Die Wirtschaft_12/2019

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SERIENHIT AUS QUAKENBRÜCK? SEITE 25

LANDRÄTE IM GESPRÄCH SEITEN 4/5

DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

AUSGABE 06/19

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Rollt die Autobranche in Richtung Abgrund?

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In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT GEORGSMARIENHÜTTE MACHER & MÄRKTE Big-Dutchman-Vorstand Bernd Meerpohl erklärt Firmenphilosophie. Seite 3

Bundesweit häufen sich die Negativmeldungen der Automobilhersteller und Zulieferer – doch wie betrifft es die Region?

SPEZIAL AUTO & JOBS Wirtschaftstalk nimmt Automobilindustrie in den Fokus.

Einen Einblick in die Herausforderungen, Einschläge und Lichtblicke gibt das Spezial ab Seite 9.

Seiten 12 und 13

Foto:DavidEbener

GELD & GESCHÄFT Das sind die größten Unternehmen im Nordwesten. Seite 22

Illustrationen: Colourbox.de Layout: Matthias Michel

LEBEN & LEIDENSCHAFT Hier reift Niedersachsen zum Weinanbaugebiet. Seiten 28 und 29

Wachstum unterstützen Michael Grunwald ist neu im Vorstand der Neuenhauser Unternehmensgruppe VON NINA KALLMEIER NEUENHAUS Nach zehn Jahren hatte Michael Grunwald im Mai den Vorsitz der Niedersachsenmetall-Bezirksgruppe Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim abgegeben und sich auch aus der Geschäftsführung der Stemmann Technik GmbH zurückgezogen. Jetzt hat der 60-Jährige eine neue Aufgabe: Bereits zum 1. August wurde er in den Vorstand der Neuenhauser Unternehmensgruppe mit Sitz in Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim berufen. Mit Stemmann hatte Grunwald viel verbunden: Schon seine Ausbildung hatte der Unternehmer in dem Unternehmen absolviert. Nach seiner Zeit beim Bund und dem Maschinenbaustudium kehrte er als

Konstrukteur zu Stemmann zurück. Zuletzt war Grunwald ziemlich genau 15 Jahre Geschäftsführer der Stemmann Technik GmbH und baute in dieser Zeit unter anderem den Firmensitz in Schüttorf neu auf. Auch die Übernahme des Unternehmens durch die Wabtec Corporation, zu der Stemmann seit 2014 gehört, begleitet Grunwald. Auch wenn bei seinem Abschied von Stemmann aufgrund der langen Verbundenheit ein bisschen Wehmut dabei war – der berufliche Wechsel von einem der weltweit führenden Hersteller von Komponenten und Systemen des Energie- und Datentransfers zu einem Maschinen- und Anlagenbauer unter anderem für die Automobil- und Textilindustrie dürfte Michael Grunwald

MichaelGrunwald

Foto:JörnMartens

leichtgefallen sein. Schon an der Verbandsarbeit hatte dem 60-Jährigen unter anderem besonders gefallen, Themen über den Tellerrand der eigenen Firma hinaus zu diskutieren, wie er in einem Gespräch mit unserer Redaktion meinte.

Bei Neuenhauser steht Grunwald jetzt vor neuen Herausforderungen. Es geht vor allem darum, das Wachstum der weltweit operierenden Gruppe nachhaltig sicherzustellen. „Eine international wettbewerbsfähige Industrie ist der Garant für sichere Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland“, so Grunwald im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Industrie-ist-Zukunft“ der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland- Grafschaft Bentheim und des Industriellen Arbeitgeberverbandes Osnabrück-Emsland (IAV). „Die Industrie ist der Motor, der uns die Lebens- und Arbeitsbedingungen stetig verbessert und die Arbeitsplätze generiert, die vielen Menschen ein selbstbestimmtes Leben in Würde ermöglichen.“

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

MACHER & MÄRKTE SPEZIAL

MACHER & MÄRKTE

AUTO & JOBS

2 GELD & GESCHÄFT

E D I TO R I A L

LEBEN & LEIDENSCHAFT

2 | Editorial

9 | Zulieferer

17 | Bauhaus

25 | Streaming

Berthold Hamelmann über E-Mobilität, CO2 und die Zukunft der Branche.

Zwei Unternehmen im Emsland stehen vor den gleichen Herausforderungen.

Wann sind Designklassiker eine gute Geldanlage?

Quakenbrücker Produzent hofft auf den nächsten großen Hit bei Netflix & Co.

3 | Interview

10 | Dienstleister

18 | Börse

26 | Breitband

Big-Dutchman-Vorstand Bernd Meerpohl über den Marktführer aus Vechta.

Drei Standorte in der Region stehen vor dem Aus.

Chefvolkswirte geben eine Prognose für das Börsenjahr 2020 ab.

Wie eine Gemeinde in der Grafschaft selbst für schnelles Internet sorgt.

4/5 | 5 Fragen

11 | E-Mobilität

19 | Rechnung

27 | Rapsöl

Die drei neuen Landräte über Wirtschaft und Verkehr in ihren Landkreisen.

KS Gleitlager will sich breiter aufstellen und sieht Zukunft im E-Antrieb.

Was der Unternehmer tun sollte, wenn der Kunde nicht zahlt.

Wie die Teutoburger Ölmühle den Markt weiter beleben will.

6 | Landtechnik

12/13 | Wirtschaftstalk

20/21 | Niederlande

28/29 | Weinanbau

HAWE-Wester hat sich auf Transportfahrzeuge spezialisiert.

Hersteller und Zulieferer diskutieren über die Situation der Branche.

Die Zahl der Grenzpendler bleibt gering, das Potenzial ist da.

Landwirte entdecken neues wirtschaftliches Standbein für sich.

7 | Katar

14 | Uni Osnabrück

22 | Unternehmen

Unternehmen aus der Region nutzen Chancen im Wüstenstaat.

Können autonom fahrende Autos moralische Entscheidungen treffen?

Das sind die umsatzstärksten Firmen in Norddeutschland.

8 | Technos

16 | Carsharing

23 | Anlagen

32 | Gesichter der Wirtschaft

Netzwerk setzt unter anderem auf gemeinsame Grundlagenforschung.

Nach Osnabrück und Wallenhorst gibt es auch in Bramsche bald ein Projekt.

Merck-Finck-Vorstand Matthias Schellenberg über Anlagen und Banken.

Von Auszeichnungen, Führungswechseln und Platz zum Experimentieren.

E-MOBILITÄT

Suche nach dem richtigen Weg VON BERTHOLD HAMELMANN

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Foto: Berthold Hamelmann

Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Agentur für Arbeit............................................5 Agravis...............................................................22 Agritechnica..................................................... 13 Amazon .............................................................25 Amazone ..............................................18, 22, 32 Amtsgericht Osnabrück ................................10 Amtsgericht Uelzen........................................19 Apple........................................................... 23, 25 Assmann Büromöbelmarkt GmbH & Co. KG.............................................. 31 Audi..........................................................9, 11, 22 BASF ..................................................................22 Berentzen..........................................................22 Bergmann Maschinenbau GmbH & Co. KG................................................9 Big Dutchman ........................................ 1, 3, 22 Bioland Verband .............................................27 BMW..................................................................22 Boge ...................................................... 10, 12, 22 Bosch .................................................................22 BP .......................................................................22 Breitband Grafschaft Bentheim GmbH ....26 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ...................................... 30 Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ........................................ 28/29 Bundeskartellamt...........................................26 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ........................................... 14 Bundesministerium für Transport und Digitale Infrastruktur ........................... 15 Bundesregierung ..............................................2 Bundesverband Carsharing .........................16 Bundesverkehrsministerium .........................4 Bunte .................................................................22 Bünting ................................................ 20/21, 22 CAE Automotive .............................................10 Capital ...............................................................18 Carrefour ..........................................................22 Center of Automotive Management.............................................. 11, 16 Cewe .................................................................22 Christie‘s ............................................................17 Citroën.................................................................9 Claas.............................................................. 9, 10 CNPC..................................................................22 Commerzbank .................................................18 Continental ......................................................22 Coppenrath & Wiese .....................................22 CorneXion GmbH...........................................18 Creditreform....................................................19 Crif Bürgel........................................................19 CSR New Material Technologies GmbH................................ 12/13 Daimler ........................................................ 9, 22

DAK Gesundheit............................................ 30 Danish Crown .................................................22 Deka Bank ........................................................18 Deutsch-Niederländische Handelskammer .......................................20/21 Deutsche Bahn ..................................................4 Deutsche Bank ..................................................2 Deutsche Ethik Kommission ....................... 14 Deutsche Post ..................................................22 Deutsche Telekom ..........................................22 DS .........................................................................9 Dt. Milchkontor ..............................................22 Ehrlich Brothers .............................................25 Ems-Achse..................................................20/21 Ems-Dollart-Region .................................20/21 Emsland-Stärke...............................................22 EU-Kommission..............................................18 EUREGIO ..........................................4 20/21 32 Europäische Union......... 18, 25, 20/21, 28/29 Europäische Zentralbank .............................18 EWE ............................................................22, 26 Exor....................................................................22 Exxon Mobil.....................................................22 Eyecatcher Films.............................................25 Felix Schoeller .................................................22 Forsa ........................................................... 30, 31 Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ................................................18 GamesCom ....................................................... 14 Geogsmarienhütte Holding............................8 Glencore............................................................22 GMH Holding..................................................22 Goldbeck Nord ................................................32 Grisebach...........................................................17 H&R ...................................................................22 Hagebau............................................................22 Handwerkskammer Oldenburg ..................19 Handwerkskammer Osnabrück..................32 Hawe-Wester......................................................6 Hellmann..........................................................22 Heristo...............................................................22 Hochschule Osnabrück ...................................8 Hölscher Wasserbau ........................................ 7 Homann Feinkost ..........................................22 Hoyer Gruppe..................................................22 Iberica ...............................................................18 IG Metall......................................................11, 15 IHK für Ostfriesland und Papenburg........ 18 Ikea .....................................................................17 Industrie- und Handelskammer Niedersachsen ...........................................20/21 Industrie- und Handelskammer Osnabrück–Emsland– Grafschaft Bentheim..................1, 7, 20/21, 32 Industrieller Arbeitgeberverband Osnabrück–Emsland– Grafschaft Bentheim..................................1, 10

Industrieverband Büro und Arbeitswelt........................................ 30, 31 InnovationsCentrum Osnabrück................ 14 Institut für Vermögensaufbau.....................18 Johnson & Johnson........................................25 Karolinska Institut........................................ 30 KME.............................................................. 8, 22 Knoll ...................................................................17 Köster ................................................................22 Kreishandwerkschaft.....................................32 Kreisverwaltung Osnabrück ........................26 Krone .................................................................22 KS Gleitlager.....................................................11 Kynast Steel GmbH........................................18 Land Niedersachsen ........................... 4, 20/21 Landesbank Hessen-Thüringen ..................18 Landesbauernverband............................ 28/29 Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg................17 Landkreis Emsland ..........................................4 Landkreis Osnabrück ......................................5 M Plan GmbH .................................................10 McDonald‘s ........................................................3 McKinsey & Company...................................25 Mercedes......................................................12/13 Merck Finck .....................................................23 Molkerei Ammerland ....................................22 Muenet ..............................................................26 Netflix................................................................25 Neuenhauser Unternehmensgruppe............................1, 9, 22 Niedersachsenmetall ....................................... 1 Niedersachsenpark...........................................5 Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr..........................5 Niedersächsisches Landwirtschaftsministerium................ 28/29 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz.................................18 Nordland...........................................................22 Nordrhein-Westfälische Landesregierung.......................................20/21 NXP..............................................................20/21 Oost NL.......................................................20/21 Opel......................................................................9 Osnabrück-Halle.............................................32 Paracelsus-Kliniken........................................22 PayPal ................................................................23 Peugeot................................................................9 PHW-Gruppe ...................................................22 Piepenbrock .....................................................22 Planos ..................................................................5 Porsche................................................................9 Premium Aerotec ...........................................22 Q1 Energie .......................................................22 Quittenbaum.....................................................17

Rheinmetall ......................................................11 Röchling Engineering Plastics ....................22 Rossmann.........................................................22 Rothkötter-Gruppe.........................................22 Royal Dutch Shell ..........................................22 Salzgitter...........................................................22 Saudi Aramco ..................................................22 Schmitz Cargobull ............................................9 SD Automotive ................................................10 Siemens.............................................................22 Sinopec..............................................................22 Sonae Arauco...................................................22 Sparkasse..........................................................23 Spiekermann & CO AG..................................18 Sprehe................................................................22 Stadt Papenburg ...............................................4 Stadtteilauto GmbH.......................................16 Stadtwerke Bramsche....................................16 Stadtwerke Osnabrück.....................14, 22, 32 State Grid..........................................................22 Stattverkehr .....................................................16 Stemmann Technik GmbH............................. 1 Stolle..................................................................22 SWO-Netz .........................................................26 Technische Hochschule Aachen.............12/13 Technos ...............................................................8 Tecnolumen.......................................................17 Tecta....................................................................17 Telekom......................................................25, 26 Tesla ..............................................................12/13 Teutoburger Öhlmühle..................................27 Thonet ................................................................17 TMT ................................................................... 13 TOP Malermeister ..........................................32 Total ...................................................................22 Toyota ........................................................... 9, 22 TUI .....................................................................22 Union Investment...........................................18 Uniper................................................................22 United Labels ..................................................18 Universität Duisburg-Essen.........................16 Universität Essen............................................27 Universität Osnabrück .......................14 20/21 Vauxhall ..............................................................9 Vectron Systems..............................................18 Verband niedersächsischer Winzer..... 28/29 VW.............................................9 10 12/13 18 22 WabtecCorporation .......................................... 1 Waldhotel Lingen ...........................................32 Walmart ............................................................22 Wellergruppe ..................................................22 Wernsing...........................................................22 Wietmarscher Ambulanzund Sonderfahrzeug GmbH........................... 7 Windmöller & Hölscher................................32 ZF Friedrichshafen AG.............................12/13 Zhuzhou Times New Material Co. Ltd . 12/13

PERSONEN Almering, Christoph ................................20/21 Aßmann, Dirk.................................................. 31 Beilke, Gerd......................................................27 Bergmann, Hans-Hermann............................9 Böhkle, Peter......................................................8 Brandt, Marianne ............................................17 Bratzel, Stefan .................................................16 Bremer, Torsten..........................................12/13 Breuer, Marcel ..................................................17 Brinkmann, Gerd..................................... 28/29 Brinkmann, Jan ....................................... 28/29 Brüggemann, Jürgen .....................................16 Burgdorf, Marc-André.....................................4 Busch, Axel.......................................................10 Castagnet, Jean-Frédéric.................................8 de Witt, Jack ......................................................3 de Witt, Richard................................................3 Dohmen, Bejo..................................................25 Draghi, Mario ..................................................18 Dreyer, Bettina ................................................32 Dreyer, Christian ............................................18 Dudenhöffer, Ferdinand ...............................16 Duthweiler, Eduard................................. 28/29 Dzinie, Edin .....................................................25 Ehrhardt, Ulrich .............................................32 Eko Fresh..........................................................25 Fard....................................................................25 Farid Bang........................................................25 Farthmann, Fred.............................................10 Feitsma, Gabriele............................................26 Ferris MC..........................................................25 Fiedler, Ulrich...................................................17 Fietzek, Uwe ......................................................4 Freimüller, Andreas .......................................32 Frerichs, Jan.....................................................19 Gilgen, Bernd...................................................10 Goebel, Vera....................................................... 7 Grunwald, Michael........................................... 1 Gülker, Günter...........................................20/21 Hesse, Frank ..............................................20/21 Heyer, Folke ......................................................11 Hilling, Lea.......................................................16 Holdmann, Peter........................................12/13 Hollstein, Horst........................................ 28/29 Hölscher, Claudia ...........................................32 Hölscher, Heinz-Werner................................32 Hund, Hendrik............................................... 30 Jahns, Katrin......................................................8 Jungsthövel, Hermann....................................9 Kater, Ulrich ....................................................18 Kebschull, Anna................................................5 Kleine Ruse, Friedrich...................................26 Kollegah ............................................................25 Koonen, Herbert ...................................... 28/29 Köpnick, Gloria ................................................17

Köster, Malte.................................................... 18 Krämer, Jörg ....................................................18 Kuper, Werner ...................................................9 Lagarde, Christine.......................................... 18 Lambers, Christian...........................................9 Lange, Ernst Wilhelm....................................32 Löwer, Jörg.........................................................6 Lüerßen, Dirk ............................................20/21 Meerpohl, Bernd...........................................1, 3 Meerpohl, Josef.................................................3 Mero...................................................................25 Meyer, Christian....................................... 28/29 Muhle, Stefan...................................................32 Müller, Jorg.................................................12/13 Müller, Phillip............................................20/21 Müther, Laslo...................................................26 Nehrke, Gunnar ..............................................16 Nettels, Patrick................................................26 Ostendorf, Georg ............................................32 Otte-Kinast, Barbara...........................8, 28/29 Pipa, Gordon.................................................... 14 Plöger, Andreas ................................................. 7 Pohtabeln, Wilhem...........................................6 Pötter, Katharina ............................................32 Raß, Michael....................................................27 Röder, Tim.......................................................... 7 Rosen, Patrick..................................................32 Ruppert, Susann .............................................19 Sandhaus, Klaus..............................................16 Schein, Christian ............................................27 Schellenberg, Matthias..................................23 Scholte-Wassink, Jan .......................................9 Schönfeld, Alexandra.............................. 28/29 Schulte to Brinke, Albert ....................... 28/29 Schulte to Brinke, Markus..................... 28/29 Sinan-G .............................................................25 Soldanski, Stephan......................................... 15 Sprenger, Stefan..............................................16 Stamm, Rainer .................................................17 Traud, Getrud ..................................................18 Trump, Donald ................................................18 van der Rohe, Ludwig Mies ..........................17 von der Leyen, Ursula ...................................18 Voß, Thore........................................................10 Wagenfeld, Wilhelm........................................17 Wefels, Kalla ....................................................32 Weil, Stephan.........................................7, 28/29 Wester, Andre ....................................................6 Wester, Frank.....................................................6 Wester, Heinrich ...............................................6 Wester, Heinrich jr. ..........................................6 Wester, Hendrik ................................................6 Wester, Maria.....................................................6 Wilhelm, Jens ..................................................18 Wilmink, Günter.............................................26 Wobker, Hans-Günther ...................................8

ie Signale und Vorgaben aus der Politik sind eindeutig. Vollgas für Elektroautos – allein das hinkende Sprachbild weist auf die Komplexität des Themas hin. Sind E-Autos wirklich das Nonplusultra, wenn es um die Verringerung von CO2 im Straßenverkehr geht? Eine aktuelle Studie von Deutsche Bank Research gibt Zweiflern recht. Die E-Mobilität sei eine sehr teure Art der CO2-Vermeidung, die staatliche Förderung beim Kauf entsprechender Fahrzeuge nur ein weiteres Beispiel für den fehlenden Fokus auf kosteneffizienten Klimaschutz. Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Wenn Politik wirtschaftliche Rahmenbedingungen nachhaltig verändert und dabei das große Ganze aus den Augen verliert, nur einen Teilaspekt mit Macht forciert – geht es oft schief. Beispiel Biogas. Als regenerative Energie bejubelt, führte das Betreiben der Anlagen zu einem explosionsartigen Anbau von Maismonokulturen, um den enormen Bedarf zum Befeuern der Anlagen zu decken. Auslaugen des Bodens, Belastung des Grundwassers, Verarmung der Artenvielfalt... Noch frisch die Schockwellen, die der Niedergang der deutschen Windbranche auslöste, abzulesen an der plötzlichen Schieflage des Auricher Windkraftanlagenbauers Enercon, die auch durch die Energiepolitik der Bundesregierung verursacht wurde. Und jetzt die Fixierung auf E-Mobilität. Natürlich wird die Automobilindustrie Angebote machen, steigen auch deutsche Konzerne mit Macht ein, wollen dabei – was Motivation jedes wirtschaftlichen Handelns ist – kräftig verdienen. Bislang aber lieferte kein Autohersteller weltweit überzeugende wirtschaftliche Erfolgszahlen. Wie der Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie in diesem Marktsegment ausgeht, ist offen. Das Ziel ist klar. Doch mancher Weg wird sich als Sackgasse entpuppen.

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

MACHER & MÄRKTE

Name ein Stück weit Programm Marktführer Big Dutchman setzt mit Stallanlagen weltweit Maßstäbe

VON BERTHOLD HAMELMANN VECHTA Massentierhaltung, Lebensmittelproduktion, Umweltschutz, Tierwohl – vier brisante Themenfelder, die seit Jahren in Deutschland die öffentliche Diskussion bestimmen. In diesem Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie bewegt sich seit Jahrzehnten sehr erfolgreich „Big Dutchman“. Die Firma mit Stammsitz in Vechta sieht sich als Weltmarktführer bei innovativen Fütterungsanlagen, Stalleinrichtungen und Klimasystemen für die Haltung von Schweinen und Geflügel. Knapp eine Milliarde Euro lautet das Umsatzziel für das kommende Geschäftsjahr. Im Interview nimmt Vorstandsvorsitzender Bernd Meerpohl Stellung zur Firmenphilosophie, zum geschäftlichen Alltag in unterschiedlichen politischen Systemen und zur eigenen Motivation.

„Big“ mit fast einer Milliarde Umsatz, „Dutchman“ als Verweis auf die Wurzeln des Unternehmens – ist der Firmennamen so etwas wie Programm? Für unsere Kunden ist Big Dutchman definitiv Programm, weil sie gut verstehen, was wir sind, wer wir sind und das seit über 80 Jahren. Das gilt auch für unsere Herkunft. Die Holländer sind neben den Deutschen die treibende Kraft der Entwicklung unseres Unternehmens gewesen gemäß der Philosophie, man lernt nur von den Kunden.

Die gigantische Umsatzzahl von fast einer Milliarde Euro… …haben wir Ende September 2019 – bei uns endete da das letzte Geschäftsjahr – nicht ganz erreicht. 986 Millionen sind aber eine gute Zahl, mit der wir sehr zufrieden sind. Im internationalen Vergleich sind wir damit in unserer Branche die Nummer eins. Big Dutchman mit Stammsitz in Vechta ist weltweit unterwegs. Wo liegen zukünftig die stärksten Absatzmärkte? Deutschland ist doch ein sehr begrenzter Bereich... …wo wir noch etwa sechs Prozent Umsatz machen. Das ist eine übersichtliche Zahl. Aber Deutschland und Nordeuropa bleiben für uns ganz wichtige Märkte, weil diese Regionen Entwicklungstreiber sind. Die Landwirte hier sind schon Vordenker, Treiber auch der Entwicklung in Sachen Umweltschutz und Tierschutz. Da erhalten wir viele gute Ideen und Anstöße. Natürlich sind wir da auch ein Stück weit von der Gesellschaft und der Politik getrieben. Umsatzmäßig sehen wir aber die größten Wachstumspotenziale in China und Südostasien, dann in Indien, Südamerika, im Mittleren Osten und Afrika. Von Vechta also in die Welt? Nein, wir sind heute bereits in der Welt. In 174 der etwa 200 Staaten haben wir schon verkauft. Wir besitzen ein großes Netzwerk mit ständigen Vertretungen in 80 Ländern und sind damit international gut aufgestellt. Der Vatikan gehört aber nicht dazu…

HältBigDutchman in einem schwierigenMarktumfeldaufErfolgskurs:VorstandsvorsitzenderBernd Meerpohlistglobal unterwegs. Foto:Gert Westdörp

In welchen Größenordnungen sind Sie mit Ihren Anlagen unterwegs? Bei den Tierplätzen für Legehennen, unserem größten Bereich, bedienen wir Kunden, die haben 800 Hennen. Und da gibt es Farmen mit fünf Millionen Legehennen. In einem Stall sind das dann 450 000 Tiere. So etwas darf man in Deutschland eigentlich gar nicht sagen. Aber das sind Fakten und Größenordnungen, die benötigt werden, um Menschen in den Ballungsgebieten der Erde vernünftig ernähren zu können. Wer die Großstadt will, kommt ohne intensive Tierhaltung nicht aus. Bei einzelnen Großprojekten rechnen wir mit Umsatzvolumen von bis zu 100 Millionen Euro. Wohl doch eher fassungslose Gesichter in Teilen der Öffentlichkeit bei der Zahl von fünf Millionen Legehennen auf einer Farm?

MARKTFÜHRER BEI STALLANLAGEN FÜR GEFLÜGEL UND SCHWEINE

Weltweit acht Hauptniederlassungen mit Logistikzentren Weltweit setzen Hühner- und Schweinezüchter auf Stallanlagen von Big Dutchman. Der Umsatz der gesamten Gruppe betrug im Geschäftsjahr 2018/2019, das im September 2019 endete, 986 Millionen Euro. Angepeilt für die Zukunft ist die Schallgrenze von einer Milliarde. Acht regionale, weltweit verstreute Hauptniederlassungen mit Logistikzentren sowie 200 Agenturen bilden das Netzwerk des Bran-

Stallanlagefür Hühner

chenführers. Der Stammsitz liegt in Calveslage, einem Ortsteil der 33 000-EinwohnerStadt Vechta. Bernd Meerpohl führt als Vor-

Gründer Richard und Jack de Witt bestand im ersten System zur automatischen Fütterung von Hühnern, das 1938 in den USA Marktreife erlangte. 1985 dann das Management-Buy-out durch Josef Meerpohl und die rasante EntFoto: Big Dutchman wicklung zum Weltmarktführer in diesem standsvorsitzender die Marktsegment. Geschicke des Familien- Den höchsten Umsatz unternehmens, das mit 33 Prozent macht weltweit 3500 Mitarbei- Big Dutchman derzeit in ter beschäftigt. Die Idee Europa, davon 6 Prozent der Big-Dutchmanin Deutschland.

Ja, das ist so. In Deutschland gibt es aber nicht ansatzweise Baugenehmigungen für Anlagen dieser Größenordnung. Wenn jemand hierzulande heute einen Stall für 25 000 Legehennen genehmigt bekommt, sind meist schon rund drei Jahre harter Arbeit verstrichen. In anderen Ländern geht das deutlich kürzer und einfacher. Das kann man jedoch alles nur schwer vergleichen. Deutschland ist nun einmal bekannt für die vielen Regeln und Vorschriften. Weltweit spüren wir Veränderungen zu diesem Thema. Denn die Kunden lernen und verstehen, was etwa Abstände bedeuten, beschäftigen sich intensiv mit Fragen der Biosicherheit, der Abluft, der Behandlung und Verwertung von Kot oder Gülle. Und das ist gut so. Wir berücksichtigen dies bei der Entwicklung und Verbesserung unserer Produkte, um diese weltweit absetzen zu können. Dellen in der Vergangenheit bei den Umsatzzahlen von Big Dutchman weisen auf Änderungen der politischen Vorgaben bzw. Rahmenbedingungen zurück. Manchmal sind es politische, manchmal aber auch marktgegebene Veränderungen, etwa durch den Handel. In den USA gibt es beispielsweise kein gesetzliches Regelwerk, aber trotzdem wird dort auf alternative Legehennen-Haltung umgestellt. Große Konzerne wie McDonald’s haben sich das Ziel gesetzt, bis zu einem bestimmten Datum keine Eier aus Käfighaltung zu verwenden. Dies ist eine Folge gesellschaftlicher Veränderungen. Und da reagieren Sie unmittelbar? Ja natürlich. Eigentlich müssen wir uns täglich in jedem Land der Welt auf neue, unterschiedliche Situationen einstellen, das ist auch das Inter-

essante an unserem Geschäft. Gesellschaftliche und politische Vorgaben helfen uns aber eher, als dass sie uns schaden. Natürlich bringt das Effekte mit sich, mal geht der Umsatz tüchtig nach unten – mal aber auch deutlich nach oben. Deshalb bemühen wir uns, früh genug bei der politischen Willensbildung mit am Tisch zu sitzen. Um dann bei all den geäußerten Absichten und Wünschen klarzumachen, dass manches nicht umsetzbar ist – weil die Tiere da nicht mitspielen. Wir können nicht aus einer Gesetzesvorlage, die 750 Quadratzentimeter Käfigfläche für eine Legehenne vorsieht, plötzlich 500 Quadratzentimeter machen. Aber zu sagen, dass das Verhältnis zwischen Sitzstange und Futtertrog überhaupt nicht passt, zeigt unseren Ansatz.

politische Entscheidungen Zölle von 25 Prozent angekündigt werden, macht mir das schon große Sorgen. Was wir bis heute geschaffen haben, ist nun einmal das Ergebnis des Welthandels. Glücklicherweise haben wir in den vergangenen Jahren weltweit Logistikcenter gebaut und sind unabhängiger geworden. In Malaysia etwa kaufen wir schon heute etwa 70 Prozent unserer Produkte lokal ein, in China etwa 60 Prozent. Die Unterschiede bei den Zahlen erklären sich mit der verfügbaren Produktqualität. Da gehen wir keine Kompromisse ein. Stimmt die Qualität der benötigten Teile nicht, kaufen wir sie an anderer Stelle. Das Konzept hat hohe Investitionskosten mit sich gebracht, bewährt sich aber ungemein und hat uns viel gebracht.

Wie empfinden Sie die strengen Auflagen in Deutschland? Es wird einem Landwirt schnell unterstellt, dass er sich als Massentierhalter nicht um das Wohl der Tiere kümmert. Das interessiert ihn jedoch sehr wohl. Weil es sein Kapital ist. Wir haben keine Testställe, sondern entwickeln die Anlagen immer mit dem jeweiligen Kunden und bauen sie vor Ort zusammen. Und wenn da im Alltag, was zum Glück nicht oft passiert, vielleicht ein Spaltmaß nicht richtig passt und sich ein paar Tiere verletzen, da haben wir den Landwirt sofort am Telefon.

Wie sieht es in Deutschland mit Kritik an Big Dutchman, am Firmenzweck und der Unternehmensphilosophie aus? Kommen Kritiker, haben wir stets ein offenes Ohr und diskutieren alle Punkte. Das ist aber selten der Fall. Wir müssen dabei klarsehen, dass das deutsche System, das meines Erachtens zu weit in eine Richtung geht, nicht übertragbar ist. Bio etwa bedeutet nicht automatisch gesündere Hühner oder automatisch effektives Produzieren. Auf Dauer müssen wir auf der Welt zehn Milliarden Menschen ernähren. Das geht nicht mit extensiver Landwirtschaft. Da haben auch wir Deutsche eine politische Verpflichtung – die Quittung bekommen wir ansonsten irgendwann.

Also eher keine politischen Abhängigkeiten? Doch auch. Das kommt weltweit immer wieder vor. Der russische Markt ist gerade massiv eingebrochen. Wir hoffen, das mit Wachstum in anderen Märkten ausgleichen zu können. Wenn aber plötzlich irgendwo durch

Essen Sie eigentlich noch Fleisch? Ja. Und zwar gerne. Wie bei allen Dingen im Leben ist Maß halten der Grad der Vernunft.

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MACHER & MÄRKTE

MACHER & MÄRKTE

...Uwe Fietzek VON JONAS SCHÖNROCK Seit dem Sommer gibt es wieder Personenverkehr auf der Schiene in der Grafschaft zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus. Doch dabei soll es nicht bleiben. Wie ist der aktuelle Planungsstand bezüglich der Streckenverlängerung? Es soll ja von Neuenhaus weiter in die Niederlande und von Bad Bentheim aus in Richtung Gildehaus gehen. Im Frühjahr 2019 wurde durch die Bentheimer Eisenbahn die sogenannte Standardisierte Bewertung zur Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der Strecke Neuenhaus bis zur Grenze Deutschland/Niederlande in Auftrag gegeben. Der Abschluss wird Anfang 2020 erwartet. Bei einem positiven Ergebnis ist eine Reaktivierung dieser Strecke vorstellbar. Der Fokus der weiteren Reaktivierung des SPNV liegt aktuell zwar in Richtung Norden. Die wünschenswerte Verlängerung in Richtung Gildehaus bleibt jedoch auf unserer Agenda. Bereits im kommenden Jahr wird am Gleis der Bentheimer Eisenbahn (nördlich der DB-Gleise) ein zusätzlicher Bahnsteig errichtet. Dieser würde dann auch die Weiterfahrt nach Gildehaus ermöglichen. Ein Großteil der Industriegebiete in der Grafschaft ist verkehrstechnisch hervorragend an die Autobahnen angebunden (Schüttorf, Lohne, Gildehaus). In Uelsen ist der fehlende Autobahnanschluss ein Standortnachteil. Wie wollen Sie den Standort Uelsen stärken? Der Standort Grafschaft Bentheim lebt von seiner Vielfalt, das heißt nicht alle Kommunen müssen ihre Entwicklungsstrategie im Schwerpunkt auf klassische gewerbliche Entwicklung ausrichten. Der Entwicklungsschwerpunkt von Uelsen liegt im Bereich Naherholung, Woh-

nen und vor allem im Tourismus. Da hat Uelsen eine echte Kernkompetenz. Diese Stärke gilt es weiter zu profilieren. Ein in unmittelbarer Nähe fehlender Autobahnanschluss steht einer guten gewerblichen Entwicklung nicht prinzipiell entgegen. Wichtig ist, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Standort Grafschaft Bentheim insgesamt stimmig sind. Und so verläuft auch in Uelsen – wie im gesamten Landkreis – die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung am Arbeitsort sehr positiv (ein Plus von 11 Prozent seit 2010). Einige Unternehmen klagen über langsame Internetverbindungen und vor allem über schlechte Mobilfunkverbindungen. Wie geht es mit dem Breitbandausbau voran, und was können Sie bei der Verbesserung der Mobilfunkinfrastruktur bewirken? Zur Breitbandversorgung: Wir gehen die Versorgung der Grafschaft mit dem für die wirtschaftliche Entwicklung so wichtigen schnellen Internet unter der Zielsetzung einer leitungsgebundenen und flächendeckenden Glasfaserversorgung im gesamten Kreisgebiet an. Kommunen und kommunale Versorger haben sich zu einer gemeinsamen Breitbandgesellschaft zusammengeschlossen. Mit der breiten Förderung durch Bund und Land gehen die Ausbauarbeiten zügig voran. Zum Mobilfunk: Hier bestehen leider nur sehr beschränkte bzw. gar keine direkten Einflussmöglichkeiten durch den Landkreis. Es gibt – anders als beim Breitband – keine Rechtsgrundlage für eine materielle Einflussnahme durch den Landkreis. Die Wirtschaftsförderung befindet sich in einem engen Austausch mit dem Land und den Telekommunikationsunternehmen. Es gibt die feste

im kommendenJahr steht fest, ob es vom Bahnhof Neuenhaus aus weiter geht in Richtung Niederlande. Fotos: LudgerJungeblut,RainerMüller

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Zusage, dass die Technik aufgerüstet wird. Deutschland und die Niederlande sind hier im Grenzgebiet eng miteinander verbunden. Wo sehen Sie Ansatzpunkte, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich weiter zu optimieren? Eine bedeutende Klammer für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit unseren niederländischen aber auch nordrhein-westfälischen Nachbarn ist seit vielen Jahren die EUREGIO. Viele grenzüberschreitende Projekte sind unter ihrem Dach bereits angestoßen worden, dies selbstverständlich auch im wirtschaftlichen Bereich. Beispiele sind „Cross Border Talent – CBT“, in dem es um die Einbindung von Hochschulabsolventen diesseits und jenseits der Grenze in betriebliche Prozesse geht. Oder das Projekt „Grenzüberschreitendes Effizientes Produzieren – GEP“, welches Unternehmen aus der Metall-, Holz-, Kunststoffund Nahrungsmittelbranche bei der Verbesserung ihrer Produktionsprozesse unterstützt. Dieses Projekt wird aktuell mit dem Fokus „Digitalisierung“ fortgeführt. Natürlich profitiert die Grafschaft auch im grenzüberschreitenden Europark von den Investments aus dem Nachbarland. Die weitere Entwicklung des Europarks wird ein weiteres interessantes Feld der Zusammenarbeit sein. Ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Grafschaft ist die Landwirtschaft. Die Landwirte stehen vor großen Herausforderungen: Zu hohe Nitratbelastung der Böden und immer schärfere Umweltauflagen, die auch Grafschafter Landwirte zum Protest in Berlin veranlasst haben, Hofaufgaben oder mangelnder Respekt in der Bevölkerung. Was können Sie als Landrat unternehmen, um die heimische Landwirtschaft zu stärken? Als Landrat ist meine Handlungsmöglichkeit natürlich begrenzt. Gesetze und Verordnungen, die die Landwirte aktuell kritisieren, werden auf Bundes- und Landesebene gemacht. Ich sehe meine Aufgabe aber darin, einen Interessensausgleich hinzubekommen. Das direkte Gespräch mit- und nicht übereinander hat sich aus meiner Sicht bewährt. Die Landwirtschaft und der Landkreis haben sich zum Beispiel auch bei der Ausweisung von Naturund Landschaftsschutzgebieten intensiv ausgetauscht. Wir müssen klare Linien haben, wie wir z.B. mit der Neuregelung der roten Gebiete umgehen. Ich bin überzeugt, dass es der Landwirtschaft hilft, vor Ort eine praxisgerechte Lösung zu entwickeln. Dass die Landwirtschaft dazu bereit ist, zeigt auch das Nährstoffprojekt, in dem wir gemeinsam mit den Akteuren der Wasserwirtschaft die Landwirtschaft auf die Anforderungen des neuen Düngerechts vorbereiten.

