Bei den Start-ups ist Osnabrück die Nummer eins in Niedersachsen.
Daten sind ein wichtiges Kapital für zukünftige Geschäfte
Es fehlen noch Leuchtturmprojekte mit Strahlkraft
OSNABRÜCK Wenn es um das Startup-Ökosystem geht, hat Osnabrück es bereits geschafft: Das Oberzentrum im Süden Niedersachsens steht in den Top Ten des bundesweiten Städte-Rankings und ist „Startup-Hauptstadt Niedersachsens Kann der Region in der Forschung zu und Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) ein ähnlicher Erfolg gelingen?
Marco Barenkamp ist da optimistisch. Der Gründer des Osnabrücker IT-Unternehmens LMIS AG ist Mitglied der Bundesfachkommission Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung 4.0 im Wirtschaftsrat Deutschland. KI ist für ihn eine Schlüsseltechnologie für Innovation in der Wirtschaft. „Osnabrück kann das schaffen“, ist er überzeugt Wir sind gut aufgestellt “
Das gilt für Barenkamp insbesondere, wenn es um die Stärken der Region geht: die Landwirtschaft und die Ernährungsbranche. „In diesen Bereichen haben wir uns deutschlandweit bereits durchaus einen Namen gemacht hier kann Osnabrück perspektivisch eine bundesweite Marke sein.“
Ähnlich sieht es auch Ingmar Bojes von der Wirtschaftsförderung Osnabrück. „Gerade im Bereich der Agrartechnik spielt KI eine immer größer werdende Rolle und hat das Potenzial, landwirtschaftliche Prozesse zu automatisieren, Erträge zu steigern und die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen.“
Ein ganz unbeschriebenes Blatt ist die Region in Sachen KI derweil nicht Gebündelt wird Expertise unter anderem am KI-Campus Er
ist nicht der einzige seiner Art in Deutschland Für Kai-Uwe Kühnberger, Professor für Künstliche Intelligenz an der Universität Osnabrück und Vizepräsident für Forschung und Transfer, ist Osnabrück dennoch ein „Leuchtturm der angewandten KI-Forschung“. Der Grund: Der KI-Campus verbinde universitäre KI-affine Institute wie die Informatik, die Kognitionswissenschaft, die Wirtschaftsinformatik und Mathematik mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz Niedersachsen (DFKI). Theorie und Praxis werden bei unserem KI-Campus eng miteinander verzahnt“, betont Kühnberger Auch Wirtschaftsförderer Bojes ist überzeugt: „Osnabrück bringt beste Voraussetzungen mit, um sich dauerhaft als einer der relevanten KI-Hotspots in Deutschland zu etablieren “ Mit dem Label ist Joachim Hertzberg nicht ganz glücklich: „Forschung ist nicht Fußball, wo man Tabellen hat, und selbst dort sagt der Tabellenplatz nicht immer alles über die Stärke und den Einfluss einer Mannschaft aus.“ Hertzberg ist Geschäftsführender Direktor des DFKI-Standorts Niedersachsen und Leiter des Forschungsbereichs Planbasierte Robotersteuerung Mit Osnabrück und Oldenburg ist Niedersachsen einer von vier permanenten DFKI-Standorten in Deutschland. Sein Kollege Oliver Thomas, Leiter des Forschungsbereichs Smart Enterprise Engineering ergänzt: Ein KI-Hotspot sollte nicht nur dadurch definiert werden, wie viel KI-Forschung oder KISpin-offs am Standort existieren, sondern auch, wie passgenau die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft adressiert werden.“
Diese Passgenauigkeit ist Kühnberger zufolge in Osnabrück gegeben: Die Universität Osnabrück pflegt viele Kooperationen mit der Industrie, beispielsweise über das DFKI und das Agrotech Valley Forum e V Hier werden konkrete Fragestellungen, die für die Agrartechnik, die Bioökonomie und die Landmaschinenhersteller wichtig sind, in Kooperation mit Forschenden des KI-Campus der Uni Osnabrück
bearbeitet“, sagt der Professor für Künstliche Intelligenz
Der international ausgerichtete und starke Mittelstand spielt DFKIDirektor Hertzberg zufolge der Forschung in die Hände „Viele dieser Firmen sind sehr innovationswillig, Informationstechnik einschließlich KI spielt bei solchen Innovationen oft eine wichtige Rolle“, so der Professor Und die Bereitschaft zur Kooperation mit der Forschung sei oft sehr hoch. „Denn um eigenes Know-how zu KI selber aufzubauen sind diese Firmen oft zu klein.“ Dass Know-how zur Umsetzung von KI-Anwendungen fehlt, sieht auch Oliver Thomas. Viele Unternehmen seien daher zurückhaltend Die Erwartungen an Anwendungen der künstlichen Intelligenz seien hingegen relativ hoch
Entsprechend durchlässig ist für Barenkamp die Barriere zwischen Forschung und Wirtschaft. „Mittlerweile landen viele der Forschungen im Regelbetrieb.“ Kühnberger ergänzt einige konkrete Beispiele:
die automatische Erkennung von Krankheiten bei Ackerbaupflanzen die Auswertung der gesammelten Daten von Landmaschinen oder auch die Prädiktion von Bodeneigenschaften im Ackerbau durch Auswertung von Drohnendaten.
Barenkamp sieht zwei Aspekte die das Thema KI in Osnabrück treiben. „Es gibt ein Momentum, und das will man nutzen. Hinzu kommt: Traditionsunternehmen merken, dass ihre Geschäftsmodelle langfristig auslaufen könnten.“ Es sei mittlerweile durchgedrungen, dass Daten ein wichtiges Kapital für Geschäftsmodelle der Zukunft sein könnten Künstliche Intelligenz wiederum basiert in der Regel auf einer großen Datenmenge Hier dabei zu sein kann ein Vorteil sein“, sagt der IT-Unternehmer
Allerdings: Um Daten gut nutzen zu können, fehlen Barenkamp zufolge landesweit vernünftige Rahmenbedingungen. „Wir sind in Deutschland sehr wählerisch bei der Herausgabe und vor allem der Nutzung von Daten Für Geschäftsmodelle, die auf Daten aufbauen, kann das ein Killer sein. Wir müssen konstruktiver damit umgehen.“
Um eine Art Blaupause zu entwickeln, arbeiten Uni und Hochschule Osnabrück, DFKI, Coppenrath Stiftung, LMIS, Praxispartner, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Landesdatenschutzbeauftragte Niedersachsens an einem Konzept für die Umsetzung eines KI-Reallabors in Osnabrück. „Wenn uns das gelingt, könnten wir in Osnabrück Pflöcke einschlagen die bundesweit als Vorbild gelten“, so Barenkamp
Was Osnabrück zum bundesweiten Hotspot noch fehlt, ist KI-Professor Kühnberger zufolge eine bundesweit sichtbare und nachhaltige Grundlagenforschung im Bereich der KI „Wir haben bereits viele erfolgreiche Projekte in der KIGrundlagenforschung, aber große drittmittelgeförderte Leuchtturmprojekte wie ein KI-affiner Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft würden unseren Standort auf der KI-Landkarte noch weiter nach vorne bringen“, ist er überzeugt.
Ingmar Bojes denkt praxisorientierter „Eine Art Smart Factory, um
kleinen und mittleren Unternehmen den Einsatz neuester Technik, Robotik inklusive KI live zu demonstrieren, könnte das ,i-Tüpfelchen‘ für den Standort Osnabrück sein“, sagt er Mit dem Lokviertel und dem darin geplanten Coppenrath Digital Innovation Cluster (CDC) werde Osnabrück im KI-Bereich jedoch noch mal erheblich an Gewicht gewinnen“, ist der Wirtschaftsförderer überzeugt
Dem im Lokviertel vorgesehenen Start-up-Zentrum mit Schwerpunkt KI könnte dabei ein von Joachim Hertzberg vorgebrachtes Manko helfen. „Wenn es um Startups, gerade mit KI-Themen, geht fehlt in der Region das, was so oft in Deutschland fehlt: ausreichend Geld, um neue Start-ups nach ihrer ersten Anlaufphase über längere Zeit sicher zu finanzieren“, sagt er „Das Potenzial ist aus meiner Sicht bei Weitem nicht ausgeschöpft.“
Mehr zum Thema künstliche Intelligenz lesen Sie im Spezial ab Seite 11
OSNABRÜCK Seit Anfang November ist Nils Köster Mitglied des Vorstands der Köster Holding SE, in der die Aktivitäten der Bauunternehmensgruppe gebündelt werden.
Der 40-jährige Köster ist Gesellschafter des Osnabrücker Unternehmens und war bisher als Geschäftsführer in der Köster GmbH tätig ehe er vom Aufsichtsrat in den Vorstand bestellt wurde.
Nils Köster hat sich gezielt auf den Einsatz im Vorstand vorbereitet Nach Studien von Bauingenieurwesen, MBA und Immobilienökonomie sowie mehrjähriger Tätigkeit als Bau- und Projektleiter trat er 2019 in die Geschäftsführung des Familienunternehmens ein Im vierköpfigen Vorstand verantwortet Köster die Bereiche Allgemeiner Hochbau und Tiefbau
Mit rund 2000 Mitarbeitenden an 21 Standorten und einem Jahresumsatz von rund 1,4 Mrd. Euro zählt Köster zu den führenden Bauunternehmen in Deutschland. Der Generalunternehmer übergibt jährlich rund 150 fertiggestellte Projekte an seine Kunden.
In
Samtgemeinde
dieser Ausgabe: Standortporträt
Fürstenau
„In Osnabrück Pflöcke einschlagen, die bundesweit als Vorbild gelten.“
Marco Barenkamp Gründer der LIMS AG
Damit das Gas fließt Unternehmen aus der Region arbeiten am LNG-Terminal Macher & Märkte – Seite 10 Waffenschein für KI KI & Forschung – Seite 14 Osnabrücker Professor Rainer Mühlhoff im Interview Ehrenamtlich im Einsatz Nordhorner Geschäftsführer engagieren sich im THW Leben & Leidenschaft – Seite 19 www assmann de 4 1 9 8 2 5 2 2 2 0 0 6 6 0 1 9 0 1 ZACK da isser www.maler-schulte de
NilsKöster Foto:Köster OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM WWW DIEWIRTSCHAFT-GN DE KI-Hotspot Osnabrück? Experten sind sich einig: Gute Voraussetzungen in der Region Nils Köster rückt in den Vorstand auf DONNERSTAG, 22. DEZEMBER 2022 AUSGABE 06/22 | EINZELPREIS 1,90 €
VON NINA KALLMEIER
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340 340
EG
EG Stadt Bramsche 32 103 370 340 350
EG Stadt D ssen a T W 10 369 380 380 380
EG Stadt Georgsmarienhütte 31 790 390 360 360
EG G andorf 6 619 350 300 300
EG Hagen a T W 13 471 360 320 320
EG Hasbergen 11 024 350 320 320
EG H lter a T W 10 480 370 345 330
EG Stadt Me le 46 732 385 345 345
EG Ostercappeln 9 890 395 380 380
EG Wal enhorst 22 867 360 320 320
SG Art and 23 732 389 379 379
MG Stadt Quakenbrück 13 612 390 380 380
MG Badbergen 4 646 390 380 380
MG Menslage 2 491 380 370 370
MG Nortrup 2 983 390 380 380
SG Bersenbrück 30 478 401 389 389
MG Stadt Bersenbrück 8 810 395 380 380
MG Alfhausen 4 108 420 420 420
MG Ankum 7 768 395 380 380
MG Eggermüh en 1 782 400 400 400
MG Gehrde 2 574 395 380 380
MG Kettenkamp 1 816 420 420 420
MG Rieste 3 620 400 380 380
SG Fürstenau 16 205 360 360 360
MG Stadt Fürstenau 9 621 360 360 360
MG Berge 3 587 360 360 360
MG B ppen 2 997 360 360 360
SG Neuenk rchen 10 315 380 360 360
MG Neuenkirchen 4 605 380 360 360
MG Merzen 3 899 380 360 360
MG Vo tlage 1 811 380 360 360
Landkreis Ems and 293 512 353 333 336
EG Emsbüren 10 338 345 345 345
EG Geeste 11 731 350 350 350
EG Stadt Haren Ems) 24 137 330 310 320
EG Stadt Haselünne 13 196 350 350 350
EG Stadt L ngen (Ems) 55 599 395 335 330
EG Stadt Meppen 35 415 345 295 310
EG Rhede 4 398 350 350 350
EG Sa zbergen 7 806 340 340 340
EG Tw st 9 554 350 350 350
SG Dörpen 17 316 350 350 350 MG Dörpen 5 522 350 350 350
MG Dersum 1 484 350 350 350
MG Heede 2 573 350 350 350
MG Kluse 1 759 350 350 350
MG Lehe 970 350 350 350
MG Neubörger 1 557 350 350 350
MG Neulehe 817 350 350 350 MG Wa chum 1 650 350 350 350 MG Wipp ngen 984 350 350 350
SG Freren 10 611 360 360 360
MG Stadt Freren 5 136 360 360 360
MG Andervenne
VON THOMAS NIEMEYER
OSNABRÜCK Es ist das Mantra von Bundesfinanzminister Christian Lindner: Keine weiteren Belastungen für die Wirtschaft in der Krise Doch etliche Kommunen halten sich nicht daran und erhöhen Grund- und Gewerbesteuer Ist das vernünftig?
Rechtens ist es allemal, denn abgesehen von der Hundesteuer, sind Grund- und Gewerbesteuer die einzigen Steuerquellen die Städte und Gemeinden selbst beeinflussen können. So sehen sich Kommunen mit schwacher Finanzausstattung in einer Art Notwehrsituation. Wenn Unternehmen aber in einer Rezession die Grätsche machen dann sind ihre Steuerzahlungen für alle staatlichen Ebenen auf Dauer verloren. Das kann auch kein Kämmerer wollen, der für den Gemeindesäckel die Verantwortung trägt.
Trotzdem haben für dieses Jahr 13 Städte und Gemeinden im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim die Grundsteuer erhöht – das war mehr als jede zehnte Kommune in der Region Zehn Kommunen erhöhten auch die Gewerbesteuer „Damit ist der Trend zu Steuererhöhungen in dieser Wirtschaftsregion sogar noch stärker ausgeprägt als im Land Niedersachsen“, erklärt Christian Weßling, Projektleiter Wirtschaftspolitik und -statistik bei der hiesigen IHK
Sein Chef, IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf ergänzt dass die Einnahmen der Kommunen trotz der aktuellen Wirtschaftskrise zuletzt wieder gestiegen seien und viele Kommunen regelrecht im Geld schwömmen „Insofern besteht vielfach auch überhaupt gar keine Notwendigkeit, an der Steuerschraube zu drehen“, schließt Graf daraus Im Schnitt hat Graf recht
Der höchste Gewerbesteuerhebesatz in der Region findet sich nach IHK-Auflistung mit 440 Prozent weiter in der Stadt Osnabrück Es folgen die Gemeinden Alfhausen
und Kettenkamp (beide Samtgemeinde Bersenbrück) mit 420 Prozent Mit 320 Prozent können fünf Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Lengerich den niedrigsten Hebesatz im IHK-Bezirk für sich beanspruchen. Doch was bringen den Kommunen diese Sätze real?
Die Stadt Osnabrück hatte im vergangenen Jahr pro Einwohner 591 Euro aus der Gewerbesteuer eingenommen, Bersenbrück 618 Euro. Lengerich dagegen nur 357 Euro. Die Gleichung je höher der Hebesatz, desto höher die Einnahmen, stimmt dennoch nicht. Krösus bei der Gewerbesteuer pro Kopf war 2021 die Samtgemeinde Spelle mit 1304 Euro. Hagen a T W rangiert mit 203 Euro am Ende. Spelle hat einen niedrigen Hebesatz von 335, Hagen von 360 Prozent. Beide Kommunen verfügen über einen ausgeglichenen Haushalt und erhöhen ihre Hebesätze auch dieses Jahr nicht.
Für Spelle verrät Kämmerer Torsten Lindemann kein Geheimnis, wenn er feststellt, dass ihm der gesunde Gewerbemix die Arbeit erleichtert. In den Gewerbegebieten finden sich so illustre Fimen wie Krone Maschinenfabrik, Rekers Betonwerk oder Bröring Futtermittel. Doch seine Hagener Kollegin Pamela Westerbusch klingt auch ganz fröhlich. Die Einnahme aus der Gewerbesteuer sei zwar nicht üppig, bilde aber zusammen mit den kommunalen Anteilen aus der Einkommen- und der Umsatzsteuer ein solides Fundament. Hörbar stolz ist die 46-Jährige darauf dass ihre fleißigen Kollegen regelmäßig für den Haushalt überdurchschnittlich viel Geld aus Fördertöpfen wie „Perspektive Innenstadt“, Dorferneuerung oder für Kindergärten und Ganztagsschule hereinholen.
Verständnis für Kommunen, die aktuell an der Steuerschraube drehen, haben die Kämmerer dieser beiden höchst unterschiedlich verfassten Gemeinden dennoch Zwar können beide den Appell des Bundesfinanzministers wie der IHK nachvollziehen, ihre Steuern in der Krise nicht zu erhöhen; doch wür-
den Kommunen die die allgemeine Entwicklung der Hebesätze nicht mitmachten, über den kommunalen Finanzausgleich durch Mindereinnahmen bestraft Der sogenannte Nivellierungssatz des Landes steige jährlich um zwei bis drei Punkte
Die Anhebungen auf ohnehin schon hohem Niveau in Alfhausen und Kettenkamp begründet Bersenbrücks Teamleiter Finanzen Jürgen Heyer zudem damit, dass den strukturschwächeren Mitgliedsgemeinden ansonsten durch die hohe Umlage an die Samtgemeinde gar nichts von der Gewerbesteuer übrig bleibe
Die Idee die Hebesätze von Grund- und Gewerbesteuer je nach Wirtschaftslage zu variieren, finden die befragten Kämmerer interessant: Die gewinnabhängige Gewerbesteuer könnte in der Krise erhöht, die nach Fläche immer gleiche Grundsteuer entsprechend gesenkt werden So würden Betriebe, die unter der Krise leiden in ihrer Substanz geschont; für Krisengewinnler gäbe es die von vielen geforderte Abschöpfung Doch solange der Finanzausgleich mit seinen Nivellierungssätzen starr bleibt, könnten die Kommunen nicht flexibel agieren
GELD & GESCHÄFT DONNERSTAG, 22 DEZEMBER 2022 2
IHK-ZAHLEN FÜR OSNABRÜCK UND DAS EMSLAND
IHK-ZAHLEN FÜR DIE GRAFSCHAFT BENTHEIM
inderRegiondrehenderzeitnichtanderSteuerschraubebe Gewerbe-undGrundsteuer
DiemeistenKommunen
Hebesätze der Realsteuern und Bevölkerung Hebesätze der Realsteuern und Bevölkerung Die Alternative wäre Verschuldung Grund- und Gewerbesteuer: Kommunen belasten Wirtschaft in Notwehr Kreisfre e Stadt E nheitsgemeinde (EG) Samtgeme nde (SG) M tgl edsgemeinde (MG)
Foto:iStock
snabrück 165 034 440 300 460
Stadt O
reis Osnabrück 361 550 379 354 355
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Bad Essen 15 982 380 340 340
Stadt Bad burg 10 559 380 360 360
Bad Laer 9 140 390 360 360
Bad Rothen e de 8 477 380 360 360
Be m 13 896 380 380 379
14 680 380 370 380
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12 741 380
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905 360 360 360 MG Beesten 1 661 360 360 360 MG Mess ngen 1 061 360 360 360 MG Thuine 1 848 360 360 360 SG Herz ake 10 715 330 330 330 MG Herzlake 4 755 330 330 330 MG Dohren 1 169 330 330 330 MG Lähden 4 791 330 330 330 SG Lathen 12 257 350 350 350 MG Lathen 6 902 350 350 350 MG Fresenburg 941 350 350 350 MG Nieder angen 1 353 350 350 350 MG Ober angen 1 002 350 350 350 MG Renkenberge 685 350 350 350 MG Sustrum 1 374 350 350 350 SG Lenger ch 9 385 321 321 321 MG Lenger ch 2 785 320 320 320 MG Baw nkel 2 593 320 320 320 MG Gersten 1 212 330 330 330 MG Handrup 801 320 320 320 MG Langen 1 462 320 320 320 MG Wettrup 532 320 320 320 SG Nordhümm ing 12 270 350 350 350 MG Bockhors 979 350 350 350 MG Breddenberg 827 350 350 350 MG Esterwegen 5 401 350 350 350 MG Hi kenbrook 783 350 350 350 MG Surwo d 4 280 350 350 350 SG Sögel 17 165 350 349 361 MG Söge 8 210 351 352 373 MG Börger 2 856 347 341 310 MG Groß Berßen 689 351 348 367 MG Hüven 550 349 345 365 MG Kle n Berßen 1 167 351 352 373 MG Spahnharrenstätte 1 557 351 348 367 M Stavern 1 030 349 345 365 MG Werpe oh 1 106 351 352 373 SG Spe le 14 417 335 320 320 MG Spel e 9 931 335 320 320 MG Lünne 2 031 335 320 320 MG Schapen 2 455 335 320 320 SG Werl e 17 202 340 340 340 MG Wer te 10 259 340 340 340 MG Lahn 864 340 340 340 MG Lorup 3 201 340 340 340 MG Rastdorf 1 048 340 340 340 MG Vrees 1 830 340 340 340 E nwohner (nach Landesstatist k Stand 31 12 21) Realsteuerhebesätze 2022 Gewerbesteuer Grundsteuer A B Kre sfre e Stadt E nhe tsgemeinde (EG) Samtgeme nde (SG) Mitgl edsgemeinde (MG) Landkreis Grafschaft Benthe m 138 722 362 352 371 EG Stadt Bad Bentheim 15 948 380 445 445 EG Stadt Nordhorn 54 162 375 340 390 EG Wietmarschen 12 507 325 330 330 SG Eml chhe m 14 430 344 339 338 MG Em ichhe m 7 441 345 335 335 MG Hoogstede 2 907 350 340 340 MG Laar 2 109 335 335 335 MG R nge 1 973 340 357 349 SG Neuenhaus 14 368 356 343 342 MG Stadt Neuenhaus 10 356 360 345 345 MG Esche 577 338 357 347 MG Georgsdorf 1 225 340 335 327 MG Lage 1 005 337 335 345 MG Osterwa d 1 205 365 335 327 SG Schüttorf 15 926 353 327 328 MG Stadt Schüttorf 12 934 355 325 325 MG Engden 416 330 330 330 MG Isterberg 589 340 340 340 MG Ohne 575 350 350 350 MG Quendorf 613 350 340 350 MG Samern 799 350 330 330 SG Ue sen 11 381 353 364 364 MG Uelsen 5 771 355 380 380 MG Gete o 505 350 340 345 MG Gölenkamp 577 350 340 340 MG Hal e 681 350 340 350 MG Itterbeck 1 732 350 360 350 MG Wie en 500 350 350 350 MG Wi sum 1 615 350 340 350 Einw
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Quelle: IHK Aufbereitung: Hausfe d Quelle: IHK, Aufbereitung: Hausfeld
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Trotzt die Region der Rezession?
