Zum 1. Juli hat die 58jährige Lingenerin die Nachfolge von Norbert Verst angetreten. „Seit meinem Amtsantritt spüre ich überall eine echte Aufbruchstimmung.“ Sie habe von vielen Seiten positives Feedback erhalten. Viele Mitglieder wollten sich einbringen und damit den Wirtschaftsverband Emsland stärken und seine Rolle im Landkreis und in der Region WeserEms aufwerten. Die Region kennt die 58-Jährige gut: Sie ist nicht nur in Lingen zu Hause, sondern hat als Anwältin für OSNABRÜCK
MechthildWeßling. Foto:Wirtschaftsverband Emsland
Arbeits- und Sozialrecht auch im Landkreis Grafschaft Bentheim und am Campus Lingen der Universität Osnabrück Erfahrungen gesammelt. Insofern hat sich die neue Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbands Emsland als einzige Bewerberin aus der Region gegen die externe Konkurrenz durchgesetzt.
Im Wirtschaftsverband mit seinen mehr als 400 Mitgliedern ist Mechthild Weßling keine Unbekannte. Seit sechs Jahren ist sie schon für die emsländische Wirtschaft aktiv und lobt die „herausragende Teamarbeit“, sowohl mit den hauptamtlichen Mitarbeitern der Geschäftsstelle als auch mit dem Vorstand sowie den verschiedenen Arbeitskreisen. Der „frische Wind“ sei vielerorts zu spüren. Ein Thema, das der Lingenerin besonders am Herzen liegt, steht in der Wirtschaft insgesamt ganz oben auf der Tagesordnung: die Fachkräftegewinnung und -sicherung. Deshalb hatte sie sich in der Vergangenheit als Projektleiterin auch schon für Möglichkeiten der beruflichen Orientierung als Koopera-
tionsmaßnahmen zwischen Schulen und Unternehmen eingesetzt. Das sind auch Themenfelder, die für den Wirtschaftsverband Emsland künftig eine verstärkte Rolle spielen sollen. Zu den bisherigen Erfolgen des Wirtschaftsverbandes zählt für die neue Geschäftsführerin auf jeden Fall das Projekt „MinT“ (Mädchen in Technik). Allein in diesem Jahr nehmen 300 Mädchen der Klassen sieben bis zehn von emsländischen Oberschulen an unterschiedlichen Projekten teil. Hierzu zählen Betriebspraktika ebenso wie Praxistage in Berufsbildenden Schulen. „Immer mehr emsländische Mädchen schlagen nach der Schule eine handwerkliche oder gewerbliche Ausbildung ein“, zeigt Weßling den Erfolg auf.
Ein Blick hinter die Kulissen von Fuchs Gewürze. Seite 25
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
MACHER & MÄRKTE
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SPEZIAL
MACHER & MÄRKTE
GELD & GESCHÄFT
JOBS & ZUKUNFT
E D I TO R I A L
LEBEN & LEIDENSCHAFT
FACHKRÄFTEMANGEL
Katze beißt sich in den Schwanz
2 | Editorial
9 | Fachkräfte
17 | Interview
25 | Produktion
Chefredakteur Dr. Berthold Hamelmann über fehlende Fachkräfte und die Folgen.
So hat sich der Fachkräftebedarf in der Region entwickelt.
Nachfolgemoderatorin sorgt dafür, dass Betriebe weiter wirtschaften.
Ein Blick hinter die Kulissen von Fuchs Gewürze.
3 | Hero Glas
10 | Ausbildung
18 | Börsenporträt
26 | VW Porsche 914
Know-how aus dem Emsland ist auf Kreuzfahrtschiffen oder Fußballstadien zu finden.
Wirtschaftsverband Emsland wirbt um junge Leute aus Paraguay.
Nicht alle liken Facebooks neue Währung Libra.
Vor 50 Jahren kam ein Star der IAA aus Osnabrück.
4/5 | Bahnverkehr
11 | Lokführer
19 | Steuern
27 | Rekord
Vielerorts gibt es Pläne, alte Gleise und Haltestellen zu reaktivieren.
Nordwestbahn setzt auf Ausbildung und Quereinsteiger.
Digitalverband Bitkom gibt Tipps zu Werbungskosten.
Pommes Män Carsten Hoppe hat den kleinsten Foodtruck (der Welt).
6 | Emmert
12/13 | Wirtschaftstalk
20/21 | Regionalwährung
28/29 | Regionalität
Lingener Familienunternehmen rüstet Sonderfahrzeuge um.
Diskussion über Fachkräftemangel mit IHK, Handwerk und Ems-Achse.
Welche Zukunft haben alternative Zahlungsmittel in Deutschland?
Regionale Erzeuger arbeiten immer öfter mit dem Handel zusammen.
7 | Westfalen AG
15 | Handwerk
22 | Versicherung
30 | Drachen
Die Unternehmensgruppe ist mehr als ein Tankstellennetz.
Fachkräfte sind rar, Kunden müssen lange warten.
So sichern sich Firmen gegen zunehmende Risiken aus dem Netz ab.
Ehrenamtler sorgen dafür, dass das Meller Drachenfest stattfinden kann.
8 | ÖPNV
16 | Erziehermangel
23 | E-Commerce
31 | Eisfabrik
Unternehmen finanzieren Busangebot für Mitarbeiter mit.
Region baut Betreuungsangebot aus, doch das ist nicht genug.
Auch das Handwerk will vom Plattformgeschäft profitieren.
Froneri in Osnabrück ist einer der größten Speiseeishersteller der Welt.
VON BERTHOLD HAMELMANN
Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Adidas............................................................8 Aero Ems..................................................... 13 Airbnb..........................................................23 Allianz..................................................... 3, 22 Alstom ...........................................................4 Alwin Otten GmbH................................... 10 Amazon .................................................21, 23 Ankum-Bersenbrückener Eisenbahngesellschaft ..............................4 Anwaltskanzlei DLA Piper......................22 Apetito.........................................................25 Apple............................................................ 18 Assenagon................................................... 18 Axa................................................................22 Bad Essener Gewerbeverein...................20 Barlage GmbH ........................................... 10 Bell Food Group ........................................ 18 Beratungsgesellschaft KPMG.................22 Berenberg Bank......................................... 18 Bernard Krone GmbH ............................. 12 Böckmann und MBC................................20 Bundesagentur für Arbeit...........10, 15, 18 Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen........................................ 16 Bundesbank.......................................... 18, 21 Bundesfinanzhof ....................................... 19 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft......28 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie .................... 15 Bundesregierung....................................... 18 Bundeswehr ................................................11 Bünting........................................................28 Captrain ........................................................4 Christophorus Werk ................................. 10 Claas...............................................................4 Coca-Cola .....................................................11 Commerzbank............................................ 18 Daimler ........................................................11 Deka Bank .................................................. 18 Deos ............................................................. 16 Deutsche Bahn AG.............................4/5, 11 Deutsche Bank.................................... 20/21 Deutscher Industrieund Handelskammertag.................... 15, 21 Deutsches Rotes Kreuz ...................... 11, 30 Digitalverband Bitkom ............................ 19 eBay................................................. 18, 23, 27 Edeka .....................................................28/29
Emmert .........................................................6 EuroBahn...................................................... 5 Europäische Zentralbank.................. 20/21 Europäischer Fonds für regionale Entwicklung.......................17 Facebook .................................. 18, 20/21, 23 Federal Reserve ......................................... 18 FMO ............................................................. 18 Förderbank KfW ........................................17 Froneri......................................................... 31 Frutania GmbH .........................................29 Fuchs........................................................ 1, 25 Gelbe Seiten ...............................................23 Gemeinde Belm........................................... 5 Gemeinde Dersum......................................3 Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.....22 GMHütte Stadtmarketing....................... 21 Google..........................................................23 Grimme .........................................................8 Handelsforschungsinstitut EHI.............23 Handwerkskammer Oldenburg..............17 Handwerkskammer OsnabrückEmsland-Grafschaft Bentheim..................12/13, 15, 17, 18, 21, 23 Handwerkskammer Ostfriesland ...........17 Harting Gruppe.........................................32 Hauptzollamt Osnabrück........................ 14 Hermann Möhle GmbH .......................... 13 Hero fire.................................................... 1, 3 Hero-Glas......................................................3 Hölscher Wasserbau.................................32 Homann ......................................................25 Hoppe Event Catering ............................. 27 Hörnschemeyer Dächer........................... 18 IHK Niedersachsen .................................. 18 IHK Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim ...................... 9, 12/13 Ikea................................................................11 Imperial-Gefahrstofflager .........................8 Innung Sanitär-, Heizung-, Klimaund Klemptnertechnik Osnabrück....... 13 Institut der deutschen Wirtschaft .... 9, 17 Karmann.....................................................26 Kiebitzmarkt ........................................ 20/21 Klöckner & Co............................................ 18 Kreis Steinfurt ............................................. 5 Kreishandwerkerschaft Osnabrück ...... 15 Kröner Stärke...............................................4 Land Niedersachsen.............................5, 18 Landesnahverkehrsgesellschaft
Niedersachsen ............................................. 5 Landkreis Osnabrück.................................8 Lappwaldbahn Service GmbH.................4 Lieferando ..................................................23 Lingen Wirtschaft und Tourismus GmbH...................................... 21 Maersk.........................................................22 MasterCard................................................. 18 Mediamarkt................................................20 Mercedes-Benz.........................................3, 6 Meyer Wert...................................................3 Mini-GmbH..................................................4 Moß und Klaßen-Moss ............................20 MyHammer ................................................23 Myster..........................................................23 Nbank .......................................................... 18 Nestlé........................................................... 31 Niedersachsenpark GmbH .......................8 Niedersächsische Behörde für Straßenbau und Verkehr .................. 15 Nordwestbahn ........................................5, 11 NOSTA Sea & Air GmbH......................... 18 Opel..............................................................26 Osnabrücker Drachenclub „Bleib bloß oben“ ......................................30 Park GmbH...................................................8 Paypal .......................................................... 18 Pickawood...................................................23 Piëch ............................................................26 Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück ............................. 5 PNE Wind AG ............................................ 18 Porsche ........................................................26 Preußen Münster ...................................... 27 R&R IceCream ........................................... 31 R+V Versicherungen ................................22 Regionale Planungsgesellschaft Nahverkehr...................................................8 Rekord-Institut für Deutschland........... 27 Röchling Engineering Plastics...............32 Salzgitter AG .............................................. 18 Schuko Bad Saulgau.................................32 Sony................................................................3 Sparkasse ............................11, 18, 20/21, 30 SPD............................................................... 15 SPNV Münsterland..................................... 5 Stadt Osnabrück......................................5, 8 Stadtwerke Münster................................... 7 Steudat Steuerberatungsgesellschaft ... 12 Tagesschau...................................................11 Technisches Hilfswerk .............................30
Teutoburger Wald Bahn ............................4 Thyssenkrupp ............................................ 18 Tourist Information Meppen..................20 Uber .......................................................18, 23 Universität Hohenheim...........................22 Universität Osnabrück......................... 1, 18 UPM Nordland ............................................3 Verbraucherzentrale.................................28 Verdi............................................................. 16 Vereinigten Ostindischen Company .....25 Verkehrsgesellschaft Osnabrücker Land ......................................4 Visa............................................................... 18 Vodafone ..................................................... 18 Volksbank ...................................................20 VOS Nord......................................................8 VVV Stadt- und Citymarketing..............20 VW........................................................... 6, 26 Weser Ems Eisenbahn ...............................4 Westfalen AG ............................................... 7 WestfalenBahn............................................. 5 Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH......................... 5 Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrück ....................................................8 Wirtschaftsministerium Hannover........17 Wirtschaftsverband Emsland............. 1, 10 Yachtglas .......................................................3 ZDF...............................................................26 Zentralverband des deutschen Handwerks ............................. 15 ZF..................................................................32 Zur Mühlen Gruppe ................................. 18
PERSONEN Arnold, Alexander.......................................6 Arnold, Natalie ............................................6 Bacharr, Beniyan.......................................32 Baier, Horst ..................................................4 Bick, Olaf..................................................... 21 Boll, Ulrich ................................................. 10 Bölter-Emmert, Maria................................6 Born Bergen, Christian René ................. 10 Brockmeyer, Josef .......................................8 Bullermann, Christine ....................... 20/21 Büter, Manfred ..........................................20 Daniel, Klaus..............................................25 de Gama, Vasco .........................................25
Diekmann, Jonas.......................................32 Ehling, Tim.................................................23 Emmert, Alexander ....................................6 Emmert, Maria ............................................6 Emmert, Rosa ..............................................6 Fuchs, Dieter..............................................25 Gates, Bill....................................................25 Goebel, Uwe ..........................................12/13 Graf, Marco...................................................9 Graß, Peter..................................................22 Grübel, Mirco.............................................23 Günzler, Rainer .........................................26 Haberland, Klaus ...................................... 15 Harting, Dietmar ......................................32 Harting, Margrit........................................32 Harting, Philip...........................................32 Harting-Hertz, Maresa.............................32 Heil, Hubertus ........................................... 15 Herbers, Rita.............................................. 18 Hildebrandt, Dr. Thomas ........................ 18 Hilgenberg, Frank.....................................28 Högemann, Josef.........................................4 Högemann, Stefan .....................................11 Hölscher, Heinz .........................................32 Hölscher, Mathilde ...................................32 Hoppe, Carsten.......................................... 27 Hörnschemeyer, Annika...........................17 Hüdephol, Sebastian ..................................8 Hüfner, Martin .......................................... 18 Hullmann, Gunther.................................. 21 Huschke von Hanstein, Fritz..................26 Jagdt, Torsten............................................... 7 Jasper, Burkhard.......................................32 Jobs, Steve ..................................................25 Kalinowski, Dirk .......................................22 Kater, Ulrich............................................... 18 Kirchner, Gotthard ................................... 31 Klanke-Luzniak, Anja ..............................32 Klaßen, Edelgard ...................................... 10 Knau, Axel .................................................. 18 Kolumbus, Christopher ...........................25 Kreienbrink, Joachim ..............................30 Krone, Bernard.....................................12/13 Lahme, Birger ............................................ 31 Lamprecht, Robert ...................................32 Lange, Axel ................................................. 21 Lex, Thomas...............................................32 Lotz, Kurz ...................................................26 Masuch, Silvia............................................ 18 Mayer, Thomas .................................... 20/21 Meyer, Achim.............................................32
Meyer, Julia ................................................ 16 Meyer-Pries, Nils.......................................25 Möhle, Reiner ................................ 12/13, 32 Möller, Thomas.......................................... 14 Mundt, Peter .............................................. 18 Neufeld Dück, Mari Janice ..................... 10 Nieber, Mandy .............................................8 Nordhoff, Heinrich ...................................26 Pahlmann, Heiner.....................................32 Perkmann, Thomas .................................... 7 Plambeck, Jan............................................25 Porsche, Ferry ............................................26 Rixmann, Benedikt...................................29 Rixmann, Hubert ......................................29 Rogava, Nina.............................................. 16 Rohrer, Maximilian ..................................32 Ross, Heike...................................................3 Ross, Heinrich .............................................3 Ross, Heinz-Hermann................................3 Ross, Hermann............................................3 Ross, Silke.....................................................3 Ross, Veronika .............................................3 Ruschhaupt, Sven ...............................15, 23 Sandfort, Burkhard .................................. 15 Sandhaus, Klaus........................................32 Sauermann, Michael ................................22 Schäffler, Meike ........................................... 7 Schiller, Jörg...............................................22 Schirmbeck, Georg .....................................8 Schmieding, Holger.................................. 18 Schmitt, Hendrik....................................... 18 Schmücker, Toni........................................26 Schmutterer, Stefan..................................22 Schnittker, Josef ..........................................6 Schoebe, Andre..........................................30 Scholz, Reinhard .......................................30 Schrage, Dr. Horst..................................... 18 Schumache, Uwe.........................................8 Seidl, Marcel................................................11 Seipp, Peter.................................................32 Simon, Beate .............................................. 18 Storck, Manfred...................................20, 21 Stuke, Gert.................................................. 18 Ubben, Johann ............................................ 5 Velazquez Janzen, Niels David............... 10 Verst, Norbert .............................................. 1 Vescio, Silvia.................................................3 von Bingen, Hildegard.............................25 Weßling, Mechthild.............................. 1, 10 Willmann, Klaus .......................................32 Wingelewski, Katja................................... 16
Der Fachkräftemangel entwickelt sich seit Jahren zu einem der bestimmenden wirtschaftlichen Problemstellungen. Gleichzeitig spiegelt sich in diesem Thema unsere Lebenswirklichkeit wider. Stichwort Konjunktur. Der sich nach der langen Boomphase abschwächenden wirtschaftlichen Entwicklung, die branchenspezifisch unterschiedlich ausgeprägt ist, gewinnt mancher etwas Positives ab. Denn schließt irgendwo ein Produktionsstandort, macht ein Betrieb dicht, saugt der Arbeitsmarkt gut ausgebildetes Fachpersonal regelrecht auf. Für Arbeitnehmer – eine räumliche Flexibilität vorausgesetzt – eine gute Ausgangssituation und für Unternehmen eine Möglichkeit, an eigentlich nicht vorhandene qualifizierte Mitarbeiter zu kommen. Und die werden vielerorts händeringend gesucht. In Osnabrück kann ab Oktober ein zukunftweisendes ÖPNV-Konzept mit einer verdichteten Bustaktung nicht umgesetzt werden. Es fehlen schlicht die Busfahrer. Infrage gestellt sind damit aber auch gesellschaftlich gewollte Projekte etwa zum Klimaschutz. Wenn beispielsweise die erforderliche Infrastruktur nicht realisiert werden kann und das Auto wieder mangels Alternativen an Bedeutung gewinnt, zerplatzt manche sinnvolle Öko-Idee. Das ist kein Schreckensszenario, sondern Realität, wie all die auf die Bahn gewechselten Pendler gerade auch in unserer Region bemerken. Immer häufiger müssen Chefs auf ihre Mitarbeiter warten, weil in der Fläche Regionalzüge mangels Zugführer ausfallen. International ausgerichtete Unternehmen treffen ihre Standortentscheidungen längst unter dem Gesichtspunkt vorhandener Mitarbeiterpotenziale. Fehlt der Mensch, kann und muss Technik helfen. Die dramatisch schnell fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt mit neuen Jobs ist eine Folge. Voraussetzung: Qualifiziertes Personal, das eine gute Ausbildung benötigt. Und auch hier kneift es. Damit beißt sich die Katze in den Schwanz.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
MACHER & MÄRKTE
Auch einige der reichsten Männer der Welt setzen auf Glastechnik aus dem Emsland Hero-Glas zählt zu den größten Arbeitgebern in Dörpen VON DANIEL GONZALEZ-TEPPER DERSUM Wenn in diesen Tagen wieder ein neues Kreuzfahrtschiff vor den Toren der Meyer Werft in Papenburg zu bestaunen ist, steckt einmal mehr eine große Portion Know-how aus der Gemeinde Dersum in dem Bauwerk: Immer dann, wenn große oder gebogene Glasflächen gefragt sind, kommt Hero-Glas ins Spiel. Das auf die Veredelung von Glas spezialisierte Unternehmen aus dem kleinen Ort im nördlichen Emsland blickt 2020 auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Der damalige Gründer Hermann Ross – aus den Anfangsbuchstaben seines Namens ergibt sich der Firmenname Hero – ist auch noch heute im Unternehmen tätig, ebenso wie sein Bruder Hermann, der schon früh mit in den Betrieb einstieg. Inzwischen hat aber die zweite Generation immer mehr Verantwortung übernommen. Neben Heinz-Hermann Ross, Sohn des Firmengründers Hermann Ross, lenkt auch die Tochter Silvia Vescio die Geschicke mit. Ebenfalls im Unternehmen tätig sind die zweite Tochter des Gründers, Heike Ross, die Ehefrau von Heinz-Hermann Ross, Veronika, und die Tochter von Heinrich Ross, Silke Ross. „Wir haben schon als Kinder zwischen Altglas-Containern und großen Glasmaschinen gewuselt. Uns hat der Werkstoff Glas von Anfang an fasziniert“, blickt Heinz-Hermann Ross auf die Jahre als Kinder in den 1970er- und 1980er-Jahren zurück. Für den heute 39-Jährigen war es dann auch keine Frage, beim Vater und Onkel eine Ausbildung zum Flachglasmechaniker zu machen. Nach dem Studium zum Wirtschaftsingenieur und einer Tätigkeit in der Nähe von Oxford in England ist er seit 2007 in der Geschäftsführung von Hero-Glas tätig. Glas veredeln heißt im weitesten Sinne, es werden verschiedene Materialien, zum Beispiel Folien, zwischen verschiedene Glasplatten laminiert, um unterschiedliche Effekte zu erzeugen. Das weiterverarbeitete Glas wird zum Beispiel stabiler, wodurch größere Flächen möglich sind. Oder es schützt mehr vor Hitze, zum Beispiel bei Bränden. Es hat auch eine zusätzliche wärmedämmende oder lichtabweisende Funktion, was im Zuge der Energieeinsparung wichtig ist, oder es schützt mehr vor Einbrüchen. Der Clou: Das Glas ver-
liert durch die Weiterverarbeitung nicht seine Kerneigenschaft, die Transparenz. Sofern nicht vom Kunden gewünscht ist, es blickdicht zu machen, auch das ist möglich. Außerdem kann das Glas weiterhin zum Beispiel gebogen bedruckt oder beklebt werden. Die Gründer Hermann und Heinrich konzentrierten sich zunächst auf Isolierverglasung und hatten damit schnell Erfolg. „Isolierverglasung wurde aber irgendwann zu einem Massenprodukt, das bei etwa 350 Glasveredelern in Deutschland erhältlich ist“, berichtet Heinz-Hermann Ross. Hermann und Heinrich Ross erkannten früh, dass es nicht ausreicht, einfach nur im Massengeschäft mitzumischen. Sie suchten Kontakt zu Architekten, die Wert auf die Fassadengestaltung mit Glas legten, und bald auch zu Schiffsbauingenieuren der Meyer Werft, wo an den oberen Decks Glas nicht wegzudenken ist. Schließlich möchte jeder Reisende freien Blick auf Meer, Küste oder Hafen haben. „Heutzutage ist es normal, dass Suiten auf Kreuzfahrtschiffen sich über mehrere Decks erstrecken. Dadurch sind die Fensterfronten immer größer geworden“, erklärt Heinz-Hermann Ross eines der Einsatzgebiete des HeroGlases in direkter Nachbarschaft zum Sitz und Hauptproduktionsort Dersum. Die beiden Brüder und später die Kinder entwickelten mit ihren Mitarbeitern Produkte, die Hero-Glas bis heute von anderen Glasveredelern abgrenzen: Mehrdimensional gebogene Gläser, chemisch gehärtete Gläser für höchste optische Qualität im Jachtbau, vergleichbar mit einer Smartphone-Oberfläche, Brandschutzgläser bis in höchste Wider-
Die EinkaufsgalerieMyZeilin Frankfurtwurde mitGlasvonHeroausDersum verkleidet.
standsklassen und Sicherheitsgläser für den konstruktiven Glasbau. Inzwischen ist das Unternehmen weltweit aktiv und hat sich aus einem Kleinbetrieb, der in einer Garage startete, zu einem Unternehmen mit 25000 Quadratmeter Produktionsfläche entwickelt – und das in einem Dorf, das rund 1400 Einwohner zählt. Von dort aus lieferte Hero-Glas in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem Fassadenelemente beim Bau des Sony-Centers in Berlin, durfte beim Bau des Willy-Brandt-Hauses in Berlin helfen oder war bei der Gestaltung der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart und der Allianz-Arena in München aktiv. Beim Victoria and Albert Museum (V&A-Museum) in London schützt Glas aus dem Emsland die wertvollen Kunst- und Schmuckobjekte. Aktuelle Projekte in Sachen Sicherheitsglas gibt es in China, Süd-
Dank moderner Maschinen ist der Beruf des Flachglasmechanikers längst nicht mehr so körperlichanstrengendwiefrüher. Foto:Daniel Gonzalez-Tepper
korea und Dubai, zu denen die Geschäftsführer aber noch keine Details preisgeben dürfen. „In der Vielfalt, die wir bei Spezialglasen liefern können, dürften wir europaweit einzigartig sein“, sagt der überzeugte Emsländer selbstbewusst. Und ,Made in Germany’ spielt vor allem in asiatischen Ländern ohnehin eine große Rolle, wenn es um den Schutz von wichtigen Mitgliedern der Regierung oder reichen Unternehmern geht. Know-how, für das die Staaten dann auch gerne bereit sind, viel Geld auszugeben. Die Mitverantwortung bei der Tochtergesellschaft Yachtglas trägt Silvia Vescio. Ähnlich wie bei Kreuzfahrtschiffen wurden Superjachten in den vergangenen Jahren immer größer gebaut. Die Millionäre oder gar Milliardäre haben aber in der Regel den Wunsch, sich unbeobachtet von Zuschauern oder Paparazzi bewegen zu können. „Daher spielt Blicksicherheit, also Privatsphäre, in diesem Bereich eine wichtige Rolle“, sagt die 42-Jährige. Gleichzeitig muss das Glas hier besonders leicht sein, damit die Jachten weiter zügig unterwegs sein können, aber den Bedingungen auf hoher See wie Wind und Wellen trotzen können. Über Namen darf Silvia Vescio nicht sprechen, sie macht aber deutlich, dass einige der reichsten Männer der Welt auf Megajachten unterwegs sind, die auf Glastechnik aus dem Emsland setzen. Immer wichtiger geworden sind im Bauwesen in den vergangenen Jahren die Aspekte Brandschutz und Energie. Für erstgenannten Bereich
Foto: Hero-Glas
wurde die Tochter Hero fire gegründet. Sie stellt insbesondere Sicherheitstüren her, deren Glas über einen längeren Zeitraum hohe Temperaturen aushält. „Die Brandschutzgläser ermöglichen in einem Brandfall, ausreichend Zeit zu bekommen, um Gebäude oder Schiffe zu evakuieren“, erklärt Heinz-Hermann Ross. Einbruchschutz spielt insbesondere bei Juwelieren eine große Rolle, Absturzsicherungen zum Beispiel bei Balkonen aus Glas. Wachstumspotenzial sehen Ross und Vesio im Bereich Informationsund Unterhaltungstechnik, wo Glas
„In der Vielfalt, die wir bei Spezialglasen liefern können, dürften wir europaweit einzigartig sein.“ Geschäftsführer Heinz-Hermann Ross
mit Elektronik verbunden wird. Ein Beispiel: Ein Spiegel im Badezimmer, der den Wetterbericht oder die aktuellen Staus anzeigt. Mit etwa 320 Beschäftigten ist Hero-Glas nach dem Papierwerk von UPM Nordland der zweitgrößte Arbeitgeber in der Samtgemeinde Dörpen. Bei einem Gruppenumsatz von rund 40 Millionen Euro zählt es auch zu den wichtigsten Steuerzahlern in der Region. Eine eigene Glasschmelze betreibt Hero im Übrigen nicht, das Rohglas bezieht das Unternehmen von einen international tätigen Konzern mit Sitz in Asien sowie Produktionsstätten in den USA und Europa. Es wird per Lkw ins Emsland geliefert und in Dersum weiterverarbeitet. Große Sorgen bei der weiteren Entwicklung bereitet den Geschäftsführern der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden. In zehn Berufszweigen gibt es derzeit freie Stellen, wie das firmeneigene Jobportal im Internet ausweist, in drei Bereichen werden Azubis gesucht. Vor allem in der Produktion, wo der Berufszweig Flachglastechnologe gefragt ist, droht eine Lücke. Es bleibt zwar ein handwerklicher Job, betonen Ross und Vescio, durch Technisierung und Automatisierung sei inzwischen aber kaum mehr hoher Krafteinsatz notwendig. Hier stehen das technische Verständnis und die Bedienung der Produktionsanlagen im Vordergrund. Mit Weiterqualifikationen zum Meister oder Techniker oder einer Unterstützung während eines Studiums versucht Hero-Glas, Mitarbeiter zu binden.
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MACHER & MÄRKTE
MACHER & MÄRKTE
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Frachtverkehr, Fahrschule für Eisenbahner und mehr möglich
Schafft es die Nordbahn in den Bedarfsplan?
zigerjahre. Die Ankum-Bersenbrücker Eisenbahngesellschaft (ABE) stieg um auf Busverkehr, hielt die Strecke weiter offen, die 1994 im Zuge einer Verlegung der Die kleinste EisenbahngesellB 214 sogar noch einmal erneuert schaft Deutschlands hat Potenzial. Allmählich kommt der Zug ins wurde. Einen ernsthaften Versuch, die Bahn wiederzubeleben, starteRollen auf der Ankum-Bersente aber erst Horst Baier. Als Bürbrücker Eisenbahn. Seit 1919 germeister der Samtgemeinde schließt die fünf Kilometer lange Stichbahn Ankum ans Eisenbahn- Bersenbrück ließ er vor fünf Jahnetz an. Bis 1961 pendelten Bahn- ren ein Gutachten erstellen und holte die Geschäftsführung der busse nach Bersenbrück, Güterverkehr hielt sich bis in die Neun- ABE von der Verkehrsgesellschaft Streckenlänge: 5 Kilometer Züge pro Monat: 1 Startdatum: 2019
Foto: AndréHavergo
Neues Leben für alte Gleise und Haltestellen
Osnabrücker Land in Bohmte zurück in die Samtgemeinde. Ankum ist der letzte offene Güterbahnhof zwischen Osnabrück und Oldenburg, die Deutsche Bahn hat auf der Strecke sämtliche Einrichtungen abgebaut. Es gab Testläufe mit Güterzügen, aber es gibt noch keine Dauerkunden. Die ABE hat auch wieder eine Rangierlok. Weil es keinen Linienverkehr gibt, eignet sich der Bahnhof, um Rangierfahrten zu üben und das An- und Abkoppeln von Waggons. Im Lokschuppen gibt es eine Grube, die Techniker nutzen können. Die Lokführer auf der Strecke stellt die Weser Ems Eisenbahn (WEE). Die Mini-GmbH hat historische Triebwagen in Ankum stationiert, mit denen sie Ausflugsfahrten anbietet. Die Samtgemeinde Bersenbrück gab bei der WEE den „Artland Express“ in Auftrag, der Radtouristen für das Osnabrücker Nordland begeistern soll. Bis September pendelt er an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen Ankum und Osnabrück.
Jahrzehntelang ist die Zahl der Bahnhaltestellen bundesweit ebenso geschrumpft wie die Schienenkilometer. Nun gibt es vierlerorts Initiativen zur Reaktivierung. Dies sind einige Beispiele aus der Region.
Streckenlänge: 24,2 Kilometer Züge pro Tag: 30-Minuten-Takt Startdatum: 2026 „Die Chancen waren nie so gut wie jetzt.“ Für Johann Ubben, Bereichsleiter Eisenbahn bei der Westfälischen Landes-Eisenbahn GmbH, spricht vieles für eine Reaktivierung der Tecklenburger Nordbahn: die grundsätzliche Bereitschaft der Landesregierung ist vorhanden und Mittel für solche Projekte auch. Wird die Tecklenburger Nordbahn in den ÖPNV-Bedarfsplan NRW aufgenommen, dann könnten ab 2026 wieder Personenzüge über die derzeit nur sporadisch genutzten Gleise rollen. Seit Jahren streben insbesondere die Zweckverbände SPNV Münsterland und Nahverkehr Westfalen-Lippe, der Kreis Steinfurt und verschiedene Kommunen eine Reaktivierung der Nordbahn an. Das Grundkonzept: Zwischen Osna-
Foto: ErhardKurlemann
brück und Recke sollen in Zukunft wieder Züge im 30-Minuten-Takt verkehren. Endpunkte sind nach derzeitiger Planung OsnabrückHauptbahnhof auf der einen Seite und Recke auf der anderen. Da die Strecke einspurig ist, muss zwischen Westerkappeln und Mettingen ein zweigleisiger Betriebsbahnhof angelegt werden. Ob auf den
Gleisen schließlich die NordWestBahn, die EuroBahn, die Westfalenbahn oder ein anderer Anbieter fährt, das ist offen. Die Streckenund Taktplanung ist das eine, der Ausbau der Infrastruktur das andere: Die Bahnsteige sollen eine Nutzlänge von 120 Metern und eine Breite von mindestens 2,5 Metern bekommen. Zudem müssen etliche
Bahnübergänge gesichert oder geschlossen werden. Entscheidend dafür, ob die Bahn reaktiviert wird, sind zwei Dinge: der Kosten-Nutzen-Index und die Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan. Der Index wird derzeit ermittelt. Im Jahr 2016 wurden die Reaktivierungskosten auf gut 35 Millionen Euro geschätzt. Bei den angenommenen 5600 Reisenden ergäbe sich ein Kosten-Nutzen-Indikator von 1,12. Bestätigt sich der Wert, stünden zumindest die Signale in Richtung Bedarfsplan-Aufnahme auf Grün. Und wenn es nicht klappt? Natürlich kann man sich wieder und wieder um eine Reaktivierung bemühen. Aber ob die Rahmenbedingungen jemals wieder so gut sein werden, ist fraglich. Und irgendwann folgt auf dem derzeitigen „Auslaufbetrieb ohne regelmäßige Nutzung“ ein Rückbau der Trasse. Und die Chance wäre vertan.
HALTESTELLE VEHRTE
Nur eine Linie wird profitieren TECKLENBURGER-WALD-EISENBAHN
Züge pro Tag: Halbstundentakt Startdatum: 2025
Unter anderem Weg zu den Seehäfen für Unternehmen interessant Streckenlänge: 50 Kilometer Züge pro Tag: anfangs 2 bis 3 Startdatum: Ende 2022 „Ende 2022“ lautet die Zielmarke für uneingeschränkten Güterverkehr auf dem dann komplett sanierten 50 Kilometer langen Streckenabschnitt der TeutoburgerWald-Bahn (TWB) zwischen Ibbenbüren und Versmold, inklusive des Abzweigs von Brochterbeck zum Hafen Dörenthe am Dortmund-Ems-Kanal. Dann will die Lappwaldbahn Service GmbH als Infrastrukturbetreiberin ihre derzeit noch aus Sicherheitsgründen teilweise gesperrte Strecke fertiggestellt haben. Dabei handelt es sich zum einen um den Abschnitt von der Landesgrenze bei Versmold bis Bad Iburg und zum anderen um das Teilstück IbbenbürenBrochterbeck-Hafen Dörenthe. Für den Tourismusverkehr mit
Foto:JosefHögemann
dem Teuto-Express und anderen Sonderfahrten konnte der Abschnitt von Lengerich bis Bad Iburg bereits zur Landesgartenschau im Sommer 2018 freigegeben werden, die Ertüchtigung für den Güterverkehr steht noch aus. Ob wirklich alles 2022 fertig ist, hänge auch davon ab, „dass wir rechtzeitig Bauunternehmen für die drei
Brücken in Bad Iburg finden“, so Lappwaldbahn-Pressesprecher Josef Högemann. Aufgrund weiterer Baustellen arbeiten zurzeit zwei Bautrupps eher unregelmäßig daran, die mit zwölf Millionen Euro veranschlagten Sanierungsarbeiten zu vollenden. In der Anfangsphase rechnet das Unternehmen mit durchschnittlich zwei oder drei Zü-
Bei optimalem Zusammenwirken kann die Reaktivierung des Bahnhaltes Vehrte nach Einschätzung der Initiative „Ein guter Zug für Vehrte/Ostercappeln“ bis zum Jahr 2025 gelingen. Intercities, wie sie heute durchrauschen, werden zwar auch dann nicht halten, wohl aber die Regionalbahn 66 aus Münster, die künftig über den Osnabrücker Hauptbahnhof hinaus auch Belm und Vehrte ansteuern wird. Dann können die Fahrgäste umstiegsfrei in die Hochschulstadt fahren. Gerechnet wird mit Investitionskosten unter fünf Millionen Euro. Nach Bremen jedoch müssen sie jedoch weiterhin über Osnabrück fahren, von wo aus sie dann im Regionalexpress 9 an ihrem Heimatort vorbeiziehen. Der näher gelegene Bahnhof Bohmte nämlich wird von der RB 66 nicht angesteuert, dafür müssten zusätzliche Züge eingesetzt werden. Auf
gen pro Tag. Interessenten, unter anderem für den kurzen Weg zu den Seehäfen über Lengerich, seien der Landmaschinenhersteller Claas in Harsewinkel, staatliche und private Forsten, Kröner Stärke, Baumaterialien Bergschneider und andere. Einen festen Fahrplan werde es zunächst nicht geben, die Fahrten würden nach Bedarf durchgeführt. Unternehmen können die Trasse mieten und mit eigenen Fahrzeugen befahren oder auf den Zügen der Lappwaldbahn Stauraum buchen. Sowohl bei der Fahrzeugbeschaffung als auch bei der Rekrutierung von Personal seien Engpässe festzustellen. Den südlichen Abschnitt der im Jahr 1900 erbauten TWE zwischen Versmold und Hövelhof managt die Firma Captrain. Dort sind Planungen für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs 2023 weit vorangeschritten.
Foto: SwaantjeHehmann
die Option eines Haltes des Vehrte querenden Regionalexpresses aus Bremen will die Initiative „Ein guter Zug für Vehrte/Ostercappeln“ allerdings nicht verzichten, um neben der Richtung Osnabrück auch die Fahrt gen Norden zu ermöglichen. Deswegen müsse diese Möglichkeit bei der anstehenden Neuausschreibung des Betriebes dieser Strecke für die nächsten 15 Jahre mit berücksichtigt werden. Als Nächstes ste-
BENTHEIMER EISENBAHN
HALTESTELLE ROSENPLATZ
Reaktivierung nach 45 Jahren
20. Haltestelle für Haller Willem kommt
Streckenlänge: 28,23 Kilometer Passagiere pro Tag: 1700 Startdatum: 7. Juli 2019 Ab Mitte der 1990er-Jahre gab es erste Forderungen nach einer Reaktivierung der Bahnstrecke Bad Bentheim-Neuenhaus für den Personenverkehr – in diesem Sommer wurde sie nun mit etwa
einem halben Jahr Verspätung Realität. Das Gesamtprojekt beinhaltet die Reaktivierung der historischen Bahnhofsgebäude Bad Bentheim, Nordhorn und Neuenhaus sowie den Bau von drei zusätzlichen Haltepunkten in Quendorf, Nordhorn-Blanke und Neuenhaus-Süd. Die Gesamtkosten für den Umbau der Strecke ein-
Foto: JürgenLüken
schließlich Signalanlagen, Stellwerk und fünf Bahnsteige belaufen sich auf 20,6 Millionen Euro. Seit Februar dieses Jahres hat Alstom die fünf neuen Triebwagen ausgeliefert. Jedes Fahrzeug verfügt über 118 Sitzplätze und 130 Stehplätze sowie Mitnahmemöglichkeiten für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder. Kostenpunkt : Rund 20 Millionen Euro. Die Fahrgastprognose geht davon aus, dass anfangs etwa 1700 Fahrgäste pro Tag auf der Strecke unterwegs sein werden, die meisten von ihnen Schüler, denn der SPNV ist nun Rückgrat des gesamten öffentlichen Nah- und Schülerverkehrs in der Grafschaft Bentheim. Auch die regionale Wirtschaft misst dem Bahnanschluss große Bedeutung bei. Als attraktives Mobilitätsangebot für eigene Beschäftigte und Firmenkunden, aber auch als Imageträ-
ger: Die Region werde durch den Bahnanschluss überregional wieder „sichtbar“. Das Gleiche gilt auch für Städte und Gemeinden. Sie argumentieren mit dem Wirtschaftsfaktor Bahnanschluss, unter anderem auch für die Bedeutung der Bahn für den Tourismus. Pläne zur Fortführung des SPNV-Angebots werden bereits vorangetrieben: In einer weiteren „standardisierten Bewertung“ soll das Potenzial einer Streckenverlängerung durch die Niedergrafschaft geprüft werden. Ziel ist eine Weiterführung von Nordhorn mindestens bis Emlichheim und von dort möglichst weiter bis zum Anschluss ans niederländische Bahnnetz in Coevorden. Die niederländische Seite ist an dieser Verbindung ebenfalls stark interessiert. Ehrgeiziges Ziel der Planer: Ab 2025 soll es durchgehenden SPNV bis Coevorden geben.
he die Beauftragung eines Projektsteuerers durch die Gemeinde Belm in Zusammenarbeit mit der Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück (PlaNOS) an. Außerdem sei die Unterzeichnung einer Planbegleitvereinbarung mit der Deutschen Bahn vorgesehen. Nach Grundlagenermittlung und Vorplanung mit Kostenschätzung müsse über die weiteren Planungen entschieden werden.
sen wird es am Bahnhalt Rosenplatz 300 Ein- und Aussteiger pro Tag geben. Die Zahl lasse sich bei einem halbstündlich verkehren„Nächster Halt Rosenplatz. Ausden Haller Willem noch steigern, stieg rechts.“ Bevor im Haller Wilsagt die Planos. Bislang ist die RB lem diese Ansage erklingt, wird 75 auf dem Abschnitt Osnazwar noch ein wenig Wasser durch brück–Halle/Westfalen nur die Hase fließen – allerdings ist die stündlich unterwegs. Die FahrgäsVorplanung mittlerweile abgete des Haller Willem werden wohl schlossen. Für den Haller Willem, auch die einzigen sein, die von der jede Stunde zwischen Osnadem neuen Haltepunkt profitiebrück und Bielefeld unterwegs ist, ren. Ein zweiter Bahnsteig für soll der Haltepunkt Rosenplatz die Nahverkehrszüge von und nach 20. Station werden. Nach ZustimFoto: GertWestdörp Münster sei zu teuer, sagt das mung vom Rat der Stadt OsnaLand Niedersachsen. Die Baukosbrück und von der Deutschen ten für den Bahnhalt Rosenplatz Mitte zwischen Sutthauser Stra- von potenziellen Nutzern spräBahn wird jetzt die Entwurfsplawerden laut LNVG auf 4,7 Millionung erstellt. Die Inbetriebnahme ße und Iburger Straße entstehen. chen dafür. Die Verkehrsplaner Die Landesnahverkehrsgesellhaben dabei auch die Schüler der nen Euro geschätzt. Im Preis inbedieses Haltepunktes ist mit dem griffen sind Ausgaben für einen schaft Niedersachsen (LNVG) Berufsbildenden Schule an der Fahrplanwechsel im Dezember 2022 vorgesehen. Die neue Halte- hatte den Haltepunkt zusammen Brinkstraße im Auge, die es vom neuen Bahnsteig plus Rampen, Treppen, Wetterschutzhäuschen, stelle in Osnabrück trägt zwar den mit 40 weiteren Projekten in Nie- Haltepunkt bis zur Schule nicht Beleuchtung, Lautsprecher und dersachsen positiv bewertet. weit hätten und zum Umstieg Namen Rosenplatz, ist von dieSiedlungsdichte, technische vom Auto auf die Bahn animiert Blindenspur. Die Bauzeit beträgt sem aber mehr als einen Steinwurf entfernt. Sie soll etwa in der Machbarkeit und eine hohe Zahl werden sollen. Nach den Progno- ungefähr ein Jahr. Passagiere pro Tag: 300 Startdatum: 2022
Fotos: dpa/MaurizioGambarini ,imagoimages/STPP
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
MACHER & MÄRKTE
Von Expedition bis Rettungseinsatz Lingener Familienunternehmen Emmert rüstet Fahrzeuge für spezielle Zwecke um
VON THOMAS PERTZ LINGEN Vorsichtig verlegt Josef Schnittker die kleinen Fliesenstücke in der künftigen Dusche akkurat nebeneinander auf den Boden. Nicht in einer Wohnung, sondern in der Nische eines geräumigen 16 Tonnen schweren Mercedes-Lkw. Egal, ob das künftige Expeditionsfahrzeug, das demnächst die großen Hallen des Fahrzeugbauers Emmert in Lingen verlässt, durch die Wüste oder über Eispisten fährt: Auf Wohnkomfort muss der Fahrzeuglenker nicht verzichten. So gewichtig das Expeditionsfahrzeug im wörtlichen Sinne sein mag: Die Hauptrolle im Spezialfahrzeugbau des Lingener Familienunternehmens spielt es nicht. Emmert ist breit
aufgestellt: Rettungsfahrzeuge in unterschiedlichen Ausführungen und Ausstattungen, Einsatzleitwagen, Mobile Einheiten in der Gesundheitsversorgung, zum Beispiel bei Blutspenden, aber auch Sonderanfertigungen für private Kunden gehören zum Leistungsspektrum von Alexander Emmert und seinem 25-köpfigen Team. „Rescue and Care“ beschreibt dieses Standbein im Unternehmen: Alle lebensnotwendigen medizinischen Geräte sind in den Rettungsdienstfahrzeugen von Emmert integrierbar. Dafür sorgt ein ausgeklügeltes Raumkonzept, das den Platz im Fahrzeug optimal ausnutzt. Der Spezialfahrzeugbauer liefert Rettungsfahrzeuge „Made in Lingen“ an Rettungsdienste, Kommunen und Landkreise aus, aber nicht nur in Deutschland.
ImGewerbegebiet anderBernardstraße in Lingenist dasUnternehmen EmmertalsExperte fürSpezialfahrzeugbauaktiv.
Alexander Emmert(links)hat dasUnternehmengegründetund weiterentwickelt.
Auch in anderen Ländern auf dem Globus sind die Emmert-Ambulanzen aus Lingen unterwegs. Der Erfolg des Unternehmens hat viel mit der Biografie des Chefs zu tun. Der 64-Jährige wuchs als „Russlanddeutscher“ in Kirgisistan an der Grenze zu China auf. Dorthin waren seine Eltern unter der Stalin-Herrschaft deportiert worden. 1990 siedelte die Familie zusammen mit vielen anderen ins Emsland um. Alexander Emmert kam nicht mit leeren Händen. Er hatte Maschinenbau studiert und ein Diplom in der Tasche. Das nutzte ihm in Deutschland aber zunächst nichts, weil es nicht anerkannt wurde. Entmutigen ließ sich Emmert dadurch nicht. Er belegte an der Hochschule in Osnabrück einen Lehrgang, um sich das Diplom anerkennen zu lassen – mit Erfolg. Der feste Wille, sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen, stand immer noch. Die hatte zunächst
nichts mit Fahrzeugbau zu tun, aber viel mit Handel. Die Mangelwirtschaft in Russland kannte Emmert gut. Also baute er von einem kleinen Büro in der Lingener Sturmstraße hinter dem Rathaus einen ImportExport-Handel auf. Holz, T-Shirts, Schuhe: Emmert handelte mit allem Möglichen. Per Zufall lernte er dabei jemanden bei VW in Wolfsburg kennen, verbunden mit der Aufgabe, ein Netz von Händlern aufzubauen, um VWNutzfahrzeuge nach Russland zu exportieren. „Das sind so Wendungen im Leben“, beschreibt Emmerts Tochter Maria Bölter-Emmert diesen ersten Kontakt zum Fahrzeugbau, der ihren Vater nicht mehr losließ. Die 40-Jährige hat Internationales Wirtschaftsrecht studiert. Sie ist im Unternehmen für den Bereich Marketing und Vertrieb verantwortlich. Mit einem Mitarbeiter fing Emmert Anfang der 1990er-Jahre an,
Fotos:Emmert
heute sind es 24 Handwerker: Spezialisten, Allrounder, Alleskönner rund ums Fahrzeug und sein Innenleben, von den Sitzen bis zur Elektronik. Dazu gehört auch die Familie. Seine Frau Rosa sowie die Töchter Maria und Natalie. Letztere arbeitet in der Buchhaltung und ihr Mann Alexander Arnold in der Konstruktion. Alexander Emmert ist ein Tüftler. Er versteht sich als Verbindungsglied zwischen ihnen allen im Unternehmen, den Elektroinstallateuren, Mechatronikern, Sattlern, Tischlern und Metallbauern. „Jedes Fahrzeug besteht aus sehr viel Handarbeit“, sagt Maria Bölter-Emmert. Und Detailversessenheit. Nichts scheint unmöglich bei Alexander Emmert und seinem Team. Ein Beispiel ist der „Emmert Globe 6000“, über den es einen Testbericht in der Maiausgabe des „Explorer“Magazins gibt. Der 15-Tonner mit 285
PS von Mercedes ist mit allem ausgestattet, was Mobilität und Komfort auch bei eisigen Temperaturen gewährleistet. 3,70 Meter hoch ist das Mobil und das Innere ein „Raumwunder“, so das Magazin, mit Sitzgruppe für sechs Personen, Küche und Bad sowie jeder Menge Technik zur Strom- und Wärmeversorgung. Die meisten Einzelteile werden bei Emmert selbst angefertigt, auch die Möbelstücke werden selbst gebaut. Da ist nichts von der Stange, viel aber Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Gewerke, die Emmert für seine Fahrzeuge benötigt, befinden sich bei ihm unter dem Hallendach. Ein solches Expeditionsfahrzeug hat natürlich seinen Preis. „Ab 350 000 Euro“, erläutert Bölter-Emmert. Kunden kämen aus ganz Deutschland, berichtet sie. „Es gibt einen Trend zur Individualität“, antwortet Bölter-Emmert auf die Frage nach den Gründen für einen Kunden, sich bei entsprechenden finanziellen Möglichkeiten dieses Besondere zu leisten. „Style and Adventure“, heißt dieses zweite Standbein bei Emmert neben „Rescue and Care“. Es umfasst Produkte wie die Expeditionsfahrzeuge, aber auch Sonderanfertigungen. Da kann sich auch schon mal eine Mercedes-G-Klasse in eine Stretchlimousine verwandeln. Der Markt beim Spezialfahrzeugbau ist hart umkämpft. Emmert ist nicht der Einzige, der sich hier dem Wettbewerb stellen muss. Durch den Bereich „Style and Adventure“ hat er sich eine weitere Möglichkeit eröffnet, den Nachweis des Besonderen zu erbringen – ob in der Wüste oder in der Arktis. Josef Schnittker weiß das alles. Und macht sich mit seinen Fliesen im Expeditionsfahrzeug weiter ans Werk.
– ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG –
Wo sich Firmen gerne niederlassen Im Gewerbegebiet Nordhorn-Süd investieren Unternehmen nach wie vor NordhorN. Das Gewerbegebiet Nordhorn-Süd ist auch nach Jahrzehnten so begehrt, dass es für die wenigen verfügbaren Restflächen eine Warteliste für Interessenten gibt. Hier lassen sich Unternehmer eintragen, um ein Grundstück zu kaufen. Dabei gab es den Boom im Gewerbegebiet Nordhorn-Süd bereits um die Jahrtausendwende. Erschlossen wurde es Anfang der 1990er-Jahre. Heute sind noch rund drei Hektar freie Fläche ungenutzt, aber fest reserviert als Options- und Erweiterungsflächen für die angesiedelten Unternehmen. Eine Firma kann beispielsweise angrenzende Flächen sechs Jahre lang reservieren und hat dadurch Planungssicherheit. Die Möglichkeit von Optionsflächen ist Teil des Nordhorner Gewer-
beflächenkonzepts, das damit unter anderem einer Fluktuation vorbeugen und so die Firmen im Gewerbegebiet halten will. Zum Konzept gehört, dass Nordhorn schon vor Jahrzehnten Flächen erworben hat, um sie nach und nach in Gewerbegebiete umzuwandeln. Begonnen wurde mit dem Ankauf Ende der 1980er Jahre mit dem sich abzeichnenden Aus der Textilindustrie und dem beginnenden Strukturwandel. Wichtig ist der Stadt ein Branchenmix in den Gewerbegebieten, angesiedelt werden sollen Firmen aller Branchen. Gründe für die Beliebtheit von Nordhorn-Süd sind laut Wirtschaftsförderung der Stadt Nordhorn die gute Lage, hervorragende Infrastruktur und das vorhandene Arbeitskräftepotenzial: Der Leiter der Wirtschaftsförderung Nordhorn, Karsten Müller, erklärt: „Unterneh-
mer finden in Nordhorn und Umgeg en Mitarbeiter und bung die benötigt Fachkräfte“. Der älteste Bereich des Gewerbegebiets Nordhorn-Süd ist das Gebiet entlang der Bentheimer Straße. Die Bentheimer Eisenbahn, die Firma Rosink und Küchen Ekelhoff waren die ersten Unternehmen, die sich dort angesiedelt haben. In dem Gewerbegebiet gibt es einen Branchenmix aus inhabergeführten Firmen. „Nordhorn-Süd entwickelte sich sich — wie auch die weiteren Gewerbe- und Industriegebiete Nordhorns — hervorragend. Die Flächenverfügbarkeiten in nahezu jeder Größenordnung sind für die Unternehmen ein entscheidender Faktor“, g Ingo Niehaus, ebenfalls von der sagt Wirtschaftsförderung Nordhorn. Das liegt g unter anderem auch an der Erschließung: Das Gewerbegebiet Nordhorn-Süd bietet eine
sehr gute Verkehrsanbindung. Die angrenzenden Bundesstraßen B213 und B403 führen direkt zu den Autobahnen A30 und A31. Ergänzt wird die erstklassige Infrastruktur durch Breitbandanschluss, eine ÖPN -Anbindung und den Vorteil der NV zentralen Lage: Wohnquartiernahe Flächen, wie der bevölkerungsreichste Stadtteil Blanke liegen in unmittelbarer Nähe. Das Gewerbegebiet im Süden der Stadt wird von der Umgehungsstraße B213/B403 im Süden und der Bentheimer Straße im Osten begrenzt. Nördlich angrenzend ist eine ausgedehnte Wohnbebauung vorhanden. Das Gebiet ist bis auf wenige Restflächen durch eine Vielzahl von Betrieben belegt g , die aus den unterschiedlichsten Branchen stammen: So sind unter anderem Speditions- und Logistikbetriebe neben Handwerk und
Beinahe ausverkauft: Das Gewerbegebiet „Nordhorn-Süd“ entlang der Otto-Hahn-Straße ist so beliebt, dass es nur noch wenige freie Grundstücke gibt. 30 Jahre nach der Erschließung des Gewerbegebiets haben Unternehmer immer noch Interesse daran.
produzierender Industrie vertreten. Die weiteren vorhandenen Branchen setzen sich aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenund Rohrleitungsbau, technische Dienstleistungen, Kunststoff, Systeme für mobile Arbeitsräume, Großhandel und Handwerk zusammen. Auf dem Gelände der Bentheimer Eisenbahn im Gewerbegebiet Nordhorn-Süd findet jedes Jahr das weit über die Region hinaus beliebte Grafschaft Open-Air-Festival statt.
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Foto: Meppelink
Auch aktuell gibt es weiterhin Veränderungen in dem Gebiet: So lässt Brinkers Transporte und Containerdienst derzeit zwei Hallen mit jeweils circa 5000 Quadratmetern bauen. Anfang kommenden Jahres ist zudem der Umzug von Elektroanlagen Vrielmann geplant, der seinen Standort ins Gewerbegebiet Nordhorn-Klausheide verlagern wird. Weitere Informationen gibt es auf www.nordhorn.de/wirtschaft-tourisww mus/wirtschaftsfoerderung/
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
MACHER & MÄRKTE
Mehr als das Geschäft mit der Tankstelle Die Westfalen AG ist heute ein Energieunternehmen VON NINA KALLMEIER Ein springendes weißes Pferd auf rotem Grund, aufgesetzt auf einem gelben Schild – die meisten werden mit der Westfalen AG dieses Tankstellen-Logo in Verbindung bringen. Die Münsteraner Familien-AG, die im vergangenen Jahr ihren Konzernumsatz auf rund 1,9 Milliarden Euro steigern konnte, ist jedoch längst mehr als das Geschäft mit dem Sprit. Dass die 1923 gegründete Westfalen Gruppe mit ihren heute 23 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz und Tschechien noch immer in Familienhand ist, führt das Unternehmen nicht nur auf das angesammelte Know-how, Innovations- und Anpassungsfähigkeit sowie flache Hierarchien in der Struktur zurück, sondern auch auf die langjährigen Kundenbeziehungen. Mit mehr als 20 Produktionsstandorten in Europa ist das Unternehmen mit seinen heute mehr als 1700 Mitarbeitern schon vor 96 Jahren gestartet. Heute sieht sich die Westfalen Gruppe als Energieunternehmen, das sowohl im Geschäftsfeld Tankstellen als auch in den Bereichen Gase und Energieversorgung vertreten ist. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte die Gruppe mit ihrem 260 Stationen starken Tankstellennetz das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte – und das, obwohl die niedrigen Pegelstände zu erhöhten Logistikkosten geführt haben. Auf dem Trockenen bleiben mussten die Stationen dennoch nicht. „Wir haben früh erkannt, dass wir in diesem Geschäft neue Wege gehen müssen, um profitabel zu bleiben“, heißt es seitens des Unternehmens auf die Frage, wie das Geschäft trotz niedriger Margen erfolgreich sein kann. Hinzu kommt laut Westfalen Gruppe, dass heute nicht mehr nur auf konventionelle Energien gesetzt wird, sondern einen breiten Mix. „An insgesamt 35 Stationen kann Strom geladen werden; 85 verfügen über AdBlue-Säulen. In Baunatal ist darüber hinaus die erste LNG-Station für Lkw in Planung.“ MÜNSTER
Auch das Thema Wasserstoff als Antrieb hat Westfalen auf dem Schirm. Mit dem Absatz an der Station Münster-Amelsbüren ist das Münsteraner Unternehmen jedoch noch nicht ganz zufrieden und bezeichnet ihn als „ausbaufähig“. „Wasserstoff wird erst von wenigen Privatfahrzeugen und ein paar Lieferwagen getankt; noch immer warten wir auf zugesagte H2-Busse der Stadtwerke Münster. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis wir an dieser Stelle profitabel sind – immer in Abhängigkeit vom Fahrzeugangebot der Automobilindustrie und dem Ausbau des Tankstellennetzes“, so die Aussage des Unternehmens. Schaut man weiter auf das Tankstellennetz, so ist längst nicht mehr nur der Kraftstoff ein Umsatzbringer. Des Weiteren haben sowohl das Wasch- als auch Shopgeschäft zum Rekordergebnis beigetragen, das am Ende um 41 Prozent über dem bereits sehr guten Vorjahreswert lag. Ein Highlight des Jahres 2018 war die Eröffnung eines modernen Food-Courts mit angeschlossener Tankstelle in Gelsenkirchen – ein Konzept, für das die Unternehmensgruppe den Branchenpreis „Tankstelle des Jahres“ erhalten hat. „Shop und Gastronomie spielen eine immer größer werdende Rolle“, so das Unternehmen.
Wasserstoff wird erst von wenigen privaten Fahrzeugen getankt.
Ein bedeutendes Zukunftsprojekt: Der Bau eines modernen Flüssiggas-Tanklagers im Krefelder Binnenhafen. Vorstand Meike Schäffler (Mitte), der Leiter der Produktion, Gerhard Schlüter (rechts), sowie der Leiter des Bauprojekts,Stefan Snieder, überzeugten sich vom Baufortschritt bei der Einlagerung der fünf bis zu 70 Meter langen und 280 Tonnen schweren Tanks. Die FertigstellungdesTanklagers wirdimerstenHalbjahr 2020 erwartet. Foto:Westfalen Gruppe
DasTankestellen-LogoderWestfalenAGkennenviele.DasUnternehmenhat jedochauchandereStandbeine.
Doch nicht nur das Tankstellengeschäft, auch der Bereich Gase hat – getragen von einem außergewöhnlich guten Kältemittelgeschäft – das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Zu dieser erfreulichen Entwicklung trugen laut Unternehmen sowohl der Inlandsmarkt als auch die Auslandsgesellschaften bei. Allerdings: Der klassische Produktbereich der Industriegase in Flaschen und Tanks blieb auf dem Heimatmarkt hinter den Erwartungen zurück. Das Segment verlor infolge des anhaltend starken Preisdrucks trotz steigender Absätze an Profitabilität. „Grundsätzlich bewegen wir uns – auch bei den Industriegasen – in einem hochkompetitiven Umfeld mit zunehmenden Konzentrationsprozessen auf Herstellerseite, die zu entsprechendem Preisdruck führen. Darüber hinaus hat bereits im vergangenen Jahr das robuste Wirtschaftswachstum an Schwung verloren; auch 2019 und 2020 müssen wir von weiteren Eintrübungen ausgehen“, so die Einschätzung der Westfalen Gruppe. Die Entwicklung des ersten Quartals 2019 deute auf einen spürbaren Rückgang im operativen Ergebnis des Kältemittelsegmentes hin“, so Vorstandsvorsitzender Thomas Perkmann. Er hat vor fast genau einem Jahr das Amt übernommen und leitet seit Anfang des Jahres auch das Vertriebsressort. Gemeinsam mit Meike Schäffler (Produktion, IT und Personal) sowie Torsten Jagdt (Finanzen) bildet Perkmann das heutige Vorstandsteam der Westfalen Gruppe. Erfreulicher verlief im vergangenen Jahr die Entwicklung des Homecare-Geschäfts. In den Niederlanden konnte die Versorgungsanzahl im Bereich Sauerstoff-Therapie um zehn Prozent auf erstmals über 11 000 Patienten gesteigert werden. „Schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung betrachten wir die medizinischen Gase als Zukunftsmarkt – immer mehr Menschen haben eine höhere Lebenserwartung und damit auch einen erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung“, heißt es seitens des Familienunternehmens. Aus diesem Grund habe man unter anderem im Bereich Homecare erhebliche Investitionen getätigt. Von den Konzerninvestitionen entfielen laut Finanzvorstand Torsten Jagdt auf den Bereich Gase Europa 32,5 Millionen Euro, 17,9 Millionen auf den Bereich Tankstellen und 10,9 Millionen auf den Bereich Energieversorgung.
Letzteres Geschäftsfeld blieb allerdings – aufgrund der außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse, wie das Unternehmen sagt – im Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Auch das Produktsegment Autogas entwickelte sich absatzund margenseitig laut Westfalen AG
Foto:dpa/FrisoGentsch
schwächer als erwartet, während das Ergebnis im Flaschengeschäft gegenüber dem Vorjahr auch dank weiter gesteigerter Absatzzahlen bei der Grillmeisterflasche leicht verbessert werden konnte. Zur nachhaltigen Stabilisierung der Ergebnisse wird 2019 die Aus-
weitung des saisonunabhängigen Geschäfts im Bereich Energieversorgung weiter vorangetrieben. Dies soll zum einen durch einen kundenorientierten Ausbau des Dienstleistungsangebots erfolgen. Zum anderen ist im Geschäft mit Treibgas weiteres Wachstum geplant.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
MACHER & MÄRKTE
Premiere für Arbeitnehmer-ÖPNV auf drei Linien Unternehmen an der A1 finanzieren zur Hälfte neues Busangebot zum Niedersachsenpark VON MARCUS ALWES RIESTE/NEUENKIRCHEN-VÖRDEN
Im interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiet haben sich bereits mehr als 60 Betriebe angesiedelt.Über 2500Menschen arbeitendortinzwischen. Foto:MarcusAlwes
Die ersten Busse des neuen Arbeitnehmer-ÖPNV zum Niedersachsenpark bei Rieste und NeuenkirchenVörden rollen seit wenigen Tagen. Der Startschuss wurde mit zwei Linien im Osnabrücker Nordkreis gegeben. Die dritte aus der Friedensstadt und Wallenhorst wird ab Herbst folgen. „Ich bin heilfroh“, sagt der Geschäftsführer der Niedersachsenpark GmbH, Uwe Schumacher. Die Vorarbeiten hätten lange gedauert. Doch nun könne man sagen, „die Attraktivität des Parks steigert sich“, so Schumacher. Erstmals fahren dann mehrfach am Tag Busse auf drei Linien gezielt das interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet und dessen Betriebe auf der Kreisgrenze des Osnabrücker Landes nach Vechta an. „Wir haben auf den Schichtbeginn bzw. Schichtwechsel und Schichtende der großen Betriebe Rücksicht genommen“, sagt Josef Brockmeyer (Mitarbeiter der regionalen Planungsgesellschaft Nahverkehr, Planos) im Gespräch mit unserer Redaktion. Die öffentliche Hand und die Betriebe des Parks investieren jährlich insgesamt 500 000 Euro in das neue ÖPNV-Angebot. Es gibt eine zweijährige Probephase. Die Fahrzeiten der Busse sind unterdessen für
Kunden übersichtlich im neuen Fahrplanbuch der VOS Nord aufgeführt. „Es handelt sich um ein Angebot für Arbeitnehmer. Aber natürlich kann auch jeder andere Bürger diese Linien für seine Bedarfe nutzen. Das ist ein öffentlicher Personennahverkehr“, erklärt Josef Brockmeyer: „Es gilt hier der Fahrpreis wie auf allen anderen Linien der VOS in der Region auch.“ Innerhalb des lang gezogenen Niedersachsenparks (mit seinen inzwischen 64 Betrieben und deren mehr als 2500 Mitarbeitern, Tendenz steigend) wird es allein sechs Haltestellen für die Busse geben vom „Nordtor“ an der Autobahnabfahrt Neuenkirchen-Vörden über das Adidas-Zentrum, das Landmaschinenwerk von Grimme bis in den „Süden“ am Imperial-Gefahrstofflager. Auch das wird in jenen Extra-Flyern stehen, mit denen die VOS in diesen Wochen in den Betrieben zusätzlich für den Arbeitnehmer-ÖPNV wirbt. „Die Firmen haben die Möglichkeit, günstig Abo-Fahrtickets für ihre Angestellten zu erwerben“, sagt Brockmeyer. Er gehe davon aus, dass die Unternehmen davon Gebrauch machen werden. Die erste Linie wird die Arbeitnehmer von Quakenbrück über Badbergen, Bersenbrück und den Hastruper Damm zum Niedersachsenpark bringen. Linie 2 fährt von Bramsche über Alfhausen und Ries-
te ins interkommunale Industrieund Gewerbegebiet. Die dritte Linie, die aus organisatorischen Gründen erst ab Herbst startet, führt von Osnabrück-Innenstadt über Wallenhorst, Engter und den Riester Damm in den Park. „Als Vertreter der Gesellschafter im Niedersachsenpark darf ich sagen, dass es gut investiertes Geld ist, mit dem sich auch die Park GmbH an der Finanzierung dieser Testphase beteiligt“, stellte der Riester Bürgermeister Sebastian Hüdepohl bereits wenige Tage vor dem Start des Arbeitnehmer-ÖPNV fest. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Gesellschaft, Georg Schirm-
„Die Bürger selbst haben es in der Hand, ob es ein Erfolg wird.“ Georg Schirmbeck, Aufsichtsratsvorsitzender Niedersachsenpark GmbH
beck, forderte die Beschäftigten auf, das noch junge Angebot kräftig zu nutzen. „Es ist ein Prozess, und es muss schrittweise anlaufen und wachsen. Letztlich haben es aber die Bürger selbst in der Hand, ob es ein Erfolg wird“, sagte Schirmbeck. Dass sich die Betriebe aus dem Niedersachsenpark – allen voran der börsennotierte Sportartikelhersteller Adidas – zur Hälfte (also mit 250 000 Euro jährlich) an der Finanzierung des Linienverkehrs beteiligen, ist in Norddeutschland alles andere als alltäglich. Näher lassen sich die Unternehmen an der Autobahn 1 aber nicht in die Karten schauen. „In Rieste unterstützen wir den Arbeitnehmer-ÖPNV. In welcher Höhe, beziffern wir nicht“, sagt beispielsweise Adidas-Pressesprecherin Mandy Nieber. Die öffentliche Hand stemmt unterdessen ebenfalls 250000 Euro pro Jahr. Aus den Haushalten des Landkreises und der Stadt Osnabrück fließt dabei Geld, ebenso aus den Kassen der Samtgemeinde Bersenbrück und einiger ihrer Mitgliedsgemeinden. Zudem engagieren sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis (Wigos) und die Niedersachsenpark GmbH finanziell. „Die Entwicklung des Parks hängt auch ganz wesentlich davon ab, dass wir die Arbeitskräfte aus allen Himmelsrichtungen dort gut hinbekommen“, so Aufsichtsratsvorsitzender Schirmbeck.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
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Fachkräftemangel hat viele Gesichter IHK: Dienstleistungssektor ist Beschäftigungsmotor – Dynamik schwächt sich ab In vielen Berufsgruppen bleiben Stellen lange unbesetzt. Zusätzliches Potenzial von Frauen nicht mehr so groß. Fachkräftemangel in Nordhorn größer als in Osnabrück? VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ NORDHORN Wer heute eine freie
Stelle mit einer Fachkraft nachbesetzen will, muss mitunter lange warten. Liegen die Vakanzzeiten nur zweistellig, können sich Arbeitgeber schon glücklich schätzen. Häufiger sind sie laut Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit dreistellig – insbesondere im Handwerk. Absolute Spitzenreiter: Leitungsinstallateure. 266 Tage sind bundesweit im Durchschnitt die Stellen frei – wer einen Fassadenbauer, eine Fachkraft im Tunnel- und Kanalbau, einen Klempner oder Kältetechniker einstellen will, muss zumindest gut einen Monat weniger warten. Nach Altenpflegern suchen Einrichtungen im Schnitt 198 Tage. Und selbst Stellen für Berufe im Verkauf oder in der Systemgastronomie bleiben im Schnitt 199 beziehungsweise 198 Tage ohne Resonanz. Die Liste ließe sich fortsetzen. Dass vor diesem Hintergrund flächendeckend von Fachkräftemangel gesprochen wird, ist nicht verwunderlich, auch wenn die Bundesländer mitunter unterschiedliche Engpässe haben. Auch in der Region zeigen Umfragen: Das Fehlen von Fachkräften wird von den Unternehmen als größter Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Nicht nur heute, bereits für 2006 geht das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln von einem Wertschöpfungsverlust durch Fachkräftemangel in zweistelliger Milliardenhöhe aus – ein Trend, der sich fortsetze. Dabei ist der Arbeitsmarkt in der Region in den vergangenen zehn Jahren drastisch gewachsen: Mehr als 90 000 Arbeitsplätze haben Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer
Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit zwischen 2008 und 2018 aufgebaut. Allein im Handwerk sind seit 2011 nach Auskunft der Kammer rund 13 000 neue Jobs entstanden. Damit liegt das Beschäftigungswachstum in der Region prozentual deutlich höher als in Niedersachsen oder im Bundesschnitt. „Der Arbeitsmarkt in unserer Region hat in den vergangenen Jahren geboomt. Aktuell liegen wir bei 415 000 Beschäftigten“, so Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Im Handwerk liegt die Zahl bei fast 100 000 Beschäftigten. Gleichermaßen über alle Berufsgruppen aufgebaut wurde Personal jedoch nicht. In zehn Jahren fast gar nicht gestiegen (+ 394; 5,2 Prozent) ist die Zahl derer, die Finanz- oder Versicherungsleistungen erbringen. Dem gegenüber stehen rund 2000 (+57,3 Prozent) Beschäftigte mehr im Bereich Information und Kommunikation, fast 7500 (+29,9 Prozent) zusätzliche Mitarbeiter im Baugewerbe oder ein Plus von 4600 (+45) Mitarbeitern im Bereich Erziehung und Unterricht. „Beschäftigungsmotor war insbesondere der Dienstleistungsbereich. Aber auch die Industrie hat bei uns zum Beschäftigungswachstum beigetragen. Sie bleibt für unseren Wirtschaftsstandort deshalb weiter entscheidend wichtig“, betont Graf. Und nicht nur die direkte Beschäftigung selbst hat in den vergangenen zehn Jahren ge-
Mehr als 90 000 Arbeitsplätze wurden in den vergangenen zehn Jahren in der Region aufgebaut.
In derRegionzählen Berufeaus dem BereichEnergietechnikstatistischgesehenzujenen,dieammeistenunter dem Fachkräftemangelzuleidenhabe.
boomt. Mit ihr gewachsen ist auch die Zahl der Mitarbeiter, die in Arbeitnehmerüberlassung angestellt sind. Um mehr als 80 Prozent – von 9855 auf 17 238 ist ihre Zahl in zehn Jahren gestiegen. Und dennoch: Unternehmen könnten noch deutlich mehr Kräfte und vor allem Fachkräfte vertragen. Doch woher sollen sie kommen? Ist eine zunehmende Berufstätigkeit von Frauen eine „stille Reserve“ in puncto Fachkräte? All zu großes Potenzial sieht IHKHauptgeschäftsführer Graf da nicht. „Bei der Erwerbsbeteiligung zum Beispiel von Frauen hat unsere Region schon fast zum Landesund Bundesdurchschnitt aufgeschlossen.“ Allerdings: Dass die Beschäftigung von Frauen steigt, liegt vor allem an der Teilzeit. Fast ausschließlich ihr ist es zu verdanken, dass die Zahl der sozialversi-
cherungspflichtig beschäftigten Frauen bundesweit in den vergangenen zehn Jahren um rund 2,8 Millionen auf rund 15 Millionen gestiegen ist. Bundesweit liegt die Beschäftigungsquote von Frauen bei 56,5 Prozent, in Niedersachsen bei 55,1 Prozent. Im IHK-Bezirk liegt sie bei 55 Prozent. Entsprechend ist Graf pessimistisch: „Zukünftig werden wir es hier wie überall schwieriger haben, den Beschäftigungsaufbau der Vergangenheit fortzusetzen.“ Wie sind – zumindes rechnerisch – aktuell die Chancen, Stellen zu besetzen? Ein Blick in die Statistik der Agentur für Arbeit zeigt die Wirtschaftszweige, in denen es besonders schwierig wird, Mitarbeiter zu finden. Und etwas wird deutlich: Im Agenturbezirk Nordhorn ist die Situation – rechnerisch – noch deutlich gravierender
Wie groß ist der Fachkräfteengpass? So viele Arbeitslose kamen auf 100 gemeldete Arbeitsstellen im ...
... Agenturbezirk Osnabrück
... Agenturbezirk Nordhorn 100 Stellen
Energietechnik g
100 Stellen
Altenpflege p g
36
13
Fahrzeug-, Luft- u. Raumfahrt-, Schiffbautechnik
Energietechnik
64
16 umfahrt-, Schiffbautechnik Fahrzeug-, Luft- u. Rau
Gastronomie
125
30 Gastronomie
Maschinenbau- und Betriebstechnik
158
31 Metallbearbeitung
Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege
190
42 Quelle: Bundesagentur für Arbeit · Grafik: Matthias Michel
als im Bezirk Osnabrück. Auf 100 gemeldete sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen in der Altenpflege kommen im Agenturbezirk Nordhorn gerade einmal 13 arbeitslose Fachkräfte. Nicht viel mehr sind es mit Blick auf die Energietechnik (16). Letztere ist auch hinsichtlich des Agenturbezirks Osnabrück stark vom Fach-
„Es ist immer wichtiger, Fachkräfte von außen für unsere Region zu interessieren.“ Marco Graf, Hauptgeschäftsführer IHK Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim
Foto: imagoimages/JürgenHeinrich
kräftemangel betroffen. Immerhin kommen hier jedoch 36 Arbeitslose auf 100 Stellen – zusammen mit der Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrttechnik sowie der Schiffbautechnik ist dies im Osnabrücker Raum auch der einzige Wirtschaftszweig, für den es statistisch gesehen weniger Arbeitslose als Stellen gibt. Doch woher sollen künftig die Fachkräfte kommen? Für den IHK-Hauptgeschäftsführer ist ein Aspekt: Fachkräfte von außen, insbesondere aus anderen Teilen Deutschlands, für die Region begeistern. „Damit dies gelingt, müssen wir die Attraktivität unserer Region noch besser herausstellen. Dabei sind die kurzen Wege und die vergleichsweise niedrigen Wohnkosten ein ganz wichtiges Argument, mit dem wir vor allem gegenüber den Großstädten deutlich punkten können“, ist Marco Graf überzeugt. Der Landkreis Emsland versucht zusammen mit dem Wirtschaftsverband Emsland mit einer Standortkampange unter dem Titel „Emsland – zu Hause bei den Machern“ gezielt Fachkräfte aus dem Ruhrgebiet für die Region zu begeistern – insbesondere aus der Stadt Essen. Eine Aktion, die Verantwortliche in Osnabrück nachahmen sollten? „Mit guten Argumenten, die in einer Anwerbekampagne professionell verpackt werden, könnte auch Osnabrück erfolgreich auf sich aufmerksam machen“, ist Marco Graf überzeugt. Mit einer Einschränkung: „Eine solche Kampagne wäre aus meiner Sicht aber nur dann schlagkräftig, wenn sie für die gesamte Region, also für Stadt und Landkreis Osnabrück gemeinsam, konzipiert ist. Insofern besteht die Chance, dass beide in einem solchen Projekt in Zukunft eng zusammenarbeiten.“
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SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Aus Paraguay zur Ausbildung ins Emsland Wirtschaftsverband setzt auf junge Fachkräfte aus Südamerika VON HERMANN-JOSEF MAMMES MEPPEN „Moin!“ – im besten Ostfriesenplatt begrüßen drei Jugendliche die Vertreter des Wirtschaftsverbandes Emsland in Meppen. Das Besondere daran: Alle drei leben erst seit Kurzem in Deutschland und stammen aus Paraguay. Mari Janice Neufeld Dück (21 Jahre), Niels David Velazquez Janzen (17) und Christian René Born Bergen (19) haben in diesem Jahr ihre deutsche Kolonie namens Friesland in Paraguay verlassen, um in Deutschland einen Beruf zu erlernen. Alle drei besitzen außer der Staatsbürgerschaft von Paraguay die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie folgen damit dem Ruf des Wirtschaftsverbandes Emsland. Dieser hatte während einer Reise in der deutschen Kolonie in der Region Gran Chaco für eine Ausbildung in Deutschland geworben. Beflügelt durch die ersten Erfolge, reist in diesen Tagen erneut eine elfköpfige emsländische Delegation ins das südamerikanische Land. „Wir repräsentieren dann einen schönen Branchenmix“, sagt Geschäftsführerin Mechthild Weßling. Neben Firmenchefs sollen drei junge Emsländer den Jugendlichen in Paraguay Rede und Antwort stehen. Als Erste kam die 21-jährige Mari Janice Mitte Januar nach Deutschland. Sie besuchte in Paraguay zwölf Jahre lang eine deutschsprachige Schule. „Ich bin danach zwei Jahre in der Hauptstadt Asunción zur Universität gegangen“, berichtet sie in völlig akzentfreiem Hochdeutsch. Sie habe dort psychologische Pädagogik studiert. „Die Universität war aber nicht mein Ding“, ergänzt die junge selbstbewusste Frau. Ihr habe schlichtweg der Praxisbezug gefehlt. Ihr Berufswunsch sei es immer schon gewesen, Ergotherapeutin zu werden. Über ihre Mutter erfuhr sie von dem Projekt des Wirtschaftsverbandes im rund 11 000 Kilometer entfernten Emsland. Es ist nicht das erste Mal, dass die 21-Jährige in Deutschland ist. Sie war bereits als Kind für einige Jahre hier. „Damals hatten meine Eltern bereits den Schritt ins Ungewisse gewagt.“ Nun ging Mari Janice ebenfalls das Wagnis ein und hat es bislang nicht bereut. Eine Bleibe hatte sie auch schnell gefunden. „Ich lebe in einer Wohnung der Lingener BonifatiusKirchengemeinde“, erzählt die junge Frau. Sie arbeitete von Anfang an in einer Einrichtung des Christophorus-Werkes in Lingen und betreut schwerstbehinderte Menschen. Den Job vermittelte ihr der Wirtschaftsverband. „Meine Kollegen waren anfangs sehr überrascht, dass ich so gut Deutsch spreche.“ Allerdings sei sie „super“ aufgenommen worden. Das Christophorus-Werk würde ihr auch gerne eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin anbieten. Aber die 21-Jährige hat ihren Traumjob fest im Blick. Sie startet im Oktober an einer Fachschule in Höxter die dreijährige Ausbildung zur Ergothe-
Zurzeitarbeitet MariJaniceNeufeld Dückin einerEinrichtungdesChristophorus-Werkes in Lingenundbetreut schwerstbehinderteMenschen. Ab Oktobermacht sieeineAusbildung zurErgotherapeutin. Foto:Hermman JosefMammes
rapeutin. Da ihr gerade der Beruf mit behinderten Menschen sehr viel Freude bereite, sei eine Rückkehr ins Emsland aber durchaus denkbar. Niels David Velazquez Janzen ist erst 17 Jahre alt. Er lebt seit Mitte Juni bei einer Meppener Familie. Nach einem vierwöchigen Praktikum startete er am 1. August eine Ausbildung zum Metallbauer bei der Firma Barlage GmbH in Haselünne. „Bis jetzt macht alles viel Spaß.“ Im besten Ruhrpott-Deutsch ergänzte er: „Die Kollegen auf Arbeit sind perfekt.“ „Wir haben bei unserem Besuch in Paraguay im Hotel seiner Eltern übernachtet“, sagt Mechthild Weßling. So kam der Kontakt zustande. Niels lebte damals bereits nicht mehr zu Hause. „Ich habe die Schule nach der zehnten Klasse verlassen.“ Tatsächlich ist er ein sehr talentierter Fußballer, auf den in Paraguay Profiteams ein Auge geworfen hatten. So war es fast konsequent, dass er sich dem Jugendleistungszentrum Emsland anschloss. „Das Training ist hier ganz schön anstrengend“, gesteht der 17-Jährige. Er könne abends sehr gut schlafen. Er sei überrascht gewesen von dem sehr intensiven Kurzpassspiel. „Bei uns wurden oft lange Bälle geschlagen“, so der Nachwuchsfußballer. Mit seinen Eltern steht er über Handy im ständigen Kontakt. Die seien froh, dass es ihm in Deutschland und speziell in seiner Gastfamilie so gut gefällt. „Sie essen aber nur vegetarisch“, bemerkt Niels David Velazquez Janzen. In Paraguay würden die Menschen sehr viel Fleisch essen. Er dürfe jedoch bei seinen deutschen Gasteltern im Kühlschrank seine Wurst lagern. Die Gasteltern wurden gezielt vom Wirtschaftsverband ausgesucht. Es sind Baptisten. Diese Glaubensform kommt der Konfession der Mennoniten, denen der deutschstämmigen Bevölkerung in Paraguay, sehr nahe. Der dritte im Bunde ist Christian René Born Bergen (19). Er kam erst vor wenigen Tagen ins Emsland. Vorab unternahm er mit seinen Eltern
„Meine Kollegen waren anfangs sehr überrascht, dass ich so gut Deutsch spreche.“ Mari Janice Neufeld Dück
Daumenhoch:BereitswährendseinesvierwöchigenPraktikumsbei derFirmaBarlagelernteNielsDavidVelazquezJanzen dasemsländischeUnternehmenkennen.
eine Rundreise durch Deutschland. Dabei kennt er das Land bereits. „Ich habe hier als Kleinkind viereinhalb Jahre gelebt.“ Die Eltern zogen damals nach Deutschland. „Mein Bruder musste sich einer schweren Herzoperation unterziehen“, erklärt der 19-Jährige. Dies sei in Paraguay nicht möglich gewesen. Dank der deutschen Ärzte führe sein Bruder ein unbeschwertes Leben. Christian René Born Bergen hat ebenfalls im August eine Ausbildung begonnen – allerdings zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei der Firma Alwin Otten GmbH in Meppen. Dabei wollte er sich den Vortrag des Wirtschaftsverbandes an seiner Schule in Paraguay damals gar nicht anhören. „Ich hatte überhaut keine Lust“, gesteht er. Während der eineinhalbstündigen Veranstaltung habe er aber schnell gemerkt, dass sich der Wirtschaftsverband nicht nur um den Job, sondern um vieles andere wie eine eigene Wohnung kümmert. Zudem gibt es im Emsland für die drei Jugendlichen eine Kontaktperson, die ihre Ängste und Sorgen bestens versteht. Edelgard Klaßen lebt mit ihrem Ehemann seit zehn Jahren in Lingen. Beide wagten vor 20 Jahren gemeinsam den Schritt von Paraguay nach Deutschland. Er arbeitet als Mediziner am Bonifatiushosptital Lingen. Der Wirtschaftsverband Emsland will Edelgard Klaßen als Mitarbeitern einstellen. Dann kann sie sich hauptamtlich 20 Stunden pro Woche um die jungen Menschen kümmern. „Ich kenne beide Seiten. Mein Herz schlägt auch noch für Paraguay“, sagt die mehrfache Mutter. Denn ganz einfach ist die Eingewöhnung in Deutschland nicht. „Ich hatte zwischendurch schon etwas Heimweh“, gesteht Mari Janice. Dann sei es wichtig, dass jemand für die Heranwachsenden da sei. Edelgard Klaßen begleitete den Wirtschaftsverband bei seiner Reise nach Südamerika: „Es war gerade für die Eltern der Kinder wichtig, dass die Emsländer ihnen sagten, dass ihre
Kinder nach der Ausbildung zurückkehren dürfen.“ Dies unterstrich auch Ulrich Boll als Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes: „Es geht uns nicht darum, billige Arbeitskräfte ins Emsland zu locken.“ So sei die Ausbildung für Unternehmer grundsätzlich teuer. „Wir zahlen in diesem speziellen Fall sogar in die Ausbildung und das Projekt ein.“ Aber bei 2300 nicht besetzten Ausbildungsstellen im Landkreis müsse der Wirtschaftsverband Emsland auch neue Wege gehen. Dabei soll das Vorhaben dieses Jahr erst einmal anlaufen. Der Wirtschaftsverband will dann ab dem kommenden Jahr die Maßnahme mit weit mehr Jugendlichen fortsetzen. Im besten Fall können dann Niels David, Christian René und Mari Janice ihren Gleichaltrigen in Paraguay von ihren positiven Eindrücken und Erlebnissen im Emsland berichten. Und wer weiß: Vielleicht bleiben einige von ihnen nach der Ausbildung doch in Deutschland.
Foto:FirmaBarlage
GESELLEN AUS KROATIEN
Handwerk setzt auf Integration Während der Wirtschaftsverband Emsland auf Fachkräfte aus Paraguay setzt, haben im Bezirk der Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim gerade zehn Kroaten ihre Gesellenprüfung bestanden. In dem Projekt des Berufsbildungs- und Servicezentrums des Osnabrücker Handwerks haben sich die Teilnehmer zum Anlagenmechaniker und zum Elekt-
rotechniker in Osnabrücker Handwerksbetrieben ausbilden lassen. Anders als die jungen Menschen aus Paraguay haben die Azubis aus Kroatien, die im Rahmen des Sonderprogramms MobiProEU, gefördert durch das BMAS, nach Deutschland gekommen sind, ihre Deutschkenntnisse parallel zur Ausbildung erworben. Das Sonderprogramm verfolgt das Ziel, einen Beitrag
zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und zur Fachkräftesicherung in Deutschland zu leisten. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert hatte 2015 diese jungen Leute in Osnabrück willkommen geheißen und ihnen alles Gute für die berufliche Zukunft gewünscht. Diese Ziele wurden nun erreicht, und die Handwerksbetriebe in der Region haben zehn neue Gesellen.
ZUR SACHE
Viele Mennoniten mit deutschen Wurzeln Fünf bis sieben Prozent der paraguayischen Bevölkerung von insgesamt rund sieben Millionen Menschen sind Einwanderer deutscher Herkunft. So gibt es wie in der Region Gran Chaco eine Mennoniten-Kolonie mit deutschen Siedlungsgemeinschaften mit rund 30 000 Menschen, deren Muttersprache nach wie vor Deutsch ist. Sie verwenden als Umgangssprache jedoch meist einen niederdeutschen Dialekt (Plautdietsch). Etwa ein Drittel der Ju-
gendlichen besitzen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. Mennoniten haben eine ähnliche Arbeitskultur wie in Deutschland. Zudem haben sie sich über viele Jahrzehnte das Privileg der Selbstverwaltung bewahrt. So spielt das Standarddeutsche in den mennonitischen Kolonien eine signifikante Rolle: insbesondere als Kirchen-, Schul- und Verwaltungssprache sowie als Sprache der Medien. Die deutschsprachigen Mennoniten
wanderten seit 1927 zunächst aus Kanada und später meist aus Russland ein. Viele haben sogar ostfriesische Wurzeln. In den Kolonien gibt es einen hohen Anteil junger Menschen. Ihre schulische Ausbildung endet nach zwölf Jahren. Es gibt anschließend zwar die Möglichkeit der dualen Ausbildung. Hierfür müssen die Eltern jedoch teures Geld bezahlen. Insofern passen die Rahmenbedingungen sehr gut, dass die jungen Menschen im ebenfalls ländlich geprägten Emsland
eine duale Ausbildung absolvieren. Aufgrund der kulturellen Gemeinsamkeiten und durch den Wegfall von Sprachbarrieren halten die Emsländer den Weg für sehr vielversprechend. Dabei setzt der Wirtschaftsverband Emsland auf eine Förderung des Landes Niedersachsen. Die Emsländer haben bereits einen Förderantrag bei der NBank gestellt und hoffen auf Gelder aus dem Förderprogramm „Innovative Bildungsprojekte der beruflichen Erstausbildung“.
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SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Stellenausschreibungen fast wirkungslos Nordwestbahn will mit Ausbildung und Quereinsteigern dem Fachkräftemangel Herr werden VON ANDRÉ PARTMANN OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/
Die fortlaufenden Debatten über mehr Klimaschutz haben das Bahnfahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Doch so rosig die Aussichten auf neue Fahrgäste sind: Die Branche hat ein ernst zu nehmendes Problem – ihr mangelt es an Lokführern. Wälzt man sich durch die einschlägigen Poesiealben der 1990erJahre, fällt der Eintrag unter dem Punkt Berufswunsch wenig variabel aus. Die meisten Jungs wollen Fußballprofis werden, als Polizist Verbrecher schnappen, Brände als Feuerwehrmann bekämpfen – oder eben Lokführer werden. Doch der Glanz des einstigen Kindheitstraums scheint verflogen. Der Beruf des Lokführers hat so viel Staub angesetzt wie die Poesiealben in alten Kellerkisten. Laut aktuellem Trendence-Schülerbarometer steht die Deutsche Bahn AG als Platzhirsch der Eisenbahnunternehmen auf Platz 20 der Arbeitgeber, bei denen sich Schüler bewerben würden – hinter der Bundeswehr, Automobilherstellern wie Daimler oder Porsche, dem Deutschen Roten Kreuz, der Sparkasse, Coca-Cola oder Ikea. Für private Eisenbahnverkehrsunternehmen wie die Nordwestbahn ist die Situation frustrierend. „Unsere Stellenausschreibungen für Lokführer sind nahezu wirkungslos“, berichtet Unternehmenssprecher Stefan Högemann. Der Markt sei „im Grunde genommen leer gefegt“. Durchschnittlich 200 Tage beträgt die Vakanzzeit einer offenen Lokführerstelle. Das hat Konsequenzen: Wegen Lokführermangels sind im Gesamtnetz der Region Weser-Ems zwischen Januar und Juli zwei Prozent aller Züge komplett ausgefallen, ähnlich sieht die Situation im Regio-S-Bahn-Netz Bremen/Niedersachsen aus. Sehr zum Ärger von Berufspendlern und anderen Reisenden. Sie müssen häufiger am Bahnhof ausharren, wenn der Zug mal wieder kurzfristig ausfällt. So wie ein 39Jähriger, Dreitagebart, Brille, der täglich nach Osnabrück pendelt. „Bahnfahren ist ein Abenteuer“, sagt er. Es werde immer schwieriger, Termine zu planen, wenn man auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sei. Um auf Nummer sicher zu gehen, plane er bei wichtigen Kundenterminen immer einen Zug als Puffer ein. Sonst wäre es ein Lotteriespiel. Dass sich kurzfristig an der Situation etwas ändert, ist wohl nicht in Sicht. Erst Anfang August warnte die Nordwestbahn frühzeitig, dass sie anders als in vergangenen Jahren nicht in der Lage sei, die Nachtfahrten vom Stoppelmarkt sicherzustellen. Der Grund erneut: nicht genug Lokführer. Högemann selbst will die Situation nicht beschönigen, betont aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit perspektivisch niedrig ist, dass „weitere Züge ausfallen“. Denn die Nordwestbahn sieht Licht am Ende des Tunnels – gleich aus mehreren Gründen. Das erste Stichwort lautet: Akquise. Das Unternehmen ist auf vielen Jobmessen vertreten, um Jugendliche wieder für den Beruf zu begeistern. Das Budget für die Ausbildung wurde auf 2,5 Millionen Euro angehoben. Ein Rekord. Allein im vergangenen Jahr sind dafür insgesamt 105 Lokführer ausgebildet worden – darunter Quereinsteiger Marcel Seidl (35), der seine Ausbildung im Sommer 2018 zusammen mit 14 weiteren angehenden Lokführern begann. Auf die Nordwestbahn als Arbeitgeber ist er dabei eher durch Zufall NORDHORN
QuereinsteigerMarcelSeidlhat seineAusbildungzumLokführer abgeschlossen.DieNordwestbahn hatihrAusbildungsbudgetauf2,5Millionenaufgestockt.
gekommen. Als Seidel an einem kalten Abend im Januar von einem langen Arbeitstag nach Hause kam, die Füße auf dem Sofa, Fernseher an und zur Tagesschau zappte, sah er diesen Bericht über unbesetzte Stellen im öffentlichen Nahverkehr. Seine zweite Tochter war zu diesem Zeitpunkt erst wenige Wochen auf der Welt – und Seidl haderte mit seiner beruflichen Situation. Er, der heute drei Kinder hat, ist gelernter Straßenbaumeister. Unter der Woche war er auf Baustellen in ganz Deutschland unterwegs, die Kinder sah er kaum. Soll er sich das bis zur Rente antun? So schulte Seidl um. Bereits nach neun Monaten hatte er seine Ausbildung zum Lokführer abgeschlossen. Das ist für Quereinsteiger wie
„Früher hatte der Lokführer ein anderes Ansehen, die Leute sahen in ihm eine Person, die weit gereist ist.“ Stefan Högemann, Sprecher Nordwestbahn
ihn mit einer abgeschlossenen technischen Berufsausbildung die Regelzeit. Heute ist er einer von 460 aktiven Triebfahrzeugführern der Nordwestbahn (NWB) oder – wie es im Volksmund schlicht heißt: Lokführer. Es sind Beispiele wie diese, die NWB-Sprecher Högemann positiv stimmen. Noch vor einem Jahr hätte seine Einschätzung zur Entwicklung der Branche wohl tiefschwarz ausgesehen. Doch zusätzlich zum gestiegenen Ausbildungsbemühen hat man auch innerhalb der Branche das Problem erkannt – und reagiert. Nach Nordrhein-Westfalen ist nun auch in Niedersachsen im Juli ein Abkommen unterzeichnet worden, mit dem sich einzelne Eisenbahnunternehmen verpflichten, das Abwerben von frisch ausgebildeten Lokführern mindestens fünf Jahre lang zu unterlassen. Wer gegen das Abkommen verstößt, muss mindestens die Kosten der Ausbildung tragen. Im zweiten Jahr nach der Ausbildung kommt eine hohe Prämie hinzu, die bis zum fünften Jahr jährlich sinkt. Elf Eisenbahnunternehmen beteiligen sich, darunter auch die Deutsche Bahn mit DB Regio. Die Unternehmenstöchter DB Fernverkehr und DB Güterverkehr sucht man jedoch vergebens. Stattdessen werben sie weiter fleißig ab. Es heißt, die DB Fern- und Güterverkehr seien bereit, eine niedrige fünfstellige Summe zu zahlen, um Lokführern von Konkurrenzunternehmen zum Arbeitgeberwechsel zu bewegen. Offiziell bestätigt werden diese Zahlen nicht. „Kein Kommentar“ heißt es dazu aus der Berliner Zentrale. Dass diese Zahlen jedoch kein Hirngespinst sind, lässt zumindest NWB-Sprecher Högemann durchblicken. „Die genauen Summen kennen wir nicht, aber die Ausmaße haben mittlerweile absurde Züge angenommen“, sagt er. Dennoch sei
das Abkommen ein guter Schritt. Zuletzt habe man „Triebfahrzeugführer kurzfristig verloren, aber langfristig ausbilden müssen“, so Högmann. Auch das ist ein Grund, warum fast alle Streckennetze der NWB unterbesetzt sind. Im RegioS-Bahn-Netz Bremen sind die Lokführerstellen derzeit nur zu 83 Prozent besetzt, im gesamten Bereich Weser-Ems zu 95 Prozent. Und das wiederum führte in der Vergangenheit zu etlichen Ausfällen. Also heißt es weiter: ausbilden. Für Quereinstieger wie Marcel Seidl ist die Entscheidung jedoch nicht ohne Hürden. Als Familienvater war er auf das Gehalt des ausgelernten Straßenbaumeisters angewiesenen. Trotzdem hat er den Schritt gewagt – auch weil die Vergütung für
Foto:GertWestdörp
Auszubildende in der Branche lukrativ ist: 2050 Euro brutto bekommt der Lehrling bei der NWB. Ausgelernte Triebfahrzeugführer steigen mit 2700 bis 2800 Euro ein. Hinzu kommen die Zulagen für die Schichtarbeit bei einer 40-StundenWoche und ein 13. Gehalt. Ein weiterer Vorteil für Seidl – für andere ein Nachteil: Wenn der 35Jährige am Wochenende arbeiten muss, was durchaus vorkommt, gibt es unter der Woche Ausgleichstage. „Mittwochs ist der Osnabrücker Zoo leerer als am Samstagabend“, sagt der Familienvater. Und mehr Zeit für seine Kinder als im alten Job habe er auch. Dass die Arbeit trotz der finanziell durchaus guten Rahmenbedingungen für einen Großteil der Be-
völkerung nicht attraktiv ist, erklärt Högemann so: Das Verständnis für Mobilität sei heute anders als noch vor 20 oder 30 Jahren. „Früher hatte der Lokführer ein anderes Ansehen, die Leute sahen in ihm eine Person, die weit gereist ist.“ Heute hätte jeder die Möglichkeit, die Welt zu erkunden. Die gleiche Entwicklung im Ansehen ließe sich auch bei Piloten feststellen: Vor zehn Jahren sei noch bei jeder Landung geklatscht worden, mittlerweile würden sich die Leute denken, „die Landung hätte auch weicher sein können“, so Högemann. Seidl wiederum führt praktische Gründe an: Viele sehen nur die Arbeitszeiten, und „der Lokführer wird wahrgenommen als jemand, der die Leute von A nach B bringt“. Das sei falsch, sagt der Dissener. Hinzu käme: Die Menschen seien heute lediglich auf das schnelle Geld aus, wollten studieren und hätten unrealistische Ansprüche. Aber vielleicht, so Seidl, sind es auch einfach die maroden Streckennetze oder schlicht „die Angst vor Verantwortung“. Immerhin seien regelmäßig Hunderte Leute mit im Zug. Seidl hat sich von unzufriedenen Kunden oder Schichtarbeit nicht abschrecken lassen, was wohl auch an seiner Vita liegt. Der Opa war bei der Reichsbahn, sein Onkel hatte eine große Modellbahn im Keller stehen, mit der Seidl als Kind häufig gespielt hat. In seinem Job als Straßenbauer hatte er ebenfalls viele Berührungspunkte mit der Bahn, etwa, als er half, die Schnellzugstrecke von Berlin nach Hannover zu bauen. Die Eisenbahn spielte immer eine größere Rolle in seinem Leben. Und es gibt da noch diesen einen Traum, der Seidl schon länger beschäftigt, aber von dem er nicht genau weiß, ob er jemals Realität wird. Wenn er im April seine Verlobte heiratet, dann soll es, nun ja, irgendwie bahntastisch werden. Die Vorstellungen des Familienvaters sind schon recht konkret, eine passende Location hat er bereits im Blick: ein denkmalgeschützter Altbau von 1846, rote Backsteinfassade, Fensterfront mit weißen Sprossen, im Gemäuer massive Holzbalken. Der Dissener Bahnhof – oder wie Seidl sagt: „ein wunderschönes Gebäude“. Wenn er dann auch noch mit der Eisenbahn von Osnabrück aus hier einfahren könnte, dann wäre das „das Höchste der Gefühle“. Die Eisenbahnunternehmen wären schon zufrieden, wenn sie den Zugverkehr künftig ohne Ausfälle bedienen könnten.