... Anna Kebschull

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VON JEAN CHARLES FAYS UND MARCUS ALWES

Fragen an ... Sowohl im Landkreis Osnabrück als auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim weht ein neuer Wind im Kreishaus. Wie stehen die Landräte zu Fragen aus den Bereichen Wirtschaft und Verkehr? Wir haben nachgefragt.

... Marc-André Burgdorf VON HERMANN JOSEF MAMMES Im Emsland nimmt die Metallindustrie einen großen Raum ein. Nicht wenige Unternehmen sind Zulieferer der Automobilindustrie. Gibt es emsländische Firmen, die von der Krise betroffen sind, und wenn ja in welchem Umfang? Ja, es gibt emsländische Unternehmen, die erste Auswirkungen u. a. bedingt durch die Umstellung auf EMobilität spüren; beispielsweise geht die Auslastung bei einigen wenigen Betrieben zurück. Das ist das, was uns von den Unternehmen aktuell zurückgespiegelt wird und entspricht auch der bundesweiten Entwicklung. Die Bandbreite der Betroffenheit reicht von marginal bis stark. Die Trailer-Sparte bei Krone ist von den Absatzschwierigkeiten besonders betroffen. Stehen Sie im Kontakt zum Unternehmen, um diese Krise gemeinsam besser zu bewältigen. Wir stehen mit dem Unternehmen Krone in Kontakt und sind über maßgebliche Entwicklungen informiert. Die Unterstützung des Unternehmens wie der emsländischen Wirtschaft überhaupt kann aber aus-

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schließlich so funktionieren, dass wir die entsprechenden Rahmenbedingungen wie beispielsweise verkehrliche Infrastruktur, Wirtschaftsförderung und schnelles Internet schaffen. Der Betrieb selbst trifft die erforderlichen unternehmerischen Entscheidungen natürlich selbstständig. Papenburg ist die südlich gelegenste Seehafenstadt Deutschland. Die Seeschleuse ist somit das Nadelöhr. Sie muss dringend saniert werden. Wie sehen Zeitplan und Kostenrahmen aus? Die Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 20 Millionen Euro, von denen das Land Niedersachsen rund 8 Mio. Euro und der Landkreis Emsland etwa 6 Mio. tragen wird. Der Eigenanteil der Stadt Papenburg beläuft sich auf rund 6 Millionen Euro. Der Baubeginn ist für Anfang 2020 vorgesehen und die Fertigstellung in etwa für Mai 2022. Der Ausbau des Dortmund-EmsKanals und seiner fünf Schleusen an der Landesgrenze zwischen Lingen und Rheine schreitet voran. Wann wird das Großprojekt abgeschlossen sein, und welche Auswirkungen hat dies für die Schifffahrt?

DieplanerischeUmsetzungfürdenAusbauderE233istweitgehendabgeschlossen.

Nach einer Zeit der Planung, in der verschiedene Hindernisse überwunden werden mussten, ist mit dem ersten Rammschlag an der Schleuse Gleesen 2016 das Projekt offiziell gestartet. Die Bauarbeiten in Gleesen laufen planmäßig. Die Baugrube für die neue Schleuse ist ausgehoben. Im

nächsten Jahr beginnen die Bauarbeiten an den Standorten SpelleVenhaus und Rodde in NordrheinWestfalen. Obwohl in dem Projekt leider zeitliche Verzögerungen aufgetreten sind, ist mit dem jetzt laufenden Bau sichergestellt, dass die Durchgängigkeit der DEK-Nordstre-

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cke für das Großmotorgüterschiff im nächsten Jahrzehnt erreicht werden kann. Der vierspurige Ausbau der E 233 auf einer Länge von 83 Kilometern ist das größte Verkehrsprojekt in der Historie des Landkreises. Wie

realistisch ist die Umsetzung, und wann könnte die Trasse im besten Fall befahrbar sein? Die planerische Umsetzung ist bereits weitgehend abgeschlossen. Das Projekt ist im sogenannten „Vordringlichen Bedarf “ des Bundesverkehrswegeplans gelistet. Ich habe keinen Zweifel an der Realisierung des Ausbaus. Für alle acht Planungsabschnitte liegen mittlerweile, mit Ausnahme des Planungsabschnittes 2 für den Bereich von Meppen nach Haselünne, die Gesehen-Vermerke vom Bundesverkehrsministerium vor. Der Gesehen-Vermerk gilt als Zustimmung des Bundes zur Planung. Dieser bildet die Voraussetzung für den Feststellungsentwurf, in dem alle für die öffentlich-rechtliche Beurteilung im Planfeststellungsverfahren notwendigen Unterlagen zusammengestellt werden. Im Planungsabschnitt 1, der von der Autobahn 30 bis zum Kreuz mit der Bundesstraße 70 reicht, sind die Planungen Ende November mit den Behörden und Einwendern erörtert worden. Hier erwarte ich den ersten Planfeststellungsbeschluss für das Projekt. Ein genauer Zeitpunkt für den Beginn der Arbeiten und der Fertigstellung ist derzeit nicht zu benennen.

Die Planungen für den Bau der neuen, zusätzlichen A1-Anschlussstelle Rieste am Südtor des Gewerbe- und Industriegebietes Niedersachsenparks sind weit vorangeschritten. Unterstützen Sie dieses Vorhaben angesichts der Tatsache, dass ansonsten die benachbarte Autobahnausfahrt NeuenkirchenVörden für noch mehr Geld aufwendig umgestaltet werden müsste? Der Landkreis Osnabrück hat aufgrund der politischen Beschlüsse im Mai 2013 bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr den Antrag gestellt, die in seiner Baulast befindliche Kreisstraße 149 an die Bundesautobahn 1 anschließen zu können. Damit sind planerisch verschiedene Ziele verbunden. Dazu zählt unter anderem die Vermeidung der Überlastung der vorhandenen Anschlussstelle Neuenkirchen-Vörden im Zuge der Landesstraße 76 und infolgedessen eine aufwendige Ertüchtigung dieser Anlage; und eine Verlagerung der Verkehre im Bereich des Niedersachsenparks auf den nördlichen und südlichen Abschnitt der Kreisstraße 149 mit einhergehender Reduzierung der Verkehrsbelastung im nördlichen Bereich und somit positive Einflüsse auf die mittelfristige Straßenerhaltung. Neben diesen herkömmlichen Zielsetzungen der Verkehrslenkung müssen wir zukünftig auch immer stärker Strategien zur generellen Verkehrsreduzierung in den Fokus nehmen. So muss in der Regionalund auch Verkehrsplanung ein Umdenken stattfinden. Wie stark wird der Landkreis als Schulträger in den kommenden Jahren in die Berufsschulen investieren? Der Landkreis Osnabrück als Schulträger von vier berufsbildenden Schulen hat in den vergangenen Jahren erheblich in diese investiert und wird dies auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Alle Standorte sollen gestärkt und zukunftsfähig ausgerichtet werden. Die berufsbildenden Schulen verstehen sich als kooperative Kompetenzzentren für berufliche Bildung. Sie werden jährlich mit einem Schulbudget ausgestattet, das sie eigenverantwortlich einsetzen und somit Ausstattungsschwerpunkte setzen können. Darüber hinaus hat der Landkreis ein „Investitionsprogramm für die Jahre 2017 bis 2021“ mit einem Gesamtvolumen von 4,5 Millionen Euro aufgelegt. Hinzu kommt: Neben den bereits in den vergangenen Jahren geleisteten Investitionen für Digitalisierungsmaßnahmen in den kreiseigenen Schulen stehen ab dem Jahr 2019 bis zum Jahr 2023 für alle Schulen in Trägerschaft des Landkreises 6,8 Millionen Euro aus dem „Digitalpakt“ zur Verfügung. Der Landkreis Osnabrück wird über die Fördermittel hinaus

Kommt dieAnschlussstellezumGewerbeparkRieste?

eigene Mittel etwa für die Reinvestitionskosten zur Verfügung stellen. Wie wollen Sie die händeringend benötigten Fachkräfte in die Region Osnabrück holen? Zunächst einmal ist darauf hinzuweisen, dass trotz guter Arbeitsmarktlage und niedriger Arbeitslosenquote immer noch viele Menschen im Bezirk der Agentur für Arbeit Osnabrück arbeitslos sind und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dieses Potenzial darf bei allen Diskussionen um den Fachkräftemangel nicht vergessen werden. Beim Landkreis Osnabrück ist zudem seit Jahren das Fachkräftebüro im Geschäftsbereich Wirtschaft & Arbeit für unterschiedliche Maßnahmen zuständig, die im Zusammenhang mit Fachkräftebedarf initiiert und vorangetrieben wurden und werden. Die Entwicklung und Durchführung eines regionalen Arbeitsmarktmonitoring als Grundlage für weitergehende Schritte und Initiativen läuft ebenso wie die Akquirierung von Fachkräften aus dem Ausland wie etwa Spanien und seit Mitte dieses Jahres eine neue Kampagne. Auch wenn wir im Osnabrücker Land aktuell eine extrem niedrige Arbeitslosigkeit haben, so gibt es in weniger als zwei Autostunden Regionen, in denen das nicht so ist. Dort werden wir in den kommenden Monaten werben, um die so dringend benötigten Fachkräfte für unsere Region zu begeistern. Wie wollen Sie die Entwicklung der Landmaschinentechnik stärker fördern? In unserer Region haben viele meist inhabergeführten Unternehmen der

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Landtechnik ihren Sitz. Unter ihnen finden sich so manche Hidden Champions, die mit ihren Produkten Weltmarktführer sind. Für die Unternehmen der Region gilt es, auf den Gebieten Umwelt- und Klimaschutz, Ernährungssicherung bei steigender Weltbevölkerung und bei den enormen Entwicklungssprüngen durch den Einsatz digitaler Technologien bis hin zu künstlicher Intelligenz technologisch Schritt zu halten. Insbesondere durch eine interdisziplinäre und herstellerübergreifende Zusammenarbeit kann es gelingen, die hierfür vorhandenen Potenziale zu heben. Mit dem „Agro-Nordwest“, einem Experimentierfeld zur digitalen Transformation im landwirtschaftlichen Pflanzenbau, konnte sogar bereits ein beachtliches Förderprojekt in die Region geholt werden. Wie wollen Sie Park-&-ride-Parkplätze in der Region ausbauen, um die Innenstädte des Oberzentrums Osnabrück oder die Innenstädte der Mittelzentren im Landkreis besser erreichen zu können? Im Entwurf des 4. Nahverkehrsplans für Stadt und Landkreis Osnabrück ist vorgesehen, an der Errichtung von Mobilstationen zu arbeiten mit dem Ziel, den Umstieg von Individualverkehr auf ÖPNV und SPNV zu erleichtern. Der Landkreis unterstützt – auch durch die intensive Arbeit seiner Tochtergesellschaft Planos – die Vorbereitung einer (Re-) Aktivierung von Bahnhalten in BelmMitte, Vehrte und Alfhausen im Rahmen des Osnabrücker Bahn-Konzeptes. Auch hier spielt eine gute Umstiegsmöglichkeit vom Individualverkehr auf ÖPNV oder SPNV eine wichtige Rolle.

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

MACHER & MÄRKTE

Experten für die Logistik auf dem Acker HAWE-Wester hat sich mit Transportfahrzeugen einen Namen gemacht VON DANIEL GONZALEZ-TEPPER Die Ernte ist für Landwirte die wichtigste Zeit im Jahr. Sie entscheidet darüber, ob das Jahr ein Erfolg wird oder nicht. Gleichwohl ist das Zeitfenster, in dem die Ernte eingefahren werden kann, begrenzt. Deshalb ist eine perfekte Logistik auf dem Acker notwendig. Und da kommt HAWE-Wester aus Wippingen im Emsland ins Spiel. Das Maschinenbau-Unternehmen aus der 900 Einwohner großen Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Dörpen hat sich auf Transportfahrzeuge spezialisiert, die als Bindeglied zwischen der Erntemaschine auf dem Acker und dem Hof des Landwirtes dient. „Transportieren mit Leidenschaft“, lautet daher auch passend der Slogan, mit dem HAWE-Wester um Abnehmer für die sogenannten Überladewagen wirbt. Während das Grundprinzip immer gleich ist, nämlich der Transport von geernteten landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide, Mais, Kartoffeln oder Rüben von der Erntemaschine zu einem Lagerort, sind die Anforderungen von Erntegut zu Erntegut unterschiedlich. Rüben und Kartoffeln werden über Transportbänder befördert, gehäckselter Mais und Gras über ein Gebläse überladen, Getreide durch Förderschnecken transporWIPPINGEN

Begrenztin derGröße unddemFassungsvermögenwerdendieTransportfahrzeugevon HAWEWester eigentlichnur durchdie Straßenverkehrsordnung.

tiert. „Selbst in neun Meter hohe Silos, wenn der Kunde eine solche Sonderlösung wünscht“, verdeutlicht Jörg Löwer. Der Maschinenbau-Ingenieur ist in verantwortli-

cher Position in der Entwicklung und Konstruktion des Maschinenbau-Unternehmens tätig. Den Firmennamen führte Gründer Heinrich Wester im Jahr 1966 auf der

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ersten Messe von Agrarmaschinen in Köln ein, dort stellte er den Betrieb mit dem Namen HAWE vor, der durch die ausgesprochenen Anfangsbuchstaben des Gründers H.W. entstand. Weil auch die Erntemaschinen immer größer und leistungsfähiger wurden, stiegen auch die Anforderungen an die Transportfahrzeuge. „Als mein Vater vor 60 Jahren anfing, konnte ein Maishäcksler ein oder zwei Reihen Mais ernten. Heute sind es 14“, erklärt Heinrich Wester junior, der seit 1978 die zweite Generation im Unternehmen bildet. Und weil Zeit Geld ist bei der Ernte, schließlich kostet eine Betriebsstunde einer hochmodernen Erntemaschine deutlich mehr als damals, wurden auch moderne und große Transportfahrzeuge, wie sie HAWE-Wester produziert, mit der Zeit immer wichtiger. Bis zu 1200 Tonnen in der Stunde bei einem Fassungsvermögen von 50 Kubikmetern können die Fahrzeuge überladen und sorgen damit für eine größtmögliche Auslastung der Erntemaschine. Sie können dadurch ohne Unterbrechung im Einsatz bleiben. „Grenzen bei der Größe setzen uns eigentlich nur die Vorgaben der Straßenverkehrszulassungsordnung“, sagt Wester. Um die Überladefahrzeuge noch im Straßenverkehr befördern zu können, dürfen sie maximal zwölf Meter lang sein, drei Meter breit, vier Meter hoch und 33 Tonnen schwer. Das größte Überladefahrzeug für Silage fasst derzeit 60 Kubikmeter. Bisher wurden die Überladefahrzeuge überwiegend mit Reifen ausgerüstet. Bei empfindlichen oder stark durchfeuchteten Böden kann das aber zu Schäden und damit schlechterer Ernte in den Folgejahren führen. Als Alternative hat HAWE-Wester auf der Agritechnica zwei Neuentwicklungen vorgestellt: ein Wechselbrückensystem mit unterschiedlichsten Aufbauten, das mit einem Raupenfahrwerk angetrieben wird; außerdem ein TridemFahrwerk mit drei gelenkten Achsen. Diese sogenannte Hundeganglenkung ermöglicht schonenderes Kurven- und Seitwärtsfahren auf dem Acker. Die Teilnahme an der Fachmesse gilt seit 1966 als Pflicht bei dem Unternehmen aus Wippingen. Und auch bei den Überladefahrzeugen schreitet die Digitalisierung immer weiter voran, was ebenfalls Thema auf der weltgrößten Agrartechnik-Messe war. In Echtzeit er-

hält der Landwirt dadurch auf sein Smartphone oder dem Computer im Büro übermittelt, welche Menge auf welchem Flurstück geerntet wurde. So kann er beispielsweise Rückschlüsse auf den Dünger- oder Gülleeinsatz im Folgejahr ziehen, was dem Umweltschutz zugutekommt und das Portemonnaie schont. „Das Interesse bei der Agritechnica an allen Neuentwicklungen war groß“, stellt Maria Wester zufrieden fest, erste Bestellungen seien aus den Gesprächen bereits entstanden. Sie unterstützt ihren Bruder Heinrich

„Als mein Vater vor 60 Jahren anfing, konnte ein Maishäcksler ein oder zwei Reihen Mais ernten.“ Heinrich Wester junior, Geschäftsführer HEWE-Wester

Foto: HAWE-Wester

Wester junior als zweite Geschäftsführerin in der Leitung des Unternehmens. Mit Hendrik Wester im Einkauf und Andre Wester in der Arbeitsvorbereitung ist bereits die dritte Generation im Unternehmen eingebunden. Längst wird bei den Emsländern auch am Thema „precision farming“, also dem teilflächenspezifischen Ausbringen von Dung oder Dünger über GPS-gesteuerte Transportfahrzeuge (Universalstreuer) gearbeitet. „Das gesamte Thema automatisches Ausbringen ist in der Agrartechnik sehr weit fortgeschritten“, sagt Entwickler Wilhelm Pohlabeln. Vertrieben werden die Produkte aus dem Emsland in mehr als 30 Länder weltweit, überwiegend aber in Europa. „Kunden sind in der Regel Lohnunternehmer und Maschinenringe, aber auch einzelne Landwirte“, sagt Frank Wester, der Vertriebsleiter bei HAWE-Wester ist. Produziert wird fast ausschließlich im Hauptwerk in Wippingen. Die kleine Werkstatt, in der Heinrich Wester 1959 begann, gibt es immer noch. Dort ist der heute 86-Jährige noch ab und zu anzutreffen. In der direkten Umgebung dieser alten Werkstatt sind zahlreiche große Hallen und Büros entstanden. Weil der Verwaltungsaufwand steigt, unter anderem wegen zunehmenden länderspezifischen und europäischen gesetzlichen Vorgaben, und weil die Abteilung Konstruktion wachsen soll, ist eine Erweiterung des Verwaltungsgebäudes in Wippingen geplant. Insgesamt beschäftigt HAWEWester derzeit rund 65 Arbeitnehmer, davon 45 in der Produktion.

DreiGenerationenWester und leitendeAngestelltebeiHAWE-WesteraufeinemBild. Foto: DanielGonzalez-Tepper


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

MACHER & MÄRKTE

Wüstenstaat mit Potenzial VON NINA KALLMEIER Mit einer Arbeitslosenquote von 0,1 Prozent steht das Emirat Katar am Persischen Golf sogar noch besser da als die Landkreise Osnabrück, Emsland und die Grafschaft Bentheim. Und trotz dieser bereits sehr guten Voraussetzungen sehen Unternehmer aus der Region weiter gute Marktchancen in dem knapp 200 Kilometer langen und 90 Kilometer breiten Land mit seinen rund 2,8 Millionen Einwohnern. Das zeigte sich jüngst auf der Delegationsreise von Ministerpräsident Stephan Weil – nicht nur mit Blick auf die verarbeitende Industrie oder das Öl- und Gasgeschäft, das für Katar als weltweit größten Exporteur von Flüssiggas LNG eine große Rolle spielt, sondern auch im Bereich Dienstleistung. Steuerberaterin Vera Goebel war eine von rund 30 Unternehmern, die sich selbst einen Eindruck von Katar machen wollten – und mit guten Kontakten nach zwei Tagen im Land wieder nach Hause gefolgen sind. Laut Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim haben heute bereits 113 Unternehmen wirtschaftliche Beziehungen zu dem arabischen Land, drei von ihnen sind sogar mit einer eigenen Niederlassung oder Produktionsstätte in Katar vertreten. Dazu zählt auch Hölscher Wasserbau. Zusammen mit einem katarischen Geschäftspartner hat das Harener Unternehmen bereits 2013 ein Joint Venture gegründet, an dem beide zu gleichen Teilen beteiligt sind. „Es war kein strategischer Markteintritt, sondern chancengetrieben“, blickt Tim Röder, Leiter des Geschäftsbereichs International, zurück. Der heutige Partner hatte für die Produkte der Emsländer in Katar eine Chance gesehen. „Der Markt ist nicht sehr

Unternehmen aus der Region sind erfolgreich in Katar unterwegs

DOHA/HAREN/WIETMARSCHEN

In dennächstendreiJahren liefertdasGrafschafter UnternehmenWAS221 weitereAmbulanzfahrzeugenachKatar.

wichtig für uns, jedoch sind wir mit den Geschäftszahlen sehr zufrieden.“ Aufgebaut hat Hölscher Wasserbau das Gemeinschaftsunternehmen bis 2017 mit Experten aus Deutschland, um die Expertise nach Katar zu „exportieren“. „Inzwischen ist das Joint Venture gut aufgestellt. Know-how-Support wird derzeit nur noch aus der Ferne geleistet“, so Röder. Und wie steht es um die Arbeitsbedingungen, die in der Vergangenheit stark in der Kritik standen? „Ja, es gibt überall schwarze Schafe – auch in Katar. Die seriösen Firmen achten jedoch sehr darauf, die katarischen Arbeitsgesetze und Mindeststandards einzuhalten“, so seine Erfahrung. Und Katar gebe sich viel Mühe, die Standards zu gewährleisten.

Schon2013 hat dasHarenerUnternehmenHölscher Wasserbauin Katar einJointVenture gegründet. Die Emsländersind unteranderem Experten,wennes umdieReinigung vonBaustellenwasser geht. Foto:Hölscher Wasserbau

„Das Land hat es nicht verdient, von den internationalen Medien so schlecht gemacht zu werden“, ist Röder überzeugt. Nicht nur Hölscher Wasserbau sieht im Zuge der boomenden Bauwirtschaft in Katar Chancen, auch für die Wietmarscher Ambulanzund Sonderfahrzeug GmbH (WAS) sind die in der Grafschaft gefertigten Rettungswagen für die Golfregion eine Referenz, denn die Fahrzeuge sind hochwertig ausgestattet. Schon zum zweiten Mal ist eine Bestellung aus dem Emirat in der Grafschaft Bentheim eingegangen. Insgesamt 221 Ambulanzfahrzeuge wird WAS in den kommenden drei Jahren in den Wüstenstaat liefern. „Katar ist ein wichtiger Markt, aber mit nur knapp drei Millionen Einwohnern auch überschaubar und begrenzt, insbesondere durch die augenblickliche Isolierung des Landes“, sagt Geschäftsführer Andreas Plöger. Vor zwei Jahren hat Saudi-Arabien die Grenze dicht gemacht, sodass Katar, dass auf der angrenzenden Arabischen Halbinsel liegt, nur noch über den Seeoder Luftweg erreichbar ist. Auf die Sanktionen schaut auch Hölscher Wasserbau, auch wenn sie laut Tim Röder keine Auswirkung auf den Umsatz des Joint Ventures haben. „Produkte und Materialien von Lieferanten außerhalb Katars haben jedoch eine etwas längere Lieferzeit und sind etwas teurer als vor den Sanktionen“, sagt er.

Foto:WAS

Als Besonderheit des Marktes nennt Plöger vor allem das extreme Klima – aber auch die Auswirkungen der Wüste. „Es gibt in Katar viel Sand und Feinstaub, was allen Geräten erheblich zusetzt“, so der WAS-Geschäftsführer. Hinzu kommen die Bedingungen, unter denen die Fahrzeuge auf den Stadtstraßen wie in der Wüste Verletzte bergen. Ist unter diesen Bedingungen auch die neue E-Ambulanz ein Thema für Katar? Sonnenenergie gäbe es ja genug. „Die E-Ambulanz ist für viele der Emirate ein Thema. Eine besondere Herausforderung stellen jedoch die extremen Außentempe-

„Es war kein strategischer Markteintritt, sondern durch Chancen getrieben.“ Tim Röder, Bereichsleiter Hölscher Wasserbau

raturen dar, da somit ein sehr hoher Energieanteil für die Klimatisierung erforderlich ist“, erkärt Plöger. Das habe bei den heutigen Konzepten einen negativen Einfluss auf die Reichweite. „Hier gibt es noch keine ganzheitlichen Lösungen.“ Dennoch wird ein erstes Fahrzeug im kommenden Jahr in der Wüste zum Einsatz kommen – allerdings nicht in Katar, sondern im Luftlinie knapp 400 Kilometer entfernten Dubai. „Der Prototyp der WAS EAmbulanz wird 2020 auf der Weltausstellung in Dubai im Einsatz sein, um in einem Notfall die VVIPs zu transportieren“, erzählt Andreas

Plöger nicht ohne Stolz. Er sieht auch künftig gute Chancen für sein Unternehmen im Emirat Katar – allerdings „nicht mehr in 100erStückzahlen“, wie er sagt. Tim Röder geht davon aus, dass das Geschäft für die Emsländer auf der Arabischen Halbinsel weiter ausbaufähig ist. „Der Bedarf an Dienstleistungen für den Schutz des Grundwassers und der Umwelt, wie wir es anbieten, wird weiter stark wachsen, da die Einhaltung von Umweltgesetzen mehr und mehr verfolgt wird und die Projekte inzwischen auch Budgets für die entsprechenden Kosten vorhalten.“

ZUR SACHE

So ist die Wirtschaft mit Katar verbunden Der niedersächsisch-katarische Handel ist in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. So sind die Ausfuhren aus Niedersachsen von 2016 bis 2018 von 260 auf 53 Millionen Euro gesunken. Die Einfuhren aus Katar sind ebenfalls stark zurückgegangen und betragen nur noch

1,5 Millionen Euro. Einen großen Anteil an diesem Rückgang hat die politische Isolation des Emirats. Trotz der rückläufigen Zahlen sind die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Katar und Niedersachsen enger, als man denken mag. Unter anderem hält das Emirat über die Qatar Hol-

ding 17 Prozent am Volkswagenkonzern. Insgesamt ist Katar der drittgrößte Partner der deutschen Wirtschaft in der Golfregion. Mehr als 300 deutsche Unternehmen sind in Katar tätig. Das Emirat wiederum will zum größten arabischen Investor in Deutschland aufsteigen. nika

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

MACHER & MÄRKTE

Im Netzwerk gemeinsam forschen Technos nimmt additive Fertigung in den Fokus / Technologiecampus auf dem Gelände von KME errichtet VON NINA KALLMEIER Der Außenstehende sieht nur einen glühenden Punkt, der auf einer pulverigen Schicht eine Art Schachmuster nachzeichnet. Quadrat für Quadrat entsteht in Windeseile überall dort, wo der Punkt das Pulver berührt, die Zwischenräume bleiben unangetastet – bevor eine weitere Pulverschicht das Werk verdeckt und die Prozedur von vorne beginnt. Schicht für Schicht – in additiver Fertigung, wie das Verfahren genannt wird – entsteht so das vorgesehene Werkstück, das zuvor am Computer designt wurde. Ganz unterschiedliche, zum Teil hochkomplexe Formteile hat Katrin Jahns auf einem kleinen Tisch vor der Maschine aufgebaut. Diese ist Teil des neuen Technologiecampus, den KME in enger Anstimmung mit der Hochschule und im Rahmen des Unternehmensnetzwerks Technos aufbaut. „Technos will Unternehmen in der Region vernetzten“, beschreibt Jahns, die sowohl bei KME als auch an der Hochschule Osnabrück angestellt ist, das Ziel des Netzwerks. Der Technologiecampus ist ein Projekt von vielen, bei dem die mittlerweile 28 Mitgliedsunternehmen kooperieren. Eher durch Zufall stehe die Anlage zur additiven Fertigung auf dem Gelände von KME, sagt Hans-Günter Wobker, Leiter der TechnologieOSNABRÜCK

und Produktentwicklung des Osnabrücker Spezialisten für Kupferprodukte und Kupferlegierungen und gleichzeitig einer der Vorstände des Unternehmensnetzwerks. Der Technologiecampus umfasst auch eine Gasverdüsungsanlage, die vor allem zur Herstellung von Metallpulvern für die Forschungsprojekte eingesetzt wird, ebenso wie eine Laserstrahlschweißanlage. Seit Anfang 2019 sind die Anlagen in Betrieb und werden unter anderem im

„Jedes Unternehmen für sich könnte eine solche Forschung nicht betreiben.“ Jean-Frédéric Castagnet, Georgsmarienhütte Holding

Rahmen von Masterarbeiten an der Hochschule Osnabrück eingesetzt. Doch auch den Technos-Mitgliedsunternehmen steht der Technologiecampus für Forschung und Entwicklung offen. Auch wenn es um andere metallische Werkstoffe außer Kupfer geht. Das wiederum ist für die Georgsmarienhütte Holding interessant, die mit Stahl arbeitet. „Das Verfahren ist identisch, egal mit welchem Material gefertigt wird. Was wir hier auf dem Technologiecampus machen können, ist Grundlagenforschung“, sagt Technos-Vorstand Jean-Frédéric Castagnet, Leiter Operational Excellence der Georgsmarienhütte Holding. Auch bei der GMHütte Gruppe will man sich auf den Weg in Richtung additiver Fertigung machen. Entsprechend schätzt Castagnet den Austausch über Technos. „Wir müssen doch keine Fehler doppelt machen“, ist er pragmatisch. Auch für TechnosVorstand Peter Böhkle, Leiter Technologie und Innovation bei KME, gilt: Ein ganzes Stück des Weges könnten die Technos-Mitglieder beim Thema additive Fertigung gemeinsam gehen, bevor jeder auf seinen Pfad abbiegt. Die Zusammenarbeit der Mitgliedsunternehmen schätzt Castagnet. Sie stehe im Fokus des Netzwerks, darin sind sich auch Katrin Jahns und Hans-Günter Wobker einig. Und das außerhalb

DieAnlagezur additivenFertigung istTeildesTechnologiecampusauf dem Geländevon KME. Hierkönnen alleMitgliedsunternehmenanMaterialienforschen. Foto:Nina Kallmeier

jeglicher Wettbewerbssituation. „Wir konzentrieren uns auf Querschnittsthemen, die alle betreffen, um unter anderem die Entwicklung neuer Materialien und effizienter Prozesse zu fördern“, macht Castagnet deutlich. „Ein Fraunhofer Institut oder ähnliche Forschungseinrichtungen gibt es in der Region nicht“, ergänzt Wobker. Entsprechend müsse die Wirtschaft selbst aktiv werden und anpacken. „Und die additive Ferti-

gung ist ein Thema, das uns alle interessiert“, so Böhlke. Jedes Unternehmen für sich könnte eine solche Forschung, wie sie auf dem Technologiecampus möglich ist, nicht betreiben, ist sich Castagnet sicher. „Wir sind alle verhältnismäßig klein. Durch die Zusammenarbeit gewinnt jeder. Hier sind wir keine Konkurrenten“, betont der Technos-Vorstand. Jedes Mitgliedsunternehmen könne auf dem Technologiecampus zum Bei-

Regenerative Energieversorgung bei Gebäuden Energiekonzepte sind ein erster Schritt zur Festlegung der Energieversorgung von Gebäuden. Neue Systeme bleiben mind. 20 Jahre in Betrieb. In diesem Zeitraum muss aber die Energiewende gestaltet werden. Aus gesetzlicher Sicht dürfen noch fossile Brennstoffe eingesetzt werden. Mit jeder Baumaßnahme kommt es daher auf den Willen der Bauherren an, konsequent auf erneuerbare Energien zu setzen. Ein erster Schritt ist die Aufstellung eines Energiekonzeptes, welches Invest und Wirtschaftlichkeit erneuerbare und fossile Energieversorgungssysteme gegenüberstellt. energum erarbeitet seit mehr als 10 Jahren derartige Konzepte und begleitete Projekte von der frühen Phase bis weit über die Inbetriebnahme hinaus durch ein technisches Monitoring. Die Erfahrung zeigt, dass die Wirtschaftlichkeit von Systemen mit erneuerbarer Energien im Vergleich zu den Systemen auf fossiler Basis günstiger ist, aber höhere Investkosten anfallen. Dies ist z. B. bei Systemen mit Holz als Energieträger der Fall, da zusätzliche größere Speicher zu errichten sind. In Zeiten des Klimawandels erhält darüber hinaus die Gebäudekühlung eine steigende Bedeutung. Untersuchungen zeigen, dass der Anstieg der mittleren Außentemperatur sehr gut mit dem Anstieg der verkauften Klimaanlagen korreliert. Vor einigen Jahren noch undenkbar, sind derzeit sogar Kühlungen in Schulen kein Tabu mehr. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit sollten daher Anlagen zum Einsatz kommen,

die im Winter das Gebäude heizen und im Sommer kühlen, so dass nur ein geringer Zusatzinvest notwendig wird. Im von energum begleiteten Neubauprojekt der Wiehagen-Schule in Werne läuft zur Wärmeversorgung im Winter eine Luftwärmepumpe, welche im Sommer als Kältemaschine fungiert und eine Lüftungsanlage mit Kälte beliefert. Ein umfangreiches Gutachten von energum belegt, dass allein durch eine Zuluftkühlung selbst an heißen Tagen die Temperatur im Klassenraum bei ca. 27 °C gehalten werden kann. Ein Monitoring wird im kommenden Sommer zeigen, ob Theorie und Praxis gut übereinstimmen. Als Ergänzung zur Wärmepumpe ist eine Geothermie besonders gut geeignet. Messergebnisse von energum nach Fertigstellung derartiger Anlagen zeigen, dass selbst unter ungünstigen Bedingungen mit dem Einsatz von 1 kWh Pumpenstrom 15 kWh Kälte gefördert werden können (vgl. Abbildung 2).

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In der Oktoberausgabe stellte energum seine Kompetenz im Bereich des ressourcenschonenden Bauens vor. Am Beispiel des Rathauses im hessischen Korbach wurde erläutert, wie aus dem Abriss des alten Rathauses Baustoffe gewonnen und vor Ort im Neubau des Rathauses gleich wieder eingesetzt werden.

Abbildung 1: Neubau der Wiehagengrundschule Werne – Kühlung der Klassenräume (Gutachten energum)

Dieser Beitrag berichtet jetzt über die Erfahrungen von energum bei der Gestaltung der Energiewende im Gebäudebereich.

Abbildung 2: Vergleich Jahresarbeitszahlen für die Kälteerzeugung (gelb = Monitoring eines Geothermiefeldes durch energum, blau = Literaturangaben)

Aufbauend auf derartigen Erkenntnissen befindet sich derzeit das neueste Energiekonzept von energum beim Neubau der Hauptstelle der Sparkasse Bremen in der Umsetzung. Hier werden 59 Bohrpfähle auf 140 Metern Tiefe die Basis für eine ganzjährig regenerative Energieversorgung für Heizen und Kühlen legen (Abbildung 3). Mit der heutigen Erfahrung ist es wirtschaftlich möglich, bei Neubauten und Sanierungen im großen Umfang auf fossile Energien zu verzichten.

spiel eigene Pulvermischungen testen. „Die Maschine steht jedem offen“, betont Böhlke. Der Technologiecampus ist jedoch nur ein Beispiel dafür, wie die Technos-Mitglieder kooperieren. Insgesamt geht es dem Netzwerk darum, sich branchenübergreifend zu unterstützen. Auch in anderen Bereichen sehen die Verantwortlichen reichlich Potenzial – zum Beispiel beim Thema Digitalisierung.

