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CHANCEN IN SCHWEDEN SEITEN 4 UND 5
FINANZIERUNG DER 3. LIGA SEITE 9
DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
AUSGABE 03/18
Eine Region, deren Vielfalt im Boden steckt
EINZELPREIS 1,90 €
In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄTS STADT OSNABRÜCK UND GEMEINDE WIETMARSCHEN MACHER & MÄRKTE
Torf
Seniorchef Bernard Meyer blickt auf die Meyer Werft. Seite 3
Mehr als 90 Prozent des deutschen Erdgases werden in Niedersachsen gefördert sowie knapp 40 Prozent des Erdöls. Hinzu kommen Torf, Sand, Kies oder Salz. Viele dieser Bodenschätze liegen in der Region. Mehr dazu lesen Sie auf den Sand
Erdöl
SPEZIAL SPORT & PROFIT Wirtschaftstalk: Chancen für den Sporthandel. Seiten 12 und 13
Seiten 20 und 21. Foto: David Ebener
GELD & GESCHÄFT Was hinter dem Comeback der Aktienrückkäufe steckt. Seite 17
LEBEN & LEIDENSCHAFT Erdgas
Kies
Salz Fotos: Colourbox.de,Pixabay
Häuser aus dem 3-D-Drucker?
Wenn der Sport zum Leben gehört: drei Sportler im Porträt. Seiten 28 und 29
Sehr interessante und lukrative 3-Sterne-Hotelanlage auf Mallorca zu kaufen!
Digitalisierung auf dem Bau: Jens Günther sieht die Sievert AG auf gutem Weg VON WILFRIED HINRICHS OSNABRÜCK. „Warum ich?“ Als die Sievert AG Jens Günther aus Bottrop ansprach, um ihn nach Osnabrück zu lotsen, wollte es der Bau-Manager genau wissen: Warum hatte Hauptgesellschafter Hans-Wolf Sievert ihn ausgeguckt?
Die Antworten haben den 48-Jährigen überzeugt. Zum 1. Mai wechselte der diplomierte Bauingenieur nach Stationen bei der DOKA Group, Thyssen-Krupp Infrastructure und Hochtief an die Spitze der Osnabrücker Baustoffgruppe. Sievert suchte einen Lenker, der einen anderen Blick mitbringt, der die Baustoffgruppe mit den sehr
unterschiedlichen Sparten Trockenmörtel/Putze, Bauchemie und Logistik zukunftssicher ausrichten und, ganz wichtig, sie für die Digitalisierung auf dem Bau weiter fit machen kann. „Nur mit der Unterstützung durch Digitalisierung“, so Günther, „können wir in Zukunft Bauprojekte schneller, sicherer und risikoärmer verwirklichen.“ Mit neuen Methoden wie dem Building-Information-Modeling werden virtuelle Modelle von Bauwerken erstellt. Dass der Polier mit dem Tablet auf dem Bau steht, ist keine Besonderheit mehr. Die Digitalisierung auf dem Bau bedeutet für die Sievert AG zurzeit vor allem, den Produktions- und Lieferprozess für die Kunden nachvollziehbar zu
Jens Günther
Foto: David Ebener
machen. Welche Stoffe wurden verarbeitet, wann trifft die Lieferung auf der Baustelle ein? „Ein Immobilienbesitzer soll auch in zwanzig Jahren wissen, welche Materialien verbaut worden sind“, sagt Günther. Der neue Chef denkt auch weit in die Zukunft wie an das Haus aus dem 3-D-Drucker. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen in drei bis vier Jahren
ein Fünftel der Gebäude im Druck-Verfahren bauen, bei dem der Beton aus der Düse kommt. „Das wird eine Nische werden, die an Stellenwert gewinnt, vor allem außerhalb Europas“, sagt Günther. Die Sievert AG sei gut aufgestellt, verfüge über hohe Kompetenz und eine „gute Ertragssituation“. Er sehe seine Aufgabe darin, zusammen mit seinen Vorstandskollegen Carsten Beier, Hans-Peter Oßner und Niklas Sievert die Kernkompetenzen weiter zu stärken und neue Produkte und neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Die Baustoffgruppe produziert an 60 Standorten in neun Ländern. Sie beschäftigt 1800 Mitarbeiter und erzielte 2017 einen Umsatz von knapp 400 Mio.
Immo-Nr. 75 Objektart Objekttyp Nutzungsart Vermarktungsart Kaufpreis
Haus Wohn- und Geschäftshaus Gewerbe Kauf 7.900.000,00 €
Honorar Grundstücksgröße Baujahr Zustand Befeuerung
5,95 % ca. 1.000 m2 1980 Gepflegt Gas
DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
MACHER & MÄRKTE
2
SPEZIAL
MACHER & MÄRKTE
GELD & GESCHÄFT
SPORT & PROFIT
2 | Editorial
Chefredakteur Berthold Hamelmann über Stärken erfolgreicher Unternehmen.
9 | Finanzierung
17 | Kurskosmetik
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Was hinter Aktienrückkäufen von Konzernen steckt.
3 | Seniorchef
10 | Pferdesport
Das Millionengeschäft mit Pferden aus der Region.
18 | Sportliche Rendite
König Fußball mischt auch bei der Geldanlage mit.
26 | Vermittler
4/5 | Schweden boomt
11 | E-Sports
Professionelles Spielen hat auch in Deutschland großes Marktpotenzial.
19 | Interview
Ex-Bundesbanker Carl Ludwig Thiele gibt Eurozone eine Chance.
27 | Bestattungswald
6 | Heimischer Hanf
12/13 | Wirtschaftstalk
20/21 | Reich an Rohstoffen
28/29 | Leben mit Sport
300 regionale Firmen setzen auf die Skandinavier als Handelspartner. Traditionelle Nutzpflanze kann komplett verwertet werden.
Als Geschwister eine Firma zu gründen liegt im Trend.
VON BERTHOLD HAMELMANN
Clemens Schwerdtfeger bringt Unternehmen und Führungskräfte zusammen. Drei Konzepte setzen in der Region unterschiedliche Akzente.
Chancen und Herausforderungen im Sportfachhandel.
Eine Vielfalt an Bodenschätzen bringt die Region nach vorne.
7 | Lebenswichtig
14 | Weltweit sportlich Melos GmbH stattet Sport- und Spielplätze mit Granulat aus.
22 | Blick nach vorne
Peter M. Wolf sieht für Osnabrücker HR Group viel Potenzial.
31 | Hand in Hand
8 | Fünf Generationen
15 | Strategische Investition
23 | Kooperation
32 | Gesichter der Wirtschaft
Proteq Bodygear stellt kugelsichere Westen her.
Familienwerft Fricke & Dannhus baut Boote und Badewannen aus Holz.
Unternehmen lassen sich Gesundheit der Mitarbeiter zunehmend etwas kosten.
Im Spagat zwischen dem Beruf und der Zeit auf dem Sportplatz.
Verein und Wirtschaft sorgen für sportliche Magneten in der Region.
Zwei Familienunternehmen nehmen einen Teilmarkt gemeinsam in Angriff.
Neuer Produktionsstandort‚ Betriebserweiterung, Sponsoring und ein neuer Vorsitzender.
Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Active Sport................................................. 12,13 Ad-Hoc-Gaming................................................11 Adidas........................................12, 13, 17, 18, 32 Alemania Aachen............................................18 Allianz.......................................................... 14, 17 Amazon ............................................................. 13 AMD....................................................................11 Ankumer Dressur Club..................................10 AOK.................................................................... 15 ARD......................................................................9 Artec Technologies AG...................................18 AS Rom...............................................................11 Asiatisches Olympische Komitee (OCA).....11 Assmann ...........................................................32 Asus.....................................................................11 Atletico Madrid ...............................................18 Aventus..............................................................23 Bäckerei Wolke ................................................32 BASF ................................................................. 20 Bayer .................................................................. 17 Bayer ................................................................. 29 Bekuplast .......................................................... 31 Bekuplast-Open............................................... 31 Berentzen.......................................................... 17 Bet-at-home......................................................18 Betsson ..............................................................18 BioConstruct GmbH.......................................18 Blau-Weiß Emlichheim.................................. 31 Bonavi................................................................25 Borussia Dortmund........................................18 Bremer-Brücke ..................................................9 Broadview Industries AG..............................18 Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)......................................6 Bwin...................................................................18 C&A ....................................................................22 Capiton AG .......................................................22 Chemnitzer FC...................................................9 Covestro ............................................................ 14 Daily Deal .........................................................25 Decathlon.......................................................... 13 Deutsch-Schwedische Handelskammer (AHK)...................................4 Deutsche Börse................................................ 14 Deutsche Bundesbank ...................................19 Deutsche Erdöl AG (DEA)............................ 20 Deutsche Fußball-Liga (DFL).........................9 Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW)......................... 17 Deutscher Fußball-Bund (DFB).....................9 Deutscher Fußballbund (DFB) .....................11 Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)...........................................11 Deutscher Sportfachhandel (vds)................ 13 Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung (DIW)........................25
Digitalverband Bitkom ...................................11 DOKA Group...................................................... 1 Dr. Schwerdtfeger Personalberatung......... 26 Dresdener FC .................................................. 29 Duni ................................................................ 4, 5 Duni AB...............................................................5 Duni Logistik GmbH........................................5 E-Sport-Bund Deutschland (ESBD).............11 Ebay ................................................................... 12 Edelhard Dannhus............................................8 Eintracht Braunschweig..................................9 Energie Cottbus.................................................9 ENGIE E&P International ........................... 20 Ernst & Young.................................................. 17 ESL One Cologne .............................................11 Europäische Zentralbank (EZB).............17, 19 ExxonMobil ..................................................... 20 ExxonMobil Production Deutschland GmbH (EMPG)....................... 20 Finke ....................................................................9 Flossbach von Storch Research Institute .. 14 Freckenhorster Werkstätten...........................6 FreightHub .......................................................25 Fricke & Dannhus .............................................8 Friedhofswald Roheide..................................27 Friedwald Bramsche-Osnabrücker Land...27 Friedwald GmbH.............................................27 Frimo-Group ......................................................9 Geneon Vermögensmanagement ..................6 Gerry Weber..................................................... 17 Gerry Weber Open..........................................32 Gethalia Foundation ......................................18 Google................................................................25 Grimme Landmaschinenfabrik ...................32 GSV 2015 Ringe-Neugnadenfeld.................. 31 Gut Emhaus .....................................................10 GVC ....................................................................18 Hamm-Gruppe ................................................22 Hamm-Reno-Gruppe......................................22 Hannover Messe................................................4 Hänsch-Arena....................................................9 Hansefit............................................................. 15 Harting Technologiegruppe..........................32 Haver & Boecker .............................................23 Hellmann ............................................................4 Hellmann Worldwide Logistics .....................4 Hochtief............................................................... 1 Hof Kasselmann..............................................10 Hof Lohmann.....................................................6 HR Group .........................................................22 HSG Nordhorn-Lingen ...........................28, 29 IHK Niedersachsen (IHKN) ...........................4 IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.............................................................4 Ikea.................................................................. 4, 5 Indus Holding.................................................. 17 Industrie- und Handelskammer OsnabrückEmsland-Grafschaft Bentheim (IHK) ..........4
Infront .................................................................9 InnovationsCentrum Osnabrück (ICO) .....18 Intel.....................................................................11 Internationale Olympische Komitee (IOC)..11 Intersport.......................................................... 13 Jugendreiterfestival Future Champions....10 KaDeWe............................................................. 12 KFC Uerdingen..................................................9 Klasmann-Deilmann ...................................... 21 KME-Gruppe....................................................18 Kölner Sport-Uni..............................................11 Krone ...................................................................4 Krone Center Sverige AB.................................4 L&T...............................................................12, 13 Ladbrokes .........................................................18 Landwirtschaftskammer Niedersachsen...27 Lang & Schwarz ................................................6 M. M. Warburg ................................................ 17 Manchester City ........................................ 11, 18 Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) .................................18 Melos GmbH .................................................... 14 Meyer Werft ...................................................1, 3 Monsanto.......................................................... 17 Munich Re ........................................................ 14 Neptune Energy ....................................... 18, 20 Neptune Energy Gruppe ...............................18 Neue Osnabrücker Zeitung...........................18 Newtec...............................................................23 Newzoo...............................................................11 Niedersachsenpark Rieste ............................32 Niedersächsischen Landesforsten ..............27 Nike........................................................12, 13, 18 Nividia ................................................................11 Oddo-Seydler-Bank.........................................18 OPEC................................................................. 20 Osnabrücker Turnerbund (OTB)................ 29 Otto Gourmet...................................................18 Paris Saint Germain ........................................11 Paris Saint Germain .......................................18 Performance Sales International (P.S.I.)....10 Pferdesportevent Horses & Dreams ...........10 plan.S ...................................................................4 Poco......................................................................5 Precision Medical Products, Inc. (PMP) ....18 Pro Sieben..........................................................11 PROTEQ Armour Group BV........................... 7 Proteq Bodygear GmbH .................................. 7 Puma............................................................13, 18 Qualitrain ......................................................... 15 Rehazentrum Hermann-Novaku.................28 Reno...................................................................22 Röchling-Gruppe.............................................18 Rot-Weiß Erfurt.................................................9 Ruheforst GmbH.............................................27 Ruheforst Schloss Hünnefeld.......................27 Runnerspoint................................................... 13 RWTH Aachen.................................................32
Salzgrotte Hasetal...........................................25 Sandkuhl........................................................... 15 Schalke 04..........................................................11 See- und Sporthotel Ankum .........................10 Seedhouse.........................................................18 Siemens ....................................................... 14, 17 Sievert AG........................................................... 1 Söderberg & Haak.............................................4 Solana ................................................................25 Solvendi GmbH ...............................................18 Sport 2000........................................................ 13 Sport Klahsen ............................................12, 13 Sport1..................................................................11 Sportfreunde Lotte ...........................................9 Sportverein Ringe........................................... 31 Steinhoff-Konzern.............................................5 Sunmaker............................................................9 SV Bad Laer..................................................... 29 SV Meppen .........................................................9 Tedi.......................................................................9 Telekom ...............................................................9 Thyssenkrupp Infrastructure......................... 1 Többe ...................................................................4 Tschibo .............................................................. 12 TSV 1860 München ..........................................9 TSV GWD Minden ..........................................28 TSV Hahlen ......................................................28 TuS Achen-Strang .......................................... 29 Uni Göttingen ................................................. 26 Verband der deutschen Game-Branche (Game)................................................................11 VfL Osnabrück...................................................9 VfL Wolfsburg...................................................11 VfR Holzhausen...............................................28 Warsteiner Brauerei ........................................11 Welp Group ......................................................32 Westag & Getalit AG ......................................18 Windmöller & Hölscher ......................... 23, 32 Wintershall Deutschland ............................. 20 Wirtschaftsjunioren Deutschland...............18 Wirtschaftsverband Emsland.......................32 Wissenschaftspark Osnabrück.....................18 XXXLutz-Gruppe ..............................................5 Ziylan.................................................................22
PERSONEN Abramowitsch, Roman ....................................8 Abromeit, Jürgen ............................................ 17 Aulenbrock, Carina........................................ 29 Aulenbrock, Christine................................... 29 Bäte, Oliver....................................................... 17 Bechtluft, Jan Peter ..........................................3 Becker, Dr. Jelena............................................ 15 Beier, Carsten..................................................... 1 Berling, Wilhelm.............................................27 Bertelsmann, Stefan...................................... 29
SPORT, CAFÉ UND OUTDOOR AUF ÜBER 3000 m2
MITARBEITER IM BLICK
Motivierende Macher
25 | Family Affairs
Warum die 3. Liga für viele Vereine zur wirtschaftlichen Falle wird.
Bernard Meyer gewährt einen Einblick in die Meyer Werft.
E D I TO R I A L
Böcking, Moritz............................................... 21 Boll, Ulrich .......................................................32 Borgmann, Maria............................................32 Braasch, Karsten ............................................. 31 Brämsmann, Dorota.......................................25 Brenke, Karl .....................................................25 Brinkmann, Danuta ...................................... 29 Bröker, Claudia..................................................4 Buchwald, Wolfram........................................27 Buhrmester, Björn ..........................................28 Buhrmester, Jens.............................................28 Bültmann, Heiner ...........................................28 Dannhus, Jens ...................................................8 Dannhus, Edelhard...........................................8 Dannhus, Hermann..........................................8 Demary, Markus.............................................. 17 Draghi, Mario...................................................19 Eckert, Thomas-Kurt...................................... 15 Elgeti, Rolf..........................................................9 Enke, Andreas....................................................6 Festge, Florian .................................................23 Fricke, Hermann ...............................................8 Fricke, Georg......................................................8 Froböse, Ingo ....................................................11 Gans, Lothar ......................................................9 Gerdes, Marta .................................................25 Gnoth, Siegbert.........................................28, 29 Grindel, Reinhard............................................11 Günther, Jens..................................................... 1 Haarhuis, Paul ................................................. 31 Hackmann, Peter...............................................3 Heilemann, Ferry............................................25 Heilemann, Fabian .........................................25 Heiny, Lutz .......................................................28 Hoeneß, Uli ........................................................9 Hörster, Frank................................................. 29 Immenkötter, Philipp..................................... 17 Ismaik, Hasan ....................................................9 Kanert, Kirsten................................................ 15 Kasselmann, Francois ....................................10 Kasselmann, Ulli.............................................10 Kirchhoff, Ulrich .............................................10 Klahsen, Jens .............................................12, 13 Klasmann, Georg ............................................ 21 Kopenhagen, Anette.........................................5 Kremer, Andreas ...............................................9 Krümpel, Mark ................................................ 21 Kurz, Jürgen..................................................... 17 Lammers, Kai...................................................23 Lichtenborg, Heinrich ................................... 31 Lohse, Adrian....................................................11 Lokke Rasmussen, Lars..................................11 Magnor, Matthias..............................................4 Maul, Ronald......................................................9 Mensching, Annekatrin................................. 21 Merkel, Angela..................................................11 Meyer, Bernard..............................................1, 3 Meyer, Jan...........................................................3
SPORTKLAHSEN.DE
Meyer, Tim..........................................................3 Meyer, Paul .........................................................3 Meyer, Joseph-Franz.........................................3 Meyer, Berna ......................................................3 Niederdalhoff, Arne....................................... 29 Offel, Katharina...............................................10 Onischenko, Alexander..................................10 Oßner, Hans-Peter ............................................ 1 Ott, Markus ......................................................25 Ott, Niklas.........................................................25 Piepenbrock, Hartwig ......................................9 Pollex, Hendrik................................................ 31 Prütz, Dieter.......................................................9 Rasper, Tobias............................................12, 13 Rauch, Jennifer ............................................... 15 Rauschen, Mark ........................................ 12, 13 Roelofs, Wilhelm............................................. 31 Roelofs, Christian ........................................... 31 Roth, Oliver ......................................................18 Rückert, Veronika ............................................11 Samwer, Marc ..................................................25 Samwer, Oliver ................................................25 Samwer, Alexander.........................................25 Sauter, Ueli .......................................................27 Scheck, Dr. Andreas....................................2, 18 Schlichter, Martin .............................................4 Schmidt, Hermann .........................................32 Schnyder, Patty ................................................ 31 Schockemöhle, Paul........................................10 Scholz, Claudia ................................................18 Schwerdtfeger, Clemens ............................... 26 Siebert, Tim......................................................18 Siekmann, Jörg................................................ 14 Sievert, Hans-Wolf ............................................ 1 Sievert, Niklas.................................................... 1 Spies, Arno........................................................18 Sznajder, Adela.................................................11 Tenhumberg, Ursula.........................................6 Tenhumberg, Frank ..........................................6 Thiele, Carl Ludwig ........................................19 Tichy, Roland ...................................................18 Tijink, Fred......................................................... 7 Timmermann, Niklas......................................11 von dem Bussche-Hünnefeld, Luise ........... 21 von Siemens, Werner .......................................3 Vutz, Jürgen......................................................23 Waldmann, Jens ..............................................19 Weggebakker, Stephanie ............................... 31 Wehland, Jürgen ...............................................9 Weigend, Thomas..............................................3 Wendel, Marcus................................................11 Wilke, Manfred..................................................9 Wilkens, Thomas............................................ 29 Winkeler, Goschka..........................................25 Wojak, Wilhelm.............................................. 29 Wolf, Peter M. ..................................................22 Wrede, Till ........................................................ 17 Zellekens, Rainer ............................................25
T
rifft eine Redaktion bei ihren Recherchen zum Thema Wirtschaft auf Unternehmer, die vor Mut und Selbstvertrauen strotzen, obwohl sie sich in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld befinden, dann imponiert das zunächst einmal außerordentlich. In der aktuellen Ausgabe finden sich viele dieser Menschen, die in unserer Region ihren Weg gemacht haben bzw. sehr gut unterwegs sind. Viele Gemeinsamkeiten kennzeichnen diese Personen. Sie kennen die eigenen Stärken und Schwächen und vermögen das Marktumfeld sehr genau einzuschätzen. Sie wissen um den Wert ihrer Belegschaft. Sie beherzigen die Erkenntnis, dass jeder motivierte Mitarbeiter, der seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt wird, in Zeiten des Facharbeitermangels Gold wert ist. Auch das beeindruckt: Gut geführte Unternehmen sind stets mit einer Strategie unterwegs, die selbst bei einem schwierigen Marktumfeld intern und extern Antworten liefert bzw. anbietet. Das schafft Vertrauen. Mitarbeiter, die die Unternehmensphilosophie kennen, agieren in Krisensituationen immer eher im Sinne der Firma. Denn sie wissen, was (und warum) sie tun. Auch das ist längst ein offenes Geheimnis: Große Familienunternehmen, die es bleiben möchten und die Nachfolge entsprechend regeln konnten, verzichten gerne auf Leitungspersonal, das eher die eigenen Tantiemen als das Wohl des Unternehmens im Auge hat. „Oft reicht nämlich die Performance oder die Firmenstrategie nur bis zum Vertragsende“, unken Insider kritisch. Denn das ist nun tatsächlich ein kontraproduktives Verhalten, das Unternehmen und Arbeitsplätze gefährdet. Wie heißt es so treffend in einer Redewendung: „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.“
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
MACHER & MÄRKTE
Leiser Rückzug mit 70 Papenburger Werftchef Bernard Meyer hat Nachfolge geregelt VON BERTHOLD HAMELMANN PAPENBURG. Jetzt ist er 70. Und
der Seniorchef der Papenburger Meyer Werft, Bernard Meyer, wirkt sehr zufrieden. Aus dem operativen Tagesgeschäft hat er sich inzwischen zurückgezogen. Zwei Familienstiftungen, eine für die deutschen Standorte in Papenburg und Rostock-Warnemünde sowie im finnischen Turku, sollen gewährleisten, dass die Unternehmensgruppe auch zukünftig in Familienbesitz bleibt. Die siebte Generation des 1795 gegründeten Unternehmens steuert längst kräftig mit und baut auf den unendlichen Erfahrungsschatz des „Alten“.
Wobei „alt“ relativ ist. Wer im Schlepptau von Bernard Meyer über das Werftgelände geht, sollte gut zu Fuß sein. Denn der gebürtige Papenburger eilt durch die imposanten Hallen, als wolle er dem Sprichwort „Zeit ist Geld“ neue Gültigkeit verleihen. Natürlich trägt der jung gebliebene 70-Jährige, Vater von fünf Kindern, in der Werkshalle einen Schutzhelm. Knallgelb. Mit einem vorn aufgeklebten weißen Namensschild: B. Meyer. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass die Farbgebung der Helme etwas mit der Position der Träger zu tun hat. In dem Sinne „Gelb“ für die Geschäftsführung“, „Weiß“ für die Besucher. „Alles Quatsch“, bewertet Unternehmenssprecher Peter Hackmann die nicht vorhandene Farblogik. Vertrauen, Verlässlichkeit, Verschwiegenheit, alles Begriffe, die Bernard Meyer problemlos auf seine Fahne schreiben könnte. Genauso wie Wagemut, Weitblick, Weltoffenheit. „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Diese umgangssprachliche Redensart dürfte auch in sein Weltbild passen, wenn sie richtig interpretiert wird. Zum 70. Geburtstag am 24. Mai etwa gab es keinen pompösen Empfang, der angesichts der Lebensleistung mehr als berechtigt gewesen wäre. Es ging privater zu. Wer kommen wollte, kam und gratulierte. Auch
Jan Peter Bechtluft, Bürgermeister der gut 37 000 Einwohner zählenden Stadt Papenburg, der sehr genau weiß, was die größte deutsche Werft wirtschaftlich für die Region bedeutet: unendlich viel. 3400 Menschen beschäftigt die Werft alleine in Papenburg, 5000 sind es deutschlandweit. Plus 2000 Mitarbeiter in Finnland. „Wir zahlen hohe Tarifgehälter“, erklärt Meyer, der schon „sehr betroffen“ ist, wenn etwa die Diskussion um Leiharbeiter und Subunternehmer zulasten „unseres guten Namens“ geht. Die Baukosten eines Kreuzfahrtriesen knacken in jüngster Zeit immer wieder die Grenze von einer Milliarde Euro. Zum Vergleich: Der gesamte Finanzhaushalt der Stadt Papenburg beläuft sich 2018 auf 72,5 Millionen Euro, der des Landkreises Emsland auf etwa 600 Millionen Euro. Bescheidenheit im Sinne von nur vorsichtiger Weiterentwicklung gehörte nie zum Credo des Bernard Meyer. Dann doch lieber volle Kraft voraus. No risk, no fun. „Hätte ich meinem Vater nach meinem Eintritt in die Firma 1973 gesagt, ich wollte mal Kreuzfahrtschiffe über 100 000 Bruttoregis-
„ . . . mein eigener Vater hätte mich glatt enterbt.“ Bernard Meyer, Seniorchef Meyer Werft
tertonnen bauen – der hätte mich glatt enterbt“, lautet eine der Meyer’ schen Anekdoten, mit denen er notwendiges unternehmerisches Denken in großen Zeiträumen unterstreicht. Schließlich tummelt man sich in einer Branche, in der Überleben längst zur Kunst geworden ist: Noch 1920 gab es in Papenburg etwa 20 Werften. Nur die Meyer Werft überlebte. Die aktuelle Geschäftsführung, bestehend aus Seniorchef Bernard Meyer, seinen Söhnen Jan und Tim sowie Thomas Weigend (Bernard Meyers jüngster Sohn Paul leitet derweil den großen Bereich IT der Werft), denkt in weiten Zyklen – etwa bis 2025, eine Zeitgrenze, die sich auch die Konkurrenz aus China gesetzt hat, um im Spezialschiffbau ganz vorne dabei zu sein. Dank massiver staatlicher Unterstützung befürchten die Emsländer heftige Wettbewerbsverzerrungen. Angesichts voller Auftragsbücher, die in Papenburg bis 2023 und in Turku bis 2024 reichen, wolle man die Zeit nutzen, um etwa den technologischen Vorsprung zu verteidigen. Ein Paradebeispiel liegt derzeit noch im Trockendock: die AIDAnova, das erste Kreuzfahrtschiff, das vollständig mit tiefgekühltem, verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben wird. Die Emissionen an Feinstaub und Stickoxid sind im Vergleich zu Diesel deutlich geringer, ein deutlicher Wettbewerbsvorteil in der oft aufgeheizten Diskussion um Umweltbelastungen durch Kreuzschifffahrt. „Schiffsbau gilt immer noch als 3-D-Industrie: dirty, dangerous, difficult“, äußerte Bernard Meyer 2006 in einem Interview. Hier entscheidende Veränderungen mit auf dem Weg gebracht zu haben ist auch ein Verdienst des Seniorchefs, der Träger des Werner-von-Siemens-Rings ist. Der gilt als eine der höchsten deutschen naturwissenschaftlichtechnischen Auszeichnungen. Wer rastet, der rostet. Eine immer ausgeklügeltere Logistik etwa mit dem inzwischen unverzichtbaren Werftstandort in Rostock, optimierte Fertigungsabläufe und Produktionstechnologien im Hoch-
Teatime auf der Papenburger Meyer Werft: Routiniert schenkt der gerade 70 Jahre alt gewordene Seniorchef Bernard Meyer Gästen in der Firmenzentrale ein. Foto: David Ebener
lohnland Deutschland bilden das Rückgrat des Vorzeigeunternehmens. „Streng genommen sind wir gar keine Werft mehr“, äußerte Bernard Meyer angesichts der vielen Teilezukäufe. Es gehe wohl eher in Richtung eines Generalunternehmers, der sich um die perfekte Integration aller Systeme und Komponenten für den Bau von Kreuzfahrtschiffen kümmere. Gleichwohl liege der Eigenanteil bei der Fertigung deutlich über dem der Konkurrenz. „Und wir haben damit eine Menge Know-how und Arbeit in die Region gezogen.“ 45 Luxusliner entstanden bislang in Papenburg, seit Bernard Meyer 1982 die Werft vom Vater
Joseph-Franz übernahm. Den Start machte 1986 die „Homeric“, die heute unter dem Namen „Marella Dream“ die Meere befährt. Bernard Meyer gehört längst zur Riege der großen deutschen Wirtschaftslenker. Öffentliches Schaulaufen ist ihm stets ein Graus gewesen. Was aber kennzeichnet einen wie ihn als Privatmann? Da besteht eine Vorliebe für rote Krawatten in allen Variationen oder für randlose Brillen. Und eine Leidenschaft für das Teetrinken, wozu sicherlich Mutter Berna beigetragen hat, die beruflich viel mit Tee zu tun hatte. Wenn Bernard Meyer heute im Konferenzraum Gesprächspart-
nern Tee anbietet, hat das selbstverständlich etwas mit der Rolle als perfekter Gastgeber zu tun. Aber nicht nur. Es signalisiert ganz klar in die Runde: Der Chef im Ring bin ich. Auch das ist typisch: Schon die Frage nach richtigen oder falschen Entscheidungen hält er für „schrecklich“. Man müsse schließlich stets auf Entscheidungen aufbauen, die man getroffen habe. Alles andere bringe nicht weiter: „Im Nachhinein habe ich mich aber oft gefragt, wie ich bzw. wir manche große, mutige Entscheidungen getroffen haben.“ Denn auch das gehört zu einer Erfolgsgeschichte: eine Portion Glück.
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MACHER & MÄRKTE
MACHER & MÄRKTE
Dynamisch wachsender Markt mit wenigen Risiken
Auch starke Schweden fühlen sich in der Region heimisch Standorte von Ikea und Duni bereichern Wirtschaft vor Ort
Regionale Unternehmen setzen vermehrt auf Schweden als Handelspartner VON NINA KALLMEIER
Skandinavier auf Platz 11 der wichtigsten Handelspartner. Export ist in drei Jahren um rund 42 Prozent gewachsen. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN. Im vergange-
nen Jahr haben Niedersachsens Unternehmen so viel exportiert wie noch nie. Allein nach Schweden hat der Export seit 2014 um 42 Prozent zugenommen. Im kommenden Jahr sind die Skandinavier Partnerland der Hannover Messe.
