GN-Trauer: 2017

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T R AU E R D E N

A B S C H I E D

Verlagsbeilage der Grafschafter Nachrichten 25. Oktober 2017

G E S T A L T E N

Wege aus der Trauer Nordhornerin findet zum Leben zurĂźck

Trost in schwierigen Zeiten Krankenhausseelsorge in der Euregio-Klinik Nordhorn

Wenn ein Kind stirbt Eltern finden Hilfe im Gespräch


Woran gedacht werden muss Formalitäten und wichtige Aufgaben bei einem Todesfall Wenn ein Todesfall eintritt, muss entschieden werden, welche Formalitäten selbst übernommen und welche an ein Bestattungsinstitut delegiert werden sollen. Die folgende Checkliste bietet eine kurze Übersicht der wichtigsten Punkte, die bei einem Todesfall zu erledigen sind:

Bestattungsvorsorgevertrag (falls vorhanden)

1. Arzt benachrichtigen

Rentennummer bereithalten

Dieser stellt die Todesbescheinigung aus. Bei einem Sterbefall im Krankenhaus erfolgt dies durch die Krankenhausverwaltung.

2. Bestatter benachrichtigen Der Bestatter sollte zu einem möglichst frühen Zeitpunkt benachrichtigen werden, damit er den Angehörigen behilflich sein und sie beraten kann. Es ist dagegen nicht erforderlich, dass der Verstorbene sofort ins Bestattungsinstitut überführt wird. Er kann bis zu 36 Stunden zu Hause aufgebahrt werden, damit die Angehörigen von ihm Abschied nehmen können. Bevor ein Bestatter benachrichtigt wird, sollte geprüft werden, ob der Verstorbene mit einem bestimmten Bestatter bereits einen Bestattungsvorsorgevertrag abgeschlossen hat.

3. Engste Angehörige benachrichtigen 4. Wichtige Dokumente im Trauerfall: Nachweis über den letzten Wohnsitz Todesbescheinigung vom Arzt Personenstandsurkunden Bei Ledigen: Geburtsurkunde Bei Verheirateten: Heiratsurkunde Bei Geschiedenen: Heiratsurkunde und Scheidungsurteil mit Rechtskraftvermerk Bei Verwitweten: Heiratsurkunde und Sterbeurkunde des Ehepartners Bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften: anstelle der Heiratsurkunde ist die entsprechende Urkunde vorzulegen

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Versicherungsunterlagen Sterbegeld-, Lebens-, Unfallversicherungen; einige Institutionen, z. B. Gewerkschaften, zahlen unter bestimmten Voraussetzungen Private Sterbegeldversicherungen, Nachbarschaftshilfevereine (falls vorhanden) Diese befindet sich auf dem Rentenbescheid bzw. auf dem Rentenausweis. Die Rentennummer findet sich zudem auf dem Kontoauszug des Girokontos, da die Renten stets unter Angabe der Rentennummer überwiesen werden. Angaben zu betrieblichen Renten Der Bestatter hält üblicherweise die Formulare für die Beantragung der sogenannten Drei-Monats-Rente (Sterbevierteljahr) für die Witwe oder den Witwer vor. Grabdokumente Sofern bereits eine Grabstelle vorhanden oder reserviert ist.

Testament, Erbvertrag, Hinterlegungsschein für das Amtsgericht oder den Notar. Letztwillige Verfügung Falls eine Kremation und gegebenenfalls darüber hinaus eine Seebestattung gewünscht wird.

5. Erledigung der Formalitäten Besorgung der Sterbeurkunden beim Standesamt des Sterbeortes Dabei handelt es sich um die sogenannte Abmeldung. Bei der Abmeldung von bestimmten Versicherungen muss nicht überall ein Original vorgelegt werden. Bei Autoversicherungen reicht zum Beispiel eine Fotokopie. Bei Sterbegeld-, Lebensoder Rentenversicherungen muss ein Original vorliegen. Erwerb oder Wiedererwerb der Grabstätte Terminfestlegung bei der Gemeinde und/oder Kirche für die Trauerfeier und Beerdigung Terminfestlegung mit dem Pfarrer/ dem Trauerredner Musikalischer Rahmen für die Trauerfeier (Organist, Musiker, CD) Dekoration/Kerzenbeleuchtung für die Trauerfeier in der Kapelle Auslegung einer Kondolenzliste Bestellung von Blumenschmuck, Kränzen, Handsträußen und ggf. Blumen für die letzte Verabschiedung anstelle einer Handvoll Erde, wenn gewünscht Druck von Traueranzeigen und Danksagungen Druck von Sterbebildchen In manchen Regionen ist dies üblich. Aufgabe von Traueranzeigen in der Tagespresse Vereinbarung eines Beerdigungskaffees in einer Gaststätte Abrechnung mit den Lebensversicherungen bzw. Sterbekassen Quelle: www.bestatter.de

Checkliste


Inhaltsverzeichnis Checkliste: Woran gedacht werden muss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Trauerbewältigung: Wege aus der Trauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

IMPRESSUM

T R AU E R D E N A B S C H I E D G E S TA LT E N

Die Verlagsbeilage erscheint einmal im Jahr in der Gesamtauflage in den Grafschafter Nachrichten. Verlag: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn Telefon 05921 7070 www.gn-online.de

Sterbebegleitung: „Ich trage das mit dir“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Mikulla Bestattungen: Erfahren, einfühlsam und kompetent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Traueranzeigen: Mit Zitat oder schönem Motiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Totenruhe: Umzug ist kein Grund für Umbettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Grabgestaltung: Die letzte Aufgabe für Trauernde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Bestattungen Gitter: Mit Transparenz und Qualität erfolgreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Bestatter: Helfer in Krisenzeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Jochen Anderweit

Beerdigung: Auf dem Friedhof vereint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Redaktion: Peter Zeiser redaktion.sonderthemen@gn-online.de

Trauer ums Kind: Wenn ein Kind stirbt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Titelfoto: fotolia Anzeigen: Matthias Richter (verantwortlich) Mediaverkauf: Eva-Christin List (Leitung) 05921 707-410 gn.media@gn-online.de Grafik / Layout: Rudolf Berg Produktmanagement: Nicolas Roscheng produktmanagement@gn-online.de Technische Herstellung: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG Für die Richtigkeit aller Angaben übernimmt der Verlag keine Gewähr. Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober 2018.

Erbe: Wer erbt wann? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Friedhofskultur: Gemeinschaftsgräber liegen im Trend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Bestattungskosten: Überraschungen vermeiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Digitaler Nachlass: Planen und hinterlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Trauerbewältigung: Zuhause ohne den Liebsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Trauerbewältigung: Wenn der Kollege trauert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Grabgestaltung: Warum immer in Reih und Glied? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Grabpflege: Wo Tod zum Leben führt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Grabgestaltung: „Ich bin so gerne auf dem Friedhof“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Grabgestaltung: Seggen und Blauschwingel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Seelsorge: Trost in schwierigen Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Bestattungskultur: Urnengräber auf dem Nordfriedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Angst vor dem Sterben: Der Tod als Teil des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Selbsthilfegruppen in der Grafschaft Bentheim. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Inhaltsverzeichnis

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Wege aus der Trauer Eine Nordhornerin verliert ihren Mann und findet wieder zum Leben zurück Eine der schlimmsten Erfahrungen im Leben ist der Verlust eines geliebten Menschen. Die Betroffenen brauchen dann Hilfe. Von Andreas Meistermann NORDHORN. Die Nachricht war wie ein Schlag mit dem Hammer: Es ist Krebs und es ist nicht mehr heilbar. Wegen Schluckbeschwerden kam der Mann von Uschi Hotfilter im Juli 2013 ins Krankenhaus und erhielt dort die niederschmetternde Diagnose: Speiseröhrenkrebs. Gab es zunächst noch Hoffnung, kam kurze Zeit später das endgültige Urteil. Als sich zusätzlich Sprachstörungen bemerkbar machten, die auf einen Hirntumor zurückzuführen waren, war klar, dass es keine Chance mehr geben konnte. Der Krebs hatte gestreut.

Im Oktober 2013 traf Gerd Hotfilter die Entscheidung, keine Chemotherapie mehr über sich ergehen zu lassen. Silvester erlebte er noch im Freundeskreis, danach wurden seine Kräfte schwächer, sodass er sich fast nur noch im Bett aufhielt. Auf eigenen Wunsch blieb er bis zu seinem Tod im Februar 2014 in dem Haus, das er über 15 Jahre gemeinsam mit seiner Frau Uschi bewohnte. In dieser Zeit hat Uschi Hotfilter nur noch funktioniert, wie sie im Gespräch mit den GN berichtet. Rund um die Uhr war sie an der Seite ihres Mannes, bis es zum Schluss nicht mehr ging und ein Pflegedienst engagiert werden musste. Zum Glück verfügt Uschi Hotfilter über einen großen Freundes- und Bekanntenkreis sowie Familienangehörige, die ihr in der schwierigen Zeit zur Seite standen und sie entlasteten. Auch nach dem Tod von Gerd Hotfilter funktionierte Uschi Hotfilter trotz großer Schlaflosig-

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Uschi Hotfilter hat es geschafft, mit dem Tod ihres Mannes umzugehen. Sie kümmert sich auch um seinen fotografiekünstlerischen Nachlass. Foto: J. Lüken keit weiter, denn es galt, die Beerdigung und die Trauerfeier zu organisieren; und zum Andenken an ihren Mann veranstaltete sie eine viel beachtete Ausstellung mit dessen Tropfenbildern in der Alten Weberei. Es handelt sich dabei um eine Fototechnik, bei der Wassertropfen oder mit Milch und Farbe versetzte Flüssigkeitstropfen in ihrer Bewegung festgehalten werden.

ges, der sie getroffen hatte. Regelmäßig unternahm sie Kurztrips in verschiedene deutsche Städte, um Neues zu sehen und zu erfahren. Und sie traf sich mit vertrauten Menschen.

Erst danach kam Uschi Hotfilter zu sich selbst und traf eine gute Entscheidung. Sie machte Urlaub auf einer Nordseeinsel, um abzuschalten und keinen Menschen zu sehen. Die Natur, die Ruhe und das Fahrradfahren taten einfach gut.

Eine weitere Wende nahm ihr Leben im August 2014. Uschi Hotfilter traf die Entscheidung, in ihren alten Beruf als Krankenschwester zurückzukehren. Seit dieser Zeit arbeitet sie im Bereich Pflege der evangelisch-reformierten Diakonie. Trotz ihrer leidvollen Erfahrung mit den Themen Leid und Tod fühlt sie sich in der Lage, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zur Seite zu stehen und damit umzugehen.

Als sie nach Hause kam, drängten sich zentrale Fragen immer mehr auf: Wie geht es mit meinem Leben weiter? Und was will ich tun? Eine große Stütze in dieser Zeit war der schon erwähnte Freundes- und Bekanntenkreis. Uschi Hotfilter war relativ schnell klar, dass sie sich nicht zurückziehen würde und am Leben teilhaben will, trotz des schlimmen Schicksalsschla-

Eine wichtige Hilfe in dieser Zeit war neben der psychologischen Betreuung der Kontakt zur Hospizhilfe Grafschaft Bentheim, die sterbenskranke Menschen betreut und sich auch um die Angehörigen kümmert. Uschi Hotfilter absolvierte einen Kursus zur Sterbebegleitung und einen Kursus über Trauerbegleitung, traf sich mit vielen Menschen, die das gleiche Schicksal

getroffen hatte, und lernte, mit ihrer Situation umzugehen. Darüber hinaus unterstützt Uschi Hotfilter die Hospizhilfe mit ehrenamtlichem Engagement. Sie betreut einen jungen Mann, der nur kurze Zeit zu leben hat. Ihr Leben besteht aber nicht nur aus den Dingen, die mit dem Tod ihres Mannes zusammenhängen. In ihrer Freizeit trifft sie sich mit ihren Freunden und Bekannten, widmet sich ihrem Hobby, dem Reitsport, und fühlt sich auch wieder dazu bereit, eine neue Partnerschaft einzugehen. Deutlich wird, dass der Wille, sich Wege aus der Trauer zu suchen, Erfolg haben kann, wenn man auf Freunde, professionelle Hilfe und eine positive Einstellung zum Leben zurückgreifen kann. Uschi Hotfilter sagt selbst dazu: „Ich kann auf eine gute Ehe mit meinem Mann Gerd zurückblicken, mit dem ich viele schöne Dinge erlebt habe, und ich kann mich über mein jetziges Leben freuen. Die Trauer bleibt sicherlich irgendwo, aber ich kann heute sehr gut mit ihr umgehen.“

Trauerbewältigung


„Ich trage das mit dir“ Als Angehöriger Schwerkranke begleiten kann dem Erkrankten dagegen noch einmal eine ganz neue Form von Lebensqualität schenken. „Dies zu erfahren, entlastet die Angehörigen oftmals sehr.“