Groner Allee 100 49479 Ibbenbüren T 05451 59 01-0 F 05451 59 01-120 Abbildung 3: Lebenszykluskosten (LCC) verschiedener Energieversorgungsvarianten

www.energum.de


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Zulieferer müssen sich breiter aufstellen Zwei Firmen, ähnliche Probleme: Unternehmen im Emsland wappnen sich gegen die Krise Umsätze bleiben in diesem Jahr in etwa stabil. Nicht jeder Arbeitsplatz konnte erhalten werden. Ziel: Abhängigkeit von der Automobilindustrie verringern. VON HERMANN JOSEF MAMMES MEPPEN/GEESTE Es sind verblüffende Parallelen, die sich zwischen zwei emsländischen Firmen abzeichnen: Beide sind Zulieferer der Automobilindustrie; beiden gelingt es bislang, mit ähnlichen Handlungsmustern die Krise der Branche zu meistern; das Zauberwort heißt bei beiden Unternehmen Diversität. Seit 1962 fertigt die Bergmann Maschinenbau GmbH & Co. KG Dumper, also Kipper, ebenso wie Bauteile für diverse große Marken der Automobilindustrie von Peugeot bis Porsche, von Achsenbauteilen bis zum Abgaskrümmer. Die Zweigleisigkeit wählten Firmeninhaber Hans-Hermann Bergmann und Geschäftsführer Hermann Jungsthövel schon vor vielen Jahren ganz bewusst. „Wir wollen das Unternehmen auf zwei großen Standbeinen aufstellen.“ Während die Kapazität als Automobilzulieferer zu besten Spitzenzeiten schon mal 90 Prozent betrug, überwiegt jetzt wieder die Dumperproduktion mit einem Verhältnis von 55 zu 45 Prozent. Am Firmenstandort im Meppener Industriegebiet befinden sich die Produktionsstätten jeweils an beiden Seiten der Essener Straße. Gerade erst wurden für beide Produktionsstränge neue Hallen errichtet. Dabei sind die Meppener immer auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. „Wir gehen mit unseren Spezialfahrzeugen in neue Märkte“, sagt Bergmann. So sind Dumper made in Meppen zusätzlich zu Europa auch in Neuseeland, Australien, den USA oder Kanada im Einsatz. Bergmann verlässt sich jedoch nicht nur auf seine Kipper. „Wir haben gerade eine neue Mähraupe entwickelt.“ Und auch in der E-Mobilität sind die Emsländer unterwegs. „Unter anderem für die Bauhöfe der Kommunen haben wir einen City-Transporter entwickelt.“ Der Prototyp ist gerade in der Erprobungsphase. Wenn es nach Hans-Hermann Bergmann geht, soll „der kleine Kompakte mit diversen Möglichkeiten“ ab Ende 2020 in vielen Städten und Gemeinden zum Einsatz kommen. Weit weniger sicher ist sich das Unternehmen, wenn es um die Automobilindustrie geht. Dort herrscht nach Ansicht von Hermann Jungsthövel „große Unsicherheit“. „Es ist nichts mehr planbar.“ Mal bestellten Kunden große Mengen, dann wieder über Wochen gar nichts. Auch die Vertragstreue sei leider längst nicht immer gegeben. „Der Zulieferer ist als schwächstes Glied in der Produktionskette oft der Leidtragende. Gerade in Bayern sieht es bei vielen kleinen Zulieferern ganz düster aus“, ergänzt Bergmann. Für ihn ist die Politik schuld an der Misere. „Wir sind gerade in

AbhängigkeitvoneinemHerstellerverringern:NeuenhauserMaschinenbaufertigtunter anderemfürSchmitzCargobull.

Deutschland dabei, unsere Schlüsselindustrie systematisch kaputt zu machen“, ergänzt Jungsthövel. Selbst bei den großen Herstellern herrsche eine große Unsicherheit. Es fehlten klare Vorgaben. Die Hersteller wüssten nicht, ob es sich überhaupt lohnt, Milliarden in die

„Der Zulieferer ist als schwächstes Glied in der Produktionskette oft der Leidtragende.“ Hans-Hermann Bergmann, Firmeninhaber Bergmann Maschinenbau GmbH & Co. KG

E-Mobilität zu investieren. Für Hans-Hermann Bergmann steht zudem die Wasserstofftechnik bereits in den Startlöchern. Dabei versucht das Unternehmen alles, um noch schneller und flexibler auf die Märkte reagieren zu können. „Wir qualifizieren gerade viele Mitarbeiter, damit sie noch universeller an unterschiedlichen Maschinen einsetzbar sind“, so Jungsthövel. Dabei haben die Meppener noch keinen einzigen ihrer 250 Beschäftigten entlassen. „Das soll auch so bleiben“, so die Firmenleitung. Bergmann habe den Vorteil, dass es mit mehreren Automobilmarken sogenannte Exklusivverträge besitze. „Diese Maschinenteile liefern nur wir.“ So wurde erst jüngst ein Vertrag mit PSA bis 2028 neu abgeschlossen. Zum französischen Automobilhersteller gehören die Marken Citroën, DS, Opel, Vauxhall und Peugeot. „Wir sind für bestimmte Komponenten der alleinige Lieferant für deren Transporter auf dem europäischen Markt“, so Bergmann. In der Folge errichten die Meppener gerade in einer Halle zusätzlich zwei Produktionsstränge nur für PSATeile. Niemand könne jedoch exakt vorhersagen, wie sich der Markt in den kommenden Jahren entwickle. Hinzu kommen Produktionen für andere Marken: Die Emsländer liefern auch Sicherheitsbauteile für Toyota, VW, AMG, Daimler oder Porsche. Ein Stück Emsland befindet sich zum Beispiel im VW T6 ebenso wie im Audi Q7 oder dem VW Touareg. Das Ziel, einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro zu erzielen, wird das Unternehmen in diesem Jahr

erreichen. Und auch für 2020 rechnen die Meppener mit einem „stabilen Ergebnis“. Das gilt auch für die Neuenhauser Maschinenbau GmbH. Trotz der Krise geht man in Dalum davon aus, das Umsatzniveau von 66 Millionen Euro aus dem Vorjahr zu erreichen. Für 2020 sei sogar eine „leichte“ Umsatzsteigerung denkbar, heißt es seitens der Geschäftsführung. Das Unternehmen hat sich den Satz „In jeder Krise liegt auch eine Chance“ auf die Fahnen geschrieben. Denn das Unternehmen hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Während die Emsländer früher fast ausschließlich für den deutschen Hersteller von Sattelaufliegern, Aufbauten und Anhängern Schmitz Cargobull Stirnwandpor-

Fotos: HermannJosepfMammes

tale, Rückwandportale, Oberflächenbeschichtungen und Metallbaugruppen produziert haben, ist die Produktionsstätte der Neuhauser Maschinenbau GmbH inzwischen sehr viel breiter aufgestellt. In einem Pressegespräch sagte Geschäftsbereichsleiter Christian Lambers: „Bis zur Wirtschaftskrise 2008/2009 waren wir zu 100 Prozent vom Trailerbau von Schmitz Cargobull abhängig.“ Wie Geschäftsbereichsleiter Werner Kuper ergänzte, traf damals die Krise die Neuenhauser NCAS deshalb sehr hart. „Dieses Mal sind wir nicht so stark betroffen.“ NCAS habe in den vergangenen Jahren neue Märkte erschlossen, zum Beispiel im Baumaschinenbereich. Weitere Branchen wie der Eisenbahnwaggonbau und die E-

Fokusaufanderen Fahrzeugen:Bergmann Maschinenbaudiversifiziert.

Mobilität könnten sogar noch folgen. Hier führe man „gute Verhandlungen“. Zu den neuen Kunden zählen zudem Firmen der Intralogistik zum Beispiel für den Staplerbau. Und dennoch, wenn Schmitz Cargobull weniger produziert, merken das die Emsländer noch heute:, aber nicht mehr unmittelbar. „Den Einbruch im Nutzfahrzeugsektor haben wir erst im dritten Quartal des Jahres zu spüren bekommen“, sagt Kuper. Im vierten Quartal hätten sich die Umsatzeinbußen jedoch dann richtig niedergeschlagen. Man spüre den Investitionsstau in der gesamten Automobilindustrie. Dies gelte auch für die Unternehmen im Nutzfahrzeugbereich. Es herrsche eine große Unsicherheit. In diesem Zusammenhang wünscht sich Kuper „klare Fahrpläne der Politik in Sachen EMobilität“. Sein Kollege Lambers monierte, dass „die Infrastruktur immer noch unzureichend“ sei. In Dalum arbeiteten in dem inhabergeführten Unternehmen bis vor Kurzem 280 Beschäftigte im Dreischichtbetrieb. „Sechs Mitarbeitern mussten wir betriebsbedingt kündigen.“ Viele Mitarbeiter habe man in andere Projekte eingegliedert. Auch für das kommende Jahr rechnet die Geschäftsbereichsleitung mit keinem Aufschwung in der Nutzfahrzeugbranche. Im Bereich der Landwirtschaft „gibt es hingegen eine Stagnation auf gutem Niveau“. Ein wichtiger Abnehmer ist Claas, einer der weltweit führenden Hersteller von Landmaschinen. Sogar eine „sehr gute Auftragslage“ verzeichnet NCAS in der Baumaschinenbranche. Lambers prophezeit, dass die Trendwende im Nutzfahrzeugbau frühestens 2021 kommen könnte. Aufgrund des Investitionsstaus könnte diese Sparte dann jedoch richtig durchstarten. Auch in der Krise sei man im engen Austausch mit Schmitz Cargobull. „Bei der Preisgestaltung stehen wir im direkten Kontakt“, sagt Kuper. Gerade in Krisenzeiten müsse man gemeinsam Potenziale am Markt generieren. Lambers und Kuper sehen 2020 insgesamt als „Konsolidierungsjahr mit neuen Herausforderungen“ an. So soll der Kundenstamm ausgebaut werden. Basis hierfür sind neue Zertifikate, diese seien unter anderem für den Sektor des Schienenverkehrs enorm wichtig. „So werden gerade zehn Mitarbeiter gezielt geschult“, sagt Lambers. Es sei der Firmenleitung mit NCAS-Generalmanager Jan Scholte-Wassink eine „Herzensangelegenheit“, die Mitarbeiter zu behalten.


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Die Einschläge sind da SD Automotive, CAE Automotive, M Plan: Die Krise in der Automobilindustrie fordert ihre ersten Opfer VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/BISSENDORF/

GEORGSMARIENHÜTTE Vor zwei Jah-

ren wurde CAE Automotive aus Osnabrück noch mit dem Innovationspreis Top100 ausgezeichnet, Ende Januar könnten bei dem Engineering-Dienstleister für die Automobilindustrie die Lichter ausgehen. Das Unternehmen, das unter anderem als Zulieferer für Boge, ZF, Volkswagen, Claas, Miele oder Daimler Projekte umgesetzt hat, ist der derzeitigen Flaute in der Automobilindustrie zum Opfer gefallen. Anfang November musste Geschäftsführer Fred Farthmann vorläufig Insolvenz anmelden. „Wenn man ein halbes Jahr lang Kurzarbeit macht, kein Geld verdient und die Aussichten nicht besser werden, bleibt einem keine andere Wahl“, sagt er resigniert. Als Entwicklungsdienstleister ist das Unternehmen CAE Automotive auf Aufträge aus der Automobilindustrie angewiesen. Laut Farthmann war das Osnabrücker Unternehmen unter anderem maßgeblich an der Entwicklung der Karosserie des neuen T-Roc Cabrio beteiligt, das seit Kurzem im VW-Werk der Stadt serienmäßig vom Band läuft. Doch diese Aufträge gab es zuletzt nicht mehr, die Branche verzeichnet bundesweit und weltweit Umsatzrückgänge. Dabei war der Osnabrücker Dienstleister mit seinen heute noch 31 Mitarbeitern und zwei Auszubildenden im vergangenen Jahr noch positiv eingestellt und hat sogar noch Mitarbeiter aufgebaut, wie Fred Farthmann erzählt. „Seit Frühjahr 2019 spüren wir bei uns den Auftragsrückgang.“ Der Fokus der Erstausrüster liege aktuell auf E-Mobilität und großen Volumen, für die größere Dienstleister beauftragt würden, schildert der Geschäftsführer die Situation und das Dilemma, in dem sein Unternehmen steckt. Denn die Stärke von CAE Automotive liege auf Derivatmodellen, also Abwandlungen von Grundmodellen wie Cabrioversionen. Als lokaler Anbieter mit nur einem Standort in Osnabrück liegt der Fokus zudem auf Aufträgen aus der Region – auch wenn das Unternehmen überregionale Kunden hat, wie Farthmann betont. Ob das CAE Automotive trotz vorläufiger Insolvenz eine Zukunft hat? Das ist offen. Aktuell läuft der Betrieb wie gewohnt, Gespräche mit Investoren und potenziellen Auftraggebern würden geführt, sagt Geschäftsführer Farthmann. Einen Lichtblick hat er: Der vorläufige Insolvenzverwalter sei optimistisch, dass es für den Osnabrücker Dienstleister auch nach dem 31. Januar 2020 weitergehe. „Wir sind nicht die ersten Opfer der Krise und werden nicht die letzten sein“, sagt

DieStärkevonCAE Automotiveliegt aufDerivatmodellen,alsoAbwandlungen vonGrundmodellenwie Cabrioversionen. Foto:JörnMartens

SchonAnfangdesJahres wurde bei SDAutomotivedervorläufigeInsolvenzantrag gestellt.ObesimkommendenJahrweitergeht,steht nochnichtfest.

Fred Farthmann nüchtern. Und das stimmt. Auch der Standort der M Plan Produktionstechnik GmbH in Bissendorf soll im kommenden Jahr aufgegeben werden. Das Unternehmen ist ein Ent-

„Wir sind nicht die ersten Opfer der Krise und werden auch nicht die letzten sein.“ Fred Farthmann, Geschäftsführer CAE Automotive

wicklungsdienstleister, dessen Schwerpunkt auf der Simulation, Konzeption und Konstruktion von Werkzeugen in der Blechformung liegt. Der Umsatz wird größtenteils aus der Erbringung von Entwicklungsdienstleistungen in Form von Werksverträgen und Auftragsentwicklungen generiert. Werden also weniger Fahrzeuge von den Herstellern produziert, wird auch die Arbeit für die M Plan Produktionstechnik weniger. Nicht betroffen sind die 28 Mitarbeiter der M Plan Modulare Planungs- und Konstruktionstechnik GmbH, die als Partner für die ganzheitliche Automobilentwicklung fungiert, betont Bernd Gilgen. Er ist einer von zwei Geschäftsführern der M Plan Produktionstechnik GmbH. Dass die Aufträge weniger werden, spürt Gilgen seit mehr als eineinhalb Jahren und zieht nun Konsequenzen: „Nachdem alle Bemühungen, diesem Trend entgegenzuwirken, erfolglos blieben, beschäftigen wir uns nun intensiv mit der Schließung dieses Unternehmens“, sagte er im Gespräch. „Wir sehen für unsere Dienstleistung am

Standort Bissendorf keine Zukunft. Wir befinden uns in einem globalen Wettbewerb. Und da liegen unsere Kosten einfach zu hoch“, beschreibt Gilgen ein Problem des Engineering-Dienstleisters. Hinzu komme: Es sei keine kurzfristige Auftragsdelle in der Automobilindustrie, die auf eine Verbesserung der Lage hoffen ließe. Geht es nach dem Unternehmen, soll die M Plan Produktionstechnik GmbH noch im ersten Quartal 2020 den Betrieb einstellen. Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung haben dazu bereits stattgefunden, so der Geschäftsführer. Sie werden in der zweiten Januarwoche fortgeführt. Betroffen sind von der Schließung rund 30 Mitarbeiter. „Leichtgefallen ist es uns nicht, die Schließung zu planen“, versichert Bernd Gilgen. Der Dritte im Bunde jener, die die Krise hier in der Region schon kalt erwischt hat, ist SD Automotive aus Georgsmarienhütte. Bereits Ende Januar hatte das Unternehmen, das international in den Bereichen Prototypen-, Modell- und Werkzeugbau ebenso wie im Karosseriebau tätig ist, einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Osnabrück gestellt, das Ende März eröffnet wurde. Seither sucht der Automobilzulieferer nach einem Investor – und nach neuen Aufträgen. Die Gläubigerversammlung hatte Mitte des Jahres entschieden, dass der Betrieb vorerst weiterläuft. Ob und wie es jedoch im neuen Jahr weitergeht, bleibt offen. Durch das Insolvenzverfahren hat das Unternehmen Zeit gewonnen, um eine mittelfristige Auslastung zu garantieren, die den derzeit noch rund 270 Beschäftigten eine Zukunft bietet – mehr als 100 Mitarbeiter wurden im Zuge der Auftragsdelle und Insolvenz bereits entlassen. Bislang gibt es viele Gespräche, aber keine Lösungen, auch wenn sich die Auftragslage zuletzt wieder verbessert und stabilisiert hat, wie Rechtsanwalt Thore Voß

bestätigte, der SD Automotive als Insolvenzverwalter unterstützt. Wie lange die Auftragsbücher jedoch genau gefüllt sind? Das steht noch nicht fest. Die Hoffnung auf einen Großauftrag noch in diesem Jahr bleibt. Denn auf Grundlage der Auftragssituation zum Jahresende wird über die mittelfristige Perspektive des GMHütter Unternehmens über den 31. Dezember 2019 hinaus entschieden. Und wie geht es weiter? Axel Busch, Hauptgeschäftsführer des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück-Emsland-Grafschaft

„Wir sehen für unsere Dienstleistung am Standort Bissendorf keine Zukunft.“ Bernd Gilgen, Geschäftsführer M Plan Produktionstechnik GmbH

Foto: Jörn Martens

Bentheim, ist pessimistisch: „Konjunkturell bewegen wir uns in einer schwierigen Phase, von der wir noch nicht genau wissen, wie lange sie andauern wird. In der Metallund Elektroindustrie ist aber derzeit ein Rezessionsszenario zu beobachten, das insbesondere die Automobilindustrie und ihre Zulieferer betrifft“, sagt er. Das Resultat: Die Fragen rund um das Thema Kurzarbeit nehmen in den Beratungen zu. „Falls die Auftrags- und Produktionsrückgänge sich verfestigen, brauchen wir wieder längere Bezugszeiten und auch eine Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge, um Personalabbau vermeiden zu können“, fordert er. Die Schwierigkeiten der Industrie kommen für Busch aus zwei unterschiedlichen Richtungen: zum einen aufrund eines konjunkturellen Abschwungs, „der nach rund zehn Jahren stabiler Wachstumsverhältnisse nicht unbedingt überrascht“. Und andererseits aufgrund der strukturellen Herausforderungen – von der Digitalisierung bis zum Klimaschutz. „Wir glauben, dass gerade die deutschen Industrieunternehmen intelligente und ressourceneffiziente Zukunftstechnologien entwickeln können – die Entwicklungen der Automobilindustrie im Bereich alternativer Antriebe und Kraftstoffe sind ein Teil davon. Aber es kann ja nicht nur darum gehen, den Diesel zu verdammen und E-Mobilität zu pushen, das ist zu kurz gegriffen.“ Für Busch braucht es intelligente Lösungen, sowohl für die Wirtschaftspolitik als auch für die Tarifpolitik der Sozialpartner. „Für die Tarifpartner gilt mit Blick auf die kommenden Tarifverhandlungen, dass Augenmaß gefragt ist. In der letzten Krise 2008/09 haben alle Player gezeigt, dass schwierige Situationen gemeinsam gemeistert werden können – dieses risikobewusste und lösungsorientierte Zusammenwirken brauchen wir auch jetzt.“


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Kurzarbeit bei KS Gleitlager in Papenburg fast überstanden Bislang setzt das Unternehmen voll auf den Verbrenner / Mutterkonzern sieht Elektromobilität als Chance für die Zukunft VON CHRISTOPH ASSIES PAPENBURG KS Gleitlager (Kolbenschmidt) ist ein Automobil-Zulieferer, der sich auf hochpräzise Lagerschalen – Gleitlager – spezialisiert hat. Sie sorgen dafür, dass Verbrennungsmotoren hohe Leistung bei weniger Verbrauch bringen. Mit derzeit 450 Angestellten produziert das Unternehmen unter anderem mehr als 100 Millionen Gleitlager im Jahr, die an Motorenwerke weltweit verschickt werden. Insgesamt werden in einem modernen Fahrzeug dem Unternehmen zufolge bis zu 70 Lager verbaut – vom Stoßdämpfer bis zur Sitzverstellung. Damit hängt der Erfolg des Unternehmens zwangsläufig neben dem Verbrennungsmotor auch an der Zahl der produzierten Fahrzeuge – und da sah es in diesem Jahr nicht rosig aus. Für die Papenburger hat das Konsequenzen. „Wir mussten in diesem Jahr angesichts des allgemeinen Marktrückgangs in der Automobilindustrie Kurzarbeit für vier von insgesamt 26 Abteilungen im Werk Papenburg anmelden“, sagt Folke Heyer, Sprecher von Rheinmetall, auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Papenburger sind Teil des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers mit Sitz in Düsseldorf. So traf es im April aufgrund des Rückgangs beim Verkauf von Dieselmotoren 80 Kolbenschmidt Mitarbeiter. Im Dezember werde Kurzarbeit allerdings nur noch in geringerem Umfang im Wesentlichen in zwei Bereichen der Fall sein, stellte Heyer in Aussicht. Durch den zeitweisen Einsatz von Mitarbeitern aus den betroffenen Bereichen in anderen Abteilungen sei es gelungen, den Anteil der Kurzarbeit vergleichsweise klein zu halten, so der Konzernsprecher. Zurzeit verhandelt der Konzern nach eigenen Angaben mit der IG Metall über einen Ergänzungstarifvertrag für die Beschäftigten, „der nach unseren Vorstellungen eine Bestandsgarantie für die Arbeitsplätze in Papenburg beinhalten wird“. Das Ergebnis der Verhandlungen ist Heyer zufolge allerdings noch offen. Anders als manch andere Unternehmen macht Heyer die Politik für die aktuellen Schwierigkeiten nicht verantwortlich. Von einem politisch gewollten Ende des Verbrennungsmotors durch das Förderprogramm Elektromobilität will er nichts wissen. „Wir sehen die Transformation hin zu elektri-

ImWerk Papenburg wirdeine moderneAnlagezurPolymerbeschichtungeingesetzt.

schen Antrieben durchaus als Chance für unser Unternehmen, zumal die Anforderungen an moderne Lager in künftigen Fahrzeugen immer weiter steigen werden. KS Gleitlager entwickelt hier die Komponenten für künftige Motorengenerationen“, so Heyer.

„Wir mussten in diesem Jahr Kurzarbeit für vier von 26 Abteilungen anmelden.“ Folke Heyer, Sprecher von Rheinmetall

NachderBeschichtungwerden dieHochleistungslager überprüft.

Das gelte gleichermaßen für den gesamten Konzern, der mittlerweile nach Angaben des Sprechers über ein Auftragsvolumen von rund einer Milliarde Euro im Bereich Elektromobilität verfüge. „Mittlerweile fertigen wir Aluminumgehäuse für die Elektromotoren des E-Golfs von Volkswagen in China, gießen in Neckarsulm die Hochvolt-Batteriewannen für den Audi e-tron, haben eine Architektur für Antrieb und Batterie für 48-Volt-Antriebe entwickelt und sehen der Markteinführung eines eigenen Elektroantriebes für Fahrräder entgegen“, zählt der Unternehmenssprecher die aktuellen Projekte des Konzerns insgesamt auf. Darüber hinaus seien moderne Motorenkonzepte mit deutlich höheren Anforderungen an die Motorenlager verbunden. „Das gilt beispielsweise in der Hybridisierung mit den häufigen Start-Stopp-Zyklen, aber auch für anderen Antriebsformen“, sagt Heyer. Auch für das Papenburger Werk sieht der Sprecher positiv in die Zukunft und kündigt neue Beschäftigungsfelder an. „KS Gleitlager ist im Prinzip zweigleisig unterwegs. Die großen Marktforschungsinstitute gehen davon aus, dass der Verbrennungsmotor noch auf absehbare Zeit das zentrale Antriebssystem auf der Welt bleiben wird. Hier gilt es also im Hinblick auf die zukünftige Motorentechnik weiterzuentwickeln und Marktpositionen auszubauen“, sagt Heyer. Parallel dazu setze sich der Konzern mit neuen Märkten und Einsatzfeldern außerhalb der Automobilindustrie auseinander, in denen man Entwicklungskompetenz und Fertigungs-Know-how einbringen könne. „Hier zeigen sich auch bereits Erfolge speziell für das Werk Papenburg, über die wir zu gegebener Zeit berichten werden.“ Man erweitere das Produktportfolio und erschließe neue Märkte außerhalb der Automobilindustrie. Neben der Fertigung von Gleitlagern ist in Papenburg bereits die größte Buntmetall-Stranggussgießerei in Europa angesiedelt. Das StranggussVerfahren dient zur Herstellung von Rohren, Stangen und Sonderprofilen. 1997 wurde die Gleitlagersparte der Kolbenschmidt AG in die KS Gleitlager GmbH umgewandelt. Zuvor übernahm Kolbenschmidt das frühere Unternehmen Höveler & Dieckhaus in Papenburg.

Fotos:KSGleitlager

Statistiken des Center of Automotive Management zufolge hat sich Deutschland mittlerweile zum größten Markt für Elektroautos in Europa entwickelt und damit Nor-

wegen überholt. Im ersten Halbjahr sind hierzulande 48 000 EFahrzeuge zugelassen worden. In Nordwegen waren es im selben Zeitraum nur 44 000. Weltweit

bleiben China mit 628 000 und die Vereinigten Staaten von Amerika mit 149 000 Zulassungen jedoch mit Abstand an der Spitze der Statistik.

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„Der Verbrenner lebt“ Wie steht es um Hersteller und Zulieferer? Antworten darauf lieferten VW-Standortchef Jörg Müller, ZF-Divisionsleiter Peter Holdmann und Boge-Chef Torsten Bremer

Elektromobilität spielt auch in Osnabrück eine Rolle. Auslastung der Zulieferer-Werke deutlich geringer als 2018. VON NINA KALLMEIER UND BERTHOLD HAMELMANN OSNABRÜCK Jeder zehnte Arbeitsplatz

in Osnabrück ist von der Herstellung, dem Handel oder der Reparatur von Kraftfahrzeugen abhängig – und die Branche steckt in der Krise. Welche Auswirkungen hat das auf Hersteller Volkswagen und Zulieferer wie die ZF Friedrichshafen AG oder Boge Rubber & Plastics in der Region? Darüber haben VW-Standortleiter Jörg Müller, ZF-Divisionschef Peter Holdmann und Boge-Chef Torsten Bremer beim Wirtschaftstalk diskutiert. Dabei wurde eines klar: Zulieferer sind vom Wandel deutlich stärker betroffen als der VWStandort Osnabrück. „Unser Unternehmen ist zukunftsfähig aufgestellt, und die Rendite geht in die richtige Richtung“, war Müller positiv gestimmt. Mit dem zum Segment Kompakt-SUV gehörenden T-Roc Cabrio, der seit Kurzem serienmäßig im Werk vom Band läuft, sieht er den Standort zukunftsorientiert aufgestellt. „Mit dem T-Roc Cabrioo haben wir auch zum ersten Mal ein Fahrzeug, das dem Standort eine gute und langfristige Perspektive gibt.“ Dass Müller mit Blick auf VW so optimistisch ist, freute Torsten Bremer, denn der VW-Konzern ist der größte Kunde der Boge-Gruppe mit der Zentrale in Damme. „Wenn unser größter Kunde gut unterwegs ist, hilft uns das natürlich auch.“ Abhängig vom Technologiewandel in der Antriebstechnologie ist Boge ebenso wenig wie ZF, beide Zulieferer sind im Bereich Fahrwerktechnik unterwegs. Und auch Jörg Müller gibt in dieser Hinsicht Entwarnung: „Es ist ja nicht so, als ob morgen alles umgestellt ist. Ich glaube, dass wir durch die Zweigleisigkeit – die konventionelle, hocheffiziente Technologie und gleichzeitig die E-Mobilität – absolut die richtige Richtung haben.“ Peter Holdmann gab jedoch auch zu bedenken: „Wenn allerdings weltweit die Volumina wegbrechen und Millionen weniger Autos gebaut werden, sind wir auch hier in Deutschland massiv betroffen.“ Haben die deutschen Automobilhersteller den Wandel der Antriebstechnologie also doch nicht verschlafen? „Die deutschen Hersteller setzen gerade zur richtigen Zeit auf Elektro“, ist Peter Holdmann überzeugt. Nämlich zu dem Zeitpunkt, in dem auch der

„Die deutschen Hersteller setzen gerade zur richtigen Zeit auf Elektro.“ Peter Holdmann, Leiter Multidivisionsstandort ZF in Dielingen

Foto:dpa/JanWoitas

Markt in diese Richtung geht. „Bisher hat noch keiner der Hersteller, die von Anfang an auf E-Mobilität gesetzt haben, einen Pfennig Geld verdient. Das Geld kommt trotz Krise aus dem konventionellen Antrieb. Somit waren die Hersteller gut gemanagt.“ Ähnlich sieht es Torsten Bremer. „Man muss sich auch die Frage der Machbarkeit im Ergebnis anschauen. Das Geld wurde und wird heute im Wesentlichen mit den Verbrennerfahrzeugen verdient.“ Unter anderem im Bereich der wenig klimafreundlichen SUV. „Ganz am Kunden vorbei kann man die Wende nicht hinbekommen.“ Und wettbewerbsfähig im Preis seien Elektrofahrzeuge bis heute nicht. Auch bei VW. „Ich würde mal sagen, bei einem Fahrzeug in der Golf-Größe fehlen immer noch einige tausend Euro, um wirklich das gleich Paket für den gleichen Preis für den Verbraucher anbieten zu können“, schätzt Bremer. Widersprochen hat Jörg Müller. Hat es deshalb so lange gedauert, bis sich Automobilhersteller auf Elektromobilität eingelassen haben? Mit dem Verbrennungsmotor habe die deutsche Industrie jahrzehntelang weltweit Benchmarks gesetzt, sagt Torsten Bremer. „Wenn man etwas besonders gut kann, lässt man das nicht gerne fallen“, lautet eine Erklärung des BogeChefs für den späten Einstieg in Elektromobilität. Wer nichts zu verteidigen habe, schwenke schneller um. Und auch wenn er chinesische Hersteller sowie die US-amerikanische Firma Tesla beim Thema E-Mobilität aktuell noch vorne sieht – „mit der nächsten Generation Fahrzeuge holt die deutsche Automobilindustrie mächtig auf“. Entsprechend ist die Elektromobilität für Bremer kein Schreckgespenst, das über Nacht die Automobilindustrie umkrempelt. „Der Markt mag zwar mittelfristig aufgrund von batterieelektrischen Fahrzeugen wachsen. Das Grundvolumen wird jedoch noch über Jahre aus dem konventionellen Antrieb kommen“, ist er überzeugt. Dem kann Jörg Müller nur zustimmen. „Der Verbrenner lebt, er ist weiterhin ein Zugpferd. Es gibt weltweit Regionen, in denen nicht elektrisch gefahren werden kann“, sagt der VWStandortchef. Die konventionelle Antriebstechnologie zu verteufeln bringe nichts. „Wenn ich an das T-Roc Cabrio denke, dann ist das alles andere als ,alte Verbrennertechnologie‘. Das sind hocheffiziente Motoren, die ständig weiterentwickelt werden“, betont der Osnabrücker Standort-Chef. „Und ich glaube, das ist in der Politik noch nicht richtig angekommen“, ergänzt Peter Holdmann – auch mit Blick auf den Diesel. „Moderne Diesel Euro 6D sind momentan sicherlich eine der attraktivsten und umweltschonendsten Maßnahmen, überhaupt Auto zu fahren.“ Was heißt dieser Zwiespalt nun für Hersteller und Zulieferer? Investiert wird im VW-Standort Osnabrück weiterhin in konventionelle Antriebe. Wobei: Auch an einem der kleinsten Werke im Konzern geht der Trend zur neuen Antriebstechnologie nicht spurlos vorbei, betont Jörg Müller. Schon 2013 habe man ein Hybridfahrzeug, den XL1, entwickelt und gebaut. „Der steht heute schon in unserem Automobilmuseum. Außerdem produzieren wir nicht nur die batterieelektrischen Ridesharing-Fahrzeuge Moia, sondern sind auch an der Entwicklung des konzernweiten ,Modularen E-AntriebsBaukastens‘ (MEB) beteiligt. Osnabrück spielt bei E-Mobilität durchaus eine Rolle“, betont Müller. Gleiches gilt für ZF, wie Peter Holdmann betont. „Zunächst sind wir als Zulieferer verpflichtet, technologisch offen zu sein. Und wir sind auch bei der reinen E-Mobilität von Anfang an da-

STECKBRIEF

Jörg Müller, Leiter VW-Standort Osnabrück

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icht ganz ein Jahr ist Jörg Müller jetzt für VW in Osnabrück. Zum 1. März hat Müller als Sprecher der Geschäftsführung und Geschäftsführer Technik der Volkswagen Osnabrück GmbH die Leitung des VolkswagenStandorts Osnabrück übernommen. Der Konzern war dem Diplomingenieur für Elektrotechnik nicht neu, seit 29 Jahren ist Müller bei VW. Bevor er an die Hase wechselte, war er Vorstand für Produktion und Logistik der Volkswagen Group China in Peking.

Foto:DavidEbener

Zu seinen verantwortlichen Funktionen zählen unter anderem ab 2002 die Werkleitung Braunschweig, ab 2005 Vorstand Operations bei Volkswagen do Brasil, ab 2007 zunächst Konzernbeauftragter Indien und President & Managing Director der Volkswagen India Pvt, bevor er 2013 zur Volkswagen Group China wechselte. Die Stärken des Osnabrücker Werks sieht Müller vor allem im Zusammenspiel der Geschäftsfelder Entwicklung, Metallgruppe und Fahrzeugbau.

STECKBRIEF

Peter Holdmann, Leiter ZF-Division Fahrwerktechnik

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ie weltweit aufgestellt Division PkwFahrwerktechnik der ZF Friedrichshafen AG, die aus Dielingen gesteuert wird, leitet Peter Holdmann seit Oktober 2018. Der gebürtige Duisburger absolvierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen den Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt Fahrzeugtechnik. Die Promotion erfolgte im Jahr 2000. Im selben Jahr trat Holdmann in den ZFKonzern ein.

Foto:DavidEbener

Nach unterschiedlichen Stationen im Bereich Fahrwerktechnik war Holdmann von 2008 bis 2015 für das Geschäftsfeld Achssysteme weltweit verantwortlich. Danach erfolgte mit der Akquisition von TRW Automotive durch ZF der Wechsel in die daraus entstandene Division Aktive und Passive Sicherheitstechnik in die USA, wo er für das Bremsen- und Lenkungsgeschäft verantwortlich war. Im vergangenen Jahr kehrte er an den Dümmer zurück.

STECKBRIEF

Torsten Bremer, Geschäftsführer Boge Elastmetall GmbH

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as Geschäftsfeld der heutigen Boge Gruppe kennt Torsten Bremer sehr gut. Schon bevor sich die ZF Friedrichshafen AG 2014 von dem Bereich „Gummi & Kunststoff“ trennte, leitete der Osnabrücker als Vorsitzender der Geschäftsführung die ZF Boge Elastmetall GmbH. Aus dieser Unit ist die heutige Boge Unternehmensgruppe hervorgegangen. Denn vor fünf Jahren veräußerte die ZF Friedrichshafen AG die Unternehmensfelder „Gummi

bei.“ Als Beispiel nennt er die Antriebsaggregate für den neuen Mercedes-Geländewagen, die im Schweinfurter Werk der Division produziert werden. Und dennoch: Spurlos vorbei gehen der Technologiewandel und die aktuelle Absatzdelle an den Zulieferern nicht. Die ersten Insolvenzen sind angemeldet – auch in der Region. „Ich glaube, dass es eine weitere Konsolidierung geben wird“, ist Peter Holdmann überzeugt. „Diejenigen, die

Foto:MichaelGründel

Mit konventionellem Antrieb jahrzehntelang Benchmarks gesetzt.

schon vor der Krise gerade über der Nulllinie waren, rutschen jetzt schneller ins Minus.“ So weit sei es bei ZF allerdings nicht – auch wenn die Werke am Dümmer weniger Umsatz verzeichnen als geplant und deutlich weniger als im Vorjahr. Das bedeute: Strukturen müssen angepasst werden. „Wir haben beispielsweise an keinem unserer Standorte mehr Leiharbeiter und nutzen Flexibilisierungsmaßnahmen wie den abbau von Zeitguthaben.