Im ersten Moment hört es sich wenig an: Im Jahr 2017 haben niedersächsische Unternehmen Waren im Wert von rund 2,9 Milliarden Euro nach Schweden exportiert. „Damit liegen die Skandinavier weiterhin vor der Schweiz, Russland, der Türkei oder Japan“, sagt Tilman
Brunner, Außenhandelsexperte der IHK Niedersachsen (IHKN). In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner verfehlt Schweden die Top Ten nur knapp und landet auf Rang 12. „Schweden ist ein Markt ohne große Auffälligkeiten“, beschreibt Brunner den Reiz. Diese Erfahrung kann Claudia Bröker, Geschäftsführerin der Spedition Többe aus Meppen, nur bestätigen. „Der Markt ist unkompliziert und beständig. Wir fahren seit eineinhalb Jahren auch viel in den Iran oder haben Touren nach Russland. Da ist das Geschäft mit mehr Risiken verbunden“, sagt die Geschäftsführerin. Eine Besonderheit fällt ihr doch ein: Midsommar. „Da liegt die ganze Wirtschaft zwei bis drei Wochen um den Termin herum brach“, schmunzelt sie. Das Logistikunternehmen ist einer von 295 Betrieben im IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, die Schweden für sich als Markt entdeckt haben. Ein Fünftel dieser Firmen sind kleine Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Vor elf Jahren ist die Spedition die erste Tour nach Schweden gefahren. „Wir hatten eine Anfrage eines Kunden. Daraus hat sich das Geschäft entwickelt“, sagt Bröker. Gemanaget wird der Markt von der Többe-Niederlas-
Der Außenhandel boomt
sung in Stuhr aus, in der Nähe von Bremen. „Wenn wir morgens im Emsland beladen, können wir abends auf der Fähre sein.“ Routen gehen zum Beispiel über Travemünde nach Malmö. Am nächsten Morgen ist der Lkw am skandinavischen Festland angekommen. „Mittags kann man beim Kunden sein
„Der Markt ist unkompliziert und beständig.“ Claudia Bröker, Geschäftsführerin Többe
2,95
Niedersachsens Wirtschaft macht gute Geschäfte
2,52
2,31
2,17
2,08
1,40
1,56
1,36
Export (in Mrd.Euro)
Import (in Mrd. Euro)
1,17
1,33
2013
2014
2015
2016
2017 Quelle: Statistisches Bundesamt · Grafik: Matthias Michel
und entladen, wenn die Tour nach Südschweden geht.“ Heute macht der skandinavische Partner rund 15 Prozent des Geschäfts aus. Nur knapp hat Schweden auch im IHK Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim insgesamt die Top Ten der wichtigsten Handelspartner verfehlt, zeigen die Zahlen der IHK. „Mit etwa 300 dort aktiven regionalen Betrieben ist das Land auf Platz elf der wichtigsten Handelspartner für den IHK-Bezirk. Wir arbeiten eng mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer (AHK) zusammen, die die Unternehmen beim Markteintritt unterstützt“, sagt Martin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Der überwiegende Teil der Unternehmen exportiert nach Schweden, lediglich 64 der regionalen Firmen importieren. Zu den Exporteuren zählt der Speller Maschinenbauer Krone. Sowohl bei Nutzfahrzeugen als auch Landtechnik gehört Schweden zu den Top-15-Exportmärkten des Familienunternehmens. Insbesondere der Süden des Landes ist für Krone interessant – denn professionelle Grünlandbetriebe sind fast ausschließlich dort angesiedelt. Mit dem Importeur Söderberg & Haak nahe Malmö arbeite das Unternehmen seit mehr als 50 Jahren erfolgreich zusammen. Ähnlich ist es im Bereich der Nutzfahrzeuge. Hier hat Krone mit Krone Center Sverige AB in Malmö sogar einen eigenen Stützpunkt. Südschweden ist auch ein Schwerpunkt für Többe. „Aber wir fahren schwedenweit“, betont Geschäftsführerin Bröker. Insbesondere Transformatoren werden transportiert, aber auch Anlagenteile, Fahrzeuggestelle oder landwirtschaftliche Maschinen. Wobei der Handel nicht paarig verläuft. „Es wird deutlich mehr nach Schweden exportiert als aus dem Land importiert“, so die Erfahrung. Die Statistik bestätigt dies: Mit rund 2,9 Milliarden Euro hat das Statistische Bundesamt den Wert aus Niedersachsen nach Schweden exportierter Waren angegeben. Importe lagen im Wert mit rund 1,6 Milliarden Euro nur gut halb so hoch. Dabei wächst der Markt stetig und äußerst dynamisch, so Außenhandelsexperte Brunner. Die Wachstumsrate seit 2014 liegt mit 42 Prozent deutlich vor China (35
Prozent), Italien (34 Prozent), Japan (26 Prozent) oder Israel (40 Prozent), sagt Brunner mit Blick auf die niedersächsischen Zahlen. Auch für Hellmann Worldwide Logistics ist „Schweden in der skandinavischen Region zweifelsohne ein wichtiger Markt. Insbesondere auch deshalb, weil Südschweden aufgrund seiner geografischen Lage und durch die Landanbindung über die Öresundbrücke ein logistischer Kontenpunkt ist, von dem aus andere skandinavische Länder versorgt werden“, sagt Matthias Magnor, Chief Operating Officer Road & Rail bei Hellmann. „Im Bereich Landverkehr hat Hellmann beispielsweise gerade einen großen Auftrag eines deutschen Automobilherstellers gewonnen: Alleine für diesen Kunden schicken wir täglich sieben mit Ersatzteilen beladene Auflieger von Bayern nach Südschweden“, so Magnor weiter. Hier würden die Waren konsolidiert und in den gesamten schwedischen Markt weiterverteilt. Niedersachsenweit gehören Kraftwagen sowie Kraftwagenteile mit einem Warenwert von 113 Millionen Euro neben Nahrungs- und Futtermitteln (229 Millionen) sowie chemischen Erzeugnissen (205 Millionen) zu den drei umsatzstärksten Exportgütern nach Schweden. Eingeführt werden vor allem Erze (364 Millionen), Papiere, Pappe und Waren daraus (265 Millionen) sowie Maschinen (210 Millionen). In kleinerem Umfang werden jedoch auch Leder und Lederwaren, Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd oder auch Metalle und Metallerzeugnisse einund ausgeführt. Eine einseitige Exportbeziehung besteht lediglich bei Tabak- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen. Andersherum werden Erze ausschließlich von Schweden nach Niedersachsen importiert. Im Vergleich zu Hellmann, Krone oder der Többe Spedition steht das Umweltingenieurbüro plan.S noch ganz am Anfang. Im Herbst – nach den „schwedischen Sommerferien“ – rechnet Geschäftsführer Paul Stegmann mit der Umsetzung erster Projekte. Der Schwerpunkt des Osnabrücker Dienstleisters liegt auf der Landschaftsbauplanung und der Umweltbaubegleitung. „Insbe-
OSNABRÜCK/BRAMSCHE. Der IkeaStandort Osnabrück ist eins von insgesamt 53 Einrichtungshäusern der schwedischen Möbelhauskette in Deutschland. Der Servietten-Hersteller Duni betreibt in Bramsche eines seiner wichtigsten Werke. Damit spielen gleich zwei „Schweden“ in der Region eine Rolle.
Foto: imago/A g nka ka Agency Internationall,Fra Fran nk k Sorge
Fast 300 regionale Unternehmen sind in Schweden aktiv.
sondere konzentrieren wir uns auf erneuerbare Energien“, so der Geschäftsführer. Projekte werden vor allem im Umweltbau umgesetzt wie im Bereich von Offshore-Windparks. Den Anstoß für den Schritt ins Ausland gaben Kontakte unter anderem zu schwedischen Unternehmen im Rahmen von Projekten in Deutschland. „Vor rund einem Jahr haben wir unser Büro in Dänemark eröffnet, von dem aus wir auch den Markt in Schweden betreuen“, sagt Stegmann. Durch die klar definierten Umweltziele der skandinavischen Länder sieht der Osnabrücker in dem Markt große Chancen. „Man braucht aber einen langen Atem.“ Wie in Deutschland auch, ist die Zielgruppe des Unternehmens vor allem die
öffentliche Hand, Energiekonzerne oder Übertragungsnetzbetreiber. Der Privatmann spielt eine eher untergeordnete Rolle. Die lokale Betreuung und die Gründung einer dänischen Firma sind in der Erschließung des Marktes ein wichtiger Schritt gewesen, sagt Stegmann – ebenso wie die Einstellung eines Muttersprachlers. „Ein Markteintritt aus Deutschland heraus wäre schwierig.“ Als Dienstleister im Bereich erneuerbarer Energien einen Fuß in die Tür zu bekommen sieht der Geschäftsführer als ohnehin nicht leicht. Die Chancen des mit insgesamt fünf Mitarbeitern kleinen Beratungsbüros liegen für Stegmann vor allem in dem Verständnis beider Märkte. „Wo wir unser Pfund ausspielen können, ist der persönliche Kontakt“, sagt der beratende Ingenieur. Umweltverträglichkeitsprüfung für Großprojekte werde man sicherlich nicht gewinnen können. „Das ist aber auch nicht unser Anspruch.“
Insgesamt bescheinigt der IHKN-Außenhandelsexperte Tilman Brunner dem schwedischen Markt gute Perspektiven. „Es gibt eine hohe eigene Wachstumsrate, und auch in Sachen Innovation ist der Markt gut aufgestellt.“ Schwierigkeiten bereiten laut IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim insbesondere umfangreiche Melde- und Registrierungspflichten bei der Durchführung von Montagearbeiten. Insbesondere Südschweden sieht Brunner als Chance für niedersächsische Unternehmen. Landesweit hat sich der Außenhandel mit dem Partnerland der Hannover Messe 2019 in den letzten fünf Jahren stark erhöht. Während 2013 noch Waren im Wert von rund 2,3 Milliarden Euro auf den Weg nach Schweden gebracht wurden, waren es im vergangenen Jahr schon knapp drei Milliarden. Anders herum lag der Wert der eingeführten Waren 2013 bei rund 1,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr waren es knapp 1,6 Milliarden.
„Wohnst du noch, oder lebst du schon?“ Das ist nur einer der Slogans, mit denen der schwedische Möberiese Ikea in seinem wichtigsten Markt Deutschland für seine Produkte wirbt. Kein anderes Land hat laut aktuellem Bilanzbericht mehr Filialen als die Bundesrepublik. Insgesamt 4,9 Milliarden Euro Umsatz hat die schwedische Möbelhauskette im Geschäftsjahr 2016/2017 bundesweit gemacht, 304 Millionen davon online. Einen guten Beitrag dazu geleistet hat auch der Standort Osnabrück, sagt Anette Koppenhagen, seit drei Jahren Filialleiterin des Einrichtungshauses im Stadtteil Hellern. Auch wenn Osnabrück zum „ländlichen Bereich“ gehört. „Mit Blick auf den Umsatz und die Verkaufsfläche gehören wir zu den mittelgroßen Standorten.“ Und der Markt in und um Osnabrück wachse, das mache den Standort attraktiv, so Koppenhagen. Es gebe viele Familien mit Kindern, eine Zielgruppe des Möbelriesen. „Wir sind auf dem Weg, zu den Großen zu gehören.“ Spätestens 2025 soll Osnabrück in die nächsthöhere Kategorie aufsteigen. „Unser Ziel ist es, den Sprung bereits 2023 zu schaffen.“ Deutschlandweit zog es im Geschäftsjahr 2016/17 97,8 Millionen Besucher in die 53 Ikea-Standorte, 52,9 Millionen von ihnen waren laut Bilanz Kunde – mit einem Durchschnittsbon von 92 Euro. Da kann der Osnabrücker Standort mithalten. Und auch das aktuelle Jahr entwickelt sich gut. Seit September – dem Beginn des laufenden Geschäftsjahrs – zog es 1,5 Millionen Menschen zu Ikea in den Stadtteil Hellern. „Etwa die Hälfte von ihnen hat auch etwas gekauft“, sagt die Filialleiterin. Immerhin 10 000 Artikelnummern führt der Standort. Auch die lange Öffnungszeit am Freitag bis 22 Uhr lohne sich, so Koppenhagen. Als Arbeitgeber ist Ikea Deutschland ebenfalls gefragt. Bundesweit waren am Ende des zurückliegen-
den Geschäftsjahrs 18 299 Mitarbeiter beschäftigt, 315 von ihnen in Osnabrück. Der Frauenanteil liegt in der Friedensstadt hoch: 62 Prozent der Mitarbeiter sind weiblich. Und die sind auch im mittleren und höheren Management vertreten. „47 Prozent unserer Führungskräfte sind Frauen“, sagt Anette Koppenhagen. Einen weitaus höheren Anteil seiner weltweiten Mitarbeiter hat die börsennotierte Duni AB an ihrem Standort Bramsche beschäftigt. Mit rund 1000 Mitarbeitern ist fast die Hälfte der insgesamt 2200 Beschäftigten des im schwedischen Malmö ansässigen Unternehmens in Landkreis Osnabrück angestellt: 400 von ihnen in der Produktion, 200 in der Verwaltung sowie 400 in der Duni Logistik GmbH. Damit ist der 1976 gegründete Standort Bramsche der größte Einzelstandort des Konzerns
Jeder zweite Besucher kauft auch bei Ikea ein.
Seit drei Jahren ist Anette Koppenhagen Filialleiterin von Ikea in Osnabrück. 2023 soll das Einrichtungshaus zu den „Großen“ gehören. Foto: David Ebener
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– und gemessen an der Beschäftigtenzahl der größte Arbeitgeber im Stadtgebiet. Mehr als 40 000 Tonnen Rohware aus Schweden werden bei Duni in Bramsche jedes Jahr verarbeitet. Knapp sieben Milliarden Servietten und gut 250 Millionen Stück Tischdeckenprodukte werden pro Jahr hergestellt. Insgesamt gibt es 60 Produktionslinien für Servietten, Tischdecken und Hygiene am Standort. Abgesetzt werden die Endprodukte aus Bramsche in Mittel- und Nordeuropa, wobei der überwiegende Teil nach Mitteleuropa geht. Ein etwas kleineres Gebiet deckt da der Ikea-Standort Osnabrück ab. Ein kleiner Teil des Münsterlandes gehört noch zum Kerngebiet, auch schaut man weit ins Emsland hinein. Allerdings: Seit Anette Koppenhagen die Filialleitung des vor 13 Jahren errichteten Standorts Osnabrück übernommen hat, hat sich das Geschäft des Möbelriesen stark verändert. „Das Onlinegeschäft wächst.“ Deutschlandweit sind die Schweden allerdings nicht mehr der Platzhirsch unter den Möbelhäusern. Durch die Komplettübernahme der Möbelkette Poco des angeschlagenen Steinhoff-Konzerns zieht die österreichische XXXLutz-Gruppe an den Schweden vorbei. Bundesweit hat die nordrhein-westfälische Kette Poco mit Sitz in Bergkamen 123 Einrichtungshäuser mit fast 8000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Umsatz der XXXLutz-Gruppe, der mit 2,2 Milliarden Euro angegeben wird.
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MACHER & MÄRKTE
Hanf vom heimischen Feld Die verarbeitende Wirtschaft und die Finanzbranche haben die traditionelle Nutzpflanze wieder für sich entdeckt
VON ANJA STEINBUCH WARENDORF. Ursula und Frank
Tenhumberg sind Hanfbauern. Seit gut drei Jahren. In Hoetmar bei Warendorf säen und ernten sie auf einer Fläche von einem Hektar die Sorte Finola, eine finnische Hanfsorte mit hohem sogenannten CBD (Cannabidiol)-Wert. Das ist völlig legal. Illegal ist nur der Anbau von Sorten, deren THC (Cannabinoid)Wert 0,2 Prozent übersteigt. Denn diese Art verursacht Rauschzustände.
Vor fünf Jähren hängten die Betriebswirtin und der Immobilienkaufmann ihre damaligen Jobs an den Nagel, um die älteste Nutzpflanze der Welt anzubauen. „Wir wollten Stachelbeeren, Brombeeren oder Kirschen anpflanzen. Aber das war uns zu unsicher aufgrund der kühlen und sonnenarmen Sommer im Münsterland“, erinnert sich Frank Tenhumberg. Ein Versuch, Physalis anzubauen, scheiterte. Dann stieß das Paar auf einen Zeitungsartikel über Hanf, diese anspruchslose Pflanze, die schon vor 12 000 Jahren in Europa angebaut wurde und der gesundheitsfördernde, aber auch berauschende Wirkung nachgesagt wird. Sie informierten sich, besorgten sich eine Pflanzenart ohne Tetrahydrocannabinol (THC), ohne Rauschgehalt, wie auch ein Schild am Rande ihrer Plantage verspricht. Übrigens: Der Anbau werde durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) streng überwacht. Es gebe regelmäßige THC-Kontrollen, Probeentnahmen. Außerdem müsse der BLE der Blühbeginn mitgeteilt werden. Um Irritationen vorzubeugen, hatte Frank Tenhumberg der Warendorfer Polizei mitgeteilt, „dass ich jetzt in Cannabis mache“, und die offizielle Anbau-Genehmigung vorgelegt. Trotzdem stand – die Pflanzen mit den unverwechselbaren fünffingerigen Blättern waren erst wenige Zentimeter groß – irgendwann die Kripo auf dem Hof. Inzwischen aber hat sich unter den Ordnungshütern herumgesprochen, dass Tenhumberg münsterlandweit der einzige Landwirt ist, der Nutzhanf anbaut. In Nordrhein-Westfalen ist er bislang wohl auch der Einzige, der davon leben kann. In der Erntesaison ist der Hoetmarer von morgens bis abends auf dem intensiv nach frischem Gras duftenden Hanffeld unterwegs. Bis
Auf den ersten Blick ist nicht zu unterscheiden, ob die Art der Hanfpflanze Tetrahydrocannabinol (THC), also Rauschgiftgehalt, aufweist. Daher stand bei Frank Tenhumberg auch schon die Kriminalpolizei vor der Tür. Foto: imago/Frank Sorge
Mitte September muss es abgeerntet sein. Bereits im Juni zupfen die Tenhumbergs junge Hanfblätter von den Stängeln und legen sie zum Trocknen in Netzvorrichtungen. Die erste Ernte der jungen Blätter, die getrocknet in Big Bags zwischengelagert wurden, ist bereits in der Teemühle der Freckenhorster Werkstätten auf dem Hof Lohmann gemahlen und verpackt worden. Die Pflanzen wuchsen weiter und bildeten prächtige Dolden aus. Zurzeit haben die Tenhumbergs alle Hände voll damit
zu tun, die Dolden (Blüten) von den Stängeln zu trennen und zu bündeln. Die Blüten-Bündel müssen einige Wochen unter Schattennetzen trocknen, ehe sie zu Hanfblüten-Tee weiterverarbeitet werden können. Nutzhanf-Pflanzen können komplett verwertet werden. Aus ihren Fasern wurden Uniformjacken und Mitte des vorigen Jahrhunderts die ersten Levi-StraussJeans produziert. Aus Hanf lassen sich Seile, Tücher, Dämmstoffe – die auch die Autoindustrie längst
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für sich entdeckt hat – herstellen. Aus den Samen werden Öle mit den für den menschlichen Körper sofort verwertbaren Omega 3-, 6und 9-Säuren gewonnen. Die Samen schmecken geröstet und in Honig getunkt ebenso gut wie in Müsli oder Salat. „Hanfblüten-Tee und Hanfblätter-Tee sind frei von Gerbstoffen, Teein sowie Koffein und daher bekömmlich, beruhigend und ausgleichend“, weiß Ursula Tenhumberg. Der Blüten-Tee entschlacke, reguliere Appetit und Stoffwech-
sel. „Entrindet man den Stängel der Pflanze“, ergänzt Frank Tenhumberg, „verbleibt ein Holzkörper, den man wunderbar zu Pellets pressen kann.“ Obwohl der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt, sind schon öfter ungebetene Gäste über den Elektrozaun gestiegen, um einige der rund drei Meter hohen Pflanzen „zu ernten“. Die Arbeit müssten sie sich nicht machen. Berauschend sind diese Pflanzen nicht. Trotzdem ernten die Tenhumbergs einige Blätter für ein grünes Kraut
aus fermentierten Hanf-Teeblättern zum ganz legalen Rauchen. Und in ihrem Internet-Shop gibt es neben Hanföl auch Hanfsamen, Tee und Honig aus der eignen Hobbyimkerei. Und an der wirtschaftlichen Renaissance der Pflanze, deren Samen und Fasern schon vor 5000 Jahren genutzt wurden, können auch private Anleger mitverdienen – selbst in Deutschland. So hat sich in den vergangenen drei Jahren in Nordamerika der Marijuana Index (marijuanaindex.com) etabliert, in dem derzeit Aktien von 39 Unternehmen gelistet sind, die mit Hanf oder Cannabis Geld verdienen. Allein in 2017 hat sich die Kapitalisierung des Index auf über 30 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurden zudem drei MarihuanaAktienfonds aufgelegt: der UIT Alternative Health Fund ETF, der Alternative Agroscience ETF und der Horizons Marijunana Life Sciences Index ETF. Letzterer wird an den Börsen in München und Düsseldorf gehandelt und setzt fast 40 Prozent seines Anlagekapitals auf drei Aktien: Aurora Cannabis, Canopy Growth und Aphira. Mit Erfolg: Der Kurs des Index ist innerhalb von sieben Monaten von 5,85 Euro über einen Höchststand von 17,22 Euro auf aktuell knapp zwölf Euro gestiegen. Andreas Enke, Vorstand Geneon Vermögensmanagement und Bankenvertreter in der Hamburger Handelskammer: „Hanf ist ein Rohstoff mit großem Potenzial, ein Thema, das auch die Börse für sich entdeckt hat.“ Anleger aber sollten sich klar sein: „Es ist ein junger Markt mit starken Schwankungen. Solche Wertpapiere sind daher nur für erfahrene Investoren als Beimischung im Depot geeignet.“ In Deutschland frühzeitig den Trend der Zeit erkannt hat der Online-Marktplatz wikifolio. Auf ihm können private Trader, Vermögensverwalter und Finanzmedien fiktive Musterdepots einrichten. Einige fungieren als Referenzdepots, auf die das Emissionshaus Lang & Schwarz Indexzertifikate begibt. Bereits Ende 2016 wurde so das erste Indexzertifikat mit Schwerpunkt Gras „geboren“: BestOfCannabis. Ein zweites Papier ist Hanf Aktien Global Benchmark mit einer Performance seit Juli 2017 von plus 65 Prozent. Das scheint erst der Anfang zu sein: Mehrere Emittenten haben für 2018 weitere Cannabis-Finanzprodukte angekündigt.
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MACHER & MÄRKTE
Hightech und das altbewährte „Kettenhemd“ Proteq Bodygear hat sich in puncto Sicherheit einen Namen gemacht VON ANDREAS KRZOK BAD BENTHEIM/GILDEHAUS. Nein,
über schlechte Zukunftsaussichten für seine Firma kann Fred Tijink leider Gottes nicht klagen. Leider? Der humorvolle Holländer, der alles andere als ein Zyniker ist, produziert und verkauft mit seiner Firma Proteq Bodygear GmbH ein wahrlich lebensrettendes Produkt, das in Zeiten steigender Gewaltdelikte gefragt ist wie nie: kugelsichere Westen.
Proteq Bodygear nimmt für sich in Anspruch, nur hochwertige Materialien zu verwenden. High-End-Fasern wie Aramid und thermophysiologisches Material wie Coolmax bilden die textile Grundlage für Sicherheit, ein sportlich-orientiertes Design und hohen Tragekomfort. Stolz verweist Fred Tijink auf zwei Merkmale, durch die er sich von seinen Mitbewerbern absetzen kann: „Erstens: Unsere Westen entsprechen nicht nur allen ballistischen Anforderungen, sondern sind durch ihre Flexibilität für die Träger so komfortabel, dass sie wie eine zweite Haut empfunden werden. Der Oberkörper ist rundum geschützt, nicht nur Brust und Rücken, das Material ist so leicht und flexibel, dass sie stets eine volle Bewegungsfreiheit gewährleisten. Dann ist auch das notwendige Gewicht kein Problem. Zweitens: Wir haben eine so große Vielfalt an Schutzklassen, Größen und Ausstattungsvarianten, dass quasi jede Weste eine Maßanfertigung ist. Und wir können auf jeden Sonderwunsch der Träger eingehen und direkt umsetzen.“ Auch die Lieferzeiten seien extrem kurz. Neben dem zuverlässigen Schutz gegen Schüsse aus Handfeuerwaffen hat Proteq sein Augenmerk vor allem auf den Tragekomfort gerichtet. Tijink: „Wir tun alles dafür, dass der lebensrettende Körperschutz getragen wird und nicht im Kofferraum der Einsatzfahrzeuge vergammelt, weil er drückt, kneift, zu schwer und zu umständlich anzu-
Bewusst unauffällig scheinen sich die Gebäude des Unternehmens zwischen die anderen Betriebe im Gewerbegebiet des Bad Bentheimer Stadtteils Gildehaus gemengt zu haben. Wer den Verwaltungstrakt betritt, steht einem Ritter in voller Rüstung gegenüber. 400 Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges ein treffend gewähltes Sinnbild für den Wandel von Sicherheitsausrüstung. 2009 gründete Tijink – vom Studium her Chemiker – sein Unternehmen mit zwei Standorten. In Gildehaus sind Produktion, Verkauf und Auslieferung angesiedelt. Jenseits der holländischen Grenze, im nahen Enschede, erfolgen Planung und Entwicklung. Die beiden Betriebsteile haben als „papierenes Dach“ die Holding Proteq Armour Group B.V. über sich. Managing Director und Eigentümer ist Fred Tijink. Der Werdegang des 49-jährigen Oldenzaalers gründet auf seinen von Jugend an entwickelten Interessen an den Menschen, die im Auftrag des Staates und zum Nutzen der Allgemeinheit für die Durchsetzung von Recht und Ordnung sorgen: Polizeibeamte. Durch Jobs bei namhaften Textilunternehmen – unter anderem in Wuppertal und Krefeld – kam er mit der sogenannten BallistikSparte in Berührung und trat mit eigenen Ideen hervor. Die waren allerdings bei seinem damaligen Eigentümer Fred Tijink Arbeitgeber nicht zu realisieren. „Also habe ich aus meinem Frust eine Antriebskraft gemacht und eine eigene Firma gegründet“, sagt Fred Tijink. Der Erfolg belohnt das Risiko. Inzwischen ist der Name Proteq in der Schutzausrüstungsbranche im ganzen deutschsprachigen Raum ein Begriff. Gerade statten die Gildehauser die Polizei des Freistaates Sachsen mit leichten Schutzwesten aus. Ein mehrjähriges Programm. So auskunftsfreudig Fred Tijink im Allgemeinen ist, so verschwiegen reagiert er auf die Frage nach Umsatzzahlen und Belegschaftsgröße. Auch die Firmenräume bleiben für den Außenstehenden verschlossen. „Wir sind eine Blackbox“, sagt der Chef. „Material kommt auf der einen Seite herein, die Schutzwesten kommen auf der anderen Seite heraus. Das ist eine Frage der Sicherheit und des Schutzes vor Industriespionage. „Bei unseren Produkten geht es in der Endkonsequenz ja um nichts Geringeres als Foto: Colourbox.de das Leben unserer Kunden.“
„Es geht um nichts Geringeres als das Leben der Kunden.“
Fast doppelt so schnell wie die Geschosse aus 9-mm-Pistolen sind die Projektile, die mit der berüchtigten Kalaschnikow (AK 47) verschossen werden. Fred Tijink (links) ist stolz, dass seine Firma Proteq Bodygear Schutzwesten anbieten kann,die auch so hohen Einschlagenergien standhalten. Foto: Andreas Krzok
legen ist.“ Die hohe Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Die Spanne liegt je nach Sicherheitsklasse, Größe und Ausstattung zwischen 600 und 6000 Euro. Seriöse Schutzausrüstung muss zertifiziert sein. Dafür sind in den Niederlanden wie in Deutschland spezielle Behörden zuständig. Zwar lässt Proteq in der Entwicklungsphase die Beschusstests meist auf den Schießanlagen seiner Kunden durchführen. Das letzte Wort aber haben die staatlichen Beschussämter. Nur wenn aus Ulm, Mellrichstadt oder Suhl die amtliche Freigabe kommt, kann das Produkt auf den Markt gebracht werden. Zwei Entwicklungen treibt das niederländisch-deutsche Unternehmen mit Nachdruck voran. Die eine zielt auf immer bessere Schutzwirkung bei unverändert hohem Komfort. So verrät die Bezeichnung des neuesten Produkts „AK 47 Flex“, dass der Träger damit auch gegen Projektile der ebenso traurig-berühmten wie derzeit bei terroristischen Kämpfern wieder hoch im Kurs stehenden Kalaschnikow (AK 47) geschützt ist. Produktionstechnisch möchte Fred Tijink einen noch höheren Automatisierungsgrad erreichen. Körperscanner und computergesteuerte Nähmaschinen sind ja längst keine Zukunftsmusik mehr. „Mir schwebt vor, dass der Kunde zu uns kommt, seine Maße gescannt werden, und während er gemütlich eine Tasse Kaffee trinkt, produzieren wir seine maßgefertigte Weste, die er dann gleich mitnehmen kann. Und warum sollen wir nicht eines Tages mit dem ganzen Equipment in einem Container direkt zum Kunden fahren?“ Übrigens funktioniert Körperschutz nicht nur dank Hightech. Auch altbewährte Mittel sind gut. Gegen einen Angriff mit Messer oder Stichwaffe bietet das Unternehmen eine kettenhemdartige Einlage an. Womit sich der Kreis zu den alten Rittersleuten schließt.
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Selbst russische Oligarchen schwören auf Boote vom Dümmer Ein Blick hinter die Kulissen der traditionsreichen Familienwerft Fricke & Dannhus VON ANDRÉ PARTMANN LEMBRUCH. Bescheidenheit ist eine der Tugenden, die Fricke & Dannhus auszeichnen. Die Familienwerft mit Sitz in Hüde baut in fünfter Generation Boote und Jachten aus Edelholz. Das Unternehmen hätte dabei eigentlich allen Grund zum Abheben: Selbst die Reichsten der Reichen schwören auf die Arbeiten vom Dümmer.
Die Produktionshallen in Hüde haben sich aufgeheizt unter der drückenden Mittagssonne: Der Kopf ist gerötet, Schweiß perlt von der Stirn. Dann eine außerplanmäßige Pause: das Telefon. Einen Moment steht die Arbeit still. „Da muss ich kurz ran“, entschuldigt sich Chef Jens Dannhus. Wichtiges Kundengespräch. Es ist Saisonauftakt für die internationale Bootund Jachtszene. Gerade werden die letzten Boote seetauglich gemacht, nachdem sie über die Wintermonate von der Bildfläche verschwunden waren. Die stressigste, aber schönste Phase des Jahres, wie der Geschäftsführer später betonen wird. Der Chef packt im Hause Fricke und Dannhus noch selbst mit an. Er bezeichnet das als Selbstverständlichkeit, für ihn sei der Beruf des Bootsbauers tatsächlich noch so etwas wie eine Berufung. Seine Mitarbeiter rechnen ihm das hoch an. Einer wie er könne auch in seinem klimatisierten Büro sitzen und den Betrieb führen. Macht Jens Dannhus aber nicht. Die Bescheidenheit, die Arbeitermentalität – zwei Werte, die die Familienwerft erfolgreich gemacht haben. Und Dannhus, der Chef, er führt das Erbe genau so fort. Doch ganz ohne Abweichung von der Norm geht es dann doch nicht. Fricke und Dannhus wirbt im Netz offensiv mit Qualität. Der Slogan einprägsam: „Bootsbau in Perfektion.“ Was ist denn schon perfekt? Auf einem Markt, auf dem die Großen immer größer werden und die Kleinen allmählich zu versinken drohen, kann man sich so Gehör verschaffen. Doch Lautsprecher sind in der Branche, die von zahlungskräftigen Kunden überschwemmt ist, ebenso schnell identifiziert wie Schaumschläger. „Nur wer wirklich gute Arbeit leistet, kann dauerhaft überleben“, sagt Jens Dannhus. Die Familienwerft aus Hüde lieferte. Seit 120 Jahren verdient das Unternehmen mit Holz- und Schiffbau sein Geld. Die Gründung des Betriebs geht auf Heinrich Fricke zurück. Der versorgte das Schiff- und Anglerdorf Lembruch ab 1897 mit sämtlichen Holzarbeiten. Als sein Sohn Georg zum Teilhaber wurde, wollte dieser mit der Serienfertigung von Holzbooten einen neuen Geschäftszweig aufbauen. Sein Vater habe ihn damals für verrückt erklären wollen, heißt es. Niemals würde eines seiner Boote auf dem Dümmer schwimmen können, soll er gesagt haben. Doch genau das tat es. Die Geschichte ist kein Gründermythos à la Silicon Valley. Doch sie passt zur Betriebsmentalität: anpacken und machen, nicht quatschen. Georg Fricke hat die Firma Edelhard Dannhus, seinem Schwager, vererbt. Das ist der Grund, weshalb heute neben dem Familiennamen Fricke auch Dannhus im Unternehmensnamen verankert ist. Edelhard Dannhus wiederum gab die Geschäfte später in die Hände ihres Sohnes Hermann. Der ist zwar heute noch mit Leib und Seele Bootsbauer und regel-
Ein Blick in die Produktion: Fricke & Dannhus repariert und baut am Dümmer Holzboote und Jachten.15 Mitarbeiter,davon 13 gelernte Bootsbauer,sind in der Werft beschäftigt.
mäßig in der Werft anzutreffen, hat die Geschicke aber unlängst an seinen Sohn, den heutigen Geschäftsführer, abgegeben. Jens Dannhus ist ein Schiffsbauenthusiast. Ein Typ Handwerker, BWLer und Seefahrer – mit Wasser in den Adern. Gelernt hat er den Beruf des Bootsbauers. „Unsere Familie weiß, wie ein gutes Boot zu sein hat“, sagt Dannhus. „Wir bauen nicht nur. Wir probieren aus, entwickeln und verbessern, indem wir selbst segeln.“ Vater Herrmann ist zehnfacher Deutscher Meister im Segeln mit dem Jollenkreuzer, Jens Dannhus konnte den Titel bislang zweimal gewinnen. Erfahrung ist das, was Fricke und Dannhus auszeichnet, sagt der Chef. Längst hat sich die Qualität über den Dümmer hinaus herumgesprochen. „Was Holzboote angeht, sind wir ein zuverlässiger
und kompetenter Ansprechpartner“, gibt sich Dannhus bescheiden. Reparaturen und Restaurationen, Frühjahrs-Check und Winterlager, Fertigungen und Auftragsarbeiten nach Maß – das Familienunternehmen deckt viele Arbeitsfelder ab. Wer die Werft in Hüde besucht, sieht, dass hier an vielen Orten gearbeitet wird. Jollenkreuzer und Daysailer, Elektroboote und Kielschwerter, Ruderboote und Kanadier reihen sich in der großen Produktionshalle aneinander. Holzjachten mit einer Gesamtlänge von über fünf Metern finden hier ebenso Platz wie kleine Kajaks. Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Arbeitsbereich. Auf der einen Seite wird geschraubt, auf der anderen Seite poliert. Maschinen sind hier durchgehend in Betrieb, ihr Lärm verliert sich in
Auch wenn er den Betrieb jüngst an seinen Sohn Jens Dannhus (rechts) übergeben hat, ist Hermann Dannhus immer noch regelmäßig in der Werft anzutreffen.
den großen Hallen der Werft. Saisonauftakt heißt Restauration und Reparation. „Wir Bootsbauer können alles, aber nichts richtig“, sagt Dannhus mit einem Augenzwinkern. Für Auftragsarbeiten bleibt zu Beginn des Jahres keine Zeit. Neue Boote werden in der zweiten Jahreshälfte gebaut. 2500 Boote haben seit der Gründung der Familienwerft die Produktionshallen verlassen. Dannhus und seine 15 Mitarbeiter setzten heute auf eine effiziente Klebetechnik bei der Herstellung des Schiffrumpfs: Edelhölzer, beispielsweise Mahagoni, werden vierlagig in einem Sperrholzverfahren auf einen „Block“ aufgelegt. Die 2,5 Millimeter starken, ineinander verkeilten, Furniere sorgen dafür, dass das Holz sich im Wasser nicht ausdehnt. Ein spezielles Vakuumverfahren und ein Kleber aus Epoxidharz sorgen für einen sicheren Zusammenhalt. Abschließend folgt die Versiegelung. Klingt simpel, nimmt aber vier Mitarbeiter und mehrere Tage in Anspruch. Zwei bis drei Boote laufen in der Werft durchschnittlich im Jahr vom Stapel. Bis Ende der 1970er-Jahre habe man bei Fricke und Dannhus noch anders produziert, sagt der Chef: Bei der alten Methode wurde das Holz verschraubt und geleimt. Spantenbauweise nannte man das. Da Holz sich im Wasser ausdehnt, wurden die kleinen Löcher im Rumpf erst dicht, sobald es einige Tage im Wasser lag. Noch heute gibt es viele Kunden, die ein solches Boot besitzen. „Wir setzen bewusst auf Holz“, erklärt Dannhus. „Wer Holzmöbel besitzt und Gäste einlädt, wird beobachten, dass viele mit der Hand über die Oberfläche streichen – das ist bei Kunststoff nicht so“, sagt der Chef. Holz sei lebendig,
die Struktur sorge je nach Lichteinfall für eine andere Spiegelung. Eleganter, hochwertiger wirke der Anblick daher. Beim Holzbootbau geht es um Prestige, Performance, um Details. Doch bei aller Liebe: Wer will, kann sich in Hüde auch einen Rumpf aus Kohlefaser anfertigen lassen. Getreu dem Motto: Der Kunde ist König. Von 15 Mitarbeitern bei Fricke und Dannhus sind 13 gelernte Bootsbauer. „Die meisten sind zwischen zehn und 15 Jahren da“, sagt der Chef. In anderen Wirtschaftsbereichen ließe sich deutlich mehr verdienen, aber hier, in der Familienwerft, wisse man am Ende des Tages, was man geleistet habe. Das Ergebnis zu sehen, das sei erfüllend, sagen die Mitarbeiter. Der Beruf ist attraktiv, die Kunden freundlich. „Wenn es um die Schiffe geht, vergessen die
„Wenn es um die Schiffe geht, vergessen die Leute den Alltagsstress.“ Geschäftsführer Jens Dannhus
Fotos: Stefan Gelhot
Leute den Alltagsstress“, sagt Dannhus. Vermutlich auch ein Grund, weshalb das Unternehmen anders als andere Handwerksbetriebe keine Probleme habe, Auszubildende zu gewinnen. Doch Fricke und Dannhus steht nicht nur für Bootsbau. In der Werft ist neben einer Tischlerei auch eine Schlosserei integriert, die Zubehör für die Schiffe herstellt. Der russische Oligarch und Besitzer des Fußballclubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch, zum Beispiel bekam auf einer seiner Luxusjachten Zubehör aus dem Haus Fricke und Dannhus verbaut. Damit ist er nicht der einzige Oligarch. Und auch in der Gorch Fock wurde ein Teil aus Hüde verbaut: das Anwesenheitstableau der Schiffskapitäne. Fricke und Dannhus können durch die Herstellung der Innenausstattung ganze Holzjachten eigenhändig bauen. Die teuerste Jacht bisher: über 400 000 Euro. Fünf Generationen bringen fünf verschiedene Unternehmensphilosophien mit sich: Ende der 1970er folgte der Umstieg auf das Klebeverfahren, 1980 der Umzug vom einstigen Standort in Lembruch nach Hüde. Am alten Standort betreibt Fricke und Dannhus heute noch ein Geschäft für Segel- und Angelzubehör. Und auch die alten Produktionshallen stehen nicht leer. Vor zwei Jahren hat Jens Dannhus begonnen, hochwertige Holzbadewannen mit dem Klebeverfahren herzustellen. Produkte, die nichts für den kleinen Geldbeutel sind. Fünfstellig muss ein Kunde dafür auf den Tisch legen. „Das Geschäft läuft gerade erst an, aber der Markt ist da“, sagt Jens Dannhus. Gespräche mit Großhändlern, um die Idee zu vermarkten, laufen derzeit. Neue Geschäftswege: Auch das gehört zur Geschichte der Familienwerft.