Einem schwerkranken Freund oder Verwandten beizustehen, verlangt Angehörigen einiges ab. Noch schwerer wird es, wenn der Erkrankte vielleicht keine Behandlungen mehr möchte, man selbst daran aber noch Hoffnungen knüpft. dpa NORDHORN. „Auch wenn es

schwerfällt, man traurig oder wütend ist: Der Wunsch des Erkrankten hat Gewicht“, sagt Mechthild Schindler, Koordinatorin im ambulanten Ricam Hospiz in Berlin. Angehörige müssten versuchen, sich dann zurückzunehmen. „Wir versuchen, den Familienmitgliedern immer mitzugeben: „Der Betrof-

Nicht immer wünschen sich Schwerkranke noch eine Behandlung. Für Angehörige kann es schwer sein, diese Entscheidung zu akzeptieren. Foto: dpa fene selbst ist der Experte““. Nur er kann sagen, was er sich wünscht und was nicht. In dieser Situation können Angehörigen beispielsweise Gespräche mit Hospizmitarbeitern helfen: „Wir klären erst einmal über

die Möglichkeiten einer palliativen Therapie auf, die die Symptome lindert.“ Manchmal lehnen Erkrankte Behandlungen auch ab, da beispielsweise die Nebenwirkungen einer Chemotherapie nur schwer auszuhalten sind. Die palliative Therapie

Zu akzeptieren, dass ein nahestehender Mensch keinen Lebenswillen mehr hat, kann ein monatelanger Prozess sein. „Da muss man natürlich hingucken, warum er nicht mehr leben möchte: Weil er starke Schmerzen hat? Die können wir vielleicht lindern. Oder ist er lebenssatt, kann er von seinem Leben Abschied nehmen?“, sagt Schindler. Es wird nicht jedem gelingen, sich mit den Entscheidungen des anderen auszusöhnen. Wenn es möglich ist, ist es von Seiten des Angehörigen ein großer Liebebeweis zu sagen: „Egal, wie du dich entscheidest - ich trage das mit dir.“

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MIKULL A BES TATTUNGEN

Erfahren, einfühlsam und kompetent

S

eit fünf Generationen widmet sich das Familienunternehmen Mikulla aus Nordhorn mit Herz und vollem Einsatz den Menschen in der Grafschaft Bentheim und darüber hinaus. Erfahren, einfühlsam und kompetent begleitet das Familienunternehmen die Angehörigen. Sie können sich bei dem Meisterbetrieb, der nach DINNorm zertifiziert ist, darauf verlassen, optimal beraten und betreut zu werden. Die Familie Mikulla sieht ihre Aufgabe aber nicht allein in der Verrichtung der klassischen Tätigkeit eines Bestatters. Angesichts der Tatsache, dass der Umgang mit dem Tod immer noch für viele ein Tabuthema ist, fühlt sich das Unternehmen in der Verantwortung, einen Schritt auf die Menschen zu-

zugehen, nicht um sie unvermittelt damit zu konfrontieren, sondern um sie vielmehr vorzubereiten, dass der Abschied von einem verstorbenen Menschen sehr liebevoll, ruhig und auch angenehm gestaltet werden kann. „Unwissenheit kann bei Menschen auch Unsicherheit bewirken. Durch Auf-

klärung und Transparenz möchten wir dem entgegenwirken“, sagt Juniorchef Alexander Mikulla und weiß aber auch: „Wir können den Verlust des geliebten Menschen nicht rückgängig machen, jedoch einen würdevollen Abschied in geborgener Atmosphäre garantieren.“

Helmut, Martina und Alexander Mikulla stehen seit über 100 Jahren für Tradition und Kompetenz rund um das Thema Bestattungen. Foto: Franz Frieling

Sterbebegleitung | Unternehmensporträt

Die Tätigkeit als Dozenten bei der Volkshochschule sowie Informationstage im Bestattungshaus gehören für die Familie Mikulla zur Selbstverständlichkeit. Die regionale und persönliche Bindung ist ihnen sehr wichtig.

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Individuell formulierte Todesanzeigen finden sich täglich in den Zeitungen.

Foto: Rapid Data GmbH

Mit Zitat oder schönem Motiv Todesanzeigen und Danksagungen passend gestalten Todesanzeigen in der Zeitung besitzen für viele Menschen eine besondere Bedeutung. Gerade für ältere Mitbürger stellt der Blick auf die entsprechende Seite einen wichtigen Teil der täglichen Lektüre dar. NORDHORN. Neben der traditio-

nellen Zeitungsanzeige gibt es heute aber auch viele weitere Möglichkeiten, den Tod eines geliebten Angehörigen oder Freundes mitzuteilen. Die Möglichkeiten hierfür sind mannigfaltig: Sie reichen von einem Trauerbrief über die besagte Traueranzeige bis hin zum Sterbebild, in modernerer Form zu einer umfangreich gestalteten Online-Anzeige und zur späteren Danksagung. Für die Hinterbliebenen ist eine kurze Nachricht über einen

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eingetretenen Todesfall im näheren Verwandten- und Bekanntenkreis überaus wichtig. „Es gehört einfach zum guten Ton, über den Sterbefall zu informieren und sich später für eingehende Kondolenzschreiben angemessen zu bedanken. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten“, erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Bestattungsbedarf, Dirk-Uwe Klaas. Direkt nach dem Todesfall informiert ein persönlicher Trauerbrief des hinterbliebenen Ehepartners, Kindes oder engen Verwandten die Menschen, die man auf jeden Fall benachrichtigen möchte, über den Sterbefall und – falls gewünscht – den Termin sowie den Ort der Bestattung. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit einer Traueranzeige in der Zeitung weitere Mitglieder der Trauergemeinschaft zu errei-

chen. In einigen Regionen ist es außerdem üblich, ein Sterbebild mit einem Foto des Verstorbenen zu Lebzeiten sowie den Sterbedaten während der Trauerfeier in der Kirche auszulegen. Dieses kann im Anschluss als Erinnerung an den geliebten Menschen mit nach Hause genommen werden. Immer stärker in Mode kommt zudem die Gestaltung einer Online-Trauerseite, die viel Platz für eine intensive Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit des Verstorbenen bietet. Die Danksagung schließlich kann in Form einer Karte an diejenigen gesendet werden, die eine Kondolenzkarte geschrieben oder sich in die Kondolenzliste eingetragen haben. Außerdem ist eine Danksagung in der Zeitung, in der bereits die Traueranzeige stand, sinnvoll und üblich.

Traueranzeigen


Noch umfangreicher, als die Möglichkeiten der Anzeige eines Todesfalls und späterer Danksagungen, sind die Gestaltungsvarianten je nach verwendetem Medium. „Gut ist, wenn man sich als Hinterbliebener bereits vor dem Gespräch mit dem Bestatter einige Gedanken macht – zum Beispiel über ein passendes Zitat oder ein schönes Motiv. Das gilt sowohl für die klassische Printversion, als auch für das Internet“, so Klaas. Zwar gebe es beim Bestatter oft ein Musterbuch mit meist religiös geprägten Versen und Bildern, diese seien aber häufig standardisiert und nicht unbedingt sehr persönlich. „Es besteht immer die Möglichkeit, eigene Gedanken und Motive einzubeziehen, die der Persönlichkeit des Verstorbenen ein würdiges Andenken verleihen“, erklärt Klaas weiter. So kommt beispielsweise ein schönes Foto des Verstorbenen, ein „sprechendes“ Motiv wie ein Notenschlüssel oder ein Tier oder auch eine Zeichnung des Enkelkindes in Frage – all dies lässt sich einscannen und als Hintergrund oder als kleiner Ausschnitt verwenden. „Von einem Überfrachten der Todesanzeige oder der Danksagung rate ich allerdings eher ab, denn ein

Eigene Gedanken und Motive können bei der Gestaltung einer Todesanzeige oder Danksagung einbezogen werden. Foto: August Holdorf Bestattungen

Leerraum hebt sich für das Auge wohltuend von dem häufig vorkommenden Wörterwust ab. Der Text selbst wirkt auch als Bild, darauf wird der Bestatter im Gespräch hinweisen“, so Klaas. Generell wichtig sei, dass immer der Verstorbene im Mittelpunkt von Anzeige und Danksagung stehe. „Der Name, vielleicht ein Foto und die Lebensdaten bringen dem Betrachter

die Persönlichkeit des Verstorbenen näher.“ Noch mehr Möglichkeiten der Darstellung bietet eine Online-Gedenkseite. „Eine solche Seite ist weit über den Erscheinungstermin und das Einzugsgebiet der Zeitung hinaus sichtbar und erreicht so auch Menschen, die keine Zeitung bekommen oder die während des Erscheinungstermins zum Beispiel im Urlaub waren. Es gibt mehr Platz ohne zusätzliche Kosten und es

bleibt viel Raum für Bilder, Videos, Musik, Text und weitere individuelle Darstellungsformen“, erklärt Klaas weiter und schließt: „Online kann die Trauergemeinschaft schnell und einfach kondolieren – das gilt für enge Freunde und Verwandte ebenso, wie für entferntere Bekannte, die ganz persönliche Einträge hinterlassen können und in der Gemeinschaft den Trauerprozess ein Stückweit angenehmer gestalten.“

Umzug ist kein Grund für Umbettung Grundsatz der Totenruhe hat regelmäßig Vorrang dpa ANSBACH. Ziehen die nächsten Angehörigen eines Verstorbenen in eine andere Stadt, wird der Weg zum Friedhof weit. Dennoch ist eine Umbettung in einem solchen Fall nicht möglich. Das ergibt sich aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach vom 3. August 2016 (Az.: AN 4 K 16.00882), auf das die Arbeitsgemeinschaft Erbrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) aufmerksam macht.

In dem verhandelten Fall war eine Frau mit ihrer Mutter vor der Wiedervereinigung von der DDR in die BRD gezogen. Als die Mutter 2010 im Westen Deutschlands verstarb, wurde sie dort auf einem Friedhof in

Traueranzeigen | Totenruhe

einer Nische für Urnen beigesetzt. 2015 zog die Tochter mit ihrem Ehemann zurück in ihre 270 km entfernte ehemalige Heimat und beantragte eine Urnen-Umbettung ihre Mutter. Sie wollte diese auf dem Friedhof ihres neuen Wohnortes beisetzen lassen, um sie bei sich zu haben. Die Friedhofsverwaltung lehnte aber ab.

hinaus zusteht. Das Interesse der Tochter an der Umbettung überwiegt hier nicht, da das Recht auf Totenfürsorge nicht in unzumutbarer Weise er-

schwert oder gar unmöglich gemacht wird. Grabbesuche und Grabpflege werden durch die räumliche Entfernung nicht gänzlich ausgeschlossen.

Zu Recht: Die Umbettung einer einmal beigesetzten Leiche vor Ablauf der Ruhefrist ist nur in Ausnahmefällen möglich, befand das Gericht. Der Grundsatz der Totenruhe hat regelmäßig Vorrang. Denn diese ist Ausfluss der Menschenwürde, die nach dem Grundgesetz jedem Menschen auch über den Tod

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Die Auswahl des Grabmals wirkt auf viele Angehörige oft wie ein Abschluss der bewussten Trauerphase.

Fotos: dpa

Die letzte Aufgabe für Trauernde Der Grabstein ist die letzte bleibende Erinnerung an den Verstorbenen Am Ende erinnert oft nur ein Grabstein oder ein Kreuz an ein Leben. Daher legen viele Angehörige großen Wert auf die Auswahl und die Gestaltung des Grabmals. Ein Überblick zum Vorgehen. dpa FRANKFURT/MAIN. Für viele

Angehörige beginnt das eigentliche Trauern erst nach der Beerdigung. Einen Abschluss kann Wochen und Monate später, vielleicht sogar erst in ein paar Jahren das Setzen des Grabmals bilden. Daher sagt Hermann Rudolph, stellvertretender Bundesinnungsmeister des Bundesver-

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bands Deutscher Steinmetze auch: „Erst wenn man in der Lage ist, mit etwas Abstand über Persönliches zu sprechen, sollte man zum Steinmetz gehen.“ Wichtige Fragen und Antworten: Gibt es Vorschriften, wann ein Grabmal stehen muss? Nein, Eile ist bei der Aufstellung des Grabsteins nicht geboten. Es gibt keine Vorschriften, wann ein Stein, eine Platte oder ein festes Kreuz auf dem Grab gesetzt sein müssen, erklärt Rudolph. Aber es gibt in einigen Friedhofssatzungen zum Beispiel eine grobe Vorgabe, dass nach sechs Monaten das Grab „würdevoll hergerichtet sein

muss“ - „was auch immer das bedeuten mag“, ergänzt Rudolph. Eigentlich sei dafür nur nötig, den Erdhaufen einzuebnen und eine Holzumrandung zu ziehen. „Die meisten Fried-

hofsträger wollen verhindern, dass die Grabhügel lange bleiben, dann vielleicht sogar zusammenbrechen oder sich Löcher bilden.“ Wann kann ein Grabmal frühestens gesetzt werden? Bei Bestattungen von Särgen warten Steinmetze mindestens sechs Monate, damit sich die Erde ausreichend setzen kann. Bei Urnenbestattungen ist dies nicht nötig. Aber Rudolph ergänzt: „Wenn der Stein einmal steht, ist das für viele etwas Endgültiges – und das fällt vielen emotional schwer.“ Er rät daher, sich erst mal so viel Zeit wie eben nötig für die Trauer zu geben.

