Die Wirtschafts Juni 2017

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DIE WICHTIGSTEN TERMINE SEITE 32

DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

AUSGABE 03/17

Camping

2.0

EINZELPREIS 1,90 €

In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄTS STADT BRAMSCHE UND STADT BAD BENTHEIM

Urlaub im rollenden Zuhause boomt in Niedersachsen. Campingplätze werden zu Full-Service-Ferienzentren.

MACHER & MÄRKTE

Seiten 4 und 5

Bünting: Für die Handelsgruppe aus Leer wird es eng. Seite 3

SPEZIAL TEXTIL & MODE Wie steht es um die Modehersteller der Region? Seiten 12/13

Foto: Brax

GELD & GESCHÄFT Nachlass: So erben und vererben die Niedersachsen. Seite 17

LEBEN & LEIDENSCHAFT Schöner schwitzen: Promi-Saunen aus Bramsche. Grafiken: Colourbox.de,Montage: Matthias Michel

Renos neuer Chef steht selbst im Laden Wolfram Hail führt seit März die Schuhhandelsgruppe Hamm-Reno

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FEIERN UND TAGEN

IM STILVOLLEN AMBIENTE VON WILFRIED HINRICHS OSNABRÜCK. 111 Tage war er im Amt, da musste Wolfram Hail 130 Beschäftigten mitteilen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Kein leichter Start für den neuen Chef des Schuhhändlers Hamm Reno in Osnabrück.

Der 59-Jährige kam im März von Deutschlands Marktführer Deichmann zur Nummer 2 an die Hase. Sein Auftrag: die Hamm RenoGruppe (HR Group) fit machen für den hart umkämpften Schuhmarkt. Das Unternehmen müsse „robuster“ werden, um Marktschwankungen besser aushalten zu können, sagte Hail den 340 Be-

schäftigten am Stammsitz in Osnabrück, bevor er ihnen die unangenehme Wahrheit offenbarte. Die Logistik in Osnabrück wird geschlossen und am Standort Thaleischweiler-Fröschen konzentriert. Die HR Group, die 2005 aus der Fusion des Familienunternehmens Hamm und dem Schuhfilialisten Reno entstanden war, will alte Doppelstrukturen abbauen, die den Firmenzusammenschluss überlebt haben. Zwei Logistikstandorte parallel zu beitreiben sei betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, so Hail. Für die betroffenen Mitarbeiter gibt es berechtigte Hoffnung, im Logistik-Hotspot Osnabrück schnell einen neuen Job zu finden. Hail selbst ist mit regio-

Wolfram Hail (59), Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamm-Reno-Gruppe in Osnabrück. Foto: Kurt Steinhausen

nalen Unternehmen im Gespräch, die Lagerkapazitäten und Personal brauchen. Der Vorsitzende der HR-Geschäftsführung ist ein Globetrotter. Nach einer Lehre zum Einzel-

handelskaufmann und einem Wirtschaftsstudium arbeitete er in führenden Positionen für Peek & Cloppenburg, Steilmann, Hugo Boss und Esprit. Seine Jobs führten ihn nach Kanada, in die USA, Japan, China und Hongkong. Er sagt über sich, er komme „aus dem Produkt“. Er will das liefern, was der Kunde wünscht. Er will, dass der Kunde im Laden es einfacher hat, seinen Schuh zu finden. Deshalb hat er an einem Samstag auch im Reno-Vorzeigegeschäft in Osnabrück selbst Schuhe verkauft. Seinem Beispiel sollen auch die Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung folgen. Denn: „Im Büro lernt man nichts, zumindest nichts über den Kunden.“

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

MACHER & MÄRKTE

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SPEZIAL

MACHER & MÄRKTE

GELD & GESCHÄFT

LEBEN & LEIDENSCHAFT

17 | Erben und Vererben

25 | Corso Sauna Manufaktur

TEXTIL & MODE

1 | Wolfram Hail

9 | Nordhorn

Der neue Chef des Schuhhändlers Hamm-Reno greift gleich zum Start hart durch.

Die Stadt hat einen Strukturwandel gemeistert, der anderen Industriezentren noch bevorstehen könnte.

2 | Editorial

10 | Mode-Start-ups

3 | Bünting

Berthold Hamelmann über die Perspektiven der regionalen Tourismusbranche.

Niedersachsen streiten sich häufiger um den Nachlass als Erben in anderen Bundesländern.

TV-Promis und Profisportler lassen sich von dem Familienbetrieb edle Saunen ins Heim bauen.

Die Designerin Natalie Baisakow und das Label Ohana Wear stehen kurz vor dem Durchbruch.

18 | Naber & Co.

Weil der Küchenbauer aus Nordhorn Trends als Erster spürt, ist er zum Vorbild in Sachen Innovation geworden.

26 | Guido Ritter

11 | Rofa

19 | Trends aus dem US-Handel

27 | Weinkultur

28/29 | Räder und Blüten

Gegen die großen Discounter und Supermarktketten hat es die Leeraner Handelsgruppe schwer.

Der Hersteller von Schutzkleidung profitiert von der guten Konjunktur in der Bauwirtschaft.

Wie neue Technologien den Lebensmitteleinzelhandel in der Region verändern könnten.

4/5 | Tourismus

12/13 | Moderegion Nordwest

20/21 | Business-Flieger

Modernes Camping, Radwandern, „lebendige Industrie“ – die Touristiker der Region feilen an ihrer Strategie.

Auf schwierigem Terrain: Gerry Weber, Bültel, Rabe, Ahlers, Brax, Bugatti, Seidensticker und Casamoda.

6 | August Storm

E D I TO R I A L TOURISMUS IN DER REGION

Qualität und Nachhaltigkeit VON BERTHOLD HAMELMANN

Der Ernährungsforscher prophezeit, dass Insekten Teil unserer Ernährung werden. Eine denkmalgeschützte Tankstelle in Lingen wird zur Boutique für edle Tropfen.

Wo Manager im Nordwesten abheben, um nicht im Stau auf der Autobahn zu verzweifeln.

Auf der Gartentraum-Tour durchs Osnabrücker Land erhalten Radfahrer Einblicke in exquisite private Gärten.

Der Maschinen-Wartungsdienstleister aus Spelle ist für Caterpillar und General Electric ein rotes Tuch.

13 | Thomas Rasch

Interview: Der Hauptgeschäftsführer des Modeverbandes German Fashion über die Lage seiner Branche.

21 | Selbstfliegende Taxis

30 | Start-up Nordwand

7 | Haverkamp

14 | Kostümverleih Wolf

Nach 27 Jahren muss das ehemals größte Unternehmen seiner Art in Emsbüren aufgeben.

22 | Bitcoin AG

Einer der größten Händler der virtuellen Währung Bitcoin sitzt in Ostwestfalen.

31 | Holger Diederichs

Der Nordhorner Unternehmer ist einer der profiliertesten Oldtimer-Sammler der Region.

8 | Neue Seidenstraße

15 | Textillogistik

23 | Richard T. Yoneoka

32 | Gesichter der Wirtschaft

Wie der Sicherheitsausrüster aus Münster Eigenheime unauffällig zu Festungen macht.

Das ehrgeizige Bahnprogramm Chinas kommt dem Osnabrücker Logistiker Hellmann gelegen.

Wie die Spedition Meyer & Meyer ihren Kunden durch Digitalisierung mehr Arbeit abnimmt.

Uber, Airbus und andere wollen autonome Fluggeräte für die Großstadt der Zukunft entwickeln.

Der US-Generalkonsul für Norddeutschland ermuntert zu Investitionen in seinem Heimatland.

Der Outdoor-Enthusiast Jan Wichmann bringt Kindern und Erwachsenen das Klettern bei.

Deutscher Stiftertag, 50 Jahre Elastmetall, 60 Jahre Gauselmann, Women@MiddleMarket.

Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Abacus .............................................................32 Adidas.............................................................. 12 Ahlers............................................................... 12 Air Berlin ........................................................20 Airbus .............................................................. 21 Aldi..................................................................... 3 Aldi Nord .......................................................... 3 Alfsee GmbH.................................................... 5 Architekturbüro Schulze Gronover .......... 27 Arcona Living .................................................. 5 Ask Air Service .............................................. 21 August Storm.................................................23 B&B .................................................................... 5 Bartels-Langness............................................. 3 BASF .................................................................11 BASF Polyurethanes GmbH Lemförde ....32 Bell ................................................................... 21 Bentheimer Badepark.................................... 4 Bitcoin Deutschland AG..............................22 BOGE Rubber & Plastics .............................32 Brax Leineweber ........................................... 12 Bugatti Holding Brinkmann....................... 12 Bültel International Fashion Group ......... 12 Bünting.......................................................... 1, 3 Cargepoint ...................................................... 21 Carrefour........................................................... 3 Casamoda Heinrich Katt............................. 12 Caterpillar......................................................... 6 China Development Bank............................. 8 Citroen............................................................. 27 Combi ................................................................ 3 Compass Air Charter.................................... 21 Corso Sauna Manufaktur ............................ 25 Creditreform ..................................................22 Dachser ............................................................. 8 Daimler AG..................................................... 31 DB Cargo........................................................... 8 Deichmann ........................................................1 DHL.................................................................... 8 Diederichs Karosserieteile GmbH ............ 31 Dortmund Airport ........................................ 21 Edeka ...........................................................3, 19 Ehang............................................................... 21 Elements ......................................................... 25 Embraer .......................................................... 21 Emsflower......................................................... 4 Engbers ........................................................... 12

Ernst Winter .................................................... 4 Esprit ..................................................................1 EWE AG ..........................................................22 Fachklinik Bad Bentheim.............................. 4 Familia..........................................................4, 11 Ferienresort Bad Bentheim .......................... 4 Ferienzentrum Schloss Dankern................. 4 Flughafen Münster/Osnabrück ................. 21 Flugplatz Bielefeld........................................ 21 Flugplatz Leer-Papenburg........................... 21 Flugplatz Nordhorn Lingen........................ 21 Flugzeugservice Osnabrück-Atter ............. 21 Gartencenter Münsterland.........................22 Gartenmarkt Dehner....................................22 Gauselmann AG ............................................32 GE Wind............................................................ 6 General Electric............................................... 6 Georg Jos. Kaes ............................................... 3 Gerry Weber International ......................... 12 Hahne Bauchemie.........................................22 Hallhuber........................................................ 12 Hamm Reno ......................................................1 Hanjin Shipping.............................................. 8 Hannover Airport ......................................... 21 Haverkamp....................................................... 7 HBC.......................................................... 12 Hellmann .......................................................... 8 Hellmann Worldwide Logistics ................... 8 heristo aktiengesellschaft ...........................22 HOFF ...............................................................22 Hotel Vier Jahreszeiten ............................... 25 Hugo Boss..........................................................1 Ibis Budget ....................................................... 5 Ikea................................................................... 13 Jade-Weser Airport....................................... 21 Kaisers Tengelmann....................................... 3 Kaufland............................................................ 3 Klaas & Kock.................................................... 3 Klasmann Deilmann ....................................32 Kostümverleih Wolf...................................... 14 Krombacher Brauerei ..................................22 L&T................................................................... 13 Lidl ..................................................................... 3 LIST Retail Development............................22 Lufthansa........................................................20 Looken Inn ....................................................... 5 Markisenhandel Wolf................................... 14 Media Markt................................................... 19 Melos................................................................32

Mercedes Benz............................................... 10 Meyer & Meyer ...............................................15 Meyer Werft ..................................................... 4 MSO Digital....................................................32 Naber & Co. .................................................... 18 Nasa ................................................................. 21 Netto ApS.......................................................... 3 Neue Weberei Povel........................................ 9 NINO.................................................................. 9 NINO-Engineering ......................................... 9 Nordwand.......................................................30 Nosta................................................................23 Ohana Wear.................................................... 10 Osnabrücker Zoo...........................................30 PAD Aviation Technics................................. 21 PAD Aviation Service ................................... 21 Paderborn-Lippstadt Airport ..................... 21 Parkhotel........................................................... 5 Peek & Cloppenburg........................................1 Poggenpohl.....................................................22 Povel................................................................... 9 PwC ..................................................................32 quick-mix ........................................................22 Quirin Privatbank..........................................17 Rabe Moden ................................................... 13 Radio Bremen................................................32 Rail Solutions International......................... 8 Rawe .................................................................. 9 Real .................................................................... 3 Rewe .................................................................. 3 Richert-Gruppe .............................................23 rofa Bekleidungswerk GmbH & Co. KG ...11 Roompot-Kette ................................................ 4 Rosen-Gruppe................................................20 Rosink-Gruppe ................................................ 9 RTG Retail Trade Group................................ 3 RWE ..................................................................11 Saks Off 5th.................................................... 13 Saturn .............................................................. 19 Schwarz-Gruppe.............................................. 3 See- und Sporthotel Ankum......................... 5 Seidensticker Group..................................... 13 Sievert Baustoffgruppe ................................22 Sievert Handel Transporte..........................22 Stadtwerke Lingen........................................20 Steilmann...........................................................1 Storm ................................................................. 6 Tanzgalerie Lorenz ........................................15 Tesco .................................................................. 3

TorurismusMarketing Nieders. GmbH ...... 5 Uber ................................................................. 21 Variomobil ........................................................ 5 Venice Beach .................................................. 25 VW....................................................................20 Wal-Mart ......................................................... 19 Waymo............................................................. 21 Weinhandel Willenbrock............................. 27 Wellnessland .................................................. 25 Werkstätten GmbH......................................... 9 WF ....................................................................32 WHR Aviation Services ............................... 21 Wigos ...............................................................32 Wilhelm Niemann Maschinenbau ............23 You-Gov............................................................17 ZF......................................................................32

PERSONEN Abtin, Ramin.......................................... 12 Ahlers, Stella .......................................... 12 Aufdemkamp, Tim................................ 10 Averhage, Siegfried...............................32 Bailer, Gerd ............................................ 27 Baisakow, Natalie.................................. 10 Bittler, Jan ...............................................17 Böcking, Moritz ..................................... 32 Bohlen, Dieter.......................................... 7 Borchers, Ralf .......................................... 5 Bößl, Beate.............................................. 32 Bramlage, Bernhard .............................22 Brin, Sergey ............................................ 21 Brinkmann, Julius ................................ 12 Brinkmann, Klaus................................. 12 Brinkmann, Markus ............................. 12 Brinkmann, Wolfgang.......................... 12 Brückner, Cornelia................................ 14 Brückner, Ulrich.................................... 14 Bültel, Bernhard.................................... 12 Bültel, Hermann.................................... 12 Buntz, Markus ......................................... 3 Busch, Alexander .................................. 32 Collmann, Martin ................................. 10 Diederichs, Holger................................ 31 Diederichs, Jan-Christian ................... 31 Ehlert, Hans-Jürgen .............................28 Faber, Michael ......................................... 5 Falley, Jens...............................................11 Fassnacht, Martin ................................... 3

Feraud, Louis ........................................... 9 Flaskämper, Oliver................................ 22 Freiherr von Landsberg-Velen ............. 4 Frink, David............................................ 12 Fuchsberger, Joachim .......................... 31 Gauselmann, Paul .......................... 22, 32 Göring, Michael..................................... 32 Greve, Elisabeth .................................... 32 Griesert, Wolfgang................................ 23 Hackmann, Wolfgang............................. 5 Hail, Wolfram ...........................................1 Hammer, Jan.......................................... 12 Harms, Anton ......................................4, 5 Hassenpflug, Falk................................2, 4 Haverkamp, Christina............................ 7 Haverkamp, Ulrich ................................. 7 Hechter, Daniel........................................ 9 Heijblom, Jan......................................... 21 Herbers, Manfred...................................11 Hoffmann, Michael................................15 Hofschröer, Christoph ......................... 27 Holtze, Andreas .....................................22 Hong, La.................................................. 10 Hörmanseder, Marina.......................... 10 Hoschek, Lena ....................................... 10 Jinping, Xi ................................................ 8 Kalanick, Travis ..................................... 21 Kamps, Silke............................................11 Katt, Heinrich ........................................ 12 Katt, Klaus .............................................. 12 Kaulvers, Dr. Stephan-Andreas..........22 Kredatus, Thomas................................. 22 Lagerfeld, Karl......................................... 9 Langenscheidt, Dr. Florian ................. 32 Ledesma Laker, Elizabeth Victoria... 10 Leineweber, Bernward......................... 12 Lies, Olaf ................................................. 18 Lingens, Benedictus ............................. 25 Lingens, Max.......................................... 25 Lohmöller, Jowana ...............................32 Lübbersmann, Michael........................32 Madeker, Ellen......................................... 5 McGurk, John ........................................32 Mees, Klaus ............................................28 Möhring, Wotan .................................... 12 Möllenkamp, Mechthild...................... 19 Moore, Mark........................................... 21 Müller, Gerd ........................................... 13 Muschkiet, Markus................................15

Naber, Hans-Joachim........................... 18 Naber, Hermann.................................... 18 Naber, Ingrid.......................................... 18 Naber, Lasse ........................................... 18 Neumann, Tanja...................................... 5 Newton, Helmut...................................... 9 Nickelsen, Brigitta ................................32 Niehues jr., Bernhard............................. 9 Oberascher, Erwin .................................. 5 Page, Larry.............................................. 21 Piepenbrock, Olaf.................................. 32 Pooth, Verona......................................... 25 Quandt, Gabriele................................... 32 Rabe, Joachim........................................22 Rasch, Thomas ...................................... 13 Rauschen, Mark .................................... 13 Rebmann, Renate ................................... 5 Richter, Jörn...........................................20 Riechey, Gunter ....................................... 4 Ritter, Guido...........................................26 Sajdak, Christiane................................. 32 Schindler, Kilian.................................... 18 Schmidt, Matthäus ................................ 17 Scholz, Reinhard ................................... 32 Schulz, Maiko........................................... 3 Schwesig, Manuela ...............................32 Seidensticker, Frank............................. 13 Seidensticker, Gerd Oliver .................. 13 Si Hellmann, Chen.................................. 8 Starke, Jusina........................................... 5 Steinke, Norbert .................................... 12 Stöhr, Konrad......................................... 10 Stork, Tobias........................................... 13 Storm, Bernhard ..................................... 6 Suska, Thorsten..................................... 12 Trump, Donald ..................................6, 23 von Bülow, Victor.................................. 31 von dem Busche, Clamor Adolph Theodor .....................28 Weber, Jörg............................................. 13 Weber, Ralf ............................................. 12 Wichmann, Jan......................................30 Willenbrock, Hendrick ........................ 27 Willenbrock, Isa .................................... 27 Wolf, Dieter ............................................ 14 Wolf, Sylvia............................................. 14 Wunderlich, Jörn ..................................20 Yoneoka, Richard T............................... 23 Zetsche, Dieter....................................... 31

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ür den Tourismus in Niedersachsen war 2016 das dritte Rekordjahr in Folge. Die Übernachtungszahlen stiegen um 3,5 Prozent auf 42,8 Millionen. Genaues Hinschauen lohnt sich. In der GEO-Region Grafschaft Bentheim, Emsland, Osnabrücker Land erfolgten die meisten Übernachtungen zwischen Mai und Oktober, durchschnittlich waren es monatlich über 500 000. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes profitierte die Region von der Verschiebung der Ferienzeiten und einem warmen Spätsommer. Die Angebote für Rad- und Wanderreisen machten sich bezahlt. 70 Jahre Tourismus in Niedersachsen befeuerte der Landesverband 2016 mit sieben Thesen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Denn das Bundesland steht im harten nationalen und internationalen Wettbewerb. Wie wichtig dabei eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist, erleben gerade die baustellengeplagten Urlauber auf der A 1 Richtung Norden. Qualität bleibt weiter das große Thema, wobei der Fachkräftemangel leider nicht nur ein Damoklesschwert, sondern bittere Realität geworden ist. „Besonders freundliches, aufmerksames Personal“: Entsprechende Bewertungen in Hotel-Buchungsportalen sind Gold wert, machen die Branche gläsern und haben zum Leidwesen besonders der kleineren Unternehmer ihren (zu) hohen Preis. Ausruhen verboten: So etwa warnte IHK-Touristikexperte Falk Hassenpflug, dass der Trend zum Inlandstourismus wegen der demografischen Veränderungen mittelfristig wieder abnehmen werde. Nachhaltigkeit ist in der Branche ein gerne gebrauchtes Schlagwort, das ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berührt. Gerade in diesem Zusammenhang haben die Heilbäder und Kurorte unserer Region gute Chancen.

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Umzingelt von Riesen Kostendruck im eigenen Haus und immer mächtigere Wettbewerber vor der Tür – Die Lage der Handelsgruppe Bünting ist ernst VON CHRISTIAN SCHAUDWET LEER/OSNABRÜCK. Die Handelsgruppe Bünting steckt in der Klemme. Hohe Kosten drücken das ostfriesische Familienunternehmen, zugleich muss es dringend in seine Einzelhandelsmärkte investieren, um nicht abgehängt zu werden. Denn die viel größeren Konkurrenten Aldi, Lidl, Rewe und Edeka eilen mit Riesenschritten voran.

Es ist ein ungleicher Kampf: Aldi geht in die Investitionsoffensive. Ab Herbst baut der Discount-Gigant 1500 Filialen im Gebiet von Aldi Nord um. Die Märkte sollen größer, heller und freundlicher werden. Auf der anderen Seite, beim viel kleineren Konkurrenten Bünting, dies: 15-Stunden-Tage, Rufbereitschaft in der knappen Freizeit und immer mehr Druck, bessere Zahlen zu liefern – Mitarbeiter Sven Treidler* fühlte sich von seinem Arbeitgeber schon lange ausgebeutet. Dann auch noch offiziell eine Stunde Mehrarbeit pro Woche bei fünf Prozent weniger Gehalt und zum Trost Einkaufsgutscheine? Es reicht, dachte sich Treidler, der als Marktleiter in einem Supermarkt der BüntingMarke Combi bis zum Anschlag arbeitete. Treidler hat sich deshalb geweigert, das neue Lohn- und Personalprogramm zu unterschreiben, mit dem die Leeraner Handelsgruppe ihre Kosten senken will. Dennoch ist das neue Gehaltsmodell am 1. Juni in Kraft getreten, das den Mitarbeitern Mehrarbeit und Lohnverzicht abverlangt. Es soll das verlustgeplagte Unternehmen entlasten. Die Gewerkschaft Verdi übt am Zustandekommen des Programms deutliche Kritik. Verdis Osnabrücker Handelsexperte Maiko Schulz zweifelt an der Konzernaussage, dass eine große Mehrheit der Beschäftigten das Programm aus freien Stücken angenommen habe. „Sowohl aus dem Management als auch aus der Belegschaft gab es Versuche, die Entscheidungen Einzelner zu beeinflussen, wie wir von betroffenen Verdi-Mitglie-

Die Marke hat regionales Kolorit, aber die Bünting-Handelskette Combi spürt den Druck der massiv investierenden Wettbewerber Rewe,Edeka,Lidl und Aldi.

dern wissen. Das ist aus unserer Sicht nicht legitim.“ Ein Bünting-Sprecher weist den Vorwurf der Einflussnahme als bloße Behauptung zurück. Allen sei außerdem klar, dass es keine Alternative zu dem Lohnprogramm gebe. Passieren muss etwas bei Bünting, da sind sich das Management unter Vorstandschef Markus Buntz, Beschäftigte und Gewerkschafter tatsächlich einig. Die traditionsreiche Gruppe ist in Schieflage geraten. Nach dem jüngsten öffentlich einsehbaren Konzernjahresabschluss von 2016 erlitt sie im Jahr 2015 einen Verlust von 20,3 Millionen Euro. Das Fachblatt „Lebensmittelzeitung“ rechnet damit, dass auch 2016 ein Verlustjahr war. Die Handelsgruppe, bekannt besonders für ihre Teesparte unter eigener

Marke, erprobt zwar in sechs neuen Konzeptmärkten ihrer Marken Combi und Famila, wie künftig alle Bünting-Märkte umgebaut und ausgestaltet werden sollen. Aber zugleich muss sie sparen und die Margen ihrer Filialen im Hier und Jetzt steigern. Das ist schwierig in Deutschland, dem nach Ansicht vieler Experten wettbewerbsintensivsten, härtesten Markt für Lebensmitteleinzelhändler, vor dem sogar internationale Branchenschwergewichte wie Tesco aus Großbritannien und Carrefour zurückschrecken: „Aldi, Lidl, Rewe, Edeka haben wahnsinnig aufgerüstet“, sagt Martin Fassnacht, Wirtschaftsprofessor und Handelsexperte an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar. Zwar erkennt er an, dass Bünting in eini-

„Dem regionalen Player Bünting fehlt eine klare Positionierung.“ Martin Fassnacht, WHU Otto Beisheim School of Management

Foto: dpa

gen Vorzeigemärkten Zukunftskonzepte testet. „Aber das machen die anderen schon lange, und sie sind bereits weiter.“ Fassnachts Einschätzung nach sind die Aussichten der Leeraner nicht gerade rosig: Bünting ist ein kleiner regionaler Player, und ihm fehlt eine klare Positionierung.“ Denn in Deutschland, so Fassnacht, sei man entweder Supermarkt und müsse sich gegen Rewe und Edeka durchsetzen „oder man ist Discounter und konkurriert mit Aldi und der Schwarz-Gruppe.“ Im Vergleich zu Letzterer (90 Milliarden Euro Umsatz) ist Bünting mit seinen 2,2 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Zwerg. Nach dem Ende der Handelsgruppe Kaisers Tengelmann sind insbesondere Rewe und Edeka noch stärker geworden, sie haben

die Filialen ihres früheren Wettbewerbers unter sich aufgeteilt. Mancher Lebensmittelproduzent in der Agrarwirtschaft des Nordwestens befürchtet, dass die vier Großen ihm noch unnachgiebiger die Preise diktieren könnten, falls eines Tages auch noch Bünting als Abnehmer wegfiele. Doch so weit ist es noch nicht. Bünting hat sich im April mit den Handelsunternehmen Real, Bartels-Langness, Netto ApS aus Dänemark, Klaas & Kock und Georg Jos. Kaes in Bayern zur Einkaufsgemeinschaft RTG Retail Trade Group zusammengeschlossen. Gemeinsam ist die Allianz in der Lage, niedrigere Einkaufspreise auszuhandeln und Größenvorteile der Konkurrenten Aldi, SchwarzGruppe (Lidl, Kaufland) Rewe und Edeka teilweise wettzumachen. Der Bünting-Sprecher betont außerdem, auf der Verkaufsseite investiere die Leeraner Gruppe mit einer Schulungsoffensive in die Fach- und Beratungskompetenz ihrer Beschäftigten in den Märkten. Doch reicht all das, um dauerhaft gegen die wachsende Übermacht zu bestehen? Handelsexperte Fassnacht beurteilt das skeptisch. Und nach Einschätzung der Gewerkschaft herrschen bei Bünting mancherorts wegen mangelnder Investitionen und Unterbesetzung unzumutbare Zustände. „Die Krankheitsquoten sind sehr hoch“, sagt Maiko Schulz von Verdi. Mitarbeiter berichten von Burn-out-Fällen. In den ehemaligen Coma-Märkten gebe es erhebliche Fluktuation, sagt der ehemalige Combi-Marktleiter Treidler. „Unter den Kollegen herrscht ein Gefühl der Unsicherheit.“ Bünting investiere zu wenig, und Filialen hätten schlicht zu wenig Personal. Regale einräumen, streikende Leergutautomaten wieder in Gang setzen, überforderte Kühlaggregate mit dem Gartenschlauch kühlen, E-Mails beantworten, kassieren – bei Personalengpässen springe am Ende immer der Marktleiter ein. * Name von der Redaktion geändert

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MACHER & MÄRKTE

MACHER & MÄRKTE

Brötchenservice exklusiv an der Wohnwagentür

Meinungsmacher gesucht – Touristiker setzen auf Blogger Marketing via Facebook, Instagram & Co.

Camping boomt und trägt zum Wachstum des Tourismus im Nordwesten bei – Die Ansprüche an die Branche steigen

Nie war Camping in Deutschland so gefragt wie heute. Mit dem Reisemobil an den Emsdeich nahe der Meyer Werft. Im Emsland entsteht eine Achterbahn für zwei Millionen Euro. VON MARCUS ALWES UND CHRISTIAN SCHAUDWET RIESTE/HAREN/BAD BENTHEIM. Ter-

roranschläge und politische Krisen auf der Welt schrecken vielen Deutsche vom Auslandsurlaub ab. Der Trend geht zum Urlaub in der Heimat. Auch bei der Tourismuswirtschaft in den vergleichsweise unbekannten Urlaubsgebieten des westlichen Niedersachsens macht sich das bemerkbar – nicht zuletzt auf den Campingplätzen.

Eine Drohne liefert pünktlich um 8 Uhr die Frühstücksbrötchen direkt an das Wohnmobil am Alfsee. Ein Butler trägt die bestens präparierten Wakeboards des Urlaubers zur Wasserski-Anlage auf dem benachbarten Dubbelausee. Die App auf dem Smartphone des Touristen zeigt jeden Morgen den Ausflugstipp des Tages im Osnabrücker Nordkreis an. Und ein persönlicher Assistent über-

nimmt täglich den Abwasch und das Aufräumen im Caravan für die Urlauberfamilie. So oder so ähnlich wird Camping-Urlaub in einigen Jahren aussehen, glaubt der Geschäftsführer der Alfsee GmbH, Anton Harms. Service, das werde das Zauberwort in seiner Branche sein. Denn „der Camper alter Schule – mit langer Campingkarriere vom Zelt über den Caravan zum Reisemobil, mit Besitzerstolz und der Freude, ein Hobby zu leben – ist der Dinosaurier des Tourismus“, analysiert der Tourismus-Fachmann aus Rieste. Dieser Typ Camper werde aussterben, und darauf müsse sich sein Wirtschaftszweig einstellen. „Strom anschließen, Wasser holen und Abwasser loswerden. Packen, zurren, ausrichten, nivellieren und rangieren. Antenne drehen, Markise sichern und Vorzeltteppich fegen“ – das, so Harms, sei ein Camper-Verhalten von früher. Noch aber geht es der Campingbranche blendend. Nie war diese Urlaubsform in Deutschland mit seinen rund 3000 Campingplätzen so gefragt wie heute, Tendenz steigend. Auch von kühlem Regenwetter lassen sich Camper kaum noch abschrecken, denn immer mehr besitzen komfortable Wohnmobile oder residieren im Luxus-Wohnwagen. Die Branche bleibt nach mehreren Rekordjahren in Folge auch für 2017 optimistisch, wie der Präsident des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD), Gunter Riechey, sagt. Vom CampingBoom profitieren auch die 49 Campingplätze und 68 Wohnmobilplätze

im Emsland, in der Grafschaft Bentheim und im Osnabrücker Land. Aber nicht nur ihnen, sondern der gesamten Tourismuswirtschaft spielt der Trend zum Urlaub im eigenen Land immer mehr Kundschaft zu. 2016 brachte mit mehr als 447 Millionen Übernachtungen den siebten Rekord in Folge, wie aus dem tourismuspolitischen Bericht der Bundesregierung hervorgeht. Der Inlandstourismus legte demnach um drei Prozent im Vergleich zu 2015 zu. Niedersachsen lag mit 39,2 Millionen Übernachtungen inländischer Gäste auf Platz vier hinter Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Entsprechend gut ist die Stimmung auch bei touristischen Betrieben im IHK-Bezirk Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim: „Wir sehen aktuell eine hohe Zufriedenheit bei den Unternehmen, die Sommersaison ist gut gebucht“, sagt der Touristik-Experte der IHK, Falk Hassenpflug. Rund 4,9 Millionen Übernachtungen pro Jahr und bis zu 40 Millionen Tagesbesucher zählt die IHK in ihrem Bezirk (inklusive Papenburg, das formal der IHK in Emden zugeordnet ist). Seit Jahren beliebt unter den Urlaubern sind die familien-, die gesundheits- und die fahrradtouristischen Angebote, ebenso die Gastronomie. Ein Pfund im touristischen Mix sind auch die Reiterhöfe der Region. Vor allem die Städte Bad Bentheim und Osnabrück ziehen Tagestouristen aus den Niederlanden an. „Stärker wird derzeit das Thema Wandern und Radwandern“, sagt

Vorreiter im Camping-Tourismus: Die Alfsee GmbH in Rieste bereitet sich auf immer anspruchsvollere Gäste vor. Foto: Jörn Martens

Neue Attraktion im Emsland: Im Ferienzentrum Schloss Dankern bei Haren entsteht eine Achterbahn. Es ist die größte Investition in der Geschichte des Unternehmens. Foto: Ferienzentrum Schloss Dankern

Rollende Luxuswohnung mit Cabrio-Garage: Der Reisemobilhersteller Variomobil in Bohmte bedient seine Kunden in der obersten Preisklasse.