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SPEZIAL
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SPORT & PROFIT
2. Bundesliga nah – und doch so fern Warum Profifußball in der 3. Liga attraktiv ist und dennoch für viele Vereine zu einer wirtschaftlichen Falle wird
2018/19 ist die 3. Liga so attraktiv wie noch nie TV-Geld: Abstand zur 2. Bundesliga wird immer größer Osnabrück, Lotte und Meppen: Drei Standorte in der Region VON HARALD PISTORIUS OSNABRÜCK. Die attraktivste 3.
Liga aller Zeiten: Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland eine landesweite dritte Spielklasse im Profifußball. Das sportliche Niveau und die Zuschauerzahlen stimmen – aber es ist viel schwieriger, wirtschaftlich über die Runden zu kommen, als in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga. Das hat Gründe. Und Folgen.
Vor zwanzig Jahren tummelten sich in der dritthöchsten Klasse Feierabendkicker und Halbprofis. Es gab keine TV-Gelder und keine Lizenzprüfung. 71 Vereine trugen das Etikett drittklassig, verteilt auf vier regionale Staffeln. Hier spielten Traditionsclubs mit großen Stadien gegen Nobodys, die auf einem Dorfplatz zu Hause waren. Bis 2008 dauerte der Prozess der Gesundschrumpfung und Professionalisierung, seitdem gibt es die 3. Liga als landesweite Spielklasse mit 20 Vereinen. Sie steht – anders als die Bundesliga und die 2. Bundesliga, die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) organisiert wird – unter der Regie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Sportlich hat sich die 3. Liga
prächtig entwickelt. Das Rennen um die beiden direkten Aufstiegsplätze und den Relegationsrang drei ist meistens ebenso spannend wie der Kampf um den Klassenerhalt. Das Niveau ist gut, alle Vereine arbeiten unter Vollprofibedingungen. TV-Bilder werden geschätzt: In der ARD-Sportschau am Samstag, in den Regionalsendern mit 86 Live-Übertragungen und beim neuen TV-Partner Telekom, der alle Spiele live zeigt. Auch der Funktion als Ausbildungsstätte von Spieler- und Trainertalenten wird die Liga gerecht. Doch wirtschaftlich bleibt es eng. In der abgelaufenen Saison meldeten der Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt Insolvenz an; in zehn Spielzeiten mussten schon neun Vereine aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Im Schnitt meldet jeder Club pro Saison ein Minus von einer Million Euro. Die Gesamtetats liegen zwischen fünf und 15 Millionen Euro (Schnitt acht Millionen); die relevante Größe sind die Ausgaben für die Personalkosten der Profimannschaft. Die bewegen sich zwischen zwei und sechs Millionen Euro; das durchschnittliche Jahresgehalt eines Drittligaprofis dürfte bei 100 000 Euro liegen. Der Großteil der Einnahmen kommt aus Ticketing (30 Prozent) und Sponsoring (40 Prozent), die erfolgsabhängig sind. Nur etwa zwölf Prozent machen die Medienerlöse aus; in den Profiligen ist deren Anteil bei über 30 Prozent. Für sich allein betrachtet, hat sich die wirtschaftliche Ausstattung verbessert. In der neuen Saison fließen knapp 1,2 Millionen Euro aus der DFB-Zentralvermarktung (TVGelder, Liga- und Ballsponsor) an jeden Club. Und es ist mit einem Zuschauerrekord zu rechnen: Die Aufsteiger München 1860, KFC Uerdingen und Energie Cottbus und die Absteiger Eintracht Braun-
Rassige Derbys als Höhepunkte in einer attraktiven 3. Liga: Die Fans des VfL Osnabrück und des SV Meppen fiebern schon jetzt den Nachbarduellen an der Bremer Brücke (hier beim 2:2 im Vorjahr) und in der Hänsch-Arena entgegen. Foto: Helmut Kemme
schweig und 1. FC Kaiserslautern haben viele Fans und steigern die Attraktivität der Liga, in der erstmals keines der ungeliebten U-21Teams eines Proficlubs spielt. Der Rekordschnitt liegt bei 7100
(2015/16), in der abgelaufenen Saison kamen 6200 pro Spiel. Doch trotz eigenen Wachstums wird die Kluft zur 2. Bundesliga immer größer. Denn anders als die 3. Liga ist das Unterhaus der Bun-
desliga am Geldfluss der milliardenschweren TV-Verträge beteiligt. Zwischen 22 Millionen Euro und sieben Millionen Euro kassieren die 18 Zweitligisten allein an TV-Geldern. Zum Vergleich: In der
3. Liga bekommt jeder Club 950 000 Euro. Dass vor allem den Vereinen, die eine Zweitliga-Vergangenheit haben und deshalb mit hohen Erwartungen von Fans wie Sponsoren leben müssen, die 2. Bundesliga als Sehnsuchtsziel erscheint, liegt auf der Hand. Deshalb gehen viele Clubs hohe Risiken ein, um die 3. Liga so schnell wie möglich nach oben zu verlassen. „Die Rouletteliga“, nannte das Fachmagazin „Kicker“ die 3. Liga. Denn ohne die Bereitschaft zum Risiko, da sind sich alle einig, kann man sich den Weg in die 2. Bundesliga nicht ebnen. Es sei denn, man verfügt über einen Mäzen oder einen Investor, der über die normalen Einnahmen hinaus Mittel bereitstellt. In München kündigte der jordanische Eigner Ismaik an, dem Aufsteiger mehr als zwei Millionen Euro zusätzlich zu geben, in Rostock und Jena sichern Investoren die Risiken ab. Auch die Absteiger Braunschweig und Kaiserslautern werden Geld in die Hand nehmen, um die Rückkehr zu schaffen. Hinter dem Comeback des KFC Uerdingen steht ein Investor, der sich ebenfalls nicht lange aufhalten will in der 3. Liga. Das unter diesen Vorzeichen die Vereine der Region Osnabrück/ Emsland auf wirtschaftliche Vernunft setzen, ist nachvollziehbar. Der VfL Osnabrück und der SV Meppen haben ihre Erfahrungen mit dem Gang ins Risiko gemacht, die Sportfreunde Lotte wissen ohnehin, dass ihre Möglichkeiten in der 3. Liga begrenzt sind. Dennoch freut sich das Trio auf prickelnde Nachbarduelle und lukrative Gastspiele namhafter Clubs. Wenn die Fans die 3. Liga als attraktive Klasse annehmen, dürfen sich alle auf eine spannende Saison freuen. Anpfiff ist am 27. Juli.
Der Traditionsverein
Der Emporkömmling
Der Rückkehrer
VfL Osnabrück: Stammgast in der 3. Liga
Sportfreunde Lotte: Seit 2016 in der 3. Liga
SV Meppen: Kräfte und Geld freigesetzt
VON HARALD PISTORIUS
VON CHRISTIAN DETLOFF
VON DIETER KREMER
OSNABRÜCK. Die 2. Bundesliga ist weiter weg denn je. Daran muss sich der VfL Osnabrück gewöhnen.
Vorbei die Zeiten, als der VfL dank der Zuwendungen von Präsident Hartwig Piepenbrock ein Abonnement in der 2. Bundesliga hatte. Seit dem Abstieg 1993 und dem Ausstieg des Mäzens und Sponsors 1996 lebt der Verein von der Hand in den Mund. Die Hoffnung, sich mit wirtschaftlichem Risiko wieder in der 2. Bundesliga zu etablieren, erfüllten sich nach vier Aufstiegen zwischen 2000 und 2010 nicht. Seitdem ist der Traditionsverein Stammgast in der 3. Liga. Die wirtschaftliche Lage ist stets angespannt, aber die langfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von etwa zehn Millionen Euro, die vor allem aus den Baumaßnahmen an der vereinseigenen Bremer Brücke resultierten, sind seit dem Schuldenschnitt von 2016 auf Eis gelegt.
Die Versuche, mit kalkuliertem Risiko den Aufstieg zu schaffen, führten in den letzten Jahren zu Verlusten; 2016/17 betrug das Minus 1,5 Millionen Euro und sorgte für Unruhe. Für die abgelaufene Saison erwartet Geschäftsführer Jürgen Wehlend ein ausgeglichenes Ergebnis, doch das hat der Verein den Sondereinnahmen aus Pokal und Transfers zu verdanken. Deshalb zog der Verein die Bremse und verkündete einen Sparkurs. Man kalkuliert mit einem Zuschauerschnitt von 8500 und will knapp drei Millionen Euro für den Profikader ausgeben bei einem Etat von acht Millionen Euro, in dem das Nachwuchsleistungszentrum mit etwa 400 000 Euro zu Buche schlägt. Etwa vier Millionen Euro Einnahmen erwartet der VfL aus dem Sponsoring, die Vermarktung läuft über das Unternehmen Infront. Nach einer Saison mit dem NonFood-Discounter Tedi auf der Trikotbrust wirbt dort ab dem 1. Juli der Wettanbieter sunmaker für 400 000 Euro pro Saison.
LOTTE. Der Emporkömmling:
Die Sportfreunde Lotte sind erst seit dem Jahr 2016 in der 3. Liga
Wie in den beiden Vorjahren haben die Sportfreunde die Lizenz erhalten, ohne wie zahlreiche Ligakonkurrenten eine Liquiditätsreserve beim DFB hinterlegen zu müssen. Die Etatzahlen sind im Ligavergleich niedrig: Man plant mit einem Etat von 2,7 Millionen Euro, von denen 2,1 Millionen Euro für das Profiteam zur Verfügung stehen. 300 000 Euro sollen in den Jugendbereich fließen. Die Sportfreunde haben für den Lizenzerhalt Marketingeinnahmen von 1,6 Millionen Euro nachgewiesen, der geplante Zuschauerschnitt liegt bei 2700. „Unser Etat ist sehr niedrig. Es wird ein Kraftakt, sportlich mitzuhalten“, sagt der sportliche Leiter Manfred Wilke, der als Macher und Geldgeber der starke Mann im Club ist.
Der Verein ist stolz, trotz der nötigen und vom DFB geforderten Investitionen in die Infrastruktur weiter schuldenfrei zu sein. Eine große Hilfe waren die 2,5 Millionen DFB-Pokal-Einnahmen (vor Steuern) 2016/2017, als Lotte im Viertelfinale an Dortmund (0:3) gescheitert war. Die ungeplante Einnahme diente der Finanzierung der 2016 für 600 000 Euro errichteten Stehplatztribüne, mit der die vorgeschriebene Mindestkapazität von 10 000 erreicht wurde. Hauptsponsor ist die Frimo Group, ein Hersteller von Werkzeugen und Fertigungsanlagen mit Sitz in Lotte, dessen Engagement sich auf etwa 300 000 Euro belaufen dürfte; dazu kommen viele kleinere und einige mittelgroße Sponsoren. Nach dem Ausscheiden von Dieter Prütz (früher VfL Osnabrück) sucht der Verein einen neuen Marketingchef. Die 650 000-Euro-Investition in einen Hybridrasen mit Heizung unterstützte die Gemeinde mit 150 000 Euro.
MEPPEN. Die Euphorie um die
Rückkehr in den Profifußball 2017 treibt den SV Meppen auch in der zweiten Saison weiter an.
Zwischen 1987 und 1998 waren die Meppener in der 2. Bundesliga das bodenständige Gegenmodell zu finanzstarken Clubs, ehe sie vom Abstieg kalt erwischt wurden. Für die Versuche, den schnellen Wiederaufstieg mit der Brechstange zu erzwingen, mussten die Meppener büßen – der Schuldenberg wuchs auf drei Millionen DM. Sportlich stürzte der Verein ab bis in die Fünfte Liga (2008), wirtschaftlich stand der SVM fast immer am Abgrund und rettete sich 2003 nur durch ein Insolvenzverfahren. Wenn die Not am größten war, fanden sich Retter. Zumeist bürgte die Stadt für ihren überregionalen Werbeträger. Die Wende leitete der heutige Vorstandssprecher Andreas Kremer ein, der seit 2008 für einen
Kurs der wirtschaftlichen Vernunft steht. Der Aufstieg im Sommer 2017 setzte unglaubliche Kräfte frei – auch weil Landkreis und Stadt dem Verein finanziell unter die Arme griffen. Um die Auflagen zu erfüllen, wurden vier Millionen in das Stadion gesteckt, derzeit wird eine Rasenheizung installiert. „Wir sind nach wie vor schuldenfrei und deshalb wirtschaftlich ein Topverein der 3. Liga“, sagt Kremer. Ohne Auflagen erhielt der SV Meppen die Lizenz für seine zweite Saison in der 3. Liga. Kalkuliert wird mit einem Etat von 5,2 Millionen, die Eintrittspreise werden erhöht, die Einnahmen aus der Zentralvermarktung durch den DFB steigen. Mehreinnahmen im Marketing soll die neue LED-Bande bringen. Geschäftsführer Ronald Maul kalkuliert mit 6500 Zuschauern pro Spiel, im Vorjahr lag der Schnitt bei 6889 in der Hänsch-Arena, die 13 663 Zuschauer fasst und zur neuen Saison mit einem neuen VIP-Raum und der ersten VIP-Lounge erweitert wird.
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SPEZIAL SPORT & PROFIT
VON MICHAEL JONAS OSNABRÜCK. Die Region Weser-
Ems ist ein hochkarätiges Zuchtgebiet. Junge Pferde werden zu wertvollen Dressur- und Springstars ausgebildet und in alle Welt verkauft. Das Millionengeschäft ist ebenso abenteuerlich wie kostenintensiv.
Das Hämmerchen aus Rosenholz des Auktionators saust herab und besiegelt das Millionengeschäft: Für den Rekordpreis von 2,8 Millionen Euro wechselt der Hannoveraner SPH Dante den Besitzer. Das siebenjährige Dressurpferd ist von einem russischen Ehepaar erworben worden, das schon in den Jahren zuvor mehrere Millionen Euro in erlesene Vierbeiner investiert hat. Einmal im Jahr, Anfang Dezember, ist die Gemeinde Ankum im Osnabrücker Nordkreis der Nabel der Pferdewelt. Superreiche Interessenten kommen von überall her, um edle Dressur- und Springpferde im See- und Sporthotel Ankum zu ersteigern. Teilweise lassen sie über Strohmänner mitbieten. Nicht selten geben sie ihr Gebot telefonisch ab. Die, die vor Ort sind, wollen nicht gerne fotografiert werden. Sie wollen anonym bleiben. Unter ihnen sind Scheichs, Oligarchen, Ölmagnaten oder Pferdesportexperten, die ein Auge haben für kommende Championatsteilnehmer. Den Livestream von der Auktion verfolgen Tausende Zuschauer in allen Teilen der Erde. Beim Verkauf von Dante auf der 35. öffentlichen P.S.I.-Auktion 2014 wurde das historische Gesamtergebnis von 16,43 Millionen Euro erzielt. Insgesamt brachten die 52 Dressur- und Springpferde, die voll ausgebildet und versichert sind, im Durchschnitt satte 322 412 Euro. Ankum ist mehr als ein hochkarätiger Handelsplatz für Qualitätspferde, ein Schaufenster der Zucht, ein Gütesiegel für Qualität. Es ist auch gesellschaftlicher Treffpunkt, verbunden mit der Verleihung des PSI-Awards an Persönlichkeiten, die sich um das Thema Pferd verdient gemacht haben. In nunmehr 38 Jahren hat sich die Performance Sales International (P.S.I.) zu einem Global Player in der Welt des Pferdesports entwickelt. Doch die Auktion ist nicht alles. Fasst man alle Veranstaltungen zusammen, gehört das Weser-Ems-Gebiet zu einer der einflussreichsten Regionen
Das Weser-Ems-Gebiet ist eine der einflussreichsten Regionen des Pferdesports in Deutschland und der Welt.
Fotos: David Ebener
Mehr als ein hochkarätiger Handelsplatz Der Wirtschaftsfaktor Pferd wird in der Region Weser-Ems großgeschrieben in Deutschland, ja in der ganzen Welt. Großen Anteil an der internationalen Bedeutung haben Ulli Kasselmann und sein Partner Paul Schockemöhle die sowohl die P.S.I.-Auktion gemeinsam ins Leben gerufen haben, als auch das Pferdesportevent Horses & Dreams in Hagen am Teutoburger Wald teilweise zusammen organisieren. Kasselmann und Schockemöhle sind Sportexperten, aber vor allem sind sie Kaufleute. Horses & Dreams hat sich zu einer Weltmarke entwickelt, ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor geworden, von dem das Osnabrücker Land reichlich profitiert. Während des Sportund Lifestyle-Festivals sind Hotelzimmer und Ferienwohnungen in und um Hagen sowie im Osnabrücker Raum ausgebucht. Die Nachfrage ist riesig, wenn über 350 Sportler aus 35 Nationen und zahlreiche Besucher aus dem Inund Ausland anreisen. Im Umkreis von bis zu 60 Kilometern sind zahlreiche Zimmer für Sport-
ler, Offizielle und Gäste reserviert. Internationale Spitzenreiter kommen häufig mit ihren PS-starken, luxuriösen Pferdetransportern mit eigenem Wohnbereich angereist. Das Volltanken bei der Abreise beschert Tankstellen in der Region Rekordumsätze. Die Kaufkraft, die der Pferdesport dem Osnabrücker Land und der Weser-Ems-Region beschert, geht in die Millionen. Der privatwirtschaftliche Nutzen ist ein Aspekt, die Kosten von Großturnieren für die Veranstalter ein anderer. „Ohne Sponsoren könnten wir Events wie Horses & Dreams nicht durchführen“, sagt Gastgeber Ulli Kasselmann. Sein Erfolgsrezept beruht auf mehreren Säulen: Die wichtigste ist, dass alle zufrieden sind. VIPs und Geldgeber, Promis aus allen Bereichen, Sportler und Besucher genießen am Hagener Borgberg den familiären Wohlfühlcharakter. All das kostet Geld. Horses & Dreams meets Jordanien im April war mit einem Budget von 2,5 Millionen Euro ausgestattet. Das Preisgeld
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Freitag, 10. August 2018
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belief sich insgesamt auf 291 200 Euro. Wie bedeutend das Vier-SterneTurnier geworden ist, zeigt die Zahl der Akkreditierungen: 165 nationale und internationale Journalisten berichteten vom Hof Kasselmann. Die Internet-Liveübertragungen wurden in 65 Länder ausgestrahlt. 21 Radiosender sorgten für eine Abdeckung von 80 Millionen Hörern. Der NDR war mit seinen Fernsehkameras vor Ort. Für Kasselmann ist Stillstand Rückschritt. Sein Credo: „Der sicherste Weg, eine gute Idee umzusetzen, ist der, viele Ideen zu haben.“ Und davon hat Kasselmann eine Menge. Seine Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf Horses & Dreams. Seit 2011 veranstaltete der Ankumer Dressur Club 59 Turniere im Winter. 2017 waren Dressurreiter aus 35 Nationen am Start. Auch das weltgrößte Jugendreiterfestival Future Champions findet auf dem Hof Kasselmann statt und hat sich die Förderung des Jugendreitsports auf internationaler Ebene auf die Fahnen geschrieben. „Ohne unseren Nachwuchs hätte der Reitsport keine Zukunft“, hebt Kasselmann die Bedeutung der Future Champions hervor. Dass er quasi aus dem Stand in der Lage ist, ein Championat aus dem Boden zu stampfen, verdeutlichte der Dressurexperte 2005: Nach der Absage Moskaus aus finanziellen Gründen übernahm der heute 70-Jährige die Ausrichtung der Dressureuropameisterschaft. Innerhalb von zwölf Tagen gelang es ihm und seinem Team, die EM zu organisieren. Eine Meisterleistung, die Kasselmanns Ansehen in der Reiterwelt noch steigen ließ. Wie schwer es ist, Turniere auf einem hohen Niveau zu veranstalten, zeigt das Beispiel Herzlake. Die großen Pläne des Ukrainers Alexander Onischenko, auf dem Gut Einhaus Fünf-Sterne-Turniere stattfinden zu lassen, blieben in der Schublade. Der frühere Olympiareiter hatte das Anwesen für einen zweitstelligen Millionenbetrag gekauft. Dort züchtet er wertvolle
Turnierpferde. Im nächsten Jahr will der umstrittene Oligarch, der im vergangenen Jahr Bürger von Herzlake wurde, angeblich für das Amt des Ministerpräsidenten in der Ukraine kandidieren. Mit der Durchführung von zwei hochkarätigen Turnieren in der 4000-Einwohner-Gemeinde scheiterte der Multimillionär, der in der Reitsportszene dafür bekannt ist, dass er für viel Geld Pferde und Reiter einkauft. So ritten Doppel-Olym-
„Ohne Sponsoren könnten wir Events wie Horses & Dreams nicht durchführen.“ Ulli Kasselmann
piasieger Ulrich Kirchhoff und die ehemalige deutsche Meisterin Katharina Offel für die Ukraine. Fünf-Sterne-Veranstaltungen mit einem Preisgeld von mindestens 500 000 Franken (rund 433 000 Euro) gibt es in Deutschland nur in Berlin, Leipzig, Hamburg, Wiesbaden, Aachen und Stuttgart. Auf Gut Einhaus im Herzlaker Ortsteil Aselage hatte es bereits 2006 ein internationales Turnier mit einem Preisgeld von 150 000 Euro gegeben. Die jetzt ausgefallenen Turniere sollen nachgeholt werden – wann, ist unklar. Ohne das Geld des Ukrainers wäre ein Turnier in der norddeutschen Provinz nicht möglich. In der jüngeren Vergangenheit waren traditionsreiche Turniere in Bremen und Hannover wegen fehlender Sponsoren abgesagt worden. Das Scheitern Herzlakes verdeutlicht, wie problematisch es ist, Topevents im Pferdesport auszutragen. Organisatoren haben zu kämpfen, dass die Sponsoren bei der Stange bleiben. Ulli Kasselmann und Paul Schockemöhle verließen vor über zwölf Jahren den Weg der einfachen Sportveranstaltung und wagten den Schritt zu einem international bedeutenden Turnier. Die Kombination von internationalem Spitzensport mit einer breit gefächerten Erlebniswelt und einem attraktiven Unterhaltungsprogramm hat sich rentiert.
Das Pferdesport-Event „Horses & Dreams“ auf dem Hof von François (links) und Ullrich Kasselmann hat sich zu einer Weltmarke entwickelt.
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SPEZIAL SPORT & PROFIT
Mit aller Macht aus der Nische E-Sports mit riesigem Marktpotenzial – Durch mentale Anspannung sogar Spitzensport? VON CHRISTIAN STRÖHL OSNABRÜCK. E-Sport ist längst
kein Phänomen mehr. Professionelle Video- und Computerspieler kämpfen in riesigen Arenen vor Zehntausenden Zuschauern um Preisgelder in Millionenhöhe. In vielen Ländern werden sie gefeiert wie Popstars. Doch in Deutschland tut man sich offenbar besonders schwer, wettbewerbsmäßiges Videospielen ernst zu nehmen.
Beim größten Turnier der E-Sports-Liga, der ESL One Cologne, treten 16 Teams gegeneinander an.Dem Sieger winken 250 000 Euro Preisgeld. Fotos: Adela-Sznajder
Im Aufwind Umsätze mit E-Sports steigen kontinuierlich
130 110 90 70 50 Mio. Euro 2016
2017*
2018*
*Prognose
2019*
2020*
Quelle: Statista · Grafik: Matthias Michel
Pools
Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel dem deutschen Fußball-Nationalteam zum Gewinn der Weltmeisterschaft gratuliert, gilt das als selbstverständlich. Aber was wäre, wenn die Kanzlerin einem E-SportTeam gratuliert, das in „Counterstrike“ ein E-Sport-Turnier gewinnt? Das ist in Deutschland noch undenkbar. Ganz anders in Dänemark: Dort beglückwünschte Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen kürzlich das Team Astralis via Twitter zum Sieg bei den Dreamhack Masters, einem der größten E-Sport-Turniere in der Disziplin „Counterstrike“. Auch in Norwegen sieht man die positiven Seiten des Spielens und integriert bekannte ESport-Titel sogar in den Unterricht. „In Deutschland fehlt es uns an einer Willkommenskultur und adäquaten Wahrnehmung durch Wirtschaft und Politik“, sagt Niklas Timmermann, Vizepräsident des ESport-Bundes Deutschland (ESBD). Zwar haben CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag angekündigt, den E-Sport als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen zu wollen. Doch „Computerund Videospieler sind leider noch mit vielen Vorurteilen behaftet“, sagt Adrian Lohse vom Digitalverband Bitkom. Dabei sei das Bild des ungepflegten und übergewichtigen Zockers längst überholt. Hierzulande haben Medien wie die TV-Sender Sport1 und Pro Sieben für einen kleinen Bekanntheitsschub in der Breite gesorgt. Doch große Events wie die ESL One Cologne, eines der größten Turniere der E-Sport-Liga, bei dem 16 Teams „Counterstrike“ vor bis zu 15 000 Zuschauern live spielen, bleiben im linearen Fernsehen ein Nischenthema. Video- und Computerspielern wird vor allem online zugeschaut. Bei der diesjährigen ESL One in Köln werden über eine Million Stream-Zuschauer erwartet. Dabei geht es im E-Sport um sehr viel Geld. So winkt den Siegern der ESL One ein Preisgeld von 250 000
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Euro. „Wie auch auf den anderen Märkten weltweit erfährt der ESport seit Jahren ein großes Wachstum“, sagt Timmermann. Für dieses Jahr wird in Deutschland mit einem Umsatz von 90 Millionen Euro gerechnet, weltweit mit 770 Millionen und einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 33 Prozent. „Um den E-Sport bildet sich derzeit eine weitverzweigte Branche. Das beginnt bei den Teams, die Sponsoringverträge mit Unternehmen abschließen, geht über exklusive Übertragungsrechte der Spiele der ESL bis hin zu Trainings- und Kompetenzzentren, in denen Amateure von professionellen Spielern trainiert werden“, sagt Lohse. Professionelle Teams entwerfen Sportund Ernährungsprogramme für ihre Athleten, damit sie volle Leistung erbringen können. In Gera hat AdHoc-Gaming sogar ein Leistungszentrum für E-Sportler gegründet. Branchenzugehörige Firmen wie Intel, AMD, Nvidia oder Asus treten seit Jahren als Sponsoren auf. „Erfreulich ist, dass insbesondere Unternehmen, die nicht zum Markt gehören, nun Teil dessen sein wollen. Das gibt dem Markt einerseits die Anerkennung, die er verdient, und führt andererseits zu einer weiteren Professionalisierung, da große Unternehmen diese aus anderen Sportarten gewohnt sind und eine entsprechende Erwartungshaltung haben“, sagt Timmermann. Seit Kurzem tritt etwa die Brauerei Warsteiner als Sponsor der Electronic Sports League auf. Das Internationale Olympische Komitee befasst sich ebenfalls seit einiger Zeit mit dem Thema und kann sich irgendwann eine Medaillenvergabe für die Computerspieler vorstellen. In Asien ist man einen Schritt weiter: Ab 2022 sollen die Asienspiele um eine Sportart bereichert werden: E-Sports wird in der chinesischen Stadt Hangzhou offiziell ins Programm aufgenommen. Auch in Deutschland drängt der E-Sport mit aller Macht aus der Nische. Und doch gibt es ein wesentliches Hindernis: die Anerkennung als Sport durch mächtige Sportverbände. Der DOSB bezeichnete die Entscheidung der Bundesregierung etwa als „klaren Angriff der Fachpolitiker im Bereich Digitales“ auf die Autonomie des Sports und sah sich gezwungen, dem E-Sport mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von DOSB-Vorstandschefin Veronika Rückert solle eine „ergebnisoffene Debatte“ geführt werden, an deren Ende „eine Empfehlung im Um-
Gefeiert wie Popstars: Bis zu 15 000 Zuschauer verfolgen die ESLOne Cologne live.
gang mit E-Sport“ stehe. Diese wird im Herbst erwartet. Beim größten Sportverband der Welt, dem Deutschen Fußballbund (DFB), tut man sich mit dem wettkampfmäßigen Video- und Computerspielen besonders schwer. DFBBoss Reinhard Grindel hat E-Sport kürzlich als „absolute Verarmung“ bezeichnet und als „größte Konkurrenz“ im Bemühen, Kinder in Sportvereine zu holen. „Die meisten dieser Aussagen beruhen leider auf einer unzureichenden Auseinandersetzung mit dem Thema“, sagt Timmermann. Grindel steht einzig fußballbezogenen Spielen wie FIFA 18 oder Pro Evolution Soccer offen gegenüber. Das Problem: Diese Titel, die der DFB als E-Soccer bezeichnet, sind längst nicht die erfolgreichsten Disziplinen im E-Sport. Laut dem Verband der deutschen GamesBranche (Game) gehören zur ersten Kategorie der E-Sport-Titel, also denen mit den meisten aktiven Nutzern, den höchsten Preisgeldern
„Computer- und Videospieler sind leider noch mit vielen Vorurteilen behaftet.“ Adrian Lohse, Digitalverband Bitkom
und Einschaltquoten, die Spiele „League of Legends“ und „Dota 2“, beides sogenannte MOBA-Titel (Multiplayer Online Battle Arena). Außerdem zählt der Games-Verband das Kartenspiel „Hearthstone“ und den taktischen Ego-Shooter „Counterstrike“ – bis heute bei vielen durch die einstige „Killerspiel-Debatte“ verschrien – dazu. Die Fußballsimulation FIFA findet sich erst in Kategorie drei. Trotzdem haben die meisten Fußball-Bundesliga-Vereine mittlerweile eine E-Sport-Abteilung gegründet – vorrangig mit Fokus auf Sportspiele. In Deutschland zählen Schalke 04 und der VfL Wolfsburg zu den Vorreitern, international sind auch Paris Saint-Germain, der AS Rom und Manchester City vertreten. ESBDVize Timmermann wünscht sich, „dass die Vereine sich auch mit Kern-E-Sports-Titeln beschäftigen, zu welchen FIFA – entgegen der öffentlichen Wahrnehmung – nicht gehört.“ Dass die Investitionen in erster Linie wohl Marketing-Zwecken dienen, sieht er nicht allzu kritisch. „Grundsätzlich betrachten wir jedes Engagement in diesem Bereich als positiv, da es dem Markt natürlich immer nutzt, wenn ein großer Player einsteigt.“ Das Interesse der klassischen Sportwissenschaft hat der E-Sport ebenfalls geweckt. Ingo Froböse, Professor an der Kölner Sport-Uni, sagt, im Körper der Spieler gebe es Stressreaktionen, die mit „einem Elfmeter im Champions-League-Finale“ vergleichbar seien. Zudem sei es eine Mär, dass man sich beim ESport nicht bewege – die Bewegungen seien nur nicht so groß. Tatsächlich seien es aber mehr als beim Schießen, Schach oder Autorennen. Hinzu kommen Taktik und mentale Stärke. Froböse: „Wenn man das alles zusammen sieht, ist es für mich Sport. Es ist sogar Spitzensport.“
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SPEZIAL SPORT & PROFIT
SPEZIAL SPORT & PROFIT
„Starke Marken wollen immer mehr Kontrolle über die Markenführung“
STECKBRIEF
Jens Klahsen, Geschäftsführer Sport Klahsen
B
ereits in fünfter Generation führt Jens Klahsen das Familienunternehmen, dessen Sport-Schwerpunkt vor fast 20 Jahren hinzugekommen ist. Seither ist Sport Klahsen auf 3000 Quadratmeter Eventund Verkaufsfläche gewachsen. Allein 30 000 Paar Schuhe für den Sport- und Freizeitsektor sind verfügbar. Insbesondere der Event-Charakter werde vom Kunden nachgefragt, sagt der Geschäftsführer. Um diese Erwartungen zu bedienen, hat das Sport-
Wirtschaftstalk: Im Gespräch mit Mark Rauschen, Tobias Rasper und Jens Klahsen über die Herausforderungen im Sportfachhandel Von der Attraktivität großer Händler profitieren auch kleine. Outlets sind ein Ärgernis für die Branche. Online-Umsätze sind im Sporthandel kein großes Thema. VON NINA KALLMEIER UND BERTHOLD HAMELMANN OSNABRÜCK/EMSLAND. Nach zu-
letzt vor allem sinkenden Umsätzen hat der Sportfachhandel 2017 wieder steigende Zahlen verzeichnet. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft als großem Sportevent im Rücken rechnet der Handel auch in diesem Jahr mit guten Geschäften. Doch wo geht die Reise hin? Ein Gespräch mit drei Sportfachhändlern der Region, die sich mit unterschiedlichen Konzepten am Markt etabliert haben.