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SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Bekommt die Wirtschaft die Quittung für den jahrelangen Boom? Wirtschaftstalk: IHK-Präsident Uwe Goebel, Handwerkskammer-Päsident Reiner Möhle und Bernard Krone, Vorsitzender der Ems-Achse, diskutieren über den Fachkräftemangel in der Region
Kaufmännische Berufe gefragter als gewerbliche. Konjunktur wird weiter für Bedarf an Fachkräften sorgen. VON NINA KALLMEIER UND BERTHOLD HAMELMANN OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/
Eine florierende Wirtschaft braucht Fachkräfte. Die sind in der Region Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim jedoch Mangelware – und das nicht erst seit gestern. „Ich weiß gar nicht, ob man sagen kann, dass da was schiefgelaufen ist“, sagt Bernard Krone, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Familienunternehmens mit Sitz in Spelle und Vorsitzender der Ems-Achse. „Ich glaube, hier kommen ganz viele Faktoren zusammen.“ Insbesondere in der gesellschaftlichen Entwicklung sieht Krone ein Fallstrick. Insbesondere in der gesellschaftlichen Entwicklung sieht Krone ein Fallstrick. „Heute hat jeder seinen Lebensstatus bei Instagram & Co. veröffentlicht und da klingt ,Facility Manager’ besser als Hausmeister oder ,Vice President’ besser als Zerspanungsmechaniker.“ Das habe Einfluss auf die Berufswahl der jungen Leute, manch ein Beruf sei da nicht cool genug. Hinzu kommt für den Unternehmer oftmals die Einstellung der Eltern. „Ich erlebe es auch, dass unsere Tarifmitarbeiter ihren Kindern sagen: Du sollst es mal besser haben als ich. Da frage ich mich: Wo soll das noch hingehen“ Ähnliches erlebt Reiner Möhle, Präsident der Handwerkskammer OsnabrückEmsland-Grafschaft Bentheim. „Die Kinder sollen auf keinen Fall das Gleiche machen wie die Eltern, wenn diese im gewerblichen Bereich tätig sind, sondern sollen ,etwas Besseres’ werden.. Sind die Eltern Lehrer oder Rechtsanwälte, sieht das alles schon wieder anders aus“, kritisiert Möhle. Dass die gewerbliche NORDHORN
Illustrationen:Colourbox.de
Ausbildung weniger nachgefragt wird als die kaufmännische, erlebt Bernard Krone jedes Jahr wieder bei den Bewerberzahlen. „Wir bekommen jährlich zwischen 700 und 800 Bewerbungen in Spelle für die Landtechnik. Davon sind 70 Prozent für kaufmännische Bereiche und Studienplätze und 30 Prozent für technische Bereiche. Das Verhältnis, in dem wir anschließend einstellen, ist genau umgekehrt.“ Noch stärker als die Industrie sieht Reiner Möhle das Handwerk von einem „verbesserungswürdigen Image“ betroffen. „Für viele ist Handwerk ein notwendiges Übel.“ Wertschätzung: Fehlanzeige. An der Bezahlung liege es nicht mehr, dass junge Leute sich für die Industrie oder ein Studium statt fürs Handwerk entscheiden, ist der Kammerpräsident überzeugt. In dieser Hinsicht habe das Handwerk nachgezogen – auch weil in der Vergangenheit viele Azubis aufgrund der besseren finanziellen Rahmenbedingungen nach der Ausbildung in die Industrie gewechselt sind. „Asche auf unser Haupt“, gibt Bernard Krone zu. „Hier muss man fairerweise sagen, dass auch Krone von der Ausbildungsleistung des Handwerks profitiert hat.“ Nichtsdestotrotz sei es den meisten Industriebetrieben jedoch wichtig, nicht nur einfach irgendwo abzuwerben, sondern selbst auszubilden. „Wir wissen: Am Ende des Tages brauchen wir Handwerksbetriebe, die Baumaßnahmen umsetzen, wenn wir investieren. Dann hilft es uns gar nicht, wenn die Betriebe nicht für uns arbeiten, weil
wir ihnen die Leute abgeworben haben.“ Ein Imageproblem sieht Uwe Goebel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim derweil nicht. „Wir haben aber sicher die gesellschaftliche Aufgabe, die Ausbildung wieder in den Vordergrund zu rücken. Das duale System der beruflichen Bildung ist seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Wir müssen zeigen, dass auch jemand ohne Studium Karriere machen und Spitzenpositionen erreichen kann“, betont er. Hier gebe es heute einen deutlichen Widerspruch: auf der einen Seite werde jungen Leuten suggeriert, die Welt stünde ihnen offen und sie könnten alles werden; ein Blick in die Chefetagen der Unternehmen zeichne jedoch oftmals ein anderes Bild. Ein verheerendes Signal, findet Goebel. Er sagt aber auch: „Der Mittelstand und die kleinen Unternehmen machen das besser und sind da offener.“ Dass durchaus auch größere Mittelständler in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion haben können, machte Bernard Krone deutlich: „Zwei unserer führenden Geschäftsführer haben eine Ausbildung gemacht. Es ist wichtig, mit diesen Beispielen zu zeigen: Du kannst es mit einer Ausbildung und guter Leistung in die Chefetage schaffen.“
„Gerade kleine Betriebe müssen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen.“ Bernard Krone, Vorsitzender Ems-Achse
Es ist also auch Kopfsache, ob die Wirtschaft durch eine verstärkte Ausbildung künftig den Fachkräftebedarf decken kann. Der Stellenwert der dualen Qualifikation war dabei mal ein anderer, erinnert sich der KroneChef. „Die coolsten in unserer Klasse damals waren die Dachdecker, Maurer oder Maler. Die hatten Geld in der Tasche und fuhren schon Moped, als ich immer noch mit dem Fahrrad unterwegs war.“ Viele dieser jungen Menschen von damals seien heute Meister mit eigenen Betrieben. Diese positiven Karrierebeispiele und auch die Vielfalt, die Berufe bieten, müssen noch stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden, da sind sich Möhle, Goebel und Krone einig. „Das können Kammern und Verbände gemeinsam leisten“, betonte der IHK-Präsident. Aber auch die Unternehmen selbst müssten selbstbewusster bewerben, was sie ihren Mitarbeitern bieten können – von Weiterbildungen bis zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. „Wenn das mal zusammengetragen wird, ist
manch ein Betrieb überrascht, was er alles macht. Gerade kleine Betriebe müssen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen“, sagt Bernard Krone aus Sicht der Ems-Achse. „Auf Neudeutsch heißt das ,Employer Branding’, das sollten auch kleine und mittlere Betriebe stärker für sich entwickeln“, wirft Goebel ein. Diese Vorzüge herauszustellen hilft auch im Wettbewerb mit der Start-up-Szene. „Sie wird oft romantisiert, diese schöne neue Arbeitswelt. In einigen Themen mögen die jungen Unternehmen flexibler sein. Dass da aber weniger gearbeitet wird, ist mitnichten so“, sagt Krone. 50-Stunden-Wochen seien mit Sicherheit keine Seltenheit. „Die Mitarbeiter reißen ihre Arbeit vielleicht auf einem Sitzball oder in der Kuschelecke ab, aber da wird richtig stramm gearbeitet. Das ist ein absoluter Familien-Killer.“ Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien Industrie und Handwerk aber ganz weit vorne, so der Unternehmer. „Das muss man den jungen Menschen auch immer mal wieder sagen. Das ist nicht nur alles cool. Da wird richtig malocht.“ Ausbildung und Employer Branding – kurzfristig hilft das gegen den Fachkräftemangel nicht. Es zahlt auf die künftige Fachkräftesituation ein. Wenn es Industrie und Handwerk schaffen, mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, werden die Früchte dieser Anstrengungen in zwei bis drei Jahren geerntet. „Darauf warten wir im Handwerk“, machte Reiner Möhle deutlich. Eine andere Chance hätten viele Betriebe nicht. Und das, obwohl Fachkraftstellen bei dem weiter steigenden Bedarf an Handwerksleistungen auch auf Dauer einen sicheren Arbeitsplatz bedeuten. „Wir versuchen auch, mithilfe von Integrationsmoderatoren die Qualifikation ausländischer Fachkräfte zu erfassen“, fügt Uwe Goebel für Industrie, Handel und Dienstleistung hinzu. Denn nicht immer könnten Betriebe mit den Abschlusszeugnissen aus dem Ausland, sofern diese überhaupt vorliegen, etwas anfangen. Aufgrund der kleinen Betriebseinheiten im Handwerk sieht Kammerpräsident Reiner Möhle die Integration ausländischer Mitarbeiter schwieriger. „Die Fachkräfte müssen alleine oder in Zweierteams zum Kunden. Wenn Arbeitsgruppen größer sind, ist eine Integration einfacher.“ Sowohl Krone als auch Möhle bringen jedoch noch eine zweite Gruppe ins Spiel, deren Potenzial groß ist: Frauen, die nach der Elternzeit zurück in die Berufswelt wollen. „Wir versuchen ihnen zu vermitteln, dass auch ein Industriebetrieb heute nicht mehr gleichzusetzen ist mit Attributen wie dreckig, schmutzig, laut oder schwerer körperlicher Arbeit. Grundsätzlich gibt es heute in der Industrie keinen Job, den eine Frau nicht so gut machen kann wie ein Mann. Früher war das vielleicht anders.“ Beide Elternteile in der Wirtschaft und damit zwei arbeitende Eltern bedeutet jedoch auch: Es braucht eine verlässliche Kinderbetreuung. Hier sieht Uwe Goebel Nachholbedarf und die Politik vor Ort in der Pflicht. „Die Politik muss auf lokaler Ebene die Kinderbetreuungszeiten verlängern. Wir brauchen deutlich mehr Kita- und Hortplätze und eine verlässliche Betreuung in der Grundschule, auch in den Ferien und auch zwischen 16 und 18 Uhr. Das würde schon deutlich helfen, damit Arbeitnehmer länger in den Betrieben bleiben können“, betont er. In all diesen Bereichen könnte laut IHK-Präsident im IHK-Bezirk noch deutlich mehr getan werden. „Da muss man
STECKBRIEF
Reiner Möhle, Präsident Handwerkskammer
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m Juni 2018 ist Reiner Möhle erstmals zum Präsidenten der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim gewählt worden. Zuvor war er bereits seit 2016 als Vizepräsident für die Kammer tätig und gehört seit 2002 dem Vorstand an. Insgesamt setzt sich der gelernte Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Diplomingenieur bereits seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Positionen für das Handwerk in der Region ein. So war
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Gesellschaftliche Entwicklung ein Grund für wenig Azubis.
er vor seiner Wahl zum Vizepräsidenten der Kammer 16 Jahre lang Obermeister der Innung Sanitär-, Heizung-, Klima- und Klempnertechnik Osnabrück-Stadt sowie zuvor 15 Jahre stellvertretender Obermeister. Reiner Möhle ist Geschäftsführer der Hermann Möhle GmbH, ein Sanitär-, Heizungs- und Klimabetrieb. Im Mai 2019 bestätigten die Mitglieder der neu gewählten Vollversammlung Möhle als Kammerpräsident für die kommenden fünf Jahre.
STECKBRIEF
Uwe Goebel, Präsident Industrie- und Handelskammer
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eit mehr als zehn Jahren gehört Uwe Goebel bereits der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim an, im vergangenen Dezember wählten ihn die Mitglieder zu ihrem neuen Präsidenten. Die Arbeit der IHK kennt der Geschäftsführende Gesellschafter der SteuDat Steuerberatungsgesellschaft dabei schon gut: Er ist nicht nur seit 2008 Mitglied der Vollversammlung,
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sondern bereits seit 2009 auch Mitglied im Fachausschuss Außenwirtschaft sowie im Regionalausschuss Stadt Osnabrück beziehungsweise Region Osnabrück. Außerdem vertritt Goebel die IHK seit 2017 im Haushaltsausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Goebels Amtszeit als IHKPräsident dauert noch bis 2023 an. Wenn die neue Vollversammlung gewählt wird, könnte er sich erneut für das Ehrenamt zur Wahl stellen.
STECKBRIEF
Bernard Krone, Vorsitzender Ems-Achse
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n vierter Generation führt Bernard Krone das gleichnamige Speller Familienunternehmen. Er ist gelernter Industriemechaniker und absolvierte ebenso ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre. Vor zwölf Jahren trat Bernard Krone dann in das Familienunternehmen ein. Der Generationenwechsel wurde 2010 offiziell besiegelt. Heute ist Bernard Krone als Vorsitzender der Geschäftsführung unter anderem für die Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH so-
auch in die Tasche greifen und Menschen einstellen. Wir haben bei Frauen noch nicht den Beschäftigungsgrad erreicht, den man im Bundesdurchschnitt hat. Da könnte man noch Tausende Beschäftigte auf diesem Wege in die Wirtschaft bekommen. „Wenn ein Elternteil früher nach Hause muss, weil die Betreuung in der Kita oder in der Schule nicht gesichert ist, ist das ein echtes Problem“, so Goebel, „auch wenn die Wirtschaft sich darauf natürlich eingestellt hat.“
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Diese zusätzlichen Mitarbeiter gäbe es auch, wenn der Staat „seinen Wasserkopf und seine Bürokratie abbauen würde“, sagt Krone. „Dann wären noch Tausende Jobs in Deutschland für Handwerk, Pflege und Industrie frei. Es wäre fast ein besseres Fachkräfteprogramm als Steuerversprechen vor der nächsten Wahl.“ Ausbildung, Frauenförderung, Integration – das sind drei Aspekte, die für Industrie und Handwerk zählen, um Fachkräfte in die Betriebe zu bekommen. Doch was ist zu tun, damit
wie die Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH verantwortlich. Seit 2015 ist Bernard Krone Vorsitzender der Wachstumsregion Ems-Achse. Das Bündnis von Unternehmen, Kommunen, Bildungseinrichtungen, Kammern und Verbänden in Ostfriesland, im Emsland und der Grafschaft Bentheim hat es sich zum Schwerpunkt gemacht, gemeinsam an der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften zu arbeiten sowie die Akteure in der Region zu vernetzen.
sie auch bleiben? Jeder macht seine Hausaufgaben und kämpft darum, seine Beschäftigten im Betrieb zu halten, ein Wohlfühlklima zu schaffen. Dazu zählen flexible Arbeitszeiten und das Eingehen auf Wünsche der Mitarbeiter. Diesen Instrumentenkoffer beherrschen fast alle Unternehmer und Betriebe“, sagt Uwe Goebel. Bereits seit 1990 biete sein Unternehmen flexible Arbeitszeiten an, so Reiner Möhle, und macht damit deutlich, dass das auch im Handwerk kein neues Thema ist.
„Eine Saison gibt es bei den Gewerken schon lange nicht mehr. Insofern sind auch längere Abwesenheiten, wobei Überstunden mit Urlaub gepaart werden, kein Problem. Das ist alles sehr individuell, und wir gehen auf die Mitarbeiter ein – im beiderseitigen Interesse.“ Wenn es um die Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen geht, sieht Bernard Krone jedoch, dass die Gesetzeslage schärfer geworden ist. „Beim Thema Werkverträge müssen wir genauer hinsehen. Hier
dürfen der Industrie die Fesseln nicht zu straff angelegt werden.“ Auch und vielleicht gerade mit Blick auf das Thema Fachkräfte. Hinsichtlich der Konjunkturzyklen seien Werk- und Zeitverträge ein wichtiges Instrument. „Das ist uns in erheblichem Maße verloren gegangen. Das macht uns im Fall einer Delle, wie wir sie in unserem Unternehmen aktuell im Bereich Sattelauflieger erleben, das Leben schwer.“ Wenn man dann in den Bereich eines Sozialplans komme, stehe ein Unternehmen sehr viel stärker in der Kritik, als wenn konjunkturell schwächere Zeiten mit dem Aufund Abbau von Zeitarbeitnehmern abgefedert werden könnten. Das wiederum schlägt sich im künftigen Einstellungsverhalten nieder. „Es gab Mitarbeiter, die wir ohne die Flexibilität der Zeitarbeit in den vergangenen zehn Jahren nicht eingestellt hätten. Hier darf sich die Politik nicht über Gebühr einmischen.“ Wo die Politik für Uwe Goebel handeln könnte, ist mit Blick auf die Meisterprämie. „Im Handwerk haben wir sie nun. Das hätten wir für die Industrie, den Handel und die Dienstleistungsbetriebe natürlich auch gerne.“ Auch die Berufsschulen müssten besser ausgestattet werden, um die Attraktivität der Ausbildung zu erhöhen. Mit Blick auf die Konkurrenz zum Studium bringt Goebel auch ein Azubi-Ticket ins Gespräch. „Für Studenten gibt es ein Semesterticket. Warum gibt es so etwas analog nicht für Auszubildende?“ Hessen hat laut IHK-Präsident ein solches Angebot, das mit 20 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt bestritten wird. „Das ist in Niedersachsen in der Größenordnung auch darstellbar.“ „Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es das“, wirft Reiner Möhle ein. „Das ist nur ein paar Kilometer von uns entfernt. Wir sind ein Flächenland, eigentlich bräuchten wir ein solches Angebot viel dringender“, so der Kammerpräsident. Dass sich die Problematik des Fachkräftemangels künftig verbessert, damit rechnen Bernard Krone, Reiner Möhle und Uwe Goebel nicht – trotz aktuell schwächelnder Konjunktur. 8)„Die ersten Einschläge im Zuliefererbereich der Automobilindustrie oder im Bereich Maschinenbau gibt es bereits. Das schafft Unsi-
cherheit. Aber: Wenn Zeitverträge nicht verlängert werden oder ein Unternehmen Personal abbauen muss, gibt es heute Betriebe in der Umgebung, die diese Mitarbeiter aufnehmen. Eine gesamtwirtschaftliche Krise haben wir nicht“, betont Goebel, „auch wenn der Arbeitsplatzwechsel meist eine belastende Zeit für den Betroffenen und seine Familie ist.“ Ein Beispiel sei ein Anlagen-
Wir sind ein Flächenland, eigentlich bräuchten wir ein Azubi-Ticket viel dringender.“ Reiner Möhle, Präsident Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim
bauer aus Haren, ergänzt Bernard Krone. „Diese Arbeitnehmer wurden sofort vom Markt aufgesaugt. Im Moment geht es vielen Bereichen noch sehr gut.“ Wie dem Handwerk, insbesondere im Bereich der Bauund Baunebenberufe, berichtet Reiner Möhle. „Wenn Sie eine größere Baumaßnahme mit langem Vorlauf planen, mag das noch gehen. Wenn Sie kleinere Maßnahme haben, zum Beispiel ein Maurer eine Wand abreißt und neu aufsetzen soll, möchte ich nicht wissen, wie lange Sie warten müssen. Gleiches gilt für Elektriker, Zimmerleute etc. Wenn Sie jetzt beim Dachdecker anrufen, kommt er sicherlich nicht mehr in diesem Jahr.“ Und das nicht, weil es ein kleiner Auftrag ist, der ungerne gemacht wird, sondern aufgrund der Auslastung. Entsprechend sorgt sich der Kammerpräsident auch nicht um die Zukunft – trotz Konjunkturdelle. „Wir haben in diesem Land so viel Arbeit. Viele Häuser müssen energetisch saniert werden, im Bereich Infrastruktur gibt es einen Investitionsstau. Da ist viel Potenzial.“ Potenzial, das jedoch Fachkräfte für die Ausführung der Arbeiten benötigt. „Das wird auch in den nächsten Jahrzehnten ein Thema bleiben“, ist Bernard Krone überzeugt. „Ich glaube aber schon, dass es für diejenigen, die was tun, die ihre Vorteile herausstellen, händelbar sein wird.“ Die Suche nach der Fachkraft werde weiter lange dauern, jedoch – trotz demografischer Entwicklung – nicht zu einem generellen Problem. Krone selbst werde versuchen, den fehlenden Fachkräftebedarf in einem erheblichen Maße durch Automatisierung abzufedern. Das gilt auch für jene Berufe, die eine Nachtschicht erfordern – entsprechend nicht beliebt unter den Mitarbeitern. „Demnächst wird eine Maschine nicht mehr dreischichtig von jemandem bedient, sondern einschichtig, und ein Roboter legt die Teile ein“, blickt der Unternehmer in die Zukunft. Arbeitsplätze vernichtet würden damit nicht. „Ich brauche immer noch jemanden, der die Maschine bedient, sie wartet, plant, einrichtet, das Werkzeug einrichtet.“ Ähnlich sieht es Uwe Goebel. „Mit dem technischen Wandel kommen neue Jobs.“ Wie die Fehlersuche mit VR-Brille – Reiner Möhle geht davon aus, dass es keine zwei Jahre dauern wird, bis seine Kundendienstmitarbeiter mit einem solchen Hilfsmittel unterwegs sind. Auf den Wandel im Bereich Landtechnik bereitet sich die Handwerkskammer auch mit einem neuen Kompetenzzentrum vor. Unter anderem wird es dabei um autonomes Fahren gehen. Wenn es um das Thema Fachkräfte geht, hat die Wirtschaft bislang geliefert und wird es auch weiterhin tun, davon ist Bernard Krone überzeugt. „Gleichzeitig haben unsere Waren und Produkte so guten Anklang gefunden, dass wir stark gewachsen sind.“ Für den Unternehmer ein Grund, warum viele Branchen – mit wenigen Ausnahmen – über Fachkräftemangel klagen. „Man kann nicht mit dem Finger auf nur einen zeigen. Die Wirtschaft in Deutschland hat speziell in den vergangenen zehn Jahren geboomt. Das zollt Tribut.“
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Behördengipfel für die Region? Zoll sucht Fachkraft: Ausbildungsoffensive investiert in die Zukunft
VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK Der bevorstehende Brexit und die damit verbundenen Zollkontrollen, die Kontrolle von Schwarzarbeit und Mindestlohn, Kfz-Steuer – an Aufgaben mangelt es dem Hauptzollamt Osnabrück nicht. 480 Dienstposten kann Hauptzollamtsleiter Thomas Möller in seiner Dienststelle besetzen, die nicht nur für die Region Osnabrück zuständig ist, sondern auch für die Landkreise Emsland, Diepholz, Nienburg, Cloppenburg, Vechta und die Grafschaft Bentheim. „Eine gewisse Anzahl der Stellen ist jedoch vakant“, so Möller. Wie viele genau, das sagt er nicht. Vor gut einem Jahr waren es rund 15 Prozent. „Wir sind jedoch voll einsatzfähig“, betont Möller mit Blick auf seine Mannschaft.
ZUR SACHE
Personalnot bundesweit Von bundesweit mehr als 41 000 Dienstposten waren zum Jahresbeginn nach einer Auflistung des Finanzministeriums lediglich gut 35700 Stellen besetzt. Damit blieb rund jede siebte Stelle offen. Allein bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit fehlten zuletzt rund 700 Mitarbeiter. Aufgrund der zunehmenden Aufgaben hat der Zoll in diesem Jahr unter anderem seine Ausbildungskapazität um 40 Prozent aufgestockt, rund 2000 junge Leute haben am 1. August ihre Ausbildung im mittleren und gehobenen Dienst begonnen. Zusätzlich stehen 1500 Posten für Quereinsteiger bereit.
Ein kleiner Lichtblick bei dem immer breiter werdenden Aufgabensprektrum. Nichtsdestotrotz würde der Hauptzollamtsleiter gerne mehr einstellen – allein es fehlen geeignete Bewerber. Einige interessante Bewerbungen gingen schon ein, sagt Möller. Nicht immer seien sie jedoch für die Stellen geeignet. Um in der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) zu arbeiten, müsse zum Beispiel ein Fitnesstest bestanden werden. Auch die Tatsache, dass die Beamten eine Waffe tragen, behagt nicht jedem. „Die Verantwortung ist seitens der Bewerber nicht immer gewünscht, und sie springen deshalb ab.“ So manch ein Bewerber komme mit den falschen Vorstellungen zum Bewerbungsgespräch. Die Dienststelle hat auch gerade erst Zuwachs bekommen. Zum 1. August haben 30 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung im mittleren und gehobenen Dienst beim Hauptzollamt begonnen. Sehr zur Freude von Thomas Möller, der selbst mit 15 Jahren seine Ausbildung beim Zoll absolvierte und sich heute zum Leiter der Behörde hochgearbeitet hat. Dank Ausbildungsoffensive des Zolls bundesweit sind das mehr junge Leute als noch im Jahr zuvor. Und das Interesse an den zur Verfügung stehenden Plätzen war groß. „Mehr als 600 Personen haben sich auf die Stellen im mittleren und gehobenen Dienst beworben“, blickt Möller auf das abgeschlossene Auswahlverfahren zurück. Das dreijährige duale Studium zum Diplom-Finanzwirt angetreten haben am Ende zehn junge Leute. 20 sind am 1. August mit ihrer zweijährigen Ausbildung im mittleren Dienst gestartet. Damit ist die Behörde auch schon mittendrin im nächsten Auswahlverfahren, für das die Bewerbungsfrist noch bis Ende September läuft.
DerZoll hatseineAusbildung aufgestockt, umdem Fachkräftemangelkünftigzu begegnen.BeimHauptzollamtOsnabrückhaben30Anwärter begonnen.
So froh Thomas Möller über die hohe Zahl an Auszubildenden auch ist, dem aktuellen Fachkräftemangel der Behörde tut das aktuell keinen Abbruch. Aus mehrerlei Gründen: So ist ein Auszubildender keine Fachkraft, die unter anderem die Finanzkontrolle Schwarzarbeit verstärken könnte, so der Hauptzollamtsleiter. Bis das so weit ist, dauert es drei Jahre. „Die aktuelle Ausbildungsoffensive ist vor allem eines: eine Investition in die Zukunft.“ Diese kann sich auszahlen, möglicherweise aber auch nicht. Ausgebildete Fachkräfte in Osnabrück zu halten ist nicht immer einfach. „Deshalb versuchen wir auch gezielt Leute anzusprechen, die einen Bezug zur Region haben und hier bleiben möchten“, erklärt Möller. Denn da ist er ehrlich: Osnabrück ist nicht der Nabel der Welt. „Berlin, Münster oder eine
„Statt sich gegenseitig die Fachkräfte abzuwerben, wäre es besser, wir würden alle an einem Strang ziehen.“ Thomas Möller, Leiter Hauptzollamt
Stelle am Flughafen ist für den einen oder anderen Bewerber deutlich attraktiver, als seinen Dienst bei uns anzufangen.“ Die Dienststelle Osnabrück sei bei vielen nicht auf dem Schirm. Und selbst wenn all diese Faktoren positiv zusammenspielen, schließt sich für Möller da gleich die nächste Herausforderung an – dieses Mal mit Blick auf die „Konkurrenz“ von Finanzamt, Polizei & Co., die um die gleichen Bewerber buhlen. In diesem Wettbewerb sieht der Hauptzollamtsleiter seine Behörde im Nachteil: Die Bewerber erhielten ihre Zusagen sehr spät – und hätten bis dahin möglicherweise schon eine anderen Stellen zugesagt. „Das ist ein Problem. Sowohl die Polizei als auch das Finanzamt haben ihren Auswahlprozess bereits im Dezember für das nächste Jahr beendet. Bei uns erhalten die Bewerber erst Ende März eine Zu- oder Absage.“
Foto:GertWestdörp
In einer Vernetzung der Behörden sieht Thomas Möller einen Weg aus der Misere. Denn: „Egal ob es um Auszubildende oder Fachkräfte geht, wir sitzen alle in einem Boot.“ Die eigene Personallücke zu stopfen, jedoch gleichzeitig neue aufzureißen könne langfristig nicht Sinn der Sache sein. „Damit verlagert sich das Problem nur, denn der Markt ist abgegrast.“ Um das Problem zu lösen, schwebt Thomas Möller ein Personalgipfel aller Behörden in der Region vor. „Statt sich gegenseitig die Fachkräfte abzuwerben, wäre es besser, wir würden alle an einem Strang ziehen.“ Einen solchen Gipfel gibt es jedoch noch nicht. Somit heißt es für den Zoll: den Personalmangel verwalten. Zu einem erhöhten Krankheitsstand hat dies laut Möller bislang jedoch nicht geführt. „Unsere Quote liegt deutlich unter dem Bundesschnitt.“
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Kunden warten im Schnitt 14 Wochen auf den Handwerker Trotz Ausbildung fehlen Fachkräfte VON ANDRÉ PARTMANN OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/
Wenn in diesen Tagen das Telefon von Burkhard Sandfort klingelt, was recht häufig der Fall ist, unterscheiden sich die Gespräche in ihren Abläufen nur selten. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein potenzieller Auftraggeber, der gemeinsam mit dem Bad Laerer Bauunternehmer ein konkretes Bauvorhaben umsetzen möchte. Sandfort betont dann, dass er das Angebot zwar gerne annehmen würde, es jedoch ein Problem gebe: Er kann nicht. „Bis nächstes Jahr können wir keine neuen Aufträge mehr annehmen“, sagt der Diplom-Ingenieur. Wie häufig er diesen Satz in den vergangenen Wochen bereits sagen musste, zählt er nicht mehr. Dass Sandfort aktuell ausgebucht ist, hat einen einfachen Grund: Die Baukonjunktur boomt, Privatleute, Firmen, Kommunen und Länder nehmen bundesweit Millionenbeträge in die Hand, um in Straßen, Geschäfts- oder Wohnhäuser zu investieren. Gleichzeitig ist es jedoch schwierig, analog zu dieser Entwicklung neue Mitarbeiter zu finden, die die zusätzlichen Kapazitäten schaffen. Laut einer Umfrage des Deutsches Industrieund Handelskammertags (DIHK) unter mehr als 23 000 Handwerksunternehmen können 61 Prozent der Bauunternehmen offene Stellen längerfristig nicht besetzen. Lediglich zwölf Prozent verneinten. Die übrigen 27 Prozent der Betriebe gaben an, derzeit keinen Personalbedarf zu haben. In der Region ist das ähnlich: Zwar gibt es nach Angaben von Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, keine amtliche Rückmeldung über die Vakanzzeit von offenen Stellen, doch „die Betriebe signalisieren, dass Stellen über mehrere Wochen und Monate nicht besetzt werden können“, betont Ruschhaupt. Wieder ist das Bauunternehmen von Burkhard Sandfort ein gutes Beispiel: Er sucht eigenen Angaben zufolge seit mehreren Monaten einen geeigneten Maurer. Auf der Homepage der Kreishandwerkerschaft Osnabrück hat er eine Stellenanzeige inseriert, passiert ist seither nichts – beziehungsweise wenig. In der Ausschreibung heißt es: Wir suchen zuverlässige Mitarbeiter und Kollegen, die selbstständig arbeiten. Das sind eher Mindestanforderungen als unrealistische Erwartungen. Und dennoch: „Die Suche ist wirklich schwierig, man muss sich ja nur mal die Größe der NORDHORN
Berufsschulklassen anschauen“, berichtet Sandfort. Wo früherer 30 Leute in einem Raum saßen, sind es heute nur noch die Hälfte – im Optimalfall. Und das, obwohl der Maurer aktuell zu den meistbesetzten Ausbildungsberufen bei Männern zählt. Auf die Ausschreibung bei der Kreishandwerkerschaft würden sich laut Unternehmer hin und wieder Bewerber melden, „die aber nicht den Anforderungen genügen“, so Sandfort. Er habe einen gewissen Qualitätsanspruch an sein Unternehmen – und wenn er Fachkräfte suche, dann meine er auch Fachkräfte. Allerdings, und das betont er auch, gehe es seinem Unternehmen nicht schlecht: „Wir können uns die Aufträge momentan aussuchen.“ Die Konsequenz für den Kunden heißt: warten. Denn die Erfahrung von Burkhard Sandfort ist kein Einzelfall. Wer in der Region einen Handwerker anfragt, der sich auf den Bau oder Ausbau spezialisiert hat, muss sich laut HWK-Hauptgeschäftsführer Ruschhaupt im Durchschnitt bis zu elf Wochen ge-
„Von qualifiziertem Zufluss können wir nur profitieren.“ Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim
ZUR SACHE
Das plant die Bundesregierung Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat angekündigt, gemeinsam mit den Bauverbänden und Gewerkschaften eine „Strategie gegen Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft“ zu entwickeln. Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für
Arbeit und Soziales, erklärte dazu jüngst: „Es kommt darauf an, alle Fachkräftepotenziale auszuschöpfen. Ohne Fachkräfte wird schließlich kein Haus gebaut.“ Das Zukunftsthema Fachkräftesicherung sei entscheidend für Deutschlands Wachstum
und Wohlstand, so der Sozialdemokrat. Zum Ende des vergangenen Jahres stieg die Zahl aller in der Baubranche Beschäftigten auf 832 000 an. Dem gegenüber stehen der Bundesagentur für Arbeit zufolge etwa 70 000 offene Stellen.
ObTischler,Maler, Mauerer oderKlempner,imHandwerkfehlendie Fachkräfte. DieKonsequenzfürdenKunden:langeWartezeigen. Fotos: imagoimages/allOver-MEV, FelixJason,Panthermedia,Westend61
dulden, bis der Auftrag ausgeführt wird. Und das, obwohl auch Zimmerer und Dachdecker zu den meistbesetzten Lehrstellen zählen. Mit der Wartezeit fahren Kunden in der Region im Bundesvergleich jedoch noch relativ gut. Insgesamt liegt die durchschnittliche Wartezeit laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) bei 14 Wochen. Die gute Wirtschaftslage der Branche ist also ein zweischneidiges Schwert: Die Geschäfte laufen gut. Ohne zusätzliche Fachkräfte können hiesige Bauunternehmen lediglich bis zu einem gewissen Grad an der derzeitigen Hochkonjunktur partizipieren. Trotz voller Auftragsbücher wachsen Bauunternehmen nur vereinzelt. Die meisten Mittelständler stagnieren, obwohl der Nährboden eigentlich vorhanden ist. Das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage hat für Kunden außer langen Wartezeiten jedoch noch eine zweiten Nebeneffekt: die Preise steigen, Bauvorhaben werden teurer – nicht nur aufgrund der vielen Bauvorschriften. Das kennt Klaus Haberland, Leiter der Niedersächsischen Behörde für Straßenbau und Verkehr in Lingen, aus Erfahrung. Die Preisanstiege seien in der Region Grafschaft Bentheim und dem Emsland bislang jedoch noch moderat. „Aber wir können merken, dass die Auftragslage für die Betriebe enorm hoch ist und sie an ihre Grenzen stoßen.“ Deutlich werde dies nicht nur mit Blick auf ausführenden Firmen. Auch die meisten Ingenieurbüros würden „aus den letzten Löchern pfeifen“. Haberland: „Wir können gar nicht mehr so viel umsetzen, wie eigentlich Geld für den Bau vorhanden ist, die Ingenieurbüros winken bei kleineren Anfragen bereits ab.“ Für den Bund und die Länder ist diese Entwicklung besorgniserregend. Sie sind verpflichtet, Bauprojekte öffentlich auszuschreiben. Nur: ohne Planung keine Umsetzung. Der Anspruch, neuen Wohnraum in den Ballungsräumen zu schaffen, könnte damit um Jahre zurückgeworfen werden, befürchten Experten. Ein Patentrezept, wie die Baubranche das Fachkräfteproblem in den Griff bekommen will, gibt es nicht. Ein Ansatzpunkt zur Fachkräftesicherung ist für HWKHauptgeschäftsführer Ruschhaupt jedoch die Rückkehr zur Meisterpflicht. „Dadurch könnten die Fehlentwicklungen der ver-
gangenen 15 Jahre korrigieren werden“, ist er sich sicher. Der Meisterbrief sei ein Qualitätsmerkmal für Betriebe, um Fachkräfte im Handwerk für die Zukunft zu sichern. „Wir haben festgestellt, dass in den Berufen, in
denen die Meisterpflicht abgeschafft wurde, ein eklatanter Rückgang der Ausbilungszahlen verzeichnet wurde.“ Ein zweiter Lichtblick für das Handwerk ist das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. „Wir
begrüßen sehr, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kommen wird“, so Ruschhaupt. Es könne nicht sein, dass die Betriebe alleingelassen werden. „Von qualifiziertem Zufluss können wir nur profitieren.“
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
SPEZIAL JOBS & ZUKUNFT
Wie können Erzieher in die Kita gelockt werden? Betreuungsangebot wird ausgebaut, aber Fachpersonal für Einrichtungen fehlt – Eltern sind auf Betreuung angewiesen VON VINCENT BUSS OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/
NORDHORN Es ist eine Krux: Um die Berufstätigkeit zu fördern und damit einen Beitrag zum Fachkräftebedarf in Unternehmen zu leisten, wird die Kinderbetreuung immer weiter ausgebaut. Gleichzeitig haben Kitas jedoch selbst mit Personalmangel zu kämpfen und müssen Gruppen temporär schließen. Warum mangelt es an Erziehern, und was kann dagegen getan werden? Gerade als Mutter ist es nicht leicht. Die 40-jährige Osnabrückerin Nina Rogava weiß das: „Heute traut sich keine Frau mehr zu sagen ,Ich bin nur Mutter’.“ Das sei nicht anerkannt und gelte fälschlicherweise als faul oder unorganisiert. Wenn Mütter wieder arbeiten wollen, hat das laut Rogava aber auch praktische Gründe: „Ich kenne kein Paar, das nur mit einem Einkommen auskommt.“ Die 40-Jährige ist Mutter von drei Kindern – zwölf, neun und drei Jahre alt. Der Älteste ist nach Schulschluss schon einmal alleine zu Hause, der Mittlere ist nun auf eine Ganztagsschule gekommen, und die Jüngste geht in die „Kindervilla“ in Osnabrück, eine Elterninitiative – wie zuvor auch ihre Brüder. Rogava selbst studiert wieder. Aber ganz einfach ist es mit der Kinderbetreuung für sie trotzdem nicht. Bestimmte Kurse kann sie nicht belegen, weil sie außerhalb der Kita-Öffnungszeiten liegen. „Das zieht das Studium in die Länge“, erklärt sie. Einen Betreuungsplatz haben in Osnabrück aber erst gar nicht alle Kinder bekommen. Zu Beginn des Kita-Jahres im August warteten nach Auskunft der Stadt noch immer 216 Mädchen und Jungen. Manche Eltern wollten sich sogar einklagen – etwa, weil sie keinen Platz in ihren Wunsch-Kitas bekamen. Immerhin: In Niedersachsen hat jedes Kind ab drei Jahren bis zur Einschulung Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung. Seit dem vergangenen Jahr sind zumindest Kindergärten für Eltern zudem beitragsfrei. Passend zur Gesetzesänderung ist die Zahl der Betreuungsplätze in der Stadt Osnabrück gestiegen – wie auch in den Landkreisen Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim. In der Grafschaft wurden insbesondere mehr Krippenplätze geschaffen. Doch diese Bemühungen bringen nichts, wenn es nicht genügend Personal gibt. Osnabrück und die Landkreise kennen das Problem, dass Betreuungseinrichtungen Gruppen kurzzeitig schließen müssen. Das passiere ihrer Erfahrung nach vor allem, wenn Erzieher krank würden. Denn der Personalschlüssel, der sich je nach Alter der zu betreuenden Kinder unterscheidet, schreibt vor, wie viele Fachkräfte mindestens vor Ort sein müssen. Dazu kommt beispielsweise in Osnabrück oder der Grafschaft, dass keine Neubesetzungen für frei gewordene Stellen gefunden werden. Das liegt nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi vor allem daran, dass nicht ausreichend Fachkräfte ausge-
DamitbeideElternteilearbeiten gehenkönnen, brauchteseine funktionierende Kinderbetreuung. WieinderWirtschaftherrschtbei Erziehernjedoch Fachkräftemangel. Foto:dpa/ Jan-Philipp Strobel
bildet worden sind. Das wiederum hat für die Gewerkschaftssekretärin des Landesbezirks Niedersachsen/Bremen, Katja Wingelewski, auch mit den Modalitäten der Ausbildung zu tun. Denn während unter anderem in Handwerk und Industrie eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird, gibt es diese für Erzieher nicht. Und auch im Berufsleben wird es aus finanzieller Sicht im Vergleich mit anderen Berufsgruppen nicht besser. Ein Viertel der Erzieher verlässt laut Verdi in den ersten fünf Jahren nach der Ausbildung das Berufsfeld. „Die Anforderungen und Arbeitsbelastung an die pädagogischen Fachkräfte sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen“, erklärt Wingelewski. „Die Rahmenbedingungen wurden jedoch
Ein Viertel der Erzieher verlässt laut Verdi in den ersten fünf Jahren nach der Ausbildung das Berufsfeld.
DEFINITION
Kita und Co. – was bedeutet das? • Kindertageseinrichtung (Kita): Oberbegriff für Krippe und Kindergarten • Krippe: für Kinder bis drei Jahre • Kindergarten: für Kinder von drei Jahren bis Einschulung • Hort: für Grund- und Mittelschüler nach Schulende und während der Ferien • Kindertagespflege: private Betreuung durch Tagesmutter bzw. -vater • Ganztagsplatz: Betreuung von in der Regel mehr als sechs Stunden pro Tag
nicht entsprechend angepasst.“ Wie sich das ihr zufolge unter anderem auswirkt: zu wenig Zeit für Elterngespräche, fürs Vor- und Nachbereiten und fürs Begleiten der Azubis. Aufgrund der hohen Belastung arbeiten viele Erzieher in Niedersachsen lieber in Teilzeit, berichtet Wingelewski. Gleichzeitig steigt sowohl in der Stadt Osnabrück als auch in den Landkreisen in der Region die Nachfrage nach Betreuung immer weiter an, insbesondere der Bedarf an Ganztagsplätzen. In Osnabrück ist die Zahl der Halbtagsplätze zwischen 2012 und 2018 von fast 50 Prozent auf nur noch 20 Prozent gesunken. Gerade die Sonderzeiten vor acht Uhr und bis mindestens 16 Uhr werden stärker nachgefragt. Auch die Kindertagespflege wird immer mehr in Anspruch genommen. Während 2009 etwa die Hälfte der Kinder dort mehr als fünf Stunden täglich betreut wurden, waren es im vergangenen Jahr fast 80 Prozent. Eine Ausweitung der Sonderzeiten über die bestehenden Angebote hinaus würden die Eltern einer Befragung zufolge nicht wollen, erzählt Rogava. „Sie wünschen sich eher Flexibilität vom Arbeitgeber.“ In den drei Landkreisen werden Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten deutlich. In Letzteren sei der Bedarf insgesamt niedriger, heißt es beim Landkreis Osnabrück. Und – anders als in der Stadt – wird aktuell insbesondere die Ganztagsbetreuung weniger nachgefragt, heißt es seitens der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim. Allerdings: Auch im Emsland geht der Trend zu längeren Kita-Zeiten. Sowohl die Stadt Osnabrück also auch die Landkreise rechnen damit, dass die Nachfrage noch weiter steigen wird, insbesondere nach längeren Betreuungszeiten. Für berufstätige Eltern ist das jedoch nur die halbe Miete. „Wenn das Kind im Kita-Alter einen Ganztagsplatz und die Großeltern in der Nähe hat, ist die Familie gut versorgt“, sagt Rogava aus Erfahrung. „Doch wenn es in der Grundschule keine Hortplätze gibt, bereitet das Probleme.“ Tatsächlich sind die Horte in der Stadt Osnabrück sogar überlastet. Das wundert Rogava: „Die Betreuungsangebote sind so ausgelegt, dass
Eltern in der Kita-Zeit schnell wieder arbeiten sollen.“ Doch in der Grundschul-Zeit müssten sie ohne Hortplatz oft wieder aufhören. „Ich kenne Eltern, die bei einem neunjährigen Kind in Elternzeit gegangen sind oder ihren Job aufgegeben haben.“ Im Emsland kümmern sich die Familienzentren um die Betreuung der Grundschüler. Hingegen gibt es in der Grafschaft Bentheim gar keine Horte. Dort wird jedoch betont, dass fast alle Grundschulen Ganztagsschulen seien. Und bei Bedarf könnten Tagesmütter in Anspruch genommen werden. Schwierig sind insbesondere die Ferienzeiten: Schüler haben 13 Wochen Urlaub, berufstätige Eltern jedoch nur etwa sechs. Kinder zu dieser Zeit in den Horten unterzubringen ist laut der Stadt Osnabrück kompliziert. Denn dort haben Mädchen und Jungen, die bereits einen Platz im Hort haben, Vorrang vor Feriengastkindern. Außerdem schließen auch diese Einrichtungen drei Wochen während der Sommerferien. Die Stadt verweist stattdessen auf Ferienbetreuungsangebote von freien Trägern wie Sportvereinen. Im Osnabrücker Land bieten Kitas Ersatzgruppen an und die Familienservicebüros eine Ferienbetreuung; im Emsland übernehmen das wiederum die Familienzentren. Um der Fachkräfteproblematik in der Kinderbetreuung Herr zu werden, will die Politik mit Geld helfen. Mit den 526 Millionen Euro, die das Land Niedersachsen aufgrund des „Gute-Kita-Gesetzes“ vom Bund bekommt, soll unter anderem neues Personal eingestellt werden. Aber auch die derzeitigen Mitarbeiter sollen fortgebildet sowie Azubis gewonnen werden. Geld alleine reicht laut Verdi-Gewerkschaftssekretärin Wingelewski jedoch nicht aus. Sie fordert, auch die Arbeitsbedingungen für Erzieher zu verbessern – insbesondere angesichts der längeren Betreuungszeiten. „Eine Bezahlung während der Ausbildung trägt ebenfalls zur Attraktivität bei“, ist sie sich sicher. Unter besseren Arbeitsbedingungen könnten laut Wingelewski teilzeitbeschäftigten Fachkräften auch unbefristete Vollzeitstellen angeboten werden. Die Einrichtungsträger ste-
hen laut Wingelewski nämlich in Konkurrenz zueinander. „Es ist zu beobachten, dass es leichter ist, Fachkräfte dort zu gewinnen, wo die Arbeitsbedingungen besser sind, zum Beispiel aufgrund eines besseren Personalschlüssels oder mehr Verfügungszeiten.“ Wer nicht auf Verbesserungen warten will, kann eine Elterninitiative gründen wie die Osnabrücker Kindervilla. Der Dachverband Deos berät dabei. Laut Julia Meyer, Leiterin der Kindervilla, dauern die Vorbereitungen mindestens ein Jahr, außerdem müssen Räume gefunden werden, und Eltern sollen sich in den Einrichtungen einbringen. Trotz der Betreuung dort ist Rogava auf Hilfe angewiesen: „Ich könnte nicht studieren, wenn meine Eltern nicht im Landkreis wohnen würden.“ Sie kümmern sich zum Beispiel um die Kinder, wenn diese krank sind und nicht in die Kita gehen können.
