Lire er relire Sembène Ousmane DE

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Über Lire et relire Sembene, ein Werk von Ismaïla Diagne Um Sembène Ousmane Werks besser zu verstehen

Das monatliche Literaturtreffen des Goethe-Instituts hat am 27. Mai die Verdienste einer hervorragenden Persönlichkeit gewürdigt. Eine Persönlichkeit, die durch ihr Literatur- und Filmwerk sich stets dafür engagierte, Afrikas Image aufzupolieren. Vor nicht einmal fünfzehn Tagen vor seinem Todestag wurde durch fruchtbaren Gedankenaustausch im Rahmen der Vorstellung der letzten Veröffentlichung Lire et relire SEMBENE Ousmane von Dr. Ismaïla Diagne den berühmten Verstorbenen geehrt. Lire et relire SEMBENE Ousmane erzählt von Sembenes Leben, seit seiner frühesten Jugend, die er zuerst an der Seite seines Vaters Moussa Sembene, Fischer in der Region Casamance verbrachte. Dann wurde er von seinem Onkel aufgenommen, der als Grundschullehrer in Marsâssoum tätig war. Das Werk erzählt außerdem von seinem Leben bei FischerVerwandten aus Dakar, wo Sembene neben dem Besuch der Koranschule und dem Verkehr mit Layène-Sängern (die Layène sind eine islamische Bruderschaft im Senegal) erlernte er Mechanik und Maurerhandwerk. Er zeichnete sich durch als Schummler bei den regelmäßigen Besuchen in einigen Kinos in der Hauptstadt und durch seine Leidenschaft für das Lesen von Comics. Er verpflichtete sich 1942 im Alter von neunzehn Jahren, freiwillig für die französische Kolonialarmee als „Tirailleur Sénégalais“ (Bezeichnung für afrikanische Soldaten, die während des Weltkriegs auf Seiten der französischen Kolonialmacht kämpften) um das von den Nazis eingefallene „Französische Vaterland“ zu verteidigen. Dieses starke Streben nach Gerechtigkeit ist der Grund dafür, dass er sich als Hafenarbeiter in Marseille durch regelmäßige Streiks sich völlig gegen Waffenlieferung zugunsten französischer Kolonialtruppen, die gegen Nationalisten in Algerien und in Indochina kämpften, erklärte. Demobilisiert, kehrte Sembene illegal nach Frankreich zurück, wo er zehn Jahre lang als Docker am Hafen von Marseille arbeitete. Er nutzte dieser Zeit aus, um sich im Schatten Gewerkschaftsführer der C.G.T. (französischer Gewerkschaftsbund) ganz genau auszubilden. Unter der Leitung von Maurice THOREZ zuerst und dann von Jacques DUCLOS besuchte er regelmäßig die berühmte École du Parti Communiste Français. Wegen eines schweren Unfalls der Wirbelsäule musste Sembene den Hafen Marseilles definitiv verlassen. Dies ermöglichte ihm, der schon ein großer Leser von Comics ist, sein Lesensdurst zu löschen, indem er vor allem Le procès de la colonisation française und Journal de prison von ˶lʼOnkel Hô˝ oder Gouverneur de la rosée (1944) und La montagne ensorcelée (1931) von Jacques Roumain, Peau noire, masques blancs (1952) und L’An V de la révolution algérienne (1959) des hervorragenden Frantz Fanon, der in dieser künstlerischen Eingebung Les damnés de la terre (1961) veröffentlichte, las. Die Schriften von Ethnologen und die Romane von Honoré de Balzac oder Emile Zola unter anderen Veröffentlichungen begeisterten ihn, erweckten bei ihm die Lust am Schreiben und bewegten ihn sogar dazu, sich Fragen zunächst über seine eigene Identität dann über die des Negro-Afrikaners zu stellen. In seinem ersten Roman Le docker noir (1956), den man erneut lesen muss, um in die Welt der Migranten einzudringen, erwähnt Sembene Ousmane diesen Abschnitt in seinen Leben . Eine erneute gründliche Lektüre der zwei Briefe, die Abdou im Le Mandat (1965) an seinem Onkel Ibrahima Dieng schreibt, würde mehr Licht über die tiefgreifende Begründungen der Migranten werfen. Nach der Reise ohne Rückkehr von „La Noire de …“ aus der Novellensammlung Voltaïque (1962) geben die von Nafi verfasste etwa zehn Briefe unter dem Titel Lettres de France (Briefe aus Frankreich) nähere Auskunft über das Drama, das all