Ob Laufspezialist, Familienunternehmen und Allrounder oder „Goliath“ des regionalen Sportfachhandels, der Markt wandelt sich für jeden Händler. Deutschlandweit sind die Umsätze der Branche erst 2017 wieder etwas nach oben gegangen. Und das, obwohl der Trend zum Sport anhält. „Der Sporthandel ist jedoch auch für andere Player interessant geworden, sodass es für den Freizeitsportler zum Beispiel bei Discountern preiswerte Alternativen zum Fachhandel gibt“, erklärt Mark Rauschen, Geschäftsführer des Osnabrücker Mode- und Sportkaufhauses L&T, den Trend. Diese Entwicklung verändere den Markt. „Wer heute zweimal im Jahr zelten geht, kauft – auch wenn es uns nicht gefällt – sein Zelt günstig bei Tchibo. Wenn die Stückzahl steigt und der Preis sinkt, erleben wir genau das, was wir jetzt in der Statistik sehen.“ Dennoch, über Umsätze können weder Rauschen noch Jens Klahsen, Geschäftsführer von Sport Klahsen in Aschendorf, oder Tobias Rasper, Filialleiter des Acitve Shops in Osnabrück, klagen. „Bei uns gehen sie definitiv nicht zurück, im Gegenteil“, betont Klahsen. Insbesondere im Bereich Outdoor-Tracking sei das Familienunternehmen aus dem Emsland stark unterwegs. „Hier statten wir immer mehr Kunden komplett aus, die anschließend zum Beispiel weiter nach Österreich in die Berge fahren.“ Auch die Nähe zu den Niederlanden ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Unser Standort liegt keine 14 Kilometer von der Grenze entfernt, sodass die Zahl der niederländischen Kunden groß ist und immer größer wird. Sie machen heute rund 30 bis 40 Prozent des Umsatzes aus.“ Mit Blick auf den Sport – da sind sich Rauschen, Klahsen und Rasper einig – steht heute nicht so sehr die Leistung im Vordergrund, sondern der Freizeitwert. „Work-Life-Balance
ist in aller Munde“, sagt der L&TGeschäftsführer. Nicht nur als Zeit mit der Familie, sondern eben auch für Sport. „Der Spaß und die Gesundheit stehen im Vordergrund“, ergänzt Tobias Rasper. Das merkt der Filialleiter auch bei den Kunden, die zu ihm in den Laden kommen. Aber auch Firmen würden immer häufiger auf den Zug aufspringen. „Firmenläufe liegen absolut im Trend, und immer mehr Unternehmen schaffen zum Beispiel Laufangebote für ihre Mitarbeiter.“ Gesundheitsmanagement heißt hier das Schlagwort. Trotz der positiven Tendenzen ist das Geschäft mit dem Sport jedoch alles andere als ein Selbstläufer. „Es gibt sie noch, die Stammkunden, aber der Kunde heute ist viel hybrider unterwegs als früher“, weiß Mark Rauschen aus Erfahrung. Entsprechend wichtig seien ein gutes Angebot und der richtige Preis. „Bei uns werden 90 Prozent des Umsatzes über die Beratung gemacht“, sagt Laufspezialist Tobias Rasper. Die könne auch schon mal 60 Mi-
„Natürlich können wir nicht die Vielfalt bieten wie ein Amazon. Wir müssen aber relevant sein.“ Mark Rauschen, Geschäftsführer L&T
nuten dauern. Tipps fürs Training oder die Ernährung gibt es gratis dazu. Bei den meisten Kunden wisse er genau, in welchem Verein sie sind, an welchen Läufen sie zuletzt teilgenommen und was sie beim letzten Mal gekauft haben. „Die Grenze zwischen Hobby, Leidenschaft und Arbeit verschwimmen. Nicht umsonst sind alle Verkäufer aktive Läufer. Wobei der schnellste nicht immer der beste Verkäufer ist“, sagt der Filialleiter mit einem Augenzwinkern. Dass jemand sich beraten lässt und dann anschließend nichts kauft, komme äußerst selten vor. „Als Ebay vor vielen Jahren aufkam, gab es mal eine Zeit, in der Leute sich beraten ließen und dann online kauften. Das kommt bei uns heute nicht mehr vor.“ Der persönliche Kontakt ist auch für Jens Klahsen der Schlüssel zum Erfolg. „Wenn wir eine 1:1-Beratung schaffen und der Kunde zufrieden ist, belohnt er es auch“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Selbst wenn ein Vergleich im Internet jederzeit möglich ist. „Für uns kommt es aber auch auf das Zusatzgeschäft an wie die Socken zum Laufschuh.“ Auch ein „Goliath“ unter den lokalen Sporthändlern kommt nicht ohne guten Service aus. „Mit der Erweiterung wurden viele neue Mitarbeiter eingestellt. Alle machen selbst aktiv den Sport, in dem sie beraten“, sagt L&T-Geschäftsführer Rauschen. Das sei früher aufgrund des großen Sortiments vom Tischtennisball bis zum Boxsack anders gewesen. Trotz der Flächenverdopplung hat die Zahl der Themenwelten um vier abgenommen. „Wir verzichten bewusst auf gewisse Randsportarten, denn was wir machen, wollen wir richtig machen“, sagt Rauschen. Entsprechend sucht der Kunde heute Dartpfeile, Billardqueues oder auch Boxsäcke im L&TSporthaus vergebens. „Entweder ist man Spezialist, oder man muss auf Augenhöhe mit dem Sortiment der Großen sein“, ist Rauschen überzeugt. Denn der Kunde sei die große Auswahl gewohnt – und da müsse auch der stationäre Händler liefern. „Natürlich können wir nicht die Vielfalt bieten wie ein Amazon. Wir müssen aber relevant sein.“ Relevant auch für die Marken – und das geht nur mit Wachstum. Eine Gefahr sieht Tobias Rasper dadurch vor seiner „Haustür“ nicht. „Erst einmal finde ich die Investition in eine Indoor-Welle eine mutige Entscheidung. Man muss größer denken als nur an einen einzelnen Shop, und die Welle steigert die Attraktivität der Stadt im Vergleich zu anderen wie Münster“, sagt der Filialleiter. Viel größere Sorgen als ein vergrößertes L&T in der Innenstadt machen Rasper Outlets wie in Bremen. Für Osnabrück gelte: „Wo ein Großer ist, ist auch Platz für die Flanke rechts und links. Daher sehe ich die Stärke von L&T nicht kritisch.“ Auch für Mark Rauschen ist es ein konstruktives Nebeneinander. „Wenn jemand nur läuft, wird er nicht zu uns kommen, sondern in den Active Shop gehen“, ist er überzeugt. „Wir wollen Kollegen nicht
haus eine der längsten Teststrecken Deutschlands für Wander- und Trekkingschuhe, ebenso wie eine 80 Meter lange Teststrecke für Laufschuhe und eine Indoor-Kletterwand. Hinzu kommen Events im Sporthaus wie Autogrammstunden. Aufgrund der Nähe zu den Niederlanden spielt die Wirtschaftskraft des Nachbarn eine große Rolle. Zwischen 30 und 40 Prozent des Umsatzes macht Sport Klahsen heute mit den Nachbarn.
STECKBRIEF
Mark Rauschen, G Geschäftsführer L&T
G
kaputt machen oder ärgern, sondern mit unserer Erweiterung die Marktanteile, die aufgrund eines veränderten Umfelds sonst ins Onlinegeschäft abwandern würden, im stationären Handel halten“, betont er. Und der Event-Charakter der „Welle“ zieht: „Auf jeden Osnabrücker kommen drei Besucher aus dem Umland. Wir müssen Kunden einen Grund geben, in die Stadt zu kommen. Das kann nicht das gleiche T-Shirt sein, das er in jedem anderen Laden auch bekommt“, so Rauschen. So groß wie L&T ist Sport Klahsen zwar noch nicht – „aber fast“, sagt Jens Klahsen und lacht. „Mit 3000 Quadratmeter Verkaufs- und Eventfläche sind wir aber auch nicht mehr klein.“ Im Emsland hat das Familienunternehmen ebenfalls eine Erlebniswelt unter anderem mit Teststrecke und Outdoor-Haus geschaffen. Diesen Platz hat Tobias Rasper im Active Shop nicht. Er hat einen anderen Weg gefunden: Neben dem Shop hat er mit einer Laufschule, regelmäßigen LaufTreffs oder Laufvorbereitungen und dazu einem engen Netzwerk an Sportvereinen und Ärzten ein zweites Standbein aufgebaut. „Wir haben unseren Platz gefunden. In Osnabrück ergänzen wir uns gut.“ Um der eigenen Linie treu zu bleiben, nimmt Tobias Rasper auch in Kauf, Marken nicht zu führen. Dazu gehören die Großen wie Adidas, Nike oder Puma. „Von ihnen haben wir uns getrennt, und damit fahren wir sehr gut.“ Ein Grund: Die Marken bauen immer mehr Outlets. „Warum sollen wir die Ware ausstellen, wenn die Leute anschließend ins Outlet fahren? Das macht für uns keinen Sinn“, sagt der Filialleiter. Vielleicht halte
erade erst hat L&TGeschäftsführer Mark Rauschen 35 Millionen Euro in die Erweiterung des Sporthauses in der Osnabrücker Innenstadt investiert und die Fläche auf 5500 Quadratmeter verdoppelt. Auch 70 neue Arbeitsplätze sind mit der Erweiterung hinzugekommen. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen nun mehr als 600 Mitarbeiter. Für jeden Osnabrücker zieht die „Welle“, die nun ebenfalls das Angebot ergänzt und den Sport ins Sporthaus ho-
len soll, drei Gäste aus dem Umland in die Innenstadt. Für Rauschen ein wichtiger Aspekt – einen Magneten zu schaffen, der Frequenz in die Innenstadt bringt. Frequenz, von der auch andere Einzelhändler profitieren. Als Sportfachhändler setzt L&T bewusst auf den stationären Handel, sagt Rauschen. „Das ist unsere Stärke, darauf konzentrieren wir uns aktuell.“ Den stationären Handel wird es laut Rauschen immer geben, nur in einer abgewandelten Form.
STECKBRIEF
Filialleiter Active Shop Tobias Rasper, R
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ls Laufspez zialist hat ctive Shop sich der Ac Schwerbewusst einen S punkt gesetzt. N Nicht nur Filialleiter Tobia as Rasper er – unter ist aktiver Läufe rfacher anderem mehrf Niedersachsen nmeister über Strecken z zwischen Meter 400 und 1500 M ngstrecke und auf der Lan vertreten –, auc ch seine beiden Mitarbe eiter sind aktive Läufer. auf perGesetzt werde a sönliche Beratu ung – und on mal eidie könne scho ne Stunde oderr länger dauern. Darin s sieht der Osnabrücker je edoch eine es Spezigroße Stärke de
alisten. Hinzu kommt ein Netzwerk zu Orthopäden, Lauftreffs und Veranstaltungen. Mit eigenen Events hat sich Rasper zusätzlich zum Shop auch ein zweites Standbein aufgebaut. Probleme damit, dass Kunden sich in der Filiale beraten ließen und anschließend online kauften, gebe es keine. Für den Laufspezialisten selbst spielt das Onlinegeschäft aktuell eine untergeordnete Rolle. Als Teil eines Verbunds werden Geschäfte je nach Gebiet zugewiesen.
ZUR SACHE
Markt für Sportbek kleidung wächst laut Prognose weiter Nicht nur 4,4 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben laut Bundeswirtschaftsministerium einen sportbezogenen Job, auch Sport zu treiben liegt im Trend. Etwa 30 Millionen Menschen in Deutschland sind mindestens einmal im Monat sportlich unterwegs – am liebsten
gehen sie s laut einer Umfrage jo oggen, spielen Fußballl oder Tennis. Dafür müs ssen sie sich ausgestatte ten. Die Prognose für den n weltweiten Markt alleine ffür Sportbekleidung lie egt für 2024 bei rund 2119,76 Milliarden US-Dollar. Prognosen zum we eltweiten Markt für Sportsc chuhe gehen im
gleichen Jahr von rund 88,5 Milliarden Euro Umsatz aus. Auch der deutsche Sportfachhandel kann nicht klagen. 2017 hat die Branche die Zielmarke von 7,5 Milliarden Euro erreicht, so der Verband Deutscher Sportfachhandel (vds). Daran hatten Intersporthändler einen Anteil von 2,94 Mil-
liarden, die Sport-2000Verbundgruppe einen Anteil von 1,89 Milliarden Euro. Laut vds sind die Zahlen insbesondere in den Segmenten Outdoor, Winter, Fitness/Workout und den Modebereichen Freizeit gestiegen. Europaweit lag der Branchenumsatz 2017 bei 37,5 Milliarden.
das den einen oder anderen Kunden vom Kauf ab, der genau diese Marken möchte. „Das ist dann aber auch okay. Heute haben wir viele Schuhe, die es nur stationär gibt, nicht bei Amazon, Runnerspoint oder Ähnliches.“ Fürchtet man als Mittelständler die Konkurrenz, die die Marken mit eigenen Shops und Online-Konzepten aufbauen? „Gerade starke Marken wie Adidas wollen immer mehr Kontrolle über die Markenführung haben. Das haben sie über Produkte und Werbung und inzwischen auch immer mehr über Zuteilung in die Kanäle und die Formate“, sagt Mark Rauschen. Auch ein L&T als eines der größten Kaufhäuser im Norden spielt da nicht in der Ersten Liga mit. „Hier sind wir David und nicht Goliath. Vor unserem Umbau waren wir in der Schublade ,Intersport-Provinzkaufhaus‘ . Heute sind wir zumindest bei den Multilabel-Stores vorne mit dabei.“ Auch das ein Grund für den Ausbau, so Rauschen. „Wir wachsen mit dem Sport – aber das müssen wir auch.“ Trotz aller Wehmut, weil manch umsatzstarkes Produkt den Weg nach Osnabrück vielleicht gar nicht oder später findet, „wir sehen auch, dass die Verknappung eines Produkts zur Begehrlichkeit beiträgt“, sagt der Geschäftsführer. „Das ist schon eine gute Markenführung und nachvollziehbar. Aber es gefällt mir nicht.“ Und der Bereich Online? L&T hat sich bewusst gegen den E-Commerce entschieden. „Unser Sporthaus ist ein klares Bekenntnis zum stationären Handel“, betont Rauschen. Aus mehreren Gründen: „Wir haben im Moment noch nicht die Möglichkeit und die Struktur, E-Commerce wirtschaftlich abzubilden. Und wenn wir’ s machen, wollen wir einen ordentlichen Shop mit marktgerechten Preisen anbieten.“ Online brauche ein anderes Know-how und anderes Kapital. „Und man ist immer nur einen Klick vom Marktführer entfernt“, gibt Rauschen zu bedenken. Diese Prozess-Exzellenz, die große Plattformen haben, habe L&T heute nicht, gibt er selbstkritisch zu. „Wir haben eine Verantwortung für den Standort und die Mitarbeiter. Daher kümmern wir uns lieber mit 100 Prozent um das, was wir können. Halbe Kraft reicht im E-Commerce nicht aus.“ Kann man sich diese Einstellung bei den wachsenden Online-Anteilen noch lange leisten? „Man kann es sich auch nicht leisten mitzuspielen und Geld zu verbrennen“, entgegnet der Geschäftsführer. „Irgend-
wann sind wir vielleicht so weit, aber derzeit nicht. Und die Umsatzkurve im Onlinehandel flacht ab.“ 80 Prozent des Umsatzes würden weiterhin stationär gemacht. „Und diesen Anteil wollen wir mit 100 Prozent unserer Kraft bespielen.“ Denn, davon ist Mark Rauschen überzeugt, ein stationärer Handel werde immer irgendwie stattfinden. „Vielleicht werden wir mal ein halber Showroom sein. Wir wollen die Digitalisierung nicht verteufeln, ganz im Gegenteil. Sie bietet tolle Chancen und hält uns frisch. Sie zwingt uns zur Modernität.“ Auch Tobias Rasper könnte alleine einen Onlinehandel nicht stemmen. „Als kleiner Laden wäre das für uns kein Thema. Wir gehören jedoch zu einem Verbund von 55 Fachhändlern zwischen Hamburg und München. Aufträge werden in einem gewissen Radius zugewiesen“, erklärt der Filialleiter das Prinzip. Entsprechend werde in einem kleinen Rahmen online verkauft. „Das ist für uns ein erster Schritt. Es gibt Zuwächse, aber nicht überdimensional.“ Sport Klahsen hingegen nutzt den Online-Auftritt auch für den ECommerce. „Wir nutzen unsere Website als Schaufenster, um zu zeigen, was wir führen.“ Der Kunde könne zum Beispiel Schuhe über das System reservieren oder sich schicken lassen. Genutzt worden sei das Angebot früher schon mal intensiver. „Wir sehen das als Kundenservice.“ Insgesamt müsse man als stationärer Händler den E-Commerce wie eine neue
Filiale betrachten, die eröffnet wird. „Das geht nicht so nebenbei. Man muss sich intensiv dransetzen. Entweder komplett oder gar nicht.“ Ganz oder gar nicht heißt es aber für Klahsen auch, wenn es um die Ausrichtung auf die Zukunft geht. In fünfter Generation ist er im Geschäft, das weiter wachsen soll. „Wachstum ist das A und O, ebenso wie die Beratung“, blickt Jens Klahsen in die Zukunft. „Man braucht eine gewisse Größe, um oben mitzuspielen. Was früher groß war, ist heute klein. Der Markt ist riesig geworden.“ Da müsse man präsent sein. Und den Kunden an den eigenen Laden und die eigene Marke binden, fügt Tobias Rasper hinzu. „Darum wird es in Zukunft gehen. Ein T-Shirt bekommt der Kunde überall. Wir können und wollen nicht über den Preis gehen.“ Auch für Mark Rauschen hat der stationäre Sportfachhandel langfristige seine Berechtigung. „Wir können wirtschaftlich für den Kunden relevant sein“, ist der L&T-Geschäftsführer überzeugt. Allerdings: „Das Geschäft kann anders aussehen, das weiß man nicht. Wir können dabei sein, wenn wir es gut machen.“
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
SPEZIAL SPORT & PROFIT
Ob Laufbahn oder Spielplatzfigur, die Granulate aus Melle lassen sich vielfach verwenden. Fotos: Lea Becker
Weltweit sportlich unterwegs Die Melos GmbH aus Melle stellt Granulat für Sportplätze rund um den Globus her VON LEA BECKER MELLE. Das Olympiastadion in Berlin, eine Pferdeanlage in Dubai, ein Kunstrasenplatz in Vancouver: Die Meller Firma Melos ist sportlich in vielen Feldern aktiv und liefert ihr Granulat für Bodenbeläge in die ganze Welt.
Eine blaue Laufbahn, ein Multifunktionscourt mit Basketballkorb, ein Putting-Green für Golfer und einen Soccercourt mit Kunstrasen – hoch über den Dächern von Melle gibt es eine eigene kleine Sportwelt: das Melos Village der Melos GmbH. Die Firma aus der größten Stadt im Landkreis Osnabrück hat sich auf Sportbodenbeläge spezialisiert. „Wir sind Weltmarktführer in der Herstellung von Kunststoffkomponenten für professionelle Sport- und Freizeitböden“, sagt Geschäftsführer Jörg Siekmann. Wenn es um hohe Qualität und Prestigeprojekte gehe, griffen Firmen weltweit auf das Material aus Niedersachsen zurück. 35 000 Tonnen Sportgranulat werden pro Jahr am Standort in Melle produziert, die gleiche Menge kommt noch einmal für die Industrie hinzu. Aber Granulat ist nicht gleich Granulat: Melos stellt sowohl schwarzes Recycling Granulat, das die Basis der meisten Böden bildet, als auch hochwertiges farbiges Granulat her, hinzu kommen Einstreugranulate für Kunstrasenplätze, Deko-Granulat und seit Neuestem Granulat in Mulch-Optik. Die Produktion ist vergleichbar mit dem Backen eines Brotes. Zunächst werden die Zutaten, unter
anderem Kautschuk, Öl, Kreide und Farbpigmente, vermischt und geknetet. Die zähe Masse wird dann zu einem Band ausgerollt und anschließend in rechteckige Stücke, sogenannte Fälle, geschnitten. Diese wiederum kommen bei 170 Grad in den Ofen. Dabei bildet sich eine chemische Verbindung, wodurch sich die Elastomere, formfeste, aber elastisch verformbare Kunststoffe, verbinden. „Das sorgt für die Elastizität. So wird Gummi zu Gummi“, erklärt Siekmann. Anschließend werden die Fälle abgekühlt und getrocknet. Dann kommen sie in die Granulieranlage, wo das Gummi mit speziellen Messern geschreddert wird. Mithilfe eines Siebes wird das Granulat in verschiedene Körnergrößen sortiert und in Säcke abgefüllt. Pro Stunde werden in Melle ein bis fünf Tonnen der kleinen Gum-
35 000 Tonnen Sportgranulat stellt Melos pro Jahr her.
mistückchen hergestellt, je nach Art und Qualitätsstufe des Produktes. Verwendet wird das Gummi für unterschiedliche Bodenbeläge: Laufbahnen, Tennis-, Basketball- und Multifunktionsplätze, Schwimmbäder oder Kunstrasenplätze. Das bekannteste Projekt ist die blaue Laufbahn im Berliner Olympiastadion, auf der Usain Bolt 2009 seinen Weltrekord über hundert Meter lief. Abseits des Sports produziert Melos Granulat für Spielplätze und dekorative Bodenbeläge, zum Beispiel im Garten- und Landschaftsbau. Rund 65 Prozent des Umsatzes erzielt das Meller Unternehmen mit den Granulaten. Das zweite Standbein mit rund 30 Prozent Anteil am Umsatz bildet die Produktion von Kunststoffen für die Industrie. Im vergangenen Jahr knackte Melos im Gesamtumsatz erstmals die 100-Millionen-Euro Marke – vor fünf Jahren waren es noch 59 Millionen Euro. „Es ist eine erfolgreiche dynamische Phase“, sagt der Geschäftsführer. Auch die Zahl der Mitarbeiter steigt stetig. Derzeit sind 230 Angestellte in Melle beschäftigt. Hinzu kommen weltweit zahlreiche Vertreter, denn rund 56 Prozent der niedersächsischen Produkte werden exportiert. So wurden 2011 rund 1000 Tonnen Granulat auf einer 18 Kilometer langen Multifunktionsstrecke in Katar verbaut. „Das war bis jetzt das größte Projekt unserer Firmengeschichte“, sagt Siekmann. Mit insgesamt 175 000 Quadratmetern sei es die größte installierte Granulat-Fläche weltweit. Auch in Dubai liegen rund 500
Tonnen Granulat aus Melle in den Ställen und auf den Wegen einer großen Pferdeanlage. Mittlerweile können Pferde aber auch auf einem eigens für den Reitsport entwickelten Boden traben und galoppieren. Das sogenannte Equitan Footing ist ein Gemisch aus Sand und Mulch, der als Zuschlagstoff für den Sandboden eingesetzt wird. „Obwohl wir es erst seit knapp einem Jahr verkaufen, läuft das Produkt sehr erfolgreich“, so der Geschäftsführer. Damit sei der Boden schon jetzt eine Erfolgsgeschichte für Melos im Reitsport. Möglich gemacht werden solche
Roboter, der in Zukunft Kunstrasenplätze pflegen soll. Er ist vergleichbar mit Mährobotern in heimischen Gärten, nur eine Nummer größer und mit mehr Funktionen. Das weltweit einmalige Produkt kann die Kunstrasenhalme bürsten, rakeln, wieder aufrichten und Metallstückchen aufsaugen. Programmiert und gesteuert wird der akkubetriebene Helfer per App. „So lässt sich der Rasen sogar nachts bequem vom Bett aus pflegen“, sagt Siekmann. Noch sei die Entwicklungsphase nicht ganz abgeschlossen. Die Markteinführung ist für nächstes Jahr geplant.
Innovationen durch die intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Melos. „Wenn man nichts Neues macht, bleibt man stehen“, sagt Siekmann. So wird derzeit an einem eigenen 3-D-Drucker für Figuren aus Granulat, hauptsächlich für die Gestaltung von Spielplatzflächen, gearbeitet. Mit dem Stylemaker gibt es bereits die Möglichkeit, Motive und Logos aus Granulat mittels Wasserstrahl zu schneiden, beispielsweise für die Wege zu Stadien. „Das ist für unser Unternehmen eine der größten digitalen Innovationen der letzten Jahre.“ Neu ist auch der Turfrob – ein
WIE DER BELAG IM STADION ENTSTEHT
Bis zu 40 Tonnen Granulat für eine Laufbahn Der Boden einer Laufbahn soll zwei widersprüchlichen Eigenschaften gerecht werden: Für Sprinter soll er möglichst hart, für Langläufer weich und gelenkschonend sein, gleichzeitig auch die Energie an den Sportler zurückgeben. Daher gibt es verschiedene Systeme mit unterschiedlichen Schichten. Im Prinzip besteht jedes System immer aus drei Komponenten: Farbiges Granulat für die Deckschicht, Recycling-Granulat für die Elastikschicht und Polyurethan, das an verschiedenen Stellen bin-
det und klebt. Für Laufbahnen werden meist Gießbeläge verwendet. Dabei wird zuerst der Kleber auf den Boden oder eine andere Schicht aufgetragen und anschließend das Granulat draufgestreut. Die überschüssigen Reste werden weggefegt. Beim Schüttbelag werden Kleber und Granulat vorher gemischt, auf die Fläche geschüttet und glatt gezogen. Bei diesen Böden ist die Oberfläche glatter. Im Berliner Olympiastadion liegt ein eingestreuter Massivkunststoffbelag, das hochwer-
tigste und teuerste System bei Melos. Er besteht aus mehreren Schichten. Die Elastikschichten sind dabei nicht aus Recyclinggranulat, sondern aus einem PolyurethanKleber. Abhängig von der Größe einer Laufbahn
werden bis zu 40 Tonnen Granulat benötigt. Der Bau kann sich je nach System und Fläche über mehrere Wochen erstrecken. Melos baut seine Produkte allerdings nicht selber ein, sondern die Schwesterfirmen. leb
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
SPEZIAL SPORT & PROFIT
Gesundheitsmanagement als strategische Investition Die Fitness ihrer Mitarbeiter lassen sich die Unternehmen an Ems und Hase zunehmend etwas kosten VON DIRK HAMM UND MARCUS ALWES OSNABRÜCK/GANDERKESEE. Fehl-
zeiten sollen reduziert, psychische Belastungen am Arbeitsplatz abgebaut werden. Die Gesundheit und Fitness ihrer Mitarbeiter lassen sich die Unternehmen an Ems und Hase zunehmend etwas kosten. Die Kassen bieten dazu kostenfreie Beratung an.
Der demografische Wandel macht sich auch in der Arbeitswelt immer stärker bemerkbar. Die Belegschaften werden im Schnitt älter. Die logische Folge: Für immer mehr Unternehmen wird die Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter ein zunehmend wichtiger Faktor. Auf die Fitness von Firmenmitarbeitern spezialisierte Verbünde wie Hansefit und Qualitrain profitieren davon: „Die Zahl unserer Kunden ist über Jahre hinweg gestiegen“, sagt zum Beispiel Jennifer Rauch, die bei Hansefit – der Verbund zählt mehr als 1500 Fitnessstudios, Schwimmbäder und Physiotherapiepraxen als Partner – für das Marketing zuständig ist. Der Befund sei eindeutig: „Die Unternehmen stellen die Fitness und das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten immer mehr in den Vorder-
grund.“ In den Firmen, die bei Hansefit Kunde sind, nutzten im Schnitt rund 35 Prozent der Mitarbeiter das Angebot. Die Tendenz sei steigend, so Rauch. Die erwähnten Mitarbeiter können dann unbegrenzt bei allen Partnern des Verbundes trainieren. Das Firmenfitnessprogramm von Hansefit sieht dabei vor, dass Unternehmen nur für einen geringen Teil ihrer Belegschaft Beiträge zahlen und damit das Recht erwerben, alle Angestellten in den Verbund-Studios trainieren zu lassen. „Nicht nur klassisches Fitnesstraining, Kurse und neue Fitnesstrends gehören zum Angebot, auch Sportarten wie Schwimmen, Badminton, Squash oder Golf und Wellness-Angebote wie Sauna und Entspannungskurse in den Studios können genutzt werden“, verspricht Hansefit auf seiner Internethomepage. Betriebliches Gesundheitsmanagement heißt folglich auch in der Region Osnabrück, Nordhorn Meppen oder Papenburg in zahlreichen Firmen das Zauberwort. Dahinter verbirgt sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten der Gesundheitsförderung. Vom Betriebssport oder Yoga-Kurs bis zum ergonomisch optimierten Arbeitsplatz oder zur Rückenschule. In der Tischlerei Sandkuhl in Ganderkesee beispielsweise ist etwa
Der Krankenstand sinkt, die Produktivität steigt – wenn die Firmenbeschäftigten sich regelmäßig sportlich bewegen.
das gesunde Essen ein wichtiger Ansatz, der in Kooperation mit verschiedenen Krankenkassen verfolgt wird. Beliebt sind hier zum Beispiel die regelmäßigen Besuche einer Ernährungsberaterin. Hier wird nach einem zunächst theoretischen Teil später in der Ausstellungsküche mit gesunden Lebensmitteln gekocht.