Hassenpflug. Die Grafschaft Bentheim etwa vermarktet unter dem Motto „Grafschafter Spurensuche“ 15 Tagesrouten auf rund 320 Kilometern ausgeschilderter Wanderwege und einen 80 Kilometer langen Fernwanderweg, die Routen bietet sie auf ihrer Tourismus-Website als GPS-Tracks zum Herunterladen aufs Smartphone an. Hassenpflug sieht die heimische Touristik im deutschlandweiten Vergleich als Aufsteiger: „Wir sind eine junge, nicht so bekannte Tourismusregion, hier gibt es noch viel zu entdecken.“ Das Gebiet liege außerdem ideal, um vom Trend zum Tages- und Kurzurlaub profitieren zu können: „Für das riesige Kundenpotenzial in NRW liegen wir direkt vor der Haustür“ – ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der weiter entfernten Nordseeküste, an der eher Urlaube ab einer Woche üblich seien. Und die Tourismusbetriebe im nordwestlichen Binnenland bauen ihr Angebot weiter aus: Das Ferienzentrum Schloss Dankern im Emsland errichtet bis zum Herbst eine 350 Meter lange Achterbahn als Zentrum eines neuen Mittelalter-Themenparks. Schlossherr Freiherr von Landsberg-Velen steckt zwei Millionen Euro in das Projekt – es ist die höchste Investitionssumme in der Geschichte des Unternehmens. Das Ferienzentrum profitiert vom Trend zum Aktivurlaub, zu dem es so einiges beitragen kann: Spinnenturm, Kletter- und Wackelberg, SoftballSchießanlage und Hüpfburgen, Spaßbad, Autoscooter, Rodeo, AdventureGolf, Ponyreiten, Bowling, Rutschentürme, Wasserspielplatz, Wasser-Bobbahn, Wasserski oder die Erlebnisburg Drago mit Gespensterturm und Verlies... Dankern ist in der Saison zu 95 bis 98 Prozent ausgelastet und mit rund 776 000 Übernachtungen (2016) der größte Tourismusbetrieb im gesamten Kammerbezirk. Freiherr von Landsberg-Velen gewinnt auf internationalen Messen immer wieder neue Inspirationen und entwickelt daraus das Portfolio des Ferienzentrums weiter. So kam 2016 ein Parcours hinzu, in dem man sich zwischen Hindernissen aus Laserstrahlen hindurchwinden muss. 2014 war das „Meltdown“ die neue Attraktion – eine gepolsterte Arena, in der Spieler meterlangen rotierenden Barrieren ausweichen müssen. Solche In-

vestitionen stemmt das Unternehmen aus eigenen Mitteln. In der benachbarten Grafschaft bietet unterdessen das zur niederländischen Roompot-Kette zählende Ferienresort Bad Bentheim eine kleine Urlaubs-Wohnstadt neben der Stadt – mit Spiel- und Sporteinrichtungen, Restaurants, Wellnesszentrum und Anschluss an den Bentheimer Badepark. Die Fachklinik Bad Bentheim, unmittelbar am historischen Kurpark gelegen, gilt als eine der modernsten Reha- und Kurkliniken Deutschlands. Doch trotz aller Investitionen in jüngster Zeit darf die Region bei der Tourismusentwicklung nicht innehalten. Die Konkurrenz um Marktanteile im wachsenden Deutschland-Tourismusgeschäft ist hart. Das dürfte einer der Gründe für die Pläne in der Stadt und im Landkreis Osnabrück sein, eine gemeinsame Tourismus-Dachmarke zu entwickeln um von potenziellen Neukunden besser wahrgenommen zu werden – etwas, was dem Münsterland bereits besser gelingt. Als Zukunftsthema haben die Tourismus-Planer im Kammerbezirk den sogenannten lebendigen Industrietourismus identifiziert. So wie bereits die Meyer Werft mehr als 300 000 Technikinteressierte anlockt, die Blicke auf entstehende Ozeanriesen in den Werfthallen werfen oder sich mit

ihren Wohnmobilen an den Deich stellen, um zu verfolgen, wie die Kreuzfahrtschiffe sich durch die Ems zwängen, so sollen auch andere Unternehmen in der Region zu Touristenattraktionen werden. „Allerdings ist der Gedanke, die lokale Industrie als Attraktion anzubieten, für manche Unternehmen noch sehr neu“, sagt Hassenpflug. Für die aus den Niederlanden stammende Unternehmerfamilie Kuipers in Emsbüren indes nicht: Ihr Blumen- und Gemüseproduzent Ems-

„In dieser Region gibt es für Gäste noch viel zu entdecken.“ Falk Hassenpflug, IHK

CAMPINGNATION NIEDERLANDE

Zeichen der Zeit erkannt Die Niederländer und Camping: Karawanen von Caravan-Gespannen mit gelben Kennzeichen sind Legende. Auch jenseits der Grenze haben die Betreiber von Campingplätzen die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf die Ansprüche ihrer Kunden eingestellt. So der Campingplatz „De kleine Wolf“ in Ommeln in der Provinz Overijssel. Wobei Campingplatz für den vom ADAC mit fünf Sternen ausgezeichneten Platz nicht wirklich treffend ist. Ein

großer Teil der rund 600 Stellplätze besteht aus luxuriösen Hütten und Chalets, die von der Einrichtung her kaum Wünsche offenlassen. Ebenso die Ausstattung des Platzes mit Schwimmbad und einem künstlichen Sandstrand. „Glamping“, also das Glamouröse Campen“ auch und gerade für Familien, ist der Trend in den Niederlanden. Bei den Deutschen sei die niederländische Campingvariante noch nicht so angekommen, be-

dauern die Besitzer des Platzes, Geralda und Luuk Kat. Einerseits. „Andererseits müssen wir darauf achten, dass holländische Gäste nicht das Gefühl haben, auf einem deutschen Platz zu sein.“ Auch für sie selbst bedeuten die Gäste aus Deutschland einen steten Lernprozess. „Letztes Jahr hatten wir ein Oktoberfest für die deutschen Gäste. Es kam aber niemand. Denn wir hatten genau die Gäste, die vor dem Oktoberfest geflüchtet waren.“ slx

flower gilt neben der Meyer Werft als regionaler Vorreiter in diesem Touristiksegment. 90 Minuten dauern die Führungen durch den „EmsflowerErlebnispark“, die inzwischen Tausende anlocken. Nach der Tour über Plantagen und durch tropische Botanik unter Gewächshausdächern stärken sich die meist per Bus angereisten Besucher im Restaurant und kaufen in der „Gartenwelt Emsbüren“ oder im „Emsflower Shop“ ein, während Kinder sich auf dem überdachten Spielplatz austoben. Auch Schulklassenbesuche und Kindergeburtstage richtet die Kuipers-Mannschaft auf dem weiten Firmengelände am Autobahnkreuz Schüttorf aus. Osnabrück setzt eher auf den wachsenden Tages- und Einkaufstourismus aus dem In- und dem niederländischen Ausland sowie auf Geschäftsreisende: Als einer der größten Erfolge der vergangenen Jahre gilt die Ausrichtung des Deutschen Stiftungstages Mitte Mai. Möglich wurde der mit politischer und wissenschaftlicher Prominenz besetzte und von mehr als 1500 Teilnehmern besuchte Kongress nicht nur dank der Modernisierung der OsnabrückHalle: Eine Veranstaltung dieser Größenordnung wäre auch ohne die jüngsten Zuwächse an Hotelkapazitäten in Osnabrück kaum möglich gewesen. Nach Jahren der Stagnation waren zuletzt Hotels der Ketten Arcona Living, B&B und Ibis Budget eröffnet worden. Und es geht weiter: Bis zum Herbst 2018 entsteht ein Haus der Kette Holiday Inn – es wird das voraussichtlich zweitgrößte Hotel Osnabrücks. Auch über Osnabrück hinaus kommen Betten hinzu. Der Unternehmer Wolfgang Hackmann betreibt unter der Dachmarke Parkhotel – teils als Eigner, teils als Pächter – inzwischen vier Häuser in Meppen, Lingen, Papenburg. Zuletzt kam im September 2016 das Lingener Looken Inn dazu. Das See- und Sporthotel Ankum – Auslastungsgrad von mehr als 80 Prozent – investierte zuletzt Millionen in sein Freizeitangebot, das von Reiten über Golf, Tennis, und Baden bis zur Saunalandschaft reicht. Tourismus-Experte Hassenpflug sieht die Hotellerie in der Region grundsätzlich auf einem guten Weg – doch er sieht auch Handlungsbedarf, wenn der positive Trend anhalten soll: Viele Hotels gingen noch gar nicht oder zu zaghaft in die digitale

Vermarktung. Auf Buchungs- und Bewertungsportalen wie Booking.com, HRS, TripAdvisor und HolidayCheck sichtbar zu sein und gute Ratings der Gäste zu erhalten müsse Teil der permanenten Markenpflege sein. Und dies setze hohe Servicequalität und entsprechende Zertifizierungen voraus. „Das Gastgewerbe in Niedersachsen insgesamt hinkt bei der Zertifizierung mit Qualitätslabels noch hinter anderen Bundesländern her“, sagt Hassenpflug. Das gelte auch für den CampingTourismus. Hier lag Niedersachsen mit 4,4 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr noch deutlich hinter Spitzenreiter Bayern (5,2 Millionen Übernachtungen) und der Nummer zwei Mecklenburg-Vorpommern (knapp fünf Millionen Übernachtungen) zurück. Im Kammerbezirk macht Camping inzwischen aber immerhin rund zehn Prozent des Tourismusumsatzes aus. Erwin Oberascher, Geschäftsführer des Internetportals camping.info, sieht für die aktuelle Saison einen deutschlandweit anhaltenden Aufwärtstrend. Die Zugriffe auf das Portal hätten in den ersten vier Monaten im Jahresvergleich um 15 Prozent zugelegt. Immer häufiger komme es vor, dass Campingplätze auch außerhalb der Saison ausgebucht seien.

Foto: Variomobil

Auch Hersteller und Händler von Wohnwagen und Reisemobilen freuen sich über den Trend zum selbstbestimmten Urlaub in den eigenen oder auch gemieteten vier Wänden auf Rädern. Variomobil in Bohmte beispielsweise bedient mit seinen Reisemobilen das Luxussegment dieses Marktes – manche Modelle kosten locker so viel wie ein Reihenhaus. Die Branche habe in den vergangenen Jahren mit „erheblichen finanziellen Mitteln in innovative Übernachtungs- und Freizeitangebote investiert“, sagt Alfsee-Chef Harms. Am Alfsee (Bilanzsumme der GmbH knapp 13 Millionen Euro 2016) haben sie in den vergangenen Jahren neben ihrer mehrfach ausgezeichneten Campinganlage ein neues Tagungshotel errichtet und eine Wellnessund Saunalandschaft im GermanenLook angelegt. Eine historische Ferienhaussiedlung ist in Planung. Millionen Euro werden dafür in Rieste ausgegeben, dem Ort mit den zweithöchsten Übernachtungszahlen im Landkreis Osnabrück – nach Bad Rothenfelde. Doch auch die Digitalisierung spielt zunehmend eine zentrale Rolle. Die neue Generation der Camper habe „immer ein Smartphone zur Hand. Wenn sie nicht weiterwissen, gibt es bestimmt eine App oder ein

Video, das helfen kann“, stellt Harms fest. Entsprechend müssten auch Tourismus- und Campinganbieter reagieren. Am Alfsee würden Gäste beispielsweise inzwischen nach einer Buchung einen kostenlosen App-Zugang erhalten, der sie über die Angebote auf dem Gelände in Rieste und in der Region Osnabrück informiere. Im Zuge der Digitalisierung der Camping-Touristik schlage auch die Stunde des Service vor Ort, so Harms: „War das vergangene Jahrzehnt das Jahrzehnt der riesigen Investitionen in Badelandschaften, Sanitär-Oasen, in Wellness und Medical Spas und Gastronomie, so ist die vor uns liegende Dekade die des Service.“ Der gehobene Campingplatz von morgen werde nichts anders als ein horizontal angeordnetes Mehr-Sterne-Hotel sein, in dem der Gast sein Zimmer eventuell selbst mitbringt. Seine morgendlichen Brötchen werde der Camper künftig nicht mehr aus dem Kiosk im Zufahrtsbereich des Zeltplatzes abholen. Er wolle sie pünktlich an das Wohnmobil oder den Wohnwagen gebracht bekommen. „Auf dem Campingplatz der Zukunft wird es persönliche Assistenten geben. Ein Butler-Service, der die lästigen Arbeiten erledigt, während die Urlauber längst beim Sport, bei der Stadtbesichtigung oder beim Einkaufen sind“, prognostiziert Harms. Hard- und Software würden zusammenwachsen. Die heute noch bestehende Trennung in Fahrzeug und Campingplatz werde „einem Gesamturlaub weichen, bei dem viele Schnittstellen das eine mit dem anderen verbinden“. Die Schlüsselrolle komme dabei dem Personal zu, orakelt Harms: „Mehrsprachig, vielseitig und versiert muss es sein.“ Dieser Trend passt allerdings nicht zu einem anderen, der der Touristik zunehmend Kopfzerbrechen bereitet: Zu wenige junge Menschen ergreifen einen Beruf im Gastgewerbe. Viele Hotels und Gastronomiebetriebe in der Region klagen über Nachwuchsmangel. Viele Belegschaften sind bereits jetzt überaltert. Dieser Trend dürfte auch vor den Campingplätzen nicht haltmachen. Anton Harms kann sich vorstellen, dass eines Tages Service-Roboter im Campingbetrieb Aufgaben menschlicher Mitarbeiter übernehmen. Auf dem Hightech-Campingplatz der Zukunft könnten beispielsweise Drohnen die frischen Brötchen zum Wohnmobil bringen. (Mit dpa)

Touristenmagnet zwischen Ruhrgebiet und Küste Gästeübernachtungen pro Jahr im IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim

Landkreis Emsland

2000 000

Landkreis Osnabrück 1 500 000

1000 000

Grafschaft Bentheim 500000

Stadt Osnabrück 0

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen · Grafik: Matthias Michel

Begehrte Multiplikatoren im Tourismus: Instagram-Profil eines Reisebloggers.

VON HELEN HOFFMANN OLDENBURG. Reiselustige Menschen informieren sich zunehmend in sozialen Medien über mögliche Urlaubsorte. Das hat auch die Tourismusbranche verstanden und setzt auf digitale Meinungsmacher.

Auf ihre „Genussreisen“ nimmt Tanja Neumann Zehntausende Menschen mit. Mit Fotos, Videos oder einer Live-Berichterstattung per Kurznachrichtendienst Twitter teilt die 46-Jährige aus Krefeld am Niederrhein ihre Eindrücke und zeigt, wo sie sich gerade aufhält. „Rechts von mir liegen die Salzwiesen, vor mir das Wattenmeer“, heißt es in ihrem Blog „Vielweib on Tour“ über einen Besuch in Ostfriesland. „Die Luft schmeckt salzig und pustet zeitgleich die Seele frei.“ Mit ihren Texten erreicht Neumann viele Internetnutzer – bis zu 30 000 Artikelaufrufe pro Monat zählt sie auf ihrem Blog. Ein Tweet wird ihr zufolge bis zu 200 000 Mal gelesen. „Mein Blog ist mein Hobby“, sagt die Frau, die ihr Geld als Referentin der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein verdient. Ihre Erfahrung als Bloggerin kann sie in ihren Beruf einbringen – beim Niedersächsischen Tourismustag Mitte Mai in Oldenburg erklärte die IHK-Referentin Touristikern, wie Unternehmen professionell mit Bloggern zusammenarbeiten können. Für die Touristik sind Blogger interessant. „Reiseblogs werden wichtiger“, sagt die Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes, Ellen Madeker. „Sei es, dass einzelne Reisende online von ihren Erfahrungen berichten oder Veranstalter über ihre Destinationen bloggen.“ Auch die Landesregierung in Hannover sieht die Vorteile persönlicher Reiseberichte im Internet. „Dadurch entstehen Bilder, dadurch entstehen Emotionen, dadurch entsteht Neugier“, erklärt Ralf Borchers vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium. So kommt es auch, dass Tourismusdestinationen und Veranstalter vermehrt sogenannte Influencer engagieren, die viele Fans und Follower auf Facebook, Instagram, Twitter & Co haben. Sie bezahlen ihnen die Reise und erwarten im Gegenzug hübsche Fotos und positive Beiträge auf den Seiten der digitalen Meinungsmacher. Reisefreudige, die sich in sozialen Medien über Urlaubsorte informieren, erwarten genau das Gegenteil.

Foto: dpa

In der Regel wollen sie einen authentischen Eindruck. „Es ist diese ungeschminkte Brille“, beschreibt Bloggerin Neumann den Vorteil vieler Beiträge. Von versteckter bezahlter Werbung hält sie nichts. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen ruft Internetnutzer dazu auf, kritisch zu sein. „Ein Blogger kann seine persönliche Meinung äußern“, sagt die Juristin Jusina Starke. „Es wird dann problematisch, wenn er für einen positiven Beitrag bezahlt wird und das nicht kenntlich macht.“ Sie rät Kunden, misstrauisch zu werden, wenn Beiträge oder Kritiken nur positiv sind.

„Dadurch entstehen Bilder, Neugier und Emotionen.“ Ralf Borchers, Wirtschaftsministerium Niedersachsen

Im weiten Feld der sozialen Medien mischt die Tourismusbranche inzwischen kräftig mit. „Die mittelständischen und großen Unternehmen sind auf Facebook vertreten und nutzen das“, sagt der Geschäftsführer von Tourismuszukunft, einem Beratungsunternehmen für digitalen Tourismus, Michael Faber. Auch bei Instagram und Whatsapp seien viele Touristiker unterwegs. Der Wunsch nach authentischen Geschichten ist den Unternehmen bewusst. Die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH hat mit „meinNiedersachsen.de“ sogar eine eigene Seite für Beiträge von Bloggern aufgebaut, die durch Niedersachsen reisen. Derzeit seien mehr als 100 Blogs eingebunden, teilt Sprecherin Renate Rebmann mit. „Schonungslos und ehrlich teilen sie mit euch ihre Erlebnisse und zeigen euch, was ihr bei uns alles entdecken könnt“, heißt es auf der Seite mit Beiträgen in fünf Sprachen. Auch über Twitter, Instagram, Facebook und GooglePlus können sich Leser beteiligen. (dpa)


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

MACHER & MÄRKTE

Trotz Trump: Storm greift in Amerika an Der Wartungsdienstleister aus Spelle ist für Maschinenbauer wie Caterpillar und General Electric ein rotes Tuch VON JEAN-CHARLES FAYS SPELLE. Bernard Storm hat den

mittelständischen Familienbetrieb August Storm aus Spelle zum nach eigenen Angaben größten herstellerunabhängigen Servicedienstleister für Motoren und Antriebe in Europa aufgebaut. Als er den Betrieb 2002 in dritter Generation übernahm, machte er 18 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Heute sind es 75 Millionen Euro. Und Storm wächst weiter.

Der weltläufige Bernard Storm hat sich vorgenommen, bis 2020 fünf neue Kernmärkte auf der Welt zu erschließen. Sein Fokus war zunächst Australien, aktuell konzentriert er sich auf Malaysia, und 2018 will er ungeachtet der „America First“-Politik des US-Präsidenten Donald Trump eine Niederlassung in den USA aufbauen. Die übrigen zwei Kernmärkte bis 2020 behält er noch für sich. Schmunzelnd weist Storm darauf hin, dass die Konkurrenz mitliest. Der genaue Standort in den Vereinigten Staaten steht noch nicht fest, aber bei einer Delegationsreise vor einem Monat mit der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim hat er bereits Chicago genauer unter die Lupe genommen. „Chicago wird an Bedeutung für die Öl- und Gasindustrie zunehmen“, zeigt sich Storm überzeugt. Daher verlege beispielsweise auch der Baumaschinenhersteller Caterpillar seine Zentrale nach Chicago. Storms Philosophie: „Es macht Sinn, dort eine Niederzulassung zu bauen, wo auch die großen Firmen und ihre Kunden sind.“ Für Caterpillar selbst oder General Electric ist Storm ein rotes Tuch, weil er ihnen im lukrativen Wartungsgeschäft Konkurrenz macht. Wenn bei Neukunden der Wartungsvertrag mit

Bernard Storm ist als Servicedienstleister auch im Geschäft mit erneuerbaren Energien aktiv.Das Foto zeigt ihn am Stammsitz des Unternehmens in Spelle vor einem Motor für eine Biogasanlage.

General Electric oder Caterpillar ausläuft, greift Storm an: „Viele Kunden haben Produkte von mehreren Firmen. Da ist es unser Vorteil, dass wir den Kunden von A bis Z bedienen und die Wartungskosten minimieren können.“

Bei Windkraftanlagen wartet die Firma August Storm die Getriebewellen.

Foto: dpa

Der stellvertretende Vorsitzende des IHK-Außenwirtschaftsausschusses wartet mit seinem Unternehmen nicht nur Schiffsdieselmotoren bis zu 7000 PS, sondern auch Blockheizkraftwerke und Motoren für Biogasanlagen. Zudem wartet er Windkraftanlagen und bearbeitet dabei etwa die Getriebewellen. Somit profitiert Storm auch stark vom Windenergie-Boom. Dass US-Präsident Donald Trump die Kohleindustrie unterstützt, bereitet ihm keine Sorgen. Storm weist darauf hin, dass einer der größten Hersteller von Windkraftanlagen die Windenergiesparte von General Electric, GE Wind, ist. GE Wind baue große Windparks in den USA auf. „Auch die Solaranlagenhersteller bauen riesige Parks auf. Die USA sind zudem gerade im Norden besonders reich an Biomasse“, erläutert der Unternehmer und betont: „Man kann also nicht sagen, dass die erneuerbaren Energien in den USA keine

Bedeutung mehr haben und zurückgestellt werden, weil Trump eher die Kohleindustrie unterstützt. Ich sehe zurzeit eher das Gegenteil.“ Der von Trump verkündete Ausstieg aus dem globalen Klimaabkommen von Paris

„In den USA gibt es Freihandel, wie er freier nicht sein kann.“ Bernard Storm

wird aus Storms Sicht Trump zum Trotz eher zu einer „Jetzt erst recht“-Haltung auf der Welt führen. Andererseits könnten die USA erst 2020, zum Ende von Trumps Amtszeit, aus dem Weltklimavertrag aussteigen – und danach wieder zurückkehren. Zudem haben sich zwölf US-Bundesstaaten, die ein Fünftel der US-Emissionen darstellen, zur Erfüllung des Pariser Abkommens bekannt. Storm rechnet auch nicht damit, dass ihm bei der Gründung der Niederlassung in den USA Steine in den Weg gelegt werden, weil er amerikanischen Konzernen damit Konkurrenz machen könnte. „Es gibt dort Freihandel, wie er freier nicht sein kann“, betont er. Es berichtet aus Erfahrung, weil er bereits ein Joint Venture mit einem US-Unternehmen eingegangen ist, das ebenfalls mit den großen Herstellern konkurriert. „Ich glaube nicht, dass Trump ausländische Unternehmen dafür abstrafen wird, dass sie eine ordentliche Dienstleis-

Foto: Jean-Charles Fays

tung anbieten, für effizientere Prozesse und eine produktivere Produktion sorgen“, sagt Storm. Der wichtigste Effekt der Expansion bestehe darin, Schwankungen auf unterschiedlichen Märkten besser abzufangen und so Arbeitsplätze zu sichern. Ein ganz wichtiges Geschäft sei immer noch der deutsche Markt. „Wir haben es geschafft, dass wir jeden Kunden in Deutschland innerhalb von 50 Kilometern mit einem Servicetechniker erreichen. So eine Marktabdeckung hat kein Mitbewerber“, sagt Storm. Mittlerweile arbeiten für sein Unternehmen 380 Mitarbeiter an 14 Standorten in Deutschland und an fünf Standorten im Ausland: in den Niederlanden, Belgien, Italien, Malaysia und Australien. Damit ist aus dem Unternehmen, das 1937 von seinem Großvater als Zylinder- und Kurbelwellenschleiferei für Bauteile der Erdölindustrie gegründet wurde, ein globaler Player geworden.

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MACHER & MÄRKTE

Folie gegen Feuer, Steine und Spione Der Sicherheitsausrüster Haverkamp in Münster verzeichnet steigende Nachfrage nach Einbruchschutz VON NADINE GRUNEWALD MÜNSTER. In Deutschland wird immer mehr Geld in Sicherheitstechnik investiert, auch in Einbruchschutz. Ein Unternehmen, das davon profitiert, ist der Sicherheitsausrüster Haverkamp aus Münster.

151 000 Einbrüche sind 2016 laut der polizeilichen Kriminalstatistik gemeldet worden. Damit sank die Zahl erstmals seit zehn Jahren. Trotzdem geben immer mehr Deutsche Geld dafür aus, um ihr Heim zu sichern. Das geht mit besonderen und hochwertigen Türschlössern, Überwachungskameras oder Zäunen. Doch es gibt noch einiges mehr: Vieles davon ist unsichtbar, wie ein Besuch beim Sicherheitsausrüster Haverkamp in Münster zeigt. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, ein Objekt unauffällig abzusichern. „Wenn von außen erkennbar ist, dass Hausbesitzer ihr Heim mit verschiedenen Maßnahmen absichern, zeigt Einbrechern das auch, dass es dort etwas zu holen gibt“, sagt Christina Haverkamp, Marketingmanagerin des Unternehmens, das auch Produkte aus dem Bereich Sonnenschutz anbietet. Als Sicherheitsausrüster arbeitet Haverkamp mit Schutzzonen. „Das fängt an den Gebäudegrenzen an und geht dann nach dem Zwiebelschalensystem“, erklärt Christina Haverkamp. Konkret heißt das: Hinter einen mit Sensoren ausgerüsteten Zaun können Bodendetektoren in die Erde gesetzt werden. Dahinter kann der Schutz mit speziellen Sicherheitstüren und -fenstern erhöht werden, auf die zudem noch eine spezielle Folie geklebt werden kann, die eine spreng- und durchwurfhemmende Wirkung hat. Zu guter Letzt kann man sich wie in dem Film „Panicroom“ einen Betonraum in sein Haus bauen lassen, in den man bei Gefahr flüchten kann. „Safe Haven“ (deutsch: sicherer Hafen) nennt das Unternehmen diesen Raum. Kunden dafür kommen hauptsächlich aus Deutschland. „Es schafft niemand, all die Schutzsysteme zu überwinden und in diesen Raum zu gelangen“, sagt Haverkamp. Denn bereits die Sensoren im Zaun lösten bei der Polizei einen Alarm aus. Allerdings kann man „nie sagen, dass man absolut sicher ist“, sagt Geschäftsführer Ulrich Haverkamp. „Wir hemmen und verzögern den möglichen Einbruch.“ Denn viele Täter würden aufgeben, wenn sie nach zwei oder drei Minuten nicht ins Haus kämen. 1978 ist die Firma gegründet worden, inzwischen sind am Hauptsitz in Münster und in meh-

Eindrucksvoll: Die Fensterfolie des Münsteraner Sicherheitsexperten Haverkamp hält auch einem Bewurf mit einem Molotowcocktail stand.

reren Zweigstellen deutschlandweit 120 Mitarbeiter tätig. Seine Produkte liefert das Unternehmen in die ganze Welt. „Der größte Anteil unserer Kunden ist in Europa. Danach folgen der arabische Raum, Südafrika und Brasilien“, sagt der Geschäftsführer. In den vergangenen fünf Jahren sei die Nachfrage in Sachen Einbruchschutz spürbar gestiegen. 2016 machte Haverkamp einen Umsatz von 8,5 Millionen Euro. Der Bundesverband Sicherheitstechnik (BHE) erwartet für 2016 eine neue Bestmarke in der Sicherheitsbranche. Bereits 2015 stieg der Gesamtumsatz im Markt der elektronischen Sicherungs-

Dieter Bohlen traut sich wieder in seine Villa.

Sieht aus wie moderne Kunst, ist aber kein Spaß: ein Sicherheitsfenster, beklebt mit Folie, nach martialischer Behandlung mit Wurfgeschossen und anderen fiesen Dingen.

technik auf rund 3,71 Milliarden Euro. Für 2016 gibt es bisher nur Schätzwerte. Der BHE rechnet mit einem Zuwachs von acht Prozent in der Einbruchmeldetechnik. Zu Haverkamps Kunden gehören Otto Normalverbraucher ebenso wie reiche und bekannte Persönlichkeiten, die ihr Haus komplett absichern ließen. Wer das ist, dazu müssen die Haverkamps schweigen. Einen Kunden aber dürfen sie nennen: Dieter Bohlen. Nachdem vor einigen Jahren mehrfach in seine Villa eingebrochen worden war, zog der Pop-Titan ins Hotel. Er habe sich zu Hause nicht mehr sicher gefühlt. Auf eine Empfehlung habe Haverkamp sein Haus mit einem Zaun, Sicherheitsglas und Meldetechnik gesichert – und Bohlen zog wieder zurück. „Das ist neben dem mechanischen Part das, was wir wollen: den Menschen das sichere Gefühl zurückgeben.“ Auch mit Folien verdient das Unternehmen Geld. Bei großen Konzerne sei die sogenannte Anti-Spy-Folie gefragt, die Abhörschutz aus größerer Entfernung bietet. Telefon- und Internetanbieter etwa ließen ihre Schaufenster mit einer Folie bekleben, in die Alarmfasern eingearbeitet sind. Auch Gefängnisse und forensische Einrichtungen gehörten zu den Kunden. Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund im April dieses Jahres sei die Nachfrage nach der AntiTerror-Folie stark gestiegen. Mehrere Bundesligavereine hätten ihr Interesse an der Folie bekundet, die das Glas bei einer Explosion am Rahmen hält und die Splitter bindet, sodass diese an der Folie haften bleiben. Bei einem Anschlag im Osloer Regierungsviertel rettete die an den Fenstern einiger Gebäude angebrachte Folie laut Haverkamp über 70 Menschenleben. Neue Produkte testet das Unternehmen auf dem eigenen Gelände. Eine Folie wird dazu auf Glas aufgebracht. Im Sprengzelt wird eine Eisenkugel mehrfach darauf geworfen, danach werden ein Molotowcocktail und eine Axt eingesetzt, bevor im Schusskanal auf die Scheibe geschossen wird.

Fotos: Haverkamp

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

MACHER & MÄRKTE

In 18 Tagen um die halbe Welt Hellmann schickt Frachtzüge von Duisburg bis nach Guangzhou – China investiert Milliarden in die „Neue Seidenstraße“ VON CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK. Der Osnabrücker Logistiker Hellmann lässt Frachtzüge zwischen Deutschland und China pendeln. Die Wachstumsaussichten für Hellmanns Sparte „Rail Solutions International“ sind rosig: Immer mehr Kunden beißen an, und China will Milliarden in den Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ stecken.

Monate, manchmal Jahre war Ware auf der alten Seidenstraße zwischen China und Europa unterwegs. Auf der modernen Variante der mittelalterlichen Handelsroute brauchen die wöchentlich abfahrenden Containerzüge von Hellmann Worldwide Logistics von Duisburg oder Nürnberg zu chinesischen Industriezentren nur 15 bis 18 Tage. Als einer der Pioniere unter den deutschen Logistikern begann Hellmann 2012, Güter auf dem Schienenweg über Russland nach Ostasien zu schicken. Erster Kunde war ein großer Autozulieferer. Chen Si Hellmann leitet das China-Bahngeschäft des Osnabrücker Familienunternehmens: „Die Bahn ist billiger als das Flugzeug und schneller als das Schiff“, bringt die aus China stammende 36-Jährige das Hauptmotiv ihrer Kunden auf den Punkt. Autoteile, Maschinen, Papier, Chemieprodukte auf dem Hinweg, Bekleidung und IT auf dem Rückweg. Unterwegs werden die Züge mit ihrer teils mehrere Millionen Euro wertvollen Fracht per GPS überwacht. Sensoren alarmieren Sicherheitsdienstleister, falls irgendwo auf der Strecke ein Container ungeplant geöffnet wird. Klimatechnik sorgt dafür, dass zentralasiatische Hitze nicht in die Container dringt und die Fracht Außentemperaturen bis zu minus 30 Grad übersteht. Unter Chen Si Hellmanns Leitung kümmern sich 27 Mitarbeiter in China, Russland, Polen und Deutschland um die Abwicklung der Transporte. Sie selbst spricht mit hochrangigen Managern potenzieller Neukunden: „Die großen Unternehmen interessieren sich immer mehr für die Strecke“, sagt sie. Viele wollten einen neuen Mix aus See-, Luft- und umweltverträglicherer Bahnfracht. Hellmann berate sie dabei. Noch macht das Eurasien-Bahngeschäft nur einen kleinen Teil des Hellmann-Umsatzes von 3,1 Milliarden Euro aus. Aber die Sparte

Container für die Globalisierung: Umschlagzentrum in der chinesischen Stadt Zhengzhou.China will das eurasische Schienennetz drastisch ausbauen.

