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Soja-Schnitzel im „Fettfleck“ der Republik?
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Immer mehr Fleischhersteller setzen auf Alternativen. Bauernverband in Sorge um Landwirte in Deutschland? VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG Die Landwirte in Nie-
dersachsen produzieren jedes Jahr Waren im Wert von rund 13 Milliarden Euro. Damit ist das Bundesland Agrarland Nummer eins in Deutschland. Allerdings: Den größten Anteil daran hat die Tierhaltung – und immer mehr Menschen auch in Niedersachsen wollen künf-
Motive: Colourbox.de Layout: Matthias Michel
tig bewusst mehr auf Fleisch verzichten. Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge hat in Westdeutschland im vergangenen Jahr schon fast jeder Dritte öfter zu vegetarischen Alternativen von tierischen Produkten gegriffen. Gar 12 Prozent verzichten als Vegetarier oder Veganer ganz auf Fleisch beziehungsweise Milch, Eier, Honig und Co. Vergleichsweise häufig entscheiden sich Menschen unter 30 Jahren für diese Ernährung. Und mehr als die Hälfte der Deutschen ernährt sich flexitarisch, isst also nur gelegentlich Fleisch. Das gilt auch für Fast-Food-Fans. Selbst sie verzichten auf Fleisch: Der Burger-Kette Burger King zufolge ist schon heute jeder fünfte hierzulande verkaufte Whopper pflanzlich. 2023 könnten es 40 Prozent sein, teilte Burger-King-Deutschlandchef Cornelius Everke im vergangenen Jahr mit. Allerdings gibt es für Veganer einen Haken: Das Unternehmen kann nicht ausschließen, dass pflanzliche Pattys und Fleisch auf demselben Grill zubereitet werden. Der Gegenwind für die klassische Küche ist also da. Und er wird, flankiert von einer Debatte um Klimaschutz und Tierwohl, immer stärker. Das Resultat: Alternativen zu Fleisch, Fisch und Kuhmilch sind ein gutes Geschäft, auf das auch namhafte Hersteller mittlerweile setzen. Dazu zählt der TiefkühlkostHersteller Frosta. Die Bremerhavener haben vegane Fischstäbchen – panierte Gemüsemasse – auf den Markt gebracht. Und auch Produzenten klassischer Fleischprodukte haben das wirtschaftliche Potenzial der Alternativprodukte erkannt. Zu den Pionieren zählt das Bad Zwischenahner Unternehmen Rügenwalder Mühle, das Ersatzprodukte auf Basis von Hühnereiweiß – also eine vegetarische, nicht vegane Alternative – anbietet.
Die Niedersachsen erzielten zuletzt sogar mehr Umsatz mit fleischlosen Frikadellen, Schnitzeln und Wurst als mit klassischer Leberwurst und Co. Konkurrenz bekommt der Marktführer unter anderem von Schlachtriese Tönnies, der bis 2025 Umsätze in Höhe von 160 Millionen Euro mit alternativen Produkten erzielen will. Und auch Deutschlands zweitgrößter Wurstproduzent „The Family Butchers“ steigt mit einem Osnabrücker Tochterunternehmen und Produkten auf Basis von Weizenprotein in den Markt ein. Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, zufolge ist das Alternativgeschäft für klassische Hersteller von Fleischprodukten attraktiv: „Zumal die Rohstoffe deutlich billiger sind als echtes Fleisch – bei vergleichbarer Preisrange des Endproduktes“, sagt er. Doch was heißt das für die Landwirtschaft, die in Niedersachsen immerhin rund 135 000 Menschen Arbeit und Einkommen sichert? Die rund zwei Drittel ihres Umsatzes mit Fleisch- und
„Echtes Fleisch aus guter Tierhaltung wird einen Platz im Markt behalten.“ Bernhard Krüsken, Generalsekretär Deutscher Bauernverband
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In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄT SAMTGEMEINDE WERLTE
Schlingmann verstärkt Rasch-Team
Vom Kunden nachgefragt, für Firmen ein gutes Geschäft Zwölf Prozent der Deutschen ernähren sich vegetarisch oder vegan.