ZUR SACHE
Was ist eine Elterninitiative? Eltern können gemeinnützige Vereine gründen, um als Elterninitiativen Kinderbetreuungsangebote zu schaffen. Diese gab es schon in den 1970er-Jahren als sogenannte Kinderläden. Mütter und Väter engagieren sich im Vorstand und auch im Alltag, zum Beispiel beim Kochen; die fachliche Arbeit übernehmen Erzieher. Dachverband der mehr als 7500 Einrichtungen ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE).
Nachfrage nach Erzieher(innen)n Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen. Gleitender Jahresbestand jeweils von Juli 2017 bis Juni 2018.
500 SchleswigHolstein <100 Bremen
200 Hamburg 1400 Niedersachsen
300 Berlin 200 SachsenAnhalt
2000 NordrheinWestfalen
500 RheinlandPfalz
200 MecklenburgVorpommern
700 Hessen
100 Saarland 1200 BadenWürttemberg
300 Thüringen
400 Brandenburg 700 Sachsen unter 100 100 bis unter 400 400 bis unter 800 800 und mehr
1100 Bayern
Quelle: Bundesagentur für Arbeit · Grafik: Matthias Michel
DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
GELD & GESCHÄFT
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Mehr als 127 000 Mitarbeiter betroffen Damit Betriebe eine Zukunft haben: Annika Hörnschemeyer berät Inhaber und Nachfolger in drei Kammerbezirken 15 Prozent der Inhaber über 55 Jahre werden ihren Betrieb schließen.
der Fall ist – ein Externer übernimmt.
Nachfolgemoderation geht über die Region hinaus. Fachkräftemangel ist auch für die Nachfolge ein Problem. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ NORDHORN Unternehmen bundes-
weit stehen vor einem Nachfolgerproblem: Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft machen sich in 1,4 Millionen Unternehmen die Chefs bereits Gedanken über ihre Nachfolge – mehr als 220 000 planen eine Übergabe bis Ende 2020. Doch werden sie alle weitergeführt? Sicher ist das nicht. Immerhin gehen laut Analyse des IW bundesweit 16 Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen davon ausgegangen, dass ihr Betrieb geschlossen werden muss, wenn der Chef in Rente geht – damit würden in 600 000 Betrieben die Lichter ausgehen. Auch in der Region ist das Thema Nachfolge stark präsent. Bei der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist seit Anfang des Jahres eine Nachfolgemoderatorin angesiedelt. Annika Hörnschemeyer ist dabei jedoch nicht nur für die Region zuständig, sondern ist ebenso zentrale Ansprechpartnerin für die Kammern Ostfriesland und Oldenburg. Frau Hörnschemeyer, bundesweit sind immer weniger Menschen bereit, das Risiko einer Selbstständigkeit in Kauf zu nehmen. Das hat gerade erst die jüngste Umfrage der Förderbank KfW wieder bestätigt. Welche Erfahrung machen Sie im Handwerk? Von diesem Trend bleibt auch das Handwerk in der Region nicht verschont. Die Konjunktur ist allen Meldungen über Dellen zum Trotz im Handwerk weiter gut, Fachkräfte werden händeringend gesucht. Da ist das Angestelltenverhältnis eine sichere Bank. Wer jedoch seinen Handwerksmeister macht, macht auch eine Ausbildung zum Unternehmer und ist fähig, einen Betrieb zu führen. Und es kann sich auch finanziell schon in jungen Jah-
NachfolgemoderatorinAnnikaHörnschemeyerhatvielzutun.Rund 8500BetriebeindenKammerbezirkenstehenin dennächstenJahren vorder Übergabe.
ren auszahlen. Eine Betriebsübernahme ist meiner Erfahrung nach risikoärmer als eine Neugründung. Man übernimmt nicht nur einen Betrieb, sondern auch eine Struktur, ein Image, einen Kundenstamm. Das muss sich ein Unternehmer, der von null anfängt, erst erarbeiten. Wie viele Betriebe in der Region stehen Ihrer Einschätzung nach vor der Übergabe? Wir gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren in Stadt und Landkreis Osnabrück sowie den Landkreisen Emsland, Grafschaft Bentheim, Ostfriesland und Oldenburg 8500 Betriebe vor der Frage stehen, wie es weitergeht – niedersachsenweit sind es etwa 14 000. Bei einer durchschnittlichen Mitarbeiterzahl von 15 pro Betrieb in der Region hängen daran für unsere Bezirke immerhin 127 500 Mitarbeiter. Und in den kommenden Jahren geht die „Baby-Boomer“Generation in Rente, sodass die Zahl der Übergaben eher steigen als zurückgehen wird. Sicherlich sind nicht alle dieser 8500 Betriebe auch übergabefähig – bieten also einem potenziellen Nachfolger
ZUR PERSON
Nachfolge ist Teil der Strategie Die Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim kennt Annika Hörnschemeyer gut. Sie hat bereits ihre Lehre zur Bürokauffrau hier absolviert. Im Anschluss qualifizierte sie sich als staatlich geprüfte Betriebswirtin. Seit Anfang des Jahres ist Hörnschemeyer zentrale Ansprechpartnerin zum Thema „Nachfolge im Handwerk“
in der Region und darüber hinaus. Ihr Einsatz als Nachfolgemoderatorin wird vom Wirtschaftsministerium in Hannover und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Ihr Ziel ist es, Betriebe für das Thema Nachfolge zu sensibilisieren, sowie Informationen über weiterführende Beratungs- und Förderangebote bereitzustellen. Das
geschieht unter anderem durch Veranstaltungen. Hinzu kommt eine Vernetzung aller Serviceleistungen der Region. „Die Unternehmensübergabe ist Teil jeder Unternemensstrategie“, sagt Annika Hörnschemeyer. Denn für ein Unternehmen gibt es – wenn es gut geführt wird – auch ein Leben nach dem Gründer oder Betriebsinhaber.
eine wirtschaftliche Existenz –, aber sicherlich die meisten von ihnen, wenn sie den richtigen Nachfolger finden. Allerdings sind die nachfolgenden Unternehmergenerationen immer dünner besetzt. Daher ist die Gefahr groß, dass in den kommenden Jahren wirtschaftlich gesunde Handwerksbetriebe in der Region aufgrund der fehlenden Nachfolge aufgeben müssen. Wie optimistisch sind Firmenchefs selbst, einen Nachfolger zu finden? Eine Umfrage der Handwerkskammer unter Betriebsinhabern über 55 Jahre zeigt, dass etwa 15 Prozent davon ausgehen, ihren Betrieb mit Eintritt der Rente zu schließen. 35 Prozent der Befragten haben bislang noch keine Nachfolgelösung, bei ihnen besteht also das Risiko, dass sie wegbrechen – selbst wenn sie übergabefähig sind. Für diese Gruppe wird es höchste Zeit, einen passenden Nachfolger für eine geregelte Übergabe zu finden, denn die Vorbereitungen dauern erfahrungsgemäß zwischen drei und fünf Jahren. Es ist ein rechtlich komplexes und langfristiges Vorhaben, das sorgfältig vorbereitet werden muss. Wie präsent ist das Thema Nachfolge in der Kammer? Aktuell hat jeder zweite Termin der Betriebsberater der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim mit Unternehmensnachfolge zu tun. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind aufgrund fehlender Ressourcen auf externe Unterstützung angewiesen. Was ist Ihre Aufgabe als Nachfolgemoderatorin? Ziele des vom Wirtschaftsministerium in Hannover und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projekts „Nachfolge im Handwerk meistern!“ sind zum einen die Sensibilisierung und Unterstützung der Handwerksbetriebe zum Thema Unternehmensnachfolge und zum anderen die nachhaltige Akti-
vierung und Steigerung des Potenzials an möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Grob gesagt ist es meine Aufgabe, übergabefähige Betriebe und potenzielle Nachfolger zusammenzubringen und in einem ersten Schritt beratend zur Seite zu stehen. Wie sieht das in der Praxis aus? Das kann ganz unterschiedliche Formen annehmen: Es gibt Meisterschüler, die mit dem Wunsch nach einer Selbstständigkeit auf mich zukommen. Hier kann ich Kontakte zu potenziellen Betrieben vermitteln, Probearbeitstage organisieren oder Ähnliches. Ich suche auch verstärkt den Kontakt zu Betrieben, die in den nächsten Jahren vor der Übergabe stehen, um unterstützend zur Seite zu stehen. Dazu vernetze ich alle Serviceleistungen der Region für eine optimale Planung und Unterstützung. Meine Arbeit ist also ganz unterschiedlich. Wichtig dabei ist: die enge Zusammenarbeit mit den Betriebsberatern vor Ort. Die Handwerkskammer bietet ein kostenfreies Komplettpaket an individueller Beratungsleistung für Handwerker an. Beispielsweise entwickeln wir Übergabekonzepte, helfen bei der Erstellung von Businessplänen und ermitteln einen Unternehmenswert. Auch nach erfolgreicher Übernahme begleiten wir den Betrieb gerne in seinen individuellen
Foto:GertWestdörp
Fragestellungen weiter zum Beispiel zum Thema Mitarbeiterführung oder Innovation. Nun sind Sie, anders als viele Kollegen, nicht nur für Osnabrück, das Emsland und die Grafschaft Bentheim zuständig, sondern moderieren auch in den Bezirken Oldenburg und Ostfriesland. Warum? Das Problem, den passenden Nachfolger zu finden, haben nicht nur Firmen hier in der Region. Es ist also wichtig, über den Tellerrand zu schauen und das Potenzial an Nachfolgern und Übergabebetrieben zu maximieren. Warum nicht Interessierte über die Bezirksgrenzen hinaus zusammenbringen? Das ist deutlich einfacher, wenn ein zentraler Koordinator zuständig ist. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich am häufigsten konfrontiert? Das ist ganz unterschiedlich. Der Wertewandel birgt unter anderem Konfliktpotenzial. Die jüngere Generation hat ein anderes Verständnis von Arbeit und setzt mit Blick auf Freizeit andere Prioritäten. Das ist gar nicht schlimm, man muss sich damit jedoch im Übergabeprozess auseinandersetzen und darauf einlassen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das Unternehmen innerhalb der Familie übergeben wird, oder – was immer häufiger
Aktuelle Eckdaten zum Fortbestand kleiner und mittlerer Unternehmen Anteile am gesamten Mittelstand in Prozent
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Fortführung durch Nachfolge angestrebt Aktuell keinerlei Überlegungen zum Fortbestand Stilllegung ist ernsthafte Option Definitive Stilllegung geplant
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2017 2018
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Quelle: KfW-Mittelstandsspiegel 2017 und 2018 · Grafik: Matthias Michel
Wo finden Firmeninhaber heute ihren Nachfolger – wenn er nicht aus der Familie kommt? Natürlich sind Kinder immer noch ein erster Ansprechpartner, sie haben jedoch immer öfter andere Ideen für die eigene berufliche Zukunft. Die Ansprache von Mitarbeitern im Betrieb birgt für Firmeninhaber großes Potenzial: Sie sind regional verwurzelt, kennen das Unternehmen seit Jahren und können in ihre Verantwortung hineinwachsen. Manch einer stellt einen Mitarbeiter auch gezielt ein, weil er Nachfolgerpotenzial in ihm sieht. Andere wählen ganz bewusst einen externen Nachfolger. Hierbei ist unser „Meisterclub“ auch ein Pool potenzieller Übernehmer. Wir haben den direkten Kontakt zu den jungen Meisterinnen und Meistern, die wir mit den Übergebern ins Gespräch bringen können. Auch die Übernahme durch einen Mitbewerber wird immer mehr zum Thema – entweder, weil sich kein eigener Nachfolger findet, oder aber, weil man gezielt angesprochen wurde. Für den einen oder anderen ist das erst einmal ein Schock – es ist aber eigentlich ein Kompliment, denn es heißt auch, dass die Geschäfte gut laufen und der Mitbewerber Potenzial sieht. Manch ein Unternehmen ist auch einfach zu groß, um von einem einzelnen Mitarbeiter übernommen zu werden. Das muss man sich leisten können. Was sind die häufigsten Gründe, warum Firmeninhaber und Nachfolger letztlich nicht zusammenfinden? Es kann sein, dass die Chemie nicht stimmt. Manchmal haben Firmeninhaber auch eine etwas überzogene Vorstellung, was den Wert des Betriebes angeht. Es ist oftmals ihr Lebenswerk, das sie in fremde Hände legen. In vielen Fällen auch die Altersvorsorge. Dennoch sind Geräte, ist der Maschinenpark nicht immer das wert, was man vermuten mag. Hier kann ich als Nachfolgemoderatorin zusammen mit meinen Kollegen als neutraler Ansprechpartner unterstützen. Wie hoch ist die Erfolgsquote nach der Übernahme? 70 Prozent der Unternehmen laufen nach der Übernahme erfolgreich weiter. Und ich bin mir sicher, dass dieser Prozentsatz noch weiter steigen wird, denn die Wirtschaft floriert – zumindest in unserer Branche – weiter. Der Binnenmarkt läuft noch gut, davon profitiert das Handwerk. Es fehlt ihm jedoch – wie so vielen Branchen – an Fachkräften, sodass das Handwerk noch mehr florieren könnte. Der Fachkräftemangel schließt auch wieder den Kreis zum Nachfolgeproblem, das nicht nur uns, sondern auch andere Branchen beschäftigt. Wer heute als Fachkraft fehlt, fehlt als potenzieller Nachfolgekandidat. Insofern ist das auch ein Risiko für die Zukunft unserer Unternehmen. Deshalb raten wir noch dringender dazu, die Nachfolge frühzeitig zu regeln – auch im Sinne der Belegschaft. Sie merkt, ob der Chef noch in die Firma investiert – oder ob die eine oder andere nötige Investition gestrichen wird, weil kein Nachfolger in Sicht ist. Dann kann es passieren, dass gute Mitarbeiter noch vor der Rente des Chefs das Unternehmen verlassen.
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GELD & GESCHÄFT
Nicht alle liken Facebooks Libra Portale für Kleinanzeigen des US-Techriesen machen aktuell nur regionalen Anbietern Konkurrenz – das könnte sich ändern VON STEFAN WOLFF Facebook ist ein internationaler Tummelplatz. Mit den Töchtern Instagram und Whatsapp kommt das Unternehmen auf gut vier Milliarden Kunden. Auch abzüglich Doppelbelegung und FakeAccounts ist das ganz beachtlich. Bislang tauschen die Menschen auf Facebook lediglich Informationen aus. Dass aus dem sozialen Netzwerk ein Marktplatz entstehen würde, ist nur folgerichtig. Schon jetzt gibt es Portale für Kleinanzeigen beim US-Riesen. Doch diese Märkte ähneln eher Flohmärkten, sind regional begrenzt und machen anderen regionalen Plattformen und dem großen Wettbewerber Ebay Konkurrenz. Schon lange hat man bei Facebook darüber nachgedacht, das Angebot um eine Bezahlfunktion zu erweitern. Eine eigene Währung zu schaffen scheint da der logische nächste Schritt zu sein. Die neue Währung heißt Libra und entsteht – ähnlich wie der Bitcoin – im Computer durch ein hoch kompliziertes Rechenprogramm. Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn anders als der Bitcoin wird Libra an einen Korb anderer Währungen gekoppelt sein, an Euro, Yen oder Dollar. Jede Überweisung, jede Zahlung ist also mit „echtem“ Geld hinterlegt. Das hält die Kursschwankungen geOSNABRÜCK
ring und sorgt für verlässliche Wechselkurse. „Libra könnte sich zu einem weltweit akzeptierten Zahlungsmittel entwickeln“, urteilt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der britischen Berenberg Bank. Sein Kollege Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assenagon hält es für eine „geniale Idee, Geld wie eine SMS schnell und kostengünstig in der ganzen Welt zu verschicken“. Vor allem in den Schwellenländern sehen die Ökonomen große Chancen, dass sich diese Zahlungsweise etabliert. So ist in in großen Teilen Afrikas das Zahlen mit dem Handy weit verbreitet. Auch Kleinbeträge wechseln so den Besitzer. Allerdings müssten die Menschen erst einmal den Zugang zu der Währung erhalten. Das wird schwer für jene, die kein Smartphone besitzen und damit keinen Zugang zu virtuellen Zahlungsmitteln haben. Ganz anders sieht das in den Industrieländern aus. Der Zugang zur virtuellen Welt ist gegeben, und die Bereitschaft, unbar zu zahlen, wächst beständig. Zwei Umstände sollen Libra als Währung sicher machen, Zum einen die Bindung an einen Korb von Währungen, zum anderen die Tatsache, dass nicht Facebook allein die Währung in Umlauf bringen soll. Dies gilt als Argument gegen die Kritiker, die Facebook vor allem als Datenkrake sehen. Schon jetzt sind 28 Unternehmen an Bord,
Bleiben Sie Kurz notiert immer informiert Übernahme: Die Zur Über unseren Wirtschaftsnewsletter erhalten Sie auch zwischen den Ausgaben von „Die Wirtschaft“ dreimal die Woche einen Einblick in die regionale Wirtschaft sowie Wissenswertes zu allgemeinen Wirtschaftstrends direkt per Mail. Die Anmeldung ist kostenfrei über www.noz.de/newsletter. Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 24. Oktober 2019. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 4. Oktober 2019. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www.noz.de/wirtschaft.
GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Stefanie Adomeit, Vincent Buss, Manuel Glasfort, Daniel Gonzales-Tepper, Sebastian Hamel, Berthold Hamelmann, Lothar Hausfeld, Nina Kallmeier, Rainer LahmannLammert, Hermann-Josef Mammes, André Partmann, Thomas Pertz, Hauke Petersen, Petra Pieper, Gerhard Placke, Nina Strakeljahn, Frederik Tebbe, Stefan Wolff REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Markus Alwes, Tobias Böckermann, Daniel Gonzales-Tepper, Sebastian Hamel, André Havergo, Swaantje Hehmann, Josef Högemann, Erhard Kurlemann, Jürgen Lüken, Hermann-Josef Mammes, Jörn Martens, Timm Randow, Yannik Richter, MikeRöser, Nina Strakeljahn, Gert Westdörp VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 0541 310-330, Telefax 0541 310-266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@ noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 0541 310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Anzeigen-/ Werbeverkauf: Sven Balzer, Ansgar Hulsmeier, Dirk Riedesel, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 0541 310-510, Telefax 0541 310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 05921 707410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 05921 707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)
Mühlen Gruppe aus Böklund/SchleswigHolstein übernimmt das Wurstwarengeschäft der Bell Food Group in Deutschland. Dazu gehören die Standorte Suhl in Thüringen sowie Börger im Emsland. „Beide Betriebe sind eine hervorragende Ergänzung für unser Sortiment“, sagt Geschäftsführer Axel Knau. Die rund 400 Mitarbeitenden der Standorte Suhl und Börger werden im Rahmen eines Betriebsübergangs von der Zur Mühlen Gruppe übernommen.
Auftrag: Der Wallenhorster Familienbetrieb Hörnschemeyer Dächer übernimmt Bedachungen im aktuell größten Wohnungsbauprojekt in Osnabrück, dem Landwehrviertel. Die Firma verlegt auf dem circa 37 Hektar großen Areal im Nordwesten der Innenstadt über 20 000 Quadratmeter Bitumenschweißbahn, etwa 1200 Kubikmeter Dämmstoffe, über 800 Meter Fallrohre und mehr als 2000 laufende Meter Mauerabdeckung. Unterstützung: Mit dem Start des Digitalbonus.Niedersachsen am 3. September werden Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung von Produkten, Dienstleistungen oder Prozessen sowie zur Verbesserung der IT-Sicherheit gefördert. Bis zum Jahr 2021 stellt die niedersächsische Landesregierung für die Förderung insgesamt 15 Millionen Euro zur Verfügung. Infos auf der Webseite der NBank unter „Digitalbonus.Niedersachsen“. Chancen: Motivierte junge Menschen, die Studienzweifel bekommen oder ihr Studium ohne Abschluss beenden, für die regionale Wirtschaft als Fachkräfte zu gewinnen – das ist das Ziel von „Neustart“. In diesem Netzwerk arbeitet die IHK mit der Universität und der Hochschule Osnabrück, der Zentralen Studienberatung, der Handwerkskammer, der Agentur für Arbeit und regionalen Wirtschaftsförderern eng zusammen. Infos: Silvia Masuch, IHK, Tel.: 0541 353
Vorallemin Schwellenländern sehenÖkonomen große Chancen, dasssichdiese Zahlungsweise etabliert. Foto:dpa/ Kay Nietfeld
von Kreditkartenanbietern, wie Visa oder Mastercard über den Zahlungsdienstleister Paypal und den Taxidienst Uber bis hin zur Telefongesellschaft Vodafone. Bis die Währung im kommenden Jahr an den Start geht, sollen 100 Unternehmen dabei sein. Libra wird eine Währung der Konzerne werden. Das ist das eigentlich neue. „Manche versprechen sich durch eine private Währung eine Finanzwelt ohne Inflation und Krisen“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. Zumindest soll sichergestellt werden, dass Libra als Spekulationsobjekt nicht sehr geeignet ist. Und damit eventuell umso mehr als eine Handelswährung. Denn hohe Kursschwankungen wie beim Bitcoin kosten Vertrauen. Es hagelt trotzdem Kritik, da zwei Spieler bei Libra außen vor
bleiben: die Staaten, die normalerweise dafür sorgen, dass Geld geschaffen werden kann, und die Banken, die den Zahlungsverkehr regeln. Sollte auch nur ein Bruchteil der Facebook-Nutzer die neue Währung annehmen, würde Facebook zu einem der weltweit größten Finanzdienstleister und Vermögensverwalter aufsteigen. „Für das Libra-Projekt gibt es kein historisches Vorbild“, erklärt Holger Schmieding. „Deshalb betreten alle Beteiligten Neuland – also auch Politik, Regulatoren und Banken.“ Das schreit nach Regulierung. Die Bundesbank warnt bereits vor der Machtfülle Facebooks. Auch Vertreter der US-Notenbank Fed äußerten sich gegenüber Libra bisher kritisch bis ablehnend. An ein Verbot ist kaum zu denken, jedenfalls nicht im nationalen Allein-
gang. Schließlich kann sich ein Verbraucher, dem beispielsweise in Deutschland der Zugang zu den Libra-Codes verwehrt wird, das Zahlungsmittel problemlos im Ausland besorgen. Regulierung ist aber möglich. „Man muss nur die Akteure beaufsichtigen und Regeln für die Geschäfte aufstellen, um beispielsweise Geldwäsche und illegale Transaktionen zu verhindern“, erklärt Martin Hüfner. Holger Schmieding weist darauf hin, dass die Libra Association ihren Sitz in Genf erhalten soll. „Es gibt also Anknüpfungspunkte“, erklärt der Chefvolkswirt. „Die Chancen, Libra kontrollieren zu können, stehen besser als bei den vollkommen dezentralen Kryptowährungen.“ Allerdings müssten die Regulierer weltweit an einem Strang ziehen und einheitliche Regeln für Cyber-Währungen finden. Das sei auch nötiger als bei Bitcoin und Co., da die Bedeutung von Libra die der bislang bekannten virtuellen Währungen bald überflügeln könnte. Unterm Strich dürfte die LibraOffensive die Welt der Zahlungssysteme kräftig in Bewegung bringen. „Die Facebook-Initiative zum Aufbau einer eigenen Währung ist ein Zeichen dafür, dass der technische Fortschritt vor dem Geldwesen nicht haltmacht und Kryptowährungen ein fester Bestandteil des Finanzsystems von morgen sein wer-
den“, konstatiert Ulrich Kater. Viele Spieler betreten derzeit den Markt. Mit Apple Pay bietet der Smartphonehersteller das kontaktlose Zahlen per Handy oder Smartwatch an. Jede Menge App-Anbieter konkurrieren in den Bereichen Zahlung, Überweisung, Geldanlage, Aktienkauf und Immobilienfinanzierung. Das schadet vor allem den klassischen Banken, die als einzige Player alle Finanzdienstleistungen anbieten (müssen), während sich die Fintech-Unternehmen die Rosinen aus dem Geschäft herauspicken, ohne selbst eine Bank zu sein. Facebook hat nun den ersten weiteren Schritt gemacht. Das allerdings mit offenem Ausgang. Die Experten sind sich einig, dass Libra nicht so einfach eine neue Weltwährung werden wird, auch wenn virtuelle Zahlungen über kurz oder lang zum Standard gehören dürften. Als Heilsbringer sollte man die neue Währung nicht sehen. „Wenn bei Währungen etwas schiefgeht, sind oft Ersparnis und Vermögen vieler Menschen in Gefahr“, warnt Ulrich Kater. Das sei der Grund, warum der Staat in solchen Krisen stabilisierend eingreife. „Bei den Betreibern privater Währungen reichen die Mittel zur Stützung in Krisenlagen bei Weitem nicht aus.“ Sprich: Wenn es hart auf hart kommt, müssen doch wieder die Notenbanken ran.
PNE-Papiere mit Rückenwind 484 oder E-Mail: masuch@osnabrueck.ihk.de. Neu: Rita Herbers ist neue Niederlassungsleiterin für das Firmenkundengeschäft der Commerzbank in der Region Osnabrück, Münster, Bad Bentheim und das Emsland. Sie ist seit über zwanzig Jahren im Firmenkundengeschäft von Banken und Sparkassen tätig und folgt Beate Simon, die sich nach über dreißig Jahren im Banking ganz neuen Themen und Aufgaben widmen möchte. Expansion: Gleich zwei neue Niederlassungen eröffnete die NOSTA Sea & Air GmbH im Juli 2019: Neben dem zentralen Standort in Hamburg ist die auf internationale See- und Luftfrachtlösungen spezialisierte Tochtergesellschaft der NOSTA Group nun auch in Dortmund und am Airportcenter FMO zu finden. Mit dem Fokus auf die direkte Kundennähe stelle sich die NOSTA Sea & Air GmbH bewusst gegen den derzeitigen Trend der Zentralisierung in der Logistikbranche, betonte Geschäftsführer Peter Mundt. Übernahme: Seit dem 1. August 2019 hat Hendrik Schmitt die Position des hauptamtlichen Hauptgeschäftsführers der IHK Niedersachsen (IHKN) übernommen. Gert Stuke, Präsident der IHK Niedersachsen, ist davon überzeugt, dass er gemeinsam mit Dr. Thomas Hildebrandt und Dr. Horst Schrage als starke Stimme der Wirtschaft die Anliegen unserer rund 460 000 Mitgliedsunternehmen bei Politik und Verwaltung erfolgreich vertreten wird. Bewerbung: Der CSR-Preis der Bundesregierung geht 2019 in eine neue Wettbewerbsrunde. Bis zum 15. Oktober können sich Unternehmen bewerben, die für gesellschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung einstehen. Infos unter www.osnabrueck.ihk24.de (Nr. 11814 zum Thema CSR und Nr. 4463590 zum CSR-Preis).
Börse: Salzgitter AG wird zum Übernahmekandidaten
VON LOTHAR HAUSFELD Während die PNE Wind AG mit Sitz in Cuxhaven in den vergangenen Monaten mit reichlich Rückenwind an der Börse unterwegs war, ging es für die Papiere der Salzgitter AG in den vergangenen Jahren fast ausnahmslos in den Keller. Im Bereich der erneuerbaren Energie spielen Windkrafträder eine wichtige Rolle – davon profitiert auch das Cuxhavener Unternehmen PNE Wind AG, das als Betreiber von Windparks international tätig ist. Der Aktienkurs legte in den vergangenen Monaten um fast 25 Prozent zu – zwar auf überschaubarem Preisniveau, aber in Zukunft scheint dieses Niveau noch ausbaufähig zu sein. Die Unternehmensgruppe hat kürzlich neue Verträge für das Betriebsmanagement von Windparks in Schweden, Frankreich und Polen unterzeichnet. In diesen drei Ländern will man auch künftig expandieren, etwa durch die Übernahme von Servicedienstleistungen von Umspannwerken. Mit dem guten Ergebnis strafte PNE Wind Analysen vom Jahresanfang Lügen, die dem Unternehmen eine schwierige Zukunft vorhergesagt hatten. Angesichts eines schwierigen Marktumfelds war der Aktienkurs zwischenzeitlich eingeknickt, doch mittlerweile gehen Analysten davon aus, dass die PNE Wind AG die vorgegebenen Zielwerte beim Ebit und Ebitda erreichen wird. Für das kommende Jahr wird sogar ein deutlicher Gewinnzuwachs prognostiziert. Traditionell schwierig ist dagegen seit Jahren das Stahlgeschäft, das unter geringer Nachfrage und Billigstahl aus Fernost zu leiden hat. Das trifft seit Jahren auch die Salzgitter AG – und lässt sich entsprechend am Aktienkurs nachver-
PNE Wind AG
CUXHAVEN/SALZGITTER
Angaben in Euro 3,1 3,0 2,9
2,7 2,6 2,5 2,4 2,3
Mai
Juni
Juli
Salzgitter AG
August Angaben in Euro
24 22 20 18 16 14
Mai
Juni
folgen. Vor rund zwölf Jahren notierten Salzgitter-Papiere noch bei 158,90 Euro, im Februar 2016 waren davon noch etwas mehr als zehn Prozent übrig. Nach dem Tiefstand von 16,80 Euro ging es zwischenzeitlich zwar wieder nach oben, doch seit rund eineinhalb Jahren geben die Salzgitter-Aktien wieder massiv nach, zuletzt mussten Anleger Verluste von fast 40 Prozent hinnehmen. Mit einem Wert von 15,80 Euro sind die Papiere fast wieder am Punkt des Allzeittiefs von 14,45 Euro angekommen. Damit gerät das Unternehmen sogar in Übernahme-Spekulatio-
Juli
August
nen. Der Industriekonzern Thyssenkrupp erwägt laut „Handelsblatt“ derzeit die Übernahme des Stahlhändlers Klöckner & Co. und könnte im Zuge dessen auch an der Salzgitter AG interessiert sein. Am Ende dieser Zukäufe könnte eine Deutsche Stahl AG stehen. Durch eine Übernahme könnten Einsparungen im mittleren dreistelligen Millionenbereich möglich sein und so für eine dringend nötige Konsolidierung sorgen, so Branchenexperten. Es bleibt aber fraglich, ob diese Aussichten die Kursentwicklung von Salzgitter-Papieren positiv beeinflussen können.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
GELD & GESCHÄFT
Steuern sparen mit Notebook, Smartphone & Co. Wann erkennt das Finanzamt Werbungskosten an? Der Digitalverband Bitkom gibt Tipps VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/LINGEN/NORDHORN
Die Arbeit ist heute schon oftmals digital: Dienst-Mails werden auf dem Smartphone gelesen, die Weiterbildung erfolgt online am Notebook und die Präsentation für das nächste Meeting noch schnell im Homeoffice am Computer fertigstellen. Allerdings: Wer private ITGeräte und Software beruflich nutzt, kann die Ausgaben dafür von der Steuer absetzen. Sowohl Anschaffungskosten als auch monatliche Ausgaben für Telefon- und Internetnutzung können bei der Einkommensteuererklärung als Werbungskosten berücksichtigt werden – und zu Steuererstattungen führen. Das kann sich rechnen: Laut Digitalverband Bitkom erstattet der Fiskus im Durchschnitt 974 Euro pro Jahr und Arbeitnehmer (Stand: 2014). Der Verband gibt auch Tipps, unter welchen Voraussetzungen Kosten für IT als Werbungskosten angerechnet werden können: Smartphone, Notebook, Drucker etc.: In welcher Höhe die Ausgaben in der Steuererklärung abgesetzt werden können, richtet sich danach, wie stark das Gerät für berufliche Zwecke genutzt wird. Wer privat angeschaffte IT-Geräte so gut wie ausschließlich – also mindestens 90 Prozent – beruflich nutzt,
kann die Kosten dafür in voller Höhe von der Steuer absetzen, andernfalls wird anteilig aufgeteilt. Für den Nachweis der beruflichen Nutzung ist es laut Bitkom sinnvoll, eine schriftliche Bestätigung des Arbeitgebers vorweisen zu können oder drei Monate lang die Nutzung des Geräts aufzuzeichnen. Neu ist im Steuerjahr 2018, dass Anschaffungskosten bis 800 Euro (netto) im Jahr des Kaufs geltend gemacht werden können. Wird der Wert überschritten, muss der Nettokaufpreis zusammen mit der gezahlten Umsatzsteuer über mehrere Jahre abgeschrieben werden – bei PC, Notebook oder Tablet sowie Drucker, Monitor oder Maus sind dies drei Jahre, bei Smartphones fünf Jahre. Bislang lag diese Grenze bei 410 Euro (netto). Geht ein Zubehörteil kaputt oder wird eine Reparatur fällig, können die Ersatzkosten sofort abgezogen werden. Das Gleiche gilt für die Kosten von Verbrauchsmaterialien, etwa Toner, Tinte und Druckerpapier. Software: Die steuerliche Beurteilung von beruflich genutzter Software orientiert sich an den Grundsätzen, die für Hardware gelten, so Bitkom. Entsprechend wird bei Anwendungssoftware wie Textprogrammen eine Nutzungsdauer von drei Jahren angenommen. Ist der Anschaffungspreis der Software nicht höher als 800 Euro (netto),
kennt das Finanzamt in voller Höhe als Werbungskosten an. Die Voraussetzung: Ein PC-Kurs muss mit der beruflichen Tätigkeit im Zusammenhang stehen und die erworbenen Kenntnisse im Beruf eingesetzt werden. In jedem Fall sollte er eine Teilnahmebescheinigung für den Kurs vorweisen können. Besser ist eine Erklärung des Arbeitgebers, die den beruflichen Anlass der Schulung deutlich macht. Neben den Kursgebühren können die Fahrtkosten zum Kursort – 0,30 Euro pro Kilometer bei Fahrten mit dem eigenen Auto oder Ausgaben für öffentliche Verkehrsmittel –, Übernachtungskosten und Mehraufwendungen für Verpflegung geltend gemacht werden. Auch Reisekosten zu einer Messe können bei der Besteuerung geltend gemacht werden, soweit sie beruflich veranlasst sind. Geldzurück?WereigeneGerätewieNotebooksberuflichnutzt,kann sievonderSteuer absetzen.
kann er im Jahr der Anschaffung in voller Höhe angesetzt und mit dem beruflichen Nutzungsanteil als Teil der Werbungskosten geltend gemacht werden. Internet- und Telefongebühren: Steuerzahler können auch berufliche Telefon- und Internetkosten als Werbungskosten absetzen. Das gilt für Grundgebühr ebenso wie für Verbindungsentgelte. Ohne Nachweis erkennt das Finanzamt
20 Prozent der Aufwendungen, höchstens jedoch 20 Euro pro Monat pauschal als Werbungskosten an. Der Bundesfinanzhof erkennt sogar Kosten für rein private Telefonate mit der Familie steuermindernd an, wenn ein Steuerpflichtiger aus beruflichen Gründen länger als eine Woche von seiner Familie getrennt ist, so Bitkom. Für Telefongebühren ist ein Einzelverbindungsnachweis über ein- und ausgehende Gespräche hilfreich. Beim
Foto: Colourbox.de
Internetzugang ist in der Regel durch die Nutzung von Flatrates kein Einzelnachweis möglich. Daher überträgt die Rechtsprechung die Grundsätze für die Aufteilung von Hardware und nimmt bei fehlenden sonstigen Anhaltspunkten eine Aufteilung von 50 zu 50 (privat/beruflich) an. Fortbildungen: Aufwendungen eines Arbeitnehmers für ComputerKurse und Software-Schulungen er-
1000-Euro-Grenze beachten: Bitkom weist darauf hin: Die detaillierte Auflistung von beruflich bedingten Kosten für IT und Fortbildung lohnt sich nur, wenn die insgesamt im Jahr 2018 angefallenen berufsbedingten Kosten, inklusive der Kosten für den Weg zur Arbeit, 1000 Euro überschreiten. Denn Werbungskosten bis 1000 Euro erkennt das Finanzamt pauschal, das heißt ohne Einzelauflistung und Nachweis, steuermindernd an.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
GELD & GESCHÄFT
GELD & GESCHÄFT
Warum Osnabrück noch keinen Friedensthaler hat Verein engagiert sich für regionales Geld VON RAINER LAHMANN-LAMMERT
„Libra könnte den Euro verdrängen“ Alternativwährungen als Gefahr für das Geldsystem? Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, gibt Antworten Durch Wertminderung schnelle Ausgaben anregen. BAD ESSEN GUTSCHEIN
1,1 Millionen Euro in Gutscheinen Für den Bad Essener Gewerbeverein sprechen die Zahlen für sich: Seit Einführung des Bad Essen Gutscheins vor 15 Jahren wurden Gutscheine im Wert von mehr als 1,1 Millionen Euro an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht. Das spricht für den Gewerbeverein eindeutig für den Einkaufsstandort Bad Essen.
Immerhin machen mehr als 60 Geschäfte in der Gemeinde mit – vom Autohaus über Restaurants und Modegeschäfte bis zur Bäckerei und dem Lebensmitteleinzelhandel. Der Jahresumsatz betrug im vergangenen Jahr rund 120 000 Euro – Tendenz laut Gewerbeverein stetig steigend. Zu kaufen ist
der Stadt-Gutschein allerdings nicht in den Geschäften, sondern in der Tourist-Info oder bei der Sparkasse beziehungsweise der Volksbank im Ort. Den Wert der Gutscheine können die Kunden dabei – bis zu einem Wert von maximal 50 Euro – frei bestimmen. Ganz ohne Arbeit ist der Erfolgsgutschein für den Gewerbeverein jedoch nicht. Eine Person kümmert sich ehrenamtlich darum, dass unter anderem die Abrechnung für die einzelnen einlösenden Geschäfte gemacht wird, ebenso wie die Buchungsvorbereitung für den JahresabFoto:Stadtmarketing schluss. hpet
Wird der Euro wie Regionalwährungen zum Schwundgeld? Währungen vor Ort sind keine Konkurrenz zum Geldsystem. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ NORDHORN Beim nächsten Bremen-
Besuch statt mit Euro mit Roland zahlen? Kein Problem – auch bargeldlos gehen Transaktionen in einer der ersten Regionalwährungen Deutschlands über ein Schecksystem mittlerweile problemlos über die Ladentheke. Die größte Regionalwährung bundesweit kommt jedoch nicht aus dem Norden, sondern aus dem Süden der Republik, aus dem beschaulichen Chiemgau. Fast eine Million bunte Scheine der gleichnamigen Währung sind heute in Umlauf, der Jahresumsatz liegt immerhin bei mehr als sieben Millionen Euro. Doch warum gibt es diese alternativen Zahlungsmittel überhaupt?
Während der Euro-Krise sind die meisten von ihnen wie Pilze aus dem Boden geschossen. „Die heute existierenden Regionalwährungen sind überwiegend als ,Schwundgeld’ angelegt“, erklärt der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, und fügt hinzu: „Mit der Zeit soll ihr Wert verfallen, sodass der Geldnutzer einen Anreiz hat, erhaltenes Geld möglichst schnell wieder auszugeben und damit die Nachfrage zu stärken.“ Ein Konjunkturprogramm für die Region also? „Generell geht eine im Wert verfallende Währung jedoch mit schwacher Wirtschaftsleistung einher“, so Mayer. Also doch keine Initivative zur Stärkung der Wirtschaftskraft einer Region – ein Ziel, das Initiatoren von Regionalwährungen gerne ausgeben? „Mit Geldpolitik kann man allenfalls kurzfristig die Nachfrage stimulieren, aber keinesfalls langfristig Wirtschaftswachstum erzeugen“, sagt Mayer. Dazu braucht es seiner Ansicht nach technischen Fortschritt und erhöhte Kapitalbildung. „Diese Wachstumstreiber werden aber geschwächt, wenn der Wert des Geldes aufgeweicht wird“, gibt der ehemalige Chefvolkswirt zu bedenken. Denn dann steige die Unsicherheit, ob sich Investitionen in Forschung und Erweiterung des Kapitalstocks langfristig lohnen.
Mayer zieht auch Parallelen zur Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) und erklärt: „Heute versucht die EZB den Euro zum Schwundgeld zu machen: Die Zinsen sind an oder unter der Nullgrenze,
„Regionale Währungen haben also ihre frühere Besonderheit verloren.“ Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt Deutsche Bank
während die Inflation nach oben getrieben werden soll.“ Dadurch solle Eurogeld an Kaufkraft verlieren und deshalb schnell ausgegeben werden. „Die Regionalwährungen haben also ihre frühere Besonderheit verloren. Bisher hat aber auch die Weichwährungspolitik der EZB nicht die erhoffte Stärkung der Wirtschaftskraft gebracht“, konstatiert der Volkswirt. Ganz anders könnte es für Thomas Mayer mit anderen alternativen Währungen laufen. Denn regionale Parallelwährungen sind längst nicht mehr die einzigen, über die diskutiert wird. Erinnert sei an den Hype um Bitcoin vor einem Jahr. Inmitten dessen wollte Estland eine eigene nationale Digitalwährung einführen und ruderte erst nach Kritik der Europäischen Zentralbank zurück. Schweden will e-Krona testen, Facebook mit Libra sein eigenes Geld einführen. Gerade zu Letzerer sieht Mayer jedoch im Vergleich zu Euro und Regionalwährung einen entscheidenden Unterschied: „Libra ist als Wertaufbewahrungsmittel statt als Schwundgeld konzipiert und erlaubt elektronische Zahlungen zu minimalen Kosten“, erklärt er. Aus Kundensicht also ein klarer Vorteil – was hält Deutschland also davon ab, Ähnliches wie die Skandinavier oder der US-Konzern zu testen? Die Facebook-Währung – anders als die bunten Scheine der Regional-
währungen – könnte laut Mayer für privates oder staatliches Schwundgeld zur ernsthaften Konkurrenz werden. Und nicht nur das: Mayer geht sogar noch einen Schritt weiter: „Sollte Libra wirklich zu uns kommen, könnte es den Euro sowohl als Zahlungsmittel als auch als Mittel zur Wertaufbewahrung verdrängen.“ Die Europapolitiker und die EZB würden deshalb alles tun, um Konkurrenz für den Euro durch besseres Geld zu verhindern. „Die deutsche Politik gibt sich gern als Mustereuropäer und ist daher ein besonders engagierter Europrotektionist. Denn: ,Scheitert der Euro, scheitert Europa’.“ Ist Libra also eine Gefahr für das bestehende Geldsystem? „Das Gresham’sche Gesetz besagt, dass schlechtes Geld gutes verdrängt. Gemeint ist damit, dass gutes Geld gehortet und schlechtes als Tauschmittel genutzt wird“, erklärt der Ökonom. Sprich in diesem Fall: Facebooks Libra wird werterhaltend gehortet, Euro als Zahlungsmittel genutzt. Mit einer Einschränkung: „Das gilt aber nur, wenn das schlechte Geld vom Staat durch den Status als gesetzliches Zahlungsmittel mit Annahmezwang versehen wird und die Zahlungskosten von gutem und schlechtem Geld gleich sind.“ Denn wenn im Schuldvertrag nichts anderes vereinbart ist, muss „schlechtes
Geld“ zur Begleichung einer Schuld akzeptiert werden – mit dem Ergebnis, dass der Empfänger es möglichst schnell wieder gegen eine werthaltige Alternative eintauschen wird, so Mayer. Ein Blick auf die vom US-Konzern anvisierte Alternativwährung zeigt jedoch, dass diese Einschränkung außer Kraft gesetzt wird: „Kryptowährungen, die wie Libra ein Mittel zur Wertaufbewahrung und zum Tausch zu geringeren Kosten bieten, würden als Schwundgeld angelegtes staatliches Zentralbankgeld mit höheren Tauschkosten vermutlich nicht nur als Mittel zur Wertaufbewahrung, sondern auch als Tauschmittel verdrängen“, blickt der Volkswirt in die Zukunft. Entsprechend würde der Euro dann nur noch zur Begleichung von Schulden genutzt, für die im Schuldvertrag kein anderes Zahlungsmittel vereinbart ist, und ansonsten gemieden. Und was ist mit den Regionalwährungen? Sie haben für Thomas Mayer sowohl gegenüber Kryptowährungen als auch gegenüber dem Euro nur wirtschaftliche Nachteile. „Daher werden sie nur von regionalen Liebhabern genutzt“, ist er sich sicher. Das ist jedoch auch ein Grund, warum bislang nichts gegen sie unternommen wurde. „Deshalb kann die Bundesbank diese Privatwährungen tolerieren.“
NORDHORN-GUTSCHEIN
Illustration:Colourbox.de
Foto;SebastianHamel
werden, da jedes Exemplar nur für ein Geschäft gültig ist. Insgesamt verzeichnet der VVV einen Umsatz von rund einer halben Million Euro jährlich durch das Angebot, welches „halb digital“ daherkommt: Ausgegeben wird der Gutschein in Papierform, damit er als Geschenk überreicht werden kann; ver-
Umsätze steigen stetig Ob 3-D-Minigolf, Restaurant, Buchhandlung, Hotel oder Modegeschäft, mehr als 100 Gewerbetreibende in Lingen machen mit und akzeptieren den Lingener Einkaufsgutschein. Allein im vergangenen Jahr wurden laut der Lingen Wirtschaft und Tourismus GmbH (LWT), die den Gutschein ausgibt, fast 600 000 Euro damit umgesetzt – Tendenz steigend. Ein Jahr zuvor waren es bereits fast 570 000 Euro – das war damals schon ein Plus von 8,9 Prozent. Kunden können den Betrag des Stadtgutscheins fast frei wählen. Minimal eingesetzt werden müssen fünf Euro, dann
geht es in Fünferschritten bis zu 50 Euro hoch. Für die LWT ist der Lingener Einkaufsgutschein vor allem eines: Er bindet die Kaufkraft in der Stadt – und nicht bei Amazon & Co. im Internet oder in einem Outlet. Das wiederum festigt den Einzelhandel in der 54 000-Einwohner Stadt. Allerdings: Verpflichtet, einen
möglichen Restbetrag auszuzahlen, sind Geschäfte nicht. Bislang gibt es den Gutschein ausschließlich „analog“, das könnte sich bald ändern. Um die Attraktivität weiter zu steigern, wurde auf der jüngsten Jahresversammlung der Tourismus GmbH angeregt, ihn künftig auch digital anzubieten. nika
Foto: MikeRöser
sehen ist er mit einem Strichcode, welcher der Abrechnung zwischen dem VVV und den Geschäften dient. Letztere erhalten den jeweiligen Betrag abzüglich fünf Prozent Provision. Die Geschäfte können ihre Teilnahme durch einen „Wir machen mit“-Aufkleber an Tür oder Schaufenster signalisieren. sh
STADTGUTSCHEIN MEPPEN
HUNTEBURGER GUTSCHEIN
Große und alte Erfolgsgeschichte
Besonders klein, besonders erfolgreich
„Er ist der ältesten Warengutscheine einer Kommune im Emsland.“ Das sagt einer, der es wissen muss: Manfred Büter ist seit 29 Jahren Geschäftsführer von TIM (Tourist Information Meppen). TIM vertreibt den Gutschein, den es auf Wunsch bereits ab fünf Euro gibt. „Mein Ziel am Anfang war es, mit mindestens 20 Geschäften zu starten“, erinnert sich Büter. Einzelhändler hatten damals bereits eigene Gutscheine und weigerten sich mitzumachen. Allerdings erkannten Meppener Restaurantbetreiber 2007 schnell das lukrative Geschäft und wagten den
ren inzwischen am meisten vom MeppenGutschein. Die Umsätze steigen sogar noch weiter an. 2007 wurden Gutscheine im Wert von 137 600 Euro verkauft. Im vergangenen Jahr stellte TIM mit 28 606 verkauften Gutscheinen einen Umsatzrekord von 570 161 Euro auf. Foto:Hermann-JosefMammes Und auch in 2019 läuft das Geschäft gut. Vor 15 Jahren gab es in Mepersten Schritt. So wurde lösen der Gutscheine die emsländische Kreis- zahlt die Firma drei Pro- pen eine Initiative, zustadt zum Vorreiter des zent für Verwaltungssätzlich eine eigene kosten an die Tourist In- Währung namens EmsGutscheinsystems. Inzwischen beteiligen sich formation Meppen. Der taler einzuführen. Diese 140 Betriebe. Die Band- Mediamarkt in Meppen, scheiterte jedoch. Für breite reicht vom Tankdie Modehäuser BöckManfred Büter ist hinwart über allein 26 Gas- mann und MBC, die Blu- gegen der Meppen Guttronomen bis zu divermengeschäfte Moß und schein inzwischen eine sen Textilisten. Beim Ein- Klaßen-Moss profitieeigene Währung. ma
Eine Besonderheit in mehrfacher Hinsicht ist der Hunteburger Gutschein. Er gehört zu den Pionieren der Kaufkraftbindung im Osnabrücker Land, das erste örtliche Wertpapier wurde am 17. Dezember 2000 ausgegeben. Darauf ist Christine Bullermann merkbar stolz. Die Vorsitzende der örtlichen Werbegemeinschaft führt den örtlichen Kiebitzmarkt, ein Warenhaus für Haus, Tier und Garten. Politisch gehört Hunteburg zu Bohmte. Das Kuriose: Es gibt auch den Bohmter Gutschein. Damit haben die rund 12 500 Einwohner in Bohmte die Wahl zwischen zwei Sys-
alles übernimmt Storck ehrenamtlich und ohne Unterstützung aus Politik oder Verwaltung Immerhin um die 25 000 Euro bleiben in Hunteburg auf diese Weise Jahr für Jahr im Ort. Pro Einwohner sind das 6,40 Euro Umsatz, wie Bullermann ausgerechnet hat. Und darüber freuen sich Foto: Werbegemeinschaft Hunteburg nicht nur die Mitglieder der Werbegemeinschaft. Storck leistet, unterDenn zwei Prozent des temen. Wobei die Konkurrenzsituation mutstützt von einigen MitJahresumsatzes, also maßlich eher klein ist, streitern in der Werbege- rund 500 Euro, spenden die Unternehmer für den denn Hunteburg trennen meinschaft, die Hauptrund zehn Kilometer arbeit: Entwicklung, Aus- gemeinnützigen Zweck. vom Bohmter Ortskern. gabe, Annahme, BuchProfitiert haben so unter Der Hunteburger Gutführung mit Jahresabanderem schon Zeltlaschein ist quasi eine schluss fürs Finanzamt, ger, Sportverein, PosauOne-Man-Show, denn Abwicklung des Geldnenchor und Feuerwehr. Kassenwart Manfred flusses, Marketing – das hpet
2 Millionen Euro Kaufkraft gebunden Mit mehr als 31 000 Einwohnern ist Georgsmarienhütte die zweitgrößte Stadt im Landkreis Osnabrück. Entsprechend ist es kein Wunder, wenn die Umsatzzahlen des Stadtgutscheins weit über denen der anderen Kommunen liegen. Gut 170 000 Euro erlöste der Stadtmarketingverein im vergangenen
Jahr aus den Verkäufen. Macht 17 000 verkaufte Gutscheine, denn diese gibt es bisher nur im Wert von zehn Euro. Seit dem Premierenjahr 2004 haben die Gutscheine laut GMHütter Stadtmarketing mehr als 2 Millionen Euro an Kaufkraft in der Stadt gebunden, wovon aber noch Wertpapiere im Wert von rund 250 000
Foto: Stadtmarketingverein
„Mit jeder Weitergabe des Geldes entsteht eine Wertschöpfung“ Gunther Hullmann, Initiator des Friedensthalers
GMHÜTTER STADTGUTSCHEIN
30 000 Gutscheine pro Jahr Der Nordhorn-Gutschein des VVV Stadt- und Citymarketings feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen – und ist weiter auf Erfolgskurs: Rund 30 000 Gutscheine pro Jahr werden in der VVV-Geschäftsstelle sowie in der Innenstadtfiliale der Grafschafter Volksbank verkauft, durchschnittlich 94 pro Öffnungstag. Besitzer können ihren Gutschein bei einem von mehr als 120 teilnehmenden Geschäften oder Restaurants einlösen. Der Mindestwert liegt bei 5 Euro, meist geben die Käufer 20 oder 25 Euro aus. Höhere Beträge können auf mehrere Gutscheine verteilt
LINGENER EINKAUFSGUTSCHEIN
OSNABRÜCK Regional geht mehr: Wer in der Nähe einkauft, sichert seinen eigenen Arbeitsplatz. Und den von Freunden und Nachbarn. Diesem Gedanken möchte ein Verein in Osnabrück mit dem Friedensthaler zu einer eigenen Dynamik verhelfen. Aber bisher ist es nicht gelungen, das Regionalgeld unter die Leute zu bringen. Ob der Durchbruch noch zu schaffen ist? Der Friedensthaler erinnert an den Westfälischen Frieden von 1648 und will damit den Bezug zur Region herstellen. Seit elf Jahren wirbt der Heilpraktiker Gunther Hullmann für seine Idee. Er hat Gleichgesinnte gefunden, viele Gespräche geführt und ermutigende Worte bekommen, auch von der Wirtschaftsförderung, der Industrieund Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer. Mehrmals schien die Einführung des Friedensthalers nur noch eine Frage von Wochen zu sein. Zuletzt bei der Maiwoche 2017, als die Schausteller schon mit im Boot saßen. Aber am Ende scheiterte die Regionalwährung am Einzelhandel. Gerade auf den kommt es an, sagen die Initiatoren. Denn so viel ist klar: Je mehr Geschäfte, Handwerker und Dienstleister mitmachen, desto mehr Zugkraft entwickelt das alternative Zahlungsmittel. Es gibt Städte und Regionen, in denen das längst funktioniert. Zum Beispiel der Chiemgauer in Bayern, von dem sich die Osnabrücker einiges abgeguckt haben, oder das Bristol Pound in England, das als bedeutendste Regionalwährung im Vereinigten Königreich gilt. Dass inzwischen sogar regionales Geld in Georgsmarienhütte und anderen Orten des Landkreises auf dem Markt ist, macht den Initiato-
Euro bei den Kunden liegen. Wie Olaf Bick, Chef des Stadtmarketings, erklärt, arbeite man daran, das System zu modernisieren. Neben der freien Wahl eines Betrags soll es künftig auch möglich sein, Restbeträge zu einem späteren Zeitpunkt einzulösen. Ein weiterer Vorteil: Gutscheine könnten künftig online rund um die Uhr gekauft werden. Obwohl GMHütte aus sechs teils sehr weit voneinander entfernten Ortslagen besteht, ist es gelungen, dass gut 80 Annahmestellen quer über die Stadt verteilt sind. Rechnerisch hat 2018 mehr als jeder zweite GMHütter einen Gutschein gekauft. hpet
ren des Friedensthalers Hoffnung. „Die Idee ist nicht tot“, sagt Axel Lange, der sich mit Hullmann den Vorsitz des Vereins teilt. Immerhin müssten sie in Osnabrück nicht bei null anfangen, denn schon vor mehreren Jahren ist mancher Zweifler überzeugt und manche Hürde aus dem Weg geräumt worden. Anfangs glaubten Sekptiker, die Idee vom Friedensthaler vertrage sich nicht mit der Zinspolitik. „Zinsen sind heute gar kein Thema mehr“, vermerkt Lange, aber er weiß auch, dass es nicht allein um gute Argumente geht. Der Friedensthaler versteht sich als ergänzende Währung im Wirtschaftskreislauf der Region Osnabrück. Er soll möglichst schnell weitergegeben werden und damit dem Wirtschaftskreislauf Schwung verschaffen. Als kleinste Einheit dient dabei der Einer. Kleinere Beträge werden in Euro bezahlt. Das gilt natürlich auch für das Wechselgeld. Nach den Überlegungen der Initiative sollen nicht Banken oder Sparkassen, sondern kundenintensive Unternehmen das Regionalgeld herausgeben. „Der Friedensthaler erhält durch die Unterschrift des Unternehmers seine Gültigkeit“, heißt es dazu auf der Homepage, er werde den Unternehmen wie ein zinsloses Darlehen vom Verein zur Verfügung gestellt. „Mit jeder Weitergabe des Geldes entsteht eine Wertschöpfung“, sagt Hullmann. Damit dieser Prozess dynamisch bleibt und nicht zum Stillstand kommt, soll der Friedensthaler nach einem Vierteljahr zwei Prozent seines Wertes verlieren – die Initiatoren sprechen von einer Umlaufsicherungsgebühr. Diese Wertminderung lässt sich mit aufgeklebten Marken wieder ausgleichen. Durch die schnelle Weitergabe des Friedensthalers entstehe zusätzliche Wirtschaftskraft, argumentiert der Verein, „Rechnungen werden schneller bezahlt und Dienstleistungen leichter in Anspruch genommen“. Die Umlaufsicherungsgebühr soll regionalen kulturellen und karitativen Initiativen zugutekommen. Langfristig, so wirbt die Initiative, führe der Friedensthaler zu einer Stärkung der Region, was mehr sichere Arbeitsplätze bedeute und zu einer Stärkung des Handwerks, des Einzelhandels, der Landwirtschaft und der Dienstleister führe. Bevor die Osnabrücker Regionalwährung aber die von ihr erhoffte segensreiche Wirkung entfachen kann, muss genau diese Zielgruppe überzeugt werden, dass es ohne sie nicht geht.