Rail Solutions International wachse seit 2012 jährlich um 300 Prozent, sagt Chen Si Hellmann. „Eine solche Steigerung hätten wir nie erwartet.“ Im vergangenen Jahr schwappten wegen der Pleite der Reederei Hanjin Shipping zusätzliche Aufträge herein. Hellmann hatte sofort auf die Nachrichten von Hanjins Misere reagiert und

sein Bahnangebot als Teilersatz für die weggefallenen Frachtkapazitäten des südkoreanischen Pleitiers vermarktet. Der Hanjin-Effekt war allerdings winzig im Vergleich zu dem Geschäft, das der chinesischen Staatschef Xi Jinping Logistikern auf der Eurasien-Route bescheren könnte. „One Belt One Road“

heißt die Investitionsoffensive, mit der China das Streckennetz zwischen Asien, Afrika und Europa ausbauen, an Häfen anschließen und mit vielen Umschlagterminals, sogenannten Gateways, ausstatten will. Auf einem zweitägigen „One Belt One Road“-Gipfel Mitte Mai in Peking unterzeichneten 68 Länder ein Kooperationsab-

Die Neue Seidenstraße

China knüpft ein Bahnstreckennetz von der Nordsee bis zum Pazifik Helsinki Tallin Riga

London

Hamburg Rotterdam Berlin Warschau

Paris

Madrid

St. Petersburg

Nowosibirsk

Moskau

Prag Duisburg Budapest Lyon Nürnberg Istanbul

Kirow

Ulan-Bator

Anaklia Ankara

Aktau

Shenyang

Taschkent

Baku Teheran

Xi’an

Peking

Dhaka Kunming

Changchun Wladiwostok

Dandong

Zhengzhou

Gorgan Chongqing

existierende Bahnlinie Bahnlinie in Planung/Bau

Harbin

Wuhan

Suzhou Yiwu

Changsha Nanning

Guangzhou

Bangkok

Singapur Quellen: Mercator Institute for China Studies, eigene Recherche · Grafik: Matthias Michel

Foto: imago/Xinhua

kommen mit China. „Es ist unsere Hoffnung, dass die Seidenstraßenkooperation helfen wird, dem Wirtschaftswachstum in den Teilnehmerländern neuen Schub zu geben“, sagte Xi und stellte mehr als 100 Milliarden Euro für die Finanzierung des Ausbaus in Aussicht. Mit im Boot wird die Deutsche Bank sein, die in den kommenden fünf Jahren gemeinsam mit der China Development Bank drei Milliarden Euro unter anderem für Projekte deutscher Unternehmen vorschießen wird. Im Hellmann-Hauptquartier „Speicher III“ im Osnabrücker Hafen herrscht Optimismus: „Wir glauben, dass One Belt One Road erfolgreich sein wird“, sagt Chen Si Hellmann. Deutschlands elftgrößtes Logistikunternehmen plant, entlang der Strecke weitere Büros in Alashankou und Horgos an der chinesisch-kasachischen Grenze sowie am Kaspischen Meer. Das bestehende Büro im weißrussischen Brest soll erweitert werden. Doch nicht alle teilen die Freude über Chinas strategische Initiative. Im Land selbst befürchten Skeptiker, dass sich die immensen Investitionen in den zentralund südasiatischen Ländern niemals rechnen werden. In Pakistan

sorgte ein öffentlich gewordenes Planungspapier Chinas für Unruhe, das einen weitreichenden Zugriff auf die pakistanische Landwirtschaft und Hightech-Überwachungssysteme für die Städte vorsehen soll. Die europäischen Regierungen halten sich bisher auffallend zurück. Auf dem Seidenstraßen-Gipfel waren sie im Gegensatz zu Russland und der Türkei nicht mit Staats- oder Regierungschefs vertreten. China ging nicht auf das Drängen der EU-Staaten ein, europäische Anliegen wie mehr Marktzugang, Kritik an Verzerrungen durch staatliche Hilfen oder an Überkapazitäten in der Stahlindustrie in eine Abschlusserklärung aufzunehmen. Für Chen Si Hellmann dagegen sind Sorgen über ein mögliches chinesisches Vormachtstreben unbegründet: „Die Chinesen wollen keine anderen Länder erobern, sondern den Austausch und das Geschäft mit ihnen fördern. Es geht um Chancen für alle. Der Westen sollte offen dafür sein.“ Hellmann Worldwide Logistics und Wettbewerber wie DB Cargo, DHL und Dachser sind mehr als das: Sie preschen vor. In der Binnenhafenstadt Duisburg starten wöchentlich bereits 25 Züge der verschiedenen Logistiker ins Reich der Mitte. Hellmann hat noch viel vor: „Wir wollen in diesem Jahr verstärkt globale Kunden ansprechen“, sagt die Rail-Solutions-Chefin. Denn die mögliche Klientel erstreckt sich von Europa entlang des wachsenden Streckennetzes bis nach Südostasien. Damit könnte sich der Kreis zum historischen Vorbild schließen: Der Handel auf der alten Seidenstraße fand nicht nur am östlichen und am westlichen Ende statt, sondern vor allem in dem riesigen Gebiet dazwischen. (Mit dpa)

Chen Si Hellmann leitet die Sparte Rail Solutions International. Foto: Hellmann

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SPEZIAL

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TEXTIL & MODE

Wie Phönix aus der Asche Nach dem Verlust der Textilindustrie haben die Nordhorner die Chance genutzt und ihre Wirtschaft erfolgreich umstrukturiert

Die Stoff-Fabriken spielten einst in den Top Ten mit. Auch Karl Lagerfeld entwarf Produkte aus Nordhorn. In der „Alten Weberei“ wird heute Kultur geboten. VON WERNER STRAUKAMP NORDHORN. Die Stadt Nordhorn

hat in den letzten Jahrzehnten einen erstaunlichen Strukturwandel erlebt: Wo früher Webstühle ratterten, wird heute in anderen Branchen gearbeitet – oder gewohnt, diskutiert, gefeiert oder Stadtgeschichte studiert. Der vermeintliche Niedergang der Stadt wurde durch größtenteils kluge Entscheidungen gestoppt und ins Gegenteil verkehrt. Allen Unkenrufen zum Trotz präsentiert sich Nordhorn heute als lebendige Kleinstadt mit Lebensqualität.

Nordhorn hat’ s geschafft: Nach dem Niedergang der Textilindustrie, in der auf dem Zenit in den 1960er-Jahren rund 12 000 Menschen beschäftigt waren, ist die Stadt an der Grenze zu den Niederlanden inzwischen raus aus dem Schlamassel. „Nordhorn hat hinter sich, was Rüsselsheim und Wolfsburg noch bevorstehen könnte: den Untergang einer Industrie.“ Unter diesem Titel fassten zwei große deutsche Tageszeitungen bereits im Dezember 2004 die Veränderungen zusammen, die Nordhorn nach dem Ende der Textilära vor ganz neue Herausforderungen stellte. Angesichts einer aktuellen Arbeitslosenquote von rund vier Prozent gilt die Krise mittlerweile als überwunden. Die Stadt hat sich in einer Art „Münchhausen-Effekt“ am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Mit bemerkenswerter Unterstützung durch Struktur- und Forschungsmittel von Bund und Land gelang ein kompletter Umbau der ökonomischen Basis. Bereits in den 1970er-Jahren wurde mit Erfolg ein Gewerbe- und Industriepark nach britischem Vorbild eingerichtet, in dem bis in die 80er-Jahre hinein weit über tausend neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Seit Mitte der 80er-Jahre entwickelte sich Nordhorn zu einem Spezialisten in Sachen „Sanierung einstiger Textilflächen“. So entstand auf dem ehemaligen Gelände der Textilfabrik Povel ein international beachtetes Wohnquartier unter dem Stichwort „Wohnen am Wasser“. Auf dem ebenfalls innenstadtnahen Gelände der Firma Rawe errichtete man ein weitflächiges Einkaufszentrum und ein weiteres Wohnquartier. Auf dem Gelände von NINO siedelte man Dienstleister, Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen an. Eine große Herausforderung stellte die sinnvolle Nach- und Umnutzung der denkmalgeschützten Textilgebäude dar. Während aus der einst „Neuen Weberei Povel“ in den 1990er-Jahren das heutige „Kulturzentrum Alte Weberei“ hervorging, konnte im einstigen Spinnereihoch-

NINO-Chic der 1960er-Jahre ,fotografiert von Helmut Newton.

Foto: NINO-Werbearchiv / Stadtmuseum Nordhorn

So sah es aus: das Werksgelände von NINO vor der Sanierung.

bau von NINO im Jahre 2010 ein „Kompetenzzentrum Wirtschaft“ eröffnet werden, in dem neben regionalen Wirtschafts-und Finanzdienstleistungen aller Art auch das Stadtmuseum Nordhorn auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern eine einzigartige Ausstellung zur Nordhorner Textilgeschichte präsentiert. Zudem waren es gerade ursprünglich als Zulieferer für die Textilindustrie gegründete Unternehmen wie die Rosink-Gruppe und die aus der Firma Rawe hervorgegangene „Werkstätten GmbH“, die zum Kern eines neuen wirtschaftlichen Aufschwungs wurden, in dessen Verlauf es gelang, die wirtschaftliche Basis der Stadt komplett von der Monostruktur dreier großer Textilbetriebe auf eine Vielzahl von weitgehend krisensicheren klein- und mittelständischen Unternehmen unterschiedlichster Industriezweige umzustellen. Die einst unabwendbare Strukturkrise hat Nordhorn wahrlich, aber auch notgedrungen als Chance verstanden und in den vergangenen 20 Jahren erfolgreich gemeistert. Eine beispielhafte Entwicklung, bei der es nur verwundert, dass sie bundes- und europaweit angesichts ähnlich gelagerter Folgeprobleme der Globalisierung nicht sehr viel mehr Anerkennung und Interesse

bei der damit befassten Wissenschaft und Forschung weckt. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hatte sich die Stadt Nordhorn zu einem der wichtigsten Textilzentren der Bundesrepublik Deutschland entwickelt. Noch zu Beginn der 1960er-Jahre produzierten allein die drei großen Textilbetriebe NINO, Povel und Rawe Jahr für Jahr Millionen Meter Stoff. Sie stellten mit ihren 12 000 Beschäftigten 80 Prozent aller Sozialversicherungs-

Geschafft, was anderen Städten noch bevorsteht.

Foto: Jürgen Lüken

Chic der 2010er-Jahre: der ehemalige NINO-Spinnereihochbau,zum Kompetenzzentrum umgebaut.

So sieht es aus: das Ringcenter auf dem ehemaligen Gelände der Rawe-Werke.

pflichtigen der Stadt. Die Arbeitslosenquote lag 1963 noch bei extrem niedrigen 0,9 Prozent. NINO wurde zum Flaggschiff der einstigen „Textilstadt im Grünen“. Im Zuge der Bekleidungswelle der sprichwörtlichen Wirtschaftswunderjahre gelang der Firma der Aufstieg in die Champions League der europäischen Textilindustrie. Seit 1950 verkaufte das Unternehmen seine Stoffe unter der Marke „NINO (NIehues NOrdhorn)“. Millionenschwere Werbekampagnen ließen insbesondere aus „NINO-FLEX“ hergestellte Mäntel, Anoraks und Windjacken zu einem Verkaufsschlager werden. Mit 6100 Mitarbeitern erreichte die Firma 1955 ihren höchsten Beschäftigungsstand. Auf einer Jubilarfeier im Jahr 1960 zog Unternehmenschef Bernhard Niehues jr. folgende Bilanz: „In den letzten zehn Jahren sind wir an die Leistungen der Amerikaner herangerückt. Bei NINO sind wir heute am Weltstandard angelangt. Und, Jungs, das ist ein wunderbares Gefühl.“ Die Exportquote der Nordhorner Stoffe stieg in den 60er-Jahren auf bis zu 45 Prozent. Man leistete sich die führenden Werbedesigner, die bekanntesten Modefotografen und teuersten Models der Zeit. Das Ergebnis: Noch in den 80er-Jahren war der Marken-

name NINO rund 80 Prozent aller bundesdeutschen Konsumenten bekannt. In Zusammenarbeit mit Modedesignern wie Karl Lagerfeld, Louis Feraud und Daniel Hechter prägte das Nordhorner Unternehmen die Modeszene der 60er- und 70er-Jahre. Die örtliche Konkurrenz konterte: Mit einer „Mrs. Emma Peel“-Kollektion ließ Povel eine frische Brise „Swinging London“ durch die bundesdeutsche Provinz wehen, während Rawe mit neu entwickelten, transparent erscheinenden „Precios-Stoffen“, einer „Mode mit dem Hauch der Zärtlichkeit“, zu einem der führenden Hersteller hochmodischer Druckstoffe im Genre der Damenoberbekleidung aufstieg. Wie fast alle großen Textilunternehmen in Westeuropa mussten aber auch NINO, Povel und Rawe den Verwerfungen der Globalisierung Tribut zollen. In den späten 70er-Jahren begann eine weltweite Verlagerung textiler Produktionsstätten in Billiglohnländer. In Südostasien entwickelte sich eine hochmoderne, nach westeuropäischen Standards produzierende Textilindustrie. Billigimporte von Stoffen und Kleidung überschwemmten die westeuropäischen Märkte. Für kapitalaufwendige Großunternehmen wurde es immer schwerer, gegen

Foto: J.Lüken

Foto: Iris Kersten

diese Konkurrenz zu bestehen. Noch 1974 quittierte NINO die Konkurrenz aus Fernost mit flotten Werbesprüchen. Aber das herablassende Schmunzeln sollte bald vergehen. Gegen Ende der 70er-Jahre nahm der Design- und Musterklau drastische Formen an. Unter dem Stichwort „Asiens Löhne – unser Unglück“ beklagten die Nordhorner Textiler die sehr niedrigen Löhne, die weit geringeren Sozialabgaben und die niedrigen Umweltstandards der asiatischen Konkurrenz. In der Folge ging 1978 zunächst die Textilfirma Povel in Konkurs. NINO hielt sich noch 18 Jahre länger am Markt, ab 1984 sogar börsennotiert. Mit der Gründung der Tochter „NINO-Engineering“, deren Textilingenieure weltweit beim Aufbau neuer Textilfabriken tätig waren, wurde die Firma selbst zum Akteur textiler Globalisierung – und grub der heimischen Produktion zugleich das Wasser ab. Im April 1996 war endgültig Schluss. Nur gut fünf Jahre später – im Sommer 2001 – stellte mit der Textilfirma Rawe die letzte der einst großen Textilfabriken in Nordhorn die Produktion ein. Der Baumwollfaden in Nordhorn war endgültig gerissen. Die Stadt erlebte einen dramatischen Strukturwandel.


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SPEZIAL TEXTIL & MODE

Die Chance zum Aufstieg genutzt Modedesign von Ohana und Baisakow

VON JULIA MAUSCH UND OLGA ZUDILIN LINGEN/OSNABRÜCK. Die Linge-

ner Designerin Natalie Baisakow und die Osnabrücker Martin Collmann und Tim Aufdemkamp haben sich der Mode verschrieben. Inzwischen feiern die Drei Erfolge mit ihren Kreationen aus der Region.

Die Modebranche ist ein Haifischbecken. Designer müssen Leistungs- und Zeitdruck standhalten, dann überleben sie. Können sie es nicht, verschwinden sie in der Versenkung. Auf welcher Seite Natalie Baisakow stand, das wusste die Designerin aus Lingen lange Zeit nicht. Baisakow ist ehrgeizig, motiviert und kreativ – und doch war sie in der Modelwelt trotz eines Fashion Design Awards ein kleines Licht, als sie Ende 2015/Anfang 2016 im Lingener Rathaus ihre erste Ausstellung hatte. Doch innerhalb kürzester Zeit wurde ihre Mode beim „Act Now Jugendaward“ präsentiert, 2016 dann bei der Berliner Fashionweek inmitten von Designer-Größen wie Lena Hoschek, Marina Hörmanseder oder La Hong.

Eine einmalige Chance, die die 31-Jährige nutzte. Sie sprach mit anderen Designern und mit Agenturen. Sie zog weitere Aufträge an Land. Schließlich wurde sie mit ihren Entwürfen zur Modenschau „Industrie meets Fashion“ vom Mercedes-Benz-Werk eingeladen – und prompt folgte der nächste Coup: Der Veranstalter der Modenschau, Showstars, sprach die Lingenerin an und fragte, ob sie ihre neue Kollektion in Madrid bei der spanischen Miss-Wahl 2017 zeigen will. „Meine Kollektion war noch gar nicht fertig, die Schneiderpuppen trugen Kleider, die aber nur von vorne gut aussahen, von hinten aber noch keinen Stoff hatten“, erinnert sich Natalie Baisakow. Schnell rückte sie die Puppen in die richtige Position. Machte Fotos von schwarz-weiß gehaltenen Kostümen, Kleidern aus Schurwollen und Kaschmir, von Perlenapplikationen. Die 31-Jährige pokerte, ihre Fotos erweckten den Eindruck, als wären die Outfits fertig. Natalie Baisakow hatte ein gutes Blatt, denn dem Veranstalter gefielen die Entwürfe. Sie bekam die Einladung nach Madrid und Marbella und sollte gleichzeitig in

Vom Parkour-Sport inspiriert: Die Osnabrücker Tim Aufdemkamp (l.) und Martin Collmann gründeten 2015 ihr Modelabel „Ohana Wear“.

der Jury der spanischen MissWahl sitzen. Direkt wurde der Flug gebucht, am 27. April ging es los. 17 Kandidatinen, angereist aus dem gesamten Land, musste die Lingenerin mit elf Juroren bewer-

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ten. Im Intercontinental Hotel Madrid zeigten zunächst acht Models Baisakows Mode, am Abend dann alle 17 Kandidatinnen. Darunter die Favoritin der Lingenerin: Elizabeth Victoria Ledesma Laker. Sie wurde am Ende des Abends zur Miss International Spain 2017 gewählt. Mittlerweile ist Natalie Baisakow wieder aus Spanien zurück. Eine Auswahl an Kreationen war im Lingener Rathaus zu sehen – im September dann in Düsseldorf, erneut bei einer Modenschau bei Mercedes-Benz. Es gibt Anfragen von Boutiquen aus Kanada und Russland – auch sie mögen Mode „made in Lingen“. Auch die Osnabrücker Martin Collmann und Tim Aufdemkamp sind recht neu in der Modebranche. Die Studenten haben im März 2015 das Modelabel „Ohana Wear“ gegründet. Inspiriert wurden sie dabei vom Parkour-Sport. Vor Kurzem haben sie ihre zweite Kollektion rausgebracht. „Ohana Wear“ hat sich praktisch als eine Spielwiese für die 25-Jährigen entpuppt. Collmann und Aufdemkamp fertigen alles selbst: Sie bedrucken die Textilien mit einer Siebdruckmaschine, nähen die Etiketten ein, vermarkten die Ware auf Messen und im Internet und bringen das Verkaufte anschließend zur Post. „Bei uns stehen die Individualität und Qualität im Vordergrund. All unsere Sachen sind fair und umweltfreundlich produziert, vegan und bestehen aus Biobaumwolle“, sagt Collmann. Leute, die „Ohana Wear“ tragen, sollen es mit Freude tun – so der Wunsch der Labelgründer. „Wir sehen ,Ohana Wear‘ als eine Lifestylemarke. Die Sachen kann man im Alltag, zum Feiern, zum Sport aber auch zu Hause tragen“, sagt Collmann. Die beiden Studenten verkaufen ihre Kleidung hauptsächlich online. Aber auch auf Messen oder auf Sport-Events wie der diesjährigen Ruhr-Jam in Mülheim an der Ruhr sind sie vertreten. Außerdem haben sie regelmäßig einen Stand auf dem Osnabrücker Weihnachtsmarkt und auf der Maiwoche. „Wir wollen keinen Trends hinterherlaufen, sondern Klamotten machen, die wir selbst tragen und die unserem eigenen Stil entsprechen“, sagt Collmann, der in Osnabrück Sport und Deutsch auf Lehramt studiert. In großen Buchstaben prangt das Wort „Ohana“ auf den Anziehsachen. „Ohana“ ist das hawaiianische Wort für Fami-

lie. Wenn die beiden über ihr Label erzählen, fällt das Wort sehr häufig. Doch angefangen hat alles mit dem Parkour-Sport, bei dem es darum geht, in der Stadt Hindernisse zu überwinden und sich seinen eigenen Weg zu suchen. Durch den Sport haben sich Collmann und Aufdemkamp vor rund sechs Jahren kennengelernt. Gemeinsam mit vier anderen Jungs betrieben sie Parkour, gingen zusammen feiern und verbrachten auch sonst viel Freizeit miteinander. „Unsere Parkour-Ohana“ nennen Collmann und Aufdemkamp die Gruppe. Die beiden designten Teamshirts und wurden auf die Sachen von Fremden auf der Straße und von Bekannten angesprochen. So entstand schließlich das Label. „Die Labelgründung war eigentlich nicht geplant, und wir hatten zunächst auch gar keine Ahnung von der Textilbranche“, erzählt Auf-

Modehändler in Kanada mögen „made in Lingen“.

Foto: Swaantje Hehmann

demkamp. Er studiert zurzeit Architektur in Münster. Nach der Labelgründung kamen viele neue Herausforderungen, aber auch viel Unterstützung: Das Siebdruckhandwerk haben sich Collmann und Aufdemkamp unter anderem mithilfe von Tutorials im Internet beigebracht. Beim Nähen und bei der Steuererklärung halfen Verwandte. Auch beim Marketing können sie sich auf Freunde verlassen. Alle Models auf den Fotos und Videos für die „Ohana“-Homepage sind Freunde der beiden. Viele davon kommen aus der Parkour-Szene. Inzwischen ist auch der Osnabrücker Fotograf Konrad Stöhr ins Label eingestiegen und kümmert sich ums Marketing. „Manchmal ist es schon schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Aber wir wechseln uns ab. Wenn einer von uns gerade viel mit der Uni beschäftigt ist, kümmert sich der andere mehr um das Label“, sagt Aufdemkamp. Beide arbeiten außerdem als Parkourtrainer. Collmann hat zusätzlich einen Modeljob. Trotz der Belastung haben die beiden mächtig Spaß am Label. Auch deswegen können sie die Freiheit und das Abenteuer, welche für die beiden im Parkour stecken, in ihr Label einbringen. Leben können die beiden davon noch nicht. Denn das Geld, das sie damit verdienen, investieren sie wieder in „Ohana Wear“. „Wir lassen alles einfach auf uns zukommen. Unser Traum wäre es aber, wenn wir die Marke in der Parkour-Szene werden“, sagt Aufdemkamp. Ihrem Traum kommen die beiden schon jetzt näher. „Wir haben inzwischen einige ParkourSportler mit unserer Mode ausgerüstet“, sagt Aufdemkamp.

Miss International Spain 2017: Elizabeth Victoria Ledesma Laker wurde von der Lingener Designerin Natalie Baisakow eingekleidet. Foto: Stephan Bär/ Showstars


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SPEZIAL TEXTIL & MODE

Der Textilkrise durch Spezialisierung entkommen Schutzkleidung von Rofa schützt vor Feuer, Eis und Säure

VON ANDREAS KRZOK SCHÜTTORF. Spaziergänger am

Vechte-Ufer in Schüttorf rätseln schon mal, welches Fabrikungetüm sich hier laut fauchend die Luft für seine Belüftungsanlage holt. Davon abgesehen aber führt die „rofa Bekleidungswerk GmbH & Co. KG“ an der Fabrikstraße ein weitgehend unbeachtetes Dasein. Dass es sich aber durchaus lohnt, den Hersteller von Schutz- und Berufskleidung näher kennenzulernen, erkennt der Besucher, der hinter die Klinkerfassade blickt.

bergeführte Unternehmen in der ehemaligen Textilstadt Schüttorf hat die Erfordernisse der Zeit rechtzeitig erkannt und berücksichtigt. Vor genau 120 Jahren wurde es gegründet, kriegte die Kurve und vollzog rechtzeitig den Wechsel von der Baumwollweberei zum Spezialunternehmen für Schutzbekleidung.

Das Unternehmen hat in der Vechtestadt eine lange Familientradition und durchaus auch eine vielversprechende Zukunft. Die studierte Betriebswirtschafterin Silke Kamps entstammt der Unternehmerfamilie Rost (Rofa = Rost und Falley) und ist die Urenkelin des Firmengründers. Mit Jens Falley teilt sie sich die Geschäftsführung. Betriebsleiter ist Manfred Herbers. Das nach wie vor inha-

Von den meisten anderen, einst dominierenden Textilfirmen ist in Schüttorf nur wenig übrig geblieben. „Rofa“ betreibt heute 30 moderne Luftdüsenwebmaschinen und hält auch alle weiteren Verarbeitungsschritte bis zum fertigen Kleidungsstück selbst in der Hand. Dazu weiß Silke Kamps zu berichten: „Weil es um die Sicherheit von Menschen geht, muss Schutzkleidung gegen Feuer, Eis und Säure vielen Normen entsprechen, zertifiziert sein und in einem möglichen Haftungsfall bis zum Garn zurückverfolgt werden können. Um eine entsprechend hohe Qualität jederzeit gewährleisten zu können, ist es sinnvoll, die Textilien selbst herzustellen und nicht zuzukaufen.“ Vier Fünftel des Umsatzes von jährlich rund 30 Millionen Euro entfallen auf die Produkte der „persönlichen Schutzausrüstung“. Jacken und Hosen müssen je nach Einsatzzweck reißfest, schwer entflammbar, antistatisch und reflektierend sein. Sie müssen vor chemischen EinflüsFoto: Rofa

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Konzentriert bei der Arbeit: In der Rofa-Näherei entstehen jedes Jahr Zehntausende Stücke Schutzkleidung.

sen, elektrischen Lichtbögen, Kälte, Hitze, Regen schützen und dürfen weder einlaufen noch farblich ausbluten. Diese Kriterien gelten übrigens auch für alle Knöpfe, Reißverschlüsse und Patten. Ein „Rofa“-Kleidungsstück durchläuft bis zu hundert Verarbeitungsschritte, beginnend mit dem Entwurf in der eigenen Entwicklungsabteilung. Der Maschinenpark in den weitläufigen Hallen ist erst kürzlich fast komplett erneuert worden. Im Lager werden rund eine Million fertige Kleidungsteile in rund 3000 Modellva-

rianten in den Größen 38 bis 74 bereitgehalten. Käufer der Schutzkleidung sind überwiegend kleine und mittelständische Betriebe, aber auch Großunternehmen wie BASF, RWE oder die Meyer Werft. Bis die Textilien ausgeliefert werden können, müssen sie allerdings noch die Reise zur Tochterfirma im rumänischen Arad (und zurück) hinter sich bringen. Nach den Vorgaben aus Schüttorf und aus den von hier gelieferten Stoffen fertigt dort die 140-köpfige Belegschaft die Konfektion.

Foto: Rofa

Nach Silke Kamps Worten können die 160 Mitarbeitenden in Schüttorf auf einen sicheren Arbeitsplatz vertrauen. „Gern würden wir unserem Investitionsplan gemäß weitere Mitarbeiter einstellen. Auch jungen Menschen können wir eine erfolgversprechende Ausbildung anbieten“, sagt sie. Zu den Zukunftsprojekten des Unternehmens gehört der Bau eines automatisierten Hochregallagers ebenso wie der Ausbau des Online-Handels für die komplette Produktpalette und eine Erschließung ausländischer Märkte.


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SPEZIAL TEXTIL & MODE

SPEZIAL TEXTIL & MODE

Modemacher auf schwierigem Terrain

„Wer billig kauft, kauft zweimal“ Der Modeexperte Thomas Rasch über Chancen und Probleme der Branche VON CLAUDIA SCHOLZ KÖLN. Selbst ihm als Profi fällt es

Die Modehersteller in Niedersachsen und Ostwestfalen bewältigen den Wandel ihrer Branche unterschiedlich gut

In Vietnam produziert der emsländische Modehersteller Bültel unter anderem für die Marke Camel Active.

Gerry Webers Sparprogramm beginnt zu wirken. Bugatti will seinen Umsatz bis 2025 verdoppeln. Rieste wird zum Schlüsselstandort für Adidas. VON CHRISTIAN SCHAUDWET UND HEINZ KRÜSSEL OSNABRÜCK/SALZBERGEN. Das in

den vergangenen Jahren kläglich geschrumpfte Russlandgeschäft erholt sich allmählich wieder. Aber das bedeutet für die Modehersteller im westlichen Niedersachsen und in Ostwestfalen noch keine Entwarnung. 2016 war der Umsatz der deutschen Modeindustrie um fast vier Prozent auf 6,7 Milliarden gesunken. So ist die Lage bei den wichtigsten Modeherstellern in der Region:

Adidas, Rieste. Nicht mit Produktentwicklung oder Produktion, sondern mit seinem weltweit größten Logistikzentrum ist der Sportmodekonzern Adidas aus Herzogenaurach im Osnabrücker Land verankert. Kürzlich nahm er dort eine weitere Halle mit 40 000 Quadrameter Fläche in Betrieb. Bis Anfang 2018 soll die Zahl der Adidas-Beschäftigten im Niedersachsen Park bei Rieste auf 1000 steigen. Wachstumstreiber für den Standort ist vor allem der Online-Handel. Der Gesamtumsatz des Sportartikelherstellers ist 2016 um 18 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro gewachsen, der Gewinn stieg erstmals auf mehr als eine Milliarde Euro. Die Strategie für die Zukunft: Adidas will den Einzelhandel präziser und schneller beliefern, wobei dem Distributionszentrum in Rieste eine Schlüsselrolle zukommen dürfte. Sein Design will der Konzern künftig auf die Bedürfnisse in sechs Megastädten auf der Welt zuschneiden: London, Paris, Schanghai und Tokio, Los Angeles und New York. Ahlers, Herford. Der Herforder Männermodeproduzent Ahlers musste im ersten Quartal 2017 einen Umsatzrückgang um 4,7 Prozent verkraften. Das börsennotierte Unternehmen, bekannt für die Marken Otto Kern, Pierre Cardin und Baldessarini, hatte im vergangenen Jahr seine Marke Gin Tonic eingestellt – unter anderem wegen schwacher Geschäftsentwicklung in Russland. Im Geschäftsjahr 2015/ 2016 war Ahlers’ Umsatz von rund 242 Millionen auf 238 Millionen Euro gesunken. Die Marken Baldessarini, Pierre Cardin und Pioneer hatten allerdings gegen den Trend zugelegt. In diesem Jahr soll das Unternehmen unter der Führung von Vorstandschefin Stella Ahlers wieder wachsen, vor allem über eigene Läden und Franchise-Filialen.

Brax Leineweber, Herford.Das 1888 in Berlin von Bernward Leineweber gegründete Unternehmen hat sich auf leger-reife Mode für Damen und Herren spezialisiert. Sein Umsatz stagnierte 2016, nachdem er im Vorjahr um drei Prozent geschrumpft war. Aber der Anteil des Online-Vertriebs nahm wie bereits 2015 stark zu. Brax Leineweber steigerte seine E-Commerce-Erlöse um 15 Prozent auf 12,6 Millionen Euro. Ein großer Teil des Internet-Vertriebs läuft über die digitalen Modekaufhäuser Zalando und Otto. Auf der Plattform Zalando unterhält Brax Leineweber einen eigenen Marken-Shop. Bis 2021 wollen die Ostwestfalen, die unter den Marken Brax Feelgood, Brax Active, Raphaela, Eurex, Brax Golf sowie für ein jüngeres Publikum unter der Marke Deyk produzieren, ihren Gesamtumsatz auf 400 Millionen Euro hochtreiben. Bültel International Fashion Group, Salzbergen. Die Bültel International Fashion Group mit Stammsitz im emsländischen Salzbergen produziert die Marken Calamar, Hattric und in Lizenz die Kollektion Camel Active. Gegründet wurde das Unternehmen vor mehr als 50 Jahren von den Brüdern Hermann und Bernhard Bültel. Firmensprecher Thorsten Suska beziffert den Jahresumsatz des über 2000 Mitarbeiter zählenden Unternehmens auf rund 130 Millionen Euro. Dem aktuellsten öffentlich einsehbaren Konzernabschluss nach stieg der Umsatz im Jahr 2015 leicht auf 129,9 Millionen Euro. Laut Suska steht das Unternehmen wirtschaftlich gut da. Bültel lässt in eigenen Fabriken in Asien produzieren, die Betriebe sind nach den Anforderungen der Business Social Compliance Initiative (BSCI) auditiert. Die von einem Außenhandelsverband gegründete Organisation arbeitet darauf hin, dass Modehersteller in den Produktionsländern Sozialstandards einhalten. Das werde bei Bültel regelmäßig überprüft, sagt Suska.

Hoffnung auf ein Ende der Flaute im Export nach Russland.

Foto: Bültel

etwas schwer, shoppen zu gehen. Aber mithilfe seiner Frau hat er immer noch passende Kleidung gefunden. Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer des Modeverbandes German Fashion in Köln, spricht im Interview über aktuelle Probleme seiner Branche und nennt positive Beispiele einer cleveren Vermarktung – auch in unserer Region.

Herr Rasch, der Umsatz der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie sank 2016 laut Statistischem Bundesamt um 3,3 Prozent. Wo sehen Sie die Gründe? Die Branche steht vor vielen Herausforderungen. Onlinehandel, Schwäche von wichtigen Exportmärkten und auch das Thema Nachhaltigkeit führen dazu, dass die Industrie sich neu aufstellen bzw. ausrichten muss. Das hat nicht jeder geschafft. Insbesondere das Einbrechen des russischen Marktes hat für große Umsatzeinbußen vieler Mitglieder gesorgt. Ralf Weber muss auf seinen Retail-Vorstand Norbert Steinke verzichten, der seinen Posten bei Gerry Weber aufgegeben hat. Foto: dpa

Wachstumstreiber E-Commerce: Die Beschäftigten im Adidas-Vertriebszentrum in Rieste haben immer mehr zu tun. Foto: Jörn Martens

Brax aus Herford setzt beim Vertrieb auch auf Zalando und Otto. Das

Gerd Oliver Seidensticker hat den Marken des Bielefelder Familienun-

Model trägt Kleidung aus der Sommerkollektion.

ternehmens eine Neuausrichtung verordnet.

Bugatti Holding Brinkmann, Herford. Bugatti, der neben Ahlers und Brax dritte große Bekleidungshersteller in Herford, ist 2016 zum dritten Mal in Folge gewachsen. Sein Umsatz stieg um 1,4 Prozent auf 225 Millionen Euro. Im Januar kündigte Bugatti-Geschäftsführer Julius Brinkmann vollmundig die höchsten Investitionen in der Unternehmensgeschichte an. Mit einer neuen Strategie unter dem Motto „The time is now“ will das Unternehmen seinen Umsatz bis 2025 verdoppeln. Dazu beitragen soll eine Veredlung der Marke: von der soliden Mittelklasse zum LifestyleImage. Dazu will das Management stark über Social-Media-Kanäle mit seinen Zielgruppen kommunizieren. Bugatti vertreibt auch die Marken Eduard Dressler, Wilvorst, Daks, und die Reitmodemarke Pikeur. Julius Brinkmann und sein Bruder Markus waren 2015 zu Wolfgang und Klaus Brinkmann in die Geschäftsführung aufgerückt. Casamoda Heinrich Katt, Oldenburg. Aufgerückt ist auch Jan Hammer, und zwar in die Geschäftsführung des Hemdenproduzenten Casamoda, zu dem er von Bültel in Salzbergen gewechselt ist. In Oldenburg arbeitet er seit Mai vergangenen Jahres neben Geschäftsführer Klaus Katt. Dessen Vorfahre Heinrich Katt war 1939 in das 1924 gegründete Textilunternehmen Ernst Winter in Oldenburg eingestiegen. Heute produziert Casamoda neben Hemden auch Polo-

Foto: Brax

ner der Haupt-Wettbewerbsvorteile des Unternehmens. Es verkauft seine Ware unter anderem unter den den Marken Rabe, LeComte. Schwächen zeigte im Geschäftsjahr 2015/2016 die Tochter L by Rabe mit ihrer Marke Lucia. Sie litt unter sinkenden Exporten.