diese Migranten, die weit weg von ihrer Heimat, an die sie sich sehr verbunden fühlen, erleben. Das heikle Problem ihrer sozialen Wiedereingliederung, wenn sie in der Heimat definitiv zurück sind, wird in O Pays mon beau peuple (1957) angegangen. Unter einem anderen Gesichtspunkt greift er dieses Thema im Werk Guelwaar (1987) wieder auf und zwar durch Barthelemy, der sich in der Gesellschaft anpassungsunfähig fühlt und eine kulturelle Entfremdung erlitt. Wie üblich griff Kemit vor Beginn der Diskussionen zuerst das Mikrophon und stellte durch eine Slam-Darbietung den heutigen Gast vor, der infolge eines donnernden Applaus zugunsten von Kemit, das Wort ergriff, um von Sembene und seinem Werk zu sprechen. Dr. Ismaïla Diagne machte sich bequem zwischen den Moderatoren Frau Bouya Fall und Herrn Oumar Ndiaye. Zu Beginn seiner Intervention anerkannte er zuerst das Talent von Kemit, aber er hat immerhin nicht versäumt zu unterstreichen, dass das Wort „Ceddo“ „tiéddo“ wie tié in amitié (Freundschaft), aber nicht ceddo wie séduire (verführen) ausgesprochen wird. Ferner betonte er, dass der Film Ceddo, bei dem Sembene Ousmane Regie führte und der im Jahre 1977 zum ersten Mal auf die Leinwand gebracht wurde, in Zusammenhang mit einem Kontext, den er nicht versäumt habe zu erwähnen, steht.

And soppi, Soppi, Siggi und Ceddo: linguistischer Streit und politische Auseinandersetzungen Der erste Präsident Senegals Leopold S. Senghor, der der erste Afrikaner ist, der die Aggregation in Französischgrammatik (im Jahre 1935) war irgendwie empfindlich und ein Politiker im pejorativen Sinne des Wortes. Unter anderen amtlichen Texten, erließ er in dieser Periode zwei Verordnungen: Die erste bezieht sich auf die Großschreibung und die zweite auf die Rechtschreibung der Wörter in der Wolof-Sprache und die dazu gebundenen Sanktionen, die die Leute sich zuziehen würden, wenn sie „Rechtschreibfehler“ begingen. Im Grunde genommen, wollte der Poet-Präsident, indem er die zweiterwähnte Verordnung erließ, besonders Mamadou Dia, Abdoulaye Wade, Cheikh Anta Diop und Sembene Ousmane, die bedeutende starke Persönlichkeiten, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene waren, und die für ihren persönlichen Vierdienst anerkannt wurden und die durch und durch Protestler waren und fest entschlossen waren, für die Einheit und die Souveränität Afrikas zu kämpfen, Probleme bereiten. Mamadou DIA war im Jahre 1927 der beste Teilnehmer innerhalb der AOF (Afrique Occidentale Française, zu Deutsch Französisch Westafrika) beim Wettbewerb für den Eintritt in die École Normale William Ponty von Gorée (Pädagogische Schule für die Ausbildung von Lehrern). 1948 war er Größer Rat von AOF, Senator von 1949 bis 1955, Abgeordneter im Französischen Parlament im Jahre 1956, ehemaliger Präsident des Conseil du Gouvernement sénégalais von 1957 bis 1960, erster Premierminister der unabhängigen Republik Senegal. Er wird von 1963 bis 1974 nach Kedougou deportiert, als er von Präsident Senghor, vor dem er sein Leben lang voller Hochachtung war, des Umsturzversuches beschuldigt ist. Erst 1974 wurde er begnadigt, dann aus der Haft entlassen. Erst im Jahre 1976 wurde ihm Amnestie gewährt. Mamadou Dia blieb seiner Überzeugungen treu und leitete mit Magatte Thiam und Samba Diouldé Thiam, zwei aus der PIT Führung (Partei mit marxistischer Prägung), die Zeitung And Soppi (Wolof für: zusammen für den Systemwechsel), deren nationalistische redaktionelle Linie Senghors umgesetzte neokolonialistische Politik und dessen nebulösen