Auf dem Arbeitsmarkt ist derzeit von Krise noch keine Spur – „Kein Anlass, einen Niedergang zu erwarten“
OSNABRÜCK Im Jahr 2023 könnte Deutschland in eine Rezession rutschen. Die Region Osnabrück ginge einigermaßen robust in die Krise, besonders für Arbeitnehmer bleibt die Lage vorerst komfortabel. Reicht das, um die wirtschaftliche Substanz zu bewahren?
Auf dem Arbeitsmarkt ist von Krise noch kaum eine Spur: Bei 4,3 Prozent lag die Arbeitslosenquote in der Region im Oktober 2022 Dass der Wert auf absehbare Zeit größere Sprünge nach oben macht, zeichnet sich derzeit nicht ab Die Osnabrücker Agentur für Arbeit erklärt, der Arbeitsmarkt funktioniere vorerst abgekoppelt von wirtschaftlichen und politischen Krisenherden
Viele Unternehmen seien bestrebt, Mitarbeiter zu halten, um deren Potenzial in wirtschaftlich besseren Zeiten weiter nutzen zu können Anzeichen einer Krise zeigten sich höchstens darin dass über die meisten Branchen hinweg die Einstellungsdynamik etwas nachlässt“
Mit Blick auf die Vergangenheit darf das viele Beschäftigte wohl positiv stimmen: Wirtschaftliche Abschwünge in den vergangenen Jahrzehnten spiegelte der Arbeitsmarkt inderRegelschnellwider:Sostiegim Rezessionsjahr 2003 in Reaktion auf die „Hightech-Krise die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der Region auf 8,5 Prozent Zehn Jahre zuvor während der Konsolidierungskrise 1993, stieg sie auf über 9 Prozent InähnlicheHöhenstiegsieauch im Nachgang der Ölkrise 1982: Im Jahresschnitt lag sie bei 8,9 Prozent Alle drei Werte, das zeigt ein Blick ins Archiv unserer Zeitung stiegen im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr jeweils um etwa zwei Prozent an Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine sind Krisenszenarien für die Wirtschaft zwar omnipräsent Auf den regionalen Arbeitsmarkt wirken sie sich bislang allerdings nicht aus Ein Phänomen, das zu den Beobachtungen des Wirtschaftswissenschaftlers Christian Kröger passt „Das Basisszenario ist: Wir kommen erst einmal relativ ruhig durch den Winter , sagt Kröger Kröger ist Professor an der Fakultät Wirtschaftsund Sozialwissenschaften der Osnabrücker Hochschule, war mal PräsidentdesVfLOsnabrückundistinder regionalen Wirtschaft gut vernetzt SeinerEinschätzungnachstehtdie deutsche Wirtschaft vor einem tief greifenden Transformationsprozess Der allerdings habe schon vor dem Krieg, eigentlich auch schon vor Corona begonnen und dürfte sich noch über mehrere Jahre ziehen
Ähnlich äußert sich
Bernardt
(GWS) in Osnabrück: Die großen Herausforderungen dieses Jahrzehnts sind Digitalisierung, Demografie und Strukturwandel“, erklärt er Aktuell sei die Diversifizierung von Lieferketten ein weiteres MetaThema, um wirtschaftliche Abhängigkeiten zu reduzieren
Die kriegsbedingte Energiekrise verstärke diese Herausforderungen zwar Sie sei für sich allein aber vorerst keine Gefahr für die wirtschaftlicheSubstanzderRegion „WasdieRegion stark treffen wird, ist der Fachkräftemangel , prognostiziert Bernardt Für gut ausgebildete Arbeitnehmer heiße das in aller Regel: Ihre Arbeitgeber werden auch in eher unsicheren Zeiten ein hohes Interesse daran haben, sie zu halten
Die aktuellen Preissteigerungen bei Öl, Gas und Strom dürften in größerem Umfang zunächst einkommensschwache Haushalte treffen erklärt Bernardt Eine Folge sei, dass Privatverbraucher ihren Konsum einschränkendürften Eswirddagespart, wo nicht unbedingt konsumiert werden muss Das wird etwa die Gastronomie zu spüren bekommen die Eventbranche und Anbieter von bestimmten Lifestyleprodukten “
Die Folgen könnten auf individueller Ebene durchaus gravierend sein, nicht allerdings für die Wirtschaft in ihrer Gesamtheit Die ist hier in der
Region vergleichsweise robust Die Dinge werden uns hier nicht kurzfristig um die Ohren fliegen“, sagt Bernardt
Dass die wirtschaftlichen Herausforderungen eher langfristiger Natur sind, schätzt auch Hochschul-Ökonom Christian Kröger Im Vergleich etwa zu 2003 und 2008 treffe die aktuelle Krise das Land inmitten eines langwierigen Wandels die Wirtschaft sei daher verwundbarer als in der Vergangenheit
Kröger, Professor an der Fakultät Wirtschaftsund Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück
2003 war Deutschland zwar praktisch wirtschaftliches Schlusslicht in der EU, kam als Volkswirtschaft durch die bereits begonnenen HartzReformen aber ziemlich schnell in eine starke ökonomische Position“, erklärt Kröger Aus dieser Position heraus sei Deutschland während der Kapitalmarkt-Krise von 2008 zum sicheren Hafen und in eine „ökonomisch einzigartige Phase eines langen Wirtschaftswachstums geraten Deren Ende allerdings habe sich schon vor Ausbruch der Covid-Pandemie angedeutet Ursache sei vor allem auch die EU-Entscheidung, die E-Mobilität massiv auszubauen Die Entwicklung habe Deutschlands Schlüsselindustrie, die Autombilbranche, unvorbereitet getroffen Folge des politisch motivierten Wandels sei eine relative Schwächung des Wirtschaftsstandortes Deutschland Dieser Wandel war geplant die Pandemie und der Krieg waren es nicht und führen zu weiteren Unwägbarkeiten“ erklärt Kröger
Insgesamt befinde sich die Wirtschaft weiter in einer „beherrschbaren Lage“; allerdings: Die schnelle Wiederkehr einer Wachstumsphase vergleichbar jener im vergangenen Jahrzehnt zeichne sich für Deutschland vorerst nicht ab „Die aktuellen Verwerfungen wird das Land nicht derart schnell ad acta legen“, vermutet Kröger
Das belege insbesondere auch ein wesentlicher struktureller Unterschied auf dem Markt: In vielen Be-
reichen gehe langfristig nicht die Nachfrage zurück, sondern vor allem das Angebot an Fachkräften, die die Unternehmen dringend benötigen Die Preissteigerungen im Energiesektor seien in dieser Gemengelage gesamtwirtschaftlich vorerst nur eine Art Störfeuer Insbesondere wenn der Winter eher mild bleibt, wird sich vieles vorerst wieder relativieren“ sagt Kröger Wichtig sei dass die Politik bereits jetzt Planungen für den Winter 2023/24 intensiviere, um nicht mittelfristig doch noch in eine echte Energiekrise zu schlittern
Das langfristige Wohl und Wehe der Wirtschaft hänge aber eher im Umgang mit dem Strukturwandel –und da sei die Region Osnabrück vergleichsweise gut aufgestellt Natürlich gibt es hier Branchen für die der Wandel und die Energiepreise eine Herausforderung sind“, erklärt Kröger Probleme drohten potenziell Unternehmen, die in dem Bereich der Automobilbranche, in der Papieroder Stahlherstellung angesiedelt seien Auch die Logistik mit traditionell kleinen Margen werde den Gürtel womöglich enger schnallen müssen
Anders als manche andere Regionen sei der Wirtschaftsstandort Osnabrück aber nicht durch eine einzige Schlüsselindustrie geprägt „Es gibt hier nicht den einen Autohersteller oder den einen Chemie-Konzern mit dessen Schicksal das der ganzen Region verwoben ist “ So gebe es hier durchaus auch Unternehmen mit
„Wir
funktioniert, wodurch sich mittelbar auch die Perspektiven für die Landwirtschaft stabilisieren“, sagt Kröger „In der Gesamtbilanz gibt es derzeit keinen Anlass in der Region Osnabrück einen Niedergang zu erwarten “
Zumal hier auch Branchen angesiedelt seien, die in den kommenden Jahren noch wachsen dürften Florian Bernardt von der GWS etwa sieht in Osnabrück grundsätzlich PotenzialfürdieDigitalbranche–insbesondere, wenn sich die Region dabei stärker mit dem Bereich Münster verknüpft Dazu dürften alle Sektoren gute Karten haben, die im Bereich Energieeffizienz und Klimafolgeanpassung tätig sind – seien es nun Entwickler, Hersteller oder Handwerker
Gelinge es der Region – und der Bundesrepublik insgesamt –, den demografischen Wandel und die damit einhergehende Verknappung von Arbeitskraftzuhandeln,dürftesiegestärkt aus dem Transformationsprozess hervorgehen Die andere Herausforderung nämlich, die die gegenwärtige Krise lehrt, dürften Region und Republik gut meistern: „Aufgrund von Lage und Infrastruktur dürfte es gut gelingen, Lieferketten zu diversifizieren “
Das ideale Umfeld
DONNERSTAG, 22 DEZEMBER 2022 3 GELD & GESCHÄFT
Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen da leisten sie gute Arbeit Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen Im ecopark an der Hansalinie A1 ecopark – der Qualitätsstandort
auch Florian
von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung
einer guten Marktstellung denen es gelingen dürfte, ihre Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben
sehen bislang, dass das etwa in den Bereichen Einzelhandel und Lebensmittel
„Wir kommen erst einmal relativ ruhig durch den Winter.“
Christian
SotrübewiehierimOsnabrückerHafensinddieAussichtenfürdieWirtschaftsregionvorerstwohlnicht
VON
MARKUS PÖHLKING „DieDingefliegenunsnichtkurzfristigumdieOhren“:
Foto:SwaantjeHehmann
GELD & GESCHÄFT
Den Blick nach vorn gerichtet
BAD BENTHEIM Das Hotel Grossfeld in der Kur- und Burgstadt Bad Bentheim ist seit fast 140 Jahren eine angesagte Adresse: 1885 als „Gasthof zur Börse“ gegründet, präsentiert sich der inhabergeführte Betrieb heute als modernes Haus mit rund 100 Zimmern und 40 Beschäftigten. Die Fäden laufen zusammen bei Johannes Grossfeld, der das Hotel in nunmehr fünfter Generation leitet – und der ebenso wie viele Unternehmer seiner Branche eine bewegte Zeit hinter sich hat Noch gut erinnert sich der 53Jährige an das Frühjahr 2020 und an das große Fragezeichen, das mit Ausbruch der Corona-Pandemie aufkam. Eines stand für ihn jedoch fest: „Wir werden das Hotel nicht einen Tag schließen.“ In der langen Geschichte des Hauses habe es seit 1885 keinen einzigen Ruhetag gegeben. Tatsächlich war es dann fortwährend möglich, zumindest Geschäftsreisende zu beherbergen. Nicht jede Entscheidung der Politik konnte Hotelier Grossfeld nachvollziehen, doch er sagt auch: „Die pandemiebedingten Zuschüsse sind in vollem Umfang geflossen.“ So konnten die eine Million Euro Schulden, die aufgenommen wurden, um sich über die Zeit zu retten, teilweise für Neuinvestitionen verwendet werden – unter anderem für eine Erneuerung der Küche.
Aktuell ist Johannes Grossfeld guten Mutes: Bis Ostern 2022 sei das Geschäft zwar noch „sehr mau“ gelaufen, und auch die traditionell hohe Zahl an niederländischen Gästen sei noch nicht wieder auf dem alten Niveau, doch in der warmen Jahreszeit habe er wieder viele Übernachtungen verbuchen können. Die Jahresauslastung seines Hauses lag im Vor-Corona-Jahr 2019 bei rund 80 Prozent und wird sich 2022 immerhin auf etwa 50 Prozent belaufen, berichtet Grossfeld.
Auch die allgemeinen Zahlen für die Stadt Bad Bentheim fallen für den Tourismus erfreulich aus, was den Sommer 2022 anbelangt: Bis einschließlich August wurden 389857 Übernachtungen verzeichnet, was schon annähernd dem Stand vor der Pandemie entspricht – denn 2019 waren es im gleichen Zeitraum 402295 Übernachtungen. Insgesamt haben 2019 in Bad Bentheim 611348 Menschen übernachtet, in den beiden darauffolgenden Corona-Jahren 2020 (368847) und 2021 (381842) fielen die Zahlen deutlich geringer aus Aktuell
Johannes Grossfeld Hotelier
(Stand: Dezember 2022) hofft man, für dieses Jahr wieder die 600000er-Marke knacken zu können Mit Blick auf das hiesige Bundesland insgesamt ist der allgemeine Gemütszustand jedoch eher negativ: Nach einem guten Sommer für den Tourismus in Niedersachsen trübt sich die Stimmung nun ein Energiekosten, Arbeitskosten und Personalmangel sowie sinkende Konsumbereitschaft und Nachfrage lassen die Betriebe mit Sorge auf den Winter blicken“, so fasst Kerstin Kontny, Tourismussprecherin der IHK Niedersachsen (IHKN), die Ergebnisse der aktuellen Saisonumfrage Tourismus zusammen Im Befragungszeitraum vom 17 Oktober bis 10 November 2022 beteiligten sich 410 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft sowie 113 Reisebüros und Reiseveranstalter an der Umfrage. Laut einer Mitteilung der IHKN sehen 89,8 Prozent der teilnehmenden Unternehmen als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung die Energie-, Lebensmittelund Rohstoffpreise. Die Folgen steigender Energiekosten für die Betriebe sind vor allem finanzieller Art: So reagieren 92 3 Prozent der Betriebe mit Preiserhöhungen, 71,9 Prozent sparen Energie ein, und 39 Prozent werden weniger Investitionen tätigen Doch auch Angebot und Nachfrage sind betroffen: 32,1 Prozent der Befragten werden ihr Angebot einschränken, 31,6 Prozent erwarten eine geringere Nachfrage aufseiten der Gäste“, heißt es.
Sowohl den zweiten als auch den dritten Platz der Geschäftsrisiken belegt laut IHKN das Thema Personal: Die Arbeitskosten sehen 69,9 Prozent als Risiko, fehlende Arbeitskräfte gaben 65,8 Prozent an Der Personalmangel habe vornehmlich Folgen für die vorhandene Belegschaft und die Angebotsseite 70,5 Prozent gehen demnach von einer Mehrbelastung des vorhandenen Personals aus 67,9 Prozent rechnen mit einer Einschränkung ihres Angebots beziehungsweise der Ablehnung von Aufträgen, da ihnen die
notwendigen Personalkapazitäten fehlen
Die Auswirkungen der CoronaPandemie auf die Unternehmen haben sich laut der Umfrage im Vergleich zu den vorherigen Umfragen dagegen verringert. Dennoch sei die Pandemie weiterhin spürbar „So gab noch immer nahezu jedes zweite Unternehmen an, dass Aufträge durch Kunden aufgrund der Pandemie storniert würden 43,6 Prozent berichten von weniger Nachfrage Eine weitere Folge ist die Abwanderung von Mitarbeiten-
den, dies gaben 40,4 Prozent der Befragten an.“
Coronabedingte Personalverluste kann Johannes Grossfeld nicht beklagen das Team sei nach wie vor in voller Stärke an Bord: „Wir zahlen weit überdurchschnittliche Löhne, und auch in der Corona-Zeit gab es Weihnachtsgeld“, betont er Sein langfristiges Konzept sieht jedoch vor, mit weniger, aber hoch qualifiziertem Personal auszukommen. Jüngst habe man etwa begonnen, vermehrt in Richtung Selbstbedienung zu gehen. „Der Kuchen
OSNABRÜCK – EMSLAND – GRAFSCHAFT BENTHEIM
Petra Rosenbach, Geschäftsführerin der Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH: „Das Osnabrücker Land verzeichnete 2019 mit allein 2,3 Mio gewerblichen Übernachtungen sein bestes Tourismusjahr überhaupt Durch Corona brach der Tourismus insgesamt in der Stadt Osnabrück um 50 Prozent im Landkreis um rund 30 Prozent ein. Da in Osnabrück der Geschäftsreisetourismus und die großen Veranstaltungen dominierten und im Landkreis Urlaubsreisen im Sommer dann doch wieder stattfinden konnten, stellen sich die Zahlen unterschiedlich dar Ab dem Frühjahr 2022 konnte in einigen Monaten fast das Vor-Corona-Niveau erreicht werden. Zur Erholung der Branche hat in den Jahren 2021 und 2022 wesentlich auch die einheimische Bevölke-
rung beigetragen, die die Urlaubs- und Freizeitangebote z.B die Rad- und Wanderwege intensiv genutzt hat Hoteliers in Stadt und Landkreis bestätigen mir dass neue Gästegruppen in die Stadt und den Landkreis Osnabrück kommen, die einen Rad- und Wanderurlaub machen. Zwar boomen insgesamt die deutschen Reiseregionen, die vielen neuen Gäste im Osnabrücker Land führen wir aber auch auf das intensive Marketing zurück das die Tourismusgesellschaft während der Corona-Krise verstärkt umgesetzt hat Nicht zuletzt wurden wir mit dem Emsland und der Grafschaft Bentheim vom ADFC zur beliebtesten Radregion gewählt Insgesamt ist meine Einschätzung: Die Gäste sind zurück! Das große Problem der Betriebe ist jedoch jetzt der enorme Arbeitskräftemangel, denn viele Mitarbeitende haben das Gastgewerbe Corona bedingt verlassen Energiekrise und In-
ist umsonst, aber die Gäste holen ihn sich selbst“, sagt er pointiert. Überhaupt werden sämtliche Serviceleistungen – etwa der Restaurantbesuch – seit Corona nur noch in Verbindung mit Übernachtungen angeboten, was eine bessere Planbarkeit schaffe.