Rabe Moden, hier präsentiert von einem Model,setzen auf Treue zu ihren Händlern. Foto: Rabe Moden

shirts, Pullover, Sakkos und Hosen für Männer – für eine jüngere Zielgruppe auch unter der Marke Venti. Das Unternehmen hat 1220 Mitarbeiter. 890 von ihnen arbeiten in einem Casamoda-Werk in Mazedonien, 150 in einem rumänischen Werk. Casamoda Heinrich Katt beziffert seinen Umsatz auf 82 Millionen Euro. Mit dem Geschäftsverlauf im Jahr 2015 zumindest war das Management laut Jahresabschlussbericht nicht zufrieden. Demnach wurde das Jahr 2015 – für 2016 sind noch keine Zahlen öffentlich einsehbar – trotz gestiegenen Umsatzes mit einem Fehlbetrag von knapp 2,3 Millionen Euro abgeschlossen. Engbers, Gronau. Der Männermodehersteller Engbers hat für 2017 erneut den Schauspieler Wotan Wilke Möhring (Tatort, Lommbock, Operation Walküre) als „Markenbotschafter“ und Model verpflichtet. Auch anderweitig setzt Engbers auf

Foto: dpa

Markenbildung via Film und TV. Das Familienunternehmen stattet beispielsweise den Coach Ramin Abtin aus, der in der Sat-1-Show „The Biggest Loser“ übergewichtige Kandidaten beim Abnehmen unterstützt. Auf Monitoren in den Fitness-Studios der Kette McFit laufen Werbeclips der Engbers-Marke Emilio Adani. Die Gronauer vertreiben ihre Mode online und in mehr als 300 stationären Geschäften in Deutschland und Österreich. Das funktionierte offenbar zuletzt nicht optimal. Im Geschäftsjahr 2015/2016 steigerte Engbers seinen Umsatz zwar leicht auf 115,7 Millionen Euro, der Jahresüberschuss sank aber von 4,1 Millionen Euro auf 3,9 Millionen Euro. Gerry Weber International, Halle. Am 21. Juni hat der Damenmodespezialist Gerry Weber seinen Retail-Vorstand Norbert Steinke verloren. Laut Unternehmensleitung schied er auf eigenen Wunsch

aus persönlichen Gründen aus. Steinke, der vom übernommenen Modehändler Hallhuber in die Chefetage des westfälischen Unternehmens aufgerückt war, hinterlässt eine Lücke, die vorläufig Chef Ralf Weber und Finanzvorstand David Frink füllen müssen. Die Gerry-Weber-Aktie sackte auf 10,40 Euro ab, den tiefsten Wert seit rund einem Jahr. 2016 war das operative Ergebnis um rund 80 Prozent auf 13,8 Millionen Euro gesunken. Seit dem ersten Quartal aber scheint das Umbau- und Sparprogramm, das die Westfalen sich im vergangenen Jahr auferlegt haben, allmählich zu wirken. Sie steigerten ihr Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 7,7 Prozent – allerdings bei leicht gesunkenem Umsatz. Gerry Weber baut derzeit unter anderem seinen Online-Handel um. Das Unternehmen vertreibt die Marken Gerry Weber, Taifun und Samoon jetzt in getrennten OnlineShops. Zum Restrukturierungspro-

gramm gehört auch die Schließung von 103 eigenen Läden. Rabe Moden, Hilter. Damenoberbekleidung, vor allem Strickmode, ist das Marktsegment, in dem das Familienunternehmen Rabe Moden in Hilter am Teutoburger Wald sich bewegt. Im Geschäftsjahr 2015/2016 steigerte es seinen Umsatz um fünf Prozent auf knapp 110 Millionen Euro. Während viele Wettbewerber im Geschäft mit Damenoberbekleidung reihenweise eigene Filialen eröffnet haben, setzt Geschäftsführer Jörg Weber auf eiserne Treue zu seinen Händlern. Eigene Boutiquen hat Rabe nur zwei eröffnet, in München und Regensburg. Statt selbst eine Ladenkette auszurollen, beliefern die Hilteraner im In- und Ausland Modehäuser, bei denen sie teils als „Shop in Shop“ unter eigener Marke auftreten. Die Händler könnten mit Rabe-Produkten gut verdienen, sagt Weber. Das ist in seinen Augen ei-

Seidensticker Group, Bielefeld. Die Neuausrichtung der Hemdenmarke Seidensticker, zu der die Einführung neuer Schnittformen gehörte, hat offenbar gefruchtet. In den ersten neuen Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2016/2017 wuchs sie beim Umsatz um mehr als sechs Prozent. Verhaltener stieg der Gesamtumsatz: um 1,2 Prozent auf knapp 152 Millionen Euro. Auch seiner zweiten Hauptmarke, Jacques Britt, hat das Bielefelder Unternehmen eine Verjüngungskur verpasst. Zum Markenportfolio zählen außerdem – per Lizenz – Camel Active und Bogner. Seidensticker fertigt zum großen Teil in Asien mit rund 2600 Mitarbeitern an mehr als zehn Standorten. Auch das 1919 gegründete Unternehmen befindet sich in Familienbesitz. Geführt wird es von den Cousins Gerd Oliver und Frank Seidensticker. Gerd Oliver Seidensticker ist zugleich Präsident des Modeverbands Deutschland German Fashion. Als Neuzugang im Management verpflichtete die Gruppe zuletzt den E-CommerceSpezialisten Tobias Stork. Er soll das Online-Geschäft der Gruppe vorantreiben.

Gehen Sie gerne einkaufen? Als Mann tue ich mich immer etwas schwer, shoppen zu gehen. Aber ein gut geführtes Geschäft, wo ich umfassende Beratung erfahre, suche ich gern auf, genieße und brauche eine gewisse Wohlfühlatmosphäre. Meist verlasse ich mich aber darauf, was meine Frau einkauft. Sie hat ein gutes Gespür dafür, was mir passt. Man sagt den Deutschen nach, dass sie für Lebensmittel keine hohen, angemessenen Preise zahlen wollen. Ist das bei der Mode auch so? Wir sind im Großen und Ganzen ein Volk von Schnäppchenjägern, und die Wertschätzung und das Wissen über die Wertigkeit von Waren schwindet. Fragen Sie mal einen, was der Unterschied ist zwischen einem Wiener Schnitzel und einem Schnitzel Wiener Art. Das kann Ihnen der Großteil nicht beantworten. Wenn man eine Jeans für 9,99 Euro und ein T-Shirt für 5 Euro bekommen kann, wird nicht mehr groß nach Produktdetails gefragt. Der Wert der Ware und der Respekt vor der Arbeit vom Näher bis zum Verkäufer werden oftmals nicht geschätzt. Auf der anderen Seite haben wir jedoch auch eine Gruppe von sehr anspruchsvollen, reflektierten und nachhaltigen Verbrauchern, die hohe Ansprüche stellen. Geht man durch die Einkaufsmeilen deutscher Innenstädte, fällt das schiere Überangebot an Mode auf. Wo man hinblickt, Rabattaktionen. Können sich Modeläden dem Verramschen überhaupt entziehen? Wir können als Industrie natürlich nicht für unsere Kunden, den Einzelhandel, sprechen. Aber eins scheint klar zu sein: Der Preisdruck ist mörderisch, weil wir im deutschen Markt einfach zu viel Ware und zu viel Verkaufsfläche anbieten, Experten sprechen hier von einem Verhältnis von 140 (Angebot) zu 100 (Nachfrage). Viele erliegen der Versuchung, durch Reduzierungen schnell die Ware aus dem Regal zu bekommen. Man muss jedoch viel mehr Teile verkaufen, um die Deckungsbeiträge zu erwirtschaften. Werden Modeläden in Zukunft zu Erlebnishybriden, die nicht mehr nur Mode anbieten? Haben sie damit auf lange Sicht eine größere Chance zu überleben?

Fordert Respekt für Mode-Produzenten und Verkäufer: Thomas Rasch vom Branchenverband German Fashion.

Ja, ich denke schon, wenn sie Erfolg haben wollen, müssen sie in diese Richtung etwas tun. Ich glaube an die Zukunft des stationären Einzelhandels, solange er sein Geschäft versteht, in einer guten Lage ist und seinen Kunden ein Einkaufserlebnis bietet, eine gute Beratung, ein gutes Feeling. Persönlich schätze ich eine Mischung aus Mode, Accessoires, Kunstbüchern und Einrichtungsgegenständen. Wo ich nette Leute treffe, was mir der PCBildschirm nicht bieten kann. Probleme bekommen Läden in 1-b-Lage, mittelpreisig und mit mittelspannendem Konzept. L&T in Osnabrück, das größte inhabergeführte Modehaus Norddeutschlands, baut zurzeit ein riesiges Sportbekleidungshaus mit Fitnessstudio und künstlicher Welle zum IndoorSurfen. Sieht so die zukünftige Erlebniswelt von Modehäusern aus? Ein sehr positives Beispiel dafür, wie die Zukunft des Einzelhandels aussehen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Konzept Erfolg haben wird. Aber so etwas ist

„Online sollte nicht als Feind gesehen werden.“ Thomas Rasch, German Fashion

Foto: German Faschion

THOMAS RASCH

Jurist im Dienst der Modebranche Der Modeverband German Fashion vertritt rund 350 deutsche Produzenten, darunter mittelständische Fachhändler und gehobene Boutiquen. Seit 2004 ist der gebürtige Bayer

Thomas Rasch Hauptgeschäftsführer des Verbands mit Sitz in Köln. Er wurde 1952 in Ingolstadt geboren und studierte Rechtswissenschaften in Saarbrücken und Köln. Er

auch immer standort- und personenabhängig. Modebranche kann man nicht vereinheitlichen und sagen: So wie Herr Rauschen machen es jetzt alle. Die Idee dahinter ist allerdings zukunftsträchtig. Welche Kleidungssparten haben die stärksten Wachstumsraten, welche stagnieren? Berufsbekleidung läuft weiterhin überproportional gut. Die Unternehmen der Arbeits- und Berufskleidung kamen 2016 auf ein Umsatzplus von 3,6 Prozent. Das liegt an der weiterhin guten Konjunktur in Deutschland. Denn geht es der Industrie gut, floriert auch die Berufskleidung. Der kanadische Kaufhof-Mutterkonzern HBC eröffnete vor Kurzem in Düsseldorfs Fußgängerzone die erste Filiale seiner Edel-Outlet-Kette Saks Off 5th. Sind solche neue Outletformen eine ernst zu nehmende Gefahr für die deutsche Modeindustrie? Outlets gibt es schon seit vielen Jahren. Saks Off 5th sind fokussiert auf sehr hochpreisige und internationale Marken. Die spielen für unser Geschäft keine große Rolle. Eine Marke, die zu den Kunden unseres Verbands gehört, beliefert die zum Beispiel meines Wissens nicht. Ikea will seine Möbel künftig auch über große Internethändler verkaufen. Werden solche Kooperationen auch für die Modebranche in Zukunft immer wichtiger? Es ist seit Jahren üblich, dass Modeanbieter über Onlineportale verkaufen. Viele Marken haben eigene Shops – ein zusätzlicher Vertriebskanal, der immer wichtiger geworden ist. Es ist von Vorteil, wenn ich darüber neue Kunden erreiche. Online sollte nicht als Feind gesehen werden, die Entwicklung ist ja nicht mehr rückgängig zu machen! Ich möchte hier eines unserer Mitglie-

sitzt im Ausschuss „Textilien und Leder“ im Bundesinstitut für Risikobewertung. Rasch isst gerne original Wiener Schnitzel und besitzt manche Schuhe 20 Jahre lang.

der zitieren, das sagte: „Unsere Aufgabe ist es, den Kunden zu lesen, nicht ihn zu bevormunden.“ Das permanente Überangebot an Mode ist auch ökologisch ein Problem. Mode wird zum Wegwerfartikel. Was tut die Branche für mehr Nachhaltigkeit? Der Wegwerfkonsum ist ein Verbraucherverhalten, das schwer zu beeinflussen ist. Sagen Sie mal jemanden, dass er das Auto stehen lassen und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren soll. Was wir als Branche verbessern können, sind die Bedingungen in der Lieferkette, den Einsatz von weniger Chemie oder die Schonung der Umwelt vor Ort. Da tut die Branche, Industrie und Handel, unglaublich viel. Sowohl die einzelnen Unternehmen als auch im Bündnis für nachhaltige Textilien von Minister Müller. Jedoch verzeichnet die Initiative von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller einen Mitgliederschwund – von 188 im November 2016 auf 147 im Mai 2017. Es hat manche überfordert. Gerade kleine mittelständische Firmen können diesen großen Aufwand nicht immer leisten. Viele sagen aber auch, dass sie das, was sie leisten können, besser bei sich vor Ort tun können und nicht in einer Organisation. Und es gibt auch Unternehmen, die bereits so viel selbst tun und dies perfekt, dass sie die Mitgliedschaft in dem Bündnis nicht brauchen. Gehen Ihre Kinder auch gerne bei den billigen Modeketten einkaufen? Ich habe meinen Kindern vermittelt, dass der Wert einer Sache geschätzt werden müsse. Den Rest müssen sie selbst entscheiden. Ich habe immer gesagt: „Ich bin zu arm, um billig zu kaufen.“ Wer billig kauft, kauft zweimal.


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

SPEZIAL TEXTIL & MODE

Aus der Zeit gefallen: Kostümverleih Wolf macht dicht Nach 27 Jahren verlässt das emsländische Traditionsunternehmen die Bühne – Ein Blick zurück mit Wehmut VON MATTHIAS LIEDTKE EMSBÜREN. Auf eine einzigartige

Erfolgsgeschichte blickt der dem Markisenhandel Wolf in Emsbüren angegliederte Kostümverleih zurück. Am Ende waren es rund 20 000 aus hochwertigen Stoffen selbst geschneiderte Textilien, die weit über die Region hinaus für jeden nur erdenklichen Zweck ausgeliehen wurden. Ein Geschäft, das als Hobby klein angefangen hat und nun, nach 27 Jahren, groß gewachsen aus der Zeit fällt.

Die Wertigkeit von Textilien wird längst nicht mehr so geschätzt wie damals, als das Ehepaar Sylvia und Dieter Wolf aufgrund der hohen Nachfrage im Jahr 1990 damit begann, nicht nur für das eigene „Wolfsrudel“, sondern auch für Bekannte, Gruppen und Vereine Karnevalskostüme zu schneidern. Aus dem Hobby wurde schnell ein Geschäft. Dabei war es naheliegend, neben dem saisonalen Hauptgeschäft in Form von handgenähten, maßgeschneiderten Markisen das entsprechend vorhandene Personal und Know-how dafür zu nutzen, um nicht nur für das Privatvergnügen, sondern auch für eine breite Öffentlichkeit Kostüme herzustellen. Drei Näherinnen machten sich so an die Arbeit, den Fundus sukzessive wachsen zu lassen. Vom Mittelalter über Renaissance, Barock und Rokoko bis hin zu den verschiedenen Dekaden des 20. Jahrhunderts: Auch für alle Epochen der Bekleidungsgeschichte hielt der zunächst kleinste und später wohl größte Kostümverleih Deutschlands auf zuletzt einer Fläche von mehr als 1500 Quadratmetern das jeweils passende Outfit bereit. Theater-, Film- und Fernsehproduktionen haben die einzigartige Auswahl gern genutzt, um Schauspieler stilecht, authentisch und detailgetreu auszustatten. Die Halle mit angegliedertem Café lud alle, die auf der Suche nach einem Kostüm für sich, ihren Verein oder ein bestimmtes Event waren, zum ausgiebigen Stöbern und Anprobieren ein. Die in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten haben sich aber zuletzt als für den Kundenverkehr nicht geeignet und nicht reparatur- und sanierungsfähig erwiesen. Geeignete neue ließen sich trotz intensiver einjähriger Bemühungen nicht finden – so beschloss man schweren Herzens, das Geschäft aufzugeben. Dazu kommt, dass das Ausleihen von hochwertigen Kostümen aus der Mode gekommen ist. Ob Osterhasen, Weihnachtsmänner,

Rund ein Viertel der Kostümsammlung der Familie Wolf geht an die Tanzgalerie Lorenz in Lingen,der Rest steht für den freien Abverkauf Ende August bereit. Fotos: David Ebener Lassen die Masken fallen: Cornelia und Ulrich Brückner schließen das Geschäft.

Keine Stangenware,sondern hochwertige Textilien bot der Kostümverleih Wolf.

Dauerbrenner wie Mittelalterkostüme oder Figuren aus Fernsehserien oder Kinofilmen wie Star Wars: Ausreichend Anlässe, Themen und Stoffe für Verkleidungen gibt es zwar ganzjährig. Allein das dafür liebevoll handgenähte Stück aus gutem und waschbarem Stoff ist bei vielen Verbrauchern kein

Thema mehr. Im Zeitalter der industriellen Massenproduktion von Billigware für den Onlinehandel sei die Wertschätzung für handgefertigte Qualitätsware kontinuierlich gesunken, bedauert Cornelia Brückner, die gemeinsam mit ihrem Mann Ulrich den Kostümverleih ihrer Eltern Anfang letzten

Jahres übernommen hatte und sich nun ausschließlich auf das Kerngeschäft von Produktion und Verkauf von handwerklich hergestellten Sonnen- und Schallschutzanlagen konzentrieren wird. Diese Sparte feiert im nächsten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Das Ende des Kostümverleihs komme „zur richtigen Zeit“, sagt sie nicht ohne Wehmut. Kostümbegeisterte, die stundenlang in verschiedenen Lieblingsoutfits probierfreudig und ungehemmt durch das Geschäft laufen, sind Geschichte. Die gelernte Betriebswirtin hatte damals die Produktion um historische Kostüme erweitert und machte damit aus dem Verleih auch eine Art Museum für Bekleidungsgeschichte. An einen Arzt, der sich seine Berufsuniform für sein Seefahrt-Engagement hat nähen lassen, ein zum Ballkleid umgeschneidertes Hochzeitskleid für eine schwangere Braut, ein SissiKostüm als Hochzeitsgeschenk oder eine besondere Lieferung nach Israel erinnert sich Cornelia Brückner – allesamt Fertigungsaufträge auf Wunsch. Sie fielen

ein guter und langjähriger Kunde gewesen ist. Dort werden die Stücke weiterhin zum Verleih zur Verfügung stehen. Zumindest ein Teil der wert- und prachtvollen Kostümsammlung bleibt der Region also erhalten. Ein nächster großer Abverkauf der zahlreichen noch in Emsbüren verbliebenen Kostüme findet dort am Freitag und Samstag (25./26. August) statt.

aus der Reihe des üblichen Verleihgeschäfts heraus, bei dem in der Regel für jeden Geschmack und Anlass etwas dabei war – von der mittelalterlichen Hochzeit über den Junggesellenabschied bis hin zur stilechten „Downtown Abbey“-Themenparty auf einem Schloss in England. „Mit einem Ohr am Markt“, aber auch durch „alles, was uns selbst begeistert hat“, sei der riesige Bestand gewachsen. Auch Kostümverleihe, die ihrerseits geschlossen hatten, oder Kleidersammlungen mit historischen Originalen wurden aufgekauft, um den am Ende nahezu lückenlosen Bestand zu ergänzen. Umsatztechnisch ist der Kostümverleih bis zum Schluss ein nur kleines, aber feines Nebengeschäft geblieben. Aufwand und Platzbedarf wurden hingegen immer größer, sodass es sich am Ende nicht mehr wirklich lohnte. Rund ein Viertel der in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Kostümsammlung der Familie Wolf wurde an die Tanzgalerie Lorenz in Lingen verkauft, die selbst stets

Ausgeliehen hat es sich hier leider.

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

SPEZIAL TEXTIL & MODE

Die digitale Revolution erfasst die Textillogistik Hersteller und Händler stellen immer individuellere Ansprüche

VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN OSNABRÜCK. Dienstleister in der

Textillogistik nehmen ihren Kunden seit Jahren schon viel Arbeit ab. Die fortschreitende Vernetzung hat auch in diesem Bereich für beachtliche Neuerungen gesorgt. Besuch bei einem Spezialisten.

Paradigmenwechsel in der Textillogistik: Hochleistungscomputer, schnelle Datenleitungen und weltweit vernetzte Cloud-Speicher haben das Gesicht der Branche nachhaltig verändert. Und der Endpunkt ist noch lange nicht erreicht. „Im Gegensatz zur Vergangenheit verfolgen wir heute einen Fullfillment-Ansatz“, sagt Michael Hoffmann, CIO (Chief Information Officer) des Textillogistikers Meyer & Meyer aus Osnabrück. Dabei steht weniger der Transport, die Veredelung und Lagerung von Waren im Vordergrund – das klassische alte Logistikgeschäft – sondern die Beratung und Ko-Steuerung der Logistikprozesse des Kunden. „Unser Geschäftsfeld hat sich deutlich ausgeweitet“, erklärt der Manager.

Das sogenannte Fullfillment umfasst den gesamten Prozess der Auftragsabwicklung über die Lagerung, die Kommissionierung, den Transport, die Auslieferung und teilweise die Bezahlung der Ware. Auch die Retourenbearbeitung ist hierbei Aufgabe des Logistikers, der zudem auch die Pflege eines Online-Shops oder des Warenwirtschaftssystems seines Kunden übernehmen kann. Das Fullfillment ist die Antwort der Branche auf die gewachsenen Herausforderungen des Marktes. Markus Muschkiet, Professor für Textillogistik an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, ordnet sie vier Kernbereichen zu: Kostendruck, Individualisierung, Komplexität und Nachhaltigkeit. „Der Kostendruck in der Logistik und in der Textilbranche wächst“, erklärt der Hochschullehrer: „Textilien sind besonders kostenaffine Produkte.“ Gleichzeitig wachse die Individualisierung der Kunden und damit auch der Produkte. Der Kunde erwarte auf ihn passend zugeschnittene Services, beispielsweise die schnelle und zuverlässige Lieferung an den von ihm bestimmten Ort. Das hat zur Folge, dass die Komplexität der

Prozesse ständig zunimmt. Immer mehr Unternehmen begegnen dem, indem sie sich stark auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. „Der Markt segmentiert sich deshalb in immer mehr Akteure mit entsprechend vielen Schnittstellen in der Supply Chain (Lieferkette)“, so Muschkiet. Er erklärt weiter, dass der Nachhaltigkeit immer mehr Gewicht zukomme. Die Logistikbranche bemühe sich unter anderem darum, die Emissionen ihrer Geschäftsprozesse zu reduzieren. „Die Digitalisierung bietet Optimierungsmöglichkeiten für alle diese Bereiche“, argumentiert der Experte: „Es gilt, in der Prozesskette möglichst automatisiert eine große Bandbreite aktueller und valider Daten zu erheben. Daten sind die Basis für Analysen und die Optimierung, auch für die Logistik sind sie ein neuer Rohstoff.“ Für die Umsetzung des Fullfillment-Ansatzes bedient sich Meyer & Meyer diverser Softwaretools und -konzepte. „Unsere SCEMSoftware (Supply Chain Event Management) bildet den gesamten Zyklus eines Produkts ab“, sagt Michael Hoffmann, „von der Produktion über den Transport bis

Fast menschenleer: die Verteilhalle bei Meyer & Meyer.Bei dem Osnabrücker Logistiker übernimmt Technik immer mehr Arbeit. Foto: Meyer & Meyer

zur Auslieferung an den Endkunden.“ Der Kunde könne jederzeit steuernd in den Prozess eingreifen. Ganz praktisch bedeutet das beispielsweise, dass eine Lieferung aus Termingründen nicht per Schiff durchgeführt wird, sondern per Flugzeug. Im Geschäftsbereich Business-to-Consumer (B2C) bietet das Osnabrücker Unternehmen seinen Kunden komplette Order Management Systeme an (OMS). Sie umfassen die Lagerung, die Lieferung, die Zahlungsabwicklung, die Bestandsführung für den Onlineshop oder den stationären Laden, teilweise die Finanzbuchhaltung für den Kunden oder zum Beispiel auch die Planung von Rabattaktionen. Als weiteres wichtiges Instrument nennt Hoffmann das „Omnichannel-Konzept“. Damit ist die

Verknüpfung von stationärem und dem Internetvertrieb gemeint. Das Angebot umfasst drei Bausteine: Bei „click and collect“ wird online bestellt und die Ware im Laden abgeholt; für „return and store“ organisiert der Logistiker die Rückgabe von Artikeln über den Laden des Anbieters; „ship from store“ schließlich meint den Verkauf von Beständen aus dem lokalen Lager über den Onlinehandel. Um diese Konzepte umsetzen zu können, benötigt Meyer & Meyer umfassende Informationen über die Prozesse des Kunden. Der Dienstleister hat Zugriff auf das Kassensystem oder die Warenwirtschaft des Kunden. Deren Vertrauen in die Kompetenz von Meyer & Meyer muss groß sein. Besondere Perfektion kann der Textillogistiker erreichen, wenn

RFID-Transponder zum Einsatz kommen (Radio Frequency Identification). „Für einige Kunden arbeiten wir schon damit“, so Michael Hoffmann: „Das bietet erhebliche Vorteile: Wir können einzelne Produkte registrieren und ihren Weg nachverfolgen.“ Im Unterschied zu herkömmlichen Strichcodeaufklebern können RFID-Chips laufend zusätzliche Informationen speichern. Jedes einzelne Kleidungsstück ist mit einem Transponder ausgerüstet, an allen wichtigen Stellen in der Lieferkette werden die dort gespeicherten Informationen ausgelesen. Übergreifende Systeme erfassen detailliert die Daten der einzelnen Produktions- und Prozessschritte. Damit ist über die gesamte Lieferkette eine bisher unbekannte Echtzeittransparenz gegeben.

Innovatives Wärmekonzept am Campus Martinsburg

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Stadtwerke Osnabrück und WMS Treuhand gehen Energie-Partnerschaft ein In der Osnabrücker Weststadt, innenstadtnah und trotzdem idyllisch-versteckt zwischen KurtSchumacher-Damm und Blumenhaller Weg, liegt der „Campus Martinsburg“: der neue Standort der WMS Treuhand, ein Unternehmen für Wirtschaftsprüfung, Steuerund Rechtsberatung und Consulting. Gleich zwei Innovationen zeichnen den „Campus Martinsburg“ aus: die attraktive Kombination aus Firmensitz und Wohnhäusern – und das neuartige Konzept zur Nahwärmeversorgung in Partnerschaft mit den Stadtwerken Osnabrück. „Der Campus steht sinnbildlich für unsere Werte“, umschreibt WMS Treuhand-Partner Matthias Upmeier die Idee des nachhaltigen Bauens, das dem Konzept zur Umwandlung des früheren Gärtnereigeländes an der Martinsburg zugrunde liegt. „Von Beginn an war der Campus auf den Dreiklang ‚Leben – Wohnen - Arbeiten‘ ausgerichtet.“ Knapp 40 moderne Wohnungen befinden sich in dem Wohnpark neben dem Bürogebäude. Der gesamte rund 1,2 Hektar große „Campus Martinsburg“ wird zudem über eine eigene innovative Heizzentrale mit Wärme

CONTRACTING-MODELL FÜR BEIDE PARTNER LOHNENSWERT

Der „Campus Martinsburg“ mit dem Bürogebäude der WMS Treuhand versorgt. „Wir haben hier also ein eigenes, fast autarkes Nahwärmenetz mit einer Trassenlänge von nahezu 400 Metern“, erläutert Matthias Upmeier.

PELLETHEIZUNG MIT 100 KW LEISTUNG Untergebracht ist die Heizzentrale recht unscheinbar in einem der sechs Wohnhäuser: Im Heizraum befinden sich ein Pelletkessel sowie zwei Brennwertkessel. „Die Wärmeversorgung ist redundant aufgebaut“, erläutert Tobias Wilken, Leiter

Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken Osnabrück. Gut drei Viertel des benötigten Jahreswärmebedarfs liefert die 100 kW-starke Holzpelletheizung. Die Erdgaskessel steuern die restliche Menge zu – und können einspringen, wenn die Pelletheizung ausfallen sollte, gewartet werden muss oder im Winter der Wärmebedarf ansteigt. Mehr als 100 Tonnen Holzpellets werden pro Jahr benötigt, aufgeteilt in fünf LKW-Anlieferungen. „Die Voraussetzungen für die Anlieferung sind hier nahezu ideal“, betont Wilken.

Bereits sehr frühzeitig hatten die WMS Treuhand und die Stadtwerke erste Gespräche für eine für die Campus-Anforderungen maßgeschneiderte Energie-Partnerschaft aufgenommen. „Das Contracting-Modell ist dabei für beide Seiten lohnenswert“, hebt Matthias Upmeier hervor. Die Stadtwerke bringen ihr Know-how ein, indem sie die Heizzentrale sowie das Nahwärmenetz planen, bauen und betreiben sowie alle Wartungs-

und Instandhaltungsarbeiten übernehmen. WMS Treuhand zahlt dafür eine vereinbarte Pauschale an die Stadtwerke – und hat kein Anlagenrisiko, dafür aber eine Kalkulationssicherheit mit konstanten Energiekosten und einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort. Sowohl WMS Treuhand-Partner Matthias Upmeier als auch dem Stadtwerke-Experten Tobias Wilken ist zudem ein weiterer Aspekt sehr wichtig: Durch die neue Technik und die damit verbundene hohe Energieeffizienz werde auch die Umwelt geschont. „Das ist ein weiterer wesentlicher Baustein unseres Anspruchs als ‚Unternehmen Lebensqualität‘ für Osnabrück“, betont Wilken abschließend.

INFO/KONTAKT ::::::::::::::::::::::::::::::::

Alte Poststraße 9 49074 Osnabrück Telefon 0541 2002-1713 Telefax 0541 2002-391711 energiedienstleistungen@ stw-os.de

Tobias Wilken (l., Stadtwerke Osnabrück) und Matthias Upmeier (r., WMS Treuhand) in der Heizzentrale des „Campus Martinsburg“.

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Neu aufgestellt in die Zukunft emco Group stärkt ihre Kernkompetenzen MEPPEN

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Die Geschäftsführung der emco Group vorne mittig: Geschäftsführender Gesellschafter Christian Gnaß

D

ie emco Group mit Hauptsitz in Lingen (Ems) ist ein international agierendes Familienunternehmen mit mehr als 1200 Mitarbeitern weltweit, davon über 600 in Lingen. Mit seinen Marken emco, Novus, Dahle und emco Elektroroller nimmt das Unternehmen mitunter marktführende Positionen ein. Weltweite Präsenz Der global operierende Mittelständler produziert in drei Werken am Stammsitz in Lingen sowie an Standorten in Frankreich, Tschechien, der Türkei und China. Über ein internationales Vertriebsnetz werden die Produkte heute in mehr als 100 Ländern der Welt vertrieben. Die starke internationale Ausrichtung hat 2014 zur Umfirmierung des 1945 gegründeten Unternehmens geführt: Aus der Erwin Müller Gruppe Lingen wurde die emco Group.

Strategische Neuausrichtung Um die Weichen für die Zukunft zu stellen und mit dem Ziel, international schneller zu wachsen, haben sich die emco Group und der Lingener Heizungs- und Klimaspezialist Kampmann für eine strategische Neuausrichtung entschieden: Die emco Group wird die Eingangsmattensparte von Kampmann erwerben, Kampmann wiederum die Klimasparte von emco. Bei der Fertigung von Eingangsmatten ist emco deutlich größer aufgestellt als Kampmann, umgekehrt ist es in der

emco Bad ist Hersteller hochwertiger Badausstattung im Premium-Segment sowohl für private Wohnhäuser als auch für First Class und Luxushotels.

emco Bau ist weltweiter Marktführer für Eingangsmattensysteme und bietet darüber hinaus Sauberlaufsysteme, Teppichmatten sowie Roste für Schachtabdeckungen und Schwimmbäder.

Klimatechnik. Da liegt es nahe, in beiderseitigem Interesse die jeweiligen Kernkompetenzen zu stärken. „Allen Verantwortlichen ist wichtig, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben und die über 100 betroffenen Mitarbeiter auch sonst keine Nachteile durch den Unternehmenswechsel haben“, kommentiert Christian Gnaß, Geschäftsführender Gesellschafter der emco Group, die einzigartige Absicht. „Es wird ein Geschäft auf Augenhöhe. Beide Seiten nutzen mit diesem Vorhaben Synergien. Zudem festigen beide Partner damit ihren Hauptsitz am Standort Lingen.“ Die Markennamen der Produkte und die Dienstleistungen sollen bestehen bleiben. Dies würde bedeuten, dass Kampmann die Klimaprodukte unter dem Markennamen emco vertreibt und emco die Matten unter der Marke Kampmann.

innerhalb der emco Group gefertigt wird, spezialisiert. Als ältester Bereich der emco Group fertigt Novus seit 1949 Heftgeräte. Heute gehören auch Locher, Flachbildschirmhalter und hochwertige Arbeitsplatzbeleuchtungen zum Bürotechniksortiment. Zur Novus Befestigungstechnik zählen Tacker, Heftmittel sowie Nietzangen für den Hobby- und Profi-Handwerker. Die Marke Dahle gehört seit 2002 mit ihren Schneidemaschinen, Aktenvernichtern, Laminiergeräten, Flip-Charts und weiteren Produkten der Bürotechnik zur emco Group. Seit 2011 ist das Unternehmen mit emco Elektrorollern im Zukunftsmarkt der Elektromobilität aktiv und binnen kürzester Zeit zum größten Anbieter von e-scootern in Deutschland avanciert. Emco produziert seine Elektroroller selbst in einem Werk in China vor und komplettiert diese im Lingener Werk.