Motiveausder Regionsollenden Friedensthaler schmücken.Aber die Regionalwährung fürOsnabrück existiertbislangnur alsPlanspiel. GuntherHullmann hofft,dassseine Ideedochnocheine Chance bekommt. Foto:GertWestdörp
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GELD & GESCHÄFT
Schwer kalkulierbare Cybergefahr Firmen sichern sich zunehmend gegen IT-Risiken ab – für die Versicherungswirtschaft eine Chance und Herausforderung zugleich VON MANUEL GLASFORT Cybergefahren sind heute allgegenwärtig, aber sie bleiben eine abstrakte Bedrohung – so lange, bis man selbst betroffen ist. Schon für Privatleute können Attacken von Hackern schlimme Folgen haben, wenn etwa Privates vom Rechner an die Öffentlichkeit gelangt. Ungleich größeren Risiken setzen sich im Zeitalter der Digitalisierung Unternehmen aus. Die Gefahren können im schlimmsten Fall existenzbedrohend sein – und immer mehr Firmen sichern sich dagegen mit speziellen Cyberversicherungen ab. Cyberkriminalität ist ein Phänomen, das viele Unternehmen betrifft. In der jüngsten e-Crime-Studie der Beratungsgesellschaft KPMG gaben 39 Prozent der befragten Firmen an, in den letzten zwei Jahren von e-Crime betroffen gewesen zu sein. Und mehr als neun von zehn (92 Prozent) Unternehmen stuften das Risiko einer Attacke als hoch oder sehr hoch ein. „Trotzdem sehen immer noch viel zu viele die Gefahr nur bei ,anderen‘, das heißt in deren Wahrnehmung trifft es nicht das eigene Unternehmen“, erläutert Michael Sauermann, Leiter Forensic Technology bei KPMG. Das sei „eine hochriskante Sicht auf die tatsächliche Gefahrenlage. Hinzu kommt: Täter werden kaum identifiziert. Das gibt Grund zur Annahme, dass viele Angriffe gar nicht erst entdeckt werden und somit ein großes Dunkelfeld bestehen könnte.“ Die Bandbreite der in der KPMGStudie abgefragten Delikte ist groß. Dazu zählen Computerbetrug, Manipulation von Kontodaten, Datendiebstahl, Verletzung von Urheberrechten und Geschäftsgeheimnissen, Erpressung und Computersabotage. Betroffen waren die Firmen am häufigsten von Systembeschädigungen oder Computersabotage (30 Prozent) und Computerbetrug, also betrügerischen Handlungen unter Ausnutzung der IT. „Eines der Angriffsszenarien, das Unternehmen aktuell besonders beschäftigt, sind sogenannte Ransomware-Angriffe, auch als Verschlüsselungs-Trojaner bekannt“, sagt Sauermann. Ransomware verschlüsselt die Daten eines Rechners oder Systems und verlangt für die Freischaltung ein Lösegeld. „Bei der letzten KPMG-Umfrage im Jahr 2017 kannte erst knapp die Hälfte der Unternehmen diese Art von Computerkriminalität, inzwischen ist Ransomware jedoch jedem ein Begriff.“ Welche schwerwiegenden Folgen es für ein Unternehmen haben OSNABRÜCK
Hackerangriffe bedrohennichtnur Privatleute, sondernkönnenauch Unternehmenin ernsteSchwierigkeiten bringen.DieVersicherungsbranchesichertFolgeschädenab.
kann, wenn es sich einen Verschlüsselungstrojaner einfängt, musste die Anwaltskanzlei DLA Piper vor zwei Jahren erfahren. Damals verbreitete sich der Erpressungstrojaner Petya rasant auf Rechnern rund um den Globus. Die Schadsoftware gelangte auch auf Rechner von DLA Piper. Die Konsequenz: Das IT-Netzwerk der Großkanzlei musste sechs Tage lang abgeschaltet werden, und die weltweit mehr als 9000 Mitarbeiter konnten ihre Rechner nicht mehr benutzen. Die Reederei Maersk musste nach dem Angriff eines Verschlüsselungstrojaners rund zehn Tage lang analog arbeiten, mit Stift und Papier. 45 000 Rechner mussten neu aufgesetzt werden. Der entstandene Schaden war horrend und betrug laut Maersk 250 bis 300 Millionen US-Dollar. Die Versicherungswirtschaft hat auf die virtuelle Bedrohung längst reagiert und mit speziellen Cyberversicherungen für Unternehmen wie Privatleute ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Der Leis-
tungsumfang dieser Policen fällt unterschiedlich aus. Üblicherweise beinhalten solche Policen laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aber eine Entschädigung bei Betriebsunterbrechungen, Kostenerstattung für Datenwiederherstellung und die Übernahme von Drittschäden, etwa wenn den Kunden eines betroffenen Unternehmens Schäden entstanden sind. „Ein wichtiger Baustein ist die Forensik, um herauszufinden: Was ist da eigentlich passiert?“, erklärt Peter Graß, Cyberversicherungsexperte des GDV. Auch eine Rechtsberatung für Datenschutzverletzungen ist in vielen Policen enthalten. Das Segment der Cyberversicherungen gibt es erst seit wenigen Jahren. Laut GDV haben inzwischen 38 Versicherungsgesellschaften entsprechende Policen im Angebot, darunter auch große Konzerne wie die Allianz, R+V Versicherungen und Axa. Unternehmens- und Privatkunden haben aktuell nach
VERTRAUEN VERPFLICHTET Das Team der Werther und Ernst Vermögensverwalter GmbH, gegründet 2015 in Bielefeld, betreut mit einem hohen ethischen und moralischen Anspruch das Vermögen seiner Kunden langfristig und kompetent – bankenunabhängig, individuell, auf höchstem Niveau, allein dem Kunden verpflichtet und in der Region verwurzelt. Mit diesen Werten haben wir in den letzten vier Jahren das Vertrauen vieler Menschen gewonnen und wurden bereits viermal in Folge vom Fachmagazin „Elite-Report“ in Kooperation mit dem Handelsblatt ausgezeichnet. Wir freuen uns auf Sie im Lieneschweg 54 in Osnabrück!
Tel. 0541 962530-0 | info@wuevv.de | www.wuevv.de
GDV-Angaben rund 50 000 Verträge abgeschlossen, die Beitragseinnahmen liegen bei 50 Millionen Euro jährlich. Eine separate Statistik für den Unternehmensbereich führt der GDV nicht. Der Markt wächst: Die e-CrimeStudie von KPMG ergab, dass 2019 rund 27 Prozent der befragten Firmen eine Cyberversicherung abgeschlossen hatten, nach 22 Prozent im Jahr 2017. Weitere 28 Prozent planen oder prüfen den Abschluss einer Cyberversicherung. Um überhaupt in den Genuss einer solchen Police zu kommen, muss das IT-System einer Firma allerdings gewisse Mindeststandards erfüllen. Und da hapert es besonders bei vielen Mittelständlern, wie eine GDV-Umfrage jüngst ergab. Demnach erfüllt nur jeder sechste Betrieb (16 Prozent) zehn einfache Schutmaßnahmen wie regelmäßige Aktualisierungen von Virenscännern, Datensicherungen oder personalisierte Passwörter. Immerhin erfüllen 35 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe acht oder neun der Basisschutzmaßnahmen, bei 27 Prozent sind es sechs oder sieben. Unzureichende Sicherheitsvorkehrungen bei den Kunden sind allerdings nur eines von mehreren Problemen, vor denen die Versicherer beim Thema Cyber stehen, wie Versicherungsökonom Jörg Schiller von der Uni Hohenheim erläutert. „Das Hauptproblem aus Sicht der Versicherer sind die sogenannten Kumulrisiken. Das sind Schadensereignisse, die viele Versicherungsnehmer gleichzeitig betreffen. Das ist zum Beispiel bei Naturkatastrophen der Fall.“ Allerdings seien Naturgefahren wie Erdbeben oder Stürme regional begrenzt, sodass Versicherer diese Risiken weltweit gut streuen könnten. „Bei Cyberrisiken funktioniert das nicht, weil diese weltweit auftreten können. Da kann eine sehr starke Häufung von Schäden auftreten, und davor haben die Versicherer Angst“, sagt Schiller. Erpressungstrojaner wie Wannacry oder Petya machen nicht an Landesgrenzen halt. Dirk Kalinowski, Cyberversicherungsexperte bei Axa, bestätigt:
Foto:dpa/OliverBerg
„Wannacry war etwas, das viele Firmen weltweit betroffen hat und anders als eine Naturkatastropfe nicht regional begrenzt war. Doch Versicherer sind gewohnt, auch mit neuen Risiken umzugehen. Wir spielen denkbare Szenarien durch, etwa dass die Amazon-Cloud gehackt wird. Dann wären sehr, sehr viele Nutzer betroffen.“ Entsprechend vorsichtig wagen sich die Versicherer auf das neue Geschäftsfeld vor. Ein weiteres Problem kommt hinzu: die mangelnde Erfahrung mit Cyberrisiken. Schäden durch Erdbeben oder Überschwemmungen lassen sich anhand von jahrzehntelangen Erfahrungswerten vergleichsweise genau modellieren. Diese Erfahrung fehlt beim Digitalen. Kalinowski sagt: „Das Herausfordernde beim Thema Cyber ist, dass wir als Versicherer noch nicht über längere Zeiträume Erfahrungen damit sammeln konnten und dass es Szenarien geben kann, die man vorher noch nicht gesehen hat.“
„Die digitale Angriffsfläche wird unaufhörlich größer.“ Michael Sauermann, KPMG-Partner und Leiter Forensic Technology
Die Axa ist Kalinowski zufolge seit 2014 im Geschäft mit Cyberversicherungen aktiv und bietet Unternehmen aktuell zwei Optionen an. Kleinere Unternehmen können einen Cyber-Baustein zu einer bestehenden Versicherung hinzubuchen, etwa zu einer Betriebshaftpflichtversicherung. „Das Bausteinkonzept ist ein günstiges Einstiegsprodukt für kleinere Unternehmen. Für größere Unternehmen bieten wir eine separate Cyberversicherung an“, erklärt er. „Die Cyberversicherung ist immer noch ein Nischenprodukt für die Versicherer. Verglichen etwa mit Hausrat- oder Kfz-Versicherungen, ist die Bedeutung minimal, aber strategisch ist das Geschäftsfeld sehr wichtig.“ Die Versicherer tasten sich vorsichtig an das neue Segment heran, wie Versicherungsökonom Schiller erklärt. „Die Deckungssummen sind bisher niedrig und sichern eigentlich nicht das ab, was die Unternehmen gerne hätten“, urteilt der Experte. Und Axa-Manager Kalinowski sagt: „Nach Wannacry ist es schwieriger geworden, große Versicherungssummen im Bereich von 50 bis 100 Millionen Euro zusammenzubekommen. Die betroffenen Firmen waren zum Teil versichert, daher hat Wannacry manchem Versicherer schon wehgetan.“ Ähnlich wie die Axa fährt auch die R+V Versicherung zweigleisig und bietet für kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zehn Millionen Euro ein Standardprodukt mit Deckungssummen von wahlweise 25 000, 50 000 oder 100 000 Euro an, wie R+V-Cyberrisk-Experte Stefan Schmutterer erklärt. „Darüber hinaus gibt es ein Individualprodukt für größere Mittelständler und Konzerne. Hier liegen die Versicherungssummen bei bis zu zehn Millionen Euro. Das bieten wir aber in der Regel Kunden an, die sich umfassend bei R+V versichern“, sagt Schmutterer. Und mit welchen Kosten muss ein Unternehmen rechnen, das sich gegen Cyberrisiken versichern will? „Wie viel eine Unternehmen für unser Standardprodukt zahlen muss, hängt von der Unternehmensgröße, seiner Tätigkeit und einigen weiteren Faktoren ab, nicht zuletzt der gewählten Versicherungssumme. Im Normalfall bewegt sich der Jahresnettobeitrag zwischen 200 und 1200 Euro“, sagt Schmutterer. Er weist auch darauf hin, dass es gar nicht unbedingt Kriminelle sein müssen, die für IT-Probleme sorgen. „Hackerangriffe verursachen nur einen Bruchteil der Schäden, die uns gemeldet werden. Zumeist ist es das Fehlverhalten von Mitarbeitern, das zu IT-Problemen führt.“ Zum Kundenkreis zählen Schmutterer zufolge vor allem solche Firmen, „die ihre Prozesse schon stark digitalisiert haben und denen klar ist, dass sie nicht mehr arbeitsfähig sind, wenn die IT stillsteht. Das sind Hotels, Elektroinstallateure, Rechtsanwälte und Ärzte.“ Besonders bei Ärzten sei es heikel, wenn die IT ausfalle, weil sie dann ihre Krankenkassenabrechnungen nicht machen könnten. „Einer unserer Kunden stand vor diesem Problem, nachdem er sich einen Verschlüsselungstrojaner eingefangen hatte.“ Der Mediziner konnte auf die Unterstützung seiner Versicherung zurückgreifen – und die wiederum auf einen Dienstleister, der den Rechner des Mannes wieder flottmachte. KPMG-Fachmann Sauermann ist überzeugt, dass der Markt für Cyberversicherungen stark wachsen wird. „Die digitale Angriffsfläche wird unaufhörlich größer, und Cyberrisiken nehmen kontinuierlich zu.“
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GELD & GESCHÄFT
Liegt die Zukunft auf der Plattform? Uber, Airbnb, Amazon & Co machen es vor: Ein junges Unternehmen plant Ähnliches im Handwerk
VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/HAMBURG Uber bietet Fahrdienste an, ohne ein eigenes Taxi zu besitzen. Airbnb ist als Wohnungsvermittler ohne Immobilien gestartet. Lieferando bietet AußerHaus-Essen ohne Restaurant. Die Liste bestehender Plattformen in unterschiedlichen Branchen ließe sich fortsetzen – die Tech-Riesen Facebook, Google & Co. nicht einmal eingeschlossen. Digitale Ökosysteme sind ein Megatrend, der sich auch auf Handwerk und Industrie ausweitet. Über die Anfänge wie „MyHammer“, die dem Kunden ähnlich der Gelben Seiten den passenden Handwerker vermittelt, ist die Branche dabei längst hinaus. Statt nur Mittelsmann zu sein, werden Plattformen zu einer Art modernem und digitalem Generalunternehmer, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Ein Beispiel: das Dortmunder Start-up Myster. Mehr als 300 gewerksübergreifende Vertragshandwerker hat Gründer Mirco Grübel derzeit unter Vertrag, die zum Beispiel Badrenovierungen im Auftrag des Start-ups ausführen.
Den Vertrag schließt der Kunde direkt mit Myster ab, das Start-up koordiniert die Arbeiten und schließt die Gewährleistung ab. Ein ähnliches Konzept verfolgt Tim Ehling, allerdings hat sich der gebürtige Hamburger auf den Bau von Regalen und Schränken nach Maß spezialisiert – selbstverständlich ohne eigene Produktion. Die Idee kam dem 33-Jährigen, der selbst keinen Handwerksberuf ge-
„Es braucht eine Technologie, um die Aufträge an die Hersteller zu verteilen.“ Pickawood-Gründer Tim Ehling
Ein Tischlerbetrieb gehört nicht zum Hamburger Unternehmen Pickawood. Es stellt die Plattform, über die Kunden ihre Bestellungen konfigurieren,undverteiltdann dieAufträgeanseinePartner. Foto: imagoimages/Westend61
lernt hat und eigentlich aus dem Bereich Onlinemarketing kommt, während eines Familienbesuchs in Polen. „Bekannte hatten sich gerade eine Schrankwand vom Tischler machen lassen. Der Preisunterschied zu einem qualitativ vergleichbaren Produkt in Deutschland war erheblich, und so war die Idee von Pickawood geboren.“ Noch heute lässt Ehling die bestellten Produkte bei verschiedenen Partnern im Nachbarland fertigen. „Wir sprechen aktuell aber auch mit deutschen und französischen Herstellern“, sagt der Gründer. Mit insgesamt 13 arbeitet das Unternehmen heute zusammen. „Daher braucht es eine Technologielösung, um Aufträge an die Hersteller zu verteilen.“ Im Fall von Pickawood – zu Deutsch „such dir dein Holz aus“ – sei das die eigene Plattform, über die der Kunde
das individuelle Möbelstück plant und auch das Angebot bekomme, die Software kommt von eigenen Entwicklern. Mit seinen Partnern hat Pickawood Rahmenverträge für jeden Arbeitsschritt geschlossen. Was für den Auftrag nötig ist, wird während der Konfiguration im Hintergrund summiert, sodass der Kunde direkt weiß, was der Auftrag kosten würde. Von welchem Hersteller oder welchen Herstellern das Möbelstück am Ende gefertigt wird, weiß der Kunde nicht. „Wir geben jedes Möbelstück dem Hersteller vor und sind für den Kunden der Ansprechpartner. Wir sind also zwar kein klassischer Marktplatz wie Amazon oder Ebay. Aber wir verfolgen mit unserem Plattformansatz eine Lösung, bei der wir Tischler und andere Gewerke in unser Geschäft mit einbeziehen.“ Und so macht der Möbelhersteller
ohne Produktion rund sieben Millionen Euro Umsatz pro Jahr, vor allem in Deutschland, aber auch in Frankreich oder der Schweiz – Tendenz steigend. Der Altersschnitt der vornehmlich privaten Kunden liegt bei etwa 50 Jahren. „Eine eigene Fertigung kommt für uns nicht infrage“, sagt Gründer Tim Ehling, der durch Crowdfunding-Kampagnen 7 Prozent seines Unternehmens an Crowd-Investoren abgegeben hat, auch heute noch. Perspektivisch ist für das Hamburger Unternehmen jedoch eine Kooperation mit dem stationären Handel ein Option. Sind Plattformen wie diese eine Gefahr für das etablierte Handwerk? Aktuell nicht, sagt Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim. „Sorge machen mir die Plattformen aktuell
noch keine. Man muss das Angebot aber im Auge behalten und darf die Konkurrenz nicht unterschätzen.“ Denn wenn eine Plattform die gleiche oder bessere Qualität zum gleichen Preis biete, werden sich Marktanteile verschieben, ist sich Ruschhaupt sicher. Hier sind für den Hauptgeschäftsführer aber auch die Handwerker selbst gefragt, die mit einer eigenen Strategie auf den neuen Wettbewerber – und nichts anderes sei eine Plattform – reagieren müssten. Ohnehin spielt der Möbelmarkt im Netz eine immer größere Rolle. Rund 4,2 Milliarden Euro wurden laut Handelsforschungsinstitut EHI im vergangenen Jahr mit Wohnraumausstattung online umgesetzt. Dieses Potenzial will sich auch pickawood zunutze machen. Ist in einer Zeit, in der ein Kunde Mobilität will und nicht unbedingt ein Auto, ein Bad, aber nicht die Koordination der einzelnen Gewerke, die Plattform-Ökonomie der Weg in die Zukunft? Fest steht: Sind Netzwerke wie Uber & Co. einmal geschaffen, werden sie rasend schnell zu einem globalen Player, mit dem man rechnen muss. Denn aus Kundensicht bieten sie einen Mehrwert, der sich auch noch steigert, je mehr Leute mitmachen. Was für diese eher freizeitorientierten Angebote gilt, lässt sich auch eins zu eins auf Handwerk oder Industrie übertragen: Je mehr Partner und Spezialisten Plattformen wie Myster oder pickawood hinter sich vereinen, je größer ist das Angebot, das sie ihren Kunden anbieten können – und je wertvoller werden sie. Die Tatsache, dass sie die Leistung, die sie verkaufen, nicht selbst erbringen, erlaubt eine fast grenzenlose Skalierung des Geschäftsmodells – das wiederum bringt Wettbewerbsvorteile.
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Finanzierung mit Begeisterung Dirk Oliver Haller und die DFT Deutsche Finetrading AG
DFT-Universum: Mit Finetrading bietet die DFT schnelle und unkomplizierte Finanzierungskonzepte – für ein ganzes Universum an Themen und Bereichen
S
eit 2010 gibt es in Ladbergen, zwischen Münster und Osnabrück, die DFT Deutsche Finetrading AG. Dirk Oliver Haller, als gebürtiger Westfale bodenständig und gradlinig, vor allem aber neugierig und begeisterungsfähig, erkannte, dass nach der Weltwirtschaftskrise der Finanzbedarf extrem hoch war. Vielen traditionellen Kreditgebern schien es jedoch zu riskant, Handelsgeschäfte zu finanzieren. Mit der Erfahrung aus einer traditionellen Handelsfamilie konnte Dirk Oliver Haller genau nachvollziehen, was Warenvorfinanzierung bedeutet. Und so auch einschätzen, welche Chancen die Finanzierung bereithält. Deshalb gründete er sein Unternehmen und bietet seitdem den Finanzierungsbaustein Finetrading an.
Finetrader sind Zwischenhändler, die den Rohstoffoder Wareneinkauf für einen Produzenten oder Händler vorfinanzieren und ihm damit bankenunabhängige Liquidität bieten. Historisch gesehen ist das Prinzip des Zwischenhändlers schon sehr alt: Mit der Hanse, die sich im 12. Jahrhundert gründete, entstand ein traditioneller Handels- und Finanzierungsverbund. Dieses Prinzip des Zusammenhalts zwischen Kaufleuten sieht Dirk Oliver Haller heute in seiner Arbeit: »Ich bin selbst Kaufmann und kann mich daher sehr gut in die jeweilige Situation meiner Kunden hineinversetzen. Diese Begegnung auf Augenhöhe zeichnet unsere Arbeit aus.«
Finetrading als Ergänzung zu konventionellen Finanzierungen
Finetrading ist schnell, flexibel und effizient. Mit der DFT können Finanzierungen, nach Prüfung, schon nach kurzer Zeit abgewickelt werden. Gleichzeitig werden Angebote auf die jeweiligen Anforderungen der Kunden angepasst. Und das Finetrading ist in vielen Aspekten effizienter als andere Modelle. Das liegt zum Beispiel am Skonto-Effekt: Viele Unternehmen nehmen kein Skonto in Anspruch (74 Prozent, so eine Umfrage der atradius Kreditversicherung). Die DFT aber tut das, da sie einen Lieferanten unmittelbar bezahlt. Und die DFT beteiligt ihren Kunden, den Händler, dann an diesem gewährten Skonto. Das heißt, ein
Händler bezahlt im besten Fall weniger als den eigentlichen Rechnungsbetrag seines Lieferanten. Und er ist gleichzeitig in einer optimalen Verhandlungsposition, weil er »Sofortzahler« ist.
»Best Practice«-Kunden
Viele Kunden der Deutschen Finetrading AG haben die Vorteile des Finetrading erkannt und arbeiten mit der DFT zusammen. Die Bandbreite reicht dabei von Fahrradzubehörproduzenten über Reisegepäck- bis zu Toilettenpapierherstellern. Liix ist ein Händler von Fahrradzubehör in Köln. Dem Unternehmer sind Design und Hochwertigkeit wichtig. Deswegen lässt er von einem kleinen Produzenten in China fertigen, ein Familienunternehmen, das nur fürs Fahrrad produziert. Wenn es vor Ort zu Engpässen kommt, als zum Beispiel in China selbst Millionen neue Räder gebraucht wurden, ist die Finanzierung trotzdem sichergestellt. Packenger, ein Mühlheimer Unternehmen, das Reisegepäck produziert, ist wegen des Saisongeschäfts zum Finetrading gekommen. Und auch im Rohstoffhandel ist die DFT Partner. Der Toilettenpapierproduzent Hakle benötigt für seine Hygienepapiere Zellulose. Der Rohstoff wird auf dem Weltmarkt gehandelt. Um schnell und unkompliziert Kapital für den Einkauf zur Verfügung zu haben und bei Preisschwankungen ein hohes Maß an Flexibilität sicherstellen zu können, arbeitet Hakle mit der DFT.
Netzwerken bei eigenen Events
Nach fast zehn Jahren im Finanzierungsgeschäft hat Dirk Oliver Haller ein großes Netzwerk aufgebaut. Er ist auf Messen unterwegs, hält Vorträge und besucht Veranstaltungen. Ein Schwerpunkt ist vor allem die Realisierung eigener Events. So fand zum Beispiel in Köln mit Liix in dem Ladengeschäft des Unternehmens eine »after work action« statt. In diesem Format besuchen die Gäste der DFT nach Feierabend ein Unternehmen vor Ort. In lockerer Atmosphäre wird gefachsimpelt, Projekte und Lösungen werden vorgestellt. Als Sponsor des Fußballvereins VfL Osnabrück gab es zudem einen Event gemeinsam mit der Hakle GmbH in den Räumen des VfL. Ein Konzept, das sehr
Dirk Oliver Haller aus Ladbergen, Gründer und Geschäftsführer der DFT Deutsche Finetrading AG
gut ankommt: »Unsere Events sind ideale Gelegenheiten zum Netzwerken und sehr schnell ausgebucht«, berichtet Dirk Oliver Haller. Wesentlich ist für den leidenschaftlichen Geschäftsmann vor allem die Freiheit, die er seinen Kunden gibt. Ein Projekt ist in seinen Augen erfolgreich, wenn sich die Kunden frei bewegen, sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können und sich nicht mit Fragen der Finanzierung belasten müssen. Das Finetrading gibt diese Freiheit. »Nur auf den Zinssatz zu schielen ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Wir arbeiten lösungsorientiert, ganz individuell für jedes Projekt. Und wir lassen uns gern von unseren Kunden begeistern. Wenn wir von einem Projekt überzeugt sind, dann unterstützen wir das auch«, so Dirk Oliver Haller.
DFT Deutsche Finetrading AG Am Kanal 2-4 49549 Ladbergen Deutschland Tel.: 0 54 85/83 00 9-0 Fax: 0 54 85/83 00 9-77 E-Mail: info@dft-ag.de Internet: www.dft-ag.de Fotos/Bildnachweis © DFT Deutsche Finetrading AG
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
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Was schmeckt schon ohne rote Schoten? Gulasch, Chips und Ratatouille: Wie am Teutoburger Wald aus einer brasilianischen Frucht ein unverzichtbares Gewürz wird 30 Tonnen Paprika mahlt Gewürzriese Fuchs jeden Tag. Die Schoten wachsen bei brasilianischen Kleinbauern heran. Mitarbeiter reden mit bei der Mischung für Spaghetti Napoli. VON STEFANIE ADOMEIT DISSEN Wusch – stiebt eine rostrote Wolke in den Plastiksack. Hier rieselt er: der Stoff, der Rindfleischwürfel zum ungarischen Gulasch macht, Salami und Ratatouille die typische Note verleiht und Chips den Suchtfaktor. Eine duftige Wolke strömt in die Nase, aromatisch, fruchtig und ein bisschen scharf oder, wie Klaus Daniel findet: „Frischgemahlene Paprika riecht total genial.“ Eine Begeisterung, die nach 39 Jahren als Müller und Technischer Leiter bei Fuchs in Dissen kein Gramm abgeflaut ist. Im 38 Meter hohen Mühlenturm werden jeden Tag 30 Tonnen getrocknete Paprikaschoten zermahlen, im Jahr durchlaufen 24 000 Tonnen Gewürze den weithin sichtbaren Turm an der Autobahn 33. In Bigpacks wird das fertige Paprikapulver nach Thüringen gebracht und dort in die praktischen Haushaltsdöschen abgepackt, die Firmengründer Dieter Fuchs erfunden hat und die in fast jeder deutschen Küche stehen. Mischungen für die Industrie wandern direkt in Säcken von der Dissener Industriestraße zu Homann, Apetito oder den Wurstfabrikanten in Versmold und der gesamten Republik. Fuchs ist der größte deutsche Gewürzhersteller und weltweit das größte Gewürzunternehmen in Privatbesitz. Jedes Jahr kaufen die Deutschen 28 Millionen Päckchen Paprikapulver. Damit ist das rote Puver das beliebteste Gewürz nach Scharfmacher Nummer eins, dem Pfeffer. In der Dissener Konzernzentrale führen die Geschäftsführer Nils Meyer-Pries und Jan Plambeck durch die Produktion. Fuchs ist treu: In Dissen hat der im März verstorbene Firmengründer Dieter Fuchs vor über 65 Jahren in einer Garage – Steve Jobs und Bill Gates waren nicht die ersten „Garagengründer“ – begonnen, Pfeffer und Salz in kleine Tüten abzuwiegen und zum Kunden zu bringen. Per Rad. Heute erzeugen 3000 FuchsMitarbeiter auf vier Kontinenten 8000 verschiedene Produkte. So wie das Paprikapulver, dessen Qualität man an der Farbe ablesen kann. Je kräftiger das Rot, desto höher die Güteklasse. Edelsüßer Papri-
MiteinemWuschrutschtdasPaprikagewürzingroße Bigpacks. Hergestellt wirddieSpezereiausgetrocknetenPaprikaschoten.AmFuchs-Sitzin DissenerfolgtaucheinestrengeQualitätskontrolle.
Fotos:FuchsGewürze
Die Behälter zeigen, was sie beinhalten: Grüner Lack steht für Kräuter, Grau für Pfeffer, und im roten Kessel landet, na klar, die Paprika. Hier oben ist es warm und hell, für untrainierte Nasen duftet es undefinierbar, aber angenehm. Müller Klaus Daniel gibt die technischen Komponenten in die Mühle ein. Eine große Rolle spielt dabei der Fettgehalt. Dann wird aus den roten Schoten endlich das würzige Paprikapulver. Weil sich die Oberfläche des Produkts dabei vergrößert und sich ätherische Öle schon bei 30 Grad verflüchtigen, sind die Mühlen geschlossene Systeme.
Die Schwerkraft lässt das fertige Paprikapulver nach unten fallen. Bis in den Bigpack. Es geht aber auch ganz klein: „Wir kaufen auch Safranfäden und mahlen sie“, sagt Nils Meyer-Pries. „Dann geht es um Gramm statt um Tonnen.“ Für die Geschäftsführer ist ein Besuch in der Gewürzmühle jedes Mal ein Fest. „Wir sind Gewürz-Junkies. Das ist einfach so.“ Und damit sind sie nicht allein: Deshalb durften 150 Mitarbeiter die neue Gewürzmischung für Spaghetti Napoli in einer Blindverkostung auch mitbestimmen. Paprika ist natürlich auch drin.
ka hat 80 Asta, es gibt aber auch tief rubinrotes Pulver mit über 200 Asta. Scharf schmeckt der Rosenpaprika. „Unsere Paprikaschoten kommen zu einem großen Teil aus Brasilien“, erzählt Nils Meyer-Pries, während er ellenlange Regalmeter mit gestapelten Rohgewürz-Säcken passiert, ein zarter Hauch von Kreuzkümmel liegt in der Luft, ein paar Schritte weiter eine Spur von Oregano.
„Wie alle Gewürze ist Paprika zunächst ein Agrarprodukt, am Anfang steht sie auf dem Feld.“ Nils Meyer-Pries, Fuchs-Geschäftsführer
PaprikaernteistHandarbeit.AuchFuchs-ChefNilsMeyer-Pries(l.)hatinBrasilienschonmitangepackt.
Auch in Brasilien wächst nur eine Paprikaernte pro Jahr. „Diese lagern wir ein und bedienen uns übers Jahr.“ Doch bis das Nachtschattengewächs im Lager landet, ist es ein weiter Weg: „Wie alle Gewürze ist Paprika zunächst ein Agrarprodukt, am Anfang steht sie auf dem Feld.“ Deshalb gehört die Arbeit der Paprikaund Pfefferbauern in Brasilien wie die der Petersilienbauern in Bayern zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Beim Pfefferanbau beispielsweise setzt man seit Jahrzehnten auf kleine Landwirte, „die oft über drei Generationen für uns arbeiten“, erzählt Marketing-Chef Jan Plambeck. Das schafft Versorgungssicherheit – für Fuchs und 500 Bauernfamilien. Das ist wichtig, weil die Nachfrage nach Gewürzen wächst. „Nicht, weil mehr gekocht, sondern weil mehr gewürzt wird“ , sagt Plambeck. Zur Versorgungssicherheit gehöre dabei auch, die Risiken in einzelnen Ländern zu beurteilen. Da, wo der Pfeffer wächst, in Vietnam, habe Fuchs einen engen Draht zu den Behörden. In Brasilien stehe die Firma in direktem Kontakt zum Landwirtschafstministerium. Plambeck: „Wir kennen dort auch jeden Landwirt, haben Kontrolleure und Lehrkräfte, die sie besuchen, sehen über Satellit, wie die Felder aussehen. So können wir auch Landraub verhindern.“ Schon vor dem Transport der Paprikaschoten nach Deutschland zieht Fuchs im Erzeugerland erste Proben. Nils Meyer-Pries: „Jeder Sack Paprika wird analysiert.“ Erst dann geht es aufs Schiff. Dieselbe Prozedur durchlaufen die Nachtschattengewächse noch einmal bei der Ankunft in Dissen: Hier arbeiten allein 40 Mitarbeiter in der Qualitätssicherung. „Da ist sie“, sagt Nils Meyer-Pries und hält eine lang gezogene, schlanke Schote in der Hand. Die Samen fehlen, sie würden die Farbe verfälschen. Meyer-Pries: „Die Schoten trocknen am Busch in der Sonne. Bis sie ausgewachsen sind, brauchen sie aber sehr viel Feuchtigkeit.“ Paprika ist bewässerungsintensiv.
Etagenwechsel im Mühlenturm: Paprikaschoten sind hier weit und breit nicht mehr zu sehen, dafür lange Metallröhren und Schlauchsysteme. In diesen Röhren werden alle Gewürze keimreduziert. Denn wenn Früchte und Kräuter im Ursprungsland auf Folien trocknen, kann schon mal ein Tier über die Ernte laufen. Für die Paprika reichen wenige Sekunden im Dampfentkeimer – wenn die Müller Temperatur, Druck und Zeit exakt austarieren. Erfahrungssache. Ein Sauger inhaliert die Schoten in die Höhe. Hier werden sie homogenisiert, bevor sie zermahlen werden.
GEWÜRZE SCHREIBEN GESCHICHTE
Die erste Aktie der Welt hatte 18 Prozent Rendite Gewürze haben Weltgeschichte geschrieben, waren nicht nur unverzichtbare Zutat in der Küche, sondern auch Statussymbol und Anlass von Kriegen. Um der kostbaren Spezereien willen wurden Kontinente entdeckt und Kolonien erobert. Der Gewürzhandel machte Venedig, Lissabon und Antwerpen groß und wieder klein. Geografie, Kartografie, Schiffbau und Navigation verdanken dem Gewürzhunger wichtige Impulse. Dabei würzte schon der Jungsteinzeitmensch seine kargen Mahlzeiten mit Kümmel und Kerbel. Das erste schriftliche Zeugnis stammt aus Mesopotamien: Auf drei Keilschrifttafeln stehen 30 Kochrezepte, gewürzt wurde mit Koriander und Knoblauch. Bald wurden auch Parfums
mit Gewürzen aromatisiert, eine Manufaktur auf Zypern verwandte 1850 v. Chr. Lorbeer und Rosmarin. Im alten Rom dufteten die Frauen nach Zimt, Safran und Majoran. Und Hildegard von Bingen zog Gewürze als Medizin. Mit den Kreuzzügen wurden diese zu Statussymbolen: Die Schiffe, die die Soldaten im Heiligen Land versorgten, kamen mit Muskatnuss, Nelken und Pfeffer zurück. So kam es, dass ein Pfund Muskat in Deutschland so wertvoll wie sieben fette Ochsen war. Die horrenden Preise waren Anlass für das westliche Europa, Entdecker auf die Suche nach Gold, neuen Ländern und Gewürzen zu schicken. Kolumbus brachte Vanille und Chili mit, Vasco da Gama fand den Seeweg nach Indien.
Gewürze waren ein solch kostbares Gut, dass die Niederländer 1602 mit der Vereinigten Ostindischen Companie die erste Aktiengesellschaft der Welt gründeten. In den 200 Jahren ihres Bestehens zahlte sie im Schnitt über 18 Prozent Dividende, oft ausgegeben als Gewürze. Währenddessen nutzte Königin Elisabeth I. ihre British East India Company für die Kontrolle der Ressourcen des Subkontinents. Doch wo Macht ist, ist die Konkurrenz nicht weit: In vier erbitterten Kriegen stritten die Niederlande und England (1652 und 1784) auch um den Zugriff auf die Gewürzregionen. So kamen die Holländer 1667 im Tausch zu der kleinen, von England in Besitz genommenen indonesischen MuskatInsel Run – und gaben
dafür eine Halbinsel in Amerika her: Manhattan. Auch Frankreich mischte mit: Trotz Androhung drakonischer Strafen raubte 1770 ein Franzose den Niederländern Muskat- und Nelkensetzlinge und kultivierte diese auf Mauritius und La Réunion. Und wer in den Hansestädten mit Pfeffer, damals wertvoll wie Gold, reich geworden war, war eben ein Pfeffersack. Der Anbau des Lieblingsgewürzes von Fuchs-Chef Nils MeyerPries, der Vanille, war übrigens 300 Jahre lang in spanischer Hand. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gelang auf der Insel La Réunion die manuelle Bestäubung der VanilleOrchidee. Heute ist Safran das teuerste Gewürz der Welt, immer noch gefolgt von Vanille und Kardamom. sta
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
HieristerzuHause:derVW-Porsche 914, hierein ExemplarausderVW-Sammlungim ehemaligenKarmann-Stammwerk in Osnabrück.Dort liefenbis Mitteder1970er-Jahrefast120000dieserAutosvomBand.
Fotos:JörnMartens
Der Flitzer aus Osnabrück Zu seiner Zeit war der VW Porsche 914 der erfolgreichste Zweisitzer VON GERHARD PLACKE OSNABRÜCK Vor 50 Jahren kam ein
Star der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt aus Osnabrück: Zusammen mit VW und Porsche präsentierte der Autobauer Karmann ein brandneues Modell, über das die Zeitungen in den Monaten zuvor eine Spekulation nach der anderen in die Welt gesetzt hatten: den VW Porsche 914. Am 11. September 1969 startete die Karriere des zu seiner Zeit erfolgreichsten deutschen Zweisitzers – bis zum Frühjahr 1976 verließen über 119 000 Exemplare des Mittelmotor-Flitzers die Werkshallen in Osnabrück beziehungsweise Zuffenhausen, wo die 3382 Sechszylinder des Doppeltyps ihre PorscheTechnik erhielten. Damit hatte der 914er sogar seinen stärksten Konkurrenten, den Opel GT mit gut 103 000 Exemplaren, hinter sich gelassen. Bei der Vorstellung des Neulings bat Ex-Rennfahrer, Porsche-Pressechef und Haudegen Fritz Huschke von Hanstein seine Kollegen der schreibenden Zunft inständig, aus der Modellbezeichnung VW-Porsche bitte keinen „Volksporsche“ oder noch schlimmer „VoPo“ (so hatte sich die Abkürzung der DDRVolkspolizei eingebürgert) zu machen. Dieser Schuss ging natürlich nach hinten los: Fortan war der Zweisitzer im deutschsprachigen Raum als Volksporsche bekannt. Was machte den VW-Porsche schon lange vor seinem Erscheinen zu einem Objekt von Spekulationen? In erster Linie war es die Nachricht vom sensationellen technischen Konzept des Neulings: Zweisitzer, herausnehmbares Dach wie beim Porsche Targa, Mittelmotor, Klappscheinwerfer („Schlafaugen“), fortschrittliches Fahrwerk vorne und hinten, fünf Gänge, Scheibenbremsen vorn und hinten, Gürtelreifen, Prallflächen statt Stoßstangen – ein Paket von Technik-Features, das man damals gerade von der Marke Volkswagen nicht erwartet hatte. Zur Erinnerung: Das Programm der Wolfsburger bestand damals aus langweiligen, zunehmend als rückständig angesehen Autos. Was bei allen VWs damals gleich war? Das HeckmotorKonzept – und das biedere Image, das es zum Beispiel Opel leicht machte, sich gerade in jenen Jahren ein jugendlich frisches Bild bei den deutschen Autofahrern zu schaffen.