Kirsten Kanert, bei Sandkuhl für Sicherheit und Gesundheitsförderung zuständig, nennt ein weiteres Beispiel aus der Tischlerei. Nicht nur aus Gründen der Energieeinsparung, sondern auch unter Gesundheitsaspekten sei inzwischen auf eine ermüdungsfreie, entsprechend der jeweiligen Sonneneinstrahlung dimmbare LED-
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Innenbeleuchtung umgestellt worden. Solange die Einführung von gesundheitsfördernden Programmen nicht eine Alibi-Veranstaltung darstelle, die an den konkreten Bedürfnissen in dem Unternehmen oder der Organisation vorbeigeplant werde, lasse sich der Effekt eindeutig feststellen, weiß die Psy-
chologin Dr. Jelena Becker – sogar in Heller und Pfennig: Laut der Bremer Expertin für betriebliches Gesundheitsmanagement ist durch Studien belegt, dass jeder in die firmeninterne Gesundheitsförderung investierte Euro durch die Reduzierung des Krankenstandes und die Steigerung der Produktivität 2,70 Euro abwerfe. Nicht zuletzt im Werben um gut qualifizierte Kräfte spiele es eine immer wichtigere Rolle, in diesem Feld aktiv zu werden, sagt Thomas-Kurt Eckert von der Krankenkasse AOK. Nach dem 2015 verabschiedeten Präventionsgesetz sind die Kassen zur Unterstützung der Gesundheitsförderung in den Betrieben verpflichtet. Eckert, der für diese bei der AOK kostenlose Beratung im Weser-Ems-Gebiet zuständig ist, hat festgestellt, dass die Gesundheitsförderung von immer mehr Unternehmensführungen „als ein Wettbewerbsvorteil wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ erkannt werde. Jelena Becker rät unterdessen auch kleinen Firmen mit einem geringeren finanziellen Spielraum, die Chancen des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu nutzen: „Es sollte genauso als strategische Investition angesehen werden wie die Investition in neue Maschinen oder Software.“
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Familienrösterei mit Herz und Hand in 3. Generation Die 1931 gegründete Rösterei befindet sich bis heute in Familienbesitz. Mit viel Hingabe und Liebe zum Kaffee entstehen hier hochwertige Röstungen. Von jeder verkauften Packung „Die Starke“ oder „Die Gelehrte“ geht ein Teil des Erlöses in Projekte des entsprechenden Herkunftslandes.
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roßvater Johannes Suhren gründete 1931 die Firma „Holsteinische Kaffee-Großrösterei“, erzählt die Enkelin Svenja Thomas. Mit gerade einmal 20 Jahren startete er mit einem Kugelröster im Keller. Vormittags röstete er die Bohnen, und am Nachmittag ging es mit dem Fahrrad auf Verkaufstour durch Neumünster und das Umland. Lief der Verkauf gut, saß auch schon mal eine Fahrkarte mit der Bahn für die Heimreise drin. Nach fünf erfolgreichen Jahren zog das Unternehmen in die Kieler Straße 81. Im Hinterhaus baute Johannes seine Firma über drei Etagen auf, dort wird bis heute der Kaffee geröstet. In der Kriegszeit musste die Produktion auf Kaffeeersatz umgestellt werden und ein Bombentreffer legte den ganzen Betrieb lahm. Nach dem Wiederaufbau 1948 startete die Rösterei erneut, bis Johannes Suhren 1968 in den Ruhestand ging. Für einige Jahre wurde es still im Hinterhaus, bis 1978 Tochter Frauke mit ihrem Ehemann Ronald Leopold Röse die Rösterei wieder zum Leben erweckte. Die Krise der Textilindustrie brachte den Textilingenieur auf die Idee, das Familiengeschäft erneut zu öffnen. In einem Altenheim entdeckte er den ehemaligen Röstmeister Jens Jessen. Von dem schon 94-Jährigen ließ er sich in die Röstgeheimnisse einweihen. 2006 stieg Tochter und Enkelin Svenja Thomas in das Unternehmen mit ein und übernahm die Geschäftsführung. Unter ihrer Leitung firmierte das Unternehmen um in „Holstein Kaffee Kaffeerösterei Neumünster GmbH“. Ehemann Matthias Thomas ist inzwischen im Nebenberuf ebenfalls Röstmeister und unterstützt seine Frau und den Schwiegervater. Kaffeerösten ist körperlich anstrengend und erfordert volle Aufmerksamkeit. Zuerst werden die bis 60 Kilo schweren Säcke mit einem Kran, der außen am Gebäude sitzt, bis in das 2. Obergeschoss hochgezogen. Dort steht die große Rösttrommel. Sie wird von Hand gefüllt. Der Röstprozess erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Das Wetter, die aktuelle Luftfeuchtigkeit und die Außentemperatur beeinflussen den Vorgang. Dazu erfordert jede Bohnensorte ein eigenes Röstverfahren. Eine Gasflamme erhitzt die drehende Trommel von unten. Hört der Röstmeister das erste Knacken der Bohnen, geht es ganz schnell. Über ein Schubfach kontrolliert er die Bräunung, bis der richtige Röstgrad erreicht ist. Dann entleert sich der Inhalt zum Kühlen in eine große Pfanne mit Rührwerk. Durch Bodenöffnungen fallen die Bohnen in verschiedene kleine Silos in der Etage tiefer. Hier wird der Kaffee gemahlen oder als ganze Bohne verpackt und versandfertig gemacht. Das Erdgeschoss dient als Lager. In dem ehemaligen Kontor und Verkaufsraum zeigt Svenja Thomas, wie sie selber den Kaffee aufbrüht. Mit einem Augenzwinkern verrät sie, dass sie das zu Hause nur an ruhigen Sonntagen selber praktiziert. Sie stellt dazu die Kaffeekanne mit Filter auf eine Haushaltswaage. Der Wasserkocher muss das Wasser auf 97 Grad erhitzen. Über den langen, dünnen Ausgießer schüttet Frau Thomas Wasser über den Papierfilter, damit er schon mal Wasser zieht. Danach füllt sie 12 Gramm Kaffeepulver in den Filter. In Kreisbewegung ergießen sich 50 Gramm Wasser über das Pulver. Es bildet sich die Kaffee-Blume mit ihren großen Blasen. Wenn es fast abgeflossen ist, werden weiter 150 Gramm Wasser langsam mit Unterbrechungen nachgegossen. Das reicht für genau zwei Tassen puren Genuss. Alle in der Familie trinken den Kaffee schwarz, um das volle Aroma zu schmecken.
In den Urlaub nimmt sie eine italienische Espressokanne mit. Der Geschmack ändert sich mit der Zubereitung. Ob mit einem Vollautomaten, Kaffeemaschine oder mit der Espressomaschine gebrüht, schmeckt er jedes Mal anders. Entscheidend ist auch die Frische. Deshalb rösten sie den Kaffee immer erst kurz vor der Auslieferung. Neben dem Geschmack legt Svenja Thomas auch großen Wert auf Nachhaltigkeit. Aluminium als Verpackung hat sie verbannt. Die kleinen Gebinde kommen in Papiertüten mit einer dünnen Folie, damit das Aroma erhalten bleibt. Großabnehmer bekommen ihre Lieferungen in Pfandgebinden. Auch die Herkunft ist wichtig. Mit den „Fairen Projektkaffees“ werden Aktionen in den Herkunftsländern unterstützt. Mit dem „Gelehrten Kaffee“ gehen Gelder in den Aufbau von Schulen in Chiapas, Mexiko. Die „Starke“ Bohne unterstützt nicaraguanische Frauen mit kleinen Plantagen. Weitere Informationen unter www.lieblingswelt.de
DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
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Kurskosmetik in Zeiten voller Kassen Zehn Jahre nach der Finanzkrise nutzen deutsche Konzerne ihre Gewinne wieder vermehrt für Aktienrückkäufe – Was steckt dahinter? Aktienrückkäufe erleben in Deutschland ein Comeback. Anlegerschützer beäugen die Praxis mit Skepsis. Strenge Regeln begrenzen die Missbrauchsgefahr. VON MANUEL GLASFORT OSNABRÜCK. Nach der Finanzkrise waren Aktienrückkäufe in Deutschland vorübergehend aus der Mode gekommen. Doch inzwischen nutzen wieder mehr Unternehmen dieses Instrument. Profitieren sollen die Aktionäre – doch selbst unter Anlegervertretern gibt es Kritik.
Adidas hat es in diesem Jahr bereits getan, genau wie Siemens und die Allianz – die Rede ist von Aktienrückkäufen. Drei weitere Dax-Konzerne haben nach teils starken Geschäftsjahren von diesem Instrument 2018 Gebrauch gemacht: Covestro, die Deutsche Börse und der Rückversicherer Munich Re. Insgesamt kauften diese Firmen bis Mitte Mai Aktien im Wert von mehr als 3,2 Milliarden Euro zurück, wie Berechnungen des Flossbach von Storch Research Institute in Köln ergeben haben. Damit setzt sich ein Trend fort, der sich schon im Vorjahr abgezeichnet hatte. 2017 hatten Daxund M-Dax-Unternehmen insgesamt Anteilsscheine für 5,6 Milliarden Euro von ihren Aktionären zurückgekauft, der höchste von den Kölner Forschern ermittelte Wert seit der Finanzkrise 2008. Damals hatten deutsche Konzerne zu Höchstkursen eigene Aktien zurückgekauft – mit Geld, das ihnen dann in der Krise fehlte. Anschließend waren Rückkäufe für einige Jahre beinahe tabu. Das hat sich geändert. Nicht nur große Konzerne, auch kleinere Ak-
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* tiengesellschaften aus der Region wie der emsländische Getränkehersteller Berentzen oder der Modehersteller Gerry Weber aus Halle (Westf.) haben in jüngerer Zeit eigene Aktien zurückgekauft. Doch wie genau funktionieren Aktienrückkäufe, und was bezwecken die Unternehmen damit? Wer Aktien kauft, beteiligt sich am Eigenkapital der jeweiligen Firma und wird so Mitinhaber. Den Aktionären gehört das Unternehmen, das vom Vorstand gemanagt wird. Wenn nun ein Unternehmen seine eigenen Aktien zurückkauft, beteiligt es sich praktisch an sich selbst – zumindest, wenn es anschließend die Aktien
im eigenen Bestand hält. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Aktien „einzuziehen“, also zu vernichten. Davon profitieren vor allem die Aktionäre. „Der wesentliche Effekt besteht darin, dass die Anzahl der umlaufenden Aktien sinkt und damit der Gewinn je Aktie steigt. Das führt dann zu steigenden Kursen“, erklärt Philipp Immenkötter, der das Phänomen für das Flossbach von Storch Research Institute untersucht hat. Hinzu kommt: Der ausgeschüttete Gewinn verteilt sich auf weniger Aktien – die Dividende steigt. Doch das ist noch nicht alles, wie Till Wrede, Leiter Equity Capital Markets bei der Privatbank M.M. Warburg, erläutert: „Gleichzeitig ist der Rückkauf auch ein Signal an die Aktionäre, dass man die Aktie tendenziell für unterbewertet hält.“ Der Effekt von Aktienrückkäufen auf den Kurs lässt sich belegen: Wie es in einer Analyse der Warburg-Bank heißt, wurde in
AKT
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Deutschland ein kurzfristiger außergewöhnlicher Kursanstieg von fünf Prozent gemessen. Allerdings lauert hier auch eine Gefahr, wie Immenkötter sagt. Unerwartete Ereignisse können das Kursplus pulverisieren. Dann hat das Unternehmen das Geld ausgegeben, ohne dass es bei den Anlegern angekommen ist. Damit die Unternehmen es mit der Kurskosmetik nicht übertreiben, sind Aktienrückkäufe gesetzlich streng reglementiert. Denn es besteht Missbrauchsgefahr: Die Konzernführung könnte theoretisch mit Aktienrückkäufen den Kurs nach oben manipulieren, um sich als erfolgreich zu präsentieren oder um den Wert selbst gehaltener Aktienpakete zu steigern. Damit er überhaupt aktiv werden kann, benötigt der Vorstand daher laut Aktiengesetz das Plazet der Hauptversammlung. Die Aktionäre können dem Management eine Ermächtigung für maximal fünf Jahre erteilen, in der sie den minimalen und maximalen Rückkaufswert festlegen. In keinem Fall darf ein Unternehmen mehr als zehn Prozent der eigenen Aktien erwerben. Anstatt die Kurse und Dividenden über Rückkäufe nach oben zu treiben, könnten die Unternehmen in starken Jahren auch einfach mehr Geld ausschütten. „Doch damit geht eine implizite Verpflichtung einher, die Dividende auch im folgenden Jahr wieder hoch zu halten“, gibt Immenkötter zu bedenken. Sein Resümee: „Aktienrückkäufe bieten Konzernen die Möglichkeit, flexibel Geld an die Anleger zurückzuführen.“ Anlegervertreter sehen das mitunter kritischer. „Für uns sind Aktienrückkäufe nur die drittbeste Lösung“, sagt etwa Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die beste ist, das Geld renditeträchtig für Zukäufe oder Investitionen zu verwenden.“ Wenn sich für beides keine Möglichkeiten ergäben, sollten die Unternehmen aus Kurz’ Sicht das Geld direkt ausschütten – entweder als Sonderdividende oder indem sie über Jahre gestreckt die Dividende erhöhen. „Das hat den
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Vorteil für die Aktionäre, dass sie tatsächlich Cash ausgezahlt bekommen. Sie müssen nicht Aktien verkaufen, um an das Geld zu kommen“, erklärt Kurz. „Aktienrückkäufe sind uns zu mittelbar, zu indirekt.“ Es gibt ein grundsätzliches Problem mit Aktienrückkäufen: Sie bringen zwar die Kursentwicklung voran, nicht aber das Unternehmen selbst. Analyst Immenkötter drückt es so aus: „Das Problem ist, dass kein wirtschaftlicher Wert geschaffen wird – anders als bei Investitionen und Zukäufen. Als langfristig orientierter Investor möchte man eher, dass das Unternehmen investiert.“ Ganz ähnlich sieht das Jürgen Abromeit. Der 57-Jährige leitet die Indus Holding, eine mittelständische Beteiligungsgesellschaft. Der Vorstandschef des S-Dax-Unternehmens könnte Aktien zurückkaufen, wie bei den meisten Unternehmen liegt ein Vorratsbeschluss der Hauptversammlung vor. Doch Abromeit denkt gar nicht daran.
„Ich halte das für die schlechteste Lösung.“ Jürgen Abromeit, Indus-Vorstandschef
„Ich halte das für die schlechteste Lösung. Wenn einem nichts Besseres mehr einfällt, als verdientes, versteuertes Geld für Aktienrückkäufe zu nutzen, ist das wenig innovativ. Wir suchen uns lieber tolle Unternehmen, die wir kaufen können, oder wir investieren das Geld in unsere Tochtergesellschaften.“ Wenn Unternehmen wie Adidas, die Allianz oder Siemens eigene Aktien zurückkaufen, dann also auch aus Mangel an Alternativen. Diese wären: Investitionen, Übernahmen, Schuldenabbau oder Kassenhaltung. Die letzteren beiden Optionen sind in der Nullzinsphase wenig attraktiv. Und auch Übernahmen und Investitionen sind nicht immer vernünftig, wie der Ökonom Markus Demary vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) betont. „Beide müssen auch strategisch Sinn machen.“ Zudem investierten die Unternehmen heute vermehrt in Software oder Lizenzen statt in neue Produktionsanlagen. „Da sind die Investitionssummen niedriger.“ Von der Möglichkeit, andere Unternehmen aufzukaufen, haben die Dax-Konzerne in den letzten Jahren reichlich Gebrauch gemacht. Im Jahr 2016 gaben die deutschen Börsenschwergewichte 82 Milliarden Euro für Übernahmen und Beteiligungen aus, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young errechnete. Höher sei das Volumen zuletzt vor der Finanzkrise gewesen. Ein Großteil des Übernahmevolumens ging allerdings auf das Konto von Bayer, das 2016 die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto für 56 Milliarden Euro ankündigte. Doch nicht immer finden sich geeignete Übernahmekandidaten, und noch seltener zu einem guten Preis. Und so ist es wohl kein Zufall, dass die Allianz unter den Aktienrückkäufern ist. Schon seit Längerem ist Vorstandschef Oliver Bäte auf der Suche nach einem Traumpartner für den Versicherungsriesen – bisher vergeblich. So floss das Übernahmebudget in Aktienrückkäufe: Im vergangenen Jahr kaufte die Allianz Anteilsscheine im Wert von rund drei Milliarden Euro zurück – mehr als jedes andere deutsche Unternehmen. Im laufenden Jahr kamen bisher weitere zwei Milliarden Euro hinzu. Trotz solcher Summen: Von den Dimensionen vor der Finanzkrise sind deutsche Unternehmen nach wie vor weit entfernt. 2008 gaben 16 Dax- und M-Dax-Unternehmen zusammen 16,9 Milliarden Euro aus – im vergangenen Jahr kauften sechs Unternehmen eigene Papiere für 5,6 Milliarden Euro. IW-Ökonom Demary meint denn auch: „Aus meiner Sicht besteht erst mal kein Grund zur Sorge.“ Auch für den Banker Wrede zeigt der Trend vor allem, „dass die deutschen Unternehmen gut mit Liquidität ausgestattet sind.“
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
Sportliche Renditen nur für Großinvestoren Andere Sportarten als König Fußball finden sich in Geldanlageprodukten in Deutschland kaum VON STEFAN WOLFF OSNABRÜCK. Wenn die deutsche
Nationalmannschaft bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft antritt, dann ist an der Börse ein Teil der Bildschirme für die Spiele reserviert. Wo sonst Kurse flimmern, wird dann gekickt. Und über Tore jubeln Aktienhändler lauter als über Kursgewinne. Wer als Anleger gern in Sport investieren möchte, hat dagegen keine allzu große Auswahl.
Sportliche Großereignisse, wie WM oder Olympia sind immer ein großes Schaulaufen der Sportartikelhersteller. Sie verdienen prächtig an Trikots und MerchandiseArtikeln. Gerade die Papiere von Adidas lassen die Herzen vieler Anleger dauerhaft höherschlagen. Der Kurs ist in den vergangenen drei Jahren um 180 Prozent gestiegen und hat damit auch die Konkurrenz, wie Puma oder Nike, deutlich hinter sich gelassen. Sportartikelhersteller sind immer mehr zu Lifestyle-Firmen geworden, die faktisch eher als Einzelhandels- oder Modeunternehmen an der Börse geführt werden. Natürlich profitieren Adidas und Co. auch sonst vom Fußball. Die Bundesliga feiert Rekorde und bringt allen Beteiligten ordentliche Gewinne. Für Anleger ist es al-
30. August vormerken Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 30. August 2018. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 10. August 2018. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse diewirtschaft.noz.de.
GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Jürgen Ackmann, Marcus Alwes, Lea Becker, Christian Detloff, Manfred Fickers, Manuel Glasfort, Dirk Hamm, Berthold Hamelmann, Alexander Heim, Gerhard Herrenbrück, Wilfried Hinrichs, Michael Jonas, Nina Kallmeier, Dietmar Kremer, Andreas Krzok, Christoph Lützenkirchen, André Partmann, Thomas Pertz, Harald Pistorius, Anja Steinbruch, Werner Straukamp, Christian Ströhl, Jürgen Wallenhorst, Stefan Wolff REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Dominique Alhäuser, David Ebener, Philipp Hülsmann, Lea Becker, Christoph Lützenkirchen, Stefan Gelhot, Michael Gründel, Alexander Heim, Holger Keuper, Andreas Krzok, Gerold Meppelink, Edmund Schenk, Werner Scholz, Lars Schroeer VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 0 59 21/707-410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 0 59 21/707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)
lerdings nicht so leicht, davon zu profitieren. Nur wenige FußballClubs haben den Gang an die Börse gewagt. In Deutschland ist es nur Borussia Dortmund. Insgesamt lassen zurzeit gerade mal zwölf Clubs aus sieben Ländern ihre Aktien an der Börse handeln. Dabei kann Fußball ein lohnendes Investment sein. Immer mehr Großinvestoren steigen in das Geschäft ein und erzielen damit traumhafte Renditen. Die jährlichen Wertsteigerungen von Vereinen wie Manchester City, Atletico Madrid oder Paris Saint Germain liegen im hohen zweistelligen Bereich. Auch in Deutschland tummeln sich viele Investoren. Sie können allerdings wegen der 50+1-Regel keine Vereine komplett übernehmen und müssen auf die Mehrheit der Stimmrechte verzichten, was gerade das internationale Publikum abschreckt. Viele Vereine geben sogenannte „Fan-Anleihen“ heraus und wenden sich damit an „normale“ Anleger. Mit den Anleihen können sich Fußballfreunde an der Finanzierung ihres Teams beteiligen und so große Projekte wie Stadionneubauten ebenso finanzieren wie das ganz normale Geschäft. Die Vereine locken mit hohen Zinsen, doch die spiegeln auch ein nicht unerhebliches Risiko wider.
Fußball kann ein lohnendes Investment sein.Bei anderen Sportarten tun sich Investoren zurzeit noch schwer.
Der wirtschaftliche Erfolg ist an den sportlichen Erfolg gekoppelt. Bleibt der aus, fließen weniger Sponsorengelder; die Erlöse aus den Fernsehlizenzen schrumpfen. Die Gefahr ist groß, dass Anleger ihr Geld nicht wiedersehen. Ein Beispiel lieferte Alemannia Aachen. Der Club hatte 2008 eine „Tivoli-Anleihe“ herausgegeben. Auf den sportlichen Absturz in die 3. Liga folgte der Totalausfall für die Anleger. Ausgerechnet an der Börse sind viele davon überzeugt, dass Fuß-
Übernahme: Die niedersächsische KME-Gruppe will den Konkurrenten Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) aus Hettstedt (Sachsen-Anhalt) übernehmen. KME hat die Übernahme bereits bei den EU-Wettbewerbsbehörden beantragt. Das Werk in Hettstedt hat zurzeit 1200 Mitarbeiter.
nal tätigen Neptune Energy Gruppe. Er folgt damit auf Arno Spies, der Anfang 2018 die Position an der Unternehmensspitze auf Interimsbasis übernommen hatte. Die deutsche Tochtergesellschaft der Gruppe, die sich für die Erkundung und Förderung von Erdöl und Erdgas engagiert, hat ihre Zentrale in Lingen (Ems).
Neue Anlage: Die BioConstruct GmbH aus Melle investiert weiter in Bioenergie. In Vahldorf nahe Magdeburg baut das Unternehmen eine Biogasanlage, die erneuerbare Energie für 22 000 Menschen gewinnt. Das Investitionsvolumen für den Bau der schlüsselfertigen Biogasanlage umfasst insgesamt mehr als 14 Millionen Euro. Es ist die bisher größte Einzelinvestition des Unternehmens.
Kooperation: Der Onlineversand für Fleischspezialitäten, Otto Gourmet, wird seinen Kunden künftig mithilfe der Osnabrücker Solvendi GmbH den Kauf auf Rechnung anbieten. Solvendi wird die Echtzeit-Bonitätsprüfung der Käufer im Onlineshop übernehmen und das Ausfallrisiko jeder geprüften Bestellung zu 100 Prozent tragen. Einen entsprechenden Vertrag haben der Fullservice-Dienstleister für Payment, Risiko- und Forderungsmanagement und die renommierte Online-Fleischerei jetzt unterzeichnet.
Ausbau: Die Röchling-Gruppe übernimmt den amerikanischen Medizintechnik-Spezialisten Precision Medical Products, Inc., (PMP) mit Sitz in Denver/Pennsylvania (USA). Das Unternehmen stellt hochwertige Präzisionsteile aus Kunststoff und Metall her und ergänzt damit ideal das Produktund Leistungsspektrum der Gruppe im Unternehmensbereich Medical. Wechsel: In der Geschäftsführung bei Neptune Energy in Deutschland hat sich eine Änderung ergeben. Dr. Andreas Scheck leitet seit 1. Juni 2018 die deutsche Tochtergesellschaft der internatio-
Sportpferde investieren. Für erfolgreiche Spring- oder Dressurpferde werden schnell Millionenbeträge aufgerufen. Die Gewinnmöglichkeiten sind erheblich, das Verlustrisiko ebenso. Es bestehen Verletzungsgefahren. Außerdem wird nicht aus jedem Fohlen eines Champions ein ebensolcher. Privatanleger den Zugang zum Pferdegeschäft zu eröffnen ist bislang nur einmal versucht worden. Ein entsprechender Investmentfonds erwirtschaftete seine Rendite über Beteiligung an Pferden und Unter-
Starker Partner sichert die Zukunft
Kurz notiert
Unterstützer: Seit Mai 2018 ist Tim Siebert Start-up-Manager im Seedhouse in Osnabrück, das im Wissenschaftspark Osnabrück in der Nachbarschaft der Hochschule und neben dem InnovationsCentrum Osnabrück (ICO) ansässig ist. Es ist eines von landesweit acht geförderten Startup-Zentren, in dem Gründer unterstützt werden, die ihre Ideen aus den Bereichen Agrartechnik, Ernährungswirtschaft und Digitalisierung zu einem Geschäftsmodell entwickeln wollen.
ball und Finanzmärkte kein gutes Match sind. „Fußballvereine sind generell eher Fanartikel als seriöses Investment“ sagt Oliver Roth, der bei der Oddo-Seydler-Bank das Aktiengeschäft verantwortet. Der Händler, der selbst einmal ProfiSpieler war, stellt seinem Ex-Club Borussia Dortmund allerdings gute Noten aus. „Zumindest für spekulative Anleger ist das einen Blick wert.“ Andere Sportarten finden sich in Geldanlageprodukten kaum. Es gibt geschlossene Fonds, die in
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nehmen aus der Branche, wie zum Beispiel Sattelhersteller. Für kleines Geld war eine Beteiligung auch nicht zu haben. Wer beim Equi Future Champions dabei sein wollte, musste mindestens 125 000 Euro mitbringen. Der Fonds ist nach dem plötzlichen Tod des Begründers eingestellt worden. An der Börse bleiben nur indirekte Sport-Engagements. Vom sportlichen Erfolg profitieren Pay-TV-Sender, deren Aktien ebenso an der Börse zu bekommen sind wie die Aktien namhafter Sporthersteller auch. Das gilt auch für die vielen Wettanbieter. Im Jahr 2004 ist das österreichische Sportwettbüro Bet-at-home an die Börse gegangen. Trotz eines Kurseinbruchs im vergangenen Jahr ist die Fünf-Jahres-Bilanz mit einem Kursplus von 450 Prozent immer noch schwindelerregend. Weitere Buchmacher sind GVC (zu dem Bwin gehört), das britische Unternehmen Ladbrokes und Betsson aus Schweden. Diese Firmen bieten zum Teil auch Online-Poker und andere Glücksspiele an. Sportwetten selbst gehören zweifelsohne zu den Glücksspielen und sind definitiv keine Geldanlage. Für eine umfassende Vorsorge ist es am Ende wohl besser, selbst Sport zu treiben und die Geldanlage auf breitere Füße zu stellen.
In eigener Sache: Für ihren Beitrag „Der Kampf um das perfekte Lächeln“ in DIE WIRTSCHAFT (4/2017) wurde Claudia Scholz mit dem Medienpreis Mittelstand 2018 ausgezeichnet. Die Auszeichnung für journalistische Berichterstattung mit dem Schwerpunkt auf die mittelständische Wirtschaft wird jährlich von den Wirtschaftsjunioren Deutschland vergeben.
Neue OZ-Volontärin Claudia Scholz mit dem Juryvorsitzenden des Medienpreises Mittelstand Roland Tichy. Foto: NOZ
Die Artec Technologies AG kämpft, die Westag & Getalit AG hebt ab VON JÜRGEN WALLENHORST
Kursverlauf Westag & Getalit AG
Angaben in Euro
DIEPHOLZ/RHEDA-WIEDENBRÜCK.
Die prozentualen Veränderungen in den letzten drei Monaten betrugen bei den hier einbezogenen Aktiengesellschaften jeweils rund 40 Prozent: Die Artec Technologies AG aus Diepholz musste ein Minus von 40,74 Prozent akzeptieren, während sich die Westag & Getalit AG aus Rheda-Wiedenbrück über ein Plus von 39,46 Prozent freuen durfte.
Die börsennotierte Artec Technologies AG aus dem niedersächsischen Diepholz entwickelt und produziert zukunftsträchtige Software- und Systemlösungen für die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von Video-, Audiound Metadaten in Netzwerken und Internet, so die Selbstauskunft. Darüber hinaus biete das Unternehmen einen Komplettservice (Projektierung, Inbetriebnahme, Service & Support) sowohl für ihre Standardprodukte als auch für ihre Sonderentwicklungen an. Analysten sehen die Neuausrichtung des Geschäftsmodells im Jahr 2017 als noch nicht vollständig umgesetzt an. Notwendige technologische Entwicklungen hätten das Personal stark im Unternehmen gebunden. Auch habe man Neuaufträge zum Teil nicht annehmen können. Dazu kamen Umsatzverluste, die durch den politisch bedingten Wegfall von Erlösen im Mittleren Osten bedingt waren. Dagegen erwarten die Experten für 2018 u. a. durch den stärkeren Vertrieb optimierter Systemplattformen eine Umsatzsteigerung. Dafür sprächen nicht nur bereits gewonnene Großaufträge, sondern aktuell auch neue Analyseplattformen für die Medienwelt und Sicherheitsbehörden, die auf großes Interesse stießen.
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Kursverlauf Artec Technologies AG
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6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5
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Der traditionsreiche Produzent von Holzwerkstoff- und Kunststofferzeugnissen, die Westag & Getalit AG, hat seinen Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück und ist in die Bereiche Türen/Zargen, Oberflächen/Elemente sowie zentrale Bereiche unterteilt. Aufgrund einer Geschäftsbelebung im 4. Quartal 2017 konnte der Konzern aus Nordrhein-Westfalen für das Geschäftsjahr 2017 leicht positive Zahlen präsentieren. Auch die Daten aus dem 1. Quartal 2018 waren positiv, was besonders auf das Exportgeschäft der Gesellschaft zurückzuführen war. Das Management ging weiter-
Mai
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hin von einem positiven Marktumfeld in 2018 aus. Im Mai dieses Jahres wurde bekannt gegeben, dass die niederländische Broadview Industries AG mit dem Hauptaktionär des Unternehmens, der Gethalia Foundation, eine Vereinbarung über den Verkauf aller gehaltenen Stammaktien getroffen hat (75,5 Prozent der Stimmrechte und 37,75 Prozent aller ausgegebenen Aktien). Die übrigen Aktionäre erhalten zudem ein Übernahmeangebot. Mit diesem Schritt hat sich das Unternehmen einen starken Partner an die Seite geholt und ist damit für die Zukunft bestens gerüstet.
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
„Die Eurozone hat weiter eine Chance“ Ex-Bundesbanker Carl Ludwig Thiele über die Zukunft der Währungsunion und Jens Weidmann als möglichen Draghi-Nachfolger VON MANUEL GLASFORT OSNABRÜCK. Acht Jahre gehörte Carl Ludwig Thiele dem Vorstand der Bundesbank an, das ist nun vorbei. Im Interview spricht der Osnabrücker über die Goldbestände der Bundesbank – und seine eigenen. Außerdem erklärt er, unter welchen Umständen er der Eurozone noch eine Chance gibt und was er über Bundesbank-Chef Jens Weidmann als möglichen Nachfolger von EZB-Chef Mario Draghi denkt.
Herr Thiele, vor Ihrer Zeit bei der Bundesbank waren Sie als FDP-Politiker im Bundestag. Sie sind Jurist, kein Ökonom. War Ihnen die Welt der Notenbanker zunächst nicht etwas fremd? Ich war 20 Jahre Abgeordneter im Deutschen Bundestag, davon vier Jahre im Haushaltsausschuss und 16 Jahre Mitglied im Finanzausschuss, auch als Vorsitzender. In dieser Zeit hatte ich sehr viel thematische Berührung mit der Finanzwelt, auch mit der Euroeinführung. Insofern waren mir die geldpolitischen Themen durchaus aus meiner politischen Tätigkeit vertraut. Und als ich dann gefragt wurde, ob ich in den Vorstand der Bundesbank eintre-
ist Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Wie schätzen Sie seine Chancen und seine Eignung für den Posten ein? Er ist ein absolut geeigneter Kandidat. Aber nach meiner Einschätzung wird die Entscheidung erst nach der Europawahl im Mai nächsten Jahres fallen, wenn auch andere Positionen in Europa neu zu besetzen sind.
ten wollte, habe ich mich dafür entschieden. War die Arbeit für die Bundesbank für Sie befriedigender als die Abgeordneten-Tätigkeit im Bundestag? Sie hatten beide ihren Reiz und ihre Verantwortung. Im Bundestag konnte ich an Gesetzen mitwirken und Recht ändern. Aber auch in der Bundesbank hatte ich sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, die ich nutzen konnte. Insofern waren beide Tätigkeiten sehr interessant und befriedigend. Was wollen Sie nun mit der neu gewonnenen Freizeit anfangen? Ihre Frau und Ihre fünf Kinder werden sich sicherlich darüber freuen… Ja. Die 28 Jahre Pendelei haben jetzt ein Ende. Ich freue mich, jetzt wieder mehr zu Hause bei meiner Familie zu sein. Zwei meiner Kinder gehen noch zur Schule. Die EZB steht insbesondere in Deutschland in der Kritik wegen Ihrer Geldpolitik. Hand aufs Herz: Mit einer Zentralbank nach Vorbild der Bundesbank hat die EZB doch längst nichts mehr am Hut, oder? Die EZB hat wie auch die Deutsche Bundesbank den Auftrag, die Geldwertstabilität sicherzu-
Das Gold der Bundesbank ist Carl Ludwig Thieles Herzensthema.
stellen. Und diese wurde definiert in der Höhe von knapp unter 2 Prozent auf mittlere Sicht. Die Staatsanleiheankäufe wurden damit begründet, dass die Euroländer sich einer Deflation nähern. Aber derzeit sind wir davon weit entfernt, sodass das Argument
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der Deflation nicht mehr trägt. Da muss schon diskutiert werden, ob die EZB ihre Geldpolitik nicht ändern sollte. Die Amtszeit von EZB-Chef Mario Draghi endet 2019. Im Gespräch für seine Nachfolge
In den letzten Wochen wurde deutlich, dass der Euro seine Krise noch nicht endgültig überwunden hat. Glauben Sie, dass die Währungsunion auf Dauer Bestand haben wird? Für den Glauben bin ich nicht zuständig. Aber natürlich muss man eines sehen: Die Geldpolitik ist vergemeinschaftet, während die Finanz- und Haushaltspolitik weiter den Nationalstaaten obliegt. Und aus diesem Grund gibt es Regeln für die Budgets der Mitgliedsländer, die alle Euroländer freiwillig eingegangen sind. Die Eurozone hat weiter eine Chance, wenn die Nationalstaaten sich an die von ihnen in Maastricht vereinbarten Regeln halten: eine stabilitätsorientierte Haushaltsführung durch Begrenzung der Neuverschuldung und des Schuldenstandes und der Ausschluss der Schuldenvergemeinschaftung.