Sieben Geschäftsbereiche Mit insgesamt sieben Geschäftsbereichen in den Feldern Architecture, Worklife und Mobility ist die emco Group breit aufgestellt. emco Bad ist Hersteller hochwertiger Badausstattung im Premium-Segment. Die Spiegelschränke, Waschtische und Accessoires sind in privaten Wohnhäusern ebenso zu finden wie in First Class und Luxushotels. emco Bau ist weltweiter Marktführer für Eingangsmattensysteme und bietet darüber hinaus Sauberlaufsysteme, Teppichmatten und Roste für Schachtabdeckungen und Schwimmbäder an. emco Water ist auf die Vermarktung des patentierten Wasseraufbereitungssystems „emco narewa“ (naturally refined water), das vollständig

Vorsprung durch Innovation Durch kontinuierliche Innovationen nimmt die emco Group in vielen Marktbereichen führende Positionen ein. Investitionen in ein innovationsfreundliches Klima sind klarer Bestandteil der Unternehmensstrategie. 2012 errichtete der global operierende Mittelständler ein Forschungs- und Entwicklungszentrum am Hauptsitz in Lingen, das dem Unternehmen modernste Infrastruktur für Innovationen bietet: In den Laboren werden die Zukunftsfelder Energieeffizienz, Luftqualität, Ergonomie und Ressourcenschonung erforscht. Dass die Produkte sowohl am Markt, als auch beim Fachpublikum ankommen, belegen zahlreiche Auszeichnungen mit internationalen Design- und Innovationspreisen in den vergangenen Jahren. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Marketingpreis 2015 der Region Osnabrück/ Emsland ging an die emco Group für die erfolgreiche Markteinführung der Elektroroller.

Im Werk 2 in Lingen werden auf ca. 17.250 qm Produkte der Marken emco und Novus Dahle hergestellt.

In der Region verankert – in der Welt zu Hause Unter dem Fokus „In der Region verankert – in der Welt zu Hause“ setzt die Gruppe auf fundierte Ausbildung junger Nachwuchskräfte in enger Kooperation mit der Berufsakademie Emsland sowie den Hochschulen

emco Elektroroller ist einer der größten Anbieter von e-scootern in Deutschland.

Osnabrück und Münster. Neben dem Dualen Studium bietet das Unternehmen Studenten auch die Möglichkeit, durch Praktika oder Abschlussarbeiten ihr theoretisches Wissen in die Praxis zu transferieren und gegebenenfalls einen direkten Einstieg ins Unternehmen zu finden. Individuelle Betreuung und gleichzeitige Einbindung ins Team erleichtern den Berufseinstieg. Umfangreiche Schulungs- und Weiterbildungsangebote bieten kontinuierliche Entwicklungschancen. Großen Wert legt das Unternehmen auch auf die Förderung der Gesundheit seiner Mitarbeiter: Im Rahmen des Firmen-Fitnessprogramms können Mitarbeiter ausgewählte Fitnessstudios, Schwimmbäder und Physiotherapeuten besuchen. Mit zahlreichen Maßnahmen unterstützt die emco Group ihre Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und erhielt dafür Anfang 2015 das Gütesiegel der „Emsländischen Stiftung Beruf und Familie“. Wirtschaftliches, kulturelles und soziales Engagement sowie insbesondere die Förderung junger Talente sind in der Firmenphilosophie fest verankert.

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Erwin Müller GmbH Breslauer Str. 34-38 49808 Lingen (Ems) Telefon 05 91/91 40-0 Fax 05 91/91 40-811 info@emco.de www.emco-group.de


DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

GELD & GESCHÄFT

Der Letzte Wille muss handschriftlich vorliegen.

Niedersachsen sind streitlustige Erben

Die Anforderungen an die Berater steigen. Die Übertragung zu Lebzeiten ist eher selten. VON ANJA STEINBUCH OSNABRÜCK. Bei jeder fünften

Nachlass-Angelegenheit kommt es zum Streit. Damit liegen die Niedersachsen ein Stück weit über dem Bundesdurchschnitt. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kamen die Quirin Privatbank und das internationale Marktforschungsinstitut YouGov in einer repräsentativen Studie, für die sie im Frühjahr bundesweit 7500 Online-Interviews geführt haben.

So viel vorweg: Das Thema Erben und Vererben ist ein Massenphänomen. Demnach hat bereits jeder dritte Erwachsene etwas geerbt. Und in Deutschland werden hohe Summen nach dem Ableben ausgezahlt. Vier von zehn Deutschen, die etwas vererben wollen, schätzen den Wert der Erbmasse auf mindestens 100 000 Euro, jeder fünfte sogar auf mehr als eine Viertelmillion Euro. Ein wesentlicher Grund dafür sind Immobilien, die künftig laut Experten in jedem zweiten Erbe enthalten sein werden. Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank: „Die Themen Erben und Vererben werden in Deutschland immer wichtiger. Und damit steigen der Informationsbedarf der Menschen und die Anforderungen an die Berater.“ Auch das Deutsche Institut für Altersvorsorge bestätigt diesen Trend. Demnach steuert Deutschland auf einen Rekord zu: 3,1 Billionen Euro werden bis 2024 vererbt. Das ist so viel wie nie zuvor binnen knapp zehn Jahren. Interessantes Detail: Die Niedersachsen lieben Schmuck. Ein überdurchschnittlicher Anteil besteht hier aus Geschmeide aus Gold und Silber. Mit 27 Prozent liegt das deutlich über dem Durchschnitt und wird nur von Schleswig-Holsteinern mit 29 Prozent übertroffen. Weitere interessante Ergebnisse für Niedersachsen: Nirgends werden so viele Wertpapiere,

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Die Konfliktbereitschaft liegt über dem Durchschnitt meist Aktien und Fonds, an die nachfolgende Generation weitergegeben wie in Niedersachsen (14 Prozent). Schlusslicht ist das Bundesland allerdings, wenn es um die Übertragung von Erbteilen zu Lebzeiten geht. Das nutzen nur 14 Prozent der Befragten (Bundesdurchschnitt 18 Prozent). Sehr unzufrieden sind Niedersachsen mit dem Ablauf des Erbes. 36 Prozent aller Befragten in diesem Bundesland gaben an, überhaupt nicht oder eher nicht zufrieden zu sein mit dem Proze-

„Da verklagt die Tochter die Mutter darauf, ihr den Anteil auszuzahlen.“ Jan Bittler, Fachanwalt

Foto: Colourbox.de

dere. Das ist der dritthöchste Wert nach Bremen und Schleswig-Holstein. Interessant: Hier zeigt sich ein Nord-Süd Gefälle. Im Süden werden die Abläufe rund ums Erben eher als gut und gerecht empfunden als im Norden. Von jedem fünften Niedersachsen (21 Prozent) wurde die eigene Erbschaft sogar als überhaupt nicht oder nicht gerecht empfunden. Das ist der dritthöchste Wert hinter Bremen und Thüringen. Durchschnittlich ist allerdings das Interesse, Erbschaftsteuer zu sparen. Zehn Prozent der Befragten gaben an, darauf geachtet zu haben. Damit liegen die Niedersachsen exakt im Mittelfeld. Jan Bittler, Fachanwalt für Erbrecht und Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge, kümmert sich bundesweit um Streitfälle. Aus seiner Erfahrung weiß er, dass sich oft Dramen abspielen: „Da verklagt die Tochter die eigene Mutter darauf, ihr den Anteil am Haus auszuzahlen. Ich kenne Fälle, in denen es am Ende zur Teilungsversteigerung der Immobilie kam und die Mutter ausziehen musste.“ So eine Situation entsteht zum Beispiel, wenn der Verstorbene kein und oder ein ungültiges Testament hinterlässt. Damit das nicht passiert, können künftige Erblasser vorsorgen. Bittler: „Ein Testament muss

immer handschriftlich vorliegen. Es reicht nicht, es am Computer zu tippen und anschließend zu unterschreiben.“ Es komme neben der korrekten Form auch auf die Wortwahl an. Man sollte möglichst präzise formulieren. Schon Kleinigkeiten können große Auswirkungen haben – beispielswei-

se ob jemand als Nach- oder Schlusserbe bezeichnet wird. Bittler: „Man sollte auch bei den Vermögenswerten möglichst genaue Angaben machen. Ich kann natürlich sagen: Das eine Kind erhält das Haus, das andere die Eigentumswohnung. Wenn nun aber das Haus mehr wert ist als die Wohnung, sollte ich deutlich machen, ob diese Ungleichverteilung beabsichtigt ist.“ Möchte man nicht nur den Ehepartner absichern, sondern sein Unternehmen an die nächs-

te Generation weitergeben oder lebt in einer Patchworkfamilie mit viel Konfliktpotenzial, lohnt sich der Gang zum Fachmann. Neben Anwälten für Erbrecht helfen auch Notare. Die Kosten für diese sind nicht verhandelbar, denn die Bundesnotarordnung legt fest, wie hoch ein Honorar in welchen Fällen sein darf. Der Vorteil hingegen: Liegt ein notariell beglaubigtes Testament vor, müssen die Erben später keinen Erbschein beim Nachlassgericht beantragen. Wann aber ist der richtige Zeitpunkt, sein Testament zu machen? Da wir alle nicht wissen, wann wir sterben, gilt: Je eher, desto besser. Sobald Vermögen vorhanden ist, lohne es sich, eine Regelung für den Fall des eigenen Todes zu treffen. Wenn Kinder da sind, gilt das umso mehr. Manchmal kann es sogar sinnvoll sein, diese zwar nicht zur ersten Beratung, aber später zur Beurkundung des Testaments mitzunehmen. Dann können Kinder auch Regelungen akzeptieren, die sie sonst vielleicht als ‚ungerecht‘ empfinden. Auch das beste Testament kann Streit allerdings nicht ganz ausschließen. Aber je klarer der Letzte Wille formuliert ist, desto weniger Spielraum gibt es für Konflikte. Und vielleicht liegen die Niedersachsen bei der nächsten Umfrage auf den hinteren Plätzen – in Sachen Streit.

Nehmen und geben Wie in Niedersachsen geerbt und vererbt wird Ich habe bereits geerbt. 36 Ja

Nein

58

6

Weiß nicht/keine Angabe

Ich werde erben. 30 Ja

Nein

60

10

Weiß nicht/keine Angabe

Ich will vererben. 50 Ja

Nein

31

19

Weiß nicht/keine Angabe

Was ich geerbt habe: 68 Bargeld/Bankguthaben Versicherungsguthaben

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14

14

8

4 5 6

Immobilien Schmuck Sonstige Wertgegenstände Wertpapiere, z.B. Aktien, Fonds Unternehmen/Unternehmensanteile Sonstiges Keine Angabe

Was beim Erben am aufwendigsten war: 36

24

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20

13

11

11

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Behördengänge zur Abwicklung des Erbes Auseinandersetzungen mit anderen Erben Regulierungen mit Banken zu geerbtem Vermögen Regulierungen zu geerbten Immobilien Durch die Erbschaft ausgelöste Rechtsstreitigkeiten Regulierungen mit Versicherungen Verkauf/Wiederanlage von geerbtem Vermögen Sonstiges Weiß nicht/keine Angabe

Es gab Streit mit anderen Erben. 19 Ja

81

Nein

alle Angaben in Prozent

Quelle: Quirin Privatbank, YouGov · Grafik: Matthias Michel


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GELD & GESCHÄFT

Die Küchen-Trendsetter Wie die Nordhorner Familie Naber aus einer kleinen Möbeltischlerei einen Innovationstreiber der Branche gemacht hat VON ROLF MASSELINK NORDHORN. Innovation steckt oft

im Detail. „Es sind die Kleinigkeiten, die man aufschnappen muss“, sagt Hans-Joachim Naber, Seniorchef des Nordhorner Küchenzubehör-Spezialisten Naber & Co. Der erfolgreiche Familienbetrieb, entstanden aus einer kleinen Möbeltischlerei, ist heute ein Innovationstreiber der gesamten Küchenbranche.

Wie viel Innovation steckt im Abluftkanal einer Dunstabzugshaube, in der Armatur einer Spüle oder im Abfallsammler unter der Arbeitsfläche? „Oh! Eine ganze Menge“, sagen Hans-Joachim und Ingrid Naber. Das Ehepaar aus Nordhorn führt gemeinsam mit Sohn Lasse eines der erfolgreichsten Unternehmen der europäischen Küchenzubehörbranche. Ihr Geheimnis: Innovation. „Wir gehen schon voraus“, sagen die Nabers selbstbewusst. „Trends erspüren, Ideen durchdenken, reifen lassen und umsetzen – so entstehen die innovativen Produkte, für die Naber europaweit bekannt ist.“ Die Einrichtung einer Küche, die sich vom Arbeitsraum immer mehr zum Lebensraum wandelt, ist ein sehr individuelles Projekt. Da kommt es auf praxisgerechte Lösungen ebenso an wie auf individuelle Details und aktuelle Trends. Naber sieht sich als Nischenanbieter. „Wir schwimmen nicht in der großen Masse“, so Hans-Joachim Naber. „Wir haben vieles, was sonst keiner hat.“ Ein Beispiel dafür: das neue Abluftkanalsystem „Compair Steel Flow“. Basierend auf einem weltweit erfolgreichen Naber-Klassiker, dem strömungsoptimierten

Abluftsystem „Compair“, entstand ein Baukastensystem aus Metall. Naber nimmt damit die steigenden Anforderungen nach nicht brennbaren technischen Gebäudeeinrichtungen auf und präsentiert zugleich ein vollständig recycelbares und damit nachhaltiges Abluftsystem, das zu allen bisherigen Systembauteilen passt. Die Nabers sind ein gut eingespieltes Führungstrio mit ausgeprägtem Gespür für neue Ideen. Seniorchef Hans-Joachim Naber, inzwischen 72 Jahre alt, ist der Tüftler, der kreative Entwickler. Ehefrau Ingrid verantwortet den kaufmännischen Teil und die Mitarbeiterführung. Und Sohn Lasse, seit 2003 mit in der Unternehmensführung, ist zuständig für Einkauf und Vertrieb. Alle drei sind international ständig als Trendscouts für ihr Unternehmen unterwegs. „Gute Ideen findest du überall, wenn du Augen und Ohren offen hast“, weiß Hans-Joachim Naber. Lasse und er durchstreifen oft zu Fuß Städte wie Schanghai und New York, immer auf der Spur jener „Kleinigkeiten, die man aufschnappen muss“. Sie sind bestens vernetzt mit den großen Herstellern der Branche. Sie präsentieren ihre Produkte auf den internationalen Leitmessen von Paris bis Dubai. Und sie zeigen sie in den schicken Showrooms der Trendsetter in Atlanta und Miami, in London und Singapur. Küchenzubehör, das ist ein weites Feld. Mehr als 3500 Produkte in zwölf Produktgruppen listet der „dicke Grüne“ auf – das ist der gerade neu aufgelegte Gesamtkatalog mit Namen „Naber inspiriert“, der sowohl online wie auch als klassisches Papierprodukt die gan-

Guckt genau hin: Wirtschaftsminister Olaf Lies (l./SPD) lässt sich von Seniorchef Hans-Joachim Naber Küchendetails erläutern. Foto: Werner Westdörp

Pools

Erregte Aufsehen in der Branche: das Naber-Modell „Concept Kitchen“.

ze Palette der Naber’ schen Lösungen für innovatives Küchenzubehör vorstellt. Zielgruppe: Großhändler und Küchenstudios. Mit einer ganz neuen Produktserie sorgt Naber seit 2011 für Aufsehen in der internationalen Küchenszene: dem modularen Küchensystem „Naber Concept Kitchen“. In Zusammenarbeit mit dem Designer Kilian Schindler entstand ein System von Tischund Regalmodulen, das die Küche mobil für die Welt von morgen macht: Aus ihnen kann sich jeder seine Küchenwerkstatt zusammenstellen – unabhängig von Raummaßen, wie und wo er will. „Unsere Konzeptküche ist ein echter Trendsetter“, so Hans-Joachim Naber. „Sie ist international sehr erfolgreich, hat viele bedeutende Designpreise gewonnen und findet schon erste Nachahmer.“ Das System wird kontinuierlich weiter ausgebaut. Inzwischen können Interessenten sich ihre individuelle „Concept Kitchen“ im Inter-

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aus dem Emsland ...

net an einem eigens dafür programmierten Online-Konfigurator zusammenstellen. Lasse Naber ist überzeugt: „Innovative Produktentwicklungen, vielfach ausgezeichnete Designqualität, hervorragender Service und hoch motivierte Mitarbeiter haben uns zu einem der führenden Küchenzubehör-Spezialisten in Europa gemacht.“ Heute beschäftigt das Familienunternehmen rund 200 Mitarbeiter, verfügt am Standort Nordhorn über ein eigenes Entwicklungsteam sowie über ein hochmodernes Logistikzentrum, das gerade erneut erweitert wird. Von hier nehmen pro Tag bis zu 2500 Warenpakete ihren Weg zum Kunden. Bis zu 1000 Sendungen treten im Container ihren Weg in alle Welt an. Von Nordhorn aus werden Kunden auch in Australien und China beliefert. Lasse Naber: „Unser Ziel ist, den Exportanteil in den kommenden Jahren bis auf 50 Prozent zu steigern.“

Foto: Naber & Co

Vater, Mutter und Sohn sind als Trendscouts unterwegs.

Der Weg dorthin war lang und nicht immer einfach. Er begann im Jahr 1948, als Hermann Naber einen Großhandel für Tischlereibedarf und Möbelbeschläge gründete. In den 1960er-Jahren stiegen Ingrid und Hans-Joachim Naber in das elterliche Unternehmen ein und weiteten das Geschäftsgebiet nach und nach aus. Nach der Übernahme des Betriebes im Jahr 1975 erschlossen sie neue Geschäftsfelder im Bereich Küchenzubehör. Für die damals gerade aufkommenden Dunstabzugshauben entwickelte Hans-Joachim Naber in den 1970er-Jahren ein eigenes Luftkanalsystem. Gleichzeitig begann er, den Familienbetrieb umzubauen zu einem Spezialitätenanbieter für Küchenzubehör. Neue Produktsparten waren anfangs Abfallsysteme und Küchenarmaturen. Heute gehören auch innovative Lichttechnik, Steckdoseneinheiten, Aufhängesysteme für Zubehör wie Kellen und Fleischgabeln sowie Abschlussleisten und -ecken dazu. Außerdem, wie in einer ursprünglichen Möbeltischlerei kaum anders zu erwarten: Stühle, Tische und Bänke in verschiedenen Ausführungen. In den 1980er-Jahren zog Naber um an den heutigen Firmenstandort, der seitdem mehrfach erweitert wurde. Erste internationale Messeauftritte, der konsequente Ausbau des Produktsortiments und erste Entwicklungskooperationen mit Hochschulen markieren die Wandlung des Familienbetriebes zum Innovationstreiber. Bald begannen erste Designpreise die neue Strategie zu bestätigen. Seitdem ist Naber auf einem erfolgreichen Expansionskurs. Die Zusammenarbeit mit den großen Namen der Küchenbranche ist für Naber heute selbstverständlich. Und internationale Besucher geben sich im modernen Verwaltungsgebäude des Unternehmens inzwischen die Klinke in die Hand. „Wir haben viel Glück gehabt und waren gut durchorganisiert“, sagen die Nabers heute. Und verweisen stolz auf den familiären Zusammenhalt in ihrem Unternehmen. Das Grundthema Innovation und Zuverlässigkeit werde von allen Beschäftigten gelebt, so Ingrid Naber. Auch aus ihren Reihen kämen wichtige Anregungen für Verbesserungen und Optimierungsmöglichkeiten. „Unsere Türen sind für unsere Mitarbeiter immer offen.“

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

GELD & GESCHÄFT

„Selber scannen beschleunigt den Bezahlvorgang“ Trends aus den USA, die den deutschen Handel verändern könnten

VON JEAN-CHARLES FAYS OSNABRÜCK. Die Präsidentin des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen, Mechthild Möllenkamp, hat sich auf einer einwöchigen Reise einer Osnabrücker Delegation durch die USA „als Spionin“ betätigt. Sie erläutert, welche amerikanischen Trends auch den Einzelhandel in Nordwestdeutschland bald verändern könnten.

Mechthild Möllenkamp, Präsidentin des Handelsverbands. Foto: Elvira Parton

gute-kommunikation.com

Der erste US-Trend, den Möllenkamp in vielen amerikanischen Supermärkten erkannt hat und der vielleicht bald in einem ihrer fünf Edeka-Märkte in Osnabrück eingeführt wird, ist das sogenannte „Self-Scanning“. In Deutschland kennt man es bereits von Kassen in den Filialen des Möbelkaufhauses Ikea. Bald könnten Kunden aber auch im Lebensmitteleinzelhandel selbst Kasse machen. Eigentlich ist das Prinzip einfach: Der Kunde scannt die Produkte aus seinem Einkaufskorb selbst ein und zahlt dann per EC- oder Kreditkarte. Gewinnen könnten nach Möllenkamps Ansicht nach einer erfolgreichen Einführung des Systems sowohl der Kunde als

auch der Einzelhändler. Nach einer wahrscheinlich personalintensiven Beratungs- und Einführungsphase könnte der Händler Personal einsparen. Der Kunde könnte profitieren, weil sich durch die Selbstbedienungskassen die Warteschlangen verkürzen lassen. „Das, was aufhält, ist das Kassieren. Das Self-Scanning beschleunigt den Bezahlvorgang“, sagt Möllenkamp. Wann die 54-Jährige die Selbstbedienungskassen in einem ihrer Märkte einführt, will sie von den Ergebnissen abhängig machen, die

es bei einem Edeka-Markt in Minden als erstem Testmarkt für SelfScanning gibt. Ein weiterer US-Trend, der noch in diesem Jahr in ihrem Osnabrücker Edeka Center am Wulfter Turm eingeführt werden soll, sind digitale Preisschilder. „Erst einmal werden diese sicherlich im Bereich Obst und Gemüse eingeführt, weil es da die meisten Preisänderungen gibt.“ So ließen sich praktisch per Computer die jeweiligen Preise eingeben, um nicht weiterhin ständig aufwendig per Hand die Preisschilder auszutauschen. Im Einsatz sind digitale Preisschilder bereits im Elektronik-Einzelhandel bei den Ketten Media Markt und Saturn. Insgesamt konstatiert Möllenkamp im Vergleich zu den USMärkten aber: „Wir sind viel besser, als wir denken. Bei der Ladeneinrichtung haben wir erheblich aufgeholt. Selbst die Discounter rüsten in diesem Bereich bei uns schon auf.“ Weit voraus seien US-Märkte hingegen bei Convenience Food, also Fertiggerichten. „Aber dafür haben wir schönere Gemüseabteilungen, geben an der Fleischtheke Ideen für Rezepte, und wir bieten

Self-Scanning: Was im Supermarkt der US Army in Grafenwöhr zum Alltag gehört,könnte auch Einzug bei deutschen Ketten halten.

in unserem Markt sogar Kochabende an. So etwas spielt in den USA keine Rolle“, erklärt Möllenkamp. Ein weiterer Unterschied sei, dass der Preiskampf der Branche hier härter sei, weshalb auch der US-Handelsgigant Wal-Mart in Deutschland gescheitert sei. Als Präsidentin des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen zeigt sich Möllenkamp von der großen Wirtschaftsfreundlichkeit der Amerikaner begeistert und erinnert sich, wie der Bürgermeister der Kleinstadt Huntersville im Staat North Carolina die 20-köpfige Delegation aus Osnabrück und

dem IHK-Bezirk hofierte: „Die Amerikaner versuchen alles möglich zu machen, damit sich neue Firmen dort ansiedeln. Die Infrastrukturen werden dafür geschaffen, die Steuern werden möglichst gering gehalten.“ In ihrer Heimat wünscht sich die Unternehmerin mehr von dieser Offenheit: „Dabei ist es egal, ob es um Verkehrswege, die Sonntagsöffnungen, ob es um Neuansiedlungen geht. Wir müssen Wege finden, wie wir zueinanderkommen und uns klarmachen, dass der stationäre Handel wichtig für die Innenstädte und die Nahver-

sorgung ist. Zurzeit setzen wir das zu leichtfertig aufs Spiel, weil wir aufpassen müssen, dass uns der stationäre Handel bei dem Online-Handel als großem Mitbewerber nicht wegbricht.“ In Amerika spiele der Online-Handel sicher eine noch größere Rolle, aber gerade kleinere amerikanische Städte hätten ohnehin weitestgehend öde Zentren, die nicht mit deutschen Städten wie im Nordwesten vergleichbar seien. Sie mahnt: „Auch unsere schönen Innenstädte drohen zu veröden. Deshalb müssen wir mit den politischen Entscheidungen hier sehr gut aufpassen.“

Mitarbeiter, Partner, Netzwerke: Selbstführung und Teamerfolg Leadership Development Congress 2017, 21. September 2017 SALT AND PEPPER Software GmbH & Co. KG, Osnabrück

Der Kongress, der sich an Führungskräfte der ersten und zweiten Ebene wendet, findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Wieder stehen Aspekte einer erfolgreichen Selbstführung im Mittelpunkt. In diesem Jahr sind wir auf dem Gelände der ehemaligen Winkelhausen-Kaserne in den neuen Räumen der SALT AND PEPPER Software GmbH & Co. KG. Erneut freuen wir uns auf kraftvolle Impulse und intensive Dialoge.

Keyspeaker:

Hans-Bernd Kamps, Geschäftsführer der tolimit GmbH und Chef des erfolgreichsten Porsche Cup Teams: „Was wir vom Sport aufs Business übertragen können – am Beispiel eines Motorsportteams”. Dr. Claudia Nicolai, akademische Direktorin der School of Design Thinking, Universität Potsdam: „Design Thinking: Selbstführung im Team erfahren und gestalten”.

Forschungsstation: Marc T. Nicolaisen, Director Brand Communications EMEA, Steelcase: „Teamerfolg: durch moderne Raumkonzepte die Agilität und Produktivität steigern”.

Thementankstelle: Vorträge von Dr. Ulrich Vogel, Geschäftsführer profilingvalues GmbH, Nadine Nobile, Vorstandsmitglied AUGENHÖHEcommunity e.V., Dr. Klaus Stein, Partner WMS Treuhand GbR und Jens Strebe, Geschäftsführer O.K. Office GmbH.

Veranstalter und Anmeldung: Ld 21 academy GmbH, Carmen Gomes dos Santos (Projektmanagerin), Rittergut Osthoff 3, 49124 Georgsmarienhütte Telefon: 05401 8495708, E-Mail: office@Ld21-academy.de Aktuelle Informationen zum Kongress und Anmeldung: ld21.de/congress/ (Änderungen vorbehalten)

Foto: dpa


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

GELD & GESCHÄFT

GELD & GESCHÄFT

Über den Wolkeen statt ttt mitt tten t im Stau Flugplätze abseits der großen Airports gewinnen fürr viele vii Geschäft Gee ftsfl t flieger l an Bedeutung – In Nordh dhorn h rn/Lingen n werden die Kapazitäten Kaa kn knapp n Geschäftsreisende nutzen die Vorteile kleinerer Flugplätze. Zeitvorteile und mehr Flexibilität bei den Reiseplänen.

Nordhorn/Lingen verzeichnet deutliches Plus bei Flugbewegungen. VON SVEN LAMPE LINGEN/NORDHORN. Geschäftsrei-

sen per Flugzeug sind heute Alltag. Von morgens bis abends drängt sich eine gleichförmige Masse aus Trägern gedeckter Businesskleidung in den An- und Abflugbereichen der großen Flughäfen. Manche Unternehmen aber setzen auf Alternativen abseits der großen Airports.

Statt sich auf Dienstreisen über größere Entfernungen an den starren Flugplänen von Lufthansa, Air Berlin und Co. zu orientieren, wollen immer mehr Manager flexibler reisen können. Viele wollen darüber hinaus den renommierten größeren Flughäfen mit deren meist zeitaufwendigen Einsteige- und Sicherheitsprozeduren aus dem Weg gehen. Insbesondere für die Mitarbeiter höherer Gehaltsklassen greifen Unternehmen dann schon einmal auf die Dienste von auf individuelle Geschäftsreisen spezialisierten Luftfahrtunternehmen zurück. Andere Unternehmen gehen den kompletten Weg: Sie setzen auf firmeneigene Flugzeuge. Was früher mehr oder weniger für Großkonzerne wie beispielsweise VW interessant beziehungsweise wirtschaftlich darstellbar war, ist heute auch für immer mehr Mittelständler eine realistische Alternative. Für eine eigene Maschine entschieden hat sich die in Lingen ansässige Rosen-Gruppe bereits vor mehr als 13 Jahren. Für die weltweit tätigen Dienstleistungsspezia-

listen für die Öl- und Gasindustrie mit rund 2800 Mitarbeitern gehört es zum Geschäft, schnell, mobil und flexibel zu sein. Für Dienstreisen setzt das Unternehmen wenn möglich auf „Selbstversorgung“. Mehr als zweimal pro Woche pendelt die firmeneigene Pilatus PC-12 zwischen der Unternehmenszentrale im schweizerischen Stans und dem Flughafen Münster/Osnabrück (FMO), um Mitarbeiter vom und zum größten Standort des Unternehmens im emsländischen Lingen zu transportieren. Hauptargumente für die Entscheidung, die sechsitzige Propeller-Maschine mit zwei Piloten einzusetzen, sind laut Unternehmenssprecher Jörn Wunderlich Flexibilität und ein geringer Zeitaufwand. Und das Ganze zu vergleichbaren Kosten von externen Linienflügen: Von Tür zu Tür dauere es weniger als drei Stunden, so Wunderlich. Und das selbst unter dem Aspekt, dass das Firmenflugzeug aufgrund seiner Größe auf den FMO angewiesen ist und nicht den

„Man kann von einem Boom sprechen.“ Jörn Richter, Flugplatz Nordhorn/Lingen

Kleine Flugplätze abseits der großen Drehkreuze wie hier der Flugplatz Nordhorn/Lingen gewinnen für Geschäft ftsflieger t an Bedeutung.Höhere Flexibilität und Zeitgewinn sind die Hauptargumente. Foto: Werner Westdörp

günstiger gelegenen Flugplatz Nordhorn/Lingen ansteuern kann. Aber auch „EDWN“, wie der Flugplatz am Randes Gewerbegebietes Klausheide auf halbem Weg zwischen Lingen und Nordhorn auf „Fliegerisch“ heißt, profitiert von dieser Entwicklung. Allein 2016 hat der Flugplatz 22 000 Starts und Landungen verzeichnet. „Ein Plus von 1600 im Ver-

Der Verkehrslandeplatz Osnabrück-Atterheide (Bild) kann ebenso wie sein Pendant Nordhorn/Lingen ganzjährig von Flugzeugen bis 5,7 Tonnen Gesamtgewicht angeflogen werden und ist daher auch für Geschäftsflieger interessant.

Foto: David Ebener

gleich zum Vorjahr“, freut sich Geschäftsführer Jörn Richter. Wie viele Flüge davon wirklich geschäftlicher Natur gewesen sind, lasse sich allerdings nicht nachvollziehen, gibt Richter zu. „Etliche Unternehmen haben bei uns ihre Maschinen stehen. An den Wochenenden fliegen sie oft privat, unter der Woche sind sie auch geschäftlich unterwegs.“

Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Für Flieger, die Ziele außerhalb des Schengen-Raumes ansteuern wollen, ist Nordhorn/Lingen nicht die erste Wahl. Da der Platz nicht als internationaler Flughafen eingestuft ist, gibt es vor Ort weder regelmäßige Zoll noch Personenkontrollen. Derartige Nonstop-Flüge von und nach Nordhorn/Lingen sind daher laut

Internationale Flughäfen: Charterflugzeug von PAD Aviation Service am Airport Paderborn/Lippstadt (oben),Flughafen Münster/Osnabrück. Fotos: PAD Aviation Service,FMO

Jan Heijblom von der Luftaufsicht nur unter besonderen Bedingungen möglich: „Dann müssen wir Zoll und Bundespolizei extra auf den Platz holen. Das ist ein ziemlicher Verwaltungsaufwand.“ Gelöst werden derartige Herausforderungen derzeit auf dem kurzen Dienstweg: „Wir schicken die von hier aus erst zu einem internationalen Flughafen. Für uns ist das der FMO.“ Allmählich nähert sich der Platz mit seiner für Flugzeuge bis zu einem Höchstgewicht von 5700 Kilogramm 900 Meter langen Asphaltpiste seiner Kapazitätsgrenze. Sämtliche 106 Abstellplätze sind laut Richter belegt. „Wenn die Nachfrage anhält, müssen wir über weitere Hangars nachdenken“, blickt der Geschäftsführer durchaus optimistisch in die Zukunft. Die Idee, die Start-und-Lande-Bahn zu verlängern, liege jedoch auf Eis. Stattdessen versuchen die Betreiber, den grenznah gelegenen Flugplatz anderweitig für Flieger noch attraktiver zu machen – zum Beispiel durch eine Erweiterung des Angebotes an verschiedenen Flugzeugtreibstoffen. „Man kann von einem Boom in der Luftfahrt sprechen“, freut sich Richter. Dafür spreche auch das rege Interesse an den platzansässigen Vereinen – zwei für Segel-, zwei für Motorflieger. Allein die Motorflieger haben laut Richter zurzeit 50 Flugschüler. Trotz des Booms sei ein Flughafen wie der in Nordhorn/Lingen nicht wirtschaftlich zu betreiben, muss Richter eingestehen. Im Vergangenen Jahr habe der Flughafen Einnahmen in Höhe von rund einer Million Euro erzielt; bei etwas höheren Ausgaben. Die zu Buche stehenden 60 000 Euro minus sei-

en allerdings zu verkraften, sagt Richter. Nicht zuletzt deswegen, weil der Betrieb des Flughafens auch in den Bereich Wirtschaftsförderung falle. Betreiber des

Flughafens sind die Stadt Nordhorn, die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, die Stadtwerke Lingen, Vereine und Privatpersonen.