& Kunststoff“ an die chinesische Zhuzhou Times New Material Co., Ltd. Die Akquisition von Boge war die bis dahin größte chinesische Akquisition in der europäischen Automobilzulieferindustrie. Seither ist Bremer Chef der CSR New Material Technologies GmbH in Damme, der Holding aller zwölf Boge-Standorte weltweit. Außerdem leitet der promovierte Physiker als Geschäftsführer der Boge Elastmetall GmbH die operative Einheit Gruppe in Deutschland.

Wenn es so weitergeht, kann es sein, dass diese eher weicheren Personalmaßnahmen nicht ausreichen.“ Ähnlich ist die Situation bei Boge: „Wir hängen 1:1 am Abrufvolumen unserer OEMs“, so Torsten Bremer. Auch bei Boge gibt es keine Leiharbeiter mehr, Befristungen sind ausgelaufen, frei werdende Stellen werden momentan kaum nachbesetzt. „Dadurch haben wir in den letzten 15 Monaten 7 bis 8 Prozent der Belegschaft in

Deutschland sozialverträglich reduziert.“ Und trotzdem gibt es Kurzarbeit. „Das betrifft aber nur ausgewählte Segmente, nicht die ganze Fabrik.“ Auch bei Boge liegen weltweit laut Bremer bis auf zwei Werke alle unter der Auslastung des Vorjahres. Sind alle Zulieferer gleichermaßen betroffen? „Man muss unterscheiden zwischen regionalen und global vernetzten Zulieferern“, ergänzt Torsten Bremer. Die Boge-Gruppe sei zum

„Wir denken nicht im Krisenmodus, ganz im Gegenteil.“ Jörg Müller, Standortleiter VW Osnabrück

Glück global aufgestellt und zudem kein technischer Dienstleister. Für Letztere sieht Bremer die Lage besonders düster. „Die werden weniger beauftragt, wenn es eng wird.“ Der Grund: Hersteller ziehen Arbeit zurück ins eigene Werk, um die eigenen Mitarbeiter auszulasten. Und an der Kostenstruktur wird geschraubt. „Der Treck zieht weiter in Richtung Osten“, sagt Bremer. „Die Schere zwischen den Lohnkosten hier in Deutschland und denen in anderen Ländern in Richtung Osten wird nicht kleiner, sondern größer. Da ist es schwierig, bei Produkten, die austauschbar sind, aus Deutschland wettbewerbsfähig anbieten zu können“, ergänzt Holdmann. Wie gefährdet sind da die Jobs in Osnabrück und Umgebung? Für den kleinen, rund 2400 Mitarbeiter starken VW-Standort Osnabrück gibt Jörg Müller Entwarnung. „Wir haben unsere Zukunftsausrichtung gefunden.“ Auch innerhalb des Konzerns sieht der Standortleiter Osnabrück nicht als gefährdet an. „Unsere Herausforderung war es, als auf Kleinserie spezialisierter Standort in einem Konzern, der auf Großserie ausgerichtet ist, seinen Platz zu finden. Und das ist uns gelungen.“ Was die Zusammenarbeit mit Zulieferern angeht, so setze VW trotz Hausfertigung von Fahrwerk, Getriebe und Motor schon lange auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem großen Zulieferernetz – und ein gemeinsames Wachstum. „Ich glaube, die OEMs brauche die Zulieferer im derzeitigen Technologiewandel mehr als in den letzten 50 bis 60 Jahren“, ist Torsten Bremer überzeugt. Eine Menge Know-how von Software bis Elektrifizierung liege nun einmal bei den Zulieferern. Und die Werke am Dümmer? ZF investiere weiter deutlich, auch in die Divisionsstandorte rund um den Dümmer, betont Peter Holdmann. Allerdings insbesondere in Produkte, die mit einem hohen Automatisierungsgrad gefertigt werden. Das hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter, die von der Standortschließung in Damme betroffen sind. „Die Situation gerade im Fahrzeugbereich in Damme ist nicht einfach. Wir werden keine Produkte an den Dümmer verlagern, von denen wir vorher schon wissen, dass wir mit ihnen kein Geld verdienen können“, so der Divisionsleiter nüchtern. „Wir werden aber alles daransetzen, so viel wie möglich von dem, was in Damme produziert wird, auch in Deutschland zu halten.“ Als obsolet sieht Holdmann die Dümmer-Standorte jedoch mitnichten. „Wir sind von hier aus verantwortlich für 50 Standorte weltweit. Deshalb werden die Zentrale und der Technologieschwerpunkt für Fahrwerktechnik auch weiterhin hier sein“, ist er überzeugt. Und die Rolle soll weiter ausgebaut werden, sodass die Standorte am Dümmer zu Leitwerken der Industrie 4.0 für die gesamte Fahrwerktechnik werden – ein Musterbeispiel für den Technologiewandel in der deutschen Automobilindustrie.

Und Boge? Laut Bremer profitieren die Gruppe und auch der Standort Damme von den Investitionen, die seit der Übernahme der chinesischen Muttergesellschaft TMT vor fünf Jahren getätigt wurden – sowohl in internationale Werke, was sich positiv auf die Kostenstruktur auswirkt, also auch in die Fertigung in Damme. Und der neue Eigentürmer bedeutet auch: mehr Freiheiten als vor der Herauslösung aus dem ZF-Konzern. „Wir können auch andere Märkte als die Schwingungstechnik für die Automobilindustrie bedienen“, so Bremer. Die Muttergesellschaft der Dammer gilt als weltweit größter Hersteller von Schienenfahrzeugen und Eisenbahnausrüstung. „Unser klares Langfristziel ist es, die heutige 98-prozentige Abhängigkeit vom Automobil – von Pkw über Busse bis hin zu Lastkraftwagen – auf unter 75 Prozent zu verringern. Dafür sind solche Marktauftritte wie auf der Agritechnica wichtig, damit man auch in anderen Branchen auf uns aufmerksam wird.“ Was den Automobilstandort Osnabrück und Umgebung angeht, so warnt Bremer davor, zu kleinteilig zu denken. „Wenn wir uns auf regionale Dinge beschränken, geht uns viel verloren. Deswegen befürworten wir eine Netzwerkstruktur für ganz Norddeutschland, die die Länder von SchleswigHolstein über Niedersachsen, Hamburg und Bremen mit einschließt“, so der Boge-Chef, der an dem Strategiedialog des Landes Niedersachsen teilnimmt. Ist das der Weg aus der Krise? Davon will Jörg Müller gar nichts wissen. „Wenn ich an unseren Standort denke, haben wir keine Krise. Wir haben ein neues und attraktives Produkt, und darauf konzentrieren wir uns. Wir denken nicht im Krisenmodus, ganz im Gegenteil.“ „Wir müssen da etwas anders denken“, gibt Peter Holdmann zu bedenken. „Wenn die Auslastung unserer Werke so weitergeht, dann brauchen wir Hilfen der Politik“, macht er deutlich. Das bedeutet für Holdmann: ein krisengesteuertes Kurzarbeitergeld und Unterstützung bei einer groß angelegten Qualifizierungsoffensive für Mitarbeiter in einfachen Tätigkeiten. Denn es sind andere Beschäftigte, die das Unternehmen in den nächsten Jahren brauche – mehr Ingenieure als Mitarbeiter an der Maschine in der Produktion. „Ich glaube, die Politik hat das, was wir täglich machen, in den letzten Jahren nicht gemacht – nämlich Risikomanagement“, ergänzt Torsten Bremer. Unter anderem an der Kostenschraube – vom Strom bis zu den Lohnnebenkosten – sei in den vergangenen Jahren zu stark in die falsche Richtung gedreht worden. „Man hat einfach über den Durst gelebt, und das holt einen in der Krise schneller ein, als einem lieb ist.“ Doch auch mit Blick auf die Hersteller hat Bremer Wünsche: zuverlässige Informationen über zu erwartende Bauzahlen. „Auch wenn ich weiß, dass das aktuell schwierig ist.“ Was sowohl Holdmann als auch Bremer ansprechen: einen engeren und offenen Dialog zwischen Hersteller und Zulieferer, um den Puls zu fühlen. „Dieser offene Dialog ist ganz wichtig, damit man weiß, welche Technologie sich in welche Richtung wie entwickelt, mit welchem Volumina“, so Holdmann. Daraus könnten auch neue Trends entstehen – von denen beide Seiten profitieren. Und welche Wünsche haben die Hersteller mit Blick auf ihre Zulieferer? „Dass sie uns beliefern“, so Müller. „Aber da mache ich mir keine Sorgen. Die Zulieferer, die wir haben, sind zuverlässig, die Partnerschaft läuft gut. Das wird auch weiterhin funktionieren“, ist der VW-Standort-Chef überzeugt.

Foto:dpa/JanWoitas


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

SPEZIAL AUTO & JOBS

Wenn das Auto selbst entscheidet Universität Osnabrück forscht, wie autonome Fahrzeuge moralische Entscheidungen treffen können VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK Es ist ein ungewohntes

Gefühl: Mit einer VR-Brille auf der Nase sitze ich auf einem Schreibtischstuhl und sehe nicht in die Weite des Raumes, sondern durch die Windschutzscheibe eines Autos auf eine fiktive Straßenlandschaft. Links neben mir ist der Platz leer und doch setzt sich das Fahrzeug nach kurzer Zeit in Bewegung. Eine Geschwindigkeit verrät der Blick auf das Armaturenbrett hinter dem Lenkrad nicht, als die Straßenzüge an mir vorbeiziehen. Gefühlt ist es jedoch deutlich schneller als die 15 km/h, mit denen der autonom fahrende Shuttlebus „Hubi“ der Stadtwerke am InnovationsCentrum Osnabrück (ICO) auf der 1,1 Kilometer langen Strecke seine Runden dreht Plötzlich wird gebremst, und von rechts läuft ein Fußgänger unvermittelt auf die Straße. Mit dem Vorgang zu tun hatte ich als Beifahrer nichts, ich konnte auch nicht eingreifen – zu bremsen und den Fußgänger vorbeizulassen hat das Auto selbst entschieden. Die Simulation ist Teil eines Forschungsprojekts des Instituts für Kognitionswissenschaft an der Universität Osnabrück. Sie beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit eine Maschine – wie ein autonom fahrendes Auto – künftig moralische Entscheidungen im Straßenverkehr fällen kann. Wird ein Fuß-

Wenn der Fahrerdie HändevomLenkradnimm:Kannein autonomfahrendesAutomoralischeEntscheidungenimStraßenverkehrtreffen?

gänger als Hindernis erkannt? Wird in einer ausweglosen Situation eher der Hund oder der ältere Mensch verschont? Das Kind oder der Erwachsene? Dieses moralische Dilemma hat in der Vergangenheit bundesweit für Diskussionen gesorgt und eine Debatte über Ethik

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des autonomen Fahrens ausgetreten. Die grundlegende Frage: Ist eine Maschine in der Lage abzuwägen und eine weitreichende Entscheidung zu treffen? Daran scheiden sich die Geister. Der Osnabrücker Institutsleiter Gordon Pipa hat dazu eine klare

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Foto:dpa/ChristianCharisius

Meinung und sagt: „Die Komplexität von Entscheidungen wird überbewertet.“ Einem Auto könne menschliches Entscheiden antrainiert werden. Das hat eine erste Studie des Instituts mithilfe virtueller Realität gezeigt. Die Ausgangssituation: Die Teilnehmer der Studie fuhren in der Simulation – selbst am Steuer – an einem nebeligen Tag durch die Straßen eines typischen Vororts. Im Laufe der Fahrt wurden sie mit unvermeidlichen und unerwarteten Dilemma-Situationen konfrontiert, bei denen Menschen, Tiere oder Objekte als Hindernisse auf den Fahrspuren standen. Um diesen auszuweichen, war eine moralische Abwägung notwendig. Anhand dieser reellen Reaktionen wurde ein mathematischer Algorithmus erstellt, den eine Maschine lernen und entsprechend danach handeln kann. Interessant für Pipa: Die Studie zeigt, dass das individuelle moralische Verhalten der Versuchsteilnehmer oft im Widerspruch zu ethischen Standards steht. Denn Entscheidungen werden nicht neutral gefällt, sie unterliegen einem Wertekorsett. „Neben dem Alter spielte unter anderem auch das Geschlecht der eventuell am Unfall beteiligten Personen eine Rolle“, so die Erfahrung Pipas. Und: Der moralische Kodex der Versuchsteilnehmer hing mit dem kulturellen Hintergrund

zusammen. „Westliche Probanden haben zum Beispiel eher das Leben eines Kindes als das eines Erwachsenen geschützt. Bei Menschen mit asiatischem Hintergrund war das genau andersherum.“ Insofern müsse künftig auch diese Frage beantwortet werden: „Wollen wir, dass eine Maschine menschlich reagiert – das kann sie lernen. Oder erwarten wir von ihr einen besseren Verhaltenskodex?“ Die Antwort der deutschen Ethik-Kommission in ihrem Bericht zum autonomen und vernetzten Fahren ist da eindeutig: „Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist die Qualifizierung nach per-

„Komplexität von Entscheidungen wird überbewertet.“ Gordon Pipa, Leiter Institut für Kognitionswissenschaft

sönlichen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, körperliche und geistige Konstitution strikt untersagt.“ Ist das realistisch? In diesem Zusammenhang ist für Gordon Pipa vor allem eines wichtig: Wenn die Maschine eine Entscheidung trifft, muss transparent nachzuvollziehen sein, anhand welcher Parameter sie abgewogen hat. „Der Prozess darf nicht zur Blackbox werden. Als Gesellschaft müssen wir die Kontrolle darüber behalten, nach welchen Kriterien eine Maschine Entscheidungen trifft“, betont der Institutsleiter. Erst dann könne eine Gesellschaft entscheiden, ob sie mit diesen Kriterien einverstanden ist. Denn es könne durchaus passieren, dass ein Algorithmus das richtige Ergebnis liefert, jedoch aus den falschen Gründen. Um das zu verdeutlichen, zieht Pipa eine amerikanische Studie zur Rückfälligkeit von Straftätern heran. Dabei stellte sich heraus, dass neben dem Milieu auch die Hautfarbe als Kriterium herangezogen wurde. „Der eigentliche Faktor hätte jedoch Armut sein müssen.“ Die Forscher wollten jedoch nicht nur wissen, wie ein Entscheidungsalgorithmus programmiert werden kann, sondern auch, wie der Mensch auf ein autonom fahrendes Auto reagiert. Mit einem Simulator – einem in der Mitte durchgeschnittenen ausrangierten Golf – waren die Verantwortlichen auf der MS Wissenschaft, einem Binnenfrachter, der seit Anfang der 2000er-Jahre regelmäßig als Mitmach-Ausstellungsschiff im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft genutzt wird. Dabei zeigte sich laut Pipa: Wird der „Beifahrer“ über die Situation und das „Handeln“ des Autos auf dem Laufenden gehalten, war die Akzeptanz, von einer Maschine durch die Straßen gelenkt zu werden, höher. Im kommenden Jahr geht es für die Forscher dann auf die GamesCom. „Das werden fünf ganz intensive Tage werden“, ist Pipa überzeugt. Abgeschlossen ist aber auch die Forschung für die Universität noch nicht: Unter anderem ist geplant mit EEG-Daten die Wirkung des autonomen Fahrens auf den Menschen zu untermauern. So wissenschaftlich ist „Hubi“ nicht unterwegs – auch wenn er auf dem Gelände der Stadtwerke seit Juni schon mehr als 1000 Fahrgäste chauffiert hat. Und: Ganz alleine entscheiden muss der kleine E-Bus im Ernstfall nicht. Ein eingewiesener Steward kann bei Bedarf manuell in den Betrieb eingreifen.

ZUR SACHE

Eine Frage der Ethik Das Bundesministerium für Transport und Digitale Infrastruktur hat 20 ethische Prinzipien zum autonomen Fahren formuliert. Dazu zählen: • Automatisiertes Fahren muss an erster Stelle die Sicherheit verbessern. • Der Schutz von Menschen steht an erster Stelle. Automatisierte Fahrzeuge sollten nur zugelassen werden, wenn sie im Vergleich zu menschlichen Fahrleistungen Schaden vermindern können. • Die Verantwortung, automatisiertes Fahren zuzulassen, obliegt der öffentlichen Hand. Fahrsysteme bedürfen deshalb der behördli-

chen Zulassung und Kontrolle. • Das automatisierte Fahren sollte Unfälle vermeiden. Die Technik muss so ausgelegt sein, dass kritische Situationen gar nicht erst entstehen – dazu gehören auch DilemmaSituationen. • In Gefahrensituationen besitzt der Schutz menschlichen Lebens höchste Priorität. Deshalb sollte ein autonomes Fahrzeug so programmiert werden, dass Tier- oder Sachschäden in Kauf zu nehmen sind, um Personenschäden zu vermeiden. • Dilemmatische Entscheidungen sind nicht normierbar und auch

nicht ethisch programmierbar. Ein menschlicher Fahrer würde sich zwar rechtswidrig verhalten, wenn er im Notstand einen Menschen tötet, um einen oder mehrere andere Menschen zu retten, aber er würde nicht notwendig schuldhaft handeln. Derartige Umstände lassen sich nicht ohne Weiteres in entsprechende Programmierungen umwandeln. • Eine vollständige Vernetzung und zentrale Steuerung sämtlicher Fahrzeuge im Kontext einer digitalen Verkehrsinfrastruktur ist ethisch bedenklich, wenn sie Risiken einer totalen Überwachung

der Verkehrsteilnehmer und der Manipulation nicht sicher ausschließen kann. • Es muss klar unterscheidbar sein, ob ein fahrerloses System genutzt wird oder ein Fahrer mit der Möglichkeit des „Overrulings“ Verantwortung behält. • Um eine zuverlässige Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu ermöglichen, müssen sich die Systeme stärker dem Kommunikationsverhalten des Menschen anpassen und nicht umgekehrt. • (Selbst)lernende Systeme können ethisch erlaubt sein, wenn sie Sicherheitsgewinne erzielen.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

SPEZIAL AUTO & JOBS

IG Metall: Gefahr der Arbeitsplatzverlagerung groß Laut Transformationsatlas hat jeder zweite Betrieb einen maximalen Planungshorizont von ein bis zwei Jahren VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK Die Industrie schwächelt, erste Arbeitsplätze bei Automobilzulieferern in der Region werden abgebaut – wie sieht das die Gewerkschaft? Ein Gespräch mit Stephan Soldanski, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück.

Herr Soldanski, die Automobilindustrie bundesweit vermeldet einen Stellenabbau nach dem nächsten. Wie ist die Stimmung unter den Mitarbeitern, die Sie als IG Metall vertreten, aktuell? Ich würde die Stimmung als angespannt bezeichnen. Nahezu täglich werden neue Sparprogramme und Stellenstreichungen bekannt – häufig unter dem Deckmantel des technologischen Wandels. Dieses trägt zur großen Verunsicherung bei. Auch in unserem Organisationsbereich erleben wir, dass vielfach Leih- und Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigte aus den Betrieben verschwunden sind. In einigen Betrieben wird bereits Kurzarbeit gemacht, in anderen wenden wir Instrumente aus dem Werkzeugkasten der Tarifverträge an und tragen somit zur Beschäftigungssicherung bei. Es gibt allerdings auch noch viele Betriebe, bei denen es vollkommen normal läuft, und auch diejenigen, die weiterhin Mehrarbeit und Wochenendarbeit leisten.

Die ersten Unternehmen haben Leiharbeiter abgebaut. Was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Zunächst ist es eine Schande, dass Arbeitgeber Belegschaften in Stamm- und Randbelegschaften unterteilen, sie zum Beispiel unterschiedlich bezahlen und somit sozialen Unfrieden stiften. Ob der regionale Arbeitsmarkt weiterhin stark genug ist, alle wieder in Arbeit zu bringen, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Bisher ist es zumindestens statistisch ganz gut gelungen. Wenn jetzt noch andere Branchen schwächeln, wird es schwer sein, dieses zu schaffen. Vermittlung in gute und sichere Arbeit muss dabei natürlich im Vordergrund stehen. Wie robust ist die Region aus Ihrer Sicht in Sachen Automobil- und Zulieferindustrie aufgestellt? Hier sehen wir als IG Metall noch erheblichen Handlungsbedarf! Mithilfe unseres „Transformationsatlas“ haben wir in mehr als 2000 Betriebe genau hineingeleuchtet und nach dem Stand der Transformation gefragt. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass jeder zweite Betrieb einen maximalen Planungshorizont für die nächsten ein bis zwei Jahre hat. Also nicht gerade beruhigend, wenn ich mir den Wandel anschaue, der vor uns liegt. Und unsere örtlichen Ergebnisse sehen da leider nicht viel besser aus. Letztendlich muss sich ein Unternehmer fragen,

schon die kleinste konjunkturelle Delle zur Verlagerung nutzen.

Stephan Soldanski. Foto: AndréHavergo

wo er in 2030 stehen will und ob sein heutiges Geschäftsmodell dann noch das richtige ist. Die Arbeitgeber sind in der Verantwortung, und alle Beschäftigten sind mitzunehmen. Wir drängen gerade in kleinen und mittelständischen Betrieben Arbeitgeber dazu, sich auf den Wandel einzustellen und rechtzeitig zu handeln, bevor die bisherigen Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren. Da gibt es aus unserer Sicht noch eine Menge zu tun. Ansonsten werden etliche Betriebe samt ihrer Beschäftigten den Wandel nicht überleben. Die Einschläge sind bereits da. Kann der Arbeitsmarkt die möglicherweise zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte aufnehmen? Die Anspannung nimmt jedenfalls zu. Wir haben es dabei ja mit verschiedenen Ursachen zu tun. Auf der

einen Seite erleben wir eine konjunkturelle Abkühlung nach über zehn Jahren Aufschwung. Das ist zunächst ein normaler Vorgang. Zudem kommen aber Risiken aus Handelsstreitigkeiten und dem EndlosThema Brexit, gepaart mit den hausgemachten Themen der Autoindustrie. Über alledem steht dann noch die Transformation, die auf ganz viele Arbeitsplätze Auswirkungen haben wird. Da mache ich mir schon Sorgen. Wir müssen dafür sorgen, dass die neuen Arbeitsplätze im Zuge der Elektromobilität dort entstehen, wo alte Arbeitsplätze wegfallen. Das ist nicht gottgegeben. Wir sehen gerade bei Zulieferern leider schon die Neigung, neue Arbeitsplätze in Richtung Osteuropa zu verlagern. Das macht die Probleme deutlich gravierender. Ich halte es ehrlich gesagt für einen Skandal, wenn Unternehmen

Mit all den Unsicherheiten im Hintergrund: Inwieweit herrscht in Branchen wie der Auto- oder auch der Stahlindustrie dann eine große Sehnsucht der Belegschaften, dass alles so bleiben soll, wie es ist? Wer, wenn nicht die deutsche Industrie, könnte den Beweis antreten, dass Klimaschutz, Wachstum und Beschäftigung keine Gegensätze sind? Wir müssen durch Innovationen für die Menschen Brücken bauen in eine Arbeitswelt ohne CO2-Ausstoß. Das ist anstrengend, aber alternativlos. Niemand kann seriös versprechen, dass alles beim Alten bleibt. Aber Politik und Unternehmen können dafür sorgen, dass die Beschäftigten Veränderung mit Hoffnung und nicht mit Angst verbinden. Und es ist unsere Aufgabe als Gewerkschaft, hier entsprechend in die Räder zu greifen. Das ist uns in der Gewerkschaftsgeschichte seit der Industrialisierung auch schon mehrmals erfolgreich gelungen. Wir dürfen dabei nicht den Fehler machen, über die Menschen zu reden, sondern müssen mit ihnen reden und alle Beschäftigten in die Zukunft mitnehmen. Aus unserer Sicht gehört dazu natürlich das Thema Mitbestimmung und ein Tarifvertrag zu guter Arbeit dazu. Was erwarten Sie von den Herstellerbetrieben und der Politik?

Damit die Transformation der Arbeitswelt fair, sozial und im Sinne einer nachhaltig ökologischen Zukunft der Industrie gelingt, brauchen wir bessere und neue Arbeitsmarktinstrumente zur Sicherung und zum Erhalt der Beschäftigung und zur Qualifizierung der Menschen. Das können zum Beispiel Verbesserungen im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes ebenso wie weiterführende Regelungen zu Kurzarbeit sein, unter anderem das sogenannte Transformationskurzarbeitergeld. Von den Arbeitgebern erwarte ich ein deutliches Bekenntnis zu den hiesigen Standorten in Form massiver Investitionen in neue Produkte, Geschäftsmodelle und die Qualifizierung der Beschäftigten. Wir brauchen dringend belastbare Zusagen zum Thema Beschäftigungssicherung. Krise bedeutet auch Verantwortung übernehmen und Zukunft gestalten und kann nur durch eine aktive Industrie- und Arbeitsmarktpolitik gelingen. Was bedeutet die Krise für die nächsten Tarifgespräche? Wir sind noch ganz am Anfang der Diskussion. Zusammen mit den Beschäftigten werden wir zeitnah in den Betrieben beraten, welche Forderung in die Zeit passt. Das kann neben einer Entgeltforderung zum Beipiel so etwas wie ein Baustein „FAIRWANDEL“ sein.

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

SPEZIAL AUTO & JOBS

Teilen liegt im Trend Auch in Bramsche startet in Kürze ein Carsharing-Projekt, nach drei Jahren wird Bilanz gezogen VON MARCUS ALWES Mehrere Privatpersonen oder Unternehmen nutzen ein und dasselbe Auto. Sie teilen es sich. Carsharing ist immer noch ein zartes Pflänzchen, aber es wächst in der Region an Ems und Hase offenbar kontinuierlich. In Osnabrück beispielsweise hat die Stadtteilauto GmbH – eine Stadtwerke-Tochter – inzwischen ihr 100. Fahrzeug angeschafft, und mehr als 3000 Kunden haben das Angebot genutzt. In Wallenhorst wird der kommunale Zuschussbedarf am Projekt seit vier Jahren immer geringer, und in Bramsche ist im Sommer 2020 der Einstieg ins Carsharing geplant. Kommt das in der Wirtschaft gut an? „Ich würde ein Angebot eines E-Carsharing in der City von Bramsche begrüßen und mich freuen, wenn viele Bramscher Dienstleistungsbetriebe dieses Angebot wahrnehmen“, sagt der städtische Wirtschaftsförderer, Klaus Sandhaus. Er wolle „gemeinsam mit den Stadtwerken hierzu die Unternehmen im Frühjahr 2020 informieren“. Die Stadtwerke in Bramsche haben erst vor wenigen Wochen beschlossen, ein Elektro-Auto von Volkswagen anzuschaffen, um schon bald ein Carsharing zu ermöglichen. Als Kooperationspartner fungiert dabei die Osnabrücker Stadtteilauto GmbH, die unter anderem für die notwendige UmrüsBRAMSCHE/OSNABRÜCK

Ob an festenStationen oderverteiltinZonen,in Osnabrückgibtesmittlerweile100FahrzeugezumTeilen.

tung des Wagens, den Einbau des entsprechenden Bordcomputers sowie die Bereitstellung der digitalen Buchungssysteme – zum Beispiel per App – sorgt. An einem festen Standort soll das E-Auto dann von den Kunden abgeholt und später wieder abgestellt

Positive Entw wicklung Immer mehr Kunden nutzen Stadtteilautos 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500

1994

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Quelle: Stadtteilauto GmbH · Illustration: Colourbox.de · Grafik: Matthias Michel

werden. Nach einer einmaligen Anmeldung und Registrierung ermöglichen eine Nutzerkarte oder das Handy den Zugang zum Wagen und zu dessen Bedienung. „Wir geben uns einen Zeitraum von drei Jahren“, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer in Bramsche, Jürgen

„Es sind auch immer mehr Unternehmen aus dem Stadtgebiet unter unseren Kunden.“ Lea Hilling, Stadtteilauto GmbH

Foto: GertWestdörp

Brüggemann. Anschließend werde der Aufsichtsrat Bilanz ziehen. „Wir werden dann sehen, ob so ein Vorhaben bei uns – also in einer eher ländlichen Region – geht“, so Brüggemann. Manche Experten glauben die Antwort auf diese Frage schon heute zu kennen. Das Car-Institut der Universität Duisburg-Essen um Ferdinand Dudenhöffer jedenfalls ist in seiner neuen Studie skeptisch. Carsharing-Angebote haben, so Dudenhöffer, wenig Erfolg. Der bundesweite Bestand von 20 200 Fahrzeugen entspreche einem Anteil von 0,04 Prozent aller Pkw. Unter den 2,46 Millionen Fahrberechtigten vermutet der Autoexperte viele Karteileichen, die ihre Mitgliedschaft nicht aktiv nutzen. Auch in den kommenden Jahren werde das persönlich nutzbare Auto seine Bedeutung behalten, sagt Dudenhöffer voraus. Der Bundesverband Carsharing kritisiert die Studie als „Polemik mit wissenschaftlichem Anstrich“. Carsharing sei seit Jahren ein

Wachstumsmarkt, sagt Verbandsgeschäftsführer Gunnar Nehrke. Bundesweit hätten nur drei Prozent der Einwohner über 16 Jahren überhaupt eine Carsharing-Möglichkeit, in Städten wie Hamburg und Berlin beteiligten sich aber bereits 16 Prozent. „Hier zeigen sich erste Anzeichen, dass Carsharing die Nische verlässt“, ist Nehrke überzeugt. Das könnte auch in das Bild passen, das Lea Hilling für die Stadtteilauto GmbH in Osnabrück sowie Stefan Sprenger für die Gemeinde Wallenhorst skizzieren. Beide beschreiben ein dauerhaftes Wachstum in kleinen Schritten. Die Zahl der Nutzer steige. Der jährliche Zuschussbedarf aus der Gemeindekasse, um die Finanzierungslücke beim Carsharing-Projekt zu schließen, nehme folglich ab, erläutert Sprenger. Die Wallenhorster bieten ihren Bürgern und Unternehmen seit Ende 2015 zwei Fahrzeuge an, die am Rathaus abgeholt und gebucht werden können. Auch die Gemeinde aus dem Speckgürtel von Osnabrück pflegt dabei die Zusammenarbeit mit den Stadtteilauto-Verantwortlichen. Insgesamt 100 Carsharing-Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder E-Antrieb seien unterdessen im Oberzentrum der Region an festen Stellplätzen, aber auch an flexiblen Punkten in sogenannten Zonen zu finden, sagt Lea Hilling. Vom Kleinwagen bis zum Kombi oder zum Van seien unterschiedlichste Autogrößen in Osnabrück dabei. „Nicht nur Privatpersonen nutzen das Carsharing, es sind auch immer mehr Unternehmen aus dem Stadtgebiet

unter unseren Kunden“, betont die Fachfrau. Die Leihgebühr setzt sich aus einem Grundbetrag und den dann jeweils zurückgelegten Kilometern zusammen. Hilling weist zudem darauf hin, dass nach Wallenhorst, den Emsland-Städten Meppen, Lingen und Papenburg beziehungsweise dem westfälischen Rheine – sowie neben Bramsche – in Kürze auch die Gemeinde Hasbergen in die Carsharing-Kooperation einsteigen wird. Ebenfalls drei Jahre lang zur Probe. Auch hier wächst das zarte Pflänzchen also weiter. Gegründet wurde die Stadtteilauto GmbH übrigens bereits im Jahre 2011 von den Stadtwerken Osnabrück und dem lokalen Verein Stattverkehr. Letztgenannter hatte das Carsharing bereits 1992 in Osnabrück gestartet. Für Stefan Bratzel, Hochschuldozent und Direktor des Forschungsinstituts Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, war „noch nie in der Automobilbranche so viel in Bewegung wie heute“. Die Veränderung in der Welt der Mobilität stehe uns allen nicht erst noch bevor, wir seien in Deutschland bereits mittendrin, so der Verkehrsexperte. Die Autos selbst und die Art, sie zu bauen und auszustatten, verändern sich zunehmend. Ebenso das Fahren oder auch die generelle Einstellung zum eigenen Pkw – weg vom Statussymbol. Dazu kommen der Klimaschutzgedanke und neue Formen der Mobilität, um an ein Ziel zu gelangen. Alles gepaart mit kleinen und großen digitalen Revolutionen.