In puncto Energie stehe kommendes Jahr die Installation eines neuen Blockheizkraftwerks an, 2024 soll eine weitere Anlage folgen „Die Abwärme lässt sich für die Schwimmbäder nutzen“, nennt Grossfeld einen positiven Nebenef-
„Die Stimmung ist gut“, fasst Johannes Grossfeld den Status quo zusammen. Er schaut trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft – und dies nach derzeitigem Stand sogar über die Zeit seiner eigenen Zuständigkeit hinaus: Sein Sohn Paul hat vor, den Betrieb eines Tages zu übernehmen
flation verhindern zudem die unternehmerische Planungssicherheit Zunehmend werden Arbeitskräfte aus dem Ausland eingestellt Da die Gäste einen sicheren und individuellen Urlaub favorisieren, liegen der Camping- und Wohnmobilurlaub und die Buchung einer Ferienwohnung oder eines kleinen Hotels eher im Trend.“
Uwe Carli, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Emsland Tourismus mbH: Nach den drastischen Einbrüchen bei den Gästeübernachtungen in den vergangenen beiden Jahren infolge der Corona-Krise deuten die vorläufigen Zahlen für das laufende Jahr darauf hin dass die Spitzenwerte der Jahre 2018 und 2019, in denen 2,2 Millionen Übernachtungen im Emsland registriert werden konn-
ten, wieder erreicht werden können Dennoch herrscht auch im emsländischen Gastgewerbe ein ausgeprägter Personalmangel vor der bei unveränderten Rahmenbedingungen mittelfristig wohl nicht mehr durch den erhöhten Einsatz der Beschäftigten in den fast ausschließlich inhabergeführten Betrieben kompensiert werden kann Darüber hinaus werden durch die stark wachsenden Energiekosten Preissteigerungen bei den touristischen Angeboten notwendig deren Auswirkungen auf die touristische Nachfrage schwer zu prognostizieren sind
Sonja Scherder Leitung Grafschaft Bentheim Tourismus: „Der Grafschafter Tourismus hat eine erfolgreiche Saison hinter sich: im Zeitraum Januar bis September 2022 konnten mit 668000 Übernachtungen sogar mehr Übernachtungen als im VorCorona-Jahr 2019 bilanziert werden (zum Ver-
gleich 2019: 630000 Übernachtungen 2021: 432000 Übernachtungen). Es konnten insbesondere mehr Gäste aus Deutschland begrüßt werden die mit durchschnittlich 3,7 Nächten auch länger als in den Vorjahren in der Region blieben Zwischen Frühjahr und Spätsommer konnte der Grafschaft Bentheim Tourismus in einigen Zeiträumen Buchungsanfragen nicht mehr bedienen, da viele Unterkünfte ausgebucht waren Leider wird die gute Stimmung bei der Buchungslage durch die Energiekrise sowie den Fachkräftemangel getrübt Aufgrund fehlenden Personals haben viele Gastronomen die Anzahl ihrer Ruhetage erhöht.“
Fotos: TOL Osnabrücker Land/Angela von Brill NaturparkBourtangerMoor-Veen and Grafschaft Bentheim Tourismus
DONNERSTAG, 22. DEZEMBER 2022 4
fekt Durch Verträge mit dem Versorger seien die Preise für Strom und Gas bis Ende 2023 fix: „Ein Glücksfall!“ Bis dahin soll überlegt werden, wie sich eine energetische Neuaufstellung realisieren lässt
„Wir werden das Hotel nicht einen Tag schließen.“
JohannesGrossfeldvomHotelGrossfeldblickteinigermaßenoptimistischindieZukunft
VON SEBASTIAN HAMEL
WenigercoronabedingteProblemealsanandererStelle:
Foto:SebastianHamel
Hotelier Johannes Grossfeld aus Bad Bentheim schaut optimistisch in die Zukunft / Stimmung in Niedersachsen eher getrübt Das
sagen die Tourismus-Experten aus der Region
„Gebohrt wird mit dem Kopf“
Mitten im westfälischen Greven sollen neunWohnungen demnächst mit Erdwärme aus 90 MeterTiefe geheizt werden
VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN
GREVEN/HÖRSTEL-RIESENBECK
Ein altes Kino an der Münsterstraße im Zentrum von Greven bei Münster Nur die Außenmauern stehen noch Auch das Dach ist abgetragen Die alten Fenster in vier Meter Höhe wirken deplatziert Im geräumigen Innenraum – er hat etwa das Volumen einer Turnhalle –eine schlammige Baustelle mit zwei großen Bohrmaschinen Eine steht, die andere erfüllt den Raum mit dröhnendem Lärm Sie wird von zwei Männern bedient die ein 90 Meter tiefes und 152 Millimeter großes Loch in den Boden bohren Sie konzentrieren sich voll auf ihre Arbeit und setzen von Zeit zu Zeit weitere Rohre in die Maschine ein Jedes ist etwa zwei Meter lang Sechs 90-Meter-Bohrungen haben die Mitarbeiter der Firma MB Brunnenbau aus Hörstel-Riesenbeck bereits in dem ehemaligen Kino ausgeführt In jede der Bohrungen wird anschließend eine sogenannte vertikale Erdwärmesonde eingeführt Sie besteht aus Kunststoffrohren (PE), durch die ein Wasser-Sole-Gemisch zirkulieren soll, das dem umliegenden Boden Wärme entzieht Der Durchmesser der Bohrungen ist so gewählt, dass die Sonde hineinpasst und noch 60 mm Platz bleiben für wärmeleitfähiges Füllmaterial Hierfür wird eine Zementsuspension genutzt, die Wärme besonders gut weiterleitet
Von den Bohrungen den Sonden und den noch zu verlegenden weiteren Leitungen wird man später nichts mehr sehen alles verschwindet im neuen Sockel des Gebäudes Der Charakter des jahrzehntealten Hauses bleibt erhalten, und doch werden hier mitten in der Stadt im dichten Gebäudebestand nachhaltige, regenerative Energien erschlossen „In zwölf Meter Tiefe beträgt die Temperatur im Boden zehn bis elf Grad Alle 30 Meter tiefer ist es etwa ein Grad mehr , sagt Michael Badde Der 50-jährige gelernte Wasserbauer und Brunnenbauermeister ist Geschäftsführer und Gründer des seit 1999 bestehenden Unternehmens MB Brunnenbau Über Weiterbildungen hat er sich intensiv mit dem Thema Geothermie auseinandergesetzt Badde verfügt über fünf Bohranlagen und beschäftigt 15 feste Mitarbeiter Er nimmt Aufträge in einem Umkreis von 60 bis 70 km um den Firmensitz in Hörstel-Riesenbeck an, seine besondere Spezialität sind Altbauten Hier ist er mit seinen sehr kompakten und wendigen Bohr-
maschinen im Vorteil Auch in gewachsene Gärten kommt Badde mit seinem Gerät hinein, und selbstverständlich bohrt er auch für Neubauten
In dem ehemaligen Kino sollen neun Wohnungen mit insgesamt 755 Quadratmeter Wohnfläche entstehen Circa 20 Menschen werden dort leben Die Wärme aus den sieben Bohrungen soll eine Wärmepumpe mit einer maximalen Heizleistung von 28,9 Kilowatt verfügbar machen
Wie tief muss man eigentlich bohren, um genug Wärme zur Verfügung zu haben? Da rechnen wir nicht in Tiefe sondern in Watt pro laufenden Meter“, sagt Marvin Holtz Der 31-jährige Industriekaufmann arbeitet seit fünf Jahren für Michael Badde, inzwischen in der Position des Prokuristen Durch verschiedene Lehrgänge hat er sich mit dem Thema Geothermie vertraut gemacht Er erklärt, dass man die laufenden Meter zu einer Strecke addiere – im Fall des Grevener Kinos also 630 Meter –und mit dem Durchschnittswert von 38 Watt multipliziere, die man pro laufenden Meter in etwa an Wärme gewinnen könne Holtz: „Wenn wir nicht so tief bohren können, benötigen wir mehr Bohrlöcher Dafür entsteht ein höherer Arbeitsaufwand als bei möglichst tiefen Bohrungen Bei den Bohrungen müssen wir einen Abstand von drei bis fünf Metern zu den Grundstücksgrenzen einhalten Bei Bohrungen bis zu einer Tiefe von 50 Metern muss der Abstand zwischen den Bohrungen fünf Meter betragen, bei tieferen Bohrungen sechs Meter Unsere Sonden sind auf eine Lebensdauer
Sieben 90-Meter-Bohrungen treiben die Mitarbeiter mit derartigen Bohrrohren nach undnachindenBoden IndiefertigenBohrlöcher werden dann die Erdwärmesonden aus Kunststoffversenkt
DurchdieErdwärmesondezirkulierteinWasser-Sole-Gemisch HiereinMuster
von 100 Jahren und mehr ausgelegt
Die Wärme aus der Erde werde schon seit den Siebzigerjahren genutzt, sagt Michael Badde, Treiber sei damals die Ölkrise gewesen Weil Tiefenbohrungen sehr teuer waren, wurden die Anlagen mit geringer Tiefe in der Fläche ausgerollt Das setzt enge Grenzen in der Anwendung denn nicht überall ist genügend Platz vorhanden Demgegenüber bieten Bohrungen in größerer Tiefe den Vorteil dass sie mit wenig Fläche auskommen
Badde arbeitet eigenen Angaben zufolge mit polykristallinen Diamantmeißeln (PCD-Meißel) Man nenne sie nicht Bohrer, sondern Meißel weil viele Fachbegriffe in seinem Gewerk aus dem Bergbau stammten „Beispielsweise sprechen wir von ,Teufe‘, wenn wir Tiefe meinen erklärt er „als Gebirge‘ bezeichnen wir den anstehenden Boden, als ,Horizont‘ die Schichten im Boden
Keine Bohrung sei wie die andere, so Badde weiter, es komme entscheidend auf die lokalen Bodenverhältnisse an In Greven bestehe beispielsweise die Gefahr, dass der Bohrer sich im stark tonhaltigen Boden festsauge Die Männer an der Maschine wissen das und heben das Bohrgestänge von Zeit zu Zeit an Man brauche viel Erfahrung, um eine solche Bohrmaschine richtig zu bedienen, sagt Marvin Holtz Sein Chef bringt es auf den Punkt: „Gebohrt wird mit dem Kopf.“
Um den jeweiligen Bodenverhältnissen gerecht zu werden, werten die Geothermiespezialisten im Vorfeld die geologischen Karten des jeweiligen Bundeslandes aus Jede Bohrung muss den Behörden gemeldet werden Die Daten aus der Bohrung tragen später dazu bei, die Qualität der geologischen Karten weiter zu verbessern Wie tief die Bohrungen vorstoßen dürfen, entscheidet die zuständige Wasserbehörde Badde: „Die Behörde spricht beispielsweise eine Tiefenbegrenzung aus, wenn wir andernfalls eine Gipsschicht
durchstoßen würden Das könnte zu Problemen führen, denn Gips quillt auf, wenn er mit Wasser in Kontakt kommt In der Folge kann es zu Störungen an der Oberfläche kommen, beispielsweise zu Rissen in der Erde “
Michael Badde kommt ins Schwärmen, wenn er die Vorteile des Heizens mit Erdwärme aufzählt In einem zeitgemäß gedämmten Einfamilienhaus ließen sich mithilfe von Geothermie Heizkosten in Höhe von nur 750 Euro jährlich erreichen Die Investitionen für die notwendigen Bohrungen würden sich auf circa 10 000 Euro netto belaufen, abzüglich der möglichen staatlichen Förderung
Die Leistung seines Unternehmens umfasst allerdings nur den Bereich bis zum Übergabepunkt für die Wärme im Gebäude Hinzu kämen also die Kosten für eine Wärmepumpe und die Installationen im Haus Für die Berechnung hat er eine durchschnittliche Lauf-
zeit der Wärmepumpe von 2100 Stunden im Jahr zugrunde gelegt Der Stromverbrauch des Geräts liege bei etwa 1 2 Kilowatt Bei modernen Wärmepumpen braucht
Fotos:ChristophLützenkirchen
man 20 Prozent Strom um 80 Prozent Wärme aus dem Boden zu gewinnen“, ergänzt Marvin Holtz Wer sich für eine Fördermaßnahme interessiere, solle sich das „BEG“-Programm anschauen, die Bundesförderung für effiziente Gebäude Speziell in Nordrhein-Westfalen gebe es zudem eine Förderung, bezogen auf den laufenden Meter
Die Attraktivität der Erdwärme liegt auf der Hand Um nur einige Vorteile zu nennen: Sie steht ganzjährig und preisgünstig zur Verfügung Man braucht keinen Gasanschluss keine Öltanks keinen Pelletbunker Der Schornsteinfeger kommt nicht mehr zu Besuch Die Heizung selbst verursacht keine Emissionen; wenn der Strom aus erneuerbaren Energien kommt, ist man vollkommen emissionsfrei Michael Badde berichtet denn auch von einer sehr guten Auftragslage, man habe einen Vorlauf von fünf bis sieben Monaten
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„Unsere Sonden sind auf eine Lebensdauer von 100 Jahren und mehr ausgelegt.“
Marvin Holtz Prokurist der MB Brunnenbau
„Man braucht 20 Prozent Strom, um 80 Prozent Wärme aus dem Boden zu gewinnen.“
Marvin Holtz Prokurist der MB Brunnenbau
MitdenerstaunlichkompaktenBohrmaschinenkommenMichaelBaddeundseineMitarbeiterinbiszu120MeterTiefe
Diese Grafik erklärt das Prinzip der Erdwärmenutzung: M t den Erdwärmesonden l nks wird demErdre chinderT efeWärmeentzogenundübereineWärmepumpe
undWarmwassernutzbargemacht
mHausfürdieHeizung
Grafik:MBBrunnenbau
ENERGIE, UMWELT &
BRAMSCHE Wenn Fritzchen in der ersten Bank nicht friert, hat Lars Bruning gut gearbeitet Der 42-jährige Landwirt aus Bramsche-Evinghausen versorgt die Waldorfschule im selben Ortsteil jedes Jahr mit 900 Schüttraummeter Holzhackschnitzeln (ein Schüttraummeter entspricht einem Kubikmeter) Um eine Heizleistung von 1000 Liter Öl zu ersetzen benötige man etwa 15 Schüttraummeter, erklärt Bruning Damit spart die Schule jedes Jahr circa 60000 Liter Heizöl
Lars Bruning produziert und vermarktet jährlich etwa 4500 Schüttraummeter Hackschnitzel Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, den er gemeinsam mit seinem Vater Rolf bewirtschaftet, hat er eine Halle gebaut in der er circa 3000 Schüttraummeter trocknen und lagern kann Neben der Waldorfschule als größtem Abnehmer beliefert der 42jährige Vater von drei Söhnen die Kirchengemeinde in Engter und eine Grundschule in Wellendorf Hinzu kommen verschiedene kleinere Kunden
Manche kommen auch selbst zu uns auf den Hof und holen die Hackschnitzel für den Eigenbedarf ab“, sagt Bruning Wir wollten von Anfang an diese lokale Nutzung Sein
Vater hat 2009 mit der Hackschnitzelproduktion angefangen Im Jahr 2016 übernahm er das Geschäft, das er im Vollerwerb führt und investierte im Laufe der Jahre in einen neuen Traktor, einen neuen Kran und einen neuen Häcksler Bruning: „Der Häcksler kostet knapp über 100000 Euro Für den Trecker mit 300 PS muss man mehr als 120000 Euro rechnen wenn man ihn neu kauft Für den Kran kommen weitere 30000 Euro hinzu Insgesamt hat man also Investitionen von etwa einer Viertelmillion Euro Mit seinem beeindruckenden Ge-
spann aus Traktor Kran Häcksler und Anhänger ist Lars Bruning viel in Evinghausen und angrenzenden Bramscher Ortsteilen unterwegs Auftraggeberin ist Bezirksförsterin Helga Scholz „Sie ruft mich beispielsweise, wenn irgendwo gerodet wurde , sagt der Landwirt, „da wird dann das Kronenholz gehackt Das Stammholz wird verkauft “ In der letzten Zeit sei es viel um die Bekämpfung des Borkenkäfers gegangen, berichtet er, vor allem in den Fichtenbeständen Ziel ist es das befallene Holz möglichst schnell aus dem Wald zu entfernen, damit der Borkenkäfer nicht wieder ausfliegt und die nächsten Bäume befällt Im Häcksler werden laut Bruning etwa die Hälfte der Schadinsekten getötet „Die anderen 50 Prozent überleben nicht, weil sich die Hackschnitzel sehr stark erwärmen, wenn ich sie biologisch trocknen lasse Nach etwa vierzehn Tagen steigt die Temperatur in der Mitte mit den Hackschnitzeln auf 70 bis 80 Grad so der Landwirt Die Trocknung dauert etwa neun Monate Dann hat das Material circa 15 Prozent Restfeuchte und kann verheizt werden Försterin Scholz betont, dass die Nutzung von Hackschnitzeln differenziert zu bewerten ist Im Vergleich zu anderen Energieträgern seien Hackschnitzel aus reinem Holz sicher ökologisch positiv zu sehen,
erklärt sie „Problematisch wird es, wenn gleich ganze Kronen mit Rinde, Nadeln und Blättern gehackt werden so Scholz Eine Ausnahme sei die Verwertung von Hackschnitzeln bei akutem Borkenkäferbefall Hier nutze man die Technik um befallene und gefährdete Kronen kurzfristig hacken und abtransportieren zu lassen
Zweiter wichtiger Auftraggeber ist für Lars Bruning der Wasserverband Weser-Ems Die Mitarbeiter des Wasserverbands schneiden große Bäume aus den Windschutzstreifen entlang der Gräben heraus“, erklärt er, „das Holz wird für mich ent-
lang der Gräben zum Häckseln abgelegt Da fahre ich dann auch schon einmal bis Bad Essen Mein gesamtes Einzugsgebiet reicht etwa von Preußisch Oldendorf bis Westerkappeln, im Norden bis NeuenkirchenVörden Aus der Arbeit für den Wasserverband kommen etwa 2000 Schüttraummeter Hackschnitzel, die ich produziere und vermarkte “ Das Geschäft mit den Hackschnitzeln funktioniert vollständig über den Markt und ohne staatliche Förderung Bruning kauft den Waldbesitzern das Holz ab, das er verarbeitet Den Preis dafür gibt die Försterin vor Für reines Zweigwerk zahlt
LarsBruning mitdemwuchtigen Häcksler dermit seinenMessernaus gehärtetemSpezialstahlQuerschnittebis50Zentimeterverarbe ten kann Foto:Chr stoph Lützenkirchen
er drei bis vier Euro pro Schüttraummeter, wenn Kronen dabei sind etwa sechs Euro Für Buche sind es dann schon acht bis zwölf Euro so der Landwirt Mit seinem Häcksler kann er maximal etwa einen Schüttraummeter pro Minute produzieren wenn das Holz so liegt, dass er es gut zuführen kann Die Hackschnitzel verkauft er aktuell für 25 Euro pro Schüttraummeter 2009 lag der Preis bei 18 Euro Wenn der Kunde das Häckselgut selbst behalten will kostet sein Einsatz 150 Euro pro Stunde Für weitere Strecken kommen dann noch Anfahrtskosten in Höhe von 80 Euro pro Stunde hinzu
DONNERSTAG, 22 DEZEMBER 2022 VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
ABFALLWIRTSCHAFT
„Wir wollten von Anfang an diese lokale Nutzung.“ Lars Bruning, Landwirt und Hackschnitzelproduzent Höhere Wirtschaftlichkeit durch geringere Energiekosten Realisieren Sie Einsparpotenziale in Energieverbrauch und CO2-Ausstoß durch ein nachhaltiges LED-Beleuchtungskonzept. Mietkauf oder Kauf Finanziert aus Ihrer Energieersparnis - ohne Eigenkapital Olaf Tieben, Geschäftsführender Gesellschafter von InnoGreen Deutschland GmbH berichtet: ACHTUNG Lampenverbot Leuchtstofflampe ab September 2023 - Jetzt schon umrüsten und Kosten sparen! Wir sichern Ihnen 15 % Förderung des Gesetzgebers auf Ihre neue LED-Beleuchtungsanlage! Fordern Sie jetzt unseren kostenlosen LICHT-CHECK an! Tel 06252 - 79547 -70 | E-Mail: info@innogreen de | www innogreen de
Lokal, nachhaltig, ökologisch Der Bramscher Landwirt Lars Bruning produziert Holzhackschnitzel, die er biologisch trocknet und regional vermarktet
VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN
MACHER & MÄRKTE
„Ich bin privilegiert, ins eigene Unternehmen einsteigen zu dürfen“
Anna-Marie Großmann ist eine der wenigen Frauen in Führungspositionen in der Stahlindustrie
GEORGSMARIENHÜTTE Das Unternehmen fit machen für die nächste Generation, das ist das Ziel von Anne-Marie Großmann wenn es um die GMH Gruppe geht Vor fast zwei Jahren hat die 34-Jährige ihre Perspektive auf die von ihrem Vater gegründete Unternehmensgruppe gewechselt: Ihren Aufsichtsratsposten hat sie aufgegeben und stattdessen die Geschäftsführung der GMH Holding komplettiert
Damit steht Anne-Marie Großmann an der Spitze eines Unternehmens, in dessen Branche Frauen eher seltener zu finden sind „Das Image der Stahlindustrie ist nicht gerade sexy Leider, sie bietet gut bezahlte Arbeitsplätze und man kann Karriere machen Ich würde mir mehr Frauen in der Industrie wünschen Die Arbeit sei an vielen Arbeitsplätzen nicht so körperlich herausfordernd, wie manch einer denken möge Stattdessen seien „Grips und die Weiterentwicklung von Produkten“ gefragt, sagt die Unternehmerin
Trotz ihres kaufmännischen Hintergrunds fasziniert sie der Werk-
stoff Stahl, sagt Großmann „Alles, mit dem wir täglich in Berührung kommen hat in irgendeiner Weise mit Stahl zu tun: Mobilität vom Auto bis zur Straßenbahn und Wohnen und Bauen sind nur einige Beispiele Das Material sei unglaublich vielfältig – und recyclingfähig, ergänzt die 34-Jährige Sie selbst ist mit dem Stahlwerk aufgewachsen Ihr Vater Jürgen Großmann war ein Hoffnungsträger, als er 1993 das damals ins Straucheln geratene Stahlwerk für den symbolischen Betrag von zwei D-Mark vom Klöckner-Konzern übernahm Das Werk hat meine Geschwister und mich immer begleitet Für mich ist das eine tolle Chance Ich bin privilegiert, ins eigene Unternehmen einsteigen zu dürfen “
Eine Chance die allerdings auch ihre Herausforderungen mit sich bringt Die Stahlindustrie ist im Umbruch Die Stahlerzeugung macht mit 58 Millionen Tonnen rund 30 Prozent der industriellen und damit 7 Prozent der gesamten CO 2-Emissionen in Deutschland aus Die Stahlproduktion im Osnabrücker Werk ist dabei vergleichsweise CO2-arm
Der Grund: Das Stahlwerk produziert im Elektroofen und nicht auf der Hochofenroute Statt 1 8 Tonnen CO2 pro Tonne produziertem Stahl liegt der Ausstoß somit bei nur 0,4 Tonnen Durch die mutige Entscheidung meines Vaters in den 1990erJahren haben wir einen gewissen Vorsprung in Sachen Nachhaltigkeit sagt Anne-Marie Großmann heute Es war 1994 der erste Gleichstrom-Elektro-Lichtbogen-Ofen Europas der in Georgsmarienhütte in Betrieb ging Und eine riesige Investition
Großmann Foto:JörnMartens
Die Herausforderung in Sachen Nachhaltigkeit liegt heute vor allem darin, grünen Strom für die Produktion zu bekommen Etwa 600 Gigawattstunden verbraucht alleine der Standort Georgsmarienhütte, insgesamt wird in der GMH Gruppe mit ihren über 20 Standorten etwa eine Terawattstunde Strom pro Jahr benötigt – das ist mehr, als die 170000Einwohner-Stadt Osnabrück verbraucht
Eine einzelne Maßnahme wird diesen Bedarf nicht decken „Unser Ziel ist es entweder selbst in den Bau von Wind- und Solarparks zu investieren oder auch Partnerschaften einzugehen“ stellt Anne-Marie Großmann in Aussicht Eine dieser Partnerschaften haben die GMHütter im September mit Energieversorger EWE geschlossen Der Solarpark Burhafe in Ostfriesland wird künftig das Elektrostahlwerk Georgsmarienhütte beliefern Dadurch steigt der Stromanteil der aus Erneuerbaren gedeckt werden kann, dem Unternehmen zufolge auf 30 Prozent
Auch einen eigenen Solarpark würde das Unternehmen gerne bau-
en „Ich hoffe, dass das jetzt schnell geht Wir brauchen für jeden Standort eine eigene Strategie Je näher an den Werken die Flächen liegen, desto besser können wir den erzeugten Strom direkt verbrauchen , so Großmann In Osnabrück hat die Georgsmarienhütte GmbH bereits Pläne Auf einer ehemaligen Deponiefläche in Malbergen, dem insgesamt um die 30000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Zwischenlagers Westerkamp, plant das Unternehmen die Installation einer rund 20000 Quadratmeter großen Fotovoltaikanlage Zwei Millionen Kilowattstunden Strom jährlich sollen aktuellen Berechnungen zufolge dort erzeugt werden Das klare Ziel der Gruppe sei es: null Emission bis 2039 und die Hälfte von der heutigen bis 2030, sagt Anne-Marie Großmann Dazu leisten auch kleinere PV-Anlagen an den Werken ihren Beitrag
Ganz autark allerdings werde weder das Stahlwerk in Georgsmarienhütte noch eines der mehr als 20 zur Gruppe gehörenden Unternehmen sein „Gerade im Stahlwerk müssen
wir sicherstellen, dass die Versorgung des Ofens immer gesichert ist Einen Netzanschluss und zugekauften Strom in Zeiten, in denen wir nicht selbst produzieren können, wird es immer brauchen “
Das macht auch ein Dilemma deutlich, in dem sich die GMH Gruppe befindet Sie ist auf die Erzeugung von Grünstrom in Deutschland angewiesen – zu wettbewerbsfähigen Preisen, wie Großmann betont Die Konkurrenz des Georgsmarienhütter Stahlwerks, das vor allem für die Automobilindustrie produziert, ist nicht nur in Deutschland sondern europa- und weltweit Und damit auch in Regionen, in denen Energie deutlich günstiger ist „Bleiben die Energiekosten auf dem Zehn- bis Zwanzigfachen des Durchschnittspreises der vergangenen Jahre, dann wäre Elektrostahl aus Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig“, warnt die GMH-Geschäftsführerin Kurzfristig habe die Stahlindustrie in Deutschland es geschafft, die Preise an die gestiegenen Produktionskosten anzupassen „Mittelfristig werden sich jedoch vermehrt Kunden im Ausland nach Alternativen umschauen wenn die Energiepreise in Deutschland nicht wieder sinken“, prognostiziert Großmann
Trotz der aktuellen Herausforderungen sieht sie großes Potenzial für Stahl aus Deutschland Gerade mit Blick auf grünen Stahl Auch wenn die Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen, in der Krise nicht hoch ist Aber das kommt An einer umweltfreundlichen Produktion führt für Anne-Marie Großmann kein Weg vorbei Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, wenn wir klimaneutral werden wollen Und für
die Georgsmarienhütte kann eine grüne Produktion langfristig zum Vorteil im Wettbewerb werden Darauf setzt die 34-Jährige und stellt sich den Herausforderungen In einem anderen Feld zu arbeiten kann sie sich nicht vorstellen Auch wenn die vergangenen 25 Jahre des Familienunternehmens nicht durchweg erfolgreich waren Die Unternehmensgruppe ist in dieser Zeit stark geschrumpft Wir wollen auch in Zukunft in der Lage sein Arbeitsplätze zu sichern Da macht es Sinn, Geschäftsfelder rechts und links, die nicht so gut zum Kerngeschäft passen, zurechtzustutzen und nach vorne zu schauen“, sagt Anne-Marie Großmann mit Blick auf diese Zeit Eine solche Phase habe die GMH Gruppe wie viele andere Firmen durchlaufen Jetzt sind wir wieder in der Wachstumsphase
Die Auslastung im Stahlwerk sei derzeit gut Eine Prognose, wie die Situation in einem halben Jahr aussieht, wagt die Unternehmerin aber nicht „Die kann derzeit niemand geben Wir stellen uns flexibel auf und sind uns bewusst, dass das für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch eine hohe Belastung ist “ Sie selbst fühlt sich nach zwei Jahren „wirklich angekommen“, sagt Anne-Marie Großmann mit einem Blick zurück auf den Wechsel ins operative Geschäft Und schlägt den Bogen zurück zu den fehlenden Frauen in der Stahlindustrie „Wir werden die Herausforderungen der Transformation nicht meistern, wenn wir nur die Hälfte des Arbeitsmarkts ansprechen “ Die GMH Gruppe selbst habe es sich zum Ziel gesetzt, die bescheidene Frauenquote von 9 Prozent auf mindestens 20 Prozent bis 2030 zu bringen
DONNERSTAG, 22 DEZEMBER 2022 7
Schon heute relativ CO2-arme Produktion im Stahlwerk Im Jahr 2039 will die GMH Gruppe ohne Emissionen produzieren. Weiterhin Fokussierung auf das Kerngeschäft.