Die relativ hohen Betriebskosten begründet Richter mit hohem Personalaufwand. Allein für die Luftaufsicht sind im Etat zwei hauptamtliche Mitarbeiter und zwei qualifizierte Aushilfskräfte vorgesehen. Im Sommer ist die Luftaufsichtsstelle täglich von 10 bis 20 Uhr besetzt. Darauf verzichtet werden kann nur an wenigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Und das nicht von ungefähr. Die dauerhafte Überwachung des Platzes und seiner Umgebung ist aufgrund der Nachbarschaft dringend geboten und verpflichtend. Ganz in der Nähe, quasi nur einen Steinwurf entfernt, liegt auf der anderen Seite des Kanals der Bombenübungsplatz Nordhorn Range – mit dem entsprechenden Flugverkehr: „Man muss schon im Blick haben, was da oben passiert. Die sind verdammt schnell.“ Über eine wachsende Anzahl von Flugbewegungen und Passagieren würden sich auch die Verantwortlichen größerer Regionalflughäfen wie der Flughäfen Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt freuen. Beide Flughäfen haben seit der Luftfahrtkrise nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York mit einem stetigen Rückgang der Passagierzahlen zu kämpfen. Seit dem Hoch im Jahr 2000 mit rund 1,8 Millionen Fluggästen ist deren Anzahl auf dem FMO bis 2016 auf weniger als 800 000 zurückgegangen. Viel los ist auf dem FMO fast immer nur bei den überwiegend von Geschäftskunden genutzten Verbindungen nach Frankfurt und München. Noch dramatischer ist die Entwicklung im 90 Kilometer entfernten Paderborn/Lippstadt. Die Betreiber des kleinsten kommerziellen Flughafens in Nordrhein-Westfalen mussten im selben Zeitraum ein Minus von 66 000 auf 20 000 Passagiere verzeichnen.

WEITERE FLUGPLÄTZE IM NORDWESTEN

Wo Geschäftsflieger in der Region starten und landen Flugplatz Bielefeld: Auf dem Flugplatz Bielefeld landen Maschinen bis 5,7 Tonnen. Dort können Unternehmen mit eigenen oder dort gecharterten Maschinen fliegen. Der Flugplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe sowohl zur A 2 als auch zur A 33. Er wurde kürzlich modernisiert. Am Flugplatz 1, 33659 Bielefeld, www.flugplatzbielefeld.de.

FMO können BusinessFlieger in einer eigenen Lounge durchatmen. Charterunternehmen bieten ihre Flugdienste. PAD Aviation Technics und Ask Air Service bieten Wartungsdienste an. Airportallee 1, 48268 Greven, www.fmo.de

Hannover Airport: Am Hannover Airport gelangen die Kunden durch Transferdienste zu ihrem Wunschziel nach Dortmund Airport: Am ihrem Flug. Auch hier General Aviation Termi- können große Businessjets landen. Bei mehrenal des Dortmunder Flughafens werden auch ren Unternehmen, wie Flugcharter Compass große Businessjets abAir Charter, werden gefertigt. WartungsunFlugzeuge verchartert. ternehmen bieten die Flughafenstraße 4, Instandhaltung der Flugzeuge an. Allerdings 30855 Langenhagen, www.hannover-airmuss im Flugbetrieb port.de des Airports eine Nachtruhe eingehalten werden. Flugplatz 7–9, Jade-Weser Airport: Am Jade-Weser Airport 44319 Dortmund, in Sande bei Wilhelmswww.dortmund-airhaven können Flugzeuport.de ge mit bis zu 14 Tonnen landen. Zudem ist durch Flughafen Münsdie Autobahnanbindung ter/Osnabrück: Am

eine hohe Erreichbarkeit mit dem Auto garantiert. Hier wird zudem ein Mietwagenservice angeboten. Flugplatz 1, 26452 Sande, www.edwi.info.

Flugzeugservice Osnabrück-Atter: Der Flugplatz ist ein Verkehrslandeplatz und wird für den Geschäftsreiseverkehr genutzt. Dort landen Maschinen mit einem Gewicht bis zu 5,7 Flugplatz Leer-Papen- Tonnen. Es gibt etwa burg: Der Flugplatz liegt 9000 bis 11 000 Flugbean der B 70, 200 Meter wegungen pro Jahr. – nördlich der Autobahn- Zum Flugplatz 83, abfahrt Leer-Nord der 49076 Osnabrück A 31/28. Dort können www.atterheide.de. Maschinen bis zu einer Masse von 10 Tonnen Paderborn-Lippstadt landen. Kloster-Thedin- Airport: Das General ga-Straße 83, 26789 Aviation Terminal (GAT) Leer, www.flugist für die Sicherheitsplatz.landkreis-leer.de. kontrollen und als Abflug-Lounge für PassaFlugplatz Nordhorn giere und Crews der Lingen: Der Flugplatz Businessflüge, eingeprofitiert in der Gerichtet. Unternehmen schäftsfliegerei von sei- wie PAD Aviation Service ner Lage an der nieder- und WHR Aviation Serländischen Grenze. Die vices verchartern BusiStart-und-Lande-Bahn ness-Jets. Auch größere soll erweitert werden, Varianten können dort damit auch größere landen. Das Terminal ist Business-Jets abgeferrund um die Uhr geöfftigt werden können. net. Flughafenstraße Flugplatzstraße 1, 33, 33142 Büren, 48531 Nordhorn, www.airport-pad.com. www.flugplatz-nordhorn-lingen.de. Jana Pohlmann

Das Drohnenmodell Ehang 184 war ein Blickfang auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas im Januar.

Foto: dpa

Selbstfliegende Taxis: Das Silicon Valley hebt ab Hightech-Unternehmen entwerfen den Luftverkehr von morgen

VON ANDREJ SOKOLOW dpa DALLAS/MOUNTAIN VIEW. Flugtaxis und Luftschiffe: Den Technologie-Unternehmern in Kalifornien wird es auf dem Boden zu eng. Sie versprechen eine Transport-Revolution in der Stadt mit kompakten Fluggeräten. Die Projekte stecken allerdings noch in den Kinderschuhen. Erst nahm das Silicon Valley die Entwicklung selbstfahrender Autos in Angriff, jetzt will die Tech-Branche Vorreiter bei zukünftiger Mobilität in der Luft werden. Der Fahrdienst-Vermittler Uber stellte Pläne für ein Netzwerk aus fliegenden Taxis vor, die Menschen in der Stadt befördern. Google-Mitgründer Larry Page bestätigte, dass er die Entwicklung kleiner Fluggeräte finanziert. Und der zweite Mitgründer des Internet-Riesen, Sergey Brin, lässt laut einem Medienbericht ein Luftschiff bauen. Uber will sich auch in der Luft auf die Rolle eines Plattform-Anbieters beschränken. Die Uber-Flieger sollen von Partnern wie dem Hubschrauber-Hersteller Bell oder dem Flugzeugbauer Embraer kommen. Uber will ein Netz aus „Vertiports“ betreiben, an denen die Fluggeräte senkrecht starten und landen können. Zum Jahr 2020 sind Tests in der texanischen Stadt Dallas und Dubai geplant. Das Ziel sei, drei Jahre später einen kommerziellen Betrieb aufzunehmen. Zu den Partnern gehört auch der Anbieter von Ladestationen Chargepoint. Vor einem kommerziellen Betrieb müssten allerdings neben technischen Lösungen auch noch viele rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden. Uber hatte Interesse am Luftverkehr in Städten bereits mit einem Strategiepapier im vergangenen Herbst gezeigt – jetzt folgt die Umsetzung. Für das Projekt „Uber Elevate“ holte sich die Firma unter anderem den erfahrenen Ingenieur Mark Moore von der US-Raumfahrtagentur Nasa. Uber argumentiert, dass die Straßen vollgestopft mit Autos und teuer im Unterhalt seien und man deshalb in die Luft ausweichen müsse. Und Uber rechnet vor, dass die Beförderungskosten pro Passagier und Kilometer mit der Zeit mit denen in heutigen Fahrdiensten vergleichbar sein würden – bei rund 1,40 Dollar. Für Uber sind die hochfliegenden Pläne eine willkommene Ablenkung

von immer neuen Negativ-Schlagzeilen in den vergangenen Wochen und Monaten. Nach Enthüllungen einer Software-Entwicklerin wird intern geprüft, ob die Firmenkultur frauenfeindlich und diskriminierend ist. Mitgründer und Chef Travis Kalanick musste zunächst versprechen, erwachsener zu agieren, nachdem er bei einem Wortgefecht mit einem Uber-Fahrer gefilmt wurde. Am 21. Juni dann trat Kalanick unter dem Druck der Investoren zurück. Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber vor Gericht einen Einsatz gestohlener RoboterwagenTechnologie vor. Hinzu kommen die

Uber hat Pläne für ein Netzwerk aus fliegenden Taxis.

fortlaufenden Milliardenverluste, mit denen Uber für das rasante internationale Wachstum bezahlt. Die aktuellen Finanzen stellen nach Ansicht einiger Beobachter auch die Umsetzung der ambitionierten Flugtaxi-Pläne infrage. Unterdessen denken auch andere über Luft-Mobilität in der Stadt nach. Mit Airbus arbeitet auch ein Industrie-Schwergewicht an Fluggeräten dafür. Die chinesische Firma Ehang will in diesem Jahr ebenfalls in Dubai Tests mit einer Art Riesen-Drohne starten, die eine Person befördern kann. Am Montag wurde auch ein von Google-Mitgründer Larry Page finanziertes Projekt zur Entwicklung kleiner Passagier-Fluggeräte vorgestellt. Der „Kitty Hawk Flyer“ erinnert äußerlich an eine Riesen-Drohne mit acht Elektromotoren, die einen Menschen auf dem Sitz in der Mitte tragen kann. Da das rund 100 Kilogramm schwere Fluggerät zur Sicherheit über einem See getestet wird, hat es statt Rädern Schwimmer ähnlich wie ein Wasserflugzeug. Nun berichtete der Finanzdienst Bloomberg, auch Brin habe ein Luftfahrt-Projekt – es sei aber ein großes Luftschiff, das in einem Hangar des traditionsreichen NASA Ames Research Center unweit der Google-Zentrale in Mountain View gebaut werde. Bisher sei das Metallgerippe fertig gebaut worden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Noch unklar sei, ob das Projekt ein Hobby von Brin sei oder er für die Zukunft an eine kommerzielle Nutzung denke.

Auch der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus arbeitet an ersten Entwürfen für eine Mischung aus Auto und Drohne.

Foto: Airbus


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

GELD & GESCHÄFT

Ein Marktplatz für die virtuelle Währung Die Herforder Bitcoin AG tritt mit zehn Mitarbeitern an, die Welt des digitalen Geldes aufzumischen

VON STEFAN WOLFF HERFORD. Ein Marktführer muss

nicht immer riesig sein; und ein an der Börse notiertes Unternehmen muss nicht Hunderte von Menschen beschäftigen. Die Bitcoin AG in Herford kommt mit gerade einmal zehn Mitarbeitern aus, tritt aber an, die Welt des virtuellen Geldes tüchtig aufzumischen.

Die Bitcoin Deutschland AG betreibt eine Handelsplattform für die virtuelle Währung Bitcoin (www.bitcoin.de). Eigenen Angaben zufolge handelt es sich hierbei um den größten Marktplatz in Europa. Mehr als 318 000 Kunden tummeln sich dem Vernehmen nach dort (Stand 1. Halbjahr 2016). Das Bitcoin-Netzwerk entstand Anfang 2009. Als Erfinder gilt ein Softwareentwickler mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Um wen es sich dabei genau handelt, ist bis heute ungeklärt. Die virtuelle Währung ist erdacht worden, um ein internationales Zahlungsmittel zu schaffen, das unabhängig

von Zentralbanken und anderen Finanzinstitutionen ist. So gesehen, ist der Bitcoin so etwas wie eine Reaktion auf den Vertrauensverlust, den das etablierte System während der jüngsten Finanzkrise erlitten hatte. Bitcoins werden nicht geprägt oder gedruckt. Sie werden nach einer frei zugänglichen komplizierten mathematischen Formel „geschöpft“. Grundlage dafür ist die sogenannte „Blockchain“, ein gemeinsames öffentliches Buchungssystem, das sicherstellt, dass Geschäftspartner bei Transaktionen auch wirklich im Besitz der Bitcoins sind. Die Überweisung findet zwischen zwei virtuellen Geldbeuteln („Wallets“) statt. Mit einem privaten Schlüssel („Seed“) wird der Geldtransfer signiert. Noch ist der Bitcoin ein Nischenprodukt. Wie das „Handelsblatt“ jüngst ausrechnete, zieht die Menge des umlaufenden virtuellen Geldes gerade mal am Trinidadund Tobago-Dollar vorbei. Dennoch wächst das Interesse. So wird der Bitcoin in China rege gehandelt, da Chinesen auf diese Art und Weise Kapitalverkehrskon-

trollen umgehen und ihr Geld außer Landes schaffen können. Kritiker sehen auch große Gefahren, dass mit dem Bitcoin illegale Geschäfte unter anderem mit Waffen und Drogen getätigt werden könnten. Diese Vorwürfe schüren Ängste unter den Verbrauchern, ob denn im Netz mit dem virtuellen Geld alles mit rechten Dingen zugeht und ob das Geld wirklich sicher ist. Die Bitcoin AG ist bemüht, solche Bedenken zu zerstreuen, und weist darauf hin, dass es sich bei der Handelsplattform um den ersten und weltweit bisher einzigen „Bitcoin-Handelsplatz mit geprüften Bitcoin-Kundenbeständen durch eine öffentlich-rechtlich bestellte deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft“ handle. Zudem seien die Kundenbestände auch offline gespeichert. Die Handelsplattform der Bitcoin AG ist die Schnittstelle zwischen der analogen und digitalen Welt. Angebote von Käufern und Verkäufern werden ebenso aufgelistet wie die neuesten Transaktionen. Auch haben die Teilnehmer einen stetigen Überblick darüber,

Verantwortlich: Andreas Holtze, ehemaliger CFO der Krombacher Brauerei, wird neuer Finanzvorstand der heristo aktiengesellschaft und ist als solcher ab dem 1. Juli für die Bereiche Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Steuern, Recht und IT zuständig. Er übernimmt damit die Aufgaben von Joachim Rabe, der sich nach über zwölf Jahren im Unternehmen für eine berufliche Neuorientierung entschieden hat. Übernahme: Der bayerische Gartenmarkt Dehner übernimmt die Niederlassungen von Gartencenter Münsterland in Osnabrück, Rheine und am Stammsitz in Münster. Die Übernahme zum 1. Juli garantiere den Fortbestand der drei Standorte, teilte das Familienunternehmen aus dem bayrischen Rain am Lech am Montag mit.

GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur), Dr. Anne Krum (Mitglied der Chefredaktion) KOORDINATION: Christian Schaudwet AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Jean-Charles Fays, Nadine Grunewald, Berthold Hamelmann, Lothar Hausfeld, Wilfried Hinrichs, Helen Hoffmann, Heinz Krüssel, Andreas Krzok, Sven Lampe, Matthias Liedtke, Christoph Lützenkirchen, Rolf Masselink, Julia Mausch, Sebastian Migura, Rainer Müller, Jana Pohlmann, Christian Schaudwet, Claudia Scholz, Andrej Sokolow, Anja Steinbuch, Werner Straukamp, Stefan Wolf, Thomas Wübker, Olga Zudilin REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Stephan Bär, Marie-Luise Braun, David Ebener, Erhard Frost, Michael Gründel, Swaantje Hehmann, Iris Kersten, Stephan Konjer, Jürgen Lüken, Jörn Martens, Elvira Parton, Wilfried Roggendorf, Imma Schmidt, Kurt Steinhausen, Werner Westdörp GRAFIK: Matthias Michel

wie sich der Kurs des Bitcoin in den vergangenen 48 Stunden entwickelt hat. Die Tauschwährung ist der Euro. Die Kursschwankungen sind zum Teil immens. Erst kürzlich ist der Bitcoin erneut auf über 1100 Euro gestiegen. Dazwischen hat es immer mal wieder deftige Abstürze gegeben. So wie im Jahr 2013, als die Kryptowährung nach Erreichen neuer Höchststände auf 300 Euro abgestürzt war. Damals hatte die Handelsplattform Mt. Gox Insolvenzantrag gestellt, und der Bitcoin hatte seinen Ruf als „Zockerwährung“ weg. Wo Chancen sind, sind eben auch Risiken, meint Oliver Flaskämper, Sprecher der Bitcoin AG.

„Bitcoins sind definitiv nichts für Fans von Sparbüchern, schwache Nerven und auch noch nichts für die private Altersvorsorge. Aber Bitcoins haben in den letzten sechs Jahren bewiesen, dass sie ein großes Potenzial haben und viele Chancen bieten, das Finanzsystem grundlegend zu verändern“, so Flaskämper. Die Bitcoin Deutschland AG jedenfalls profitiert von diesem Trend. Die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr sind noch unter Verschluss. Flaskämper spricht aber von deutlich gestiegenen Erlösen und Handelsumsätzen. „Der positive Trend hat sich im ersten Quartal durch den rasanten Kursverlauf des Bitcoin noch mal deut-

Foto: dpa

lich verstärkt“, sagt der Unternehmenssprecher. „Wir sind also in der Spur und sehr optimistisch, was die Entwicklung angeht.“ Die Halbjahresbilanz weist einen Überschuss in Höhe von 247 931,94 Euro aus. Die Bitcoin Deutschland AG ist eine hundertprozentige Tochter der Bitcoin Group SE. Die Aktien der Beteiligungsgesellschaft (die vorerst nur die Bitcoin AG im Portfolio hat) werden unter anderem an den Börsenplätzen in Frankfurt und Düsseldorf gehandelt. Lediglich sieben Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz, wobei durch eine Umplatzierung der Papiere auf bis zu 25 Prozent erhöht werden soll.

RWE voller Energie, „Diddl“ kraftlos

Kurz notiert Auszeichnung: Aus einer aktuellen Untersuchung ging die Sievert Baustoffgruppe, zu der die Unternehmen quick-mix (Trockenmörtel), Hahne Bauchemie und der Logistikdienstleister Sievert Handel Transporte gehören, als herausragender Arbeitgeber hervor. Sie erhielt vom renommierten Magazin „Focus Money“ das Siegel als bester Ausbildungsbetrieb ihrer Branche.

Nicht geprägt oder gedruckt: Bitcoins werden nach einer frei zugänglichen komplizierten mathematischen Formel „geschöpft“.

Stadtentwicklung: Die LIST Retail Development entwickelt in Gronau gemeinsam mit dem JointVenture-Partner HOFF (aus Gronau) auf dem ehemaligen HertieAreal ein neues Stadtquartier. Dieses über 15 000 Quadratmeter große Bauprojekt soll zur neuen Mitte der Stadt werden. Umfrageergebnis: Im aktuell schon sehr gut aufgestellten Mittelstand in der Region Weser-Ems sticht der Landkreis Emsland mit Spitzenwerten hervor. Zu diesem Ergebnis kommt die Frühjahrsumfrage 2017 der Wirtschaftsauskunft Creditreform. Vereinsgründung: Unternehmer und Vertreter regionaler Institutionen haben am 12. Mai 2017 in Meppen den Förderverein „pro E 233“ gegründet. Knapp 40 Teilnehmer waren der Einladung der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, des Wirtschaftsverbandes Emsland und der Ems-Achse gefolgt und unterzeichneten die Gründungsvereinbarung. Dazu gehörten auch der Landkreis Emsland und Unternehmer aus dem IHK-Bezirk Oldenburg. Ziel ist es, über die Vorteile des E-233-Ausbaus zu informieren. VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 0541/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 05921/707-410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 05921/707-410; E-Mail: gn.media@gnonline.de, Leitung Mediaverkauf: Eva-Christin List TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)

Vorsitz: Der Aufsichtsrat der EWE AG hat Bernhard Bramlage zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er folgt auf Dr. Stephan-Andreas Kaulvers, der in diesem Monat aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist. Bramlage gehört dem Aufsichtsrat der EWE AG seit 2012 an. Der 67jährige Jurist war nach seinem Referendariat in Konstanz unter anderem Stadtdirektor in Delmenhorst und Northeim. Im Jahr 2001 wählten die Bürger des Landkreises Leer ihn zum Landrat; dieses Amt hatte er bis Oktober 2016 inne. Exportsteigerung: Das Auslandsgeschäft der Unternehmen in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim dürfte sich 2017 wieder deutlich beleben. Impulse kommen von der wachsenden Weltwirtschaft. Im Januar sind die Auslandsumsätze um 10,2 Prozent gestiegen. Solche Zuwächse gab es zuletzt vor fünf Jahren. Diese Ergebnisse hat die IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim jetzt in ihrem aktuellen Exportbarometer zum Frühjahr 2017 veröffentlicht. Staffelstab-Übergabe: Im Rahmen der laufenden Neuausrichtung des Herforder Küchenherstellers Poggenpohl ist der Eigentümerwechsel vollzogen. Die Übergabephase an den neuen Gesellschafter ADCURAM ist abgeschlossen. Die gesamthafte operative Geschäftsführung übernimmt der 42-jährige Thomas Kredatus, der im Zuge des Gesellschafterwechsels im Februar in die Geschäftsführung berufen wurde. Wiedergewählt: Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie (VDAI) wurde Paul Gauselmann als Vorsitzender des Branchenverbandes erneut ohne Gegenstimmen in seinem Amt bestätigt. Bereits seit 1966 engagiert er sich für die Interessen der deutschen Automatenwirtschaft, seit 1981 steht er an der Spitze des VDAI.

Aufwärtstrend am Strommarkt – United Labels will wachsen VON LOTHAR HAUSFELD

Kursverlauf RWE AG

ESSEN/MÜNSTER. Auf einer wahren Kursrallye befinden sich Wertpapiere des Essener Energieversorgers RWE, die in den vergangenen Monaten massive Zugewinne erzielen konnten. United Labels dagegen, ein in Münster ansässiger Hersteller und Vertriebspartner von Comicerzeugnissen, muss dagegen starke Einbußen hinnehmen.

In den vergangenen drei Monaten kannten Aktien der RWE AG fast ausschließlich nur eine Richtung: nach oben. Satte 37 Prozent legten die Papiere im vergangenen Quartal zu, sodass einige Börsenexperten Kaufempfehlungen für die Aktie ausgaben. Analysten sehen Leuchtstreifen am Horizont für den bisher eher düsteren deutschen Strommarkt, zuletzt stimmten beim Essener Großkonzern auch die Quartalszahlen, das Jahresziel lautet, schwarze Zahlen zu schreiben. Das Unternehmen, das in der Region unter anderem mit dem Atomkraftwerk und dem Gaskraftwerk in Lingen sowie dem Steinkohlekraftwerk in Ibbenbüren ein gewichtiger Arbeitgeber ist, beabsichtigt, seine in der Vergangenheit eher gebeutelten Aktionäre in diesem Jahr an der positiven Entwicklung zu beteiligen: Der Versorger wolle für das Geschäftsjahr 2017 den Stamm- und Vorzugsaktionären eine Sonderausschüttung von einem Euro je Aktie zahlen. Diese Summe komme zu der ohnehin geplanten Dividende von 50 Cent je Aktie hinzu. RWE erhält für die von 2011 bis Ende 2016 gezahlte Brennelementesteuer rund 1,7 Milliarden Euro zurück. Das Bundesverfassungsgericht hatte die von den Atomkonzernen RWE, E.ON und EnBW ge-

Angaben in Euro 20,0 19,2 18,4 17,6 16,8 16,0 15,2

April

Mai

Kursverlauf United Labels AG

Juni Angaben in Euro

2,9 2,8 2,7 2,6 2,5 2,4 2,3 2,2 2,0 1,9

April zahlte Abgabe für verfassungswidrig erklärt und vom Bund die Rückerstattung verlangt. Die Sonderausschüttung belaufe sich auf 615 Millionen Euro. Mit dem überwiegenden Teil der Rückerstattung wolle der Konzern seine Bilanz stärken. RWE drücken immer noch Schulden in Höhe von fast 24 Milliarden Euro. In die entgegengesetzte Richtung bewegten sich dagegen die Papiere von United Labels AG aus Münster, die fast 23 Prozent verloren, zwischenzeitlich sogar auf unter zwei Euro abrutschten. Das Unternehmen, das Lizenzprodukte

Mai

Juni

von „Diddl“, „Playmobil“, „Hello Kitty“, „Batman“, „Angry Birds“ oder der „Sesamstraße“ herstellt und vertreibt, hatte in den ersten drei Monaten des Jahres einen Konzernumsatz von sieben Millionen erreicht, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 2,3 Millionen bedeutete. Dagegen verbesserten sich operatives Konzernergebnis, EBIT und Ergebnis nach Steuern. Derzeit steht der Ausbau des Vertriebsnetzes für neue „Diddl“-Produkte im Fokus des Unternehmens, das im Ausland unter anderem „FC Barcelona“-Fanshops betreibt.


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

GELD & GESCHÄFT

Niedersachsen hat in den USA 40 000 Jobs geschaffen Richard T. Yoneoka vertritt die Belange der USA in Norddeutschland – US-Konsul ermuntert unsere Region zu Investitionen in Amerika VON JEAN-CHARLES FAYS OSNABRÜCK. Der für Nord-

deutschland zuständige US-Generalkonsul Richard T. Yoneoka sieht US-Präsident Donald Trump als „Unterstützer des freien Welthandels“. Allerdings schränkt er ein: „Wir unterstützen diesen nur, wenn er auch fair ist.“ Beim USA-Ländersommerabend der IHK in Osnabrück erläuterte der Diplomat, was das für ihn bedeutet.

Yoneoka ist seit einem Jahr einer von fünf Generalkonsuln in Deutschland und vertritt die Belange der Vereinigten Staaten auch im IHK-Bezirk OsnabrückEmsland-Grafschaft Bentheim. Dass er so gar nicht wie sein Chef klingt, liegt wohl daran, dass er Diplomat ist. Trump gilt hierzulande wegen der drohenden Strafzölle, der geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko und seiner Absage an das Freihandelsabkommen TTIP als Protektionist. Yoneoka hat als US-Diplomat eine andere Wahrnehmung und erklärt Trumps Politik charmanter. Einerseits verweist der 45-Jährige mit japanischen Wurzeln zwar auch auf die von Trump kritisierten deutschen Handelsbilanzüberschüsse und darauf, dass die USA eine der offensten Marktwirtschaf-

ten der Welt hätten, weil die Hälfte aller Importe steuerfrei eingeführt werde. Andererseits lobt er den Mehrwert, den Amerika durch Deutschland hat: „Deutsche Investitionen in den USA haben dort aktuell 600 000 Jobs in Amerika geschaffen. Auf diesen Erfolgen müssen wir aufbauen.“ Allein 40 000 dieser Jobs resultieren aus niedersächsischen Investitionen. Daher sagt Yoneoka Worte, die Trump wohl nicht über die Lippen kämen: „Jedes Mal, wenn wir uns als transatlantische Partner für ein offenes Verhältnis zur Welt entschieden haben, haben wir Fortschritte erzielt, und unser Leben hat sich verbessert.“ Zwischen den Vereinigten Staaten, Deutschland und Europa gebe es vielfältige Bande. „Das wird auch in Zukunft so bleiben“, zeigt er sich überzeugt und erinnert an die kulturelle Verbundenheit, den Wissenschaftsaustausch, gegenseitige Investitionen und gemeinsame Werte. Der Mann mit dem kräftigen Bariton betont: „Amerika und Deutschland sind miteinander stark verbunden, aber wir dürfen diese Verbindung nicht als selbstverständlich voraussetzen. Wir haben einen umfangreichen Warenaustausch, und es wird weiterhin gegenseitige Investitionen in unsere Volkswirtschaften geben.“ Es seien die persönlichen Beziehun-

Herzlicher Empfang von Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (l.): Der US-Generalkonsul Richard T.Yoneoka (r.) trug sich bei seinem Besuch Mitte Juni ins Goldene Buch der Stadt ein. Foto: Jörn Martens

„In der Summe haben wir mehr gemeinsame Interessen.“ Richard T. Yoneoka

gen und Kontakte zwischen den Bürgern, die das Fundament der transatlantischen Partnerschaft begründeten: „In der Summe haben wir weit mehr gemeinsame als rivalisierende Interessen.“ Yoneoka erinnert daran, dass Deutschland Amerikas größter Handelspartner in Europa ist. Insgesamt hätten die USA und die EU die größte Handels- und Investitionspartnerschaft der Welt. Yoneoka versucht zu erklären, dass Trump gar keine Isolationspolitik wolle, und ermuntert Unternehmen aus der Region zu weiteren Investitionen in Amerika.

Bei der Frage, ob der weltweite Handel aktuell fair sei, verweist er auf einen Artikel der „New York Times“, der die durchschnittliche Zollgebühr bei Einfuhren in die USA auf 3,5 Prozent beziffert. Die Einfuhrzölle der EU-Staaten lägen hingegen durchschnittlich bei 5,1 Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium nennt dazu folgende Zahlen: US-Zölle für Autos, Teile und dazugehörige Motoren lägen überwiegend bei 2,5 Prozent, die für Lkw teils jedoch bei 25 Prozent. EU-Zölle für Autos lägen meist bei 10 Prozent, Zölle für Teile und Motoren

überwiegend zwischen 3 und 4,5 Prozent, Zölle für Lkw reichten von 3,5 Prozent bis 22 Prozent. Yoneoka legt den Fokus auf einen weiteren Aspekt des bilateralen Handels und seiner Kosten. Wenn man die Steueraufschläge hinzurechne, kämen die USA auf Mehrkosten in Höhe von neun Prozent. In Deutschland würden hingegen 24 fällig, in Frankreich und Großbritannien jeweils 25 Prozent. Unterm Strich sind die Importbedingungen der USA in Yoneokas Augen besonders günstig: „Die USA haben den geringsten Aufschlag an kombinierten Steuern und Zollgebühren weltweit.“ Die Zollgebühr für Einfuhren deutscher Autos in die USA läge bei höchstens 2,5 Prozent. Unternehmen aus dem Raum Osnabrück, dem Emsland und der Grafschaft Bentheim treiben regen Handel mit den USA, viele haben dort investiert. 150 Unternehmen aus dem Kammerbezirk exportieren derzeit in die USA, während 63 von dort importieren. Mehrere Unternehmen planen oder erwägen derzeit größere Investitionen in den Vereinigten Staaten, darunter der Maschinenbauer Wilhelm Niemann aus Melle, die Richert-Gruppe (Fenster) aus Wallenhorst, der Wartungsdienstleister August Storm aus Spelle (siehe Seite 6) und der Osnabrücker Logistiker Nosta.


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LEBEN & LEIDENSCHAFT

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Diese elegante Saunakabine – aus Altholz mit hinterleuchteten Salzsteinen und einer Steinwand aus „Nepal Brick“ – haben die Fachleute aus Bramsche-Hesepe im noblen Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg installiert.

Fotos (2): Corso Sauna Manufaktur

Schöner schwitzen TV-Prominente, bekannte Profisportler und Unternehmer zählen zur Klientel der Corso Sauna Manufaktur

Jährlich 300 bis 400 Saunen in Handarbeit und exklusivem Design. Corso verabschiedet sich von der Serienfertigung. Die digital gesteuerte Vital-Sauna wird das Modell der Zukunft. VON MARCUS ALWES BRAMSCHE. Kräftiger Personal-

zuwachs, räumliche Expansion am Hauptsitz in Bramsche-Hesepe, eine brandneue DesignAusstellung vor den Toren von München und auch international immer mehr Aufmerksamkeit: Die Sauna-Experten Max und Benedictus Lingens können sich beim Blick auf ihr Geschäft nicht beklagen.

Breit seien sie aufgestellt, unterstreichen die beiden Brüder und Chefs der Corso Sauna Manufaktur, die direkt an der Bundesstraße 68 liegt. Also an jener regional bedeutsamen Verkehrsachse, die die Stadt Osnabrück und dessen weitläufigen Nordkreis miteinander verbindet. „Für Privatkunden fertigen wir ebenso Saunen, die bei rund 3900 Euro beginnen, wie solche, die sehr hochwertige Design-Unikate sind. Dazu kommen dann noch die gewerblichen Kunden, die inzwischen aber immer höhere Ansprüche haben“, sagt Benedictus Lingens: „Nur stabil

und solide reicht nicht mehr. Die Hotels, Fitnessstudios oder Bäder wollen sich durch hochwertige Themen-Saunen vom Wettbewerb abheben. Das Auge isst eben mit.“ Die Umsatzzahlen stellt er nicht gern in den Vordergrund, den Fokus legt er vielmehr auf die Personalentwicklung. Die Zahl der Beschäftigten hat sich seit der Unternehmensübernahme binnen fünf Jahren von 21 auf 45 Beschäftigte mehr als verdoppelt – vom Zeichner bis zum Tischler. Zwischen 300 und 400 in Handarbeit erstellte Saunen verlassen in Bramsche-Hesepe jährlich die Werkshallen. „In der Regel dauert es zwei Monate vom Erstkontakt bis zum Einbau“, verdeutlicht Lingens. Saunen seien gefragter denn je und lägen im Trend, fügt er hinzu. „Die Menschen sind viel unterwegs, privat brauchen und suchen sie dann Entspannung.“ In der Bevölkerung gebe es ein gewachse-

Benedictus Lingens führt mit seinem Bruder Max den Saunabauer Corso. Foto: M.Alwes

nes Gesundheits- und Fitnessbewusstsein. „Und es gibt bei vielen Leuten einen Hang zur Belohnung in Stresszeiten“, so Lingens. Entsprechend würden Saunen bestellt. Vom Saunaliebhaber „von nebenan“ ebenso wie von bekannten Profisportlern, Comedians, Unternehmern oder TV-Promis. Die Namen der Kunden werden bei Corso sehr diskret behandelt. Immerhin lässt sich der Home page der Bramscher entnehmen, dass kürzlich Moderatorin Verona Pooth eine Altholz-Designsauna bei den Lingens-Brüdern in Auftrag gegeben hat. In der Region rund um Bramsche ist unterdessen bekannt, dass die Sauna-Unternehmer nicht nur das nagelneue Wellnessland im historischen Germanen-Look am Alfsee/Rieste gefertigt haben, sondern unlängst auch die entsprechenden Wünsche der Fußballer des VfL Osnabrück für deren Trainingsstätte erfüllten. „Nussbaum, Eiche, Thermo-Eiche, Altholz. Glatte Oberflächen, Furniere. Da passiert im Moment viel. Das ist angesagt“, beschreibt Benedictus Lingens die aktuelle Sauna-Mode. Eingebaut wird in Privathäusern, im Penthouse, in Hotels in aller Welt (u. a. im Vier Jahreszeiten in Hamburg, aber auch am Persischen Golf ), in Fitnessstudios (u. a. Venice Beach in Karlsruhe oder im Elements in München) sowie in Ferienwohnungen auf Norderney ebenso wie auf Schiffen und Jachten. Aber wie kommen diese Aufträge zu ihm ins beschauliche Hesepe? „Manche Kunden melden sich direkt, andere lassen das über ein Architekturbüro regeln“, erläutert Lingens.