Sie haben während Ihrer Amtszeit die mythenumrankten Goldbestände der Bundesbank zum Thema gemacht. Was waren Ihre Beweggründe? Es gab Zweifel in der Öffentlichkeit, ob die Goldbestände auch wirklich vorhanden sind. Und um diesen Zweifeln zu begegnen, haben wir uns für eine Transparenzoffensive entschieden. Ich habe 2012 erstmalig bekannt gegeben, in welcher Höhe und bei welchen Lagerstellen wir Goldbestände lagern. Dann haben wir ein neues Lagerstellenkonzept entwickelt. Die Goldbestände sind während der Wirtschaftswunderjahre entstanden, und zwar ganz überwiegend außerhalb Deutschlands in New York, London und Paris. Es gab während der Zeit des Kalten Krieges auch gute geopolitische Gründe, das Gold möglichst weit westlich zu lagern. Die sind inzwischen entfallen, und deshalb lagern wir, auch aufgrund freier Tresorkapazitäten, die Hälfte des Goldbestandes nun in Deutschland. Die Geschichte lässt sich auch in dem von mir herausgegebenen Buch „Das Gold der Deutschen“ nachlesen. Als Goldfan haben Sie sicherlich auch die eine oder andere Münze im Schließfach, oder? (Lacht) Ein bisschen Gold habe ich, aber das ist nicht der Rede wert.
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
GELD & GESCHÄFT
„Eine Förderung in Deutschland ist rentabbel“
Neben Torf spielen vor allem Kies und Sand eine Rolle
Großer Anteil deutschen Erdöls und Erdgases kommt aus Niedersachsen
91 Prozent des deutschen Erdöls werden im Norden gefördert. Grafschaft Bentheim und Emsland mit Öl- und Gasvorkommen. Landeshaushalte freuen sich über Förderabgaben. VON MANFRED FICKERS, NINA KALLMEIER UND THOMAS PERTZ LINGEN/MEPPEN/EMLICHHEIM.
59 000 Quadratkilometer oder ein Sechstel der deutschen Landesfläche – so groß ist derzeit noch die Fläche aller Aufsuchgebiete für Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik. 2013 war es noch ein Drittel der Fläche. Trotz dieser Abnahme der Fläche und auch der Fördermenge bleiben Erdöl und Erdgas für Niedersachsen und die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Mit OPEC-Staaten wie Irak, Libyen und Saudi-Arabien oder Ölfördernationen wie Russland und den USA kann Deutschland nicht mithalten. Dennoch spielt die Förderung von Erdöl und Erdgas auch in den Bundesländern eine wichtige Rolle. 2,2 Millionen Tonnen Erdöl wurden laut Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) insgesamt im vergangenen Jahr zutage gebracht, davon allein 785 568 Tonnen in Niedersachsen. Hier liegen die Schwerpunkte vor allem im Landkreis Emsland (etwa 273 000 Tonnen) und der Grafschaft Bentheim (298 000 Tonnen, inklusive Kondensat). Damit ist Niedersachsen nach Schleswig-Holstein – 1,2 Millionen Tonnen – der zweitgrößte Erdölförderer im Land. Zusammen produzieren die beiden Nordländer rund 91 Prozent der gesamtdeutschen Fördermenge. Zwar decken die 2,2 Millionen Tonnen Erdöl nur etwa zwei Prozent der in Deutschland benötigten Menge ab, und die Fördermenge sinkt seit Jahren. „Das heißt jedoch auch, dass zwei Prozent nicht importiert werden müssen“, betont Mark Krümpel, Pressesprecher von Wintershall Deutschland. Und es entspreche in etwa der Menge, die Deutschland aus der Öl-Region Saudi-Arabien importiere. Wintershall ist als 100-prozentige Tochter des Chemiekonzerns BASF eines von neun Unternehmen, die in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim Erdöl und Erdgas fördern. Unter anderem wird eines der größten und ältesten deutschen Ölfördergebiete in Emlichheim (Grafschaft Bentheim) durch Wintershall erschlossen. Verarbeitet wird das gewonnene Öl anschließend in der Raffinerie in Lingen, erklärt Krümpel. Erst jüngst investierte das Unternehmen 30 Millionen Euro, um durch zusätzliche Bohrungen die Fördermenge auch künftig stabil zu halten. Eine 3-D-Grafik, die im März abgeschlossen wurde, soll außerdem das Potenzial für die Zukunft aufzeigen. Dafür wurden 22 Quadratkilometer auf deutscher und 15 Quadratkilometer auf niederländischer Seite unterirdisch vermessen. Mit Ergebnissen rechnet das Unternehmen Ende des Jahres.
Doch die Erwartungen sind positiv: „Wir gehen davon aus, dass wir noch in den nächsten Jahrzehnten auf konstantem Niveau in der Grafschaft fördern können“, sagt Krümpel. Die konstanten Jahresmengen seit mehr 70 Jahren seien auch eine Besonderheit des Feldes. Mit einer Förderleistung von 158 966 Tonnen liegt Emlichheim in der Rangliste der förderstärksten Felder in Deutschland an dritter Stelle, nach dem benachbarten Feld Rühle (179 831 Tonnen) mit den Teilfeldern Rühlertwist (Neptune Energy) und Rühlermoor (ExxonMobil) im Landkreis Emsland und Mittelplate/Dieksand in Schleswig-Holstein (1,2 Millionen Tonnen). Letzteres Feld erschließt Wintershall zusammen mit der DEA Deutsche Erdöl AG. Insgesamt befanden sich 2017 sechs der zehn förderstärksten Erdölfelder Deutschlands in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim: Nach Rühle und Emlichheim waren dies Georgsdorf (71 869 Tonnen), Bramberge (71 719), Ringe (35 483) und Scheerhorn (24 259). Doch längst nicht alle inländischen Felder sind so ergiebig. 30 der 50 fördernden Felder liegen nach Angaben des LBEG in der Jahresleistung unter 10 000 Tonnen.
Wenn wir die Technik nutzen und der Preis passt, können wir in der Region noch in den nächsten 25 Jahren fördern.“ Andreas Scheck, Geschäftsführer Neptune Energie Deutschland
Die Wirtschaftlichkeit eines Feldes ist für Krümpel aber nicht pauschal an seiner Größe festzumachen. „Auch Aspekte wie eine vorhandene Infrastruktur müssen berücksichtigt werden. Dann können auch kleinere Vorkommen durchaus interessant sein.“ Die heimische Förderung sei für Wintershall auch als international tätiges Unternehmen von großer Bedeutung. „Sie ist für uns nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch wichtig, um Know-how für internationale Projekte zu entwickeln.“ Denn gegenüber Standorten im Ausland sei die Produktion in Deutschland anspruchsvoller – und oft mit Mehraufwand verbunden. Wie in Emlichheim, wo die lange, konstante Förderung nur aufgrund eines Dampfluftverfahrens möglich ist. Ähnlich sieht dies Andreas Scheck, neuer Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft der international tätigen Neptune Energy Gruppe. Neptune Energy hatte im Februar den Abschluss der Übernahme von Engie E&P International bekannt gegeben. Am Standort Lingen arbeiten zurzeit 230 Fachkräfte, an allen Standorten in Deutschland aktuell 550. „Uns kommt hier eine Besonderheit bei der Förderung zugute: Das Öl hat, anders als Gas, einen langen Atem. Ungefähr 70 Prozent der Menge, die wir fördern können, befindet sich noch im Boden“, erklärt Scheck den Grund, warum sich die Förderung in vergleichsweise kleinen Lagerstätten nach wie vor lohnt. Beim Gas werde 80 bis 90 Prozent der vorhandenen Menge gefördert. „Das heißt: Je nach technologischem Fortschritt kann das Öl über einen viel längeren Zeitraum weiter gefördert werden.“ Was die Förderdauer anbelangt, ist diese laut Scheck in erster Linie eine Frage des Preises und der Kosten. „Das Öl ist da. Wenn wir die Technik nutzen und der Preis passt, dann können wir in der Region auch noch in den nächsten 25 Jahren fördern“, erläutert der Lagerstätten- und Produktionsingenieur. Doch nicht überall in der Region ist die Zukunft der Förderfelder klar: Ein Beispiel ist Rühlermoor. Seit 1949 sind der Lagerstätte mehr als 32 Millionen Tonnen Erdöl entnommen worden, der Inhalt wird auf 100 Millionen Tonnen geschätzt. Experten meinen, dass mit modernster Technik weitere 50 bis 60 Millionen Tonnen Erdöl gewonnen werden können. Daher hat die Exxon Mobil Production Deutschland GmbH (EMPG) ab 2014 den Untergrund genauer als bisher erkunden lassen, Pläne für eine umfassende Ertüchtigung der Förderanlagen für einen Betriebszeitraum bis über 2050 hinaus aufgestellt und von den Behörden genehmigen lassen. Im November 2017 wurde bekannt, dass das Unternehmen vorerst auf die Investition verzichtet. Denn die Konzernspitze bewertete andere Investitionen als wirtschaftlicher. Allerdings werden die Anlagen im Feld Rühlermoor zurzeit aufgrund ihres Alters ohnehin in Teilen erneuert, damit die Förderung noch einige Zeit weitergehen kann. So-
Gerade bei Massenrohstoffen ist Dezentralität ein Wirtschaftsfaktor
VON NINA KALLMEIER GEESTE/OSNABRÜCK. Ob für die Bau-
Landkreis Wittmund
industrie oder zur Herstellung von Kul-
Landkreis Landkr Friesland Fr
tursubstraten, regionale Rohstoffe werden in ganz unterschiedlichen Branchen benötigt – und regional abgebaut. Dazu zählen neben Erdöl und Erdgas auch
Wilhelmshaven
Sand und Kies, ebenso wie Torf. In manchen Gebieten teilen sich Betriebe, die unterschiedliche Rohstoffe abbauen, die gleiche Infrastruktur.
Landkreis Aurich Landkreis Wesermarsch
Emden
Landkreis Ammerland
Landkreis Leer
Stadt Oldenburg Delmenhorst Landkreis Cloppenburg Landkreis Oldenburg
Landkreis Emsland
Landkreis Vechta
Grafschaft Bentheim
lange die Genehmigungen gültig bleiben, kann ExxonMobil sich in den nächsten Jahren noch kurzfristig für eine Investition entscheiden und die Pläne verwirklichen. Für Niedersachsen ebenso wichtig – wenn nicht noch wichtiger – ist das heimische Erdgas. Noch knapp rund 7,1 Prozent des deutschen Energiebedarfs können laut Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) aus heimischen Quellen gedeckt werden. Nach Informationen von Wintershall ist das vor 15 Jahren noch doppelt so viel gewesen. Als Grund für den Abfall nennt das Unternehmen die politische Debatte um den Einsatz von Hydraulic Fracturing, was zu einem
Wegfall geplanter Investitionen geführt habe. Dennoch, für Niedersachsen bleibt das Erdgas ein wichtiger Rohstoff. Immerhin werden hier mehr als 96 Prozent der Reingasmenge gefördert. Auch wenn laut Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) aufgrund des natürlichen Förderabfalls der Lagerstätten die Reingasproduktion gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken ist – auf nunmehr 7,2 Milliarden Kubikmeter. 2016 waren es noch 7,6 Milliarden, 2015 sogar 8,3 Milliarden Kubikmeter. Den höchsten Beitrag mit gut 52 Prozent oder 3,8 Milliarden Kubikmeter Reingas wiederum leistete im vergangenen Jahr die Region Weser-
Erdöl Erdgas Kies und Sand Naturwerkstein Kalkstein Ton und Ziegelrohstoffee Torf
Landkreis Osnabrück Stadt Osnabrück
Quelle: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
Ems, rund 165 Millionen Kubikmeter steuern die Erdgasfelder westlich der Ems bei. Nach Angaben des LBEG entfallen auf die 13 fördernden Felder in der Grafschaft Bentheim 132 Millionen Kubikmeter, die vier Felder des Landkreises Emsland produzierten 151 Millionen Kubikmeter Erdgas.
Zusammen ist das nur ein Bruchteil der Menge, die das förderstärkste Feld Völkersen, nahe Bremen, in einem Jahr zutage bringt. 2017 waren dies knapp 847 Millionen Kubikmeter. Zum Vergleich: Aus den heimischen Feldern zum Beispiel in Ringe oder Emlichheim wurden 32 Millionen beziehungsweise 17 Millio-
nen Kubikmeter Erdgas gefördert. Laut Wintershall leben in Deutschland rund 20 000 Menschen von der Erdöl- und Erdgasgewinnung. Die Haushalte der Bundesländer können sich über Förderabgaben in Millionenhöhe freuen. Nach Angaben des BVEG waren dies trotz der sinkenden Förder-
mengen im vergangenen Jahr bundesweit 249,8 Millionen Euro. Davon entfielen allein auf Niedersachsen insgesamt knapp 182,8 Millionen Euro – nach 180,4 Millionen im Jahr zuvor und 295 Millionen im Jahr 2015. Der Großteil davon ist auf die Erdgasförderung zurückzuführen.
Mengenmäßig sind Kies und Sand die wichtigsten mineralischen Rohstoffe, die vor allem in der Bauindustrie nachgefragte sind. Rund 40 Millionen Tonnen pro Jahr werden davon allein in Niedersachsen und Bremen benötigt. In den Landkreisen Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim haben sich allein 57 Abbaubetriebe angesiedelt. Jüngste regionale Zahlen aus 2016 zeigen: Produziert wurden in allen drei Regionen zusammen 4,15 Millionen Tonnen. Dabei trägt jeder Landkreis etwa gleich viel zur Gesamtmenge bei. Bundesweit liegen von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bereits die Zahlen aus 2017 vor: Demnach beläuft sich der Gesamtabbau von Kies und Sand auf 238 Millionen Tonnen, wobei die überwiegende Mehrzahl der Betriebe kleine Abbaustellen mit einer Belegschaft von weniger als zehn Personen sind. Die BGR hat auch ausgerechnet, wie viel des Rohstoffs jeder Bundesbürger bis zu seinem 80. Lebensjahr verbraucht – und kam mit beachtlichen 222 Tonnen fast auf die Gesamtproduktion des vergangenen Jahres. Neben der Bauindustrie freuen sich auch andere Branchen in Niedersachsen über regionale Rohstoffe – wenn auch in einem deutlich geringeren Umfang. In zwei Salzbergwerken bei Helmstedt und Wunstorf wird aktiver Salzbergbau betrieben. Dabei werden laut Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) pro Jahr etwa 500 000 Kilo Steinsatz gefördert, die vorwiegend als Streusalz oder für die Lebensmittelherstellung verwendet werden. Hinzu kommen rund drei Millionen Tonnen Kaliund Magnesiumsalz, die in der Düngemittelindustrie verarbeitet werden. Auch Industriesole wird in Niedersachsen gewonnen, die vorwiegend in der chemischen Industrie für die Herstellung von Kunststoffen eingesetzt wird. In der Region spielen diese Vorkommen keine Rolle, dafür jedoch Quarzsand, der vor allem von der Glasindustrie und der chemischen Industrie abgenommen oder als Gießereisand sowie in der keramischen Industrie verwendet wird. Ebenso werden in der Region gebrochene Natursteine oder Tonund Ziegeleirohstoffe abgebaut. In den Landkreisen Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim zusammen sind dies zwei Millionen Tonnen gebrochene Natursteine, 800 000 Kilo Quarzsand und 300 000 Kilo Ton- und Ziegeleierzeugnisse. Tongesteine wie Bentonit, Kaolin und Spezialtone, die unter anderem als Abdichtungsmasse genutzt werden, wurden deutschlandweit 11,4 Millionen Tonnen abgebaut. Auch hier hat die BGR den Verbrauch pro Bundesbürger bis zu seinem 80. Lebensjahr umgerechnet – und kam auf 19,9 Tonnen. In Niedersachsen liegen jedoch auch mit rund 210 000 Hektar etwa
drei Viertel der deutschen Hochmoore. Die Torf-Abbaufläche liegt laut LBEG derzeit bei weniger als 10 000 Hektar – und wird sich innerhalb des kommenden Jahrzehnts etwa halbieren. Die Abbaumenge betrug bundesweit 5,8 Millionen Kubikmeter. Ein emsländisches Unternehmen, das heimischen Torf abbaut, ist Klasmann-Deilmann. Insgesamt 3,3 Millionen Kubikmeter Torfrohstoff hat der Betrieb mit Sitz in Geeste im vergangenen Jahr an Förderstätten in vier Ländern gewonnen. „Wenn man 3,3 Millionen Quader von der Größe eines Kubikmeters in eine geschlossene Reihe legt, ergibt das eine Strecke, die in etwa von Osnabrück bis Marrakesch in Marokko reicht“, setzt Geschäftsführer Moritz Böcking die Menge in Relation. „Ein großer Teil davon, nämlich in etwa die Strecke von Osnabrück bis Barcelona in Spanien, würde dieser Rech-
nung nach direkt zur Kultur von Gemüse und Obst genutzt, also in der Ernährungswirtschaft eingesetzt“, betont er. Allerdings: Die geringste Abbaufläche des Unternehmens liegt heute im Emsland. Die rund 15 000 Hektar verteilen sich auf vier Länder. „Im mittleren Emsland verfügen wir über weniger als 1000 Hektar an aktiven Gewinnungsflächen, hier ist die Restlaufzeit vergleichsweise kurz“, so Böcking. Allerdings sei eine Aussage zu den Gewinnungsflächen in Hektar nur bedingt aussagekräftig. „Es kommt ebenso darauf an, wie groß die Torfmächtigkeit jeweils ist, um den Umfang von Ressourcen abschätzen zu können.“ Bis heute bewege man sich übrigens an etlichen Stellen im Emsland zur Rohstoffgewinnung auf denselben Flächen wie die Erdölindustrie – und teile sich dieselben Wege sowie oft auch dieselben Schienenstränge mitten durch die ehemaligen Moorgebiete.
Der größte Geschäftsbereich von Klasmann-Deilmann ist der Vertrieb von Kultursubstraten, für die Torf nach wie vor der wichtigste Rohstoff ist. Energietorf hingegen ist ein Auslaufmodell. „Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen beliefern wir noch einzelne Kunden im Baltikum“, so Böcking. Im Geschäftsbereich der erneuerbaren Energien setzt das Unternehmen selbst vollständig auf Holzrohstoffe zum Beispiel aus eigenen Kurzumtriebsplantagen. „Tatsache ist aber auch, dass Energietorf in einigen Ländern durchaus noch eine wichtige Rolle im Energiemix spielt, so zum Beispiel in Skandinavien und im Baltikum. Hintergrund ist vor allem im Baltikum das Bestreben, sich bei der Sicherung der Energieversorgung möglichst unabhängig von Importen aus Russland zu machen und stattdessen heimische Ressourcen zu nutzen.“ Dass Klasman-Deilmann künftig nicht mehr über Rohstoffe im Emsland verfügen wird, ist absehbar. In zehn Jahren gehen die Ressourcen zur Neige, so Böcking. „Ganz bewusst haben wir gerade ein großes Innovation Center in Geeste eingeweiht. An einem zentralen Standort, der zukünftig nicht mehr über eigenen Torf verfügen wird, setzen wir bewusst auf Innovation – und das heißt neue Substratmischungen, völlig neue Rohstoffe, neue Kultursysteme.“ Allerdings nutze das Unternehmen schon seit Anfang der 1990er-Jahre in immer größerem Umfang alternative Substratausgangsstoffe wie Holzfasern oder Grünkompost, die selbst hergestellt werden. Insgesamt ist eine dezentrale Rohstoffproduktion laut Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vor allem in einem Flächenland wie Niedersachsen von zentraler Bedeutung. Denn Transportstrecke – vor allem bei Massenrohstoffen wie Kies und Sand – kostet Geld. Bereits nach 20 bis 30 Kilometer Weg würden die Transportkosten den Wert vieler Massenrohstoffe an der Gewinnungsstelle übersteigen. Das LBEG rechnet vor: Der Transport von nur einer Million Tonnen Massenrohstoffen über eine zusätzliche Distanz von 50 Kilometern hat rund vier Millionen zusätzlich gefahrene Lkw-Kilometer (40 Tonnen Gesamtgewicht pro Lkw) zur Folge, die selbst bei der Verwendung moderner Lkw-Flotten einen Ausstoß von etwa 3200 Tonnen CO2 und neben Lärm weitere Emissionen verursachen. Allerdings: Gedeckt werden kann der Bedarf unter anderem von Kies und Sand allein durch den heimisch Abbau nicht.
Im mittleren Emsland hat Klasmann-Deilmann noch kleine Flächen für den Torfabbau. Das Geester Unternehmen forscht mit Hochdruck an Alternativen. Foto: imago/McPHOTO
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
„Der Markkt wird wii sich weiter kon nsolidieren“ Peter M. Wolf führt seitt März die Osnabrü rücker ü Hamm-Reno-Gruppe in n die Zukunft ftt VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK. Die Hamm-Reno-
Gruppe ist der zweitgrößte Schuhhändler in Deutschland. Seit März steht Peter M. Wolf, der seit 2016 auch Anteile an der HR Group hält, an der Spitze der Osnabrücker Unternehmensgruppe.
„Osnabrück ist eine schöne Stadt, mit einem guten Kulturangebot, vielen grünen Flächen und auch vielen Fahrradfahrern“ – für seine neue Wahlheimat ist Hamm-Reno-Chef Peter M. Wolf voll des Lobes. Es ist jedoch nicht die Stadt alleine, die Wolf – seit dem Gesellschafterwechsel in der Hamm-Reno-Gruppe vor zwei Jahren Mitgesellschafter und aktives Beiratsmitglied – in den Norden gezogen hat, sondern die Arbeit. „Seit rund 20 Jahren habe ich mich beruflich immer mehr auf Unternehmen konzentriert, die repositioniert werden und im weiteren Sinne in die ,nächste Generation‘ geführt werden. Das ist weitgehend auch bei der Hamm-RenoGruppe meine Aufgabe“, erklärt er.
Die Einzelhandelsfilialen von Reno sind gewissermaßen das Gesicht der HR-Gruppe.Ebenso wichtig ist jedoch das Systemgeschäft,sagt Firmenchef Peter M.Wolf.
Denn auch rund 13 Jahre nachdem die familiengeführte Hamm-Gruppe Reno aus einer Konzernstruktur herausgekauft hat, sind die Unternehmen mit ihren unterschiedlichen Geschäftsbereichen noch nicht vollständig zusammengewachsen. „Die ehemals eigenständigen Unterneh-
men Hamm und Reno mit ihren spezifischen Stärken miteinander zu verbinden und nicht solitär nebeneinander arbeiten zu lassen ist ein Kulturwandel, der einen längeren Prozess bedingt“, sagt Wolf. Ein großer Schritt in dieser Verschmelzung ist für den Vorsitzen-
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den der Geschäftsleitung die Auflösung von Doppelstrukturen – nicht immer zum Vorteil des Osnabrücker Standorts. Denn im Zuge dessen wurde im vergangenen Jahr auch das Aus für die Logistik in der Friedensstadt verkündet – und der Abbau von 130 Arbeitsplätzen. Dieser Bereich wird künftig in Thaleischweiler konzentriert. Osnabrück bleibt Verwaltungssitz. „Wir bekennen uns ganz klar zum Standort Osnabrück“, betont Wolf. Für ihn liegen die auch wirtschaftlich schwierigen Jahre hinter der HR Group. Im Laufe des Geschäftsjahrs wird wieder ein positives Ergebnis erwartet. Der Turnaround bei Reno ist in diesem Geschäftsjahr vollzogen worden. „Bei Reno befinden wir uns im Umsetzungsprozess, um das Einzelhandelsgeschäft nach der Repositionierung wieder zukunftsgerichtet aufzustellen. Damit haben wir die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen“, sagt Peter M. Wolf. Denn in den vergangenen Jahren musste man sich im Interesse des Unternehmens konsequent von dauerhaft unrentablen Filialen trennen. Ein notwendiger Prozess, verbunden mit schwierigen Entscheidungen, so Wolf, um erfolgreiche Standorte nicht zu belasten. „Jede Filiale sollte idealerweise zum Erfolg des Unternehmens einen Beitrag leisten.“ Diese rund 400 Einzelhandelsfilialen im In- und Ausland mit dem roten Reno-Schriftzug unter gelbem Halbkreis sind gewissermaßen das Gesicht der HR Group. Damit alleine jedoch ist die Osnabrücker Unternehmensgruppe nicht einer der größten Schuhhändler Europas. Das Einzelhandelsgeschäft macht rund 55 Prozent des Gesamtumsatzes aus, sagt Peter M. Wolf. Ein ebenso wichtiger, jedoch für den Endkunden weniger sichtbarer Geschäftsbereich, ist das Systemgeschäft, das traditionelle Geschäftsmodell der früheren Hamm-Gruppe. „Hier treten wir jedoch als Dienstleister nicht mit unserem Namen in Erscheinung“, erklärt Wolf. Als Beispiel nennt er die jüngste Kooperation mit C&A. „Wir übernehmen als Partner die gesamte Flächenbewirtschaftung der Schuhabteilungen von C&A.“ Die Partnerschaft ist laut Wolf im vergangenen Jahr europaweit sehr gut angelaufen. Und sie soll deutlich ausgebaut werden. Weitere Partnerschaften sind geplant. „Hier werden wir mit weiteren Partnerschaften national wie auch international wachsen.“ Für Wolf geht der Trend hin zu weniger Generalisten und dafür
Foto: Philipp Hülsmann
mehr Spezialisten. „Man kann nicht in jeder Disziplin gut sein. Deshalb ist es eine gute Strategie, dass sich die jeweiligen breit aufgestellten Handelsunternehmen mit einem vielseitigen Warenangebot – zum Beispiel Textil- oder auch Lebensmittelhändler – auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und sich für darüber hinausgehende Segmente mit Spezialisten auf diesem jeweiligen Gebiet ergänzen. Durch diese Vernetzung und die Partnerschaft profitieren der Kunde sowie beide Unternehmen.“ Die Herausforderung für Hamm Reno sei es, dass das System mit dem jeweiligen Partner kompatibel sein müsse. „Denn am Ende müssen die unterschiedlichen Warenwirtschaftssysteme, die IT und die Kassensysteme miteinander kompatibel sein. Dies ist komplex, da jedes Handelsunternehmen als Partner unterschiedliche Strukturen und Systeme aufweist.“
„Wir werden mit weiteren Partnerschaften national wie international wachsen.“ Peter M. Wolf, CEO HR Group
Und auch die Internationalisierung der Gruppe hat Wolf im Blick. „Unser Fokus liegt auf der DACHRegion. Was nicht heißt, dass wir unser Systemgeschäft nicht auch darüber hinaus europaweit betreiben. Wir gehen dorthin, wo unsere internationalen Handelspartner vertreten sind.“ Trotz der Herausforderung der vergangenen Jahre sieht Peter M. Wolf für die HR Group viel Potenzial: „Neben dem organischen Wachstum werden wir, da wo es uns sinnvoll erscheint, auch dazukaufen. Das können, wie zum Beispiel letztes Jahr getätigt, Filialpakete von anderen Schuhhandelsunternehmen sein.“ Hat man da als zweitgrößter Schuhhändler in Deutschland nicht schon eine gewisse Marktmacht? „Es gilt zu berücksichtigen, dass der Schuhmarkt nicht nur national betrachtet werden kann und es ein vielfältiges Schuhangebot über unterschiedlichste Absatzkanäle gibt. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Schuhmarkt in Deutschland fragmentiert und wird sich aus meiner Sicht weiter konsolidieren. Hier werden wir versuchen, unsere Position im Markt weiter zu festigen.“ Es gebe viele große internationale Marktbewerber, und der Konsolidierungsdruck werde weiter zunehmen. Durchsetzen werden sich laut Wolf diejenigen, die in allen Kanälen unterwegs sind. „Für uns sollte es keinen Unterschied machen, wie und über welchen Vertriebskanal der Kunde seine Schuhe kauft. Wir wollen auf allen für uns relevanten Kanälen präsent sein und dem Kunden dort ein gutes Produktangebot zeigen. Das ist unsere Zielsetzung bei der HR Group, und daran arbeiten wir.“
ZUM UNTERNEHMEN
Über 500 Millionen Euro Umsatz Die HR Group beschäftigt rund 4000 Mitarbeiter und ist in 20 Ländern aktiv. Die Unternehmensgruppe betreibt im Inund Ausland etwa 400 Einzelhandels-Filialen und wird zum Ende des Geschäftsjahres über 2000 Verkaufsstellen im Systemgeschäft
betreiben, stellt Peter M. Wolf, Vorsitzender der Geschäftsführung, in Aussicht. Der erwirtschaftete Umsatz liegt insgesamt bei über 500 Millionen Euro. Die HR Group mit Sitz in Osnabrück blickt auf eine mehr als 125-jährige Tradition im Schuhhandel. Dem
Gesellschafterkreis der Gruppe gehören nach dem Verkauf des Unternehmens vor zwei Jahren der Finanzinvestor und Mehrheitsgesellschafter capiton AG sowie minderheitlich der türkische Stratege Ziylan an, ebenso das ManagementTeam und CEO Peter M. Wolf. nika
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
GELD & GESCHÄFT
„Die Standortfrage ist noch völlig offen“ Wenn Familienunternehmen kooperieren: Windmöller & Hölscher und Haver & Boecker tun sich zusammen VON NINA KALLMEIER LENGERICH. Es passiert nicht alle Tage: Zwei Familienunternehmen aus der Region tun sich in einem Teilbereich ihres jeweiligen Geschäfts zusammen und gründen ein neues, gemeinsames Unternehmen. Aventus gehört jeweils zur Hälfte Windmöller & Hölscher mit Sitz in Lengerich und Haver & Boecker aus Oelde.
Die beiden Familienunternehmen Windmöller & Hölscher und Haver & Boecker haben sich im Bereich der Abfüllung und Palettierung frei fließender Schüttgüter zusammengeschlossen und wollen künftig gemeinsam Geschäfte machen. „Wir wollen unsere Kräfte bündeln“, betont W&H-Vorstandsvorsitzender Jürgen Vutz, und fügt hinzu: „Die Zusammenführung betrifft nur einen einzelnen Produktbereich, nicht die ganze Firma.“ Ziel ist es, in einem Markt, in dem beiden Familienunternehmen eine ähnliche Zielgruppe haben, zusammenzuarbeiten. 300 Mitarbeiter und ein Umsatz von rund 80 Millionen Euro – mit diesen Kennzahlen soll das neue Unternehmen Aventus nach dem Aufbau der Firma starten. Zum Vergleich: W&H hat im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 835
Millionen Euro erwirtschaftet. Bei Haver & Boecker waren es 490 Millionen Euro. Ein entsprechend kleiner Geschäftsbereich wird nun gemeinsam von beiden Familienunternehmen in Angriff genommen. Die Kooperation von W&H und H&B ist nicht neu, betont W&HVorstandsvorsitzender Jürgen Vutz. Insbesondere im Bereich von Papiersäcken gibt es seit Langem eine gute Zusammenarbeit und ergänzende Portfolios. Während das Material auf W&H-Maschinen zum Beispiel bedruckt und zu Säcken verarbeitet wird, werden diese anschließend von H&B-Maschinen befüllt und palettiert. „Hier gibt es bereits einen kontinuierlichen Gedankenaustausch entlang der Prozesskette“, beschreibt Vutz die bereits vorhandene Kooperation. Das Ergebnis: 90 Prozent aller Papier-Zementsäcke weltweit werden auf W&H Maschinen hergestellt, mehr als 70 Prozent der Säcke auf H&B Maschinen befüllt. „An diesem Beispiel sieht man sehr deutlich, wie gut die Zusammenarbeit für beide Unternehmen funktioniert“, so Vutz. Während die Kunden von W&H die Zulieferer von Zementwerken sind, sind die H&B-Kunden die Zementwerke selbst. Anders sah die Situation bislang im Bereich frei fließender Güter aus. „Vor einem Jahr haben wir
Neuer Geschäftsführer: Der Diplomingenieur Kai Lammers leitet das gemeinsame Unternehmen Aventus.
uns zusammengesetzt, um zu schauen, ob wir nicht einen gemeinsamen Marktansatz finden“, rekapituliert der Lengericher Vorstandsvorsitzende. Denn auch wenn sich die beide Unternehmen getrennt voneinander entwickelt haben, das Portfolio ergänze sich,
so Vutz. Entsprechend hoch ist das Potenzial für ein Joint Venture. Denn beide Familienunternehmen plagen ähnliche Probleme: Service-Techniker für die Wartung der Maschinen sind schwer zu finden. Auch Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden doppelt aus-
Foto: Dominique Alhäuser
gegeben. Das soll nun gebündelt werden. Während der Geschäftsführer des neuen Gemeinschaftsunternehmens mit Kai Lammers feststeht, ist ein Standort noch nicht gefunden. „Es sind schon einige Bürgermeister an uns herangetre-
ten. Die Standortfrage ist heute jedoch noch völlig offen“, sagt Jürgen Vutz. Gesucht wird im Münsterland. „Damit sind wir nah an den Standorten beider Stammhäuser, was sowohl den Übergang der Mitarbeiter als auch die zukünftig enge Zusammenarbeit erleichtert“, sagt Lammers, der zuletzt 16 Jahre für Windmöller & Hölscher tätig war. Auch ohne festen Standort beginnt jedoch bereits die Arbeit – zunächst als Exklusivvertretung für die beiden Familienunternehmen. Zum Portfolio von Aventus gehören Fülltechnik für Offensack, FFS-Sack und Big Bag sowie Palettierer und Ladungssicherung. „Durch den Zugriff auf das Angebot sowohl von Haver & Boecker als auch von W&H bildet Aventus die gesamte Wertschöpfungskette ab“, erklärt der neue Chef Kai Lammers. Ist ein Platz für das gemeinsame Unternehmen gefunden, sollen dort bis 2020 neben einer eigenen Produktion Forschung und Entwicklung und weitere Funktionen angesiedelt werden. Mit Newtec, einer bisherigen Tochter von Haver & Boecker, die zu 100 Prozent in das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht wird, hat Aventus einen zweiten Produktionsstandort in Frankreich im Elsass.