DasOsnabrückerStahlwerkstehtinSachenCO2-Emissionenvergleichsweisegutda:HierwirdimElektroofenproduziertundnichtaufderHochofenroute
VON NINA KALLMEIER
Foto: JörnMartens
Anne-Marie
MACHER & MÄRKTE
Vom „Klimakiller“ zum nachhaltigen
VON NINA KALLMEIER
OSNABRÜCK Das Gerät sieht aus wie eine Küchenmaschine, so wie sie in jedem Haushalt stehen könnte Nur statt Kuchen- oder Plätzchenteig befindet sich in der Rührschüssel eine graue, zähflüssige Masse Oliver Spielmann füllt sie in eine barrenartige Form und ruckelt etwas an den Enden, sodass sich die Masse besser verteilt Dann muss alles trocknen Spielmann ist Entwicklungstechniker beim Osnabrücker Baustoff-Spezialisten Sievert Er ist einer von mehr als 1700 Mitarbeitern weltweit, 200 davon arbeiten in Osnabrück Der Entwicklungstechniker forscht unter anderem mit daran, dass die Produkte der Sievert-Gruppe klimafreundlicher werden „Wir fertigen unter anderem Mörtel Ohne Zement geht das derzeit aber nicht“ sagt Geschäftsführer Jens Günther
Die Zementproduktion ist weltweit einer der größten Emittenten von CO2 Allein in Deutschland werden dem BUND zufolge pro Jahr 27,5 Millionen Tonnen des Baustoffs verbraucht, weltweit sind es 4,65 Milliarden Tonnen Und mit den Wohnungsbau-Zielen der Ampel-Regierung nimmt der Bedarf im Land nicht ab Im Gegenteil Der wichtigste Baustoff, um 400 000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, ist – auch weil er besonders günstig ist – Beton Das Resultat: Die Industrie braucht mehr Zement, dessen Produktion schon jetzt einen Anteil von zwei Prozent an den deutschen Treibhausgasemissionen hat Ein Teufelskreis „Wir arbeiten daran, den Zementgehalt in unserer Produktion zu reduzieren sagt Sievert-Chef Jens Günther Unter anderem eben im Mörtel Er verbindet Mauerstein und dient zum Verputzen von Decken und Wänden Eine Möglichkeit, den Baustoff nachhaltiger werden zu lassen ist Günther zufolge, statt Zement Trass in der Produktion zu verwenden Das Vulkangestein das zu 50 Prozent aus Kieselsäure besteht, ist unter anderem zum Bau historischer Gemäuer verwendet worden Damit haben schon die alten Römer gebaut“, sagt Günther und muss ein bisschen schmunzeln Baustoffe entwickeln sich also im Sinne der Nachhaltigkeit Ein positiver Trend, findet Thomas Echterhoff, zumal die Bedeutung des klimafreundlichen Bauens zunehme Der Osnabrücker ist Präsident des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen Ein nachhaltiges Produkt ist jedoch nur eine Seite der Medaille, wenn es um die Wiederverwertung geht, hat die Branche weiterhin Nachholbedarf. „Gerade öffentliche Auftraggeber tun sich zum Beispiel mit Recycling-Baustoffen sehr schwer Tatsächlich sind diese
bei Ausschreibungen meist sogar ausdrücklich ausgeschlossen“, kritisiert Echterhoff Dabei ist bei Projektentwicklern Sievert-Chef Günther zufolge die Nachfrage durchaus groß Allerdings sei die Verwertung von Recycling-Stoffen in der Produktion von
Baustoffen nicht ohne Probleme, wie er erklärt: Wir bekommen die Mengen an Rohstoff nicht Das meiste geht in den Straßenbau “ Dort wird das Material im Regelfall als Unterbau downgecycelt oder zum Verfüllen von Löchern verwendet
Beton besteht aus Kies, Sand, Wasser und Zement Letzterer wiederum aus einem Gemisch aus Kalkstein und Ton Beides wird extrem kleinteilig zu sogenanntem Mehl ver-
SACHE mahlen und getrocknet Anschließend wird dieses Gemisch bei bis zu 1450 Grad inÖfenzusogenanntem Zementklinker gebrannt Nicht nur durch den Energieverbrauch, sondern
auch durch die chemische Reaktion des Kalksteins entsteht CO2 Bei dem Prozess setzt Kalkstein pro produzierte Tonne Zement rund 600 Kilogramm CO2 frei
Warum Recyclingmaterial dort oder auch im Garten- und Landschaftsbau einfacher zu verwenden ist als anderswo zeigt ein Blick ins Labor, wo Entwicklungstechniker Oliver Spielmann arbeitet Dort stehen in einem Regal Proben ganz unterschiedlicher und doch gleicher Gesteine „Wir brauchen das Recyclingmaterial sortenrein sagt Günther Am Ende muss alles so verarbeitet werden, dass Kunden auf der Baustelle das Material unabhängig von den Chargen nutzen können Es wird also am Material weiter-
geforscht Bei Sievert hat man jedoch noch einen zweiten Ansatzpunkt, damit die Produkte nachhaltig werden: den Einsatz regenerativer Energien in der Produktion In Rosenau in der Nähe von München hat das Unternehmen Anfang des Jahres ein Werk in Betrieb genommen das ohne fossile Brennstoffe auskommt Statt wie an anderen Standorten Gas nutzt Sievert in Rosenau Altholz sogenannte Pellets, zur Energieerzeugung Es ist eigenen Angaben zufolge Europas erstes klimafreundliches Mörtelwerk Rosenau liefert für fast alle Sievert Baustoffgruppen, sagt Werksleiter Bertram Fischer Dabei handelt es sich um Betone, Putze, Mörtel oder auch Kleber Insgesamt ist die Baustoffproduktion das größte Geschäftsfeld der Sievert-Gruppe, die Ende des Jahres einen Umsatz
in Höhe von 460 Millionen Euro erwartet Wir produzieren 90 000 bis 100 000 Tonnen pro Jahr , sagt Fischer mit Blick auf Rosenau Der Großteil seien Putze Den größten Energieverbrauch hat bei uns die Trocknung von Sand“, so Firmenchef Günther
Das Werk in der Nähe von München hat für Sievert einen großen Vorteil: Der für die Produktion benötigte Sand wird direkt hinter dem Werk abgebaut Auch dadurch wird CO2 gespart, das sonst im Transport anfallen würde Wobei Jens Günther einschränkt: „Wir fertigen lokal für den lokalen Markt Unsere Werke liegen immer in der Nähe von Rohstoffvorkommen Transporte von mehr als 300 Kilometern lohnen sich nicht
Und warum steht dieses Vorzeigewerk nicht in Osnabrück? „Wir hatten in Rosenau bereits ein kleines Werk Um das Münchner Umland zu bedienen, mussten wir neu bauen“ erklärt der Sievert-Geschäftsführer den Entschluss Das Osnabrück am nächsten gelegene Werk Schwagstorf in Ostercappeln ist jedoch auch schon im Blick „Dort gibt es nur ein geringes Erweiterungspotenzial In den nächsten zehn Jahren werden wir neu bauen müssen “ Und dann inklusive einer klimafreundlichen Produktion betont Günther Bis es in Osnabrück und anderen Standorten so weit ist, kauft Sievert dem Geschäftsführer zufolge den benötigten Strom überwiegend grün ein „Ziel ist es allerdings, unseren eigenen Strom zu produzieren Dafür sollen alle Werke mit Fotovoltaik ausgestattet werden “ Ein Problem: Anlagen sind derzeit schwer zu bekommen Für den Osnabrücker Verbandspräsidenten Thomas Echterhoff ist es wichtig dass der Bau technologieoffen bleibt „Jedem Bauwerk seinen Baustoff Entlang der ganzen Wertschöpfungskette Bau wird zunehmend klimabewusster gearbeitet“, ist er überzeugt Die Bauindustrie bekenne sich zu den Klimaschutzzielen Ein Problem: Bei Vergaben spielt Echterhoff zufolge noch allzu oft der günstigste Preis die entscheidende Rolle „Unsere Firmen können bereits heute klimaschonend bauen die Planer und Auftraggeber müssen es nur beauftragen“, fordert er
Auch in der Krise Der Bau bislang ein Garant für eine stabile Konjunktur, ist ebenso wie andere Branchen von Auftragsrückgängen, Lieferengpässen, Preissteigerungen und Co betroffen Jens Günther geht davon aus, dass 2023 ein herausforderndes Jahr für die Sievert Unternehmensgruppe werden wird „Realistisch betrachtet befinden wir uns in einem abschwingenden Markt Wir gehen mit der deutschen Bauindustrie in eine Krise“ so der Geschäftsführer Das bedeutet: Er rechnet mit einem Produktionsrückgang zwischen 10 und 15 Prozent „Es bleibt also gut zu tun, aber vielleicht sind nicht immer drei Schichten nötig “ Was 2024 werde, müsse man sehen „Man darf hier aber auch nicht schwarzmalen“, ist Günther überzeugt
Derweil fertigt Entwicklungstechniker Oliver Spielmann im Labor weiter Baukörper Sie werden wenn sie trocken sind, für Produkttests herangezogen
DONNERSTAG, 22. DEZEMBER 2022 8
„Unsere Firmen können heute klimaschonend bauen,diePlaner müssen es nur beauftragen.“
Thomas Echterhoff, Präsident des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen
ZUR
DamitderBeton,derfürdenBaubereichunerlässlichist nachhaltigerwird werdenbeiderSievert-GruppemitGeschäftsführerJensGünther(l )zahlreicheZement-Alternat venerprobt Fotos:JörnMartens(4) iStock(1)
will,
Produkt? Wie die Osnabrücker Sievert-Gruppe dazu beitragen
dass die CO2-Bilanz von Zement positiver ausfällt Warum ist Beton nicht klimafreundlich?
MEPPEN 2015 haben Frank Triphaus und Andreas Schnelte im Nebenerwerb ihre ersten Schritte in die Selbstständigkeit gewagt Seit 2018 engagieren sie sich mit ganzer Kraft für ihre Firma AF Systemtechnik GmbH in Meppen Seitdem geht es steil bergauf Der Gründerpreis Nordwest ist der beste Beweis dafür „Nach dem Bericht in der Zeitung über die Preisverleihung haben wir ganz viele positive Reaktionen bekommen , sagt Frank Triphaus Sein Geschäftspartner Andreas Schnelte setzt noch einen drauf: Die Resonanz auf den Gründerpreis Nordwest war einfach überwältigend “ Dabei haben beide das Gefühl die Leute haben es uns gegönnt So sei der Erfolg keineswegs vom Himmel gefallen Im Gegenteil: Wir haben gerade in den ersten Jahren Tag und Nacht malocht“, sagt der 34-Jährige Schnelte Die Jungunternehmer kennen sich schon „sehr, sehr lange“ Als Schlagzeuger bzw Trompeter verbringen sie im Musikverein Rühleauch ihre Freizeit gemeinsam Sie arbeiteten als Angestellte sogar in ein- und derselben Firma bevor sie 2018 nebenher den Schritt in die Selbstständigkeit wagten „Wir haben das damals mit unseren Eltern und Ehefrauen besprochen , so Frank Triphaus Nur dank der familiären Rückendeckung trauten sie sich das Abenteuer überhaupt zu Beide Familienväter hatten nach eigenen Angaben einen gut bezahlten Vollzeitjob Ganz früh am Morgen vor ihrem Job und nach Feierabend arbeiteten sie zusätzlich in einer Garage Dabei seien die Anfänge alles andere als leicht gewesen „Unser Erfolgsgeheimnis ist es bis heute, dass wir uns gegenseitig unterstützen und auffangen, wenn es mal wieder nicht so gut läuft“, sagt Schnelte
Als jedoch das Interesse auf dem deutschen Markt an ihren Produkten immer weiter wuchs, kündigten sie und wagten 2018 den Schritt in die komplette Selbstständigkeit Dabei diente zwischenzeitlich schon mal ein ausrangiertes Festzelt als Produktionsfläche Dankbar sind sie dem Meppener Unternehmer Norbert Wilken der ihnen für eine ganz geringe Miete gerade in den ersten schwierigen Monaten Halle und Büros in einem Gebäudekomplex an
der Siemensstraße 1 im Meppener Gewerbegebiet Nödike zur Verfügung stellte
Die Zeichen standen weiter auf Expansion So ließen sich vernünftige Produktionsabläufe in der kleinen Halle immer schwerer abbilden Auf der Suche nach einem zusätzlichen Standort wurden sie im selben Meppener Gewerbegebiet fündig Dort wo bis 2020 der Raumgestaltungsfachmarkt Hammer seine Waren verkaufte, zog dann AF Systemtechnik ein
Während Andreas Schnelte mit einigen Planern noch am alten Standort in der Siemensstraße arbeitet wirkt Frank Triphaus mit den Monteuren in der Industriestraße 3–4
Hier produzieren wir individuelle Schaltanlagen für die Gebäudetechnik, Smarthome-Systeme, Zählerund Kleinverteilungen sowie elektrische Betriebsanlagen für den Wohnungsbau sowie für große Industriefirmen“, sagt Frank Triphaus Er selbst sitzt mit weiteren Kollegen in einem Glaskasten direkt in der Produktionshalle
Ich bin mittendrin Bei uns gibt es keine strengen hierarchischen Abläufe“, so der Jungunternehmer Im Notfall packe er in der Produktion selbst mit an Beiden Firmenchefs ist eine gute Stimmung in der Mitarbeiterschaft total wichtig“ Natürlich würden sich alle duzen Es gibt 35 Festangestellte sowie weitere neun Teilzeitkräfte Viele Fachkräfte seien gelernte Elektriker aber es gebe auch Kfz-Mechatroniker
„Damit alle unsere Anlagen auch wirklich verstehen und verinnerlichen, arbeiten sie alle zuerst in der Produktion“, so Schnelte Dies sei selbst für die Kollegen wichtig die im Anschluss vor den Bildschirmen säßen und z B Stromlaufpläne für Höchststromanlagen planten Generell sei es entscheidend, dass die Fachkräfte sich im Bereich der Elektrik und Elektrotechnik immer wieder fortbildeten Neben der Weiterbildung setzt AF Systemtechnik mit inzwischen fünf Auszubildenden verstärkt auf den eigenen Nachwuchs Das Jungunternehmen hat nach eigenen Angaben keine allzu großen Probleme neue Stellen zu besetzen: „Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda zwischen Freunden und Bekannten Zu einem erfolgreichen Unternehmen gehört eine moderne Produktion Die Auftragslage ist gut,
aber bei den Zulieferfirmen gibt es schon mal Engpässe sagt Triphaus Selbst Schutzschalter waren zwischenzeitlich Mangelware
Um von den Lieferketten weniger abhängig zu sein, investierten die beiden Preisträger jetzt ganz aktuell in eine CNC-Maschine Per Laptop programmiert Mitarbeiter Steffen Feldmann die Fräsvorgänge Das Ergebnis überzeugt Wir stellen unsere Einzelteile jetzt aus Rohmaterial bei Bedarf selbst her und sind damit wesentlich flexibler “
Der Jahresumsatz belaufe sich auf sieben Millionen Euro Die gute Entwicklung verdanken sie auch der Unterstützung der beiden erfahrenen Meppener Unternehmer Norbert und Christoph Lampe
Der Mietvertrag in dem ehemaligen Hammer-Fachmarkt läuft noch bis Ende 2023 Allerdings haben die beiden Firmeninhaber die Weichen für die Zukunft schon gestellt Bereits vor 2021 erwarben die Gründerpreisgewinner ein Bürogebäude, ebenfalls im Meppener Gewerbegebiet Nödike in der Dieselstraße 26 Das Verwaltungshaus mit „über 30 Büroplätzen ist zurzeit noch an ein Steuerbüro vermietet „Wir haben zusätzlich daneben noch ein 6500 Quadratmeter großes Grundstück gekauft , so Andreas Schnelte Hier soll im kommenden Jahr eine über 2000 Quadratmeter große Produktionshalle entstehen „Vorher wollen wir aber noch mit unseren Mitarbeitern unseren Gründerpreis Nordwest groß feiern , sagt ein stolzer Firmenchef Frank Triphaus Schließlich hätten die Beschäftigten großen Anteil an der hohen Auszeichnung
Die elfköpfige Jury des Gründerpreises Nordwest sucht jedes Jahr unter den fast 100 Bewerbungen aus dem Weser-Ems-Bereich die „Top Ten“ aus, die sie dann besucht So waren sie auch bei der Meppener Firma im Gewerbegebiet Nödike „Man spürt vor Ort den besonderen Spirit beiAF Systemtechnik“, so Jurymitglied Yvonne Jostes (Sparkasse Emsland) in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung in Leer Beide Gründer seien mit „Herzblut dabei und ergänzten sich optimal „Wir haben zudem Gründer kennengelernt, die ihren Kunden Lösungen aus einer Hand anbieten , ergänzte die Führungskraft der Sparkasse Emsland
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MACHER & MÄRKTE
Damit das Gas fließt
So sorgen Unternehmen aus der Region für die neue „Deutschlandgeschwindigkeit“ beim Bau der LNG-Infrastruktur
VON NINA KALLMEIER
OSNABRÜCK Das erste schwimmende LNG-Terminal in Deutschland hat in Wilhelmshaven bereits festgemacht, ein weiteres Schiff ist nach Brunsbüttel unterwegs, und die Bauarbeiten für ein Terminal in Stade starten Einen Anteil daran, dass der Aufbau der Infrastruktur so schnell geht haben auch Unternehmen aus der Region Aktuell sind die Gasspeicher in Deutschland zu fast 100 Prozent gefüllt, doch bleibt das so? Damit künftig für Unternehmen und Haushalte auch ohne Erdgas aus Russland genug des fossilen Brennstoffs zur Verfügung steht, ist verflüssigtes Erdgas Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zufolge ein „zentraler Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter
Einer dieser zentralen Bausteine ist das Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven Es ist das erste von vier Terminals, das in Deutschland fertiggestellt ist An dem neuen Anleger an der Jade hat auch bereits die Höegh Esperanza festgemacht, die 290 Meter lange schwimmende Floating Storage and Regasification Unit – kurz FSRU –, die das angelieferte Flüssiggas wieder in seinen Ursprungszustand versetzt und dann in die neu gebaute, 26 Kilometer lange Pipeline in Richtung Etzel einspeist Auch in Brunsbüttel ist das neue Terminal schon fertig an dem das Spezialschiff „Höegh Giant“ bald anlegt In Stade erfolgt in Kürze der erste Rammschlag für den Hafenbau damit das Terminal Ende kommenden Jahres in Betrieb gehen kann All diese Projekte haben eines gemeinsam: Unternehmen aus der Region tragen dazu bei, dass die LNG-Infrastruktur in Deutschland so schnell aufgebaut werden kann Beispielsweise das Bauunternehmen Depenbrock aus Stemwede Der familiengeführte Spezialist unter anderem für Hafen- und Wasserbau zeichnet sowohl für den Aus- und Umbau der Umschlaganlage VoslapperGrodenunddenneuenAnlegerin Wilhelmshaven verantwortlich als auch für den Hafenbau in Stade
Die Arbeiten an der Jade waren dabei vielfältig: Rund 200 Stahlrohre mit einer Länge von jeweils 50 Metern sowie Schrägpfähle hat das Unternehmen als Gründungselemente verbaut, um den Anleger auch bei Extremwetter zu sichern Hinzu kommen drei sogenannte Anlegedalben und vier Vertäudalben – in den Grund eingerammte Pfähle – an denen die „Höegh Esperanza“ festmacht UndumgroßenLNG-Tankern die Zufahrt zu ermöglichen wurde ein rund 70 Hektar großer Zufahrts-
bereich zwischen der bestehenden Fahrrinne und dem neuen Anleger ausgebaggert