Grabgestaltung


Gibt es Vorgaben, wie ein Grabmal aussehen muss? In den meisten Fällen ist dies nicht so. Ausnahmen betreffen unter Umständen Gemeinschaftsanlagen fĂźr Urnen. Hier sind laut dem Steinmetz oft der Typ und die GrĂśĂ&#x;e der Beschriftung vorgegeben, damit das Erscheinungsbild einheitlich bleibt. „Aber das ist auch Sinn und Zweck einer solchen pflegearmen LĂśsung“, ergänzt Hermann Rudolph. „Wer etwas Individuelles haben will, muss ein einzelnes Grab wählen.“ Es kann auch sein, dass es fĂźr einzelne Bereiche eines Friedhofs Regelungen gibt - dass zum Beispiel nur Holzkreuze auf einem Sockel oder nur heimische Steinarten gesetzt werden dĂźrfen. „Aber das erfährt man schon auf Nachfrage bei der Auswahl des Grabs.“ Was bringe ich zum Beratungsgespräch mit dem Steinmetz mit? Der Grabbrief und die Liegenummer helfen dem Steinmetz

bei der Vorbereitung eines Beratungsgesprächs und der Ideenfindung. Er kann sich die Lage und Umgebung anschauen, was in den Entwurf eines Grabmals einflieĂ&#x;en kann. Oder die Grabbesitzer bringen entsprechende Fotos mit. Dazu braucht der Steinmetz die Lebensdaten „und ein bisschen Zeit, damit ich etwas zur Lebensgeschichte des Verstorbenen fragen kann“, ergänzt Rudolph. Grabsteine werden heute oft so gestaltet, dass sie in Form und Gestaltung an den Verstorbenen erinnern. Hermann Rudolph ist stellvertretender Bundesinnungsmeister des Bundesverbands Deutscher Steinmetze. Foto: dpa

„Es geht im zunehmenden MaĂ&#x;e um Individualität und um Vielfalt.“ Hermann Rudolph

Gibt es Trends bei Grabsteinen? „Es geht im zunehmenden MaĂ&#x;e um Individualität und um Vielfalt“, berichtet Rudolph, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Grabmal ist. Konkrete Trends in Form, Farbe und Stil kann er aber nicht ausmachen. Allerdings gibt es eine Tendenz

zu heimischen Steinen. „Kunden fragen verstärkt nach der Herkunft des Materials“, sagt der Steinmetz. „FrĂźher hat man auch Materialien aus der Region verwendet. Die passen deswegen gut in die Gegend.“ Die Steinmetze selbst arbeiten derzeit gern mit der Kombination von Materialien, etwa Steine mit Holz-, Glas- oder Steineinsätzen.

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Helfer in Krisenzeiten Helfer in Bestatter müssen Krisenzeiten psychisch stabil sein Bestatter müssen psychisch stabil sein

Carolin Dumbeck macht eine Ausbildung zur Bestatterin im Bestattungshaus Unter den Linden in Reutlingen. Dort lernt sie, Gespräche mit Angehörigen zu führen, Trauerfeiern zu organisieren und Särge herzurichten. Foto: Martin Storz/dpa-tmn

Einen Toten anfassen: Was so manchen Angehörigen viel Überwindung kostet, ist für Bestatter ganz normal. Sie begleiten Menschen, die eine schwere Zeit durchmachen. Der ständige Umgang mit Trauernden ist eine Herausforderung. Von Inga Dreyer, dpa

sieren und Särge herzurichten. Sie muss die Verstorbenen ankleiden und zurechtmachen – das Ganze so würdevoll wie möglich, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. „Ich habe keine Angst, einen Toten anzufassen“, erzählt Dumbeck. Die 17-Jährige musste sich mit dem Thema Trauer früh beschäftigen. Als sie neun Jahre alt war, starb ihr Vater. „Ich habe mir mein ganzes Leben lang immer wieder Gedanken über den

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Menschen ist der Tod häufig ein weit entferntes Thema. Dennoch ist das Interesse am Beruf des Bestatters groß. Jedes Jahr machen etwa 150 Jugendliche die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft - die Zahl der Bewerber liegt deutlich höher. „Ich gehe jeden Morgen gern zur Arbeit“, erzählt Carolin Dumbeck. Sie hat einen der Ausbildungsplätze bekommen und im Herbst ihre dreijährige, duale Ausbildung begonnen. Sie lernt im Bestattungshaus Unter den Linden in Reutlingen. Dort lernt sie, Gespräche mit Angehörigen zu führen, Trauerfeiern zu organi-

„Ich möchte Menschen in einer Phase helfen, die ich selbst erlebt habe.“ Carolin Dumbeck Bestatter-Azubi

Tod gemacht“, erzählt sie. Dadurch könne sie sich in Kunden hineinversetzen. „Ich möchte Menschen in einer Phase helfen, die ich selbst erlebt habe.“ Gleichzeitig weiß sie, dass sie Grenzen ziehen muss. „Man darf den Beruf nicht mit nach Hause nehmen.“ Den theoretischen Teil der Ausbildung absolviert Dumbeck an der staatlichen Berufsschule in Bad Kissingen. Das ist eine von drei Schulen für Bestatter in Deutschland. Viele der angehenden Bestattungsfachkräfte kämen aus Familienbetrieben, sagt Klaus Werner, der die Fachrichtung an der Schule betreut. Andere Azubis hätten selbst jemanden verloren – wie Carolin Dumbeck. „Sie haben erlebt, was das bedeutet: Tod, Sterben und Trauer“, sagt Werner. Das zeige auch die niedrige Abbrecherquote in Bad Kissingen von fünf bis sechs Azubis pro Jahr. „Das ist sehr wenig für die Belastung, die dieser Beruf mit sich bringt“, erklärt Werner. Emotional, psychisch, aber auch von den Arbeitszeiten ist

Bestatter


der Beruf eine Herausforderung: Bestatter müssen rund um die Uhr einsatzbereit sein. Carolin Dumbeck macht das nichts aus. Sie wolle für die Angehörigen da sein – egal, um welche Uhrzeit.Voraussetzung sei neben der psychischen Stabilität eine gute körperliche Konstitution, erläutert Werner. Denn nicht immer liegt die Wohnung des Toten im Erdgeschoss. Andererseits spiele auch Kreativität eine Rolle. „Bei den Trauerfeiern muss man die Vorstellungen der Angehörigen umsetzen können.“ Außerdem wichtig: ein guter Umgangston. „Man arbeitet mit Menschen, die in Krisensituationen sind.“ In der Berufsschule geht es um kaufmännische Inhalte, aber auch um Fakten rund um das Friedhofswesen, um den Umgang mit Hinterbliebenen und um das Thema Trauerpsychologie. Wer Bestatter werden will, müsse sowohl die Neigung als auch die Eignung mitbringen, solch einen existenziellen Job auszuüben. „Wir brauchen gefestigte Persönlichkeiten“, sagt Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur und Pressespre-

lich stark an Fahrtkosten und Unterbringung. Die Gehälter ausgebildeter Bestattungsfachkräfte lägen zwischen 2000 und 2300 Euro brutto, erläutert Oliver Wirthmann. Es kann im Einzelfall aber auch deutlich weniger sein.

Die angehende Bestatterin Carolin Dumbeck lernt in einem privaten Bestattungsinstitut. Es gibt aber auch die Option, im öffentlichen Dienst etwa bei Friedhofsverwaltungen – zu arbeiten. Fotos: Martin Storz/dpa-tmn cher des Bundesverbands Deutscher Bestatter. Die Arbeit sei so erfüllend, weil sie ermögliche, in einer ganz konkreten Situation Menschen zu helfen. Bestattungsfachkräfte in Ausbildung verdienen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im ersten Ausbildungsjahr 400 Eu-

ro im Bestattungsgewerbe. Im öffentlichen Dienst ist es deutlich mehr. Bestatter arbeiten nicht nur bei privaten Bestattungsinstituten, sondern auch bei Friedhofsverwaltungen. In den darauffolgenden Jahren kommen jeweils 50 Euro dazu. Die Ausbildungsbetriebe beteiligen sich außerdem unterschied-

Möglich sei, angestellt zu arbeiten oder sich selbstständig zu machen. Wer einen neuen Betrieb gründen will, brauche einen langen Atem, warnt Wirthmann. Er ist sicher, dass der Markt in Deutschland weiterhin von mittelständischen Betrieben geprägt sein wird, von denen viele in Familienhand sind – trotz der zunehmenden Konkurrenz durch Billiganbieter. Bestatter sei kein geschützter Beruf, erklärt Wirthmann. Jeder darf sich so nennen. Ausgebildete Bestattungsfachkräfte können unter anderem einen Meistertitel erwerben. Die Auszubildende Carolin Dumbeck hat konkrete Pläne für die Zeit, wenn sie mit der Lehre fertig ist. Sie würde sich gern zur Einbalsamiererin (Thanatopraktikerin) weiterbilden lassen, erzählt sie.

Auf dem Friedhof vereint Gemeinsame Grabstätten von Mensch und Tier NORDHORN. Nachdem vor zwei Jahren erstmals die gemeinsame Beisetzung für Mensch und Tier angeboten wurde, zeigt sich wachsendes Interesse an solchen Grabstätten. Die enge persönliche Bindung vieler Menschen an ihr Haustier findet ihren Ausdruck zunehmend im Bestattungswesen.

Viele Tierbesitzer fühlen sich ihren Haustieren so eng verbunden, dass sie mit ihnen auch nach dem Tod vereint sein wollen. Bis vor knapp zwei Jahren war dies offiziell nicht möglich. Seitdem werden unter dem Namen „Unser Hafen“ in Essen und Braubach bei Koblenz gemeinsame Gräber für die Asche von Menschen und Tieren angeboten. Auch im niederrheinischen Grefrath sind solche Beisetzungen erlaubt. Pläne für entsprechende Grabstätten beste-

Bestatter | Beerdigung

hen nach verschiedenen Berichten zum Beispiel in Aschersleben, Forst, Hamburg, Pinneberg, Solingen und Viersen. Vielerorts wird über ein solches Angebot diskutiert. In der MenschTier-Bestattung zeigt sich die zunehmende Bedeutung der Beziehung zwischen Mensch und Tier auch über den Tod hinaus. Über 200 Tierbestatter und mehr als 20 Tierkrematorien in Deutschland zeugen davon. Aeternitas, die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, erwartet, dass sich mehr Friedhöfe der Mensch-Tier-Bestattung öffnen werden. Das Konzept vergrößert eine seit Jahren wachsende Angebotsvielfalt und hilft möglicherweise, neue Zielgruppen zu erschließen. Dem auf vielen Friedhöfen bestehenden Problem nicht mehr benötigter, ungenutzter Flächen und sinken-

Auf den ersten Friedhöfen ist eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier erlaubt. Foto: Aeternitas der Bestattungszahlen könnte so begegnet werden. Nach einer aktuellen Umfrage befürworten

49 Prozent der Bundesbürger gemeinsame Gräber für Mensch und Tier.

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Wenn ein Kind stirbt Betroffene Eltern finden Hilfe im Gespräch Es ist wohl die schlimmste Erfahrung, die Eltern machen können: der Tod des eigenen Kindes. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Für Betroffene gibt es seit 2006 einen Gesprächskreis im Mehrgenerationenhaus in Emlichheim. Von Andreas Meistermann EMLICHHEIM. Jeden dritten Montag im Monat treffen sich Eltern, die ein Kind durch Tod verloren haben, im Mehrgenerationenhaus „Senfkorn“ an der Wilsumer Straße 2–4 in Emlichheim. Ziel des Gesprächskreises ist es, ein Ansprechpartner für die Betroffenen zu sein, die sich in ihrer Situation oft hilflos und unverstanden fühlen.

Geleitet wird die Gruppe von Gerlinde Trüün, die selbst mit diesem tragischen Schicksal konfrontiert wurde. Ihre Tochter starb im Alter von neun Jahren an einem Tumor. Wie sie berichtet, hat sie während der Phase der Erkrankung, ebenso wie ihr Mann, gut funktioniert. Viele Dinge, wie Arzt- und Krankenhausbesuche, Gänge zu Ämtern und Krankenkassen, mussten organisiert werden. Doch nach dem Tod der Tochter fielen beide in ein tiefes Loch.