InWallenhorst gibtes mittlerweile zweiFahrzeuge zumTeilen. Foto:MarcusAlwes

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GELD & GESCHÄFT

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„Das Bauhaus ist immer eine gute Geldanlage“

Zum 100. Geburtstag der legendären Kunstschule entdecken Investoren die Designklassiker von Künstlern wie Breuer und Mies van der Rohe. Worauf es beim Anlegen einer renditeträchtigen Bauhaus-Sammlung ankommt. Fotos:imagoimages/Panthermedia,ArcaidImages;dpa/Peter Endig

Wie wertstabil sind Möbel & Co. aus der Bauhaus-Zeit? Klassiker sind bis heute auf dem Kunstmarkt gefragt. Kunsthistorikerin: Design ist beim Bauhaus kein Selbstzweck. VON VOLKER KÜHN OSNABRÜCK Mehr als 600 Alltagsgegenstände hat Wilhelm Wagenfeld in seiner Laufbahn entworfen. Salz- und Pfefferstreuer waren darunter, Puddingschalen, Sektkelche, eine Reiseschreibmaschine, vor allem aber die weltberühmte Bauhaus-Lampe aus dem Jahr 1924, auch unter dem Namen des Designers als Wagenfeld-Leuchte bekannt. Den Anspruch an seine

In diesemJahr feiertedas Bauhausseinen 100. Geburtstag. Foto:dpa/ HendrikSchmidt

Entwürfe formulierte der gebürtige Bremer einmal so: „Jedes Stück soll so schön und praktisch sein, dass der Reichste sich wünscht, es zu besitzen, und so preiswert, dass der Ärmste es sich leisten kann.“ Nimmt man den zweiten Teil dieser Aussage zum Maßstab, ist Wagenfeld grandios gescheitert. Die Tischlampe mit ihrem kreisförmigen Fuß, der transparenten Glasröhre und dem milchigen Opalglasschirm in Form einer Fünfachtelkugel wurde in den Zwanzigerjahren für 55 Reichsmark vertrieben. Für weite Teile der Bevölkerung war sie damit unerschwinglich. Was die Wünsche und Sehnsüchte der Reichsten angeht, ist die Lampe dagegen bis heute ein Erfolg. 2011 soll ein Exemplar in einer Versteigerung bei Christie’s in Paris 56 000 Euro gebracht haben. Das Berliner Auktionshaus Grisebach schätzte im Mai dieses Jahres eine Lampe von 1924 sogar auf 100 000 bis 150 000 Euro. Zwar mag das überzogen gewesen

sein; es fand sich kein Bieter, und die Lampe landete im Nachverkauf. Aber das ändert nichts daran, dass Bauhausklassiker wie Wagenfelds Leuchte, die Freischwinger von Ludwig Mies van der Rohe, der Wassily-Sessel von Marcel Breuer oder das Teeservice von Marianne Brandt bis heute auf dem Kunstmarkt gefragt sind. Das gilt umso mehr im laufenden Jubiläumsjahr, in dem Ausstellungen landauf, landab den 100. Geburtstag des Bauhauses zelebrieren. Für Sammler, denen es neben der Ästhetik ihrer Erwerbungen auch um den finanziellen Aspekt geht, stellt sich damit die Frage: Wie wertstabil sind Möbel, Geschirr oder auch Lithografien der Bauhauskünstler? Lohnt sich das Investment? „Definitiv“, sagt Gloria Köpnick. „Das Bauhaus ist immer eine gute Geldanlage.“ Die Kunsthistorikerin hat im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg die bundesweit beachtete Ausstellung „Zwi-

schen Utopie und Anpassung – Bauhaus in Oldenburg“ kuratiert, die bis Anfang August lief. Fast 10 000 Besucher haben die rund 250 Exponate in den Räumen des Augusteums gesehen, das mediale Interesse war groß, die Resonanz zum Teil geradezu überschwänglich. Für Köpnick sind es vor allem zwei Dinge, die das Bauhaus ausmachen: Zum einen das visionäre Design, das bis heute zeitlos sei. „Die Entwürfe machen schon seit fast 100 Jahren eine gute Figur und werden auch in weiteren 100 Jahren noch auf der Höhe der Zeit sein“, sagt die Kuratorin. Dass das Bauhaus irgendwann wie andere Epochen aus der Mode komme, sei schwer vorstellbar. Zum anderen sei Design beim Bauhaus kein Selbstzweck. Getreu dem Grundsatz Form follows function, die Form folgt der Funktion, hätten die Bauhäusler stets den Anspruch gehabt, den Zweck eines Objekts mit ihren Entwürfen bestmöglich zu erfüllen. „Das ist nicht immer gelungen, in vielen Fällen allerdings sehr gut“, sagt Köpnick. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums, nennt noch einen weiteren Punkt, der zumindest unterbewusst für viele Bauhaus-Käufer ausschlaggebend sein könnte: Wer sich einen Freischwinger an den Schreibtisch und eine Wagenfeld-Leuchte darauf stellt, drücke damit zugleich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten intellektuellen Kreis aus. Er demonstriere ein ästhetisches Verständnis, das ihn von der Masse abhebt. Diese Funktion von Bauhausobjekten als Erkennungszeichen und Statussymbol machen sich auch einige Magazin- und Zeitungsverlage zunutze: Sie werben etwa mit einer Wagenfeld-Leuchte als Aboprämie um diese in der Regel recht kaufkräftige Zielgruppe. Wer in herausgehobene Bauhausobjekte investieren möchte,

um damit eine Rendite zu erzielen, hat es allerdings nicht einfach. Denn originale Einzelstücke aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren kommen nur selten auf den Markt. Zudem waren die Objekte von den Künstlern nicht als Unikate gedacht, sondern zielten auf die Serienfertigung ab. Es gehörte ja gerade zum Programm der Kunstschule, ästhetische, funktionale Produkte für die Massen zu schaffen. Das unterscheidet ihre Objekte von den Werken großer Maler. Und noch etwas erschwert die Sache: Im Internet wimmelt es von Fälschungen und billigen Kopien,

„Die Entwürfe machen schon seit fast 100 Jahren eine gute Figur.“ Gloria Köpnick, Kunsthistorikerin im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

die für Laien nicht immer erkennbar sind. Die Bremer Firma Tecnolumen, die seit 1980 in Lizenz die Wagenfeld-Leuchte originalgetreu nachbaut und für rund 420 Euro weltweit vertreibt, hat 2012 mit einer besonderen Aktion auf diese Form der Produktpiraterie aufmerksam gemacht: Besitzer einer Fälschung konnten ihre Leuchte zwei Monate lang kostenlos gegen ein Original eintauschen. Wer sichergehen will, in echtes Bauhaus zu investieren, sollte sich an Auktionshäuser wie Grisebach in Berlin und Quittenbaum in München oder an den Berliner Galeristen Ulrich Fiedler halten. Dort untersuchen Experten die Objekte, bevor sie in den Verkauf gelangen. Bei ihnen finden sich Exponate aus der gesamten Breite des Bauhauses, von Tischen und Stahlrohrstühlen über Geschirr und Lampen bis zu Litografien und Kinderspielzeug. Die Schätzpreise liegen zum Teil bei wenigen Hundert Euro, gehen aber oft in den fünf- oder gar sechsstelligen Bereich. Repliken aus den frühen Nachkriegsjahren erzielen in Auktionen oft ähnliche Preise wie Objekte, die noch von den Bauhäuslern selbst aus Zeiten der Weimarer Republik stammen. Weniger bekannt und häufig unterschätzt sind Postkarten mit Motiven der Bauhauskünstler. Auch ihre Schätzpreise liegen zum Teil bei einigen Zehntausend Euro. Aus Sicht von Gloria Köpnick und Rainer Stamm vom Landesmuseum ist allerdings auch nichts Verwerfliches daran, sich mit modernen Nachbauten von Herstellern wie Tecnolumen, Knoll, Thonet oder Tecta einen Hauch von Bauhaus in die eigene Wohnung zu holen. Und eine solide Geldanlage sei auch das. „Ein Ikea-Sessel ist nach einigen Jahren vermutlich nicht mehr viel wert“, sagt Stamm. „Mit einem Bauhaus-Freischwinger von Thonet wird Ihnen das mit Sicherheit nicht passieren.“


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

GELD & GESCHÄFT

Börsenjahr 2020: Alles hängt von der Konjunktur ab Chefvolkswirte sehen keinen großen Crash, aber eine verhaltene Entwicklung VON STEFAN WOLFF OSNABRÜCK Es war ein gutes Börsenjahr 2019. Der Deutsche Aktienindex (Dax) macht sich auf, das Jahr oberhalb der Marke von 13 000 Punkten zu beenden und damit nahe dem Allzeithoch, das das Börsenbarometer Anfang 2018 erreicht hatte. Für das kommende Jahr sind die Experten nur verhalten optimistisch. Für Gertrud Traud ist die Finanzwelt ein Melodram. Die Chefvolkswirtin der Landesbank HessenThüringen (Helaba) stellt ihre Jahresausblicke stets unter ein Motto und liegt damit zumeist gar nicht schlecht. Für 2019 hatte sie das Szenario eines Fitness-Studios entworfen. Tatsächlich gelang mit einiger Kraftanstrengung ein deutlicher Zuwachs fast aller Anlageklassen. Aktien, Anleihen und das Gold glänzten mit Gewinnen. Und 2020? „...ist das Ertragspotenzial überschaubar“, sagt Traud. Handelskrieg und Brexit bleiben dabei die beherrschenden Faktoren. Die Politik mischt also in dem Melodram immer noch gehörig mit. Außerdem nutzen sich andere Faktoren ab. „Die Geldpolitik bleibt locker, verliert aber an Wirkung. Für die Börsen kommt es 2020 damit stark auf die Konjunktur an“, erklärt Jens Wilhelm, Vorstand bei der Fondsgesellschaft Union Investment.

Weltwirtschaftlich erwarten Ökonomen „das große Seitwärts“, also eine Stagnation der Konjunktur, allenfalls „unaufgeregtes Wachstum“, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank, es nennt. „Wir können uns keine Rezession leisten“, erklärt Kater. Für Sparer führt das zu einem Dilemma. Seit zehn Jahren müssen sie mit einem negativen realen Zins leben – das ist der Zins, der übrig bleibt, wenn man von den Sparzinsen die Inflationsrate abzieht. Es bleibt also nichts übrig. Mehr noch: Konservative Sparer zahlen drauf, und das nicht erst, seit mehr und mehr Banken dazu übergehen, Sparkonten mit Strafzinsen zu belegen. Angesichts der schwachen Konjunkturlage gehen viele Beobachter davon aus, dass die Politik versuchen wird, die Wirtschaft zu stimulieren. Japan hat Anfang Dezember ein milliardenschweres Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Von den USA könnte ein ebensolches kommen, nachdem sich die Befürchtung vieler Trump-Kritiker bewahrheitet hat, dass sich Steuergeschenke nicht durch Wirtschaftswachstum selbst finanzieren. Auch ein Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China ist vor diesem Hintergrund denkbar. Die nächsten Zölle würden die US-Verbraucher direkt treffen, da mit diesen Konsumgüter aus China belegt würden. Eine drohende Rezession

Bleiben Sie Kurz notiert immer informiert Ausgezeichnet I: Der OsnabrüÜber unseren Wirtschaftsnewsletter erhalten Sie auch zwischen den Ausgaben von „Die Wirtschaft“ dreimal die Woche einen Einblick in die regionale Wirtschaft sowie Wissenswertes zu allgemeinen Wirtschaftstrends direkt per Mail. Die Anmeldung ist kostenfrei über www.noz.de/newsletter. Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 27. Februar 2020. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 7. Februar 2020. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www.noz.de/wirtschaft.

GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Christoph Assies, Susanna Austrup, Jean-Charles Fays, Daniel Gonzalez-Tepper, Berthold Hamelmann, Lothar Hausfeld, Nina Kallmeier, Andreas Krzok, Volker Kühn, Hermann Josef Mammes, Mirko Nordmann, Jonas Schönrock, Elke Schröder, Jörg Schürmeyer, Stefan Wolff REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Marcus Alwes, Susanna Austrup, Tobias Böckermann, David Ebener, Daniel Gonzalez-Tepper, Michael Gründel, Berthold Hamelmann, André Havergo, Ludger Jungeblut, Nina Kallmeier, Andreas Krzok, Hermann Josef Mammes, Jörn Martens, Rainer Müller, Mirko Nordmann, Elke Schröder, Lars Schröer, Gert Westdörp VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 0541 310-330, Telefax 0541 310-266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@ noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 0541 310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Anzeigen-/ Werbeverkauf: Sven Balzer, Ansgar Hulsmeier, Dirk Riedesel, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 0541 310-510, Telefax 0541 310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 05921 707410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 05921 707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)

cker Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG ist beim Test der Finanzzeitschrift „Capital“ mit Bestnoten bewertet und in die Top 5 der besten Vermögensbetreuer Deutschlands gewählt worden. In Kooperation mit dem Münchner Institut für Vermögensaufbau (IVA) wurden über 13 000 anonymisierte Kundendepots analysiert. Für Spiekermann gab es zweimal die Höchstpunktzahl in den Depotklassen „ausgewogen“ und „chancenorientiert“; in der Gesamtbewertung vergab die Redaktion mit fünf Sternen die Bestnote.

Angeschaltet: Mit der neuen Webseite „eine Region, eine Plattform“ (www.emsachse.de) bieten die IHK für Ostfriesland und Papenburg, die Ems-Achse und die Bildungsregion Ostfriesland Unternehmern und Bewerbern ein übergreifendes regionales Jobportal an. Nicht nur Ausbildungs- und Arbeitsplätze sollen auf dem Portal vermittelt, sondern auch über Praktika, Zukunftstage, Ausbildungsmessen und mehr informiert werden. Ausgezeichnet II: Christian Dreyer, einer der beiden Geschäftsführer der AmazonenWerke H. Dreyer GmbH & Co. KG aus Hasbergen-Gaste, hat den Titel „Agrarunternehmer des Jahres“ gewonnen. Das Fachmedium „agrarzeitung“ vergibt seit fünf Jahren diesen Titel. Dreyer habe mit Weitblick und wegweisenden Konzepten das Unternehmen, das 1883 gegründet wurde und seitdem in Familienbesitz ist, weiterentwickelt und die Weichen für die Zukunft gestellt, hob die „agrarzeitung“ hervor. Eine unabhängige Jury, die sich aus namhaften Branchenvertretern zusammensetzt, wählt den „Agrarunternehmer des Jahres“. Ausgeschrieben: Erstmals vergibt das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirt-

WiesinddieAussichten fürdas neueBörsenjahr? Finanzexpertengebensich verhalten optimistisch. Foto: dpa/ Alexander Heinl

können sich aber auch die USA nicht leisten, und das aus ganz profanen Gründen. „Kein amtierender US-Präsident wurde in einem Rezessionsjahr wiedergewählt“, erklärt Ulrich Kater. Donald Trump sollte also an einer gesunden Wirtschaft gelegen sein. Alles in allem sind sich die großen Banken, Fondsgesellschaften und Handelshäuser einig in ihren Ausblicken. Lediglich die Wortwahl wechselt. Während die Deka Bank vom großen Seitwärts spricht, bezeichnet Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, den Aufschwung als „blutleer“. Den Dax sehen die Experten in etwa auf dem Niveau, auf dem er jetzt schon steht. Wobei heftiges Auf und Ab nicht

ausgeschlossen ist. Die höchsten Kurse sollten – wenn denn die Einschätzungen stimmen – Mitte des Jahres zu sehen sein, vielleicht sogar oberhalb der Marke von 14 000 Punkten. „Dabei kommt es vor allen Dingen darauf an, dass der Vormarsch des Protektionismus gestoppt wird“, sagt Gertrud Traud. Die deutsche Wirtschaft ist nun einmal stark vom Export abhängig und damit abhängig von der Weltwirtschaft. So gehen drei von vier in Deutschland produzierten Autos ins Ausland. Trotz abnehmender Wirkung der geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) weist ihr die Helaba-Chefvolks-

wirtin eine zentrale Rolle im Melodram zu: „Christine Lagarde schwingt den Taktstock.“ Am Anfang sind kaum geldpolitische Maßnahmen der neuen EZB-Chefin zu erwarten. Lagardes Vorgänger Mario Draghi hat sein Feld bestellt und durch die Wiederaufnahme des Aufkaufprogramms für Anleihen den Takt weitgehend vorgegeben. Und noch einer Frau kommt eine für die Finanzmärkte zentrale Rolle zu. Auf die neue Chefin der EUKommission, Ursula von der Leyen, kommen eine Menge Aufgaben zu. Sie muss sich in Sachen Migration und Handelsstreit positionieren, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik vorantreiben und nicht zuletzt den Finanzrahmen der

EU für die Jahre 2021 bis 2027 verabschieden. Von der Leyens Vorteil ist, dass sie wohlwollend begleitet wird. Allen Unkenrufen zum Trotz haben 45 Prozent der EU-Bürger einer Umfrage zufolge ein positives Bild der Gemeinschaft, Tendenz steigend. Eine stagnierende Wirtschaft, gepaart mit stagnierenden Aktienund Anleihekursen, deutet darauf hin, dass es für Anleger noch schwerer wird, die richtige Wahl zu treffen. „Selektion und Aktivität sind Schlüsselfaktoren für den Anlageerfolg 2020“, resümiert Jens Wilhelm. Der Vorstand von Union Investment sieht dabei vor allem große Namen vorn. Und wenn der nächste Akt im Melodram nicht gut ausgeht. Dann wird es nach Gertrud Trauds Szenario zur Tragödie, in der die Wirtschaft in eine Rezession rutscht, Aktien ins Trudeln geraten und vor allem Anleihen als vermeintlich sicherer Hafen durch die Decke gehen. Doch für dieses Szenario sieht Traud nur eine Eintrittswahrscheinlichkeit von zehn Prozent. Anders als viele Untergangspropheten, die für 2020 den großen Crash vorhersehen. „Extreme Prognosen sind immer interessant“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Aber mit Blick auf das kommende Jahr liegt die Wahrheit wohl eher in der Mitte.“

Bonpflicht lässt die Kassen klingeln schaft und Verbraucherschutz (ML) den „Niedersächsischen Digitalisierungspreis Agrar und Ernährung“. Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast betont, dass die Digitalisierung eine große Chance für die Landwirtschaftsund Ernährungsbranche sei. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Aufgemacht: Seit Anfang Dezember rollt im Osnabrücker Volkswagen-Werk wieder ein Cabriomodell vom Band. Die offene Version des SUVs VW T-Roc soll hier zukünftig bis zu 20 000-mal im Jahr produziert werden. Produktion, Montage und Logistik wurden aus diesem Grund für einen hohen zweistelligen MillionenEuro-Betrag umfassend modernisiert. Abgeschlossen: Das Quakenbrücker Unternehmen Kynast Steel GmbH wird geschlossen. 50 Mitarbeitern habe man gekündigt, so der vorläufige Insolvenzverwalter Malte Köster. Das Unternehmen war auf die Herstellung von Präzisionsstahlrohren, insbesondere für die Automobil- und Landmaschinenindustrie, spezialisiert. Ende August hatte Kynast Steel einen Insolvenzantrag gestellt; es wurde allerdings kein Käufer für das Unternehmen gefunden. Die Werkshallen, die noch im Besitz der Kynast Steel GmbH sind, sollen verkauft werden. Angeschoben: Die FriedrichNaumann-Stiftung für die Freiheit hat das erste „Start-upund Unternehmensforum“ in Meppen veranstaltet. Fachreferenten, Unternehmer und Gründungswillige sprachen in den Räumen der CorneXion GmbH im Alten Güterbahnhof über die Chancen von Start-ups im Mittelstand. Nach eigenen Angaben will die Stiftung mit ihrem Engagement den Mittelstand in der Region stärken und eine Start-upKultur etablieren. Die Veranstaltung soll künftig zweimal im Jahr stattfinden.

Vectron Systems legt kräftig zu, United Labels im Sinkflug

VON LOTHAR HAUSFELD Die Comic-Maus Diddl blickt im Osten von Münster eher ungewohnt traurig aus der Wäsche, keine zehn Kilometer entfernt in der Nähe von Münsters Zentrum klingeln beim Kassenspezialisten Vectron Systems dagegen – die Kassen. Die Aktien von United Labels, das zahlreiche Comicfiguren-Lizenzen besitzt und diese mit verschiedensten Produkten vermarktet, rutschten in den vergangenen Monaten deutlich ab; Vectron-Systems-Papiere dagegen schossen fast schon spektakulär in die Höhe. 56,25 Prozent plus in den vergangenen Wochen – mit diesem steilen Höhenflug sorgte der Kassenhersteller Vectron Systems zuletzt für Schlagzeilen. Die Kassensicherungsverordnung, die ab dem 1. Januar 2020 eine Pflicht zur manipulationssicheren Datenaufzeichnung vorschreibt, sorgt für einen Auftragsschub. Das Unternehmen aus Münster zählt zu den führenden Anbietern im Segment und profitiert von der Verordnung, die etwa Bäckereien die viel diskutierte Kassenbon-Pflicht beschert. Für das kommende Jahr hat Vectron ein Umsatz-Mindestziel von 50 Millionen Euro ausgegeben – für 2019 rechnete man bisher mit etwas mehr als der Hälfte dieses Volumens. Neben der Verordnung, die Vectron ganz offensichtlich in die Karten spielt, treibt das Unternehmen auch die Vermarktung digitaler Dienste voran, die an die Kassensysteme anknüpfen. Ab 2022 rechnet man in Münster damit, dass diese Sparte mehr Umsatz generiert als das klassische Kassengeschäft; als Folge erhofft man sich dadurch Umsätze von mehr als 100 Millionen Euro im Jahr. Aussichten, die die Börse beflügeln. Von derartigen Höhenflügen ist der Comic-Spezialist United Labels

Vectron Systems AG

MÜNSTER

Angaben in Euro 19,0 18,0 17,0 16,0 15,0 14,0

12,0 11,0

September

Oktober

November

United Labels AG

Dez. Angaben in Euro

2,4 2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2

September

Oktober

derzeit weit entfernt. Das Unternehmen, das Lizenzprodukte von unter anderem Diddl, Playmobil, Hello Kitty, Peanuts, Schlümpfen, Batman oder der Sesamstraße vertreibt, hatte in den ersten neun Monaten des Jahres einen Umsatzrückgang von 20,1 auf 17,3 Millionen Euro zu verzeichnen, erklärte dieses aber mit einer erwarteten Umsatzverschiebung, da man zahlreiche Großkunden-Aktionen in das vierte Quartal verschoben habe. So starteten beispielsweise die Auslieferungen neuer Kollektionen von Harry-Potter-Produkten erst im Herbst.

November

Dez.

Belastet wird das Ergebnis auch von der insolvenzbedingten Schließung der spanischen Tochterfirma Iberica. Dennoch sorgten zuletzt hohe Auftragseingänge für einen Anstieg des Auftragsbestandes der Gruppe um 20 Prozent. Den Aktienkurs konnte dieses Plus nicht stützen: Der Wert der Papiere nähert sich der Ein-Euro-Marke an; ein Minus von 37,5 Prozent ließ den Wert auf 1,28 Euro sinken. Damit ist zwar noch nicht das Allzeit-Tief von 2003 erreicht, an den Aktienhöhenflug mit Werten jenseits der 50-EuroMarke (2001) erinnert aber schon lange nichts mehr.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

GELD & GESCHÄFT

Achtung, letzte Mahnung! Wenn Kunden ihre Rechnung nicht begleichen, ist das ärgerlich, im schlimmsten Fall gefährdet es die Existenz VON JÖRG SCHÜRMEYER OSNABRÜCK Kunden, die ihre Rechnung nicht bezahlen, kennt vermutlich jeder Betrieb. „Gerade wenn es sich um größere Summen und lange Wartezeiten auf Zahlungseingänge handelt, kann das insbesondere für kleinere Betriebe existenzbedrohend sein“, sagt Susann Ruppert, Betriebsberaterin bei der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg. Wie Betriebe mit säumigen Zahlern umgehen sollten, erläutern Ruppert und Jan Frerichs, Rechtsberater bei der HWK.

Rechnungen sind sofort fällig: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem Kauf- und einem Werkvertrag. Beim Kaufvertrag wird Zug um Zug geleistet. „Das kennt jeder, der beim Bäcker oder Fleischer was kauft“, erläutert Frerichs. „Der Kunde bezahlt und bekommt im Gegenzug die Ware ausgehändigt.“ Das gesetzliche Leitbild beim Werkvertrag ist: Erst die Arbeit, dann die Bezahlung. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) billigt dem Unternehmer aber auch das Recht zu, Abschlagsrechnungen zu stellen. „Gerade bei größeren Projekten empfehlen wir Abschlags- oder Teilzahlungen“, sagt Ruppert. Was viele Verbraucher nicht wissen: „Fällig ist die Vergütung für einen Werkvertrag mit der Abnahme“, sagt Frerichs. „Wenn sich der Kunde mit der Leistung einverstanden erklärt, muss er

eigentlich auch sofort zahlen.“ Üblicherweise warte man noch die Rechnung ab, aber die ist, wenn keine andere Zahlungsfrist vereinbart worden ist, in der Regel auch sofort fällig. Eine Verpflichtung, eine Rechnung um sieben, 14 oder gar 30 Tage zu stunden, gebe es nicht. Erst mal freundlich nachfragen: Wenn eine Rechnung nicht zeitnah bezahlt wird, bietet es sich an, zunächst telefonisch in Erfahrung zu bringen, was los ist. Denn häufig stecke keine böse Absicht dahinter: Vielleicht ist beim Kunden die Rechnung liegen geblieben, oder es ist etwas vorgefallen, und der Kunde ist unzufrieden. „Im persönlichen Gespräch kann man vieles im Kleinen klären“, sagt Frerichs. „Wenn sich daraufhin aber nichts ergibt, dann ist der nächste Schritt eine Mahnung mit Zahlungsfrist.“ Mahnungen per Einschreiben: Eine gesetzlich vorgeschriebene Form, wie eine Mahnung aussehen muss, gibt es nicht. Da die Mahnung eine rechtliche Wirkung – den Verzug des Auftraggebers – hat, empfiehlt sich laut Frerichs aber die Briefform. Und da ein Beweis vorliegen muss, dass der säumige Kunde die Mahnung auch bekommen hat, sollte zumindest eine Mahnung per Einschreiben zugestellt werden. Inhaltlich wichtig: „Die Mahnung muss ein eindeutiges Zahlungsverlangen

ZUR SACHE

20 Prozent...

günstiger, und der Fall ist schneller abgewickelt. Alternativ kann der Gläubiger auch ein Inkassounternehmen einschalten. „Wenn Inkassounternehmen auf dem Briefkopf draufsteht, hat das häufig noch einmal eine ganz andere Wirkung auf den Schuldner“, sagt Ruppert. Weitere Möglichkeiten sind das gerichtliche Mahnverfahren oder ein Klageverfahren.

...aller Unternehmenspleiten ließen sich vermeiden, wenn die Kunden ihre Rechnungen pünktlich bezahlen würden. Das ist das Ergebnis einer Schätzung der Auskunftei Crif Bürgel. Laut einer Studie von Creditreform hat sich das Zahlungsverhalten in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 verschlechtert. Demnach waren offene Rechnungen im Durchschnitt 10,78 Tage überfällig. Im ersten Halbjahr 2018 betrug der Zahlungsverzug 10,59 Tage. Häufiger als in der Vergangenheit seien auch größere Rechnungssummen verspätet gezahlt worden.

Zur Not vor Gericht gehen: Gerichtliche Mahnverfahren werden in Niedersachsen zentral vom Amtsgericht Uelzen durchgeführt. Im Unterschied zum Klageverfahren handelt es sich um ein rein schriftliches Verfahren, bei dem der Gläubiger seine Forderung anmeldet und erläutert, gegen wen er welche Forderungen aus welcher Art von Rechtsverhältnis erhebt. Das Amtsgericht schreibt den Schuldner an, und der hat dann die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen Widerspruch einzulegen.

Tut er das nicht, kann der Gläubiger den Erlass eines Vollstreckungsbescheides beantragen. Wenn der Schuldner auch dagegen keinen Einspruch einlegt, wird der Bescheid rechtskräftig wie ein Urteil. Legt der Antragsgegner hingegen Widerspruch oder Einspruch ein, kann der Unternehmer entscheiden, ob er den Streit als Klageverfahren fortführen will. „Ein gerichtliches Mahnverfahren kann sinnvoll sein, um der anderen Seite zu zeigen:

Foto:imagoimages/photothek

sein“, sagt Frerichs. „Das heißt, ich muss dem Kunden eindeutig mitteilen, ich möchte die Rechnung bezahlt haben.“ Empfehlenswert sei es, eine feste Zahlungsfrist zu nennen, also ein konkretes Datum. Um die andere Seite in Verzug zu setzen, reicht aus gesetzlicher Sicht eine Mahnung aus. In der Praxis ist es jedoch häufig so, dass mehrere Mahnungen verschickt werden. „Ich empfehle den Betrieben, nicht mehr als drei Mahnungen zu verschicken und die letzte dann auch mit ,letzter Mahnung‘ zu überschreiben“, sagt Frerichs. Schlichter und Inkassofirmen: Sollte der säumige Zahler auch auf Mahnungen nicht reagieren, hat der Betrieb mehrere Möglichkeiten. Eine Überlegung ist es zu versuchen, sich über eine Schlichtungsstelle gütlich mit dem Kunden zu einigen. Vorteil gegenüber dem Rechtsstreit: Die Schlichtung ist in der Regel kosten-

Ich bleibe bei der Forderung, aber ich wähle erst einmal die kostengünstige Variante“, sagt Frerichs. Als letzte Möglichkeit bleibt das Klageverfahren. Bei Forderungen bis 5000 Euro ist das jeweilige Amtsgericht zuständig, über 5000 Euro das Landgericht. Bei Letzterem herrscht Anwaltszwang. „Bevor ich ins Klageverfahren einsteige und weitere Kosten verursache, sollte ich mich vergewissern, dass der andere auch zahlungsfähig ist“, sagt Frerichs. Rechtzeitig Vorkehrungen treffen: Hundertprozentigen Schutz gegen säumige Zahler gibt es nicht, aber Betriebe können Vorkehrungen treffen. „Das A und O ist ein gutes Forderungsmanagement“, sagt Ruppert. Das bedeute etwa standardisierte Abläufe beim Umgang mit Forderungen. Im Tagesgeschäft sollte die Rechnungsstellung zeitnah und nachvollziehbar erfolgen, und wenn es Probleme mit der Bezahlung gibt, sollten auch die weiteren Maßnahmen zeitnah eingeleitet werden. Schon bei der Vertragsanbahnung sollte man auf seine innere Stimme hören, rät Ruppert: „Habe ich ein gutes oder schlechtes Bauchgefühl bei dem Kunden?“ Gerade bei größeren Aufträgen lohne es sich, Auskünfte bei Auskunfteien einzuholen, um zu sehen, wie es um die Bonität bestellt ist. „Letztendlich geht es bei allen Maßnahmen darum, Risiken zu minimieren“, sagt sie.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

GELD & GESCHÄFT

GELD & GESCHÄFT

Grenzenlose Zusammenarbeit in Sachen Arbeitsmarkt und Wirtschaft?

„Die Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen“ Hohe Qualität der Kooperation in der Grenzregion

Neues Datenportal soll langfristig die Entwicklung von Pendlern, Erwerbstätigen und Bruttoinlandsprodukt festhalten

VON NINA KALLMEIER Günter Gülker ist Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK). Ein Gespräch über Chancen und Herausforderungen im grenzüberschreitenden Handel.

OSNABRÜCK/DEN HAAG

1080 Niederländer pendeln zum Arbeiten nach Niedersachsen. Landesregierung sieht gute Zusammenarbeit bei Förderprojekten. Euregio: Noch mehr Potenzial für Kooperationen. VON NINA KALLMEIER LINGEN/MEPPEN/NORDHORN/ OSNABRÜCK Nur knapp mehr als 100

Kilometer Luftlinie ist die Grenze zwischen den Niederlanden und Niedersachsen lang – also mal eben von Meppen, Papenburg oder Nordhorn nach Enschede, Groningen oder Emmen, um dort zu arbeiten? Das hört sich einfach an, und doch wirken die gut 100 Kilo-

meter – nicht einmal die Entfernung zwischen Osnabrück und Hannover – für die Wirtschaft in der Grenzregion oft wie eine eiserne Barriere. Zuletzt hatte eine Studie im Auftrag der Euregiostädte Enschede, Osnabrück und Münster aufgezeigt, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit noch viel Potenzial biete. Das bestätigten auch die Verbände und Kammern in der Grenzregion vom Handwerk bis zur Industrie. Obwohl die Niederlande für Niedersachsen der wichtigste Handelspartner sind: Laut Industrie- und Handelskammern Niedersachsen (IHKN) steht das Nachbarland mit einem Handelsvolumen von 14,1 Milliarden Euro an erster Stelle. Im IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sind fast 800 Firmen jenseits der Grenze aktiv. Und doch: „Viele schauen lieber 100 Kilometer ins

Illus trat ion: Colo urbo x.de , Lay out: Mic hel

Landesinnere als 50 Kilometer über die Grenze“, fasste Philip Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geografie an der Uni Osnabrück, die Ergebnisse der Euregio-Studie zusammen. Doch welche Sprache sprechen die Zahlen aktuell? Erst Ende November ist ein neues, grenzüberschreitendes Datenportal online gegangen. Es soll eine dauerhafte Dateninfrastruktur schaffen, anhand derer die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Grenzregion verfolgt werden kann, wie es seitens der niedersächsischen Landesregierung auf Anfrage heißt. „Diese Daten sollen die Arbeitsmarktsituation in den Grenzregionen widerspiegeln und damit eine zuverlässige Datengrundlage bilden. Der Einsatz der Statistikämter aus den Niederlanden, Belgien, NRW und Niedersachsen garantiert die Nachhaltigkeit des Systems und die optimale Nutzung der vorhandenen Daten.“

Wichtige Partner

ZUR SACHE

Handelsvolumen zwischen Deutschland und den Niederlanden steigt

Wichtige Handelspartner

Angaben in Milliarden Euro

177,3

189,2

162,3

2016

G

renzgänger: Ihre Zahl ist und bleibt gering, wie das Datenportal zeigt. Und doch gibt es sie auf beiden Seiten – die Grenzpendler und Grenzgänger. In die Provinz Groningen, die ganz im Norden an Niedersachsen grenzt, zog es 2017 – neuere Daten liegen nicht vor – 300 deutsche Arbeitnehmer sowie 710 Menschen mit niederländischer Staatsangehörigkeit, die jedoch in Deutschland leben. In der Provinz Drenthe sind es sogar 880 Niederländer, die jenseits der Grenze wohnen

und in ihrem Heimatland arbeiten. Deutsche Mitarbeiter gibt es dort 270. In Overijssel, der dritten Provinz, mit der die Region eine Grenze teilt, arbeiten mit 1450 die meisten Deutschen. Auch die Zahl der niederländischen Grenzpendlern liegt mit 3190 in dieser Provinz am höchsten. Anders herum gibt es in Niedersachsen insgesamt 4320 Niederländer, die hier leben und arbeiten, 2590 von ihnen in der Region Weser-Ems. Ihre Zahl liegt in der kreisfreien Stadt Osnabrück mit 110 am niedrigsten, gefolgt vom Landkreis Osnabrück mit 140 niederländischen Mitarbeitern, im Emsland sind es 600. Im Landkreis Grafschaft Bentheim hingegen gibt es der Statistik zufolge niemanden. Grenzpendler, also jene Niederländer, die in ihrem Heimatland wohnen, jedoch in Niedersachsen arbeiten, gab es zuletzt 1080, mit 1030 zieht es fast alle von ihnen in die Re-

2017

2018 Quelle: XXX · Grafik: XXX

Deutschland ist schon seit Jahren mit Abstand der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Andersherum schlägt für Deutschland nur der Handel mit China das Volumen, das mit den westlichen Nachbarn generiert wird. Dabei lag der Wert der Importe aus den Niederlanden zuletzt 2018 mit 98,2 Milliarden Euro etwas über dem, was deutsche Firmen in die Niederlande exportieren (91 Milliarden Euro).

Importiert werden aus den Niederlanden insbesondere chemische Erzeugnisse, mineralische Brennstoffe und Schmiermittel sowie Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge. Deutsche Firmen exportieren vor allem Maschinenbauerzeugnisse, chemische Erzeugnisse und verschiedene Fertigwaren. Das Handelsvolumen insgesamt lag 2018 bei gut 189 Milliarden Euro. Die Tendenz zeigt dabei weiter nach oben.

Bereits in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 lag das Handelsvolumen zwischen den Niederlanden und Deutschland bei 82 Milliarden Euro. Vor allem der niederländische Export nach Deutschland hat angezogen. Laut Auswärtigem Amt sind weltweit lediglich die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den USA und Kanada intensiver als diejenigen zwischen Deutschland und den Niederlanden.

gion Weser-Ems. Besonders beliebt ist hier vor allem die Grafschaft Bentheim (440). In die kreisfreie Stadt Osnabrück pendeln der Statistik zufolge 10 Niederländer, ebenso wie in den Landkreis. Der Landkreis Emsland zählt 380 Grenzpendler. Unter anderem das Handelsunternehmen Bünting beschäftigt in grenznahen Standorten niederländische Mitarbeiter – und sieht hier auch noch Potenzial für die Zukunft. Einen Grund, warum die Zahl der Pendler über die Grenze dennoch so gering ist, lieferte der Landesregierung zufolge eine einmalige Erhebung der Ems-Dollart-Regoin (EDR) zum Arbeitsmarkt in der Grenzregion vor drei Jahren. Es könne insbesondere auch darauf zurückgeführt werden, dass es niedersachsenspezifisch „keine großen Ballungsgebiete gibt und der Grenzraum eher dünn besiedelt ist, sodass die Anfahrtswege zu Arbeitsstellen lang sind“.

A

rbeitsmarkt und Arbeitsweise: Trotz einer langen Tra dition der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit stellen insbesondere nationale Unterschiede und Besonderheiten in der Raum-, Infrastruktur- und Entwicklungsplanung, bei der Berufsausbildung und der Anerkennung von Qualifikationen immer wieder Hemmnisse in der ,grenzenlosen‘ Zusammenarbeit dar, heißt es seitens der Landesregierung auf Anfrage. Sie fügt hinzu: „Grenzübergreifende Investitions- und Infrastrukturvorhaben werden zudem durch Unterschiede im staatlichen Verwaltungsaufbau und die oft unzureichende Kenntnis der Verfahrensabläufe und Zuständigkeiten sowie der Nachbarsprache im Partnerland gehemmt.“

Die Analyse der aktuellen Arbeitsmarktdaten macht diese Unterschiede in der Arbeitsmarktstruktur deutlich. So sind unter anderem deutlich mehr Niederländer selbstständig. Und auch der Anteil Hochqualifizierter liegt in den drei an Niedersachsen grenzenden Provinzen mit 20 bis 35 Prozent höher als auf deutscher Seite (unter 20 Prozent). Und während die Erwerbstätigenquote insgesamt annähernd übereinstimmt, liegt sie bei der Jugend (15–24 Jahre) in der Grenzregion der Niederlande deutlich höher als auf deutscher Seite – das gilt allerdings auch für die Erwerbslosenquote in dieser Altersklasse. Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote in der deutschen Grenzregion mit rund 3 Prozent niedriger als in den Niederlanden (3,7 Prozent). Dabei ist der Schritt über die Grenze für deutsche Arbeitnehmer – gerade im Niedriglohnbereich – durchaus lukrativ: Während der Mindestlohn in Deutschland im kommenden Jahr auf 9,35 Euro die Stunde steigt, liegt er in den Niederlanden rechnerisch für Vollzeitbeschäftigte bei einer 40Stunden-Woche bei 9,54 Euro. Sind nur 38 Stunden vereinbart, sind es 10,05 Euro – der Mindestlohn wird bei den Nachbarn nicht pro Stunde, sondern pro Tag festgesetzt. Allerdings ist die Bürokratie, die ein Pendeln über die Grenze nach sich zieht, ebenso wie die Arbeitsmarktregulierungen dies- wie jenseits der Grenze Gründe, die unter anderem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim für einen geringen Austausch der Arbeitnehmer anführt. Als Beispiel einer solchen Regulierung nennt die Kammer die Entsenderichtlinie. Sie führe zu einem hohen bürokratischen Aufwand bei den Unternehmen, die in anderen EUMitgliedsländern wie in den Niederlanden tätig werden wollen. Aber auch die Sprache sei ein limitierender Faktor.