All das sollte der VW Porsche für die Wolfsburger ändern: Und das gelang auch – es galt allgemein als Sensation, dass sich VW traute, solch ein Auto auf den Markt zu bringen. Wobei die Entwicklungsarbeit und die Ideen für das sportliche Teil von Porsche aus Zuffenhausen kamen. Die Zusammenarbeit beim Projekt 914 sollte beiden Firmen zugutekommen: VW stieg in der Meinung vieler Kunden, Porsche meinte, ein attraktives neues Modell im Programm zu haben, das den galoppierenden Preisen bei der Modellreihe 911/912 Einhalt gebieten kann. Dass gerade dieses Ziel im Endeffekt nicht erreicht wurde, lag, gemessen am Preis des ebenfalls nicht gerade günstigen VW PorscheVierzylinders (80 PS) mit knapp 12 000 DM, an den für den VW-Porsche-Sechszylinder (110 PS) geforderten gut 19 000 DM – zum Vergleich: Ein 90-PS-Opel-GT kostete knapp 11 000 DM, ein Porsche 911 T gut 20 500 DM. Zwar war der 914er aus Stuttgart deutlich schneller als der Vierzylinder aus Osnabrück (200 statt 177 km/h), aber auch durstiger und in der Wartung erheblich teurer – und der Preisabstand zum „echten“ Porsche 911 war für die Klientel der Sportwagenfahrer uninteressant – kurzum: Der VW Porsche914/6 war deutlich zu teuer. Und auch die geforderten 11954,70 DM für das Vierzylinder-
„Bitte werten Sie dieses Auto nicht als Volksporsche ab.“ Fritz Huschke von Hanstein, damals Porsche-Pressechef
Modell waren happig: Dafür gab es zwar grundsätzlich die moderne Fahrwerkstechnik und die vom geschlossenen zum offenen Wagen wandelbare Karosserie, der Motor stammte allerdings vom öden VW 411 – durch Benzineinspritzung zwar von 68 auf 80 PS erstarkt, aber doch lahm und laut – auch wenn das Spitzentempo respektabel war. Das lag nicht zuletzt am Gewicht von 950 Kilo, am günstigen cW-Wert und der kleinen Stirnfläche des Zweisitzers, die dem Wind wenig Widerstand entgegenbrachte. Platz war für zwei Personen reichlich da, der anfangs nicht verstellbare Beifahrersitz ließ dem Mitfahrer sogar so viel Beinfreiheit, dass eine Fußstütze („Porsches Haushund“) mitgeliefert wurde. Erlaubt war auch, mit drei Personen zu fahren – allerdings nur mit einem sogenannten Mittelsitz-Kissen, was kleinliche 38,85 DM zusätzlich erforderte – lange Listen mit Extras schreiben konnten Porsche und VW auch damals schon… Beispiele? Heizbare Heckscheibe: 77,70 DM; Gurte: 88,80 DM; Halogen-Hauptscheinwerfer: 33,30 DM; getönte Verglasung: 166,50 DM; Lederlenkrad: 99,90 DM; breitere Gürtelreifen: 61,05 DM und Sonderfarbe für 549,45 DM. Die normale Ausstattung des Neuen aus Osnabrück war ärmlich, auch nach außen. Die modernen Stoßflächen des Wagens waren in Wagenfarbe lackiert, ebenso der Überrollbügel – das sah trist aus, vor allem im Vergleich zur gut 500 DM teureren S-Ausstattung, die durch einen mit schwarzem Vinyl überzogenen Bügel und verchromte Stoßflächen mit Gummirand wesentlich properer daherkam. Die allermeisten Kunden entscheiden sich dann auch für das S-Paket, was von den Marketingleuten in Wolfsburg auch so gedacht war und die Kasse heller klingen ließ … Ausschlaggebend für die ausführliche Berichterstattung über die VW-Porsche-Pläne und die teils wilden Spekulationen um das Fahrzeug war auch die Beziehung beider Firmen seit ihrer Gründung. Die guten geschäftlichen und auch privaten Verbindungen – eine Tochter von VW-Patriarch Heinrich Nordhoff hatte einen Vertreter des Porsche-Zweiges Piëch geheiratet – waren auch der Geburtshelfer für den VW-Porsche. Per Handschlag besiegelten Firmenchef Ferry Porsche und Heinrich Nordhoff 1965/66 die
Schlafaugen und filigrane Außenspiegel sindtypische Accessoires der Zeit.Der914erSchriftzugunseres Fotomodellsaus demJahr1974 zeigtjedem gleich, welcherAutotyp ihngerade überholthat.
Abmachung, einen gemeinsamen Sportwagen zu entwickeln – zum Wohle aller Beteiligten. Die Porsche-Leute setzten ihre schon lange gestarteten Vorarbeiten zu solch einem Projekt fort: konstruierten – verwarfen – konstruierten – verwarfen. Und mussten 1968 mit Schrecken vernehmen, dass der neue VW-Chef Kurz Lotz – Nordhoff war im April 1968 gestorben – von dem Projekt nichts wissen wollte: Verträge gab es nicht! Nach aufregenden Tagen vor allem in Zuffenhausen setzten sich die Befürworter des gemeinsamen Sportwagens schließlich durch. Aber diese Querelen kümmerten die Kunden schließlich nur wenig – Hauptsache eine freie Landstraße bei schönem Wetter wartete auf sie: Denn die Schokoladenseite des 914ers war – und ist immer noch – seine Straßenlage. Mit dem flachen, gut ausgewogenen Ding sind unglaubliche Kurvengeschwindigkeiten drin. Kurvige Strecken lassen das Herz aufgehen, da stört die hakelige Schaltung nur wenig. Der grummelige, luftgekühlte Motor direkt hinter den Passagieren tut dem Genuss keinen Abbruch. Eine Probefahrt des Schreiberlings als Halb-
wüchsiger zwischen zwei ausgewachsenen Zeitgenossen Anfang der 1970er-Jahre wird ihm immer im Gedächtnis bleiben. Allerdings auch die Bemerkung von ZDFAutotester Rainer Günzler, der einem frühen 914er nach der obligatorischen Wasserdurchfahrt attestierte, der Innenraum gliche einem mittelgroßen Hallenbad… Der Spaßfaktor im 914er treibt die Produktionszahlen – für den Vierzylinder – in ungeahnte Höhen: von gut 20 000 im Jahr 1970 bis auf mehr als 28 000 drei Jahre später, dem Höhepunkt der Fertigung. Inzwischen war der teure Sechszylinder von einem deutlich günstigeren größeren Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum und 100 PS abgelöst worden. Das war die richtige Maschine für den Mittelmotor-Flitzer. Die 1974-Zahlen waren noch ganz anständig (rund 17 000), aber dann ging es rapide bergab – bis zum Frühjahr 1976, als die letzten 914er in Osnabrück vom Band liefen – wie schon in den Jahren zuvor fanden die allermeisten in den USA ihren Käufer – übrigens wurden sie dort ausschließlich als Porsche 914 verkauft. Vielleicht lag der Erfolg des Modells auch an den schrillen Far-
ben, die im Programm waren (Signalorange, Sonnengelb, Phönixrot) oder an der pfiffigen Werbung, die ganz im Stil der 1970er-Jahre frech und bunt daherkam – mit knackigen Sprüchen wie zum Beispiel: Der Kurvenstar ohne Allüren.; Ein Platz an der Sonne.; Auf geht’s. oder Mehr Farbe. Mehr Spaß. Mehr Sicherheit.: Auf jeden Fall war der 914er „Deutschlands schnellster Verkaufserfolg“. Um die Produktionskosten zu senken und den Kunden Neues zu bieten, gab es in Wolfsburg und Zuffenhausen verschiedene Überlegungen: Mal sollten die Klappscheinwerfer zugunsten von Rechteckleuchten wegfallen, mal sollte es weniger Extras geben – diese Pläne wurden genauso fallen gelassen wie Überlegungen zu einer Vollautomatik. Auch wurden Versuche nicht realisiert, serienmäßig andere Motoren einzubauen. Ein ehemaliger VW-Ingenieur berichtete vom abenteuerlichen Fahrverhalten eines Versuchswagens mit einem Motor aus dem Audi 100 Coupé – ein schwerer 1,9-Liter-Reihenvierzylinder mit Wasserkühlung. Auch der damals von einigen befürwortete Wankelmotor des Konzernkindes NSU RO 80 fand keine Gnade vor Technikern und Kaufleuten! Fazit für diese Überlegungen: alles zu kompliziert und zu teuer! Im Laufe der Jahre entschied man sich anders in Wolfsburg – und gab den Auftrag zur Entwicklung eines 914er-Nachfolgers wieder an Porsche. Auf der Basis von AudiTechnik sollte ein 2+2-Sitzer als Coupé entstehen und ausschließlich als VW auf den Markt kommen. Aber das Schicksal meinte es anders: VW war ab 1971 in arger Geldnot, im Heimatland überflügelte Opel sogar die Verkaufszahlen der ewigen Nummer eins. Der Verkauf der HeckmotorAutos fiel in den Keller, es gab Entlassungen Tausender Mitarbeiter, Volkswagen ging es dramatisch schlecht, das Audi-Werk in Neckarsulm stand kurz vor der Schließung. Neue Modelle auf Audi-Basis (Passat) und vor allem die erste Generation von Golf und Scirocco standen ab 1973/74 vor einer unsicheren Karriere. VW-Chef Toni Schmücker gab das Coupé-Projekt mit großem Verlust an Porsche weiter. Das Auto erschien 1976 als Porsche 924 mit Audi-Motor und Teilen aus dem VW-Regal – und löste den Volksporsche ab.
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
Carsten Hoppe ist der „Pommes Män“ Mit einer Schnapsidee zum Rekordhalter: Der offiziell „kleinste Foodtruck der Welt“ ist ein E-Roller mit Grill
VON FREDERIK TEBBE
ImGuinness-BuchderRekorde:Carsten Hoppeundsein Food-Truck.Denbringter zuVeranstaltungenauchheutenochmit–allerdingseherals Gimmick.
Der Foodtruck kommt nicht von ungefähr, Carsten Hoppe hat Erfahrung in der Branche. Gemeinsam mit seiner Frau leitet der Pommes Män das Hoppe Event Catering. Er ist seit über 30 Jahren in der Branche und hat sich schon während seiner Lehre zum Kaufmann nebenbei etwas Geld dazuverdient, indem er bei Preußen Münster Bier gezapft oder Popcorn verkauft hat. „Alles, was man in flüssiger und fester Nahrung verkaufen kann, habe ich verkauft“, fasst es Hoppe zusammen. Lange Zeit hat er mit seiner Frau zusammen einen Freibadkiosk geleitet. Erst 2010 haben sie sich dann ihren ersten Imbisswagen gekauft und sich als Eventcaterer selbstständig gemacht.
„Ich möchte den Leuten vermitteln, dass man für einen schmalen Taler etwas Gutes zubereiten kann, das lecker schmeckt.“ Carsten Hoppe
„Wenn man so etwas seit 30 Jahren macht, dann weiß man, was funktioniert. Und man weiß vor allem, wie es funktioniert“, sagt Hoppe. Zwischen privatem Grillen und gewerblichem Grillen lägen nämlich Welten. „Weil du ganz andere Mengen machst: Wenn du zu Hause 20 Würstchen grillst, ist das eine Sache, aber die machen wir quasi pro Minute. Das ist eine ganz andere Hausnummer.“ Hoppes Motto lautet: Auch auf einer Feier mit 1000 Gästen müssen der erste und auch der letzte Gast die identische Portion bekommen. „Das ist die Kunst.“ Bei großen Veranstaltungen bereiten der Pommes Män und sein Team in acht Stunden gut 3000 Currywürste zu. „Das musst du erst mal handeln können.“ Der Münsteraner wird auf Sommerfesten von Firmen gebucht, aber auch auf Hochzeiten und Geburtstagen. „Ich finde den Job so geil“, sagt der Pommes Män. „Weil du am Wochenende arbeitest, wenn alle frei haben. Alle haben gute Laune, du kannst leckeres Essen machen. Und: Wenn alle wieder arbeiten müssen, hast du frei.“ Montags und dienstags holen sich die Hoppes das Wochenende zurück. Weil der Pommes Män in Münster und Umgebung inzwischen einen Namen hat, werden die Feierlichkeiten, bei denen er am Grill steht, auch besonderer. So machte er bereits Catering für die Teams vom „Tatort“ Münster und vom „Wilsberg“. Hoppe erzählt begeistert von Mottopartys oder einer sehr liebevoll gestalteten Halloween-Feier. „Und dann kannst du da Gast drauf sein. Auf der Party,
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auf der du immer mal eingeladen werden wolltest, wirst du auch eingeladen. Musst halt nur ein bisschen Essen machen.“ Von Mai bis Oktober herrscht Hochsaison. „Da könnte ich zehn Imbisswagen haben. Die würde ich loswerden, weil in der Zeit generell die Nachfrage viel höher ist als das Angebot.“ Für diese Zeit haben die Hoppes etwa ein halbes Jahr Vorlauf – die Planungen für solche Feste, merkt der Pommes Män, beginnen häufig um Weihnachten und Neujahr herum. Ist das Fest geplant und der Caterer gebucht, kommt Hoppe vorbei – zum Beispiel im schwarzen Imbisswagen mit Flammen drauf. Er mache sich um das Design seiner Angebote immer eine Menge Gedanken. „Wenn du einfach einen weißen Wagen hast, dann will dich keiner haben. Aber wenn du einen schwarzen Wagen mit coolem Holz-Interieur und LED-Leuchten hast, dann finden die Leute das gut. Man muss sich ja auch in die Gäste hineinversetzen.“ Ein anderes Angebot: Das „Nostalgie-Fahrrad“, das auf Sektempfängen etwa bei Hochzeiten sehr beliebt ist. Ein altes Bakfiets aus den 50er-Jahren mit einer Edelstahlkiste und Crushed Eis, in der Schampus kaltgestellt wird. „Wenn das cool aussieht, dann wirst du auch eher gebucht.“ Wenn es der Anlass anbietet, hat Hoppe auch den kleinsten Food-
Foto:TimmRandow
truck der Welt dabei. Aber eher als Gimmick: Auf dem kleinen Grill lassen sich schließlich keine 20 Würste die Minute zubereiten. Wenn der Pommes Män jedoch für ein Oldtimer-Treffen oder Motorsport-Veranstaltungen gebucht wird, nimmt er den Roller mit. Ein „Eyecatcher“ sei das. „Der zieht die Leute an.“ Wenn Hoppe nicht gerade Rekorde einstellt oder die Region mit Pommes, Currywurst und Co. versorgt, widmet er sich der Videoplattform Youtube. Dort hat der Pommes Män gleich zwei Kanäle: Auf dem einen tüftelt er an Dingen wie dem kleinsten Foodtruck der Welt. Auf dem anderen Kanal zeigt Hoppe, wie man Fast-Food-Klassiker wie Döner und Burger selbst machen kann – schnell, frisch und halbwegs gesund, weil die Zusatzstoffe fehlen, die bei Fertigprodukten und in Fast-Food-Ketten im Essen landen. Hoppes Motivation dahinter? „Ich finde es
geil, aus wenigen und günstigen Zutaten etwas zu kreieren“, sagt er frei heraus. Dabei nehme er sich ganz bewusst Fast Food vor und keine anspruchsvolleren Gerichte. Sein Ziel sei es, dass sich so auch Leute angesprochen fühlen, die nie in der Küche stehen und sich durch seine Anleitung daran versuchen möchten. „Ich bin ja selbst kein gelernter Koch, sondern Autodidakt und probiere viel aus. Ich möchte den Leuten vermitteln, dass man für einen schmalen Taler etwas Gutes zubereiten kann, das lecker schmeckt. Etwas, das dir die Angst vorm Kochen nimmt und dich dazu bringt, dich mit dem Essen zu beschäftigen.“ Darüber hinaus ist es die Neugier, die ihn antreibt. Kann man ein Steak mit dem Auspuff eines Moped grillen? „Das interessiert mich. Und das will ich wissen. Also probiere ich es aus“, sagt der Münsteraner. Und filmt es für Youtube. Do it yourself. Je verrückter, desto besser. Wirklichen Profit macht er mit den Videos jedoch nicht. Mit beiden Kanälen zusammen kommt er auf fast 100 000 Abonnenten. Er sieht das eher als Hobby. „Natürlich ist das Werbung für mich“, gibt er zu. „Aber was ich damit verdiene, das ist gutes Taschengeld.“ Eines, das er zumeist in neue Technik investiert. „Des Geldes wegen hätte ich nie damit anfangen müssen.“ Fo to: im ag o im ag es/ Sc ho en ing
MÜNSTER „Zurzeit bin ich erst mal der, der den Kleinsten hat“, sagt Carsten Hoppe. Seine Lippen kräuseln sich zu einem leichten Lächeln, dann lehnt er sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Der Münsteraner hat tatsächlich den Kleinsten – und zwar den kleinsten Foodtruck der Welt. Der prangt gerade auch als Desktop-Hintergrund auf seinem Computer im Arbeitszimmer in seiner Wohnung in Münster: Ein E-Roller mit einer Bank aus Bierkisten, in denen Platz für einen kleinen Grill und alle dazugehörigen Utensilien ist. Mit seinem Food-Truck ist der selbst ernannte „Pommes Män“ laut Rekord-Institut für Deutschland (RID) Weltrekordhalter. „Das war nicht beabsichtigt“, sagt er. Eigentlich wollte Hoppe eine „fahrende Bierkiste“ bauen. Hoppe ist Tüftler, wie auch der Raum deutlich zeigt: Hier steht ein Arcade-Videospielautomat, den er selbst gebaut hat. Überm Computer hängt ein Geweih, das er aus einem Fahrradlenker und Fahrradsitz zusammengestellt hat. Doch auf der Suche nach seiner fahrenden Bierkiste fiel dem Münsteraner bei eBay-Kleinanzeigen ein E-Roller in die Hände, der für den Bastler einige Vorzüge hatte: Weil er, anders als ein Benzinmotor, leise ist und auch nicht stinkt, wäre es für die Nachbarn angenehmer, die so nicht die Polizei rufen oder sich bei ihm beschweren würden. „Ursprünglich wollte ich nur eine Bierkiste draufbauen, aber weil der Roller so lang ist, mussten es zwei werden.“ Den Platz, den Hoppe übrig hatte, nutzte er zunächst für stärkere Batterien. „Aber dann war da noch mehr Platz, und dann habe ich eben den Grill eingesetzt. Das ist natürlich bekloppt, aber bisher gab es keinen kleinsten Foodtruck der Welt.“ Hoppe überschlägt: „Da stecken locker 100 Stunden Arbeit drin. Allein das Innengeflecht aus Plastik aus den Bierkisten zu fräsen hat fünf bis sechs Stunden gedauert.“ Und das alles ohne Bauplan, er hat die Konstruktion schließlich selbst ersonnen. Doch Hoppe bastelt seit seiner Kindheit, schon früher hat er an Fahrrädern geschraubt und sie modifiziert. Seine Devise: „Je verrückter, desto besser.“
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
LEBEN & LEIDENSCHAFT
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Regional überregional unterwegs
VomBodensee bisan dieNordsee:HeidelbeerenausAnkumfindendeutschlandweit ihreAbnehmer.
Der Lebensmitteleinzelhandel entdeckt Erzeuger vor Ort als Lieferanten für sich
Nachfrage nach regionalen Produkten steigt weiter. Einzelhandel will weitere Kooperationen eingehen. Erzeuger beliefern die Märkte in der Region oft direkt. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ NORDHORN Im Eingang eines Super-
marktes lächelt Landwirt Bernard von der Vorderseite eines Automaten, aus dem Kunden regional erzeugte Milch in Glasflaschen abzapfen können. In der Obst- und Gemüseabteilung machen große Schilder auf Produkte „aus der Region“ beziehungsweise „aus Niedersachsen“ aufmerksam. Und auf dem Eierkarton steht gar die Adresse des Landwirts um die Ecke, dessen Hühner diese Eier gelegt haben. Regionale Lebensmittel wie diese finden Kunden heute in vielen Segmenten im Supermarkt. Sie sind in aller Munde, liegen im Trend, auch vor dem Hintergrund von CO2-Debatten und Nachhaltigkeit. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft achten inzwischen 78 Prozent der Kunden darauf, Produkte aus der Region zu kaufen. Waren diese früher jedoch vor allem Wochenmärkten, Bioläden oder Sortimentsspezialisten wie Metzgern oder Bäckern vorbehalten, finden sie sich heute zunehmend auch
im Lebensmitteleinzelhandel wieder. Denn auf den Trend haben die großen Supermarktketten – auch aus der Region – wie Bünting mit Combi und Familia, aber auch Edeka Minden-Hannover reagiert. Ein Blick in die Sortimente zeigt: Sie sind offen für regionale Erzeuger – und suchen die Kooperation. „Als regionaler Player sind wir sehr dicht am Kunden, verstehen seine Bedürfnisse und haben den Anspruch, besser als andere auf diese
„Besonders im Sortiment Eier wäre ein Ausbau wünschenswert, scheitert aber an den fehlenden Kapazitäten der Anbieter.“ Frank Hilgenberg, Geschäftsführer Bünting Unternehmensgruppe
Obst undGemüseistmitBlickaufRegionalitätdie stärksteProduktgruppe.
zu reagieren. Daher hat das Thema ,regionale Produkte’ eine hohe Relevanz für uns als Handelsunternehmen und für unsere Märkte“, sagt Frank Hilgenberg, Geschäftsführer in der Bünting Unternehmensgruppe. Gleiches gilt für Edeka MindenHannover, die mit 9,4 Milliarden Euro umsatzstärkste von bundesweit sieben Regionalgesellschaften. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich von der niederländischen bis zur polnischen Grenze, in Teilen bedient wird Ostwestfalen-Lippe, beinahe ganz Niedersachsen liegt im Versorgungsgebiet der Einzelhändler sowie Bremen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Von den rund 1600 Märkten im Geschäftsgebiet werden mehr als zwei Drittel von selbstständigen Kaufleuten als eigenständige Unternehmen geführt. „Für Edeka sind regionale
Produkte ein fester Bestandteil in der Sortimentsplanung“, heißt es seitens des Unternehmens. Dazu zählt das Konzept „Bestes aus unserer Region“, unter dem alle Märkte als traditionell wichtigen Bestandteil auch regionale Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Milch und Eier vom Bauern nebenan anbieten würden. „In dieses Sortiment gehören aber auch regionale Erzeugnisse wie handwerklich gefertigte Wurstund Käse-Spezialitäten oder Konfitüren.“ Die größte Relevanz haben regionale Produkte sowohl bei Bünting als auch bei Edeka im Bereich „Obst und Gemüse“. „Aber auch Sortimente wie Backwaren, Getränke, Eier, Molkereiprodukte und Fleisch sind hier zu nennen“, sagt Hilgenberg. Ähnlich ist es bei Edeka Minden-Hannover, auch hier werden der Liste Eier, Molkereiprodukte
DEFINITION
Das bedeutet „regional“ Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass der Begriff „Region“ gesetzlich nicht definiert ist und unterschiedlich interpretiert und definiert wird. Lediglich zwei Siegel legen den Begriff eindeutig fest: Die „geschützte Ursprungsbezeichnung“ besagt, dass Lebensmittel in allen Produktionsschritten in einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Region hergestellt werden – zum Beispiel Parmaschinken und griechischer Fetakäse. Beim Siegel „geschützte geografische Angabe“ muss nur der letzte Produktionsschritt in der entsprechenden Re-
erzeugt, verarbeitet und vermarktet. Laut Verbraucherzentrale werden in der Werbung die Begriffe „regional“ und „Region“ oft wenig nachvollziehbar verwendet. Viele Kunden verstehen unter ihrer Region den Großraum um ihren Wohnort, zum Beispiel ihren Landkreis, ihr Bundesland oder bestimmte Naturräume wie die Eifel, das Vogtland oder den Taunus. Die Kommt das Produkt aus der Region? Bei Eiern haben Verbraucher schnell Empfehlung der VerbraudenDurchblick. Foto: imagoimages/Frank Sorge cherzentrale: Auf konkrete Regionsangaben achgion stattfinden – wie bei sagt ein Produkt „aus der ten, sich an den Angaben Schwarzwälder Schinken. Region für die Region“. Das im Regionalfenster orientieren oder direkt beim Insgesamt bedeutet „re- heißt, es wird innerhalb gionales Produkt“ grob ge- einer abgegrenzten Region Bauern kaufen. Das Regio-
nalfenster zeigt unter anderem an, woher die Hauptzutaten des Produkts stammen und wo sie verarbeitet wurden. An einigen Produkten wie Eiern lässt sich jedoch auch am Code erkennen, wo die Charge hergestellt wurde und aus welche Art von Haltung die Eier kommen. Während „0“, „1“, „2“ oder „3“ für bio, Freiland-, Boden- bzw. Käfighaltung steht, zeigt zum Beispiel „03“ nach der Länderkennzeichnung „DE“ an, dass die Eier aus Niedersachsen stammen. Der Verpacker steht zusätzlich mit Adresse auf der Verpackung.
Foto: imagoimages/Agentur54Grad
oder Wurstspezialitäten hinzugefügt. „Die Auswahl an regionalen Produkten steigt stetig.“ Das sieht auch Frank Hilgenberg bei Bünting. „Man spricht hier von einem ,Megatrend’.“ Regionale Produkte seien im sogenannten „Relevant Set“ des Verbrauchers – der Auswahl aus einem Produktangebot, die für ihn persönlich für einen Kauf infrage kommt – fest verankert. Entsprechend weist Edeka in ihren wöchentlichen Webebeilagen, Anzeigen und Kennzeichnungen an den Regalen auf die Auswahl regionaler
Für „Bestes aus unserer Region“ kommen die Produkte aus einem Umkreis von 30 Kilometern.
Produkte hin, so die Genossenschaft. „Darüber hinaus gibt es regelmäßige Sonderplatzierungen oder Verkostungen in den Märkten.“ Und macht es für den Kunden preislich einen Unterschied, ob er regional oder nicht regionale Produkte kauft? Pauschal sei das nicht zu beantworten, so Hilgenberg. „Die Preisstellung eines Produktes richtet sich immer nach der Positionierung desselben. Faktoren wie Kosten des Produktionsprozesses und der Rohstoffe etc. spielen hier eine Rolle.“ Verbraucher seien jedoch durchaus bereit, mehr für regionale Produkte auszugeben, heißt es seitens Edeka. Für den Bünting-Geschäftsführer sind Erzeugnisse aus der Region auch ein Kriterium zur Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb. „Daher sind sie ein fester Bestandteil unserer Strategie. Aus diesem Grunde haben wir unser Regionalkonzept gerade vor Kurzem erst ganz neu aufgerollt und in das Thema ,Gutes aus der Region‘ investiert.“ Dazu gehört, dass auch neue regionale Produzenten identifiziert wurden. „Übrigens vor allem auch Produkte, die über die Kunden an die örtlichen Märkte herangetragen worden sind.“ In einem Bereich würde sich Hilgenberg allerdings eine noch stärkere Kooperation wünschen: bei Eiern. „Ein Ausbau wäre wünschenswert, scheitert aber an den fehlenden Kapazitäten der Anbieter.“ Bei Edeka würde man sich besonders über eine Erweiterung im Bereich Käse freuen. Mehrheitlich kooperiert Bünting mit kleinen Direktvermarktern, so Hilgenberg. In diesem Fall werde das Tagesgeschäft direkt zwischen Markt und Erzeuger abgewickelt. „Grundsätzlich gilt für alle – auch die regionalen – Lieferanten, dass die erforderlichen Qualitätssiche-
rungs-Richtlinien erfüllt sind und entsprechend nachgewiesen werden können.“ Bei Edeka gibt es beides – sowohl Kooperationen direkt mit dem Erzeuger als auch mit Erzeugergemeinschaften. „Beide Modelle sind sehr erfolgreich.“ Mit Blick auf das Regionalitätskonzept beliefern Erzeuger die Märkte direkt. Produkte von Erzeugerge-
meinschaften werden über die Edeka-Läger verteilt. Wie regional ist dann noch die Regionalität? „Mit dem Regionalitätskonzept ,Bestes aus unserer Region’ werden Produkte im Supermarkt und in der Werbung gekennzeichnet, die von Lieferanten aus einem Radius um 30 Kilometer um den jeweiligen Markt herum kom-
So sind Verbraucher zu Regionalität und Nachhaltigkeit von Handelsmarken eingestellt
men“, erklärt Edeka. In diesem Umkreis müssen auch die Erzeugnisse angebaut werden. Zudem muss der Lieferant am Ort ansässig sein und die Produktion und Wertschöpfung muss in der Region erfolgen. Weiter gefasst wird die Region für die Marke „Bauers Beste“. Hier wird unter anderem auch ein Bundesland als „Region“ definiert. Seitens der Kunden würde jedoch auch das als „regional“ empfunden, so die Genossenschaft. Da Bünting meist direkt mit den Erzeugern zusammenarbeitet, beliefern sie auch die Märkte direkt. „Die Artikel von Erzeugergemeinschaften werden über unsere Zentralläger verwaltet und ausgeliefert“, so Hilgeberg. Durch die Kooperationen mit Erzeugern vor Ort erschließt sich der Lebensmitteleinzelhandel Produkte und Sortimente, die andere schon seit eh und je bedienen: zum Beispiel Hofläden oder Wochenmärkte. Eine Konkurrenz sieht Frank Hilgenberg jedoch nicht. „Wir sprechen andere Kundengruppen an als die Hofläden und sehen hier keine Konkurrenz; eher eine wechselseitige Ergänzung“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Ganz im Gegenteil: Hofläden würden Verbraucher für regionale Erzeugnisse sensibilisieren – eine positive Entwicklung. „Das bringt das ganze Thema voran.“ Auch Edeka sieht in der Direktvermarktung oder Hofläden keine Konkurrenz, sondern eine gemeinsame Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaft, die regionale Produkte weiter in den Fokus rückt.
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Ich bin bereit, für sozial und ökologisch verantwortungsvoll hergestellte Handelsmarken etwas mehr zu bezahlen
Quelle: EHI
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Es sollte mehr Handelsmarken geben, die in meiner Heimatregion hergestellt werden
Handelsmarken aus meiner Heimatregion bieten mir die Möglichkeit, Produkte aus der Region zu einem günstigen Preis zu bekommen
Wenn eine Handelsmarke in meiner Heimatregion hergestellt wurde, darf sie auch etwas mehr kosten
Handelsmarken aus meiner Heimatregion bieten mir die Möglichkeit, etwas für die lokale Wirtschaft zu tun
Händler sollten bei ihren Handelsmarken auf eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Herstellung achten
Ich merke, dass bei Handelsmarken immer öfter ein regionaler Bezug zu meiner Heimat herausgestellt wird
Foto: Nina Strakeljahn
„Direktvermarktung ist in unserer Region begrenzt“ Hubert Rixmann verkauft seine Heidelbeeren über den Handel
VON NINA STRAKELJAHN In Ankum baut Hubert Rixmann seine Heidelbeeren an, gekauft werden können sie allerdings in Supermärkten in ganz Deutschland. Seit 2002 pflanzt der Obstanbauer die heimischen Früchte in der Gemeinde und Umgebung. Lange Zeit hat er auf dem Hof, den er von seinem Vater übernommen hat, Spargel und Erdbeeren angebaut. Das hat er jedoch vor zwei Jahren aufgegeben, um sich vor allem den Heidelbeeren zu widmen, deren Nachfrage in den vergangenen Jahren steitig gestiegen ist. Rixmann hat Rückmeldungen von Kunden erhalten, die seine Heidelbeeren vom Bodensee bis Nordfriesland gekauft hätten. „Wir arbeiten als Produzent und Anbauer mit der Frutania GmbH zusammen. Das sind Spezialisten und Dienstleister für den Handel mit Beerenobst“, erklärt der Ankumer. Die Frutania sammele und bündele Beerenobst von Anbauern aus ganz Deutschland und dem Ausland und verkaufe an den Lebensmitteleinzelhandel. Damit ist der Lebensmitteleinzelhandel Rixmanns größter Kunde. Allerdings kann man seine Heidelbeeren auch in den Supermärkten von Edeka Kuhlmann in der Region erhalten, während besonderer Aktionen sogar lose. Die beziehen das Obst aber direkt von Rixmann und nicht über das Zentrallager in Minden. Da der Markt für Heidelbeeren in den vergangenen Jahren gewachsen ist, versucht Rixmann, die Produktion dem anzupassen. Dank des Anbaus in Tunneln ist die Heidelbeersaison in diesem Jahr in der ersten Juni-Woche gestartet. Auf etwa 50 Hektar baut Rixmann das Obst in verschiedenen Sorten an, sodass bis September Beeren gepflückt werden können. In den vergangenen Jahren hat der Ankumer auf immer mehr Flächen Heidelbeeren gepflanzt, dennoch sei der Anbau in Deutschland trotz der erhöhten Nachfrage nicht so stark gewachsen wie im benachbarten Ausland, zum Beispiel Polen, erklärt Rixmann. „Wir merken, dass der Handel zunehmend dort Beeren zu niedrigen Preisen kaufen kann“, sagt der Obstanbauer. Beworben würden Verkaufsaktionen meist mit Herkunft Deutschland/Polen oder Deutschland/Rumänien. Das mache sich auch bei den Preisen bemerkbar. „Preise werden wöchentlich verhandelt und sind marktorientiert. Unser Einfluss auf die Preisgestaltung ist gering“, sagt er. Die Produktionskosten in Deutschland seien hoch, denn der Anbau von Heidelbeeren ist durchaus anspruchsvoll. Der Boden muss speziell vorbereitet werden. In den eigentlichen Boden wird Torf eingearbeitet, da die blauen ANKUM
Beeren einen niedrigen PH-Wert brauchen, um gut zu wachsen. Außerdem gelte für seine Erntehelfer natürlich der Mindestlohn, betont Rixmann. Das Pflücken ist bei Rixmann übrigens immer Handarbeit. Mehr als 200 Erntehelfer aus Rumänien und Polen arbeiten auf den Feldern. Importe sind durch Niedriglöhne und geringere Produktionskosten daher entsprechend günstiger. „Damit verglichen zu werden empfinden wir nicht als fair“, sagt er. Doch Kunden möchten zunehmend wissen, woher ihre Produkte kommen. „Regionale Herkunft wird von Käufern teilweise bevorzugt, und das ist für den Lebensmitteleinzelhandel ein Verkaufsargument“, sagt Rixmann. Deshalb hat er über das Qualitäts- und Sicherheitsystem eine Regional Zertifizierung „Teutoburger Wald, Niedersachsen“. „Diese Bezeichnung steht auf Lieferscheinen und wird auf Wunsch der Kunden auf Etiketten gedruckt“, erklärt der Obstanbauer.
„Wir arbeiten als Produzent und Anbauer mit der Frutania GmbH zusammen.“ Obstanbauer Hubert Rixmann
Trotz der Konkurrenz aus dem Ausland ist Rixmann von seinem Weg überzeugt. „Wir haben uns für diesen Vermarktungsweg über den Lebensmittelhandel bewusst entschieden und arbeiten damit. So wie wir aufgestellt sind, geht das nur mit dem Lebensmitteleinzelhandel“, betont er. Bevor er sich nur auf die Heidelbeeren konzentrierte, hat er auch einen Hofladen betrieben, in dem er unter anderem seinen Spargel und Erdbeeren verkaufte. „Unsere Käuferreichweite in der Direktvermarktung war mit Erdbeeren und Spargel rückläufig. Nur mit Heidelbeeren waren die Umsätze zu gering, um zum Beispiel einen Hofladen zu betreiben“, erklärt er. Da der Lebensmitteleinzelhandel eine sehr große Käuferreichweite hat, entschied er sich dafür. „Direktvermarktung ist in unserer Region begrenzt“, sagt Rixmann. Es gebe wenige Einwohner, und die Nähe zur Stadt fehle. Wer aber gerne Heidelbeeren von ihm kaufen möchte, kann auf einem Feld selbst welche pflücken. Mit seinen Heidelbeeren ist Rixmann erfolgreich und versucht sich den Gegebenheiten anzupassen. Derzeit macht er sich unter anderem auch Gedanken, wie er Plastik reduzieren kann. Auf Plastikdeckel verzichtet er und setzt auf dünne Folien, sodass der Plastikverbrauch zumindest etwas verringert wird. Alternativen aus Holz gebe es zwar, allerdings müssten die aus Südamerika eingeflogen werden. Ob das so nachhaltig ist, daran zweifelt Rixmann noch. Auch für die Zukunft ist das Unternehmen gut aufgestellt. Mit seinem Sohn Benedikt, der Obstbaumeister ist, hat er auch einen Nachfolger. „Das ist super, dass er auch Spaß daran hat“, sagt Hubert Rixmann. Das sei nicht selbstverständlich.
Seit 2002 baut HubertRixmann inAnkumundUmgebungverschiedene Sorten Heidelbeerenan. Foto:Nina Strakeljahn
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
Alle(zwei)Jahrewieder; DasbunteTreibenamHimmelüber dem FlugplatzMelle-Grönegaubegeistert immerwiederdie Besucher.
Foto:AndréHavergo
Ehrenamtliches Engagement sorgt für Drachen in der Luft Sponsoren helfen seit 1993 – Großveranstaltung in Melle als regionaler Imageträger
VON BERTHOLD HAMELMANN MELLE Drachenfest in Melle. Guter Wind und regenfreie Stunden. Diese beiden nicht kalkulierbaren Zutaten reichen, um die Basis für ein rundum gelungenes Event der besonderen Art zu legen. Und das seit 1993. Um alles andere kümmert sich stets mit einem Vorlauf von zwei Jahren eine kleine Gruppe – im positiven Sinn – Verrückter, die sich dem Drachenfliegen verschrieben haben. Begeisterte Menschenmassen gelten als Indikatoren für den Erfolg der Großveranstaltung.
Ob Groß oder Klein, Alt oder Jung: Die Besucher haben ihren Spaß, fragen aber (fast) nie danach, wie alles organisiert und finanziert wird. Wie funktioniert das eigentlich? Bereits zum 14. Mal fand im August 2019 auf dem Flugplatz MelleGrönegau das Drachenfest statt. Der Eintritt kostete keineswegs den Verstand, wie es in einer Liedzeile aus „Abenteuerland“ der deutschen Pop-Band „Pur“ heißt. Freier Eintritt gilt vielmehr als ein Markenzeichen der längst etablierten Veranstaltung, die für ihre Macher
STADT MELLE UNTERSTÜTZT MIT 25 000 EURO
Drachenfest als Imagefaktor Melle, mit etwa 46 000 Einwohnern größte Stadt im Landkreis Osnabrück, weiß um den Wert der Großveranstaltung: „Das Internationale Drachenfest ist ein wichtiger Imagefaktor mit einer hervorragenden Außenwirkung. Es erfüllt uns mit Freude und Stolz, dass wir einige der wenigen Städte in Deutschland sind, die mit einer solchen Großveranstaltung aufwarten können“, freut sich Bürgermeister Reinhard Scholz. Um das Engagement des Drachenclubs Osnabrück bei dieser
Veranstaltung zu unterstützen, machte die Stadt Melle in diesem Jahr 25 000 Euro locker. Bereits bei der Premiere im Jahre 1993 hätten die Verantwortlichen erkannt, dass der Bevölkerung mit dem Drachenfest etwas ganz Besonderes geboten werde, erklärt der Verwaltungschef mit dem Hinweis, dass das Festival mehr als 35 000 Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung in seinen Bann schlage. Aus diesem Grund sei es für Rat und Verwaltung von Beginn an eine Selbstverständlich-
keit gewesen, die Großveranstaltung finanziell zu fördern. Beeindruckend bleibe das Engagement von Andre Schoebe, Joachim Kreienbrink und den zahlreichen weiteren ehrenamtlichen Mitstreitern. „Es ist mein Wunsch, dass der Drachenclub auch in Zukunft an diesem Festival bei uns in Melle festhält.“ Der Drachenclub, die Stadt und der SegelfliegerClub bildeten einen hervorragenden Dreiklang, der mit „Herz und Hand“ in eine positive Zukunft geführt werden solle.
trotz aller Erfahrung und Routine stets ein mehr oder weniger großes Abenteuer bleibt. „Die Besucher kommen bis auf die Parkgebühren – 2019 betragen sie fünf Euro – kostenfrei auf das Gelände“, umreißt Joachim Kreienbrink das erprobte Konzept. Natürlich hört der stellvertretende Vorsitzende des ausrichtenden Osnabrücker Drachenclubs „Bleib bloß oben“ immer wieder, dass Eintrittsgebühren die Finanzierung auf eine andere Grundlage stellen könnten. „Aber das ist zu kurz gedacht.“ Erfahrungen anderer Drachenfeste in Deutschland belegten das Gegenteil. „Dann bleiben die Besuchermassen aus, und das Ganze ist zum Sterben verurteilt.“ Und das wolle der Drachenclub gerne verhindern. Denn nur bei relevanten Besucherzahlen lohne sich nämlich beispielsweise das Kommen für gewerbliche Händler, die für perfekte Rahmenbedingungen des zweitägigen Spektakels sorgen würden. Ob FoodTrucks, Getränke- oder Imbissstände jeder Art – die entsprechenden Standgelder würden dringend zur Finanzierung benötigt. Ohne Moos nix los! Diese Binsenweisheit beschäftigt die Organisatoren immer wieder aufs Neue. „Ohne 100 000 Euro in der Kasse starten wir kein Drachenfest“, so Kreienbrink. „Wir müssen im Vorfeld sicher sein, alle notwendigen Leistungen bezahlen zu können.“ Schließlich sei man ein kleiner Verein. „Und der Vorstand haftet persönlich…“ Also heißt es immer wieder Klinkenputzen und Überzeugungsarbeit leisten: „Ohne Sponsoren wäre das Drachenfest in dieser Form tot.“ Für die zum Teil langjährigen finanziellen Geldgeber sei das viel mehr als nur Imagepflege, so die Kreienbrink’sche Philosophie. „Wenn der Chef etwa VIP-Kar-
ten an seine Mitarbeiter gibt und die dann vom Drachenfest begeistert sind, ergibt sich doch eine Winwin-Situation für alle.“ Dank eines guten Netzwerks, vieler persönlicher Kontakte des Drachenclubs, bilden auch die kostenlosen Sachleistungen vieler regionaler Unternehmer – vom Materialcontainer bis zur Verkehrsampel – ein organisatorisches Rückgrat, das man gar nicht hoch genug bewerten könne. „Da können wir uns immer wieder nur bedanken.“ Ein an Gewinn interessierter gewerblicher Betreiber müsste im Vorfeld für das Drachenfest über 300 000 Euro aufbringen, hat Kreienbrink ausgerechnet. „Ein hohes Risiko, das manchen abschreckt.“ Denn der könne nicht auf etwa 3500 Stunden ehrenamtliches Engagement zurückgreifen, das die Vereinsmitglieder aus Überzeugung und mit großer Leidenschaft einbringen. Dazu zähle auch der Urlaub, den mancher Mitstreiter vor dem Drachenfest nehme. „Danach sind wir einfach nur noch platt.“ Viele signalisierten: „Beim nächsten Mal bitte ohne mich…“ Doch einige Wochen später habe sich die Gemütslage oft schon wieder komplett gedreht. „Wir sind halt Überzeugungstäter.“ Die aber, und das weiß Kreienbrink nur zu gut aus eigener Erfahrung, immer älter werden. „Das erste Drachenfest war schließlich schon 1993.“ Also sei es auch Aufgabe des von Andre Schoebe geleiteten Vorstands, die Anforderungen für die Vereinsmitglieder in Grenzen zu halten. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Technische Hilfswerk (THW), das bei dem Großereignis massiv mit ehrenamtlichen Helfern unterstützt. „Die erleben Einsatzsituationen in Echtzeit, die ihre Leistungsfähigkeit, Improvisationstalent
und Effektivität fordern. Das fordert und spornt gleichzeitig an.“ Ebenso im Einsatz ist die aus Gründen des Brandschutzes gesetzlich vorgeschriebene Feuerwehr. „Unser großes Feuerwerk ist mehr als nur Silvesterknallerei und verbrennt bei Temperaturen von bis zu 1200 Grad“, so Joachim Kreienbrink. Auch das Deutsche Rote Kreuz (Ortsverband Melle) gehört zum festen Erscheinungsbild. Auch diese Unterstützung kostet.
Das Glück ist mit dem Tüchtigen: Die Stiftung der Sparkassen im Osnabrücker Land „belohnt“ in diesem Jahr das langjährige, ehrenamtliche Engagement mit einer Finanzspritze von 25 000 Euro.
PACHTVERTRAG NICHT VERLÄNGERT
Drachenclub sucht neues Zuhause Stolz auf das in langen Jahren erreichte Image ihrer Großveranstaltung sind die Mitglieder des Drachenclubs Osnabrück schon. Doch ein Selbstläufer ist das Drachenfest nicht. „Auch wenn wir das Gefühl haben, dass manche es als selbstverständlich ansehen“, so der zweite Vorsitzende Joachim Kreienbrink. Erkrankte Mitglieder, Vorstandsmitglieder, die beruflich keine Zeit einbringen konnten – das alles führte 2016 dazu, dass sich kein Drachen auf dem Segelfluggelände in die Höhe schraubte.
Eine (geplante) Ausnahme, ganz anders als sechs Jahre zuvor: 2010 war alles perfekt organisiert – nur ließ Starkregen die Veranstaltung platzen. Für die Zukunft ziehen gerade dunkle Wolken auf. Der Drachenclub ist in Not. „Nach 19 Jahren suchen wir ein neues Zuhause.“ Der bisherige Pachtvertrag für die Werkstatt und eine große Wiese zum Drachenfliegen in Westerkappeln werde wegen des Verkaufs des Geländes nicht verlängert. Beides sei elementar für den Verein. In der Werkstatt lagere
beispielsweise „einzigartiges Material zum Drachenbauen“, so Kreienbrink. „Wir fertigen unsere Monsterdrachen schließlich in Eigenregie, tüfteln und testen, bis es passt.“ Nur so könnten etwa die spektakulären, illuminierten Kastendrachen entstehen, die nachts beim Showfliegen ein gigantisches Schauspiel liefern. „Darin sind wir echte Weltmeister!“ Händeringend sucht der Vorstand des Drachenclubs nach einer neuen Bleibe.Interessenten können unter dcosna@gmx.de Kontakt aufnehmen.
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
Eis aus Osnabrück geht in die Welt Froneri ist der drittgrößte Speiseeishersteller auf dem globalen Markt VON NINA KALLMEIER Es ist erstaunlich warm in der Produktion – auch wenn die 17 Grad im Vergleich zur Außentemperatur noch immer eine Abkühlung bedeuten. Von außen sieht die Produktionshalle der Firma Froneri in Osnabrück nicht groß aus. Doch innen schlägt das Herz – genauso hören sich die Anlagen an, wenn sie die cremige Eismasse in die Vorratspackungen einfüllen. Im Oktober 2016 ist das Unternehmen als Joint-Venture von R&R IceCream und Nestlé gestartet. Am Gruppenumsatz von 2,6 Milliarden Euro hat der Standort Osnabrück einen Anteil von rund 200 Millionen, sagt Standort-Chef Gotthard Kirchner, seit 30 Jahren im Eisgeschäft und seit fünf Jahren bei Froneri. Mit rund 70 Prozent den Großteil davon erwirtschaftet das Unternehmen zwischen Mai und August. Nach eigenen Angaben ist Froneri in Osnabrück der weltweit größte Speiseeishersteller für Handelsmarken sowie drittgrößter Speiseeishersteller weltweit. Die Vorproduktion für den Sommer startet bereits zum Jahresbeginn, sodass das Werk zwischen Januar und September sehr gut ausgelastet ist, sagt Kirchner, der auch die herausragende Stellung des Standorts innerhalb der Gruppe betont. Viel werde von Osnabrück aus gesteuert. „Bereits im Frühjahr OSNABRÜCK
läuft die Produktion auf Hochtouren, um auch im Sommer lieferfähig zu sein.“ Dafür wird an sechs Tagen die Woche in drei Schichten gearbeitet. „Danach wird auf drei Schichten fünf Tage die Woche reduziert.“ Ein Rundgang durch das Werk lässt die Dimensionen nur erahnen. Vom Band laufen neben Haushaltspackungen wie Landliebe-Eiscreme, die ausschließlich in Osnabrück produziert wird, auch Multipackungen unter anderem der Lizenzmarken Oreo, Milka, Daim und Toblerone. 75 Prozent des Umsatzes
„Wir sind in allen Handelsketten vertreten, auch wenn das nicht immer auf den Eisverpackungen erkennbar ist.“ Gotthard Kirchner, Geschäftsführer Froneri Deutschland
erwirtschaftet der Standort dabei mit Handelsmarken, 25 Prozent mit Markenprodukten. „Wir sind in allen Handelsketten vertreten, auch wenn das nicht immer auf den Eisverpackungen erkennbar ist“, sagt Kirchner. Die Paletten mit den Eisprodukten verlassen den Standort Osnabrück in Richtung Zentrallager in Rheine. Dort lagern sie und warten auf die weitere Auslieferung. „Wir beliefern ganz Europa und exportieren sogar in die USA“, sagt der Firmenchef. Osnabrück sei dabei die größte Drehscheibe der Unternehmensgruppe, die an insgesamt 22 Standorten mit weltweit mehr als 10 000 Mitarbeitern produziert. 500 von ihnen sind in Osnabrück fest angestellt, davon bis zu 25 Azubis. Hinzu kommen rund 300 Saisonkräfte. In der Produktion der zweitgrößten Eisfabrik Europas passiert viel automatisch. Zutaten für die unterschiedlichen Rezepturen werden miteinander verrührt und anschließend erhitzt. Dann heißt es erst einmal – ruhen: Der Mix muss in großen Tank reifen. Erst dann geht es ins Herz der Fabrik, wo die Haushaltspackungen abgefüllt und das Stileis produziert wird. Letzteres wird zunächst in der jeweiligen Form tiefgefroren, bevor der Holzstil ins Eis gesteckt wird. Dann wird das Eis in flüssige Schokolade getaucht, bevor es in einem sogenann-
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ten Kühltunnel auf minus 40 Grad tiefgefroren wird. Trotz dieses automatischen Prozesses gibt es bei der Eisproduktion noch immer Handarbeit. Mitarbeiter müssen Waffeln auffüllen oder Schokostücke nachfüllen. Und bevor das Eis ins Zentrallager weitertransportiert wird, wird die Ware sowohl optischen als auch sensorischen und mikrobiologischen Tests unterzogen. Auch diese werden in Osnabrück hergestellt. Bei minus sieben Grad wird die Eismasse in Form gepresst. Erst dann wird der Holzstil eingeschossen „wie eine Frisbee“, erklärt Birger Lahme. Danach wird das Eis heruntergekühlt auf minus 40 Grad, bevor es in heiße Schokoglasur eingetaucht wird. „Nach zwei Metern ist die Schokolade hart und trocken.“ Eine Konsistenz in etwa wie Softeis hat die rund minus vier Grad kühle Masse, die in Haushaltspackungen abgefüllt wird, sagt Lahme. Bei rund sieben Grad hat das Eis zwischen 24 und 28 Stunden zuvor gelagert, damit sich das ganze Aroma entfalten kann. Pro Sorte werden mindestens vier Tonnen Eis angerührt. Sonst funktioniert das Mischungsverhältnis nicht, sagt Lahme. Der Hauptmarkt von Froneri in Osnabrück bleibt trotz der internationalen Ausrichtung Deutschland. In der Bundesrepublik werde rund zwei Drittel des Umsatzes mit Markenware und ein Drittel mit Han-
UnteranderemEis inderWaffelwirdbeiFroneriin Osnabrückhergestellt.
delsmarken gemacht. Vom Volumen her gesehen sei das Verhältnis genau anders herum, sagt Kirchner. „Die Tatsache, dass immer mehr Discounter Markenartikel in ihr Sortiment aufnehmen, hat Türen geöffnet.“ Das Unternehmen bleibe auf Wachstumskurs. Dafür wurde in den vergangenen Jahren auch kontinuierlich in den Standort investiert. Auch für die nächsten Jahre sind hohe Investitionen geplant. Dennoch sei das Geschäft nicht ein-
Foto:Jörn Martens
fach, sagt der Firmenchef. „In Deutschland haben wir einen reinen Verdrängungswettbewerb.“ Wachstum gibt es jedoch nicht nur in der Produktion, auch in der Entwicklungsabteilung. Zahlreiche Produktentwickler sind am Standort beschäftigt. Denn der Markt entwickelt sich ständig weiter. Jedes Jahr werden auch Innovationstage veranstaltet. „Die Ideen sind dann für die übernächste Saison“, so Kichner.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
LEBEN & LEIDENSCHAFT
TERMINE
19.09.2019 | 09.00 Uhr
Anfang Juli erfolgte der erste Spatenstich zum „Industrial Center“ des Harener Unternehmens Röchling Engineering Plastics–eine rund9-Millionen-Euro-InvestitioninRütenbrock.