Unter der Leitung von Gerlinde Trüün (l.) kommen Betroffene zum Gesprächskreis zusammen. nommen worden. Plötzlich geraten sie auf eine Achterbahn der Gefühle, geprägt von Trauer, Selbstvorwürfen und Enttäuschungen. Mit der Folge, dass Menschen, auch aus der nächsten Umgebung, denen ein ähnliches Schicksal erspart blieb, immer mehr mit Unverständnis reagieren. Manche ziehen sich zurück, Freundschaften und andere Kontakte gehen verloren. Damit nicht genug: Oft kommt es vor, dass sich betroffene Eltern streiten oder trennen, weil viele einen unterschiedlichen Weg finden, um mit ihrer Trauer

zurechtzukommen. Davon berichtet unter anderem die Leiterin der Gesprächsgruppe, Gerlinde Trüün, die mit ihrem Mann erst nach einer langen Zeit voller Konflikte wieder einen gemeinsamen Weg gefunden hat. Als große Hilfe, um aus dem Teufelskreislauf von Trauer und Verzweiflung herauszukommen, erweist sich der in Kooperation mit der Fabi und dem Mehrgenerationenhaus „Senfkorn“ entstandene Gesprächskreis. Die Teilnehmer sind froh, dass es

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dieses Angebot gibt, wie sie übereinstimmend sagen. Sie können hier in einem geschützten Raum über ihre Probleme reden und fühlen sich verstanden. Von großer Bedeutung für alle ist es, dass sie die Erinnerung an ihr verstorbenes Kind wach halten wollen. Es ist immer noch in ihren Herzen und wird es bleiben. Und das heißt auch, dass sie über das verstorbene Kind sprechen wollen. Für Außenstehende ist das oft nicht nachzuvollziehen. Sie reagieren irgendwann sogar gereizt. Umso wertvoller ist der Kontakt zu anderen Betroffenen. Für diese Eltern bedeutet das Verständnis, das sie finden, Entlastung und Trost. Gleichzeitig ist ihnen aber bewusst, dass das Thema Tod sie ein Leben lang begleiten wird. Als besonders schlimm empfinden alle Gruppenteilnehmer Daten wie Geburtstage, Todestage oder Weihnachten, an denen die Trauergefühle stark zur Geltung kommen.

Von ähnlichen Erfahrungen sprechen auch Jan und Mina, Annegret und Jürgen, Tina, Anja und Gerrit-Jan, die wie noch weitere Eltern Teilnehmer des Gesprächskreises sind. Auch sie funktionierten, bis es nicht mehr ging. Trotz anfänglicher Hilfe durch Verwandte, Freunde, Kollegen und auch Arbeitgeber kamen sie in eine Situation, in der sie merkten, dass ihr Leben von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf gestellt wurde. Ihnen war durch einen Schicksalsschlag das Liebste ge-

Foto: Meistermann

Das Mehrgenerationenhaus „Senfkorn“ an der Wilsumer Straße 2 ist der Treffpunkt. Foto: Berends

Glücklicherweise gibt es auch viele andere Momente. Dann wird über Alltägliches geredet, wie Urlaub oder Probleme mit dem Auto. Und das ist auch okay so.

Trauer ums Kind


Wer erbt wann? Die Vor- und Nachteile des Berliner Testaments gänzende Klauseln das Vermögen zwischen den Kindern konkret aufteilen. „Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Schlusserben trotz des Testaments über den Nachlass streiten“, so Bittler.

Wenn sich Ehepartner gegenseitig zu Alleinerben machen wollen, setzen sie oft das Berliner Testament auf. Das schafft Transparenz und kann Streit vermeiden. Doch dieser letzte Wille birgt auch einige Fallen.

„Wer als Deutscher seinen Ruhestand im Ausland verbringt, muss zudem damit rechnen, dass ein gemeinschaftliches Testament dort nicht unbedingt anerkannt wird“, sagt Dominik Hüren, Sprecher der Bundesnotarkammer. Betroffene könnten sich im Testament dann auf das deutsche Erbrecht festlegen.

dpa NORDHORN. Wer soll mein

Vermögen erben? Das fragen sich viele Menschen. Sofern es kein Testament gibt, sieht das Gesetz eine Erbfolge vor. Dann erbt der Ehegatte in der Regel die Hälfte. Den Rest erben die Kinder zu gleichen Teilen. Doch damit ist nicht jeder einverstanden. In solchen Fällen kann das Berliner Testament für klare Verhältnisse sorgen. „Mit dem Berliner Testament können sich Eheleute oder eingetragene gleichgeschlechtliche Lebenspartner gegenseitig zu alleinigen Erben einsetzen“, erklärt Jan Bittler, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge. Gemeinsame Kinder würden dann in der Regel als Schlusserben eingesetzt. Sie erben erst, wenn auch der zweite Elternteil verstorben ist. „Durch das Testament erhalten beide Ehegatten eine große Transparenz“, sagt Bittler. Denn seinen letzten Willen kann das Paar nur gemeinsam ändern. Möchte das nur ein Partner, muss er dem anderen einen notariellen Widerruf über einen Gerichtsvollzieher zustellen lassen. Nach dem Tod des einen Ehepartners kann der andere das Testament grundsätzlich nicht mehr ändern. „So kann man sich darauf verlassen, dass die Kinder tatsächlich Erben bleiben.“ Doch darin liege zugleich die Schwachstelle des Testaments: „Neue Lebensumstände nach dem Tod eines Ehegatten sollten in einem Testament berücksichtigt werden“, rät Bittler. Eine sogenannte Frei-

Erbe

Wer erbt nach dem Tod des Ehepartners? Ein Berliner Testament kann Paaren helfen, diese Frage zu regeln. Foto: Karolin Krämer/dpa-tmn

„Wer die Nachteile des Berliner Testaments vermeiden will, sollte unbedingt einen Fachmann zurate ziehen.“ Anton Steiner Präsident des Deutschen Forums für Erbrecht

stellungsklausel könne deshalb regeln, dass der noch lebende Ehegatte die Kinder wieder aus dem Testament streichen kann – zum Beispiel, wenn sich die Familienmitglieder zerstritten haben. Ihren Pflichtteilanspruch können die Kinder schon nach dem Tod eines Elternteils geltend

machen. Verzichten die Kinder nicht darauf, greift beim Berliner Testament lediglich eine Strafklausel: „Wenn ein Kind nach dem Tod des erstversterbenden Elternteils den Pflichtteil verlangt, soll es im zweiten Erbfall auch nur den Pflichtteil erhalten“, erklärt Bittler. In Familien, in denen Schlusserben mit Sicherheit Pflichtteile verlangen, könne sich das Berliner Testament deshalb als ungünstig erweisen. Sollten Kinder den Erbfall gar nicht mehr erleben, können er-

Das Berliner Testament können Ehepartner eigenhändig schreiben oder beim Notar aufsetzen lassen, so Hüren. Die Kosten für ein notarielles Testament hängen vom sogenannten Reinvermögen ab. Das entspricht den vorhandenen Vermögensgegenständen abzüglich der Schulden. „Bei einem Reinvermögen von 50.000 Euro erhält der Notar bei einem Einzeltestament beispielsweise eine Gebühr von 165 Euro.“ „Wer die Nachteile des Berliner Testaments vermeiden will, sollte unbedingt einen Fachmann zurate ziehen“, empfiehlt auch Anton Steiner, Präsident des Deutschen Forums für Erbrecht. Von Muster-Testamenten im Internet rät er ab. Denn diese hätten den konkreten Einzelfall nicht im Blick.

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Die Steine erinnern an jeden Menschen, der in dem Gemeinschaftsgrab beigesetzt wurde.

Fotos: Aeternitas

Gemeinschaftsgräber liegen im Trend Attraktive, pflegeleichte Angebote werden immer häufiger nachgefragt Gemeinschaftsgrabanlagen prägen das Bild von immer mehr Friedhöfen. Die ansprechend gestalteten Grabstellen ohne Pflegeaufwand für Angehörige erfüllen die Bedürfnisse einer mobilen Gesellschaft, in der familiäre Bindungen nachlassen. NORDHORN. Pflegefreie Gräber sind schon länger im Kommen: Angebote wie Urnenwände, Rasengräber, Baumbestattungen oder auch Seebestattungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. In diesen Trend reiht sich die Idee des Gemeinschaftsgrabes ein, in zahlreichen verschiedenen Gestaltungsvarianten und unter unterschiedlichen Namen. Gemeinsam ist

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den Konzepten, dass es sich um Grabfelder handelt, die einheitlich gestaltet sind – oft parkartig – und in denen die Pflege der Grabstellen in den Kosten für das Grab enthalten ist. Ausgeführt wird diese meist von Fried-

hofsgärtnern. Die dort Bestatteten müssen in der Regel zu Lebzeiten in keiner Verbindung zueinander gestanden haben. Den Erfolg der Gemeinschaftsgrabidee belegt exemplarisch

Das Gemeinschaftgrab auf einem Friedhof in Karlsruhe hat mittlerweile Vorbildcharakter.

der „Memoriam-Garten“ des Bundes Deutscher Friedhofsgärtner. Das 2009 zum ersten Mal vorgestellte Konzept wurde mittlerweile in ganz Deutschland bereits 75 Mal umgesetzt. Auch regional zeigt sich die positive Resonanz: So hat die Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner innerhalb Kölns 14 „Bestattungsgärten“ eingerichtet, dazu fünf im Umland. Weitere sind geplant. Vorbildcharakter für viele Friedhofsverwaltungen hat der Karlsruher Hauptfriedhof, auf dem bereits 2003 der landschaftsarchitektonisch angelegte Bereich „Mein letzter Garten“ eröffnet wurde. Aufgrund des großen Zuspruchs verfügt der Friedhof mittlerweile über eine ganze Reihe verschiedener Anlagen mit unterschiedlichen Themensetzungen.

Friedhofskultur


Im Unterschied zur anonymen Beisetzung werden beim Gemeinschaftsgrab die Namen der Verstorbenen genannt - entweder auf individuellen, oft einfach gehaltenen Grabzeichen oder einem gemeinschaftlichen Grabmal. Meistens liegt einer solchen Anlage eine durchgehend prägende, besondere gärtnerische Gestaltung zugrunde, häufig eine thematische Ausrichtung, wie zum Beispiel beim Grabfeld „Vier Jahreszeiten“ in Karlsruhe oder dem „Rosengarten“ in Hamburg-Ohlsdorf. Manchmal ist die Thematik so speziell, dass sie sich an kleine Gruppen wendet: In Gelsenkirchen und Hamburg wurden zum Beispiel jeweils Grabfelder für Schalke- oder HSV-Fans eingerichtet, die in der Gestaltung Vereinsfarben und Fußballsymbolik aufgreifen. Christoph Keldenich, Vorsitzender von Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur, sieht im Gemeinschaftsgrab eine sinnvolle Alternative zur anonymen Beisetzung. „Es stellt

Die Menschen, die in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt werden, müssen zu Lebzeiten nicht in einer Verbindung zueinander gestanden haben. eine Lösung dar, gerade für Menschen, deren Gräber keine Angehörigen pflegen können, insbesondere wegen der veränderten Familienstrukturen und

der zunehmenden Mobilität der Bürger“, sagt er. Dennoch gebe es einen namentlich gekennzeichneten, ansprechend gestalteten Ort zum Trauern. Und wo

Freundeskreise, Vereine oder andere soziale Gemeinschaften zunehmend familiäre Bindungen ersetzen, verliere das klassische Familiengrab an Relevanz.

Überraschungen bei Bestattungskosten vermeiden

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Preisübersichten und Kostenrechner schaffen Transparenz NORDHORN. Wie viel kostet eine Bestattung in Deutschland? Eine Spanne von 2000 bis 13.000 Euro Gesamtkosten stellt den üblichen Rahmen dar. Im Schnitt können die Kunden mit 6000 bis 7000 Euro rechnen, inklusive Grabmal und Anlage einer Grabstelle – ohne die Grabgestaltung mit ungefähr 4500 Euro. Zu berücksichtigen sind allerdings regionale Unterschiede bei Preisen und Gebühren sowie die jeweiligen Wünsche und damit der spezifische Leistungsumfang. Auch bestehen zwischen einzelnen Anbietern große Preisunterschiede.