Die Herausforderung des Projekts in Wilhelmshaven, an dem rund 60 Depenbrock-Mitarbeiter mitgewirkt haben sieht Geschäftsführer und Gesellschafter Erik Depenbrock insbesondere in dem kurzen Zeitfenster, das für die Arbeiten zur Verfügung stand „In der Rekordzeit von nur 194 Tagen haben wir zwischen Mai und November das erste deutsche LNGTerminal in Wilhelmshaven im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit KurtFredrichSpezialtiefbaufertiggestellt“ sagt er
Unmittelbar nach der Auftragsvergabe sei nicht viel Zeit zur Vorbereitung geblieben wie sonst bei einem Projekt dieser Größenordnung üblich Bei Planung und Umsetzung mussten Depenbrock zufolge insbesondere die starke Strömungsge-
SACHE
schwindigkeit und der Tidenhub sowie die vorhandene Wassertiefe beachtet werden Hinzu kam der sandige Boden weswegen die Gründungselemente jeweils 35 Meter tief in den Boden gerammt wurden „Um die fristgerechte Fertigstellung des Projekts sicherzustellen, mussten viele Arbeiten parallel stattfinden So wurde von uns noch während der Gründung an den Betonplattformen des Anlegers gearbeitet “ Und Stade? Zu Spitzenzeiten werden40bis50MitarbeiteraufderBaustelle und weitere zwölf Angestellte imBüroandemProjektarbeiten,sagt Erik Depenbrock Bei den Rammarbeiten kommt erneut unser umfassendes Spezialequipment zum Einsatz Hierzu zählen Hubinseln Pontons, Mäkler, Hämmer und Vibratoren Die Entscheidung, gegen den Trend weiterhin in einen breiten Gerätepark zu investieren, macht nun
So funktioniert ein LNG-Terminal
Ein LNG-Terminal – LNG steht für Liquified Natural Gas also Flüssigerdgas –ist keine feste Einrichtung sondern ein Spezialschiff Dieses wird fest vertäut und ist über Leitungen mit der Infrastruktur an Land verbunden. LNG-Tanker können dann am Spezialschiff festmachen. Über Leitungen wird das LNG das im flüssigen Zustand nur etwa ein Sechshunderdstel des Platzes wie in gasförmi-
Großbaustelle mitambitioniertemZeitplan: WennneueLNGTerminalsentstehen sindregionale Unternehmenwie dasBauunternehmenDepenbrock beteiligt Foto:Depenbrock
eine schnelle Abwicklung mit eigenen Ressourcen möglich “ Wie in Wilhelmshaven arbeiten die Stemweder auch in Stade in einer Arbeitsgemeinschaft, zu der neben Depenbrock Ingenieurwasserbau auch die Nordsee Nassbagger- und Tiefbau GmbH sowie die Tiefbau GmbH Unterweser gehören Depenbrock hat dabei die technische Federführung inne und übernimmt im Ingenieurwasserbau den größten Teil der Bauleistungen Der Anleger soll Ende 2023 in Betrieb gehen das Gesamtprojekt Ende 2024 abgeschlossen sein
Den Zeitplan bezeichnet Erik Depenbrock wie in Wilhelmshaven als ambitioniert DerengeRaumimBaufeld sowie die Strömungen der Elbe machen den Hafenbau dem Geschäftsführer zufolge zusätzlich zu einem anspruchsvollen Projekt Aus dem Projekt an der Jade nimmt der
Geschäftsführer mit: Wir müssen als Baufirma bei derartigen Großprojekten stets mit Widrigkeiten rechnen und für einzelne knifflige Bauaufgaben nicht nur einen Plan B, sondern auch Plan C in der Hinterhand haben“ sagt er
Die Depenbrock-Gruppe, die im vergangenen Jahr rund 650 Millionen Euro Umsatz erzielt hat, ist aber nicht das einzige Unternehmen aus der Region, das dafür sorgt, dass die LNG-Infrastruktur in neuer Deutschlandgeschwindigkeit wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies es nennt, ausgebaut wird Auch die RAS Rohrleitungs- und Anlagenservice GmbH aus Meppen ist dabei „In der Dimension sind das für uns eher kleinere Projekte Die politische Bedeutung ist dagegen groß , sagt Prokurist Daniel Benscheidt Wobei: Die schnelle Vergabe und Durchführung waren doch unge-
wöhnlich und spannend Das bleibt in Erinnerung “
gem Zustand braucht, zum Terminal gepumpt und dort wieder in seinen ursprünglichen gasförmigen Zustand versetzt Die dafür verwendeten Wärmetauscher nutzen oft die Temperatur des Seewassers oder sie verbrennen einen Teil des Gases und nutzen diese Wärme Anschließend wird das gasförmige Erdgas über Leitungen vom Terminal an Land gepumpt Grafik: iStock
RAS hat sowohl in Wilhelmshaven als auch in Brunsbüttel in SchleswigHolstein die Pipeline-Anbindung der Terminals auf Dichtigkeit geprüft Rund drei Kilometer waren es jeweils – in Tschechien, dem größten Projekt des Unternehmens in diesem Jahr, waren es knapp 90 Kilometer Die Rohre in Wilhelmshaven hatten dabei einen Durchmesser von 600 Millimetern Zum Vergleich: Die Europäische Gasanbindungsleitung (EUGAL) von der deutschen Ostseeküste bis Tschechien, bei der RAS ebenfalls einen Abschnitt geprüft hat hatte einen Durchmesser von 1,4 Metern Anders als die Gasleitungen der EUGAL liegen die Rohre in Wilhelmshaven und Brunsbüttel oberirdisch „Deshalb war nur eine Sichtdruckprüfung notwendig Der ganze Prozess geht deutlich schneller, als wenn unterirdisch geprüft wird“, erklärt Benscheidt Vereinfacht gesagt, wird Druck auf die Leitung gegeben und von außen geschaut, ob Lecks zu sehen sind „In Wilhelmshaven war alles dicht da musste nicht nachgearbeitet werden , so Benscheidt
Die Art und Weise der Prüfung beschreibt er dann doch als etwas außergewöhnlich – nicht aufgrund der Technik, sondern der vielen Menschen auf der Baustelle Es war so viel Personal da, dass wir die Prüfung an einem Tag geschafft haben “ Und der Emsländer geht davon aus, dass im kommenden Jahr weitere LNGProjekte auf das Unternehmen zukommen könnten – im Inland wie im Ausland
In Deutschland geht der Aufbau der LNG-Infrastruktur indes weiter Nicht nur in Stade auch in Lubmin soll ein Terminal entstehen
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ZUR
FORSCHUNG
Fabrik der Zukunft nicht ohne Menschen
Interview mit Dr. Kurt D. Bettenhausen, Vorstand Neue Technologien und Entwicklung beim Connectivity-Spezialisten Harting
VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN
ESPELKAMP Die Harting Technologiegruppe aus Espelkamp stellt unter anderem besonders leistungsfähige Steckverbinder her Dr Kurt D Bettenhausen ist seit September 2020 Vorstand Neue Technologien und Entwicklung des Familienunternehmens Im Interview erläutert er die Arbeit von Harting im Netzwerk SmartFactoryKL zu den Themen Industrie 4 0, Fabrik der Zukunft oder Production Level 4 Bettenhausen beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit diesen Themen und gehört zum Kreis der Initiatoren der Smart Factory
Herr Dr Bettenhausen, was muss man sich unter Industrie 4 0, Fabrik der Zukunft oder Production Level 4 vorstellen?
Bettenhausen: Es geht um die selbstorganisierende Fabrik der Zukunft Produktionsanlagen wurden in der Vergangenheit geplant, errichtet und dann über einen langen Zeitraum hin betrieben Nehmen Sie die Pharmaproduktion: Üblicherweise forscht man dort jahrelang, bis man das Medikament hat Dann dauert es zwei bis zweieinhalb Jahre, bis die Produktionsanlage errichtet ist Die wird dann 30 bis 40 Jahre lang betrieben Von der grundsätzlichen Philosophie her bleibt sie über die gesamte Lebensdauer gleich Moder-
ZUR SACHE
Verbinden und vernetzen
Das 1945 gegründete Familienunternehmen Harting befindet sich zu 100 Prozent im Familienbesitz. Die Firmengruppe mit Sitz in Espelkamp erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020/2021 Umsatzerlöse in Höhe von 869 Millionen Euro Harting betreibt 14 Produktionsstätten weltweit und beschäftigt 6200 Menschen. Gemeinsam mit rund 50 Partnern der Industrie und Wissenschaft arbeitet das Unternehmen am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern (DFKI) daran, die Fabrikautomation hinsichtlich der Produktionsaspekte Flexibilität Effizienz und Verfügbarkeit zu verbessern. Themen des Netzwerks SmartFactoryKL sind die Industrie 4 0 und die Fabrik der Zukunft Harting steuert unter anderem intelligente Steckverbinder bei die als vereinheitlichte Schnittstelle für die Infrastruktur von Versorgung und Kommunikation dienen.
ne Produktionsanlagen sind demgegenüber modular aufgebaut Sie werden immer wieder neu konfiguriert Man kann sie auch nachrüsten Man kann Elemente flexibel herausnehmen, sie modernisieren und wieder anschließen Diese Flexibilität erreichen wir durch Modularität in der Mechanik Die wiederum setzt voraus dass wir sie durch Konnektivität unterstützen Dafür benötigt man leistungsfähige Steckverbinder, selbst die sind inzwischen modular Was sind die Treiber für diese Transformation der Produktion? Das sind einmal wir alle als Konsumenten Wir verändern laufend unsere Ansprüche Wir sind es gewohnt jederzeit auf den letzten Stand der Technik zuzugreifen Um dem zu entsprechen, braucht es die Flexibilität in der Produktion Auf der Technologieseite fokussieren wir uns bei Harting zudem auf drei wesentliche gesellschaftliche Megatrends: Nachhaltigkeit, demografischer Wandel und das atmende Netz der Globalisierung und Deglobalisierung In diesem letzten Bereich gibt es ständig Änderungen, mal wird mehr global gemacht, mal weniger Was bdeutet das technologisch? Da gibt es wiederum drei Aspekte: Modularisierung, autonome Systeme und den digitalen Zwilling Über die Modularisierung haben wir bereits gesprochen Autonome Systeme sind in der Lage bis zu einem bestimmten Reifegrad selbstständig Entscheidungen zu treffen Das ist nochmal eine Stufe über die Automatisierung hinaus Autonome Systeme kommen mit ein wenig unscharfen Ausgangsbedingungen zurecht Und das funktioniert nicht ohne den digitalen Zwilling Warum brauchen wir den? Modularität erhöht die Flexibilität in einer Produktion Jetzt will ich etwas immer mal unterschiedlich zusammenbauen Idealerweise tue ich das
so, dass ich möglichst wenig Ressourcen verbrauche Also muss die Maschine bis zu einem gewissen Grad selbst erkennen in welchem Zustand sie sich befindet und was als nächster Arbeitsschritt zu tun ist Das soll sie möglichst optimal machen, sie braucht also eine Vorgabe, an der sie sich orientiert, damit in kurzer Zeit eine tolle Qualität produziert wird Damit sie diese Entscheidungen fällen kann, bekommt sie ein Modell Das ist der digitale Zwilling Wenn wir das auf eine ganze Produktionsanlage übertragen, muss die Maschine erst mal wissen, was sie selber kann Sie benötigt also ein Modell von sich selbst Und dann muss sie auch wissen, was die Nachbarmaschinen können So eine Produktionskette braucht ja viele verschiedene Maschinen Genau an diesem Punkt sind wir mit dem Production Level 4 unterwegs Die Maschine hat ein Modell von sich selbst, sie hat ein Modell der anderen Maschinen Und dann hat sie einen Dirigenten, einen Orchestrator, der ihr sagt, dass die eine Maschine etwas liefert, was sie selbst nach der Bearbeitung an eine andere Maschine weitergibt Das kann man heute in ersten Prototypen so weit treiben dass die sich selbst organisieren Jede Maschine stößt quasi den nächsten Produktionsschritt der folgenden Maschine an Oder das Produkt selbst trägt die Informationen zu seiner Fertigung mit sich und steuert damit den Produktionsprozess
Da kommt dann künstliche Intelligenz zum Einsatz? Genau, dann sind wir in einem Bereich, wo wir nur bis zu einem gewissen Grad vorher bestimmen können wie das in der Produktion aussehen wird Wir müssen in einem unscharfen Bereich argumentieren Vergleichen Sie das mit menschlichen Fähigkeiten Wir wissen, wie eine Stra-
ße aussieht Wir kennen den Unterschied zwischen Stadtverkehr, Bundesstraßen und Autobahnen Wir fahren auf einer Autobahn anders als auf einer Landstraße Eine künstliche Intelligenz müsste also erkennen auf welcher Art von Straße sie unterwegs ist Das versucht man den Maschinen jetzt beizubringen Man bringt ihnen bestimmte Routinen bei Wenn die Situation dann ein wenig anders ist, also unscharf, kann die Maschine ableiten dass sie so etwas Ähnliches bereits kennt
Wie sieht Ihr Zeithorizont in der Smart-Factory-Initiative aus, und was ist das Ziel?
Es gibt nicht das eine Ziel Wir schaffen die Stufe die vor uns liegt und wenn wir die geschafft haben, ist die nächste Stufe dran Es wird auch nie aufhören weil sich das kontinuierlich weiterentwickelt Unsere nächste Stufe ist, dass wir die komplexeren Produktionsmaschinen automatisch zusammenschalten können Noch einmal in Kurzform: An Anfang stand die Notwendigkeit von Flexibilität Aus der Flexibilität entstand die Modularität der Produktion Jetzt verfügen die Anlagen über eine gesteigerte Intelligenz damit sie unterschiedliche Aufgaben lösen können Da sind wir dran
Inwiefern ist das Production Level 4 nachhaltiger als herkömmliche Systeme?
Wir erleben aktuell einen demografischen Wandel, der die Ressource Mensch immer weiter verknappt Das erhöht den Druck zu automatisieren, um Produktion in Deutschland zu halten Sonst müssten Sie die Produktion in Länder verlagern die noch die Ressource Mensch haben Wir werden unsere Produktion mit immer weniger Menschen steuern und betreiben Wir müssen weiter automatisieren Automatisierung
bedeutet in erster Linie, dass ich die Energie Mensch durch Strom ersetze Energie ist nicht im Übermaß vorhanden entsprechend groß ist der Druck, energieeffizienter und klimaneutral zu arbeiten Nach heutigem Kenntnisstand werden wir die nachhaltige Produktion mit flexibler Steuerung über Elektrizität realisieren Anders geht es nicht Dafür benötigen wir die gleichzeitige Bereitstellung von Daten, Signalen und Energie Das leisten unsere industriellen Connectivity-Produkte Bei Harting haben wir alle drei im Griff, den Strom bis hin zu hohen Leistungen die Signalleitungen und die Datenleitungen Nachhaltigkeit bedeutet immer, Maschinen im optimalen Betriebspunkt zu haben Das erreiche ich nur, wenn ich auf die Energieseite einwirken kann mit dem was ich auf der Datenseite an Informationen gewonnen habe Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der Stand der Technik in der Stromerzeugung waren vor 30 Jahren große Kraftwerke Die wurden an einem optimalen Arbeitspunkt betrieben Von da aus
wurde der Strom sternförmig verteilt So sehen unsere Stromnetze bis heute aus Die Aufgabe bestand im Wesentlichen darin die Netzfrequenz zu stabilisieren Das konnten Menschen mit einer soliden Basisautomation beherrschen Heute stehen wir vor ganz anderen Bedingungen Wir haben nicht mehr die großen Kraftwerke sondern eine dezentrale Erzeugung Für die Steuerung müssen Unmengen an Informationen verarbeitet werden Damit sind Sie als Mensch überfordert Das können nur intelligente Netze leisten, sogenannte Smart Grids Der Grad der Komplexität ist in der Smart Factory absolut vergleichbar
Werden diese Fabriken der Zukunft Geisterfabriken ohne Menschen sein?
Nein in diesen Fabriken werden andere Arbeitsplätze entstehen Die werden in der Regel höher qualifiziert sein und besser bezahlt Sie setzen aber auch voraus, dass wir uns als Menschen weiterentwickeln und Dinge neu dazulernen
Esgibtnicht daseineZielbei derSmartFactory :FürKurt D Bettenhausen vomTechnologieexpertenHart ngist dieAutomationein Prozess derimmer
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SPEZIAL KI &
Moderne Fabriken werden immer wieder neu konfiguriert.
Demografischer Wandel erhöht den Druck zur Automation.
Mitarbeiter höher qualifiziert und besser bezahlt.
weitergeht Fotos:Harting
SPEZIAL KI & FORSCHUNG
Von der Kartoffel zur KI
OSNABRÜCK Gründung erfordert Mut und Durchhaltevermögen Gründung im Schatten einer Pandemie erfordert besonderen Mut und besonderes Durchhaltevermögen Da kann die Idee noch so gut, der Plan noch so ausgereift, die alles stützende Software noch so ausgefeilt sein: Wenn Lockdowns Ladenschließungen und Ausgangssperren den Flow bremsen, zeigt sich wie zerbrechlich alles ist
Eine Reise-App, die an den Start ging, als von Corona noch nichts zu ahnen war Und ein voll automatisierter Laden für regionale Bioware, der mitten in der Pandemie eröffnete Beide Start-ups haben durchgehalten – und setzen weiter auf Wachstum Und hinter beiden steht KI
„Wir mussten kämpfen sagt Leon Braun, CTO des 2019 gegründeten Softwareentwicklers Lambus Das Team des Start-ups hat eine Reiseapp auf den Markt gebracht, die von der Inspiration über die Planung bis hin zur Dokumentenverwaltung und Reiseroutenberechnung mit Unterkunftoder Restaurantvorschlägen alles aus einer Hand bietet Auch die Möglichkeit, Notizen oder Bilder zu sammeln gibt es Die Hauptadressaten sind Gruppen, aber auch für reisefreudige Einzelpersonen ist die App geeignet
Die Idee entstand nachdem unser CEO Hans Knöchel selbst schlechte Erfahrungen beim Reisen gemacht hat Er hat eine Zeit lang im Silicon Valley gearbeitet und ist da drüben auch ein bisschen gereist Dabei hat ihn gestört dass er für fast jeden Planungsschritt eine andere App benutzen musste “ Von der Unzufriedenheit bis zur Idee war es ein kleiner Schritt Von ersten groben Plänen bis zur Umsetzung der App dann ein etwas größerer: Hans Knöchel ebenso wie Leon Braun SoftwareEntwickler, suchte und fand Mitstreiter Wir haben an der Idee gefeilt, sie weiterentwickelt und erste Versuche programmiert Und wir sind den typischen Start-up-Weg gegangen und haben zum Beispiel Förderungen beantragt“, sagt Leon Braun Kreativität ist eine gute Sache, aber ohne Geld geht s nicht Ende 2018 ging die App an den Start
Das Geld steckt heute unter anderem in der Software: ein großes Datenpaket, das bei jedem Klick eines Nutzers permanent arbeitet Es gleicht ab, berechnet, spuckt Ergebnisse aus: Wie lassen sich die Wünsche der Nutzer am besten bündeln? Möchten sie Fernreisen oder nur in einem bestimmten Be-
reich unterwegs sein? Reisen sie hochpreisig oder in unteren Preissegmenten? Was essen sie gerne?