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Digital denken und handeln Ganzheitliche IT-Konzepte der SIEVERS-GROUP
Seit fast 30 Jahren am Puls der Zeit: Das Osnabrücker IT-Architekturhaus SIEVERSGROUP berät und unterstützt Kunden bei der Umsetzung komplexer IT-Projekte – immer umfassend, ganzheitlich und firmenspezifisch. Das ist heute wichtiger denn je, denn der Weg ins digitale Zeitalter ist für Unternehmen aller Branchen von zahlreichen Herausforderungen gesäumt: Steigender Wettbewerbsdruck, kürzere Produktlebenszyklen und anspruchsvollere Konsumenten erfordern neue – digitale – Geschäftsmodelle sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten.
Seit 1989 entwickelt der FullManaged-Service-Dienstleister Lösungen in den Bereichen betriebswirtschaftliche Software, Infrastruktur und Telekommunikation. Das Leistungsangebot wird kontinuierlich erweitert. Heute umfasst es auch die Programmierung individueller Plattformlösungen, herstellerunabhängige IT-Strategieberatung und Anwendungen für
„Unser Ziel ist die ganzheitliche Entwicklung, Umsetzung und Betreuung von IT-Infrastrukturen – ob für Start-up, Mittelständler oder Konzern. Wir möchten, dass Kunden ihre Zeit und Kreativität in ihr Kerngeschäft stecken, nicht in den IT-Betrieb. Deshalb sind unsere Services genauso einfach nutzbar wie Strom aus der Steckdose“, schließt Niehoff. Foto: iStock by Getty images
das Internet der Dinge (IoT). Dass das Unternehmen mit seiner strategischen Ausrichtung goldrichtig liegt, zeigt der Erfolg der letzten Jahre: Der Dienstleister ist kontinuierlich gewachsen und beschäftigt derzeit über 320 Mitarbeiter an fünf Standorten. Ein neues Bürogebäude am Hauptsitz in Osnabrück steht kurz vor der Fertigstellung. Aus digitalen Ideen werden konkrete Lösungen Wie die Digitalisierung in Unternehmen zu effizienteren Prozessen und betriebswirtschaftlichen Vorteilen führt, weiß Geschäftsführer Niehoff aus zahlreichen Projekten. So hat das IT-Architekturhaus kürzlich die Business-IntelligenceLösung eines Fahrradproduzenten erweitert. In das Unternehmensreporting fließen nun auch aktuelle Produktionskennzahlen ein, zum Beispiel Anlageneffizienz, Materialverbrauch oder Ausschussrate. Der Anwender
erhält so einen schnelleren Überblick über die Produktion, kann Prozesse aktiv steuern und mittels statistischer Verfahren sogar produktionsbedingte Defekte im Vorfeld ausschließen. Eine weitere Lösung für die vernetzte Produktion entstand aus der Zusammenarbeit der SIEVERS-GROUP mit einem führenden Anbieter von industrieller Verbindungstechnik. Die Projektpartner entwickelten gemeinsam eine Internet-of-Things-Anwendung, mit der sich sensorische Daten von Maschinenparks auslesen und auswerten lassen. Dies eröffnet Nutzern zahlreiche Perspektiven: Die Kombination von Anlagendaten mit betriebswirtschaftlichen Informationen ermöglicht Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit, die Verfügbarkeit und das Ausfallrisiko einer Anlage. Rüst-, Wartungsund Stillstandszeiten werden minimiert und die Auslastung optimiert. Beim Condition Moni-
toring lässt sich durch die Messung und Analyse physikalischer Werte permanent der Zustand einer Maschine erfassen. Dies ist die Voraussetzung für Predictive Maintenance, die vorausschauende Instandhaltung, bei der sich Wartungsmaßnahmen am gegenwärtigen Zustand und voraussichtlichen Abnutzungsverlauf einer Anlage orientieren. Mehr Daten – mehr Sicherheit Wenn Unternehmen IT-gestützte Systeme einführen, versprechen sie sich vor allem schnellere und effizientere Geschäftsprozesse. „Jedes Objekt, das an das Internet angebunden wird, ist aber auch ein möglicher Angriffspunkt für Cyberattacken und Spionage“, weiß Timo Niehoff. Damit kommt der IT-Security in Zeiten der digitalen Transformation eine entscheidende Bedeutung zu. Um die Datensicherheit zu steigern, überwacht die SIEVERSGROUP die Systemumgebung
vieler Kunden und betreibt eine Security-Leitstelle, die rund um die Uhr erreichbar ist. Auf Wunsch simuliert das ITArchitekturhaus Cyberattacken, um Schwachstellen aufzudecken. „Offene Firewall-Ports sind wie Einfallstore, durch die sich Hacker sensible Informationen verschaffen können – von Inhalten aus Forschung und Entwicklung bis hin zu personenbezogenen Daten“, erklärt Niehoff. Aktuell: DSGVO-Check Aufgrund der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (EUDSGVO), die seit 25. Mai in Kraft ist, treibt das Thema „Personenbezogene Daten“ Unternehmen momentan besonders um. Die Richtlinien sind so komplex, dass viele Firmen sie noch nicht vollständig umgesetzt haben. Vor diesem Hintergrund hat die SIEVERS-GROUP einen DSGVOCheck entwickelt. Dieser ermittelt, wie gut Unternehmen auf die Verordnung vorbereitet sind.
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT
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Family Affairs: Wenn Geschwister gründen Gleiche Denke und ein intuitives Verständnis erleichtern den Geschäftsalltag
Schwestern-Trio brauchte nur sechs Monate für Gründung. 50 Prozent der Online-Unternehmen mit Team an der Spitze.
Vertrauen ist eine wichtige Basis für erfolgreiche Geschwister. VON ANJA STEINBUCH HASELÜNNE. „Blut ist dicker als Wasser“, Goschka Winkeler weiß, wovon sie spricht. Die sportliche Emsländerin hat vor drei Jahren gemeinsam mit ihren Schwestern Marta Gerdes und Dorota Brämsmann das Wellness-Unternehmen „Salzgrotte Hasetal“ in Haselünne gegründet. So eine Salzoase simuliert dem Körper einen Tag am Meer.
Die Geschäftsidee hatten die drei jungen Frauen beim Besuch einer Salzgrotte in Papenburg. Das war 2014. „Einige unserer Kinder hatten im Winter eine Bronchitis. Nachdem wir mit ihnen in einer Salzgrotte waren, heilte die Infektion ab“, erinnert sich die temperamentvolle junge Frau, die heute im Familien-Betrieb für Marketing, Werbung und Kommunikation zuständig ist. Die drei Schwestern von der Salzgrotte – wie sie heute genannt werden – informierten sich, fanden über das Spezial-Unternehmen Solana in Bad Kissingen schnell einen Gründungsberater, offene Ohren bei ihrer Hausbank, mieteten Räume und hoben im Sommer 2015 ihre Firma als Gesellschaft bürgerlichen Rechts in ihrer Wahlheimat aus der Taufe. Rekordverdächtig: Von der Idee
Die beiden Brüder Niklas (rechts) und Markus Ott haben gemeinsam die Firma Bonavi aus der Taufe gehoben,ein E-Commerce-Unternehmen für Kinderwagen und Zubehör. Foto: Bonavi
bis zur Unternehmensgründung vergingen nur rund sechs Monate. Die drei Schwestern aus dem Emsland sind keine Ausnahme. Was die inzwischen berühmten Samwer Brüder Marc, Oliver und Alexander in den 1990er-Jahren vorgemacht haben, wird heute landauf, landab weitergeführt. Gründen im Team ist im Trend – und gern unter Geschwistern. Den Team-Trend bestätigt die Statistik: Laut Initiative Deutscher Start-up Monitor wurden im vergangenen Jahr 75 Prozent der Online-Unternehmen von Teams aus der Taufe gehoben. Meist wird im Duo gegründet. Wie viele Geschwisterpaare darunter waren, ist nicht dokumentiert. Auch in der Old Economy haben sich Family Affairs seit jeher bewährt. Arbeitsmarktexperte Karl Brenke vom Deutschen Ins-
„Das Vertrauen ist von Anfang an da gewesen. Sonst hätten wir nicht so schnell gründen können.“ Goschka Winkeler
titut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht in der Gruppenbildung das Bedürfnis nach Sicherheit und emotionalem Rückhalt. „Wenn man gemeinsam in die Selbstständigkeit geht, kann man sich gegenseitig aufbauen und motivieren. Wer dagegen allein ist, gibt womöglich eher auf.“ Wenn dann die Start-up-Partner auch noch Geschwister sind – umso besser. Auch der Erfolg von Ferry und Fabian Heilemann, „Väter“ des Gutschein-Portals Daily Deal, bestätigt das. Mit Family Spirit haben sie schon als Teenager Waffeln verkauft und so ihr Studium finanziert. Die Brüder aus Hameln mischten die Berliner Start-up-Szene auf und verkauften 2011 Daily Deal für eine Rekordsumme an Google. Heute heißt ihr neuer „Coup“ FreightHub. Ihr Geheimrezept: neugierig bleiben und zusammenhalten. Interessant: Auch wenn Geschwisterbeziehungen manchmal kompliziert sind. Sie sind laut Studien die dauerhaftesten Bindungen, die Menschen überhaupt entwickeln können – und sind ausreichend robust für gewagte Projekte wie eine eigene Firma. Liegt es an diesem bedingungslosen Zusammenhalt unter Geschwistern, dass sie alle Höhen und Tiefen des Start-up-Alltags erfolgreich meistern? Ein weiteres Beispiel sind Markus und Niklas Ott aus Berlin. Sie haben vor zwei Jahren die Firma Bonavi, ein E-Commerce-Unternehmen für Kinderwagen und Zubehör, aus der Taufe gehoben. Die Vorteile, mit dem Bruder eine Geschäftsidee zu verwirklichen, liegen für den 25-jährigen Markus Ott auf der Hand: „Tiefes Vertrauen, gleiche Denke und intuitives Verständnis erleichtern viele komplizierte Situationen im Arbeitsalltag.“ Im Frühjahr 2017 ging die Webseite online. „Wir haben jun-
Power im Trio: Die Schwestern Dorota Brämsmann (von links),Goschka Winkeler und Marta Gerdes haben sich zusammen in Haselünne selbstständig gemacht. Foto: Lars Schröer
ge Eltern befragt, wie ein idealer Kinderwagen sein muss, und den dann entwickelt“, schildert Niklas Ott die Anfänge. Um alle Funktionalitäten des Kinderwagens zu optimieren, lassen sich die Brüder von einer erfahrenen Hebamme beraten. Markus ist für das Marketing und für Business Intelligence verantwortlich, sein zwei Jahre älterer Bruder Niklas kümmert sich um die Bereiche Operations, Sourcing und Produktentwicklung. Niklas gilt im Team als Macher, und Bruder Markus ist der Ideengeber. Gerade im Gespräch mit Geschäftspartnern haben die Familienbande für Vertrauen gesorgt. Und auch untereinander gibt es keine Unsicherheiten. „Wir können uns voll auf den anderen verlassen und dadurch schnelle Entscheidungen treffen“, so Markus Ott. Der Erfolg gibt ihnen recht: Bonavi hat inzwischen 20 Mitarbeiter und ist auf Expansionskurs. „Das Vertrauen ist von Anfang an da gewesen“, erzählt auch Goschka Winkeler im Hasetal über ihr Schwesterntrio. Alle drei haben Geschäftsführungsbefugnisse. In Teambesprechungen mit ihren vier Mitarbeitern
kommen sie immer schnell auf den Punkt. „Wir wissen genau, wie wir ticken“, präzisiert Winkeler. „Ansonsten hätten wir nicht so schnell gründen und unsere Salzgrotte bauen können.“ Neben einer Intensivgrotte und einem Wellness-Bereich mit Salzwänden, in dem auch Kinder spielen können, hat Dorota Brämsmann einen florierenden Handel mit Salzprodukten, Gewürzen und Wellness-Lampen aufgebaut. Die Dritte im Bunde, Marta Gerdes, kümmert sich um Buchhaltung, Personal und
Vertrieb. Sie hat mit viel Liebe zum Detail und mit Leidenschaft die Räume dekoriert und so dem Unternehmen eine persönliche Note gegeben. „Wir ergänzen uns perfekt, weil wir sehr unterschiedlich sind“, erzählt Dorota Brämsmann. Und Respekt kommt der Firma zugute. Davon ist Rainer Zellekens, Gründungsberater aus Meerbusch bei Düsseldorf, überzeugt: „Von den 400 mir bekannten Salzgrotten in Deutschland gehört Haselünne zu den erfolgreichsten.“ Es seien eine starke Dynamik und die persönliche Atmosphäre, die das Unternehmen prägen. Das spürt auch die Kundschaft. Hinzu kommt, dass zwei der drei Schwestern bereits gemeinsam ein Immobilienunternehmen geleitet hatten. „Sie kennen sich und mögen sich“, fasst Zellekens zusammen. Und das wirkt inspirierend auf ihre Firma. Streit gibt es in dem Trio nie. „Wir sprechen uns immer über alles aus“, beteuert Goschka Winkeler. „Alles andere kostet zu viel Zeit. Schließlich müssen wir uns um unsere Kundschaft kümmern – und um unsere Familien zu Hause.“
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Als „Kuppler“ im Agrarsektor unterwegs Clemens Schwerdtfeger bringt Unternehmen und Führungskräfte zusammen VON JÜRGEN ACKMANN EMSTEK. Seit 2002 gibt es die „Dr.
Schwerdtfeger Personalberatung“ aus Emstek. Inzwischen gilt sie als Vorreiter bei der Vermittlung von Führungskräften in der deutschen Agrarbranche. Außerdem ist das Schwerdtfeger-Team im Nordwesten Deutschlands für Branchen wie Maschinenbau, Großhandel und Ernährungswirtschaft tätig.
gute-kommunikation.com
Dass Clemens Schwerdtfeger einen besonderen Bezug zur Agrarbranche hat, ist kein Zufall. Zum einen ist er auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im niedersächsischen Solling aufgewachsen, zum anderen war der heute 55Jährige viele Jahre als Personalleiter für einen weltweit agierenden Agrarkonzern im Oldenburger Münsterland tätig. Dem vorausgegangen war eine Promotion zur Agrar-Wirtschaftsförderung in Göttingen und Vechta sowie Tätigkeiten bei der Agrarkommission in
Brüssel und im US-Landwirtschaftsministerium in Washington. Zudem arbeitete er von 1992 bis 1997 unter anderem als Referatsleiter für den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt. Heute ist er Lehrbeauftragter für Personalmanagement an der Uni Göttingen und geschäftsführender Gesellschafter der Schwerdtfeger Personalberatung. 20 Mitarbeiter hat das Unternehmen aus dem Herzen des Silicon Valley der Agrarbranche derzeit. Sie beraten in erster Linie mittelständige Unternehmen sowie inhabergeführte Konzerne bei der Suche nach Fachleuten. Mehr als 15 000 potenzielle Kandidaten – national und international – befinden sich derzeit im Pool. Bei Bedarf berät sie das SchwerdtfegerTeam und bringt sie mit passenden Unternehmen zusammen. Die Interessenten verlassen sich bei anstehenden Firmenwechseln darauf, dass absolute Diskretion gewahrt wird. Nichts dürfe im Vorfeld durchsickern, was zu Proble-
Drei Büros hat Clemens Schwerdtfeger mittlerweile deutschlandweit aufgebaut. Auch international ist der Unternehmer mittlerweile im Verbund unterwegs. Foto: Schwerdtfeger Personalberatung
men in der aktuellen Position oder beim Vollzug eines Wechsels führen könne, betont Clemens Schwerdtfeger. „Wir wollen nicht, dass ein Familienvater wegen einer Indiskretion seine Arbeit verliert“, sagt der 55-Jährige, der selbst dreifacher Familienvater ist. Deshalb fänden die Gespräche auch immer im geschützten Raum statt. Worum es Clemes Schwerdtfeger nicht geht: auf Gedeih und Verderb Arbeitgeber und Bewerber zusammenzubringen. Es müsse passen – das betreffe nicht nur fachliche Aspekte, es geht auch um die jeweilige Haltung und Philosophie. Die Unternehmenskultur müsse
Mehr als 15 000 Kandidaten sind im Pool erfasst.
zum Bewerber passen und umgekehrt. Selbstverständlich sei indes, dass das Gehalt stimme. Geld sei ein „Hygienefaktor“ in Firmen. Stimme die Zahl unter dem Strich nicht, führe das schnell zu Demotivation. Überdies hat Clemens Schwerdtfeger noch einen Rat für alle Bewerber: „Suche dir einen Beruf, den du liebst. Dann musst du nicht arbeiten.“ Er selbst hat diesen Merksatz befolgt. Clemens Schwerdtfeger arbeitet nicht. Er lebt seinen Beruf. Das stellt jeder fest, der mit ihm ins Gespräch kommt. Und er ist bereit, Wagnisse einzugehen. So baute er 2009 in Emstek ein eigenes Firmengebäude als Verspre-
chen auf die Zukunft. Da war seine Firma gerade mal sieben Jahre alt. Der Bau stehe bewusst für Solidität und Qualität, erklärt Clemens Schwerdtfeger. Die Investition hat sich gelohnt. Das Unternehmen florierte weiter. So erfolgten 2016 die Eröffnung der Niederlassung in Ulm als Anlaufstelle für Personal suchende Agrarunternehmen in Süddeutschland sowie die Auszeichnung als „Top Consultant“ in Deutschland für mittelständische Unternehmen. Seit April 2018 gibt es zudem ein weiteres Büro in Berlin. Nun denkt das Schwerdtfeger-Team darüber nach, eine weitere Filiale zu eröffnen. Auch international ist das Unternehmen inzwischen unterwegs. Angesichts der Globalisierung des Agrargeschäftes hat Clemens Schwerdtfeger 2017 einen europäischen Verbund von Personalberatungen in der Agrarindustrie mitgegründet. Auch hier gilt: „Wir entwickeln Beziehungen.“ So der Wahlspruch von Clemens Schwerdtfeger.
Die wirksame Führungskraft: Persönliche Prozesse und Strukturen Leadership Development Congress 2018, 20. September 2018 NOZ Medienzentrum, Osnabrück
Der Kongress, der sich an Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene wendet, findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Wieder stehen Aspekte einer erfolgreichen Selbstführung im Mittelpunkt. In diesem Jahr sind wir auf dem Gelände der ehemaligen Winkelhausen-Kaserne in den neuen Räumen der SALT AND PEPPER Software GmbH & Co. KG. Erneut freuen wir uns auf kraftvolle Impulse und intensive Dialoge.
Keyspeaker:
Markus Albers, Journalist, Bestsellerautor, Unternehmer: Digitale Erschöpfung vermeiden. Wie wir in der neuen Arbeitswelt produktiv bleiben. Niels-Peter Jensen, Fernsehmoderator, Gestalter, Mountainbiker und Markenbotschafter: Neue Wege gehen und sich treu bleiben. Unternehmerische Erlebnisse eines früheren Extremsportlers.
Thementankstelle: Vorträge von Timo Seggelmann und Ludger Ahlers, Salt And Pepper, Stefanie Gerdes, Nagel Group, Dr. Claudio Felten, CMX Consulting und Martina Grothe, NOZ Digital Redaktion
Fishbowl:
Teilnehmer u. a. Schahab Hosseiny, MSO Digital
Aktive Pausen:
Anja Termöllen, business fitness
Veranstalter und Anmeldung: Ld 21 academy GmbH, Parkstraße 42, 49080 Osnabrück, Telefon: 0541 76099796, E-Mail: office@Ld21-academy.de Aktuelle Informationen zum Kongress und Anmeldung: https://ld21.de/congress/ (Änderungen vorbehalten)
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT Zwölf Gräber rund um einen Baum
Unter allen Wipfeln ist Grabesruh’ VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN OSNABRÜCK/MEPPEN. Bestattungsriten sind fester Bestandteil der Kultur eines Landes. Ihre Wurzeln reichen tief in die Geschichte zurück, manches bis hinein in vorchristliche Traditionen. Es entwickeln sich jedoch auch neue Formen der Bestattung – wie Friedwälder.
Beim Blick über Landesgrenzen überrascht, wie verschieden die Rituale direkt benachbarter Völker sind. Wie jedes Kulturgut unterliegt aber auch das Bestattungswesen permanenter Veränderung. Immer weniger Menschen fühlen sich den tradierten Formen verpflichtet, die auf konfessionellen und kommunalen Friedhöfen üblich sind. Gleichzeitig leben die Mitglieder von Familien heute oft nicht mehr im nahen Umkreis eines Ortes, sondern weit über das Land verteilt. Grabstellen als liebevoll gepflegte und regelmäßig besuchte Erinnerungsorte haben an Bedeutung verloren. Schnell kann die Pflege einer Grabstelle zur Belastung werden, wenn man dafür weite Wege zurücklegen muss. Vor diesem Hintergrund wurden in Deutschland seit Beginn des Jahrtausends immer mehr Bestattungs- oder Urnenwälder begründet, manchmal wird auch von Friedhofswäldern gesprochen. Die Idee kommt aus der Schweiz. Der Ingenieur Ueli Sauter rief dort 1993 den ersten „Friedwald“ ins Leben. Im Wurzelbereich von Bäumen wurden biologisch abbaubare Urnen mit der Asche von Verstorbenen beigesetzt. Die Bezeichnung „Friedwald“ ließ Sauter markenrechtlich schützen, 2001 entstand bei Kassel der erste deutsche Friedwald. Die deutsche FriedWald GmbH mit Sitz in Griesheim arbeitet mit Ländern, Kommunen,
Der Trend zum Bestattungswald hat auch die Region erfasst; drei Konzepte setzen unterschiedliche Akzente
Die Bestattungskultur ist im Wandel. Vielerorts sind Friedwälder eine Alternative geworden.Doch nicht immer genehmigen Kommunen die Vorhaben.
Kirchen und Forstverwaltungen zusammen und hat an mittlerweile 62 Standorten Bestattungswälder eingerichtet. Der „Friedwald Bramsche-Osnabrücker Land“ ist einer von zwölf Standorten des Unternehmens in Niedersachsen,
wo eine Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten besteht. Größter Wettbewerber von FriedWald in Deutschland ist die seit 2007 tätige Ruheforst GmbH aus Hilchenbach. Sie ist an 64 Standorten tätig. In Niedersachsen kooperiert das Unternehmen seit 2012 mit der Landwirtschaftskammer. Der 2017 eröffnete Ruheforst Schloss Hünnefeld in Bad Essen ist das jüngste von vier Projekten der Ruheforst GmbH in Niedersachsen. Gemessen an der Zahl der Standorte, scheinen FriedWald und Ruheforst demnach auf Augenhöhe zu arbeiten. Das Geschäft mit der Grabesruhe im Wald floriert. Laut Angaben im elektronischen Bundesanzeiger vervielfachte FriedWald seine Bilanzsumme von 3,4 Millionen Euro in 2006 auf 21,5 Millionen Euro in 2016. Der Bilanzgewinn kletterte im gleichen Zeitraum von 14 000 auf 2,0 Millionen Euro. Die Kollegen von Ruheforst meldeten für 2007 eine Bilanzsumme in Höhe von 580 000 Euro, der Bilanzgewinn lag bei knapp 96 000
Euro. Im Geschäftsjahr 2016 waren es 2,68 und 1,09 Millionen Euro. Demnach war Friedwald Ende 2016 fast zehnmal so groß wie Ruheforst, Letztere erwirtschaften eine deutlich höhere Gewinnmarge.
Nach raschem Wachstum werden heute seltener neue Standorte ausgewiesen.
Fotos: imago/BildFunkMV
Nachdem die Unternehmen anfangs in rascher Folge neue Standorte akquirieren konnten, sind die Zeiten ungebremsten Wachstums mittlerweile vorbei. Immer häufiger lehnen Kommunen Anträge für Bestattungswälder ab. Beispiel Diersbüttel in der Samtgemeinde Amelinghausen: Die Verantwortlichen auf kommunaler Seite beklagten hier fehlendes Entgegenkommen von Ruheforst und Landwirtschaftskammer hinsichtlich der Haftung und Risikoabsicherung des Bestattungswaldes über die Laufzeit von 99 Jahren. Die Initiatoren FriedWald und Ruheforst seien mehr auf kurzfristige Gewinne aus, lautet vielfach der Vorwurf an die Unternehmen; ihrer langfristigen Verantwortung würden sie nicht gerecht. Die Stadt Meppen hat sich 2010 für einen eigenen Weg entschieden. Nach anfänglichen Gesprächen mit Ruheforst entstand dort der „Friedhofswald Roheide“, dessen Träger und Betreiber die Stadt ist. Die Stadtgärtner pflegen den Wald – und sie sind auch für die Durchführung von Bestattungen verantwortlich. Die Stadt trägt alle Risiken, verbucht aber auch alle Erträge des Bestattungswaldes.
luez BAD ESSEN. Der Ruheforst Schloss Hünnefeld in Bad Essen ist erst im vergangenen Jahr eröffnet worden. Damit ist er der jüngste Bestattungswald in der Region. Die Initiative zu dem Projekt sei von der Waldeigentümerin Luise von dem Bussche-Hünnefeld ausgegangen, sagt Annekatrin Mensching von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Die Fläche wurde auf ihre Eignung geprüft und die Gemeinde unterstützte das Vorhaben konstruktiv. Der gesamte Prozess hat insgesamt etwa zwei Jahre gedauert.“ Der Ruheforst liegt nordwestlich des Schlosses Hünnefeld und umfasst 17 Hektar. In einem ersten Schritt sind davon vier Hektar in Betrieb genommen worden. Ansprechpartner für Interessenten ist die Landwirtschaftskammer, ihre Vertreter führen die Verkaufsgespräche und begleiten die Beisetzungen. Auf der Gesamtfläche lassen sich laut Mensching gut 18 000 Grabstellen ausweisen, je zwölf sollen rund um einen Baum angeordnet werden. Die Asche des Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne beigesetzt. Dabei ist eine namentliche Kennzeichnung des Grabes möglich. Bislang sind im Ruheforst Hünnefeld etwa ein Viertel der erfassten 460 Bäume vergeben. Bevor er zum Ruheforst wurde, ist der Wald gründlich durchforstet worden. „Die entstandenen Freiflächen und Lücken konnten wir nutzen, um junge Bäume wie Ahorn und Eiben zu pflanzen“, erzählt Annekatrin Mensching. „Im Ergebnis haben wir eine größere Vielfalt von Baumarten und Bäume unterschiedlichsten Alters.“ Eine Grabstelle an einem Gemeinschaftsbaum – bei Ruheforst spricht man von „Gemeinschaftsbiotopen“ – schlägt mit 500 Euro zu Buche, als Beisetzungsentgelt sind 250 Euro festgesetzt. Die Liegezeit beträgt 99 Jahre ab Inbetriebnahme des Friedhofs. Im nahe gelegenen Schloss gibt es einen speziellen Trauerraum, den sogenannten „Kornspeicher“.
Der Friedhofswald ist etwas bunter
Besucher schätzen die Idylle
Meppener Ruhestätte bietet Platz für mehr als 5200 Grabstellen
An 4000 Bäumen kann im Bramscher Friedwald beigesetzt werden
luez MEPPEN. „Ich glaube nicht, dass ich es noch erleben werde, dass alle Grabplätze vergeben sind“, sagt Wilhelm Berling. Im Auftrag des Ordnungsamts Meppen kümmert er sich um den 2010 eröffneten Friedhofswald der Stadt. Er liegt am Stadtrand auf einer Halbinsel der Ems. Der Fried-
luez BRAMSCHE. Der Friedwald Bramsche ist in das große Waldgebiet Gehn eingebettet, das sich zwischen den Bramscher Ortsteilen Ueffeln und Achmer im Nordwesten der Stadt erstreckt. Es ist alter Wald, das war wichtig bei der Auswahl des Standorts – und seine Nähe zu Osnabrück. Durch einen Bach, der hindurch fließt, wird die Struktur aufgelockert. „Die Waldidylle ist da“, sagt Wolfram Buchwald, der Mitarbeiter des Forstamts in Ankum zeichnet verantwortlich für den Friedwald. Menschen, die ihre Angehörigen besuchten, würden das oft mit einem Spaziergang verbinden. Der Waldcharakter soll erhalten bleiben, deshalb ist der auf Friedhöfen übliche Grabschmuck nicht erlaubt. Schlichte Schilder an den Bäumen geben Auskunft darüber, wer an einem Baum begraben wurde. Seit der Eröffnung 2003 wurden im Friedwald Bramsche knapp 2300 Menschen beigesetzt. Das als Bestattungswald deklarierte Areal ist 51 Hektar groß; von etwa 4000 Bäumen, an denen beigesetzt werden kann, sind rund 3000 noch
hofswald ist circa 15 Hektar groß und bietet Platz für mehr als 5200 Grabstellen, davon sind 2100 verkauft. Gut 900 Menschen wurden hier seit 2010 beigesetzt, davon allein 156 im Jahr 2017. Im Unterschied zu Friedwald und Ruheforst werden die Grabstellen generell für eine Nutzungsdauer von
Der Friedhofswald, um den sich Wilhelm Berling im Auftrag des Ordnungsamtes der Stadt Meppen kümmert,ist 15 Hektar groß.Seit 2010 wurde dort gut 900 Menschen beigesetzt.
20 Jahren vergeben. Für vorhergehende Jahre, in denen die Grabstelle reserviert ist, fallen keine Kosten an. Bei ganzen Bäumen beträgt die Nutzungsdauer 50 Jahre. Ein weiterer Unterschied fällt ins Auge: Der Friedhofswald ist etwas bunter. Für die Namensschilder an den Bäumen ist lediglich das Format vorgegeben. Im Übrigen sind Sprüche möglich, individuelle Bilder und Farben, auch Fotos mit freien Motiven. So finden sich beispielsweise Abbildungen von Lastkraftwagen, Wohnhäusern, Landschaftsaufnahmen und Urlaubsbilder auf den Schildern. „Das war vermehrt der Wunsch der Menschen, die Interesse an einer Bestattung im Friedhofswald hatten“, sagt Berling. Grundsätzlich kann sich jeder im Meppener Friedhofswald beisetzen lassen, man muss dafür nicht Bürger der Stadt sein. So findet der Friedhofswald unter anderem in den Nachbargemeinden viel Zuspruch, beispielsweise im nahe gelegenen Sögel. Ein Grab an einem Gemeinschaftsbaum kostet in Meppen ab 500 Euro, die Beisetzung 134 Euro.
Es ist ein alter Wald, das war für die Auswahl des Standorts wichtig. Viele Angehörige verbinden den Besuch des Friedwalds mit einem Spaziergang. Fotos: Christoph Lützenkirchen
unbelegt. Die Bäume müssen so weit auseinanderstehen, dass Platz für zehn Gräber bleibt. Ihr Abstand zum Baum soll zwei bis drei Meter betragen. Es gibt spezielle Familien-, Freundschafts- oder Gemeinschaftsbäume und verschiedene Preisklassen, die an farbigen Plaketten zu erkennen sind. Ein Basisplatz an einem Gemeinschaftsbaum kostet 490 Euro, die
Beisetzung 350 Euro. Je dicker der Baum desto teurer wird es. „Viele Menschen suchen sich den Platz, an dem ihr Grab liegen soll, ab Mitte 50 aus“, sagt Buchwald. Am beliebtesten ist die Buche, aber auch Nadelbäume, Eichen und Birken werden häufiger gewählt. Die Ruhezeit beträgt 99 Jahre ab Eröffnung des Friedwalds, bei Basisplätzen 20 Jahre.
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Der Spagat zwischen Beruf und Leistungssportt
Er hält die Bälle im Spiel Stefan Bertelsmann ist im Volleyball engagiert
Björn Buhrmester führt ein Leben als Handballtorwart und Physiotherapeut VON ALEXANDER HEIM
Sport, Job und Freizeit muss er unter einen Hut bringen. 2. Liga zahlt heute professionellere Gehälter. Nach der aktiven Zeit will er dem Sport als Trainer erhalten bleiben. VON DIETMAR KREMER LINGEN. Halb Handballpro-
fi, halb Physiotherapeut – Björn Buhrmester steht seit 2009 beim Zweitligisten HSG Nordhorn-Lingen zwischen den Pfosten und arbeitet in Nordhorn auch als Physiotherapeut. Ein Leben zwischen Sporthalle und Praxis.