Angesichts der beschriebenen Bandbreite verlieren Hinterbliebene beim Thema Bestattungskosten schnell die Übersicht. Erst beim Eintreffen der Rechnungen werden vielen Betroffenen die Vielzahl einzelner Posten und die entsprechenden

Kosten bewusst. Grundlegend sind Bestatterleistungen wie das Abholen, Versorgen und Einsargen des Verstorbenen sowie der vorgeschriebene Sarg. Darüber hinaus müssen je nach Auftragsumfang zum Beispiel auch das Erledigen der Formalitäten, die Gestaltung der Trauerfeier und Trauerkarten bezahlt werden. Dazu kommen eventuell weitere Leistungen des Bestatters wie zum Beispiel eine Urne oder die Überführung des Verstorbenen zu einem Krematorium. Unausweichlich sind bei jedem Todesfall Gebühren für den Totenschein und meist auch für Sterbeurkunden. Weitere Kosten entstehen zum Beispiel für eine Einäscherung im Krematorium, Blumenschmuck und Trauerkränze, einen Trauerredner, eine Traueranzeige oder die Bewirtung der Trauergesellschaft. Dazu kommen die Kosten für die

Friedhofskultur | Bestattungskosten

Grabstelle. Je nach Grabart können dabei allein an Friedhofsgebühren einige tausend Euro fällig werden. Eventuell müssen auch der Friedhofsgärtner für die Grabanlage und der Steinmetz für das Grabmal bezahlt werden. Weitere Ausgaben fallen womöglich für die Grabpflege an, mitunter für 20 Jahre oder mehr. Aeternitas, die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, empfiehlt, sich möglichst frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dazu stellt der Verein online das nötige Wissen über Bestattungskosten bereit. Aeternitas hat auf seiner Webseite die Listen mit Preisübersichten für Bestatter, Steinmetze und Friedhofsgärtner aktualisiert. Angepasst wurden auch die entsprechenden OnlineKostenrechner, mit denen sich jeder die voraussichtlichen Kosten für seine speziellen Wünsche anzeigen lassen kann.

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Was soll mit meinem Profil geschehen, wenn ich nicht mehr bin? Einige soziale Netzwerke bieten etwa die Überführung in einen Gedenkzustand an. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Planen und hinterlegen Das digitale Erbe regeln – Verbraucherschützer geben Tipps Bei einem Todesfall übersehen die Hinterbliebenen leicht das digitale Erbe des Verstorbenen. Oder sie wissen nicht, damit umzugehen. Wie kann man Online-Konten löschen? Muss man Abo-Dienste weiter zahlen? Dinge, die man für die Erben am besten zu Lebzeiten regelt. Von Benedikt Frank, dpa NORDHORN. Es gibt kaum noch Tätigkeiten oder Lebensbereiche, in denen das Internet keine Rolle spielt. Einen Überblick über die diversen Zugänge zur digitalen Welt zu behalten, ist nicht einfach. Eine Herausforderung ist dies vor allem nach ei-

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nem Todesfall. Plötzlich tauchen viele Fragen auf: Wie gehe ich mit dem digitalen Nachlass um, bekomme ich Zugang zu den Internetkonten des Verstorbenen und kann ich sie löschen? Trotzdem haben einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom zufolge 93 Prozent der Internetnutzer ihr Digital-Erbe noch nicht geregelt. „Es ist dringend zu empfehlen, sich zu Lebzeiten um sein digitales Erbe zu kümmern“, sagt Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern. Denn grundsätzlich können Erben zwar oft ohne Weiteres die Löschung von Konten erreichen. Falls dies der Verstorbene nicht ausdrücklich geregelt hat, erhalten sie aber keinen Zugang zu den gespeicherten Daten. „Das kann insbesondere bei Bild- und Videomaterial oder Kontaktlis-

ten des Verstorbenen für die Erben schmerzlich sein“, sagt Grasl. Deshalb lohnt es, sich einen Überblick über seine OnlineKonten zu verschaffen. „Das ist wichtig, weil es meist deutlich mehr sind, als zunächst vermutet“, so Grasl. „Ohne diesen Überblick ist auch den Erben oft völlig unbekannt, welche Dienste der Verstorbene genutzt hat.“ Zentral sind hier Mail-Konten, weil dort häufig Nachrichten anderer Dienstanbieter auflaufen. Aber nur wenige Provider würden Erben Zugang gewähren; meist sei nur das Löschen des Kontos möglich. Am besten legt man eine Liste mit bestehenden Konten, Benutzernamen und Passwörtern an. „Diese Liste kann dann verschlossen in einem Umschlag

Digitaler Nachlass


oder auf einem USB-Stick abgespeichert werden“, rät Grasl. „Das Speichermedium kann entweder verschlüsselt oder mit einem Passwort gesichert an einem sicheren Ort, beispielsweise in einem Tresor, verwahrt werden.“ Auch ein Bankschließfach oder die Kanzlei eines Anwalts seien geeignete Aufbewahrungsorte. Wichtig sei die fortlaufende Aktualisierung und Ergänzung der Liste. Barbara Steinhöfel von der Verbraucherzentrale RheinlandPfalz empfiehlt, einen digitalen Bevollmächtigten zu bestimmen. Mit einer entsprechenden Mitteilung wird ihm eine Vollmacht mit „Geltung über den Tod hinaus“ ausgehändigt oder bei ihm für die Erben hinterlegt. Wichtig: Die Vollmacht muss handschriftlich verfasst und mit Datum und Unterschrift versehen werden, erklärt Grasl. „Der allgemeine Vorteil dieser Vollmacht ist, dass der digitale Nachlassverwalter unabhängig vom Willen der Erben und noch vor Ermittlung der Erben, was lange dauern kann, tätig werden kann.“ Die Verbraucherschützerin rät, das Schriftstück dem Bevollmächtigen nicht stillschweigend zu übergeben, sondern auch die Angehörigen zu informieren. „Der Beauftragte erhält das Passwort zum Beispiel für den gesicherten USB-Stick und weiß, wo das Speichermedium aufbewahrt wird“, führt Steinhöfel weiter aus. In der Vollmacht gilt es zudem, detaillierte Regelungen zu treffen, was mit den Daten im Einzelnen geschehen soll. „Das heißt: Es wird festgelegt, welche Daten und Konten gelöscht werden sollen, wie mit den Konten in sozialen Netzwerken umgegangen werden soll und was mit den im Netz vorhandenen Bildern passieren soll“, sagt Grasl. Zusätzlich bedürfe es einer Regelung, welche Daten vor Angehörigen geheim gehalten werden sollen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die vorhandenen Endgeräte und die Daten darauf zu benennen und auch den Umgang mit diesen zu regeln.

Digitaler Nachlass

Bei aller Trauer müssen Dinge geregelt werden, wenn jemand stirbt. Dabei wird das digitale Erbe immer wichtiger. Foto: Sebastian Willnow/dpa-tmn

„Es ist dringend zu empfehlen, sich zu Lebzeiten um sein digitales Erbe zu kümmern.“ Katharina Grasl Verbraucherzentrale

Schwieriger wird es, wenn der Erblasser keine Regelungen getroffen hat. „Es ist bei allen Dienstanbietern unter Vorlage der entsprechenden Nachweise, wie einer Sterbeurkunde, möglich, die Löschung der bestehenden Konten und Profile zu erreichen“, sagt Grasl. Bei manchen Diensten wie Facebook könne gewählt werden zwischen Löschen des Kontos und einer Erinnerungsfunktion, in der das Nutzerkonto zu Erinnerung an den Verstorbenen eingefroren wird.

Hat der Verstorbene zu Lebzeiten keine Vorkehrungen getroffen, wird der Zugriff auf die Inhalte des Nutzerkontos meist verweigert. Dies geschehe aufgrund des Persönlichkeitsrechts oder aus datenschutzrechtlichen Bedenken. „So ist es ohne entsprechende Regelung meist nicht möglich, EMails zu lesen, Fotos zu speichern oder Kontaktlisten anzusehen, sagt Grasl. Besonders bei kostenpflichtigen Diensten sind für Hinterbliebene Mitteilungen oder Zugänge zu Online-Konten wichtig. Denn: „Erben stehen, selbst wenn sie keinen Zugriff auf das Nutzerkonto des Verstorbenen haben, in der Pflicht, etwaige Kosten und Abbuchungen zu tragen“, erklärt Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern. Normalerweise gewährten Unternehmen bei laufenden Verträgen im Todesfall ein Sonderkündigungsrecht für Erben. Die können aber natürlich erst handeln, wenn sie Kenntnis von etwaigen kostenpflichtigen Vertragsverhältnissen haben.

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Wenn ein Angehöriger stirbt, mit dem man sogar zusammengelebt hat, fällt das Weitermachen oft besonders schwer.

Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Zuhause ohne den Liebsten Erinnerungsorte zum Trauern schaffen Wer gemeinsam mit einem Verstorbenen in einem Haushalt gelebt hat, hat es oft am schwersten. Dort ist er durch all seine Sachen noch immer präsent. Das Wegräumen ist irgendwann wichtig, um gut weiterleben zu können. Renovieren kann sogar neuen Lebensmut geben. dpa/tmn NORDHORN. Alleine kommt man nach der Beerdigung nach Hause. Die Wohnung, das Haus ist leer und plötzlich irgendwie zu groß. Überall stehen die Erinnerungen: die Lieblingstasse des Verstorbenen, seine Kleidung, all die Bilder. Das kann Trost spenden oder beklemmen. Wann ist

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die richtige Zeit, das Zuhause zu verändern oder es sich gar ganz neu zu gestalten, wenn ein Mitglied des Haushaltes gestorben ist? Norbert Mucksch, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Trauerbegleitung in Göttingen, rät im Interview, auf einen ganz bestimmten Moment zu warten. Frage: Wie viel Zeit sollte man sich geben, etwas im Haus zu verändern, etwa die Sachen des Verstorbenen wegzuräumen? Mucksch: Man kann nicht ganz fix und absolut benennen, was der richtige Zeitpunkt ist. Weil das so individuell ist, wie Trauerverläufe individuell sind. Es gibt Menschen, denen tut es gut, das relativ bald zu tun. Und es gibt Menschen, die brauchen relativ viel Zeit. Es ist dann manchmal

so wie, wenn ein Knoten platzt. Ich habe das bei der Trauerbegleitung von Eltern, die ihr Kind verloren haben, erlebt: Die berichteten, dass sie im vergangenen Jahr genau die Zeit zwischen Weihnachten und dem neuen

Jahr, diese ungewöhnliche Zeit, dafür genutzt haben. Die das davor aber auch nicht geplant hatten. Die haben – quasi in einem inneren Ruck – sehr spontan entschieden und etwas geändert – über ein Jahr nach dem Versterben des Kindes. Ich mache das immer deutlich an einem Bild: Es gibt zwei Extremvarianten, damit umzugehen. Ich kann die ganze bisherige Wohnung zu einem Museum machen und in jede Ecke ein Bild des Verstorbenen stellen. Dann bleibt mir selbst in dieser Wohnung kaum mehr Platz zum Leben, weil überall derjenige ist, der verstorben ist. Und ich kann ganz frühzeitig jemanden des Hauses verweisen, ohne Erinnerungsorte zu haben. Jemanden der Tür verweisen oder – ich sage es mal in Anführungszeichen – rausschmeißen. Und

Trauerbewältigung


dazwischen gibt es ja eine ganz große Bandbreite, wo jeder für sich einfach gucken muss, was ist der richtige Ort und was ist der richtige Zeitpunkt. Sie sprechen von einem inneren Ruck oder einem Knoten, der platzt. Woran merkt ein Angehöriger, dass er bereit ist für so eine Veränderung im Haus? Ich glaube, das sind die Momente, in denen ein Unwohlsein entsteht mit der Situation und zunehmend Fragen auftauchen: Wie geht das weiter? Auch Momente, wo Trauende wieder in der Lage sind, in die Zukunft zu gucken und zu sagen, ich stehe mehr und mehr wieder auf eigenen Füßen. Ich kann auch wieder perspektivisch nach vorne schauen und nicht wieder zurück. Das zu fixieren oder eng zu führen auf einen bestimmten Zeitraum – da bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht geht. Denn da gilt, was ich eingangs gesagt habe: Das ist so individuell wie Trauerverläufe.

Welche Erwartungen darf man für das Verarbeiten der Trauer an solche Veränderungen im Haus haben? Dass sich noch mal Räume eröffnen, die sonst belegt sind durch den Verstorbenen. Das ist, wenn ich irgendwann dazu komme zu sagen, die Zeit der Erinnerung ist vergangen – das mag ja vielleicht für den einen oder anderen das Trauerjahr sein. Wir haben alle Festtage, Geburtstage noch mal gefeiert ohne den verstorbenen Menschen. Und jetzt kann ich den Raum auch anders nutzen. Dann kann ich in so einem Zimmer, das vorher möglicherweise das Arbeitszimmer des Verstorbenen war, ja noch einen Ort in einer Ecke schaffen, wo man sagt, hier hat dieser Mensch gelebt, und hier halten wir die Erinnerung präsent. Ganz unabhängig von einem Todesfall erzeugen Renovierungen wie eine neue Wandfarbe, auch Möbelrücken oft ein ganz neues Wohngefühl.

dass man ins Agieren kommt und möglicherweise aus einer Lethargie, aus einer Erstarrung, die Trauer ja mit sich bringen kann, herauskommt. Mir fällt jemand aus einer Trauergruppe ein. Den traf ich zufällig im Baumarkt, also richtig in schmutzigen Sachen. Der sagte ganz stolz: Ich renoviere gerade unsere Wohnung, das tut so gut. Es muss weitergehen. Man merkte, der war fast schon in einem Flow.