Dabei biete die Grenzregion eine riesige Chance für Unternehmen, findet Emsachse-Geschäftsführer Dirk Lüerßen: „Im Kampf um Fachkräfte können wir besser punkten, wenn wir das ganze Potenzial der Region nutzen und nicht nur im Halbkreis denken. Das gilt für Jobs, Hochschulen, Kulturangebote, Sport und vieles mehr.“

W

as tun gegen die Hürden? Einfach ist es nicht, Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt jenseits der Grenze zu begeistern, weiß Emsachse-Geschäftsführer Dirk Lüerßen aus Erfahrung. „Wir haben auch schon eine Reihe von Job-Bussen mit niederländischen Fachkräften zu unseren Unternehmen oder zur Jobmesse in Lingen gebracht.“ Knapp 600 Personen hätten das Angebot bislang genutzt. „Ein gemeinsamer Arbeits-

Die Bereiche Ernährung, Gesundheit, Logistik, Klimaschutz und HightechSysteme stehen bei Förderprojekten im Fokus.

markt ist aber ein ganz dickes Brett. Dafür gibt es noch viel zu viele bürokratische Hürden und unterschiedliche Regelungen.“ Ähnlich sieht es Frank Hesse, Geschäftsbereichsleiter International der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, auch mit Blick auf die Gewinnung von Auszubildenden: „Grundsätzlich ist eine stärkere Bewerbung unbesetzter Lehrstellen auf niederländischer Seite zu begrüßen. Allerdings gibt es Hemmnisse, wie unterschiedliche Sozialversicherungssysteme, kulturelle Unterschiede und zunehmend auch Sprachbarrieren.“ Für viele der in der Euregio-Studie angesprochenen Herausforderungen gibt es laut Geschäftsführer Christoph Almering allerdings Lösungen. Dazu zählen die unterschiedlichen Arbeitskulturen sowie die Sprache, die die Studie als Hindernisse für eine Zusammenarbeit ausgemacht hatte. Für Almering gilt es nicht, diese Unterschiede anzugleichen, sondern die jeweiligen Stärken zu kombinieren und zu nutzen. „Die hohe Planungskompetenz aus Deutschland wird in den Niederlanden geschätzt. Dafür sind die Niederländer kreativer und flexibler“, macht er die Chancen deutlich. Die Sprache werde immer ein Hindernis bleiben. Doch auch hier gebe es Möglichkeiten. Der Euregio-Geschäftsführer fordert: „Das Sprachangebot muss strategisch ausgebaut und in der Fläche verbessert werden.“

I

st der Link zwischen den Niederlanden und NordrheinWestfalen enger als jener mit Niedersachsen? Man könnte diesen Eindruck bekommen, und auch eine Reise der Wirtschaftsförderungsagentur „Oost NL“ in den Osten der Niederlande, um das Potenzial der Grenzregion mit seiner Universität in Twente, der aktiven Gründerkultur und Unternehmen, die nach Deutschland expandieren, zeigt einen regen Austausch mit dem bevölkerungsreichsten Bundesland in Deutschland. Und was ist mit Nieder-

sachsen? „Die Landesregierung hat den Interreg-Programmen seit 2013 einen besonderen Stellenwert zugeschrieben. Ziel ist es, zum einen möglichst viele ETZ-Fördermittel aus den Programmen nach Niedersachsen fließen zu lassen. Zum anderen werden durch die Generierung von Projekten auch die europäischen Bezüge der niedersächsischen Regionen nach außen hin klar dargestellt“, kontert die niedersächsische Landesregierung auf Anfrage. Neben der Fokussierung auf die Netzwerk- und Clusterbildung werde besonderer Wert auf den Wissenstransfer zwischen Forschung und Entwicklung und KMU gelegt, heißt es aus Hannover. Die Landesregierung sieht die internationale Zusammenarbeit mit den Niederlanden unter anderem in Interreg-Programmen als Mehrwert für die Region. „Dabei wurde die Qualität der Projekte ständig verbessert. Insbesondere in den letzten beiden Förderperioden wurde ein Großteil der EU-Mittel für die Förderung von innovativen Projekten eingesetzt“, heißt es aus Hannover. Seit 2014 fokussiere man sich unter anderem auf die Bereiche Ernährung, Gesundheit, Logistik, Klimaschutz und Hightech-Systeme. „In der Förderperiode 2014–2020 wurden in diesen Bereichen bislang Projekte mit niedersächsischen Partnern mit einer Gesamtinvestition von rund 141 Millionen Euro mit etwa 67 Millionen Euro EU-Mittel bezuschusst. Niedersachsen hat diese Projekte mit weiteren rund acht Millionen Euro unterstützt.“

S

o geht es weiter: Eine wichtige Anlaufstelle für Unternehmen und Mitarbeiter, die sich für das jeweilige Nachbarland interessieren, sind Beratungsstellen, die Grenzinfopunkte der Euregio – unter anderem in Gronau. Sie kümmern sich um Anfragen zum Steuerrecht, Sozial- und Krankenversicherung, Rente und Ähnliches. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch das Interreg-Programm. In Gronau habe es 2017 – neuere Zahlen gibt es noch nicht – 5000 Beratungseinheiten gegeben, so Euregio-Geschäftsführer Christoph Almering. „Es wird nie einen einzigen Arbeitsmarkt geben. Für die Unterschiede gibt es jedoch Lösungen.“ Ein wichtiger Meilenstein für das Fortbestehen der Grenzinfopunkte wurde Ende November in Nimwegen erreicht. Dort unterzeichneten Euregios und Grenzkommunen der deutsch-niederländischen und niederländisch-belgischen Grenze eine Vereinbarung zur stabilen Finanzierung der Grenzpendlerberatung ab 2021. Dann läuft die Interreg-Förderung aus. Aus Deutschland gebe es positive Signale, die Finanzierung auch weiterhin zu unterstützen, wie Almering, einer der Mitunterzeichner der Vereinbarung, erläutert: „So haben Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sich bereit erklärt, die stabile Finanzierung sicherzustellen.“ Das betont auch die Landesregierung auf Anfrage: „Es ist geplant, auch in Zukunft für die Umsetzung von Projekten in der niedersächsisch-niederländischen Grenzregion, Kofinanzierungsmittel bereitzustellen.“

Mit den zunehmenden internationalen Herausforderungen steht der europäische Markt für viele Unternehmen wieder mehr im Fokus. Die Niederlande sind bereits für Niedersachsen der wichtigste Handelspartner. Welche zusätzlichen Chancen gibt es? Der deutsch-niederländische Handel entwickelt sich in der Tat erfreulich. Er wächst das sechste Jahr in Folge und wird 2019 erstmals die Marke von 190 Milliarden Euro knacken. Etwa ein Zwölftel davon entfällt auf Niedersachsen. Wachstumschancen sehen wir vor allem in den Bereichen Energie, Mobilität und Infrastruktur. Warum? Weil beide Länder vor ähnlichen Herausforderungen stehen und wir gemeinsam Innovationen schneller vorantreiben können. Ein gutes Beispiel ist Smart Mobility. Hier ist Deutschland technologisch stark, dafür sind uns die Niederländer voraus, was die breite Akzeptanz neuer Technologien angeht. Das ergänzt sich prima. Trotz der Bedeutung für die Wirtschaft, gerade in der Grenzregion, gibt es weiter Hürden. Das hat nicht zuletzt eine Studie der Universität Osnabrück im Auftrag der Euregio-Städte Osnabrück, Enschede und Münster noch einmal unterstrichen. Ist der jeweilige Heimatmarkt genug, oder was macht es so schwierig, über den Tellerrand ins Nachbarland zu schauen? International zu denken gehört eigentlich zur unternehmerischen DNA beider Länder. Schließlich sind die Niederlande eine traditionsreiche Handelsnation, und Deutschland ist Exportweltmeister. Dass Landesgrenzen in den Köpfen fortleben, gilt unserer Erfahrung nach nur für besondere Themen, beispielsweise die Unternehmensnachfolge. Zurzeit suchen rund 14 000 niedersächsische Mittelständler einen neuen Firmenchef und das meist im eigenen Land. Dabei ist das Interesse in den Niederlanden an deutschen Firmen groß. Es zahlt sich also aus, wenn Unternehmer ihre Nachfolgersuche über die Grenze hinaus ausweiten. Inwieweit kann die Deutsch-Niederländische Handelskammer einen Beitrag leisten, Hürden abzubauen, damit Arbeitskräfte, Dienstleistungen und Kapital leichter die Grenze überqueren? Wir bauen wortwörtlich die Brücke. Die DNHK bringt Politik und Wirtschaft in beiden Ländern ins Gespräch. Wo hakt es gerade? Wie könnte die Lösung aussehen? Auf dieser Grundlage sprechen wir Handlungsempfehlungen aus. Stichwort: Infrastruktur. In den Niederlanden werden große Bauprojekte viel schneller verwirklicht als bei uns – eine Grundvoraussetzung, um Waren und Arbeitskräfte sicher und schnell über die Grenze zu bringen. Was Deutschland daraus lernen kann, wie man zum Beispiel Planungsverfahren verkürzt oder das Baustellenmanagement optimiert, dazu beraten wir die Politik auf Landesebene, zuletzt beispielsweise in Nordrhein-Westfalen.

Täuscht es, oder ist der Link zwischen der Grenzregion der Niederlande und Nordrhein-Westfalen enger als zwischen den Niederlanden und Niedersachsen? Wenn dem so ist – aus welchen Gründen? Die Niederlande sind das wichtigste Exportland für Niedersachsen genauso wie für NRW. Allerdings ist Nordrhein-Westfalen natürlich das bevölkerungsreichste Bundesland und damit der größte deutsche Absatzmarkt. Und das Bundesland ist ein traditionsreicher Industriestandort. Das macht es für die niederländische Zulieferindustrie interessant. Außerdem umwirbt die Landesregierung die Niederlande seit Jahren aktiv als Wirtschaftspartner, das zahlt sich ebenfalls aus. Aber was die Qualität der deutsch-niederländischen Partnerschaften angeht, gibt es unserer Erfahrung nach keinen Unterschied zwischen Niedersachsen und NRW. Die jüngste Kooperation zwischen Volkswagen und dem größten niederländischen Chiphersteller NXP, der alle neuen Golfs ab sofort mit Smart-Mobility-Komponenten ausstattet, ist da nur ein Beispiel. Aus welchen Branchen bekommen Sie aktuell die meisten Anfragen, wenn es um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Niederlanden geht? Die meisten Anfragen erreichen uns aus der Baubranche, dem Energiesektor und dem Maschinen- und Anlagenbau. Interessanterweise genau die Branchen, die unserer Erfahrung nach die größten Kooperationsmöglichkeiten bieten. In welchem Bereich lohnt die wirtschaftliche Zusammenarbeit aus Ihrer Sicht besonders? Überall dort, wo wir gemeinsam eine Lösung für weltweite Herausforderungen finden. Nehmen Sie zum Beispiel Super Surf, den diesjährigen Gewinner unseres Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreises. Hier haben sich sechs Unternehmen grenzübergreifend zusammengeschlossen und die Massenproduktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen ermöglicht.

Übrigens unter niedersächsischer Projektführung. Solche Kooperationen sind ein wichtiger Wegbereiter, um die europäische Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Deutschland und die Niederlande gemeinsam können hierbei eine wichtige Rolle spielen. Auf welche Bereiche gehört aus Ihrer Sicht ein stärkerer Fokus? Ganz klar: Smart Industry. Die intelligent vernetzte Industrieproduktion ist zurzeit ein ganz zentrales Thema mit viel Potenzial. Die Niederlande wollen bis Ende 2021 europäischer Spitzenreiter sein und haben bereits deutlich gesagt: „Das schaffen wir nicht ohne Deutschland.“ Hier ergeben sich gute Chancen für deutsche Technologiefirmen und Maschinenbauer, aber auch die Gelegenheit, Forschung und Praxis länderübergreifend zu vernetzen. Ein Projekt, das den Arbeitgeberaustausch fördern soll, sind die Grenzinfopunkte. Von niederländischer Seite aus wurde bereits eine Verlängerung der Finanzierung beschlossen, von der deutschen Politik steht diese Zusage noch aus. Welche Bedeutung hat die Einrichtung, und erwarten Sie, dass die deutsche Politik schnell nachzieht? Auf jeden Fall. Die Grenzinfopunkte sind praktische Anlaufstellen für Arbeitgeber beider Länder zu sozialversicherungstechnischen oder arbeitsrechtlichen Fragen. Solche niederschwelligen Angebote sind wertvoll für den binationalen Handel. Werden die Niederlande auch mittel- und langfristig der zweitwichtigste Handelspartner für Deutschland und wichtigster Handelspartner Niedersachsens bleiben? Davon gehe ich aus. Gerade in Zeiten des Brexits und der internationalen Handelsstreitigkeiten wird die wirtschaftliche Partnerschaft mit dem direkten Nachbarn immer wichtiger. Das spüren wir als DNHK schon jetzt, und ich kann keinen Grund sehen, warum dieser Trend ein schnelles Ende finden sollte.

GeschäftsführerderDeutsch-NiederländischenHandelskammer(DNHK):GünterGülker. Foto:MichaelGründel


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

GELD & GESCHÄFT

Das sind die umsatzstärksten Firmen im Nordwesten

31. Stadtwerke OS Osnabrück 643 30. Gebr. Stolle Visbek 320 29. Amazone Hasbergen 1900 28. Bunte Papenburg 1461

Ernährung, Genussmittel Automobil und Zulieferer Dienstleistungen, Handel 6113

sonstige Branchen

2623 2. Hellmann Osnabrück 10377

1. EWE Oldenburg 8508

Beschäftigte

2581 3. PHW-Gruppe Visbek 6979

425

432

2134 4. Krone Spelle 4836

454

481

Nordenham

2123 5. GMH Holding Georgsmarienhütte 7404

495

27. Emsland-Stärke Emlichheim 1174

Leer

577

26. Piepenbrock Osnabrück 26535

Energie, Versorgung

sonstiges verarbeitendes Gewerbe

36. Berentzen-Gruppe Haselünne 487 35. Neuenhauser Maschinenbau Neuenhaus 2105 376 34. Paracelsus-Kliniken 389 Osnabrück 3408 391 33. Coppenrath & Wiese Osnabrück 2900 403 32. Sonae Arauco (ehem. Glunz) Meppen 1381

Nach Umsatz 2018 in Mio. Euro*

578

Wiefelstede Oldenburg

1961 6. KME Osnabrück 3884

Visbek

1710 7. Bünting Leer 2925

Papenburg Dörpen

25. Q1 Energie Osnabrück 270

588 Haren-Altenberge

24. Danish Crown Essen (Oldb.) 385

624

23. Homann Feinkost Dissen 2532

Cappeln

Meppen

Neuenhaus 22. Cewe Oldenburg 3900

1265 8. Wernsing Essen (Oldb.) 4250

Haselünne

Emlichheim

649

Vechta

Essen

Damme

653

21. Wellergruppe Osnabrück 1534

Salzbergen

707

Osnabrück 10. Köster Osnabrück 1800

1240 Hasbergen

738

20. Sprehe Cappeln 2015

9. heristo Bad Rothenf. 2984

1263

Spelle

19. Premium Aerotec Nordenham 3130

Bad Rothenfelde

741

18. Nordland Dörpen 1307

Georgsmarienhütte Dissen 1114

767

1108 790

17. Röchling Engineering Plastics Haren-Altenberge 3687

802 16. Felix Schoeller Osnabrück 2264

959 836 15. Boge Damme 4065

917

11. H&R Salzbergen 1664

12. Rothkötter-Gruppe Meppen 2790

13. Big Dutchmann Vechta 3504

14. Molkerei Ammerland Wiefelstede 501

* nach Firmensitz, z. T. Geschäftsjahre, ohne Versicherungen und Banken; Quelle: Nord/LB

Die größten Unternehmen … nach Umsatz 2018

… in Niedersachsen in Mrd. € VW Wolfsburg Continental Hannover

… in Deutschland in Mrd. € 235,8

44,4

VW Wolfsburg

… in Europa in Mrd. $ 235,8

Daimler Stuttgart

167,3

… weltweit in Mrd. $

Royal Dutch Shell GBR

311,9

VW GER

260,0

Walmart USA Sinopec CHN

BMW München

97,4

BP GBR

Salzgitter AG Salzgitter 9,3

Siemens München1

83,0

Glencore SUI

Agravis Hannover 6,6

Bosch Gerlingen

78,4

Daimler GER

Hagebau Soltau 6,2

Uniper Düsseldorf

78,1

Exor ITA

161,7

Saudi Aramco SA

EWE Oldenburg 6,1

Dt. Telekom Bonn

75,6

Total FRA

149,1

BP GBR

Rossmann Burgwedel 6,1

BASF Ludwigshafen

62,6

BMW GER

Dt. Milchkontor Zeven 5,6

Deutsche Post Bonn

61,5

Siemens GER

91,6

VW GER

Hoyer Gr. Visselhövede 4,2

Audi Ingolstadt

59,2

Carrefour FRA

91,3

Toyota JPN

Tui Hannover

19,5

244,6 205,5 185,2

111,2

514,4 414,6

Royal Dutch Shell GBR

396,6

CNPC CHN

393,0

State Grid CHN

Exxon Mobil USA

387,1 355,9 303,7 290,2 278,3 272,6

1) und Berlin; ohne Versicherungen, Banken und Handesldienstleister; Quelle: Nord/LB, boerse.de, Statista


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

GELD & GESCHÄFT

„Vielen fehlt die Bildung in Finanzfragen“ Im Gespräch mit Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzendem der Privatbank Merck Finck VON NINA KALLMEIER Der Standort Lingen ist einer von 16 Standorten der Privatbank Merck Finck. Ein Gespräch mit Vorstandsvorsitzendem Matthias Schellenberg über die Bankenlandschaft, die häufigsten Fehler in Anlagestrategien und Wirtschaft als Schulfach. LINGEN

Herr Schellenberg, die Bankenlandschaft ist im Wandel. Ein Ausdruck dessen ist die sinkende Zahl von Instituten und Filialen. Ist die kleinteilige Struktur in Deutschland noch wettbewerbsfähig? Wir sehen einen Wandel, der durch den Kunden bestimmt wird. Unser Drei-Säulen-System aus Volksbanken, Sparkassen und Privatbanken führt zu einem intensiven Wettbewerb, auch im Privatkundengeschäft. Das heißt, dass es in dieser Wettbewerbsintensität schwierig ist, auf eine kritische Größe zu kommen, um in der heutigen Zeit zu bestehen. Hinzu kommt die digitale und technische Entwicklung. Insofern bin ich der Meinung, dass das Universalbanken-System, so wie wir es heute kennen, keine große Zukunft hat. Aus einem einfachen Grund: Um Zahlungen abzuwickeln oder Kredite zu vergeben, braucht es heute kein klassisches Geldinstitut mehr, die Grenzen werden aufgeweicht. Somit stehen

how als verpflichtenden Stoff in die Schulen zu bringen.

Banken heute nicht nur im Wettbewerb untereinander, sondern auch mit Branchenfremden. Ein Problem sind die Kosten traditioneller Banken, insbesondere, wenn es um das Thema Personal geht. Ich bin davon überzeugt, dass die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation künftig wieder einen ganz anderen Stellenwert bekommen wird – und der Kunde auch bereit sein wird, zu zahlen, wenn die Beratung in der richtigen Qualität stattfindet. Das war vor zehn Jahren schwieriger. Für größere Banken wird das unter dem Gesichtspunkt des Kostensparens zum Problem. Sie müssen immer mehr Prozesse standardisieren und vom Kontakt zu Menschen entkoppeln. Wie sieht für Sie dann die Zukunft aus? Die Banken werden sich in den nächsten Jahren entscheiden müssen, ob sie Plattformen sind oder Zulieferer. Es geht letztlich darum, für den Kunden, für die vom Kunden gewünschte Dienstleistung relevant zu sein. Der Kunde will zum Beispiel schnell und günstig bezahlen – ob mit Apple pay, Paypal oder einer Bankkarte, das ist ihm egal. Banken haben nur einen großen Vorteil: Sie sind – trotz aller berechtigter Kritik über den Umfang – reguliert.

MatthiasSchellenberg,Vorstandsvorsitzenderder PrivatbankMerck Finck. Foto: JoergKoch/Merck FinckAG

Sind Banken heute – anders als neue Anbieter – zu unflexibel? Viele Banken haben eine lange Tradition und entsprechend die Reaktionsgeschwindigkeit eines Tankers – auch wenn sie viele interessante Elemente in den sogenannten Fintechs sehen. In der heute gebotenen Eile auf Marktveränderungen zu reagieren fällt vielen Geldinstituten also schwer. Auch Investitionen sind nicht einfach. Quereinsteiger haben da ganz andere Möglichkeiten. Merck Finck selbst hat sich mit Vermögensverwaltung, Private Banking und Vermögensaufbau eine

Nische gesucht und verfolgt nicht den Anspruch, eine Universalbank zu sein. Vom Vermögensaufbau kann der kleine Sparer nur träumen. Ist er zu konservativ? Die aktuelle Situation ist besorgniserregend. Deutschland ist beim Thema Vermögensaufbau das Schlusslicht in Westeuropa. Vielen fehlt die Bildung in Finanzfragen. Wir haben eine immer weiter steigende Abiturientenquote, aber kaum jemand ist im Grund in der Lage, richtig zu sparen. Ich fordere daher, das wirtschaftliche Know-

Als Banker haben Sie bestimmt einen Tipp: Angenommen, man hat 10 000 Euro aus einem Erbe über. Wie legt man sie heute an? Zunächst einmal müssen viele Fragen beantwortet werden. Ist das alles, was der Kunde hat? Wann braucht er das Geld wieder? Welches Risiko ist er bereit einzugehen? Wenn der Kunde das Geld weglegen kann, genug Reserve hat und mittelbis langfristig Rendite machen will (5 Jahre+), dann führt an Aktien kein Weg vorbei. Für so einen Betrag ist ein ETF eine gute Sache. Bei einer höheren Anlagesumme wäre es eine andere Diskussion. Was machen die meisten Kunden beim Vermögensaufbau falsch? Sie sind zum Teil zu stark auf den Heimatmarkt Deutschland fokussiert oder konzentrieren sich zu sehr auf einzelne Titel, die sie meinen zu kennen. Oder aber auf Vermögensklassen, zum Beispiel Immobilien. Wenn man sich die Verläufe der verschiedenen Krisen anschaut, kann man vor allem einen Tipp geben: zu diversifizieren und Konzentrationsrisiken zu vermeiden. Sind Immobilien trotz der Preise eine Anlageoption? Hier in der Region ist die Bevölkerung sehr immobilienaffin und die

Eigenheimquote entsprechend hoch. Allerdings: Rendite lässt sich mit Immobilien nur noch wenig erwirtschaften. Ein Allheilmittel ist diese Anlageoption also nicht. Trotzdem ist es für viele sinnvoll, ein Eigenheim zu erwerben. Dann ist es sinnvoll, mit viel Eigenkapital hinzugehen und schnell und hoch zu tilgen. Das ist die beste Art zu sparen. Gefahr sehe ich, wenn Menschen aufgrund der niedrigen Zinsen Immobilien kaufen, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Der Zins kann sich verändern und wird sich verändern müssen. Man muss sich über die Raten, die Laufzeit und den Wert des Hauses im Klaren sein. Die Sicherheit einer Immobilie kann trügerisch sein. Erwarten Sie mittelfristig eine Besserung im Zinsniveau für den Sparer? Ich gehe davon aus, dass das ein Zyklus ist. Allerdings glaube ich – anders als vor einem Jahr – nicht, dass wir kurzfristig wieder ein ausgeglichenes Zinsniveau bekommen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren eine Zinswende sehen werden. Die aktuelle Situation kann keine zehn Jahre mehr anhalten. Die Verwerfungen auf der sozialen Seite, für die Rentensysteme, sind jetzt schon enorm, und ich mache ich mir über die sozialen Folgen Sorge. In dem Bereich ist der Zins nicht einfach nur eine Rechengröße.

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Pakete am selben Tag zustellen Das Unternehmen „regio-logistik“ hat seinen Sitz im Airportpark Der Mut hat sich ausgezahlt: Mitten in der Wirtschaftskrise, im Jahr 2009, hat sich Henrik Berlemann selbstständig gemacht. Für den studierten Logistiker war direkt klar, in welchem Bereich: „Die Paketbranche hatte damals – trotz der Krise – enorme Wachstumsraten“, blickt er heute zurück. Sein Erfolgsrezept: sich eine Nische suchen – in seinem Fall der regionale Paketversand. Diese Nische ist mittlerweile zu dem erfolgreichen Unternehmen „regio-logistik“ geworden, das 30 Mitarbeiter beschäftigt, und weiter auf Expansionskurs ist.

D

as Erfolgsrezept basiert auf drei Alleinstellungsmerkmalen. Im Vordergrund steht – im Bereich des regionalen Versands – der Same-Day-Gedanke. Zwei Mal am Tag wird in dem Lager an der Otto-Lilienthal-Straße im Airportpark am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) Ware umgeschlagen. „Somit sind wir in der Lage, Pakete am selben Tag, an dem sie abgeschickt worden sind, zuzustellen“, ist er stolz auf das Konzept. Ebenfalls für den regionalen Versand gilt, dass die Pakete nicht mit automatischen Förderanlagen verteilt werden. Die Vorteile: individuelle Maße und Abmessungen sind möglich, höchste Qualitätsstandards durch manuelles Warenhandling können eingehalten werden und dadurch, dass die Waren nicht zwangsläufig verpackt werden müssen, spart der Kunde nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt. „Wir können dadurch außerdem Paketgrößen handeln, die andere Dienstleister nicht mehr verschicken können“, erklärt Berlemann. Als Beispiel

Im Jahr 2009 hat der studierte Logistiker Henrik Berlemann das Unternehmen „regio-logistik“ gegründet. Das Kerngeschäft ist der regionale Paketversand. nennt er eine drei Meter lange Leiter, die auf kein Förderband passt. Oder aber ungewöhnliche Formen können transportiert werden – denn auch Fahrradmäntel oder Fußbälle müssen nicht extra verpackt werden. Neben dem Kerngeschäft des regionalen Versands möchte sich der Unternehmer bundesweit und international noch besser aufstellen. Deshalb wurde die so genannte Multi-Carrier-IT-Lösung kreiert. Diese ebnet den Weg zu rund 70 Logistikdienstleistern, mit denen „regio-logistik“ national und weltweit zusammen arbei-

tet. „Wir möchten den Kunden ein deutlich größeres Dienstleistungsangebot unterbreiten“, begründet Berlemann dieses Vorhaben. Als einmalig beschreibt er das System, bei dem Geschäftskunden, die Pakete bundesweit oder international versenden möchten, vom Computerprogramm automatisch den für sie besten Anbieter angeboten bekommen. Über das System erhält der Kunde darüber hinaus Informationen über den unterschiedlichen Auslieferungsstatus – ganz gleich, mit welchem Unternehmen verschickt wird. Ein Beispiel: Möchte ein

Wir feiern unser

10-jähriges Firmenjubiläum

Kunde Pakete versenden, sucht das Programm automatisch die beste und günstigste Variante aus. Wie schwer ist das Paket? Wohin geht das Paket? Geht das Paket an eine Private- oder Geschäftsadresse? Aus diesen und weiteren Informationen wird der passende Anbieter gewählt – und der Barcode direkt ausgedruckt. „Wir versuchen, für den Kunden das Beste herauszuholen“, sagt Henrik Berlemann. Die Vorteile für den Kunden: Es gibt nur eine Schnittstelle zum IT-System, und nur einen Ansprechpartner, egal welcher Anbieter gewählt wird. Das

Regionaler Versand Regionaler Versand (B2B)

Unser System öffnet die Türen zu mehr als 70 verschiedenen Logistik- und Paketdienstleistern.

Transparent

Weltweit einheitliche Paketverfolgung

Proaktiv FOCUS M

führt zur maximalen Flexibilität für den Kunden. Das Prinzip von „regio-logistik“ kommt bei den Kunden gut an, das Geschäft ist erfolgreich. Deshalb möchte Henrik Berlemann weiter expandieren. Derzeit ist er auf der Suche nach weiteren FranchiseUnternehmen. In den Niederlanden ist er bereits fündig geworden, im Raum Enschede wird im kommenden Jahr ein Depot eröffnet. Und auch sonst schaut der Unternehmer optimistisch in die Zukunft: „Ich gehe davon aus, dass die Paketbranche moderat weiter wächst.“

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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

LEBEN & LEIDENSCHAFT

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KirmesboxerHaris(links). gespieltvonBejo Domen,träumtvon einerProfikarriere.DieSzenezum Serienpiloten von„Readytorumble“wurde in einemZirkuszelt inBelmgedreht.

Fotos:MirkoNordmann(2),Eyecatcher Films

Hoffen auf den nächsten Streaming-Hit Filmemacher aus Quakenbrück will mit „Ready to rumble“ bei Netflix & Co. punkten Zwischen Auftragsarbeit und Serienproduktion. Orte in der Region dienen als Kulisse für den Filmdreh. Quakenbrücker ist auch in der Musikszene gefragt. VON MIRKO NORDMANN Eigentlich müsste Edin Dzinic sich zweiteilen. Kann er aber nicht. Trotzdem will der 29jährige Filmemacher aus Quakenbrück zwei Aufgaben unter einen Hut bringen – zum einen die Auftragsarbeiten für die Kunden seiner Firma Eyecatcher Films, zum anderen sein Herzensprojekt – die Serie mit dem Arbeitstitel „Ready to rumble“, die er gerne an einen Streamingdienst oder Fernsehsender verkaufen würde. Und weil der Video-Streaming-Markt in Deutschland boomt, stehen die Chancen nicht schlecht. „Ready to rumble“ erzählt die Geschichte des jungen Amateurboxers Haris, der von einer Profikarriere träumt, sich aber nach abgesessener Haftstrafe mit Kirmesboxkämpfen über Wasser halten muss. Auf dem Weg nach oben droht Haris immer wieder auf die schiefe Bahn zu geraten und muss sich gegen die Gegner im Ring und falsche Freunde durchboxen… Das Drehbuch hat Edin Dzinic vor einigen Jahren im Bali-Urlaub geschrieben. Jetzt setzt er es als Produzent, Regisseur und Editor um. QUAKENBRÜCK

DieSerie„Ready torumble“istein Herzensprojektvon EdinDzinic.Gedrehthater die PilotfolgeanunterschiedlichenOrten in derRegion.