Theorien über den „afrikanischen Weg zum Sozialismus“ anprangerte. Sembene Ousmane verspottete in seinem Buch Le Dernier de l’Empire (1981) diesen Weg unter dem Begriff „Authénégraficanitus“. Eine erneute Lektüre der Novelle „Communauté“, wo Woundou Elhadji mit Mäusen Freundschaft schließen möchte, ist der eindeutige Beweis für die Vorstellung, die sich Sembene Ousmane von der von De Gaulle erwünschten renovierten Gemeinschaft machte, d.h. das von Senghor gelobte fabelhafte „Commonwealth nach französischer Art“. Präsident Senghor forderte „diese drei Musketiere“ 1 auf, Andë Sopi und nicht AND SOPPI zu schreiben. Der Verstoß gegen diese Regel wurde als Folge haben, dass ihr Monatsblatt verboten wird. Mamadou Dia und seine Partner kamen dem Befehl nach, nur um die Erscheinung ihrer Zeitung, die sich in der senegalesischen Medienlandschaft durchsetzte, weiter zu ermöglichen. Sie waren damit einverstanden, der von der Behörde angeordneten Regel Folge zu leisten, nur um mit noch mehr Entschlossenheit ihrer Sensibilisierungsarbeit weiterzumachen. Die Wirkung dieser Arbeit reichte weit über Senegals Grenzen hinaus. Abdoulaye Wade, Rechtanwalt, der seit 1957 in Recht und Wirtschaftwissenschaften habilitiert hat, gründete 1974 die Partei Parti Démocratique Sénégalais (PDS, Demokratische Partei Senegal, liberaler Prägung), die er ganz geschickt „mitwirkende Partei“ nannte, denn Präsident Senghor musste die Idee eines kontrollierten Mehrparteiensystems in Senegal schließlich annehmen. Wegen der Gemination, die Senghor übrigens zu Unrecht für einen Rechtschreibfehler hielt, dessen Schuldiger einer schwere Strafe bedrohten, fiel das PDSParteiblatt Soppi genauso wie Ande Soppi unter die Bedrohung eines Verbots. Wie Mamadou Dia und seine Mitarbeiter bei Ande Soppi, richtete sich Abdoulaye Wade nach den vom Poet-Präsidenten vorgeschriebenen Regeln. Es ging um das Weiterbestehen seines Propagandamittels, das die wachsende Zahl Parteimitgliedern oder Sympathisanten sich immer mehr reißen, um es zu lesen oder vorlesen. Es war notwendig, diese Kompromisse zu schließen, um die Massen davon zu überzeugen, dass die Idee, dass ein Systemwechsel (zu Wolof Soppi) nicht nur wünschenswert war, sondern auch dass sie damals sogar notwendig war. Cheikh Anta Diop, Historiker, Anthropologe, Ägyptologe und senegalesischer Politiker, braucht man nicht mehr vorzustellen. Verfasser von Nations nègres et culture (1954), L’unité culturelle de l’Afrique noire (1954), Les fondements économiques et culturels d’un futur État fédéral en Afrique noire (1960), war er an der Spitze der institutionellen Opposition gegen Senghors Regime. 1961 gründete er die politische Partei Front National Sénégalais (FNS) und setzte mit der Gründung der Partei Rassemblement National Democratique (RND) im Jahr 1976 den politischen und intellektuellen Kampf fort. Anlässlich des Festivals des Arts Nègres wurde er als „der afrikanische Autor, der den 20. Jahrhundert mehr beeinflusst hat.“ Die Zeitung der RND Siggi (Wolof für sich wieder aufrichten und normalerweise mit einer Gemination geschrieben werden muss) war ebenfalls Zielobjekt von Senghors Anordnung betreffend die Rechtschreibung der Wolof-Wörter. Cheikh Anta ging die Falle um, radikalisierte sich, indem er semantisch gesehen, eine neue Benennung anwendete: Taxaw / Tahaw, das auf Wolof sich auf den Beinen halten, ganz fest, anstelle von siggi, das lediglich nur sich wieder aufrichten bedeutet.