Norbert Mucksch ist Diplom-Theologe, Diplom-Sozialarbeiter und Pastoralpsychologe. Er leitet den Fachbereich Sterbe- und Trauerbegleitung an der Kolping-Bildungsstätte in Coesfeld und ist Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Trauerbegleitung. Foto: dpa Kann man das zur Trauerarbeit bewusst nutzen? Das glaube ich schon. Es bringt ja zusätzlich auch mit sich,

Gibt es ganz einfache Dinge, die man auch in der ersten Zeit schon anpacken kann und sollte? Das Erste ist, bewusst darauf zu achten, sich konkrete Erinnerungsorte in der Wohnung zu schaffen. Es gibt aber auch Menschen, die sagen: Ich brauche eigentlich nur das Foto in der Tasche oder im Portemonnaie. Aber was ganz wichtig für mich ist: Ich muss einen direkten Zugang zu einem Gedenkort haben, und das ist für mich der Friedhof.

Wenn der Kollege trauert Rückzugsmöglichkeiten und Gespräche helfen in der schwierigen Phase NORDHORN. Im privaten Bereich fällt vielen Menschen der Umgang mit Trauernden oder eigener Trauer schwer. Besonders kompliziert wird es im beruflichen Umfeld. Stärke und Leistungsfähigkeit stehen im Mittelpunkt und die Kollegen erwarten Teamfähigkeit und gute Laune. Das führt leicht dazu, dass Trauer versteckt und der Tod als Thema verdrängt wird. Darunter leiden die Betroffenen und das Arbeitsklima und damit im Ende das ganze Unternehmen. „Wenn solche kritischen Lebensereignisse ursächlich nichts mit dem Job zu tun haben, sind sie für Psyche und Körper Stressoren und wirken sich im beruflichen Alltag aus“, weiß die Kommunikationsberaterin und Trauerbegleiterin Iris Gehrke.

Verschiedene Strategien helfen, damit Mitarbeiter nicht ins Abseits geraten und später wieder ihre Leistung bringen können.

Trauerbewältigung

Aeternitas, die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, empfiehlt, das Thema keinesfalls zu verdrängen und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Trauernde sollten Rückzugsmöglichkeiten bekommen, aber ebenso ihre Emotionen äußern und über ihre Situation sprechen können. Vorgesetzte und Kollegen können einen Beitrag leisten, indem sie ihre Unterstützung anbieten und rücksichtsvoll eine geringere Leistungsfähigkeit akzeptieren. Insbesondere Vorgesetzte sollten den Kontakt zu trauernden Mitarbeitern intensivieren, um besser einzuschätzen, was diese erwarten und welche Hilfe sie anbieten können. Grundsätzlich können Schulungen für Führungspersonen oder Informationssammlungen zum Thema Trauer hilfreich sein. Eine Art Leitfaden für Betriebe hat Iris Gehrke mit der soge-

nannten „WARM“-Formel entwickelt. „WARM“ steht dabei für W wie wertschätzend, A wie authentisch anteilnehmend, R wie respektvoll und M wie mitfühlend. Wertschätzend bedeutet unter anderem, dass Bewertungen, Ratschläge und oberflächliche Tröstungen unterbleiben und an die einzigartige Persönlichkeit Verstorbener erinnert wird. Authentisch ist Anteilnahme, wenn sie zur Situation und zum Unternehmen passt. Hilfreich ist es dabei, das Team mit einzubeziehen und die Trauer in aufrichtigen Zeichen des Mitgefühls zu äußern. Ein respektvoller Umgang beinhaltet, dass Emotionen ausgedrückt werden dürfen. Mitfühlend meint, dass man Trauernden zugewandt und mit Verständnis begegnet. Vorgesetzte oder Kollegen sind aber weder Trauerberater noch Co-Therapeuten. Gefragt sind vielmehr kleine Gesten der Hilfsbereitschaft.

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Im Herbst sollen keine Blätter auf dem Grab liegen? Vielleicht ist das aber eine schöne Erinnerung an den Verstorbenen, der Waldspaziergänge liebte. Foto: Andrea Warnecke/dpa-mag

Warum immer in Reih und Glied? Grabgestaltung ohne Konvention – „Viele Leute mögen etwas Naturhaftes“ Viele Menschen machen sich viel Arbeit mit dem Grab ihrer Liebsten. Zwar stecken in der Gestaltung der letzten Ruhestätte viele Emotionen und Herzblut, aber auch oft gesellschaftliche Zwänge. NORDHORN. Es geht darum, ein

Grab so zu gestalten, dass es den anderen Menschen gefällt – und dass diese es für ordentlich befinden. Der Buchautor und Gartenbau-Ingenieur Christoph Killgus aus Filderstadt hält wenig davon. Er plädiert für mehr persönliche Gestaltungsfreiheit. Das sei kein Plädoyer für eine Vernachlässigung, betont Killgus. Aber er schlägt vor, wegzukommen von der geplanten Ordnung und der einheitlichen Optik vieler Friedhöfe. Stattdessen sollten

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Angehörige das Grab mit dem bepflanzen, was sie gerne haben. Oder was sie an den Verstorbenen in ganz persönlicher Weise erinnert.

Ein eigenes ganz persönliches Gärtchen „Viele empfinden die Verantwortung für ein Grab von einem Angehörigen eher als Last“, sagt Killgus. „Zum einen weil es eben etwas ist, wonach man gucken muss. Zum anderen, weil man oft die Vorstellung hat, man muss bestimmte Vorschriften bei der Gestaltung einhalten. Es muss ordentlich aussehen, und wenn das nicht der Fall ist, gucken einen die Leute komisch an.“ Dabei könne es Freude machen, wenn man das Grab ein Stück weit sogar „als eigenes und ganz persönliches Gärtchen ansieht – gerade wenn man in der Stadt außer Balkon und Terrasse sonst keine Grünfläche hat“, sagt der Buch-

autor. So empfiehlt er, sich zum Beispiel bei der Pflanzenauswahl an dem zu orientieren, was dem Liebsten gefallen hätte: „Wenn der Verstorbene Imker gewesen ist, setze ich Pflanzen, die besonders Bienen anziehen – sodass es auf dem Grab summt und lebendig ist durch diese kleinen Bienchen“, schägt Killgus vor.

auf den Friedhöfen sieht man picobello gestaltete Gräber, alle Pflanzen sind gleich groß und stehen in Reih und Glied.“ Sein Plädoyer: Es darf auf dem Grab auch mal etwas naturhafter und wilder aussehen.“

„Oder er hatte einen Bezug zur Landwirtschaft – warum dann nicht in einer Ecke Weizen säen? Das mag vielleicht gestalterisch nicht der absolute Hit sein, aber damit wird die Bepflanzung persönlich.“ Ein weiteres Beispiel: Seine Nachbarin hat für das Grab ihres Mannes eine Rose aus dem Vorgarten verpflanzt. „Die hatte ihm besonders gut gefallen.“

Das gilt auch für das Herbstlaub: Es sei überhaupt nicht schlimm, findet der Gartenbau-Ingenieur, wenn im Herbst auf dem Grab auch mal bunte Blätter liegen bleiben. „Das kann doch wunderbar sein! Es gibt hier oft reflexartige Pflegegedanken, weil die anderen Leute meinen könnten, dass das unordentlich aussieht“, sagt Killgus. „Aber wenn es einem gefällt und wenn der Verstorbene gern im Wald spazieren gegangen ist, was gibt es Schöneres, als wenn etwas buntes Herbstlaub auf dem Grab liegt?“

Die etwas lockere Gestaltung passt zu einem grundsätzlichen Gestaltungstrend. „Sehr viele Leute mögen heute eher etwas Naturhaftes“, sagt Killgus. „Aber

Herbstlaub darf auf dem Grab liegen

Grabgestaltung


Wo Tod zum Leben führt Totengedenken ist eine Daueraufgabe – Grabpflege inklusive „Es mag befremdlich klingen, aber einer der produktivsten Wege, um zur menschlichen Reife zu gelangen, liegt in der Beschäftigung mit der Erfahrung des Todes.“ NORDHORN. Diese Aussage aus dem Buch „Reif werden zum Tode“ der berühmten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross spiegelt sehr gut die Bedeutung der kirchlichen Toten-Gedenktage wider, die jedes Jahr im November begangen werden. Ob Allerheiligen, Allerseelen oder Totensonntag: Diese Tage dienen dem Andenken, der Trauer und dem Abschied von Verstorbenen und dem Nachdenken über den Tod – und über ihn hinaus. Doch kein Gedanke kann auf einen entsprechenden Ausdruck, eine Form verzichten. Und so werden die Gräber im November ganz speziell geschmückt und zugleich für die Winterpflege vorbereitet.

regelmäßigen Grabpflege aufbringen. Eine anonyme Bestattung kommt für viele aber dennoch nicht in Frage, denn Erinnerung braucht einen konkreten Ort. Schließlich sind Trauer und der Besuch des Friedhofs nicht nur Sache der Familie – auch Freunde und Bekannte besuchen das Grab.

Ob katholisches Allerheiligen oder evangelischer Totensonntag: Die Pflege des Grabes ist ein wesentlicher Bestandteil. Und die kann für die Angehörigen des Verstorbenen auch schnell zur Last werden, sei es weil sie sehr weit vom Friedhof entfernt wohnen, sei es weil sie altersbedingt nicht mehr die Kraft zur

Um gerade auch im Winter ein gepflegtes und jahreszeitlich entsprechend bepflanztes Grab zu erhalten, wählen viele den Service der Dauergrabpflege durch den örtlichen Friedhofsgärtner. Der Betrag für die vereinbarte Dauer wird an eine Dauergrabpflegeeinrichtung überwiesen. Diese verwaltet das

Herbstlich bepflanzte Gräber sind Zeichen der Wertschätzung der Toten.

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Geld und überprüft die Leistung des Friedhofgärtners. Dabei ist Dauergrabpflege keine Standardleistung, sondern im Gegenteil ein höchst individueller Service, wie Joachim Meyer-Rehberg von der Treuhandstelle in Bremen weiß: „Alle Leistungen werden exakt gemeinsam mit dem Kunden vertraglich festgelegt – bis hin zur Trauerfloristik mit Gestecken und Kränzen an speziellen Gedenktagen wie Allerheiligen und Totensonntag.“ Gerade der graue November, der an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert, fordert die Friedhofsgärtner zu kunstvollen Kreationen heraus: Dabei kombinieren sie zum Beispiel Blüten

Foto: Verband Grabpflege

und Laub zu einem reizvollen Kontrast, oder flechten einen Kranz aus Efeu und Rosen. Dabei hatte bereits zu Zeiten, als noch niemand an Grabpflege dachte, jede dieser Pflanzen ihre eigene Bedeutung. So steht das Efeu als Symbol für das ewige Leben, und die Rose verweist auf die ewige Liebe – über den Tod hinaus. Beide passen gut zum Totensonntag, der nämlich schon seit längerem auch „Ewigkeitssonntag“ heißt – um die Perspektive der Auferstehung und des ewigen Lebens zu betonen. So führt – ganz im Sinne der Forscherin Kübler-Ross – die Beschäftigung mit dem Tod zu bewusstem Umgang mit dem Leben.

BESTATTUNGSHAUS Schulte Nordholt & Vos Inhaber: H. Gr. Höötmann und Chr. Thomas

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„Ich bin so gern auf dem Friedhof“ Vor den Gedenktagen im November ist Hochsaison für Friedhofsgärtner ner gemacht. „Wir sind nicht gerade ein Modeberuf, die Arbeit ist körperlich anstrengend und zudem verdient man als Friedhofsgärtner nicht gerade die Welt“, räumt Götz ein.