„Anhand dieser Interessen versuchen wir – oder vielmehr: versucht das System dann Vorschläge zu machen , sagt Leon Braun und ergänzt: „Die Daten werden natürlich anonymisiert gesammelt Alles was wir tun entspricht den Datenschutz-Standards Außerdem stehen unsere Server in Deutschland nicht im Ausland Das ist uns besonders wichtig Das Konzept kam auch bei Globetrottern gut an: Die Nutzerzahlen stiegen in kurzer Zeit nach dem Start von ein paar Tausend auf um 100 000 2019 war wirklich ein gutes Jahr , sagt Leon Braun
Dann kam Corona „Wir mussten wirklich kämpfen“, sagt der CTO „Die Reisebranche sackte weg wir wussten nicht, ob und wie schnell sich alles erholt Das war eine große Herausforderung Auch mental “ Trotzdem: Das Team blieb dran Entwickelte technisch und inhaltlich weiter sammelte neue Inspiration und Ideen Mutig setzten sie mitten in der Pandemie so-
gar ein Pro-Modell um, mit kostenpflichtig zubuchbaren Tools „Die Grundfeatures sind und bleiben aber kostenfrei und ohne Werbung, sagt Leon Braun „Uns ist es wichtig, dass man mit der App komfortabel reisen kann, ohne zahlen zu müssen “ Der Mut und der lange Atem haben sich gelohnt Inzwischen hat Lambus um die 300 000 Nutzer Und die Ideen sprudeln weiter Beim neu gegründeten Regiostore war die Pandemie wohl auch kein gern gesehener Gast – dennoch sehen Hauke Rehme-Schlüter und seine Frau Katharina ihr junges Unternehmen als eine Art Pandemiegewinner Wir haben mitten im Lockdown einen Laden gegründet, in dem man komplett ohne zwischenmenschliche Kontakte einkaufen könnte sagt er und schmunzelt „Das Timing war in dieser Hinsicht ganz gut für uns – obwohl wir natürlich auch gerne auf die Pandemie verzichtet hätten “
Wer in dem kleinen Laden mit regionalen Bio-Produkten im Bissendorfer Ortsteil Wissingen ein-
kaufen möchte, registriert sich über das Internet und bekommt eine Kundenkarte mit
So wie man es von der Bank kennt , erklärt Hauke Rehme-Schlüter „Wir
haben hier in der Gegend überwiegend ältere Einwohner und wollten die Hemmschwelle bei uns einzukaufen, so weit wie möglich nach unten setzen “ Karte und PIN braucht man, um einzutreten, und später noch einmal, um zu bezahlen Im Geschäft stehen Selbstbedienungskassen wie mittlerweile in vielen Baumärkten oder bei IKEA An ihnen scannt der Kunde seine Waren selbst und bezahlt dann mit seiner Kundenkarte Durch die dort hinterlegten Daten wird das Geld anschließend vom Konto abgebucht
Aber nicht nur für den Kunden läuft das Einkaufen mit digitalen Komponenten ab auch das Warenmanagementsystem hinter dem Geschäft ist KI-gesteuert „Die Idee zu Regiostore hatte ich, als ich im Hofladen einer Bekannten war und dort Bio-Kartoffeln aus Italien angeboten wurden Kurz danach habe ich mitbekommen dass bei einem anderen Bauern hier in der Nähe der Keller voller Kartoffeln liegt “
Die Idee: die beiden und ähnlich gelagerte Fälle miteinander zu ver-
knüpfen, um übergeordnet ein Angebot für Kunden schaffen zu können Daraus wurde das Geschäftskonzept – und später die Aufgabe der Software: Welche Bauern haben wann welche Waren im Angebot, was und wie viel brauchen unsere Kunden? „Zum größten Teil läuft alles voll automatisiert, sagt Hauke Schlüter der bis zu seiner Geschäftsidee als Softwareentwickler in einem ähnlichen Bereich unter anderem in der Modebranche gearbeitet hat Seine Erfahrungen von dort konnte er nun mit der neuen Idee verknüpfen und ein eigenes softwarebasiertes Warenmanagementsystem aufbauen Manchmal ist die Schnittstelle aber auch einfach eine EMail Wenn ein Bauer freitags wissen will, was er dienstags schlachten muss damit wir es am Mittwoch im Laden haben “
Dieser Weg ist aber eher eine Ausnahme Wir arbeiten mittlerweile mit 40 Produzenten im Umkreis von rund 50 Kilometern zusammen – in dieser Größenordnung würde das Warenmanagement über Mail und Telefon nicht funktionieren“ sagt er Man kann sich das Leben mit Software so viel einfacher machen So hat man mehr Zeit für die schönen und kreativen Sachen
Für Hauke Rehme-Schlüter heißt das: Weiterentwicklung Wir wollen zum Beispiel eine App programmieren, über die der Kunde seinen gesamten Einkauf abwickeln kann “ Sie soll zunächst die Funktionen der Kundenkarte ersetzen, später dann aber immer mehr können Außerdem haben wir gerade unseren ersten Lieferdienst für Weihnachtsvorbestellungen gestartet “ Und auch ein selbst entwickelter Prototyp einer gekühlten Packstation wurde installiert Im Sommer will der Regiostore dann die Innenstadt von Osnabrück entern Mit gekühlten Packstationen für Selbstabholer, die vorbestellt haben und auch mit einem neuen Laden KI-basiert natürlich
DONNERSTAG, 22. DEZEMBER 2022 12
PIN
„Kreativität ist eine gute Sache, aber ohne Geld geht’s nicht.“
Leon Braun, CTO des Startup-Unternehmens Lambus
EineApp, viele Funktionen: Mit Lambus kann man unter anderem Reisen planen, Reiset ckets und Unterkünfte buchen, Dokumente und Fotos sammeln DasTeamentwickeltregelmäßigneueFeatures Fotos:Lambus
gibtesrundumdieUhrregionaleBioprodukte EintrittundBezahlungerfolgenmitKundenkarteundPIN
VON TINA BELKE
ImRegiostorevonHaukeundKatharinaRehme-Schlüter
Fotos:Regiostore
Egal, ob Reisebranche oder Bioladen: Künstliche Intelligenz ist mittlerweile in vielen Branchen zu Hause
Mehr Sicherheit mit „Goose“
OSNABRÜCK Vielleicht war es der entscheidende Moment, der in nur wenigen Monaten dazu geführt hat, dass Mirko Hahn in seinem eigenen Büro in seiner eigenen Firma im Innovationscentrum Osnabrück (ICO) sitzt: der AeroSys AG 2019 war der ausgebildete Pilot in den USA, um seine europäische Fluglizenz auf die amerikanische umschreiben zu lassen Der Fluglehrer der ihm die Lizenz ausstellte, fragte, ob das Gerät, das Mirko Hahn dabeihatte, etwas mit seinem Start-up zu tun habe Jetzt schon“ sagt Mirko Hahn und lacht, wenn er an die Situation zurückdenkt „Das war so der erste Moment in dem ich gemerkt habe, dass es auch andere Piloten gibt, die das vielleicht interessant finden und denen das helfen kann
Mit „das“ meint der 30-Jährige „Goose“, seinen digitalen Co-Piloten Goose ? Da war doch was Genau es ist auch der Name des Co-Piloten, der imFilm„TopGun“mitPilotMaverick, gespielt von Tom Cruise durch dick und dünn geht Zufall? „Nein, ich bin ein absoluter Top-Gun-Fan, und ,Goose‘ ist der Co-Pilot den jeder haben will , weiß Mirko Hahn Der von ihm entwickelte digitale Co-Pilot ist eine rund 15 mal 15 Zentimeter große Box Der ehemalige Student der Lufttechnik hat nebenbei immer ein wenig daran „herumgebastelt“ „Goose“ war sein Begleiter im Cockpit wenn er selbst flog
Am Anfang war er so programmiert dass er piepste und ihn so informierte, wenn er sich einem anderen Flugraum näherte Auch eine Spracherkennung und -synthese hatte Mirko Hahn schon auf dem Gerät installiert, sodass er ganz rudimentär mit seinem digitalen Co-Piloten kommunizierenkonnte:„Ichhattedameine ganzen Checklisten auf dem Gerät und konnte mir diese vorlesen lassen und mit yes und no durch die Verfahren navigieren “
In einem Single-Pilot-Flug, bei dem nur ein Pilot im Cockpit sitzt muss dieser in bestimmten Situationen Informationen abrufen – eine Aufgabe, die sonst Co-Piloten übernehmen: Frequenzen für den nächsten Flughafen oder Angaben, wo man sich befindet Es ist oft so dass man seine Checkliste in Papierform dabeihat und als Single-Pilot eben beim Fliegen runtergucken muss, um etwas abzulesen sagt Hahn „Das wollte ich nicht mehr, denn es sind jedes Mal mehrere Sekunden, in denen die Aufmerksamkeit nicht auf dem Flug und auf dem, was draußen passiert, liegt “ Mit einem Co-Piloten fliegt es sich also sicherer Und so bringt auch Goose mehr Sicherheit ins Cockpit
Das Besondere ist, dass dieser Sprachassistent komplett offline arbeitet; ein großer Unterschied zu anderen Sprachassistenten, die beispielsweise im privaten Haushalt zur Geltung kommen Die notwendigen Daten sind komplett auf dem Gerät vorhanden Alle 28 Tage beispielsweise werde die Navigationsdatenbank aktualisiert,sagtHahn „Goose“istsowohl aktiv als auch reaktiv Aktiv dann wenn der Pilot oder die Pilotin
beispielsweise in einen Luftraum fliegt, für den er oder sie keine Freigabe hat, und „Goose“ dann eine Warnung ausspricht Und reaktiv wenn die flugzeugführende Person nach Informationen fragt und auf Fragen wie Wo liegt der nächstgelegene Flughafen? oder „Wie ist die Frequenz vom Tower in Frankfurt?“ eine Antwort von „Goose“ erhält Das könne man alles mit der Sprache aktivieren so Hahn
Dass „Goose“ dabei etwas falsch oder anders verstehen könnte liegt zwar im Bereich des Möglichen, allerdings ist dieser Bereich relativ klein Es sei zwar eine kleine Challenge“ gibt Mirko Hahn zu, „aber wir haben es gut im Griff“, sagt er Mit einer Erkennungsrate von 98 Prozent ist „Goose ziemlich zuverlässig
Das liegt auch daran, dass er ein im Vergleich zu klassischen Sprachassistenten reduziertes Repertoire an Begriffen erkennen soll „Wir haben hier eine reine Luftfahrtphraseologie“, erklärt Hahn Das heißt dass wenn buchstabiert werden muss, auch nur im Nato-Alphabet – beispielsweise Alpha für A, Charlie für C oder Echo für E–buchstabiertwirdoderZahlennur in einem bestimmten Schema genanntwerden sowiemaninderLuftfahrt über Zahlen kommuniziert
Wir sind also im einstelligen Tausender-Bereich von Ausdrücken, die wir nur erkennen müssen Dadurch steigt die Erkennungsrate enorm “
Die Kontrolle über das Flugzeug liegt trotz des digitalen Co-Piloten zu jeder Zeit in der Hand des Piloten oder der Pilotin „,Goose ist ein rein informatives System, das aktuell nur mit einem spricht“, sagt Hahn Da es offline arbeite sei die Gefahr für Hackerangriffe verschwindend gering Und selbst wenn sich jemand vorher hineingehackt haben sollte besteht laut Hahn keine relevante Gefahr, da „Goose“ beim Hochfahren immer eine interne Prüfung durchführt und Fehler anzeigen würde „Das dauert im Moment nur 17 Sekunden “
Und wenn es während des Flugs ausfällt? „Das ist kein Beinbruch , sagt Hahn „Da sind verschiedene Mechanismen drin, die dafür sorgen, dass der Pilot es mitbekommt wenn etwas schiefläuft “ Außerdem seien die jeweiligen Flugzeuge auf SinglePilot zugelassen sodass man auch ohne „Goose weiterfliegen dürfe „Es ist ja nur eine zusätzliche Sicherheitsfunktion“ sagt der Experte und vergleicht die Situation mit dem TotenWinkel-Assistenten im Auto: Fällt er aus guckt man vielleicht einmal mehr über die Schulter Aber aufhören zu fahren muss man nicht
Mit seinen aktuell 15 Mitarbeitenden arbeitet Hahn weiter daran das Produkt „so gut und so sicher zu produzieren, wie es geht“ Dafür gehöre sogar eine Psychologin zum Team die sichunteranderemmitderFrageauseinandersetzt, wie Piloten und Pilotinnen in Stresssituationen reagieren und wie sie Entscheidungen treffen Für die Entwickler bedeutet das: Wie muss Goose“ aufgebaut sein damit es einen Mehrwert hat? „So haben wir beispielsweise aktuell die Reaktionszeit der Antworten teilweise bewusst zurückgesetzt, um der menschlichen Interaktion näher zu kommen“, sagt Hahn
Das Team wird auch in den kommenden Monaten viel zu tun haben, wenn es um Datenauswertung geht Denn mit den ersten Beta-Versionen die Anfang 2023 an zahlende Kunden herausgehen, werde auch viel Feedback kommen da ist sich Mirko Hahn sicher „Bei rund 300 Leuten kommen schnell viele Anwendungsfälle zusammen, und es treten Dinge auf, die wir vorher vielleicht gar nicht bedacht hatten Hier geht es jetzt noch mal um den Feinschliff, um ,Goose‘ noch besser zu machen
Es werden weitere Entwicklungen folgen Im kommenden Jahr wollen Hahn und sein Team den ersten Autopiloten vorstellen, der per „Goose bedient werden kann, „sodass man bei-
spielsweise sagen kann: Goose‘ setze den Autopiloten auf 5000 Fuß , so der Gründer Ein verlässlicher Co-Pilot, mit dem man interagieren kann Das macht die Luftfahrt am Ende sicherer“, ist Hahn überzeugt Das Team forscht zudem an der Emotionserkennung durch Verände-
rungen der (Aus-)Sprache So ist es denkbar, dass „Goose bald auch auf emotionale Untertöne reagieren kann So könnte Goose‘ anhand des Sprachmusters des Piloten erkennen, ob er müde ist oder eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) vorliegt , erklärt Hahn Letztendlich
könne jeder Pilot seinen eigenen individuellen Co-Piloten haben „Es ist ein rein persönliches Gerät, auf dem man die für einen wichtigen Daten synchronisiert und offline abrufen kann“, sagt Hahn Auch die Stimme des jeweiligen Piloten wird nach und nach immer besser erkannt Das Gerät lernt durch die verschiedenen Algorithmen mit der Zeit selbst dazu 2024 oder früher soll dann die erste Docking Station auf den Markt kommen und damit auch an Flugzeugbesitzer und -betreiber als potenzielle Kunden herangetreten werden
Dass Hahn mit dem Start-up einen Markt entdeckt hat, bestätigen ihm unter anderem mehrere Awards und Preise – wie der Titel des Osnabrücker Start-ups des Jahres Dass „Goose“ in der Luftfahrtindustrie auf Aufmerksamkeit stoßen würde, habe er erwartet für die „allgemeine Startup-Szene“ eher nicht „Ich finde das schon sehr cool Das ist eine Bestätigung dass wir in eine Richtung gehen, die sich offensichtlich lohnt “ Auch finanziell seien ein paar Auszeichnungen wichtig gewesen Zwar gebe es bereits einige Investoren und öffentliche Förderungen, doch in der bald folgenden ersten richtigen Finanzierungsrunde wird noch einmal Geld akquiriert „Da sind wir natürlich immer offen für große und auch kleine Investoren , sagt Hahn
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& FORSCHUNG EUROPAS UP * Der neue Ford Ranger PA PIC UPNR.1 FORD RANGER WILDTRAK Lederlenkrad mit Ziernähten, Ambientebeleuchtung, Dachreling, 4 Leichtmetallräder, Anhängervorrichtung, Ford SYNC 4A inkl. Ford Navigationssystem Bei uns für € 43.650,- netto 1 (€ 51.943,50 brutto) Autohaus Deymann GmbH & Co. KG Belmfort 1 - 3 49733 Haren (Ems) Tel.: 05932/7230-0 Fax: 05932/7230-30 E-Mail: verkauf@auto-deymann.de www.auto-deymann.de * Quelle: IHS (Kraftfahrt-Bundesamt). Das abgebildete Modell zeigt den Vorproduktionszustand/nicht gemäß EUSpezifikation/nicht alle Features sind auf allen Märkten erhältlich. Voraussichtlich verfügbar ab Q1 2023 Die Ausstattungsmerkmale des abgebildeten Fahrzeuges sind nicht Bestandteil des Angebotes. Gewerbe-Angebot gilt für einen Ford Ranger Wildtrak 2,0-l-EcoBlue-Dieselmotor 151 kW (205PS), 10-Gang-Automatik, e-4WD-Antrieb
SPEZIAL KI
Co-Pilot,
Luftfahrt
„,Goose‘ ist der
den jeder haben will. Er macht die
am Ende sicherer.“
der AeroSys
Mirko Hahn Gründer
AG
VON MAGNUS HORN
UND TINA BELKE
MitdemvirtuellenCo-Piloten
„Goose so ldasFliegenfürEinzelpilotensichererwerden
Pilotund Firmengründer: MirkoHahnhatte dieIdeezu Goose undentwickelte dendigitalen Pilotenbegleiter
Fotos:AeroSys
Wer allein im Cockpit sitzt, der wünscht sich vielleicht einen Co-Piloten – Mirko Hahn hat einen in digitaler Form entwickelt
SPEZIAL KI & FORSCHUNG
Wir brauchen einen Waffenschein für KI
Rainer Mühlhoff, Osnabrücker Forscher für künstliche Intelligenz, im Interview – Folgen personalisierter Werbung im Internet
OSNABRÜCK Seit August 2021 leitet Professor Rainer Mühlhoff den Forschungsbereich Ethik der KI am Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück Er kennt die Chancen und Risiken der Technologie Das Interview im Wortlaut
Herr Mühlhoff, warum braucht künstliche Intelligenz etwas Menschliches wie Ethik und Moral?
Mühlhoff: Wenn wir mit KI eine intelligente Maschine bezeichnen, braucht man sicherlich keine Ethik Sondern wir als Gesellschaft, die KITechnologie herstellt und unter den Auswirkungen davon leiden kann brauchen einen verantwortlichen Umgang mit dieser Technologie Die Ethik betrifft also die Menschen, die KI herstellen fördern regulieren benutzen, planen oder unter ihr leiden Ethik der KI zielt also auf eine kritische Debatte der gesamten Gesellschaft über die Frage, mit welchen negativen Auswirkungen KITechnologie verbunden sein kann und in welchem Rahmen wir diese Technologie dann zulassen möchten oder nicht
Dann ist also nicht die Technik das Problem, sondern der Mensch, der diese Technik bewusst oder unbewusst missbrauchen kann?
Ganz so sehr sollte man Technik und Mensch nicht trennen Gerade bei KI erleben wir es ständig, dass Technik, die zu einem bestimmten, zunächst harmlos erscheinenden Zweck angeschafft oder eingerichtet wurde, schnell weitere „Nebenzwecke“ bekommt mit denen wir vorher nicht gerechnet hätten und die deshalb auch nicht Teil der ethischen und politischen Bewertung waren
Gibt es Beispiele für solche Nebenzwecke?
Zum Beispiel werden KI-basierte Credit Scores plötzlich auch dafür verwendet, ob man eine Wohnung, einen Job oder einen Altenheimplatz bekommt Letzteres passiert in den USA bereits KI-Algorithmen für personalisierte Werbung können leicht dazu missbraucht werden abzuschätzen, ob jemand an bestimmten Krankheiten leidet oder zu viel Alkohol konsumiert
Personalisierte Werbung kann mögliche Krankheiten verraten? Ja, denn die Algorithmen für personalisierte Werbung registrieren, ob Sie eine Werbung anschauen oder draufklicken oder eben nicht Wenn es sich dann zum Beispiel um Werbung für Medikamente neue Therapien oder klinische Studien handelt, dann kann man daraus Informationen gewinnen ob Sie eventuell an diesen Krankheiten leiden Das wiederum geht als Datengrundlage in die Modelle ein, sodass die immer besser vorherzusagen lernen, was für Sie relevant ist – in dem Fall, welche Krankheiten
Erschreckend, wozu vermeintlich harmlose Werbung benutzt werden kann
Während viele Menschen personalisierte Werbung für unbedenklich halten kalkulieren sie nicht mit ein dass mit ihrer Etablierung eine Infrastruktur geschafft wird, die missbräuchliche Verwendungen der gleichen KI-Modelle ermöglicht und kaum überprüfbar macht Das Gleiche gilt für die sogenannte ChatKontrolle über die gerade auf EUEbene entschieden wird Inwiefern?
Es geht darum die Betreiber von Chat-Systemen wie Whatsapp oder E-Mail dazu zu verpflichten, mittels
KI-T den Nutz prüf gege gege ethis anfü stru sie e müh aller dere spie polit W Te we Man solc rung Tech das ten stru tet i eine tik pass in d treib Rech Date zykl form ben Risi es b me kan Din Firm Date wer als den
wesen zu sein schien Aus diesen Gründen ist Technik niemals rein instrumentell zu bewerten, sondern die Möglichkeiten die sich durch Technik bieten, haben einen ethischen Stellenwert auch unabhängig von den Menschen, die darüber verfügen
Sie sagen selbst, dass Änderungen an KI-Techniken mühelos und unbemerkt vorgenommen werden können – wie kriegt man diese Gefahr in den Griff?
Man sollte für KI-Modelle – vor allem für solche, die auf großen Men-
Waffenschein einführen Die Kollegin Cathy O Neil aus den USA hat solche Systeme schon vor Jahren als mathematische Vernichtungswaffen bezeichnet
Was müsste dieser Waffenschein regeln?
Zu so einem KI-Waffenschein würde dazugehören, dass wir die Zwecke und Rahmenbedingungen unter denen die Entwicklung solcher Technologie zulässig ist, genauestens gesetzlich definieren und bestimmte Verwendungsweisen aus-
schließen – zum Beispiel bei Auswahl von Job-Bewerbungen, für die Zuweisung von Ressourcen in der Gesundheitsversorgung für die Auswahl von Nachrichten, für die Beurteilung des Bildungsgangs von Jugendlichen oder beim Zugriff auf Sozialleistungen
Wie hilft Ihre Forschung an der Uni Osnabrück auf dem Weg zu einem KI-Waffenschein?
Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit die gesellschaftlichen Risiken datenbasierter KI-Technologie herauszuarbeiten und benennbar zu
zerinnen und Nutzern digitaler Dienste ganz zu schweigen Wie sieht das in der Praxis aus? Wir entwickeln zum Beispiel neue Schutzkonzepte im Datenschutz, die speziell auf die Gefahren von vorhergesagten Informationen eingehen, ohne das Innovationspotenzial von KI zu schmälern Solche Untersuchungen sind Beiträge zu einer verantwortungsvollen Regulierung von KI und zur Anfachung einer gesellschaftlichen Debatte zu den Risiken von KI-Technologie Die meisten Menschen denken ja an die Gefahr, nden Auto wenn sie h selbstfahgehend Zuandere KIsehr weit ben von vietangiert Es die unsere wendet, um s zu treffen n wichtiger
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OTTEN
VON
MARK
Prof RainerMühlhoff Foto:Fel xNoak
Foto: iStock
SPEZIAL KI & FORSCHUNG
VON MONIKA DÜTMEYER
OSNABRÜCK Erst kürzlich hat der neueRekorddieRundegemacht:Wir sind nun acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten Ein Wir“, das sich seit 1950 damit mehr als verdreifacht hat Damit ist auch die Aufgabe der Landwirte, die Weltbevölkerung zu ernähren nicht gerade einfacher geworden Denn weder Erde noch Ackerflächen haben das Potenzial, entsprechend mitzuwachsen Zugelegt haben hingegen SchwierigkeitendurchspürbareAuswirkungen des Klimawandels durch zunehmende Komplexität von Gesetzen, Vorgaben und Umweltauflagen sowie durch Arbeitskräftemangel und Kostendruck Ein menschengemachtes System, das schon seit langer Zeit dazu führt, dass viele Landwirte aufgeben mussten und es eine mittelständisch geprägte Erzeugerstruktur hierzulande nicht mehr gibt
Während es 1975 nach Angaben von Statista noch mehr als 900000 bewirtschaftete Bauernhöfe in Deutschland gab sind es 2022 noch gut 250000 Das heißt: Immer weniger Landwirte müssen immer mehr erzeugen: Ernährte 1949 eine angestellte Person in der Landwirtschaft noch zehn Menschen, sind es heute 137 Mit der Frage, wie Landwirtschaft und Ernährung unter diesen herausfordernden Bedingungen heute und in Zukunft intelligent und effektiv funktionieren können beschäftigen sich auch viele Menschen in der Region, in der namhafte Landtechnikhersteller und Forschungspartner zu Hause sind
Eine von ihnen ist Dorina Henkelmann Sie ist nicht nur im Produktmarketing des traditionsreichen Landtechnikherstellers Amazone mit Hauptsitz in Hasbergen tätig Sie hat außerdem von klein auf das Leben auf einem Bauernhof kennengelernt „Für mich ist es spannend zu sehen was heute an Landtechnik auf den Betrieben vorhanden ist und was gerade entwickelt wird“, sagt sie Und die Spanne zwischen aktueller und möglicher zukünftiger Ausstattung ist durchaus groß
DennalsAntwortenaufdiegroßen Fragen rund um Ernährung und Landwirtschaft hat Amazone bereits viele ressourcenschonende Anwendungen entwickelt die das Ertragspotenzial steigern und die Umwelt schonen können Auf der Homepage von Amazone ist in einem Video zu diesem Thema zum Beispiel ein Traktor zu sehen, der mit einem Düngerstreuer unterwegs ist Dafür dass der Dünger, der durch die Luft gewirbelt wird, auch bei Wind gleichmäßig auf dem Feld verteilt wird sorgt eine intelligente Technik Die funktioniert über einen Wind-Sensor und eine kombinierte Steuerung der Streufächer der Maschine
EinanderesBeispielisteinTraktor, der mithilfe einer Spritze Pflanzenschutzmittel aufs Feld aufbringt Diese Spritzen sind heute bis zu 36 Meter breit und sind alle 50 Zentimeter mit einzelnen Düsen ausgestattet Der Vorteil so gewaltiger Ausmaße: Die Arbeit ist schnell getan Mögliche Nebenwirkungen: Versehentlich könnte ein Nachbarfeld erwischt oder Stellen doppelt behandelt werden Damit das nicht passiert und Landwirte auch in Dämmerung und Dunkelheit präzise arbeiten können, nutzt man die sogenannte automatische Teilbreitenschaltung auch „Section Control“ genannt
Sie sorgt mithilfe von „Feldgrenzen und GPS-Technik dafür dass die Außengrenzen des Feldes sowie die bereits bearbeitete Fläche erkannt
werden So werden Düsen die sich auf einer bereits bearbeiteten Fläche oder außerhalb des Feldes befinden, automatisch ausgeschaltet Das ermöglicht eine präzise und sparsame Bearbeitung von Feldern, da es keine Doppelbehandlungen gibt Darüber hinaus ist auch eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung von Feldern möglich, wobei der Einsatz von Saatgut Düngern und Pflanzenschutzmitteln auf die Boden- und Ertragsverhältnisse abgestimmt wird
Doch unsere intelligenten und digitalen Anwendungen sind nicht automatisch mit künstlicher Intelligenz gleichzusetzen“ erklärt Dorina Henkelmann Die beginne dann, wenn Maschinen selbstständig etwas entschieden“undhandelten Undeinige dieser „fahrenden Entscheider sind bereits im Testbetrieb auf Feldern im Einsatz Ein Beispiel dafür ist die „SmartSprayer-Technologie die Amazone gemeinsam mit Bosch und demUnternehmenxarvioentwickelt, das zu BASF gehört
Dabei geht es darum, dass Pflanzenschutzmittel statt auf der gesamten Fläche nur punktuell dort eingesetzt werden, wo sich wirklich Unkräuter befinden, die Kulturpflanzen schaden können Auch heute ist das bereits „offline in zwei Arbeitsschritten möglich: Im ersten Schritt mithilfe einer Drohne, die übers Feld fliegt und dabei Kulturpflanzen und etwaige Unkrautnester aufnimmt Diese werden über eine spezielle Software als Punkte auf
einer digitalen Landkarte des Feldes verzeichnet
Im zweiten Schritt werden diese Kartendaten mithilfe von Hard- und Software, die Amazone selbst entwickelt, ausgelesen Wenn ein Landwirt dann mit Traktor und Spritze über das Feld fährt, werden die Düsen mithilfe von GPS-Technologie entsprechend den Markierungen auf der Karte nur an den Stellen geöffnet wo tatsächlich Unkraut sprießt Doch zukünftig soll das alles auch bei einer Fahrt über das Feld möglich sein Die Spritzen werden dafür mit „Augen“ ausgerüstet – gemeint sind Kamera- und Bildverarbeitungstechnik von Bosch Die Kameraaugen am Spritzgestänge filmen während der Fahrt, was vor ihnen liegt Diese Infos werden im „Gehirn – der „agronomic decision-making engine“ des Partners xarvio – ausgewertet Es wird mit reichlich pflanzenbaulichem Know-how gefüttert und trifft die Entscheidung, an welchen Stellen sich die Düsen der Spritze automatisiert öffnen und schließen
Die Technologie ist bereits im Testeinsatz – auf ganz unterschiedlich strukturierten Betrieben in verschiedenen Ländern, um möglichst viele Szenarien durchzuspielen Letztlich sind eine zuverlässige Funktion, die Sicherheit und die Kosten entscheidend dafür, ob sich so eine High-EndSpritze auf dem Markt durchsetzen kann“, erklärt Dorina Henkelmann Dafür spricht, dass sich mit dieser Technologie enorme Mengen an Pflanzenschutzmitteln einsparen lassen „Da ist man ganz schnell bei bis zu 80 Prozent Einsparpotenzial “ Doch sind diese Themen auch schon bei den Landwirten angekommen? NatürlichgibtesdaauchSkepsis Aber wenn eine neue Maschine angeschafft werden soll, dann ist man ganz schnell im Gespräch über die Möglichkeiten und Chancen dieser neuen Technologien“, fasst Dorina Henkelmann zusammen Eben um die Erforschung von Chancen, Funktionen und auch von Risiken von KI-Technologien geht es auf einem halbwegs normal aussehenden Acker am Gut Arenshorst im Bohmte Halbwegs normal, weil hier im Herbst Maispflanzen stehen wie auf vielen anderen Feldern auch Eher unnormal ist aber, dass es hier Schienen auf dem Feld gibt und lebensgroße Puppen, die keinesfalls (nur) dafür da sind, Vögel zu verscheuchen
Das Feld ist auch kein normaler Acker, sondern das „AI-Test-Field“ Aus dem Englischen übersetzt, heißt das so viel wie ein Feld auf dem künstliche Intelligenz im Umfeld der Landwirtschaft getestet wird „Be-
stellt“ hat es das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das dort mit Partnern aus Industrie und Forschung intelligente Anwendungen im Agrarsektor erprobt „Wir forschen verstärktindiesemSektor,weilhierviele Landtechnikhersteller zu Hause sind“,erklärtProf Dr JoachimHertzberg, geschäftsführender Direktor des DFKI Niedersachsen Dabei sind die Rollen klar verteilt: „Wir stellen die KI-Bausteine bereit, bereiten sie für die gewünschte Anwendung auf und verteilen sie an Menschen, die damit arbeiten können und wollen “ ImFalldesAI-Test-Fieldsinddaszum Beispiel die Forschungspartner aus der Industrie: die Unternehmen Krone und Lemken Ein zentrales Thema in der Forschung ist neben der Pflanzenerkennung und den breit gefächerten Möglichkeiten durch Unterstützung im Pflanzenbau auch das autonome Fahren, das besonders auf dem Testfeld im Fokus steht Und wie immer beim Einsatz künstlicher Intelligenz geht es auch dabei im Kern um Sensordaten und ihre Interpretation Um zuverlässige und reproduzierbare Daten sammeln zu können, gibt es die Schienen auf dem Testfeld Und nicht etwa weil die Zukunft der Landwirtschaft auf Schienen stattfindet“, sagt Prof Hertzberg und lacht Wichtig sind die geeigneten Sensoren für die jeweilige Anwendung beziehungsweise die Kombination Das können zum Beispiel Kameras
Laser-Abstandsmesser oder Radar sein , erklärt er Sie müssen abgestimmt auf das jeweilige Ziel sein Beim autonomen Fahren sind das in besonderer Weise die Sicherheit und das Erkennen etwaiger Hindernisse Wenn ein autonom fahrender Traktor mit einer Hacke unterwegs ist, dann hat dieses Gespann durchaus ein Schadpotenzial “ Damit unter allen denkbaren Umständen gewährleistet ist, dass autonom fahrende Maschinen keinen Schaden anrichten wird auf dem Feld eine Menge getestet Zum Beispiel mithilfe vermeintlicher „Vogelscheuchen“
Bei ihnen handelt es sich um Tüvzertifizierte Puppen, die die Anwesenheit von Menschen simulieren Egal ob Regen, Schnee, Sonne, Nebel, Staub oder Gegenlicht – die Sensorik muss in der Lage sein, die Puppe unter allen Umständen zu erkennen und als Reaktion z B durch Stoppen oder Ausweichen, dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kommt Wenn das funktioniert dann sei das eine Freude für die Forscher – aber noch nicht die Zulassung Deshalb arbeiten sie auch mit dem Tüv zusammen, um eine Prozedur für die Zulassung zu entwickeln Die zentrale Frage ist dabei: Wo ist die Grenze? Was müssen die Maschinen erkennen, und was liegt außerhalb dessen, was Hersteller verantworten müssen?
Fragen, die nicht ganz leicht zu beantworten sind Eine Antwort gibt es hingegen schon auf die Frage wie die
gesammelten Daten sicher geteilt werden können Das geht in Zukunft zum Beispiel über „Agri Gaia“ Was ein bisschen klingt wie ein eigener Planet, ist eine InformationstechnikUmgebung, die, basierend auf der europäischen Lösung GAIA-X“, für eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur steht und obendrein über Marktplatzqualitäten verfügt Hier treffen sich Anbieter und Nachfrager Gehandelt werden sowohl Datensätze als auch Softwarelösungen die zum Beispiel Start-ups entwickelt haben und traditionsreichen Unternehmen anbieten können “
Auch wenn noch viele Fragen offen sind, müsse sich bei den aktuellen Forschungsprojekten niemand Sorgen machen, dass KI-Technologien als reale Gefahr auftreten und zum Beispiel die Weltherrschaft an sich reißen könnten „Es ist nicht nur eine Überlegung, was passiert, wenn KITechnologien auf die Menschheit losgelassen werden Es ist auch ernst zu nehmender Teil unserer Forschung Wir entwickeln Technik so, dass sie nicht außer Kontrolle gerät“ erklärt Prof Hertzberg AngstvorKIbrauche niemand zu haben „Wir alle benutzen KI-Software schon – oft ohne es zu bemerken Als Beispiele nennt er die Gesichtserkennung am Handy oder die Funktion von Google Maps, die uns den bestmöglichen Weg vorschlägt „Dahinter stehen Algorithmen, die zum Teil schon aus den 1970er-Jahren
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„Wir benutzen KI-Software schon – oft, ohne es zu bemerken.“
Dr Joachim Hertzberg geschäftsführender Direktor des DFKI Niedersachsen d b a bewerbung@prowind com > Jetzt bewerben Energiewende mitgestalten WerdeTeil unseresTeams
stammen
Prof
HierwirdZukunftgeprobt:InBohmtebefindetsicheinKI-Testfeld DiedortgesammeltenDatenundErkenntnissekönnenfürdiezukünftigeErnährungderWe tbevölkerungvongroßerBedeutungsein Foto:DFKI,AnnemariePopp Fahrende Entscheider auf dem Feld KI ist ein wichtiger Hebel für die Zukunft der Landwirtschaft und der Ernährung
SPEZIAL KI & FORSCHUNG
SPELLE Der Einsatz künstlicher Intelligenz ist ein Megatrend in der Wirtschaft Auch bei Landtechniker Krone im Emsland. Allerdings sagt Jan Horstmann, Geschäftsführende Direktor der Krone Agriculture SE, auch: „KI ist kein Selbstzweck. Alles, was wir mit klassischen Programmierungen und Software-Entwicklungen lösen können, lösen wir so auch nach wie vor “ Erst wenn die Aufgabenstellung zu komplex werde, greife man zum Werkzeug KI und versuche sie mithilfe eines neuronalen Netzes und entsprechendem Training anhand von Beispieldaten zu lösen. „Die KI ist dabei nur so gut wie ihr Trainer“, so Horstmann.
Großes Potenzial sieht Horstmann, wenn es um Anwendungen geht, die mit Umfelderkennung und -überwachung arbeiten Er nennt ein Beispiel: Feldhäcksler zerkleinern rund 400 Tonnen Mais pro Stunde in wenige Millimeter kleine Stücke Die Maschine arbeitet jedoch nur dann, wenn neben ihr ein Fahrzeug fährt, welches das kleingehäckselte Erntegut auch aufnehmen kann Diese 400 Tonnen die Stunde müssen mit einem Auswurfbogen zielgenau auf den Abfahrwagen gelenkt werden Dabei unterstützt die KI den Fahrer maßgeblich“, so Horstmann, der sich seit 2002 mit sogenannten neuronalen Netzen beschäftigt Ein solches steckt auch hinter der KI die für den zielgenauen Auswurf der gehäckselten Maispflanzen sorgt
Wirtschaftsinformatiker Horstmann erklärt den Prozess so: „Eine Kamera erfasst,wievielfreieKapazitäteinLadewagen an welcher Position noch hat, damit er nicht überfüllt wird Zum Start des Häckselvorgangs sucht sie die Umgebung ab und scannt, wo ein Abfahrwagen zur Verfügung steht “ Mit entsprechenden Bildern wurde die KI trainiert Der Auswurfbogen wird automatisch gesteuert, sodass er den Abfahrwagen trifft, egal wie der Häcksler lenkt So wird der Fahrer entlastet sagt der Wirtschaftsinformatiker, der seit 2004 bei Krone tätig ist
Die Anwendung von KI ist bei Krone also längst über das Versuchsstadium hinaus. Auch im Bereich Nutzfahrzeuge Ganz konkret können neuronale Netzwerke beim Thema Ladung zum Einsatz kommen – um den zur Verfügung stehenden Platz optimal zu nutzen. „Eine Kamera erfasst den Laderaum und errechnet, wie viel Platz noch frei ist“, erklärt Jan Horstmann. Der Hintergrund der Entwicklung: Fast die Hälfte der Trailer fahre nur teilbeladen „Im Sinne der Nachhaltigkeit und Wertschöpfung, aber auch der Reduktion der Frachtkosten ist da Luft nach oben“, sagt er „Das ist eines unserer Zukunftsprojekte.“
Anders als bei Landtechniknachbarn wie der Amazone-Gruppe sind
Datenbrillen bei Krone weniger im Einsatz „Es gibt sie, beispielsweise in der internen Logistik Dort ist Augmented Reality – pick-by-vision – eine Lösung von vielen Datenbrillen sind bei uns also nicht flächendeckend im Einsatz“, so Horstmann In der klassischen Montage arbeitet
Krone stattdessen lieber mit 3D-Modellen von Maschinen „Über Tablets und Bildschirmarbeitsplätze können sich Mitarbeiter aus unserer Sicht besser durch die Maschinen navigieren Aber alles hat seine Vorund Nachteile “ Was den RemoteService angeht, setzt Krone auf Tele-
matik Die Maschinen und Nutzfahrzeuge seien mittlerweile fast alle online, so Horstmann „Unsere Servicetechniker können sich also nach einer Freigabe durch den Kunden direkt auf die Maschinen und Fahrzeuge schalten Das ist einfach und schnell
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VON NINA KALLMEIER JanHorstmannistGeschäftsführenderDirektorderKroneAgricultureSEinSpelle
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EinBeispielfürKI beiKrone:DerFeldhäckslerzerkleinert Maisnurdann wenndieUmfe derkennungregisitriert dassnebenaneinFahrzeug mitfährt dasdas Erntegutaufnehmenkann Fotos:Krone
LEBEN & LEIDENSCHAFT
GEORGSMARIENHÜTTE Die Erfolgsgeschichte der Firma Roller begann mit Dieter und Wolfgang Marquardt im Jahr 1969 In einer Lagerhalle im westfälischen Wiedenbrück entwickelte sich die Idee der Brüder, das unbekannte Discounterprinzip im Einrichtungshandel zu etablieren Die Geburtsstunde eines der erfolgreichsten Möbeldiscounter Deutschlands Heute kennt so gut wie jeder das Möbelhaus Roller Was kaum jemand weiß: Die Wurzeln des Discounters liegen in Georgsmarienhütte
Mit dem Eintritt des Kaufmanns Hans-Joachim Tessner in die Marquardt-Firma in den 80er-Jahren nahm das Möbelgeschäft Fahrt auf Das kommt zwangsläufig, wenn ein Pionier der Konkurrenz voraus ist Das Konzept, günstige Möbel in spartanischen Verkaufsräumen anzubieten ging auf Der Einzelhandelskaufmann war vom Fach: Tessners Eltern führten mit Möbel Unger ein damals erfolgreiches Unternehmen im niedersächsischen Goslar 1982 kaufte Tessner ein Waldgebiet an der Niedersachsenstraße und errichte dort das erste großflächige Möbelhaus in Deutschland mit dem Namen Roller über der Eingangstür Ich erinnere mich genau dass um uns herum nur Felder und Wiesen waren“, sagte Gabi Greff die im März 1984 als Kassiererin ihren ersten Arbeitstag bei Roller hatte „Sogar meine Eltern haben ihre erste Küche hier im Markt gekauft Unter Verkauf und Service verstanden die Kunden in den 80erJahren etwas anderes Das Motto „Preisgünstig wohnen durch Selbstanpacken“ stand im Fokus „Ich erinnere mich wie die Bauern aus der Region mit ihren Anhängern vorgefahren sind und mir die Eckbank ,Eiche rustikal‘ aus den Händen gerissen haben , sagt Martin Koch, der seit 1985 bei Roller in Georgsmarien-
hütte arbeitet und alle Abteilungen durchlaufen hat „Wir haben damals die Möbel verteilt und nicht verkauft Die Beratung war einfach Den Karton genommen, auf den Einkaufswagen des Kunden gestellt und ab damit Wer als Verbraucher zu spät kam der hat sich halt angestellt und gewartet, bis er dran war “ Für die „Verbraucher“ – das Wort kam damals gerade erst in Mode – füllte Koch den Kaufvertrag ganz entspannt auf der
Roller-Eckbank per Hand aus Viele Kunden bezahlten damals per Scheck oder holten eine Banderole mit Kleingeld aus der Tasche“, erläutert Gabi Greff die sich gerne an die ruhige und einfache Zeit erinnert „Es war nicht so hektisch damals Wir konnten selbst ins Lager gehen und nachschauen, ob die Sitzbank oder der Schrank noch vorrätig waren Wenn nicht kam der Kunde halt noch mal wieder, ohne zu meckern Pünktlich um 14 Uhr schloss der
Hausmeister die Doppeltüren für die Kunden auf Er verfügte über die Hoheit der Schlüssel und war für Funktionalität des Gebäudes verantwortlich „Der Hausmeister war die Seele des Ladens und wusste, wo welche Paletten und Möbel zu finden waren sagt Gabi Greff Vormittags haben wir die Schränke, Tische oder Stühle aufgestellt, selbst zusammengeschraubt oder die Paletten aufgefüllt Nachmittags wurde verkauft“, sagt Martin Koch „Meine ersten Küchen habe ich auf einem weißen Blatt Papier aufgezeichnet, damit der Kunde wusste, wie die Einzelteile zusammenpassten Das war meine Qualitätskontrolle
In einer Zeit, als die Möbelbranche noch nicht so wettbewerbsintensiv aufgestellt war trafen sich die Kollegen in den Sozialräumen nach dem Mittagessen öfter für eine kurze Doppelkopfrunde Es hat etwas mehr gemenschelt Ist heute nicht mehr vorstellbar“, sagt Marktleiter Holger Verch der seit über 30 Jahren für Roller arbeitet „Im Laufe der Jahre haben wir kontinuierlich umund ausgebaut sowie modernisiert “ 1995 baute die Firmenleitung, die zwei Jahre nach der Eröffnung in Georgsmarienhütte den Unternehmenssitz nach Gelsenkirchen verlegte, ein großes Lager an Die 14 Meter hohen Decken im Verkaufsraum wurde abgehängt und aus dem Möbeldiscounter entwickelte sich Schritt für Schritt ein Erlebnis-
Heute arbeiten 35 Mitarbeiter und sechs Auszubildende in Georgsmarienhütte, und auf über 9000 Quadratmetern stehen Tausende Artikel die weit über das Möbelsortiment hinausgehen und ein Verkaufserlebnis erzeugen sollen
Viele Relikte aus der Vergangenheit sind verschwunden, wie der tägliche, handgeschriebene Verkaufszettel auf dem die Stückzahl der verkauften Produkte jedes einzelnen Beraters summiert wurde „Da wuss-
te jeder Verkäufer
sich
Im Laufe der Jahre haben sich die Erwartungen der Verbraucher in der Verkaufsberatung und ans Sortiment natürlich massiv verändert“, erläutert Verch
Verch, Marktleiter bei
Die Schrankwand oder die Kücheneinrichtungen für alle im Standardmaß sind bei Roller sofort zu kaufen, finden aber in immer weniger Single-Wohnungen ihren Platz –stattdessen entstehen Möbel und Küchen nach Maß und erst einmal virtuell am Computer Mithilfe des Online-Konfigurators oder einer Grafik-Software wird die Digitalkompetenz des Verkäufers auf die Probe gestellt „Heute besteht die Kunst als Discounter unter anderem darin, preiswert und dabei nicht zu aufdringlich sowie digital kompetent aber nicht zu weit vom Kunden entfernt zu wirken , stellt Verch fest „Vor 40 Jahren sind die Kunden zu uns gekommen und haben uns die Kartons aus den Händen gerissen Laut Verband der deutschen Möbelindustrie hat die Branche in den ersten drei Quartalen 2022 ihren Umsatz um 10,7 Prozent auf rund 14 Milliarden Euro gesteigert Doch Inflationsängste und die Kaufzurückhaltung der Menschen seien bereits aktuell zu spüren Auf der anderen Seite kommt dem eigenen Zuhause in unsicheren Zeiten eine höhere Bedeutung zu
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Vor 40 Jahren hielt der Discounter Einzug in das Möbelgeschäft.
„Die Möbel wurden damals nicht verkauft, sondern verteilt.“
Entwicklung Schritt für Schritt zum Erlebnismarkt.