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Während der turbulenten Wahlkampagne 1988, sprach Präsident Abdou Diouf in Thies die Leute an, die er als seine entschlossensten Gegner betrachtete, indem er sagte: „Mamadou Dia, Amath Dansokho, Samba Dioulde Thiam, die drei Musketiere, ich behalte Sie im Auge“.


Sembene Ousmane, den der Grammatiker Senghor mit eindeutiger Verachtung „Analphabeten“ nannte, war ein Autodidakt. Genauso bezeichnete auch der Anwalt Abdoulaye Wade eine der ersten PDS-Mitglieder als „Analphabetin“. Dennoch war sie eine Krankenschwester und hatte die erste Stufe der Sekundarschule abgeschlossen. Präsident Senghor und der Anwalt Abdoulaye Wade hatten eine ähnliche Charaktereigenschaft: alle beide förderten den Mythos der Diplom-Errungenschaft. Jeder war davon überzeugt, dass er alles besser wusste als alle Menschen. Sembene Ousmane war immer ein leidenschaftlicher Verfechter der Nationalsprachen. Nicht zuletzt hat er gemeinsam mit dem Linguisten Pathé Diagne und dem Mathematiker Magatte Thiam eine monatlich erschienene Zeitung herausgegeben, die den Namen KADDU (Wolof) trägt und deren Artikel vollständig in der Wolof-Sprache verfasst wurden. Er erwähnt die Existenz der Zeitung in seinem Roman Xala (1973, Khala aussprechen). Was die Orthographie des Begriffs CEDDO (1977, Mann des Widerstand, in Sembene Sinne, Anhänger der Religion der Ahnen) betrifft, lehnt Sembene jeglichen Kompromiss ab. Er wählte diesen Titel für seinen fünften Spielfilm realisiert nach La Noire de … (1966), Le Mandat (1968, mit dem Untertitel Manda bi, sein erster Film auf Wolof), Emitaï (1971, dieu du tonnerre) und Xala (1974). Was die Gemination angeht, wollte Sembene trotz der finanziellen Konsequenzen dieser Unnachgiebigkeit keinerlei Kompromiss eingehen. Aber durch harte Arbeit, mit Durchsetzungskraft und Professionalität, hat er sich auf nationaler und internationaler Ebene einen Namen gemacht, sowohl in der Literaturwelt als auch in der Filmindustrie. Sein erster Spielfilm La Noire de… wurde mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Dem Jean Vigo Preis, dem Tanit d’or bei den Journées cinématographiques de Carthages (1966) (Filmfestival von Karthago), dem Preis für beste afrikanische Regie beim Festival Mondial des Arts Nègres, der betrachtet wurde als ein Kulturelles Ereignis außergewöhnlicher Natur und der auf Veranlassung des Poet-Präsidenten vom 1. bis zum 24. April 1966 in Dakar stattfand. Berechtigte Stimmen meldeten sich von überall und übten einen leichten Druck auf den Präsidenten Senghor aus. Nach acht Jahren Verbot wird letzterer schließlich teilweise nachgeben, verlangte aber dagegen einen Vorvorspann, der klarstellt, dass die erzählte Geschichte der Vergangenheit gehört und in keinerlei Zusammenhang mit der Gegenwart steht. Indem er die Vorführung der Filmproduktion CEDDO erlaubte, fürchtete Leopold Sedar Senghor, der ein christlicher Präsident in einem Land war, wo die überwiegende Mehrheit der islamischen Religion angehörte, die wertvolle Unterstützung der religiösen Führer, von der er bis dahin weitgehend profitierte, zu verlieren. Denn in Ceddo verherrlichte Sembene die afrikanische