Friedhöfe, findet Thomas Götz, sollten als „Ort der Lebenden“ gesehen werden, die sich dort zur gemeinsamen Erinnerung treffen. Seit 20 Jahren ist er Friedhofsgärtner, kniet fast täglich vor Gräbern und pflanzt. Zurzeit ist besonders viel zu tun. epd WÜRZBURG. Die Luft ist feucht, das Laub raschelt unter den Füßen. Es riecht nach Moos und Pilzen, der Wind weht Wassertropfen von den Bäumen, durch den Morgennebel blinzelt die Sonne. „Ich bin so gern auf dem Friedhof“, sagt Thomas Götz mit kräftiger Stimme und fränkischem Einschlag. Mit den Händen gräbt er eine Furche in das Grab vor sich, setzt routi-

Der Zentralverband Gartenbau wirbt mit der Internetseite „ruhebewahrer.de“ und einem Filmspot eigens für die Ausbildung zum Friedhofsgärtner. Sorgen um einen Job müssten sich die Absolventen nicht machen, sagt eine Sprecherin der Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner: „Wie in der gesamten GartenbauBranche herrscht auch bei den Friedhofsgärtnern akuter Fachkräftemangel. Wer sein Handwerk versteht und gerne arbeitet, muss nicht arbeitslos sein.“ Stressig ist für die Friedhofsgärtner die Zeit vor den Gedenktagen im November. Foto: dpa niert kleine buschige Pflanzen dicht an dicht. Saftiges Grün am Rand, mittig einige Farbtupfer aus lila Heidekraut, davor ein Bett aus kleingezupfter Blautanne. „Fertig“, sagt der 37-Jährige, steht auf, kniet sich einige Meter weiter wieder hin und beginnt mit dem nächsten Grab. Der Herbst ist für Friedhofsgärtner wie den Würzburger Götz und seine Mitarbeiter Hochsaison. Ungefähr 1000 Gräber pflegt das Familienunternehmen. „Aktuell ist Pflanzzeit. Wir richten die Gräber schön her für die Totengedenktage im November und machen alles winterfest“, erklärt der Chef. Er ist seit 20 Jahren Friedhofsgärtner – und liebt die Arbeit immer noch, wie er sagt: „Das ist ein sehr kreativer Beruf, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht so erwartet.“ Den Kunden sei Individualität heute wichtig. Mehrere Gräber gleich oder auch nur nach einem Standardmodell ähnlich zu bepflanzen, sei undenkbar. Götz ist viel draußen in der Natur, das mag er. „Im Büro sitzen und Rechnungen schreiben, das ist nicht so meins. Dafür habe ich eine Schreibkraft.“ Gerade

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der Chef, sagt er, müsse kräftig mit anpacken, auch bei eher mäßigem Wetter und eisigen Temperaturen. „Es gibt doch gute Jacken und lange Unterhosen“,

„Die meisten Menschen brauchen einen individuellen Ort für ihre Trauer.“ Thomas Götz Friedhofsgärtner

findet er und lacht. Überhaupt: Der 37-Jährige lacht viel und oft: „Auf Friedhöfen wird schließlich schon genug geweint.“ Die Liebe zu seinem Beruf ist groß – aber damit ist Götz zumindest unter jungen Leuten ziemlich alleine. In ganz Bayern haben 2015 nur sechs Auszubildende ihre Gesellenprüfung als Friedhofsgärt-

Thomas Götz ist oft auf fachfremde Kräfte oder Hilfsarbeiter angewiesen: „Viele halten die Arbeit nur ein paar Tage durch, dann kommen sie nicht mehr. Ganz schlimm ist es mit Praktikanten aus der Schule“. Für ihn selbst kam nie ein anderer Beruf infrage: „Ich bin auf dem Friedhof aufgewachsen.“ Nach der Schule hat er immer schon mitgeholfen. Er führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Vor 17 Jahren wurde er Chef, als seine Eltern gestorben sind. „Viel zu früh“, sagt er. Auch wenn die klassische Erdbestattung mit Grab in der Gunst der Deutschen sinkt, Friedwälder oder anonyme Bestattungsarten im Trend liegen: „Die meisten Menschen brauchen einen individuellen Ort für ihre Trauer“, ist Götz überzeugt. „Den bieten viele alternative Bestattungsformen nicht.“ Friedhöfe, findet der Gärtner, sollten nicht nur als Ort der Trauer und des Abschied gesehen werden – eher als „Ort der Lebenden“, die sich dort zur gemeinsamen Erinnerung treffen. „Es gibt Friedhöfe, die sind mehr Park als Grabstätte, da finden kulturelle Veranstaltungen statt“, sagt er: „Das wünsche ich mir mehr.“

Grabgestaltung


Der Friedhofsgärtner berät direkt auf einem Friedhof.

Fotos: Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner mbH

Seggen und Blauschwingel In diesem Herbst sind Gräser bei der Grabgestaltung sehr beliebt gen für besinnliche Stimmung auf dem Friedhof. Ursprünglich eine katholische Tradition, angelehnt an das Ewige Licht, das in jeder katholischen Kirche brennt, sind Grablichter mittlerweile bei allen Friedhofsnutzern beliebt. Immer wieder begeistern einzelne Friedhofsgärtner – wie auch in diesem Jahr rund um die Totengedenktage ihre Kunden, indem sie mit speziellen lilafarbenen Kerzen ganze Friedhöfe zum Leuchten bringen.

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie Totensonntag sind im November. Die Friedhöfe, die während dieser Tage von tausenden Besuchern aufgesucht werden, zeigen sich von ihrer geruhsamen und besinnlichen Seite. NORDHORN.

Jetzt bestimmen warme Naturtöne das Friedhofsbild. Im November ist die Zeit der Totengedenktage. Hier zeigen die Friedhofsgärtner die ganze Bandbreite ihrer Kreativität. Die Gräber werden herbstund winterlich mit Tanne, Konifere und Grabschmuck, der bis zum Frühjahr halten kann, geschmückt. Vereinzelt sieht man die leuchtende Herbstbepflanzung: Astern, Anemonen, Chrysanthemen, Christrosen und Alpenveilchen sind ebenso wie Gestecke und Sträuße sichtbaren Zeichen des Gedenkens, der Dankbarkeit und der Verbundenheit zu finden.

Grabgestaltung

Die Gräber werden jetzt herbstlich geschmückt. Warme Töne bestimmen das Erscheinungsbild. „Wir Friedhofsgärtner begleiten die emotionale Zeit mit unserem Können und gehen stark auf die einzelnen Wünsche der Kunden ein. Wir besorgen gerne die Lieblingsblumen des Verstorbenen, beraten zu Symbolpflanzen oder fertigen aufwendige Gestecke an“, erklärt Friedhofsgärtnerin Anja QayyumKocks. Die Experten für schöne Gräber setzen auch immer wieder neue Trends in der Grabge-

staltung. „In diesem Herbst sind Gräser wie Seggen, Blauschwingel oder rotes Liebesgras sehr beliebt. Sie sind einerseits sehr robust, andererseits gibt es sie in nahezu allen Größen, Strukturen und Farben. Somit lassen sie sich gut mit anderen Pflanzen kombinieren“, weiß QayyumKocks zu berichten. Auch Grablichter sorgen in den dunklen Herbst- und Winterta-

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Trost in schwierigen Zeiten Vier Seelsorger betreuen in der Euregio-Klinik Nordhorn Patienten und Angehörige Der Aufenthalt in einem Krankenhaus bedeutet einen Einschnitt in den normalen Alltag: Bisher Selbstverständliches wird auf einmal fraglich, Grenzen werden spürbar, Sorgen um die Zukunft und das Leben belasten. Von Ulrich Hirndorf NORDHORN. In der Euregio-Klinik stehen vier Seelsorger und Seelsorgerinnen der evangelischen und katholischen Kirche den Patienten und Mitarbeitern mit einem offenen Ohr und Gesprächen zur Seite und bieten darüber hinaus regelmäßig Gottesdienste in der Kapelle oder im Andachtsraum an. Jeden Sonntag wird dort um 9 Uhr zu einem Gottesdienst eingeladen, der offen ist für alle Konfessionen.

Der Gottesdienst wird auch auf dem Haus-TV (Kanal 4) übertragen. In der Kapelle als Ort der Ruhe und Stille können jederzeit Dank und Klage bedacht und ausgesprochen werden. Und auf Wunsch kommt zum Empfang der Sakramente ein Seelsorger zu den Patienten.

Begleiten die Patientinnen und Patienten auch in schweren Zeiten: die Seelsorger in der Euregio-Klinik, von links: Pastoralreferent Ludger Pietruschka, Gemeindereferentin Helena Witschen-Schulze-Berndt und Pastorin Martina Sievers-Gotthilf. Foto: Euregio-Klinik

Im Interview spricht die evangelisch-lutherische Pastorin Martina Sievers-Gotthilf über ihren Dienst als Krankenhausseelsorgerin, den sie seit 2012 in der Euregio-Klinik wahrnimmt. Die 50-Jährige, die mit ihren Kollegen auch im Bereich der ökumenischen Notfallseelsorge aktiv ist, lebt und arbeitet seit 1998 mit ihrer Familie in der Grafschaft. Für die Sonderaufgabe in der Klinik hat die Pastorin zwei Fortbildungen in Klinischer Seelsorge (KSA) absolviert und eine Ethikschulung durchlaufen, um den besonderen Herausforderungen im Umfeld eines Krankenhauses gerecht zu werden.

Seelsorge im Krankenhaus geschieht in der Regel punktuell in der aktuellen Begegnung, die gewünscht wird oder sich zufällig ergibt. Sie ist offen für alle Menschen, egal welcher Konfession, Religion oder Weltanschauung. In der Gemeinde geschieht Beziehungsaufbau im Besonderen mit Gemeindegliedern über verschiedene Begegnungen und Anlässe immer wieder, teilweise über Generationen (Taufe des Kindes der ehemaligen Konfirmandin), in der Klinik begegne ich einem Menschen jetzt und vielleicht nie wieder. Das weiß ich vorher nie. Daher hat der aktuelle Augenblick einen hohen Wert und es erfordert Offenheit und Aufmerksamkeit für das,

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Wie unterscheidet sich die Seelsorgearbeit in einem Krankenhaus von der Seelsorge in einer Kirchengemeinde?

was jetzt dem Patienten oder Angehörigen auf dem Herzen liegt. Und weil ich oftmals eine „Fremde“ bin und, was wir reden, hier im Krankenhaus bleibt, werden manches Mal Dinge erzählt, die man vertrauteren Menschen nicht anvertrauen oder zumuten möchte. Manche Menschen, die um ihre besondere Krankheitssituation wissen, nutzen zudem sehr bewusst das Angebot eines seelsorgerlichen Gesprächs für das, was sie noch für sich klären wollen. Das ist manchmal sehr beeindruckend zu erleben . Nicht immer endet ein Klinikaufenthalt mit der Genesung eines Patienten. Wie geschieht die Trauerarbeit im Krankenhaus? Als Klinik-Seelsorgerin werde ich von den Stationen gerufen, wenn ein Patient verstorben ist

Seelsorge


und die Angehörigen seelsorgerliche Begleitung wünschen. Die Situationen sind individuell sehr verschieden. Besonders, wenn der Tod völlig überraschend kam, gilt es vor allem, gemeinsam mit den Angehörigen diese Situation auszuhalten, stillschweigend oft, aber auch Mut machend zu weinen oder den oder die Verstorbene noch einmal zu berühren. Das braucht Zeit! Ich versuche zu helfen bei Fragen, wie betroffenen Kindern die Situation erklärt werden kann oder was als Nächstes zu tun ist. Und wenn es angefragt wird oder mir sinnvoll erscheint, biete ich ein Gebet oder eine Aussegnung an. In einer solchen Ausnahmesituation kann es helfen, auf vertraute Worte zu hören wie Psalmen oder das Vaterunser. Aber ich bete in der Regel frei und versuche, die Situation in Worte zu fassen. Danach ist es wichtig, den Zeitpunkt zu finden, wann ich wieder gehe, um genug Raum für eigenen, ganz persönlichen Abschied zu lassen. Für mich beeindruckend sind besonders die Abschiede von Kindern, die vor ihrem Geburtstermin verstorben sind. Hier werden die Eltern auch von den Hebammen sehr liebevoll begleitet und brauchen Zeit und Nähe, um sich von ihrem viel zu früh verstorbenen Kind schon wieder zu verabschieden. Hier bieten wir deshalb immer im Dezember zusätzlich einen besonderen „Sternenkindergottesdienst“ an. Fällt es Ihnen schwer, einen verstorbenen Patienten, den Sie begleitet haben, für die weitere Trauerarbeit und Vorbereitung der Beerdigung an die örtlichen Geistlichen abzugeben? Ich verstehe meinen Auftrag so, dass meine Begegnung mit Patienten ihren besonderen Wert und Ort im Krankenhaus hat und hier endet oder bleibt. Daher fällt es mir meist nicht schwer, einen verstorbenen Patienten, den ich vielleicht längere Zeit, zum Beispiel auf der Palliativstation begleitet habe, an den Gemeindepastor „abzugeben“ – dieser wird nun in be-

Seelsorge

In der Euregio-Klinik finden die Patienten mehr als nur Gesundheit. sonderer Weise die Angehörigen bei der Beerdigung und vielleicht darüber hinaus begleiten. Vielleicht hat er auch bereits seine eigene wertvolle „Geschichte“ mit dem Verstorbenen. Ich erlebe ja Menschen immer punktuell, dazu in Ausnahmesituationen. Diese besonderen Begegnungsbruchstücke aber sind mir sehr wertvoll! Den Schritt vom Ortspfarramt zur Krankenhausseelsorge zu tun ist ein großer Schritt. Was war die Motivation? Ich habe bereits als Pastorin in der Gemeindearbeit einen großen Wert auf seelsorgerliche Besuche und Gespräche gelegt, hatte aber bei den vielen Aufgabenfeldern nicht immer die Möglichkeit, dies so zu tun, wie ich gewollt hätte. Dann habe ich eine Elternzeit für Fortbildungen in Krankenhausseelsorge genutzt und konnte vor

fünf Jahren mit meiner Arbeit in der Euregio-Klinik beginnen. Wir sind hier als Seelsorgerinnen und Seelsorger von drei verschiedenen Konfessionen tätig und ich erlebe diese ökumenische Vielfalt als Bereicherung. Vielleicht kann man sagen, Krankenhaus ist wie eine bunte Gemeinde auf Zeit, in der Menschen zusammenkommen und gemeinsam suchen, was ihnen Hoffnung und Mut macht oder was trösten kann oder wenigstens aushalten lässt. Und dann wieder ihrer Wege gehen, wohin auch immer sie führen. Mein Predigen hat sich verändert, meine Sicht auf das Leben auch. Es gibt Brüche und Abbrüche, aber auch unglaublich wertvolle und schöne Augenblicke, die das Leben trotz Krankheiten und Tod, aber auch wegen geschenkter Begegnungen mit Menschen so lebenswert machen.