Rund 15 Prozent des Absatzes bzw. Umsatzes gehen augenblicklich in die Region, 40 Prozent in das übrige Deutschland und gar 45 Prozent ins Ausland. Lingens spricht dabei von einem gezielten Erschließen internationaler Märkte wie der Schweiz, Österreich, Frankreich, Benelux, Dubai und Übersee– ohne allerdings die eigene Heimat zu vernachlässigen. Im Jahr 2012 hatten die Lingens-Brüder das seit rund 50 Jahren bestehende Unternehmen von den Vorbesitzern, die sich zur Ruhe gesetzt hatten, übernommen. In jener Zeit erfolgte auch der Umzug aus Wallenhorst nach Bramsche-Hesepe. Relativ schnell sei eine Neuausrichtung unter dem Motto „Manufaktur-DesignWachstum“ auf den Weg gebracht worden. „Letztlich lässt sich damit gut auf den Punkt bringen, was uns an der Selbstständigkeit fasziniert: Jeder Tag sieht anders aus.

„Stabil und solide reicht nicht. Das Auge isst eben mit.“ Benedictus Lingens, Corso

Eine auf zwei Seiten verglaste Corso-Sauna mit Espenholz in einem Penthouse.

Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich“, betont Lingens. Saunen von der Stange gebe es bei Corso nicht. Jede einzelne werde nach Maß und Kundenwunsch gefertigt – und garantiere Individualität. Von der Serienfertigung, so Lingens, habe sich das mittelständische Unternehmen inzwischen komplett verabschiedet. Auf dem Markt erwartet der Bramscher Geschäftsmann in den kommenden Jahren eine Orientierung hin zur digital gesteuerten Vital-Sauna. Diese passt sich automatisch den entsprechenden Parametern und Körperwerten der einzelnen Nutzer an. Beispielsweise durch einen kleinen Transponder, der vom Saunagänger getragen wird und der dessen persönliche Daten aufnimmt. Die Sauna stellt dann sofort die für den Nutzer aktuell ide-

ale Temperaturzone ein. Eine Idee, die Lingens sich inzwischen hat patentieren lassen. Trends dieser Art sind aber nicht nur in den Räumen am Firmenstammsitz in Hesepe zu sehen, sondern seit Mai 2017 auch in den Corso-Ausstellungen in Taufkirchen bei München (eingebettet in die größte deutsche Pool- und Schwimmteichausstellung) sowie in Rheinau bei Straßburg im „Poolsplace“. Ausgebaut wird zudem in den nächsten Jahren der Standort in Bramsche. Zusätzliche Flächen hat Corso hier bereits von der Stadt erworben – ohne bislang exakt zu verraten, was dort baulich genau geschehen soll. Klar scheint aber, dass für ein weiteres Wachstum des aufstrebenden Betriebes auch zusätzliche Produktions- und Lagerflächen gebraucht werden.


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

LEBEN & LEIDENSCHAFT

„Genießen hat etwas mit Mut zu tun“ Der Ernährungsforscher Guido Ritter aus Münster erklärt, warum wir den Ekel vor Würmern und Heuschrecken ablegen sollten Was glauben Sie: Wann werden wir Insekten als Lebensmittel ganz normal finden? 2018 werden mehr Produkte auf den Markt kommen, weil dann eine rechtliche Sicherheit da ist. Und in den nächsten fünf Jahren wird es ganz normal sein, dass im Supermarkt der Insektenburger neben denen mit Schweine- oder Rindfleisch steht. Es ist hilfreich, wenn das Produkt einen geschmacklichen Anker hat, den wir kennen, wie zum Beispiel auch bei Fleischersatzprodukten. Für Vegetarier gibt es Produkte, die aussehen wie Wurst oder Schnitzel. Die sind zum Teil fürchterlich, aber helfen dabei, sich nach jahrzehntelanger Gewohnheit mit etwas Neuem anzufreunden.

VON NADINE GRUNEWALD OSNABRÜCK. Dem einen läuft ein

Schauer über den Rücken, wenn er ein krabbelndes Insekt sieht, der andere schreit, wenn eine Spinne an der Wand hochläuft – kurz: Viele Deutsche ekeln sich vor Insekten. Doch in Zukunft werden wir uns von ihnen ernähren müssen. Wann sie auf unserem Speiseplan stehen werden und wie wir es schaffen, unseren Ekel zu überwinden, erklärt Guido Ritter, Professor für Produktentwicklung, Lebensmittelsensorik und -recht an der FH Münster, der sich mit der Ernährung der Zukunft und damit auch Insekten als Nahrung beschäftigt.

Wie gesund sind Insekten denn überhaupt? Sie sind in diesem Aspekt vergleichbar mit anderen tierischen Proteinen. Doch es kommt nicht auf die Menge des Eiweißes, sondern auf die Qualität an. Tests haben gezeigt, dass es da bei einer Reihe von Insekten ganz gut aussieht. Deshalb nehmen schon jetzt mehr als 2,5 Millionen Menschen Insekten in ihre tägliche Ernährung auf.

Herr Ritter, warum ekeln sich die meisten Deutschen oder Europäer vor Insekten? Dass wir uns vor Insekten ekeln und sie ablehnen, ist ein erlerntes Verhalten. Insekten sind bei uns stark mit Unreinheit verbunden. Wir haben das Gefühl, dass sie gar nicht verdaulich oder nahrhaft sein können, auch wegen ihres Aussehens. Eigentlich ist das ein bisschen ambivalent, wenn wir an Garnelen oder Hummer denken. Doch bei diesen Tieren haben wir ein ganz anderes Empfinden. Gibt es eine Möglichkeit, diese erlernte Einstellung zu verändern? Ja. Umlernen ist angesagt. Das braucht zwar eine gewisse Zeit, ist aber möglich. Und nötig? Genau. Im Moment leben wir noch im Überflussmodus. Alles ist immer und zu jeder Zeit verfügbar. Doch wenn 2050 zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben und alle gut essen wollen, werden wir uns das so nicht mehr leisten können. Die Steigerung der Zucht von Rindern, Schweinen und Hühnern wird dann nicht mehr ohne ökologische Katastrophen möglich sein. Auch aus ethischen Gründen müssen wir uns neue Quellen tierischen Eiweißes erschließen. Die Zucht und Verarbeitung von Insekten ist viel effizienter als beispielsweise die von Rindern. Wir bekommen fünfmal mehr tierisches Protein aus Insekten als aus Rindern. Also wird bald gar kein Fleisch mehr auf dem Teller landen? In Deutschland werden wir uns nicht ausschließlich von Insekten ernähren, aber sie werden in Zukunft einen Anteil daran haben, dass wir uns ausgewogen und ausreichend ernähren können. Wie schaffen wir es, dass wir uns nicht mehr vor Insekten ekeln? Umlernen kann durch positive Erfahrungen passieren. Das geht nur, wenn man sich traut, etwas Neues zu probieren – und man dabei merkt, dass das ganz lecker schmeckt. Doch diese Hürde muss man erst mal nehmen. Allerdings hat Genussfähigkeit generell auch etwas zu tun mit Mut, Risiko und Grenzerfahrung. Wir sehen das ja mit anderen Sachen: Sushi zum Beispiel fanden wir vor einiger Zeit noch eklig. Heute gibt es das in jedem Supermarkt. Die Vorstellung, dass da ein paar Maden und Käfer auf dem Teller liegen, ist trotzdem noch nicht wahnsinnig appetitlich…

Foto: David Ebener

Das lässt sich umgehen, wenn man die Insekten so präsentiert, dass man sie nicht gleich erkennt. Schokolade mit Maden zum Beispiel funktioniert hervorragend. Jeder kennt Schokolade und mag sie. Also probiert man sie auch eher, wenn man weiß, dass da noch etwas drin ist. Und dann merkt man, dass es crunchy ist, ein bisschen so wie Cornflakes. Und auf einmal ist das gar nicht mehr so spektakulär. Innovation in der Ernährung darf nicht zu spektakulär sein, sonst ist die Akzeptanz zu gering. Übrigens handhaben wir schon jetzt andere Produkte genauso: Wenn man ein ganzes Spanferkel auf den Tisch stellt, sind viele auch nicht so be-

„Wenn der Ötzi leckere Maden gefunden hat, hat er sie auch gegessen.“ Guido Ritter, Professor aus Münster

geistert. Da wollen wir ausblenden, was wir mit dem Tier verbinden. Wie schmecken Insekten denn überhaupt? Wenn man sie röstet, entstehen wie bei Fleisch und Fisch Röstaromen, da geht es in die nussigen Noten. Das macht sehr viel Spaß im Geschmack. Es entsteht eine Menge Aroma. Deshalb schmecken geröstete Kaffee- und Kakaobohnen auch besser als die unbehandelten Bohnen. Es können aber auch fruchtige Geschmacksnoten entstehen. Das hängt von der Art ab, was alles wie verarbeitet wird. Was ich bisher probiert habe, war nicht eklig. Wie häufig essen Sie selbst Insekten? Im Moment etwa einmal im Monat. Wenn ich was probieren kann, dann tue ich das auch. Aber in Europa sind Insekten noch nicht so häufig verfügbar. Das hat rechtliche Gründe, wird sich aber in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Ab dem 1. Januar 2018 tritt eine neue Verordnung in Kraft, die klar regelt, wie in der EU einheitlich mit Insekten umzugehen ist und wie wir geprüfte, gut gezüchtete und hygienisch einwandfreie Ware bekommen. Verglichen mit anderen Ländern: Wie weit ist Deutschland? In der EU sind Holland, Belgien und Frankreich am weitesten, was Möglichkeiten der Züchtung angeht. Da gehen Forschung und Poli-

tik Hand in Hand. Lebensmittelrechtlich ist die Schweiz am weitesten, im dortigen Lebensmittelgesetz sind bereits drei Arten zugelassen. In Deutschland werden die Forschung und die lebensmittelrechtlichen Möglichkeiten noch nicht so forciert, wie es in Frankreich und den Niederlanden der Fall ist. Was würden Sie vorziehen: ein saftiges Steak oder einen Insekten-Burger? Ein Stück NussSchokolade oder Schokolade mit Maden? Schokolade mit Maden finde ich vom Gefühl im Mund her spannend, bei der Nuss-Schokolade ist die Textur noch mal anders. Ich würde das eine nicht dem anderen vorziehen, sondern beides gleichwertig in die Ernährung einbauen.

In den nächsten fünf, sechs Jahren wird ein Madenburger nicht mehr so spektakulär sein. Wir müssen weg vom Dschungelteller-Image, damit wir Insekten als etwas Vertrautes in unsere Ernährung einbauen können. Wenn der Ötzi leckere Maden gefunden hat, hat er sie auch gegessen. Das RTL-Dschungelcamp hilft mit seinen Ekel-Menüs wahrscheinlich nicht dabei, uns Insekten schmackhafter zu machen? Dadurch wird das Essen von Insekten noch stärker zu einer Mutprobe gemacht. Aber im Dschungelcamp werden meistens auch Gerichte serviert, die selbst in den Ländern, wo die Insekten herkommen, absolute Raritäten sind. Auch in Deutschland isst nicht jeder täglich Schweinemagen oder Kutteln. Es gibt eben regionale Spezialitäten, und wir müssen neu lernen, Tiere ganz zu essen – und nicht nur die Lende vom Rind.

Das schmeckt: Guido Ritter würde Schokolade mit Nüssen und solche mit Maden gleichwertig in seine Ernährung einbauen. Foto: Marie-Luise Braun

Angenommen, in irgendeiner Zuchtstation werden Millionen von Insekten gezüchtet – und plötzlich gelangen sie in die freie Natur… Wir müssen darauf achten, dass wir keine Arten nach Europa holen, die hier nicht heimisch sind und bei denen es problematisch wäre, wenn sie ausbüxen würden. Bislang wird sehr stark auf Mehlwürmer, Heuschrecken und Grillen gesetzt. Aber das ist zu kurz gegriffen. Es gibt auch Ansätze, heimische Bienendrohnenlarven oder Seidenspinnerpuppen in Bioqualität zu züchten. Wir müssen schauen, wie wir die Insekten halten, damit wir nicht aus einer Massentierhaltung in die nächste kommen. Ein anderes Thema ist das Töten der Insekten. Derzeit geschieht das über das Einfrieren. All diese Überlegungen müssen von der Forschung begleitet werden und in die Gesellschaft einfließen. Die Entwicklungen dürfen nicht hinter verschlossenen Türen geschehen. Es gibt auch Start-up-Unternehmen, die sich mit der Insektenzucht zu Hause beschäftigen. Wenn die Nähe zum Produkt da ist, könnte auch die Akzeptanz in der Gesellschaft schneller steigen. Darüber nachzudenken, wie man Insekten angemessen tötet, klingt zugegebenermaßen merkwürdig. Krabbelt zu Hause eine Spinne rum, greifen viele einfach zum Staubsauger… Auch das liegt daran, dass unsere Einstellung zu Insekten stark mit Ekel und Unreinheit verknüpft ist. Aber auch sie gehören zur Natur. Dementsprechend müssen wir den Blickwinkel, mit dem wir Insekten begegnen, unbedingt überdenken. Was werden Insekten als Teil der breiten Ernährung für die deutsche Nahrungsmittelbranche bedeuten? Wie muss sie sich darauf einstellen? Insekten werden eine Erweiterung der Rohstoffpalette im Bereich Proteine darstellen. Die Nahrungsmittelbranche muss sich mit einer nachhaltigen Produktentwicklung und geschmackvollen Rezepturen darauf einrichten und hat eine Chance für neue innovative Lebensmittel.


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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Morbider Charme trifft auf Moderne Der Weinhandel Willenbrock hüllt eine denkmalgeschützte Tankstelle in Lingen mit Glas ein VON SVEN LAMPE LINGEN. Das Emsland ist nicht unbedingt als Hochburg der Freunde des guten Weines bekannt. Für Wein-Enthusiasten, die darüber hinaus Freude an gelungener Architektur haben, könnte sich nun allerdings Lingen zu einem Anziehungspunkt entwickeln.

Jahrzehntelang gammelte eine nicht mehr betriebene Tankstelle an der Bernd-Rosemeyer-Straße in Lingen vor sich. Der Verfall schien unaufhaltsam. Immer wieder einmal gab es Ideen für eine Nutzung des Areals, doch letztlich blieb alles beim Alten. Wohl auch deswegen, weil die in den 1950er-Jahren gebaute Tankstelle unter Denkmalschutz stand – und immer noch steht. Denkmalschutz? Bei einer Tankstelle? Wer beim Anblick den Verfall der Immobilie vor seinem geistigen Auge abschaltete, konnte tatsächlich erkennen, dass es sich um ein zumindest ungewöhnliches Bauwerk handelt. Entstanden war die Konstruktion mit dem ausladenden, geschwungenen Dach und einer trichterartigen Säule in Anlehnung an das Nierentisch-Design. Die zu damaliger Zeit in den USA weit verbreitete Bauweise war hierzulande ebenso wie der Baustoff Beton bis in die Fünfziger nicht eben weit verbreitet. Beton wurde seinerzeit fast nur für den Bau von Decken oder Brücken eingesetzt. Wie haltbar Beton sein kann, sollte sich über die Jahre zeigen. Lange Zeit widersetzte sich das Material dem kompletten Verfall. Wirklich schöner wurde die innenstadtnah gelegene Immobilie allerdings auch nicht. Nicht nur alteingesessene Lingener rümpften bei ihrem Anblick die Nase. So gingen etliche Jahre ins Land, in denen sich niemand traute, das Gemäuer aus einem Dornröschenschlaf zu wecken. Das Damoklesschwert des Denkmalschutzes und die Gefahr, möglicherweise für viel Geld giftige Rückstände aus dem Boden entsorgen zu müssen, mögen den ein oder anderen Interessenten abgeschreckt haben. Doch dann hatten der Eigentümer des Grundstücks, Gerd Bailer, und

Christoph Hofschröer vom gleichnamigen Lingener Bauunternehmen eine zündende Idee: Wenn das relativ kleine Tankstellengebäude auf dem fast 2000 Quadratmeter messenden Grundstück schon nicht weg kann, muss es halt Teil des Konzeptes werden. Das Architektenbüro Schulze Gronover aus Greven brachten die Idee der Verbindung von Alt und Neu schließlich in Form. Nicht nur für die hiesige Region durchaus mutig, planten die Architekten eine Art Glasschrank um die Tankstelle herum, die natürlich deutlich aufgehübscht werden musste. Um das Projekt abzurunden und den übrigen Raum sinnvoll zu nutzen, sahen die Pläne außerdem vor, auf der Rückseite der Glasvitrine ein mehrstöckiges Wohngebäude zu errichten. Fehlte nur noch eine passende Geschäftsidee nebst den zugehörigen Betreibern. Ein Blick ins Hofschröersche Familienumfeld brachte die Lösung. Isa Willenbrock, eine geborene Hofschröer, betreibt seit fast 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Hendrick den gleichnamigen Lingener Weinhandel. Passend auch, dass die Geschäftsräume des 1982 gegründeten Familienunternehmens am Telgenkamp mitten in einem Lingener Wohngebiet aus den Nähten zu platzen drohen. Das Unternehmerehepaar ist sofort Feuer und Flamme und steigt in das Projekt ein. „Wein ist ein Kulturgut mit einem gewissen Anspruch“, sagt Isa

„Wein ist ein Kulturgut mit einem gewissen Anspruch.“ Isa Willenbrock, Unternehmerin

Der Realität sehr nahe kommt diese Visualisierung.

So sah sie aus, die alte Tankstelle in der Bernd-Rosemeyer-Straße.

Abbildung: Hofschröer

Foto: Wilfried Roggendorf

Noch ist in den neuen Geschäftsräumen von Isa und Hendrick Willenbrock nur zu erahnen, wie ihr Weingeschäft einmal aussehen soll. So wie in dieser historischen Anzeige (oben) wurde einst für die Tankstelle an der Bernd-Rosemeyer-Straße in Lingen geworben. Fotos: Sven Lampe,Stadtarchiv Lingen

Willenbrock. Auch unter dem Motto der Verbindung von Tradition und Moderne passten ein Weinhandel und ein denkmalgeschütztes Gebäude sehr gut zueinander. Und als in Lingen verwurzelte Familien trügen sie auch eine gewisse Verantwortung. Ganz preiswert ist das Vergnügen nicht: „Wir sind mit einer knapp siebenstelligen Summe dabei“, lässt Isa Willenbrock durchblicken. Mittlerweile gehen die Arbeiten an der alten Tanke in den Schlussspurt. Bis zum geplanten Eröffnungstermin der neuen Geschäftsräume am 17. August muss noch einiges getan werden. Ein Blick ins Innere lässt aber schon jetzt erahnen, wohin die Reise gehen soll. Nicht alles ist bis zur Perfektion auf Neu getrimmt worden. Offen liegende Rohre, abgeplatzte und nicht ersetzte Fliesen sowie in die Jahre gekommene Lichtschalter betonen den Industriestil und strahlen einen gewissen morbiden Charme aus. „Shaby Chic“, wie es Isa Willenbrock formuliert. Herzstück der rund 450 Quadratmeter messenden Geschäftsräume soll ein etliche Meter langer massiver Tisch werden – umgeben von zahlreichen Regalen mit Weinflaschen. „Ein Treffpunkt zum Weinverkosten und für Weinseminare“, sagt Willenbrock. Sämtliche Räume der Tankstelle sollen genutzt werden. Eine Serviceecke nicht nur zum Einpacken von Geschenken gehört ebenso dazu wie eine Spezialecke für Spirituosen. In der ehemaligen Tankstellenwerkstatt soll ein weiteres etwas in die Jahre gekommenes Exponat die Blicke auf sich ziehen: eine „Kastenente“ von Citroën, mit der Hendrick Willenbrock noch heute zwischen dem Stammsitz in Lingen und den Filialen in Nordhorn und Rheine unterwegs ist. Was es laut Willenbrocks nicht geben wird, ist eine angeschlossene Gastronomie. Das würde sich auf dem lauschigen, von altem Baumbestand geprägten idyllischen Grundstück an der Kokenmühle sicher gut machen, passe aber nicht ist Konzept, verrät Isa Willenbrock: „Wir sind ein Handel und wollen ein Handel bleiben.“

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

LEBEN & LEIDENSCHAFT

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Mit dem Rad zu den Traumgärten

Welches Schloss für welche Situation?

Die Route der Gartentraum-Tour verbindet auf 170 Kilometern Ziele in der Varus-Region zwischen Osnabrück, Bad Essen und Rieste

Privatgärten sind der Renner bei radelnden Florafreunden.

Hier wartete auf die radelnden Gartenfreunde der Staudengarten am Sägewerk. Auf rund 350 Quadratmetern haben die Gärtner der Belmer Integrationswerkstatt (BIW) einen Staudengarten mit umfangreicher Bepflanzung angelegt. Eine Besonderheit des BIWGartens ist die Integration der offenen Hof- und Dachentwässerung des gesamten Grundstücks. Das Oberflächenwasser wird gesammelt und in einen Teich eingeleitet, in dem Seerosen, Sumpfcalla und Schwertlilien blühen. Insgesamt wurde bei der Planung des Gartens nicht nur eine artenreiche Vielfalt bedacht. Die Bepflanzung ist so angelegt, dass fast das ganze Jahr über etwas Blühendes zu sehen ist. Manche Blumenzwiebeln blühen gar bis weit in den Spätherbst hinein. Richtung Nordosten führt die Tour über das Wiehengebirge und Ostercappeln. In der Nähe des Mittellandkanals wird der Natur- und Obstgarten Mees erreicht. Ganz besonders gut verbinden sich traditioneller Gartenbau und Naturschutz in diesem Garten: Der passionierte Vogelkundler Klaus Mees legte rund um sein Fachwerkhaus eine Streuobstwiese an, die zahllosen Vögeln Nahrung und Nistplatz bietet. Der Hausherr erzählt kenntnisreich über die liebsten Nisthilfen und weitere Eigenarten seiner gefiederten Gartenbewohner.

Hausherren berichten vom Gedeihen ihrer Schmuckstücke. Besichtigungen einschließlich Tipps für Fortgeschrittene. VON SEBASTIAN MIGURA OSNABRÜCK. Wer guckt nicht mal

gerne über Nachbars Gartenzaun? In unserer Region lassen Gartenbesitzer Besucher immer häufiger Beet und Rasen begutachten. Der Weg in ihre Gartenwelten führt über die Route der Gartentraum-Tour –per Fahrrad.

Diese Route gäbe es nicht, wären da nicht die vielen gastfreundlichen Gartenbesitzer, die seit Jahren Besuchern aus nah und fern ihr Gartentor öffnen. Viele der Anlagen sind hingebungsvoll gestaltete private Gärten, die sich regelmäßig jedes Jahr am Gartentraum-Sonntag oder jederzeit nach vorheriger telefonischer Anmeldung für Besucher öffnen. Und das macht diese Tour im Osnabrücker Land unter allen Gartenrouten Deutschlands so besonders: der hohe Anteil an Privatgärten. Die Besitzer des Prachtgrüns freuen sich auf einen regen Austausch und können viel Informatives, Amüsantes und Erstaunliches über ihre „Gärtnerkarrieren“ erzählen. So wurden in jahrelanger Geduld einfache Viehweiden zu durchdachten Gartenräumen umgestaltet, traditionelle Bauerngärten behutsam erhalten und ideenreich weiterentwickelt, einst monotone Siedlungsgärten zu sortenreichen oder exotischen Anlagen umgewandelt oder Schwerpunkte auf Rosen, Fuchsien, Engelstrompeten oder ganz naturnahe Gestaltung gelegt. Insgesamt verbindet die Gartentraum-Tour 34 private und öffentliche Gartenanlagen in der Varus-Region zwischen Osnabrück, Bad Essen und Rieste und ist als mehrtägige Radtour ausgelegt. Der Start ist an jedem Ort möglich, beispielsweise östlich von Osnabrück in Belm. 68

Schwertlilien, Seerosen und Sumpfcalla blühen im Teich.

pd-f OSNABRÜCK. Etwa 340 000 Fahrräder werden jährlich in Deutschland gestohlen. Dem kann man nur mit einem guten Schloss den Riegel vorschieben. Vom dünnen Drahtseil bis zur Panzerkette: Dies sind die gängigen FahrradschlossVarianten für Radtour wie auch für den Alltagsgebrauch. Leichtes Drahtseilschloss. Dieses kleinste aller Schlösser verhindert vor allem die schnelle Mitnahme eines Rads – denn Gelegenheit macht bekanntlich Diebe. Da es einen Schnippmechanismus hat, lässt sich damit das Rad auch zum Beispiel im Zug gegen Umfallen sichern. Wenn das Fahrrad selbst durch ein stärkeres Schloss geschützt wird, nützt das Minischloss prima zum Anschließen von Körben und Taschen oder als „Hüttenschloss“ bei Mountainbike-Touren.

Nur wenige Kilometer am Kanal entlang gelangen die Radler zu Mithoffs Garten. Ein Garten wie im Märchen – mit ungewöhnlichen Ideen, kunstvoll, aber nicht künstlich. Auf etwa 5000 Quadratmetern ist hier auf dem alten Meyerhof zu Stirpe, heute Hof Mithoff, ein parkähnlicher Garten entstanden, umgeben von Wiesen und Feldern am Nordhang des Wiehengebirges. Schon vor Generationen hat die Familie begonnen ein Arboretum mit zahlreichen sehenswerten Bäumen anzulegen. Rund um Bad Essen gibt beispielsweise Hans-Jürgen Ehlert in seinem Fuchsiengarten Tipps für Fortgeschrittene. Der Rentner sammelt seit mehr als 40 Jahren und hat auf nur 450 Quadratmetern Reihenhaus-Grün inzwischen 400 Sorten beisammen. Ebenfalls auf Bad Essener Gebiet erhebt sich Schloss Hünnefeld, das im 17. Jahrhundert zu einer dreiflügeligen, zweigeschossigen Schlossanlage mit Wirtschaftshof ausgebaut wurde. Aus dem ehemaligen Barockgarten formte Clamor Adolph Theodor von dem Bussche um 1800 einen prachtvollen englischen Landschaftspark.

Durch heimische Botanik

Alfhausen

Die vier Teilrouten der Gartentraum-Tour durchs Osnabrücker Land

A1

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Bramsche 218

Engter Schwagstorf Bohmte

Wallenhorst Ostercappeln

51

51

A1

Bad Essen

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Belm

OSNABRÜCK

Rahmenschloss. Man kennt es vom traditionellen Hollandrad: Für den kurzen Sprung zum Bäcker dreht man den Bügel durch das Rad und zieht den Schlüssel ab. Vorteil: Es ist fest am Rad montiert, man hat es also immer dabei. Nachteil: Es ist nur eine Wegfahrsperre und hilft nicht gegen Wegtragen – richtig sicher ist das Rad nur, wenn es nicht nur abgeschlossen, sondern auch angeschlossen wird. Dafür gibt es sie auch mit optionaler Anschlusskette oder -kabel.

Blüten zur Linken, Blüten zur Rechten – und das ist nur die Zufahrt zu den eigentlichen Zielen auf der Gartentraum-Tour.Eines davon ist der Garten Grewe G in Herringhausen (oben rechts).

Quelle: Tourismusverband Osnabrücker Land

Fotos: Erhard Frost,Imma Schmidt,imago/Sabine Gudath

Zehn Fahrradbegriffe, die Sie ken nnen sollten pd-f OSNABRÜCK. Wer sich ein neues Fahrrad kaufen kaufen möchte, sieht sich einer Vielzahl von Produkten und Innovationen gegenüber. Hier sind zehn wichtige Begriffe, die man beim Besuch eines Fahrradgeschäfts in diesem Jahr unbedingt kennen sollte:

Eagle. Schaltungsspezialist Sram überraschte schon vor Jahren mit einer konsequent umwerferfreien Einfach-Schaltung für Mountainbikes. Diese Antriebstechnik wird nun durch die neuen „Eagle“-Komponenten weiter perfektioniert. Eine verbesserte Abstimmung der einzelnen Teile aus Kette, Kettenblatt, Schaltwerk und Kassette ermöglicht effiziente Schaltvorgänge. Zudem ist der Eagle-Antrieb langlebiger und

Bügelschloss. Dieses Schloss ist der ungebrochene Klassiker, quasi der Inbegriff des sicheren Schlosses. Am besten hat es statt eines Rundstahlbügels einen aus Vierkantmaterial, so muss man beide Flanken des Bügels zersägen, damit der Bügel sich aus dem Schloss herausdrehen lässt. Tipp: Breit genug wählen,

Das Schloss nicht nah am Boden festmachen.

Kabeloder Spiralkabelschloss. Diese Art Schlösser ist die wohl am weitesten verbreitete – und darum auch bei Dieben eher beliebt. Im Inneren haben sie geflochtene Stahldrähte und außen eine Gummihülle. Dem Angriff mit roher Gewalt, etwa einem Bolzenschneider, halten sie nicht lange stand. Darum sind sie eher für günstige Räder, kurze Parkdauer und/oder überwachte Parkplätze zu empfehlen.

damit der Rahmen an ein Straßenschild o. Ä. angeschlossen werden kann. Panzerkabelschloss und Panzerkette. Diese dicksten aller Fahrradschlösser halten auch schwerstem Gerät stand. Panzerkabel bestehen aus vielen kleinen geflochtenen Stahlseilen, die wiederum zu einem dicken Strang geflochten und robust gekapselt sind. Panzerketten sind aus extra gehärtetem Stahl, bis zu 14 Millimeter dick. Selbst große Bolzenschneider kommen hier kaum durch, und auch ein Trennschleifer braucht so lange, dass Diebe eher einen Bogen machen. Einziger Nachteil ist freilich ihr Gewicht. Stahlseilschlaufe. Als cleveres Zubehör zu jeder Schlossart gibt es ummantelte Stahlseilschlaufen in unterschiedlichen Längen. Mit ihnen lassen sich beispielsweise das Vorderrad, der Sattel oder Taschen schnell mit nur einem Schloss sichern. Aber auch der Kinderanhänger oder die Fahrräder der gesamten Familie vor dem Lokal oder auf dem Autodach sind so gegen Langfinger gesichert. Weitere Tipps. Natürlich muss man Schlösser passend zum Parkplatz wählen: An belebter Stelle und im Licht steht das Velo besser als dunkel hinterm Haus – dort muss man dem Schloss schon sehr vertrauen. Wartet das Rad den ganzen Tag am Bahnhof, verdient es möglicherweise zwei unterschiedliche Schlösser. Denn erstens hat jeder Dieb ein Lieblingsschloss, und zweitens nimmt er sich im Schnitt nur drei Minuten Zeit. Beim Anschließen sollte das Schloss möglichst weit vom Boden entfernt sein, damit dieser nicht als Widerlager für Hebel dienen kann. Gute Anlehn-Parkbügel haben deshalb im oberen Bereich eine Stahl-Öse. Wird der Schließzylinder möglichst unzugänglich positioniert, sind Zugang und Sicht erschwert, was das „intelligente Knacken“ der Schließung mit kleinen Werkzeugen verzögert.

Leasing. Fahrräder und E-Bikes können mit Unterstützung des Arbeitgebers geleast werden. Wie beim Auto gilt beim Dienstfahrradkonzept die Ein-Prozent-Regel. So erhalten Mitarbeiter die Möglichkeit, ihr Wunschrad über die monatliche Gehaltsabrechnung zu bezahlen und dabei Geld zu sparen. Nach Ablauf des Leasing-Vertrages kann das Rad entweder zu einem Restwert erworben oder ein neues Bike geleast werden.

leichter als vergleichbare Kettenschaltungen. Boost. Bei Boost handelt es sich um einen Achs-Standard, der dem Trend zu größeren Laufrädern im Mountainbike-Bereich gerecht wird. Dank breiterer Achsen werden die Speichen an den Naben im flacheren Winkel montiert, was die Steifigkeit insbesondere von großen 29-Zoll-Laufrädern erhöht. Durch die verbreiterte Aufnahme wird zusätzlicher Platz für voluminösere Reifen bis zu drei Zoll Breite geschaffen. Manche Hersteller nutzten die Boost-Achsen zur Konstruktion sogenannter Vario-Bikes, die eine Nutzung unterschiedlicher Laufradgrößen an einem Bike ermöglichen. B-plus. Um den Sinn von Reifen im Plus-Format, also vornehmlich 27,5-Plus oder kurz B-plus, drehen sich in der Fahrradbranche wilde Diskussionen. Angelehnt an die dicken Fatbike-Reifen, ist das Reifenmaß B-plus mit 2,6 bis 3,0 Zoll deutlich breiter als herkömmliche MTB-Bereifung und verspricht mehr Traktion bei weniger Luftdruck. Andererseits kann das höhere Gewicht für sportliche Fahrer ein Nachteil sein.

zip aufgebauten Schlösser am Rad unterbringen – beispielsweise an den für Flaschenhalter gedachten Gewinde-Ösen. Es gibt sie in verschiedenen Qualitäten und Gewichtsklassen, beliebt macht sie vor allem, dass die stabilen Streben sich durch die Gelenke flexibel benutzen lassen. Bei den besseren Faltschlössern finden sich schon die sehr sicheren Scheibenschließzylinder, die nicht gepickt oder mit Schlagschlüsseln geöffnet werden können. Auch hier gilt: Wenn es sicher sein soll, dann wird es schwer.