„Der Sport beeinflusst mein Leben eigentlich fast zu 100 Prozent“, gesteht Buhrmester, der in der soeben abgelaufenen Saison von den Trainern und Managern der 2. Bundesliga zum Torhüter der Saison gewählt wurde. „Der Handball hat einen hohen Stellenwert, weil das auch mein Beruf ist.“ Er mache das nicht nur zum Spaß, betont er. „Denn dafür ist das schon sehr intensiv – sowohl zeitlich als auch von der Kraft her.“ Buhrmester stammt aus dem Kreis Minden-Lübbecke. „Da hat jedes Dorf einen Handballverein –
so wie es in Nordhorn mit den Fußballvereinen ist.“ Die ersten Bälle hielt er aber nicht beim traditionsreichen TSV GWD Minden, sondern beim VfB Holzhausen vor den Toren Mindens. „Die ganze Familie war handballverrückt. Mein Vater, Opa und die Cousins haben gespielt, Onkel Jens Buhrmester sogar mit GWD in der Bundesliga“, zählt er auf. Da ist es kein Wunder, dass Buhrmester schlussendlich nicht auf dem Fußball- oder Tennisplatz landete, sondern Handballprofi wurde. Von Beginn an suchte er den Platz zwischen den Pfosten. „Ich erinnere mich an eine einzige Partie, in der ich im Feld gespielt hab“, sagt er. Sein Talent im Tor zeigte sich früh, und seine Mannschaften sammelten Titel: Mit dem TSV Hahlen, für den er ab der B-Jugend spielte, gewann er 2001 die westdeutsche JugendMeisterschaft und den zweiten Platz bei den deutschen Titelkämpfen, zwei Jahre später wiederholte er diese Erfolge mit der A-Jugend von GWD Minden. Mit 19 Jahren stand Buhrmester erstmals im Kader der ersten Mannschaft von Lübbecke. Die HSG Nordhorn-Lingen ist Buhrmesters erste Station außerhalb Ostwestfalens. Seit elf Jahren lebt er in der Grafschaft, lernte dort seine Freundin kennen und baute sich in Nordhorn einen neuen Freundeskreis auf. „In Minden sind immer noch eine Handvoll Freunde geblieben, aber die Kontakte sind weniger geworden.“ Man besuche sich aber regelmäßig. Gerade Buhrmesters Alltag ist geprägt vom Handball. Sieben bis acht Trainingseinheiten stehen pro Woche an, zweimal morgens und vier- bis fünfmal abends. Hinzu kommt am Wochenende das Spiel. „Dafür geht viel Zeit drauf, wodurch Zeit für andere Sachen einfach nicht da ist.“ Während frü-
her seine Freunde feiern gingen, blieb der 1,96 Meter große Keeper zu Hause. „Im Moment ist es nicht anders“, gibt Buhrmester zu. Während andere die Wochenenden für ihre Freizeitaktivitäten nutzen, macht sich der 33-Jährige frühzeitig Gedanken, wann er wo spielt und an welchen Tagen er etwas mit seiner Freundin unternehmen kann. „Man schaut schon recht früh auf den Saisonplan, dass man das unter einen Hut bekommt“, schmunzelt er. Ebenfalls mit seinem Privatleben unter einen Hut bekommen muss Buhrmester seinen Job als Physiotherapeut im Rehazentrum Hermann Novaku. Dort arbeitet er 20 Stunden in der Woche. Dienstags und donnerstags jeweils acht Stunden. Die übrigen vier Stunden verteilt Buhrmester auf die restlichen Wochentage. „So wie wir dann immer spielen.“ Wenn die HSG sonntags spielt, haben die Spieler meistens montags frei, sodass Buhrmester am ersten Tag der Woche vier Stunden arbeitet.
Sieben bis acht Einheiten stehen im Training pro Woche an.
Buhrmester verfügt übeer zwei abgeschlossene Ausbildung gen. Er könnte auch als Industrriekaufmann arbeiten. Eigentlich habe h er danach BWL studieren wolllen, erinnert sich der Handballerr. Doch mit der Zeit nahm er davo von Abstand. „Ich habe auch mal d die Zeit genossen und ‚nur‘ Handb ball gespielt“, gesteht er. „Das waar auch eine schöne Zeit, aber irge gendwie hat mir der Antrieb gefeh hlt, das Studium wirklich zu beginn nen.“ Er habe sich dann hingesetzt u und gefragt, ob ihm der Job als Ind dustriekaufmann Spaß machen würde. Ein, zwei Monate habe er siich Gedanken gemacht, was ihn w wirklich interessiere. „Und bin dann n beim Physiotherapeuten hängen geblieben.“ Über den Handballsp port habe er selbst Kontakt gehaabt mit Leuten aus diesem Beruf. „D Das Interesse war irgendwie da, w weil es so vielseitig ist.“ Es mach he ihm Spaß, mit vielen Menschen zzusammenzuarbeiten. 2014 schloss Buhrmeste ter die dreijährige Ausbildung ab. L Lernen, trainieren, schlafen und am Won – so chenende Handball spielen lautete in dieser Zeit sein Rhythmus. „Die Ausbildung istt nicht schwierig gewesen, aber ees war halt viel Stoff, den man lernen musste. In den drei Jahren n blieb viel auf der Strecke, muss ich sagen.“ HSG-Trainer Heinerr Bültmann erinnert sich heute no och gut an die Zeit, insbesondere an die langen Auswärtsfahrten seines Teams: „Drei Jahre lang haabe ich Björn im Bus nur mit Büch hern gesehen, hat er sich hinten im m Bus in seinen Büchern vergrabeen. Da musste er schon ordentlich h einen Spagat schaffen.“ Im Prinzip spielt kein Akteur der HSG Nordhorn-Lingeen nur Handball. „Die meisten stud dieren“, berichtet Bültmann. Der 23 3-jährige Rückraumspieler Lutz Heiny beispielsweise ist Architek kturstudent in Münster. „Es ist ja sso, dass
BAD LAER. Leidenschaft für den
Sport: Seit mehr als zwei Jahrzehnten engagiert sich Stefan Bertelsmann vom SV Bad Laer für den Volleyball-Sport. Als Trainer, Abteilungsleiter und Funktionär auf Verbandsebene.
Genießt die Zeit zwischen den Pfosten: Björn Buhrmester will auch nach der aktiven Zeit dem Handball erhalten bleiben.Vielleicht als Torwarttrainer.
du nach einer Handballkarriere nicht ausgesorgt hast.“ Die meisten Handballer hätten wirklich was drauf, betont der HSG-Coach. „Und könnten sicherlich auch im Beruf erfolgreich sein. Denn die meisten sind sehr ehrgeizig.“ Im Regelfall versuchen seine Spieler, Beruf oder Studium mit dem Sport zu verbinden. „Aber wir haben schon ambitionierte Ziele“, wollen Bültmann und Co. doch gerne in die 1. Bundesliga. Deshalb soll der Handball in Zukunft innerhalb des Teams immer mehr in den Mittelpunkt rücken. „Trotzdem sollen die Spieler natürlich weiter noch eine Ausbildung oder
ein Studium machen“, so Bültmann. „Bloß, das dauert dann manchmal ein bisschen länger als bei anderen.“ Finanziell gesehen, könnte Buhrmester allein nur vom Handball leben. Was das angeht, sei die 2. Bundesliga professioneller geworden, gibt er zu. „Dementsprechend haben sich auch die Gehälter angepasst. Ich sage mal so: Solange man spielt, wird man keine Probleme haben.“ Natürlich sei es von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Solange man aktiv sei, habe man ganz gute Karten. „Große Rücklagen kann man auch nicht davon bilden, dass man sagt, ich mache die nächsten
Foto: Werner Scholz
zehn Jahre nichts – wie ein Fußballprofi.“ Natürlich würde er deren Gehälter auch gerne bekommen, gesteht Buhrmester. „Aber ich bin auch so zufrieden und kann mich nicht beklagen.“ Geht es nach Buhrmester, bleibt es noch einige Jahre bei der Doppelbelastung als Handballer und Physiotherapeut. Sein Vertrag bei der HSG läuft noch zwei Jahre. Wann er seine aktive Laufbahn beenden wird, hat er noch nicht entschieden. „Mein Ziel ist es, so lange wie möglich zu spielen. Weil es mir auch echt Spaß macht.“ Natürlich sei es nicht immer leicht, wenn man es so lange macht.
„Wenn es mit 41 oder 42 immer noch klappt, würde ich gerne noch weitermachen. Aber das wird sich dann zeigen.“ Was er nach seiner aktiven Laufbahn mit seiner Zeit anfängt, weiß Buhrmester bereits: „Ich habe schon ein paar Gedanken im Hinterkopf. Ich würde dem Handball gerne treu bleiben. Möglicherweise als Torwarttrainer.“ Er habe zwar immer gesagt, er würde die Zeit nach dem Handball genießen, „aber ich glaube, mir würde schon etwas fehlen“. Je älter man werde, desto mehr merke man, dass die Zeit als Profihandballer auch eine schöne Zeit ist.
ganz Deutschland und Europa. Mit 57 machte er seinen letzten Männer-Zehnkampf, durchlief anschließend die verschiedenen Altersklassen bei den Masters. „Zwar hatte ich vermehrt mit allerlei Wehwehchen zu tun und zum Teil auch mit schwereren Verletzungen, aber mit zunehmendem Alter lernte ich, damit immer besser umzugehen.“ Würde es denn jetzt mit 78 nicht reichen, statt Hochleistungssport regelmäßig zu joggen oder täglich einen strammen Gang mit dem Hund zu machen? „Mag sein. Aber nur zu leicht lässt man dann nach und fällt hinter seine Möglichkeiten zurück“, gibt er zu bedenken. „Natürlich ist die Freude an der Bewegung und der Gesundheit ein wichtiger Antrieb für den Sport. Aber auch die Freude an der Leistung.“ Und er erinnert sich: „Wenn früher einer meiner Schüler im Sportunterricht im Weitsprung endlich 3,00 Meter geschafft hatte, dann war es gewiss nicht verkehrt, ihm zu vermitteln, wie er sich noch
auf 3,10 Meter steigern kann.“ Gnoth ist überzeugt, dass man einem Menschen, ob jung oder alt, damit mehr Respekt bekundet, als wenn man ihm zu verstehen gibt: „Lass es gut sein. Mehr als 3,00 Meter ist bei dir sowieso nicht drin.“ In schwierigen Situationen durchhalten und weitermachen – zwischen Geduld und Anstrengungsbereitschaft! Das ist die Lebenslehre des Sports. Deshalb hat es Siegbert Gnoth gefreut, als sein Sohn – früher auch ein guter Zehnkämpfer – ihm erzählte, wie ihm das sogar bei seiner Doktorarbeit geholfen habe. Und wie man das bei Bayer, wo er im beruflichen Alltag oft Zehnkämpfe von anderer Art bestreiten muss, zu schätzen wisse. Nicht anders seine Tochter: Sie dient dem Sport nicht nur als Geschäftsführerin des Osnabrücker Turnerbunds, „sondern“, so vermutet er, „genauso wichtig ist ihr, dass sie immer noch den Bezirksrekord im Speerwerfen hält“.
Auch die Freude an der Leistung ist ein wichtiger Antrieb Mit 78 Jahren bleibt Europameister Siegbert Gnoth noch immer sportlich auf Kurs VON GERHARD HERRENBRÜCK BAD BENTHEIM-GILDEHAUS. Wir treffen uns in Gildehaus vor dem Niedersächsischen Hof. Den Anstieg zum Hotel meistert Siegbert Gnoth spielend auf seinem Mountainbike. Kaum zu glauben, dass er schon 78 Jahre alt sein soll. Gnoth, der Leichtathletik-Mehrkämpfer aus Gildehaus, ist ein Phänomen.
Illustration: Colourbox.de
Er hat in der Altersklasse M75 bei den Masters, wie die Seniorenmeisterschaften international heißen, in den vergangenen Jahre Rekorde und Titel errungen, die Maßstäbe setzen: Im Stabhochsprung, seiner Spezialdisziplin, hält er den Europarekord mit 2,85 Metern. Im dänischen Aarhus wurde er 2017 Europameister in dieser Disziplin. 18mal stand Gnoth bei den Deutschen Meisterschaften in Sprungund Wurfwettbewerben auf dem Treppchen. Wer seinen Namen in
In Sprung- und Wurfwettbewerben wie dem Speerwurf hat Siegbert Gnoth oft auf dem Treppchen gestanden. Foto: GN
der „Leichtathletik-Datenbank.de“, wo Jahr für Jahr Titel und persönliche Bestleistungen verzeichnet sind, eingibt, hat viel zu lesen. Sport hat den heute 78-Jährigen durch sein Leben begleitet – abgesehen von den Anfängen: Oppeln
in Schlesien musste seine Mutter mit ihren vier Söhnen am Ende des Krieges verlassen. Da war er fünf. „Fast zwei Jahre irrten wir umher. Erst nach zehn Zwischenstationen fanden wir in Horstmar einen Ort, wo wir bleiben konnten.“ Dort be-
suchte Siegbert Gnoth die Volksschule. Höhere Bildungsabsc schlüsse waren nicht erreichbar. Sein ne Hoffnung auf eine Ausbildung alls Goldschmied und seine kreativen n Begabungen – auch heute noch schafft er Bronzeskulpturen – blieb ben unbeachtet. Ein schulischer Sp portunterricht, der diesen Namen verdienv te, fand im ersten Nachkrieegsjahrzehnt nicht statt. Und im Sp portverein wurde meistens nur gebo olzt. Was Sport ist und welchee Möglichkeiten er bietet, erfuhr Gnoth erst nach der Schulzeit, als er zur Polizei ging. Hier tat er den großen Schritt zur Leichtathletik – im i Polizeisport, aber auch autodidaaktisch. Der Mehrkampf war bald d sein Ding. Dass sein Heimatvereein eine Leichtathletik-Abteilung b bekam, daran war er nicht unbeeteiligt. Sport begann sein Leben zu bestimmen, und er betrieb ihn n in jeder Form: Im Nachbarort rt Laer spielte er Handball, damalls noch als Feldhandball. Als Mitgliied des Posaunenchors pirschte er ssich an
den CVJM heran. „Da konnte man Tischtennis spielen.“ Und unter den leichtathletischen Disziplinen interessierten ihn die besonders, „die nicht nur einen schnellen Muskel verlangten, sondern wo es viel zu lernen gab“. Wo man technische Probleme durchdringen und überwinden musste. Deshalb driftete er im Laufe der Jahre immer mehr zum Stabhochsprung, der kompliziertesten Disziplin. Und wegen seiner theoretischen Ambitionen entwickelte sich der Leichtathlet Siegbert Gnoth immer mehr auch zum Trainer und parallel dazu zum Lehrer. Er entschloss sich, über den zweiten Bildungsweg noch ein Studium an der PH in Osnabrück zu absolvieren – natürlich mit Sport als Unterrichtsfach sowie mit Biologie und Technik. „Das war ein mühsamer Weg. Ich hatte ja nicht einmal Abitur!“, sagt Gnoth. Seine erste volle Lehrerstelle führte ihn nach Gildehaus, das er von Horstmar aus schon als tischtennisspielendes Mitglied des
Posaunenchors kennen- und schätzen gelernt hatte. „Hier fand ich jetzt alles, was ich brauchte.“ Eine leistungsfähige und gut geführte Schule, einen lebendigen Verein, erstklassige Sportanlagen. Und hier blieb er. Als Leichtathletik-Wettkämpfer bewegte er sich von hier aus durch
Besonders anspruchsvolle Disziplinen interessieren Siegbert Gnoth.
Ein Interview? Über ihn? Ja, gut. Donnerstag würde sich anbieten: „Da bin ich ohnehin auf dem Volleyballplatz.“ Training ist eigentlich immer. „Außer dienstags“, erläutert der 54-Jährige. Und so lädt Stefan Bertelsmann auf die Beach-Volleyball-Anlage im Herzen Bad Laers ein. „Die ersten Plätze sind 1997 entstanden“, erklärt er. „Das ist alles in Eigenregie erstellt worden. Es war echt viel Arbeit.“ 2008 wurde dann noch einmal erweitert, zwei weitere Felder rundeten die nunmehr vier Plätze umfassende Anlage ab. Der Abteilungsleiter Volleyball hieß schon damals: Stefan Bertelsmann. Jüngst erst hat der Bad Laerer im Rahmen der „Nacht des Sports“ die Auszeichnung für sein Lebenswerk erhalten. „Ich hätte das gerne fünf oder zehn Jahre später bekommen“, verrät der kaufmännische Angestellte, der über sich selbst augenzwinkernd anmerkt: „Manche glauben gar nicht, dass ich auch noch berufstätig bin.“ Wie oft er als Trainer auf dem Platz stehe? „Ich lasse es gerade ein wenig ruhiger angehen“, erzählt der Hüne. „Ich stehe so zehn Stunden die Woche am Netz.“ Pause. „Es waren auch schon mal zwölf“, fügt er an. Seine Begeisterung für den Sport, die rühre wohl auch von den eigenen Erlebnissen in frühen Jahren her, überlegt er. Stefan Bertelsmann erzählt von Turnieren in den Niederlanden, bei denen gut und gerne 100 Mannschaften unterschiedlicher Altersklassen zusammenkommen. „Die Holländer“, erklärt er mit leuchtenden Augen, „haben ganz schön was übrig für diesen Sport.“ Aber auch die Beach-Turniere auf Borkum haben sich ihm ins Gedächtnis gebrannt. „Ich bin selbst sehr spät angefangen mit dem Volleyball“, räumt Bertelsmann dabei ein. „Ich bin durch die Schule zum Volleyball gekommen.“ Das Engagement von Wilhelm Wojak habe ihn geprägt. „Ich habe dadurch mitbekommen, was Mannschaftssport heißt.“ Für seinen Heimatverein, den TuS Aschen-Strang, „habe ich in der Verbandsliga gespielt“. Nebenher haben ihn die Besuche der Turnfeste in München, Berlin oder Leipzig besonders beeindruckt. Als Vertretung für eine Kollegin habe er vor Jahren beim SV Bad Laer angefangen, erzählt der 54Jährige. „Inzwischen ist der SV in der 2. Bundesliga angekommen“, freut er sich, diesen Aufstieg miterlebt zu haben. „Wir haben diesen
Weg mit eigener Jugend-Arbeit geschafft“, hebt er hervor. „2007 war da wohl so eine Art Schlüsselerlebnis. Da haben wir mit der C-Jugend zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft in Sonthofen gewonnen.“ Danach seien sie Jahr für Jahr mit der Mannschaft weiter aufgestiegen. Sieben Damen-Mannschaften und zwölf Jugendmannschaften gehen aktuell für den SV Bad Laer an den Start. „TEAM“-Player sind die Bad Laerer Volleyballer dabei. „Das steht für ,Together Everyone Achieves More‘ . Ein Motto, das wir verinnerlicht haben.“ Volleyball sei eine technische Sportart, erläutert der B-Trainer. „Es gibt keine gegnerischen Kontakte wie etwa beim Fußball. Wenn du gut bist und die Technik kannst, kannst du andere Mannschaften schlagen“, beschreibt er den Reiz am Spiel. Ein solches Schlüsselerlebnis war die Begegnung mit dem Dresdener FC. „Das ist so etwas wie der FC Bayern des Volleyballs“, erklärt Bertelsmann. „Beim Turnier in Schwerte hatten wir 2016 so einen Lauf“ – da knickten auch die Sachsen ein.
„Ich stehe so zehn Stunden die Woche am Netz.“
Über seine eigene Person macht Stefan Bertelsmann eigentlich gar nicht so viel Aufhebens. Über die Sache zu debattieren – das ist ihm, dem Vorsitzenden der VolleyballRegion Osnabrück, trotz seiner ruhigen Art schon wichtig. Dass der Landesverband immer weitere, höhere Beiträge von den Vereinen und Spielern an der Basis fordert, treibt ihn um. Dann denkt er an Carina und Christine Aulenbrock, die es vom SV Bad Laer bis in die Jugend-National-Mannschaft geschafft haben. Und fürchtet, dass es in Zukunft weniger Mannschaften geben könnte. „Die Idee mit den Beiträgen ist kontraproduktiv. Man wird dadurch nicht mehr Mannschaften bekommen“, ist er überzeugt. Anlass genug für ihn, nicht nur am Netz, sondern auch am Verhandlungstisch weiter am Ball zu bleiben. Und sich mit mindestens derselben Leidenschaft für seinen Sport einzusetzen, wie bisher. Eben einer, der die Bälle im Spiel hält.
Als B-Trainer ist Stefan Bertelsmann auch für die Jugendarbeit im Verein zuständig.Durch zusätzliche Beiträge befürchtet er weniger Interesse am Sport. Foto: Alexander Heim
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Hand in Hand und ohne viel Tamtam Das Tennisturnier Bekuplast Open ist ein Highlight im Sportkalender der Region VON WERNER STRAUKAMP EMLICHHEIM/RINGE. Die Bekuplast Open sind ein Highlight im sommerlichen Sportkalender der Region. Möglich wird das alljährliche Tennisturnier jedoch nur aufgrund des Zusammenspiels von Sport und Wirtschaft.
Vom 26. bis 29. Juli wird das jährlich von gut 1000 Zuschauern besuchte Turnier des Tennisclubs Blau-Weiß Emlichheim seine 15. Auflage erleben. Turnierdirektor Hendrik Pollex hat das Turnier – nach beruflichen Wanderjahren zurück in Emlichheim – mit aus der Taufe gehoben. Heute genießt es Ansehen weit über das kleine Emlichheim hinaus. Seine Grundidee war es, ein Turnier zu etablieren, das die familiäre Atmosphäre des Vereinsgeschehens auch in Turnierform widerspiegelt, und ein Angebot sowohl für Freizeitsportler als auch für professionelle Tennisspieler zu machen. Denn neben den nach Altersstufen eingeteilten Konkurrenzen für auf Kreis- und Bezirksebene spielende Frauen und Männer stehen die mit professionellen Spielern besetzten Konkurrenzen der „Damen-Open“ und „Herren-Open“ im Mittelpunkt. Für Pollex „eine besondere Art der Werbung für den Tennissport“. So hat sich seit der ersten Turnierveranstaltung im Jahr 2004 die Mitgliederzahl des BW Emlichheim allein bis 2007 von 220 auf 500 Mitglieder steigern lassen. Von Beginn an war Pollex und dem Vorstand des Emlichheimer Tennisclubs aber eines klar: Aus Vereinsmitteln ist ein derartiges Turnier nicht zu finanzieren. Und so machte sich Hendrik Pollex auf die Suche nach Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft und landete 2003 im Büro des ebenfalls tennisbegeisterten Chefs von Bekuplast, Wilhelm Roelofs. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das 1985 von Roelofs und Partner in Emlichheim gegründete Unternehmen, das zunächst mit einer Spritzgussmaschine Kunststoffbehälter für den Transport von Blumenzwiebeln herstellte, zu einem mittelständischen Industriebetrieb entwickelt. In dessen 1994 neu eingerichteter Produktionsstätte im Nachbarort Ringe waren 2003 bereits rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Roelofs war auch Mitbegründer der eigenständigen Tennisabteilung des Sportvereins Ringe, die noch heute über drei Tennisplätze ver-
fügt. Pollex’ Idee, in Emlichheim ein Tennisturnier zu veranstalten, das sowohl dem Breiten- wie dem Spitzensport Raum geben sollte, stieß bei ihm auf offene Ohren. Schon nach wenigen Gesprächen gab der Firmenchef die Zusage, für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren als Hauptsponsor für die finanzielle Grundlage des als Bekuplast Open bezeichneten Tennisturniers zu sorgen. Eine Zusage, die seither zweimal ohne Probleme verlängert wurde. Zwischen den Akteuren stimmte die Chemie. Auf der Grundlage einer derart freundschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit gelang es Hendrik Pollex, das Tennisturnier beständig weiterzuentwickeln. Nach wenigen Jahren erweiterten die Bekuplast Open den Turnierbetrieb auf drei Tage und öffneten sich dem Frauentennis. Die Teilnehmerzahl stieg auf bis zu 100 Spieler. In enger Absprache mit Roelofs konnte Pollex seit 2010 auch überregional bekannte Tennisgrößen für einen Auftritt gewinnen. Darunter der ehemalige Daviscupspieler Karsten Braasch, die früheren Weltklassespieler Paul Haarhuis aus den Niederlanden und Patty Schnyder aus der Schweiz. Mit der Prominenz der Spieler stiegen allerdings auch die benötigten Preisgelder. Mittlerweile liegt der Etat des Turniers bei rund 20 000 Euro. Eine Summe, die schon lange nicht mehr allein der Hauptsponsor Bekuplast zur Verfügung stellt. Pollex gelang es, einen Sponsorenpool zu akquirieren, dem eine Reihe weiterer, zumeist vor Ort tätiger Unternehmen aus der Grafschaft Bentheim angehören.
Raum für den Breitenund den Spitzensport.
Turnierleiter Hendrik Pollex (links) hat die Bekuplast-Open mit aus der Taufe gehoben. Auf dem Foto ist er mit Vereinspräsident Heinrich Lichtenborg zu sehen.
Auch die früheren Weltklassespieler Paul Haarhuis aus den Niederlanden und Patty Schnyder aus der Schweiz haben schon in Emlichheim gespielt.Für Turnierdirektor Hendrik Pollex ist es die Mischung aus einem Angebot für Freizeitspieler wie auch für Profis,die den Reiz der Bekuplast Open ausmacht. Fotos: Gerold Meppelink
Es ist aber weder vorrangig noch allein das Geld, das Jahr für Jahr für ein dichtes und qualitativ gut besetztes Teilnehmerfeld sorgt. Vielmehr schätzen die Spieler das familiäre Flair eines Turniers, das neben einem hervorragenden Catering auch Gelegenheit zum Austausch in gemütlicher Runde und Spielgelegenheit in leistungsgerechten Konkurrenzen bietet. Während der drei Turniertage sollen sich Spieler und Zuschauer in Emlichheim wie zu Hause fühlen. Ein Anspruch, der in den vergangenen Jahren eingelöst werden konnte. Nicht zuletzt, weil sich allein 50 Vereinsmitglieder in der Organisation und Durchführung des Turniers engagieren. Ein Aufgabenfeld, das von der Betreuung der Spieler über den turniereigenen Internetauftritt bis hin zur Besetzung der Getränke- und Imbissstände reicht. Darunter auch der beim Publikum beliebte, an die große Tenniswelt von Wimbledon erinnernde Erdbeerstand, an dem im vergangenen Jahr 40 Kilo der roten Früchte über die Theke gingen. Seit den ersten Bekuplast Open hat sich auch im Unternehmen des Hauptsponsors einiges getan: Heute zählt die Firma allein 300 Mitarbeiter am Standort Ringe. Die Produktpalette wurde erweitert. Mit Millionenaufwand entstand 2012 ein modernes Verwaltungsgebäude, 2014 eine neue Produktionshalle mit modernsten Maschinen und hoch entwickelter Automationstechnik. Firmengründer Wilhelm Roelofs zog sich aus dem operativen Geschäft zurück. Sein Sohn Christian Roelofs rückte in die Geschäftsführung auf. Seine Tochter Stephanie Weggebakker ist Unternehmensjuristin und als Prokuristin ebenfalls Teil der Geschäftsleitung. Die Begeisterung für den Tennissport ist geblieben. Christian Roelofs ist aktiver Spieler beim Tennisclub Neuenhaus. Stephanie Weggebakker spielt zwar nicht mehr aktiv, begleitet aber als „Tennismutter“ ihre Kinder zu Training und Spiel auf den heimischen Plätzen des GSV 2015 Ringe-Neugnadenfeld. Es ist aber nicht nur die anhaltende Begeisterung der Familie Roelofs, die eine Förderung der Bekuplast-Open auch für die kommenden fünf Jahre erwarten lässt. Für Stephanie Weggebakker und Christian Roelofs gibt es handfeste Gründe, ihr Sponsoring fortzusetzen: Zum einen seien die Mitarbeiter mittlerweile sehr stolz auf „unser Bekuplast-Tennisturnier“, zum anderen gebe es für tennisaffine Kunden die Möglichkeit als Spieler oder Zuschauer teilzunehmen.
Nicht zuletzt profitiere das Unternehmen vom Bekanntheitsgrad der Turnierveranstaltung. Denn für Stephanie Weggebakker ist das Sponsoring Teil der Nachwuchswerbung. Angesichts eines zunehmend spürbaren Mangels an Nachwuchs- und Fachkräften sei es wichtig, junge Menschen aus der
Region auf die Firma aufmerksam zu machen und sich als interessanter und engagierter Arbeitgeber zu präsentieren. In diesem Zusammenhang stehen auch weitere Sponsoring-Maßnahmen vor Ort, mit denen man sich seit vielen Jahren in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport engagiere. Überein-
stimmend betont Familie Roelofs, dass man nicht nur im Fall der Bekuplast Open ein Sponsoring-Konzept verfolge, das vom Gedanken der Nachhaltigkeit und Verwurzelung vor Ort geprägt sei – und auch in Zukunft gern ohne viel öffentliches „Tamtam“ daherkommen wolle.
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DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
LEBEN & LEIDENSCHAFT 16.08.2018 | 17.00 UHR
TERMINE
iuk Sommerveranstaltung (Unternehmensnetzwerk OS)
DER WIRTSCHAFT
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03.07.2018 | 09.00 UHR
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Die Grimme Landmaschinenfabrik aus Damme eröff ffnete f ihren hochmodernen, neuen Produktionsstandort rtt nordwestlich der Millionenmetropole Tianjin in China.
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12.07.2018 | 14.00 UHR Kompakt-Seminar „Key-Account – aber richtig!“ WIGOS MBH, KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG
Europa vor den Wahlen – quo vadis, Europäische Union?
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FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG, ORT NOCH UNBEKANNT
22.08.2018 | 13.30 UHR Kompakt-Seminar „Social Media richtig nutzen“ WIGOS MBH, VERANSTALTUNGSORT IM OSNABRÜCKER NORDKREIS
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Rechtsanwaltssprechtage für Existenzgründer in Osnabrück
Ideentag – Ideen checken und schützen lassen
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19.07.2018 | 17.00 UHR
24.08.2018 | 08.30 UHR
Finanzplan-Workshop in Bissendorf
Workshop: Lean Maintenance und schnelles Rüsten
GRÜNDERHAUS OS, TECHNOLOGIE CENTRUM BISSENDORF
Etw twas w Gutes für die Region tun, war das Ziel: Adidas spendete Bälle für Vereine rund um den Niedersachsenpark Rieste,in dem das deutsche Distributionszentrum des Sport rtkonzerns t sich befindet. Foto: Niedersachsenpark
Der neue Vorsitzende des Wirt rtschaft t ftsverbandes t Emsland Ulrich Boll dankte Vorgängerin Maria Borgmann. Foto: H.Keuper
MEMA-NETZWERK, HOTEL ALTE WERFT GMBH & CO. KG, PAPENBURG
24.08.2018 | 16.00 UHR
26.07.2018 | 17.00 UHR Business-Workshop in Osnabrück
Windmöller & Hölscher aus Lengerich sponsert rtt Hörsaal an der RWTH Aachen.Der W&H-Seminarraum im Hörsaalzentrum C.A.R.L.bietet ab dem Sommersemester 40 Studierenden Platz.
Foto: Windmöller & Hölscher
Informationen zu Betriebswirt (VWA) und Bachelor of Arts
GRÜNDERHAUS OS, IHK OSNABRÜCKEMSLAND-GRAFSCHAFT BENTHEIM
VWA OSNABRÜCK-EMSLAND-GRAFSCHAFT BENTHEIM, BERSENBRÜCK
26.07.2018 | 14.00 UHR
29.08.2018 | 13.00 UHR
Kompakt-Seminar „Marketing mit Storytelling“
Fördermittel-Sprechtag in Osnabrück
WIGOS MBH, ORT: IM OSNABRÜCKER SÜDKREIS
GRÜNDERHAUS OS, ICO INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK Automobilzulieferer Welp Group expandiert rtt mit einem Hallenneubau in Georgsmarienhütte. Foto: Michael Gründel
31.07.2018 | 17.00 UHR
30.08.2018 | 09.00 UHR Die Mitarbeitergewinnung der Zukunft
Existenzgründung in Georgsmarienhütte GRÜNDERHAUS OS, RATHAUS GEORGSMARIENHÜTTE
Mit Glückskuchen-Spenden sammelte Bäckerei Wolke die ersten 5000 Euro für eine Schule in Kenia und übergab sie an die Hilfsorganisation Kidshare. Foto: Wolke
MEMA-NETZWERK, EMSLAND GMBH, LANDKREIS EMSLAND, KREISHAUS II
30.08.2018 | 09.30 UHR
13.08.2018 | 17.00 UHR
OLEC-Jahrestagung 2018: Insight Energiewende
Social Media – Vortrag in Osnabrück
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Chef-Seminar „Das Sagen habe immer noch ich“ Für herausragende Leistungen in der beruflichen Bildung wurde dem Büromöbelhersteller Assmann aus Melle der Hermann-Schmidt-Preis verliehen. Foto: Edmund Schenk
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