Foto: Westdörp

An die Krankenhausseelsorge der Euregio-Klinik können sich alle Patienten und Angehörige wenden, unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit. Sie sind direkt telefonisch erreichbar, darüber hinaus vermittelt das Pflegepersonal gern ein Gespräch. Informationen zu den Seelsorgern und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der Homepage der Euregio-Klinik unter: http://www.euregio-klinik.de/ patienten-besucher/krankenhausseelsorge

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Die neue Urnengrabanlage auf dem katholischen Friedhof am Deegfelder Weg ist in den Rahmen eines historischen ehemaligen Familiengrabes eingebettet. Foto: Konjer

Urnengräber auf dem Nordfriedhof Kolumbarium an historischem Grab bietet 72 Plätze Eine Urnengrabanlage ist auf dem katholischen Friedhof am Deegfelder Weg entstanden. Das oberirdische Kolumbarium wurde in ein historisches, restauriertes Grabdenkmal eingebettet und mit Stelen gestaltet. Es ist barrierefrei, von allen Seiten erreichbar und bietet Platz für 72 Urnen. gn NORDHORN. „Ein Friedhof ist

für die Verstorbenen die letzte Ruhestätte, für die Angehörigen und alle Besucher ist er ein Ort des Innehaltens, der Trauer und der Zuversicht aus dem Glauben“, meint Pastoralreferentin Katharina Engelen: „Der christliche Glaube an die Auferstehung drückt sich auf dem katholischen Friedhof am Deegfel-

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der Weg in Nordhorn unter anderem in vielen historischen Denkmälern aus.“ Hier finden sich unter anderem auch die Gräber einiger bedeutender Nordhorner Persönlichkeiten. Auf dem Nordfriedhof werden die vielen unterschiedlichen Beisetzungsformen durch die oberirdische Urnengrabanlage auf dem historischen ehemaligen Familiengrab der Familie Povel in unmittelbarer Nähe zum Hauptkreuz des Friedhofs ergänzt. Wie Pastoralreferentin Engelen dazu näher erläutert, führt ein solches sogenanntes Kolumbarium (von lateinisch „columba“ – die Taube) die Bestattungskultur durch verschiedene gestalterische Elemente weiter: Die Verschlussplatte enthält den Namen des oder der Verstorbenen sowie die Lebensdaten. Eine Nische kann eine Kerze und auch Blumenschmuck aufnehmen. Als

weiteres Gestaltungselement finden sich auf den vier Stelen Worte mit einem österlichen Bezug: Mors porta vitae (der Tod ist das Tor zum Leben); Weg, Wahrheit, Leben (vgl. Joh 14, 6); Requiescat in pace (er/sie möge ruhen in Frieden); Glaube, Hoffnung Liebe, (vgl. 1 Kor 13, 13). Im Hintergrund der Grabanlage findet sich im Rahmen eines historischen, restaurierten Denkmals vor einem Kreuz eine ansprechende und trostreiche Darstellung der Schmerzensmutter Maria mit ihrem toten Sohn Jesus auf dem Schoß. Die geschwungene Form des Denkmals erinnert an offene Arme und soll Geborgenheit ausstrahlen. Zugleich sind an dieser Stel-

le Sitzgelegenheiten vorhanden. Das Kolumbarium ist barrierefrei von allen Seiten erreichbar und bietet Platz für 72 Urnen. Die vier Stelen können jeweils 18 Urnen aufnehmen (je sechs Einzelurnen und sechs Doppelkammern für zwei Urnen). Unter großer Beteiligung der Nordhorner Christen wurde im April dieses Jahres das neu geschaffene Kolumbarium seiner Bestimmung übergeben und in einem bewegenden Wortgottesdienst durch Pfarrer Ulrich Högemann von der Stadtpfarrei St. Augustinus eingeweiht. Eine erste Beisetzung hat schon stattgefunden. Reservierungsanfragen wurden gleichfalls entgegengenommen.

Informationen: Friedhofsrendantur St. Augustinus, Burgstraße 12, Telefonnummer 05921 3043435.

Bestattungskultur


Der Tod als Teil des Lebens Glaube an Reinkarnation macht Gedanken an das Sterben weniger furchteinflößend Im Laufe des Lebens denkt man über eine Vielzahl wichtiger oder unwichtiger Dinge nach – nur der Tod wird von vielen Menschen auch heute noch weitgehend ausgeklammert, bedeutet er doch das Ende der bisherigen Existenz und den Abschied vom irdischen Sein. NORDHORN. „Sich nicht mit dem eigenen Ableben auseinanderzusetzen ist aber ein Fehler. Wer den Tod als wesentlichen Teil des Lebens begreift, lebt viel intensiver und räumt den wirklich wichtigen Dingen im Leben – Liebe, Freundschaft und natürlich der eigenen Gesundheit – wieder den Raum ein, der ihnen gebührt“, erklärt Jürgen Stahl, Vorsitzender des Bundesverbandes Bestattungsbedarf.

Viele Menschen haben große Angst vorm Sterben – zum Beispiel durch eine schwere Krankheit und in der Folge in einer fremden Umgebung wie dem Krankenhaus oder dem Altersheim. Verständlich, denn kaum einer möchte sein Leben außerhalb der gewohnten Umgebung und im Extremfall ohne die geliebte Familie beenden. Manche steigern sich in dieses Gefühl hinein. Die Folgen sind häufig verminderte Lebensfreude, übertriebene Gesundheitsvorsorge und überbordende Vorsicht auch in ungefährlichen Situationen. „Die Angst vor dem Tod ist ganz natürlich, schließlich bewahrt sie uns vor Unheil. Das Sterben als ganz normalen Teil des Lebens zu begreifen schützt aber vor negativen Reaktionen von Körper und Seele“, sagt Stahl. Angst vor dem Sterben ist Angst vor dem Zurücklassen der Angehörigen, ist Angst vor Kontrollverlust und vor dem „Wann“ und „Wie“ des letzten Augenblicks. Wer aber den Tod nicht

Angst vor dem Sterben

Der Tod wird im Alltag tabuisiert. Gespräche mit Angehörigen helfen, Ängste zu bewältigen. akzeptiert, entfernt sich von einem wichtigen Teil des Lebens. Doch was hilft dabei, den Tod in sein Leben zu integrieren? „Hilfreich kann zum Beispiel sein, sich mit den Aussagen zum Ster-

„Der Tod sollte nicht aus dem Leben verbannt werden.“ Jürgen Stahl Bundesverband Bestattungsbedarf

ben, die von den verschiedenen Religionen oder auch von Philosophen entwickelt wurden, zu beschäftigen. Das beispielsweise im christlichen Glauben verhaftete Leben nach dem Tod oder Formen der Reinkarnation, es gibt viele Ansätze, die einem Trost spenden und den Gedanken an das Sterben weniger furchteinflößend erscheinen lassen“, erklärt Stahl.

Dazu kommt das persönliche Gespräch mit anderen Menschen: „Einige Familienangehörige oder Freunde haben sich sehr wahrscheinlich auch schon Gedanken zum Sterben gemacht und können bei der Bewältigung eigener Ängste helfen“, sagt Stahl. Zu den persönlichen Gesprächen gehöre auch das Thema Vorsorge: So könne man sich mit Angehörigen zusammensetzen und gemeinsam eine Patientenverfügung oder eine Bestattungsvorsorge ausfüllen. „Dies tut man am besten in einem Moment, in dem man dem Tod potenziell noch fern ist“, bekräftigt Stahl. Das gebe Familien und Freunden die Gelegenheit, viel über einander zu erfahren und zu wissen, was beispielsweise die Eltern sich im Sterbeprozess oder nach ihrem Tod wünschen. „So räumt man gleichzeitig sich selbst die Gelegenheit ein, über seinen eigenen Glauben oder über seine Wünsche nachzudenken“, erklärt der Verbandsvorsitzende. Er regt an, den Verstorbenen in Ruhe zu Hause aufzubahren oder auch am Sarg Abschied zu nehmen, um den Tod besser zu begreifen und zu verarbeiten.

Foto: G. Stoverock

Auch die Anregung einiger Bestatter, die Trauerfeier – analog zum Willkommens- oder Tauffest für Babys – als das „Letzte Fest des Lebens“ zu begreifen und zu feiern, sei hervorzuheben. Letztendlich bleibe aber nur das Erlernen des Umstands, dass der Tod etwas Natürliches ist. „Wer den Tod als Teil des Lebens akzeptiert, wird das Leben mehr lieben lernen und erkennen, dass nichts wirklich selbstverständlich ist. Der Tod sollte nicht aus dem Leben verbannt werden, dann verliert er seinen Schrecken“, schließt Stahl.

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Gegenseitig Halt und Stärke geben Trauer gemeinsam verarbeiten – Selbsthilfegruppen in der Grafschaft Bentheim

Die Sternenkinder Jeden 2. Mittwoch im Monat ab 20 Uhr Kontakt: Christiane Schmidt, Badener Straße 1, 49835 Wietmarschen Telefon 05908 8876 Einmal im Monat treffen sich Väter und Mütter, die ein Kind während der Schwangerschaft (durch eine frühe oder späte Fehlgeburt, Totgeburt oder einen medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch) während der Geburt oder kurz danach verloren haben. Die Selbsthilfegruppe gibt betroffenen Eltern die Möglichkeit zum Austausch und leistet Hilfe bei der Trauerarbeit. In dieser Gruppe sind auch Eltern willkommen, deren Kindsverlust schon länger zurück liegt.

Gesprächskreis für junge Witwen und Witwer Jeden 1. Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr Kontakt: Mehrgenerationenhaus Senfkorn, Wilsumer Straße 2-4, 49824 Emlichheim, Telefon 05943 96217135 Wenn ein Ehepartner stirbt, ist es nicht einfach, dass das Leben weitergeht. Der Gesprächskreis soll den Austausch der Betroffenen fördern. Es wird dort darüber geredet, wie das Leben weitergeht – das eigene sowie das der Kinder, die ebenfalls betroffen sind.

Gesprächskreis verwaister Eltern in Emlichheim

Geprächskreis verwaister Eltern in Nordhorn

Jeden 3. Montag im Monat (außer in den Ferien) um 20 Uhr

Jeden 1. Montag im Monat um 19.30 Uhr

Kontakt: Gerlinde Trüün, Telefon 05943 7403, E-Mail gerlinde.trueuen@web.de Treffen im Mehrgenerationenhaus Senfkorn

Kontakt: Monika van Kooten, Rüschenweg 7, 48531 Nordhorn, Telefon 05921 992833, Mobil 0177 7992833, E-Mail mimi-vk@web.de

Der Tod eines Kindes bedeutet besonders für die Eltern eine Krise, die ihr Leben total verändert. Zu der Trauer kommen oft zermürbende Selbstvorwürfe und auch schwere Enttäuschung, weil Freunde und Bekannte häufig hilflos sind und sich zurückziehen. Äußerst kritisch wirkt sich auch die unterschiedliche Verarbeitung der Trauer von Männern und Frauen aus, Probleme der Partnerschaft sind häufig die Folge. Der Gesprächskreis möchte betroffenen Eltern ein Ansprechpartner sein. Gemeinsam will die Selbsthilfegruppe sich Halt und Stärke geben und über den schweren Verlust in vertraulicher Atmosphäre sprechen oder nur zuhören.


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