Foto:TobiasBöckermann
6. Messe für Betriebliches Gesundheitsmanagement
DER WIRTSCHAFT
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02.09.2019 | 17.00 Uhr Absicherung betrieblich (Vortrag in Osnabrück)
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04.09.2019 | 16.00 Uhr Ausbildungsplatzbörse der Samtgemeinde Spelle OBERSCHULE SPELLE, BRINK 7, SPELLE
05.09.2019 | 09.00 Uhr
DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT
Erfolg für Harting Electronics: Produktmanager Maximilian Rohrer (l.) undTechnischer RedakteurJonas Diekmann freuten sich überdenGermanInnovationAward. Foto:Harting
AUTOHAUS WALKENHORST, SUTTHAUSER STRASSE 292
24.09.2019 | 08.30 Uhr ICO-Breakfast (Frühstück mit Vortrag von Julia Weigel)
DBU OSNABRÜCK, AN DER BORNAU 2, OSNABRÜCK
INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STR. 1
05.09.2019 | 09.00 Uhr
25.09.2019 | 14.00 Uhr
Arbeitswelten Nordhorn (auch am 06.09. und 08.09.)
Filmen mit dem Smartphone (Emsland-Kompaktseminar)
ALTE WEBEREI, VECHTEAUE 2, NORDHORN
Energieforum 2019 (Wirtschaftsverband Emsland e.V.)
Eine Delegation emsländischerVertreter ausWirtschaft und Politik besuchte die Provinz Shaanxi in derVolksre-
DerehemaligeOsnabrückerBürgermeisterBurkhardJasper bekam von Handwerkskammerpräsident Reiner Möhle die
publikChinaundunterzeichnete einKooperationsmemorandum.
SilberneEhrennadeldesHandwerksüberreicht. Foto: HWK
Foto:WVEmsland
26.09.2019 | 12.00 Uhr
Lean Maintence und Schnelles Rüsten (Workshop)
Deutsch-Niederländischer Unternehmertag (MEMA)
CAMPUS LINGEN DER HOCHSCHULE OSNABRÜCK, KAISERSTRASSE 10C
ALTE DROSTEREI, HAUPTKANAL RECHTS 13, PAPENBURG
09.09.2019 | 17.00 Uhr
26.09.2019 | 14.00 Uhr Schuko Bad Saulgau erhielt den baden-württembergischen UmwelttechnikpreisfüreinARS-Absaugsystem. Foto:Schuko
ZF weiter auf Erfolgskurs: Robert Lamprecht, Werksleiter und Geschäftsführer des ZF-Werks in Lebring (vorne rechts),feiertemit seinemTeamdieFertigungder500000.aktiven Hinterachslenkung. Foto:ZF
30.09.2019 | 17.00 Uhr
Six Sigma, Lean oder doch KVP? (MEMA-Netzwerk)
Existenzgründung (Gründerhaus-Veranstaltung)
NINO-HOCHBAU, NINO-ALLEE 11, NORDHORN
HWK OSNABRÜCK, BRAMSCHER STRASSE 134
12.09.2019 | 14.00 Uhr
01.10.2019 | 10.30 Uhr
Preise im Einkauf durchsetzen (WIGOS-Kompakt-Seminar)
Norddeutscher Wirtschaftstag (Wirtschaftsrat Deutschland)
KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG 1
Mysterium Leitender Angestellter (MEMA-Netzwerk)
Alles hat seinen Preis (WIGOS-Kompakt-Seminar) KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG 1
10.09.2019 | 07.45 Uhr
12.09.2019 | 17.30 Uhr
25.09.2019 | 14.00 Uhr
BERUFSBILDENDE SCHULEN II EMDEN, STEINWEG 25, EMDEN
06.09.2019 | 08.30 Uhr
INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STR. 1
LANDKREIS EMSLAND, KREISHAUS II, ORDENIEDERUNG 2, MEPPEN
Ausbildungsmesse der IHK für Ostfriesland und Papenburg
CAMPUS LINGEN DER HOCHSCHULE OSNABRÜCK, KAISERSTRASSE 10A
Steuern – Experten-Vortrag in Osnabrück (Gründerhaus)
21.09.2019 | 10.00 Uhr 16. „jobmesse osnabrück“ (auch am 22.09., ab 11 Uhr)
Seehafenhinterland (KNI-Veranstaltung)
05.09.2019 | 14.30 Uhr
CAMPUS LINGEN DER HOCHSCHULE OSNABRÜCK, KAISERSTRASSE 10C
OSNABRÜCK-HALLE, SCHLOSSWALL 1-9, OSNABRÜCK Wirtschaftsförderer Klaus Sandhaus (l.) und Bürgermeister Heiner Pahlmann (r.) gratulierten Thomas Lex, dessen Tankstelle in Bramsche-Hesepe als „Tankstelle des Jahres“ausgezeichnet wurde. Foto: Yannick Richter
Schlüsselübergabe für das European Distribution Center der Harting Technologiegruppe: Margrit Harting, Achim Meyer (Geschäftsführer Harting Logistics), Philip Harting,Maresa Harting-Hertz,Architekt PeterSeippund DietmarHarting. Foto:Harting
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12.09.2019 | 08.00 Uhr
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Berufsinformationsbörse Emsland, Messe in Meppen
Mit neuen Kunden besser die Umsatzziele erreichen
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WIGOS-SEMINAR, KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG 1
13.09.2019 | 09.00 Uhr
24.10.2019 | 18.00 Uhr
cim Lingen (City in Motion) (auch am 14.09.) IT-ZENTRUM LINGEN, KAISERSTRASSE 10B, LINGEN
Flüchtling wird Prüfungsbester: Friseurgeselle Beniyan Bacharr (l.), gebürtiger Kurde aus Syrien, mit dem InnungsbestenJulian Flottmann undVertretern der Friseurinnung OsnabrückumObermeisterinAnjaKlanke-Luzniak. Foto:HWK
Seine neue Unternehmenszentrale weihte die Hölscher Wasserbau GmbH jetzt im Beisein von Vertretern der Lokalpolitik, Mitarbeitern und Pfarrer KlausWillmann (r.) in Haren-Rütenbrock ein.Von hier aus werden alle Projekte wie Einkauf oder Disposition für die Baustellen gesteuert und zentral organisiert. Heinz Hölscher (4. v. l.) undMathilde Hölscher (rechtsdaneben)freuten sichmitihren Gästen. Foto:HölscherWasserbau
Prototypenparty 2019 – das Matching-Event INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STR. 1
DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
VERLAGS-SONDERVERÃ&#x2013;FFENTLICHUNG
&
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TRANSPORT LOGISTIK
DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
TRANSPORT & LOGISTIK
Nichts ist so beständig wie der Wandel Transport- und Logistikbranche muss sich auf neue Herausforderungen einstellen
s.sa. OSNABRÜCK. Die Transportund Logistikbranche befindet sich in einem wichtigen Wandel. Neue technologische Lösungen und Arbeitsweisen drängen immer mehr in unseren Arbeitsalltag. Zu keinem anderen Zeitpunkt der jüngeren Geschichte haben wir ein so hohes Maß an politischen, wirtschaftlichen, sozialen, technologischen, ökologischen Veränderungen erlebt, die auch den Transport- und Logistiksektor wesentlich beeinflussen. Bereits das vergangene Jahr war für die Logistikbranche recht turbulent. Internationaler Handelsstreit, die Brexit-Frage und die Diskussion um Klimaschutz sowie Feinstaubbelastung prägten die Entwicklung der Branche. Der bis-
herige Verlauf in 2019 zeigt, dass diese Themen weiterhin für Schlagzeilen sorgen. Die Bereiche Transport und Verkehr haben 2018 einmal mehr ihre bedeutende Stellung als Wirtschaftssektor unter Beweis gestellt. Mit einem Umsatz von 274 Milliarden Euro, rund 60 000 Unternehmen und mehr als drei Millionen Beschäftigten ist die Logistikbranche der größte Wirtschaftsbereich nach Automobilindustrie und Handel hierzulande. Im vergangenen Jahr wurde erneut ein Umsatzwachstum von rund 2,6 Prozent bzw. absolut sieben Milliarden Euro erzielt. Dabei erwies sich der florierende Online-Handel einmal mehr als Wachstumstreiber.
Politische, wirtschaftliche, soziale, technologische und ökologische Veränderungen beeinflussen den Handel weltweit.Folge: Nichts läuft mehr auf „Knopfdruck“.
In diesem Jahr sind die Perspektiven längst nicht so günstig. Die Konjunkturabschwächung wird nicht ohne Auswirkungen auf den Transport- und Logistiksektor bleiben. Insbesondere seit der amerikanische Präsident Trump den Handelsstreit mit China, der EU und anderen Ländern vom Zaun gebrochen hat, ist Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft geraten. Der deutsche Export bekommt dies in jüngster Zeit verstärkt zu spüren. Abzuwarten bleibt, was mit dem Brexit wird. Immerhin ist das Vereinigte Königreich nach China, den Niederlanden, den USA und Frankreich Deutschlands fünftgrößter Handelspartner. Das Handelsvolumen bewegt sich in einer Größenordnung von über 120 Milliarden Euro jährlich, wobei die Exporte nach Großbritannien überwiegen. Weiterhin schwierig ist das Verhältnis zu Russland. Solange die Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts bestehen, bleibt der Russland Handel aus deutscher Sicht unter seinen Möglichkeiten. Obwohl sich die Wolken am Konjunkturhimmel in jüngster Zeit verstärkt haben, wäre es falsch, die aktuelle Lage zu schwarz zu sehen. Es gibt durchaus Signale, die Hoffnung machen. So werden Transport- und Logis-
Flexibel auf die neuen Herausforderungen reagieren muss die bundesdeutsche Transport- und Logistikbranche.
tikunternehmen vom Ausbau und von der Modernisierung der Verkehrs-Infrastruktur, Telekommunikation und anderer Einrichtungen entlang neuer Handelsrouten von und nach Fernost profitieren. Angesichts der sich verändernden Umwelt ist auch die Transportund Logistikbranche in den nächsten Jahren gefordert, sich flexibel auf neue Anforderungen einzustellen.
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IMPRESSUM Transport & Logistik Anzeigen-Sonderveröffentlichung Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-0
Jürgen Wallenhorst, Siegfrid Sachse Titel: Rainer Hörnschemeyer
Redaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke
ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de)
Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück,
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
TRANSPORT & LOGISTIK
„Die Lage ist besser als die Stimmung“ Verbandssprecher Frank Huster zur Situation im Bereich Transport und Logistik
VON SIEGFRID SACHSE Trotz der konjunkturellen Unsicherheiten sei die Lage im Bereich Transport und Logistik besser als die Stimmung. Diese Auffassung werde auch durch den Ifo-Konjunkturtest Spedition und Logistik vom Juni 2019 gestützt, betont Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik e. V.. Danach ist der Geschäftsklimaindex in der Branche gestiegen und die aktuelle Geschäftslage wird wieder positiv beurteilt. Die künftigen Geschäftserwartungen bewegten sich zwar auf einem merklich niedrigeren Niveau als noch zum Jahresende 2018, legten bei der letzten Befragung allerdings wieder leicht zu. Erneut stiegen auch die Umsatzerwartungen wieder an, erläutert der Verbandssprecher. Vor allem der florierende Online-Handel erweise sich auch 2019 als Wachstumsmotor. OSNABRÜCK/BERLIN.
Herr Huster, vor wenigen Monaten ging man noch davon aus, dass der Umsatz der deutschen Logistikbranche 2019 weiter auf rund 279 Milliarden Euro steigen würde (2018: 274 Milliarden Euro). Inzwischen haben Konjunkturforschungsinstitute und Bundesregierung ihre Wachstumsprognosen deutlich nach unten korrigiert. Welche Auswirkungen wird die Abschwächung der Konjunktur 2019 auf den Bereich Transport und Logistik haben? Zunächst ist eine Teilmarktbetrachtung notwendig. Denn die genannten jährlichen Umsätze in Höhe von 274 Milliarden Euro beziehen sich auf sämtliche Logistikaktivitäten in Deutschland, einschließlich der logistischen Leistungen von Industrie und Handel und der Intralogistik. Für die Speditionsund Logistikbranche einschließlich gewerblicher Lager- und Umschlagbetriebe ist für das Jahr 2018 ein Umsatz von etwa 112 Mrd. Euro zu beobachten, ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grundsätzlich ist stets davon auszugehen, dass sich auch die Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen aus dem generellen Konjunkturumfeld ableitet. Noch sprechen die Zahlen allerdings dagegen: Die Konjunkturstatistik des Bundesamts weist für die Spedition für das 1. Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahresquartal sogar einen weiteren Anstieg von fünf Prozent aus. Ausgehend von einem bislang
sehr hohen Niveau der Vorjahre wird für 2019 - nach derzeitigen Beobachtungen - mit einem insgesamt deutlichen schwächeren Wachstumsanstieg des Branchenumsatzes zu rechnen sein. Viele Themen, die bereits 2018 Schlagzeilen machten, beherrschen auch in diesem Jahr das Geschehen. Der Handelsstreit der USA mit China, der EU und anderen Ländern sowie die ungeklärte Brexit-Frage und die Diskussion um Klimaschutz und Feinstaubbelastung sorgen dafür, dass Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft geraten ist. Vielfach ist aus der Branche aber die Ansicht zu hören, dass die Lage deutlich besser ist als die Stimmung. Teilen Sie diese Auffassung? Richtig, trotz der genannten Unsicherheiten ist die Lage besser als die Stimmung. Dies wird auch durch den ifo Konjunkturtest Spedition und Logistik vom Juni 2019 gestützt. Danach ist der Geschäftsklimaindex in der Branche gestiegen und die aktuelle Geschäftslage wird wieder positiv beurteilt. Die künftigen Geschäftserwartungen bewegen sich zwar auf einem merklich niedrigeren Niveau als noch zum Jahresende 2018, legten bei der letzten Befragung allerdings wieder leicht zu. Erneut stiegen auch die Umsatzerwartungen wieder an. Aber auch hier müssen Teilmärkte der Logistik betrachtet werden. Insbesondere die See- und die Luftfracht, die ihr Geld auf globalen Märkten verdienen, kämpfen seit Jahresbeginn mit insgesamt rückläufigen Zahlen. Der florierende Online-Handel erwies sich im vergangenen Jahr einmal mehr als Wachstumsmotor für den Bereich Transport und Logistik. Wie sind hier die Perspektiven für 2019? Richtig, im Onlinehandel stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum, denn das Konsum- und Bestellverhalten der Gesellschaft hat sich nachhaltig verändert. Zudem profitiert die Branche von einer nach wie vor hohen Binnennachfrage in Deutschland und Europa. Die Kurier-, Express- und Paket (KEP)-Dienstleister haben 2018 erstmals 3,5 Milliarden Sendungen zugestellt. Ein Wachstum von knapp fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für die nächsten vier Jahre ist mit einem jährlichen Wachstum von 4,7 Prozent im Durch-
Frank Huster ist der Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Spedition und Logistik e. V. (DSLV). Foto: DSLV
schnitt zu rechnen. Diese Zahlen korrespondieren mit denen des ECommerce und Versandhandels, der im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von über elf Prozent auf 65,1 Milliarden Euro auswies. Der Wachstumstrend, wenn auch leicht gedämpft, wird hier anhalten. Wie beurteilen Sie den Russland-Handel, der aufgrund der Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts weiter unter seinen Möglichkeiten bleibt? Die Auswirkungen der bereits fünf Jahre andauernden und gerade erst wieder verlängerten Wirtschaftssanktionen des Westens schlagen sich natürlich nachhaltig im deutsch-russischen Außenhandel nieder. In der deutschen Exportstatistik rangiert Russland nur noch auf Platz 15. Die Unternehmen rechnen für 2019 mit stagnierenden oder sogar rückläufigen Exporten. Die Sanktionsmaßnahmen, die im Übrigen von einem Großteil der deutschen Wirtschaft abgelehnt werden, und die Gegenmaßnahmen Russlands in Form von Importverboten für landwirtschaftliche Produkte, Rohstoffe und Lebensmittel haben zu einer Entkoppelung Russlands von der EU geführt und dessen Importe verstärkt in Richtung China umgeleitet.
tisch und befürchten, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze gefährden könnte. Wie beurteilen Sie diese Befürchtungen? Dass Veränderungen oftmals Unsicherheiten auslösen ist nicht neu, aber die momentanen digitalen Transformationsprozesse in der Speditionsbranche sind längst nicht so disruptiv wie sie oftmals dargestellt werden. Speditionen und Logistikdienstleister haben ihre Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse stets dem technischen
Fortschritt angepasst. Oftmals waren sie sogar Treiber neuer Entwicklungen wie bei der Einführung des Barcodes oder sogar in der Robotik. Vollautomatisierte Lager gibt es seit Jahrzehnten, ebenso wie elektronische Frachtenbörsen, die jetzt mit Hilfe eines anderen Mediums, dem Internet abgewickelt werden. Lkw, Züge und Schiffe können längst voll automatisiert fahren, sie dürfen es auf absehbare Zeit nur nicht. Logistik ist längst Hightech. Diese fortschreitende Evolution hat natürlich Einfluss auf die Arbeitswelt sowohl im kaufmännischen wie im gewerblichen Bereich. Kontroll- und Steuerungsfunktionen treten in den Vordergrund. Wie in allen Branchen werden alte Berufe durch neue Qualifikationen ersetzt. Als Speditionen in den 1980er Jahren PCs einführten, wurde Schlimmstes für den Jobmarkt prognostiziert, heute beschäftigt allein unsere Branche über 600 000 Mitarbeiter. In der gesamten Logistik arbeiten weit mehr als 3 Millionen Menschen. Damit ist die Logistik drittgrößte Branche Deutschlands. Selbst die wenigen erfolgreichen, reinen Online-Speditionen, die als neue Marktbegleiter aus Start Ups hervorgegangen sind, stellen zunehmend etablierte Berufsbilder wie ‚Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung‘ ein, weil sie drin-
gend Branchenkompetenz brauchen. Im vergangenen Jahr mussten rund 900 Unternehmen aus dem Bereich Logistik und Transport Insolvenz anmelden. Worauf war diese Entwicklung in erster Linie zurückzuführen bzw. ist die Branche besonders gefährdet? Nein, es gibt keine besondere Gefährdung und die Zahl erscheint mir insgesamt auch zu hoch. Insolvenzen in der Branche entwickelten sich in den letzten Jahren tendenziell rückläufig und deshalb auch eher unauffällig. Eine besondere Betroffenheit ist also nicht feststellbar. Gemäß Insolvenzstatistik des Statistischen Bundesamts waren im Jahr 2018 202 Speditionen insolvent und damit deutlich weniger als im Durchschnitt der vorhergegangenen fünf Jahre. Transportunternehmen im Straßengüterverkehr, die als besonders konjunktursensibel gelten, waren 2018 mit 440 Insolvenzfällen auch nicht außergewöhnlich häufig betroffen. Im Straßengüterverkehrsmarkt gibt es aber auch nach wie vor zu viele Spontangründungen, die im europäischen Wettbewerb mit hochprofessionellen beinah schon industriell betrieben LKWFlotten, auch aus Osteuropa, nicht bestehen können.
Noch ein paar Worte zur Digitalisierung. Kein Spediteur kann sich diesem Trend entziehen, will man weiterhin im Wettbewerb bestehen. Dennoch gibt es nach wie vor kritische Stimmen zu diesem Thema. Gerade langjährige Mitarbeiter sind oftmals zunächst eher skep-
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
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TRANSPORT & LOGISTIK
Fehlen in Deutschland schon bald 150 000 Brummi-Lenker? Die Branche schlägt Alarm: Fahrermangel gefährdet Versorgungssicherheit der Bevölkerung
s.sa. OSNABRÜCK. Der Alarmruf klingt dramatisch: Man beobachte „mit großer Sorge einen wachsenden Versorgungsmangel im Bereich der Logistikdienstleistungen in Deutschland“, warnen die Wirtschaftsverbände BDA und BDI in einer Analyse. Der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) schätzt die Lage noch pessimistischer ein: Man stehe kurz vor dem Versorgungskollaps, betont deren Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Handelt es sich bei diesen Äußerungen um Panikmache oder um eine realistische Einschätzung der aktuellen Lage? Tatsache ist, dass deutsche Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche erheblich unter dem Problem des Fahrermangels leiden. Und dies in einer Zeit, wo die Zahl der Transporte von Jahr zu Jahr zunimmt. Nicht zuletzt wegen des Booms im Online-Handel ist das Gütervolumen deutlich gestiegen. Das Fachkräfteangebot hält nicht mit dem Branchenwachstum Schritt. Im Gegenteil: Der Mangel an qualifizierten Lkw-Fahrern spitzt sich weiterhin zu. Inzwischen fehlen der Logistikbranche allein in Deutschland mehr als 45 000 Fahrzeugführer mit weiter steigender Tendenz. Eine Entwicklung, die nicht nur in unserem Land zu verzeichnen ist. Schaut man sich die Altersverteilung der Brummi-Fahrer an, ist der Trend offensichtlich. Laut der Standesorganisation BGL ist fast ein Drittel von ihnen 55 Jahre oder älter, nur etwa 2,5 Prozent der Fahrer sind jünger als 25 Jah-
Ein Großteil des deutschen Güterverkehrs wird per Lkw abgewickelt. Doch die Branche schlägt Alarm: Es fehlen gut ausgebildete, jüngere Brummi-Lenker oder motivierte, engagierte Nachwuchsfahrer,die sich für den Fernverkehr oder den ortsnahen Güterverkehr interessieren und bei den Transport- und Logistik-Unternehmen anheuern Fotos: iStock
re. Und fast alle von ihnen sind Männer. Der Frauenanteil beläuft sich gerade einmal auf 1,7 Prozent. Zwar bemüht man sich in der Branche, auch das „schwache Geschlecht“ für den Beruf der LkwFahrer zu begeistern, doch dies ist zweifellos ein langwieriger Prozess. Tatsache ist: Jedes Jahr gehen fast 30 000 Fahrer in den Ruhestand, während nur etwa halb so viele Berufsanfänger nachfolgen.
Hohe Konzentrationsfähigkeit ist nicht nur beim Rangieren mit dem Fahrzeug nötig.
In wenigern Jahren würden voraussichtlich sogar 150 000 LkwLenker fehlen, befürchtet man in Branchenkreisen. Im Fernverkehr versuchen zwar viele Speditionen, das Problem mit Fahrern aus Osteuropa zu lösen. Im ortsnahen Lieferverkehr aber ist das wesentlich schwieriger. Die Situation verschärfe sich nicht nur auf dem europäischen Landverkehrsmarkt, auch verkehrsträgerübergreifende Liefer-
ketten und die internationalen Wertschöpfungsketten von Industrie und Handel seien bereits von diesem Negativtrend betroffen, mahnt der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Dessen Präsident Axel Plaß sieht den Arbeitsmarkt auf Teilmärkten der Logistik sowie in ausgesuchten Regionen mit hoher Unternehmensdichte wie leer gefegt. Betroffen von dieser Entwicklung sind den Angaben zufolge der Stück-
Eine große Zufriedenheit vieler Berufskraftfahrer überdeckt Probleme im Transportwesen.
gut-, der Teilladungs- und der Ladungsmarkt. Die See- und die Luftfracht spüren ebenfalls die Auswirkungen, weil im Vor- und Nachlauf zu und von den See- und Flughäfen auch immer wieder Kapazitäten infolge des Fahrermangels fehlten, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes. Dass die Speditionen bei der Suche nach Fahrern oft nicht fündig werden, ist auch auf das schlechte Image in der breiten Öffentlichkeit
zurückzuführen. Obwohl sich in puncto Lohnniveau inzwischen einiges zum Positiven hin entwickelt hat, konnte die Attraktivität des Berufsbildes bisher nicht entscheidend aufgewertet werden. Der Bundesverband Spedition und Logistik führt dies auf mehrere Ursachen zurück: So konnten die externen Begleitumstände des Fahreralltags in den vergangenen Jahren weder im Fern- noch im Nahverkehr wesentlich verbessert werden. Der zum Teil sehr schlechte persönliche Umgang an den Beund Entladerampen von Industrie und Handel sowie der Airlines „verletzt die Würde der Fahrzeugführer in einer Weise, die mit dem berechtigten Qualitätsanspruch eines Kunden an seinen Dienstleister längst nicht mehr zu rechtfertigen ist“, bemängelt der Interessensverband. Weil die verladende Wirtschaft selbst Personalkosten spart, werde der Fahrer zu oft zu Be- und Entladetätigkeiten beim Kunden herangezogen. Aber noch ein Problem macht der Branche sehr zu schaffen: Auf europäischen Autobahnen sind Parkplätze knapp, oftmals schlecht ausgestattet und teilweise unsicher. Dabei verschärfe das gesetzliche Verbot zur Übernachtung in der Fahrerkabine während der Ruhezeit das Problem punktuell, anstatt hier Abhilfe für das Fahrpersonal zu leisten, bemängelt der Verband DSLV. Denn die Übernachtungsalternativen außerhalb des Fahrzeugs seien oftmals – wenn überhaupt verfügbar – noch schlechter, heißt es in diesem Zusammenhang.
Brummi-Lenker müssen sich zu helfen wissen und bei Bedarf selbst Hand anlegen können.
CAT Automobillogistik Mehr als nur Fahrzeugtransporte Straßentransporte
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Die CAT Automobillogistik (ehemals STVA Egerland) ist ein Unternehmen der Groupe CAT, ein weltweit expandierendes Logistikund Dienstleistungsunternehmen, welches sich auf die Automobilbranche spezialisiert hat. Wir sind seit mehr als 65 Jahren als namhafter Dienstleister für die Neu- und Gebrauchtfahrzeuglogistik anerkannt. Mit einem Team von über 8.000 motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und insgesamt 96 Standorten weltweit, ist die Groupe CAT einer der Systemführer Europas in der Automobillogistik. Wir denken und handeln traditionsbewusst aber trotzdem innovativ und entwickeln für unsere Kunden individuelle, auf Maß geschneiderte, modernste Logistikkonzepte auf allerhöchstem Niveau. CAT Automobillogistik GmbH & Co. KG Narupstraße 21 - 49084 Osnabrück Telefon: +49 (0) 541 5605 0 E-Mail: egerland@de.stva.com www.cat-automobillogistik.de www.groupecat.com
DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
TRANSPORT & LOGISTIK
Luftfracht beflügelt den deutschen Außenhandel Verbände fordern attraktivere Rahmenbedingungen für den Transport von Waren auf dem Luftweg
s.sa. OSNABRÜCK. Durch den Transport per Luftfracht wird Deutschland rund um die Uhr an globale Produktions- und Lieferketten angebunden. Sie ermöglicht es den Unternehmen, zeitsensible und verderbliche Wirtschaftsgüter schnell und sicher in die ganze Welt zu transportieren. Ein großer Teil des Handels mit Ländern in Übersee – also Amerika, Asien, Afrika, Australien und Ozeanien – erfolgt auf dem Luftweg. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) transportierten Flugzeuge allein 2017 im Außenhandel mit Übersee Waren im Wert von 260 Milliarden Euro. Davon entfielen 156 Milliarden Euro auf den Export und 104 Milliarden Euro auf den Import ausländischer Produkte nach Deutschland. Gemessen an der Warenmenge wurde nur ein kleiner Anteil mit dem Flugzeug transportiert, doch der wertmäßige Anteil der per Luftfracht transportierten Ausfuhren an den gesamten Exporten nach Übersee betrug rund 31 Prozent. Beim Import waren es sogar rund 37 Prozent. Mit dem Flugzeug werden vor allem besonders hochwertige und zeitsensible Waren transportiert, für die der Land- oder Meeresweg keine Alternative ist: also zum Bei-
spiel Maschinen, Ersatzteile, Fahrzeugteile usw. So zeigt die offizielle Außenhandelsstatistik der Bundesrepublik, dass insbesondere Güter aus deutschen Kernindustrien per Luftfracht transportiert werden – also aus jenen Bereichen, hinter denen auch viele Arbeitsplätze und ein großer Teil der Wertschöpfung am Standort Deutschland stehen. Auch verderbliche und temperatursensible Güter wie zum Beispiel Medikamente, Blutkonserven und Organe werden bevorzugt auf dem Luftweg transportiert, denn so lassen sich Unterbrechungen der Kühlkette, etwa beim Umladen, so kurz wie möglich halten. Aber nicht nur für Industrieunternehmen, auch für Einzelhandel und Onlinehandel hat Luftfracht eine herausragende Bedeutung, die Endkunden meist gar nicht bemerken. So kommen beispielsweise mehr als 90 Prozent aller Smartphone auf dem Luftweg nach Deutschland. Dabei wird Fracht nicht nur in reinen Frachtmaschinen transportiert. Knapp 50 Prozent der Waren werden in den Unterdecks von Passagierflugzeugen verschickt. Fracht- und Passagierverkehr sind daher eng miteinander verbunden und aufeinander angewiesen. Nach einer Studie des Bundesverbandes der Deutschen Luftver-
Unaufhörlich starten und landen Frachtflugzeuge auf den Flughäfen,um ihren Teil des Warenverkehrs nach Übersee,aber auch kontinental umzusetzen.
kehrswirtschaft wird der Luftfrachtverkehr auch weiterhin wachsen. Prognosen gehen global von 4,2 Prozent pro Jahr aus, doch im Vergleich zu Asien fällt das zu
erwartende Wachstum geringer aus. Während etwa der innerchinesische Markt zukünftig um 6,3 Prozent pro Jahr zulegen soll, werden für das Wachstum der Luftfracht in
Verderbliche und temperatursensible Güter wie zum Beispiel medizinische Waren werden
Gut verpackt und gesichert werden die vielfältigen Waren in den weitläufigen Rumpf eines
bevorzugt auf dem Luftweg transportiert.
Frachflugzeuges verladen.
und mit Europa nur durchschnittlich 3,7 Prozent jährlich prognostiziert. Gemäß der Voraussage werden 2037 circa 60 Prozent des globalen Luftfrachtvolumens in und mit Asien stattfinden. Beeinträchtigend wirken hierzulande nach wie vor im internationalen Wettbewerb unattraktivere Rahmenbedingungen wie insbesondere Betriebszeitbeschränkungen, fehlende Digitalisierung – auch an Behördenschnittstellen – und sinkende Akzeptanz, heißt es in der Studie. In Westeuropa stünden mit Lüttich, Luxemburg und Brüssel konkurrierende Flughafenstandorte bereit, die solche Beeinträchtigungen nicht zu verzeichnen haben. „Wenn wir einen starken Luftfrachtstandort Deutschland erhalten wollen, müssen wir für attraktivere Rahmenbedingungen hierzulande sorgen“, betont BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Die Verbände BDI, BDL und
Fotos: iStock
DSLV haben vor diesem Hintergrund fünf essenzielle Handlungsfelder ausgemacht, die für die Zukunft des Luftfrachtstandortes Deutschland mitentscheidend sind: 1. die Digitalisierung und Standardisierung von Prozessen entlang der Logistikkette, auch mit staatlichen Institutionen und Behörden voranbringen. 2. die Zusammenarbeit von Behörden und Unternehmen für mehr Effizienz bei der Luftsicherheit verbessern. 3. eine Ausweitung von Flugbetriebsbeschränkungen und -verboten in den Nachtrand- sowie Nachtzeiten ausschließen. 4. Kapazität und Effizienz der Flugsicherung in Europa erhöhen. 5. marktorientierte internationale Maßnahmen beim Klimaschutz im Luftverkehr voranbringen und nationale wettbewerbsverzerrende Alleingänge ausschließen.
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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019
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TRANSPORT & LOGISTIK
„Intensive Partnerschaft auch mit der niederländischen Nachbarschaft“ Kompetenznetz Individuallogistik e. V. : Eine kompetente Ausbildung ist ein Kernthema für die KNI
VON SIEGFRID SACHSE Das Thema Ausbildung ist für die Kompetenznetz Individuallogistik e. V. (KNI) ein zentrales Thema. Zunehmende Anforderungen an Komplexität, Internationalität und Digitalisierung erforderten gut ausgebildeten Nachwuchs, betont Vorstandsvorsitzender Rolf Meyer. Die KNI Region umfasst den Angaben zufolge den Großraum Osnabrück, Münster, Bielefeld bis zur holländischen Grenze. OSNABRÜCK.
Herr Meyer, welche Ziele verfolgt die Kompetenznetz Individuallogistik e. V.? Das Kompetenznetz Individuallogistik e. V. ist ein Zusammenschluss verschiedener Logistikunternehmen, Hochschulen und öffentlicher Institutionen in der Region Osnabrück, Münster und Bielefeld. Die hier ansässigen Logistikunternehmen und Institutionen haben sich darauf spezialisiert, individuelle Konzepte für die logistischen Anforderungen ihrer Kunden zu entwickeln. Das KNI setzt sich dafür ein, innovative, nachhaltige und umweltbewusste Logistik zu fördern und regional umzusetzen.
Ziele des KNI sind insbesondere: 1. Aktive Nachwuchsförderung, z. B. über das Projekt Dual 2. Stärkung des Images der Branche in der Region durch wiederkehrende Veranstaltungen wie die „Nacht der Logistik“ oder überregionale Veranstaltungen. 3. Regionale profilbildende Vernetzung der Logistikunternehmen, Institutionen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Logistikregion Osnabrück, Münster und Bielefeld. 4. Förderung der Wahrnehmung der Logistikregion im nationalen und internationalen Netzwerk, u. a. durch das CEF-Projekt „Optimizing Inland Waterway- and Multimodal Transport in the Euroregio, along the North Sea Baltic Corridor“. 5. Gemeinsames Standortmarketing zur Attraktivitätssteigerung der Region für Fachkräfte und Logistiktalente. 6. Durchführung regionaler Fachveranstaltungen und die Darstellung der logistischen Kompetenz der Region auf überregionalen Messen und Tagungen. 7. Stärkung der Kompetenzen der Partner und Initiierung gemeinsamer Projekte im Netzwerk.
den logistisch relevanten Räumen auch in der niederländischen Partnerschaft.
Rolf Meyer ist Vorstandsvorsitzender der Kompetenznetz Individuallogistik e. V..
Wie setzt sich die Mitgliederstruktur von KNI zusammen bzw. wer kann Mitglied werden? Die Mitgliedschaft setzt sich zusammen aus Logistikunternehmen, Industrie- und Handelsunternehmen mit logistischen Schwerpunkt, Wirtschaftsförderungen der Region, IHKs der Region, Hersteller von logistischen Equipment und Infrastrukturen,
Foto: KNI
Beratern und Dienstleistern sowie Hochschulen und logistische Verbände. Insgesamt hat das KNI derzeit über 80 Mitglieder. Aus welchen Regionen kommen die Mitglieder der KNI? Die KNI Region umfasst den Großraum Osnabrück, Münster, Bielefeld bis zur holländischen Grenze. Es besteht eine intensive Partnerschaft über die Euregio mit
Was spricht für die Logistikregionen Osnabrück, Münster und Bielefeld? Die Logistik ist nach der Automobilindustrie und der Agrarwirtschaft das wirtschaftliche Herzstück in Niedersachsen. In der Region stellt die die Logistik die drittmeisten Arbeitsplätze, prozentual mehr als in Bremen und Hamburg. Gerade die ehemalige Großhandelsregion rund um Osnabrück ist dabei ein bedeutender Schwerpunkt der Branche mit über vier Millionen Quadratmetern Logistikflächen im KNI-Bereich. Die Lage im Zentrum von Europa, die Nähe zu den Seehäfen in der Nordrange (insbesondere ARA, Wilhelmshaven, Bremen und Hamburg) und der schnelle Zugang zu den wichtigsten Absatzmärkten in Europa zeichnen die Region aus. Hinzu kommt die trimodale Anbindung (Straße, Schiene, Wasserstraße), die in ihrer Qualität für Logistikregionen sehr selten ist und permanent weiter ausgebaut wird. Welchen Stellenwert hat der Bereich Ausbildung für die KNI?
Für eine boomende Branche wie die Logistik ist die Ausbildung ein zentrales Thema. Zunehmende Anforderungen an Komplexität, Internationalität und Digitalisierung erfordern gut ausgebildeten Nachwuchs. Somit ist das Thema Ausbildung ein Kernthema für die Arbeit des KNI. Dies drückt sich durch eine Vielzahl von Projekten aus, die der KNI verfolgt, z. B. das Nachwuchsprojekt Dual. Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit regionalen Hochschulen aus? Die Hochschulen der Region sind nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch im Vorstand des KNI vertreten. Mit den Hochschulen wird eine permanente Kommunikation zu allen Fragen der Ausbildung und technischen Entwicklung unterhalten. Die Hochschulstandorte Osnabrück und Münster haben sich sehr stark auch mit ihrer Fachkompetenz auf das logistische Thema konzentriert. Ein Highlight ist hier sicher das Projekt „Log in China“ der Hochschule Osnabrück, das mit dem weiteren Ausbau der neuen Seidenstraße sicher eine ganz besondere Bedeutung in Zukunft bekommen wird.
DER ERFOLG EINES UNTERNEHMENS HÄNGT MAßGEBLICH VON DER PLANUNG AB: WICHTIGE WEICHENSTELLUNG DURCH LOGISTIK-STUDIUM s.sa. OSNABRÜCK. Ob ein Unternehmen erfolgreich ist, hängt maßgeblich von der Planung der Transportvorgänge innerhalb und außerhalb der eigenen Hallen ab – das Logistik-Studium beschäftigt sich mit genau dieser Problematik. Da durch die zunehmende Vernetzung von Unternehmen, Zulieferern und Händler auch ihre jeweiligen logistischen Vorgänge immer enger miteinander verknüpft werden, gilt es, im Logistikstudium weitreichende Kompetenzen aufzubauen. Die Grundlage für diese Branche sind umfassende betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die entweder in einem BWL-Studium erlangt werden und man sich dann im Master auf Logistik spezialisiert, oder indem man von vornher-
ein einen spezifischen Bachelorstudiengang mit logistischem Schwerpunkt wählt. Voraussetzungen: Um in diesem Fachbereich gut zurechtzukommen, braucht man neben der Hochschulreife auch ein gutes Verständnis betriebswirtschaftlicher Vorgänge. Logisches Denken und das Verstehen technischer Zusammenhänge sind essenziell für die Lösung logistischer Problemstellungen.
FACHRICHTUNGEN IM STUDIUM Logistik: Der Fachbereich Logistik ist eine Schnittstelle von Betriebswirtschaft und Ingenieurwesen. Hier gilt es; Wissen um beides zu vereinen, um Distributionsrouten und Warenbewegungen ressourcenscho-
nend zu planen. Viele Hochschulen bieten Logistikstudiengänge an. Zudem haben viele Studiengänge einen weiteren Schwerpunkt wie Handel oder Produktion. Logistikmanagement: Im Logistikmanagement konzentriert man sich auf die betriebswirtschaftliche Seite der logistischen Vorgänge. Außerdem spielt die entsprechende Kommunikation innerhalb und außerhalb des Unternehmens , also zum Beispiel mit externen Zulieferern und dem internen Einkauf, eine wichtige Rolle. Wenn man sich also in Richtung BWL orientieren möchte, ist dieser Studiengang genau das Richtige. Supply Chain Management: Die Disziplin Supply Chain Management innerhalb
der Logistik befasst sich mit der Planung und Ausführung der Lieferkette. Vom Rohstoffproduzenten über den Hersteller des Produkts bis hin zu den Lieferregalen muss alles perfekt getaktet werden. Diese unternehmensübergreifende Sichtweise ergänzt das klassische Fach Logistik und wird an manchen Universitäten in Kombination angeboten. Wirtschaftsingenieurwesen Logistik: Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, liegt in diesem Studiengebiet ein klarer Fokus auf der Technik rund um die logistischen Tätigkeiten des Unternehmens. So gehören auch Fächer wie Elektrotechnik und Mechanik zum Lehrplan.
Spezifische Studiengänge: Wenn man sich für ganz bestimmte Transportmittel der Logistikunternehmen interessiert, gibt es auch hier Möglichkeiten, das Studium in die entsprechende Richtung auszurichten. Die fachlichen Schwerpunkte liegen je nach Studiengang auf den technischen und organisatorischen Eigenschaften der jeweiligen Verkehrsmittel. Berufsaussichten: Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Logistik-Studiums hat man ein großes Feld, in dem man nach passenden Stellen suchen kann. Allgemein sind Fachkräfte in dieser Branche sehr gefragt. Praktisch jedes Unternehmen braucht qualifizierte Fachkräfte, um logistische Vorgänge zu planen und effizienter zu gestalten.
Zwei Meppener Unternehmen besiegeln ihre Zusammenarbeit
BOLL lagert in Herzlake für KUIPERS technologies ein Seit Mitte Juli übernimmt das Logistikunternehmen BOLL in seinem Kompetenzzentrum in Herzlake für die Firma KUIPERS technologies auf einer Fläche von ca. 1.200 Quadratmetern die Ein- und Auslagerung, die Kommissionierung sowie den Transport r der für große Kunden bestimmten Blechteile und Baugruppen. Die Produktpalette reicht hierbei von Kleinstteilen, wie z.B. Vorlegescheiben, bis zu 4-m-langen Komponenten. Grund für erste Überlegungen, diesen Bereich auszulagern, war laut Michael Kuipers, Geschäft f sführer des gleichnamigen Unternehmens, die Tatsache, dass man sich verstärkt auf seine Kernkompetenzen im Bereich Entw t icklung und Produktion fokussieren wollte. „In diesem Zusammenhang lag der Gedanke nahe, die Logistik einem kompetenten Dienstleister zu überlassen, so dass bisher im Unternehmen
gebundene Kapazitäten freigesetzt werden konnten“, so Kuipers. Im alltäglichen Procedere bedeutet dies, dass BOLL in regelmäßiger Taktung vorproduzierte Teile bei KUIPERS lädt, um diese dann im Herzlaker Logistikz k entrum einzulagern. Der durchschnitttliche Lagerbestand beläuft f sich dabei auf etw t a 1.300 Europalettten, 1.570 Boxen für Kleinteile und bis zu 100 Gestelle für Langteile. Aus diesen Materialbeständen werden dann täglich die vom Kunden geordert r en und von KUIPERS per Lieferschein an BOLL übermitttelten Warensendungen zusammengestellt und auf die vom Kunden vorgegebenen Lademitttel gepackt. Anschließend werden die jeweiligen Packstücke mit einem Warenanhänger versehen, anhand dessen der Empfänger erkennen kann, für welche Entladestelle bzw. für welchen Produktionsabschnitt die jeweiligen Teile bestimmt sind, die „just in time“ angeliefert r wurden. Zur Umsetzung und Kontrolle der einzelnen Arbeitsschrittte hat BOLL aktuell drei Mitarbeiter abgestellt, die sowohl die administrative als auch die operative Abwicklung der KUIPERS-Auft f räge übernehmen. Von einigen Kunden gab es bereits ein positives Feedback, da die Umstellung ohne Prozessschwierigkeiten oder Einschränkungen von Anfang an reibungslos erf r olgte. „Wir sind sicher, hier einen guten Job zu machen und die an uns gestellten Qualitätsansprüche erf r üllen zu können. Wir freuen uns auf die neue Herausforderung“, so Frank Hanzlik, BOLL-Geschäft f sführer und zuständig für den operativen Bereich.
Über KUIPERS technologies GmbH, Meppen: Von der Gründung als Hufschlagbetrieb im Jahr 1920 über die Schlosserei zum renommierten Metallverarbeitungsbetrieb, dessen aktuell ca. 330 Mitarbeiter hochwertige Metall- und Blechprodukte für insgesamt über 15 verschiedene Branchen fertigen bzw. bearbeiten. Über vier Generationen hinweg und mit mehr als 95 Jahren Erfahrung hat sich das Unternehmen mit Sitz im emsländischen Meppen einen Namen als kompetenter Dienstleister erarbeitet, wenn es um die spezifischen Abläufe in der Prozesskette Metall/Blech geht. Von der Entwicklung bis zur finalen Fertigung bietet das inhabergeführte High-Tech-Unternehmen einen rund-um-die Uhr-Service, um den hohen Ansprüchen seiner weltweit agierenden Kunden zu genügen. Hochmoderne Fertigungsanlagen, erfahrene Produktionsteams sowie ein innovatives Management garantieren hierbei einen gleichbleibend hohen Qualitätsstandard.
Logistik
Über GEORG BOLL GmbH & Co. KG, Meppen: Das 1865 gegründete Unternehmen mit Sitz in Meppen ist eine gute Mischung aus emsländisch geprägtem Mittelstand und international vernetztem Global Player mit dem Anspruch, möglichst nahe am Kunden zu sein. Als multimodaler Dienstleister verfügt BOLL über den Zugang zu internationalen Netzwerken und ist in der Lage, Lösungen für alle Logistikanforderungen vom Päckchen bis zum Überseecontainer zu bieten. Verschiedenste Kooperationen sorgen für flexible Serviceleistungen rund um den Globus. Ob Lkw, Schiff oder Flugzeug – BOLL nutzt alle Verkehrswege, um die Güter seiner Kunden sicher und zuverlässig an die jeweiligen Bestimmungsorte zu befördern. Aktuell sorgen rund 500 Mitarbeiter für die reibungslose Abwicklung der eingehenden Aufträge. Und bei allen Aktivitäten dieser ganzheitlichen Logistik ist der Umweltschutz fester Bestandteil der Firmenphilosophie. „DENK NACHhaltig!“ lautet daher auch die Maxime grüner Logistik, für die das Unternehmen bereits in 2010 von der DKV EURO SERVICE GmbH und der Universität St. Gallen mit dem „Eco Performance Award“ ausgezeichnet wurde.
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&
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Viele Branchen im ecopark Dieser Name ist Programm: Der ecopark heißt nicht nur Park, er ist auch einer. Der Gewerbe- und Industriestandort mitten im Oldenburger Münsterland bietet dank Gestaltung und Pflege ein ideales Umfeld für gute Arbeit. Davon profitieren bereits 35 Unternehmen mit insgesamt etwa 1000 Beschäftigten.
Auf zur neuen Niederlassung: Das Familienunternehmen Holz-Lohse aus Büdelsdorf hat im ecopark ein Grundstück gekauft. Unser Bild zeigt (von links) Seniorchef Hans-Hinrich Lohse mit seinen Söhnen Thomas und Frank sowie mit ecopark-Geschäftsführer Uwe Haring.