Spiritualität, die traditionelle Religion und prangerte die gleichzeitige Subversion der christlichen und islamischen Religion an, die alle beide die soziokulturellen Grundlagen Schwarzafrikas untergegraben haben. Der Poet-Präsident machte außerdem gegenüber einem berühmten Schriftsteller aus dem Kongo das Geständnis, dass er dem Regisseur von Ceddo übelnahm, dass er offensichtlich darauf behaart Sembene Ousmane zu schreiben, wie es der mächtige Kolonisator vorschrieb, während er, als Präsident der Republik Senegal ordnete, dass man sich an die afrikanische Tradition streng hält, indem man den Vornamen vor dem Nachnamen schreibt. Für den unbeugsamen „unverwüstlichen“ Sembene trug diese vom Präsidenten verordnete Richtlinie nur einem zweitrangigen um nicht zu sagen unbedeutenden Aspekt des Problems der Aufwertung der afrikanischen Kultur Rechnung, während er lange zögerte, die wesentliche Initiative, die er hätte treffen müssen, in die Tat umzusetzen. Der Tag an dem er miterleben wird, dass der Wille, mit der Kolonialordnung zu brechen, sich klar abzeichnete, oder besser wenn er merken wird, dass die Grundlagen einer nationalen effektiven


Souveränität vorausgesetzt sind, wird er demzufolge stolz sein, sich jede Verordnung anzupassen, die die nationale Würde festigen würde, was im Übrigen untrennbar mit der Menschenwürde ist. Was die wesentlichen Fragen angeht, einschließlich der Rekonstruktion von Geschichte durch die verformte Version seitens der Kolonisatoren, blieb also Sembene Ousmane unnachgiebig. So war er stets der Ansicht, anstatt ausführlich über Nationalsprachen zu diskutieren, sollte man eher den Entschluss fassen, sie als Schrift zu benutzen, und somit werden die Regeln sich allmählich klar abzeichnen. Nur so kann man logischerweise bestimmen, was ein Fehler ist oder nicht. Er hält an seiner Überzeugung fest und lehnt jeden Kompromiss ab, der dazu neigt, zur Veränderung seiner Sprache beizutragen. Diese Unbeugsamkeit, die eng verbunden ist mit seinen Prinzipien, veranlasste die französische Regierung, die Aufführung seiner Filmproduktion Camp de Thiaroye (1987, preisgekrönt bei den Internationalen Filmfestspiele Venedig) zu verbieten. Der Film erzählt über die barbarische Niederschlagung durch französische Kolonialtruppen von der die demobilisierten „Tirailleurs Sénégalais“, Veteranen des 2. Weltkriegs, die ihre Abfindungen und Solde verlangten, Opfer waren. Um sich dem Publikum gemäß dem vorher festgelegten Plan vorzustellen, sagte Ismaïla Diagne dass: „Es ist schwierig von sich selbst zu erzählen, aber ich werde es versuchen“. Er studierte Geisteswissenschaft in Senegal, wo seiner Meinung nach das elitäre Bildungswesen nicht der afrikanischen Realitäten angemessen war: „ Wir haben praktisch angefangen als Doktoranden die afrikanischen Autoren zu studieren“. Er war Lehrer in Rufisque, Saint Louis und schließlich Dakar. Er war tätig in der Verwaltung als Censeur des Études (Beamter, der für die Schulordnung zuständig ist) am Galandou Diouf Gymnasium und hat an die Arbeit der Commission nationale de lʼenseignement du français (Nationalausschuss für den Französischunterricht) als ansässiger Professor