Sechs Folgen soll die Serie umfassen, doch zunächst wurde erst einmal der Pilot gedreht. Damit will Edin Dzinic nun einen Abnehmer für die Serie finden. Wenn die Finanzierung steht, sollen die weiteren Episoden gedreht werden. Dafür muss aber erst ein Streamingdienst wie Netflix oder Amazon oder ein Fernsehsender anbeißen. „Das Team glaubt daran“, ist nicht nur Dzinic optimistisch, dass es klappt. Nachdem er im Sommer den Trailer im Internet veröffentlicht hat, gab es viel Lob von anderen Filmemachern. Bislang hat der Quakenbrücker, der in Köln eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton gemacht hat, alles aus eigener Tasche finanziert. Auch ohne Gelder aus der Filmförderung. „Niemand soll mir reinreden“, will Edin Dzinic seine künstlerische Unabhängigkeit wahren. So waren allerdings bei dem kleinen Budget Kontakte und Überzeugungsarbeit gefragt. Auf der Suche nach Ausrüstung und Re-

„Es ist ein Traum, der immer näher rückt.“ Filmemacher Edin Dzinic

quisiten fand Dzinic jemanden, der sich für die Sache begeistern ließ und half. Oder er kannte jemanden, der wiederum jemanden kannte. Da war es von Vorteil, dass Dzinic aus seiner Zeit in Köln gut vernetzt ist und auch in seiner Heimatstadt Quakenbrück viele Freunde und Bekannte hat. So konnte er im Frühjahr 2018 ein Firmengelände in der Quakenbrücker Neustadt in eine UNSchutzzone auf dem Balkan der 1990er-Jahre verwandeln und dort eine Massenszene mit mehr als 40 Komparsen drehen. Es wehte ein Hauch von Hollywood durch die Kleinstadt im Landkreis Osnabrück. Im Licht eines falschen Mondes tanzten künstliche Schneeflocken durch die bitterkalte Luft, während UN-Fahrzeuge durch die Szenerie brausten und 40 Männer und Frauen mit Kindern versuchten, in einen Bus zu gelangen, der die Menschen in Sicherheit bringen sollte. Der erste Drehtag damals war der aufwendigste der ganzen Produktion. Das hat Dzinic so gewollt. „Ich habe mir gesagt: Wenn ich das schaffe, schaffe ich den Rest auch.“ Er sollte recht behalten. Nach dem Auftakt in der kalten Quakenbrücker Winternacht stand dann im Sommer der zweite große Drehtag mit vielen Komparsen an. Der Filmemacher hatte lange nach einem Zirkuszelt gesucht, dass er günstig für den Dreh nutzen konnten. Fündig wurde er in Belm, wo er im Zelt des Projektzirkus Belmelli eine aufwendige Kirmesboxszene drehte. Den Boxring hatte Dzinic aus Hamburg organisiert. Für die Szenen im Gefängnis und vor Gericht fand Edin Dzinic die passende Location im Alten Amtsgericht Petershagen. Der Schöffensaal wird heute für Trauungen genutzt, das ehemalige Gefängnis ist ein Knasthotel. Schwierig war auch, die Drehtage so zu terminieren, dass alle Hauptdarsteller Zeit hatten – zumal sie per Rückstellungsverträgen zunächst auf ihre Gage verzichteten und erst dann bezahlt werden, wenn ein Geldgeber für die Serie gefunden ist. Zudem lebt Bejo Dohmen, der den jungen Boxer Haris spielt, in Los Angeles. Immer wenn er für andere Dreharbeiten oder Schauspiel-Workshops

ImQuakenbrücker BürovonEdinDzinichängenGoldene Schallplattenan derWand.Auch fürMusikvideos arbeitet er.

nach Deutschland kam, konnten auch einige Szenen für „Ready to rumble“ gedreht werden. Rapper Sinan G., der Haris’ besten Freund Korab spielt, hatte rechtzeitig vor Drehstart eine Haftstrafe abgegessen. „Jeder hat seinen Teil erfüllt. Ich bin sehr, sehr zufrieden“, lobt Edin Dzinic Schauspieler, Komparsen und Teammitglieder. Alle seien mit viel Engagement und Leidenschaft bei der Sache gewesen. Eigentlich wäre der Serienpilot schon viel eher fertig gewesen, doch die Nachproduktion wie Schnitt, Bildbearbeitung und Vertonung mussten noch warten, weil erst viele Kundenaufträge abge-

arbeitet werden mussten. Mit seiner Firma Eyecatcher Films, die Edin Dzinic Anfang 2018 in Quakenbrück gegründet hat, produziert er Werbesport und Imagefilme für Firmen. Er übernimmt dabei sämtliche Arbeitsschritte von der Konzeption über den Dreh bis hin zur Nachbearbeitung. Zu seinen Kunden gehören namhafte Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Johnson & Johnson (OB), aber auch regionale Firmen. „Es macht mir Spaß, mir auch für einfache Unternehmen etwas Schönes einfallen zu lassen“, sagt Edin Dzinic. Vor zwei Jahren allein in Quakenbrück gestartet, hat er

nun einen Auszubildenden und eine Teilzeitkraft beschäftigt und arbeitet regelmäßig mit einem Freelancer zusammen. „Das Unternehmen wächst“, ist Dzinic zufrieden. In seinem Büro in Quakenbrück hängen übrigens einige Goldene Schallplatten und sogar eine in Platin an der Wand. Edin Dzinic ist nämlich auch in der Musikszene gefragt. Bei Musikvideos von bekannten Rappern wie Fard, Eko Fresh, Ferris MC, Mero, Farid Bang oder Kollegah hat Dzinic in verantwortungsvoller Position mitgewirkt. Jüngst hat er beim Musikvideo „Girl, you shoot me down“ des Magier-Duos Ehrlich Brothers CoRegie geführt. Doch bei allen anderen Aufgaben verliert Edin Dzinic sein Serienprojekt nie ganz aus den Augen. Sollte sich kein Sender finden lassen, der „Ready to rumble“ haben will, überlegt Dzinic, das Projekt mit finanzieller Unterstützung von Firmen durchzuziehen. Bei einigen potenziellen Investoren ist bereits Interesse geweckt, doch Edin Dzinic will nichts übers Knie brechen. „Es ist ein Traum, der immer näher rückt. Es passiert nichts von heute auf morgen.“

ZUR SACHE

Markt für Videostreaming wächst Der klassische 20.15Uhr-Abendfilm ist schon längst ein Auslaufmodell. Das lineare Fernsehen verliert im Vergleich zu Videoportalen wie Youtube oder Video-Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime Video oder Apples Itunes immer mehr an Bedeutung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Zuschauer ist nicht an feste Sendezeiten gebunden und kann via Smartphone oder Tablet von überall auf das Angebot zugreifen. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey &

Company ist der deutsche Markt für kostenpflichtiges Videostreaming zwischen 2012 und 2018 jährlich um 82 Prozent gewachsen. Mittlerweile nutzt demnach jeder zweite Haushalt in Deutschland Streamingangebote und zahlt dafür. Im Schnitt geben Deutsche pro Jahr 112 Euro dafür aus. Besonders beliebt bei Netflix und Co. sind neben Spielfilmen auch Serien. Zum einen besteht das Angebot aus bekannten Mehrteilern, die zuvor erfolgreich im Fernsehen gelaufen sind, wie „The Walking

Dead“, „The Big Bang Theorie“ oder „Breaking Bad“, zum anderen aus Eigenproduktionen der Streamingdienste. Zwischen vielen US-Serien gibt es einige hochgelobte und erfolgreiche deutsche Eigenproduktionen wie „Dogs of Berlin“, „Skylines“ oder „Dark“ (alle Netflix). Ohnehin sind deutsche Dramaserien nach dem Erfolg der Pay-TV-Serie „4 Blocks“ gefragt. Doch nicht nur deshalb hoffen deutsche Filmemacher derzeit, ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen. Seit einem Jahr sind Videostreaming-

dienste per EU-Vorschrift dazu verpflichtet, ihr Angebot mit mindestens 30 Prozent europäischen Produktionen zu füllen. Derzeit läuft noch eine Übergangsfrist, weil die Vorschrift in den Mitgliedsländern in nationales Recht umgewandelt werden muss. Die EU will damit europäische Produktionen stärken und für mehr kulturelle Vielfalt sorgen. Kritiker befürchten allerdings, dass die Streaminganbieter die Maßgaben erfüllen könnten, indem sie die Summe der angebotenen Filme und Serien verringern.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Für schnelles Netz packen alle mit an Wie Breitband-Internet auch zu den Menschen in kleinen Gemeinden kommen kann

VON ANDREAS KRZOK Zwei Zauberworte öffnen in der kleinen Gemeinde Isterberg das Tor zu einer digitalen Breitband-Versorgung auf der Höhe der Zeit: „Muenet“ und Selbermachen. Der regionale Netzanbieter aus dem westfälischen Rosendahl und die zupackenden Isterberger bilden eine schlagkräftige Allianz, die im Laufe des ersten Quartals 2020 ihr Ziel erreicht haben will. Isterberg gehört zur Samtgemeinde Schüttorf im Süden der Grafschaft Bentheim und besteht aus den Ortsteilen Neerlage und Wengsel. Gut 500 Einwohner verteilen sich auf circa 200 Haushalte. Das Gewerbegebiet Am Südhang ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und doch hakt es in der Region, wenn es um das Thema Breitbandversorgung geht. „Seit mindestens zehn Jahren kämpfen die hiesigen Gemeinden gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises Grafschaft Bentheim um eine grundsätzliche Änderung der Situation. 2015 ergab eine vom Landkreis veranlasste Markterkundung für unsere Gemeinde das Bild einer extremen Unterversorgung“, beschreibt Bürgermeister Günter Wilmink die Entwicklung. Je schneller die Entwicklung im Bereich der digitalen Kommunikation fortschritt, umso mehr geriet die kleine Gemeinde mit ihren vielen landwirtschaftlichen Betrieben ins Hintertreffen. Die lächerlichen Bit-Raten im Kupfernetz machten nicht nur die Internetnutzung mühsam. Die Verbindung zu Melkautomaten oder den Betrieb des unentbehrlichen Faxgeräts konnte man nur über ISDN-Telefonie gewährleisten. Und diesen Dienst schaltet die Telekom zurzeit nach und nach ab. Was tun? In engem Kontakt mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises und der Samtgemeinde Schüttorf wurden mehrere Lösungsmöglichkeiten ins Auge gefasst und planerisch vorbereitet. Sogar ein Zuschuss aus öffentlichen Geldern wurde bewilligt. Aber die Pläne zerschlugen sich. Der vorgesehene Anbieter meldete Insolvenz an. Der Landkreis beschloss, dass die 2016 gegründete Breitband Grafschaft Bentheim GmbH zuerst die Kommunen in der nördlich gelegenen Niedergrafschaft ans Glasfasernetz bringen solle. Die Entscheidung fürs Selbermachen fiel in Isterberg, als die Bad Bentheimer Nachbarn ihr „Muenet“-Modell für die Versorgung der ländlichen Siedlungen vorstellten. ISTERBERG

Im Isterberger Rat und in einer Bürgerversammlung einigte man sich Anfang 2019 darauf, das große Wagnis einzugehen. Immerhin ging es um 180 000 Euro Kosten und viele Arbeitsstunden, die von Männern und Frauen zu leisten sein würden. Die Arbeitsteilung bei dem Projekt sieht so aus: Die Isterberger sorgen durch „Muskelhypothek“, sprich Eigenleistung, dafür, dass die Leerrohre für die Glasfaserkabel im Boden verlegt werden, und zwar bis zur jeweiligen Hauswand. Der Versorger „Muenet“ ist verantwortlich für das Einblasen der Glasfaserkabel in die Leerrohre, die Herstellung der Verbindungen und Verzweigungen und die Hausanschlüsse. Bis man loslegen konnte, war zunächst einmal reichlich „Papierarbeit“ zu leisten. Es galt, Verträge mit den beteiligten Firmen und mit allen Grundeigentümern zu schließen. Das Gemeindegebiet wurde in vier Polygone aufgeteilt, für die vier verantwortliche Arbeitsgruppen gebildet wurden. „Das war nicht schwer, denn von Anfang an haben unsere Pläne große Zustimmung gefunden“, freut sich der Bürgermeister. Ab Anfang November konnte man dann ein Ungetüm beobachten, das an den Feldrändern entlangkroch, umschwärmt von

„Wir sorgen dafür, dass kein Projekt länger als zwölf Monate dauert.“ Patrick Nettels, Geschäftsführer Muenet

Sie sind begeistert vom Elan ihrer Mitbürger: Bürgermeister Günter Wilmink und seine Stellvertreter GabrieleFeitsmaundFriedrichKleineRuse(vonlinks). Fotos:AndreasKrzok

SelbstHand anlegenistgefragt:DieArbeiten in Isterbergkommenzugügvoran.DabeiziehendieBewohneralleaneinemStrang.

Männern in Gummistiefeln und Arbeitskluft. Der Kabelpflug einer Lüdinghauser Fachfirma bewegte sich recht zügig auf seinen breiten Gummiketten vorwärts – bis zu elf Kilometer an einem Tag. In einem Arbeitsgang schnitt die Maschine einen bis zu einen Meter tiefen Spalt in den Boden und versenkte bis zu sechs Leerrohre gleichzeitig. An der Finanzierung des Projekts beteiligen sich Landkreis, Gemeinde und Nutzer mit je einem Drittel. Der mit 750 Euro veranschlagte Hausanschluss kostet den einzelnen Haushalt also 250 Euro. Die Nutzer sind zwei Jahre an den Anbieter Muenet gebunden. Mit rund 50 Euro monatlich für 100 Megabit pro Sekunde im Down- und im Upload liegen die Preise auf angemessenem Niveau. Gegen Aufschlag lässt sich die Leistung verdoppeln. Während sich die tatkräftigen Isterberger noch etwas gedulden müssen, haben es die Bad Bentheimer Nachbarn fast geschafft. Dort sollen bis zum Jahresende 90 Prozent der rund 600 Anschlüsse am Netz sein. „Wir befinden uns in der finalen Phase, und wir geben Vollgas“, bestätigt Patrick Nettels, der mit seinem Partner Laslo Müther Chef im Hause „Muenet“ ist. „Der Arbeitsfortschritt hängt natürlich auch immer etwas vom Wetter ab.“

Die Rosendahler Internetfirma ist seit rund zwei Jahrzehnten auf der Erfolgsspur. In der Region ganz dicht an ihren Kunden, haben die 17 Mitarbeiter bisher knapp 10 000 Hausanschlüsse installiert. Die einzelnen Projekte haben eine überschaubare Größe und können als Referenzen für eine hoch flexible, weitgehend unbürokratische und

finanziell gut zu bewältigende Breitband-Versorgung in ländlichen Räumen angesehen werden. Muenet-Leitungen liegen bisher in den Bereichen Coesfeld und Borken, im Sauerland und in der Grafschaft Bentheim. „Wir sorgen dafür, dass kein Projekt länger als zwölf Monate dauert. Das hat immer gut ge-

klappt“, sagt Nettels. „Wir leben davon, dass unsere zufriedenen Partner in der Region Muenet weiterempfehlen.“ Das dürfte aus Patrick Nettels Sicht auch für Bad Bentheim und Isterberg gelten. Er findet: „Auf die Leute hier kann man zählen. Da gilt das gegebene Wort. Das macht sie für uns so sympathisch.“

ZUR SACHE

So steht es um den Breitbandausbau Sowohl für Privathaushalte wie auch Unternehmen ist ein schneller Internetanschluss von zentraler Bedeutung. Wie aus dem Datenspiegel „Landkreis kompakt“ hervorgeht, ist der Posten für den Ausbau der Breitbandinfrastruktur mit 13,5 Millionen Euro der größte Einzelposten der rund 44,1 Millionen Euro Nettoinvestitionen der Kreisverwaltung Osnabrück. Insgesamt sind im Stadtgebiet bereits 98 Prozent der Haushalte mit schnellem Internet versorgt, wie die Stadt-

werke-Tochter SWONetz betont. Und auch für die verbleibenden 600 Anschlüsse ist der Spatenstich für den Glasfaserausbau bereits gesetzt. Die weißen Flecken erstrecken sich dabei über das ganze Stadtgebiet, jedoch insbesondere in Randlagen wie in Hellern, Nahne, Voxtrup, Darum, Widukindland, Haste und Pye. Bis 2021 soll der Ausbau abgeschlossen sein. Die Kosten für den Ausbau liegen bei 8,3 Millionen Euro für das gesamte Stadtgebiet.

Im nördlichen Emsland steht der Breitbandausbau vor dem Abschluss. 7000 bislang unterversorgte Haushalte haben damit die Möglichkeit, das Internet besser und vor allem schneller nutzen zu können. Landkreisweit werden in einer ersten Phase, in der rund 63 Millionen Euro in den Breitbandausbau investiert werden, rund 14 300 Haushalte erreicht. Allerdings bleiben allein im nördlichen Emsland weiterhin 900 „weiße Flecken“, also Adressen, deren Breitbandverbin-

dung weniger als 30 Mbit/s beträgt. Diese sollen mit einem weiteren Förderprogramm abgebaut werden. Landkreisweit gibt es insgesamt derzeit nur rund 2000 unterversorgte Gebiete. Neuen Schub in den Breitbandausbau könnte die neue Kooperation zwischen EWE und der Telekom geben, der das Bundeskartellamt jüngst zugestimmt hat. Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen mehr als 300 000 Glasfaseranschlüsse unter anderem in Niedersachsen realisiert werden.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Wie das Rapsöl den Trend zum Pflanzenöl beeinflusst Teutoburger Ölmühle setzt im heiß umkämpften Markt auf patentiertes Herstellungsverfahren und verzichtet dabei auf Chemie VON ELKE SCHRÖDER IBBENBÜREN Ob Olivenöl, Rapsöl, Kürbiskernöl, Distelöl, Walnussöl, Leinöl, Sonnenblumenöl oder Traubenkernöl: Hobbyköche, die auf die gesunde Ernährung achten wollen, greifen bereits seit Jahren verstärkt zum Pflanzenöl, um Fleisch zu braten, Gemüse zu dünsten oder Salate zu verfeinern – selbst in der heimischen Backstube kommt es zum Einsatz. Das Angebot im Supermarktregal ist riesig. Wer jedoch angesichts dieser Vielfalt meint, auf diesem Markt ist kein Platz mehr für Innovationen, der irrt. Ein Besuch in der Teutoburger Ölmühle zeigt beispielhaft, warum der beliebte Alleskönner Rapsöl, von dem im vergangenen Jahr in Deutschland 76,1 Millionen Liter verkauft wurden, eine Hauptrolle spielt. Er gilt nicht nur aufgrund seines niedrigen Gehalts an gesättigten Fettsäuren als besonders gesund, sondern ist auch besonders vielfältig einsetzbar. Mit 40,4 Prozent Marktanteil im Jahr 2018 liegt Rapsöl laut Zahlen der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen noch vor Sonnenblumenund Olivenöl. „Der Rapsölmarkt ist eine schöne Spielwiese, auf der man sich mit neuen Produkten austoben kann“, meint Gerd Beilke, Geschäftsführer der Teutoburger Ölmühle, denn Raps als Basis habe viel Potenzial. So hat das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Ibbenbüren in diesem Jahr den Trend zum Würzöl aus der Gastronomie für die heimische Küche aufgegriffen: „Kräuter wie Rosmarin oder Basilikum werden zum kalt gepressten RapsKernöl gegeben. Im Prinzip funktioniert das wie ein Teeaufguss“, erklärt der 47-Jährige, der vor zwei Jahren die Geschäftsführung übernommen hat. Ein paar Tropfen dieses Ölgemischs würden reichen, um eine Pasta anzureichern. „Im Endeffekt ist es eine neue Art zu würzen.“ Die Teutoburger Ölmühle gilt mit einem patentierten Herstellungsverfahren als ein Spezialist für nachhaltige, aus geschälter Saat hergestellte kalt gepresste Raps-

SeineLeidenschaft istes, neue Produktezuerfinden,sagtGerd Beilke, seit2017 Geschäftsführer derTeutoburger Ölmühle. Foto:ElkeSchröder

Kernöle. Seinen Ursprung hat das Unternehmen in einem Forschungsprojekt an der Universität Essen in den 90er-Jahren. Die späteren Firmengründer Michael Raß und Christian Schein suchten damals nach einem Verfahren, das die Emissionen der Speiseölindustrie verringert, die bei der industriellen Ölsaatverarbeitung durch die chemische Reinigung des Öls entstehen. Ihre Lösung: Zunächst die schwarze Rapssaat schälen, um die Bitterstoffe zu entfernen und danach nur den gold-gelben Kern schonend kalt pressen. Heute verarbeitet der Marken- und Handelsmarkenhersteller mit seinen derzeit etwa 85 Mitarbeitern jährlich bis zu 30 000 Tonnen Saat aus konventionellem Anbau aus der Region sowie aus Bio-Anbaugebieten in Europa. Produziert wird zudem Sonnenblumen-Kernöl sowie Leinöl in konventioneller als auch BioQualität. Diese Mischung von Rohstoffen aus konventionellem und Bio-Anbau sei eine historisch bedingte Entwicklung, erzählt Beilke: „Als das Unternehmen im Jahr 2000 gegründet wurde, waren Bioprodukte noch nicht so stark gefragt.“ Mittlerweile machen sie etwa 70 Prozent des Umsatzes aus, der 2017 bei 54,6 Millionen lag. „Der Trend geht bei uns weiterhin ganz klar zu mehr

„Der Rapsölmarkt ist eine schöne Spielwiese, auf der man sich mit neuen Produkten austoben kann.“ Gerd Beilke, Geschäftsführer Teutoburger Ölmühle

Wenn dasgold-gelbe Kernölabgefülltwird,erinnertnichtsmehran dieschwarze Rapssaat.

Bio-Qualität.“ Doch diese Nachfrage zu befriedigen ist gar nicht so einfach: „Es ist leider so, dass wir in Deutschland viel zu wenig Anbauflächen für Bio-Raps haben.“ Zwei Faktoren seien dafür verantwortlich: „Zum einen gibt es so viel konventionelle Anbauflächen, dass der Biobauer in der Nachbarschaft Probleme bekommt, wenn durch Verwehungen Pestizide auf seinem Feld landen. Der andere Faktor ist, dass die Rapspflanze eine empfindliche Pflanze ist. Durch die Pestizide im konventionellen Anbau wird sie gut gestärkt, die Bio-Rapssaat hat es dagegen relativ schwer zu überleben, vor allem bei unseren hiesigen Wetterbedingungen.“ Doch die Teutoburger Ölmühle arbeite „sowohl mit dem Bioland Verband als auch mit zahlreichen deutschen Biobauern kontinuierlich zusammen, um die Anbauflächen und somit den Ertrag langfristig zu steigern“, berichtet Beilke. Der 47-Jährige weiß auch, dass seine „schöne Spielwiese“ inmitten eines umkämpften Marktes liegt. Zwar seien hochwertige Öle ein Wachtumsmarkt, „in Deutschland haben wir jedoch noch einen gewissen Nachholbedarf, was das Verständnis des Verbrauchers von hochwertigen kalt gepressten Ölen angeht, weil wir eben auch ein ,Raffinatland’ sind“, sagt Beilke. In der Menge führe das raffinierte Rapsöl, abgefüllt in der 1-Liter-Plastikflaschen in der Regel für 1 Euro, den Rapsölmarkt hierzulande an. Der

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Ölmühle-Geschäftsführer rechnet vor: Die Öl-Ausbeute bei einer Kaltpressung liege bei 38 Prozent. Bei einer Heißpressung hingegen bei Raps bei bis zu 44 Prozent. Bei einem heiß gepressten Öl brauche man also weniger Saat. „Das macht einen starken wirtschaftlichen Effekt aus.“ Geschmackliche Raffinesse wird nach der Heißpressung von der Industrie nicht angestrebt. Wer raffi-

Foto:TeutoburgerÖlmühle

niertes Rapsöl zum Backen, Braten und Frittieren wählt, der erwartet ein geschmacksneutrales Öl. Bei einer Kaltpressung bleibt dagegen der typische nussige Geschmack des Rapsöls erhalten. Die Teutoburger Ölmühle jedoch will mit ihrer Neuheit „Purea“, abgefüllt in einer Glasflasche, seit Sommer eine kalt gepresste Alternative anbieten: „Es ist das einzige neutral schmeckende Rapsöl, dass ohne die Qual einer

chemischen Raffination hergestellt wird. Es trifft somit den Zeitgeist und ist besonders beliebt bei der jungen Generation“, ist Geschäftsführer Beilke überzeugt. Um den neutralen Geschmack zu erhalten, wurde das Herstellungsverfahren der Firmengründer weiterentwickelt, in dem im letzten Arbeitsschritt die Kerne gedämpft werden. Beilke ist sehr zufrieden mit dem, „was wir bisher mit Purea auf Anhieb geschafft haben: Seit der Markteinführung mit einer halben Million Flaschen im Juli ist das Produkt deutschlandweit bereits bei bis zu 7000 Lebensmittelhändlern erhältlich, mit einem jährlichen Handelsvolumen von etwa fünf Millionen Euro.“ Mittelfristig strebt der Geschäftsführer mit dem Produkt bei den Glasflaschen einen Marktanteil von zehn Prozent in Deutschland an, zurzeit seien es vier Prozent. Es ist in wichtiger Erfolg für das mittelständische Unternehmen, das sich auch verstärkt auf die eigenen Marken und neue Produkte konzentriert, nachdem ihm der Markt in den Jahren 2015 und 2016 wirtschaftlich stark zugesetzt hatte. Es sei in erster Linie die unternehmerische Aufgabe gewesen, die Teutoburger Ölmühle zu sanieren und „wieder in ein stabiles Fahrwasser zu bringen“, die ihn gereizt habe, die Geschäftsführung im Januar 2017 zu übernehmen, sagt Gerd Beilke. Nach seinen Angaben schreibt das Unternehmen operativ wieder schwarze Zahlen: „Wir sind voll auf Kurs. Auch für 2020 haben wir eine sehr gute Prognose.“

ZUR SACHE

Wissenswertes zum Pflanzenöl Nativ oder kaltgepresst: So werden Speiseöle aus Pflanzen bezeichnet, deren Samen, Kerne oder Früchte ohne Wärmezufuhr gepresst werden. Geschmacksstoffe, Vitamine und die gesunden mehrfach ungesättigten Fettsäuren bleiben bei dieser Herstellung erhalten. Kaltgepresste Öle eignen sich vor allem zum Verfeinern von kalten Speisen. Dagegen eignen sich zum Braten, Backen und Frittieren nur spezielle kaltgepresste Bratöle. Bei der Kaltpressung bleibt das intensive Aroma der

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Pflanzen erhalten, die Ölausbeute ist jedoch geringer als bei der Heißpressung. Kaltgepresstes Leinöl ist nicht zum Braten geeignet. Raffiniertes Öl: Es handelt sich dabei um Speiseöle, die mittels Heißpressung gewonnen werden. Dabei wird unter Wärmezufuhr aus der Ölsaat das Öl gepresst, aus dem Pressrückstand wird das restliche Öl mithilfe von Lösungsmitteln herausgelöst. Bei diesem Verfahren entsteht ungenießbares Rohöl, das in mehreren Schritten chemisch gereinigt (raffi-

niert) und so erst genießbar wird. Bei diesem Prozess gehen jedoch auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe sowie Vitamin E verloren. Das bedeute aber nicht per se, dass die kaltgepressten Speiseöle gesünder sind als raffinierte, erklären die Verbraucherzentralen. Enorme Unterschiede gäbe es jedoch bezüglich des Verarbeitungsgrads und Geschmacks. Raffinierte Speiseöl sind besonders hitzebeständig, geruchs- und geschmacksneutral, deshalb eignen sie sich besonders gut zum Backen und Braten. Mit

dem geschmacksneutralen Purea der Teutoburger Ölmühle soll – laut Hersteller – nun erstmals auch ein kaltgepresstes Rapsöl über diese Eigenschaften verfügen. Gutes Speiseöl: sollte fruchtig und frisch riechen und nicht bitter schmecken. Fehlt auf einem Speiseöl die Bezeichnung „kaltgepresst“ oder „nativ“ kann man davon ausgehen, dass es sich um ein raffiniertes Öl handelt. Generell sollten Öle dunkel und kühl gelagert werden, raten die Verbraucherschützer.

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LEBEN & LEIDENSCHAFT

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Wein aus Niedersachsen lässt Träume reifen

Weinerlei Zwei Dutzend Anträge für professionellen Weinanbau genehmigte die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in den Jahren 2016 bis 2019. 21,7 Hektar Weinanbaufläche stehen den 24 Antragstellern mittlerweile landesweit laut niedersächsischem Landwirtschaftsministerium zur Verfügung. Die Flächengenehmigungen umfassen eine Größenordnung von 450 bis 40 000 Quadratmetern.

Klimawandel begünstigt Entwicklung – Familienbetrieb aus Bad Iburg mit Pionierarbeit

Von wegen Lust und Laune: Innerhalb von drei Jahren muss nach Genehmigung Wein angebaut werden. Sonst drohen Strafen. Die Zahl der niedersächsischen Neuwinzer ist angesichts von bundesweit 48 000 Weinbetrieben, davon 20 000 im Vollerwerb, verschwindend gering.

Gesetzesänderung macht professionellen Weinanbau möglich. Landwirte entdecken neues wirtschaftliches Standbein. Regionaler Bezug soll Nischenprodukt am Markt etablieren. VON BERTHOLD HAMELMANN OSNABRÜCK „So macht Landwirtschaft wieder Spaß.“ Was muss passiert sein, dass gerade Sauenhalter mit einem derartigen Satz in die Öffentlichkeit gehen? Des Rätsels Lösung: Familie Brinkmann aus Bad Iburg zieht dieses Fazit mit Blick auf den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, der mit Augenmaß umgekrempelt wird. Seit 2018 widmen sich die Landwirte aus Leidenschaft einer in Niedersachsen manchmal eher belächelten Sonderkultur – dem professionellen Weinanbau. Kurz vor Weihnachten präsentiert sich jetzt der Lohn der Mühen. Wein, der für etwa 1000 Flaschen reichen soll. Zufrieden, mit verhaltenem Optimismus, sehen die Brinkmanns in die Zukunft. Trotz hoher Anfangsinvestitionen rechnen sie sich echte Chancen in einer regionalen Marktnische aus und gehen mit großem Realismus in die Zukunft: „Wir müssen noch viel lernen!“ Mit deutlicher Genugtuung nehmen sie jetzt schon eine lange vermisste Reaktion der Öffentlichkeit wahr: „Das Thema Wein ist positiv besetzt.“ Neugierde, Zustimmung, Zuspruch seien die Regel. „Pauschalierende und unberechtigte Vorwürfe gegen unseren Berufszweig als Umweltsünder oder Tierquäler gibt es nicht.“ Der Weg zum Wein: Geänderte gesetzliche EU-Rahmenbedingungen, die seit 2016 auch in Niedersachsen den gewerblichen Weinanbau ermöglichten, brachten Vater Gerd Brinkmann (58) ins Grübeln. Interessiert

hörte er sich beim Beackern seiner Ackerflächen einen entsprechenden Radiobeitrag an. „Könnte das etwas für unseren Familienbetrieb sein?“ Denn bei der steten Suche nach zukunftsträchtigen Perspektiven jenseits der eher traditionell ausgerichteten Landwirtschaft waren den Sauenhaltern aus Bad Iburg keine Alternativen über den Weg gelaufen. „Bei anderen Sonderkulturen, ob Erdbeeren, Spargel oder Himbeeren, haben andere schon die Nase vorn“, stellt Gerd Brinkmann nüchtern fest. Bei seinen drei Söhnen war es Jan (23), der mit besonderer Begeisterung die Wein-Idee aufgriff und heute stolz auf das bisher Erreichte blickt. „Mit dem Wein haben wir im Umkreis von etwa 100 Kilometern ein Alleinstellungsmerkmal.“ 2018 präsentierte sich Bad Iburg nicht nur als Ausrichter einer sehr erfolgreichen Landesgartenschau. In der Nähe dieses Areals, am 213 Meter hohen Urberg, kultivierten die Brinkmanns ein 2,2 Hektar großes Areal zum ersten Weinberg der Stadt. Sie machten dabei aus einer Not eine Tugend: „Eigentlich war das Gelände für uns ein Problem-Acker. Den konnten wir wegen der Hanglage von bis zu 25 Prozent mit schweren Maschinen nur unter großen Mühen bewirtschaften“, so Jan Brinkmann. Nach der zusätzlichen Rodung einer kleinen Waldecke pflanzten die Iburger Pioniere auf einer arrondier-

„Unser Wein muss etwas Besonderes bleiben.“ Jan Brinkmann

„Wat de Buer nich kennt, dat frett he nicht.“ Diese Redensart – frei übersetzt – betraf bei den Brinkmanns den weiten Bereich des Marketings. „Als Sauenhalter lieferten wir unsere Tiere nur ab und bekamen eine Abrechnung mit dem Preis. Das war alles. Mehr brauchten wir nicht.“ Doch das neue Produkt erfor-

derte eine komplette Neuausrichtung. „Weinverkauf ohne Werbung funktioniert nicht.“ Nur werde Marketing in der landwirtschaftlichen Ausbildung in der Region sträflich vernachlässigt, findet Jan Brinkmann, der gerade seine Technikerausbildung zum Landwirt abgeschlossen hat. „Winzerkollegen aus Süd-

ten Fläche von 1,5 Hektar exakt 5068 Rebstöcke auf einem Untergrund aus Löss, Lehm und Buntsandstein an. Die bei Ackerbauern ungeliebte Hanglage entwickelte sich für die Weinpioniere zu einem Glücksfall. „Die wettertechnisch geschützte Steillage mit hoher Sonneneinstrahlung ist einfach super.“ Bestes Beispiel: Als Mitte Mai dieses Jahres plötzlicher Spätfrost die frischen Triebe der Reben bedrohte, „flossen“ die frostigen Luftmassen am Boden schnell den Hang abwärts. Der Exodus der neuen Triebe blieb aus. „Kollegen, die auf flachen Flächen Weinanbau betreiben, hatten weniger Glück und keine Ernte“, konstatiert dazu Jan Brinkmann. Rückblick: Nach der letzten Reform der EU-Weinmarktregelungen hatte das langjährige Neuanpflanzungsverbot ausgedient. EU-Mitgliedstaaten können seit 2016 jährlich in begrenztem Umfang Neuanpflanzungsrechte zur Verfügung stellen. Dies galt auch für Regionen wie Niedersachsen, in denen es bisher keine Pflanzrechte für gewerblichen Weinanbau gab. Begeisterte Hobbywinzer sorgten bis dato auch in der Region Osnabrück für lokale Ausrufezeichen in Sachen Weinanbau. Kommerziell lief gar nichts. Die gesetzlich erlaubten maximal 1000 Quadratmetern Anbaufläche (im Volksmund waren das maximal 99 Reben) setzten enge Grenzen.

Sande Rastede

Thomasburg

Bad Zwischenahn Rotenburg (Wümme) Großenkneten

Groß Thondorf Betzendorf

Küsten

Verden

Visbek

Eschee

Meinersen

Wedemark Burgdorf

Bad Iburg

deutschland sind da meilenweit weiter.“ Doch dank vieler Gespräche, Weiterbildungen und eigener Ideen hat er schnell aufgeholt. Das Ergebnis: eine eigene Homepage (www.weinhof-brinkman.de), 500 Weinstock-Patenschaften, Weinbergführungen mit überregionalen Gästen, Medienpräsenz...

Niedersachsen wäre formal Deutschlands 14. Anbaugebiet. Die Rebflächen in Norddeutschland sind aber keine neuen Weinanbaugebiete. Weine, die außerhalb der 13 deutschen Qualitätsweinregionen (Ahr/Ahrtal, Baden, Franken, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Mosel-Saar-Ruwer, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen, Württemberg) erzeugt werden, sind als „Deutscher Wein“ zu bezeichnen und dürfen nach Angaben des Deutschen Weininstituts nicht als Qualitätswein vermarktet werden. Der Weg zur geschützten Herkunftsbezeichnung ist lang und steinig: Dazu muss es erst einmal Niedersachsen-Wein geben, um festlegen zu können, was das Besondere eines derartigen Rebensafts ist. Besondere Herausforderungen im Norden Deutschlands: Die Winzer müssen hier mit einer kürzeren Vegetationsdauer klarkommen. Der Wein muss also früher reif sein als im Süden. Ein Riesling, der erst Mitte Oktober reift, ist chancenlos im Norden. Vegetativ sind die nördlichen Regionen oft drei bis vier Wochen zurück. Die angebauten Sorten sollten zudem eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Pilze besitzen, um etwa der norddeutschen Nässe besser trotzen zu können.

Hier wird in Niedersachsen Wein angebaut

„Auf die erste Rebernte in Niedersachsen bin ich schon sehr gespannt. Ich gehe davon aus, dass Wein aus Niedersachsen als regionales Produkt durchaus eine Chance am Markt hat.“ Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast

Allein in Rheinhessen, dem größten deutschen Weinanbaugebiet, summieren sich die Rebflächen derzeit auf etwa 26 500 Hektar. Im Bundesgebiet sind es rund 100 000 Hektar.

GUTES MARKETING ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

Harsum

Rinteln

Negenborn

Göttingen Seeburg Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Grafik: Matthias Michel

Nach jüngsten Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums wurden seit 2016 bis heute 24 Antragstellern Genehmigungen für professionellen Weinanbau auf insgesamt 21,7 Hektar erteilt. „Dies beinhaltet dabei die Verpflichtung, innerhalb von drei Jahren Wein anzubauen“, umreißt Ministeriumssprecherin Alexandra Schönfeld die gesetzlichen Vorgaben. Weinlese in Niedersachsen – in diesem Jahr war es endlich so weit. Denn nach allgemeiner Faustregel kann mit ersten nennenswerten Erträgen frühestens im dritten Jahr nach Anpflanzung gerechnet werden. „Zwei wettermäßig besonders warme Jahre“, so Gerd Brinkmann, erlaubten jetzt in Bad Iburg bereits nach zwei Jahren eine erste Lese. Eine Konsequenz: Die geringe Menge der Trauben der Weißweinsorten Solaris (2500 Rebstöcke) und Helios (1700 Weinstöcke) sowie des „roten“ Bruders Regent (800 Weinstöcke) reichten nicht für sortenreine Weine. Das Ergebnis für Familie Brinkmann ist beim Weißwein ein Cuvée – ein aus zwei Rebsorten zusammengestellter Wein – sowie ein Rotling. So weit, so gut. Schnell noch ein werbewirksames Etikett auf die Flaschen – und schon hätte der Verkauf starten können. Doch weit gefehlt. Der Wein vom „Teutoburger Südhang“, so die angedachte Lagebezeichnung, verstrickte sich erst einmal im Dschungel der Weinbau-Bürokratie. Denn alle Winzer in Niedersachsen produzieren zunächst einmal nur „deutschen Wein“, was die Qualitätsstufe angeht. Weitere Spezifizierungen sind nicht erlaubt. Dies war einer der Gründe, die Ende Oktober in Verden zur Gründung des Verbandes niedersächsischer Winzer führte. „Wir wollen Niedersachsen im ersten Schritt als Landweingebiet anerkannt bekommen, vielleicht irgendwann dann auch als Qualitätsweinanbaugebiet“, umreißt Jan Brinkmann, inzwischen auch frischgebackener erster Vorsitzender des Verbandes, die Ziele. „Niedersäch-

Alles nicht neu: Die größte Ausdehnung in den Norden Europas besaß der Weinbau um 1200–1500 n.Chr., als es deutlich wärmer als heute (Mittelalterliches Klimaoptimum) war. Zu dieser Zeit reichte die Weinbaugrenze bis nach Dänemark, Schlesien, Pommern und ins Baltikum. Diese Warmphase wurde durch die sogenannte kleine Eiszeit abgelöst, die je nach Definition von 1650 bis 1850 andauerte. Heutige Wissenschaftler führen dies auf natürliche Ursachen wie Vulkanausbrüche zurück, deren Staubwolken die Sonne abschirmten. Die damaligen Zeitgenossen hatten für das Absinken der Temperatur eine eigene Erklärung: Die starke Abholzung der Wälder sei Ursache des veränderten Wetters, denn nun seien den „kalten Winden Tür und Tor“ geöffnet. In 21 der insgesamt 37 Landkreise Niedersachsens einschließlich der Region Hannover wird derzeit nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums professionell Wein angebaut. Es sind Bad Iburg (Landkreis Osnabrück), Bad Zwischenahn (Ammerland), Betzendorf (Lüneburg), Burgdorf (Region Hannover), Esche (Grafschaft Bentheim), Göttingen (Göttingen), Großenkneten (Oldenburg), Groß Thondorf (Uelzen), Harsum (Hildesheim), Küsten (Lüchow-Dannenberg), Meinersen (Gifhorn), Negenborn (Holzminden), Rastede (Ammerland) (Schaumburg), Rinteln (Schaumburg), Rotenburg/Wümme (Rotenburg), Sande (Friesland), Seeburg (Göttingen), Thomasburg (Lüneburg), Verden (Verden), Visbek (Vechta) sowie Wedemark (Region Hannover). DieArbeitimWeinberg istfür 2019 getan:JungwinzerJanBrinkmannausBad Iburgist mitdem bisherErreichtenzufrieden.

sischer Landwein klingt doch besser als nur deutscher Wein.“ Wenn dann noch die regionale Note über die (Orts-) Lage auf dem Flaschenetikett ausgewiesen werden könne, sei man schon „ziemlich weit gekommen“. Hürden gibt es auch beim Nennen der Weinsorten auf dem Etikett. Traditionelle, bekannte Sorten wie „Riesling“ oder „Burgunder“ sind mit Auflagen verbunden und namensrechtlich geschützt. Da hilft es, dass es für die in Bad Iburg angebauten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten Helios, Solaris und Regent diesen Schutz nicht gibt. Kann sich, auch angesichts der vielen bürokratischen Fußangeln, der Weinanbau im Norden überhaupt etablieren? Entwickelt er sich zum erhofften wirtschaftlichen Standbein? Ihre Rechnung haben die Brinkmanns längst aufgemacht. „Bei unseren Kosten brauchen wir etwa 10 Euro pro Flasche. Darunter geht es nicht.“ Komplette Handarbeit im Weinberg, die hohen Anfangsinvestitionen von

DER WEINBERG... ...der Familie Brinkmann befindet sich im Nordwesten von Bad Iburg am 213 Meter hohen Urberg. Er ist nach Angaben der Eigentümer niedersachsenweit der einzige in Hanglage. Angebaut werden die zwei Weißweinsorten „Helios“ und „Solaris“. Als ebenfalls sehr pilzwider-

standsfähige Rotweinsorte wächst dort der „Regent“. 5068 Rebstöcke wurden im Mai 2018 auf einer Fläche von 1,5 Hektar gesetzt. Der Aufbau des Drahtrahmens mit 1500 Sticheln, 52 Kilometer Draht und insgesamt 15 Tonnen Eisen zog sich über das ganze Jahr hin.