Die Struktur der Firmen im 300 Hektar großen ecopark ist heterogen. Ob Produktion oder Dienstleistung, ob Logistik oder Handwerk, ob drei Mitarbeiter oder 150 – der ecopark bietet allen wertvolle Vorteile. Perfekt ist auch die Verkehrsanbindung zentral in der Metropolregion Nordwest an der Schnittstelle Nord/Süd (Hansalinie A1) und Ost/ West (E233). Die Lage war auch für Hans-Hinrich Lohse das wichtigste Argument bei der Entscheidung für ein Grundstück im ecopark. Näher an den Seehäfen etwa in Bremen und Antwerpen, näher an den Kunden im westlichen Niedersachsen und im nördlichen NRW: Das Familienunternehmen Holz-Lohse aus Büdelsdorf in Schleswig-Holstein errichtet im Landkreis Cloppenburg einen weiteren Standort. Dazu hat Hans-Hinrich Lohse mit seinen Söhnen Frank und Thomas ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück an der ecopark-Allee gekauft. „Die Lage an der A 1 und an der E 233 ist ideal“, begründet der Seniorchef die Wahl des Standorts. „Außerdem haben wir hier die Möglichkeit, den Betrieb später auf der reservierten Nachbarfläche zu erweitern.“ Der namhafte Holzimporteur und -großhändler ist seit Gründung 1975 auf Wachstumskurs. Holz-Lohse beliefert Kunden in Handwerk, Industrie und Handel – etwa Fenster-, Türen- und Treppenproduzenten, Innenausbauer, Holzrahmen- und Dachstuhlhersteller. Das Holz kommt aus aller Welt, weshalb die Anbindung an die Seehäfen wichtig ist. Für die Auslieferung des Materials an die Kunden unterhält Holz-Lohse einen eigenen Fuhrpark mit mehreren 40-Tonnern. Die künftige Niederlassung im ecopark wird auch personell neu aufgebaut. Außendienst, Lager, Verwaltung – für alle Bereiche werden Beschäftigte gesucht. „Hier entstehen neue Arbeitsplätze in verschiedenen Berufsfeldern durch ein Unternehmen, das sich aus strategischen Gründen für unseren Standort entschieden hat“, freut sich ecopark-Geschäftsführer Uwe Haring. Schräg gegenüber hat mit HERCULES gerade eines der traditionsreichsten und ältesten Fahrradunternehmen der Welt seinen Vertriebssitz eröffnet. Die Firma produziert und vertreibt seit 1886 hochwertige Zweiräder. Gerade im Bereich der E-Bike-Herstellung sorgen mehr als 30 Jahre Erfahrung dafür, dass HERCULES in diesem Bereich als Vorreiter gilt. Von den etwa 55.000 Fahrrädern, die 2018 verkauft wurden, hatten fast 80 Prozent einen Elektromotor. Seit 2014 gehört HERCULES zur ZEG-Gruppe. Dieser Verbund von etwa 1000 unabhängigen Fahrradfachhändlern ist Europas größte Einkaufsgenossenschaft für Zweiräder mit Sitz in Köln. Als 2017 nach dem Vertrieb und später weiteren Abteilungen auch
das Marketing nach Cloppenburg verlagert wurde, begann die Suche nach einem Standort für ein größeres Gebäude. „Der ecopark ist der richtige Standort für HERCULES“, betont Geschäftsführer Bernard Meyer. „In dieses hochwertige Umfeld passen wir perfekt.“ Der erste Spatenstich auf dem 6000 qm großen Grundstück an der ecopark-Allee erfolgte im April 2018. Offiziell eröffnet wurde das attraktive Objekt kürzlich mit einer Hausmesse, zu der etwa 600 Fahrradhändler auch aus dem benachbarten Ausland kamen. Denn bei HERCULES im ecopark kauft nicht der Endkunde sein Zweirad – hier informieren sich die Händler und bestellen für die nächste Saison. Zusätzlich zur Ausstellung der vielen Modelle auf 1100 qm bietet auch draußen die Teststrecke mit 200 m Rundparcours und Steigungshügel wichtige Erkenntnisse. HERCULES hat in den Neubau etwa 5 Mill. Euro investiert. Die Brüninghoff-Gruppe mit Hauptsitz im münsterländischen Heiden (Kreis Borken) war Generalunternehmer und hat den Einsatz von 30 beteiligten Firmen koordiniert. Als Architekten zeichnen m2p Architekten Martin & Porten (Köln) verantwortlich. Sie haben im ecopark ein markantes Gebäude entworfen, in dem derzeit 14 Beschäftigte tätig sind – plus 14 weitere im europäischen Außendienst. Zusammen mit dem Hauptsitz in Köln und dem zentralen Auslieferungslager im mittelfränkischen Neuhof a.d. Zenn besteht das HERCULES-Team aus drei Dutzend Personen. Neben der verkehrsgünstigen Lage und dem großen Flächenvorrat überzeugen im ecopark auch die Angebote im Bereich Mitarbeiterorientierung. So erlaubt die Kita-Kooperation eine arbeitsplatznahe Betreuung von Kindern der auswärtigen Beschäftigten.
Fahrräder der nächsten Saison: Hersteller HERCULES hat im ecopark sein neues Vertriebsbüro eröffnet. Unser Bild zeigt (von links) Thomas Henke (Verkauf), Bernard Meyer (Geschäftsführung), Yvonne Mang (Assistenz) und Michael Honkomp (Export und Produktentwicklung).
Die Besonderheiten des Standorts werden unter www.ecopark.de dargestellt. Dort bieten auch die „Virtuelle Tour“ und „ecopark TV“ authentische Eindrücke. Sie belegen, dass der ecopark nicht nur Park heißt, sondern auch einer ist.
Das ideale Umfeld. Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da leisten sie gute Arbeit. Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen. Im ecopark an der Hansalinie A1. ecopark – der Qualitätsstandort.
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INDUSTRIE- & GEWERBEFLÄCHEN
Regional, transparent und leicht zu bedienen Die Gewerbeflächenbörse Münsterland
MÜNSTER Das Münsterland bietet alle Möglichkeiten eines zukunftsorientierten Standortes: In zentraler Lage in Europa, grenznah zu den Niederlanden gelegen, stimmen hier die Voraussetzungen für ein effektives Wirtschaften und Arbeiten innerhalb wie auch außerhalb der Region. Den geeigneten Ort finden Interessierte in der Gewerbeflächenbörse Münsterland. Sie bietet mit einem Klick einen Überblick über die aktuell rund 350 verfügbaren Gewerbeflächen in der Region. Ein Blick lohnt sich, denn das Münsterland ist bestens angeschlossen. Die Autobahnen A1, A31 und A43 verlaufen in NordSüd-Richtung, die A30 und die A2 vervollständigen das Bild als Ost-West-Tangenten. Ergänzt werden sie durch die Wasserstraßen Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal sowie durch ein dichtes Netz von Eisenbahnstrecken. Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) in Greven hat als Reise- und Geschäftsflughafen große regionale Bedeutung. Die Gewerbeflächenbörse erfasst den Gewerbeflächenbestand systematisch und schafft eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige regionalökonomische Entwicklung. Darüber hinaus stellt sie eine transparente Möglichkeit der Angebotskommunikation dar: Alle Gewerbeflächen sind sowohl über eine Kriteriensuche als auch über die Suche in der Münsterlandkarte frei recherchierbar. Nutzerinnen und Nutzer erhalten zu einer Gewerbefläche nicht nur Daten wie Größe, Preis und planungsrechtliche Dinge, sondern auch Informationen über deren Lage im Münsterland zum Beispiel Kartenausschnitte. Auch lokale Gegebenheiten, Visualisierungen und weitere wirtschaftsgeografische Daten sind einsehbar. Die Gewerbeflächenbörse ist nutzerfreundlich, zielgruppenorientiert und zweisprachig (Deutsch/Englisch). Sie bildet die Business-Standorte nicht nur auf Gewerbegebietsebene ab, sondern parzellenscharf auf einer interaktiven Karte. Zu jeder Parzelle gibt es eine Kurzinfo mit den Besonderheiten sowie ein Online-Exposé mit Kenndaten, Fotos, Links und Ansprechpartnern. Da die Gewerbeflächenbörse Münsterland mit der gleichen Software arbeitet wie die landesweite Gewerbeflächenbörse German.Site der landeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Invest, fließen die Daten nicht nur dort ein – vielmehr ist vielen Besuchern und Investoren die Handhabung bereits bestens bekannt. pm
Die Gewerbeflächenbörse Münsterland.
Industrie- und Gewerbeflächen Anzeigen-Sonderveröffentlichung Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-0 Redaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Lothar Hausfeld Titelgestaltung: Regina Schmidt Titelfoto: Gert Westdörp ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer
Screenshots: Münsterland e.V.
Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de) Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück Aschendorff Medien GmbH & Co. KG An der Hansalinie 1, 48163 Münster Telefon: 0251 690-0, Fax: 0251 690-80 48 01 Anzeigenleitung: Marc Arne Schümann (Anschrift wie oben) Vermarktung: Frank Micheel, Lars Normann Verantwortliche Redakteurin: Claudia Bakker (Anschrift wie oben)
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INDUSTRIE- & GEWERBEFLÄCHEN
Kein Mangel an Flächen, aber die falsche Richtung bei der Gewerbesteuer IHK-Präsident Uwe Goebel sieht die Region Weser-Ems gut für die Zukunft gerüstet – Potenzial für Kooperationsmodelle
VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN OSNABRÜCK Im Vergleich zu Ballungsräumen sei die Flächenversorgung im Bezirk der Industrieund Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim immer noch entspannt, sagt IHKPräsident Uwe Goebel im Interview. Von den Kommunen wünscht sich Goebel stärkere Akzente bei sozialen Infrastruktureinrichtungen. Die Kassenlage ermögliche ferner eine Absenkung der Gewerbesteuerhebesätze. Die große Mehrheit der Mitgliedsunternehmen ist laut dem IHK-Chef sehr zufrieden mit ihrem Standort in der Region.
Mit Blick auf die Entwicklung der Unternehmen der Region Weser-Ems in den letzten 25 Jahren darf man sicher von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Industrie- und Gewerbeflächen in der Region haben dazu beigetragen. Wie gut ist die Region diesbezüglich für die Zukunft aufgestellt? In der Tat hat unser IHK-Bezirk eine Erfolgsstory hingelegt. Allein seit 2010 sind hier rund 85 000 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen worden. Kein Wunder, dass nach den Ergebnissen unserer Standortumfrage aus dem vergangenen Jahr 82 Prozent der Unternehmen zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrem Standort sind. Die gute Verfügbarkeit von Gewerbeflächen war und ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor. So stehen hier bei uns knapp 2000 Hektar Industrieund Gewerbefläche zur Verfügung. Klar ist auch, Gewerbeflächen entstehen an Verkehrsknotenpunkten oder Verkehrslinien. Daher sind Bahnknoten, Autobahnkreuze oder gut ausgebaute Land- und Bundesstraßen echte Wirtschaftsförderungsmaßnahmen. Wie leistungsfähig ist die Anbindung vorhandener Flächen durch Verkehrswege und den öffentlichen Personennahverkehr? Nach den Ergebnissen unserer Standortumfrage bewerten die Unternehmen die überregionale Erreichbarkeit ihres Standortes gut. Ländliche Regionen tun sich allerdings strukturell bei der Versorgung mit ÖPNV-Angeboten schwerer, attraktive Angebote bereitzustellen. Hier könnte ich mir zum Beispiel mehr gemeindeübergrei-
fende Konzepte vorstellen. Damit der ÖPNV stärker genutzt werden kann, wünsche ich mir hier mehr Attraktivität. Das betrifft die Schnittstellen für die individuelle An- und Abfahrt, insbesondere auf der letzten Meile. Die Gestaltung von Haltestellen, eine bedarfsgerechte Taktung und kurze Fahrzeiten sind weitere Stellschrauben. Sind die Preise für Industrieund Gewerbeflächen, sowie die Belastung der Unternehmen durch Gewerbe- und Grundsteuer aus Sicht der IHK angemessen? Wir Unternehmer sehen Kostenbelastungen immer kritisch. In den vergangenen zehn Jahren haben nur sieben Kommunen im IHK-Bezirk den Gewerbesteuerhebesatz konstant gehalten, die übrigen 112 Kommunen haben ihre Hebesätze erhöht. Die Entwicklung zeigt, dass wir uns in der Steuerpolitik in die falsche Richtung bewegen. Andererseits: Die Kassenlage der Kommunen müsste auch eine Absenkung der Gewerbesteuerhebesätze ermöglichen. Hier wünsche ich mir für die Zukunft eine wieder moderatere Steuerpolitik. In welchen Kommunen im IHK-Bezirk sind aktuell zu wenig Flächen verfügbar, wo halten Sie das Angebot für gut oder zufriedenstellend? Es liegt in der Natur der Sache, dass mit zunehmender Größe einer Stadt die Konkurrenz der Nutzungsalternativen steigt. Dies trifft in besonderer Weise auf Osnabrück zu. Unsere IHK plädiert deshalb schon seit Langem dafür, dass die Stadt Osnabrück bei der Gewerbeflächenentwicklung mit den Umlandgemeinden und dem Landkreis kooperiert und interkommunale Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Andersherum: Zukunftsorientiert sind die Ausweisungen von Gewerbeflächen in der Nähe von Autobahnkreuzen und -anschlussstellen. Hierbei sind wir in allen drei Landkreisen Emsland, Grafschaft Bentheim und Osnabrück gut aufgestellt. Hat sich die Versorgungslage bei den Flächen in den letzten Jahren eher verbessert oder verschlechtert? Ich sehe hier bislang keine Verschlechterung. Allerdings wird die Ausweisung neuer Flächen zunehmend schwierig. Es ist zweifellos
Uwe Goebel ist Präsident der Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim.
richtig, den Flächenverbrauch begrenzen zu wollen. Aber im Vergleich zu den Ballungsräumen ist die Situation bei uns immer noch entspannt. Die Entwicklung der Gewerbeflächeninfrastruktur muss durch soziale Infrastruktureinrichtungen wie Kitas, Bildungseinrichtungen, Mehrgenerationenhäuser oder Pflegeangebote für hochbetagte Menschen ergänzt werden. Wie erfolgreich bewältigen Politik und Verwaltung der verschiedenen Kommunen im Kammerbezirk diese Aufgabe? Sie sprechen ein wichtiges Thema an: Flächen sind das eine, Infrastruktur und weiche Standortfaktoren das andere. Bei der Kinderbetreuung in Kindertagesstätten und Schulen ist noch Luft nach oben. Auch finanziell macht es für Wiedereinsteiger in den Beruf häufig keinen Sinn, ihre Kinder kostenpflichtig in Horte zu geben, wenn vom Netto aus dem Job dann kaum noch etwas übrig bleibt. Die Kommunen sind also gut beraten, hier zukünftig noch stärkere Akzente zu setzen. Wie gut ist die Zusammenarbeit der Wirtschaft mit den Verantwortlichen auf Seiten der Kommunen bei der Abwägung
unterschiedlicher Ziele wie Landwirtschaft, Erholung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit? Politik und Verwaltung im IHKBezirk werden überwiegend als wirtschaftsfreundlich wahrgenommen. Dies ist sicher nach wie vor ein Standortvorteil. Als Warnsignal sehe ich allerdings, dass in unserer Standortumfrage die Zufriedenheit zuletzt in den meisten Kommunen zurückgegangen ist. Politik und Verwaltung sollten daher wieder miteinander und Kommunalgrenzen übergreifend stärker an der Attraktivität unserer Region arbeiten. Die Verantwortung für die Ausweisung neuer Gewerbeund Industriegebiete liegt meist bei einzelnen Kommunen. Wie sind Ihre Erfahrungen mit anderen Modellen, wie der Kooperation von Kommunen bei gemeinsamen Gebieten oder einer gemeinsamen regionalen Vermarktung? Einzelne Kommunen in unserer Region verfügen bereits über gute Erfahrungen mit Kooperationsmodellen. Denken Sie etwa an die gemeinsamen Gewerbegebiete von Osnabrück und Hasbergen, an den Niedersachsenpark, an das gemeinsame Gewerbegebiet Eurohafen der Städte Meppen und Haren oder an das grenzüberschreitende Gewerbegebiet Coevorden/Emlich-
heim. Es gibt also auch in unserer Region gute Grundlagen, auf denen wir mit einer gemeinsamen regionalen Vermarktung aufsetzen können. Potenzial sehe ich etwa in einer intensiveren Kooperation von Stadt und Landkreis Osnabrück, unter anderem in den Bereichen Gewerbeflächenmanagement und Standortmarketing. Auch bei innovativen Mobilitätskonzepten, etwa der Vernetzung von ÖPNV, Park and Ride und Individualverkehr wünsche ich mir frische Ideen. Als größtes Entwicklungsrisiko für die regionale Wirtschaft gilt vielen aktuell der Fachkräftemangel. Wo liegen nach Ihrer Einschätzung die wichtigsten Aufgaben für Politik und Verwaltung, dem entgegenzuwirken, damit nicht nur Flächen für Industrie und Gewerbe zur Verfügung stehen, sondern auch Menschen, die diese Flächen mit Leben füllen? Die wichtigste Strategie gegen den Fachkräftemangel ist aus meiner Sicht die betriebliche Ausbildung. Daher bin ich froh, dass unsere IHK in diesem Jahr wieder mehr neue Ausbildungsverträge eintragen konnte als im Vorjahr. Es hätten sogar noch deutlich mehr sein können, wenn nicht so viele junge Menschen in die Hoch-
Foto: IHK
schulen drängen würden. Ein Ausbildungsabschluss hat einen hervorragenden Ruf und bietet eine ausgezeichnete Grundlage für weitere betriebliche oder akademische Qualifikationen. Darüber hinaus wenden sich die Unternehmen inzwischen intensiv auch an neue Zielgruppen: Quereinsteiger, Wiedereinsteiger und Studenten, die aus welchen Gründen auch immer ihr Studium nicht beenden. Unsere IHK bietet hierfür sowie auch für die berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund Lotsendienste an. Wird das Thema „Industrieund Gewerbeflächen“ in den regionalpolitischen Positionen der IHK, die in diesem Jahr erarbeitet werden, eine Rolle spielen? Welche Positionen wird die IHK dort voraussichtlich vertreten? Die Verbesserung der Standortfaktoren ist eine Daueraufgabe für Politik und Verwaltung. Unsere IHK erarbeitet zurzeit ein Kriterienset für ein effektives Monitoring der harten und weichen Standortfaktoren. Industrie- und Gewerbeflächen werden dort selbstverständlich eine Rolle spielen, aber z. B. auch die Breitbandversorgung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Steuerhebesätze.
Materialeinsatz und Fundamente müssen passen. Und zwar richtig.
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Die Flächen sind die Basis für eine Erfolgsgeschichte Leistungsfähige Industrie- und Gewerbegebiete sind Träger des wirtschaftlichen Aufschwungs im Landkreis Osnabrück VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN Eine Region auf Rekordjagd: Aktuell sind im Landkreis Osnabrück knapp 128 000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – so viele wie noch nie. Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre sind beeindruckend; 2010 belief sich die Zahl der Beschäftigten auf gut 100 000, 20 Jahre zuvor waren es nur gut 82 000. Parallel dazu sank die die Arbeitslosigkeit von fünf Prozent im Jahr 2010 auf 3,1 Prozent 2018. Landesweit lag sie 2018 bei 5,3 Prozent. Die Industrie- und Gewerbegebiete der Region haben wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen. So verkaufte allein die Stadt Bramsche in den letzten fünf Jahren mehr als 40 Hektar Gewerbeflächen. Man habe dabei sehr gute Erfahrungen bei der Vermarktung von Flächen in der Nähe von Autobahnausfahrten gemacht, sagt Klaus Sandhaus, Wirtschaftförderer der Stadt Bramsche. Sein größter Erfolg ist wohl die Ansiedlung des LandOSNABRÜCK
maschinenherstellers Amazone im Industriegebiet Schleptrup an der A1. Doch nicht jeder Bramscher begrüßte das Vorhaben. „Die Anwohner hatten Angst und Sorge darüber, was auf der Fläche passieren würde“, so Sandhaus: „Im Prozess war es sehr hilfreich, dass wir früh Ross und Reiter nennen konnten. Zudem ist man von Seiten des Unternehmens aktiv auf die Anwohner zugegangen. Am Ende wurde der Bebauungsplan für das Gebiet im Rat mit überwältigender Mehrheit verabschiedet.“ Wie geht es weiter, nachdem man einen solchen Fisch geangelt hat? Sandhaus gesteht freimütig ein, dass man in Bramsche aktuell knapp mit Flächen sei. Für den kurz- und mittelfristigen Bedarf wird das Industriegebiet von Amazone um zehn Hektar erweitert. Die sollen ab Mitte 2020 zur Verfügung stehen und drei bis vier Jahre reichen. Um langfristig vorzusorgen, bereitet man einen neuen Flächennutzungsplan vor. „In dem wollen wir den Fokus auch auf die weitere Entwicklung
von Industrie und Gewerbe legen“, so Sandhaus. Die Stadt bietet Unternehmen alles aus einer Hand an. „Wir kaufen die Flächen an, wir planen und vermarkten sie“, erklärt der Wirtschaftsförderer: „Letztendlich gilt: Ein starker Wirtschaftsstandort ist ein starker Wohnstandort.“ Zu den besonders erfolgreichen Kommunen im Landkreis zählt auch die Stadt Melle. Der Spezialist für Wintergärten und hochwertige Glaskonstruktionen, Solarlux, baute in Melle auf einer Fläche von 13 Hektar einen eigenen Campus. Der umweltorientiert geplante Komplex – unter anderem setzt Solarlux auf Erdwärme – erhielt den niedersächsischen Staatspreis für Architektur. Melles Wirtschaftsförderer Hartwig Grobe bezeichnet die Ansiedlung von Solarlux denn auch als Glücksfall für die Stadt. „Das war zu dem Zeitpunkt noch der Flächenverfügbarkeit geschuldet“, so Grobe. Ähnlich wie in Bramsche hat die Nachfrage in Melle aktuell aber alle Flächen aufgezehrt. Er erhalte monatlich interessante
Aktuell baut Spartherm in Melle ein futuristisches Innovationszentrum. Hier werden ab 2021 über 5000 Quadratmeter Bürofläche für Entwickler, Coworking Space für Startups und unternehmensbezogene Dienstleister zur Verfügung stehen. Das 40 Meter hohe, architektonisch anspruchsvolle Gebäude ist das aktuelle „Leuchtturmprojekt“ in Melle und wird vom Wirtschaftsförderer als „Brutstätte“ für die innovative Standortentwicklung bezeichnet. Foto: Spartherm
Anfragen, berichtet der Wirtschaftsförderer, glücklicherweise seien viele davon langfristig ausgerichtet. Immerhin ist es ihm gelungen, 18 Hektar für den kurz- und mittelfristigen Bedarf zu erwerben. Sie sollen Ende 2020 zum Verkauf stehen. „Den langfristigen Bedarf deckt das natürlich nicht ab“, konstatiert Grobe. Zudem muss er die Preise erhöhen. Für das aktuelle Projekt rechnet er mit 45 bis 50 Euro pro Quadratmeter. „In der Meller Wirtschaftsförderung haben wir den Unternehmen viele Jahre lang einen günstigen Einstieg über attraktive Grundstückskaufpreise geboten“, sagt Grobe: „Über viele Jahre lagen wir bei 30 bis 35 Euro. Das können wir so nicht aufrechterhalten.“ Bei der Auswahl von Unternehmen hat der Meller Wirtschaftsförderer die Gesamtästhetik der Stadt im Blick. Ansiedlungen müssten zum Standort passen. Deshalb habe er schon verschiedenen größeren Logistikern abgesagt. Grobe bevorzugt kleinere Unternehmen, gerne aus dem Handwerk. „Außerdem haben ortsansässige Betriebe Vorrang, die wachsen wollen“, sagt er. Für die Stadt rechne sich das Engagement nicht über den Verkaufserlös, sondern über die langfristigen positiven Effekte. Deshalb sei es besonders wichtig, die richtigen Betriebe anzusiedeln. Grobe: „Ich glaube, dass wir in Melle inzwischen ein resilientes Gefüge von Unternehmen haben und auch für Krisenzeiten gut gewappnet sind.“ Ob und wo Flächen für Industrie und Gewerbe bereitgestellt werden, entscheiden die Kommunen. Selbst beim Landkreis liegen keine absoluten Zahlen dazu vor. Einen recht guten Überblick bietet aber die Internetseite komsis.de. Hier können die Kommunen ihre Flächen mit zahlreichen Zusatzinformationen registrieren, zum Beispiel zur Verkehrsanbindung, zum Breitbandanschluss oder den zulässigen Betriebsgeräuschen. Laut Komsis werden im Landkreis Osnabrück aktuell an 32 Standorten Flächen angeboten, darunter fünf Industriegebiete und ein Mischgebiet.
(Fortsetzung auf Seite 5)
Anbindung und Infrastruktur spielen bei der Erschließung neuer Gewerbeflächen eine wichtige Rolle – hier im Industriegebiet Engter/Bramsche. Foto: Alwes
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Nachhaltiges Wachstum statt schneller Expansion Der Bedarf an neuen Gewerbeflächen ist enorm, aber auch das Umfeld muss dabei mitwachsen (Fortsetzung von Seite 4) Das Dickschiff unter den Gewerbegebieten der Region ist unbestritten der Niedersachsenpark. Der Park befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Rieste und Neuenkirchen-Vörden, damit auch in den Landkreisen Osnabrück und Vechta. Auf aktuell 88 Hektar Industrie- und Gewerbefläche haben sich 64 Betriebe angesiedelt. Sie investierten fast eine halbe Milliarde Euro im Niedersachsenpark und beschäftigen rund 2700 Menschen. Schwergewichte sind der Sportartikelhersteller Adidas und der Landmaschinenproduzent Grimme. Insgesamt hat der Park eine Fläche von bis zu 412 Hektar. Neben den bereits verkauften 88 Hektar besitzt die Niedersachsenpark GmbH zurzeit 101 Hektar, weitere 200 Hektar will sie in den nächsten Jahren erwerben. „Wir könnten die gesamten Flächen innerhalb von zwei Jahren verkaufen, wollen das aber behutsam steuern“, sagt Uwe Schumacher, Geschäftsführer des interkommunalen Unternehmens, an dem neben den Gemeinden Rieste und Neuenkirchen-Vörden auch die Stadt Damme, die Samtgemeinde Bersenbrück und die MBN Bau AG aus Georgsmarienhütte beteiligt sind. Die Umsetzung werde sicherlich noch 15 bis 20 Jahre dauern, so Schumacher, langfristig sei mindestens von einer Verdoppelung der Mitarbeiterzahl auszugehen. Diese Menschen müssen wohnen, viele wollen gerne ein eigenes Haus bauen. Sie benötigen Kinder-
gärten und Schulen für ihre Kinder. Es braucht Zeit, diese Infrastruktur aufzubauen und zu integrieren. Schumacher legt großen Wert darauf, die Region weiter hinter sich zu behalten. „Wir wissen, dass wir sie massiv verändern. Umso wichtiger ist es, die positiven Aspekte unserer Arbeit immer wieder deutlich zu machen“, erklärt er. Der Geschäftsführer der Park GmbH besucht regelmäßig die Gemeinde- und Stadträte, um über die weitere Entwicklung des Projekts vorzustellen. Die Bürgermeister als Gesellschafter würden ihre Entscheidungen immer einstimmig treffen, sagt Schumacher: „Das war noch nie ein Problem, es herrscht großes Einvernehmen unter den Eigentümern.“ Dass hier viele Parteien am selben Strick ziehen, wird auch an Schumachers aktuellem Vorhaben deutlich. Ab dem 15. August steuern die ersten Busse eines neuen Arbeitnehmer-ÖPNV den Niedersachsenpark an. Die Finanzierung ist für zunächst zwei Jahre gesichert. Die Hälfte der Kosten übernehmen Firmen aus dem Park; von der verbleibenden Hälfte trägt der Landkreis zwei Drittel, den Rest übernehmen die Samtgemeinde Bersenbrück und der Park. „Unser Job ist es, jetzt dafür zu sorgen, dass die Busse voll werden“, so Schumacher. Im Niedersachsenpark arbeiten vier benachbarte Kommunen zusammen. Um Kooperation in größerem Maßstab bemüht sich die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft, oleg. Das mit Mitteln
der Metropolregion Nordwest und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderte Projekt vermarktet Flächen zusammen mit Gemeinden und kümmert sich um gewerbliche Leerstände und Gewerbebrachen. Mit der Ansiedlung des Küchenbauers Häcker in Ostercappeln verbuchte die oleg aktuell einen spektakulären Erfolg. An dem Produktionsstandort werden rund 450 Arbeitsplätze geschaffen. Um Leerständen und Brachen entgegenzuwirken, hat die oleg in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden des Landkreises ein Brachflächenkataster erstellt, indem alle Flächen kartografisch erfasst sind. „Durch eine gezielte Ansprache der Eigentümer konnten zahlreiche Flächen potenziellen Interessenten angeboten werden“, sagt oleg-Geschäftsführer Siegfried Averhage. Der Experte zeichnet ein positives Bild der Lage in der Region. Der Landkreis Osnabrück weise einen vielfältigen und gesunden Branchenmix auf. „Schwerpunktbranchen sind die Ernährungswirtschaft, der Maschinenbau und die Agrartechnik, die Gesundheitswirtschaft sowie die Transportund Logistikbranche“, sagt Averhage: „Ein starker, häufig familiengeführter Mittelstand prägt die Wirtschaftsstruktur. Dadurch ist der Landkreis nicht von einer zentralen Branche oder einigen Großunternehmen abhängig, was sich vor allem auch in Zeiten schwächerer Konjunktur positiv stabilisierend auswirkt.“
Leerstände und Brachflächen werden beispielsweise durch die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft (oleg) in nutzbare Gewerbeflächen umgewandelt. Foto: Archiv
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Der Niedersachsenpark in den Landkreisen Vechta und Osnabrück ist das „Dickschiff“ der hiesigen Industrie- und Gewerbeflächen. Hier sind mehr als 60 Unternehmen auf 88 Hektar Fläche angesiedelt,rund 2700 Menschen sind hier beschäftigt. Foto: Marcus Alwes
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Innovativ, zupackend, vernetzt und fest verwurzelt Im Landkreis Emsland ist die Wirtschaftsförderung Chefsache und setzt sich ehrgeizige Ziele VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN „Zuhause bei den Machern“ – die Region Emsland präsentiert sich mit breiter Brust in der Öffentlichkeit. Dabei galt sie lange als „Armenhaus der Republik“. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war das Emsland noch Ödland. Heute bietet sich ein grundlegend anderes Bild, das die Zuschreibung „bei den Machern“ vollauf rechtfertigt. „Unsere Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 2,3 Prozent“, sagt Reinhard Winter, Landrat des Landkreises Emsland: „Im aktuellen Haushalt sind bei Gesamtausgaben von rund 577 Millionen Euro rund 137 Millionen Euro an Investitionen vorgesehen. Dabei ist der Landkreis nahezu schuldenfrei. An erster Stelle stehen im Haushalt die Ausgaben für die Wirtschaftsförderung mit rund 56,2 Millionen Euro.“ Für das Motto „Zuhause bei den Machern“ ist hauptamtlich Martina Kruse verantwortlich. Die Leiterin der Wirtschaftsförderung beim Landkreis Emsland MEPPEN
brennt für ihre Region. Das Bild der „Macher“ sei mehr als eine Werbebotschaft, so Kruse, es beruhe auf der Mentalität der Emsländer, die davon geprägt sei, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und unkonventionelle Wege zu gehen. „Die besten Multiplikatoren für das Image des Emslands sind unsere Unternehmen“, sagt Kruse: „Wir haben den Claim ‚Zuhause bei den Machern‘ im Wirtschaftsverband vorgestellt und sind dort auf große Resonanz gestoßen. Alle können sich damit identifizieren. Das Motto wird im Landkreis gelebt. Das ist wichtig, nur so kann es funktionieren.“ Ziel dieser und weiterer Imagekampagnen der Wirtschaftsförderung des Emslands war und ist das Ruhrgebiet. Man wollte Menschen in einem Radius von 200 Kilometern ansprechen, die änderungs- und umzugsbereit sind. Dabei rechnen sich die Strategen im Team des Fachbereichs Wirtschaft des Kreises um Martina Kruse auch deshalb gute Chancen aus, weil es im Ruhrgebiet mehr Ar-
beitslosigkeit gibt. Zudem ist die Industrieregion in NordrheinWestfalen über die A 31 verkehrsmäßig sehr gut an das Emsland angebunden. „Wir hatten junge Leute im Auge, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und an der Schwelle zur Familiengründung stehen“, erklärt Kruse: „Denen können wir im Emsland eine Menge bieten. Hier spielen Kinder auf dem Rasen hinterm Haus, vier Fünftel der Menschen leben in ihrem eigenen Haus.“ Ansprechen wollten die Wirtschaftsförderer darüber hinaus Menschen, die die Region verlassen haben, um beispielsweise zu studieren. Sie würden sich an ihre eigene schöne Kindheit erinnern und zurückkommen, wenn sie eine Familie gründen, so das Kalkül. Wirtschaftsförderung im Landkreis sei weit mehr als das Einwerben und „Auskehren“ von Fördermitteln, so Kruse. Sie hat vielmehr den Anspruch, ein Partner für die Unternehmen in der Region zu sein. Kruse beschreibt das ganz konkret, sie will „den Gang durch die Verwaltung“ erleichtern, Zu-
rer Arbeit besteht deshalb darin, die Kommunikation mit den Unternehmen zu intensivieren und Netzwerke auf- und auszubauen. Kruse sucht dabei den Schulterschluss mit dem Wirtschaftsverband Emsland, Netzwerken wie MEMA (Metall- und Maschinenbau im Emsland) oder den Kompetenznetzwerken „Energiewirtschaft“ und „IT“ am Standort Lingen. Letztgenannte wurden 2017 ins Leben gerufen und sollen als Ansprechpartner für Industrie und Unternehmen im Bereich der Digitalisierung und im Energiesektor
Impulse setzen. Das Atomkraftwerk in Lingen geht vom Netz. In der Region steckt man darüber nicht den Kopf in den Sand, sondern beschäftigt sich intensiv mit Handlungsansätzen für die Bewältigung des Strukturwandels, den die Energiewende für den Energiestandort südliches Emsland bedeutet. „Mit der „H2-Region Emsland“ sind wir eines der ‚Reallabore der Energiewende‘ , die das Bundeswirtschaftsministerium ausgerufen hat“, sagt Landrat Winter. (Fortsetzung auf Seite 7)
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Gewerbeflächen
ständigkeiten klären, Abläufe koordinieren oder in Konfliktfällen moderieren. Unternehmen brauchen Planungssicherheit, ist die Wirtschaftsförderin überzeugt, auf veränderte Rahmenbedingungen müssten sie mit schnellen Investitionsentscheidungen reagieren. Kruse: „Neben den klassischen Aufgaben wie beispielsweise der Innovations- und Technologieberatung oder der Ansiedlung von Unternehmen braucht Wirtschaftsförderung dezidiertes Wissen über die Unternehmen vor Ort – also Branchen-Know-how und eine klare Strategie.“ Ein Schwerpunkt ih-
Ausgezeichnetes emsländisches Projekt: Von der Salzbergener Müllverbrennungsanlage ausgestoßenes Kohlenstoffdioxid soll mit „Grünem Foto: NOZ-Archiv
Foto: www.wbr-architekten.de
Wasserstoff“ in synthetisches Methan umgewandelt werden.Dieses soll in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden.
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Energie und schnelles Netz bis zur „letzten Milchkanne“ Die industrielle Nutzung von „Grünem Wasserstoff“ als Alleinstellungsmerkmal / Glasfasernetz wächst im Emsland (Fortsetzung von Seite 6) Das Emsland war mit vier innovativen Projekten bei einem Ideenwettbewerb des Ministeriums angetreten, das Projekt „Sektorenkopplung“ der H&R Chemisch Pharmazeutischen Spezialitäten GmbH in Salzbergen erhielt den Zuschlag. In dem Projekt soll von der Salzbergener Müllverbrennungsanlage ausgestoßenes Kohlenstoffdioxid (CO2) mit „Grünem Wasserstoff“ in synthetisches Methan umgewandelt werden. Dieses wollen die Partner in das bestehende Erdgasnetz einspeisen. Außerdem plant man, bisher ungenutztes, in unterschiedlichsten Produktionsprozessen breit verfügbares Kohlenstoffdioxid, in industriellem Maßstab als Rohstoff verwertbar zu machen. Energie sei schon immer ein großes Thema in der Region gewesen, sagt Martina Kruse: „Nicht nur wegen des Atomkraftwerks, RWE betreibt bei uns Gaskraftwerke, es wurde Erdöl gefunden und verarbeitet. Davor war der Torf ein Energielieferant. Wir haben leistungsfähige Strom- und Gasnetze, auch Pipelines sind vorhanden.“ Ab 2028/29 sollten im Emsland 1,9 Gigawatt Windstrom aus der Nordsee auflaufen, so Kruse weiter. Da biete es sich an, in die Wasserstoffwirtschaft zu investieren. Wasserstoff könne die Basis für viele neue Produkte und Verfahren sein. Das reiche von synthetischem Kerosin, über weitere synthetische Kraftstoffe bis hin zur Brennstoffzelle. Über den Prozess der Hydrolyse kann der Energieträger Wasserstoff mit Hilfe von Strom aus Wasser gewonnen werden. Man spricht von ‚Grünem Wasserstoff‘ . Das sei ein Business Case für die Mobilität von übermorgen, glaubt die Wirtschaftsförderin. Unternehmen wie der Landmaschinenhersteller Krone oder die Meyer Werft hätten schon Interesse angemeldet. „Wir haben im Emsland alle wichtigen Partner für die industrielle Nutzung von Grünem Wasserstoff am Tisch“, sagt Kruse: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Region.“ Unter dem Dach der Initiative H2-Region Emsland versuche man, unterschiedliche Akteure auf Augenhöhe zusammen zu bringen, erklärt Landrat Winter. Ziel sei es, verschiedene Wasserstofflösungen
Schnelles Internet: Auch der Ausbau des Glasfasernetzes verfolgt im Emsland ehrgeizige Ziele.
auf regionaler Ebene zu entwickeln, so sollen zusätzliche Synergien entstehen, die den industriellen Wandel beschleunigen. Neben der Sektorenkopplung in Salzbergen gehören die Projekte „Get H“, „Hybridge“ und „Green Refinery“ zum Portfolio. Im Rahmen von „Get H“ wollen RWE und sieben weitere Partner im industriellen Maßstab Grünen Wasserstoff erzeugen und für Industrie, Verkehr, Wärme und Stromerzeugung nutzbar machen. Unter dem Namen „Hybridge“ läuft ein Projekt der Firmen Amprion und Open Grid Europe. Sie wollen Engpässe im Stromnetz durch den Einsatz einer Power-to-gas-Anlage reduzie-
ren oder vermeiden. Die Erzeugung synthetischer Kraftstoffe und chemischer Grundprodukte aus Grünem Wasserstoff ist Thema des dritten Projekts „Green Refinery“, das der Ölkonzern BP in Lingen durchführt. Die H2-Region Emsland ist das derzeit prominenteste Projekt der Wirtschaftsförderung im Landkreis Emsland. Weniger spektakulär, doch nicht minder erfolgreich ist das Programm zur ‚Förderung produktiver Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Landkreis Emsland‘ . Es läuft seit 1998, zunächst mit Hilfe von EU-Mitteln. „Seit 2015 finanzieren wir das Programm aus-
Foto: dpa
schließlich aus Kreismitteln“, sagt Landrat Winter. Auch das Förderprogramm ‚Beschäftigung durch Innovation‘ werde ausschließlich aus Kreismitteln gespeist. Seit 2011 habe der Landkreis für die beiden Programme insgesamt knapp 5,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ein Vielfaches davon lässt sich der Landkreis Emsland den Sprung ins Gigabit-Zeitalter kosten. Für insgesamt 63 Millionen Euro werden seit Anfang 2018 rund 14 300 Haushalte, Unternehmen, Krankenhäuser und Schulen an hohe Bandbreiten angebunden – über 11 500 sogar mit einem Glasfaseranschluss bis ins Haus. „Gerade auch die Unter-
nehmen werden davon profitieren“, gibt Winter sich überzeugt: „Finanziert wird dies durch den Landkreis Emsland und die emsländischen Kommunen mit Unterstützung von Bund und Land.“ Doch damit nicht genug: Um auch die letzte „Milchkanne“ mit Glasfaser zu erreichen, will man im Emsland ein zukunfts- und hochleistungsfähiges Breitbandnetz in Gewerbe- und Industriegebieten sowie Häfen, aber auch für die letzten noch unversorgten Privathaushalte ausbauen. Der Landkreis will sich das rund 17,65 Millionen Euro kosten lassen. Für die Wirtschaftlichkeitslücke in Höhe von insgesamt etwa 49,1 Millionen
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Euro hofft man auf Unterstützung von Bund und Land. Bis Ende 2021 sollen die 27 800 weißen Flecken in der Breitbandversorgung (Stand Mai 2015) im Landkreis Emsland vollständig abgedeckt sein. Die Zahl der Glasfaseranschlüsse soll von 5500 (Stand Dezember 2015) auf über 60 000 steigen. Den Machern im ehemaligen Armenhaus der Republik ist zuzutrauen, dass Sie auch dieses ehrgeizige Ziel erreichen. Das zeigt die Bilanz der letzten Jahre. Wenn das mit der Glasfaser zur Milchkanne irgendwo klappen kann, dann in der bodenständigen Region zwischen Bad Bentheim und Papenburg.
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Mehr Attraktivität durch bessere Anbindung Die Umgehungsstraße B51 in Münster wird erweitert / Große Ausgleichsflächen mit neuen Hecken und Wäldern
Alle Grundstücke im Gewerbegebiet An der Kleimannbrücke sind bereits vergeben. Traditionsunternehmen, Dienstleistungsanbieter und selbst Freizeitangebote sind hier zu finden. Um den Standort für die Kunden, Besucher und Mitarbeiter der Betriebe aufzuwerten, ist eine Erweiterung der Umgehungsstraße geplant. „Durch die spätere bessere Verkehrsanbindung steigt die Attraktivität der Lage“, ist Dieter Schewetzky, Diplom-Geograph bei der Wirtschaftsförderung Münster, zuversichtlich. Östlich des Gewerbegebietes an der Rudolf-Diesel-Straße wird die „durchgehende, leistungsfähige Süd-Ost-Umgehung“ zukünftig verlaufen, gibt der Landesbetrieb Straßenbau bekannt. Doch nicht nur dieses, auch andere Gewerbegebiete profitieren bereits von der Umgehungsstraße und dessen Anbindung an die Autobahn, wie etwa Loddenheide oder der Hafen. Damit wird ein weiterer Vorteil für Münsters Wirtschaft geschaffen. Industrieund Gewerbeflächen werden somit optimal zugänglich gemacht, insbesondere für Zu- und Anlieferer. Schließlich wolle man dem vermehrten Verkehrsaufkommen auf diese Weise begegnen. Zügiger und sicherer soll es dann ans Ziel gehen. „Die Nähe zur Autobahn ist über den Schifffahrter Damm gegeben. Aber wenn die Lkws für die Auslieferung von Druckmaterialien über Mariendorf fahren, stehen sie zunächst an der Schranke, unter der Brücke ist eine Maximalhöhe von 3,20 Metern möglich – größere können wir in diesem Fall auch nicht anschaffen –, und es käme zu Rückstau“, bemerkt Daniel Thiekötter, Inhaber von Thiekötter Druck und schlussfolgert: „Deshalb wäre es natürlich sehr charmant für uns, wenn die Umgehungsstraße ausgebaut wird.“ Geplant wurde die Baustelle schon seit Längerem, vor rund 25 Jahren dachte man bereits über eine Erweiterung der B51 nach. Klagen aus Lärmschutzgründen und die Sorge um Fledermäuse verhinMÜNSTER
Auf der Wolbecker Straße rollt der Verkehr auf einer provisorischen Brücke über die Umgehungsstraße B 51. Die Umfahrung ist notwendig, weil ab Ende August die alte Brücke abgebrochen und durch einen breiteren Neubau ersetzt wird. An der Umfahrung gibt es jeweils eine Spur in jede Richtung und auf einer Seite einen Geh- und Radweg.Im Sommer 2020 sollen die Arbeiten im Knotenpunkt beendet sein.
derten dies. Dem begegnet man mit dem aktuellen Bauvorhaben, in dem ein Lärmschutz durch 7,20 Meter hohe Wände aus lärmabsorbierenden Materialien entsteht und dem Verwenden von offenporigem Asphalt. Der Ausbau der B51 knüpft dabei an einen bereits vierstreifig ausgebauten Teil an, die Fortführung als B481n ist eine neue Trasse. 98,2 Millionen Euro kostet die Maßnahme, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts soll sie nach heutigem Stand abgeschlossen werden. Die B51 wird auf einer Länge von 2,6 Kilometern auf vier Fahrstreifen erweitert. Sie beginnt am Knotenpunkt „Wolbecker Straße“ und endet im Bereich der „Warendorfer Straße“. Zwischen den beiden Punkten wird die Umgehungsstraße auf einer Länge von 900 Metern um zwei Meter abge-
senkt. Die Verbindung der Kreuzung mit der Wolbecker Straße sowie drei neue querende Brücken seien Bestandteil dieses Vorhabens, heißt es weiterhin. Mitten in der Landschaft in der Nähe des Tierheims steht eine Brücke bereit“, so Daniel Thiekötter. Die neue B481 als Fortführung der Umgehungsstraße von dem Knotenpunkt Warendorfer Straße bis zum Schifffahrter Damm wird 3,6 Kilometer lang. Sie kann auf drei Fahrstreifen befahren werden, wobei der Überholfahrstreifen wechselweise für beide Fahrtrichtungen gilt. Auch dieses Teilstück wird in Höhe der Bahnstrecke und der Mariendorfer Straße auf einer Länge von 650 Metern abgesenkt und in einer sogenannten Troglage geführt. Sechs Meter tiefer als die Umgebung wird die Straße verlaufen, die Trogwände werden eben-
falls aus lärmabsorbierenden Materialien erstellt. Mit Hilfe der neuen B481 wird das nahegelegene Gewerbegebiet besser an den Verkehr angebunden werden. Die Arbeiten für den Ausbau und Neubau der Bundesstraße gehen deutlich erkennbar voran. Der Abschnitt bis zur Wolbecker Straße ist bereits fertiggestellt. Die alte Brücke „Wolbecker Straße“ wird abgebrochen, der Verkehr läuft dann während der einjährigen Bauzeit über eine provisorische Brücke. Im Streckenabschnitt Wolbecker Straße bis Warendorfer Straße wird ebenfalls überall gearbeitet. Auch im Abschnitt B481 sind bereits einige Brücken fertig beziehungsweise im Bau. Die Ausgleichfläche in einer Größe von 25 Hektar im Bereich Mariendorf konnte im Frühjahr bereits fertiggestellt werden.
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Neben den Lärmschutzmaßnahmen seien 50 Hektar Ausgleichsflächen geplant: Hecken sollen gepflanzt, Wälder aufgeforstet werden. Überflughilfen und Leiteinrichtungen dienen Fledermäusen und Vögeln als Unterstützung. Überflughilfen sind dort notwendig, wo Vögel und Fledermäuse im Nahbereich der Straße ihre Quartiere und Jagdhabitate haben. Diese Schutzbereiche gibt es an der B51 etwa ab Maikottenweg bis zum Knoten B51/Warendorfer Straße sowie entlang der B481 in Höhe Mariendorf. Als Überflughilfen und Leiteinrichtungen dienen entsprechende Anpflanzungen als auch die geplante Lärmschutzwand am geplanten Wohngebiet Maikottenweg. Als Überflughilfen werden rund vier Meter hohe und mindestens drei Meter breite Hainbuchenhecken gepflanzt. Die
Foto: hpe
Pflanzen werden so gesetzt, dass der Aufbau zur Straßenseite steil abfallend, auf der straßenabgewandten Seite stufig ansteigt. Als Leiteinrichtung erfolgt zudem die Anpflanzung von Gebüschstreifen entlang der Strecke. Im Bereich des Knotens B51/Warendorfer Straße werden bereits in der kommenden Pflanzsaison gut 350 Meter Gehölze gesetzt. Weitere Hecken und Gebüsche wird Straßen.NRW nach Fertigstellung der jeweiligen Straßenbaumaßnahmen pflanzen. Geplant sind noch etwa 350 Meter im Knoten Warendorfer Straße, 900 Meter entlang der B51 und rund zwei Kilometer an der B481 zwischen dem Trogbauwerk Mariendorfer Straße und dem Bauende der B481 am Knotenpunkt Sudmühlenstraße / Schifffahrter Damm. (pm/kri)
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