teilgenommen. Um den Titel seines neulich erschienenen Buches zu rechtfertigen, dass das davor Les sociétés africaines au miroir de Sembene Ousmane fortsetzt, sagte er: „Um Sembene besser verstehen zu können, sollte man ihn nicht oberflächig lesen. Er empfiehlt ihm aufmerksam zu lesen und erneut zu lesen, man soll sich dabei bewusst machen, dass er über ernsthafte und komplexe Problemen schreibt, die die Vergangenheit und die Gegenwart mehrerer tausende Individuen betreffen und dies bezieht sich nachhaltig auf deren Zukunft“. Er ist deshalb als Schauspieler in vielen Filmen zu sehen. Nach Ansicht des Autors von Lire et relire Sembene Ousmane, dem in Ceddo die Rolle eines Entführers, in Guelwaar die eines Bettlers, der die Koranschule besucht, spielt, hat die natürliche, körperliche und besonders moralische Schönheit der afrikanischen Frau eine bedeutende Rolle in Sembene Ousmanes Werk, Literatur und Film, gespielt. Oft hat er der Mut und die Erfindungsgabe dieser Frau, Wächterin der fruchtbarsten Werte, gelobt. Er hat nicht versäumt, die unterwürfige Nachahmung anzuprangern, von der sie immer mehr Opfer werden. Sie bleichen sich übermäßig die Hautfarbe und setzen sich selbst dermaßen herab. Sembene Ousmane, Romanautor und Filmemacher, ist ein produktiver Schöpfer. Die Anzahl und Qualität seiner Romane und Filme machen ihm zum „Unsterblichen“. Sein Wunsch war stets gewesen das eigentliche Image der Gesellschaft treu zu zeigen, er fügte oft hinzu, dass er engagiertere Werke produzieren könne, aber sie würden keinesfalls der gegenwärtigen Evolution unserer Gesellschaften entsprechen. Gesellschaft, die vom Xala (temporäre Machtlosigkeit) unter der die Führungskräfte leiden, die unfähig sind, eine nachhaltige Entwicklung, die bei allen Schichten spürbar wäre, zu fördern.


Obwohl Sembene gebürtiger Senegalese ist, ist er paradoxerweise besser bekannt und besser geschätzt außerhalb seiner Heimat. Die senegalesischen Behörden sollten sein Erbe fördern. Sein großes Vorhaben bestand darin, einen Film über „Samory“ zu drehen, aber am 9. Juni 2007 starb er, ohne einen Film über sein Leben zu drehen und besonders der Film seines Lebens gedreht zu haben: „Samory“ ein schon 1980 geplantes Projekt. Immer wieder von den Grenzkonflikten in den geplanten Drehorten gestört, von der Krankheit geschwächt, gibt er am Ende zu: „Wenn ich es nicht machen kann, dann eben jemand anderes!“. Sembene Ousmane wusste, dass er nicht ewig leben wird, deshalb wollte er alles, was er zu tun hatte, am besten machen, und zwar in der für ihn vorgeplanten Zeit. Auf diese Worte hin, verabredete sich Ismaïla Diagne mit dem Publikum für den 10. Juni um 16 Uhr in den neuen Räumen des Verlags Harmattan, um sich über das Werk des verstorbenen Sembene Ousmane „den Älteren der Alten“ wie ihn seine Filmemacher-Kollege liebevoll nannten, weiter auszutauschen. Das Goethe-Institut hat den Wunsch ausgesprochen, eine Woche lang Vorführungen zu Ehren Sembene zu organisieren. Mit einer Slam-Performanz von Kemit, ist das Literaturtreffen zu Ende gegangen. Endverfasser: Prof. Ismaïla Diagne Übersetzer: Al Hassane Niang


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