„Kunden haben uns die Kartons aus den Händen gerissen.“
Holger
Roller
markt
im direkten Gespräch mit dem Chef, ob er
mehr anstrengen musste
ZANDER ErfahreneMöbelexperten:MarktleiterHolgerVerchundseineKolleginGabiGreffsowieKollegeundVerkäuferMartinKoch(v l )habendieerstenJahrenachEröffnungdesMöbelhausesselbstmiterlebt Foto:HolgerZander DasWaldstückinderMittedesBildeswurdeabgeholzt umPlatzfürdenerstenRoller-Marktzumachen Foto:privat DerEingangvonRollerheute Foto:HolgerZander/Roller DieProspekteim LaufederJahre zeigenauchden Geschmackder Menschenund denZeitgeist Fotos:H Zander Verkaufsschlager
Der Möbeldiscounter Roller hat seine Wurzeln in Georgsmarienhütte – Startschuss vor 40 Jahren zwischen Wiesen und Feldern
VON HOLGER
in Eiche rustikal
LEBEN & LEIDENSCHAFT
MARCUS ALWES
OSNABRÜCK/BRAMSCHE/RIESTE
Klimaschützer sorgen als „Letzte Generation“ mit spektakulären, aber ebenso umstrittenen Protestaktionen auf Autobahnen und Flugplätzen bundesweit für Aufsehen Sie wollen auf ihre Forderungen aufmerksam machen Aber geht es beim Natur- und Umweltschutz tatsächlich zu langsam voran und wie steht es eigentlich um die entsprechenden Transformationsprozesse in den Betrieben an Ems und Hase?
Uwe Schumacher jedenfalls hat bereits vor zwei Jahren im interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiet an der A 1 bei Rieste und Neuenkirchen-Vörden – dem Niedersachsenpark – „eine zunehmende ökologische Orientierung zahlreicher Unternehmen“ ausgemacht
Da hatte dem Geschäftsführer der Park-GmbH gerade die EnglerImmobilien-Gruppe angekündigt, vor Ort drei neue Hallen mit Unterstützung des FraunhoferInstituts für Umwelt-, Sicherheitund Energietechnik ökologisch und nachhaltig planen zu wollen
Die Stromgewinnung in den Gebäuden bei Rieste werde dabei aus regenerativen Energien erfolgen Fotovoltaik spiele hier eine nennenswerte Rolle Gründächer und Wildblumenwiesen im Umfeld seien weitere Maßnahmen
Etwas mehr als ein Jahr später konnte Unternehmer Steven Engler sogar mitteilen, auf allen drei Hallendächern „werden Fotovoltaikanlagen installiert, die etwa eine Gesamtleistung von 8,3 Megawatt Peak erzielen werden “ Und mithilfe einer Luft-WasserWärmepumpe sollen die Büroräumlichkeiten mit 100 Prozent regenerativer Energie versorgt werden so Engler weiter Ähnliche Beobachtungen wie der Niedersachsenpark-Entwick-
ler Uwe Schumacher macht übrigens auch Klaus Sandhaus „Nach meiner Wahrnehmung hat der Umweltschutzgedanke bei den Unternehmen stark zugenommen“, so der Wirtschaftsförderer der Stadt Bramsche Herstellungsprozesse werden umgestellt, sie werden „grüner“ Technische Innovationen tragen verstärkt ökologischen Aspekten Rechnung Von klimaneutraler Produktion ist häufig als Ziel die Rede Und der „grüne Wasserstoff ist als Energieträger der Zukunft in aller Munde
Zudem genießen Energieeinsparungen „einen deutlich höheren Stellenwert“ als früher, sagt Sandhaus: „Das ist in der Breite der Betriebe angekommen “ Das
Interesse an Fotovoltaik sei hier aktuell besonders ausgeprägt Auch die Nutzung von industrieller Abwärme für die Wärmeversorgung werde wichtiger Wirtschaftsförderer Sandhaus verweist auf drei Unternehmen im Stadtgebiet von Bramsche, die unlängst erst eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben haben Der Bierhefe-Spezialist Leiber, der Tapetenproduzent Rasch und die Stadtwerke wollen anfallende Abwärme dabei zusammen für andere Abnehmer oder im eigenen Produktionsprozess nutzbar machen, erläutert Sandhaus Das Mobilitätsmanagement nehme bei den Firmen ebenfalls immer mehr Raum ein „Fuhrparks werden auf Elektrofahrzeuge umgestellt, die Zahl der Dienstfahrräder wächst unterstreicht der Wirtschaftsförderer
Doch reicht das alles aus, um die Natur zu bewahren den Klimawandel aufzuhalten oder ihn zumindest entscheidend zu verlangsamen?
„Der Schutz des Klimas ist ein wichtiges Ziel, dem sich viele andere Vorgaben unterordnen müssen“, hatte vor geraumer Zeit der Präsident der IHK Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim, Uwe Goebel, im Gespräch mit unserer Redaktion betont „Dass es ohne Klimaschutz nicht geht, ist keine neue Erkenntnis Nach der Prämisse handeln Unternehmer schon lange , fügte er hinzu Die Neue Osnabrücker Zeitung beispielsweise errichtete im Jahr 2019 ihr neues Gebäude in Bramsche sowie in 2021 ihr neues Quartier in Lingen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Das werde auch für den GROW Campus im Wissenschaftspark in Osnabrück gelten hat das Medienunternehmen angekündigt Der Baubeginn wird 2023 erfolgen Die Fertigstellung ist für Ende 2024 vorgesehen „Nachhaltigkeit setzt bei uns allen das Bewusstsein voraus, dass sich
Ökologie und Ökonomie bei Einhaltung sozialer Rahmenbedingungen miteinander verbinden lassen Mit diesem Verständnis gilt es, Prozesse zu optimieren und neue Märkte zu erschließen“, sagt Geschäftsführer Axel Gleie
Zum Energiekonzept in Lingen gehöre dabei auch ein Blockheizkraftwerk heißt es in der NOZ-Erklärung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) Der überschüssige Strom werde an das örtliche Energieversorgungsunternehmen verkauft Und durch Stromproduktion entstehe Abwärme, die zur Beheizung des Gebäudes genutzt werde Charakteristisch für den künftigen GROW Campus in Osnabrück solle unter anderem ein nachhalti-
ges Energiekonzept sein Regenerative Energien (KfW-Effizienzhaus 55) kommen zum Einsatz Eine Sole-Wasser-Wärmepumpenanlage steht dabei im Mittelpunkt Ist es aber auch eine Mehrheit der Betriebe die beim Natur- und Klimaschutz sowie der Nachhaltigkeit so verfährt? Und wie hoch sind deren Umweltschutzinvestitionen insgesamt? Zahlen dazu liefert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Nach einer Umfrage der staatlichen Förderbank in ganz Deutschland unter rund 11 000 Firmen aller Größenklassen steckte die Wirtschaft im Jahr 2021 insgesamt 55 Milliarden Euro in Klimaschutzmaßnahmen im Inland Am häufigsten wurde hier Geld für klimafreundliche Mobili-
tät in die Hand genommen – gefolgt von Verbesserungen bei der Energieeffizienz von Firmengebäuden (durch Dämmung oder Einbau von Wärmepumpen) Auf dem dritten Platz rangierten Maßnahmen zur Erzeugung oder Speicherung erneuerbarer Energie Für das Ziel der Klimaneutralität sei aber mehr als eine Verdoppelung der Gelder notwendig, sagt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi KöhlerGeib Um Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 zu erreichen, seien Gesamtinvestitionen von etwa fünf Billionen Euro nötig Allein private Unternehmen müssten jährlich Investitionen in Höhe von 120 Milliarden Euro stemmen Der Weg ist also offenbar noch weit Mit dpa
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„Energiesparen ist in der Breite der Betriebe angekommen“ Klaus Sandhaus, Wirtschaftsförderer der Stadt Bramsche
Baubeginn2023 Fertigstellung2024:DerGROWCampusderNeuenOsnabrückerZeitungentstehtimWissenschaftsparkunterneuestenErkenntnissenderNachhaltigkeit
VON
InBramsche-Engter bautderBierhefe-Spezial stLe bergeradeeinBiomasse-Kraftwerk dasmitAltholzbetriebenwerdenw rd Foto:Alwes
Klimaschutz geht nichts mehr Fotovoltaik, Blockheizkraftwerke, Wildblumenwiese: Auch in der regionalen Wirtschaft ist Nachhaltigkeit immer mehr ein Thema
Foto:NOZMedien
Ohne
Geschäftsführer im Einsatz
NORDHORN Wenn der Funkmelder Alarm schlägt, sind sie zur Stelle: 78 aktive Einsatzkräfte gehören dem THW-Ortsverband Nordhorn an, hinzu kommen 40 Junghelfer Sowohl zu Unglücksfällen innerhalb des Stadtgebiets als auch zu weiter entfernten Einsätzen rücken die Ehrenamtlichen mit ihren blauen Fahrzeugen aus Arbeitgeber müssen in dieser Zeit auf ihre Angestellten verzichten Zur freiwilligen Helferschaft in Nordhorn gehören allerdings auch einige Männer, die im Hauptberuf ihrerseits einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen Ob Bauunternehmer, Steinmetz oder Landwirt –das fachliche Know-how ihrer Arbeit und auch die Führungsstärke sind im THW mit seinen vielfältigen Aufgaben sehr gefragt „Wenn wir im Beruf schon Verantwortung tragen dann können wir das auch im Ehrenamt , bringt es einer auf den Punkt – und fügt lachend hinzu: Vielleicht haben wir auch einfach ein Problem damit, uns unterzuordnen “ Tatsächlich aber sind einige Kenntnisse aus dem beruflichen Hintergrund erforderlich, um bestimmte Funktionen im THW überhaupt erst ausführen zu dürfen: „Führungskräfte müssen eine Ausbildereignungsprüfung vorweisen, die man in der Meisterschule sowieso ablegt sagt Dachdeckermeister Oliver Mücke, der schon 1997 – im Alter von zehn
Jahren – der Nordhorner THW-Jugend beitrat und später in die aktive Einsatzabteilung wechselte Verschiedenste Einsätze, die mitunter zeitraubend und kräftezehrend waren, haben die Helfer in der jüngeren Vergangenheit bewältigt: vom Aufb Impfzentrums Nordhorn über großen Moo brand bei Mep-
pen im Jahr 2018 bis hin zur Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 Erst Anfang Dezember 2022 musste das THW in Nordhorn ein Apothekengebäude sichern, nachdem ein älterer Autofahrer mit seinem Fahrzeug durch die terscheiden Verfsraum ekracht war
Wie aber bekommt man die Leitung eines Unternehmens und das Engagement beim THW mit bisweilen tagelangen Einsätzen unter einen Hut? „Man muss schauen, wie man das geregelt bekommt“, sagt Oliver Mücke „In meinem Fall können die Eltern den Laden aufschließen.“ Sein THW-Kollege Björn Hoesmann, hauptberuflich Elekromaschinenbaumeister, verweist auf die Wichtigkeit, die Be-
legschaft der Firma auf entsprechende Fälle vorzubereiten: „Eine Woche fehlen kann ich ohne Vorplanung, da sind meine Mitarbeiter eigenständig genug.“ Eine Einsatzdauer von mehr als einer Woche pro Helfer sei aber ohnehin unüblich – gerade auch, um mit Blick auf die angestellten THWKräfte das Verständnis der Arbeitgeber nicht überzustrapazieren.
Das Technische Hilfswerk als Zi-
vil- und Katastrophenschutzorganisation wurde 1950 gegründet AndersalsdieFeuerwehren,fürwelche die jeweiligen Kommunen zuständig sind, untersteht das THW als BundesanstaltdirektdemBund Kameradschaft wird aber ebenso wie bei den Kollegen in Rot großgeschrieben Nicht zuletzt deshalb sagensowohldieAngestelltenalsauch die Selbstständigen im THW: Wir machen auf jeden Fall weiter!
Oliver Mücke ist Dachdeckermeister und führt den Familienbetrieb Mücke Bedachungen GmbH als Geschäftsführer in vierter Generation Seit 1997 gehö der 36-Jährige dem THW an und wirkt heute als Gru penführer der Fachgruppe Notversorgung/Notinsta zung Zugute kommen ihm seine Kenntni Bearbeiten von Holz und im Führen von Baumaschinen und Kränen sowie grundsätzlich in der Bewältigung von Höhenarbeiten. Er sagt: Am meisten Spaß machen mir beim THW das Netzwerk an unterschiedlichen Gewerken, das Arbeiten mit schweren Maschinen und die Gemeinschaft.“
Frank Fiss ist Steinmetzmeister und Geschäftsführender Gesellschafter der Natursteinwerk Monser GmbH Der 54-Jährige ist 1991 –also vor mehr als 30 Jahren – durch Tom Gausmann zum Technischen Hilfswerk gekommen. Beim THWOrtsverband Nordhorn fungiert er heute als Kraftfahrer der 1. Bergungsgruppe. Für Frank Fiss ist die Mitarbeit im THW wo Technik eingesetzt und verschiedene handwerkliche Arbeiten ausgeführt werden, ein willkommener Ausgleich zum Bürojob Das ehrenamtliche Engagement genießt bei ihm einen hohen Stellenwert besonders wicht sind ihm „die Kameradschaft und das Arbeiten im Team von Jung bis Alt“.
Robert Neumeister aus Wietmarschen ist Gründer und Geschäftsführer der Firma GIRO Werbedesign GmbH in Lohne und kam vor mehr als 30 Jahren zum echnischen Hilfswerk, sozusagen durch Zufall: Sein damaliger Nachbar war schon Mitglied und hatte eines seinen Jugenddienst versäumt, sodass dieser abgeholt rde – und Neumeister durfte mitfahren. So wurde sein Interesse geweckt. Im Laufe der Jahre übernahm der heute 46-Jährige verschiedene Führungspositionen wie Trupp-, Gruppen- und (heute) Zugführer und war zudem lange Zeit als Ausbildungsbeauftragter für den THW-Nachwuchs zuständig Er sagt: „Es ist schön, ein Hobby zu haben, in dem man Spaß haben und anderen helfen kann.“
Björn Hoesmann ist Elektromaschinenbaumeister und in zweiter Generation Inhaber der Firma Hoesmann Elektromaschinenbau Zum Technischen Hilfswerk kam er im Jahr 2010. Heute trägt er passenderweise Verantwortung als Gruppenführer der Fachgruppe Elektro In seiner Ausbildung zum Elektromeister hat er viele Dinge geernt, die er nun beim THW anwenden kann Die meisten äte dort kann er aufbauen und bedienen Was ihm an seinem Ehrenamt besonders gefällt? „Die Kameradschaft – sowie der Ausgleich zum Beruf, da ich leider nicht mehr handwerklich mitarbeite.“
Gausmann ist Inhaber des Geschäfts Gausmann Orthopädietechnik in Nordhorn. Bereits vor 33 Jahren kam er zum THW – ursprünglich für zehn Jahre verpflichtet als Wehrersatzdienst. Nach Jugendbetreuer und Beauftragtem für Öffentlichkeitsarbeit ist der 53-Jährige seit August 2022 Ortsbeauftragter; zuvor war er 15 Jahre dessen Stellvertreter „Die Fähigkeiten, die man zur Führung eines Betriebes brauch wie Umgang mit Mitarbeitern, Verwaltung, Finanzen, Arbeitssicherheit und strategische Entwicklung, sind auch in der THW-Führungsposition gefragt“, sagt er Spaß bereiten ihm die tolle Kameradschaft die Abwechslung durch Veranstaltungen und Einsatzlagen sowie gemeinsam Pläne zu entwickeln und umzusetzen“.
Daniel Hüseman ist Agraringenieur und führt die Geschäfte seines landwirtschaftlichen Familienbetriebs „in der x-ten Generation“, wie der 33-Jährige augenzwinkernd bemerkt Seit 1998 ist er im THW tätig, wo er heute als Kraftfahrer wirkt. „Da die Arbeit in der Landwirtschaft sehr facettenreich ist und viele Gewerke anschneidet, kann ich mich auch im THW in vielen Bereichen einbringen“, sagt Hüseman So kommen ihm in der Bergungsgruppe etwa seine Erfah rungen bei der Arbeit mit schweren Werkzeugen zugute. Auch er schätzt neben dem kameradschaftlichen Zusammenhalt die technischen Aspekte als schönen Ausgleich zu seiner Arbeit, da er heute überwiegend am Schreibtisch sitzt
heute beim THW als Baufachberater ein der im Einsatzfall bestimmt ob die Helfer ein beschädigtes Gebäude betreten können und wie sie es zu sichern haben. Er ist zudem Gründer der „Alten Hasen“ im THW, schätzt bis heute die Kameradschaft sowie den Umgang mit technischen Geräten und Fahrzeugen – und die Möglichkeit, Hilfe in Notlagen leisten zu können
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
Markus Konjer ist Gründer und Inhaber der Firma Konjerbau Seine Laufbahn beim Technischen Hilfswerk begann im Jahr 1983 mit der Ableistung des Wehrersatzdienstes Jahrelang gehörte er danach zur Gerätegruppe, war als Kraftfahrer und Führer eines Mehrzweckgeräts sowie als Atemschutzgeräteträger tätig Sein Fachwissen bringt er
Tom
VON SEBASTIAN HAMEL
):OliverMücke,BjörnHoesmann,TomGausmann,MarkusKonjer,FrankFiss,
Fotos:THWNordhorn
Gleich mehrere Selbstständige engagieren sich ehrenamtlich beim THW in Nordhorn
FürsGruppenfotohabensiedieEinsatzjackenangezogenundsichvordemGerätekraftwagenpostiert,d eSe bstständigenbeimTHWOrtsverbandNordhorn(v
RobertNeumeisterundDanielHüseman
Auszeichnung: Die BerentzenGruppe aus Haselünne ist von dem führenden Internetportal für Arbeitgeberbewertung „kununu mit dem Top Company-Siegel 2023 ausgezeichnet worden Insgesamt wurden mit dem Siegel nur rund fünf Prozent aller Arbeitgeberprofile prämiert „Wir sind stolz darauf, zu den bestbewerteten Unternehmen des Netzwerks zu gehören Die Auszeichnung macht deutlich, dass sich unsere Mitarbeitenden im Arbeitsumfeld wohlfühlen und wir mit unserem Employer Branding auch auf den Arbeitsmärkten insgesamt punkten können“, so Ute Verholen, LeiterinPersonalbeiderBerentzen-Gruppe
tenz, insbesondere Senioren, auf Dienste wie Videotelefonie, digitalen Content oder Informationen aus dem Internet zugreifen Nun konnte das Start-up mit Sitz in München die Seed-Finanzierungsrunde mit einem siebenstelligen Betrag abschließen Lead-Investor der Runde ist das Osnabrücker Family Office „zwei.7“, hinter dem der Osnabrücker Entrepreneur Karsten Wulf steht
DIE GESICHTER DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT DER WIRTSCHAFT
Wachstumskurs: Hellmann Worldwide Logistics schafft drei neue Industry Solutions für die Wachstumsbranchen „Consumer Goods Technology und Industrial Mit dem zusätzlichen Angebot hoch spezialisierter LogistikdienstleistungenfüreinzelneBranchenbaut das Osnabrücker Unternehmen seine Dienstleistungspalette aus und optimiert für seine Kunden die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette–vonderBeschaffungüber die Produktion und Distribution bis hinzurRetourenabwicklungunddem Reparaturmanagement
Beteiligung: „enna“ will das Internet für alle ermöglichen Dank des haptischen Bedienkonzepts können auch Menschen ohne Digitalkompe-
Über unseren Wirtschaftsnewsletter erhalten Sie auch zwischen den Ausgaben von „Die Wirtschaft einmal in der Woche einen Einblick in die regionale Wirtschaft in Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim Außerdem gibt es Wissenswertes zu allgemeinen Wirtschaftstrends mit dem Newsletter direkt per Mail Die Anmeldung erfolgt kostenfrei über www.noz.de/ww.
Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 23 Februar 2023 Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag 3 Februar 2023 Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www noz de/wirtschaft
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Der DurchSTARTer-Pre s 2022 prämierteAnfang Dezember d e besten 13 Start-ups aus Niedersachsen:Als junge innovativeundengagierteUnternehmenwurdenausunsererWirtschaftsreg ondasOsnabrückerStartup doinstruct Software GmbH das Hightech-Start-up AeroSys mit Sitz in Osnabrück sowie das Biotech-
Start-up BiowegUG ausQuakenbrückausgezeichnet–InnovationenmadeinNiedersachsen Foto:NBank
FürdenlangjährigenehrenamtlichenEinsatzindenOrganisat onen des Handwerks wurde Edgar K eemann aus Badbergen die goldene Ehrennadel des Handwerks der Region von KammerpräsidentReinerMöhleverliehen Foto:HWK/Lehr
DieWirtschaftsjunioren Osnabrück feierten 70Jahre akt ves Engagement für die Reg on: WJ-Kre ssprecher n Ju ia Eilers und WJ-Hanseraumsprecher Lucas Schubert überreichten aufderFeierderehemaligenSprecherinCarlaEdithaHögermanndiegoldeneJuniorennadel Foto:WJ/IHK
HSEgewanndeneuropä schenAwardfürzukunftsweisendenKundenservice andessenEntwicklungdieOsnabrückerMUUUH!Nextbeteiligtwar(v l ):RodneyAssock(Jury-Vorsitzender) Malte Kosub (Parloa) Uwe Richter (HSE) Sport-Legende Linford ChristieOBE ModeratorinFionaBruceundBenEllermann(MUUUH!Group).Foto:HSE DieVereinbarke tvonBerufundFamiliespieltbeiAssmannBüromöbe inMellevon eher eine große Rolle Personalle ter Alexander Epping (2 v l ) und Isabell Aßmann freuten sichmitOsnabrücksErstemStadtratWolfgangBeckermann(r)undKreisratMatthias Selle(l )überdieAuszeichnung FamilienfreundlicherArbeitgeber Foto:Assmann „Ich hätte im Vorfeld nicht damit gerechnet, dass so viele Kunden virtuell durch unseren Verkaufsraum gehen werden.“ HOLGER VORRINK INHABER TANKSTELLE VORRINK, ITTERBECK ZEIG ES ALLEN! DAS MÖCHTE ICH SEHEN! PXLWERK DE/V1 pxlwerk.de/matterport Bleiben Sie immer
Andreas Kirschenmann (2 v r) Präsident der IHK Niedersachsen Marco Graf (l ) Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sowie IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike B elfeldt (2 v ) gratuliertendenLandesbestenausderWirtschaftsregionOsnabrück-Emsland-GrafschaftBentheim DieFachkräfteerhieltendieNote sehrgut“alsBesteinihremjeweiligenAusbildungsberuf Foto:Tamme/tonwert21de
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