Zur Verhinderung von Wildschäden schützt ein Drahtzaun das Areal. Gras dient als Erosionsschutz. Perspektivisch soll der Ertrag des Weinbergs bei 10 Tonnen Trauben pro Jahr liegen. Ein Kilogramm reicht nach einer Faustregel für eine Standardflasche Wein (0,75 l).

35 000 bis 45 000 Euro pro Hektar sowie die über 1000 jährlichen Arbeitsstunden („Das wird später weniger“) ergäben diesen Preis. Wobei die Kelterungstechnik noch nicht eingerechnet ist, die nach erfolgreichen Startjahren vielleicht auch noch angeschafft werden soll. Ihre Käufergruppen haben die Brinkmanns auch schon identifiziert: „Wein als regionale Besonderheit eignet sich gut für alle Touristen, für jeden, der ein Geschenk mit lokaler Note sucht.“ Gerd Brinkmann: „Die erste Flasche zu verkaufen ist kein Problem. Die Kunden müssen aber wiederkommen. Und das passiert nur, wenn ihnen der Wein auch schmeckt. Das ist die

Herausforderung.“ Weiter gebe es noch Orts- und Dorffeste, die sich für den Weinausschank anbieten würden. Und die Perspektiven? Für die bisherigen Sauenhalter kommt eine Komplettumstellung auf Weinanbau nicht infrage. „Dazu bräuchten wir erst einmal 10 bis 15 Hektar geeigneter Flächen.“ Vorbei wäre es dann sofort mit der Idee, mit einer lokalen Spezialität Geld zu verdienen. Beim Massengeschäft stünde man zudem in Konkurrenz zu den Winzern in den traditionellen Weinanbaugebieten. „Der Preiskampf ist dort enorm.“ Für Jan Brinkmann ist deshalb klar: „Unser Wein muss etwas Besonderes bleiben.“ Die Chancen stehen gut. Die

Foto: Berthold Hamelmann

Ergebnisse der diesjährigen (geringen) Ernte seien vielversprechend. „Die Qualität für unseren Wein hinzubekommen ist nicht das Problem.“ 105 Grad Oechsle Mostgewicht beim Solaris-Traubensaft ließen den befreundeten Winzer in Rheinhessen, der die Weiterverarbeitung übernahm, staunen. Das „Abschmecken“ des Weins erfolgte Ende November. „Ich bin wirklich sehr gut zufrieden mit den Ergebnissen“, freut sich Jan Brinkmann. „Es wird einen trockenen Cuvée und einen feinherben Rotling geben.“ Wer auf ein regionales Weinpräsent aus Bad Iburg gesetzt hat, muss warten: Denn die Flaschenabfüllung ist erst für Januar 2020 geplant.

Auch das wissen die Brinkmanns längst: Eine Mengenreduzierung beim Weinanbau führt automatisch zu einer Qualitätssteigerung. Aber wie groß muss die angebaute Menge – und damit die Qualität – sein, bei der sich das Ganze noch lohnt? Eine Rechnung mit vielen Unbekannten – was passiert etwa bei nassen Sommern mit dem Wein? „Wir werden noch manches Lehrgeld zahlen müssen“, lautet die realistische Selbsteinschätzung, die auch weiteren Pioniergeist freisetzt. Das Ergebnis zeigt sich jedem Besucher beim Kaffeetrinken in der guten Stube des Hofs. Der Blick aus dem Fenster fällt schnell auf einen großen Acker jenseits der Bundesstraße 51. Im

Alles andere als ein Hobby OSNABRÜCK Das landwirtschaftlich geprägte Niedersachsen auf dem Weg zu einem Weinanbauland? Allein die Vorstellung lässt Albert Schulte to Brinke ein wenig schmunzeln. Nein, das kann sich der Präsident des Landesbauernverbands beim besten Willen nicht vorstellen. Aber er ist weit davon entfernt, den Stab über die bislang nicht einmal zwei Dutzend Landwirte zu brechen, die den Weinanbau in Niedersachsen gewerblich betreiben. „Dieser Schritt erfordert viel Mut. Mit Hobby hat das absolut nichts zu tun.“ Schließlich bedürfe es größerer Investitionen und einer hohen Professionalität, um hier wirtschaftlich erfolgreich tätig zu werden. Seiner Einschätzung zufolge bleibt der Weinanbau „ein kleines Pflänzchen mit Ent-

wicklungspotenzial. Für Einzelbetriebe kann das eine lohnende Alternative sein.“ Der 63-Jährige, der neben seiner ehrenamtlichen Verbandsarbeit daheim in der Nähe von Bad Iburg zusammen mit Sohn Markus einen Milchviehbetrieb bewirtschaftet, hat hohen Respekt vor all seinen Berufskollegen, die – wie der Iburger Landwirt Jan Brinkmann – mit neuen Ideen abseits eingefahrener Wege die Zukunft landwirtschaftlicher Familienbetriebe sichern wollen. Unüberhörbar schwingt bei seiner Einschätzung des Themas Weinanbau eine Portion Lokalpatriotismus mit: „Es ist für die Region auch unter touristischen Aspekten sehr schön, wenn man eine Flasche Wein aus Bad Iburg anbieten kann!“

kalten Wind wiegt sich dort – auch für die Region völlig untypisch – Winterhanf. Mit der auch ökologisch wertvollen Winterzwischenfrucht erhoffe man sich einen ökonomischen Zugewinn. Schließlich wird die Wertschöpfung der Ackerflächen deutlich erhöht. Gerd Brinkmann freut sich über die Marktchancen: „Winterhanffasern haben eine Feinheit, vergleichbar oder besser als die von Baumwolle.“ Und er habe einen innovativen Unternehmer kennengelernt, der Winterhanf zur Verarbeitung von hochwertigen Textilien nutzen will. Auch dieses Projekt passt zum Zielbild der Brinkmanns: „So macht Landwirtschaft wieder Spaß.“

Insgesamt 112RebenzähltderWeinbergamwestlichen BentheimerRücken inderAltstadt. Foto:SusannaAustrup

Weinberg statt Häuserblock Initiative will grünes Paradies im Altstadtbereich für die Zukunft sichern

VON SUSANNA AUSTRUP BAD BENTHEIM Bei diesem WeinbergProjekt geht es nicht um die Weinproduktion. In erster Linie wollten Bürger ein idyllisches Fleckchen auf dem westlichen Bentheimer Bergrücken in der Altstadt bewahren. Ein Investor plante dort den Bau eines Wohnblocks im historisch gewachsenen Bereich in attraktiver Hanglage. Die gegenläufige Idee der protestierenden Bürger, einen früher schon einmal existierenden gräflichen Weingarten zu reaktivieren, brachte einen durchschlagenden Erfolg. Die Initiative stellte einen Antrag, mit dem sie Bauausschuss, Politik und Verwaltung überzeugen konnte. Das Bauprojekt wurde abgelehnt. Die Weinbergidee machte Furore, auch weil seitens der Initiative der Vorschlag gemacht wurde, das Grundstück für diesen Zweck zu kaufen. Inzwischen haben sich die 112 Setzlinge auf der oberen Terrasse des Grundstücks zu prächtigen Rebstöcken entwickelt, was der Pfälzer Win-

„Mit der Aktion die Schönheit des Grundstücks erhalten.“ Horst Holstein

zer Eduard Duthweiler, der die Pflege des Weinbergs seit Anpflanzung der Rebstöcke fachlich begleitet, inzwischen mehrfach bestätigt hat. „Die freie Lage der oberen beiden Flächen ist für den Weinanbau ideal“, attestierte der Winzer den Bad Bentheimer Weinbergfreunden nach einer Bodenprobe zu Beginn der Aktion und empfahl zwei geeignete Sorten: „Funny“, eine weiße Traube, und ihr Pendant in Rot, „Muskat bleu“. Beide Sorten sind nicht nur Wein-, sondern auch fabelhafte Tafeltrauben. Was die Herstellung von Wein betrifft, hatte der Winzer die Erwartungen von vornherein gebremst. Er stellte zwar einen rustikalen Hausschoppen in Aussicht, doch keinesfalls einen vermarktungsfähigen Tropfen. Dabei gab es anfangs Pläne, die Bad Bentheimer Ernte mit Pfälzer Trauben zu verschneiden. Doch der Aufwand wäre zu hoch geworden, erklärt Herbert Koonen, der die Pflegeeinsätze auf dem Weinberg organisiert. Stattdessen sollte das Terrain vor allem ein innerstädtisches, naturnahes Refugium für Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen sein und Menschen Erholung bieten. Das Grundstück, dem bewusst verwilderte Ecken zugestanden wurden, entwickelte sich zur Augenweide. Die Trockenmauern eignen sich als Unterschlupf für Reptilien. „Wir haben mit unserer Aktion die Schönheit des Grundstücks erhalten“, sagt der Motor der Weinberginitiative, Horst Hollstein. „Für die Bürger und Besucher ist der Weinberg ein Erholungsgebiet“, ergänzt er und betont, dass das Projekt nur durch den Gemeinschaftsgedanken ermöglicht wurde.

Grüner Minister als Türöffner Christian Meyer gilt als der Mann, der in Niedersachsen den gewerblichen Weinanbau ermöglicht hat. Der Grünen-Politiker war im Kabinett von Stephan Weil von 2013 bis 2017 Landwirtschaftsminister. Als nach Änderung der EU-Richtlinien 2016 jedem deutschen Bundesland formal 5 Hektar Rebflächen zugewiesen werden konnten, schlug er diese Möglichkeit nicht aus. „Ansonsten wären die Flächen in den großen Topf gewandert und unter den anderen Bewerbern in Deutschland aufgeteilt worden“, so der Ex-Minister. „Meine Entscheidung war innerhalb des Ministeriums nicht unumstritten. Es war ja auch ein gewisser bürokratischer Aufwand

OSNABRÜCK

AlbertSchultetoBrinke

Foto: dpa/Matthias Balk

notwendig, es mussten sich Mitarbeiter kümmern, sich in die aufwendige Materie einarbeiten. Und das bei einem Spartenthema wie dem Wein…“ Meyer hielt trotz Gegenwinds an seiner Idee fest. Gewerblicher Weinanbau in Niedersachsen wurde damit plötzlich rechtlich möglich. Und es fanden sich bereits 2016 tatsächlich einige Landwirte, die die Chance erkannten, Anträge stellten, um sich wirtschaftlich breiter aufzustellen. „Im Rückblick bin ich ein wenig stolz darauf, diese Weichen gestellt zu haben“, resümiert Meyer. Der heutige stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion verweist gerne auch auf den historischen Weinanbau („Das

ChristianMeyer

Foto: dpa

belegen alte Straßennamen“) im heutigen Niedersachsen. „Und beim Thema Wein spielt der Klimawandel dem Norden in die Karten…“


DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

RUND UM DAS BÜRO

„Branche ist gut aufgestellt“ Hendrik Hund vom Industrieverband Büro und Arbeitswelt im Interview: Flexibel genug für wechselnde Anforderungen

VON SIEGFRID SACHSE OSNABRÜCK Die Arbeitswelt befindet sich in einem radikalen Wandel. Nach Auffassung von Hendrik Hund, Vorsitzender des Industrieverbandes Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA), ist die deutsche Büromöbelbranche gut aufgestellt und flexibel genug, um auf wachsende Anforderungen zu reagieren. In den letzten drei Jahren hätten die deutschen Büromöbelhersteller rund 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Dem Verbandschef zufolge herrscht unter den in Deutschland aktiven Büromöbelherstellern ein starker Wettbewerb, nicht zuletzt, weil der deutsche Markt auch für so manchen Hersteller aus anderen Ländern interessant sei. So sei es in den vergangenen Jahren zu Übernahmen deutscher Hersteller durch europäische Unternehmensgruppen gekommen.

Herr Hund, die Arbeitswelt befindet sich in einem radikalen Wandel. Hat sich die deutsche Büromöbelbranche bereits auf die Anforderungen eingestellt bzw. besteht in dieser Hinsicht bei vielen Firmen noch ein Nachholbedarf ? Die Büroeinrichtung ist ein sichtbares Zeichen für die Kultur eines Unternehmens. In Zeiten der knappen Fachkräfte sind daher maßgeschneiderte Umsetzungen gefragt. Gleichzeitig gilt es neue Technologien zu implementieren und fast immer geht es derzeit auch darum, durch die Einrichtung organisatorische Veränderungen zu unterstützen. Dafür hat unsere Branche leistungsfähige Konzepte entwickelt – und die notwendigen Voraussetzungen, um diese für die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden maßschneidern zu können. Weil das breites Know-how erfordert, sorgen wir im Rahmen des Quality-Office-Programms dafür, dass die Mitarbeiter in unserer Branche über das nötige Knowhow verfügen. So ist die deutsche Büromöbelbranche gut aufgestellt und flexibel genug, um auf wechselnde Anforderungen zu reagieren.

Welche Rolle spielt die ausländische Konkurrenz auf dem deutschen Markt und woher kommen die größten Konkurrenten? Die meisten Importe kommen aus Polen, Skandinavien und Österreich. China spielt nur bei Bürodrehstühlen eine Rolle. Laut amtlicher Statistik entfiel im letzen Jahr etwa ein Viertel der in Deutschland realisierten Büromöbelumsätze auf Importe. Insgesamt wird aber mehr exportiert als importiert. Im ersten Halbjahr 2019 erzielte die Branche ein Umsatzplus von 2,7 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahreszeit. Hat sich im zweiten Halbjahr der positive Trend fortgesetzt oder spüren die Büromöbelhersteller ebenfalls bereits die konjunkturelle Abschwächung? Die konjunkturelle Abschwächung spüren auch wir. Im Vorjahr hatten wir mit einem Plus von 4,4 Prozent das fünfte Jahr in Folge spürbare Zuwächse. Wie das aktuelle Wirtschaftsjahr ausfallen wird, können wir noch nicht so genau sagen, die 2,7 Prozent des ersten Halbjahres werden wir aber aufgrund einer schwachen Auslandsnachfrage nicht halten können. Fast 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland verbringen mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Büro, Tendenz steigend. Immer mehr Unternehmen passen ihre Bürokonzepte den sich wandelnden Bedürfnissen der Mitarbeiter an. Wie sieht diese Strategie im Einzelnen aus? Ein wichtiges Ziel ist in der Regel die Arbeit in Teams und den interdisziplinären Austausch zwischen den Abteilungen zu fördern. Auch geht es darum, neue Bürokonzepte zu nutzen, um das Wir-Gefühl und damit die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen zu stärken. Der Wunsch oder die Notwendigkeit, verantwortungsvoll zu handeln, spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Das gilt sowohl für den Kauf nachhaltig produzierter Produkte als auch für Möbel, die sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer auswir-

HendrikHund,VorsitzenderdesIndustrieverbandesBüroundArbeitswelte.V. (IBA),

ken. Wie diese Ziele erreicht werden und wie die neuen Büro-Konzepte dann im Einzelnen aussehen, kann von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich ausfallen. Wichtig ist nur, dass die jeweilige Lösung zum Unternehmen passt. Sind Großraumbüros nach wie vor im Trend bzw. wann eignet sich dieser Bürotyp besonders für Unternehmen? Echte Großraumbüros mit mehr als 400 Quadratmetern ungeteilter Fläche sind eher die Ausnahme. Aber auch unterhalb dieser Größenordnung gibt es einen Trend zu größeren Raumeinheiten. Echte Großraumbüros machen immer dann Sinn, wenn eine größere Anzahl von Beschäftigten im Hinblick auf Kommunikation und Konzentration ähnliche Arbeitsanforderungen hat und kurze Wege die Zusammenarbeit erleichtern. Sollte eine der beiden Voraussetzungen

Foto:IBA

nicht gegeben sein, gibt es bessere Lösungen. Und wo liegen hier die Nachteile? Vor allem in gegenseitigen Störungen durch Telefonate oder andere Gespräche, wenn viel Bewegung im Raum herrscht oder schlicht zu wenig Privatsphäre gegeben ist. 35 Prozent der Beschäftigten im Büro klagen über eine schlechte Akustik am Arbeitsplatz. In Büroeinheiten mit mindestens zwei Personen bemängeln sogar mehr als die Hälfte der Mitarbeiter eine zu laute Geräuschkulisse. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Befragung im Auftrag Ihres Verbandes. Müssen da nicht die Alarmglocken läuten, denn auch andere Untersuchungen haben ergeben, dass ein zu hoher Geräuschpegel am Arbeitsplatz die Konzentrationsfähigkeit mindert und damit auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Wie

lässt sich aus Ihrer Sicht das Wohlbefinden der Mitarbeiter verbessern? Das kann nur mit einem Mix aus akustischen Maßnahmen und einer guten Raumplanung gelingen. Im Bereich der akustischen Maßnahmen gilt es zunächst, die Nachhallzeit, also die Zeit, die der Schall braucht, um zu verklingen, zu optimieren. Dazu müssen schallabsorbierende Flächen an Wand und Decke oder an Möbeln eingeplant werden. Im nächsten Schritt sollten die einzelnen Arbeitsplätze oder Arbeitsplatzgruppen mit speziellen Schallschirmen oder durch Schränke voneinander abgeschirmt werden. Im Rahmen der Raumplanung gilt es beispielsweise darauf zu achten, dass eine ausreichende Anzahl von Kommunikationzonen zur Verfügung steht, damit längere Gespräche abseits des Arbeitsplatzes geführt werden können. Eine andere Möglichkeit ist die Einrichtung sogenannter „Quiet Rooms“, in denen die Mitarbeiter signalisieren können, dass sie nicht gestört werden wollen. Letztendlich ist die akustische Gestaltung von Büroräumen eines der Gebiete, bei denen Ausbildung und Erfahrung der jeweiligen Berater eine große Rolle spielen. Wer fast den ganzen Tag im Sitzen verbringt, riskiert gesundheitliche Probleme. Rückenschmerzen und Verspannungen zählen lauf DAK Gesundheit zu den häufigsten Krankheitsursachen. Eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts kommt sogar zu dem Ergebnis, dass Menschen, die ihren täglichen Alltag ohne Unterbrechungen im Sitzen verbringen, besonders häufig unter Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes leiden. Wie kann man derartige Krankheiten und Beschwerden auch bei sitzender Tätigkeit vorbeugen? Ein Sitz-Steh-Arbeitstisch ist eine gute Möglichkeit, lange Arbeitsphasen im Sitzen zu unterbrechen. Aber auch bei den Bürostühlen hat sich viel getan. Die neuen Dreh-

stühle für dreidimensionales Sitzen sorgen für wesentlich mehr Bewegungsspielraum. Darüber hinaus kann auch in Sachen Bewegung viel mit einem durchdachten Raumlayout erreicht werden. Dabei gilt es, möglichst viele Anlässe zum Aufstehen zu schaffen und sei es nur, sich kurz mit einem Kollegen in einer Kommunikationszone zu treffen oder eine Tasse Kaffee zu holen. Die Studie des KarolinskaInstituts hat gezeigt, dass es weniger um die Gesamtzeit geht, während der man sich bewegt, sondern darum, das Sitzen wenigstens einmal pro Stunde zu unterbrechen. Das fördert im Übrigen auch kreatives Denken. Und damit die Gelegenheiten zur Bewegung auch genutzt werden, bieten inzwischen viele Hersteller von Büromöbeln Sensoren für ihre Produkte an, die daran erinnern, wann es mal wieder Zeit wäre, aufzustehen. Vielfach ist zu hören, dass mit dem Wandel der Arbeitswelt auch zunehmend psychische Beschwerden verbunden sind und dieser Trend vor allem in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Trifft dies zu? Das scheint so zu sein. Zwar werden nach wie vor die meisten Krankschreibungstage durch Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems verursacht, aber der Anteil der psychischen Erkrankungen steigt, wenn auch langsam. Laut neuester Veröffentlichung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) entfallen auf sie fast 13 Prozent der Krankschreibungstage. Eine frühere Untersuchung der BAuA zeigt, welche Faktoren diese Entwicklung begünstigen: Die Mehrzahl der Beschäftigen im Bürobereich fühlt sich durch starken Termin- und Leistungsdruck sowie durch häufige Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit belastet. Es liegt auf der Hand: Hier ließe sich mit Abschirmungen der Arbeitsplätze, die nicht nur für gute akustische Bedingungen sorgen, sondern auch ein Mindestmaß an Privatsphäre bieten, viel erreichen.


DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

RUND UM DAS BÜRO

Auch künftig ohne Fremdkapital Dirk Aßmann im Interview: Meller Büromöbelhersteller auch 2019 weiterhin auf Wachstumskurs

VON SIEGFRID SACHSE MELLE Die Assmann Büromöbelmarkt GmbH & Co. KG mit Sitz in Melle will auch künftig ohne Fremdkapital arbeiten. Dies kündigte der geschäftsführende Gesellschafter Dirk Aßmann an. Das Unternehmen sei mit der aktuellen Entwickung sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr habe man mit fast 15 Prozent das stärkste Wachstum in der 80jährigen Unternehmensgeschichte erzielt. Der Jahresumsatz lag 2018 bei 130 Millionen Euro. Obwohl auch der Büromöbelmarkt die wirtschaftliche Flaute zu spüren bekommt, werde Assmann den Wachstumskurs 2019 fortsetzen. Angepeilt wird eine Umsatzsteigerung von zwei bis drei Prozent.

Europas. Aktuell haben wir im vergangenen Jahr das stärkste Umsatzwachstum in der 80-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt. Der Jahresumsatz lag 2018 bei 130 Millionen Euro. Natürlich müssen wir uns stetig weiterentwickeln und am Markt orientieren. Die Büroarbeit befindet sich im starken Wandel – Stichpunkt Arbeit 4.0. Neben der Entwicklung und Produktion von Möbeln für die neuen Anforderungen an moderne Arbeitswelten haben wir unsere Dienstleistungsbereiche und Services wie Beratung und Planung ausgebaut, um somit unsere Vertriebspartner noch stärker unterstützen zu können. Dazu bieten wir neue Konzepte zur Finanzierung und Entsorgung an.

Herr Aßmann, am deutschen Büromöbelmarkt herrscht nach wie vor ein knallharter Wettbewerb. Wachstum im Inland ist oft nur durch Verdrängung von Konkurrenten möglich. Wie schlägt sich die Assmann Büromöbelmarkt GmbH & Co. KG in diesem Umfeld? Wir sind mit unserer aktuellen Unternehmensentwicklung sehr zufrieden. In unserem Produktsegment gehören wir zu den deutschen Marktführern mit einer der modernsten Büromöbelfertigungen

Worauf führen Sie den Erfolg des Familienunternehmens vor allem zurück? Durch die sehr frühzeitige Umstellung der Produktion auf eine automatisierte und auftragsbezogenen Fertigung sind wir in der Lage, schnelle Lieferzeiten sicherzustellen und qualitativ hochwertige Möbel zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen zu fertigen. Dazu kommen langfristige, über mehrere Jahre laufende Rahmenverträge mit unseren Kunden und ein flächendeckendes Vertriebs- und

Fachhandel. Darüber hinaus gibt es im Projektgeschäft langjährige Rahmenverträge mit öffentlichen Einrichtungen wie etwa Polizeibehörden, Universitäten und weiteren Behörden sowie internationalen Mittel- und Großunternehmen. Haben sich die Erwartungen für 2019 in punkto Umsatz erfüllt? Auch in unsere Branche spüren wir die angekündigte wirtschaftliche Flaute etwas. Das im vergangenen Jahr erzielte prozentuelle Umsatzwachstum um fast 15 Prozent wird in 2019 nicht erzielt. Wir werden jedoch auch in diesem Jahr den Umsatz um zwei bis drei Prozent weiter ausbauen.

DirkAßmann,GeschäftsführervonAssmannBüromöbelmarktGmbH&Co. KG. Foto:Assmann

Ausstellungsnetz europaweit. Dazu kommen Werte, die ein Familienunternehmen lebt: etwa Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und partnerschaftlicher Umgang mit unseren Vertriebspartnern und Kunden.

Produktiver durch Wohlfühlatmosphäre Unternehmen passen sich den Bedürfnissen an

OSNABRÜCK Die Büromöbelbranche rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz von etwa 3,78 Milliarden Euro. Für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2019 meldet der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA) ein branchenweites Wachstum von 2,7 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die etwa 100 deutschen Büromöbelhersteller erzielten in den im Vergleich zum zweiten Halbjahr traditionell umsatzschwächeren ersten sechs Monaten des Jahres Umsätze von rund 1,2 Milliarden Euro. Ein größeres Plus gab es beim Personal – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Anzahl der Beschäftigten in der Büromöbelbranche um rund vier Prozent auf 14 000 Personen an. An den Exportmärkten kam es zu Einbrüchen. Nachdem das Auslandsgeschäft 2018 zuletzt signifikante Zuwächse (plus 5,9 Prozent) verzeichnen konnte, sanken die

Umsätze im Exportgeschäft im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 um 4,8 Prozent. Langfristig ging der Exportanteil wegen der abgeschwächten internationalen Nachfrage von 30,7 Prozent im Jahr 2013 auf aktuell 26,2 Prozent zurück. Ein Grund für die Zurückhaltung bei ausländischen Kunden sei die unsichere weltpolitische Lage. Demgegenüber verzeichneten die Büromöbelhersteller im Inland eine anhaltend starke Nachfrage. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 stiegen die Umsätze hier um 5,7 Prozent. Das zunehmende Interesse von Unternehmen, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren, habe sich hierbei genauso als Wachstumstreiber erwiesen wie die Notwendigkeit, die Arbeitsplätze an neue Arbeitsformen anzupassen, betont der Industrieverband IBA. Dass bei der Arbeitsplatzgestaltung noch Optimierungsbedarf besteht, hatte unter anderem eine Befragung gezeigt, die unter gut 1000

Modern, geräuscharm,hell:So wünschen sichAngestellteihr Büroumfeld.

Bürobeschäftigten in Zusammenarbeit mit Forsa durchgeführt wurde. Hier zeigte sich, dass sich 32 Prozent der Mitarbeiter mehr Kommunikationszonen in den Räumlichkeiten wünschen. Gleichzeitig fühlen sich 35 Prozent durch einen zu hohen Geräuschpegel gestört. Das ideale Arbeitsumfeld sei dagegen modern, geräuscharm und hell. Fast 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland würden mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen, Tendenz steigend, heißt es in diesem Zusammenhang. Eine optimale Gestaltung der Büroräume, die flexible Arbeitsabläufe unterstützt und eine Wohlfühlatmosphäre schafft, sei daher einer der wichtigsten Faktoren für die Produktivität und die Arbeitgeberattraktivität. Immer mehr Unternehmen hätten dies erkannt und passten ihre Bürokonzepte den sich wandelnden Bedürfnissen der Mitarbeiter an, erklärt der Branchenverband. s.sa

Foto:iStock

Wie setzt sich der Kundenstamm des Unternehmens, das im mittleren Preissegment angesiedelt ist, zusammen? Wir vertreiben unsere Büromöbelsysteme und Einrichtungslösungen über den einschlägigen Büromöbel-

Wie hoch ist die Exportquote und wo liegen die Schwerpunkte der Auslandsaktivitäten? Unsere Umsatzquote im Export liegt bei rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes. Zu unseren Hauptmärkten im Ausland gehören Großbritannien, Russland, Frankreich und die Schweiz. In diesen Ländern betreiben wir eigene Niederlassungen. Peilen Sie eine Ausweitung des Exportgeschäfts an? Natürlich werden wir auch im Ausland unsere Marktanteile langfristig Schritt für Schritt weiter aus-

bauen. Bevor wir in einem neuen Markt vertrieblich aktiv werden, betrachten und analysieren wir diesen langfristig bezüglich Absatzchancen, Wettbewerb, Transport und Logistik-Optionen. Erfolgt die Fertigung nach wie vor ausschließlich in Melle? Unsere Produkte werden ausschließlich am Standort in Melle produziert und darauf sind wir besonders stolz. Das Unternehmen arbeitete in der Vergangenheit meist ohne Fremdkapital. Ist dies auch aktuell noch der Fall? Ja – und das soll auch so bleiben! Viele Firmen klagen über Facharbeitermangel. Wie hat sich Assmann auf diese Situation eingestellt? Dadurch, dass wir seit über 80 Jahren am Standort in Westerhausen bei Melle sind, haben wir als Arbeitgeber in der Region eine sehr hohe Bekanntheit. Vom Fachkräftemangel sind wir wenig betroffen. Natürlich gibt es besonders hohe Nachfragen – zum Beispiel nach LkwFahrern oder IT-Spezialisten. Hier bilden wir mittlerweile unsere eigenen Fachkräfte im Rahmen der angebotenen Ausbildungsberufe selbst aus.


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DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2019

LEBEN & LEIDENSCHAFT

TERMINE

06.02.2020 | 09.00 Uhr Grundlagen des Arbeitsrechts Modul 1

DER WIRTSCHAFT

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

23.12.2019 | 11.00 Uhr

08.02.2020 | 15.00 Uhr

Kleines Unternehmerfrühstück

Vortrag zum 3-D-Druck: Niedersachsen Additiv

FRÜHKAUF STAHLWERKSWEG 14, OSNABRÜCK

GRAFSCHAFTER TECHN. ZENTRUM ENSCHEDESTR. 14, NORDHORN

08.01.2020 | 14.00 Uhr

Die Rosen-Gruppe aus Lingen mit Patrik Rosen (grüner Pullover) spendet 10000 Euro an die Naturschutzstif-

IT.EMSLAND IT-ZENTRUM KAISERSTR. 10B, LINGEN

15.01.2020| 19.00 Uhr Scientists for Future: Klimaschutz hausgemacht UNIVERSITÄT GEBÄUDE 1/HVZ KOLPINGSTR. 7, OSNABRÜCK

11.02.2020 | 09.00 Uhr

tung des Landkreises Emsland und ermöglicht so Schülerinnen und Schülern die kostenloseTeilnahme an Um-

Sprechtag Existenzgründung IHK, Lingen

weltbildungsveranstaltungen.

Foto:Schöning Fotodesign

DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT

Amazonemit„EmployerBrandingAward–BesteArbeitgebermarke 2019“ ausgezeichnet. Claudia Hölscher (l.) und Bettina DreyernahmendieAuszeichnungentgegen.

Foto:Amazone

Vom Mitarbeiter zur Führungskraft IHK, WALDHOTEL LINGEN LOHNER STR. 1, LINGEN

12.02.2020 | 09.00 Uhr

Scientists for Future: Was kann eine Stadt tun?

Zoll für Einsteiger Basisinfos Außenhandel

UNIVERSITÄT GEBÄUDE 1/HVZ KOLPINGSTR. 7, OSNABRÜCK

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

23.01.2020 | 09.00 Uhr

16.02.2020 | 19.00 Uhr

Lernen mit System – Prüfungen bestehen

25.01.2020 | 18.00 Uhr

Das Lengericher Maschinenbauunternehmen Windmöller & Hölscher feierte sein 150-jähriges Jubiläum mit einem Festakt und anschließendem Tag der offenen Tür. Zum runden Geburtstag kündigte W&H an, Lengerich ein„Fablab“zumAusprobieren undErkundenvon Hochtechnologienzuschenken. Foto:W&H

DerGeschäftsführer„TOPMalermeisterDeutschland“,Ernst Wilhelm Lange (l.), gratuliert dem Ehepaar Schulte vom 1A Malerteam Schulte aus Bersenbrück zur Aufnahme in die Qualitäts- und Leistungsgemeinschaft TOP Malermeister Deutschland. Foto:TOPMalermeister

LAGERHALLE ROLANDSMAUER 26, OSNABRÜCK

Unternehmensnachfolge und digitaler Wandel

HAUS DER JUGEND GROSSE GILDEWART 6–9, OSNABRÜCK

KREISHANDWERKERSCHAFT HARM-HINDRIK-STR. 2, NORDHORN

29.01.2020 | 19.00 Uhr

19.02.2020 | 09.00 Uhr

Scientists for Future: Umweltschutz bei jungen Menschen

Ausbildungsmarketing: Junge Menschen gewinnen

UNIVERSITÄT GEBÄUDE 1/HVZ KOLPINGSTR. 7, OSNABRÜCK

Daten- und Informationssicherheit f. Handwerksbetriebe

Kalla Wefels Heimatabend: Stadtplanung in Osnabrück

18.02.2020 | 18.00 Uhr

Osna-Buch – Osnabrücker Buchmesse

30.01.2020 | 09.00 Uhr

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

11.02.2020 | 09.00 Uhr

22.01.2020 | 19.00 Uhr

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

Steuern aktuell: Überblick über wichtige Änderungen

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK Das Bauunternehmen Goldbeck Nord übergibt zwei Lagerhallen an Nosta Logistics in Ladbergen in einer feierlichen Schlüsselübergabe. Foto: GoldbeckNord

Die EUREGIO hat mit dem Kunst- und Kulturprojekt taNDem den zweiten Platz der grenzübergreifenden europäischen Auszeichnung „Sail of Papenburg“ gewonnen. Bewertet wurden grenzübergreifende Leistungen im

25.02.2020 | 09.00 Uhr

BereichderkulturellenZusammenarbeitin Grenzregionen.

Social Media und Internetmarketing

Foto:Euregio

BTZ DER HANDWERKSKAMMER BRAMSCHER STR. 134–136, OS

IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

30.01.2020 | 18.00 Uhr

27.02.2020 | 09.00 Uhr

Ehrenamtliche Beratung bei Unternehmensgründung

E-Mail-Etikette: Gestaltung und Stil geschäftlicher E-Mails

RATHAUS BAD ROTHENFELDE FRANKFURTER STR. 3

WALDHOTEL LINGEN LOHNER STR. 1, LINGEN

04.02.2020 | 09.00 Uhr

28.02.2020 | 12.00 Uhr

Beratertag der IHKSeniorexperten, Osnabrück IHK OSNABRÜCK NEUER GRABEN 38, OSNABRÜCK

Führungswechsel: Georg Ostendorf (r.) folgt Ulrich Ehrhardt (l.) alsWerksleiter der Boge Elastmetall in Damme. In der Mitte: Andreas Freimüller, als COO zuständig für alle Boge-Werkeweltweit. Foto: Boge

DieNetztochterderStadtwerkeOsnabrückwirdals„DigitalerOrtNiedersachsen“ausgezeichnet (v. l.: Geschäftsführer Heinz-Werner Hölscher, Staatssekretär Stefan Muhle und Stadträtin KatharinaPötter). Foto:JörnMartens

Immobilienmesse Bauen und Wohnen 2020 OSNABRÜCK-HALLE SCHLOSSWALL 1–9, OSNABRÜCK

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