Faltschloss. Sehr platzsparend lassen sich diese im Zollstockprin-

Smart Cycling, Bikepacking, B-plus und vieles mehr – damit Sie beim Faahrradkauf nicht dastehen wie ein Anfänger

Gravel Bikes. Gravel Bikes sind Rennräder für Fahrten (auch) auf Feld- und Schotterwegen. Durch ihr breites Einsatzgebiet werden sie auch „Adventure Roadbikes“ oder „Multiterrain-Räder“ genannt. Profilierte, breitere Reifen sorgen für „Schlechte-Wege-Tauglichkeit“ und den nötigen Grip. Die Rahmengeometrie ist ein Kompromiss aus Rennrad und Cyclocrosser und ermöglicht so einen hohen Fahrkomfort auf unterschiedlichen Wegen.

Hunteburg

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Die wichtigsten Tipps zum Kauf eines Fahrradschlosses

Bambus. Nachwachsende Rohstoffe sind gefragt, und Bambus ist für den Bau von Fahrradrahmen eine interessante Alternative. Die stabilen Rohre federn Erschütterungen locker ab und sind dabei witterungsresistent.

Schön leise und ohne Öl am Hosenbein: Immer mehr Fahrradhersteller bieten ihre Modelle auch mit Riemenantrieben an. Foto: Wikimedia Commons

Bikepacking. Einfach ausgedrückt, ist Bikepacking die Synthese aus Fahrradfahren und Minimalismus-Camping. Es verspricht die Freiheit einer Mehrtages-Fahrradtour in Kombination mit dem Abenteuer eines Offroad-Ausflugs. Smart Cycling. Ob Navigation, Diebstahlschutz oder Trainingsdaten – Fahrradfahren wird digital.

Gerade bei E-Bikes scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Beispielsweise zeigt ein Fahrradhersteller eine Plattform zur Vernetzung von E-Bikes mit Smartphones. E-Connect heißt das System, das beispielsweise eine Ortungsfunktion, Leistungsdatenaustausch mit Trainings-Apps oder eine automatische Unfallerkennung mit Notruf bietet.

Riemenantrieb. Wartungsarm, leise, sauber und länger haltbar: Das sind die vier wesentlichen Vorteile eines Riemenantriebs gegenüber der Fahrradkette. Was bislang Reiseradlern und Langstreckenfahrern vorbehalten war, wird ab 2017 auch dem Alltagsfahrer ermöglicht. Immer mehr Fahrradhersteller machen ihre Rahmen nicht nur bei Citybikes „Riemen-ready“.

Innovative Sicherheit. Das Thema Sicherheit für Radfahrer wird 2017 in allen Facetten großgeschrieben. „Nut-Fix“ oder „Luminum“ sind dabei nur zwei neue Begriffe. Bei Nut-Fix handelt es sich um einen Diebstahlschutz für Laufräder und Sattelstützen. Durch eine spezielle Kappe an der Mutter lässt sich diese nur im Liegen öffnen. Aber auch der Radfahrer ist 2017 sicherer unterwegs. Gerade im urbanen Bereich setzen viele Hersteller auf zusätzliche Reflexelemente an Taschen, Helmen oder Bekleidung.

Der Kauf eines Schlosses sollte genauso wohlüberlegt sein wie der eines Fahrrads.

Foto: pd-f/Kay Tkatzik


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Ein Baum ist ihm nicht genug Der Erlebnispädagoge Jan Wichmann macht aus Waldklettern ein Geschäft – Viele Quereinsteiger in der Branche VON THOMAS WÜBKER OSNABRÜCK. Der Mensch stammt

vom Affen ab. Und der ist bekanntlich der geborene Kletterer. Auch heutzutage treibt es viele Erdenbewohner hinauf in luftige Höhen. Der Osnabrücker Jan Wichmann hat ein Geschäft daraus gemacht. Der Erlebnispädagoge und Jung-Unternehmer bietet Aktionen für Kinder und Erwachsene an, bei denen sie in Bäume und anderswo klettern können. Der Startschuss für seine Firma „Nordwand“ fiel übrigens in der Nähe von Affen.

Es habe ihn schon als Kind gereizt, auf Bäume zu klettern, sagt Jan Wichmann. In der Schule sei er oft zurückgepfiffen worden, wenn er mal wieder einen Baum bestiegen habe, berichtet der muskulöse junge Mann mit den langen blonden Haaren. Einen Computer habe er nie besessen. „Ich war schon immer ein Outdoor-Typ.“ Mit seinem Bruder sei er viel im Wald unterwegs gewesen. Der hat gleich hinter seinem Elternhaus begonnen, erzählt der 25-Jährige weiter. Wichmann könnte ohne Weiteres als Naturbursche kategorisiert werden. Zum einen sind seine Körperstatur und seine zupackende Art nicht geschaffen für einen Büro-Job; zum anderen will er durch seine Tätigkeit als Erlebnispädagoge Kindern wie auch Erwachsenen das Erleben der Natur nahebringen. Zunächst folgte Wichmann jedoch der Familientradition. Er erlernte den Beruf des Tischlers – so wie Vater und Großvater. Neben seiner Ausbildung arbeitete er im Kletterwald im Nettetal in Osnabrück. Nach dem Ende seiner Tischler-Lehre sei er eines Morgens aufgewacht und habe sich gefragt, wie es denn nun weitergehe, erzählt Wichmann. Er habe nachgedacht und seinen Gedanken vertieft. „Und nach dem Frühstück war die Idee da.“ Am Affentempel im Osnabrücker Zoo hat Wichmann im Frühjahr 2015 einen Kletterbaum aufgestellt. Nicht für die Schimpansen, sondern für Menschen. Und die kamen in Rudeln. „Das ist eingeschlagen wie eine Bombe“, berichtet er. Mittlerweile ist der Kletterbaum umgezogen. Er steht jetzt am Giraffen-Spielplatz und lädt von April bis Oktober zu Experimenten ein. Doch Jan Wichmann wollte – bildlich gesprochen – höher hinaus. Ein Baum war ihm nicht genug. Er wollte mehr Abenteuer anbieten. Daher auch der Firmen-

Rüst stzeug t im Metallk koffer: Eine Kletterpartie fordert dem Profi einiges an Vorbereitung ab.

Gute Verbindungen sorgen für Sicherheit: Wer hoch hinauswill, muss sich auf stabiles Mate erial verlassen können.

Ist gerne obenauf: Erlebnispädagoge Jan Wichmann,der schon immer gerne im Wald war,Tischler gelernt hat und jetzt immer noch mit Holz zu tun hat.

name Nordwand. Die Eiger-Nordwand in der Schweiz mit einer Höhe von 1800 Metern ist für den Osnabrücker ein Synonym für Abenteuer – und auch für Herausforderungen. Im Frühjahr 2016 hat Wichmann seine Ausbildung als Erlebnispädagoge abgeschlossen. Gelernt hat er bei den Schattenspringern in Bielefeld. Die Gruppe bietet spezielle Teamtrainings für Unternehmen und erlebnispädagogische Programme an, die den Zusammenhalt von Schulklassen und Jugendgruppen fördern. Eine ähnliche Angebotspalette findet sich auch bei Nordwand. Von Kindergeburtstagen mit Geocaching-Touren, wo die Caches in Bäumen versteckt sind, Klettern auf einer Himmelsleiter zwischen zwei Bäumen bis zum gemeinsamen Seilbrückenbau bei Betriebsausflügen und teambildenden Maßnahmen, die im Nachgang reflektiert werden, hat

„Ich war schon immer ein Outdoor-Typ.“ Jan Wichmann, Kletterfan

Wichmann einige Aktionen in petto, die eins gemeinsamen haben: Es geht immer nach oben. Seine Aktionen bietet er in einem Wald im Osnabrücker Stadtteil Nahne an. Er ist aber auch mobil und kann seine Kletterutensilien direkt bei seinen Kunden aufbauen, wenn die Voraussetzungen dafür passen. Mit seiner Geschäftsidee kann Jan Wichmann auch seinen Anspruch umsetzen, Menschen die Natur näherzubringen und sie aus ihren Komfortzonen zu holen. „Versuch mal was Neues, lass dich auf was Neues ein“, benennt er sein Credo. Für ihn persönlich sei es schön zu sehen, wenn Kinder oder Erwachsene durch ihn neue Erfahrungen sammelten oder gar über sich hinauswüchsen, sagt er. Diesen Antrieb teilt Wichmann mit vielen Berufskollegen in Deutschland. „Erlebnispädagogik ist naturnah und hat viel mit Be-

wegung zu tun“, sagt Holger Seidel vom Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. mit Sitz in Dortmund. Der Verband hat 48 natürliche und 89 juristische Mitglieder, also Vereine, Einrichtungen und Unternehmen – wie das Team der Schattenspringer, das in 13 Bundesländern aktiv ist. Bei der Erlebnispädagogik gehe es um die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Gruppe sowie um soziales Lernen, sagt Seidel. „Die Nähe zur Natur ist dabei eine Art Beigabe und wird von vielen Pädagogen als Gegensatz zur Schule eingesetzt.“ Erlebnispädagogik sei kein geschützter Begriff, so Seidel weiter. Die genaue Zahl der Menschen in Deutschland, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen und es ernsthaft betreiben, schätzt er auf zwei- bis dreitausend. Der Bereich sei relativ neu, so Seidel weiter. In den Neunzigerjahren

Wenn ich groß bin, möchte ich da meine Ausbildung machen.

Nachwuchsförderung

mit der AZuBi-Bildungsinitiative. Mehr Informationen unter www.gn-online.de/azubi

Fotos: Jörn Martens

habe es den ersten Boom gegeben. Anfang der 2000er Jahre seien die Angebote im Bereich zur Ausbildung explodiert. Der Bundesverband existiert seit 1992. Vor acht Jahren ist dort der Bereich Aus- und Weiterbildung aufgenommen worden. Erlebnispädagogen sollten laut Seidel über ein pädagogisches Grundstudium verfügen, mindestens 21 Ausbildungstage im Bereich Erlebnispädagogik absolviert haben und über konkrete Techniken in Fachsportarten wie Klettern, Segeln oder Wandern verfügen. „Ein Studium ist nicht entscheidend“, sagt Seidel. Ein Drittel der Mitglieder des Bundesverbands seien Quereinsteiger. Ihre Ausbildungen seien ein Äquivalent zum Studium. Jan Wichmann ist ebenfalls Quereinsteiger. Er bietet aber nicht nur erlebnispädagogische Angebote an. Er kann auch gerufen werden, wenn jemand tote Äste entfernen will oder eine Katze auf einen Baum geklettert ist und nicht mehr runterkommt. Den Ausflug in unpädagogische Gefilde sieht er ganz praktisch: „Die Ausrüstung ist ja da.“


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Alte Sterne sind seine Leidenschaft Mit Autoteilen reich geworden, hat sich der Bad Bentheimer Unternehmer Holger Diederichs Jungenträume erfüllt VON RAINER MÜLLER BAD BENTHEIM/NORDHORN. Er er-

innert sehr an die verstorbenen TV-Legenden Joachim Fuchsberger und Victor von Bülow. Der Bad Bentheimer Unternehmer Holger Diederichs hat sich trotz seines hohen Alters jungenhaften Charme bewahrt. Seine Leidenschaft für Oldtimer scheint ihn offensichtlich jung gehalten zu haben.

Den finanziellen Grundstock für seine automobile Sammelleidenschaft legte Diederichs genau vor 50 Jahren. Im Jahr 1967 gründete der Grafschafter in Bad Bentheim die Diederichs Karosserieteile GmbH, die heute rund 100 Mitarbeiter in der gesamten Bundesrepublik beschäftigt. Das Unternehmen versorgt über 14 000 Werkstätten und Autohäuser mit Ersatzteilen. Mehr als 36 000 verschiedene Artikel für über 1050 verschiedene Fahrzeugtypen sind bei Diederichs Unternehmen verfügbar. Die Produktvielfalt reicht von Querlenkern über Kühler- und Klimatechnik, Beleuchtung und Karosserieteile bis zu hin zu Sportspiegeln und Designleuchten. Der passionierte Oldtimer-Liebhaber Holger Diederichs hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinem Sohn und Geschäftsführer Jan-Christian für das in Bad Bentheim beheimatete Unternehmen am Buschkamp in Nordhorn ein neues Repräsentationsgebäude erstellt, um Geschäftskunden aus aller Welt angemessen in automobilhistorischem Rahmen empfangen zu können. Auf mehreren Hundert Quadratmetern sind die automobilen Oldtimerschätze von Diederichs

Ein tolles Schätzchen: Der über 80 Jahre alte Cadillac La Salle aus der Sammlung des Bentheimer Unternehmers.

untergebracht, wie zum Beispiel ein seltenes Mercedes „Adenauer“-Cabriolet 300 D, ein in Stuttgart in vierjähriger Arbeit restaurierter Mercedes 300 SL Roadster sowie ein Cadillac La Salle Cabriolet. Das Gebäude mit „Fort Knox“-

Stolz: Oldtimerfan Holger Diederichs in seinem Mercedes 300 D Cabrio.

Foto: Stephan Konjer

Charakter verfügt über eine ausgeklügelte Klimatisierungstechnik, die Erdwärme nutzt, um die Fahrzeuge in optimal klimatisierter, trockener und warmer Luft vor Rostbefall zu schützen. In der Region sieht man Holger Diederichs vor allem an schönen Sommertagen mit einem seiner Oldtimer auf den Straßen unterwegs. Oft ist „HD“ Chauffeur für Hochzeitspaare, die sich beispielsweise in seinem top-restaurierten lindgrünen Mercedes 300 D Cabriolet aus den 1950er-Jahren zur kirchlichen Trauung kutschieren lassen. Auch bei unterschiedlichsten Oldtimertreffen und bei offiziellen Oldtimer-Ausfahrten in ganz Deutschland ist Diederichs mit seinen historischen Fahrzeugen oft präsent. Hingucker ist natürlich immer sein roter Mercedes 300 SL Roadster – ein Traumauto aus der Wirtschaftswunderzeit, das sowohl von jungen wie auch

älteren Autofans immer wieder neugierig bestaunt wird. Im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte haben sich die vielen Geschäftskontakte von Diederichs sen. nicht nur für dessen weitverzweigtes Unternehmen ausgezahlt – auch die Instandhaltung und der Werterhalt seiner verschiedenen Oldtimer konnten über den „direkten Draht“ in die Konzernzentralen der Pkw-Hersteller gesichert werden – vielleicht einfacher als für manch anderen Kunden. Eine ganz besondere Freundschaft verbindet Holger Diederichs schon seit vielen Jahren mit Dieter Zetsche, der seit mehr als zehn Jahren Vorstandsvorsitzendem der Daimler AG ist. Wenn Autoprofi Zetsche Ende 2019 als Chef der Stuttgarter Premiummarke seinen Hut nimmt und zum Pensionär wird, haben die beiden Senioren noch mehr Zeit als heute, sich über ihr liebstes Hobby auszutauschen.

Foto: Rainer Müller

AUTOMUSEUM MELLE

300 Fahrzeuge aller Epochen Eines der größten Automuseen im deutschsprachigen Raum gibt es direkt in unserer Region: das Automuseum in Melle, untergebracht in einer historischen Möbelfabrik. Es beherbergt etwa 300 Fahrzeuge aller Epochen der Motorisierung. Die Zeitspanne der Exponate reicht vom Peugeot Vis-à-Vis von 1895 bis zum BMW Z 1, einem Technologieträger von 1990. Vertreten sind Fahr-

zeuge auf zwei, drei und vier Rädern, ausgerüstet mit Muskelantrieb wie ein Hochrad und allen Antriebsarten. Also gibt es neben Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren (Benzin/ Diesel/Wankel)

auch Elektroautos wie den Detroit Electric (1930) oder den 1919er StanleySteamer, der mit seiner Dampfloktechnik Zuschauer auf der Straße immer wieder in seinen Bann zieht. Getragen wird die Sammlung von Oldtimerenthusiasten aus der Region, die für einen ständigen Austausch der Exponate sorgen. gp Internet: automuseummelle.de

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DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

LEBEN & LEIDENSCHAFT 09.08.2017 | 15.00 UHR

TERMINE

Faktor Mensch – Führung und Personalentwicklung

DER WIRTSCHAFT

NINO-HOCHBAU KOMPETENZZENTRUM WIRTSCHAFT, NORDHORN

04.07.2017 | 17.00 UHR

15.08.2017 | 18.00 UHR

Existenzgründung (Gründerhaus)

ELKONET und MEMA: Video Content Marketing

HWK OSNABRÜCK-EMSLANDGRAFSCHAFT BENTHEIM

LANDKREIS EMSLAND KREISHAUS 2, MEPPEN

05.07.2017 | 17.00 UHR

17.08.2017 | 14.00 UHR

Markterkundung (Gründerhaus)

Kompakt-Seminar „Preise im Einkauf durchsetzen“

ICO INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK

Schülerinnen und Schüler der Stemweder-Berg-Schule besuchten während der Ideen-Ex Expo x in Hannover den

50 Jahre Elastmetall in Damme: Am Familientag schwebten

ZF-Messestand,um die neuesten Trends des Technologiekonzerns kennenzulernen.

Mutige über dem Werksgelände. Foto: BOGE Rubber & Plastics

Foto: ZF

DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT

06.07.2017 | 14.00 UHR WIGOS und MSO: Personal Recruiting 4.0 KREISHAUS AM SCHÖLERBERG OSNABRÜCK

06.07.2017 | 17.00 UHR

WIGOS-SEMINARPROGRAMM: KREISHAUS OSNABRÜCK

17.08.2017 | 18.00 UHR NOZ Wissensimpulse: Christian Lindemann NOZ MEDIENZENTRUM BERLINER PLATZ, OSNABRÜCK

17.08.2017 | 18.00 UHR

Business-Workshop (Gründerhaus)

8. Parlamentarischer Abend der Ems-Achse

IHK OSNABRÜCK-EMSLANDGRAFSCHAFT BENTHEIM

NEUES RATHAUS, RESTAURANT „DER GARTENSAAL“, HANNOVER

10.07.2017 | 10.00 UHR Kleines Unternehmerfrühstück FRÜHKAUF OSNABRÜCK

13.07.2017 | 14.00 UHR

Beim Netzwerkevent „Women@Middle Market“ diskutiert rten t

31.08.2017 | 14.00 UHR

(v. l.) Brigitta Nickelsen, Jowana Lohmöller und Beate Bößl. Rechts Moderatorin Elisabeth Greve von PwC. Pw w Foto: PwC Pw w

Bilanzpressekonferenz zum Jubiläum: Unternehmensgründer Paul Gauselmann (2. v. l.) und seine Vorstandskollegen stehen Rede und Antw twort w rt. t Foto: Gauselmann AG

Kompakt-Seminar „Erfolgreich auf Messen“ WIGOS SEMINARPROGRAMM: OSNABRÜCKER NORDKREIS „Dauerläufer“ John McGurk (l.) und Christiane Sajdak, Geschäft ftsführerin t BASF Polyurethanes GmbH Lemförde (2.v.l.),schickten die Sport rtler t während des „Lemförder Sommers“ auf die Strecke. Foto: BASFLemförde

06.09.2017 | 09.00 UHR Kongress für betrieblichen Arbeits- u. Gesundheitsschutz

Kompakt-Seminar: „No risk – much fun“ WIGOS SEMINARPROGRAMM KREISHAUS OSNABRÜCK

Die Maschinenbauer Abacus und WF besiegeln ihre strategische Part rtnerschaft t ft. t

13.07.2017 | 14.00 UHR

Foto: Abacus

OSNABRÜCK-HALLE OSNABRÜCK

16.09.2017 | 10.00 UHR

Social Media (Gründerhaus-Vortrag)

14. Jobmesse Osnabrück (auch 17.09.2017)

ICO INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK

AUTOHAUS WALKENHORST OSNABRÜCK-SUTTHAUSEN

Alexander Busch (l.), Olaf Piepenbrock (M.), Moritz Böcking (Klasmann Deilmann) auf der Jahreshauptv tversammlung v der

25.07.2017 | 17.00 UHR

regionalen Industriearbeitgeberv rverbände. v

21.09.2017 | 08.30 UHR

Foto: M.Gründel

Leadership Development Congress 2017

Info-Veranstaltung: Existenzgründung

BÜROLOFT SALT AND PEPPER OSNABRÜCK

HANDWERKSKAMMER OSNABRÜCKEMSLAND-GRAFSCHAFT BENTHEIM

23.09.2017 | 10.00 UHR

27.07.2017 | 14.00 UHR

24. Immobilienmesse Osnabrück (auch 24.09.2017)

Chef-Seminar: „Gute Verkäufer & Vertriebler“

AUTOHAUS WELLER PAGENSTECHERSTR., OSNABRÜCK

WIGOS SEMINARPROGRAMM: KREISHAUS OSNABRÜCK

20.11.2017 | 18.00 UHR

27.07.2017 | 17.00 UHR Finanzplan-Workshop in Osnabrück ICO INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK

Landrat Dr. Michael Lübbersmann (4. v. l.) und Wirt rtschaft t ftsförderer t Siegf gfried f Averhage (r.) testen das Putting Green im neuen Melos-Village: Melles Bürgermeister Reinhard Scholz sowie Führungskräft fte t der Melos AG waren mit von der Part rtie. t Foto: Wigos

Deutscher Stift ftungstag t 2017 in Osnabrück (von links): Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), Verbandsvorsitzender Michael Göring, Gabriele Quandt und Florian Langenscheidt unterhalten sich in der Osnabrück-Halle. Foto: David Ebener

Unternehmertag Ostwestfalen-Lippe 2017 IHK OSTWESTFALEN ZU BIELEFELD, STADTHALLE BIELEFELD

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Sonntagsausflug in die Ippenburger Gärten!

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eutschlands größter Küchengarten steht in sommerlicher Pracht und die Rosenblüte des Ippenburger Rosariums geht dem Höhepunkt entgegen. Im Schatten der Waldinsel erheitert die Ausstellung „ALICE WUNDERT SICH!“, im Mundraubgarten reifen die Äpfel und locken köstliche Beeren, der Zitronenhain duftet in der Mittagssonne und das Café im Alten Pferdestall serviert auf dem Balkon oder im Schatten alter Obstbäume Kaffee & Kuchen und kleine Lunchgerichte. Wer die Ippenburger Gärten ohne den großen Festivaltrubel erleben möchte, hat dazu sonntags bis Ende Juli Gelegenheit! Am großen Glashaus werden Zitrus- und andere Obstpflanzen der Firma Lubera angeboten, sowie Clematis, Rosen, Stauden, Kräuter, Dahlien und Lilien. Im Torhaus präsentieren „Raters“ aus Melle und „Shop and Friends“ aus Gütersloh ein verführerisches Angebot von Accessoires für Haus und Garten. Bis Ende Juli 2017 Ippenburger Sonntage sonntags 11–18 Uhr, Eintritt Erw. 6,- € Großes Ippenburger Herbstfestival im September zum Abschluss der Gartensaison 2017! Erntezeit im Ippenburger Küchengarten! Ausladende Pflanzenpracht

Viktoria von dem Bussche wohin man schaut! Genießen mit allen Sinnen – das ist das Motto auf Schloß Ippenburg und der über 150 Aussteller. Die 6. Ippenburger Kürbismeisterschaft wird wieder ein großes Spektakel werden! Das Restaurant im Alten Pferdestall geht mit Festivalende in die Winterpause – Ende der Gartensaison 2017! 22.–24. 9. 2017 Ippenburger Herbstfestival 11–18 Uhr, Eintritt Erw. 12,- €

Kerstin Albrecht – ADTV-Tanzlehrerin u.v.m.

Bad Essen im Osnabrücker Land

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Carla Editha Högermann – Geschäftsführerin Firma Rawie Hilde Middelberg – Inhaberin Juwelier Middelberg Claudia Greßmann & Karen Schenke – Geschäftsführerinnen Autohaus Heiter

Wir leben und arbeiten in Osnabrück. Wir fertigen Schranken- und Zugsicherungssysteme – für unsere Region und für Deutschland, für Europa und für die Welt. Sie alle tragen das Markenzeichen RAWIE Osnabrück. Darauf sind wir stolz. RAWIE . Zugsicherungs- & Schrankensysteme

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Geschäftsführerin Carla Editha Högermann

Bei Fragen und für weitere Informationen kontaktieren Sie mich gerne. Mehr über mich bei XING KONTAKT

Ippenburger Sonntage 6€ Eintritt

Kerstin Albrecht • 49076 Osnabrück • Telefon 05 41/68 55 54 11 E-Mail: info@kerstin-albrecht.de • www.kerstin-albrecht.de

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Ippenburger Herbstfestival 12€ Eintritt

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Diamonds are forever!

Seit 3000 Jahren faszinieren Diamanten die Menschen aller Kulturen. Macht, Kraft und Unversehrtheit mögen in früheren Zeiten Anlass gewesen sein, einen Diamanten zu überreichen. Heute zeigt ein Geschenk mit Diamantbesatz nur eins: Liebe – so stark und klar wie dieses Juwel. Fair trade diamonds werden dem unvergänglichem Mythos gerecht! Diamantfieber: Der große Auftritt mit kleinen Diamanten.

Unsere Sachverständigentätigkeiten umfassen: Diamanten: Echtheitsprüfung mit Zertifikat, Erstellung von Expertisen. Wertermittlung. Edelsteine: In meinem Edelsteinlabor prüfe ich Ihren Edelstein auf Echtheit, Gewicht und Herkunft. Gold- und Perlenschmuck: Ich bewerte Ihre Schmuckstücke für Versicherungszwecke. Der vorgelegte Schmuck wird auf Tragfähigkeit überprüft. Schmuckpässe werden angelegt.

Die Faszination des Schönen! Sei es durch die Farbe und dem Glanz oder durch einen besonderen Einschluss. Die Seltenheit des Edelsteins fasziniert jeden Betrachter. Sie finden bei uns Ihren Lieblings-Edelstein! Wir haben für Sie Sternzeichenringe gefertigt.

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Gerne gebe ich meine Erfahrungen an Sie weiter

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Antiken Schmuck: Jedes Schmuckstück erzählt seine eigene Geschichte. Hat Tragespuren. Die Herstellungszeit und den aktuellen Handelswert ermittle ich gerne für Sie. Antikes Silber: Liebhaber suchen und finden antikes Silber. Anhand der Punzen identifiziere ich Ihre Silberschätze. Auf Wunsch renoviere ich Ihren Silberschatz fachgerecht.

eine wichtigste Motivation ist das große Interesse an Menschen und deren Entwicklungspotenzial. Ich kenne die Situation von Menschen in Phasen hoher beruflicher und sportlicher Belastung und weiß um die Auswirkung auf Motivation, Gesundheit und Erfolg. Der Umgang mit hoher Belastung und die Gesunderhaltung von Menschen in herausfordernden Situationen sind für mich essenzielle Themen im Rahmen meiner Tätigkeit. Herausforderungen anzunehmen, selbstsicher und stilsicher zu werden, sich dem Leben zu stellen, es positiv anzunehmen, es zu lieben und das Lächeln nicht zu verlieren. Das ist für mich der Sinn des Lebens und das gebe ich gerne weiter. Ich bewege mich als Coach in den Feldern Tanzen, Business Knigge – Moderne Umgangsformen, Life Kinetik und Moderation – Organisation von Events. Gruppen- oder Einzel-Coaching bei Seminaren im Bereich Business-Knigge – Moderne Umgangsformen oder Life Kinetik, private

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Jedes Sternzeichen kennt seinen Glücksstein. Auch für Sie gibt es den passenden Glücksstein, den wir als Ring vorrätig halten. Gerne suchen wir mit Ihnen Ihren Glücksstein. Auch Sie können Ihre Ideen für das Schmuckstück mit einbringen.

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Henry Ford überreichte 1924 den Ford-Vertrag Autohaus Heiter – Traditionsreichster Fordhändler in Osnabrück

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ährend der Suche nach einem geeigneten Standort für sein Werk in Deutschland, überreichte Henry Ford 1924 bereits einigen Händlern die ersten Ford-Verträge. Das Haus Heiter war eines der Unternehmen, die das Vergnügen hatten, Henry Ford zur Vertragsübergabe begrüßen zu dürfen. Begeisterte Kunden sind das Ziel 93 Jahre enge Zusammenarbeit mit Ford haben das Autohaus Heiter geprägt. Das Bewusstsein, dass nur außerordentliche Leistungen und starke Innovationen Kunden begeistern können ist eine Herausforderung, die das Autohaus Heiter täglich neu annimmt. Inzwischen konnten sich viele Kunden davon überzeugen, dass das gut ausgebildete und regelmäßig geschulte Team erstklassigen Service bietet. Das führt zu einer hohen Kundenbindung. Einige Kunden halten dem Autohaus Heiter bereits bis zu 50 Jahre die Treue. Doch nicht nur die fachliche Qualifikation zeichnet das Autohaus Heiter aus. Hier werden Kunden von den Mitarbeitern so beraten, wie es sich jeder wünscht: Fair und kompetent. Mit dieser Einstellung ist es den Heiter-Mitarbeitern gelungen aus Kunden Freunde zu machen. Zusätzlich begeistert die innovative Produktpalette von Ford. Der EcoBoost-Motor wurde zum 5ten mal in Folge als bester Motor des Jahres prämiert, der Ford Ranger glänzt im Bereich der Nutzfahrzeuge durch 5 Sterne beim Crashtest. Der Hybrid Mondeo ist vorne mit dabei beim Thema E-Mobility und ab diesem Jahr testet Ford erstmalig in Europa autonomes Fahren. Rund-um-Service Auf 20.000 m² werden Privatkunden, Gewerbeund Flottenkunden individuell von spezialisierten Verkaufs- und Servicemitarbeitern professionell in allen Sparten betreut.

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Frauen in Führung: Claudia Greßmann und Karen Schenke haben sich neben ihrem Vater Wolfgang Kowalski fest in der Geschäftsführung etabliert.

Innovatives Familienunternehmen Das Unternehmen wird geführt vom Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Kowalski, der über eine jahrzehntelange Erfahrung, sowohl in der Branche, wie auch in der Zusammenarbeit mit Ford verfügt. Ebenfalls in der Geschäftsführung fest etabliert haben sich seine Töchter Claudia Greßmann und Karen Schenke. Die innovative Leitung legt u. a. sehr viel Wert auf die persönliche und fachliche Entwicklung der 59 Mitarbeiter, denn Wertschätzung und Anerkennung zu erlangen sind das Bestreben eines jeden Menschen und führen letztendlich zu eigenverantwortlichem Arbeiten, hoher Motivation und zur Zufriedenheit. Nur so können die hohen Anforderungen der Kunden und die des Herstellers erfüllt werden, denn mit den Mitarbeitern steht und fällt ein Unternehmen. Zusätzliche Motivation erhalten die Mitarbeiter durch vielfältige Karrieremöglichkeiten, die im Autohaus Heiter angeboten werden können. Viele haben bei Heiter zudem ihr Berufsleben mit der Lehre begonnen und sind bis zum Eintritt in die Rente dem Hause treu geblieben. Für die Zukunft bildet das Unternehmen derzeit 9 junge Menschen aus. Zusätzlich unterstützt das Autohaus integrativ einen jungen Flüchtling aus Syrien, der ebenfalls seine Ausbildung im Hause Heiter absolviert.

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eit mehr als zwei Jahren ist die Agentur emsconcept im emsländischen Dalum bei Geeste, gelegen zwischen Meppen und Lingen, erfolgreich aktiv. Anne Buchholz bietet mit ihrer Agentur für Werbung und Design Dienstleistungen für Privatpersonen, Vereine und Unternehmen an. Das Angebot reicht von der Entwicklung eines neuen Logos über die komplette Geschäftsausstattung wie Briefpapier, Visitenkarten, Blöcken, Flyer, Broschüren, Kugelschreiber, Stempel und vieles mehr bis hin zu aufmerksamkeitsbringenden Werbeartikeln oder Textildruck. Ein Start-up-Unternehmen profitiert von der kreativen Kompetenz emsconcepts bei der konzeptionellen Planung, beginnend mit dem sprichwörtlichen „weißen Blatt Papier“, ebenso wie ein etabliertes Unternehmen, das über einen inhaltlichen wie optischen MarkenRelaunch nachdenkt. Die Produktion von Arbeitskleidung gehört ebenso zum Portfolio wie das Erstellen von Club-T-Shirts: mit dem Kegelclub nach Mallorca oder mit der Fußballmannschaft vor dem Aufstieg – alles ist problemlos möglich.

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Auch im Onlinebereich bietet emsconcept eine umfangreiche Palette an Dienstleistungen an, erstellt komplette Webseiten und betreut diese auch anschließend. Das Planen, Designen und Erstellen von Folierungen und Beklebungen für Fahrzeuge steht ebenso auf dem Programm wie das Rundumpaket für alle Arten von Feiern: Einladungen, Menükarten, Kirchenhefte oder Danksagungskarten werden ebenfalls von Anne Buchholz und emsconcept erstellt.

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