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Milchprodukten erwirtschaftet und unter anderem bei Landmaschinenherstellern und Stalleinrichtungsfirmen ebenso wie im Agrarhandel für Aufträge sorgt? Auf den Trend zu pflanzlichen Alternativprodukten stellen sich Krüsken zufolge Landwirte in Deutschland ein. „Natürlich werden auch die Rohstoffe für die pflanzliche Ernährung von Landwirtinnen und Landwirten in Deutschland produziert. Dazu zählen auch Rohstoffe für Fleischimitate, allerdings mit Ausnahme der Zusatzstoffe und Hilfsstoffe, die in diesem Segment ja eine bedeutende Rolle spielen“, sagt Krüsken. Alternativen für Fleisch sind jedoch nur ein kleiner Teil des Marktes an vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Auch Kuhmilch wird zunehmend ersetzt, wie das Beispiel Danone zeigt. Der Lebensmittelkonzern will etwa, dass bis 2025 jedes fünfte seiner Produkte auf pflanzlicher Basis steht. Und auch bei Milch selbst greifen Verbraucher immer öfter zu Alternativen, wie beispielsweise zu Hafermilch. „Auch hier liefern wir die Rohstoffe aus heimischem Anbau“, betont Bernhard Krüsken. Allerdings sieht er hier auch Nachteile gegenüber dem Kuh-Original. „Hafermilch erhält kein Grünland und nutzt keine Neben- oder Koppelprodukte aus der Lebensmittelherstellung, die nur auf dem Weg über die Fütterung zum Lebensmittel werden können“, gibt er zu bedenken. Sorgen macht sich der Bauernverband über die Entwicklung in der Ernährung der Deutschen noch nicht, im Gegenteil. „Echtes Fleisch aus guter Tierhaltung wird einen Platz im Markt behalten“, ist Bernhard Krüsken überzeugt. Entsprechend wolle man den Umbau der Tierhaltung auch nicht abhängig machen von der Marktentwicklung bei Ersatzprodukten. Zumal der Absatz – trotz immenser Steigerungsraten – eine Nische bleibt: Zwar stieg die Produktion von Fleischersatzprodukten laut Statistischem Bundesamt zuletzt auf gut 83,7 Tausend Tonnen. In Schlachtbetrieben wurde mit 7,8 Millionen Tonnen jedoch fast das Hundertfache an Fleisch produziert. Krüsken ist überzeugt: „Eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung wird nicht funktionieren.“ Dennoch sieht der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands einen Wandel auf die Landwirte zukommen. „Die Betriebe werden sich weiterentwickeln, ihre Fruchtfolgen anpassen und auch Pflanzen anbauen, die zur Herstellung von Ersatzprodukten gebraucht werden.“ Als einen großen Faktor in der weiteren Entwicklung sieht Krüsken
den Verbraucher. „Vor nicht allzu langer Zeit gab es beispielsweise große Vorbehalte gegenüber dem Analogkäse.“ Allerdings zeigt die Erfahrung von Edeka Minden-Hannover, dass sich der Umsatz des veganen Sortiments weiterhin sehr positiv entwickelt. Vegane Molkereiprodukte, das vegane Tiefkühlsortiment und SBWurst wachse sogar zweistellig, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilt. „Der Hauptgrund dafür ist das gestiegene Angebot an Produkten.“ Allerdings: Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums könnte den Optimismus des Bauernverbands, was die Bedeutung von Fleischprodukten angeht, zumindest vorerst unterstreichen: Demnach haben 57 Prozent der Menschen Fleischersatzprodukte noch nie gekauft. Mehr zum Thema Veggie & Vegan gibt es im Spezial ab Seite 15.
BRAMSCHE Die Gebr. Rasch Tapetenfabrik hat ihr Führungsteam erweitert. Mit Michael Schlingmann lenkt nun seit Anfang April ein Trio die Geschicke des Mittelständlers aus Bramsche. Schlingmann kennt das Unternehmen gut. Der 40-Jährige hat bereits bei Rasch gelernt. Nach seiner Ausbildung mit begleitendem Studium übernahm er schnell Verantwortung. Er war zunächst im Finanzwesen als Controller und übernahm dann die Leitung der Abteilung IT/Organisation. Anschließend folgten auch die Bereiche Produktentwicklung, Marketing und E-Commerce. Auf diese Stationen folgte nun einer von drei Chefsesseln des Unternehmens. Innerhalb der Geschäftsführung werden die Schwerpunkte seiner Arbeit auf Organisation und strategischer Entwicklung liegen, wie das Familienunternehmen mitteilt. „Herr Schlingmann war bereits seit längerer Zeit sehr nah an der Führung dran“, so Co-Geschäftsführer Dario Rasch ergänzend. Ein Aufrücken sei da konsequent und folgerichtig. Mit der Tuchmacherstadt Bramsche, dem Sitz der Tapetenfabrik, ist Michael Schlingmann eng verbunden. Dort lebt er mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern. nika
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